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Verwirrte Gefühle

von

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~.~ Verwirrte Gefühle ~.~
 

Lady Gabria vom Lichtenhof sass auf einem grossen Stein und liess den Blick gedankenverloren über den glänzenden, blauen See schweifen. Ihr langes, goldblondenes Haar fiel ihr auf die zarten Schultern, ihre blasse Haut leuchtete rot von der Kälte des Wintertages. „Gabria“, hörte sie eine sanfte Stimme hinter sich. Sie drehte sich um und blickte in das besorgte Gesicht ihres Verlobten Graf Heinrich von Schönenfeld. Der grosse, blonde Mann trug einen schweren Mantel, den er Gabria um die nackten Schultern legte. „Du erkältest dich noch. Du solltest reingehen.“ „Ja, vielleicht“, antwortete sie geistesabwesend. Gabria stand auf, gab Heinrich einen zarten Kuss auf die Wangen und gemeinsam liefen sie zum Schloss hoch.
 

Auf einem Hügel, nicht weit vom See entfernt, stand eine andere Frau. Sie hatte die ganze Szene beobachtet und kochte vor Wut. Der starke Wind spielte mit ihren schwarzen Haaren, so dass die einst gepflegte Frisur nun zu wilden Locken zerfiel. Sie drehte sich um und stapfte durch den knöchelhohen Schnee zum Dorf hinab. Isabella war ihr Name.

Angekommen in ihrer zugigen Hütte rief Isabella Alexander zu sich. „Alexander“, so sprach sie: „du bist mir noch einen Gefallen schuldig. Sorg dafür, dass Gabria den hübschen Heinrich vergisst. Verführe sie. Sorg dafür, dass sie dich liebt.“ Verdutzt schaute Alexander Isabella an. Es stimmte, dass er ihr noch einen Gefallen schuldet, aber das hat er längst als vergessen angesehen. „Aber Isabella, selbst wenn Gabria mich lieben würde und nicht Heinrich, letztendlich wird es eine arrangierte Ehe sein. Gabria darf und wird nicht selber entscheiden, wenn sie heiraten will.“ Natürlich wusste Isabella das. Aber trotzdem, wenn Gabria sich weigert Heinrich zu heiraten, konnten auch ihre Eltern nichts dagegen tun. Und dann würde sie da sein, um den armen, innerlich ganz zerwühlten Heinrich zu trösten. Sie würde ihn innigst küssen, seinen zarten Mund spüren. Und Gabria wäre vergessen.
 

Gabrias Haare flatterten im Wind, als sie abseits des Dorfes und des Schlosses auf den Feldern spazieren ging. Sie brauchte Zeit alleine. Es half ihr, alle schlechten Gedanken zu vertreiben. Mitten in ihre Gedanken hinein hörte sie jemanden ihren Namen rufen: „Lady Gabria. Wartet, ich will euch begleiten“ Es war Alexander, ein junger Mann aus dem Dorf. Gabria dachte sich, wie hübsch er aussehe, so hatte sie ihn sich noch nie angesehen. Er hatte glänzendes schwarzes Haar, das ihm keck über die Augen fiel und leuchtend blaue Augen, die eine solche Leidenschaft ausdrückten, dass Gabria in ihnen zu versinken schien. Sie wusste nicht, was sagen, und würgte schliesslich ein „Ha- hallo Alexander“ raus. Sie sah ihn an und wollte, dass auch er sie immer nur ansehen würde. Sie spürte das Verlangen, ihn zu küssen, ihn zu berühren, seinen Körper zu spüren. Alexander grinste Gabria schelmisch an und flüsterte ihr zu: „Wolltet ihr nicht eigentlich spazieren gehen, oder sollen wir stehenbleiben“
 

Von diesem Tag an dachte Gabria nur häufig an Alexander. Wenn sie ins Dorf ging glaubte sie, ihn in jedem jungen Mann zu sehen. Aber jedes Mal wurde sie enttäuscht. Sie sah Alexander lange nicht, sehnte sich aber umso mehr danach, seine wunderbaren Augen wieder zu sehen, seinen Charme zu spüren. Jedes Mal, wenn sie an Alexander dachte, fühlte sie eine Wärme in ihrem Herzen, die sie die bitterkalten, trostlosen Wintertage vergessen liess. Ihren Eltern erzählte sie nichts davon, auch Heinrich nicht.

An einem bitterkalten Tag ging sie wieder einmal draussen spazieren, mit der leisen Hoffnung, wenn sie wieder am gleichen Ort vorbeiginge, wie dort, wo sie Alexander getroffen hatte, sei er wieder dort. Und er war tatsächlich da, aber nicht alleine. Sie sah eine ihr unbekannte Frau mit schwarzem Haar bei Alexander stehen. Leise schlich sie sich an und versteckte sich hinter einem immergrünen Busch um dem Gespräch zuzuhören. Warum sie das tat, war ihr nicht klar, vielleicht war es Instinkt. „Ich würde sagen, ich habe es geschafft“, prahlte Alexander: „Gabria liebt mich und dieses dumme Mädchen merkt nicht mal, dass ich nur mit ihr spiele. Du hättest sie sehen müssen, mit diesem schmachtenden Blick, mit dem sie mich angestarrt hatte“. Und Alexander begann so hämisch zu lachen, dass es Gabria fast das Herz zerriss. „Heinrich wird mir gehören!“, lachte Isabella: „Spiel du nur weiter dein Spiel, bis die merkt, was los ist, habe ich Heinrich längst geheiratet.“ Gabria merkte nicht einmal, dass ihr die Tränen die Wangen herunterliefen. Nie hätte sie gedacht, dass so etwas möglich wäre, Alexander hatte sie immer so verliebt angesehen.

Als Isabella und Alexander längst gegangen waren, lief Gabria nach Hause. Sie rannte immer schneller und schneller.
 

Beim Schloss empfing Heinrich die weinende, erschöpfte Gabria. Schluchzend erzählte sie ihm was passiert war. Er blieb lange wortlos, sagte dann aber leise zu Gabria: „Es ist gut, dass es so gekommen ist. Ich liebe dich nämlich, weisst du? Ich hätte es Isabella nie verziehen, wenn sie dich mir gestohlen hätte.“ Mit einem leichten Lächeln sah Gabria Heinrich an und in der Kälte des Wintertages küssten sie sich innigst. Aber kalt hatten sie nicht.



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