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Mariposa

von

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Ein Gast

So hier das dritte Kapitel. Viel hab ich erlich gesagt, dazu nichts zu sagen XD Außer: Danke an alle neuen Leser, die dazugekommen sind m(_ _)m
 

So und nu Kapitel 3 ^^

Hoffe es ist nicht zu verwirrend.
 

Kapitel 03

Ein Gast
 

„Master Cain. ...Master Cain? ...Master Cain! ...MASTER CAIN!“

„Schrei mich gefälligst nicht an!“

Leise seufzte ich und strich mir durch die Haare, der Junge war wirklich nicht gerade einfach zu händeln. Ich stand sicher schon eine Stunde hier und versuchte seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er war ein richtiger Tagträumer.

„Was willst du denn?!“

„Verzeiht Master Cain, aber es sind einige Herrschaften hier, die mit Eurem Vater sprechen wollen.“

„Und wegen so etwas störst du mich?! Sag ihnen, er ist nicht da und schick sie weg!“

Es war schwer diesen rotzbengel nicht einfach übers knie zu legen, aber ich lächelte geduldig.

„Das habe ich bereits versucht, aber sie sagten, dass sie einen Termin mit ihm gehabt hätten. Es ginge um einen nicht ganz unerheblichen Geldbetrag, den er ihnen schulden würde.“

Es war zwei Monate her, seit ich mich um die Eltern des jungen Cain gekümmert hatte, seitdem tauchten immer mehr Gläubiger auf, die Geld wollten oder einen gleichwertigen Ersatz.

Der Junge war zwar durchaus Ergeizig und ließ sich trotz seiner erst 16 Jahre nicht die Butter vom Brot nehmen. Allerdings fehlte es ihm an praktischer Erfahrung, was das verhandeln und Geschäfte abschließen betraf. Es war auch nicht gerade einfach, ebenso ehrgeizige Geschäftsmänner, die seit Jahrzehnten in dieser Branche tätig waren, daran zu hindern, einfach wieder um zudrehen, wenn sie sahen, das sie nicht mit Herrn Radcliff, sondern mit dessen Sohn vorlieb nehmen sollten.

Abgesehen davon, waren Cains Umgangsformen mehr als Rüde, was es auch nicht gerade erleichterte.

„Es geht immer um einen „nicht ganz unerheblichen Geldbetrag“! Warum nerven die mich damit? Haben die nichts besseres zu tun? Wie einem Kind Süßigkeiten klauen oder so etwas?“ Ich konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen, als ich ihn so griesgrämig schmollen sah. In solchen Moment zeigte sich, das er eben doch nur ein Kind war.

„Nun, nachdem eure Eltern nicht mehr hier sind, seit Ihr nun mal jetzt der Hausherr und müsst Euch um so was kümmern, so leidig das ist“

„Schon gut, schon gut“, schnaufte er und stand auf, „Ich geh ja schon.“ Er griff nach der Tasse Tee auf dem Tisch, trank einen Schluck und verzog daraufhin angewidert das Gesicht. Der Rest der Tasse wurde in den nächsten Blumenkübel gegossen. „Und du bringst mir frischen Tee.“

„Sehr wohl, Master Cain“, schmunzelte ich ihm nach und musste Grinsen, als die Tür geräuschvoll zuging. Ich mochte dieses Temperament, in gewissen Moment. Es war lange her, das ich so jemanden begegnet war.

Das Verließ, in welchem mein neuer Master gesessen hatte, habe ich oft besucht, um das zu finden, was ich brauchte. Nirgends sind Menschen interessanter, als im Angesicht von Qual und Demütigung. Doch leider sind sie manchmal wie Glas, viel zu zerbrechlich. Das machte sie für mich unbrauchbar mit der Zeit. Doch als ich ihn sah. Diesen Jungen, in dessen Augen selbst nach der Tortour, der Stolz ungebrochen war. Dessen Gedanken sich um Rache drehten, an denen, die ihm das angetan hatten. Mein schwarzes Blut kocht richtig, wenn ich ihn sah und ich spürte eine unglaubliche Leidenschaft für diesen Knaben, welche ich seit Jahrhunderten nicht mehr gefühlt hatte. Ich musste ihn haben, koste es was es wolle.

Geduldig hatte ich gewartet, auf den Moment, wo ich ihm das Angebot machen konnte. Und ja, sein Peiniger hatte recht, Cains Stimme war wundervoll gewesen, als er vor Schmerzen geschrienen und gekeucht hatte. Ich hatte diese Momente nicht weniger Genossen als er, auch wenn ich die Auswirkungen auf den schönen jungen Körper sehr bedauert hatte. Doch das Schicksal wollte es, das ich diesen Frevel sühnen konnte.

Lange hatte ich keine Gelegenheit mehr gehabt, den Todeslauten eines Menschen zu lauschen und das Leben aus seinen Augen entweichen zu sehen. Es hatte gut getan, das Blut auf der Haut zu spüren und zu hören, wie das Herz von Master Cains Peiniger seine letzte Schläge tat, ehe es für immer schwieg. Nie wieder würde er ihn mit seinen unreinen Händen berühren können und ihm diese süssen Laute entlocken. Er war es nicht würdig gewesen, solche Töne hören zu dürfen. Der Andere...mh...so was nannte man wohl Kollateralschaden. Sein Pech war es gewesen, da zu sein, als der Junge mich rief.
 

***
 

Die Flucht aus dem kalten und für Cain unwürdigen Gefängnis war schon fast zu einfach gewesen. Menschen waren so einfältig und so übermäßig stolz auf ihre Waffen, die kleine Kugeln aus Blei schossen. Sie denken, damit kann man alles erlegen. Für mich hatte es die Sache umso einfacher gemacht und es war eine Genugtuung, sie an ihrem Blei ersticken zu lassen und zuzusehen, wie der Schnee sich Rot färbte.
 

Cain war so angenehm leicht zu tragen gewesen, das ich ohne große Mühe mit ihm aus den Toren spazieren konnte, um einen geeigneten Platz zu finden, damit ich ihn versorgen konnte. Leider waren auch hier die Besitzer des Herrenhauses im Weg. Menschen waren so egoistisch, dass sie selbst einem verletzten Jungen ablehnten zu helfen. Nun, im Keller hatten sie gutes Rattenfutter abgeben, ich war froh, dass der Junge einige Tage schlief und sich das nervige Geschrei und Gejammer nicht anhören hat müssen. Das hätte ihn wohl nur aufgeregt.

So hatte ich auch die Möglichkeit, mein Eigentum näher zu betrachten. In aller Ruhe und mit größter Sorgfalt.

Nachdem seine Wunden versorgt waren, wartete ich auf den richtigen Augenblick, um seine Heilung ein wenig voranzutreiben. In einer klaren Vollmondnacht, waren meine Chancen am besten dafür und diese war nicht mehr fern gewesen.

Ich hatte ein wenig nachhelfen müssen mit Keller, damit rechtzeitig Ruhe herrschten. Es gab nicht so viele Ratte wie früher, da wäre es in zwei Tagen erledigt gewesen. Leider war ich etwas unachtsam und setzte den Keller unter Wasser, nachdem die Hauptwasserleitung zerstört war. Das war eine ziemliche Bescherung gewesen, aber es war nicht wirklich tragisch. Fließendes Wasser wurde eh überbewertet.
 

***
 

Als das Mondlicht durch die Fenster schien, war es wie ein wohltuender Schauer, der durch meinen Körper fuhr, den ich erstmal eine Weile genoss, ehe ich mich zu meinem kranken Jungen setzte.

Meine Finger strichen über seine Stirn und durch die weichen Haare. Was für ein schöner Anblick er mir doch bot, mit diesem entspannten Gesichtsausdruck. Diesen habe ich schon vorher genießen können, als ich ihn nach unserer Ankunft gebadet habe. Aber jetzt schien er mir noch ausgeprägter.

Langsam beugte sich mich herunter und nippte an den unschuldigen Lippen, ehe sie gänzlich mit meinem verschmolzen. Ich fühlte seine Schmerzen, seine Sehnsucht nach Linderung und sein streben nach Rache. Der ungebrochene Stolz eines jungen, der alleine auf dieser Welt wandelt und sein Herz verschlossen hatte, durchströmte meine Adern.

Er war perfekt.

Meine Hand lag auf seiner Brust. Ich fühlte wie sein Herz klopfte und das Zeichen, welches ich ihm gegeben hatte, leuchtete auf. Mit dem Zeigefinger fuhr ich die Konturen federleicht nach.

Ein Schmetterling.
 

***
 

Der Junge erholte sich schneller, als ich es selbst für möglich gehalten hatte. Er hatte nur etwas Starthilfe meinerseits bekommen und ich hatte gedacht, das es dennoch gut zwei Monate dauern würde, bis er wieder fit war. Ich schrieb das seinem eisernen Willen zu, der ihn vorantrieb. Schon nach fast einer Woche konnte er wieder einigermaßen laufen, mit etwas Hilfe. Frecher wurde er auch immer.

Manchmal war selbst mir sein durchdringender Blick etwas unheimlich, wenn er mich bei wechseln der Verbände beobachtete.

Er hatte ein richtiges Engelsgesicht, aber er schaute immer so ernst und beugte mich skeptisch. Ich musste aufpassen, was ich sagte und tat, denn was ich nicht brauchen konnte, war sein Misstrauen. Aber Cain war nicht dumm. Er wusste das er mich brauchte, wenn er sein Ziel erreichen wollte und ich nutze das schamlos aus, indem ich ihn richtig abhängig machte von mir. Essen, trinken und ärztliche Versorgung bekam er nur von mir. Ich ließ keinerlei Kontakt nah draußen zu und war rund um die in seiner nähe.

Auch besorgte ich die Knutsche, die Pferde, die Kleidung und fuhr einen langen Umweg zu ihm nach Hause. Es war nicht schwer raus zu bekommen, dass seine Eltern eine Party für den Abend geplant hatten und genau diese sollte er sehen. Ich brauchte diesen Hass, dass Gefühl der Einsamkeit, um sicher zu sein, das Cain mir auch den richtigen Befehl gab, ohne später in Selbstmitleid zu versinken. Ab da wäre er nicht mehr gewesen, als ein kaputtes Spielzeug und wer wollte schon so etwas haben?

Meine Rechnung ging auf. Man sah es ihm nicht an, aber er kochte vor Wut, als er sah, wie seine Eltern mit dem Geld herum prassten, das sie für ihn bekommen hatten. Er war enttäuscht, verletzt und reagierte genau so, wie ich es gewollt hatte und ich bekam, was ich brauchte.

Die Schreie, die Angst, das Blut. Das war wie ein fünf Sterne Menü und ich labte mich daran.

Es war allerdings alles andere als geplant, das Cain reinkommen würde, als es vorbei war, während ich noch diesen Anblick genoss. Seine Tränen schienen meine Hand zu verbrennen, mit der ich ihm die Sicht versperrte. Ich wusste nicht warum, aber diese zu spüren, schmerzte mich und ich konnte den Drang nicht widerstehen, ihn fest an mich zu drücken.

Er zitterte richtig auf meinen Armen, als ich ihn nach oben gebrachte. Ich hatte ihn ziemlich mit Blut eingesaut, ließ mir allerdings beim säubern seines Gesichtes viel Zeit. Blut stand ihm nicht, das hatte ich schon bei unseren ersten Treffen gemerkt, darum sollte er auch nie wieder welches auf seinem Körper haben.
 

***
 

„Master Cain? Hier ist ihr frischer Tee.“

Ich hielt ihm das Tablett hin, während die beiden Besucher ihren Standpunkt klar machten, warum man sie beim begleichen der Schulden bevorzugen sollten. Der junge Herr hörte nur mit halben Ohr hin und machte das auch unmissverständlich deutlich, was den Männern gar nicht gefiel.

„Ich möchte sofort mit dem Hausherrn sprechen!“ Der Altere der beiden, sprang mit hochroten Kopf auf.

„Dieser sitzt vor Ihnen“, antwortete ich lächelnd und deutete auf Cain, welcher ihn gelangweilt ansah. „Ich fürchte, sie müssen mit ihm sprechen, oder gehen.“ Das hatte ich schon so oft gesagt, in den letzten Wochen und die meisten reagierten so wie die Beiden. Sie waren wütend und stapften unter wüsten Androhungen und Beschimpfungen aus der Tür.

Mein Master seufzte leise und trank einen Schluck Tee.

„Ich hab darauf keine Lust mehr,...egal wer kommt ich will keinen mehr von diesen alten Säcken sehen verstanden?!“

„Sehr wohl, Master Cain.“ Ich konnte mir das Schmunzeln abermals nicht verkneifen, während ich seine filigranen Finger dabei beobachtete, wie sie mit der Schleife um seinen Hals spielten. Wenn er so in Gedanken war, war er unheimlich niedlich.

„Master Cain....?“

„Was denn?“

„Worüber denkt ihr nach, wenn ich fragen darf?“

„Über nichts bestimmtes...“

„Vielleicht würde euch ein kleiner Ausflug in die Stadt auf andere Gedanken bringen.“

„Ja, von mir aus. Da nerven mich diese gierigen Kerle wenigstens nicht.“
 

***~***
 

Es war angenehm aus dem Haus raus zu kommen und ein wenig durch die Straßen zu bummeln. Mit Sai an meiner Seite, fühlte ich mich auch recht sicher und hatte deswegen auch keine bedenken, wenn mich Leute auf der Straße ansprachen, so wie heute.

„Cain Radcliff?“ ein hochgewachsener Mann stand plötzlich lächelnd vor mir und nahm seinen Zylinder kurz ab, um sich leicht zu verbeugen, ehe er ihn wieder aufzog. „Es freut mich, Sie persönlich hier zu treffen. Ich wollte gerade los, um ihnen ein Telegramm zukommen zu lassen“

„So?...Und wer sind sie?“ skeptisch hob ich eine Braue und musterte ihn. Er kam mir nicht bekannt vor, woher kannte er dann mich?

„Was für ein benehmen, verzeiht mir. Léon Chariot ist mein Name.“

„Sie sind Franzose?“

„Das habt Ihr gut erkannt, junger Herr“ lächelte er entzückt.

„Und was wollt ihr von mir?“

„Ich hätte etwas geschäftliches mit Ihnen zu besprechen“ Genervt verdrehte ich die Augen.

“Wenn mein Vater ihnen Geld schuldet, können Sie gleich weitergehen. Für so was hab ich heute keine Nerven mehr.“

„Nein, nein. Er schuldete mir gar nichts, ich schuldete ihm Geld.“ Da wurde ich hellhörig und besah mir diesen Mann nun etwas genauer in seinem weißen Anzug und die blonden Haaren, fast schulterlangen Haaren.

„So?...Nun, ich hab noch nicht alle Unterlagen durchgesehen, die die Geschäfte meines Vaters betreffen...“

„Ich hatte mich schon gewundert, warum er sich nicht gemeldet hat, obwohl wir verabredet waren vor über einem Monat. Ich hörte er sei verschwunden?“

„Er ist vor den Gläubigern geflüchtet, zusammen mit meiner Mutter.“

„Und haben euch mit dem ganzen Arger alleine gelassen? Nicht sehr taktvoll. Ich bin sicher, in Eurem alter hattet ihr andere Dinge geplant, wie hinter einen Schreibtisch zu sitzen, Papier zu wälzen und Gläubiger zu bezahlen.“

„Das hatte ich durchaus ja...“

„Ich glaube das hier ist allerdings nicht der passende Ort, um über Geschäfte zu reden“, lächelte León charmant. „Vielleicht habt Ihr irgendwann etwas Zeit, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. Auch wenn eurer Vater nicht da ist, ich habe nicht gerne schulden und würde sie dann bei Euch begleichen.“

Er sah mir unvermitteltet in die Augen und ich brauchte einen Moment zum nachdenken. Dieses Tiefblau schien mich richtig verschlingen zu wollen.

„Gut. Kommen Sie morgen in mein Haus, dann reden wir.“

„Ich werde da sein, vielen dank, junger Sir Radcliff.“ Abermals verbeugte er sich leicht und verschwand in der Menge

„Meint Ihr, dass ist eine gute Idee Master Cain?“ Sais Frage kam ein wenig überraschend.

„Was soll schon passieren? Du bist doch da.“ Ich sah ihn an „Wage es nie wieder, meine Entscheidungen derart in Frage zu stellen!“

„Verzeiht,...Master Cain“
 

***
 

„Was für ein wundervolles Anwesen. Ihr Vater hatte Geschmack, junger Sir Radcliff“ León strahlte schon eine Weile über das ganze Gesicht, während er sich ein wenig herumführen ließ.

Ich hatte nicht wirklich Lust, mit diesen Kerl durch mein Haus zu wandern, als wäre es eine Touristenattraktion. Leider hatte er viel Geld mitgebracht, sehr viel Geld. Da konnte ich zu meinem Bedauern leider nicht nein sagen, als er mich danach fragte. Immerhin wusste man nie, wozu man ihn noch brauchen konnte, da er bisher der Einzige war, der Geld gebracht hatte und keines wollte.

„Ich kann mir aber vorstellen, das es oft etwas einsam ist.“

„Naja, es geht. Ich hab genug, um mir die Zeit zu vertreiben.“ Auch noch unwichtige Konversation betreiben, das hatte mir gerade noch gefehlt.

„Das kann ich mir vorstellen, Ihr Vater wird Sie mit einem ziemlichen Schuldenberg zurückgelassen haben.“ Er hatte ja keine Ahnung.

„Es geht....ich hatte es mir schlimmer vorgestellt“, log ich, um weitere indiskrete Frage zu vermeiden. Immer wieder warf ich einen dezenten Blick nach hinten. Sai lief mit etwas Abstand hinter uns her und schien nicht sehr begeistert von meinem Besuch zu sein.

„Und was für eine wunderschöne Parkanlage“ Ja, als Park konnte man den Garten wirklich bezeichnen. Breite Wege aus weißem Kies zogen sich durch das Gras, vorbei an üppigen Blumenbeeten, einem meterlangem Brunnen, mit vielen kitschigen Figuren, die irgendeine Szene aus dem römischen Reich darstellen sollten und viele Zierbäume. „...und so groß. Da werden sie eine ganze Armee von Gärtner mit beschäftigen oder?“

„Mh, kann sein, dass weiß ich nicht...“

Was kümmerten mich die Gärtner? Außer von Sai und Angela, kannte ich von keinem den Namen hier.

Es waren Randfiguren, die sich auch gefälligst nicht blicken lassen sollten.

„Natürlich, woher sollten sie das wissen? Ich bin sicher, Sie haben genug um die Ohren, als das da noch Zeit bliebe, für Personalfragen“, lächelte León freundlich.

„So kann man es sagen,...darum kümmert sich Sai um das Personal.“ Ich deutete dezent nach hinten, wo sich der Angesprochene leicht verbeugte, als mein Gast sich ihm zu wandte.

„Oh? Das ist natürlich sehr praktisch, jemand so verlässlichen zu haben. Ich wünschte, ich könnte auch diese Aufgabe, auf jemanden abwälzen. Es ist jedes mal nervenaufreibend, sich mit dem Personal herum zu schlagen“, er seufzte schon fast leidend, lächelte mich aber freundlich an.

„Wenn sie das sagen.“ Seine freundliche Art, brachte mich ein bisschen aus dem Konzept. Bisher war niemand freundlich zu mir, der Geschäfte mit meinem Vater gemacht hatte.

„Ich möchte nicht unverschämt sein, aber würden Sie mich zum Abendessen begleiten, junger Sir Radcliff?“

„Eigentlich hab ich noch einiges zu tun.“

„Wir müssen ja nicht die ganze Nacht weggehen“, lachte er leise und sah mich grinsend an, „Tun Sie mir diesen Gefallen. Seit ich hier bin, esse ich immer alleine. Ich würde mich auch gerne noch etwas mit Ihnen unterhalten. Mir kam zu Ohren, Sie wollen das Geschäft ihres Vaters wieder aufbauen, vielleicht kann ich Ihnen dabei helfen.“

„Helfen, mh?“
 

***
 

Dieser Kerl war sehr aufdringlich und hatte keine Hemmungen, ohne Anmeldung einfach hereingeplatzt zu kommen.

„Einen wunderschönen guten Morgen, junger Cain!“, strahlte er mich an. Seit zwei Wochen kam er jeden Tag und störte mich. Ich hätte seine Einladung zum essen nicht annehmen sollen. Nun hängte er wie eine Klette an mir.

„Morgen“, grummelte ich leise und hielt mir die Hand genervt vor die Augen. Ich war ein Morgenmuffel und konnte solche sonnigen Gemüter am frühen Morgen einfach nicht ausstehen.

„Schon wieder so griesgrämig, junger Herr“ lachte León mich aus und setzte sich auf ein Stuhl mir gegenüber am Frühstückstisch. Auch wenn er nach seiner eigener Aussage 26 war, kam er mir manchmal vor wie 12. Ständig streunte er im Garten herum, zwischen den ganzen Zierbäumen und genoss seine Zeit am großen Brunnen, um mit meinen Zofen zu flirten. Immer wieder schwärmte er von meinem großen Herrenhaus, mit seinen vielen Zimmer, von denen nicht mal ¼ genutzt wurden und das Studier- sowie das Esszimmer hier, zogen ihn magisch an. Vermutlich, weil ich dort meist war.

„Müssen Sie nicht irgendwann mal wieder zurück nach Frankreich?“, diese Frage stellte ich eigentlich jedes mal, wenn ich ihn sah und jedes mal kam die selbe Antwort. „Noch läuft alles bestens dort, ohne mich.“

Sai war immer sehr ernst und Wortkarg, wenn León auftauchte. Ich wusste nicht warum. Er gab mir darauf keine Antwort, wenn ich Fragte, sondern lächelte immer nur. Aber der junge Franzose schien von Sai auch nicht wirklich begeistert zu sein. Es herrschte immer so eine gewisse Spannung im Raum und ich wartete immer nur auf ein großes Gewitter.

„Junger Cain, habt Ihr heute was vor?“

„Warum? Wollen Sie mich wieder irgendwo hinschleifen?“

„Ich schleife Sie doch nicht“, lachte er, „Ich möchte nur verhindern, dass Sie zu einem Stubenhocker werden. Hier gibt es so viele Dinge zu sehen und zu tun. Warum die schönen Tage hier im Haus verbringen, das voll gestellt ist mit dunklen Möbeln, die auf das Gemüt drücken?“

„Weil es ruhig ist?“

„Ich komm mir vor, als würde ein alter Mann vor mir sitzen.“ Das freche Grinsen kannte ich schon. Ich mochte nicht, dass er so freundschaftlich mit mir umging. Er plapperte wie ein Wasserfall.

Frau und Kinder hatte er. Zwei Mädchen. Ich hatte schon fast befürchtet, er wolle mich irgendwie mit einer davon zusammenbringen, aber sie waren zum Glück erst fünf Jahre. Er selbst handelte mit Möbeln. Es war schon witzig, dass ich in den zwei Wochen mehr über León erfahren habe, als von Sai die ganzen dreieinhalb Monate, seit er bei mir war. Allerdings interessierte mich das Leben meines Gegenübers nicht wirklich. Der Franzose war eher etwas lästig und ich konnte mir keinen Reim darauf machen, warum er ständig mich belästigen musste. Ich hatte keine Erinnerung daran, darum gebeten zu haben. Dennoch hatte ich irgendwie nicht das Bedürfnis, ihm das auch so zu sagen.
 

***~***
 

„Master Cain, Sie sollten sich nicht ständig von ihm überreden zu lassen, irgendwo hin zu gehen.“

Ich war sichtlich verärgert, dass der ungebetene Gast es wiedermal geschafft hatte, meinen Master aus dem Haus zu kriegen.

„Ja ich weiß schon“, knurrte er genervt, „Hör auf, mir das immer zu sagen!“

„Verzeiht Master Cain. Aber ich finde wirklich...“

„Sai! Schluss jetzt!“

„Na nun regen Sie sich nicht so auf, junger Cain“ León lachte und legte einen Arm freundschaftlich um die Schultern meines Herrn „So ein wütendes Gesicht steht Ihnen nicht. Der Gute macht nur seinen Job...“

Ich konnte es nicht genau sagen, aber irgendetwas war falsch an diesem Kerl. Ständig schlawänzelte er um den Jungen herum und versuchte, ihn von mir fern zu halten, warf mir gehässige Blicke zu und schickte unterschwellige Beleidigungen.

Ich würde ihm gerne seine Zunge rausreißen und sie ihm tief in den Rachen stopfen.

„Aber er ist ganz schön frech, eurer Butler.“

Es juckte mir in den Fingern, diese in seinem Blut zu baden, aber Master Cain schien bisher keine Anstalten zu machen, ihn loszuwerden.
 

***
 

„Für Geld solltet Ihr euch nicht derart verkaufen, Master Cain. Das ist unter Eurer Würde“ Ich nahm ihm seinen Mantel ab und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Es war schon dunkel draußen und mein junger Herr gähnte seit einer Weile.

„Ich verkaufe mich nicht, Sai!“

„Es gibt andere und bessere Wege, Eurer Ziel zu erreichen, ohne sich mit jemanden wie ihm abzugeben, nur weil er Euch seine finanzielle Hilfe angeboten hat.“

„Hör endlich auf damit! Du hörst dich an, wie eine eifersüchtige Ehefrau!“

Leise seufzte ich und half ihm beim entkleiden. Manchmal fände ich es sehr entspannend, wenn er einmal auf mich hören würde. Das war wohl der kindliche Trotz.

Langsam knöpfte ich sein Schlafhemd zu und ging die Vorhänge zuziehen. Danach zündete ich eine Kerze an und sah zu, wie mein Master ins Bett krabbelte, um es sich unter der Decke gemütlich zu machen.

„Ihr wisst, wenn Ihr ihn nicht sehen wollt, müsst Ihr mir das nur sagen...“

„Ja ich weiß“ Einen Moment wartete ich und seufzte dann. Da war wohl erstmal nichts zu machen und ich deckte ihm ordentlich zu.

„Schlaft gut, Master Cain.“

„Danke“, damit drehte er mir den Rücken zu. Vor einigen Wochen hatte der junge Herr darauf bestanden, dass ich bei ihm bleibe, bis er eingeschlafen war. So blieb ich auch heute stehen und beobachtete im schwachen Kerzenlicht, wie die Decke sich leicht hob und senkte während ich mir so meine Gedanken machte. Scheinbar vergaß der Junge, wem er eigentlich gehörte, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm gefiel es, mit dem ausländischen Geschäftsmann Zeit zu verbringen. Er ließ sich für meinen Geschmack zu leicht zu diesen zeitraubenden Ausflügen überreden, doch am Ende ärgerte er sich immer und knurrte wie nervig der Mann war. Trotzdem tat er nichts, um seine Besuch zu verhindern. Es war nicht das Geld, da war ich mir sicher.

Langsam beugte ich mich über ihn und hauchte in sein Ohr „Master Cain?“ Keine Reaktion. „Master Cain?“ Nun ich hörte ein leises Seufzten, dass mich Lächen ließ. Bei Bettberührung eingeschlafen, das war selten. Leise verließ ich fürs erste das Zimmer. Es gab noch einiges, dass ich vor zu breiten hatten.
 

***~***
 

„Hallo?!“

Unter mir ein Spiegel, über mir das nichts und um mich herum in einem kreisförmigen Abstand von drei Meter Nebel. Dick wie eine Suppe. Wo war der Bootssteg? Wo die Treppe? Ich wollte durch die Nebelwand gehen, aber irgendwie konnte ich laufen und laufen und laufen, aber ich kam dem weißem Dunst nicht näher. Von irgendwo hörte ich leises Tropfen. Doch ich konnte die Richtung nicht ausmachen. Es schien immer von woanders her zu kommen, aber es wurde immer lauter und immer schneller. Langsam schmerzte mein Kopf und ich musste mir die Ohren zuhalten, weil es langsam unerträglich wurde. Das Tropfen wurde zu einem lautem Rauschen und ich hatte das Gefühl, ich würde plötzlich einsinken. Der bisher so massive Spiegelboden schien langsam zu einer Art Treibsand zu werden, der mich unerbittlich verschluckte. Stück für Stück. Nirgends fand ich halt um es zu verhindern und konnte nur noch einmal tief Luft holen bis ich gänzlich in dem Spiegel verschwand.

Minuten vergingen in denen ich meine Augen fest geschlossen hatte und wartete. Darauf wartete erdrückt zu werden, zu ersticken oder zu fallen, aber nichts passierte.

Langsam öffnete ich erst ein Auge, dann das Andere, als ich unter meinen Finger etwas samtig weiches spürte.

Da war er wieder. Der Raum mit dem Schachbrettboden und dem unheimlichen Thron aus Knochen.

Aber worauf lag ich da? Wie ein Teppich fühlte sich das nicht an.

„Kissen.....“ Ich lag auf einem ganzen Berg davon in Blau und Schwarz. Der war vorher aber nicht da gewesen.

„Cain“, schnurrte mir jemand ins Ohr und ich fiel fast vor Schreck von dem Kissenberg. Ich hörte ein Kichern und drehte meinen Kopf nach hinten.

„Du...“ Mein anderes Ich grinste mich an und kam wie ein Tiger auf allen Vieren zu mir gekrabbelt, bis er über mir war. „Ich wusste, du würdest wiederkommen.“

„Es ist nicht so, als hätte ich eine Wahl gehabt...“ Seine Finger tanzten federleicht über meine Wange.

„Wolltest du nicht mehr herkommen? Das wäre aber gar nicht nett. Dabei hab ich dich so vermisst.“ Es war unheimlich, solche Worte mit meiner Stimme zu hören und mir dabei in die Augen zu sehen. Wobei, wir schienen nicht gänzlich gleich auszusehen. Seine Augen hatten einen leichten Stich ins Lila. Jetzt wo er mir so nah war, dass sich unsere Nasenspitzen berührten, war es zu erkennen.

Von meiner Wange wanderte die Hand über den Hals, auf die Brust

„Hier ist es sehr einsam...“ Sein Körper schmiegte sich an meinen und er leckte mit der Zungenspitze über meine Lippen. „Mhh,...lecker...“

Ich fand es nicht sehr komisch und ich sah ihn leicht mürrisch an „Was machst du da?“

„Ich will dir einen schönen Aufenthalt bereiten, seit du das Erste mal hier warst, hab ich nur gewartet, dass du wieder zu mir kommst...“

„Warum?“

„Mh, warum?“ Er schien darüber nachdenken zu müssen, griff dann aber ohne Vorwahrung an mein Hemd und riss es auf, das die Knöpfe absprangen. „Weil ich das so wollte“, grinste er mich genießend an.

„Du...bist nicht ich oder? Auch, wenn du so aussiehst.“

„Ich bin ein Teil von dir.“

„Ist das hier ein Traum?“

„Mh, vielleicht,...vielleicht auch nicht.“ Sanft streichelte er über meinen Bauch und begann sanft an meinem Hals zu sauen. Ich fühlte mich ein wenig benebelt. Mir war heiß und ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen. Dort stand er, der Thron und die mittlerweile skelettierten Schädel meiner Eltern schienen mich hämisch anzugrinsen. Es war, als hörte ich sie lachen und mir wurde etwas schwummrig. Die sanften Hände strichen über meine Hüfte und Oberschenkel und es wurde immer heißer. Ich musste meinen Augen schließen da sich alles zu drehen begann.
 

***
 

Immer wieder trat ich die Bettdecke von mir weg, doch diese wurde jedes mal wieder über mich gezogen

„Sai,....lass das, mir ist heiß!“, murrte ich in mein Kissen.

„Ich weiß Master Cain. Aber Ihr habt Fieber, da solltet Ihr nicht aufgedeckt hier herumliegen.“

„Fieber? Wie kommt das denn? Mir ging es gestern blendet“

„Ihr habt Euch vielleicht überanstrengt.“ Er legte ein feuchtes, kühles Tuch auf meine Stirn, als ich auf dem Rücken lag. Das tat so gut und ich seufzte leise. Wegen ein bisschen herumlaufen Fieber zu bekommen, hatte mir gerade noch gefehlt.

„Ihr solltet heute im Bett bleiben und Euch ausruhen. Möchtet Ihr was essen?“

„Nein...aber was zu trinken.“ Meine Kehle war staubtrocken.

„Ich bringe Euch was. Aber schön liegen bleiben.“

Ich konnte es nicht beschwören, vielleicht lag es am Fieber, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, Sai grinste, als er sich zum gehen um wandte.
 

***

Ende Kapitel 03



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  ReinaDoreen
2022-02-04T18:51:48+00:00 04.02.2022 19:51
Schade das es nicht mehr weiter geht.
LG reni

Von:  Midga
2010-03-28T17:34:17+00:00 28.03.2010 19:34
ah die geschichte is bis jetz wirklich gut!! nur schade das es bis jetz nur drei chaps sin xD
hmm.. mein erster gedanke ist ja das sai ein dämon ist.... ebr seit wann können dämonen heilen? das is in etwas so als würde ein bieblischer engel mit feuerbällen wärfen xD aber gut...
ich bin ja auch gespannt was sai bezweckt.. warum er ausgerechnet einen menschen braucht, um sein ziel zu kommen und was das für ein ziel ist...
an manchen stellen kam es so rüber als würde er sich von der angst und der pein seiner opfer stärken.. und das er deshalb cain als marionette braucht... hmhm... aber dann hätte er auch jeden anderen nehmen können..
was es allerdings mit den träumen auf sich hat... weiß ich nich.. ich könnt mir nur vorstellen das es entweder sein unterbewustsein ist, das seine gespaltenheit zeigt oder aber sai.. der cain dazu bringen will, weiter zu machen... letzteres könnt ich mir eher vorstellen *gg*
aber ein einfacher traum ist es sicher nich, dafür ist er zu.. makaber!
maaah.. ich find die story wirklich spannend!! xDD
und hoffe doch du schreibst noch weiter?
immerhin ist das ne gaaaanz fiese stelle zum aufhören *g*
also bin schon gespannt ^____^
lg Succu
Von:  jeanne123
2009-05-29T06:15:42+00:00 29.05.2009 08:15
Denke mal unter "gehören" versteht Sai das er als einziger Cain nahe sein darf und bis er stirbt an seiner Seite bleibt. Finde das es ziemlich gut raus zu lesen war als Sai über dem Bett gestanden hat und sich darüber aufgeregt hat warum der Gast soviel Zeit mit Cain verbringt und sich frägt ob wohl vergessen hatte wem er gehört. Die ganze Geschichte mit Leon wird wohl kein gutes Ende nehmen, Sai hat ja schon so viel Einfluss auf Cain das er ihn sicher dazu bringen wird das zu sagen was er gern hören will. Und töten scheit sein Hobby zu sein, wie es scheint.. seltsam war auch die Szene im Mondlicht als er Cain geheilt hat. Frag mich was er für ein Wesen ist und was er noch so alles drauf hat. Ja mit den Träumen kanni ch auch nix anfangen.. jedenfalls bin ich mir fast sicher das Sai was damit zu tun hat, aber wozu will er ihn bringen? Hoffe nächstes Kap bringt mehr Licht in die Dunkelheit :D
Von:  Koala
2009-05-02T18:32:49+00:00 02.05.2009 20:32
woooooooooooooow!!!^^
die ff ist echt der hammer xDD!!
geschichte und verlauf gefallen mir sehr gut!!^^
und du kannst echt spannend und bildlich scheiben..xDD
die geschichte kann man sich echt bildlich vorstellen...
schön schaurig spannend xDD *1+ geb*
auch wenn parallelen zu Kuroshituji nicht zu übersehen sind (oder gerade deswegen) ist die geschichte echt der hammer!!^^
kann kau das nächste abwarten^^

lg

Von:  ReinaDoreen
2009-04-19T11:25:32+00:00 19.04.2009 13:25
Sai hat also lange nach jemanden gesucht und Cain ist derjenige der dafür geeignet ist. Nur was ist es was Sai will. Seine Absichten liegen für mich nach wie vor im Dunklen. Cain trägt als Zeichen den Schmetterling, vom Sinnbild her etwas sehr unschuldiges. Ich hab da schon gestaunt, aber Cain ist im Grunde seiner Seele bestimmt auch so.
Sai ist überhaupt nicht begeistert, da Cain so oft etwas mit diesem Franzosen unternimmt. Ich frage mich allerdings auch was da dahinter steckt.
Auch dieser seltsame Traum (oder ist es vielleicht gar keiner) ist für mich nicht unordenbar. Ist es vielleicht doch Sai der das steuert?
Reni


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