Zum Inhalt der Seite

Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 73-74

Kapitel 73:
 


 

Niemals wäre mir der Gedanke gekommen, auszutesten wie lange ich ohne Schlaf auskam. Doch die Situation hier, brachte mich dazu, es herauszufinden. Es mussten Tage vergangen sein, seit dem sich die metallene Tür hinter mir geschlossen hatte und ich in diesem winzigen Raum mein Dasein fristete. Es war egal, was ich versuchte, ich konnte keinen Schlaf finden und dabei war mein Körper vollkommen ausgelaugt. Mein Kopf dröhnte und meine Glieder schmerzten. Nicht mal schlummern schaffte ich. So etwas war mir noch nie geschehen und nur an der Umgebung konnte es nicht liegen. Nach dem vielleicht vierten Tag, fing ich an lautstarke Unterhaltungen mit mir selber zu führen und von einer Ecke des Raumes zur anderen zu gehen, was ich mit drei Schritten schaffte. Meine Klamotten rochen nach Dreck und Schmutz. Nicht mal etwas zum Erleichtern hatten die mir hier gelassen und ich musste eine kleine Ecke des Raumes nach einer gewissen Zeit dafür vorsehen. Ich schwor, sollte ich hier raus kommen, würde ich dem Drachen nicht nur die Krallen einzeln ausreißen, sondern auch jede verdammte Schuppe und erst dann sollte er krepieren.

Wenn sich die Tür kurz öffnete und dieser verfluchte Drache mir eine kleine Flasche mit Blut rein schmiss, versuchte ich, die Tür aufzureißen und zu entkommen, jedoch ohne Erfolg. Ich nahm an, dass er zwei mal am Tag mir was zu trinken brachte, womit ich einigermaßen die Zeit hier drinnen abschätzen konnte. Die leeren Flaschen stapelten sich in einer Ecke. Anscheinend hatte Reko kein Interesse sie raus zu holen, oder er nahm an, dass ich dies dazu nutzen konnte, zu entkommen. Kluger Drache, musste ich gestehen. Einmal kam ich auf die Idee, mich tot zu stellen, beziehungsweise ohnmächtig, jedoch schmiss er mir nur die Flasche an den Kopf und schloss die Tür danach sofort wieder. Es war ihm also mehr als egal, was mit mir hier drinnen geschah. Das ich nicht krepieren würde, war ihm klar und sollte ich das Bewusstsein verlieren, schien es ihm nur recht zu sein.
 

„Wenn du nur auf ihn gehört hättest, und nicht weggegangen wärst, dann hätte dieses Mistvieh sich bestimmt nicht aufs Grundstück begeben können!“

„Ach jetzt hör aber auf! Er wäre so oder so rein gekommen! Warum verdammt nochmal, gibst du mir die Schuld?“

„Warum wohl? Du bist immer Schuld. Sieh es doch ein. Du kannst nichts weiter als dich ständig und überall nur wegschleifen zu lassen!“

„Als wenn ich das gewollt hätte! Du tust ja fast so, als würde ich grade zu darum betteln, entführt zu werden!“

„Tus du auch!!“

„Ach halt die Klappe!“ Ich riss mir an den Haaren und schlug mit der Stirn gegen die kalten Steine der Wand. Meine Selbstgespräche raubten mir noch den letzten Nerv. Doch ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

„Wie schön wäre es, wenn du wirklich deine Klappe halten würdest!“ Fragend sah ich auf den grauen Stein vor mir und tippte mit dem Finger dagegen. „Kannst du reden? Werd ich wahnsinnig?“

„Ich auf jedenfall, wenn du nicht endlich mal ruhe da drüben gibst! Es gibt hier auch andere, die ein schweres Los haben!“ Meine Augen wurden größer und ich drückte mit beiden Handflächen gegen die Steine, lehnte mein Ohr gegen die Wand, obwohl ich auch so ziemlich gut die Worte vernommen hatte. „Wer bist du? Kannst du mich hier raus holen???“

„Wenn ich das könnte, ich hätte es schon vor zwei Tagen gemacht, nur um meine Ruhe wieder zu haben. Halt einfach dein Maul!“

„Oh bitte entschuldige, wenn ich keine gute Mitgefangene bin! Habe nicht viel Erfahrung in so was!“ Regte ich mich auf und schlug mit der Faust gegen den Stein, als könnte es denjenigen auf der anderen Seite verletzten. „Nach deinen Gesprächen zu urteilen, wurdest du öfter entführt, als andere die Unterwäsche wechseln.“

„Aber nicht in einen winzigen Raum eingesperrt und so oft war es auch nicht! Vielleicht....drei...oder vier mal...“ Nuschelte ich vor mich hin und glaubte glatt, es waren mehr. „Sei einfach ruhig!“ Ich zischte und schlug nochmal gegen die Steine, lies mich dann aber auf den Boden nieder und seufzte. Kurzzeitig hatte ich Hoffnung bekommen, der auf der anderen Seite könnte mir vielleicht helfen, doch war diese schneller zerplatzt als eine Seifenblase.
 

Erneut war ein halber Tag in die Lande gezogen, meiner Schätzung nach und ich sah nur mit einem zornigen Ausdruck zu Reko, als er die Tür öffnete und mir die Flasche hinschmiss. Nachdem die Tür wieder zu fiel, lehnte ich den Kopf seufzend zurück und legte die Flasche auf meine verschränkten Beine. „Wie lange bist du schon hier drinnen?“ Meiner Meinung nach, hatte ich es lange genug ausgehalten ruhig zu sein. Doch irgendwie musste ich mich beschäftigen, bevor der Wahnsinn mich tatsächlich fest in seinen Griff nahm. „Ich weiß, dass du mich hörst. Ignorieren bringt nichts.“ Da er nach etlichen Minuten immer noch nicht geantwortet hatte, begann ich in verschiedenen Rhythmen gegen den unteren Stein zu klopfen. Meine Fingerknöchel waren bereits Wund und ich wollte schon fluchen, als ein nerviges Stöhnen von der anderen Seite kam. „Warum nur musste ich mit solch einem Nebengefangenen bestraft werden??“

„Was hast du denn gemacht, dass du denkst, mit mir bestraft zu werden?“ Versuchte ich, das Gespräch zu eröffnen, und klopfte weiterhin gegen die Wand. Doch es kam keine weitere Antwort. Ein paar mal versuchte ich es noch, mit ihm zu reden, gab es aber für den Moment auf. Stattdessen widmete ich mich dem Blut in der Flasche, bevor es noch begann zu gerinnen. Die leere Flasche schmiss ich auf den kleinen Haufen an der gegenüberliegenden Wandseite und fragte mich, ob die hier vielleicht einmal die Woche wenigstens sauber machen. „Weißt du, ich kann auch einfach von mir was erzählen. Ein bisschen zumindest.“ Probierte ich es nochmal, würde aber nicht viel von mir preisgeben. Eventuell etliche Sachen erfinden. Er konnte ja kaum die Richtigkeit meiner Angaben prüfen. „Bitte nicht noch mehr! Ich hab in den letzten Tagen genug von dir gehört!“ Ich rollte mit den Augen, während ein Murren von meinen Lippen kam. „Ich langweile mich hier drinnen eben zu Tode.“

„Wenn doch nur, wenn doch nur!“ Es klang fast flehend, was mich komischerweise zum Lächeln brachte. „Nun, ich kann Stunden und Tage lang weiter vor mich hin quatschen, oder du redest einfach ein bisschen mit mir und hast dadurch zwischenzeitlich deine Ruhe.“ Das war doch ein gutes Angebot, oder nicht? Durchreden würde ich sicher hinbekommen, erst recht, wenn der Wahnsinn mich in seinen Krallen hatte, dank des fehlenden Schlafes.

Ich wartete wieder einige Zeit auf Antwort und als ich bereits dachte, sie würde nicht kommen, drehte ich mich verwundert um, als könnte ich denjenigen auf der anderen Seite der Steinwand sehen. „Von mir aus, aber dann halt auch endlich die Klappe!“

„Abgemacht. Wie heißt du? Ich heiße Kathrin.“

„Michael.“ War die kurze und knappe Antwort. Ich hoffte auf ein bisschen mehr, vielleicht sogar eine Gegenfrage, doch scheinbar musste ich das Gespräch führen, wenn ich es aufrecht erhalten wollte. Alles war mir im Moment lieber als in dieser Stille weiter vor mich hin zu vegetieren und an meinem Verstand zu zweifeln. Vielleicht aber war das hier auch nur eine Projektion meines übermüdeten Geistes. Doch war es nicht egal?
 

„Michael. Ein schöner Name. Wie alt bist du?“ Ich hoffte, er war älter als ich, denn dann konnte er mir vielleicht doch irgendwie helfen. Eventuell fanden wir ja sogar einen Weg hier raus. „Sieben oder Acht.“

„Jahre???“ Kam es aus meinem Mund geschossen und ich riss die Augen ungläubig auf. Dabei klang er nicht wie ein Kind. „Was denn sonst? Datteln?“

„Aber dann bist du doch noch ein Kind, warum klingst du dann nicht so?“ Vielleicht sollte ich die nächsten Gespräche nicht mit dem Namen beginnen, sondern eher anfragen, was der andere war. „Weib! Du strapazierst meine Geduld! Nicht Sieben oder Acht Jahre, sondern Sieben oder acht Tausend Jahre!“ Nun fehlte mir glatt die Sprache und ich konnte nicht mal schlucken.

„Das ist doch ein Scherz, oder?“ Fragte ich, nachdem ich endlich wieder fähig war, Wörter zu formen. „Ich Scherze nie! Reicht das als Gespräch? Ich will endlich meine Ruhe!“

„Was? Nein. Warte. Was bist du?“ Wollte ich nun doch wissen und krallte meine Fingernägel geradezu in den Stein, in der Hoffnung ihn beim Gespräch zu behalten. „Wozu sollte ich dir das sagen, Blutsauger?“

„Echt jetzt? Ich kann doch nichts dafür, dass ich das Zeug brauche zum Leben! Wieso nur müsst ihr mich immer alle so nennen?“

„Du hast dir dein Schicksal selber ausgesucht! Die Lebenden bestehlen, um sein eignes Wesen zu verlängern. Wenn ich könnte, würde ich dir deine Zähne raus reißen und den Mund zu nähen, auf das du nie wieder etwas zu dir nehmen kannst!“

„Ich habe mir das sicher niemals ausgesucht!!! Ich wurde als das geboren!!“ Platze es nun aus mir heraus und ich schlug mit der Faust gegen die Wand, was nur dazu führte, dass meine ohnehin trockene Haut riss. Ich zischte kurz vor Schmerz und legte meine Lippen auf die Verletzung, mit der Gewissheit, dass sie gleich wieder vergessen war. „Du bist ein Reinblut?“ Oh oh, ging es mir durch den Kopf und ich lehnte mich mit den Rücken gegen die Wand. Darauf antwortete ich lieber nicht und hoffte, er vergaß es. „Wie können solche Wesen Nachwuchs zeugen? Das ist nicht möglich! Deine Spezies ist tot und nicht in der Lage Leben zu erschaffen!“ Wenn er das hier als leben bezeichnete, konnte ich nur höhnisch lachen, beließ es aber dabei und räusperte mich. „Ich hab mich versprochen..ich meinte wiedergeboren..ich wollte es nicht. Es geschah versehentlich.“

„Das erklärt, warum Philemon an dir Interesse hat. Und ich dachte bereits, er sei dazu übergangen mich einfach nur mit einer neuen Methode quälen zu wollen.“

„Philemon? Wer ist das?“

„Du bist seine Gefangene.“ Kam es lachend von der anderen Seite und ich verstand. Also hieß dieser verdammte Drache so. „Erzähl Weib, wie alt bist du und wie bist du geboren!“ Mit zusammengebissenen Zähnen stieg ich in die Konversation ein. „Nenn mich nicht Weib! Ich habe einen Namen!“

„Und bist ein Weib, also nenne ich dich bei dem Offensichtlichsten. Ich kann auch Blutsauger sagen.“

„Dann macht es dir ja nichts aus, wenn ich dich Macho nenne.“

„Es ist mir ganz gleich, wie du mich nennst und jetzt beantworte meine Frage, Weib.“ Warum nur wollte ich ein Gespräch mit diesen Sexist? Vielleicht sollte ich nun so tun, als würde ich ihn nicht mehr hören, und schloss meine Augen.
 

Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Worte immer und immer wieder in meine Gedanken eindrangen und mir höllische Kopfschmerzen bereiteten. „Was machst du da? Hör auf!!“ Die Handflächen drückte ich gegen meine Schläfen und rollte mich auf dem Boden zusammen. „Du hast keine Barrieren um deinen Geist geschaffen. Bist vollkommen schutzlos und schwächer als ein Säugling.“ Schutzlos stimmte wohl, aber das andere? „Ich red ja schon! Hör auf!“ Schrie ich auf und atmete erleichtert aus, als die Schmerzen endlich aufhörten. Mit der Hand wischte ich unter meine Nase die Feuchtigkeit weck und bemerkte, dass ich Nasenbluten bekommen hatte. Das nächste mal sollte ich doch besser die Klappe halten und nicht versuchen, mit jemand Fremden mich zu unterhalten, nur weil ich denke, er säße im selben Boot. Nach einiger Anstrengung saß ich wieder mit dem Rücken gelehnt an der Steinwand. Meinen Kopf hatte ich den Nacken gelegt und kniff meine Nase zu. „Ich bin 17. Werde bald 18. und zu meiner Geburt kann ich nichts sagen. War zwar anwesend, aber mehr auch nicht. Meine Eltern sind tot. Also kann ich auch niemanden fragen. Beantwortest du mir nun endlich mal die Frage, was du eigentlich bist und wie hast du das eben gemacht?“

„Es war ein leichtes Unterfangen. Ich gehöre zu den Cherubinen.“ Seufzend drückte ich meine Nase etwas fester zu. „Keine Ahnung was das ist. Troll? Untoter? Zombie? Hexe? Wer-was-auch-immer? Kannst du nicht in diese Richtung gehen?“

„Verwechsle die Cherubinen nicht mit Kreaturen der Schatten! Wie sind Lichtwesen!“

„Na super. Dann erhelle doch mal meine Zelle hier etwas und las Tageslicht hinein. Vielleicht hellt es meine Stimmung auf.“

„Du musst wirklich ein Reinblut sein, wenn du das in deinem Alter und bei deiner Schwäche gedankenlos aussprichst.“ Meine Nase ließ ich los, in der Hoffnung, dass das Nasenbluten vorbei war und atmete erleichtert auf. „Sag mal Macho, wie lange bist du schon hier drinnen und wann kann man hier raus?“

„Wenn dein Wille gebrochen wurde und ich bin bereits seit gut zwei Jahrhunderten hier drinnen.“

„Was? So lange? Das ist ja eine halbe Ewigkeit!“

„Es ist nichts im Vergleich zu den Jahrhunderten, welche ich vorab hinter mir ließ.“ Meinte er belustigend und dennoch musste ich schlucken. Für mich war es eine Ewigkeit, wenn ich bedachte, wie viele Jahre ich erst hinter mir hatte. „Macho, du musst doch dann einiges auf den Kasten haben, warum bist du dann noch hier drinnen und nicht geflohen?“

„Der Großteil meiner Fähigkeiten wurde eingeschränkt. Andernfalls würde mich hier nichts halten.“

„Aber du hast noch einen Teil davon. Eventuell solltest du es mal probieren. Bestimmt sind die Türen und Mauern in der Zeit morscher geworden.“

„Da mir wichtige Fähigkeiten verschlossen bleiben, um von diesem Ort hinter den Wänden zu entfliehen, warte ich einfach ab, was die Zeit mit sich bringt.“

„Sagt der, welcher über sieben tausend Jahre alt ist. Ich will hier aber keine zwei Jahrhunderte verrotten!“ Schrie ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Dann lass deinen Willen brechen und dich von Philemon benutzen.“

„Wozu eigentlich? Was will der von mir?“

„Wozu braucht man ein Blutsauger-Reinblut?“ Wider dieser belustigende Unterton in seiner Stimme, welcher mich auszulachen schien. „Ich weiß es nicht! Wozu denn?“

„Oh? Wer hat dich aufgezogen, dass du davon nichts weißt?“

„Menschen.“

„Menschen??? Nun bin ich in der Tat neugierig und muss gestehen, dass ich mehr von dir erfahren will.“

„Ach lass mal gut sein. Ich glaube, wir sollten es lassen. Du schweigst wieder und ich führe Selbstgespräche. Sind wir besser dran.“ Nuschelte ich und rieb mir die Schläfe, da diese noch immer etwas pochten. „Wie wäre es dann mit einem Kompromiss? Ich beantworte eine deiner Fragen im Gegenzug zu meinen und sollte einer von uns nicht antworten, ist das Gespräch beendet.“

Zuerst wollte ich ablehnen, doch stockte ich nach dem ersten Wort. Ich musste doch nicht aufrichtig antworten und würde vielleicht einiges in Erfahrung bringen. Mit der Hoffnung, dass er die Wahrheit von sich gab. „Wozu braucht man ein Vampir-Reinblut?“ Fragte ich daher direkt und erschauerte bei seinem Lachen. „Beantworte erst meine Frage, danach werde ich deinen Wissensdurst stillen.“ Zähneknirschend begann ich ein wenig von meinen Eltern zu erzählen. Ich nahm andere Namen, zwar das Land, aus dem sie kamen, jedoch eine weit entfernte Stadt, in welcher ich angeblich aufwuchs. Was ebenso ehrlich blieb, war, dass ich bis vor über einem Jahr noch nicht mal wusste, was ich wirklich wahr.

„Dir scheint nicht bewusst zu sein, dass deine Stimme sich verändert, wenn du in was Erdachtes abweicht. Doch scheint ein Großteil zu stimmen und ich nehme es hin, weil du scheinbar jene beschützen willst. Das finde ich wiederum ebenso faszinierend.“

„Oh bitte nicht solche Worte, bitte.“ Ich konnte das nicht mehr hören und seufzte. „Beantwortest du mir jetzt meine Frage, Macho?“ Ich hatte mich mittlerweile seitlich auf den Boden gelegt und die Augen geschlossen. „Es wird etwas vermutet, doch bisher konnte niemand diese These bekräftigen, da es deines Gleichen nicht geben dürfte.“

„Du redest um den heißen Brei herum. Was will dieser verdammte Drache oder sonst wer von mir?“

„Das Schattenreich unter seine Kontrolle bringen.“

„Okay, ihr seid alle verrückt. Wie soll man sowas denn schaffen? Vor allem, was will man da kontrollieren?? Es wird benutzt um schnell von einem Ort zum anderen zu kommen, oder um sich in den Schatten zu verstecken.“

„Wie wenig du von deinesgleichen weißt. Jegliches Leben außerhalb der Schattenwelt ist mit dem in jenem verwoben. Wenn etwas innerhalb dieses vergeht, verliert es auch in seiner wirklichen Welt das Dasein.“

„Wenn ich nicht so verdammt müde wäre, könnte ich dir sicher besser folgen.“

„Anders ausgedrückt. Ihr Blutsauger neigt dazu, euch am besten in der Schattenwelt zurechtzufinden und mit ihr am geschicktesten zu interagieren. Ihr könnt über große Entfernungen jemand anderen in dieser ausfindig machen und sie nutzen um sein Dasein zu beenden. Angeblich kann ein Reinblut dafür sorgen, andere Wesen, ohne nahe bei ihnen zu sein, durch dieses Reich zu schädigen.“

„Das ist doch mehr als Schwachsinn und nur deswegen werde ich andauernd in solchen Mist gezogen? Echt jetzt?“

„Nun, es soll noch eine weitere geben. Sehr wenige deiner Art, welche an einer Hand abzuzählen sind und wohl seit langer Zeit nicht mehr existieren, sollen die Fähigkeit gehabt haben, andere Wesen in sich aufzunehmen. Dadurch wurden diese selbst zu einem Teil des Blutsaugers.“ Jetzt wurde ich munterer und setzte mich wieder hin. Ich musste unwillkürlich an Alucard denken. Hatte sich nicht mal sein Arm in sowas wie eine Hundeschnauze verwandelt gehabt?? Und hatte Sera nicht behauptet, Dark wäre ein Teil von Alucard? Aber wenn das stimmte... warum verdammt nochmal wurde dann keine Jagd auf ihn gemacht, sondern auf mich? Er war bei Weitem mächtiger als ich und konnte sicher alles, was dieser Drache von mir sich versprach. Meine Gedanken sprangen von einer Ecke zur nächsten und ich nuschelte sogar vor mich hin. Irgendwann kreisten meine Gedanken aber nur noch um diesen Vampir und ich wünschte mir, er wäre hier. Wenn ich doch nur endlich schlafen könnte, vielleicht würde ich ihn dann erreichen.
 

Während ich all meine Optionen durchging, dachte ich aber auch an vorhin zurück und klopfte gegen die Wand, auch wenn das wohl wenig brachte. „Macho. Du kannst doch scheinbar in meinen Kopf, also irgendwie. Kannst du es schaffen, dass ich einschlafe?“

„Hatte ich schon mehrfach versucht, als du mir mit deinen Selbstgesprächen zur Last fielst. Scheinbar ist eine deiner Fähigkeiten mit dem Schlaf verbunden, weswegen er nicht über dich kommt.“

„Wie meinst du das?“

„Philemon sorgt dafür, dass wir unsere Fähigkeiten nicht benutzen können. Frag mich nicht wie. Ich habe mir darüber lange genug sinnlos den Kopf zerbrochen. Doch solange er das tut, wirst du keinen Schlaf finden und somit diese Fähigkeit nicht ausüben.“

„Dann heißt das, ich werd nie einschlafen? Dann kann man mich doch gleich umbringen, bevor ich noch wahnsinnig werd!“

„Scheinbar hat er keine Ahnung, dass du die Gabe als Traumwandlerin hast. Man hätte sie anders blockieren können...aber man kann sie auch fremd nutzen.“ Seine Stimme nahm wieder einen belustigenden Unterton an. „Leih mir für ein paar Stunden deinen Geist. Ich werde keinen großen Schaden damit anstellen.“

„Was?? Was meinst du damit? Was hast du vor?“

„Keine Sorge. Du wirst wach sein, zumindest in etwa.“

„Was heißt hier in etwa??“ Panik breitete sich in mir aus bei seinen Worten. „Kennst du den Zustand von etwas, dass man Wach-Koma nennt? Ich glaube, so wird es genannt.“

„Warte mal! Das erklärt noch lange nicht, was du mit mir vorhast!!“

„Keine Zeit für lange Erklärungen. Dein Aufpasser ist auf den Weg hierher und kann unser Gespräch mit anhören.“

„Das ist doch egal! Mach nichts mit mir, bevor du mir nicht erklärt hast, was du eigentlich vorhast!!“ Schrie ich aus und wollte noch etwas nachsetzen, als mein Kopf plötzlich wieder begann zu dröhnen und mir wurde klar, dass die Kopfschmerzen hier vorher wohl nicht durch den Schlafmangel ausgelöst wurden, sondern durch ihn. „Hör auf!!“

„Schweig Weib! Ich werde versuchen, jemanden zu finden, der dir helfen will und das Zeug dazu hat. Hoffentlich kennst du nicht nur solche schwachen Kreaturen, wie du es selbst bist.“ Zugern hätte ich was erwidert, doch krümmte ich mich bereits auf den Boden. Es fühlte sich an, als wenn jemand mein innerstes zerreißen wollte und mein Hirn durch die Schädeldecke versuchte zu drücken. Als die Tür aufging, konnte ich Reko nur durch einen Tränenschleier hindurch ansehen. Doch er grinste nur und warf die Flasche neben mich. „Netter Versuch. Von mir aus kannst du wirklich leiden. Krepier nur nicht, ohne was zu sagen.“ Mit dem Grinsen im Gesicht schloss er die Tür wieder und ich hasste ihn noch um einiges mehr.
 


 

Kapitel 74:
 

Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich zerbersten. Ich riss an meinen Haaren, versuchte so die Qualen woanders hin zu lenken, aber es nützte nichts. Mein ganzer Körper begann sich zu verkrampfen und schließlich konnte ich nicht mal mehr mit meinen Händen fest zugreifen. Sie erschlafften einfach und das einzige, was ich noch zu bewegen vermochte, waren meine Augen. Aber selbst das wurde Stück für Stück schwerer. Zuerst fühlte es sich an, als wenn sie austrocknen würden und eine Art dunster Schleier legte sich drüber. Als etwas begann an mir zu zerren, verlor ich immer mehr von meinem Blickfeld, bis alles nur noch eine graue Masse zu sein schien. Ich versuchte, meine Augen zu schließen, doch selbst das wollte mir nun nicht mehr gelingen und wieder spürte ich etwas an mir zerren. Doch war es nichts, was an meinem Körper zog, sondern eher, als wenn etwas in meinem Inneren mich zusammenziehen wollte. Mit einem heftigen Stich spürte ich plötzlich einen Widerstand in mir, der kurz dafür sorgte, dass mir die Atmung wegblieb. Ich wusste genau, was es war, aber nicht, warum es mir Schmerzen bereitete und erst recht nicht, was es zu bedeuten hatte. Was machte dieser Michael mit mir? Wie bekam er es hin, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte? Vier weitere Male spürte ich den Schmerz an derselben Stelle und er wurde von Mal zu Mal stärker. Schließlich fühlte es sich so an, als wenn etwas in mir zerbersten würde und mein Brustkorb zog sich brennend zusammen. Kurz darauf jedoch konnte ich tief Luft holen und saß plötzlich aufrecht auf dem dreckigen Boden. Ich sog die Luft gierig in mich hinein und hustete, als hätte sich eine zentimeter dicke Staubschicht auf meinen Lungen gelegt.
 

„Was war das?“ Fragte ich hustend und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Den Kopf hatte ich dabei in meinen Nacken gelegt, um noch tiefer Luft inhalieren zu können. „Ich bin gespannt, ob derjenige dich finden wird. Er hatte es zumindest eilig gehabt. Dabei hatte ich übrigens gespürt, dass etwas in dir ist, was dich noch mehr einschränkt, hab es vergebens versucht zu entfernen.“ Ich verstand nur Bahnhof im ersten Moment, da mein Verstand noch immer versuchte das eben erlebte richtig einzuordnen und dann griff ich mir an die Stelle, wo der Schmerz gewesen war. „Vergebens?“ Fragte ich nochmal nach und war erleichtert. Hätte er es geschafft, nicht auszudenken, was dann geschehen wäre. „Du weißt schon, dass alleine dadurch du bei weitem Schwächer bist?“

„Ja, und das soll auch so bleiben.“ Entgegnete ich nur und schloss meine Augen. Mein Mund fühlte sich trocken an. Ich wüsste nicht, wie lange das eben gedauert hatte. Sekunden? Minuten? Doch als ich meinen Blick zu der Flasche schweifen ließ, welche Reko zuvor reingeschmissen hatte, musste ich schlucken. Das Blut dort drinnen musste Stunden alt sein. Aber wie war das möglich? So lange kam es mir nicht vor. Sollte ich nachfragen, wie er das gemacht hatte? Zuerst wollte ich, doch dann entschied ich mich dagegen. Selbst wenn ich fragte, was würde es bringen? Ich konnte es mit Sicherheit nicht bewerkstelligen und geschehen war geschehen. Nach dem einige weitere Minuten verstrichen waren und ich mich beruhigt hatte, sah ich hoch zur Decke. „Wen hast du erreicht und wie vor allem?“ Fragte ich nun neugierig. „Keine Ahnung wer es ist. Er schien in eine Art Dämmerzustand zu sein, nur so kann ich mir erklären, dass es einfach war ihn zu finden. Er schien zumindest für dich offen zu stehen.“ War es verwunderlich, dass ich kaum ein Wort verstand, von dem, was er sagte? Der Kerl schien meine Fähigkeiten besser zu beherrschen und zu verstehen, als ich selber. „Wie sah er aus? Groß, schwarze Haare, rote Augen?“ Fragte ich mal so und hoffte einfach, er sagte ja. „Nein. Eher dunkle, braune Haare und blaue Augen.“ Kam es von der anderen Wandseite und mein Blick glitt sofort von der Decke zur gegenüberliegenden Wandseite. „Sorin?“ Fragte ich sofort nach und atmete erleichtert aus. Wenn das stimmte, dann hatte er überlebt. „Da er sich nicht vorgestellt hatte, kann ich die Frage nicht beantworten. Ich hab demjenigen zumindest alles zugetragen, was ich weiß und hoffe, dass er den Weg her findet.“ Während Michael noch redete, was ich mehr als verwunderlich fand, nach dem er zuvor so wenig wie möglich reden wollte, drifteten meine Gedanken zu Sorin. Er hatte gesagt gehabt, der andere wäre in eine Art Dämmerzustand. Vielleicht lag Sorin irgendwo und musste sich von seinen Verletzungen regenerieren. Sie heilten zwar auch bei ihm schnell, aber wer wusste schon, wie schlimm sie wirklich waren? Ich war ja bereits froh zu hören, dass er womöglich noch am leben war.
 

Nachdem ich nicht mehr ins Gespräch eingestiegen war, da ich mit den Gedanken wo anders war, hatte Michael kein Wort mehr gesagt. Als die Tür zu meiner Zelle aufging, sah ich vom Boden aus zu dem Drachen und fing die mir zugeworfene Flasche auf. „Wann wird hier eigentlich er Stall gemistet?“ Fragte ich ihn und deutete mit einer Kopfbewegung auf die etlichen Flaschen an der Seite und meine, leider noch immer vorhandene Notdurft in der Ecke. Es war erstaunlich, an was man sich alles gewöhnen konnte. „Wie kann es sein, dass so was wie du nur überhaupt sowas macht?“

„Frag mich was Leichteres, aber das Thema müssten wir glaube ich, schon mal gehabt haben.“

„Mach deinen Dreck alleine weg!“

„Gerne!“ Kam es mit Begeisterung von mir und ich stand auf. Meine Beine waren ein wenig zittrig und ich lehnte mich an die Wand um festen Stand zu haben. „Bring mir einen Eimer, Besen und Wischmopp. Handfeger und Kärschaufel und Wasser natürlich. Dann mache ich alles sauber und bringe es sogar noch weg. Es gibt bestimmt irgendwo dort draußen einen Ort, wo ich es hinbringen kann.“ Redete ich auf Reko mit einem Lächeln ein und ich sah richtig, dass es in dem Drachen zu rattern begann. Er neigte seinen Kopf zur Seite und fixierte mich genauestens, während seine Lippen ein wenig sich öffneten. „Hältst du mich für so beschränkt? Du kommst hier nicht raus, ehe es mein Alter nicht will!“

„Tja, dann musst du wohl den Stallknecht spielen.“ Erwiderte ich zuckersüß und drehte den Verschluss der Flasche auf, leerte dessen Inhalt mit wenigen Schlucken und warf ihm die leere Flasche zu. „Damit kannst du den Anfang machen.“ Seine Augen begannen vor Wut zu funkeln und wechselten die Farbe zum Gelben hin. „Reiz mich nicht!“

„Oder was? Willst du mich einsperren? Ach, hast du ja schon getan. Willst du mich foltern? Nun, das hier eingesperrt sein, erachte ich als Folter. Was bleibt denn dann noch übrig? Mich umbringen? Könnte schwer werden, zumindest beim Erklären deinem Vater gegenüber.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste nicht, was los war mit mir, aber irgendwie fühlte ich mich, als wäre ich die letzten Tage nicht durchgehend wach gewesen. Ob das eine Nebenerscheinung des vorhin erlebten war? Eventuell fehlten mir deswegen einige Stunden und nicht wie angenommen, nur Minuten. Ebenso aber war es auch für mich eine Überraschung, dass der Drache bisher nicht einfach die Tür zugeschlagen hatte und wegging, so wie sonst auch immer. Sein Blick ging zur Ecke meiner Flaschensammlung und anscheinend hatte er bisher keinerlei Gedanken daran verschwendet. „Ich kann die auch weiter sammeln. Ist nur die Frage, wie lange ich hier noch drinnen bleiben muss und ob ich mich nicht irgendwann hinter einer Wand voller Plastikflaschen verbarrikadiere. Obwohl, ich bin auch ein bisschen neugierig, woher ihr überhaupt so viele habt.“

„Halt einfach die Klappe und schmeiß sie zu mir! Bleib dabei aber dort hinten!“

„Als wenn ich dir im Moment gefährlich werden könnte.“ Ich rollte mit den Augen und ging zu dem kleinen Haufen, wo ich zwei Flaschen aufhob und sie zu ihm schmiss. Jedoch mit einiges an Kraft, die ich noch zur Verfügung hatte und freute mich, als ein ächzen von sich gab, da ich ihn an einer ziemlich ungünstigen Stelle getroffen hatte. „Ups. Bin wohl etwas eingerostet hier drinnen.“ Meinte ich grinsend und schmiss ihm noch die anderen zu. Er selber ließ sie alle hinter sich fallen und nachdem auch die letzte aus meiner Zelle verschwunden war, kam ein rollendes Grollen aus seiner Kehle. „Und mein Vater glaubte ernsthaft, du seist leicht zu zähmen in deinem derzeitigen Zustand.“ Nun machte sich Überraschung auf meinem Gesicht breit. „Was?“

„Da muss er wohl noch länger warten und ich weiterhin den Kindersitter spielen. Als wenn ich nichts anders zu tun hätte!“ Während er die Tür hinter sich schloss, kam dies motzend von ihm und ich stand nur wie angewurzelt im Raum.

Ich ließ mich wieder auf den Boden nieder und murrte. Als wenn ich klein beigeben würde. Was dachte dieser alte Drache eigentlich? Nur weil er mich hier einsperren ließ und dafür sorgte, das ich auch noch die letzten Reste meiner Fähigkeiten nicht mehr nutzen konnte, würde ich mich doch nicht so schnell geschlagen geben. Was waren schon ein paar Tage hier drinnen eingesperrt? Aber wenn ich dann an Michael dachte, welche schon seit ein paar Jahrhunderten hier drinnen war, kam es mir doch übel hoch. Zudem wusste ich ja nicht, ob Sorin mir helfen konnte. Hatte er alles richtig mitbekommen und gab er die Infos vielleicht weiter? Was wenn er her kam? Schon beim letzten Mal hatte er keine Chance gegen Reko gehabt, wie ist es erst dann mit zwei Drachen? Da mein Verstand wieder richtig zu funktionieren schien, konnte ich wieder über etliches nachdenken und versuchte einen Plan zu entwickeln um alleine hier raus zu kommen. Doch selbst wenn ich das schaffen sollte, aus der Zelle und diesem Ort zu entfliehen. Außerhalb des Gemäuers würde ich nicht weit kommen. Durch die Schatten konnte ich mich nicht alleine bewegen, solange das Sigel in mir drinnen war. Also stand ich wieder am Anfang, wie vor einigen Tagen und ließ meinen Kopf nach vorne, auf meine angewinkelten Knie fallen. Die Arme hatte ich um meine Waden geschlossen. „Ich hasse mein Leben.“
 

Die nächsten Stunden verstrichen, ohne das irgendwas geschah. Ich hielt mich mit Gesprächen zurück, da von Michael nichts mehr kam. Er war wieder so ruhig wie die ganzen Tage zuvor, wo ich nicht mal geahnt hatte, dass jemand auf der anderen Seite der Mauer war. Als ich erneut eine Flasche in den Raum reingeschmissen bekam, wartete der Drache doch tatsächlich dieses Mal an der Tür und als ich fragte, was noch sei, meinte er nur, dass er gleich die leere Flasche mit nehmen würde. Anscheinend hatte ich eines bewerkstelligt, aber das andere war noch zu erledigen und ich fragte erneut nach jemanden zum sauber machen. Mehr als ein, interessiert mich nicht, kam jedoch nicht von ihm.

Zu meiner Überraschung kam bei seinem nächsten Besuch jemand mit. Es war das, was er bei meiner Ankunft hier, als deren Fressen bezeichnet hatte. Das Wesen machte mit seinen bloßen Händen die Ecke sauber und ich musste mich abwenden. Mir wurde beim Zusehen doch etwas übel. Doch der Gestalt schien dies nicht im Geringsten etwas auszumachen. Nachdem sie fertig war, lief sie gebeugt an Reko vorbei. „Danke.“ Meinte ich nun an ihn gewand. Er schnaufte und verzog die Lippen. „Bedank dich bei meinem Vater! Er wollte, dass du es hier einigermaßen gut hast. Warum auch immer.“ Verwundert sah ich ihn an und zog dann eine Augenbraue nach oben. „Meint er das ernst? Hallo? Ich bin in einem winzigen Raum ohne sanitären Anlagen gefangen und es soll mir gut gehen? Sag mal, kann es sein, dass dein Vater noch im siebzehnten Jahrhundert lebt?“ Fragte ich gefrustet nach. „Wohl eher im fünfzehnten.“ Meinte er zu meiner Überraschung erwidernd und ich musste nun doch tatsächlich etwas lachen. „Weißt du, ich verstehe einfach nicht, warum das überhaupt machst. Du scheinst deinen Vater nicht leiden zu können und hasst es hier zu sein. Dennoch haust du nicht einfach ab.“

„Jeder hat seine Gründe! Außerdem würde ich ihn nicht unterschätzen.“ Den letzten Teil sagte er nur leise und schüttelte dann den Kopf. „Warum rede ich überhaupt mit dir?“ Fragte er sich nun selber und schloss die Tür wieder hinter sich, ließ mich damit alleine zurück. Nur jetzt in einer zumindest halbwegs gereinigten Zelle. Das war doch mal ein kleiner Fortschritt. Dennoch wollte ich hier ungern länger drinnen bleiben. Ich ließ mich wieder auf den kalten Boden nieder, denn was anderes konnte ich nicht machen.

Es vergingen erneut ein, oder sogar zwei Tage, wenn ich das mit den Flaschen richtig mitbekam. Ich hatte meine Augen geschlossen und war wieder kurz davor lautstarke Selbstgespräche zu führen, als der Boden unter meinem Hintern begann zu wackeln. Hatte ich mir das nur eingebildet?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück