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Asche und Rosen

Luzifer x Rosiel
von

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Blut und Lavendel

Im Bad sitzend, eine Zigarre paffend starrte er den schwarzen Marmor an, der das Zimmer hier ausmachte.

Überall in seinem Palast war es dunkel, etwas Anderes hätte er wohl nicht ertragen. Was spürte er da auf einen Schlag? Es war ein seltsames, ihm unbekanntes Gefühl. Mit dem warmen Wasser, das entspannend seinen erschöpften Körper umspülte, war seine übliche Gleichgültigkeit wiedergekommen, doch etwas ganz Anderes hatte sich dazwischen gemischt. Es war nicht Kälte, es war nicht Frust, noch Wut oder Zorn, diese glühenden und infernal starken Gefühle, die einem Kraft gaben, aus denen man so viel Energie schöpfen konnte.

Es war Einsamkeit, die sich da in seine Seele geschlichen hatte. Wieso? Er beugte sich über den Rand der großen Wanne, musste husten, beinahe kotzen, zog verwirrt und bebend an seiner Zigarre und ließ den Kopf hängen, kurzzeitig. Hatte er irgendetwas von diesem Engel in sich aufgenommen? Irgendeine Substanz, die ihm bisher fremd gewesen war? So etwas wie ein Gift, dass sich nun durch seine Adern fraß?

Hatte es ihn etwa beleidigt, dass dieser schöne Mann ihn hatte so scharfkantig fallen lassen, wo er ihn doch misshandelt und gefickt hatte?

Manchmal glaubte Luzifer tatsächlich, einen lächerlichen Anflug von ehrlichen Gefühlen zu haben, doch er setzte sich seufzend wieder auf, versank bis zum Gesicht im Wasser und schloss die Augen.

Schwachsinn.

Er war Luzifer, der Gefallene, Kalte, Substanzlose. Er kannte nur die Sünden und den Hass. Da fiel ihm ein, dass der schöne Engel, den er hatte liegen lassen, doch ein Bad nehmen wollte.
 

Kaum ein paar Augenblicke später schwirrten die schwarzen Gestalten in das verdreckte, nach Sex stinkende Schlafzimmer und schickten sich an, Rosiel in eben das Badezimmer, das üppige und schöne, düstere Badezimmer, in dem Luzifer sein wohl duftendes Bad einnahm zu zerren.

Ihm riss jedoch irgendwann der Geduldsfaden und noch ehe er das marmorne Bad betrat, fauchte er "Nehmt eure Dreckspfoten von mir, ihr elendes Gewürm!" und mit einer plötzlichen Anwallung von Zorn packte er eben eines dieser Wesen und drückte ihm die krallenartigen Fingernägel so tief in den Hals, dass es sich jämmerlich wand und krümmte und schließlich an seinem eigenen Blut erstickte.

Rosiel war immerhin einer der höchsten Engel überhaupt, er würde sich nicht von so einem Drecksvieh herumzerren lassen. Die anderen wichen bald respektvoll zurück, als er den leblosen schwarzen Körper fallen ließ.

"Du hast wohl vergessen, deinen jämmerlichen Kreaturen hier Manieren beizubringen!", sagte er erbost, dann, wie als erläge er einem Irrtum fasste er sich an die Stirn, "Oh, wie konnte ich das vergessen, dir brachte man ja selbst keine bei!"

Der Schwarzhaarige ließ ihn eintreten, setzte sich im Wasser auf, lehnte den Arm über den Wannenrand und betrachtete das in eine leichte Decke gekleidete, nackte Wesen mit den wirren, schillernden Locken, das nun vor ihm stand.

Er ging nicht einmal auf Rosiels Worte ein, die nur mehr, wie das Fauchen einer Katze klangen, der man auf den Schwanz getreten hatte.

"Ich denke, ich bin gleich fertig. Dann kannst du gerne das Bad benutzen. Sei mein Gast.", meinte er mit einer ruhigen, beinahe erschreckend erkalteten Stimme und auch seine Augen hatten wieder den wilden Glanz verloren und waren wie so oft einfach nur fürchterlich tot, leer und kalt.

Er paffte Rauchringe in die Luft und drehte den Kopf weg, als wäre ihm Rosiel nun wieder völlig gleichgültig.

"Ich lasse dich bald wieder frei, mein Engel."

"Nein, diese Gnade", entkam es ihm ironisch, "Es erwärmt mir das Herz. Außerdem scheinst du wirklich zu glauben, ich sei dein Besitz, wenn du dich erdreistet, mir zu sagen wohin ich zu gehen und wo ich zu bleiben habe."
 

Dieses widerliche Gefühl breitete sich erneut in Luzifers Brust aus und versetzte ihm ein schreckliches Stechen.

"Dein Hund wartet bestimmt schon voller Sorge."

Und noch eins, nur viel stärker. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch, um dieser Emotion zu entgehen.

Verächtlich schimmerten die Augen des Anorganischen dabei, dann plötzlich grinste er und fragte mit lieblicher Stimme nach: "Ist dir schon die Galle hochgekommen?"

Dabei ließ er sich am Rand der großen Wanne nieder und malte mit einem Zeigefinger leichte Wellen auf die Wasseroberfläche und an jener Stelle schimmerte es kurz silbern auf; Weihwasser.

"Immerhin...", fuhr er fort, zum Gegenschlag ausholend, "meine anorganische Substanz kann dir kaum gut getan haben..."

Dabei suchte er den Blick des Höllenfürsten.

Rosiel war in seinem Stolz gekränkt, mehr als gekränkt und versuchte dieses Defizit durch Spitzfindigkeit wieder auszumerzen.

Nichts von der vorigen Gebrochenheit war mehr auf seinen Zügen zu lesen, vielmehr etwas Gefährliches, Rachsüchtiges lag darin.
 

Er setzte sich also zu ihm. Luzifer betrachtete ihn von unten herab, er hatte wieder diesen arroganten Schein, doch eben irgendetwas war anders.

Vielleicht sah er selbst den Schönen jetzt anders an, weil er ihn gespürt und "geliebt" hatte, für eine geraume, kurze Zeit waren sie Eins gewesen und nun hatte sich eben dieses Gift in ihm festgesetzt und es machte ihn schier wahnsinnig, dass er diesem verdammten Engel weder die Flügel stutzen, noch ihn behalten konnte.

Er wollte ihn haben.

Ganz.

Für.

Sich.

Allein.

Den Gedanken aus seinem Hirn jagend setzte er sich noch ein Stück auf, so dass er sehr nah an Rosiel war, er blickte zu ihm hoch, in seine hellen, leuchtenden Augen.

"Ich könnte dir die Flügel zerreißen lassen oder dir die Beine brechen, wenn ich wollte. Es würde deine Schönheit zerstören, für wahr, aber wenn man einen Schmetterling einfängt, muss man ihn auch erst ein wenig präparieren, damit er nicht wegflattert..."

Ein weiterer Zug an der Zigarre, sie schmeckte nach Erdbeeren, eine süße kleine Sünde, so wie Rosiel.

"Was macht dieses Gift, das du mich hast kosten lassen? Ich habe das Gefühl, ich würde dich jetzt nicht mehr vergessen können."

Er hielt sich nicht zurück, leckte über Rosiels Arm. Möglicherweise war er geistig durcheinander, verrückt geworden, aber warum sollte er sich an irgendeine Norm oder eine ihm angemessene Verhaltensweise halten? Niemand beurteilte ihn und er hatte das Recht, alles zu tun, was er mochte.

"Dieses Gift nennt sich Schönheit", erwiderte der Engel, beinahe nachsichtig, während er den Anderen in dieser kleinen Geste gewähren ließ.

"Schönheit betört und lullt ein. Jeder will Schönheit besitzen, Morgenstern. Das ist mein Gift und irgendwann wird es dich zerfressen, weil du ihm nicht mehr standhalten kannst."
 

Er hätte ihn tatsächlich behalten können, wenn er nur wollte. Er könnte ihn einsperren, in einem goldenen Käfig, wie einen wunderschönen Vogel, der irgendwann aufhört zu singen, weil er vor Einsamkeit und Trauer stirbt und nicht frei fliegen kann.

Wollte er das?

Wollte er dem schönen anorganischen Engel das antun? Nun, vielleicht... vielleicht wollte er, dass Rosiel ihm gehörte. Er packte ihn fest am Arm.

"Glaubst du, du hast Chancen zu überleben, wenn ich dich außerhalb meiner Habe in die Dunkelheit aussetze? Du bist so schön, du würdest das widerlichste Untier anlocken und sie würden dich ficken und zerfleischen, dann würden sie dich wohl auffressen. Das soll keine Drohung sein, ich will dir nur erläutern, was dich erwartet, wenn du hier auf dich allein gestellt bist. Meine Diener würden am liebsten auch ihre Zähne in dein Fleisch rammen, nur ein Stück von dir abzukriegen, um einen... kleinen Funken von deinem Schein in sich tragen zu dürfen."

Auch die nächsten Worte Luzifers, so düster sie auch klingen mochten, schafften es nicht, das Gemüt des Engels zu erschüttern, denn er hatte nicht vor, sich in die Slums der Unterwelt zu begeben.

Ein leises Kichern entfuhr ihm.

Er lehnte den Kopf, was für eine Frechheit das auch war, an Rosiels Seite.

"Ich wünschte, du wärest ein Anderer, als der, der du bist..."

"Scheiterst du jetzt schon an mir?", dabei strich er ihm aus einem inneren Impuls heraus die Ponyfransen aus dem Gesicht, ließ die Fingerkuppen kurz über die vom warmen Wasser leicht erhitzte Wange gleiten und kam dann erschlafft auf dem Wannenrand zum Stillstand.
 

Auch, als Luzifer ihm drohte, selbst wenn selbiger diese Tatsache im selben Atemzug revidierte, wich das Lächeln des Engels nicht.

"Glaubst du, du kannst mir Angst machen?", sagte er, immer noch mit einer ekelhaft lieblichen Stimme und diesem makellosen Gesicht, von keiner finsteren Emotion mehr verzerrt.

Leicht schimmerten hinter ihm die Umrisse der drei gefalteten Flügel, eingeklappt, beinahe wie bei einem Vogel, dem der Platz zum Fliegen fehlte und nur wie ein Dunstschleier, aber die Form war deutlich zu erkennen und ein leichter Rosenduft umschmeichelte die Nase des Gefallenen, während Rosiel adrett die Beine überschlug, die Decke war ihm schon längst vom Körper geglitten.

"Wenn du wolltest. Aber du willst nicht", stellte er fest, nachdem er des Höllenfürsten düsteren Ausführungen gelauscht hatte, wie er ihn am Liebsten bewegungsunfähig gemacht hätte.

"Und, selbst, wenn du so töricht sein solltest, das zu versuchen... solltest du mit Gegenwehr rechnen, nur weil meine Kräfte jetzt eingeschränkt sind, heißt das nicht, dass sie sich nicht anzupassen vermögen... als Anorganismus bin ich an keine Einflüsse gebunden..."
 

Anorganismus. Gegenwehr. Was für ein unglaublicher Schwachsinn. Rosiel mochte noch so schön und berauschend sein, noch so stark und mächtig, er war hier eindeutig unterlegen und wenn Luzifer gewollt hätte, hätte er ihn töten können, mit einem Griff, allein mit roher Gewalt.

Er hätte ihn hier und jetzt ertränken, er würgen oder ihm das Herz herausreißen können.

Aber er tat es nicht - und dies beunruhigte ihn geradezu selbst.

"Schönheit... hm...?" Irgendwie machte ihn diese Antwort ein wenig verdrießlich, ein zaghaftes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und als Rosiel die Hand ruhen lassen wollte packte er sie und drückte sie sich selbst an die warme Wange, starrte ihn gerade zu schelmisch an.

Schönheit wollte er? Weil Rosiel wunderschön und bezirzend war, hatte er wohl ein, ein wenig zu großes Ego aufgebaut und glaubte nun, mit dieser Mauer aus Arroganz und Selbstverliebtheit könne er alles und jeden niederringen und alle bezaubern.

"Im Inneren bist du doch nur eine hässliche Motte voller schlechter Charakterzüge. Du bist feige, verlogen und dreckig. Und nicht erst seit eben, seit ich dir deine zwanghafte, erstunkene Unschuld genommen habe. Unschuldig wärst du gewesen, hättest du die Sünde, die ich dir gezeigt habe, als lasterhaft empfunden, aber es hat dir gefallen. Du hast das alles in dir aufgesogen, richtig gierig."

Er hielt sein Handgelenk fest, seine Augen nahmen ein noch tieferes Schwarz an, sein Blick war finster und er lachte unweigerlich los, während er in Rosiels Finger biss, sanft, aber mit den scharfkantigen Zähnen, so dass ein Blutstropfen in seinen Mund rann.

"... Du... Schönheit in Persona.... der einzige Grund, warum ich dich behalten will, ist, weil es mir gefallen hat, so etwas Düsteres, so etwas herrlich Verdorbenes wie mich Selbst in meiner Nähe zu haben. Es hat mich mit etwas erfüllt, das ich beinahe als liebliche Nähe bezeichnen würde. Ich wusste nicht, dass ich nicht der Einzige mit so einer tiefschwarzen Seele bin. Rosiel, schöner Bruder von Alexiel. Du bist so was von unperfekt."

Mal schauen, wie das wirkte. Und wenn es nicht eine einzelne Emotion in Rosiel weckte, so war er wirklich nur absolut dumm und verblendet und nichts Besonderes war in ihm.

Dann war er nur ein dummer, eingebildeter Narr, ohne jeglichen Tiefgang. Nur eine weitere Modepuppe, wie es sie so viele gab. Wenn Rosiel dies nicht als Wahrheit empfand, dann war er wertlos.

Rosiels Miene erstarb, als die kalten und doch so wahren Worte des Anderen vernahm, wie ein Schwamm das Wasser sog er diese Worte auf und sie erfüllten ihn mit Zorn.

Zorn darüber, dass Luzifer ihm in das Innerste seiner Seele geblickt hatte, seine Mauer durchbrochen und ihn vor sich selbst bloßgestellt hatte.

Und dann besaß dieser auch noch die Dreistigkeit, ihn so... zärtlich zu berühren.

Ruckartig entzog er Luzifer seine Hand und holte aus, um ihm mit aller Kraft ins Gesicht zu schlagen, ein Schlag, der einem sterblichen Wesen, wie einem Menschen wohl das Genick gebrochen hätte und in dem Schwung holte er gleich noch einmal aus und noch einmal, dann wich er keuchend und leicht rot vor Wut von dem Wannenrand zurück, die Flügel abgespreizt, so weit es in diesem engen Raum überhaupt möglich war.

"Ich bin schön!", murmelte er, "ich bin schön..." wie ein Mantra, um sich selbst zu überzeugen, eine Überzeugung, die schwand und für einen Moment schimmerte Zweifel in seinem Gesicht, Zweifel, den er nicht mehr zu verbergen vermochte.
 

Er spürte einen heftigen Schmerz in seinem Gesicht, als Rosiel zuschlug. Wieder und wieder, tatsächlich blutete seine Nase danach, seine Wange war knallrot geworden. Er wischte sich das Blut gelassen weg, versenkte die Hand im Wasser und betrachtete, wie es sich auflöste im Dampf und Schaum der Wanne.

Er hievte sich hoch, mit einem Ruck saß er auf dem Wannenrand und betastete seine Wange, die tatsächlich unangenehm und sensibel auf Druck reagierte. So war es also, von einem Engel geschlagen zu werden.

Rosiel wäre wohlmöglich ein würdiger Gegner gewesen, hätte er sich für den Kampf interessiert und ein Schwert geführt. Doch dieses verzweifelte Wesen war viel zu sehr damit beschäftigt, zu leiden und sich an dem wahnsinnigen Glauben zu ergötzen, seine Schönheit wäre das Vollkommenste und wohlmöglich das einzig Vollkommene an ihm.

Wie einsam musste dieses Wesen sein?

Der leichte Schmerz, dieses Stechen in Luzifers Brust, das langsam wich und verschwand, da er nun den Engel wieder in seiner Nähe hatte und seine Aura und seine Präsenz in sich aufsog und genoss, waren unvergleichlich wenig, wenn man sich vorstellen mochte, was der anorganische Engel empfand, wenn ihn diese Masse von Trauer, Selbstzerstörung und Zweifeln übermannte.

Luzifer erhob sich zu seiner vollen Größe, er tropfte und stellte sich nackt und bloß vor Rosiel auf, sah auf ihn hernieder.

Nun war das dünne Tuch gänzlich vom Körper des Engels gefallen, ebenso nackt stand auch er von ihm und sein lieblicher, dünner Körper zitterte wohl unbemerkt seines Herrn, obgleich es hier drinnen stickig warm war.

Die Hand hebend strich er über einen der Flügel, die Federn waren gerade zu butterweich, doch bei der Berührung zuckten sie zusammen.

Rosiels Lippen öffneten sich einen Spalt breit, als Luzifer so plötzlich vor ihm stand und ein Beben durchlief seinen Körper als dieser nach seinem Flügel griff.

Wie konnte der Andere es nur wagen, sich so dermaßen unbeeindruckt zu zeigen?
 

Ohne große Worte packte er Rosiel an den Hüften und drückte ihn ins Wasser, wobei die Flügel sich wieder einzogen, wohl automatisch, weil Wasser ihnen zuwider war.

"Du wolltest doch baden...", lachte Luzifer und trocknete sich mit einem weichen Handtuch, das am Wannenrand gelegen hatte, ab.

"Du wärst noch viel schöner, wenn du dir nicht einbilden würdest, dass wäre das einzige, was dich ausmacht. Glaubst du ernsthaft, jemand würde eine Person wie dich lieben können? Du bist ja gerade zu besessen von dir selbst..."

Er wischte sich die Haare ab und betrachtete im großen Badezimmerspiegel die zahlreichen Narben, die seinen Körper zierten.

Warum sprach er eigentlich von Liebe? Er kannte dieses Wort nur als Wort und keineswegs seine Bedeutung. Nicht im Geringsten.

"... Ich werde dich eine Weile hier behalten. Ich mag deine Anwesenheit. Und du kannst nichts dagegen tun."

Er wandte den Kopf zu Rosiel und grinste.

"Gar nichts."

Die plötzliche 'Attacke' kam unerwartet und Rosiel schaute für einen Moment dumm aus der Wäsche, als er sich in dem, noch immer heißen Wasser wiederfand.

Einen Moment starrte er Luzifer zornig an, dann rutschte er bis zum Kinn hinab ins Wasser, nur um gekränkt vor sich hinzustarren.

"Mein Katan liebt mich", sagte er schließlich schwach und starrte trüb auf das Wasser, während sich seine Haare wie ein Schleier im Wasser um ihn ausbreiteten, wirklich daran glauben tat er nämlich gerade nicht mehr.

Nichtmal mehr die Liebe seines treuen Cherubs erschien ihm als sicher und aufrichtig, liebte dieser ihn nicht nur, weil er glaubte, es zu müssen, weil Rosiel ihm eine Seele gegeben hatte?
 

Die Frage war natürlich, ob Rosiels Hund ihn wirklich liebte oder ob man diese Liebe als solche überhaupt bezeichnen konnte. Denn was war das für eine sogenannte heilige Liebe ohne Körperlichkeit?

Oder war er selbst wohlmöglich völlig fehlgeleitet von der Vorstellung, Sex wäre das Absolute und eine Art Erlösung? Sex war doch mehr oder weniger eine ganz einseitige Sache. Man befriedigte sich selbst mit Hilfe einer anderen Person, die schwächer war, die einem als Hülle für all die Erregung und den Druck bot, man funktionierte, bewegte bis zum Schmerz hin die Hüften und tat dem Schwächeren unnötig weh, nur um sich selbst einen Kick zu geben, um sich selbst stark zu fühlen und für den Moment des Höhepunkts sein ganzes Leid und sein Dasein zu vergessen und von dem nebligen Dunst der Benommenheit, die ein solcher Orgasmus mit sich brachte, zu kosten.

Bei diesem Gedanken erschauderte der Fürst, sein leerer Blick galt dem Boden. Es war ein törichter Gedanke, doch vorhin hatte er für kurz oder lang etwas Anderes empfunden als dieses Übliche verzehren einer Seele mithilfe seiner Kraft, Stärke und Geilheit.

Er hatte sich regelrecht mit Rosiel vergnügt und sich sogar kurzzeitig fallen lassen, als wäre er weder Herr noch Meister, sondern eben nur eine Person, ein Wesen, dass Glück und Lust empfinden konnte, völlig losgelöst von seinem eigentlichen Selbst, das ihm nicht gebot, vor jeglichem schwächeren Wesen solch eine "Schwäche" zu zeigen.

Törichter Blödsinn.

Es war gut gewesen, das war schon alles.

Es war auf gar keinen Fall etwas "Besonderes". Er blickte hinüber zu dem deprimierten Engel.

Er hatte seine Aura gemocht, er hatte die Art der Bewegungen genossen, die Nähe zu eben genau dieser Person, nicht zu einem namenlosen Körper.

"Ich weiß ohnehin nichts von Liebe." Gefrorene Augen bohrten sich durch Rosiels Gesicht. "Und ich töte dich nur nicht, weil...."

Ja, warum? Luzifer schlang das Handtuch um seine Hüften und entzündete sich eine Zigarette. Ja warum nur? Jeder Andere war ihm gleich. Es musste diese Verbindung zu Alexiel sein. Hatte er etwa eine geringfügige Zuneigung zu diesem Wesen entwickelt?

"Ist das auch dein Gift? Wirkt das immer so... auf jeden? Mein Kopf ist nicht mehr klar..."
 

Ein abfälliges Schnauben kam ihm über die Lippen, welches verbergen sollte, dass er selbst kaum mehr darüber wusste.

Natürlich empfand er eine Art Liebe für seinen Katan, aber das war nicht die Art Liebe von der hier die Rede war. Das war eher eine Liebe von Schöpfer zu Geschöpf.

"Wie könntest du auch", murmelte er, ohne den Anderen anzuschauen, während ein ungewohnt nachdenklicher Zug in seinem Gesicht lag.

Ein schwaches Lächeln.

"Du bist viel zu angetan von mir, als dass du mich töten könntest, du würdest es nicht über dich bringen. So kalt scheinst du gar nicht zu sein."

Ob er sich das selbst einredete, oder es wirklich der Wahrheit entsprach, vermochte er nicht zu deuten. Es gab ihm nur ein wenig Selbstsicherheit zurück.

"Mein Gift? Es kommt darauf an, in welcher Form du es zu dir nimmst... Frag doch diejenigen, die ihm erlegen sind", dabei kehrte ein wenig Selbstsicherheit zurück und wie hingegossen lehnte er sich in der Wanne zurück und überschlug die Beine auf dem Ende selbiger, während er einen angewinkelten Arm unter den Kopf schob. Die Wärme des Wassers brachte wieder etwas Leben in seinen Körper.
 

Aber was sollte er dann mit ihm tun, außer ihn zu töten? Gerade wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich nicht wusste, wie genau er nun mit Rosiel verfahren sollte. Wäre es jeder andere Engel gewesen, hätte er ihn nackt und zerfleischt als Geschenk für den Himmel zurückschicken lassen, eine Art witziges Exempel an ihm statuiert und sich dann kurzzeitig daran ergötzt, bevor er wieder in seine Ruhe und Starre zurückversunken wäre. Doch was tat man mit dem anorganischen Rosiel? Für einen kurzen Moment hatte er ihn tatsächlich in der Hand gehabt und beinahe zerbrochen.

Hätte er es übertrieben, läge der Engel jetzt blutend und weinend am Boden und würde vor Selbstzerstörung und Selbstmitleid dahinsiechen wie ein Verwundeter im Krieg.

Doch er hatte es aus irgendeinem Grund nicht getan. Nein, ihm stand danach nicht die Lust. Sollte er dies bereuen? Hatte er etwa Gefallen daran gefunden, mit ihm zu reden? Auch, wenn diese leeren Gespräche ihn weder vor noch zurück brachten und nur sein Denken zu erschüttern schienen, war es doch auf eine Weise zutraulich und angenehm und er hatte das beherzte Gefühl, mit Seinesgleichen zu verkehren.

Doch so einfach gehen lassen konnte er ihn nun nur schwer. Nicht mit absolut Nichts, was Rosiel an ihn erinnern würde. Diese kurze Zeit, die sie zusammen in Ekstase verbracht hatten und die nun wohlmöglich ein Feuer von ungehemmter Lust und Raserei in Rosiel auslösen würde, wenn er wieder alleine sein würde, das reichte Luzifer nicht.

Nicht im Geringsten.

Es musste etwas sein, das jeder sehen konnte! Jeder sollte sehen, dass er, der Fürst der Hölle, den schönsten aller Engel besessen hatte, wenn auch nur für diesen einen Augenblick!

Er drehte sich zu Rosiel um, schritt mit schwerem Geräusch auf die Wanne zu, packte ihn am Haar, was diesem einen erschrockenen Schrei entlockte, und zog sein Gesicht zu ihm hoch.

"Ich werde dir eine schöne Narbe verpassen. Damit wer auch immer es... auch nur.." Ungehemmter Zorn stieg auf einen Schlag in ihm hoch, bei der bloßen Vorstellung, ein anderer Mann, ein anderes Wesen, irgendwer würde Rosiel noch ein mal berühren, so wie er es getan hatte.

Zwischen den Beinen, im Gesicht, ja auch nur an den seidig glänzenden, kristallenen Locken. Eifersucht, die ihn rasend machte, die seinen Augen den feurigen Glanz des Wahnsinns verliehen.

"... Auch... nur..."

Seine Stimme bebte vor Wut, das eben noch nur schwach lodernde Feuer der Verdammung entfachte sich erneut in seiner Brust, doch diesmal nicht aus Lust, sondern aus Tobsucht.

"... WAGT, DICH ANZUFASSEN... wer auch immer... auf dieser Welt... es... WAGT... DICH ZU BERÜHREN....!"

Seine Hand ballte sich zu einer Faust, so stark, dass die Adern auf seinem Handgelenk und auf seinem Arm heraustraten.

"... Sieht... dass bereits Ich mein Zeichen gesetzt habe..!"

Vom Schreien ins Schnaufen gekommen ließ er Rosiel los und zückte einen scharfkantigen, silbrigen Dolch.

"Entscheide, wo. Sonst werde ich deine Wange schneiden und das willst du bestimmt nicht... Also sag mir... Sag mir... eine Stelle, an deinem Körper!"

Ich will, dass er mir gehört!

Die Stimme in seinem Kopf war stärker als der Wille, seine Kühnheit zu bewahren. Mochte er wütend werden, war jeder, der in seinem Weg stand, verdammt dazu als Asche zu verglühen und zerfetzt in tausend blutige Stücke zu werden, von seinen baren, bloßen Händen.

Ein schmerzerfülltes Keuchen kommentierte Luzifers Tun und im nächsten Moment, als er diese unbändige Wut in dessen Augen las, diese Besitz ergreifenden Worte hörte, da bekam er es doch tatsächlich ein wenig mit der Angst zu tun, die angekündigte Narbe ließ ihn entsetzt die Luft anhalten.

Eine Narbe?

Ein Makel, der seine Schönheit entstellen sollte, das einzige, was ihn ausmachte?

Einen Moment empfand der schöne Engel Erlösung, als Luzifer ihn losließ und er sackte zusammen auf die kalten Fließen, starrte vernebelt zu dem Anderen hoch.

Er sollte entscheiden, wo Luzifer ihm... dieses grässliche Mahnmal seiner Sünde verpassen wollte?

"Nie im Leben!", keuchte er und versuchte sich aufzurichten, sich stolpernd der Nähe des Höllenfürsten zu entziehen.

Eine rote Aura des Zornes ging von diesem aus, drohte alles im Umkreis zu verschlingen, sogar die Luft schien zu flirren.

"Du wirst tun was ich dir sage... oder ich zerhacke dir dein Gesicht und keiner wird dich je auch nur ANSEHEN!"

Tatsächlich begannen sich kleinere Kacheln und bröckelige Stückchen aus dem Boden und der Wand zu lösen und schwebten in der Aura des Dämonenfürsten in der Luft. In seinen schwarzen Augen glühte dunkles, funkelndes Rot.

Gänzlich in seiner Wut gefangen umfasste er den Dolch so fest, dass er nicht ein mal merkte, dass er sich damit bereits in die eigenen Finger schnitt. Er war völlig blind vor Wahn. Erneut ging er auf Rosiel zu, packte ihn, presste ihn gegen die kalten, dunklen Fließen, gaffte ihm direkt in die Augen, wandte den Blick nicht ab, sondern starrte direkt hinein, als könne er in seine Seele sehen und sie auffressen.

Rosiel brachte vor Schock über die plötzliche wütende Aura keinen Ton mehr heraus und war nicht fähig eine Entscheidung zu fällen, die Macht Luzifers offenbarte sich ihm gerade in ihrer vollen Blüte, das Blut, das dem Anderen über die Hand rann war so unglaublich intensiv, dass er eine ganze Weile darauf starrte und nicht merkte, dass dieser sich ihm plötzlich wieder genähert hatte.

"Niemand Anderes bis auf mich soll das Recht besitzen, dich zu ficken! Du bist jetzt mein Eigentum! Hast du das verstanden!? HAST DU... das verstanden?.."

Er presste Rosiels mageren Leib mit seinem eigenen immer dichter gegen die Kacheln, der Engel hatte keinerlei Chance zu entkommen.
 

Er spürte den eiskalten Marmor im Rücken und wie der Boden unter der Erregung des gefallenen zitterte, der Blick traf ihn direkt in die Seele. Diese dunklen gefährlichen und doch gleichsam irgendwie... traurigen Augen berührten irgendetwas in ihm, was er nicht zu deuten vermocht.

Ob ihm jetzt wohl klar geworden war, was für eine unberechenbare Macht vor ihm stand, die er mit seinen ach so großen Kraft im Zaume halten wollte. Wie vermochte er das nun zu tun? Wie? Schließlich hielt Luzifer es nicht mehr aus und wollte ihm schon mit der Waffe ins Gesicht schlagen, doch kurz davor hielt er an, hielt inne und knurrte auf, senkte den Blick und schnaubte laut auf, als wolle er sich selbst beruhigen, als wolle er den Dämon in sich selbst zum Schweigen bringen.

Ich gehöre niemandem, hatte er erwidern wollen, aber er brachte kein Wort über die blassroten Lippen, die auch jetzt noch verführerisch glänzten.

Wider Erwarten zuckte er nicht, als Luzifer zum Schlag ausholte, beinahe hatte er diesen sogar herbeigesehnt, schloss nur einen Moment die Augen, um sie dann wieder zu öffnen, als der Schmerz ausblieb.
 

Schließlich packte er Rosiels Arm, streckte ihn aus und betrachtete die blasse, fast durchscheinende Haut.

Wo nur, wo wäre es auffällig und doch nicht zu viel der Hässlichkeit gewesen? Wo nur? Schließlich ließ er seinen Arm wieder sinken und ging vor ihm in die Knie, betrachtete seinen ansehnlichen, nackten Leib und seine Finger glitten über seinen Oberschenkel, kurz nur, aber zärtlich, bevor er den Dolch ansetze und mit einem scharfen Schnitt einen tiefen Riss in die Haut setzte, so dass das Blut fast spritzte.

Der anorganische Engel zuckte vor der Kühle des Stahles die über seinen nackten Schenkel strich, dann schrie er plötzlich auf, mehr vor Schreck, denn vor wirklichem Schmerz und er wollte zurückweichen, doch da hatte Luzifer sich bereits herabgebeugt und leckte das sündige Rot von seiner Haut, wo es eigentlich nicht sein sollte.

Sich zu der Wunde beugend leckte der Fürst die rote, süßliche Flüssigkeit liebevoll ab und schloss dabei befriedigt die Augen, bevor er das eigene Handgelenk anhob und sich mit einem Ruck quer über die Adern schnitt, um Rosiel dann mit festem Druck sein eigenes Blut entgegenzudrücken, gegen die offene Wunde des Schönlings presste er das Handgelenk, richtete sich dabei auf und lächelte kalt.

Die schweren Augenlider mit den dichten, schwarzen Wimpern senkend fühlte er so etwas wie eine glückliche Benommenheit. Die Kälte in seinem Gesicht wich sanfter Zufriedenheit und er seufzte, die Wunde schmerzte zwar, töten würde sie ihn jedoch nicht. Was hatte er da nur gerade für einen irrsinnigen Blödsinn gemacht..?

Mehr jedoch erschrak Rosiel, als der Morgenstern sich selbst schnitt.

Das war doch wahnsinnig! Niemals hätte Rosiel es über sich gebracht, sich selbst zu entstellen.

Die Lippen waren einen Spalt geöffnet, als er von ihm abließ, er wäre zurückgewichen, wäre er nicht so gelähmt gewesen von dem momentanen Augenblick, etwas Seltsames lag ihn der Luft, das Pochen in seinem geschundenen Oberschenkel rückte in den Hintergrund, wurde bedeutungslos.

Und dann tat er etwas, das ihn im Nachhinein selbst überraschte:

Er kroch auf Luzifer zu und griff nach dessen Hand, senkte die Lippen auf die sich bereits wieder schließende Wunde herab, verweilte erst augenscheinlich in einem Kuss, dann jedoch saugte er ein wenig an der Wunde, schmeckte das Blut und biss leicht hinein.

Ein metallischer, gleichsam betörender und beängstigender Geschmack.
 

Vor Schreck tatsächlich aufzuckend weitete er die Augen, als der edle Engel die Lippen mit dem dämonischen Blut besudelte. Es war ein angenehmes, leicht betörendes Gefühl, wie er an der Wunde sog, es zog leicht an der Haut, doch es versetzte ihn in absolute Ekstase und gleichermaßen eine Art Bewunderung, denn kaum zuvor hatte jemand es vollbracht, Luzifer mit einer unvorhergesehenen Geste zu beeindrucken. Die Augen nun schließend seufzte er wohlig auf, wollte nicht, dass Rosiel damit aufhörte.

Was tat er da nur?

Völlig losgelöst von sich selbst ließ er ihn gewähren, spürte die Zähne in seinem Fleisch.

Er sank zu ihm hernieder, streckte ihm das Handgelenk sogar hin und ließ den Kopf ein wenig hängen, seine Wangen hatten sich mit zartem Rosé verfärbt, als würde er sich ein wenig dafür schämen, was hier geschah - als wäre diese eine peinliche, ungewohnte und neue Erfahrung.

Er hätte ihm gerne noch mehr Blut gegeben, wollte noch ein Mal von ihm gebissen werden, aber richtig, mit einer ordentlichen Portion Schmerz, die hier doch ein wenig fehlte.

Seine Finger klammerten sich an Rosiels Schulter, als hätte er Angst, ihn zu verlieren, wenn er ihn nicht hielte.

Nun hatten sie sich erneut vereint, doch auf eine andere, auf eine für sich viel intimere Art. Er mochte die Augen nicht mehr öffnen, als wäre dieser schwülschöne Traum voll Sünde dann nur noch eine zerplatzte Seifenblase, der er nachsehen würde, wie ein trauriges Kind. Die Einsamkeit ergriff erneut sein Herz und stach ihn tief. Es sollte nicht aufhören zu Bluten, deshalb drückte er Rosiels Kopf sachte gegen sein Handgelenk, es machte gerade zu süchtig. Und langsam spürte er auch einen willkommenen, weichen Schmerz ihn durchjagen.

Auf dem kalten Boden kniend verschwamm die Welt um ihn herum und ließ nur ihn selbst und dieses Wesen zurück, das ihm das Gefühl gab, in dieser Finsternis nicht der einzige Sünder zu sein.

"Rosiel...", flüsterte er zittrig und riss sogleich erschrocken die Augen und den Mund auf, weil er sich solch eine Blöße gegeben hatte! Er wollte sich wegreißen, doch er schaffte es nicht, zu herrlich war das Gefühl der gerade entstandenen Nähe und er legte nur den Kopf in den Nacken und starrte in die tiefe Leere des Nichts über ihren Köpfen.
 

Rosiel hatte nur kurz kosten wollen ein, zwei Tropfen, doch es schmeckte so... anregend, erregend, wie auch immer man es nennen mochte und schließlich wich das eher zarte Knabbern einem festen Biss, tief vergrub er die Zähne in dem weichen Fleisch des finstersten aller Dämonen und leichtes Erschrecken wallte kurz in ihm auf, als er merkte, dass sie sich gar nicht so unähnlich waren.
 

Und etwas Anderes war da noch, Luzifer wirkte gerade... schwach? Nein, das war nicht das richtige Worte, viel mehr ergeben in sein, Rosiels, Tun und der anorganische Engel würde lügen, wenn er behauptete, dass ihm das nicht gefiel.

Er spürte die Finger in seiner Schulter, beinahe verzweifelt bohrten sie sich in das weiße Fleisch und das Pochen der Wunde in seinem Oberschenkel.

Seinen Namen so geflüstert zu hören war ein seltsam erotisches Gefühl. Was nur hatte dieser gefallene Engel an sich, dass ihn dazu trieb, so in sündigen Gedanken zu zerfließen? Irgendwann hielt er inne, ließ ab von dem ihm dargebotenen Handgelenk.

Stattdessen packte er dem Anderen mit zarten Fingern an den Wangen und säuselte,

"Mach die Augen auf und sieh mich an. Sieh das an, das dich so in Verwirrung stürzt."

Luzifer wagte kurz nicht, sie tatsächlich zu öffnen, doch schließlich ergab er sich diesem... Befehl, so konnte man es schon beinahe nennen und blickte Rosiel in die hellen Augen.

Er betrachtete seine feinen Gesichtszüge, die Schönheit verborgen in jeder Faser seiner Haut. Was sollte er denn nun noch tun? Alles schien so weit entfernt und wie in Watte gepackt, in ein rauschendes Meer aus Nichts, das ihn umspülte und weit weg von dieser kalten, erloschenen Welt brachte.

Es reichte aus, so sachte im Gesicht berührt zu werden, es jagte ihm regelrecht Schauer über den Rücken. Er wollte dem Blick standhalten, doch stattdessen versank er in ihm. Es war, als würde er in die Augen der vollkommenen Sünde blicken. Eine vollkommene Schönheit, ein tödlicher Schmetterling, blutrot und leuchtend, von dem man angelockt wurde, nur um ihn ein mal anzusehen, ihn ein mal zu berühren, doch wie kristallenes Pulver ergoss sich dann nur das süßliche Gift über einen, versetzte einen in einen tiefen Rauschzustand, einen Zauber. Wenn er Rosiel ansah, fühlte er sich verloren, als wäre ihm sein eigenes, nichtsnutziges Dasein mit einem Schlag bewusst geworden, als hätte sein Leid sich in einer einzigen Sekunde manifestiert und würde ihn nur erdrücken, er mochte es nicht in Worte fassen, nicht aussprechen, doch er glaubte, vielleicht durch die Tatsache, wie sehr dieser Engel eben jener Depression ebenso verfallen war, jenem Überdruss des Lebens in sich, fühlte er sich so.

Und auch ward die Schwäche ausgelöst durch ein Gefühl, dass nicht Verlangen, sondern Sehnsucht war.

Er leckte sich die Lippen, senkte den Kopf schließlich.

"Der süße Schmerz, den du mir zufügst... er macht süchtig..."

Luzifer lachte leise auf, beugte sich nach vorne, als wolle er Rosiel küssen, doch vor seinen Lippen stoppend hielt er an und blickte ihm nur mit eben jener geifernden, liebestrunkenen, verzweifelten Sehnsucht an, dass es einem Angst machen könnte.

"Wenn ich dich ansehe.. wird mir schwindlig.. und ich verliere die Kontrolle... Es ist ein Gefühl, als würde meine Brust zerplatzen.."

Rosiel fesselte den Blick den der Andere ihm schließlich schenkte, an den Seinen, sodass er ihm nicht mehr auszuweichen vermochte.

Die Worte, die dieser da aussprach umschmeichelten seine Sinne, doch war es weniger die Eitelkeit, sondern fast sogar leichte Rührung die er empfand.

Er machte ihn süchtig? Rosiel leckte sich über die glänzenden Lippen, dann machte er anstatt Luzifer den letzten Schritt und biss diesem in die Unterlippe, unerwartet fest.

Hielt für einige Sekunden den Biss aufrecht kraftvoll, sodass er abermals Blut schmeckte, dabei glitt er auf den Schoß des Anderen. Süße Vergeltung für die Schändung, die er hatte erfahren müssen.

"Ob das nur das Gift ist?", säuselte er leise, bewegte seine Hüften wie aus einem Impuls heraus leicht auf dessen Schoß.

"Was soll es sonst sein..?" Rosiel auf seinem Schoß - in diesem Moment überforderte es ihn fast, denn er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er hatte das Gefühl jede weitere Berührung würde ihn nur weiter an den Engel binden, doch er konnte sich nicht zusammenreißen, er war kein Asket, er war Luzifer und hatte sich noch nie groß in Zurückhaltung geübt.

Er knurrte Rosiel an, der wusste scheinbar genau, wie schlecht es gerade um ihn stand, was Kühnheit und einen kühlen Kopf zu bewahren anging. Er leckte sich das Blut von den Lippen, wandte das Gesicht ab, sonst hätte er ihm unweigerlich den eigenen Mund aufdrücken müssen.

Er starrte die blutroten Lippen gierig an. Der Boden unter ihnen war kalt und hart, doch es kümmerte ihn wenig und ihm war erneut heiß, doch diesmal schien es unangenehm, weil er sich fast schon benommen, wie gefangen in dieser Situation fühlte.

"... Was soll es denn sein, Rosiel? Sag es mir..."

Keiner konnte sie sehen. Niemand. Sie waren völlig allein, gefangen in ihrem ewigen Spiel. "Wie nennt man... dieses seltsame Gefühl...?", hauchte er, bevor er sich doch vorbeugte, sich nach hinten mit den Händen auf dem Boden abstützend, um Rosiel einen Kuss zu rauben, seine Lippen mit den eigenen zu berühren und die Zunge sachte in seinen Mund gleiten zu lassen.

Es war ein merkwürdig zarter Kuss, nicht kindlich, aber viel zu sanft für so einen starken, stolzen Mann.

Rosiel schloss für einen Moment die Augen, als die Frage sein Gehör ereilte.

"Ich weiß es nicht. Ich kenne es nicht und ich weiß nicht, was ich gerade empfinde."

Ehe er jedoch weitere Gedankengänge ausführen konnte, spürte der die Lippen Luzifers auf den Seinen und die Zunge, die in seinen Mund eindrang, diesmal nicht so fordernd, wie das letzte Mal, viel mehr vorsichtig, beinahe sanft und Rosiel nahm ihn mit einem leichten Seufzen auf, er genoss es gerade, so geküsst zu werden. Dabei schlang er die Arme um den Nacken des Anderen, kam ihm so noch ein wenig näher.

Versunken in der Geschmeidigkeit der fremden, vollen Lippen, löste sich die seelische und auch körperliche Anspannung des dunkelhaarigen Mannes, seine Augenlider sanken hernieder und schmelzend in der lächerlich zärtlichen Lieblichkeit des Moments ergriff er den dünnen Körper seines Gegenübers, der ihm immer noch fremd und wie von einer gänzlich unwirklich göttlichen Macht in ihrer Vollkommenheit erschaffen schien und zog ihn gänzlich auf seinen eigenen Schoß.

Zwar hatte er ihn bereits berührt, doch es schien ihm selbst, als hätte er dann, in jenem Moment der Wollust sich nicht die Zeit genommen, diese feine, weiche Haut unter seinen Fingern tatsächlich wirken zu lassen.

Die Arme um Rosiel schlingend griff er ihm beherzt ins Nackenhaar. Es gab keinen Weg zurück mehr, keine Hoffnung auf Erlösung mehr, von diesem in ihm aufkeimenden, stark wallenden, heißen Gefühl.

Seine Brust zersprang vor Schmerz, doch es war selige Pein, ein Gefühl, als würde das Herz in seinem schnellen Schlagen ihm zerspringen wollen. Und so laut schlug es, schien es Luzifer, dass man es bis aus seinem Brustkorb hinaus hören konnte, seine starke Halsschlagader pulsierte deutlich sichtbar.

Sich mit der Hand in Rosiels Haar verkrallend drückte er ihm nun doch um einiges fordernder auch die Zunge in den Mund, presste die Lippen fest und beherzt auf die des Engels, erkundete forsch die fremde Mundhöhle, während die zwei Leiber der beiden Männer sich erneut einander gedrückt wiederfanden.

Ein wohliger Schauer glitt über seinen Körper, als Luzifer ihn so fest und bestimmend im Nacken griff. Es war nicht mehr von der Hand zu weisen, dass er es genoss, so behandelt zu werden, auch wenn er es nach außen hin nach wie vor abgestritten hätte. Eine starke Hand, die ihn zuweilen auch einmal grob in seine Schranken verweisen konnte, so jemanden gab es im Himmel nicht.

Wie auch?

Über ihm und Alexiel stand nur noch Adam Kadamon, der Sechsflügelige und dieser nahm kaum einen Anteil an seinen Geschöpfen und Katan hätte wohl nichtmal dann Hand an ihn gelegt, wenn er es ihm befohlen hätte.

Ihn fast grob an sich pressend entkam ihm ein Keuchen in dem Kuss, er biss leicht in Rosiels Unterlippe, so dass sie aufplatzte und sog begierig die süße Köstlichkeit in sich auf.

Ein genüssliches, fast schon wollüstiges Stöhnen entkam ihm, als Luzifer ihm die Unterlippe aufbiss und begierig daran sog.

Der anorganische Engel hatte mal jemanden sagen hören, die sündigsten Dinge seien zugleich auch die Reizvollsten und langsam erkannte er Wahrheit in diesen Worten.
 

Der kalte Marmorboden spiegelte die flackernden Lichter der langsam erlöschenden Kerzen wider, von Luzifers Haaren tropfte das Wasser immer noch in langsamen Zügen hernieder, seine Wangen hatten sich gerötet, wie vor Anstrengung und der Aufprall der perlartigen Flüssigkeit auf dem kalten Fluss, wo sie in tausend kleine, regenbogenfarbene Tropfen zersprang, war zu hören, so wie das hastige und unterdrückte Atmen der zwei Engel, der eine gefallen, der andere heilig, die sich nicht von einander lösen mochten.
 

Doch schließlich, unter etwas schwerem Atem zog Luzifer den Kopf mit Bedacht und langsam zurück.

"Ich muss dich freilassen..." Seine Stimme war gedämpft, als wolle er nicht gehört werden und sie klang ernst, doch von Kummer geschwängert. Hier in der Dunkelheit des Nichts würde Rosiel nur krank werden, er würde Stück für Stück immer weiter von Innen aufgefressen werden, bis er starb. Kein Wesen konnte lange hier leben, ohne dem Wahnsinn zu verfallen, dies war das Reich der Finsternis.

Er schloss die Augen, wünschte, er hätte diese Worte nicht gehört. Er wollte nicht zurückkehren. Zumindest noch nicht.

Zurück in den Himmel, die Ordnung und die stupide Hierarchie mit ihren übertriebenen Höflichkeitsfloskeln und Sitten.

Mit einem Mal kam ihm seine Welt schrecklich bieder vor im Vergleich zu dem hier. Noch spürte er die drückende Last der Unterwelt nicht und so antwortete er in lieblich-süßem Tonfall:

"Jetzt schon? Wo du doch gerade begonnen hast, mich zu zähmen?"

Träge ließ der Engel den Kopf in die Halsbeuge des Gefallenen kippen, atmete ihm heiß gegen den Hals.

Was war nur los mit ihm, war das der Gestank der Hölle, der seine Sinne dermaßen vernebelte, dass er plötzlich so... so anschmiegsam wurde? Er wusste es nicht und im jetzigen Moment war es ihm auch herzlich egal.

Zu Zähmen? Er hob den dünnen Körper an den Hüften an, setzte ihn, ohne dabei die Nähe zwischen ihnen zu zerstören, an den Wannenrand, ließ die Arme jedoch weiterhin um ihn geschlungen und betrachtete sein süßliches, Sanftmut ausstrahlendes Gesicht.

Das Wasser in der Wanne dampfte immer noch und erwärmte als einzige Quelle den sonst so kalten Raum.

Hatte Rosiel etwa Gefallen daran gefunden, hier bei ihm zu sein? Wenn Luzifer daran dachte, was für ein Sündenpfuhl sein zu Hause doch war, mit diesen niederen, widerwärtigen Gestalten, denen man selbst in seiner Position kaum trauen konnte. Er selbst fand diese Schar von gefallenen Wesen niederträchtig, wenn er ihnen zusah, wie sie auf Befehl jemandem das Fleisch mit den bloßen Zähnen vom Leibe rissen.

Niemals würden sie seine Befehle verweigern oder missachten, wenn er aussprach, Rosiel wäre ein unantastbarer Gast und sie sollten ihm nur zu Nahe kommen, wenn er dies ausdrücklich forderte, doch die bloße Vorstellung, diese ekligen Geschöpfe berührten mit ihren verfaulten, dreckigen Händen den schönen Körper seines Engels...
 

Der Fürst strich das durch das lange, seidige Haar seines neuen Eigentums. Rosiel war so gänzlich anders als Alexiel.

Es war ihm, als wäre Rosiel zerbrechlich, fast wie Glas, oder Kristall. Er wollte ihn gerne beschützen, er sollte der Einzige sein, der sich anmaßte, ihm zu schaden oder ihn zu peinigen. Sonst sollte niemand ihm sich auch nur nähern. Er presste die Lenden gegen die Rosiels, der wohl um nicht vom Wannenrand zu fallen, leicht die Beine um ihn geschlungen hatte.

Der Dampf des Wassers setzte sich als kleine Wassertröpfchen auf Luzifers Stirn ab.

Das Gesicht zu Rosiels Hals beugend, biss er wieder leicht hinein und saugte an der Stelle, so dass er einen heftigen, roten Fleck hinterließ.

Er schloss die Augen halb, hauchte gegen Rosiels Ohr.

"Du weißt, was dir blüht, wenn du bei mir bleibst? Ich bin nicht gerade Herr meiner Sinne, wenn mich etwas so erregt wie du es tust.."

Ein leises Keuchen entwich ihm, als er die Lenden Luzifers an sich gepresst fühlte. Der Gedanke an dessen Männlichkeit, groß und stolz war sündig erregend und er schlang die Beine ein wenig fester um ihn, um einen noch engeren Kontakt zu erzeugen.

Rosiel schloss die Augen, als er die Lippen an seinem Hals spürte, das verlangende Saugen an jener Stelle, wo noch von vorhin blass der Biss schimmerte. Es schmerzte ein wenig, war die Haut doch überreizt dort, aber gleichsam tat es unheimlich wohl. Es mochte paradox anmuten, aber es tat gut, seinen Körper nicht immer nur zu sehen, sondern richtig zu spüren. Wirre Gedanken.

Einzig und allein die Schuld des gefallenen Engels.

"Ich weiß es", antwortete der Schöne nur und fuhr ihm mit der Hand in den Nacken, wo er mit den Fingern sanft die Kopfhaut massierte.

Dass es ihn jemals so zu einem Wesen hinzog hätte er nie für möglich gehalten, aber ja. Er wollte bleiben, wollte in Sünde zerfließen und zurückkehren... Konnte er immer noch irgendwann, wenn er dessen überdrüssig war.
 

Die ganze Zeit, während er die Wanne anstarrte, hatte er nur einen einzigen Gedanken. Rosiel in diesem duftenden, öligen Badewasser zu nehmen. Er presste ihn bei diesem Gedanken an sich, es schien keine Mauer mehr zu ihnen zu geben, sie schien zerfallen zu sein in ihre Einzelteile, die Distanz mochte verglüht sein, als sie ihr rauschendes Blut geteilt hatten, in diesem einen Moment hatten sich die Fesseln von Stolz und Abwehr gänzlich selbst zerfressen.

Grinsend stieß er den schönen Engel in die Wanne zurück, das Wasser spritzte hoch auf, er selbst erhob sich und riss sich das Handtuch, das immer noch um seine Hüften gebunden war, von sich und wartete nicht eine Sekunde länger, sondern stieg in die große Wanne zu Rosiel ins angenehm duftende Nass, drückte ihn gegen den Rand und drückte ihm erneut begierig den eigenen Mund auf, während er seine Hüften packend ihn wieder so nah zu sich zog, dass ihre nackten Leiber sich berührten.

Rosiel erschrak leicht, als er plötzlich zurück in das warme Nass glitt, automatisch streckte er die Hände aus, um sich am Wannenrand festzuhalten, um nicht unter Wasser zu geraten.

Das nur mehr leicht feuchte Haare umrahmte ihm plötzlich wieder in nassen Strähnen das feine Gesicht, da verschloss auch schon der verlangende Kuss, den er nicht minder verlangend erwiderte seine Lippen. Es kribbelte freudig in seinen Lenden, als er die Männlichkeit Luzifers spürte,

Das Wasser war so immer noch von einer schwindelerregenden Hitze und der Duft von verschiedenen Ölen und Lavendel stieg tief in die Nase und beraubte ein wenig die Sinne. Ungeduldig schmiegte er den eigenen Unterleib dem des Anderen entgegen, schlang die Arme fast schon schmerzhaft fest um seinen Rücken, leckte eine Wasserperle von seiner Stirn.

"Dann werde ich wohl... einfach meiner Gier freien Lauf lassen.."

Er legte den Kopf ein wenig schief, so dass sein Hals glänzend und ein wenig feucht sich vor Rosiel entblößte.

"Beiss mich. Und hör auch nicht auf, wenn ich schreie..." In freudig verzückter Erwartung bereits die Augen schließend strich er währenddessen mit den Fingerkuppen über Rosiels Brustwarze und quetschte sie ein wenig schmerzhaft zwischen seiner Finger ein, kniff sie ein wenig, bevor er mit der Hand weiter seinen Bauch herunterwanderte.
 

Ein Schauer überlief seinen Körper bei dem Gesagten. Nein, er sollte sich nicht zurückhalten.

Rosiel strich auf Luzifers Anordnung hin, diesem erst beinahe andächtig mit den Fingerkuppen über den Hals, während er erregt aufkeuchte, als dieser sich der empfindlichen Knospe widmete, dann verkrallte er plötzlich die Hand in dessen Nacken und vergrub die Zähne in dem muskulösen Hals.

Tief, so tief, bis er Blut schmeckte... Berauschendes Blut, das seine Lippen benetzte...

Erst verkniff der Fürst es sich, aufzujaulen, doch als Rosiels Zähne, nicht von ihrer Schärfe eigentlich nicht dazu gedacht waren, jemanden zu zerreißen, sich immer tiefer und härter in sein Fleisch bohrten, schrie er schließlich doch, verzog das Gesicht ein wenig vor Schmerz, die Augen fest zusammengedrückt.

Der Schrei hallte gellend in seinen Ohren wider, doch er dachte nicht daran, sich eher zu lösen, ehe der Andere ihn nicht mit seiner Kraft fortzog, er hatte die Anweisung nicht vergessen und es gab ihm Genugtuung, der Schrei.

Schnaufend presste er den Lockenkopf dichter und fester gegen seinen Hals, das Blut lief in einem Rinnsaal über sein Schlüsselbein seine Brust herunter.

Der Schmerz war nicht lähmend, er war nicht übermächtig, er war einfach nur hart und grell und stach in sein Hirn, nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, zog ihn förmlich in einen Strudel aus pochendem Blut und einer sich anbahnenden, strengen Sucht nach mehr fleischlicher Lust. Er wollte ihn mit allen Sinnen hart und tief in seinem Leib und in seinem Kopf spüren.

Rosiels süße Lippen, die ihm das Blut aus dem Leibe saugten, das schöne, unschuldige Gesicht mit einer vollkommenen Konzentration beim Werke.

Sich verkrallend in seinem Haar, riss er aus versehen einige der Locken aus seinem Kopf, erschrak sich dabei ein wenig, hob die Hand zittrig auf, er war bleich geworden, die Bisswunde war groß und das Blut, dass seine Kehle hinuntertropfe, vermischte sich mit dem schaumigen Wasser zu einem rosigen Sud.

Die glitzernden Locken betrachtend, weiteten sich seine Augen vor Ehrfurcht. Der Bruder von Alexiel war ihm verfallen, war Sein, und diese Locke, die er hier hielt, obgleich Rosiel gehen würde, sie würde ewig ein Zeichen dieses Zusammenseins bleiben.

Stöhnend drückte Luzifer schließlich den Kopf seines Engelchens fort, fuhr sich kurz über die wirklich schmerzende Stelle am Hals, besah das Blut auf seinen eigenen Fingern und hielt die Hand an Rosiels Mund, damit er ihm die Rote Süßigkeit von der Haut leckte.

Rosiels eigene Atmung hatte sich beschleunigt, als er das Blut in sich aufgesogen hatte, wie ein Rausch hatte es ihm die Sinne vernebelt und ein feines Blutrinnsal, welches den Weg über den Mundwinkel zu seinem Kinn gefunden hatte erzeugte einen schaurig-schönen Kontrast auf der weißen Haut und so sah er Luzifer an, mit glasigem vernebelten Blick und ergriff daraufhin die Hand um nahezu gierig das Blut zu lecken.
 

Eigentlich gab es schon längst jemanden, der sich den Titel des "Schmetterlings" in seinem Leben verdient hatte, denn er mochte diese sündig betörenden Wesen, doch er wollte diese Person in seinem Kopf gerne ersetzen, sie aus seinem Hirn bannen.

Rosiel sollte ein schöner Schwalbenschwanz für ihn sein, giftig und flatterhaft. Er lehnte sich in der Wanne zurück und musste erst ein Mal durchatmen, der ihn immer noch durchzuckende Schmerz ließ ihn bleich werden und strengte ihn für einen Moment lang tatsächlich an. Doch gänzlich abgesehen davon hatte es ihn deutlich sichtbar erregt. Rosiel einen kurzen Blick zuwerfend leckte er sich mit dreckiger Lüsternheit in den Augen die Lippen.

"Komm wieder auf meinen Schoß, mein Engel...", hauchte er sanft, jedoch mit unüberhörbarer Ungeduld in der Stimme, "... Ich kann es gerade nicht ertragen, dich nicht zu spüren..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2011-08-16T17:31:43+00:00 16.08.2011 19:31
"Mach die Augen auf und sieh mich an. Sieh das an, das dich so in Verwirrung stürzt."

Der Satz ist absolut stark...
Dieses Machtspiel der beiden. Diese subtile, intensive Art von Rosiel, die Luzifer nur mit Gewalt Herr werden kann...
Es passt so perfekt zum Wesen der beiden. Und auch wenn es scheint, dass Rosiel gezähmt wurde, so empfinde ich es eher andersherum. Rosiel hat Luzifer gezähmt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er das ausnutzt, aber da denke ich sicher zu weit.
So viel düstere Leidenschaft.
Die beiden können nicht mehr ohneeinander. Rosiel wird das, was der andere ihm zugefügt hat, nicht vergessen und Luzifer wird sich wie ein Irrer danach sehnen. Die Trennung dauert sicher nicht lange, wenn Rosiel erstmal wieder frei ist.
Das ist doch wie eine Sucht.
Und so wunderbar emotional. So intensiv. Ich mag das sehr. =)
Von:  Seth_et_Holth
2011-07-21T20:21:05+00:00 21.07.2011 22:21
total mitreißende story^^
hab erst heute angefangen zu lesen, aber bin schon jetzt total begeistert, dein schreibstyl gefällt mir total...
jetzt bin ich mal gespannt wies weitergeht^^V
Von:  Moonprincess
2010-09-19T12:49:49+00:00 19.09.2010 14:49
Luzifer ist vergiftet... Schöne Ausdrucksweise! XD Aber wie kann man etwas/jemanden scharfkantig fallen lassen?
Das arme, von Rosiel ermordete Viech! *Hals reib* Also Rosiel ist auch nicht viel besser als Luzifer. Und so wie die beiden sich anzicken... Das gefällt mir! ^^

Die Emotionen sind wirklich wunderbar getroffen, auch wie die beiden einander aus der Reserve locken und voreinander zur Abwechslung mal was zugeben müssen.
Es ist für meinen Geschmack etwas viel Gebeiße und Rumgesaue mit Blut, aber es ist gut geschrieben. Mal sehen, wie das weitergeht.
Von:  CassiopeiaBlack
2010-06-24T18:15:39+00:00 24.06.2010 20:15
*Rosiel Fähnchen schwing*
Ich mag die Käbbelein der Beiden.
hehehe.
Weiter so.
LG, Cassi
Von:  Wolkenfee
2010-06-24T16:40:24+00:00 24.06.2010 18:40
Hallo!
Wow, du bist aber wirklich schnell. Dabei muss ich immer noch lernen...
Wie auch immer, ich mochte es wieder sehr.
Diese - wie nenn ich das denn? Streitgespräche? Geplänkel? zwischen den beiden gefällt mir sehr.
Und Rosiel will jetzt gar nicht mehr weg? Schön, schön.
LG, Fee


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