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Honigtraum

von

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in dem ich in einer Oper voller Seife gefangen bin

Das letzte Kapitel! Kekse gibts wieder am Ende

~
 

Am nächsten Morgen war nicht das Erste, was ich sah, eine hässliche Heizung, nein, es war millionenfach besser. Als ich die Augen aufschlug und mein Blick klar geworden war, erkannte ich Takehito, der mit geschlossenen Augen neben mir lag und ruhig vor sich hin atmete. Einer seiner Arme lag schlaff über meinem linken Arm. Ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen.

Er sah so friedlich und unschuldig aus, in diesem Moment. Ich konnte mich nicht beherrschen und musste mich vorbeugen, um ihm einen Kuss auf den Mund zu hauchen.

„Hm.. was is los?“, brummte er verschlafen und blinzelte mit seinen verquollenen Äuglein.

„Nichts, schlaf weiter“, flüsterte ich und strich ihm durchs dunkle Haar, dann rollte ich mich unter seinem Arm weg, schlug die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und tappte zum Bad.
 

Unter der Dusche schien sich alles zu klären, mein Hochgefühl sackte augenblicklich in den Keller und ich kam mir erbärmlich vor.

Ich hatte mit meinem Ex-Freund geschlafen.

Dabei hatte ich mir doch beweisen wollen, dass ich nichts mehr für ihn empfand. Wir hatten uns getrennt, weil die Gefühle abgeflaut waren und Takepi es lustig gefunden hatte sich mit anderen Kerlen zu vergnügen... Bei der Erinnerung wurde ich traurig.

Ich sah die Szene wieder vor mir:
 

Ich stolpere in die Wohnung, voller Vorfreude auf meinen Freund. Ich habe ihm Chili-Schokolade mitgebracht, die mag er doch so gerne. Die fremden Schuhe im Eingangsbereich fallen mir nicht auf, in meiner Euphorie, vor der ich nur so sprühe, die Jacke bemerke ich ebenfalls nicht.

Ich stürme ins Wohnzimmer. Keine Menschenseele. Aber er muss doch da sein.

Ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Ein ziemlich eindeutiges Geräusch, das mich vor Schreck die Schokolade loslassen lässt. Sie fällt auf den Teppich, ich höre wie sie bricht; ich spüre wie ein Herz bricht. Ich will es nicht sehen, oder hören, aber meine Beine tragen mich von selbst zur angelehnten Türe, hinter welcher das Stöhnen immer lauter wird. Tränen steigen mir in die Augen. Ich will weg!

Im nächsten Moment stehe ich im Raum und er blickt mich erschrocken an. Der andere hat blond gefärbte Haare, ein Piercing in der Fresse und ist etwa so alt wie ich.

Warum?

Er sagt irgendetwas, aber ich höre es nicht. Ich fange nur an ihn anzuschreien und den anderen zu beschimpfen. Am liebsten will ich den anderen umbringen. Tränen rinnen über mein Gesicht; sie sind warm, doch kommen mir eisig kalt vor. Als er aufspringen will, um mich zu beruhigen, drehe ich mich um und renne weg.
 

Ich wollte ihn wiederhaben.

Punkt.

Angesichts der kleinen Reise in die Vergangenheit, kam mir dieser Gedanke absurd vor und ich musste freudlos auflachen.

Intetsu, du bist so dumm. Du willst ihn wiederhaben?

Ja.

Nein, willst du nicht!

Er hatte mich so verletzt und jetzt wollte etwas in mir allen ernstes wieder mit ihm zusammen sein? Das zeugte nicht von sonderlicher Intelligenz, dafür von naiver Verliebtheit.

Ich stand inzwischen in der Küche vor der Kaffeemaschine, mit der Takehito nicht umzugehen wusste und siehe da, das pechschwarze Heißgetränk war zu genießen. Vielleicht sollte ich doch noch einmal versuchen ihn in die Kunst des Kaffeekochens einzuweihen.
 

Am Küchentisch sitzend und die Zeit im Auge behaltend, nippte ich an der Tasse, als Takehito reichlich zerzaust und nur mit Boxershorts bekleidet, in die er verkehrt geschlüpft war, aufkreuzte.

Ich hob den Blick und ein verklärtes Lächeln breitete sich auf meinen Zügen aus, worauf ich mir gleich wieder blöd vorkam. „Guten Morgen“, flötete ich, als wäre dies der glücklichste Tag in meinem und seinem Leben.

„Morgen“, brummte Takehito nur, schlurfte zum Kühlschrank und zog ein Tetrapack Orangensaft ans Küchenlicht, er trank einen Schluck und kam dann zu mir herüber.

Ich versuchte ruhig zu bleiben.

Alles in Ordnung. Ich hatte mit ihm geschlafen, na und?

Nichts ‚na und’!

Es war ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Ich war eben untervögelt und hatte es nötig, na und?

Nichts ‚na und’!

„Hör mal, ´tetsu wegen gestern“, hob er sofort an.

NEIN! Ich sprang auf wie vom Blitz getroffen. Das wollte ich nicht hören! Wenn er schon so anfing, war eines klar, es war ihm nicht ernst gewesen. Er wollte nichts mehr von mir und hatte mich gestern nur flachgelegt um seinen eigenen Trieben nachzukommen.

Okay.

In meiner Brust krampfte sich etwas zusammen; dieses Etwas war schon einmal entzwei gebrochen und ich wollte es nicht erneut flicken müssen, es war zu schmerzhaft. Besser ich fand mich jetzt mit dem Gedanken ab, dass zwischen mir und Takehito nichts mehr laufen könnte, außer einer sporadischen Fick-Beziehung, bevor ich mich in einer Sache verrannte, die meine verstandlose Liebe projizierte.
 

„Ich muss zur Arbeit“, log ich los und hastete davon.

„´tetsu“ Takehito folgte mir.

Nein, geh weg.

„Lauf nicht weg, bitte, wir können doch über alles reden“

Blablabla.

Das kannte man doch gut genug von Soap-Operas – ich hatte schon immer gefunden, dass Takehito zu viel Zeit vor dem Fernseher verbrachte.

„Da gibt’s nichts zu reden“, warf ich ganz in Seifenopermanier zurück und schlüpfte in meine Jacke.

„Aber-“

Die Türe knallte und ich lief mit gesenktem Kopf zum Fahrstuhl. In meinen Augen staute sich salziges Wasser. Nicht schon wieder. Ich hasste es zu heulen, doch diesmal konnte ich die Tränen nicht herunterschlucken, sie flossen einfach aus mir heraus, wie Tropfen aus einem undichten Hahn.
 

Schnluchzend strauchelte ich aus dem Aufzug und ins Freie. Ich lief in die Falsche Richtung, mit Absicht. Im Theater war um diese Uhrzeit sowieso nur der Hausmeister.

Ich kam Häusern vorbei und Kindern, die spielend über den Gehsteig hüpften. Am Himmel zeichneten sich Wolken ab und irgendwann verdichteten sie sich zu einem wahren Haufen, der aussah, wie graue Watte.

Als die ersten Regentropfen meine Nase trafen, war ich müde und die Tränen erschöpft. Ich hockte mich an eine Hauswand und vergrub das Gesicht in den Händen.

Für Passanten musste ich ein verzweifeltes Bild abgeben.

Und ich war auch verzweifelt.

Meine eine Liebe war enttäuscht worden; in der Anderen würde ich nie Erwiderung finden. Ich war so alleine in diesem Moment.
 

Allmählich begann ich die Menschen zu verstehen, die sie Haustiere hielten.

Ich mochte keine Viecher, weder Kleine noch Große. Die einen krabbelten mir zu viel, die Anderen haarten einem die Klamotten voll (obwohl ich zugeben musste, dass mit ein Chihuahua in blauem Pulloverchen sicher gut gestanden hätte), aber wenigstens waren sie treu, sie hörten einem zu, wenn man Kummer hatte und ließen einen nicht alleine. Wirklich traurig, dass man Ehrlichkeit und Loyalität nur noch bei Tieren finden konnte.

Ich seufzte schwer und rieb mir die Augen. Sicherlich waren sie jetzt noch viel röter, als sonst.

Als ich mich aufrichtete hatte sich der leichte Niesel bereits in einen dichter werdenden Vorhang aus Regen verwandelt.

Ich machte, dass ich weg kam, aus dem Nass.
 

„Wie siehst du denn aus?“, begrüßte Aoi mich, als ich in einen der Räume hinter den Kulissen ankam. Durchnässt, als wäre ich in einen Pool gefallen stand ich vor den wenigen Anwesenden, die es sich auf der schwefelgelben Couchgarnitur bequem gemacht hatten, Cola und Kaffee tranken und sich austauschten.

„Der Regen hat mich überrascht“, meinte ich kleinlaut und versuchte ein Lächeln, das misslang.

„Du brauchst was trockenes zum Anziehen, sonst erkältest du dich noch“, meinte Aoi, wie eine fürsorgliche Mutter, nahm mich bei der Hand und zog mich durch den Gang bis zur Requisite. „Wie gut, dass wir hier Klamotten en masse haben“ er strahlte mich an wie ein Honigkuchenpferd und sauste gleich los, um mir etwas Trockenes zum Anziehen zu besorgen. Er fand eine Hose und eine vergilbte Bluse mit Rüschen an Ärmeln und Kragen, sowie links und rechts der Knopfreihe, die zu groß war.

Ich musste aussehen, wie ein schlackiges Gespenst aus Europa, als ich aus der Umkleide gestakst kam. Aoi klatschte lachend in die Hände. „Süß“, quietschte er und mit leicht roten Wangen blickte ich zu meinen nackten Füßen, die in einem Paar warmen Pokémon-Hausschuhen steckten.

„Und jetzt hängen wir deine nassen Sachen über die Heizung, bis nach der Vorstellung sind sie dann sicher trocken“ der Kleine strahlte immer noch, als könne nichts seine Laune trüben.

Apropos Vorstellung. Müde seufzend dämpfte ich Aois Überschwänglichkeit.

„Was hast du?“, fragte er mit leicht schief gelegtem Kopf.

„Ich kann das nicht“, meinte ich und sah ihn aus traurigen Augen an.

„Wie?“ er verstand nicht.

„Ich kann das nicht“, wiederholte ich, schluchzte los und fiel ihm um den Hals, um mich an seiner Schulter auszuheulen. Ich wollte getröstet werden.

Ich spürte, wie nach einiger Zeit eine Hand auf meinen Rücken wanderte und darüber zu streicheln begann. Es tat so gut. Es beruhigte mich und ließ meinen Atem wieder ruhiger werden. Ich wusste, dass diese Geste ehrlich gemeint war und keinesfalls dazu diente mich in die Kiste zu kriegen – wäre ja noch schöner gewesen...
 

„Shh... Alles wird gut werden“, flüsterte er in mein Ohr, doch es würde lange dauern, bis wirklich ALLES wieder gut war.

Meinem Ex-Freund, in den ich immer noch verliebt war, genügte ich nur noch als Bettbespaßung und der junge Mann, mit dem ich in diesen Momenten mein Leid teilte, würde mich nie lieben.

„Wisch deine Tränen ab“, meinte Aoi nach einer Weile, schob mich von sich weg und sah mir ihn die verquollenen Augen. „und dann erzähl mir was los is! Das kann doch kaum an der Tatsache liegen, dass du jetzt die süße Prinzessin spielen musst, hm?“ er lächelte mich wieder an und ich konnte nicht anders als leicht zurück zu lächeln. Aoi wärmte mein Herz. Er war ein Sonnenschein und Zucker pur. Ich wollte ihn umarmen und nie wieder loslassen.
 

Wir setzten uns in einen Raum voller hässlicher Bilder an den Wänden und verzerrenden Spiegel. Einige machten dick, andere dünn, einige zogen einen in die Länge oder ließen aussehen, wie ein Pfannkuchen.

Ein verwirrender Wandbehang, meiner Meinung nach.

Aoi setzte sich mit mir auf eine weißlackierte Gartenbank, die unter der Fratze eines Monsterchens an der Wand stand.

„Also, was ist los, Intetsu-kun?“, wurde gefragt und man sah mich dabei durchdringend an.

Seufzen meinerseits. Ich sah zu meinen Händen, die tief vergraben in meinem Schoß lagen. „Ich bin verliebt“, murmelte ich irgendwann schniefend. „Hast du vielleicht ein Taschentuch“

„Leider nicht“, bedauerte Aoi, nachdem er seine Hosentaschen abgetastet hatte.

Na dann musste ich eben weiter schniefen. Eine ganze Zeit lang sagte ich gar nichts und Aoi schwieg, sah mich nur mitleidig an und wartete. Er wollte mich nicht drängen, er spürte, dass ich von alleine mit der Sprache rausrücken würde, wenn ich wollte.

„In zwei verschiedene Menschen“, redete ich irgendwann weiter, so leise, dass ich befürchtete Aoi würde es nicht verstehen.

Er sagte immer noch nichts, sondern blickte mich nur mit seinen leuchtenden Augen an, die so viel Wärme ausstrahlten, als wollten sie ihre Umgebung zum Blühen bringen.

Leider klappte dies momentan nicht bei mir. Ich tat alles andere, außer Blühen.

Wie ein Häufchen Elend saß ich vor dem Kleinen, kam mir erbärmlich vor und dumm; ich heulte mich bei meiner unerreichbaren Liebe aus, ganz toll.
 

„Keiner von Beiden liebt mich“

Oh Gott, jetzt machte ich auch noch einen auf Mitleid, ging es noch armseliger?

„Woher weißt du das?“ es war klar, dass diese Frage folgen würde und doch versetzte es mich für einen Augenblick in Staunen.

Aoi sah mich an. Er war so süß, wie er da saß in seinem blau-weiß gestreiften Pullover und den unordentlichen Schokoladenhaaren.

Schluss jetzt!

„Ich weiß es“, murmelte ich und schniefte wieder. „Aber vergiss das, Aoi-chan, ich will dich hier nicht vollheulen, das is echt...“ – schnief – „erbärmlich“

„Finde ich nicht“ Aoi zuckte mit den Schultern.

„Und ich kann heute einfach nicht spielen, das-“

„Doch, das kannst du, Intetsu-chan“ wieder dieses zuckerlastige Lächeln. Ob man davon dick werden konnte? „Du hast so lange darauf hingearbeitet. Es ist dein Meisterstück und du lebst für das was du tust! Gib es nicht auf, nur weil es so Arschlöcher gibt, die deine Liebe nicht erwidern“

Ich starrte ihn an. Ihm war natürlich nicht bewusst, dass er sich gerade selbst als Arschloch betitelt hatte und so lächelte er mich unverwandt an.
 

Schniefen.

„Aber... aber ich-“

„Kein aber, ich glaub an dich“ und er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf den Mund, genau wie ich es am gestrigen Abend im Auto getan hatte, dann stand er auf, und verschwand.

Wie versteinert saß ich da, hob die Hand und fuhr mir über die Lippen, die soeben von Aoi berührt worden waren. In meinem Magen tanzten Schmetterlinge hin und her, gleichzeitig zog mein Herz.

Es konnte nicht sein...
 

Ich war in der Maske fertig und wuselte nun in der Funktion als Regisseur zusammen mit meinem Koregisseur Kenzo hinter den Kulissen umher und gab Anweisungen. Ich steckte bereits in dem rosaroten Kimono, der mir zugegebener Weise wirklich gut stand. Ich fühlte mich wie eine kleine Blume darin, eine kleine Frühlingsblume, die mit ihrem Dasein Farbe in die sonst so grüntriste Wiese zauberte.

Auf meinen Liedern klebte ebenso rosa Glitzer-Liedschatten, der meinem ganzen Auftreten eine etwas sehr kitschigen Touch verlieh, aber dafür war der Lippenstift weggefallen, der Ryoheis Lippen verkleistert hatte.

„Und du musst wirklich aufpassen dass-“

„Jaha“ Kenzo war langsam wirklich genervt. Seit einer guten Dreiviertelstunde musste er sich mein Geschwafel anhören. Mach dies, mach das... Pass auf, dass... Und schau nach, ob... und merke dir, dass...

„Man, wir arbeiten seit einem Jahr zusammen, Intetsu, ich weiß wie das läuft“ er verdrehte die Augen.

„Gut“ ich versuchte tief durchzuatmen. „Ich bin nur so aufgeregt, weißt du? Ich stand noch nie so auf der Bühne... als Schauspieler... Als Hauptrolle, oh Gott“ ich fasste mir an die Stirn. „Ich brauch was zu trinken“ Gemeinsam mit Kenzo wanderten wir zum Raum mit der schwefelgelben Couchgarnitur, neben welcher sich auch ein Kühlschrank im Raum befand, welcher gekühlte Getränkte und Sandwichs beinhaltete.

Auf der Türe des Geräts klebten mehrere Post-it’s auf denen mehr oder weniger sinnvolle Sätze, Phrasen und Anweisungen standen, wie zu Beispiel: ‚Du bist, was du isst’ oder ‚Es gibt keinen Eistee mehr, bitte nachfüllen’. Manchmal waren da ganze Dialoge untereinander gepostet worden. ‚Ich hab erst letzte Woche Eistee besorgt, wer trinkt da so viel?’ – ‚Ich nicht, aber es wäre nett, wenn sich jemand um Nachschub kümmern würde’ ‚Tut mir Leid, ich muss gleich raus, aber warum kaufst du nicht selber welchen?’ so ging das ewig weiter.

Eistee war immer noch keiner zu finden, dafür Pappsüßer Kirschsaft, den ich mir in den Schlund kippte und gleich besser fühlte.
 

Trotzdem ging diese Aufregung nicht weg. Lampenfieber. Grausam. Erst jetzt verstand ich die Schauspieler. Vor den Vorstellungen waren sie hibbelig und konnten sich auf nichts konzentrieren, vor allem schienen sie meine Anweisungen zu missachten, was einen als natürlich aufregt. Sicher war ich als Regisseur auch nicht die Ruhe in Person, aber ich musste mich auf meine Leute verlassen und darauf, dass den Zuschauern das Stück gefiel.

Mein Blick fiel zur Uhr.

Eine Stunde bis zum Beginn.

Oh Gott. Der Einlass ging schon von statten, wie ich anhand des Stimmengewirrs feststellte, als ich noch einmal hinter der Bühne nachsah, ob alles und Jeder auf seinem Platz war. Yumehito saß auf einem Stuhl, das Textbuch auf dem Schoß und lächelte dümmlich vor sich hin.

„Du siehst hübsch aus in dem Kimono, Intetsu-san“, meinte er, als ich an ihm vorbei lief.

„Oh... erm, danke“ ich brachte ein Lächeln zu Stande.

„Du wirst fabelhaft spielen, Intetsu-san“, redete Yumehito weiter, in genau der gleichen Tonlage, wie zuvor.

„Meinst du?“ Ich bezweifelte, dass es sinnvoll war sich mit der Dummheit in Person über Schauspielerei zu beschäftigen, aber immerhin machte Yumehito seinen Job als Souffleur hervorragend.

„Ja“ er lächelte mich an und erinnerte mich dabei irgendwie an ein Kätzchen.

„Okay“ Ich patschte ihm auf den Kopf und watschelte dann davon.
 

Twenty minutes left und auf dem Weg zur Maske, um zu sehen, ob alle fertig waren, lief ich Aoi über den Weg.

Er wirkte ganz anders in voller Montur, mit der dunklen Schminke und massenhaft Make-up im Gesicht.

Er blieb vor mir stehen und zeigte das charakteristische Lächeln, welches mein Herz gleich wieder munter auf und ab hüpfen ließ. Das musste aufhören!

„Süß siehst du aus“, meinte er und nahm mich kurz in den Arm. „Wir machen das schon“, meinte er ermunternd, ließ mich los, zwinkerte mir noch zu, bevor er in Richtung Bühne von dannen Schritt. Ich sah ihm eine ganze Weile mit verschleiertem Blick nach, bis mir bewusst wurde, was ich da tat. Schnell schüttelte ich den Kopf und setzte meinen Weg fort.

In der Maske hockten nur noch die Bildner gelangweilt auf den Stühlen herum und quatschen über Politik und Haarfarben.

Alles lief nach Zeitplan. Das hätte mich stutzig machen müssen, doch ich war so damit beschäftigt mich selbst zu beruhigen und voll und ganz auf Kenzo zu vertrauen, der den Rest zu erledigen hatte, dass ich keinen Gedanken an meine Unglückssträhne verschwendete.

Aber als ich dann mit der Perücke auf dem Kopf aus der Umkleide trat und Richtung Bühne rannte, knallte ich erst einmal gegen eine Person.

„Verzeihung“ ich taumelte zurück und sah hoch.

Takehito.

Nein! Was tat er hier?

„Hallo, Intetsu?“

Zuerst dachte ich, mein Gehirn würde mir etwas vor spinnen, doch Spinnerein fangen normalerweise nicht an mit mir zu sprechen und mich gegen die Wand zu drücken, kaum will ich flüchten.

„Ich muss mit dir reden“, meinte er.

Ach reden nannte man das jetzt.

Grob wurde ich in den nächstbesten Raum gezerrt.

Eine Abstellkammer, wunderbar.

„Lass mich los, du Arsch, ich muss auf die Bühne, klar?!“

„Zehn Minuten reichen mir locker“, meinte Takehito ernst und sah mich durchdringend an. Ich bekam Angst. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Seine unergründlichen Augen scannten mich von oben bis unten. Ich wich an die Türe zurück, tastete nach der Klinke, doch ehe ich sie greifen und nach unten drücken konnte, packte Takehito meine Handgelenke und nagelte sie neben meinem Kopf gegen den Kunststoff.

Was sollte das?

Am liebsten hätte ich ihn getreten, geschrieen, doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, spürte ich weiche Lippen auf meinen, die mich sanft, aber bestimmt küssten. Ich starrte nur gerade aus, ohne wahrzunehmen, was ich erblickte.
 

„Warum bist du heute früh einfach abgehauen?“ Takehitos Stimme klang so weich, dass ich befürchtete meine Knie würden gleich nachgeben. Er machte mich willenlos. Ich würde ihm alles glauben, was er sagte, alles!

Alles?

Heute Morgen hatte ich mir noch schön eingeredet, dass er nichts mehr von mir wollte. Er hatte mich gefickt, nur um des Sex Willen und nicht, weil er mich liebte. So blöd war nämlich nur ich. Immer noch verliebt in den Ex-Freund. Schnulzenfilmreif.

„Hm?“ sein Blick durchbohrte mich beinahe.

„Na weil ... weil“ weil du ein verdammter Arsch bist! Ja, das werde ich ihm jetzt an den Kopf werfen und damit ist die Sache gegessen. Doch kein Ton kam über meine Lippen, stattdessen fing ich an zu weinen. Jetzt würden man sehen, ob die Theaterschminke hielt, was sie versprach.

Die Tränen quollen aus meinen Augen, liefen in glänzenden Bahnen meine Backe entlang und tropften bald dunkle Flecken auf den hellen Kimonostoff. Verdammt.

Takehito sah mich erschrocken an. „Hey, Schatz, was-“

„Nenn mich nicht Schatz!“, rief ich gewollt wütend und wehrte mich gegen seine Umarmung. „Und hör auf mit diesem Spielchen!“

Er trat einen Schritt zurück. „Spielchen?“, fragte er, als wüsste er gar nicht wovon ich sprach.

„Ja, jetzt tu nicht so, du Volldepp, ich bin dafür nicht zu haben, okay? Ich hab mich damit abgefunden, dass du nur deinen Spaß wolltest, aber-“ weiter kam ich nicht, denn er presste mich erneut gegen die Tür und raubte mir einen Kuss, den ich allerdings durch eine knallende Ohrfeige unterbrach. Takehito stolperte mit einem verdutzten „Aua“ zurück und hielt sich die Wange. „Was ist denn in dich gefahren?“

„Was in mich gefahren ist?“ die Tränen rannen jetzt in Sturzbächen über mein Gesicht. „Du bist ein verdammter Arsch, das is in mich gefahren“, schrie ich ihn an. „Und ich liebe dich und du merkst es nicht! Und du fickst mich nur so zum Spaß! Weißt du wie weh das tut? Weißt du wie weh es tut, wenn der Mann den man liebt, einen nicht liebt und nur so zum Spaß mit einem in die Kiste steigt?“

Er schwieg. Sah mich nur an.

„Und jetzt kreuzt du hier auf und machst alles wieder kaputt. Du spielst mit mir und das tut weh, verdammt!“ meine Stimme hatte sich inzwischen in ein verzweifeltes Geschrei verwandelt. Ich verschluckte mich, hustete und sank auf den Boden, heulte dort vor mich hin, während Takehito immer noch nur da stand und mich anstarrte.

Irgendwann spürte ich, wie er sich neben mich setzte und mir ein Taschentuch vors Gesicht hielt. Ich grapschte es ihm aus den Fingern und reinigte mir geräuschvoll die Nase.

„Dummerchen“, hörte ich ihn sagen, er zog mich in seine Arme. „Wer sagt denn, dass ich dich nicht auch liebe?“

Ich stockte mitten in meinem Schnäuzkonzert.

Momentchen mal! Noch mal von vorne.

Ich blinzelte zu Takehito hinauf. In meinen Wimpern hingen Tränen.

„Was?“, fragte ich blöd nach.

Er musste lachen. „Du bist so ein Dummkopf, ´tetsu“, meinte er und gab mir einen Kuss. „Ich hab mit dir geschlafen, weil ich dich liebe... immer noch. ICH hab nicht Schluss gemacht“

„Aber du hast-“

Nein, nicht wieder mit der alten Geschichte anfangen!

Abgeschlossen.

„O-okay“ ich begann zu lächeln.

„Okay?“ er lachte wieder. Es klang wie eine muntere Melodie in meinen Ohren. Ich sah uns schon vor dem Traualtar – nein, besser nicht.

Er richtete sich auf, hielt mir die Hand hin und zog mich auf die Beine.

„Du siehst sehr schön aus, in dem Ding“, meinte er, und nahm mich bei der Hand.

Ich wurde knallrot, was man durch die Schminke allerdings nicht sehen konnte. Die Türe wurde geöffnet und wir traten gemeinsam auf den besser beleuchteten Flur.

„Kann ich so überhaupt da raus gehen?“, fragte ich und nickte gen Bühneneingang.

„Sicher“ seine Hände legten sich rechts und links an mein Gesicht, mit den Daumenkuppen strich er die Tränen unter meinen Augen weg, dann küsste er mich wieder.

„Und weißt du was?“

„Hm?“

„Du schmeckst auch nach Honig...“

Ich sah ihn an, wurde rot und blickte zu Boden, woraufhin Takehito anfing leise zu lachen.

„Du bist so wundervoll“, hauchte er.

Oh nein, bevor wir uns in schnulzigen Dialogen verlieren konnten, flüchtete ich auf die Bühne.
 

~

Es gibt sogar Kekse UND Zuckerwatte, diesmal, weil es das letzte Kapitel ist. Ursprünglich war noch ein Epilog geplant, doch nach reichlichen Überlegungen bin ich zu dem Schluss gekommen die Geschichte doch so enden zu lassen, zumal Intetsu keine Lust mehr hatte... Ich hoffe natürlich, das 'Honigtraum' euch gefallen hat. Noch einmal vielen Dank an die Kommentarschreiber und Favoriteneinträge - so etwas freut mich immer ungemein. Vielleicht ließt man sich bald wieder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  YunYun
2011-09-26T10:19:56+00:00 26.09.2011 12:19
Oh ja, wie es mir doch liegt Kommentare zu schreiben, eigentlich bin ich nicht so sonderlich der FF-Leser, aber die hat mir wirklich gefallen. Du hast einen sehr witzigen und bildhaften Stil - ein paar Mal musste ich wirklich Grinsen. Allein das genmanipulierte Meerschweinchden und die netten Beschreibungen der Frauenwelt waren es schon wert die FF zu lesen.

Das Pairing ist eigentlich nicht so meins und ich kann auch nicht verstehen, warum Yumehito hier ein Dummkopf ist, aber das bleibt ja dem Autor überlassen - trotzdem hat es sich gut gelesen und obwohl es ja eine recht kurze Geschichte ist, fand ich es gut, dass hin und wieder Hintergrunddetails zu Intetsus Leben kamen - wie die Beschreibung seiner Schulzeit und wie er zum 'Schwul-sein' gefunden hat. In sein Gefühlschaos hat man sich irgendwie auch gleich reingestürzt gefühlt und er tat mir so leid, als er angefangen hat sich einzureden, dass keiner ihn liebt. Obwohl es eigentlich recht offensichtlich war, dass Takehito sehr wohl noch etwas von ihm will ^.~

Alles in allem eine niedliche und tolle FF, die man gern auch noch ein zweites Mal liest. Däumchen hoch und gern mehr davon!

Reika.
Von:  Panakeia
2010-03-08T16:38:17+00:00 08.03.2010 17:38
*nach keksen und Zuckerwatte greif*
hach.. tolles ende ^^
normaler weise steh ich nich auf so fluffige happy ends, aber irgendwie is die ff eh nich "normal" xD
erstma les ich ne ayabie-ff, obwohl ich mit denen nich soo viel zu tun hab, dann mag ich das fluffige happy end und dein schreibstil fällt ja sowieso nich unter die kategorie "normal" xDD
ich weiß nich, was ich noch schreiben soll, außer:
Wirklich eine supersüße und unheimlich toll geschriebene ff!
Grüßle, Keia
Von:  Evallina
2009-03-08T22:22:41+00:00 08.03.2009 23:22
*zuckerwatte und so futtert* x__X xD
aaaw~ das war ja waii *^*~
mir hats richtig gut gefallen - und du schreibst gefälligst och was dazu xD
*mal befehl erteil und ukig-anstarr* °.°

frag mich nich wieso aber als ich den namen von Yume und Kenzo so gelesen hab...
gosh ich war so am strahlen.. <3
[ich lieb yume einfach, vtl. liegts an meinem altem nick xDDD]

jedenfalls:
maaaahn das war soooo süzz >__<
du musst(!) noch was dazu schreiben ;A;
*nodnod*

*giggle*
so genug genervt :D
*knuddel*

Ruki || Yume~
Von:  KeKe_Cinderella
2009-03-08T17:26:58+00:00 08.03.2009 18:26
Yeah,
mein favo pairing hats überlebt
-fähnchen schwing-
-zuckerwatte udn kekse fress-
yummy^^
..uhm joa..
der coressigeur..get gewählt -gg-
nein,
mal ehrlich..
also ich leibe diese ff die ist so schnulzig,
so süß,
so unglaublich toll
*-*


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