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Geschichten einer Wohngemeinschaft

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Die Wohnung

Der Zug war bis in alle Ecken vollgestopft, als Chrissi in Bad Hombug ausstieg. Was musste sie auch genau ihre Fahrt genau zur Hauptverkehrszeit buchen? Sie hievte ihren Koffer durch die dicht gedrängten Leute und fiel mehr, als dass sie ging nach draußen. Auf dem Bahnsteig holte sie erst einmal Luft. Dann warf sie sich mutig in das morgentliche Getümmel des Hauptbahnhofes. Die Leute liefen kreuz und quer durch die Bahnhofshalle, oft ohne nach recht oder links zu sehen. Was machte es denn schon, wenn da ein Mädchen versucht, zu der Treppe da hinten im Eck zu kommen? Trampeln wir sie doch einfach nieder. So oder ähnlich fühlte sich jedenfalls Chrissi bei dem Versuch, die genannte Treppe zu erreichen. Schließlich stieg sie fix und fertig in die U-Bahn und fand dort sogar einen Sitzplatz.

Wenige Minuten später stand sie vor einem Wohnhaus und kramte nach den Schlüsseln. Ihr Ziel befand sich im vierten Stock, einen Aufzug hatte das Gebäude zu Chrissis Leidwesen nicht. Oben angekommen, schwer atmend und durchgeschwitzt, schloss sie die Wohnungstür auf und betrat neugierig ihr neues Zuhause. Deshalb war sie hierher gekommen, um zusammen mit einem anderen Mädchen in eine WG zu ziehen. Dieses Mädchen, Verena ihr Name, war zu diesem Augenblick nicht anwesend, aber das wusste Chrissi schon vorher. Deshalb hatte sie die Schlüssel ja auch schon vorher per Post bekommen.
 

Chrissi sah sich um. Die Küche, die erste Tür rechts vom Eingang, sah doch schon recht ordentlich aus, von dem dreckigen Geschirr, das noch nicht in die Spülmaschine geräumt worden war einmal abgesehen. Auch das Wohnzimmer, ein wenig weiter und auf der linken Seiten des Eingangs, konnte man so lassen. Es lagen ein paar Zeitungen rum, Zeitschriften, einige wenige Bücher und CDs. Über das Glas und die benutzte Schüssel (Müsli vermutlich) runzelte Chrissi die Stirn und brachte sie in die Küche. Am Ende des Ganges befand sich das Bad und auch ihre beiden Zimmer. Ihr Zimmer war leer und enthielt nur einen Schrank, einen Tisch mit Stuhl und ein Bett. Na zu Glück, dachte Chrissi, wär auch blöd, wenn es anders wär. Sie trug ihren Koffer hinein und begann ihn auszupacken. Viel hatte sie nicht mitgenommen. Das meiste lag noch im Haus ihrer Eltern und sie hatte beschlossen, dass sie immer mal wieder etwas mitnehmen wird, wenn sie dort auf Besuch ist. Als sie fertig war, sah es in dem Zimmer nicht viel anders aus. Nur bewohnter wirkte es jetzt. Das Bett hatte einen Bezug bekommen und auf dem Tisch standen ein paar Dinge.

Und nun, dachte Chrissi, was mache ich jetzt, bis meine Mitbewohnerin wiederkommt? Sie setzte sich in die Küche. Große Lust, zu lesen oder etwas anderes zu machen, was sie sich eigentlich zur Beschäftigung mitgebracht hatte, hatte sie nicht. Also saß sie rum und drehte Däumchen.
 

Eine Stunde später kam Verena nach Hause. Die Küche war aufgeräumt, die Spülmaschine lief und im Wohnzimmer waren die Zeitschriften sauber auf einen Stapel gelegt worden. Daneben saß Chrissi am Boden und blätterte durch eine durch. Sie sah auf, als Vera hereinkam, legte die Zeitschrift weg und stand auf.

„Hallo! Ich bin Chrissi.“

„Hi, kannst mich Vera nennen.“

Die Mädchen grinsten sich an.

„Sag mal, hast du nichts besseres zu tun, als die Wohnung aufzuräumen?“

„Nö. Mir war langweilig.“

„Achso, kannste öfter machen. Ich kann mich immer nur dazu aufraffen, wenn ich schon im Schmutz versinke.“

„Ach, ich auch immer nur kurz davor.“

„Räum doch mein Zimmer auch mal auf, ich kann machen, was ich will, da sieht's immer aus, als hätt' ne Bombe eingeschlagen.“

„Klar, kann ich machen.“

Vera lachte darauf nur. Warum nimmt mich da nie einer ernst?, dachte Chrissi.

Die Mädchen verstanden sich sofort prächtig, obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Vera, chaotisch und unordentlich wie sie war, hielt nicht viel auf Haushalt und Planung. Sie vertrieb sich ihre Freizeit eher mit Disco&Spaß, während Chrissi lieber innerhalb der vier Wände blieb und ungern in Unordnung lebte. Chrissi hielt sich schüchtern zurück, Vera hingegen war offen und immer bereit, andere Leute kennenzulernen. Das einzig Gemeinsame schien die Wohnung und die Schule, zu der sie gingen. Sie passten also zusammen wie der Schlüssel ins Schloss.



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