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Straßenjunge

Oder der One-Shot, der einfach keine Ruhe geben wollte
von

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Ich habe gerade eine spontane Phase und da der dritte Teil der Straßenjunge Reihe fertig ist, hab ich beschlossen, ihn gleich hochzuladen. Ich denke, dass darauf jetzt wahrscheinlich nichts mehr folgt, aber das hatte ich nach dem ersten ja auch geplant, also würde ich darauf jetzt nicht unbedingt vertrauen...

Trotzdem viel Spaß!
 

Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl. Jakob war seit zwei Wochen aus dem Krankenhaus und lebte jetzt mit seinen Eltern zuhause. Ich wusste, dass er sie nicht mochte, klar, aber so wie er am Telefon immer mit mir redete, ging es ihm anscheinend ganz gut; vielleicht hatten seine Eltern endlich begriffen, dass sie sich um ihren Sohn kümmern mussten.

Seufzend legte ich meinen Kopf nach hinten auf die Sessellehne. Wahrscheinlich war ich nur eifersüchtig. Jakob war nicht mehr auf mich angewiesen. Er war jetzt selbstständig. Er hatte eine Familie, mit der er Zeit verbrachte. Und er hatte seit vorgestern nicht mehr angerufen.

„Was ist los, Daniel?“, fragte meine Mutter und ließ sich auf das Sofa sinken. Ich winkte ab, dann platzte es aus mir heraus: „Jakob meldet sich nicht mehr! Seit vorgestern schon!“ „Vielleicht hat er ja keine Zeit… vielleicht kommt er jetzt besser mit seiner Mutter zurecht. Ich weiß schon, dass du dich ein bisschen benachteiligt fühlst, aber versuch dich für ihn zu freuen!“

„Ja, mach mir Schuldgefühle“, beschwerte ich mich, stand auf und ging zum Fenster. „Ich will mich ja für ihn freuen…“, gab ich zu, „aber… Mensch, ich will auch mal was von meinem Freund! Wenn wir schon… na ja, zusammen sind.“ Ich wurde rot.

Das Telefon klingelte und meine Mutter lachte auf, als ich hin flitzte. „Ja?“, hauchte ich atemlos hinein. „Daniel?“ „Jake“, seufzte ich und ließ mich an der Wand entlang hinab rutschen. Meine Beine waren ganz schwach, sobald ich seine Stimme hören konnte. „Wow… du klingst fertig…“ „Ich… Himmel, bin ich froh dich zu hören!“ Einige Sekunden vergingen, dann fragte Jake neckend: „Hast du mich vermisst, Liebling?“ „Ja…“, hauchte ich und wurde knallrot. „Ich hab dich auch vermisst…“, wisperte Jakob und mir lag die etwas zickige Frage „Warum hast du nicht angerufen?“ auf der Zunge. Ich fragte es nicht. Ich wollte das schöne Gefühl nicht kaputt machen.

„Wie geht es dir?“, fragte Jakob sanft und ich seufzte leise. „Gut.“ „Aber?“ „Ich vermisse dich…“ „Soll ich vorbeikommen? Oder wollen wir uns irgendwo treffen?“ Ich wollte wirklich ja sagen, aber ich hatte den Mund kaum auf, als Jake gehetzt meinte: „Du, ich glaub ich muss weg… es tut mir leid, Liebling. Ich meld mich so schnell wie möglich wieder… ich liebe dich, Daniel.“

Nur noch tuten. Jakob hatte aufgelegt. Und ich wurde sauer. Wütend legte ich auf und knallte das Telefon auf den Schrank.

„Mistkerl!“, knurrte ich und stiefelte zurück ins Wohnzimmer. Meine Mutter sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, als ich mich auf den Sessel warf und schnaufte wie ein wütender Büffel.

„Lass mich raten, es war ein Vertreter!“, scherzte meine Mutter. „Er hat einfach aufgelegt!“ So langsam sickerte es durch und zu meiner Wut mischten sich Sorge und Trauer. „Einfach aufgelegt…“, flüsterte ich erneut.

„Warum denn das?“ „Weiß nicht… er hat gemeint er muss weg…“ „Vielleicht hat seine Mutter was für ihn zu tun?“ „Aber…“, ich sah sie an und wisperte, „Ich will meinen Jakob haben…“ Tränen begannen hoffnungslos über meine Wangen zu rinnen und meine Mutter legte mir eine Hand aufs Knie. „Warum gehst du nicht zu ihm?“ Ich lachte bitter, dann fragte ich: „Weißt du wo Familie Schneider wohnt?“

Meine Mutter schwieg und das sogar eine ganze Zeit. Dann stand sie ruckartig auf und verließ den Raum. Ich legte den Kopf in den Nacken. Jakob… warum hatte er jetzt einfach aufgelegt? Und wenn man mal näher darüber nachdachte… warum gab er mir weder Telefon noch Handynummer und gleich gar keine Adresse? Ich wusste immer noch nicht viel über ihn…

Die Minuten schienen sich ewig in die Länge zu ziehen und ich konnte mich einfach nicht zu irgendwas aufraffen.

Als es dunkel wurde und der Regen eines Sommergewitters die Scheiben zu benetzen begann – etwa eine dreiviertel Stunde nach Jakobs Anruf – kam meine Mutter freudestrahlend zurück und rief: „Ich hab’s!“

„Was?“, fragte ich träge. „Seine Adresse!“ Sofort war ich hellwach. Meine Mutter schlug entsprechende Seite im Telefonbuch auf und fuhr mit dem Zeigefinger über die beinahe unendliche Reihe Schneiders. „Hier!“ Der Finger stoppte bei Helmut und Angela Schneider.

„Woher weißt du denn die Namen seiner Eltern?“, wollte ich wissen. Meine Mutter wurde glatt ein wenig rot. „Ich… tja, ich hab im Krankenhaus angerufen…“ „Und die haben es dir einfach gesagt?“, wollte ich wissen. Durften sie eigentlich nicht mal. Mama wurde wieder rot und nuschelte irgendetwas von „Treffen“ und „Kennen“ und „Essen“ und „Arzt“. Meine Mutter hatte was mit einem Arzt. Ausgerechnet einem Arzt. Na ja, eigentlich war es auch egal. Irgendwie schön. Der Mann war mir sympathisch gewesen. Und meine Mama verdiente es.

Ich hatte gemischte Gefühle, als ich mich mit dem Telefon auf meinem Bett breit machte. Das Tuten klang in meinen Ohren irgendwie falsch. Aber vielleicht war ich nur nervös.

„Schneider?“, schnauzte eine Stimme. Ich bekam echt Angst. „Ähm… guten Tag Herr Schneider… ich würde gerne Jakob sprechen.“ „Ist nicht da!“ „Wie jetzt?“ Ich war perplex. Ich war verwirrt. Und scheiße ja, ich war eifersüchtig. Wo war der Kerl? Konnte sich am Telefon nicht richtig verabschieden, aber fortgehen.

„Wann kommt er den wieder?“, fragte ich leicht säuerlich. „Keine Ahnung.“ Jetzt wurde ich wirklich sauer, doch schon die nächsten Worte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren: „Der war doch schon seit Tagen nicht mehr da!“
 

Ich fühlte mich wie betäubt, als ich auflegte und zurück ins Wohnzimmer tapste. „Und?“, wollte meine Mutter wissen. „Seit Tagen verschwunden“, murmelte ich und erst jetzt, wo meine Worte durchs Zimmer hallten, wurde mir klar, was sie wirklich aussagten und mir rutschte das Herz in die Hose.

„Jakob ist weg!“, brüllte ich und sprang aus dem Sofa, auf das ich mich eben hatte fallen lassen. Mit nahezu wildem Blick starrte ich meine Mutter an: „Wir müssen ihn finden! Verdammt, warum ist er nicht einfach zu uns gekommen?“

Meine Mutter hatte nicht mal Zeit den Mund aufzumachen, da war ich schon hinaus auf den Flur gestürmt, hatte Schuhe angezogen und rannte auf die Straße.

Ich rannte planlos die Straße entlang, in meinen Gedanken nur Jakob. Scheiße, wo war der Kerl? Warum war er von Zuhause abgehauen? Und Himmel, hätte er nicht einfach zu uns kommen können? Von mir aus auch zur Polizei oder in ein Heim oder sonst wo hin… Hauptsache er war in Sicherheit, hatte ein Dach überm Kopf und was zu Essen!

Und just in dem Moment, als wollte es meine Ängste weiter schüren, begann das Gewitter erneut.

Erst grollte es in der Ferne, dann begannen die Tropfen zu fallen.

„Jakob!“, murmelte ich. „Blieb stehen, Daniel!“ Ich drehte mich um. Meine Mutter. Sie kam auf mich zu, reichte mit meine Jacke und bat: „Beruhig dich. Du findest ihn nie, wenn du wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend läufst!“

„Ich laufe gar nicht…“ Ich seufzte und fuhr mir durchs Haar. „Ich mach mir doch nur Sorgen um Jakob!“ Der Blick meiner Mutter war sanft und liebevoll. „Wir werden ihn finden.“

Na toll. Irgendwie hatte ich kaum Hoffnung, meinen Jakob jemals wieder zu sehen. Ihn erneut in meine Arme schließen zu können. Ich rieb mir über die Augen. Ich wollte nicht weinen.

„Wo könnte er sein?“, überlegte meine Mutter und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Mauer!

„Hey!“, rief meine Mutter mir nach, aber ich hörte ihr nicht zu. Ich rannte… ich rannte und rannte und rannte. Irgendwann musste ich langsamer laufen, ich konnte nicht mehr.

Als das Hupen ertönte, zuckte ich zusammen. Das Auto meiner Mutter hielt neben mir an. „Irgendwie, mein Sohn, bist du nicht sonderlich intelligent.“

Ich stieg ein und meine Mutter grinste mich an. „Gut, dass ich geraten habe, wo du hin willst!“ „Mama?“ „Ja?“ „Dankeschön.“

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie Gas gab.
 

Das Auto hatte kaum richtig angehalten, als ich auch schon heraussprang und über die Straße rannte. Ich hatte doch Recht gehabt, da saß er. Nass. Zitternd. Und es trieb mir beinahe wieder die Tränen in die Augen.

„Jakob!“, rief ich, er drehte sich verblüfft um und ich sprang geradezu in seine Arme. „Dan…“ „Du blöder, blöder Kerl!“, unterbrach ich ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. „Ähm…“ „Warum bist du nicht Zuhause? Oder zu uns gekommen? Warum machst du mir Sorgen? Und warum hast du einfach aufgelegt?“

Ich sah ihn an und bemerkte jetzt erst richtig, dass ich auf seinem Schoß saß. Meine Mutter langsam und mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu uns. Ich grinste ihr entgegen, endlich wieder in Jakes Armen.

„Dan, ich musste auflegen. Ich hatte kein Geld mehr.“ Plötzlich grummelte sein Magen. „Seit wann hast du schon wieder nichts gegessen?“ Ich zog ihn mit mir auf die Füße. „Gehen wir was Essen, Jungs!“, schlug meine Mutter vor und machte sich bereits auf den Weg zum Auto. „Kann ich mir nicht leisten…“, murmelte Jake, doch als Mama und ich ihn böse ansahen, seufzte er und gab sich geschlagen.
 

„Warum bist du von Zuhause weggelaufen, Jakob?“, fragte meine Mutter sanft. Eine ganze Weile konnte er nicht antworten, weil ich ihn fütterte, dann schaffte er es meine Hand zu greifen und mich daran zu hindern. Stattdessen verschränkte er meine Hand mit seiner und ich lehnte mich an ihn. Am Liebsten würde ich ihn nie wieder loslassen.

Jakob küsste mein Haar und erklärte ohne meine Mutter anzusehen: „Sie haben mir den Kontakt verboten. Sie wollte nicht, dass ich dich sehen.“ Ich spürte, wie er meine Hand fester drückte. War ich vorhin sauer auf ihn gewesen?

„Wo lebst du jetzt?“, wollte ich leise wissen. Jakob ließ meine Hand los und nahm mich dafür in den Arm. „Wo wohl?“, fragte er bitter, „Ich war doch schon immer auf der Straße.“

Meiner Mutter seufzte und griff nach Jakobs Hand. „Du kommst mit zu uns.“ Beide sahen wir sie an. „Ich kann mich nicht von Ihnen aushalten lassen.“ „Das sollst du nicht… also, nicht lange. Ich helfe dir, wir finden einen Ausbildungsplatz und dann kannst du sozusagen in die Haushaltskasse einzahlen.“ „Aber…“ „Sieh es als WG… und tu’s für mich…“, bat ich.

Jakob blickte mich lange und fest an, bis ich unter seinem Blick zitterte. „Morgen hol ich meine Sachen“, erklärte er leise, bevor er mich küsste. Ich hab ihn vermisst und Himmel, niemals wieder will ich so was fühlen.

Meine Mutter grinste und stand auf. „Ich lass euch mal alleine. Ich hab einen Termin!“ „Bei deinem Arzt?“, fragte ich neckend. Meine Mutter wurde rot.

„Sie geht mit deinem Arzt!“, weihte ich Jake ein. Meine Mama grinste und ging. Wir bemerkten es kaum, den Jake küsste mich erneut, am Besten er hörte nie wieder damit auf…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ririm
2010-03-23T10:55:02+00:00 23.03.2010 11:55
YO!
(Jaja die von Gravitation wieder ^_^)

Erst mal: Ein super Tolles FF BRAVO!!!
Nein echt! Ich finde es Mega gut! Die Story regt einen echt zum Nachdenken an. Ich finde es toll dass du, beabsichtigt oder nicht, auf die Probleme von Straßenkindern mit diesem FF aufmerksam machst.
Ich liebe diese FF, die auch eine gewisse Moral beinhalten.

Mach weiter so!



Von:  xXMomokoXx
2009-07-28T01:43:42+00:00 28.07.2009 03:43
Huhu^^

finde deine FF echt klasse^^ Echt toll geschrieben und die Charas sind auch total toll. Mir gefällt die Story sehr, würde mich über Bescheid freuen, wenn du wieder eine neue FF schreibst^^

LG momo
PS: FAVO


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