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Every day is writing day
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Perspektive (14.04.09)

Ich sitze hier nur noch eine Weile und sehe meinen Füßen beim Trocknen zu. Es perlen noch ein paar Tropfen in der Nachmittagssonne vor sich hin, aber die letzten Tropfen sind immer die hartnäckigen. Eines dieser alten Gesetze, die man auf alles anwenden kann. Jede Situation; jede Metapher; jedes Unglück.

Es ist eine der wunderbaren Traurigkeiten dieser Zeit, dass sich alles in episodische Weisheiten verpacken lässt. Instant Durchblick. Memes. Aber immerhin funktioniert es gut, weil sich jeder daran gewöhnt hat, dass es offenbar so sein muss. Die Conclusio eines großen Versepos …

Aber ich werde theatralisch. Füße. Genau. Sie trocknen in der Sonne, kein Anzeichen von Mysterien und wenn ich noch ein paar sonnige Tage und eine strahlende Supernova länger hier faul herumliege, dann sind sie knusprig braun und schmecken vermutlich wie Hühnchen. Hühnchen ist eine Konstante; hoffe ich zumindest.

„Oi, nicht ins Leere starren.“

Das ist Kendra. Sie schnippt mir Wasserperlen ins Gesicht um--

„Es wird unschön, wenn du weiter so gedankenverloren in die Blätter starrst.“

Ich weiß, dass als nächstes der Wassereimer kommt; bin das Spiel gewissermaßen gewohnt, auch wenn es dabei weiterhin nur darum--

„Du willst es ja nicht anders.“

Sie denkt es ist nicht gut für mich, wenn ich soviel in meinem abstrakten Urschlamm herumdümple und „gedanklich-vor-mich-hin-monologisiere“. Sie ist so eine Art fleischgewordener Wechsel der Erzählperspektive, der versucht mich--

„GAH! Oh verDAMmt ist das HEIß!“

„Ich hab' schon viermal gesagt, dass die Kohle jetzt heiß ist und du anfangen kannst zu grillen. Außerdem wollte ich dich unterbrechen, bevor du wieder anfängst den Erzählperspektivenwechsel deines Lebens zu analysieren, den ich für dich darstelle.“

Manchmal wünsche ich mir die Nullfokalisierung für diesen ganzen Mist-- „Jaja, ist ja gut. Sieh' mich nicht so an, ich werf' ja schon die Spare-Ribs drauf.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ito-chan
2009-07-30T21:49:03+00:00 30.07.2009 23:49
Ich saß da und dachte zunächst einmal: Ein Germanist und ein Realist als Paar... Sehr amüsantes Pärchen... Ich mag sie.
Ich muss sagen, es hatte wirklich wieder etwas Lustiges. Ich mag es, wenn du solche Momentaufnahmen beschreibst. Sie haben immer so was fließendes...
Von:  kumquat
2009-04-21T15:33:09+00:00 21.04.2009 17:33
Ich mag es, wenn ich deine Geschichten lese und dadurch neue Wörter lerne. Nullfokalisierung, da fühl ich mich gleich doppelt so intelligent.
Aber ich find's klasse. Weil ich mich nämlich bei inneren Monologen auch häufig frage, wo denn (gerade im Dialog oder in schnelleren Szenen) die Zeit bleibt für diese ganzen Gedankengänge.
Und außerdem gehen Form und Inhalt hier praktisch ineinander über. Die Perspektive ist nicht nur da, sondern tragendes Element. Hah, das ist toll. :'D


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