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Was hat sich in der Märchenwelt wirklich zugetragen?

von

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Die Prinzessin und der Packesel

Vor mir war ein riesigen Tor, so groß, dass wohl ein Riese hindurch gepasst hätte. Die Säulen zu beiden Seiten trugen hübsche Verzierungen und über dem Tor stand in den Stein der Felswand eingemeißelt: Portal zur Märchenwelt. Wir waren also da, wir hatten unser Ziel erreicht.

„Lass uns gehen“, murmelte ich, doch Scarlett war schneller, sie ging bereits los und zog mich mit, durch das Tor hindurch.

Plötzlich erfasste und ein Farbenstrudel und wirbelte uns in der Luft herum, so wie es in Filmen immer der Fall war. Wer „Die Schwanenprinzessin“ gesehen hat, weiß, was ich meine.

Es war schneller vorbei als gedacht, aber nun traute ich meinen Augen nicht mehr. Es war nicht die Tatsache, dass wir am Rande eines Waldes standen und aus der Ferne ein prachtvolles Schloss zu sehen war oder, dass das Portal verschwunden war. Es war die Tatsache, dass Scarlett ein seidenes hellblaues Kleid mit Goldstickerei und Schmuck aus Diamanten trug und ihr glattes, rotes, schulterlanges Haar ihr nun bis zur Hüfte ging. Sie sah aus wie eine Prinzessin, noch mehr als sie es ohnehin schon tat. Hatte ich mich etwa auch verändert?

Hoffnungsvoll blickte ich schnell an mir hinunter. An Stelle meines schlichten T-Shirts und der Jeans war dort ein Kleid, ich spürte es auch, allerdings war es nicht so fein wie Scarletts Kleid, nicht einmal annähernd. Es war in Brauntönen gehalten und sehr schlicht. Zur Tarnung war es wohl perfekt. Jedenfalls war es nicht aus Seid, höchstens aus Baumwolle vielleicht. Mein Schuhwerk war aber schlimmer. Ich hatte wirkliche Schuhe mit Absatz an, was ich immer hatte vermeiden wollen. Konnte ich in der Nähe neue Schuhe bekommen? Turnschuhe? Nein, wohl kaum, wir waren ja jetzt im Märchenland.

Meine Finger glitten zu meinen Haaren und tasteten an ihnen entlang. Naja, ein wenig länger waren sie, sie gingen knapp bis zur Mitte meines Rückens. Wenigstens hatten sie ihr Volumen immer noch, eine Sache, wohl die einzige, die Scarlett nicht hatte. Leider sah sie neben mir trotzdem engelsgleich aus. Wahrscheinlich wirkte ich in diesem Aufzug wie ihre Dienerin. Klasse.

„Du siehst traumhaft aus, Lucy“, strahlte sie und drehte sich ums ich selbst, so dass ihr Haar wehte und sich das Kleid aufbauschte, - wohl damit sie sich begutachten konnte. Zugegeben war ich neidisch. Und gerade zu mir sagte sie ich sähe traumhaft aus.

„Lass uns gehen, Mary“, meinte ich bissig und stapfte los. Ein Fehler! Ich geriet aus dem Gleichgewicht und wankte hin und her bis Scarlett mir half. Ich hatte die blöden Schuhe völlig vergessen. Und zu meinem Bedauern tänzelte Scarlett elegant neben mir her.

Wenigstens meinet Tasche hatte ich noch, wobei – vorher hatte ich einen Rucksack gehabt, jetzt nur noch eine prallvolle Ledertasche. Eindeutig, ich war Scarletts Packesel, für Außenstehende.

So machten wir uns auf in den Wald. Ich machte mir so meine Gedanken, welcher es sein konnte. Der von Schneewittchen? Oder doch eher von Rotkäppchen? War dann der böse Wolf in der Gegend?

Während Scarlett von dem Wald schwärmte, lief ich still neben ihr her. Zum Glück hatte sie eine wohltuende Stimme, denn bei ihrem Geschnatter konnte einem der Geduldsfaden reißen, aber vielleicht empfand nur ich so und der Rest der Welt liebte dieses pausenlose Geplapper.

Irgendwann kamen wir an eine Weggabelung. Doch die Wegweiser waren kaum hilfreich. Was war bitte „Glenwich“? Ich hatte eher auf eine Wegbeschreibung wie „Aschenputtel“ gehofft. Aber es standen nur vier Namen da, die ich kaum deuten konnte. Jedenfalls kamen wir von „Historieland“, welchen Sinn es auch machte.

Wir konnten also nach „Glenwich“ gehen, in der Richtung war der Weg hell erleuchtet und das Ende des Waldes war bereits in Sicht. Gegenüber davon, rechts, lag „Chellhill“, eindeutig eine Stadt, - oder was immer es war – die Doppel l’s mochte. Der Weg dorthin war nicht ganz so hell und der Wald würde wohl noch lange andauern. Und vor uns lag „Kohlrabihausen“, mal ein deutscher Titel. Allerdings machte es das eher schlimmer. Kohlrabi? Dieser Weg war jedenfalls nicht zu verfolgen, da nach einigen Metern eine Kurve lag.

„Entscheide du“, lächelte Scarlett mir zu. Mir war klar, dass sie bereits einen Favorit hatte, aber natürlich ließ sie mir den Vorrang, zu gütig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-02-08T11:13:23+00:00 08.02.2009 12:13
Nunja, viel zu bewerten gibt es noch nicht, aber es hat mir ganz gut gefallen bisher. :3 Ich mochte vor allem die Beschreibung von Mary Sue (und die Tatsache, dass sie so heißt - ich hoffe, dass sie noch so richtig in den Dreck gezogen wird >3). ^^ Ein wenig leid getan hat mir die Protagonistin, aber ihre sarkastischen Kommentare machen alles wieder lustig. ^^
Dein Stil gefällt mir auch recht gut, es liest sich flüssig und nichts ist überflüssig. Du schreibst nur das nötigste und lässt dabei auch ein gutes Märchen-Gefühl aufkommen. ^^
Allerdings seh ich keinen Sinn hinter all den Namen von den Städten und Dörfern. Oo Haben die einen märchentechnischen Hintergrund? Oo
Ich schätze ich kann mehr sagen, wenn dann mal mehr da ist. x3" (Du darfst mir ruhig bescheid sagen, wenn es weitergeht x3)


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