Einführung
Das Mädchen, das man Alex aufgehalst hatte, ging ihm einmählich auf die Nerven.
„Jane, setz dich endlich hin und iss. Wir müssen bald los.“ Ein kleiner Rotschopf wuselte in die Küche, stibitzte ihm sein Frühstück und verschwand wieder nach draußen.
„Danke Alex.“ rief sie noch. Wenigstens bin ich sie bald los, schoss es ihm durch den Kopf. Das Mädchen wurde seit dem Tod ihrer Eltern in der Familie rumgereicht. Alex hatte die letzten Monate auf Jane aufgepasst und sollte sie nun zu ihrer Tante bringen.
Er griff nach einem Brot und machte sich daran Proviant und Kleidung einzupacken, da er gleich zu einer Reise aufbrechen wollte, wenn er Jane abgeliefert hatte.
Als er nach draußen in den Hof trat, spielte sie mit den Hunden.
„Jane komm. Wir müssen los.“
„Ich will nicht.“ Alex seufzte und hockte sich neben sie.
„Warum nicht? Deine Tante macht sich bestimmt schon Sorgen.“
„Ja und? Sie ist doof. Ich will nicht in Kleidern herum laufen, die man nicht dreckig machen darf. Ich will hier bleiben.“
„Das geht aber nicht. Ich gehe auf eine Reise.“
„Dann nimm mich mit. Ich stehe dir auch nicht im Weg.“
„Nein. Das ist zu gefährlich für kleine Mädchen wie dich.“ Sanft legte Alex Jane den Arm um die Hüfte und hob sie hoch. Sie tat ihm leid. Aber im Moment hatte Alex nicht das Geld und die Zeit für ein kleines Kind. Er setzte sie in den Sattel und zog sich hinter ihr in den Sattel. Jane schmollte.
Sie ritten in Richtung Herze, die nächste große Stadt. Janes Tante wollte sie in der Burg abholen.
Alex selbst hatte endlich den entscheidenden Hinweis auf den Verbleib des Schwertes Jades. Jade, die einstige Königin über alle bekannten Länder. Alex suchte schon seit Jahren nach dem Schwert. Den Talisman, der dem Schwert seine Macht verlieh hatte er schon. Jetzt würde er auch das Schwert bald besitzen. Sie ritten durch einen lichten Wald. Das Licht wurde von den Kronen der Bäume gebrochen und gab ein wundervolles Schauspiel frei. Auf dem Boden wuchsen Heidelbeersträucher und Farne. Doch Jane nahm das alles nicht war. Sie hörte schon das Meer, das sie so sehr liebte. Sie zappelte, weil sie zu den Klippen wollte, an denen sie immer spielte.
„Ich kann die Wellen schon hören.“ jauchzte sie und versuchte sich Alex Arm zu entwinden.
„Warte noch kurz.“ raunte er ihr ins Ohr. Seit sie bei ihm war, wurde sie immer zapplig, wenn sie zum Meer durfte. Alex hatte sie sogar schon auf das Schiff eines Freundes mitgenommen. Sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können und hatte ihm immer wieder von Meer vorgeschwärmt. Er hoffte, das würde sich bei ihrer Tante legen.
Der Wald lichtete sich und Alex ließ Jane zu den Klippen laufen. Sie sprang sorglos an den Klippen auf und ab. Alex hatte sie beim ersten Mal von den Klippen weg gezogen. Bald aber hatte er gemerkt, dass Jane über ein fabelhaftes Gleichgewicht verfügte.
„Ich will nicht zu meiner Tante. Ich will mit dir mit.“
„Das geht nicht, das weißt du auch. Wenn du mir versprichst nett zu deiner Tante zu sein, dann hole ich dich, wenn ich zurück bin, wieder ab. Du kannst dann bei mir leben.“ schlug Alex vor. Alex wusste nicht, wie er in dem Alter gewesen war. Oder besser gesagt, er verdrängte es schon seit Jahren.
„Versprochen?“ fragte die Kleine, während sie in die Fluten schaute, die sich an den Klippen brachen. Dann kam sie zu ihm gelaufen und ließ sich in den Sattel ziehen. Alex ließ das Pferd den Rest des Weges traben.
Die Vögel sangen zwischen den Bäumen und bald würde die Brutzeit beginnen. Jane pfiff vor sich hin und versuchte die Vögel zu imitieren. Nach einer knappen Viertelstunde erreichten sie die Harfenstadt Heze. Die Wachen an den Toren winken alle Leute hindurch. Es machte keinen Sinn, sie alle zu kontrollieren, da Markttag war. Sie ritten im Strom der Besucher. Die Häuser in Heze drängten sich dicht an dicht. Die Fassaden waren frisch gebleicht worden und Girlanden schmückten die Straßen.