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The Dark Side of the Moon

Marauding Love
von

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Chapter XXII

Chapter XXII ≈ »Friendship Never Ends«
 

Sirius tauchte erst drei Tage später wieder auf.

Er hatte eine Eule mit einer Nachricht kommen lassen, dass es ihm gut ging aber dass er sich noch erholen wollte, doch Remus glaubte, dass er ihm einfach noch so lang wie möglich aus dem Weg gehen wollte. Als Sirius plötzlich vollkommen unverhofft eines morgens in der Küche saß und mit Peter Kaffee trank, wäre der Werwolf am liebsten einfach wieder auf dem Absatz umgedreht und zurück ins Bett geschlichen, doch Wormtail hatte seine Anwesenheit durch ein fröhliches “Guten Morgen!” leider schon verraten.

Der Morgen begann überhaupt nicht gut. Remus sah die dicke Narbe an Sirius’ Oberarm, da er ein T-Shirt trug und er schluckte schwer, wagte es nicht noch näher an den Tisch heranzutreten und blieb betreten und voller Reue in der Küchentür stehen. Ansonsten machte sein Freund einen guten Eindruck. Sirius’ dunkelbraunes, fast schwarzes Haar war sauber gekämmt und zu einem kurzen Zopf gebunden, sein Gesicht hatte Farbe und er war offensichtlich gesund genug, um aufrecht zu sitzen und sich sogar zu ihm umzudrehen. Todkrank war er nicht. Aber es war sicher nah dran gewesen.

“Guten Morgen”, krächzte Remus heiser, als Peter ihn abwartend ansah.

“Alles okay? Willst du ‘nen Kaffee?”

“Nee”, antwortete Remus schnell und sah zum Kühlschrank. “Ich nehm’ mir selbst was, bleib sitzen.”

Er ging hinüber zum Kühlschrank, der erstaunlicherweise ein vollkommen nichtmagischer Gegenstand war - bis auf die Tatsache, dass er keinen Strom brauchte - und nahm sich eine Tüte Milch heraus. Er bemerkte, dass der Tisch auch für ihn und James gedeckt war und so setzte er sich auf den Platz neben Peter, goss sich Milch in seine Tasse und starrte auf die kalte, weiße Flüssigkeit. Peinliches Schweigen erfüllte den Raum, als Peter sich über sein Marmeladenbrot hermachte. Sirius hatte bereits gegessen, das verrieten die Krümel auf seinem Teller und die Butter an seinem Messer. Er trank nicht. Er hatte Angst, dass die Milch verdorben schmecken würde. Nicht, weil sie dick oder flockig aussah, sondern weil die Schuldgefühle sie bitter machen würden.

“Er is’ vor ‘na Stunde angekommen”, nuschelte Peter mit vollem Mund, dann schluckte er sein Brot runter und griff selbst nach der Milch, um seinen Kaffee zu strecken. “Hat eben geduscht und ist wieder fit.”

“Hab ich dich geweckt?”

Remus sah auf, als Sirius seine Stimme erhoben hatte. Er schüttelte rasch den Kopf. “Geweckt?”

“Weil ich doch geduscht habe.”

“Ach so... Nee. Hast du nicht.”

Jetzt erst trank Remus die Milch, um nicht noch mehr sagen zu müssen. Auch Sirius schwieg. Beide wussten wohl nicht recht, was sie zum Besten geben sollten. Peter schien das gar nicht aufzufallen; er aß sein Brot auf, trank genüsslich seinen Kaffee und stand schließlich mit den Worten auf, dass er mal James wecken wollte, weil der sonst wieder bis mittags schlafen würde. Remus hätte ihn zu gerne festgehalten, um nicht mit Sirius alleine zu sein, doch etwas Alberneres hätte er wohl kaum tun können und so ließ er ihn gehen, auch wenn er es nicht lassen konnte, ihm einen sehnsüchtigen Blick hinterher zu werfen.

Remus griff nach der Milch und schenkte sich nach. Sirius sah ihn an. Er ignorierte es so gut es ging, trank noch einen Schluck Milch, doch er spürte, dass ihm das nun auch nicht mehr helfen würde. Da war einfach zu viel, das zwischen ihnen schwebte.

“Du, ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten.”

Sirius war es, der es aussprach. Remus war ihm sehr dankbar dafür. Er nickte zaghaft, stellte die Tasse ab und atmete tief ein.

“Ja, das glaube ich auch”, sagte er mit fester Stimme. Sein Herz schlug ein wenig schneller. Davor hatte er sich gefürchtet aber noch mehr hatte ihn die Angst davor zermürbt, dass Sirius gar nicht mehr mit ihm reden würde. Es war ein gutes Zeichen. Hoffentlich.

“Ich hab viel nachgedacht die letzten Tage.”

Sirius drehte seine Kaffeetasse in der Hand. Nun hatte er seinen Blick gesenkt, was es für beide einfacher machte, denn nun musste auch Remus ihn nicht ansehen.

“Es tut mir Leid, dass ich uns in diese Lage gebracht habe. Ich meine das Nachsitzen”, fügte er hastig hinzu, um nicht missverstanden zu werden. “Ich werde dir zu einem späteren Zeitpunkt erzählen, was oder wer mich dazu bewegt hat, noch länger in der Klinik zu bleiben, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Es ist ziemlich viel passiert... Und was geschehen ist, bei Vollmond, nehme ich dir nicht übel. Es war nicht deine Schuld.”

“Doch”, erwiderte Remus und sah auf. “Es war meine Schuld. Ich war wütend auf dich und das hat mich selbst in meiner Wolfsgestalt in Rage versetzt.”

“Es ist ja wohl nicht deine Schuld, dass ich dich wütend gemacht habe, oder?” lachte Sirius gequält. “Mach dir darüber keine Gedanken. Ich hab mir selbst genug Gedanken gemacht, um ganz Slytherin mit Hirnschmalz zu versorgen. Und über eines bin ich mir im Klaren: Die Freundschaft zu dir, James und Peter ist mir das Wichtigste.”

Remus sah ihn verständnislos an. Sirius bemerkte den Blick nicht, da er noch immer in seinen Kaffee starrte.

“Ich will sagen, dass mir meine Familie nichts bedeutet. Ihr seid meine Familie. Hogwarts ist mein Zuhause. James ist der große Bruder, zu dem ich aufsehe. Du bist der kleine Bruder, den ich beschützen will. Und Peter ist mein Bruder, der mein Schüler ist und der an meinen Lippen hängt. Ich habe begriffen, dass ich viel hätte zerstören können, wenn das mit James... Also, selbst wenn es geklappt hätte, verstehst du? Irgendwann hätte ich mich eingesperrt gefühlt und wäre fremdgegangen, oder er hätte es getan; vielleicht mit einem Mädchen. Und dann hätten wir uns gestritten, hätten uns gehasst und ich hätte ihn verloren. Wir hätten dann unsere Freunde untereinander aufgeteilt und mit ihnen über den jeweils anderen gelästert. Und darum sollten wir Inzest in unserer kleinen Familie vermeiden...”

Remus schwieg, nickte aber. Sirius nahm einen Schluck Kaffee. Kaum zu glauben, dass er so lange gebraucht hatte, um diese Erkenntnis zu erlangen. Das, was er gesagt hatte, war Remus von Anfang an klar gewesen. Vielleicht hätte er selbst es aussprechen sollen.

“Nur für das bessere Verständnis”, murmelte Remus leise und sah Sirius ins Gesicht. Der andere wollte ihn einfach nicht ansehen. “Ich habe dir vor ein paar Tagen gesagt, dass ich dich liebe und du hast mir gerade einen Korb gegeben, richtig?”

Sirius zögerte.

“Richtig”, sagte er dann und lachte schnaubend durch die Nase. Es war ihm unangenehm.

“Das war alles, was ich hören wollte.”

Endlich sah er auf. Der Animagus wirkte verdutzt, ein wenig verwirrt. Remus nickte. Sein Herz verkrampfte sich schmerzhaft.

“Ja. Es ist das einzig Richtige”, sagte er mit fester Stimme und stand auf. “Freundschaft ist unsterblich. Eine Liebe kann vergehen.”

Er zwang sich ein Lächeln auf.

“Und das wird sie. Wir sind jung und werden noch so viele Menschen kennen lernen, die sicher Potential haben. Vertrau mir.”

Er zwinkerte Sirius zu, strich sich das lange, braune Haar hinter die Ohren und sah auf den Flur. “Ich werde jetzt duschen gehen. Sprich erst einmal mit James. Du solltest ihm das gleiche sagen, findest du nicht?”

Sirius nickte.
 

Remus war froh, dass er nichts mehr sagte und dass er James oder Peter auf seinem Weg ins Bad nicht begegnete. Er hatte das schreckliche Bedürfnis zu weinen, doch er verkniff es sich selbst, als er die Badezimmertür hinter sich zugeschlossen hatte. Er hatte am Abend zuvor bereits geduscht aber im Moment wollte er nicht mehr als einen eiskalten Wasserstrahl in seinem Gesicht. Irgendwie fühlte er sich beinahe befreit. Es tat weh, so schrecklich weh - aber der Gedanke, dass es tatsächlich das einzig Richtige war und Sirius es ebenfalls so sah, war beruhigend und aufwühlend zugleich.

Wenn Sirius ihm ein Zeichen gegeben hätte, dass er sich vielleicht irgendwann eventuell unter Umständen eine Zukunft mit ihm hätte vorstellen können, wäre Remus bereit gewesen, seine heißgeliebten Prinzipien über Bord zu werfen.

Aber es war richtig so.

Es hätte nicht sein dürfen. Nicht jetzt und nicht irgendwann, wenn ihnen das, was nun zwischen ihnen war, wirklich wichtig war. Und das war es. Beiden war nichts wichtiger als diese Freundschaft, die Remus das Leben gerettet und Sirius eine Familie gegeben hatte. Peter hätte ohne sie niemanden gehabt und James und Sirius gehörten einfach zusammen, als Freunde. Unzertrennlich für immer.

Er war eifersüchtig gewesen. Wenn Sirius ihn nur einmal so sehnsüchtig und voller bedingungsloser Liebe angesehen hätte; er hätte Freudentränen vergossen. Tränen, die jetzt bitter schmeckten und sich mit dem kalten Wasser der Dusche vermengten, ungehört und nie gesehen über seine Wangen gespült wurden.

Sirius hatte immer nur James gesehen. Er war froh, sich keine Hoffnungen gemacht zu haben. Zumindest keine richtigen. Als er Sirius getröstet hatte, hatte irgendwas für einen Moment in ihm aufgeleuchtet. Ein Hoffnungsschimmer der so weit entfernt war, dass Remus ihn ohne Probleme hatte verjagen können. Sie beide mussten nun über etwas hinwegkommen, das nie da gewesen war.

Es werden andere kommen. Irgendwann.
 

| ... |
 

”Vater!”

Severus wurde von einem lauten, zornigen Ruf geweckt, schreckte auf und riss die Decke an sich heran. Er hatte die müden Augen sofort weit geöffnet, blickte alarmiert in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.

Abraxas hatte sich aufgerichtet, zog die Decke ebenfalls an sich heran und Severus musste darum kämpfen, nicht plötzlich vor dem Sohn des schönen Aristokraten entblößt zu werden. Sein Herz raste wild. Träumte er noch? Eben noch hatte er sich an den warmen Körper neben sich geschmiegt, versunken in einen angenehmen, traumlosen Schlaf, aus dem er so jäh herausgerissen worden war, dass er sich tatsächlich erst einmal fragen musste, ob das hier wirklich geschah oder nur in seinem Kopf, in welchem gerade reges Chaos herrschte. Plötzlich durchzuckte ihn ein scharfer Schmerz, der von seinem Anus ausging und er verzog das Gesicht. Jetzt merkte er, dass er wach war. Eindeutig.

“Nicht schon wieder...”

Lucius’ Stimme klang enttäuscht und wütend. Severus rieb sich die Augen, rutschte dann weiter unter die Decke. Er fühlte sich ertappt. Er hätte nicht bleiben dürfen. Nun hatte er Abraxas Schwierigkeiten bereitet. Moment... Hatte Lucius ”nicht schon wieder” gesagt?

“Beruhig dich, Lucius.” Abraxas strich sein langes Haar zurück und schwang seine Beine aus dem Bett. Lucius hielt sich angewidert die Augen zu. Severus wusste nicht warum, da er fand, dass Abraxas’ Körper wirklich ansehnlich war aber es lag wohl einfach daran, dass es sein Vater war und man seinen eigenen Vater ungern nackt sah.

“Ich soll mich beruhigen? Warum? Ist etwa schon wieder nicht so wie es aussieht?”

“Ich denke, dass es ziemlich eindeutig ist, Lucius, aber lass mich erklären. Dein Freund...”

“...ist erst sechzehn, Vater.”

Lucius zitterte vor Wut. Abraxas war in seiner Bewegung stehen geblieben, sah seinen Sohn mit geweiteten Augen an, als dieser um das Bett herum ging, Severus den Morgenmantel seines Vaters reichte und an seinem Arm zerrte.

“Steh auf”, zischte er dem Jüngeren zu. Severus wusste gar nicht, wie ihm geschah. Mit zittrigen Knien stieg er aus dem Bett, mit seinen Händen seinen Intimbereich verbergend, ehe Lucius ihm den schwarzen, seidenen Morgenmantel umlegte. Er schob die Arme durch die Ärmel und schloss ihn hastig.

“Das hat er mir nicht gesagt”, murmelte Abraxas und warf Severus einen unverhohlen vorwurfsvollen Blick zu. Er wusste nicht, ob er sich entschuldigen sollte. Im Moment wusste er gar nichts. Sein Kopf schlief noch und der Schmerz betäubte alles andere. Er verstand gar nichts mehr. Vollkommen verwirrt und kopflos ging er Lucius hinterher, der nun seine Hand hielt und sie so fest drückte, dass es ihm das Blut abschnürte.

“Lass mich raten: du hast ihn wahrscheinlich nicht einmal gefragt. Du erwartest, dass jeder meiner Freunde volljährig ist, weil er ein Glas Wein halten und deine ermüdenden Monologe erdulden kann, richtig?”

Abraxas ließ sich wieder auf das Bett sinken. Severus sah verwirrt zwischen den beiden hin und her und hatte das Bedürfnis, sich einfach auf den Boden zu schmeißen und weiter zu schlafen, um dieses ekelhafte Gefühl, das er einfach nicht zuordnen konnte, auszublenden.

“Wahrscheinlich hast du ihm das Blaue vom Himmel versprochen. Setzt du dein Mal nur dafür ein, deine Bedürfnisse zu befriedigen? Auch noch mit meinen Freunden? Weiß der Dunkle Lord davon?”

Jetzt erst bemerkte Severus, dass Lucius ihn als Freund bezeichnete. Seine Gedanken hatten Schwierigkeiten dem Gespräch zu folgen.

“Du hast ihm hoffentlich gesagt, dass nicht jeder Affe es tragen darf, nicht wahr? Dass der Dunkle Lord es nur jene tragen lässt, die ihm nahe stehen? Du hast ihn geködert, richtig?”

“Ich weiß das aber”, krächzte Severus mit müder Stimme und sah verteidigend zu Lucius auf. “Ich weiß dass das kein Verein ist, dem ich einfach beitreten kann.”

“Schön”, schnaubte Lucius. “Dann hast du einigen etwas voraus.”

Er zog an Severus Hand, zerrte ihn hinüber zur Verbindungstür. Fort von Abraxas. Fort von dem Bett, in dem er geschlafen hatte und in dem er sich so unwohl und so wohl wie schon lange nicht mehr gefühlt hatte.

Er hatte geglaubt, dass Abraxas wusste, wie alt er war und dass er sich einfach nicht darum geschert hatte. Severus hatte ihm verraten, dass er gerne Edith Piaf hörte.

”Edith Piaf ist eher meine Generation, nein, viel eher die meines Vaters. Seltsam, dass du in deinem Alter auf solche Musik zurückgreifst”, hatte der ältere Malfoy gesagt und eigentlich war Severus sich da beinahe sicher gewesen, dass Lucius vielleicht mal erwähnt hatte, wie alt er war. Oder zumindest dass er auch Minderjährige eingeladen hatte. So schlimm war es nun auch wieder nicht. Er war schon sehr bald siebzehn und in der Welt der Zauberer somit volljährig.

Er hatte noch irgendwas sagen wollen. Irgendwas entschuldigendes, aber Lucius hatte einfach nach seinen Kleidern auf dem Sessel gegriffen und ihn nach draußen gezogen. Hatte die Tür geschlagen. Und schon war eine dicke Schicht Massivholz zwischen ihm und Abraxas.

“Es tut mir Leid, Lucius”, murmelte Severus, als er weitergezogen wurde. Wohin? Er sah die Türen der Zimmer an sich vorbeirauschen. Verschwommen.

“Das sollte es auch. Mutter ist krank und da greift Vater gerne mal auf weniger fragile Körper zurück. Das konntest du natürlich nicht wissen.” Er klang sarkastisch.

“Verzeih mir...” Severus sah zu Lucius’ Hinterkopf auf. “Es tut mir Leid, wirklich. Ich wollte nicht zwischen deinen Vater und deine Mutter treten, ich... Ich weiß selbst nicht, was ich wollte. Aber er hat mich nicht gezwungen.”

“Er hat seine Methoden”, verkündete Lucius laut, stieß eine Tür auf und zog Severus in einen großen, sehr edel und antik eingerichteten Raum. Ein Bett, ein Schreibtisch, eine Balkontür. Lucius’ Zimmer.

“Dusch dich” - er wies auf eine Tür am Ende des Raumes - “zieh dich an und dann gehen wir runter zum Frühstück. Ich musste Rosier die ganze Nacht betüdeln, weil du nicht aufzufinden warst. Du weißt doch, wie sehr er dich mag.”

Severus öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Lucius wies mit so viel Nachdruck auf die Badezimmertür, dass ihm im ersten Moment die Wort im Hals stecken blieben. Er schluckte sie runter, ehe er sie erneut hervorwürgte, zwar fest entschlossen zu duschen, aber nicht ehe er verstanden hatte, was hier zum Teufel gerade gespielt wurde.

“Er mag mich? Er hing doch die ganze Zeit an dir!”

“So naiv kannst du nicht sein, Severus.“

Lucius’ Stimme glich einem Donnergrollen, doch der jüngere wich nicht zurück. Er sah ihm verständnislos entgegen, wurde gleichzeitig selber immer wütender und ballte seine Hände zu Fäusten.

Genau so hat er dich doch auf ihn aufmerksam machen können, oder? Ich denke, offensichtlicher hätte er es nicht anstellen können. Und jetzt geh duschen, deine Haare triefen und du stinkst.”

Severus zögerte. Diese oft gehörte und leicht verdauliche Beleidigung schadete ihm keineswegs, er konnte nur nicht glauben, was er da gerade gehört hatte.

Zeugte es, dass er nicht bemerkt hatte, dass Rosier ihn eifersüchtig machen wollte, tatsächlich von Naivität oder einfach nur davon, dass Rosier furchtbar schlecht in solcherlei Angelegenheiten war? Seltsamerweise kümmerte es ihn gar nicht, dass Rosier da wohl etwas für ihn hegte, das man als Gefühl hätte bezeichnen können. Es wunderte ihn zwar aber sehr viel mehr empfand er in Anbetracht dieser Neuigkeit auch nicht. Außer Verwirrung.

“Aha”, machte er, blieb noch einen Augenblick lang stehen, doch Lucius kümmerte sich nicht mehr um ihn und widmete sich einem Wandschrank, ähnlich dem, der in Abraxas’ Zimmer in die Wand eingelassen war und neben Umhängen auch Peitschen, Rohrstöcke, Gerten, Paddel und eine erstaunliche Auswahl an Buttplugs beinhaltete.

Er drehte sich um und ging zum Bad.

Wach werden. Er musste wach werden.

War es ihm wirklich so egal, was Rosier für ihn empfand? Er fühlte nichts. Kein Mitleid für seine unerwiderten Gefühle. Keine Liebe. Keinen Ekel. Nicht einmal Wut, weil er ihn hatte eifersüchtig machen wollen und ihn somit fast die ganze Zeit vollständig ignoriert hatte. Er fühlte sich nicht schlecht, weil er es nicht bemerkt hatte. Selbst als er den wohlriechenden Morgenmantel abgelegt hatte und den kühlen Wasserstrahl der Dusche auf seiner Brust empfing, langsam wach wurde, spürte er nicht mehr als nackte Gleichgültigkeit.

Evan Rosier war ihm egal.

Er war einfach da. Das war okay. Und dass er ihn lieben könnte kümmerte ihn nicht. Wenn er ihn nicht darauf ansprach und Rosier darauf verzichtete, ihm seine Gefühle zu gestehen, würde einfach alles bleiben wie bisher. Sie lebten nebeneinanderher, jeder sein eigenes Leben, ohne sich in die Quere zu kommen. Er kannte Evan kaum. Für ihn war er nur der eingebildete, hochnäsige Todesser-Sohn, der wahrscheinlich gleich nach Vollendung des siebten Schuljahres dem Dunklen Lord vorgestellt werden würde.

Er hätte ein Sprungbrett für ihn sein können doch plötzlich war Severus selbst das egal. Er konnte andere Beziehungen nutzen. Mulciber oder Lucius Malfoy selbst, der ihn als Freund bezeichnet hatte. Auf Abraxas wollte er erst mal verzichten.

Er drehte sich um und zischte laut auf, schlug sich mit beiden Fäusten gegen den Kopf, als Wasser über seine offenen Striemen und in die Spalte zwischen seinen Pobacken lief. Das Wasser spülte das Blut fort und das Sperma, das an seinen Schenkeln und zwischen seinen Pobacken festgetrocknet war und beim Laufen gebröselt hatte. Er kratzte über den Schorf an seinen Armen, senkte seinen Kopf und das Wasser tropfte aus seinen Haaren, lief über sein schmales Gesicht und perlte von seiner Hakennase.

Letzte Nacht war er begehrt worden. Von einem Mann den er nicht kannte. Vielleicht war es auch das gewesen, das ihn zusätzlich zu dieser Tat bewegt hatte. Aber eins wusste er. Das würde er niemals vergessen. Es war vielleicht nicht seine erste sexuelle Erfahrung gewesen aber es war ein erstes Mal gewesen.

Das erste mal, dass er dagelegen hatte und gefickt wurde. Für einen Moment wollte er lächeln, doch es verging ihm, als ihm erneut das Gesicht seines Vaters in den Kopf kam. Seine Gedanken waren plötzlich so furchtbar klar, dass er lieber wieder todmüde sein wollte.

Severus griff nach einer pastellgrünen Shampooflasche und drückte sich eine wallnussgroße Portion von dem wohlriechenden Zeug in die Hand. Er schäumte sich die Haare ein. Der Schaum lief ihm den offenen Rücken hinab. Er hatte sich darauf vorbereitet, gab keinen Laut von sich und schloss die Augen. Es brannte. Aber auch das würde vergehen.

Er konnte hören, wie Lucius seinen Schreibtischstuhl im Nebenzimmer zurückzog. Ob er extra auf ihn wartete? Er schmunzelte. Erst dachte er, dass er wohl weltweit der einzige Mensch war, der auf ihn warten würde - denn an Rosier dachte er schon gar nicht mehr - doch dann atmete er tief ein und merkte, wonach das Shampoo roch. Unweigerlich dachte er an das Mädchen mit dem blumigen Namen, das daheim, nicht weit entfernt von Spinner’s End, auf ihn wartete.
 

[/Chapter XXII]
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Finvara
2012-06-15T11:28:09+00:00 15.06.2012 13:28
Hell yes!
Ich liebe diese FF.
Sie fesselt mich und laesst mich nicht merh los/. Du gibts genuegen Freiraum um selbst zu denken und zu fantasiere, aber vergisst dabei die Handlung nicht.

Ich denke, einiges hier haette wirklich in Harry Potter geschehen koennen. Zu der Zeit der Marauders.
Ich haette nicht gedacht, dass ich mal eine FF zu ihnen lese und gut finden wuerde. Ich kann sie alle nicht leiden. Aber du zeichnest ein Bild, das fern ab der gaengigen Klisches ist, sie trotzdem aufgreifst und vor allem zeichnest eine dunkle Welt. Weg von dem Snape ist einfach nnur boese, oder uas der anderen Richtung, Black ist einfach nur der boese. Du zeichnest alle Charaktere gut, verstaendlich und verleihst ihnen etwas eigenes.
Die Angst ist spuernar, die Gefuehle, einfach alles. Ich habe das Gefuehl selbst da zu sein. Ich leide mit Snape, ebenso mit Sirius oder Remus.

Ich wuerde mir nur wuenschen, das du Peter vielleicht ein wenig staerker raus arbeitest. ich mein er ist der Mitlauefer, aber er sollte schon auch etwas eigenes bekommen.

Liebe Gruesse,
Vara


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