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Allein unter Männern-Das totale Chaos?

Dysfictional Family
von

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Immer das Selbe

Hi Leute,

Tja ich wünsche euch dann mal viel Spaß mit meiner FF. Ich nehme jede nur erdenkliche Kritik entgegen. Ich will ja wissen was euch gefällt und was nicht. Naja dann viel Spaß!!!
 

Ach un no was an alle Strify-Fans i stelle Strify als den Badboy dar. Es tut mia wirkli leid, i will keinen verletzen abba i brauchte nu ma einen Clown der in meinem Drama ab und zu mal die Leute zum lachen bringt damit es net ganz so draurig und trostlos ist.

Also bitte seid mia net böse!!! i will keine Fan un scho gar net Strify kränkn.
 

dann mal viel spaß!!!!
 

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Ich hörte Schreie. Wo war ich? Es war so dunkel. Ich lag auf kalten Boden. Was war passiert? Vorsichtig tastete ich nach, wo ich lag, bevor ich meine Augen öffnete und mich aufsetzte. Ich lag mitten auf einer Straße. Was machte ich hier? Mein Kopf tat weh. Hatte man mich nieder geschlagen? Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, was ich da machte und wer ich war. Ich beschloss, auf zu stehen und mich mal umzusehen. Ich kam bloß wacklig auf die Beine, als würde ich das erste mal, nach langer Zeit, wieder versuchen, zu laufen. Was war bloß passiert? Sobald ich stand, kippte ich gleich wieder um. Also beschloss ich, bis zur nächsten Hauswand zu kriechen und mich dann an der Wand hoch zu ziehen. Es war sehr dunkel, ich hatte keine Ahnung wo ich hinkrabbelte. Schließlich erreichte ich tatsächlich eine Wand, stieß mir den Kopf ein und zog mich an ihr hoch. Es klappte. Ich stand, wenn auch recht wackelig. Dann rieb ich mir erst mal den Kopf. „Mist, was sollte diese Scheiße, wo bin ich nur?“ Mich an der Wand entlang tastend, setzte ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Keine Ahnung, wo ich hin lief, war mir auch total egal, Hauptsache ich kam endlich aus dieser Stille und der Dunkelheit raus. Da fiel mir doch ein, dass ich, kurz bevor ich erwacht bin, einen Schrei gehört habe. Warum war es da jetzt so ruhig? Es war voll unheimlich. Wo kam der Schrei her oder hatte ich ihn mir nur eingebildet? Ich lief schneller an der Wand entlang. Da entdeckte ich einen matten Lichtschein. Auf den lief ich zu. Immer schneller und schneller. Ich konnte ein leichtes Raunen hören. Mit jedem Schritt wurde es lauter. Der Lichtstrahl wurde immer größer. Ich hatte das Ende der Gasse erreicht. Endlich! Erleichtert atmete ich aus und schaute vorsichtig um die Ecke. Sah aber nichts, der Lichtstrahl war zu hell, ich musste mich erst daran gewöhnen, hielt die Hand schützend vor meine Augen. Ich hörte noch, wie jemand etwas sagte, dann wurde es wieder dunkel.

Schweißgebadet wachte ich in meinem dunklen Zimmer aus meinem Alptraum auf. Schon wieder dieser Alptraum, der mich jede Nacht heimsucht. Was hatte er zu bedeuten? Die Tür klackte und jemand machte Licht. „Shin was ist los? Du schreist hier rum, da kann ja kein Mensch schlafen.“ Es war Luminor. Ich nahm mein Kissen drückte es gegen mein Gesicht und verbarg meine Augen in ihm, damit das Licht mich nicht blendete. Luminor löschte das Licht wieder und dann setzte er sich zu mir aufs Bett. Ich lehnte mich an ihn, Tränen rannen mir übers Gesicht. „Oh Lu, es war schon wieder ein Alptraum. Immer der Gleiche. Ich erwache auf einer dunklen Straße, dann taste ich mich an der Wand entlang dem Licht entgegen und in dem Moment erwache ich dann auch wieder. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll. Dieser Traum macht mich noch total fertig.“ Ich brach noch mehr in Tränen aus und verbarg mein Gesicht noch tiefer in meinem Kopfkissen und warf mich auf mein Bett zurück. Lu schlang seine Arme um mich, zog mich hoch und drückte mich dann an sich. „Keine Sorge, es war nur ein Alptraum. Das geht vorbei.“ Schützend schlang er seine Arme noch fester um mich. Mir ging es gleich viel besser. In Lus Armen fühlte ich mich wohl und geborgen. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ist sonst noch jemand wach?“ Lu schüttelte den Kopf. „Nein, Skys Zimmer ist ja in der oberen Etage (Doppel-Etagen-Wohnung), Strify hat abends mal wieder zu tief ins Glas geschaut und schläft tief und fest, Kiro, mmh na ja, du weißt ja, wenn er einmal schläft, schläft er, und Yu und Katarina sind noch nicht zurück. Mach dir keine Vorwürfe, für schlechte Träume kann keiner. Und jetzt versuch zu schlafen. Morgen ist Skys großer Tag.“
 

Shin war bereits eingeschlafen, ich brauchte es ihm gar nicht zu sagen. Behutsam legte ich ihn auf sein Bett zurück und deckte ihn zu. Shin tat mir total leid, ich konnte es gar nicht ertragen, wie sehr er unter dem Alptraum litt. Jede Nacht aufs Neue. Er sieht immer so verzweifelt aus und in seinen Augen spiegelt sich die pure Angst wider. Manchmal wandelt er sogar bei Nacht durch die Wohnung. Ich habe mich darauf eingestellt und deshalb mit Yu die Zimmer getauscht, damit ich Shin so nah bin wie möglich. Er getraut sich nie, allein einzuschlafen, schläft dann immer erst ein, wenn er in meinen Armen liegt so wie eben. Wann ließ ihn dieser Traum endlich los? Seit 14 Jahren schon hatte er diesen Alptraum, welcher ihn nicht losließ.

Richtig lachen hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Er übernahm sich total, wollte jedem alles recht machen, halste sich Arbeit auf, wo es gar keine gab. Und er hatte einen totalen Schwesterkomplex. War ständig um Sky besorgt, behandelte sie wie ein kleines Kind. Aber Sky scheint, obwohl sie jünger ist als er, erwachsener zu sein. Aber die anderen wissen nichts davon. Keiner, außer mir, weiß, was er damals durchgemacht hat. Etwas schreckliches, was Sky und auch die anderen sich nicht vorstellen können. Auch wenn er es zu verdrängen versucht, ich glaube, sein Alptraum hat mit seiner Vergangenheit zu tun. Aber wahrscheinlich kann er sich schon gar nicht mehr an alles erinnern, was damals passiert war? Er war ja noch so klein. Deshalb macht ihm dieser Alptraum auch solche Angst.

Morgendlicher Stress

„Hast du alles, deinen Busausweis, Portemonnaie, Frühstück, nicht dass du mir an deinem ersten Schultag in deiner neuen Schule gleich umfällst.“ „Man ja...“ Man ey, mein Bruder konnte nerven. Ich war doch kein kleines Kind mehr. Also ehrlich. Ein Mann, 37 Jahre alt, mit langen schwarzen Haaren, einem schwarzem Netzhemd und schwarzen langen Rock, stand im Türrahmen zur Küche. „Hier Sky, dein Lunch.“ „Danke Lumi.“ Ja, ihr habt richtig gelesen. Der Mann ist Luminor, der 2. Leadsänger und Keyboarder der deutschen I-Pop-Band Cinema Bizarre, auch bekannt unter dem Kürzel CB. Ja, und der blonde junge Mann neben mir, der wild mit den Armen fuchtelt und schon fast wahnsinnig wird, ist mein Bruder, Shin, der Drummer von CB. „Mhh, Hier richt es aber gut. Da kann man sich ja gar nicht länger im Bett aufhalten.“ 2 weitere Blondies, beide sehen noch sehr müde, einer sieht sogar sehr mürrisch drein, aus, kamen in den Flur, hinter ihnen kamen wenige Sekunden später ein schwarzhaariger Mann, mit roten Strähnen und eine braunhaarige Frau aus deren Zimmer, sie hielten Händchen und küssten sich. Es waren Strify, der Sänger, Kiro, der Bassist, und Yu, der Gitarrist von Cinema Bizarre und Katarina, Yu's Frau. Ja, es ist kaum zu glauben, aber Yu hat sich doch tatsächlich gewandelt. Früher war er voll der Frauenheld (hat man mir erzählt), der für One-Night-Stands jederzeit zu haben war. Doch seit er Katarina kennt, wusste er, es gibt nur noch sie für ihn und keine Andere. Soll am Anfang voll komisch gewesen sein.^^ „Morgen...“ sagte Kiro und gähnte. „Kaffee ist schon fertig, steht bereits auf dem Tisch.“ „Oh danke *Mama* Lu, wie nett.“ Kiro setzte sich. Strify tat es ihm gleich und setzte sich wortlos dazu. Morgens sagte er nie viel, war voll der Morgenmuffel. Aber sonst konnte er nie die Klappe halten. Normalerweise könnten die Zeitungen gleich ihn allein zum Interview bestellen, er antwortete doch sowieso für die anderen mit. „Morgen“, sagte auch ich, und grinste. Kiro erwiderte es, und auch Kati schmunzelte mich an. „Na gut geschlafen, Kleine?“ „Nein, war voll aufgeregt... und bin es immer noch, hab kaum ein Auge zugetan.“ „Dann pass auf, dass du heute am ersten Tag nicht einschläfst.“ Sie strich mir über meine schwarzen Haare, für die sie mich beneidete. Aber sonst war sie ganz nett und die einzige Frau im Haus (wenn man Lumi mal nicht mitzählt, der bei unserem schrägen Haufen die Mutterrolle übernommen hat^^), mit der ich mich mal über Frauendinge unterhalten kann, und die mich jetzt während der Puppertät auch versteht. „Hmm, die Brötchen riechen richtig lecker! Und es ist sogar meine Lieblingssorte dabei. Vielen Dank, Lu!“ Luminor nickt nur und Gießt allen Kaffee ein.

„So, jetzt hast du deinen Bus verpasst. Los, ab nach unten und steig in die Limo. Kiro fährt dich jetzt zur Schule.“ Shin zog mich am Ärmel, lotste mich aus der Wohnungstür und schubste mich fast die Treppe runter. „Hey!“ Natürlich lief ich ihm gleich wieder hinterher, weil ich meine Sachen für die Schule noch gar nicht bei mir hatte. „Geh runter!“, befahl er mir, doch ich blieb stur stehen. Dann packte er Kiro, der gerade in sein Brötchen biss und sich total verschluckte. Er lies es gleich erst mal fallen, und wäre auch fasst noch darauf ausgerutscht. Er hielt sich noch an der Tischkante fest, um nicht auf dem Boden zu liegen. „Sasch ma spinnscht du?“, gurgelte er, während er nach Atem rang und mit dem Stück Brötchen in seinem Mund kämpfte, nachdem er sich an der Tischkante hochgezogen hatte. Strify grinste, und ich sah ihn böse an, worauf er gleich seine Kaffeetasse an den Mund setzte und dann aus dem Fenster starrte, als wäre nichts gewesen. Ich half Kiro, indem ich ihm sanft auf den Rücken klopfte. Dann setzte er sich erst mal wieder hin. „Geht's wieder?“, fragte ich besorgt. Er nickte bloß, bekam noch kein Wort raus. Dann sah ich meinen Bruder böse funkelnd an, der mich schon wieder drängelte. „Los Leute, beeilt euch doch jetzt mal.“ Er zerrte an mir, doch ich riss mich los. „Sag mal, soll Kiro hier ersticken? Ist dir dass denn egal?“ Wir sahen uns beide wütend in die Augen, dann hob ich das Brötchen auf, warft es in den Müll und wischte die Butter vom Boden. „Und ich will nicht von Kiro in der Limo gefahren werden!“ Ich sah Kiro entschuldigend an. Gegen seinen Fahrstil hatte ich nichts, wo er doch der einzige von dem ganzen Haufen war, der fahren konnte^^. „Dann starren mich alle immer so blöd an. Ich will nicht die Angebertussi raushängen lassen. So finde ich nie Freunde, die mich mögen wie ich bin, weil alle dann immer nur auf den Erfolg aus sind. Für mich interessiert sich da keiner.“ Wütend stolzierte ich in den Flur, nahm meine Jacke und meine Tasche, „Ich hasse dich, du verstehst mich einfach nicht! Ich hasse DICH!“, und knallte wütend die Wohnungstür zu. „Dein Lunchpacket!“, rief Luminor noch, aber ich hatte keinen Bock, noch mal zurück zu gehen, wo ich mir dann noch ne Standpauke von meinem Bruder anhören durfte. Aber um Lumis Lunchpacket tat es mir leid. Er gab sich immer solche Mühe und hatte nur wegen mir einen Kochkurs angefangen, damit ich mich nicht nur von Fastfood ernähre. Tja, der gute Lumi eben. Manchmal wünschte ich echt, er wäre mein Bruder und nicht Shin, oder auch Kiro. Mit Lumi kann man über alles reden. Er versteht mich und behält Geheimnisse für sich. Dafür schätze ich ihn sehr. Und auch Kiro meckerte nie rum. Selbst Strify und Yu waren lockerer drauf. Bloß Shin hatte immer etwas an mir auszusetzen. Warum bloß?
 

„Man, muss es morgens denn immer so laut sein? Ich glaube, meine Ohren platzen gleich.“ Strify hielt sich die Ohren zu. „Geht es nicht einen Morgen ohne, dass du und Sky euch in die Haare kriegt?“ Ja, es musste so laut sein, oder nicht? Ich wollte, dass Sky wenigstens einmal in ihrem Leben pünktlich ist, wenn es um den ersten Schultag an einer neuen Schule geht. War das so schwer zu verstehen? „Strify du bist selbst Schuld wenn du das Gefühl hast, das dir die Ohren wegfliegen. Dann trink abends nicht so viel, wenn du weißt, dass du nicht so viel verträgst.“, fauchte ich ihn an. Er und seine Weibergeschichten. Ging das jetzt immer im Kreis herum? Seitdem Yu verheiratet ist, lässt Strify sich immer öfter auf One-Night-Stands ein. Furchtbar! Und wenn er dann seine Liebe gefunden hat, geht das dann mit Kiro oder Luminor weiter, oder wie? „Ach ja, hör mal zu. Ich versuche wenigstens, eine Freundin zu finden. Und du, du versuchst es ja nicht mal. Unsere Nachbarin steht ja voll auf dich, aber du checkst das nicht, weil du nur Augen für Sky hast.“ Strify drohte mir mit dem Zeigefinger. Ich schlug seinen Finger weg, hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen, und brüllte drauf los, dass es von unten schon Ärger gab, indem die Untermieterin mit dem Besen gegen die Decke klopfte. „Wer ist denn bitte schön ihr Bruder? Du oder ich?“ „Du, aber du klammerst viel zu viel. Du bist ja schlimmer, als irgendeine Freundin je sein könnte. Merkst du nicht, dass du voll den Schwesterkompl….“ Luminor hielt Strify den Mund zu. Boah ein Glück, dass Strify endlich seine nervige Klappe hielt. Kiro, Yu und Katarina hatten sich bereits aus dem Staub gemacht, um ja nicht mit irgendetwas beworfen zu werden. Wenn Strify richtig wütend wurde, warf er gern mal mit Gläsern um sich. Hätte er jetzt noch ein Wort gesagt, wäre ich aber auch bestimmt vor Wut geplatzt und hätte Dinge um mich geworfen. Luminor verfrachtete Strify auf den Balkon, damit der erstmal frischen Sauerstoff in sein noch etwas vernebeltes Gehirn bekam. Dann kam er noch mal rein, um die Einkaufsliste zu suchen. Diese drückte er dann Strify in die Hand und schob ihn aus der Wohnung, auch Yu, Katarina und Kiro schickte er hinaus. Kiro beschwerte sich, weil er noch gar nicht gestylt war. Doch dass war Luminor egal. Er warf Kiro das Schminktäschchen entgegen und machte dann die Wohnungstür zu. Auf Kiros Klopfen reagierte er nicht mehr. Luminor kam zu mir in die Küche. „Willst du reden?“ Zusammengesunken saß ich in einer Ecke. Ich schüttelte den Kopf und fing aber trotzdem an zu quasseln. Doch ich erzählte es eher mir, als Luminor. „Ich weiß selbst dass ich viel zu sehr an meiner Schwester hänge. Aber was soll ich machen, sie ist nun mal noch das einzige Mitglied meiner Familie, also meiner leiblichen Familie. Ich will sie nicht verlieren. Außerdem glaube ich, dass meine Alpträume mit Sky zu tun haben. Ich will einfach bloß immer sicher gehen, dass ihr nichts passiert. Ich habe doch nur noch sie, und ich versuche nur ein guter Bruder zu sein. Es ist nicht leicht mit 17 die Verantwortung für seine kleine Schwester zu übernehmen.“ Genau wie in den ersten Wochen nach dem Tod unserer Eltern fing ich wieder an, zu heulen.

Shin allein Zuhaus

Shin tat mir so leid. Wie konnte ich ihn nur trösten? Wenn ich mich dazu setzte, würde er bestimmt Andeutungen machen, dass er allein sein wolle. Er musste ja selbst mit sich fertig werden, weil manchmal braucht man einfach mal Zeit für sich. Aber andererseits wollte ich ihn nicht allein lassen. Er saß wie ein Häufchen Elend in der Ecke. Er war so zerbrechlich, es tat mir in der Seele weh, ihn so leiden zu sehen. Er starrte abwesend in die Leere und nuschelte vor sich hin. Wie konnte ich ihm nur helfen? Ich entschloss mich, leise die Tür zu zumachen und mich erstmal zu verkrümeln. Aber ich ließ ihm einen Zettel da und legte auch mein 2. Handy daneben, plus meiner Nummer. So fertig wie Shin war, wusste er doch garantiert schon gar nicht mehr, wo er sein Handy hingelegt hatte. Und wer weiß, was er alles für falsche Zahlen eintippen würde, und wer dann am Ende am Telefon ist.
 

Ich hörte die Haustür klacken. Luminor war also auch gegangen. Ich fühlte mich so einsam. Alle ließen mich allein. Aber Lu brauchte ja auch mal Zeit für sich. Er erträgt tagtäglich unseren Kummer und gibt uns Ratschläge, wir machen nie etwas für ihn. Und dafür schämte ich mich eigentlich. Weil jeder ihm seine kleinen Geheimnisse anvertraute, als wäre es selbstverständlich, aber er hatte keinen, dem er sich anvertrauen konnte. Aber er beschwerte sich auch nie. Wir waren fast gleich. Bloß sagte ich manchmal wirklich meine Meinung, auch wenn sie nicht jedem recht war. Nicht bei jeder Kleinigkeit, aber manchmal kotzten mich manche Dinge einfach an.

Allmählich hatte ich durch diese Gedankengänge die Fassung wieder. Ich stellte mich auf den Balkon und sah mir Berlin an. Es war herrliches Wetter, und die frische Luft ließ mich gleich klarer denken. Aber ich hatte keinen Bock, raus zu gehen, obwohl ein Tapetenwechsel mir garantiert gut getan hätte. Aber wer weiß, ob nicht schon irgendwo der nächste Fan wartete. Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Auch das war eine Sache, die Sky nicht leiden konnte. Sie hatte nichts gegen unsere Musik und auch nichts gegen unseren Traum, als Band einfach nur zu spielen und Spaß zu haben. Aber wenn wir dann von kreischenden (meist weiblichen) Fans umringt waren, rollte sie immer die Augen und machte, dass sie fort kam. Dies war mir auch immer recht lieb gewesen, damit niemand irgendwie eine Verbindung zwischen uns vermutete. Andererseits mochte sie es nicht, dass wir sie versteckten. *Immer nur deine Arbeit, ich bin dir doch total egal!*, war dann ihr Kommentar. Aber ich wollte nicht, dass so etwas wie vor fast 14 Jahren sich noch mal wiederholte.

Diesem Mädchen konnte ich es nicht recht machen. Wenn ich versuchte, Zeit mit ihr zu verbringen, war es ihr nicht recht und wenn ich mal keine Zeit hatte, weil mein Job ja auch noch irgendwo unterkommen musste, meckerte sie auch nur rum. Na ja, sie ist ja gerade in der Pubertät, aber müssen Mädchen da so zickig sein? Ich glaub, ich werde sie nie verstehen. Aber sie vertraut sich mir ja auch nicht an. Wie soll ich da bitte wissen, was sie will und was nicht, sie verstehen? Und dann die Sache mit den ständigen Umzügen. Wir wohnten ja gerade mal seit 2 Monaten hier. In den letzten 14 Jahren sind wir wer weiß wie oft schon umgezogen. Dreimal im Jahr musste Sky pro Jahr mindestens die Schule wechseln. Da verstehe ich, dass es sie nervt und sie schon keine Lust mehr auf Schule hat. Aber ich machte mir furchtbare Sorgen, irgendwer würde dahinter kommen, dass sie mit uns in Verbindung steht, und dann alle nur wegen unseres Erfolges sich von ihr Vorteile versprechen. Jetzt wurde mir auch gerade klar, dass ich selbst auch Schuld daran war. Ich habe zu oft hinter ihr herspioniert, oder spionieren lassen. Sie hatte ja heute Morgen Recht gehabt. Wenn Kiro sie mit der Limo zur Schule gefahren hätte, wäre vielleicht genau das eingetreten, wovor ich sie schützen will. Man ich glaube, ich klammere wirklich zu sehr. Wenn ich so weiter mache, verliere ich sie vielleicht wirklich. Und dass schon sehr bald.

Mein Kopf schmerzte. Diese Gedanken taten weh. Und wie! Der Wind wurde kälter und ich wendete mich zum reingehen. Da entdeckte ich Luminors Zigarettenschachtel unter einem Suhl. Der Wind musste sie in der Nacht runtergeweht haben. Ja ja Lu, von wegen *Ich rauche nicht mehr!*, es könnten aber auch Kiros oder Yus sein, keine Ahnung. Damit habe ich mich nie beschäftigt, wer was raucht. Bis jetzt war es mir auch egal. Bis jetzt wollte ich auch Nichtraucher bleiben, dieses Zeug ist einfach eklig und gesundheitsschädigend, und es stank so widerlich, andererseits habe ich mal gelesen, dass Zigaretten ein gutes Mittel zur Abregung und zum Stressabbau sein sollen und es war einfach zu verlockend. Das konnte ich jetzt gebrauchen, einfach mal diese erdrückenden Gedanken verdrängen, egal wie. Ich öffnete die Schachtel, sie war leer. Ein Glück! Beinah wäre ich der Versuchung unterlegen gewesen. Wie es sich gehört, wollte ich sie wegwerfen, aber ich trat direkt auf eine Zigarette drauf, die vor der Balkontür lag. Diese musste wohl aus der Schachtel gerollt sein! Sie war entzwei gebrochen. Kurz überlegte ich, und dann meinte ich: *Na ja, eine Halbe wird ja wohl nicht schaden*. Ich brach den oberen Teil ab und steckte mir den Filter in den Mund, den anderen Teil warf ich in die Schachtel und diese dann in den Müll in der Küche. Wo war bloß das dämliche Feuerzeug? Wo bloß?
 

Man ey, ich hätte doch mit Kiro fahren sollen. Dieser Bus hatte ja mehr als Verspätung. Schon mehr als 1½ Stunde. Und mein Akku von meinem MP3-Player war auch leer. Dass kotzt einen doch alles an. *Ich geh gleich shoppen und scheiß auf die Schule!*, ging es mir durch den Kopf. Ich beschloss auf eigene Faust die Schule zu suchen. So weit konnte sie ja wohl nicht weg sein. Oder doch? Guten Mutes lief ich los. Nach 5 Minuten Laufen, fing es an zu regnen. So viel Pech konnte auch nur ich haben. Es regnete immer doller. Und dann sah ich den Bus um die Ecke kommen. So schnell ich konnte, rannte ich los, wieder zur Bushaltestelle zurück. Er fuhr einfach an der Haltestelle vorbei, logisch, ich stand ja nicht da. Ich rannte was das Zeug hielt, mit wedelnden Armen und schlendernder Tasche und flog erst mal hin, und dann auch noch direkt in eine Pfütze, die sich in der Nacht gebildet haben musste, als es so doll geregnet hatte. Konnte es noch schlimmer kommen? Ja! Der Busfahrer fuhr weiter und dann auch noch voll durch die gleiche Pfütze, die sich vom Gehweg bis auf die Straße verteilt hatte, und ich bekam gleich noch mal eine Dusche ab. Ein Junge schaute aus dem Busfenster und lachte sich fast krank. Der konnte mich mal. Ich zeigte ihm der Stinkefinger. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht von meiner Schule war, und schon gar nicht in meiner Klasse. So durchnässt konnte ich jedenfalls nicht zur Schule. Man würde mich auslachen. Ich machte kehrt und ging zu unserer WG zurück, um mich umzuziehen. Gehe ich halt morgen das erste Mal zur Schule.
 

Boah, der Rauch der Zigarette war unerträglich, setzte mir ganz schön zu, mir wurde schwindelig. Das war ja so was von widerlich. Wie konnten Luminor, Yu und Kiro bloß so was rauchen. Ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Auch bekam ich furchtbare Kopfschmerzen. Ich drückte die Zigarette aus und ging mich im Bad erstmal waschen, das war der einzige, Raum der nicht nach Zigarette stank, warum musste ich auch unbedingt die Balkontür zu machen. Dabei galt doch bei uns, Rauchen nur auf dem Balkon. Aber es war so kalt und regnerisch draußen geworden. Das kalte Wasser tat gut. Im Spiegel betrachtete ich mich. Tiefe Augenringe unter den Augen zehrten von meinen fast schlaflosen Nächten. Und auch meine Haut war fahler geworden. Ich sah aus wie eine Leiche. Ja ich sah noch schlimmer aus als Luminor, diese wandelnde Leiche!^^ Kurz musste ich lächeln, als ich daran dachte, aber es war nur von kurzer Dauer. Auch hatte ich seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen, weil ich keine Zeit gefunden hatte, etwas zu essen, und das Hungergefühl spürte ich schon lange nicht mehr. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen?! Was bin ich schließlich für ein Bruder, wenn ich nicht vorbildlich bin? Aber erst heute Nachmittag. Jetzt musste ich erst mal ins Bett, meine Kopfschmerzen waren furchtbar. Bloß ins Bett schaffte ich es schon gar nicht mehr.

Böse Überraschung

Als ich die Tür aufschloss, kam mir gleich der Geruch von Zigarettenqualm entgegen. Warum denn das? Lumi hatte doch aufgehört, und für Yu und Kiro galt, dass nur auf dem Balkon, bei geschlossener Tür geraucht werden durfte. Ich ging in den Flur, und sah, dass die Küchentür offen war. Neugierig sah ich hinein. Niemand war da. Auch in der Stube war keiner. Ich machte also nur das Fenster auf, um frische Luft rein zulassen. Dann ging ich in meine Etage um zu duschen. Als ich fertig war, schnappte ich mir meine Shoppingtasche und verließ wieder die Wohnung. Ich hatte sowieso etwas Wichtigeres vor. Etwas viel wichtigeres als Schule.
 

Eiskalte Luft kam mir entgegen, als ich die Wohnungstür aufschloss. Luminor kann was erleben, wenn ich den erwische. Schmeißt mich einfach raus. Jetzt musste ich doch tatsächlich bis zur nächsten Tankstelle latschen und 1€ abdrücken, bloß um das Klo benutzen zu dürfen, damit ich mich stylen konnte. Morgen mache ich das Bad 3 Stunden dicht. Ich ging durch die Stube, um erstmal auf dem Balkon eine zu rauchen. Das hatte ich bitter nötig. Aber auf dem Balkontisch lag meine Schachtel nicht mehr. *Luminor!!!* Der hatte bestimmt meine letzte Kippe weg gehauen, oder selbst heimlich geraucht. „Bin wieder da!“ Ja, Yu war meine Rettung, der hatte doch bestimmt noch Zigaretten bei sich. „Yuilein….“ „Och nee Kiro, so redest du mich doch nur an, wenn du was von mir willst.“ Ich zog einen Schmollmund, dem konnte er nie widerstehen. „Bekomme ich mal eine Zigarette von dir? Lu hat meine Schachtel weggeworfen.“ Er zückte seine Schachtel. „Okay, das ist aber die Letzte.“ „Oh danke, du bist der Beste.“ Ich umarmte ihn. „Na habt ihr euch lieb, ihr 2 Schwuchteln?“, rief Kati in den Raum. „Haha, sehr witzig Schatz!“ Yu ging auf seine Frau zu und küsste sie leidenschaftlich. Ich konnte da gar nicht zusehen. Das machte mir gleich wieder klar, wie sehr ich Sanny vermisste. Sie war ja leider grade in Japan unterwegs. Die hörten gar nicht mehr auf, Zärtlichkeiten, vor meinen Augen, auszutauschen. „Ähm, ich bin auch noch da und ich glaube, es reicht jetzt!“ Sie grinsten mich an. „Stimmt, ich glaube, wir wollen dabei doch lieber ohne Publikum sein.“, gab Kati zu. „Geh doch schon mal ins Zimmer, ich komme gleich, muss nur noch mal aufs Klo.“
 

Sie ging zum Bad und ich öffnete schon mal unsere Schlafzimmertüre. „Ahhhhhhhhh!“ Das war Kati. Schnell rannte ich zu ihr ins Bad, da war garantiert wieder mal eine Spinne, meine Kati hatte halt eine totale Spinnenphobie, na ja, ich hasse solche Kriechtiere und so ja auch. Aber was ich da sah, war keine Spinne. Ich sah nur rot, alles war rot. Eine rote Flüssigkeit floss auf dem Boden. Bluuuuuuuuuuut!!!
 

Yu kippte neben mir ohnmächtig um. Er kann nun mal kein Blut sehen. Auch Kiro stand jetzt hinter mir, war bleich vor entsetzten, kämpfte gegen eine Ohnmacht an, und wir starrten beide ins Bad. Dort lag Shin, blutend und regungslos. Normalerweise mussten wir einen Krankenwagen rufen, aber uns stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Wir konnten keinen Finger rühren. „Was ist denn hier los?“ Lumi betrat die Wohnung. Auch er wollte wissen was los war. Er sah Yu im Flur liegen, beugte sich zu ihm runter und rüttelte an ihm, um ihn wieder wach zu bekommen. „Was ist denn passiert?“ Er sah uns an, wie wir gebannt ins Bad starrten. „Oh mein Gott, Shin.“ Blitzschnell stand er auf, lief entsetzt zu Shin ins Bad, nahm seinen Kopf zaghaft in seine Arme. „Er lebt noch, ist nur bewusstlos aber sein Puls ist schwach. Mann jetzt steht doch nicht so da, ruft einen Arzt, wer weiß wie lange er schon hier liegt!“, herrschte Lumi uns an. Irgendwie hatte er ja auch Recht. Kiro erwachte wieder aus seiner Starre und griff gleich nach Lumi’s Handy, welches im Flur lag. Er wählte. Und meldete sich: „Hier ist Kir… äh hier ist Karsten Schäfer, wir haben einen dringenden Notfall….“ Ich versuchte währenddessen Yu wach zubekommen. „Schatz, wach auf.“ Vorsichtig tätschelte ich seine Wange. Er öffnete die Augen. „Da im… Bad… überall Blut.“ „Pssst, beruhige dich!“ Ich half ihm hoch, hielt ihm aber die Augen zu, damit er nicht gleich noch mal umkippte. Er schwankte ganz schön, hatte ganz weiche Knie. In der Stube legte ich ihn aufs Sofa und holte ihm erstmal ein Glas Wasser. Yu war bleich wie eine Wand. Als wäre er tot. Ich setzte mich zu ihm und hob seinen Kopf an, damit er erstmal etwas Flüssigkeit zu sich nahm. „Schatz, mir ist schlecht!“ Ins Bad konnte ich ihn nicht bringen, dann klappte er wieder zusammen, aber um nach oben in die 2. Etage zu gehen, war es zu weit, er würde bestimmt schon auf die Treppe kotzen. Also holte ich eine Schüssel aus der Küche. Gerade noch rechtzeitig,bevor er das schöne Designersofa ruiniert hätte. Er erbrach sich gleich in die Schüssel rein. Dann legte ich ihn wieder aufs Sofa und deckte ihn zu. Vor Erschöpfung schlief er gleich ein. Der Arme, sollte er jetzt erstmal wieder Kraft tanken. Ich brachte die Schüssel mit dem Erbrochenen in die Küche, wusch sie aus und dann ging ich wieder zu Luminor ins Bad, wo er Shin inzwischen in die stabile Seitenlage gebracht hatte. Er hatte versucht ihn wach zu bekommen, aber er war immer noch bewusstlos. Luminor weinte bitterlich. Kiro war inzwischen mit dem Telefonat fertig. „Ich werde unten stehen und auf den Krankenwagen warten, damit sie uns auch schnell finden können. Ihr kommt doch allein klar?“ Mit dem Finger zeigte er auf uns beide. „Ja!“, sagte ich mit verzehrtem Gesicht. Luminor konnte nur leicht nicken. „Ich werde in der Zwischenzeit versuchen Strify und Sky zu alarmieren. Sie müssen es wissen, vor allem Sky.“ Schon war er draußen. „Wie geht es Yu?“ „Er hat sich übergeben und schläft jetzt. War ein ganz schöner Schock für ihn, eigentlich für uns alle, aber für ihn am meisten. Vor allem, wo er doch kein Blut sehen kann. Und dann sieht er seinen Freund bewusstlos und blutend im Bad.“ Luminor verbarg sein Gesicht in seinen Händen, wobei sich etwas von Shins Blut in seinem Gesicht verteilte. Ihm schien es egal zu sein. Er schluchzte nur, nahm sich alles sehr zu Herzen. „Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen. Er war schon seit Monaten so komisch. Hat bis zur Erschöpfung gearbeitet und gegessen hat er auch nichts. Und… ich mache mir solche Vorwürfe, ich hätte sehen müssen, dass es ihm nicht gut geht.“ „Lumi, bitte mach dir keine Vorwürfe. Er wird wieder. Keiner von uns kann etwas dafür.“

Wo ist mein Bruder? - Sagt es mir!

Kiro: Mensch, Strify, wo steckst du?

Strify: Na wo wohl? Ich war einkaufen, so wie Lu es mir gesagt hat, und unterwegs hab ich eine süße Schnecke getroffen. (lallt, egal wie sehr er es versucht zu vertuschen)

Kiro: *Er hatte also tatsächlich wieder getrunken(rollt die Augen). War er denn schon vollkommen abhängig?* Strify du kommst jetzt sofort heim!

Strify: Hey jetzt halt mal den Ball flach, ja! Du bist nicht mein Vater! Sag mir erstmal, was los ist?

Kiro: Esssss…(rauschen)…Passsiert...(rauschen)… Sssshin… Mist, Funkstörung. Wo war Strify bloß? Dann war der Empfang ganz weg. Ich hätte das Handy vor Wut gegen die Wand klatschen können. Strify befand sich in einem Funkloch und Sky erreichte ich gleich gar nicht. Aber darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Der Krankenwagen kam gerade vorgefahren. „Wo ist der Verletzte?“, fragte mich eine süße Rettungshelferin. Nein, ich durfte jetzt nicht an Frauengeschichten denken. Shin war schwer verletzt und ich war meiner Sanny treu. „9. Stock, folgen Sie mir!“

Oben angekommen, hockte Lu, blutverschmiert, immer noch weinend, bei Shin und Kati war bei Yu, der wieder wach war, und sich gerade noch mal übergab. Nachdem sie Shin auf eine Trage gehievt hatten, fragte der Helfer: „Sollen wir Sie vielleicht auch gleich mitnehmen, eine Liege ist noch frei!“ Yu machte gleich große Augen. Er hasste Krankenhäuser. „Nein, es ist nichts schlimmes, er hat bloß einen Magen-Darm-Infekt. Das wird schon wieder, das schaffen wir auch ohne ärztliche Hilfe, dank Großmutters Kräuterbuch.“ Sie grinste bei dieser frechen Lüge. Der Helfer lächelte verschmitzt, dann machte er wieder ein ernstes Gesicht.

Unten angekommen, hatten sich schon viele Schaulustige eingefunden, sogar Reporter, die gleich auf mich und Lu zu gerannt kamen. Sie wollten genaue Angaben zum Geschehen. „Luminor, was ist vorgefallen?“ „Kein Kommentar!“, warf er ihnen entgegen. Aber sie gaben nicht auf. „Bitte, nur eine kurze Ereigniszusammenfassung.“ Lu wurde wütend und legte seinen fürchterlichsten Blick auf. „Ich sagte“, sagte er mit eiskalter Stimme und ganz langsam, dass man es ihm von den Lippen ablesen konnte: „Kein Kommentar!“ Verdutzt wich die Reporterin zurück. Ja, Lu konnte ganz schön unheimlich sein. „Darf ich mitfahren? Ich fühle mich dafür verantwortlich und möchte ihn nicht wieder allein lassen!“ „Ja, steigen Sie ein!“, sagte ein 3. Helfer und schloss hinter Lu die Tür. Nachdem der Krankenwagen sich einen Weg gebahnt hatte, kamen alle auf mich zu gestürmt. „No Comment!“, war meine endgültige Antwort und schon verschwand ich in der Haustür. Ein Glück, dass man einen Schlüssel brauchte, um in den Hausflur zu kommen.
 

Wow, was war denn da vor unserem Haus los? Ein Haufen Schaulustige und Reporter. Was war hier bloß los? „Da ist Strify!“, schrie eine Frau und alle kamen auf mich zu gerannt. Ich rannte schnell ums Haus herum und kletterte über die Mauer in den Hof. Man, mein neues T-Shirt war voll dreckig und ein kleiner Riss war auch drin. Was hatten die Jungs bloß angestellt?

Oben erwartete man mich schon. „Strify, wo warst du? So lange braucht kein Mensch zum Einkaufen!“, knallte Kiro mir zur Begrüßung an den Kopf. „Doch, wenn man Strify heißt!“, grinste ich. „Du solltest bloß den Wocheneinkauf erledigen und nicht gleich shoppen gehen!“, brüllte Kiro. „Man, freundlicher kannst du mich auch nicht begrüßen, oder?“ Ich warf meine Jacke auf die Garderobe und beachtete Kiro nicht weiter. In der Stube lag ein kreidebleicher Yu auf dem Sofa und schlief. Kati saß bei ihm. „Pssst!“, zischte sie, wie eine Schlange, mit wütendem Blick, und das, obwohl ich noch nicht mal ein Wort gesagt habe. „Wie sieht der denn aus, wie eine Leiche? Es ist doch noch gar nicht Halloween, oder wurde es dieses Jahr vorverlegt?“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dafür erntete ich aber böse Blicke. Aber davon ließ ich mir meine gute Laune nicht nehmen. „Wo sind Lu und Shin? Und was wollen die ganzen Reporter unten?“ Kiro schien gleich auszuflippen. „Mensch Strify! Hörst du überhaupt mal zu, wenn man dir mal etwas erklärt? Die sind hier wegen Shin?“ Aha Shin also. „Was hat er denn angestellt? Ist irgendein Groupie schwanger von ihm und er muss jetzt dazu Stellung nehmen? Ich hab ihn mir gar nicht so mutig vorgestellt. Er macht doch immer so auf schüchtern.“ Ich grinste. Kiro schlug mir dafür mit der Faust eine ins Gesicht. Ich war so überrascht, dass ich erst mal zu Boden ging. Kiro stand kurz davor, zu explodieren. „Strify, ich fasse es nicht! Lass deine Scherze! Hier geht es um etwas Ernstes, etwas sehr Ernstes.“ „Ja okay, aber wegen so einer Schwangerschaft musst du doch nicht gleich ausrasten!“ Ich faste mir erst mal prüfend ans Auge, dann setzte mich erst mal in einen Sessel, um mich von Kiros Veilchen zu erholen.
 

Kiro stand kurz davor, Strify zu verprügeln. Ich ging dazwischen. Noch einen Verletzten konnten wir nicht gebrauchen und außerdem brauchte Yu Ruhe. „Kiro, lass es! Es reicht. Schlimm genug, dass einer im Krankenhaus ist.“ „Krankenhaus? Wer? Das Mädchen?“ Kapierte Strify überhaupt etwas? Selbst wenn ich nicht wüsste, was hier vorgefallen ist, wäre mir klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Aber wenn man fast nur Alkohol in der Rübe hat, kapiert man wohl nichts! Ich holte einmal tief Luft, um meinen Ärger runter zuschlucken, dann sagte ich ruhig: „Shin, er ist im Krankenhaus.“, weil Yu schon wieder kurz davor stand, zu erwachen. Bevor Strify was sagte, hielt ich ihn davon ab. Ich beugte mich zu Yu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf weiter Schatz!“ Er drehte sich zur Seite und schlief gleich wieder ein. Dann schob ich Kiro und Strify in die Küche. „Was, Shin? Wieso, das ist doch ein Scherz, ihr verarscht mich!“ „Nein!“, schrieen Kiro und ich Strify an, dass er zusammenzuckte und ganz klein auf dem Stuhl wurde, auf den er sich gesetzt hatte, nachdem er sich einen Eisbeutel aus dem Kühlschrank geholt hatte. „Sehen wir aus, als würden wir Scherze machen?“ Er schüttelte den Kopf und sagte ganz kleinlaut: „Nein, nicht wirklich! Wie ist es denn passiert, und was ist überhaupt passiert?“
 

Es ist ganz schön spät geworden. Ich sah auf mein Handy, mehr als 10 verpasste Anrufe, und alle von Kiro. Mhh, was war denn so wichtig? Na ja er wird es mir ja zu Hause sagen.

Etwas war heute anders: Sonst steht Shin doch immer schon in der Tür um mir bereits im Hausflur eine Standpauke zu halten, so dass alle Nachbarn immer gleich neugierig aus ihren Wohnungen spähen. Ich öffnete die Tür. Keiner da? Ob die alle schon schliefen, oder noch aus waren? Leise schlich ich mich zur Küche, um mir noch was zu trinken zu holen, dann wollte ich in meinem Zimmer verschwinden. Aber es war jemand in der Küche, ich nahm schwaches Kerzenlicht wahr. Dort saß Lumi, bei Kerzenschein und hielt sein Gesicht in den Händen verborgen. Es sah so aus, als würde er weinen, aber es sah nicht nur so aus, er tat es tatsächlich, ich konnte ihn schluchzen hören. Schnell ging ich in die Küche und umarmte ihn von hinten. „Lumi, was ist los? Wo ist mein Bruder?“ Bei dem Wort *Bruder* zuckte er zusammen. Er drehte sein verweintes Gesicht zu mir. Mindestens 5 Minuten sahen wir uns so an, in dem schmalen Kerzenschein sah ich in sein tränennasses Gesicht, seine Schminke war vollkommen zerlaufen und seine Augen waren rot angeschwollen. Dann rannte Lumi aus der Küche. Kiro stand im Türrahmen. Er lehnte sich mit der linken Schulter an den Rahmen und funkelte mich böse an. Aber sagen tat er nichts. Womöglich wartete er auf eine Antwort von mir, wo ich so lange war?! „Ähm… ich kann das erklären…!“ Luminor kam zurück. Er hatte sich sein Gesicht gewaschen, es von der zerlaufenen Schminke gereinigt. Er schaltete das Licht ein und versuchte zu lächeln. „Und was möchtest du essen?“ Seine freundliche Art machte mich stutzig. Nicht, dass er sonst nicht freundlich fragte, aber es war trotzdem seltsam. Er ging zum Tisch beugte sich runter, strich seine Haare aus dem Gesicht und blies die Kerze aus. Dann schaute er zu mir auf, weil ich immer noch nichts sagte, ihn nur stumm anstarrte, redete er weiter. „Du hast doch bestimmt Hunger, so ohne Lunch?“ Wenn er wüsste, dass ich mir unterwegs einen Döner gegönnt hatte und eigentlich satt war, war er bestimmt traurig, und ich wollte ihn nicht noch trauriger machen, als er so schon war. „Ja, aber eine Tomatensuppe, aus der Tüte, reicht mir.“ „Nein, das ist ja Fastfood! Du ernährst dich gesund, keine Widerrede! Ich werde gleich anfangen, alle Zutaten zuzubereiten. In ungefähr ½ Stunde kannst du essen.“ Irgendetwas stimmte wirklich nicht. Normalerweise erlaubte Lumi es mir, zu solchen Uhrzeiten, und dann auch noch in der Schulzeit, ein Schnellgericht zu zubereiten, damit ich auch ja nicht zu lange wach bleiben muss und am nächsten Tag ausgeschlafen bin. Aber er wollte unbedingt kochen. Seit er, wegen mir, aufgehört hatte, zu rauchen, regte er sich immer beim Kochen ab. Irgendwas war faul. Warum musste er sich beim Kochen abregen, was hatte ihn so aufgewühlt? Und wo war mein Bruder? Er hätte schon längst auf der Matte stehen und mit mir schimpfen müssen, aber er tat es nicht. Hatte er wieder einen wichtigen Termin? „Warum ist Shin nicht hier?“ Luminor ließ vor Schreck gleich den Kochlöffel fallen. Dieser landete auf dem Boden, und verteilte überall rote Spritzer. Als Luminor sie sah, brach er zusammen. Kiro fing ihn auf. „So viel Blut… Ich hatte sein Blut an den Händen!“ Gedankenverloren starrte Lumi auf seine Hände. „Ist gut Lu, besser du gehst jetzt ins Bett. Der Tag war für dich schrecklich genug. Nicht dass du dich noch verletzt.“ „Aber Sky hat doch Hunger, wer soll ihr Essen kochen, wenn nicht ich?“ Er brach wieder in Tränen aus. „Du jedenfalls nicht. Im Moment richtest du mehr Schaden als Nutzen an. Ich werde schon dafür sorgen, dass sie was isst.“ Ermutigend grinste Kiro Lumi an. Er lächelte schwach zurück. Kiro half Lumi hoch. Ich wollte helfen, aber ein Blick von Kiro deutete mir, dass ich sitzen bleiben sollte. Er duldete keine Widerworte. Was war hier bloß los? Was war mit Strify, Yu und Kati, waren die alle noch aus? Und warum war Luminor so aufgelöst. Nach ungefähr 10 Minuten kam Kiro zurück und stellte sich wortlos an den Herd. Die Töpfe schepperten mehrmals. Na ja, das konnte ja heiter werden. War er nur so sauer, weil ich heute nicht in der Schule war und nicht auf seine Anrufe reagiert habe? Also, man kann es mit dem Sauersein auch übertreiben. Dann knallte er mir einen Teller mit roter Pampe auf den Tisch. Sah voll ungenießbar aus. Konnte Kiro wirklich nicht kochen, oder hatte er aus Wut diese Pampe zusammengerührt? Bei uns konnte irgendwie keiner wirklich kochen, außer Lumi. Die Weihnachtasgans vor 3 Jahren war die reinste Katasthrophe, Nudeln wurden so zäh wie Gummi, sogar selbst eine einfache Ofenpizza brannte an. Aber Normalerweise lächelte Kiro mich immer an, wenn er sich verkocht hatte und sagte: *Sieht zwar nicht so toll aus wie bei Lu, aber ich hoffe es schmeckt trotzdem.* Bei diesem Gedanken musste ich lächeln und probierte es gleich bei Kiro aus, um die gedrückte Stimmung etwas aufzulockern, er jedoch blieb mürrisch. „Wo warst du heute? Wir haben dich gebraucht. Warum war dein Handy aus? Sonst lässt du es auch immer an, um erreichbar zu sein.“ Noch bevor ich mich rechtfertigen konnte, fuhr er fort: „Und jetzt sag nicht, dein Akku war leer, du hast es erst gestern Nacht geladen.“ Tja das wars dann wohl mit meinem Akku-Joker. Ich kann doch nichts dafür, wenn dort, wo ich war, die Handys aus sein mussten. Aber das konnte ich Kiro nicht erzählen. Außerdem in der Schule hätte ich mein Handy auch ausmachen müssen. Obwohl, wäre ich in der Schule gewesen, wäre ich jetzt längst zu Hause gewesen und das Handy eingeschaltet. Na ja, wenigstens ging es nicht um die Schule, jedenfalls nicht wirklich, er hatte mir ja noch nicht gesagt, was ihn so aufregte. Abwechselnd sah ich auf meinen Teller, wo die Suppe Blasen schlug und wahrscheinlich ein Eigenleben entwickelte, und auf Kiro, dessen Augen mich unentwegt anstarrten und mich zu durchbohren schienen, sie funkelten böse, es war voll unheimlich. Auf die Suppe hatte ich keinen Appetit. Als ob er wüsste, was ich denke, befahl er mir: „Iss! Ich habe Luminor versprochen, dass du jetzt etwas isst.“ „Ja, aber nicht diesen Fraß!“, protestierte ich. „Was ist denn hier für ein Lärm? Ach Sky, auch endlich da? Wir dachten schon, du kommst nicht mehr.“ Kati kam in die Küche. Auch sie hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Konnte mir jetzt endlich mal jemand sagen, was Sache ist? „Kati, Kiro macht mir Angst und schaut mich so böse an. Er will, dass ich diesen Fraß esse.“ Ich deutete auf den Teller vor mir. Das Zeug brodelte vor sich hin, wie ein Hexenzaubertrank, voll eklig. „Ist es denn verwunderlich, dass er sauer ist? Er hat mehr als 10 Mal versucht, dich zu erreichen und das in innerhalb von 3 Stunden. Jedes mal ging deine Mailbox ran. Es war dringend.“ „Könnte ich nun endlich mal erfahren, was los ist? Ihr konfrontiert mich hier mit Tatsachen, von denen ich keine Ahnung habe!“ Kiro entgegnete nur: „Hättest du dein Handy angehabt, wüsstest du bescheid. Ich dachte, auf dich ist wenigstens noch Verlass. Wenn Strify mal nicht rangeht, ist dass eine Sache, aber bei dir ist das anders. Wir wollen ständig mit dir in Kontakt bleiben, um zu wissen, dass es dir gut geht.“ Allmählich wurde ich sauer. Ließen sie mich absichtlich im Dunklen tappen? „Du bist nicht mein Bruder, du hast mir nichts zu sagen. Und wo ist Shin überhaupt? Jetzt sagt mir endlich was hier abgeht, verdammt noch mal! Redet mit mir!“ „Nicht in diesem Ton, junge Dame!“, schimpfte Kiro. „Im …. Er ist im…“ Luminor stand wieder hinter Kiro. „Lu zurück ins Bett! Los!“ Kiro drängte ihn wieder in sein Zimmer. „Kiro lass mich los! Wann soll, sie es denn erfahren, wenn es morgen in der Zeitung steht?“ Er drängte sich an Kiro und Kati vorbei, kam zu mir, legte seine Hände auf meine Schultern, schaute mir in die Augen und sagte dann: „Sky, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber…“ Er hielt inne und schnappte nach Luft, konnte mich für einen Augenblick nicht ansehen, ihm rannen erneut Tränen übers Gesicht. Dann schluckte er und versuchte es erneut, nachdem er wieder meinen Blickkontakt gesucht hatte. Ich starrte ihm unentwegt in die Augen, während er sprach. „Dein Bruder ist im Krankenhaus!“

Ich glaubte gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Luminor wollte mich tröstend umarmen, aber ich lies es nicht zu. „Sky!“ „Lass mich!“ Ich schlug seine Hand weg, schluckte tapfer meine Tränen runter. Dann schrie ich sie an: „Und das sagt ihr mir erst jetzt?“ Ich drängte mich an ihnen vorbei, „Sky, warte!“, schnappte mir meine Tasche und rannte auf mein Zimmer. Dort warf ich sie wütend in eine Ecke und schloss die Tür hinter mir, sie knallte so laut, dass man es bestimmt noch im unteren Hausflur hörte, und starrte dann in die Dunkelheit. Ich schloss ab, ich wollte nicht, dass Kiro in mein Zimmer kam, auf irgendeine Entschuldigung konnte ich echt verzichten. Heulend warf ich mich ins Bett, vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Shin, was machst du nur für Sachen? Was ist mit dir los, warum bist du im Krankenhaus? Mir fielen meine letzten Worte an Shin vom Morgen wieder ein. Ich hätte mich für die letzten Worte, die ich heute früh zu Shin gesagt hatte, ohrfeigen können. Warum hatte ich mich ausgerechnet heute so sehr aufgeregt und ihm nicht wenigstens *Tschüss* gesagt. Was wenn ich es ihm nie wieder sagen kann, ihm überhaupt nichts mehr sagen kann? Nur ein *Ich hasse dich, du verstehst mich einfach nicht! Ich hasse DICH!*, hatte ich ihm hinterher gerufen. Ich liebte meinen Bruder doch, könnte ihn niemals hassen. Es war doch bloß halt eine von den üblichen geschwisterlichen Streitigkeiten, die es in jeder guten Familie gibt. Wie sehr ich ihn liebte und vermisste, weil er nicht da war, wurde mir erst jetzt klar, als er nicht da war, hier an meiner Seite um mich zu trösten, weil ich weiß genau, dass ich ihm nicht egal war, er auch immer für mich da war und auch weiterhin da sein würde. Sogar seine Streitereien mit ihm vermisste ich. Wie sehr wünschte ich jetzt, er wäre hier, würde mich in die Arme nehmen und mir sagen, dass alles wieder gut wird. Dann würde er mir die Tränen aus dem Gesicht wischen, freundlich und aufmunternd lächeln und *Wein nicht mehr, lächelnd gefällst du mir 1000 Mal besser!*, sagen. Zum Schluss würde er zusammen mit mir in die Küche gehen und Schockopudding machen. Auch wenn er kein Meisterkoch war, er machte den besten Schockopudding überhaupt. Früher durfte ich ihm immer dabei zusehen und jetzt helfe ich ihm immer dabei. Es war wie ein Ritual. Wir beide fühlten uns danach immer besser und lächelten uns an. Nicht umsonst hieß es Schockolade macht glücklich. Aber diesmal tat er es nicht. Ohne ihn war es hier nicht wie sonst. Ich kann nicht mit ihm und auch nicht ohne ihn, aber genau das ist es doch, was Geschwister ausmacht, oder? Er gehörte doch zu uns, zu mir, ist doch nun mal mein Bruder und daran wird sich auch nie etwas ändern. Ich will Kiro oder Luminor gar nicht als Brüder haben – sie sind auch *so* wie Brüder für mich, genau wie Yu und Strify auch, und Katarina nicht zu vergessen, wir gehörten nun mal alle zusammen, waren eine Familie, wenn auch recht schräg – ich will nur ihn, nur dich Shin. Nur dich will und kann ich als Bruder akzeptieren. Warum wird einem, wie sehr man jemanden mag – oder gar liebt – immer erst klar, wenn diese Person nicht da ist? Shin morgen komme ich zu dir ins Krankenhaus und dann werde ich für dich da sein, wenn du mich am meisten brauchst, so wie du immer für mich da warst, auch wenn ich es nicht immer so aufgefasst habe, wie es gemeint war. Ich habe schon zu oft an mich selbst gedacht. Irgendwie finde ich dich, egal wie, nichts und niemand wird mich aufhalten.

Nur eine Vermutung?

„Ich muss zu ihr, sie braucht mich jetzt!“, sagte Luminor. Kiro und ich wir hielten ihn auf. „Nein, tu das nicht!“ Er brach zusammen. „Lu!“ Kiro fing ihn auf und dann brachten wir ihn zusammen in sein Zimmer. Kaum lag er in seinem Bett, war er auch schon vor Erschöpfung eingeschlafen. Gut so, er brauchte jetzt jede Menge Ruhe. Kiro und ich schlichen leise hinaus und schlossen die Tür. Es war unheimlich ruhig in der Wohnung. Lumi schlief nun endlich vor Erschöpfung tief und fest, Yu war, nachdem er sich noch mehrmals übergeben hatte, auch in den Tiefschlaf gefallen und Strify hatte sich mit einem Eisbeutel, für sein Veilchen am Auge, lautlos in sein Zimmer zurückgezogen.

Kiro hatte als einziger versucht stark zu sein und hatte versucht den Durchblick zu behalten, damit nicht völliges Chaos ausgebrochen war, aber in der Küche wurde auch er schwach. Ich bereite Tee zu. Kiro würde bestimmt nicht freiwillig ins Bett gehen, also musste ich nachhelfen. Er stützte seine Ellebogen auf den Tisch und hielt sich den Kopf, presste seine Hände wütend und sich selbst verurteilend an den Kopf und grub die Finger tief in seine blonden Haare. „Ich habe es versaut. Sie hasst mich. Ich wollte ihr keine Angst machen, und auch nicht gemein zu ihr sein. Ich hatte mir nur solche Sorgen um sie gemacht, sie ist doch wie eine Schwester für mich. Aber ich glaube ihr Vertrauen zu mir ist weg. Ihr Blick, als sie *Du bist nicht mein Bruder, du hast mir nichts zu sagen!*, zu mir sagte wahr mehr als eindeutig. Und ihre Worte haben mir auch sehr wehgetan. Ich wollte doch nur wie ein echter Bruder zu ihr sein, für sie da sein.“ Er verbarg sein Gesicht in den Händen und heulte. Kiro saß da wie ein Häufchen Unglück. Nachdem ich Wasser angesetzt hatte, ging ich zu ihm und umarmte ihn. Sie taten mir alle so leid. Dieser Unfall war für alle ein Riesenschock. Aber ich glaube, Lu und Kiro hatte es am meisten zugesetzt. Luminor, weil wir seine (nach dem er von seiner Familie verstoßen wurde, seine Ersatz-) Familie , seine Kinder auf gut Deutsch, also sein ein und alles, waren. Für uns würde er alles tun, egal was kommt, wir standen bei ihm an erster Stelle, wenn es uns nicht gut ging, ging es ihm auch nicht gut. Und Kiro, weil er in Shin einen kleinen Bruder sah, und in Sky eine kleine Schwester, die er nie hatte. Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er Sky weder Angst machen wollte, noch sie irgendwie beschimpfen. Dazu war er gar nicht im Stande, er liebte sie zu sehr, um ihr böse zu sein. Es war bloß so, dass er sich riesige Sorgen machte. Ich hatte ihn ja beobachtet, wie er aller 5 Sekunden aufs Handy sah und ständig ihre Nummer wählte. Als er dann Sky wohlbehalten in der Küche gesehen hatte, kochten in ihm seine Gefühle über. Er war immer noch sauer, weil sie sich nicht gemeldet hatte, gleichzeitig aber auch immer noch etwas besorgt und auch total glücklich, dass ihr nichts passiert war. Er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte. „Nein, du hast dir doch bloß große Sorgen um sie gemacht, aber ich glaube, du hast falsch reagiert. Ich weiß, wie sehr du sie magst, und ihr niemals absichtlich wehtun würdest.“ Entschlossen stand er auf. „Wo willst du hin? Gehst du ins Bett?“ Er schüttelte entschieden den Kopf. Damit hatte ich gerechnet. Wann war denn das Wasser endlich fertig? „Nein, ich gehe zu ihr und regele alles. Ich muss mich entschuldigen.“ Ich hielt ihn auf, in diesem Zustand, so zerstreut wie er war, konnte es nicht gut gehen. Ihn hatte alles total mitgenommen, er fühlte sich verantwortlich, genauso wie Luminor auch. Und Strify und Yu bestimmt auch, auch wenn sie es nicht so deutlich rübergebracht hatten. Wir alle machten uns Vorwürfe. Aber Kiro am meisten, seine Nerven lagen blank. Er hatte die ganze Zeit nur vor sich hingestarrt, war voll verzweifelt, nicht helfen zu können. Er musste dringend ins Bett, sonst klappte er mir noch zusammen, und dass konnte ich nicht verantworten. Wenn doch bloß endlich das Teewasser fertig wäre. Warum hatte ich nur so viel in den Kocher getan? „Kati, lass mich los, Shin hat mich gebeten, immer für sie da zu sein, wie ein großer Bruder es tut. Und jetzt, da er nicht da ist, muss ich seinen Part fürs erste übernehmen. Dies ist die beste Gelegenheit, mit ihr alles klar zustellen. Es ist meine Pflicht als Bruder, auch wenn ich nicht ihr wahrer Bruder bin. Für mich wird sie immer meine kleine Schwester sein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, heute nicht mehr. Du bist nicht in der Verfassung, mit ihr ein vernünftiges Gespräch zu führen. Geh ins Bett, und ruhe dich aus. Dieser Tag war hart, für uns alle. Ich werde mit Sky reden, ein Gespräch von Frau zu Frau. Das bringt mehr, als wenn du jetzt hochgehst. Das klingt jetzt vielleicht hart für dich, aber glaub mir, du hast keine Ahnung davon, wie sie sich jetzt fühlt, ich kann mich da besser hinein versetzen.“ „Okay, aber ich warte hier. Du musst mir unbedingt sagen, ob sie sauer auf mich ist, mich jetzt hasst!“ Er war total durch den Wind, höchste Zeit, dass er ins Bett kam. „Sie hasst dich nicht und dass weißt du auch!“, blaffte ich ihn an. „Geh jetzt ins Bett!“ „Nein, ich muss es wissen, sonst liege ich die ganze Nacht wach und kann vor lauter Vorwürfen kein Auge zu machen.“ Widersprechen war nutzlos. Aber in diesem Moment war auch endlich das Teewasser fertig. Eifrig goss ich es in eine Tasse und stellte sie vor Kiro ab. „Okay. Aber trink das hier. Du musst dich beruhigen.“ Er nahm einen Schluck und spuckte fast alles wieder aus. „Der Tee ist ja widerlich.“ „Medizin muss bitter sein, sonst hilft sie nicht.“ „Medizin?“ Er sah mich ratlos an. „Ich bin nicht krank.“ Er war beleidigt. „Du weißt, was ich meine. Dieser Tee soll die Nerven beruhigen. Und ich möchte, das du ihn jetzt trinkst, dann wird es dir besser gehen.“ Ohne Widerworte trank er den Tee aus, verzog danach aber sein Gesicht. „Bäh, zwing mich nicht, noch eine Tasse zu trinken!“ Er gähnte, ein Zeichen dafür, dass der Trunk wirkte. „Nein brauchst du nicht, weil er schon seine Wirkung tut.“ „Was meinst du?“ Kiro wurde immer müder, konnte kaum noch aus den Augen schauen. Er war total benommen. Schließlich sank sein Kopf auf die Tischplatte. Aber er war immer noch wach, schwankte zwischen Schlafen und Wachsein. Ich hob ihn hoch und führte ihn in sein Zimmer. „Was ist los, wo gehen wir hin?“, fragte er schon halb im Schlaf. „Pssst. Ist schon gut Kiro, alles ist gut.“ Ich öffnete die Tür zu seinem Zimmer und legte ihn aufs Bett. Er blinzelte mich noch einmal an, dann schlief auch er tief und fest. „Tut mir leid, Kiro, das ich so weit gehen musste. Ich kann nicht verantworten, dass du die ganze Nacht kein Auge zu machst. Du hast Ruhe bitter nötig! Glaub, mir es ist besser für dich!“

Danach ging ich noch mal in die Küche une warf Kiros kläglichen Kochversuch einer Tomatensuppe weg und schaute schließlich noch schnell bei Strify rein. Er saß am offenen Fenster und schlief, seine verlaufene Schminke deutete mir, dass er geweint hatte, bevor er einschlief. Er hielt eine Bierflasche in der Hand. Hatte er doch tatsächlich wieder getrunken. Wann gab er es endlich auf? Selbst wenn er sie nur getrunken hatte, um seine Trauer und seinen Schmerz, weil auch er sehr an Shin hing, dass wusste ich - eigentlich hingen wir alle sehr an Shin und Sky, sie waren unsere Kücken, die wir beschützen mussten (dabei bin ich 5 Jahre jünger als Shin) - zu unterdrücken. Alkohol war ein falscher Freund. Er machte nur im Moment alles besser, aber danach wurde alles gleich viel schlimmer, als es vorher war, meistens zumindest. Ich nahm ihm die Bierflasche aus der Hand. Danach fasste ich ihn behutsam und verfrachtete ihn ins Bett. Er verzog sein Gesicht, wachte aber nicht auf. Ich war aus versehen an sein blaues Auge gekommen. Ich deckte ihn zu und machte schließlich noch das Fenster zu, wer weiß wie lange er schon da an dem geöffneten Fenster saß. Nicht, dass er sich noch erkältete. Dann ging ich zu Sky und klopfte an die Tür, ich war mir sicher, dass sie noch wach war. Aber es rührte sich nichts. Schlief sie vielleicht doch schon?
 

In der Stille hörte ich ein Klopfen. Ich schlich zur Tür und lauschte. „Luminor?“ „Nein ich bin es. Bitte Sky, mach auf!“ Kati? Nein, mit ihr wollte ich nicht reden. „Geh weg, ich rede nur mit Luminor, wäre er nicht gewesen, wüsste ich vielleicht jetzt immer noch nicht, was mit Shin los ist. Ihr beide seid so gemein. Kiro, hat dich doch jetzt bestimmt nur vorgeschickt, und lauscht irgendwo.“ Was redete ich da? So weit würde Kiro nie gehen, er war ehrlich. Ich schämte mich gleich wieder für diesen Satz. „Hältst du ihn für so hinterhältig, und mich für so verräterisch? So was würde ich nie tun, und Kiro auch nicht.“ Ja, sie hatte Recht. Aber ich konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen, war nicht mehr Herr über meine Worte. Ich entriegelte die Tür. Ich wollte endlich alles erfahren. „Komm rein? Wo sind die anderen, wie geht es ihnen?“ „Alle schlafen. Sie waren alle total fertig, besonders Luminor und Kiro. Hätte ich nicht dafür gesorgt, dass sie ins Bett gehen, dann wäre unten jetzt ein großes Chaos. Die beiden hängen, doch nun mal so sehr an euch beiden. Sie sind krank vor Sorge um euch. Deshalb, war Kiro vorhin in der Küche auch so komisch zu dir. Kiro hat als einziger heute einen klaren Kopf behalten, seine Trauer nicht zum Vorschein gebracht. Irgendwann hielt auch er es nicht mehr aus. Er sieht in dir eine kleine Schwester die er beschützen muss. Und deine Worte vorhin haben ihn sehr verletzt!“ Stimmt, dass mit dem, er ist nicht mein Bruder und hätte mir nichts zu sagen hatte ich tatsächlich nicht so gemeint. Ich war bloß so unglaublich wütend gewesen. „Niemals würde er dir Angstmachen wollen, doch weil du auf seine Anrufe nicht reagiert hast, ist er fast wahnsinnig geworden vor Sorge, ist ständig auf und abgelaufen, hat alle paar Sekunden auf sein Handy gestarrt und stand kurz davor die Polizei zu alarmieren, aus Angst dir wäre etwas passiert. Und Luminor hat Shin ins Krankenhaus begleitet. Er fühlte sich so hilflos, nicht helfen zu können. Total aufgelöst kam er zurück, ist den ganzen Weg vom Krankenhaus bis hierher gerannt, war völlig außa Atem, hat nur noch geweint, ist in Selbstmitleid versunken.“ Dass es den beiden so schlecht ging, hätte ich nicht gedacht. Mir tat mein Benehmen unten in der Küche jetzt voll Leid. Ich schämte mich dafür. Die beiden hatten es nur gut gemeint und wollten mich trösten. „Und Strify und Yu?“ „Strify kam erst später wieder, als schon alles geschehen war. Er hatte sich dann still und heimlich in sein Zimmer zurückgezogen. Ich habe eben noch mal nachgesehen. Er schläft. Yu ist bei dem Anblick von Shin, ohnmächtig geworden. Weißt ja, er kann kein Blut sehen. Er ist kreidebleich geworden und hat sich mehrmals übergeben. Aber auch er schläft jetzt.“ So wie sich dass anhörte, ging es uns allen schlecht. Aber mir und Kati ging es besser als den Jungs. Also waren sie wirklich nicht so stark und unnahbar, wie sie sich immer gaben. Auch sie waren sensibel. „Blut? Was ist denn jetzt überhaupt passiert?“ Ich warf mich aufs Bett, und starrte ihren Umriss in der Dunkelheit an. Sie setzte sich neben mich. „Als wir heimkamen, war nur Kiro da, von Shin fehlte jede Spur. Aber auch er war eben gerade erst heimgekommen. Ich ging kurz ins Bad und da sah ich ihn auch schon liegen, bewusstlos und blutend. Yu stellte sich zu mir und wurde ohnmächtig, und Kiro und ich, wir starrten ihn bloß an, der Schock fesselte uns, wir waren untätig, etwas zu tun. Erst Luminor, der gleich zu Shin rannte, rüttelte uns wach. Luminor brachte Shin in die stabile Seitenlage, Kiro rief den Notarzt und ich kümmerte mich um Yu. Als der Rettungswagen kam, versammelten sich unten schon die Journalisten und Schaulustigen. Luminor fuhr mit und wir sind hier geblieben und haben auf dich und Strify gewartet. Aber auch er kam bald und erfuhr alles von uns, was wir bisher wussten, bis Luminor dann völlig außer Atem und verweint zurückkam. Er sagte, dass die Ärzte noch nichts Genaues feststellen konnten, nur, dass Shin mindestens 4 Stunden oder länger dort im Bad lag. Sie hatten ihn dann weggeschickt, um sich um Shin kümmern zu können. Er wird die ganze Nacht auf der Intensivstation untersucht.“ Mir stockte der Atem, als ich dass erfuhr. Mein armer Bruder. Ich begann wieder zu heulen. Kati schloss mich in ihre Arme. „In welchem Bad hast du ihn gefunden?“ „Im Unteren.“ „Und wann wart ihr wieder da?“, fragte ich ganz kleinlaut. Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl dabei, was sie wohl sagen würde. „Um 11, halb 12 würde ich sagen?“ Oh mein Gott. „Oh nein! Ich war kurz vor 11 Uhr zu Hause, heißt dass, ich war da, als mein Bruder schon bewusstlos im Bad lag?“ Bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Nicht auszudenken. Sie sah mich fassungslos an. „Wie meinst du dass, du warst hier?“ Jetzt musste ich ihr die Wahrheit sagen. Geduldig hörte sie mir zu. „Hätte ich mich doch nur im unteren Bad geduscht, dann hätte ich gewusst, dass er da liegt und hätte helfen können. Ich bin so nutzlos, fühle mich so verantwortlich, dass es ihm nicht gut geht.“ Ich bekam einen regelrechten Heulkrampf. Kati drückte mich an sich. „Shhht, du bist nicht nutzlos.“ „Aber ich mache mir jetzt voll die Vorwürfe. Er wäre schon viel eher im Krankenhaus gewesen! Aber ich habe mir bei dem ganzen Zigarettenrauch und bei der leeren Wohnung nichts gedacht!“ „Wir alle machen uns Vorwürfe. Jeder einzelne von uns hat ihn allein gelassen… Äh sagtest du gerade, es roch überall in der Wohnung nach Zigarette?“ „Ja!“ Auch wenn es dunkel war, ließ ihr Blick mich böses erahnen. „Du glaubst doch nicht…“ „Ich weiß nicht, aber es könnte möglich sein.“ Nein, doch nicht mein Bruder. Der, der am meisten etwas dagegen hatte, und eingeführt hatte, dass es nur noch auf dem Balkon erlaubt war. Warum er? „Als wir heimkamen, hatte Kiro Yu um eine Zigarette gebeten, weil Lumi seine wahrscheinlich weggeworfen habe. Doch Lumi würde niemals einfach Zigaretten wegschmeißen eher würde er sie selbst rauchen. Es kann nur Shin gewesen sein. Er hat die letzte Zigarette geraucht. Anders kann ich es mir einfach nicht erklären. Vermutlich ist er mit der Zigarette durch die Wohnung gerannt, bevor er dann im Bad das Bewusstsein verlor.“ Ich fasste es nicht. „Aber warum, er ist doch strickt dagegen?“ Kati wusste sich auch keinen Rat, drückte mich noch enger an sich und meinte: „Wer weiß, wie verzweifelt er war. Er muss sehr verzweifelt gewesen sein, es zu tun. Bei klarem Verstand hätte er es garantiert nie getan!“ „Weshalb könnte er denn so verzweifelt sein? Warum redet er nicht mit uns, sagt uns nicht, wie es ihm geht? Wie sollen wir ihm helfen, wenn er nichts sagt?“ Kati schüttelte nur den Kopf. „Keine Ahnung!“ Sie seufzte und sagte dann: „Jetzt solltest auch du erst mal schlafen. Lass uns mor…“, sie sah auf meinen Wecker, es war halb 1, „…äh heute weiter darüber sprechen. Später dann natürlich!“ Sie lächelte schwach in die Dunkelheit. Sie wandte sich zum Gehen, aber ich ließ sie nicht los. „Bitte Kati, bleib, bei mir. Ich will nicht allein sein!“ Sie nickte. „Schon gut, ich verstehe dich. Ich würde jetzt auch nicht gern allein sein wollen.“ Sie kroch unter meine Decke. Wir hielten Händchen. So fühlte ich mich schon wohler, war wenigstens nicht allein. Aber Shin, er war jetzt ganz allein. Aber nicht mehr lange, morgen bin ich bei dir, mein Bruder, verlass dich darauf! Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Ein furchtbarer Tag Teil 1: Das Versprechen

Als ich morgens aufwachte, lag ich in einem fremden Bett, neben mir lag Sky. Stimmt ja, sie hatte mich gebeten, in der Nacht bei ihr zu bleiben. „Hey Süße, wach auf, du musst zur Schule.“ Ruckartig öffnete sie die Augen. „Nein, Kati, bitte. Ich will nicht! Mein Bruder braucht mich. Ich will ihn heute unbedingt besuchen.“ Ihr Blick war verzweifelt. Ich konnte sie sehr gut verstehen. „Lass uns erst mal frühstücken, dann sehen wir weiter.“ Schwach nickte sie mir zu.

Wir schienen die Ersten zu sein, die wach waren. Ich holte Brötchen beim Bäcker um die Ecke und Sky deckte den Tisch. Luminor kam dann auch langsam aus den Federn. Er war noch blasser als sonst und schien vollkommen abwesend zu sein. Wie ein Traumtänzer schlenderte er durch die Küche. Setzte Kaffee an und verbrannte sich dabei. Aber er merkte es gar nicht. Zusätzlich fiel ihm noch die Hälfte des Kaffeepulvers auf den Boden. Ich wischte es weg, weil er es gar nicht zu realisieren schien und ich Angst hatte, er könnte vielleicht, so unachtsam, wie er war, darauf ausrutschen. Ich holte schnell einen Verband und etwas kühlende Salbe um Luminors Hand zu verarzten. Es sah schlimm aus. Ich nahm seine Hand, er ließ es über sich ergehen, zuckte nicht einmal, als ich die Wunde versorgte. Ihm schien alles gleichgültig. Auch Yu war noch kreidebleich, als er die Küche betrat. Ich nahm ihn wortlos in die Arme, und küsste ihn zur Begrüßung. Strify betrat die Küche wortlos, setzte sich wortlos auf seinen Platz. „Strify, was ist mit deinem Auge passiert?“, fragte Sky entsetzt, als sie Strify sah. „Frag doch mal bei Kiro nach?“, sagte er genervt. Er war nicht gut darauf zu sprechen. Scheu schaute Sky wieder auf ihr Brötchen, welches sie geschmiert, aber noch nicht davon abgebissen hatte, und Strify starrte in seine leere Kaffeetasse. Ansonsten sagte keiner ein Wort, getraute sich nicht, etwas zu sagen, weil niemand wusste, wie die Reaktionen darauf sein würden. Diese morgendliche Stille war mir unheimlich. Normalerweise war es immer recht laut. Na ja, die Nachbarn schien es zu freuen, endlich mal in Ruhe frühstücken zu können.

Der Schlaftrunk schien immer noch zu wirken, Kiro war noch nicht aufgestanden, aber er war gestern auch sehr aufgewühlt gewesen. Ich gönnte es ihm. Außerdem war er ja eh der Langschläfer unter uns. Am liebsten würde ich alle wieder ins Bett verfrachten. Keiner von ihnen war vollkommen auf der Höhe. Auch ich hatte nicht besser geschlafen. Jeder stand neben sich, war in Selbstmitleid versunken. Was konnte ich nur tun? Nicht mal zum Essen konnte ich jemanden animieren. Selbst der Kaffe stand einfach nur dampfend auf dem Tisch. Aber ich wusste mir auch keinen Rat, wie ich sie aufheitern konnte.

„Morgen!“, sagte Kiro sehr matt. Er war also doch wach! „Sky bist du fertig?“
 

Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Fertig? Wofür? „Los, du musst zur Schule! Ich fahre dich hin.“ Das war doch wohl nicht sein Ernst? „Nein, ich will nicht, warum soll ich zur Schule gehen, so tun, als wäre nichts gewesen? Ich kann doch nicht einfach seelenruhig zur Schule gehen, während mein Bruder im Krankenhaus liegt und keiner weiß, was mit ihm ist.“ Jetzt begann schon wieder so ein morgendlicher Streit, bloß diesmal zwischen *Kiro* und mir. Alle schienen plötzlich hellwach zu sein und sahen mich und Kiro an. „Kiro, ich glaube es ist keine gute Idee, sie jetzt in die Schule zu schicken. Besser, sie bleibt erst mal zu Hause!“, redete Luminor ihm ein. Kiro blieb stur. „Nein. Sie war schon lange nicht mehr in der Schule, es wird Zeit.“ Er sah mich streng an, aber nicht so streng wie gestern Abend. Sein Blick sagte mir, er müsse unbedingt mit mir allein sein. Widerstandslos tat ich, was er mir sagte, seine Blicke waren so verzweifelt, etwas in ihm schien ihn zu zerreißen, wenn er nicht mit mir reden und etwas Wichtiges loswerden konnte. Kiro war so fertig, ich musste ihm einfach beistehen. Ich wartete unten am Auto.
 

„Leute, los ihr müsst zu euch kommen! Wollt ihr den ganzen Tag da sitzen und Trübsal blasen? Shin ist doch nicht tot. Er wird wieder, und wir müssen ihn unterstützen. Aber so, wie ihr hier sitzt, helft ihr ihm nicht. Er würde nicht wollen, dass wir wegen ihm in Selbstmitleid zerfließen. Es muss weiter gehen. Und genau deshalb bringe ich Sky jetzt auch in die Schule.“, sagte ich mit einem ernstem Unterton in meiner Stimme zu Luminor gewandt, der meinen Gedankengang zu verstehen und nicht weiter zu protestieren schien. „Ich weiß, Shin hätte genauso gehandelt.“ Das musste jetzt einfach mal raus. Die anderen mussten neuen Mut fassen. Diese Rede zerrte ganz schön an meinen Nerven. Shin, ich weiß einfach, dass du das Selbe gesagt hättest. „Auch wenn er jetzt nicht hier ist, ist er doch immer bei uns!“ Dies klang nun schon fast so, als wäre er tatsächlich schon tot, aber ich wusste nicht, wie ich es formulieren sollte. Tränen rannen mir übers Gesicht, dann ließ ich die anderen, einfach ohne ein weiteres Wort allein. Ein Glück das Sky schon unten war, diese Rede wollte ich ihr ersparen, zumindest meine letzten Worte.
 

„Na komm, steig ein!“, sagte Kiro und schloss die Türen seines metallic-weißen Toyota auf. „Bist du sicher, dass du in deinem Zustand Auto fahren kannst?“ Er nickte nur. Dann setzte er sich hinters Steuer, ich setzte mich auf den Beifahrersitz. „Kiro, bitte, lass mich mit dem Bus fahren, ich habe Angst, dass dir was passiert. Du siehst so fertig aus.“, versuchte ich ihn vom Fahren abzuhalten, er war zu durcheinander, um Auto fahren zu können, konnte keinen klaren Gedanken fassen - hatte zu viele andere Dinge im Kopf, um sich auf den Verkehr zu konzentrieren - das sah ich ihm an und nahm ihm den Schlüssel aus der Hand. „Nicht so sehr, wie ich mir Sorgen um dich mache. Mir geht es bestens. Gib mir den Schlüssel!“ Er streckte die Hand aus und sah mich fordernd an. „Nein!“ Er wurde immer verzweifelter, bis er den Kopf auf sein Lenkrad legte und hemmungslos zu weinen begann. „Ich mache mir einfach große Sorgen um dich!“, schluchzte er. „Ich wollte immer eine kleine Schwester haben. Und die habe ich in dir gefunden, also muss ich dich doch auch beschützen.“ „Ki…“ Es raubte mir fasst die Sprache. „Ich würde nie etwas tun, was du nicht willst? Ehrlich! Ich würde dir nie wehtun oder dir irgendetwas verbieten. Dazu liebe ich die viel zu sehr. Aber ich finde einfach, dass die Schule für dich der beste Ort ist, du dort jetzt erst mal am besten aufgehoben bist.“ Ich hätte nie gedacht, dass ich Kiro so viel bedeutete. Während ich ihn mit großen Augen ansah, nahm ich ihn in meine Arme und drückte ihm die Schlüssel in die Hand. „Hier aber ich glaube, ich könnte mich heute nicht auf den Schulstoff konzentrieren. Ich muss ständig an Shin denken. Es macht mich fast krank, nicht zu wissen, was er hat und wie es ihm geht.“ Kiro nickte mir zustimmend zu. „Glaub mir, du bist nicht die einzige, der es so geht. Wir fühlen alle genauso. Aber bitte versprich mir, dass du in der Schule bleibst und nichts anstellst. Und heute Nachmittag gehen wir alle gemeinsam Shin besuchen. Nach Schulschluss holen wir dich ab und dann fahren wir gemeinsam ins Krankenhaus.“ Er hielt mir den kleinen Finger zu einem Schwur hin. Ich ging darauf ein. „Versprochen! Ich bin einverstanden!“ Ich freute mich schon jetzt auf den Nachmittag. Dann holte ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht, damit er klare Sicht hatte zum Autofahren. Ich lächelte ihn ermutigend an, er erwiderte es. Dann ließ er den Motor an. Wir fuhren los.
 

Ja, Kiro hatte ein Machtwort gesprochen, ich hätte es selbst nicht besser sagen können. Aber richtig viel half es trotzdem nicht, die anderen starrten immer noch vor sich hin. Ich beschloss, da weiter zu machen, wo Kiro aufgehört hatte. „So Jungs, jetzt ist aber genug. Kiro hat Recht. Wir gehen jetzt alle erst mal zusammen raus an die frische Luft. Shin würde nicht wollen, das wir trauern und dabei vergessen zu leben.“ Keiner zeigte Begeisterung, aber das war mir egal. Sie mussten mit mir raus, spazieren gehen, ob sie wollten oder nicht.
 

Eine Weile fuhren wir schweigend die Straße entlang. Kiro sah auf die Straße, sah aber nicht sehr konzentriert aus. Er dachte nach. Hoffentlich dachte er auch an der Verkehr. Ich beschloss mich wenigstens bei ihm zu entschuldigen. „Kiro… Ich…!“ „Mhh?“ Er sah mich an. „Es tut mir leid!“ Er drehte nervös das Radio an. War ihm dies jetzt unangenehm oder war er immer noch gekränkt? Ich drehte es gleich wieder aus. „Kiro hör mir zu! Es… es tut mir wirklich leid!“ „Was meinst du?“ Er sah irritiert zu mir. Ich wurde kleinlaut, suchte nach den richtigen Worten. Seine Blicke waren eindringlich. Er sah mich unentwegt an. Jetzt oder nie! Er sah so gespannt aus, das er ganz vergas auf die Straße zu achten. Ich sah auf und… „Kiro pass auf, die Ampel ist rot!“, schrie ich und er schaffte es gerade noch zu bremsen. Ich hatte einen riesengroßen Schock gehabt, aber Kiro einen noch viel größeren. „Kiro, konzentrier dich bitte!“, flehte ich ihn an. Ich hab doch gleich gewusst, dass er nicht in der Verfassung war, zu fahren. Aber irgendwie war ich auch daran Schuld gewesen, ich hatte ihn abgelenkt.

Gott sei Dank waren wir gleich kurz darauf an der Schule. Ich stieg aus. „Kiro bitte, fahre nicht mehr, jedenfalls nicht jetzt! Wir sind ebengrade schon nur mit einem Schrecken davon gekommen.“ „Sky, es tut mir so leid. Jetzt habe ich dein Leben auch beinah noch aufs Spiel gesetzt.“ „Kiro ich bin genau so Schuld, ich habe dich abgelenkt, obwohl du so schon kaum Konzentration für den Straßenverkehr aufgebracht hattest. Es war halt bloß so: Ich musste etwas Wichtiges loswerden.“ Ich druckste herum. „Und was wäre das?“, fragte er gespannt und sah mich erwartend an. „Ich wollte dir sagen, dass ich dir dankbar bin, dass du immer für mich da bist, wie ein richtiger Bruder. Was ich gestern gesagt habe bereue ich. Du hast es nur gut gemeint und wenn du es nicht gesagt hättest, hätte Shin es gesagt.“ In seinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit, seine Augen strahlten. „Du bist wie ein Bruder für mich – nein du bist mein Bruder. Ihr seid alle wie Brüder für mich, eine bessere Familie kann man sich nicht wünschen.“ Er weinte, aber es waren Freudentränen der Rührung. Er kam zu mir und umarmte mich. „Danke, es ist schön zu wissen, dass du so für mich empfindest. Ich habe dich schon von klein auf als meine kleine Schwester angesehen und dich auch so behandelt.“ Ganz fest schmiegte ich mich an ihn. „Ich werde hier auf dich warten bis die Schule vorbei ist, und dann gehen wir zusammen heim, ich lasse dich jetzt nicht allein.“ Es war wohl eher er, der jemanden brauchte, damit er nicht allein war. Er sah so verzweifelt drein, versuchte es aber durch seine Freude zu verbergen, am liebsten wäre ich bei ihm geblieben, um ihn zu trösten. Ich drückte mich noch fester an ihn. Bloß würde er nie zu lassen, dass ich bei ihm bleib. Schweren Herzens ließ ich von ihm ab und ging ins Schulgebäude. Dass ich ihn gebeten hatte, nicht mehr zu fahren, schien ihm auch gerade ganz gelegen zu kommen, noch von weitem konnte ich sehen, dass er mich beobachtete, ob ich auch wirklich zur Schule ging. Na ja, ich hatte es ihm ja nun mal versprochen.
 

Ich sah ihr fröhlich grinsend hinterher und wischte meine Tränen weg. Skys Worte hatten mir neuen Mut gegeben, mich wieder aufgebaut. Es war schön zu wissen, dass ich für sie wie ein Bruder war – nein ich war nicht nur wie ein Bruder – ich war ihr Bruder. Dieses Gefühl war einfach toll. Sie hasste mich nicht, aber dies hatte Kati ja auch gesagt, ich wollte es bloß nicht glauben. Ich musste es von ihr selbst erfahren. Und es war schön, dass sie es mir gesagt hatte. Jetzt fühlte ich mich sichtlich wohler. Es konnte nun alles nur noch besser werden.

Ein furchbarer Tag Teil 2: Skys Entschluss

Nach dem ich endlich meinen Klassenraum gefunden hatte, ging ich hinein und alle sahen mich blöd an. „Hey, dass ist sie, die, die gestern in der Pfütze lag!“, schrie jemand. Ich sah mich um, wer das gesagt hatte. Oh nein, auch *der* noch. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Jetzt starrte erst recht jeder zu mir, außer einem Mädchen, das in einer Ecke stand und die *Bild* las. Vorne war ein Riesengroßer Artikel: *Shin, der Drummer von Cinema Bizarre im Krankenhaus.* Oh Gott. Ich ging zu dem Mädchen hin, ignorierte die anderen und nahm ihr die Zeitung aus der Hand. „Hey, kann man auch mal fragen?“, fauchte sie mich an. „Sorry, bitte, es ist dringend.“ Ich blätterte wie wild, bis ich merkte, dass sie gerade selbst den Artikel gelesen hatte. *Gestern gegen 12 Uhr fuhr ein Krankenwagen vor einen Wohnblock in der Straßburger Allee vor. Ein blonder Mann winkte dem Krankenwagen zu. Von überall kamen Schaulustige, um zu sehen, was los war. Dann, der Schock! Der Mann war Kiro, der Bassist von Cinema Bizarre. Keiner wusste, wo sich Cinema Bizarre nach dem letzten Konzert vor 2 Monaten aufhielten. Sie waren wie vom Erdboden verschwunden. Könnte sich in diesem Haus vielleicht die neue WG der beliebten Berliner I-Pop-Band Cinema Bizarre befinden?* Ich weinte. Die haben doch tatsächlich Bilder von meinem Bruder gemacht. Und Luminors Gesicht erst. Wie konnten sie es wagen, dass in der Zeitung zu berichten und abzudrucken? Und dann war da auch noch unser Haus, eher unser Wohnblock, deutlich zu sehen, was wenn da jetzt bald ein Haufen Fans standen? „Hey, alles in Ordnung mit dir?“, fragte mich das Mädchen. „Stehst du auch so auf CB, wie ich?“ Ich gab ihr keine Antwort, starrte einfach nur auf den Artikel. „Ja dass ist schon furchtbar, was dort passiert ist. Warum ausgerechnet Shin?“ Ob ich auf CB stand? Viel mehr als dass, ich liebte meine Jungs über alles, sie waren meine Familie, hatten sich alle nach dem Tod meiner Eltern so liebevoll um mich gekümmert, mich groß gezogen. Aber mit etwas hatte sie Recht: Warum ausgerechnet Shin, mein Bruder? *Nach 5 Minuten kamen 2 Krankenpfleger mit einer Liege heraus. Auf dieser lag Shin, der Drummer der Band, bewusstlos und stark blutend. Auch Luminor, der Keyboarder und 2. Leadsänger, kam heraus, sah sehr aufgelöst aus, hatte Blut an den Händen und im Gesicht. Was war geschehen? Hat Luminor seinen Bandkollegen das angetan? Sein Satz: >Ich fühle mich dafür verantwortlich und möchte ihn nicht wieder allein lassen!<, lässt uns Vermutungen anstellen, das er vielleicht etwas mit dem Unfall zu tun hat.* „Wenn Luminor ihm etwas getan hat, dann raste ich aus! Er hat garantiert etwas damit zu tun. Sonst hätte er kein Blut an den Händen und im Gesicht gehabt!“ Shit! Dieses Bild von Luminor zeigte eindeutig, dass seine Hände blutverschmiert waren und auch in seinem Gesicht Blut klebte. Wenn man es als unbeteiligte Person liest, könnte man sich tatsächlich denken, Luminor habe Shin so zugerichtet. Dieser Artikel warf ein schlechtes Bild auf ihn. „Wie bitte? Luminor könnte keiner Fliege etwas zu leide tun.“, brüllte ich sie an. Wieder starrten alle in meine Richtung. Der Junge von gestern sagte: „Och nee, nicht noch so eine Verrückte, die auf diese Schwuchteln steht.“ Allmählich wurde ich ärgerlich. „Sie sind keine Schwuchteln. Sie sind nett, liebenswert und alle voll in Ordnung.“, rief ich in die Klasse. „Ach, du scheinst sie ja ganz genau zu kennen.“ Er näherte sich mir und grinste mir frech ins Gesicht. Stur hielt ich dagegen. Dann ballte ich die Fäuste zusammen, so dass das Zeitungspapier in meinen Händen knisterte. Dann konzentrierte ich mich wieder vollständig auf den Artikel. *Genauere Auskünfte zum Geschehen gaben sie uns nicht. >Kein Kommentar!<, war Luminors Aussage. Dann stieg er in den Krankenwagen. Auch Kiro machte sich aus dem Staub. Was ist bloß los, mit der Band? Wir recherchieren weiter und halten Sie auf dem Laufenden.* Oh nein. Mir liefen noch mehr Tränen über die Wangen. Jetzt mussten wir schon wieder umziehen. Durch dieses Käseblatt würden bestimmt bald, wenn nicht schon sogar heute, jede Menge Fans vor unserem Haus stehen. Dass konnten wir nun überhaupt nicht gebrauchen. Sauer warf ich die Zeitung weg. „Hallo? Sag mal spinnst du total?“ Ich sagte nichts, sah sie bloß mit verheulten Augen ganz böse an. In diesem Moment klingelte es zur Stunde und der Lehrer kam rein. „Guten Morgen Schüler. Oh, ich sehe, hat unsere Neuzugängerin heute doch den Weg zu uns gefunden. Wie schön, würdest du dich bitte vorstellen?“ Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und ging zur Tafel. Dort schrieb ich meinen Namen an *Sheila-Sophie Phönix* „Ein schöner Name Sheila. Mich würde jetzt aber mal interessieren, warum du gestern nicht da warst.“ „Sie war baden… in einer Pfütze!“ Alle lachten, mir war es aber nicht peinlich, nicht mehr, ich hatte andere Probleme. „Florian, jetzt lass deine Scherze!“, herrschte der Lehrer ihn an. „Wenn es doch aber stimmt?!“ „Ruhe!“ Mit einer Handbewegung brachte er alle dazu, still zu sein. „Bitte fahr fort!“ Was sollte ich sagen? „Bei mir zu Hause gab es familiäre Schwierigkeiten.“ Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Irgendwie stimmte es ja sogar. „Nun, Sheila ist vor kurzem hier nach Berlin gezogen…“ Vor kurzem? Ich lebte schon mein ganzes Leben lang in Deutschlands Hauptstadt. Bin halt bloß immer von einem Eck Berlins ins andere gezogen wegen… „Und jetzt lebt sie hier mit ihren Onkeln, ihrer Tante und ihrem Bruder.“ Ich schluckte. Dieses Wort trieb erneut Tränen aus meinen Augen, aber ich hielt sie so gut es ging zurück. „Ähm, Herr Lehrer, darf ich mal schnell auf die Toilette?“ „Eigentlich nicht…“ „Ich muss aber ganz dringend! Frauenleiden, Sie verstehen?“ Er wurde rot und ließ mich gehen.

Puh endlich, war ich da raus. Ich hielt es nicht mehr aus, heulte drauf los. Das wäre ein schönes Bild gewesen, wie ich da so weinend gestanden hätte. Dieser äh… Florian hätte sich wieder einen Scherz daraus gemacht und der Lehrer hätte dämliche Fragen gestellt. Wo war mein Bruder? Ohne ihn hielt ich es nicht aus. Ich beschloss ihn *jetzt* auf eigene Faust zu suchen und auch zu finden, so weit weg konnte er doch gar nicht sein. Tut mir total leid Kiro, dass ich mein Versprechen nicht halten kann, aber nach Schule ist mir heute echt nicht. Draußen stand Kiros Auto, und er stand rauchend daneben. Gut er war tatsächlich geblieben, wie versprochen, aber es war auch gleichzeitig Mist, weil ich nicht wusste, wie ich an ihm vorbei kommen sollte? Schließlich sah er immer mal zur Schule, um zu schauen ob ich auch nicht einfach so ging. Ganz schön leichtsinnig, da rum zu stehen, wo ihn jeder sah! Wenn ihn nun jemand sah und erkannte? So weit schien er gar nicht zu denken, oder denken zu können, vielleicht war es ihm auch egal. Jedenfalls brauchte ich ihn nicht fragen, ob er mich zu meinem Bruder fahren würde. Er würde mich bestimmt nicht zu Shin fahren, zumindest jetzt noch nicht, zu dieser Uhrzeit, wo noch Schule war, wir hatten ja beide ein Versprechen gegeben – welches ich leider unmöglich weiterhin einhalten konnte, bis zum Nachmittag hielt ich es nicht mehr aus – und in diesem Zustand, so zerstreut wie er war, baute er bestimmt noch einen Unfall, schließlich waren wir frühs schon nur mit einem Schrecken davon gekommen, ich wollte ihm das, in seinem Zustand, auch nicht zumuten. Ich ging ins Schulhaus zurück und benutzte den anderen Ausgang. Gegenüber war gleich eine Bushaltestelle. Zum Glück hatte ich meinen Ausweis noch von gestern einstecken. Also stellte ich mich hin und wartete.

Ein furchtbarer Tag Teil 3: Der Unfall

Der Ausflug tat uns allen gut. Die frische Luft und die Sonne waren genau das Richtige für uns. Aber keiner sagte ein Wort. Plötzlich stellte sich Luminor vor uns und wies uns, stehen zu bleiben. „Halt!“, sagte er. Was war mit ihm los? „Luminor was ist denn?“ „Lasst uns bitte umdrehen, ich habe ein schlechtes Gefühl, jetzt hier lang zu gehen.“ Strify schaute nach. „Du bist doch nicht etwa abergläubisch und hast Angst, dass uns etwas passiert, wenn wir jetzt dort an dieser schwarzen Katze vorbeilaufen?“ Er grinste matt. „Nein, das ist es nicht. Bitte lasst uns heimgehen!“, flehte er. „Na gut, dann lasst uns gehen. Aber ich sehe an dieser Katze echt nichts Merkwürdiges.“, entgegnete Strify. Wir drehten um und gingen wieder heim.
 

„Marcel Baumann?“ „Nein gibt es hier nicht!“ „Und einen Kevin Baumann oder Tim Baumann oder einen Robert Baumann?“ Die Krankenschwester ging die Liste – mindestens 3 oder 4 Mal - durch und schüttelte den Kopf. „Nein, von denen steht keiner auf meiner Liste, wer soll das sein?“ „Mein Bruder!“, sagte ich energisch. „Du hast mir aber 4 Namen genannt.“ Sie lächelte mich an, als wäre ich ein kleines Kind, das sich verlaufen hatte. Mir war das alles total ernst. „Ach egal! Wiedersehen!“, sagte ich unhöflich und verließ das Krankenhaus. Das war jetzt schon der 3. Fehlschlag. Man so viele Krankenhäuser konnte Berlin doch gar nicht haben! Und dann auch noch die Sache mit Shins Namen. Er hatte sich im Laufe der Jahre mehrere Namen zugelegt um unerkannt bleiben zu können. Wenn ich doch bloß wüsste, unter welchem Namen er auf der Patientenliste stand. Unter *Shin* bestimmt nicht.
 

Zu Hause bestätigte sich mein Verdacht. Auf dem Display unseres Haustelefons stand mehrmals die Nummer von Skys Schule. Besorgt rief ich an.

Luminor: Hallo? Ja hier ist Fischer… Sie ist was? ... Seit wann? Okay vielen Dank!

Ich ließ das Telefon fallen, es flog zu Boden und ging kaputt. „Lumi, was ist passiert?“ Ich musste erst mal nach Atem ringen. „Ich hab gewusst, dass es falsch war.“ „Was denn? Jetzt sag schon, was los ist?“
 

Luminors Augen füllten sich mit Tränen. Was war jetzt schon wieder? Pure Angst stand in seine Augen geschrieben. Ich drückte ihn an mich, während Strify und Yu uns beide anstarrten. Yu schien eifersüchtig zu sein. Dass war er immer sehr schnell, wenn ich mich gerade mal nicht um ihn kümmerte. Lumi schluchzte in meine Bluse, dann schien er die Worte wieder zu finden. „Sie ist weg? Einfach abgehauen!“ „Was?“ schoss es Yu und mir aus dem Mund. Strify sah unbeteiligt drein. „Wer ist weg?“, fragte er beiläufig. Der kapierte wohl nie was!? Hatte er sich sein Gehirn schon ganz weggesoffen? „Sky ist weg, du Spatzenhirn!“, blaffte Yu ihn an. „Sie ist bestimmt auf dem Weg zum Krankenhaus!“, schlussfolgerte Strify. Wow er dachte auch mal mit? „So weit haben wir uns das auch schon gedacht, du Genie!“, entgegnete Yu genervt. Strify ging ihm sichtlich auf die Nerven, raubte ihm bestimmt bald den Verstand. „Aber sie weiß doch gar nicht welches, was, wenn sie sich in Berlin verirrt, Berlin ist doch so riesig.“ Luminor schien sich alles Mögliche auszumalen. Er schluchzte noch mehr. „Sky ist nicht dumm, sie findet immer einen Weg, um ihr Ziel zu erreichen.“, plauderte Strify. Er kannte sie ja wohl sehr gut. Aber ich konnte ihm nur gedanklich zustimmen. Wenn Sky etwas wollte, dann bekam sie es auch, egal wie. „Aber wir müssen sie trotzdem suchen! Ich werde gleich Kiro anrufen. Lu, du bleibst am besten hier, und rührst dich nicht vom Fleck! Vielleicht kommt sie in der Zwischenzeit heim. Und wir 3 gehen sie suchen.“ Wenn es um sie ging, dann schien der Alk bei ihm verflogen zu sein, aber nur bei ihr. Ja, ich merkte, wie wichtig sie ihm war, auch wenn er es nie zugeben würde, er liebte Sky sehr. Wenn er nicht gar etwas in sie verliebt war. Ich half Lumi, sich hin zu setzen. Sein ganzer Körper zitterte. Wie lange hielt sein Körper diese Schocks noch durch? Er war ja schon fast ein Frack. „Lumi, bitte bleib hier und stelle nichts Bescheuertes an, ja.“ Strify sah Lumi besorgt an, aber mit seinen Worten hatte er Recht. Lu nickte nur stumm. Ich drückte ihm das 2. Telefon in die Hand, für den Fall, dass sie oder die Schule anruft und dann gingen wir hinaus.
 

Was sollte ich nur machen? Ich beschloss, selbst Kiro anzurufen, sonst würde ich noch total verzweifeln, wenn ich nichts zu tun hatte. Ich wählte seine Nummer.
 

„Wie langsam die Zeit vergeht, wenn man nicht weiß, was man machen soll.“ Ich hatte schon 3 Zigaretten aus lauter Nervosität geraucht. Ich legte mich auf die Rückbank meines Autos, stellte per Fernbedienung das Radio an, und driftete bald darauf in den Schlaf ab.

„All about us, all about us...” Mein Handy klingelte. Lu war am Telefon.

Kiro: Ja?... Lu was ist los?... Was? Aber das ist nicht möglich, ich habe die Schule die ganze Zeit beobachtet, sie ist nicht raus gekommen… Ja, Lu beruhige dich, ich mache mich gleich auf den Weg.

Ich war sofort hellwach und saß Kerzengerade in meinem Auto. Das konnte doch nicht wahr sein. Ist sie doch tatsächlich hinter meinem Rücken abgehauen. Ich bin so blöd, ich hätte wissen müssen, dass sie so handeln würde. Wenn ihr nun etwas geschieht? Nicht auszudenken, ich könnte mir das nie verzeihen und Shin würde es mir auch nie. Schnell setzte ich mich hinters Steuer und warf den Motor an. *Kiro bitte, fahre nicht mehr, jedenfalls nicht jetzt!* Skys Worte kamen mir wieder in den Sinn. *Kiro, bitte… ich habe Angst, dass dir was passiert.* Aber sie hatte ihr Versprechen, zur Schule zu gehen, genauso gebrochen, also konnte ich mein Versprechen auch brechen. Außerdem machte ich mir zu große Sorgen, um jetzt hier untätig da zu sitzen. „Sky, ich komme!“ Ich fuhr los. Einmal um die Schule drum herum. Wusste ich es doch, diese Schule hatte, wie meist üblich, auch einen Hinterausgang. Und gegenüber war gleich eine Bushaltestelle. Wo könnte sie hingefahren sein? Bestimmt zum Krankenhaus, aber sie wusste ja gar nicht welches? Nicht mal wir wussten es, außer Luminor. Ich beschloss, einfach jedes in der Nähe abzuklappern und gab Gas. Ich musste sie so schnell wie möglich finden. Ich fuhr immer die Hauptstraße entlang, bis ich das erste Hinweißschild zu einem Krankenhaus erkannte, voller Hoffnung fuhr ich schneller, wollte so schnell wie möglich dort sein, um sie nicht zu verpassen, wenn sie da sein sollte. In dem Moment klingelte mein Handy.

Kiro: Kiro hier.… Strify? Lu hat mir schon bescheid gesagt… Nein, ich fahre und klappere jedes… Hallo, jetzt meckere mich nicht voll ja… mir ist selbst klar, dass ich unaufmerksam war… Du musst grade große Reden schwingen!!!

Ich wurde wütend, Strify brachte mich auf die Palme. Das wirkte sich auch auf meine Fahrweise aus, ich drückte mehr aufs Gas – als überhaupt erlaubt war - ohne es zu ahnen. Ich realisierte gar nicht, dass ich auf eine rote Ampel zufuhr. „Oh Gott!“ Ich ließ das Handy fallen, griff das Lenkrad und trat so schnell wie möglich auf die Bremse. Aber es war zu spät. „Ahhhhhhhhh!“
 

Strify: Kiro, was ist los? Rede mit mir, mach kleinen Scheiß!

Ich hörte ein lautes Klirren, dann Hupen und dann nichts mehr. Oh Gott, Kiro!

Strify: Kiro! Kiroooooo! Nein…..!

Was hatte ich getan?
 

Ein Knall ließ mich aus meinen Gedanken erwachen. Was war passiert? Alle waren total geschockt. Sie sahen aus dem Fenster. „Ist irgendwer verletzt?“, fragte der Busfahrer, der blitzschnell herumgefahren war, um sich über den Zustand seiner Fahrgäste zu informieren. „Liebe Fahrgäste bitte verfallen sie nicht in Panik… Ist jemandem etwas passiert?“ Keiner antwortete, alle waren wie vom Donner gerührt. Ich sah mich um. Ein kleines Kind weinte bitterlich, und auf der hintersten Bank saß eine Frau ans Fenster gelehnt, ihre Stirn blutete und sie war nicht bei Bewusstsein. Sie musste mit dem Kopf gegen die Scheibe geschlagen sein als… Ja, was war eigentlich passiert? „Hier hinten, diese Frau blutet und sie ist allen Anschein bewusstlos. Ansonsten ist keiner weiter verletzt, alle sind bloß geschockt.“, informierte ich den Busfahrer, weil sonst keiner auf ihn reagierte. Er kam hinter, um sich selbst ein Bild von der blutenden Frau zu machen, während ich jetzt endlich auch aus dem Fenster sah um zu erfahren, was nun eigentlich passiert war. Ein Auto war in den Bus gerammt. Aber… Himmel, es war ein metallic-weißer Toyota. Total panisch wollte ich raus rennen. Das war doch nicht etwa… ? Bitte lass es nicht Kiro sein! Mit heiß rollenden Tränen stand ich vor der Tür. „Miss bleiben Sie sitzen!“ Der Busfahrer hielt mich auf. Wie schnell er wieder vorne war, Wahnsinn! Gerade hatte er sich noch um die Frau gekümmert, die wieder zu sich zu kommen schien. „Lassen Sie mich los? Ich muss zu ihm!“ Etwas in meinem Inneren sagte mir, dass es sich um Kiro handelte, aber ich wollte es nicht wahr haben und hoffte es auch nicht. Ich riss mich los. „Machen Sie die Tür auf!“ Er tat es nicht. „Miss hören Sie mir zu… Geraten Sie nicht in Panik!“ Panik? PANIK? Hallo, einer meiner besten Freunde war vielleicht da draußen, verletzt, oder gar fast tot – was ich natürlich beides nicht hoffte – und ich sollte mich nicht aufregen? „Gottverdammt noch mal, machen Sie die Tür auf!“, schrie ich ihn an. Was war mit den anderen Gästen? Wollten die denn nicht auch raus? Warum halfen sie mir nicht? Ein Blick in ihre Augen sagte mir, dass sie viel zu verschreckt waren, ihnen der Schock bis in die Glieder gegangen war. Der Busfahrer und ich waren die einzigen, die redeten und sich bewegten, die anderen schienen versteinert, sogar das Kind weinte nicht mehr. Der Busfahrer zögerte, dann betätigte er den Knopf. Die Tür öffnete sich aber nicht. „Warum funktioniert es nicht?“, herrschte ich ihn an und zog ihm am Diensthemd. „Das versuche ich Ihnen die ganze Zeit zu sagen. Die Mechanik für die Türen istbei dem Aufprall ausgefallen, habe es schon mehrmals versucht. Ich hätte sonst schon lägst die Türen geöffnet. Wir müssen einen Rettungstrupp rufen, der…“ „Einen Rettungstrupp, dass dauert viel zu lange. Gibt es hier denn nicht so einen Notfallhammer?“ „Nein. Noch nicht.“ Dass konnte doch nicht wahr sein, ein Bus ohne Notfallhammer? Wir waren hier doch nicht im Mittelalter. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und bemerkte die Dachluke. Mein Weg nach draußen. Ich kletterte auf einen Sitz und öffnete sie, dann kletterte ich hinaus. Oben sprang ich dann vom Dach herunter. „Kiro!“ Ich näherte mich dem Auto und hoffte mit jeder Sekunde, dass er es nicht war, ich mich irrte. Hier waren so viele Schaulustige und gafften blöd, aber keiner half. Ich erkannte Kiro. Er war es tatsächlich. „Mein Gott, Kiro, was machst du für eine Scheiße!“ Vorsichtig öffnete ich die Tür. Er war nicht ansprechbar, blutete am Kopf, es sah aber nicht sehr schlimm aus, hoffte ich zumindest, der Airbag hatte hoffentlich größeren Schaden verhindert. Mit aller Kraft versuchte ich ihn raus zuziehen. Aber er war zu schwer. Ich drehte mich zu den Leuten um. „Warum hilft denn keiner? Schaut nicht so doof, jemand muss einen Krankenwagen rufen.“ Jetzt kamen mir endlich 2 Männer zur Hilfe. Vorsichtig zogen sie Kiro raus. „Kiro halte durch! Bitte!“

Strify: Hallo? Kiro? Wer ist da? Redet mit mir!

Ich hörte eine Stimme, wo kam die her? Sie kam aus Kiros Auto, aber keiner saß mehr drin. Ich lauschte noch mal.

Strify: Kiro verdammt, rede mit mir!

Unter dem Beifahrersitz lag, eingeklemmt, Kiros Handy. Ich griff es und holte es mit lautem Knirschen unter dem Sitz hervor. Der Bildschirm war zerbröckelt – ich wusste aber nicht, ob er schon vorher kaputte war, oder ob ich es war, als ich es versucht hatte, unterm Sitz hervor zu holen - aber es leuchtete noch und der Kontakt zum letzten Anrufer war noch nicht abgebrochen. Er hatte doch nicht etwa beim fahren telefoniert? Trotz kaputtem Display erkannte ich Strifys Nummer. Mit klammen Händen setzte ich das Handy an mein Ohr.

Sky: Strify?

Strify: Sky? Warum bist du an Kiros Handy? Und was ist passiert? Ich habe ein Klirren gehört?

Sky: (heult ins Telefon, ringt nach Worten)

Strify: Bitte Sky, rede mit mir! Sag mir was los ist? Ich mache mir Sorgen um Kiro. (rechnet mit dem schlimmsten, hofft es aber nicht) Und wo warst du überhaupt, warum hast du die Schule verlassen ohne bescheid zu sagen? Wir haben uns alle Sorgen gemacht!

Sky: (platzt vor Wut und schreit ins Handy) Strify, du bist so ein verdammtes Arschloch. Wie kannst du jetzt nur an die verdammte Schule denken? Kiro hatte einen Unfall und du bist schuld, weil du ihn abgelenkt hast. Wenn er deinetwegen stirbt, werde ich dir dass nie verzeihen und dich für immer hassen!

Ich beendete den Anruf. Wie konnte Strify nur? Aber um den konnte ich mir keine Sorgen mehr machen. Der Krankenwagen kam. Die Rettungshelfer hievten Kiro auf eine Liege und schoben ihn in den Wagen. „Den jungen Mann kennen wir doch noch, er war gestern dabei, als wir den anderen blonden jungen Mann mitgenommen haben.“ „Ja du hast Recht. Die beiden sind doch von dieser einen ganz bekannten Band.“ Ich wurde hellhörig. Ich musste mitfahren, Kiro brauchte mich jetzt. Außerdem würde ich dann auch endlich zu meinem Bruder kommen. Sie machten die Tür zu. „Bitte nehmen Sie mich mit. Er ist mein Bruder.“ Anders konnte ich nicht erklären, dass ich zu ihm gehörte. Sie zögerten, ich hätte ja auch ein verrückter Fan sein können. „Komm, lass sie, Fans würden ganz anders reagieren. Ich glaube ihr.“ „Danke!“, ich lächelte dankend. Sie ließen mich in den Krankenwagen einsteigen und fuhren dann los.
 

„Man, wo kann sie nur sein?“ Allmählich verlor ich die Geduld mit dem Mädel. „Dieses Mädchen kann doch nicht so einfach abhauen. Das gibt Ärger!“ „Jetzt sei mal nicht so gemein. Sie wollte zu ihrem Bruder. Du würdest doch auch eher deine Schwester suchen, als die Schulbank zu drücken, oder?“ Da hatte sie schon Recht. „Aber…“ „Kein Aber, du musst sie auch verstehen können. Sie hat nur noch ihren Bruder als einzigen Blutsverwandten. Sie ist vollkommen durch den Wind, will ihn nicht verlieren.“ Wir gingen weiter die Straße entlang. Kamen an ein Krankenhaus. Ein Krankenwagen fuhr an uns vorbei. Der hatte es ganz schön eilig, schnitt scharf die Kurve und hätte uns beinah mitgerissen.
 

Das Telefon klingelte. Ich schreckte aus dem Halbschlaf auf. Dann nahm ich das Telefon und sah auf das Display. Kiros Nummer leuchtete mir entgegen. Hoffentlich hatte er gute Nachrichten.

Luminor: Luminor hier, Kiro?

anderer Kontakt: (nur ein Schluchzen)

Luminor: Kiro was ist los? Hast du sie gefunden?

Anderer Kontakt: (weiterhin nur Schluchzen dann…) Luminor, bitte komm schnell ins Krankenhaus.

Luminor: Sky, was ist los, wo bist du, was ist mit Kiro?

Sie hatte aufgelegt. Sie klang so verzweifelt. Was war nur passiert? Ich rief noch mal genau wach, was sie gesagt hatte. Ich sollte zum Krankenhaus kommen. Sie konnte nur ein ganz bestimmtes meinen.
 

„Wo sollen wir nur noch suchen? So viele Krankenhäuser gibt es doch gar nicht, dass sie spurlos verschwinden kann.“ „Wer weiß, wo sie überall hingefahren ist, um ihren Bruder zu suchen.“ Da entdeckte ich ein Mädchen, dass Sky sehr ähnlich war? „Kati, was trug Sky heute noch mal für Sachen? Rote Jacke und blaue Jeans, oder?“ „Ja! Warum fragst du?“ „Weil sie dort vorne steht!“ Wir rannten hin. „Sky!“
 

Ich legte den Hörer auf. Lumi würde also kommen, jetzt musste ich nur noch Yu und Kati bescheid sagen, dass sie sofort herkommen mussten. Strify konnte mir gestohlen bleiben. „Sky!“ Ich drehte mich um. Kati und Yu kamen zu mir gerannt. „Sky, Gott sei Dank, dir ist nichts passiert.“ Kati nahm mich erleichtert in die Arme. „Ein Glück, dass ihr hier seid… Es…“ Yu ließ mich nicht ausreden. „Mein liebes Fräulein, tu das nie wieder. Wir haben uns alle sehr große Sorgen gemacht.“ „Dass weiß ich, aber…“ „Was soll Shin von uns denken, wenn dir etwas passiert wäre? Er würde uns ewig Vorwürfe machen.“ „Yu, ist gut jetzt. Müssen wir das hier auf der Straße klären? Lasst uns heimgehen.“ Sie zog mich mit sich, ich hielt stur dagegen. „Nein, wir können nicht heimgehen, denn…“ „Schluss jetzt, wir gehen heim! Du kannst deinen Bruder morgen suchen.“, sagte Yu bestimmt. „Dass ist es doch gar nicht…“ Er zog wieder an mir. Warum ließen sie mich nie ausreden, um endlich den Ernst der Lage zu verstehen? Als ich weiterhin stur stehen blieb, hob Yu mich einfach hoch und legte mich, wie ein Entführer sein Opfer, über seine Schulter. „Yu, lass mich runter!“ Ich strampelte wie wild. „Hach, an all dem ist bloß Kiro schuld.“ Er trat vor Wut gegen die nächste Laterne, und hüpfte im nächsten Moment vor Schmerzen. Normalerweiße sah es lustig aus und ich hätte auch gelacht, aber ich konnte nicht. „Das kommt davon!“, tadelte Kati. In diesem Moment kam Luminor. „Sky. Was ist los, warum sollte ich hier her kommen? Warum hast du mich mit Kiros Handy angerufen?“ „Lu, was machst du hier? Wir wollten Sky gerade mit heim nehmen.“ Luminor erklärte: „Vor 20 Minuten klingelte das Telefon und Kiros Nummer leuchtete auf. Ich ging sofort ran, aber niemand sprach mit mir. Nach ein paar Sekunden des Schweigens sagte sie…“, er zeigte auf mich, ich lag immer noch über Yu's Schulter, „…zu mir, ich solle zum Krankenhaus kommen. Was ist nun? Ist mit Shin irgendwas nicht in Ordnung? Und wo ist Kiro?“ „Ki…“ Wieder ließen sie mich nicht ausreden. „Was, Shin ist hier, in diesem Krankenhaus?“, fragte Yu. Lumi nickte nur. Ich verzweifelte gleich. Konnten sie nicht einfach mal die Klappe halten. „Jetzt seid doch endlich mal still! Verdammt! Es ist etwas Schreckliches passiert. Yu, jetzt lass mich endlich runter!“ Ohne zu protestieren, setzte er mich ab. Endlich! Sie sahen mich erwartend an. Ich holte tief Luft. Aber ich brachte es nicht raus. Mir liefen erneut Tränen übers Gesicht. Yu war voll ungeduldig. „Jetzt sag es schon!“ „Yu, jetzt sei nicht so unsensibel! Siehst du nicht, dass es ihr schwer fällt?“ „Ja, es tut mir auch leid, aber diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig!“ Ich versuchte es noch mal. „Es… es geht um Kiro.“ „Jetzt spann uns nicht auf die Folter!“, drängelte Yu. „Er hatte…“ Ich hatte keine Kraft mehr in den Beinen, sackte einfach zusammen. „Sky, mein Gott, was hast du?“ Luminor fing mich auf. „Kiro, hatte einen Unfall.“ Ich streckte die Hand aus und zeigte auf das Krankenhaus. „Er liegt hier.“ Das waren meine letzten Worte, bevor ich vor Erschöpfung das Bewusstsein verlor.

Ein furchtbarer Tag Teil 4: Die schreckliche Diagnose

„Sie hat hohes Fieber.“, stellte ich fest, als ich sie auf meine Arme nahm. „Ich werde sie heimbringen, und ihr geht ins Krankenhaus! Ich glaube kaum, dass sie uns angelogen hat. Findet raus, was passiert ist!“ Wortlos drehte ich mich um und machte mich auf den Heimweg.
 

Ich war erst mal total geschockt. Warum hatten wir in letzter Zeit so viele Probleme, so viel Pech? Yu legte seine Hand auf meine Schulter. „Komm Schatz, lass uns sehen, was mit Shin und Kiro ist.“ Ich nickte bloß.

Im Krankenhaus angekommen, rümpfte Yu die Nase. „Ich hasse Krankenhäuser, in ihnen stinkt es immer so. Aber sonst muss ich ihnen dankbar sein, sonst hätte ich dich nie kennen gelernt.“ Er umarmte mich von hinten. „Bitte verlass mich nie wieder. Ohne dich würde ich dass hier nie durchstehen können.“ Dieses Krankenhaus rief in ihm wohl Erinnerungen wach, wie wir uns kennen gelernt hatten?

Da erkannte ich den einen Rettungshelfer vom Vortag wieder. „Ähm, entschuldigen Sie?! Können Sie uns vielleicht sagen, wo wir…“ „Ah, das ist gut, dass Sie kommen, der junge Mann von gestern liegt auf der Intensivstation im 3. Stock, links, 4. Tür. Ihr anderer Kollege wird gerade noch untersucht, zu ihm können Sie leider noch nicht.“ Kiro war also tatsächlich hier. „Das wollten Sie doch wissen, oder?“, fragte der Helfer. Dankend sah ich den Rettungshelfer an. „Ja! Vielen dank!“ Ich riss mich zusammen, nicht vor dem Mann zu weinen. Aber im Fahrstuhl hielt ich es nicht mehr aus. „Oh Yu, warum passiert das ausgerechnet uns. Es sollte doch so toll werden. Ihr wolltet doch an neuen Terminen und Songs arbeiten. Und jetzt…?“ „Schatz das wird wieder. Wir stehen das durch, alles wird wieder gut.“ Er drückte mich fest an sich, dann streichelte er meine Wange. „So lange ich bei dir bin, passiert dir nichts, das verspreche ich dir!“ Er nahm meinen Kopf in seine Hände und sah mir tief in die Augen. „Und du? Bist du auch für immer bei mir? Ich liebe dich und ich brauche dich mehr als jemand anderes.“ „Ja! Für immer, denn ich liebe dich auch! Du bedeutest mir mehr, als mir irgendwer sonst je bedeuten könnte.“ Wir küssten uns, dann öffnete sich die Tür. Wir traten hinaus und suchten das Zimmer. Wir klopften erst vorsichtig an die Tür, dann gingen wir hinein. Ein Arzt stand an Shins Bett. Er drehte sich zu uns um. „Ah, Sie müssen die Mitbewohner dieses Herrn sein.“ Wir nickten. „Und Herr Doktor, was hat er?“, sprudelte es aus Yu raus, ihn machte die Ungewissheit tatsächlich zu schaffen. „Wie ist das passiert?“, fragte ich. Der Arzt nahm einen Block und las vor: „Mmh, der Patient ist nicht mehr gefährdet, soviel kann ich schon mal sagen.“ „Gott sei Dank!“ „Er muss mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein, bevor er gefunden wurde. Dazu kommt, dass er sich, als er das Bewusstsein verlor, den Kopf an einer Kannte oder so eingeschlagen haben muss, so dass er stark blutete.“ Oh mein Gott. „Und wie kam es aber dazu, dass er überhaupt sein Bewusstsein verlor?“ „Sie sind wohl nicht sehr oft mit dem Patienten zusammen, sonst hätten sie gemerkt, wie schlecht es ihm ging.“ Was meinte er? „Wie kann ich das verstehen?“, fragte Yu. Er fühlte sich angegriffen. Er war immer für Shin da, wenn ihm etwas fehlte, wir alle. Shin war das Problem, er behielt alles für sich und hielt jeden auf Abstand, wenn wir ihm irgendwie zur Seite stehen wollte. „Na ja, der Patient scheint schon seit Monaten an Depressionen zu leiden, ist total überarbeitet und hat weder viel gegessen noch getrunken. Dazu kommt Schlafmangel und kürzlicher Zigarettenkonsum.“ Also hatten Sky und ich doch Recht mit unserer Vermutung. „Aber ausschlaggebend dafür, dass er sein Bewusstsein verlor, war das Fieber, welches vermutlich durch den ganzen Stress in letzter Zeit entstanden ist und für ein starkes Schwindelgefühl sorgte.“ Frontalschock für Yu. Er ging in die Knie. „Yu!“ „Oh Shin, warum hab ich nicht gemerkt, wie schlecht es dir ging?“ Er rannte raus. Sollte ich meinem Man hinterher rennen. Nein, er musste erst mal selbst damit fertig werden. „Herr Doktor. Was hat er jetzt aber genau?“ Das wollte ich noch wissen, bevor ich auch ging. In dieser Atmosphäre hielt ich es nicht mehr aus. Ein Wunder, das Yu es hier so lange ausgehalten hatte. „Es ist nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Sein Fieber ist fast abgeklungen. Aber er hat eine mittlere Gehirnerschütterung. Weil er sehr schwach ist, ist er ins Koma gefallen. Wann er aufwacht, oder ob er je wieder aufwacht, ist rätselhaft, so schwach wie er ist. Und wenn er aufwacht, könnte es sein, dass er kein Gedächtnis mehr an Sie hat.“ Nein, Shin durfte uns nicht vergessen noch uns verlassen. Gebannt starrte ich auf ihn, ging dann auf ihn zu, nahm seine Hand. Waren wir wirklich so blind gewesen?
 

„Wach auf, mein Sohn!“ Wo war ich? Wer sprach da zu mir? Ich öffnete die Augen. Eine blondgelockte Frau sah mich an, als ich meine Augen öffnete. Wer war sie? Sie lächelte mich freundlich an. „Schön, dass du endlich die Augen aufmachst. Du hast sehr lange geschlafen.“
 

Als ich endlich wieder draußen war, atmete ich erstmal tief ein und wieder aus. Dieser Krankenhausgeruch macht mich noch wahnsinnig. Oh mein Gott, Shin, bitte lass es nicht wahr sein. Warum hast du nie etwas gesagt, so schüchtern kann doch keiner sein? *Na ja, der Patient scheint schon seit Monaten an Depressionen zu leiden, ist total überarbeitet und hat weder viel gegessen noch getrunken. Dazu kommt Schlafmangel und kürzlicher Zigarettenkonsum. - Aber ausschlaggebend dafür, dass er sein Bewusstsein verlor, war das Fieber, welches vermutlich durch den ganzen Stress in letzter Zeit entstanden ist und für ein starkes Schwindelgefühl sorgte. - Es ist nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Sein Fieber ist fast abgeklungen. Aber er hat eine mittlere Gehirnerschütterung. Weil er sehr schwach ist, ist er ins Koma gefallen. Wann er aufwacht, oder ob er je wieder aufwacht ist rätselhaft, so schwach wie er ist. Und wenn er aufwacht, könnte es sein, dass er kein Gedächtnis mehr an Sie hat.* Ich hatte noch alles mit angehört, was der Arzt Katarina sagte, weil ich wissen wollte, was er hatte. Wütend schlug ich meine Faust gegen eine Wand des Krankenhausgebäudes. Shin, du verdammter Idiot, was sollen wir nur ohne dich machen? Du darfst uns nicht verlassen! Wir brauchen dich doch. Und denk an deine Schwester! Ich konnte meine Tränen nicht unterdrücken. Den Schmerz in meiner Hand fühlte ich gar nicht. Aber nicht nur er war Schuld. Auch ich war Schuld, hätte sein Verhalten in letzter Zeit als Signal, als Hilferuf ansehen sollen. Aber ich tat nix, habe mich nur um mich gekümmert. Und die anderen auch. Wir alle waren Schuld.
 

Wo war mein Mann? Ich verließ das Krankenhaus. Aber ich konnte Yu nirgends entdecken? Komisch, war er schon nach Hause gegangen? „Yu bitte, sagen Sie uns, was passiert ist! Was ist in letzter Zeit mit der Band los?“ Ich folgte den Stimmen. Ich sah, wie mein Mann von Reportern umzingelt war. „Katarina hilf mir!“ Yu hielt sich die Ohren zu und versuchte vergebens aus dem Kreis raus zukommen. Aber es gelang ihm nicht, er war zu schwach sich zu wehren, stand neben sich. Ich musste ihm helfen, sonst klappte er mir dort noch zusammen, weil er aussah, als könnte er gleich vor Aufregung und Stress das Bewusstsein verlieren. Das wäre für die Reporter gefundenes fressen. Soweit durfte ich es nicht kommen lassen, also drängelte ich mich zwischen den ganzen Leuten durch, keiner nahm mich wirklich wahr, gut so, da konnte ich mich unbemerkt an ihn ran schleichen. Bei ihm angekommen, fasste ich ihn vorsichtig am Arm und zog ihn aus dem Kreis. „Komm mit Schatz, ich bringe dich hier raus!“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Er nickte und dann rannten wir, was wir konnten. Sie folgten uns natürlich. In der nächsten Gasse konnten wir die Meute ablenken, in dem wir uns ganz dicht an die Wand drückten, damit man uns hinter den Müllcontainern nicht sah. Yu rutschte an der Wand runter und hockte sich auf den Boden. Vor ihm auf dem Boden lag eine leere Zigarettenschachtel. „Ich glaube es nicht! Warum hat er das getan?“ Diese Zigarettenschachtel schien ihn daran zu erinnern, was der Arzt gesagt hatte. *… kürzlicher Zigarettenkonsum.* Ich ging ebenfalls in die Hocke und sah meinem Mann in die Augen. „Er war doch immer so strickt dagegen gewesen! Warum hat er es dann getan? Er war es bestimmt, der Kiros letzte Zigarette geraucht hatte!“, schlussfolgerte mein Mann. „Ja ich weiß. Sky und ich haben dies gestern auch vermutet, waren uns aber nicht sicher. Doch jetzt ist die Vermutung ja sogar eingetroffen.“ Er sah mir tief in die Augen. „Seit wann weißt du es? Hat er schon öfter geraucht und du hast ihn bloß nicht verraten?“ Er schaute verzweifelt. „Ich weiß nicht, ob er es schon öfter getan hat oder nicht. Sky und ich haben es nur vermutet, weil sie sogar einen Beweiß hat. Es roch in der ganzen Wohnung nach Zigarette, als sie noch mal zurückkam um…“ Shit, jetzt hätte ich beinah Skys Geheimnis verraten! Was sagte ich jetzt? „Um nur noch mal schnell ihren Lunch zu holen.“ Was sagte ich da, der stand doch die ganze Zeit im Kühlschrank. Aber das war eigentlich eine Nebensächlichkeit, die Yu jetzt sowieso nicht berücksichtigte - gestern Abend hatte er auch geschlafen, als Luminor erwähnte, dass sie den ganzen Tag ohne Lunch gewesen war - er sah mich bloß fragend an. Hauptsache ich hatte Sky nicht verraten. „Sie war zu Hause? W…“ Ich wusste worauf er hinaus wollte. „Nein, sie war nur kurz in der Küche gewesen. Dass ihr Bruder im Bad liegt, wusste sie nicht. Und du glaubst doch wohl selber nicht, dass sie ihren Bruder so zurückgelassen hätte, wenn sie ihn vielleicht zufällig gefunden hätte. So ist Sky auf keinen Fall!“, empörte ich mich. „Ja Schatz, es stimmt. Ich kann einfach nicht mehr klar denken.“ Er setzte sich, zog seine Beine an seinen Oberkörper, schlang die Arme um seine Beine und legte den Kopf auf seine Knie. „Jetzt, verdächtige ich schon die arme Sky. Furchtbar!“ „Shhht! Ist ja gut, mein Schatz. Alles wird wieder. Wir gehen jetzt erst mal besser heim!“ Ich zog ihn hoch. Ich ging vor, um die Ecke der Gasse, um zu schauen, ob alles frei war. Yu folgte mir sofort, obwohl ich ihn gebeten hatte, erstmal zu warten, weil ich ja nicht so bekannt war wie er, und noch nicht mal jemand wusste, dass wir verheiratet sind. Er umarmte mich von hinten und wiederholte noch einmal die gleichen Worte wie vorhin im Krankenhaus. „Ich würde dich niemals mehr allein lassen, ich liebe dich!“, beteuerte ich meine Liebe zu ihm. Ich drehte meinen Kopf seinem Gesicht zu und küsste ihn. Dann gingen wir zurück zur WG.

Ein furchtbarer Tag Teil 5: Noch einer weniger - Was kommt noch?

Ich fühlte, dass ich getragen wurde. Ich öffnete die Augen und sah in Luminors besorgtes Gesicht. „Lu…mi?“ Lumi schritt die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. „Du bist wieder wach? Schön zu wissen!“ Er lächelte erleichtert, aber gequält. „Hätte nicht gedacht, dass du so schnell wieder wach wirst. Du hast Fieber und das ist ganz schön hoch, ich dachte, du würdest länger bewusstlos sein. Wir sind gleich zu Hause. Dort wirst du dich erst mal ausruhen. Du hast gestern und heute kaum was gegessen, dazu kommen die Unfälle von Kiro und Shin, die dich ganz schön mitgenommen haben, du musst wieder zu Kräften kommen. Ich will dich nicht auch noch im Krankenhaus wissen. Wenn noch jemand geht, werde ich noch wahnsinnig. Dann ist die Wohnung so leer. Dass halte ich nicht aus.“ „Bitte Lumi, lass mich runter. Ich bin groß und kann alleine laufen, bin doch viel zu schwer für dich!“ *Genau das hatte Shin damals auch zu mir gesagt* „Wenn du wüsstest wie leicht du bist.“ Er schmunzelte und wurde wieder ernst. „Nichts da, ich trage dich jetzt, um sicher zu gehen, dass dir nichts passiert.“, sagte er streng und schaute mich ernst an. „Nein, lass mich runter!“ Ich strampelte und befreite mich schließlich aus seinen Armen. Ich stand. „Siehst du, es geht auch ohne…“ Mir wurde sofort schwindelig und ich fiel nach hinten wieder direkt in seine Arme. „Ich glaub, ich habe mich überschätzt!“ „Einsicht ist der beste Weg zur Besserung!“, sagte er, dann trug er mich wortlos in die Wohnung. *Auch das hatte Shin damals genau so gesagt. Die beiden sind sich ähnlicher als ihnen lieb ist.*

Dort brachte er mich erst mal in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Dann machte er Tee und kam mit einem Thermometer wieder. Och nee, ich hasste dieses Ding. „Lumi, muss das denn sein? Mir geht es gut, ehrlich, ich war bloß etwas erschöp…“ Schon steckte das Ding in meinem Mund. Wie ich dieses Ding hasste. Es hinterließ immer so einen ekelhaften Geschmack auf der Zunge und dieses Gepiepe konnte ich auch nicht ab. Ich spuckte es einfach wieder aus. „Schluss, stell dich nicht so an! Du bist doch kein kleines Kind mehr!“, sagte er ernst, dann versuchte er zu lächeln. Verräterisch! „Tja, so erwachsen, wie du immer tust, bist du wohl doch nicht, wenn du wegen so einer Kleinigkeit solche Anstalten machst.“ Er ging hinunter. Dass war unfair. „Ich bin nicht kindisch!“, rief ich ihm hinterher. Beleidigt steckte ich mir das Thermometer wieder in den Mund, dann schlug ich trotzig über Kreuz meine Arme zusammen und sah ihn beleidigt an, als er mit der Tasse Tee in mein Zimmer zurückkam. „Na also, man muss nur etwas Druck auf dich ausüben, und schon machst du, was man dir sagt.“ „Glaub nicht, dass das immer klappt, so dumm bin ich nicht.“ Luminor zog eine Augenbraue hoch. „Wer hat gesagt, dass du dumm bist? Niemand hat das jemals behauptet.“ „Aber es kam mir eben so vor. Ich habe dass Gefühl, dass ihr alle mich noch wie ein kleines Kind behandelt, nicht nur mein Bruder, *IHR* alle!“ „Sky, ich… wir…“ Jetzt kam wieder das übliche Gefasel: „Wir lieben dich halt bloß alle sehr. Du bist nun mal unser kleiner Stern, du hast unser Leben stets aufgeheitert. Wir wollen doch bloß, dass es dir gut geht, du glücklich bist.“ Das war ja schön und gut, aber: „Aberich bin nicht glücklich, jedenfalls nicht ganz, weil ihr es manchmal ganz schön mit eurer Sorgfalt übertreibt. Nicht dass ich mich nicht freue, dass ich euch so viel bedeute und ihr mich lieb habt, aber manchmal gehen mir eure ständigen Kontrollanrufe und diese Hinterherspionagen auf den Wecker. Nicht einen Schritt kann man tun, ohne sich beobachtet zu fühlen.“ „Es ist bloß so, wir haben durch die Band nie viel Zeit für dich gehabt und haben ständig Angst, jemand könnte von deiner Bindung zu uns erfahren und würde, wie du gestern schon behauptet hast, nur von dir profitieren wollen, ob es nun harmlose Freundschaften sind, oder gar Entführungen. Es soll dir bloß nie ein Leid passieren! Wir könnten es uns nie verzeihen, wenn dir etwas passiert.“ Er hatte ja Recht, aber trotzdem. „Ja, aber ihr macht es ja schon fast zu auffällig. Es braucht nur mal der Falsche genau hinschauen, was zum Glück noch nie passiert ist, und schon hat euch jemand erkannt. Da dauert es nicht mehr lange, bis irgendwer Verbindungen zwischen uns vermutet, wenn es öfters mal passieren sollte, dass ihr erkannt werdet und ich dann auch irgendwie zufällig in der Nähe bin. Lange glaubt da keiner an einen Zufall. Auch Kiro heute. Er war mit seinem Auto in der Nähe der Schule. Ein Fan hätte ihn erkennen können, dann wäre er losgefahren und…“ Mir blieben die Worte im Hals stecken. Ich musste wieder an Kiro denken, wie er mir heute früh noch versprochen hatte, nicht zu fahren und dann hatte er es doch getan. Ich musste heulen. Lumi trat ans Fenster. Er sah sehr nachdenklich aus und sah hinaus. Hoffentlich hatte ich jetzt nicht wieder etwas Falsches gesagt. „Sky, sag mir, warum du die Schule verlassen hast, und woher du von Kiros Unfall wusstest! Bitte!“ Er sprach ruhig und bestimmt. Er riss sich sehr zusammen, nicht zu weinen oder auch gleich auszurasten. „Ich habe heute früh einen furchtbaren Artikel über euch in der Zeitung gelesen, über dich, Shin und Kiro. Die Zeitung glaubt, du hättest Shin das angetan. Deshalb bin ich von der Schule abgehauen. Ich hielt es dort nicht mehr aus, weil alle sich über mich lustig gemacht haben, also ich mich über diesen Artikel aufgeregt habe. Ich beschloss meinen Bruder zu finden.“ „Und warum hast du Kiro nicht gebeten, dich zu fahren? Mit der Zeit hätte er bestimmt nachgegeben und dich gefahren, er kann dir ja keinen Wunsch abschlagen. Das wäre weitaus sicherer gewesen?“ Wenn er wüsste. „Nein, Kiro war gar nicht in der Verfassung, Auto zu fahren. Schon heute früh hätten wir fast einen Unfall gebaut. Ich hatte ihn gebeten, nicht mehr Auto zu fahren, weil ich nicht wollte, dass er einen Unfall baut. Denn nun hat er tatsächlich einen Unfall gebaut. Wäre er nicht gefahren, wäre nichts passiert. Warum hat er es doch getan?“ Ruckartig drehte Luminor sich um. Er war sauer. „Deinetwegen. Die Schule hat hier angerufen und meinte, du seiest in der 1. Stunde abgehauen. Ich rief ihn an und er hat sich gleich auf den Weg gemacht, dich zu suchen. Du bist Schuld daran, dass er einen Unfall gebaut hat. Wärst du nicht abgehauen, wäre er in diesem Zustand nicht Auto gefahren, um dich zu suchen. Mann, du weißt, wie sehr er an dir hängt. Er würde für dich alles tun.“ Das hatte gesessen. So aufbrausend hatte ich Luminor noch nie gesehen. Sein Gesichtsausdruck machte mir voll Angst, dass war das erste mal, das Luminor Farbe im Gesicht hatte, kein bisschen mehr Weiß war zu sehen, es war wutrot. Im ersten Moment war ich wie gelähmt, dann wurde auch ich wütend. Tränen kullerten heiß über meine Wangen. „Es tut mir ja auch leid. Nur wegen mir, liegt er im Krankenhaus. Denkst du, dass weiß ich nicht? Was soll ich noch machen, außer mir Vorwürfe zu machen und zu weinen, weil es mir so leid tut? Stell dir vor, ich saß in dem Bus, den er gerammt hat. Mir hätte genauso gut etwas passieren können. Hättest du mir dann auch immer noch Vorwürfe gemacht und wärst vielleicht nicht mal froh darüber, dass ich überhaupt überlebt habe? Und außerdem trägt Strify genauso Schuld, an diesem Unfall. Frag ihn doch mal! Und jetzt geh raus und lass mich allein! Ich will dich fürs Erste nicht mehr sehen!“ Ich warf Kuscheltiere und Kissen nach ihm, bis er endlich raus war. Dann konnte ich nur noch heulen, bis ich vom Weinen einschlief. Dass ich Luminor tatsächlich längere Zeit nicht mehr sehen würde, ahnte ich zu diesem Moment noch nicht.
 

Unten in der Küche warf ich erstmal eine Kaffeetasse, die noch vom Frühstück auf dem Tisch stand, vor Wut vom Tisch runter. Als ich sah, wie der Kaffee sich auf dem Boden verteilte, beruhigte ich mich wieder. Ich nahm einen Lappen und wischte es weg. Wie konnte ich Sky bloß so beschimpfen? Ich könnte mich selbst für meine Worte schlagen. Ich war so sauer gewesen, dass ich nicht klar denken konnte, nicht kontrollieren konnte, was ich sagte. So hatte ich sie noch nie beschimpft, Normalerweiße kann ich sie gar nicht beschimpfen, das ist nicht meine Art, und bis jetzt hat es auch immer ohne geklappt, weil sie ein gutes, artiges, braves Mädchen ist, dem man gar nicht böse sein kann. Wir hatten sie gut erzogen. Jetzt hasste sie mich bestimmt, sie hatte mich so ängstlich angestarrt. Diesen Blick werde ich nie vergessen können. Sie war nicht an dem Unfall Schuld, nein, ich war es. Ich hatte ihn total verzweifelt angerufen und hätte wissen müssen, dass er nicht in der Verfassung ist, Auto zu fahren – wo er doch genauso zerstreut war, nach Shins Unfall gestern, genau wie wir alle – und dann auch noch mit dem Wissen, dass Sky weg ist. Da konnte er doch gar nicht klar denken. Wir hätten ihn erst mal nicht damit konfrontieren sollen, sowohl ich als auch Strify. Apropos Strify: Wo war er überhaupt, wusste er schon, was passiert war? Und was wusste Sky? Was sollten diese Andeutungen?
 

Was sollte ich jetzt machen? Kiro in einem Krankenhaus zu suchen war sinnlos. Es tat mir in meiner Seele weh, zu wissen, dass ich einen großen Anteil an seinem Unfall hatte. Aber woher sollte ich wissen, dass er schon in seinem Auto hinterm Steuer sitzt? Welcher Mensch kann das ahnen? Normalerweise hält man ja auch an, um zu telefonieren. Dass wusste er doch. Wer von uns beiden hatte denn schließlich die Fahrprüfung bestanden? Er oder ich? Aber all dies half jetzt auch nichts. Ich beschloss heim zu gehen, um den anderen alles zu beichten, wenn Sky es nicht schon getan hatte. Woher wusste sie eigentlich von Kiros Unfall? War sie dabei gewesen, hatte sie in Kiros Auto gesessen? Nein, dann wäre sie an Kiros Stelle gleich ans Telefon gegangen und zwischen Kiro und mir hätte sich nicht dieser verhängnisvolle Streit entwickelt. Aber irgendwie musste sie doch davon wissen!? Zu Hause hatten wir beide wohl sehr viel zu besprechen.
 

Ich schaute noch mal nach Sky. Sie schlief. Sollte sie sich erst mal ausruhen, wenn jemand jetzt Ruhe brauchte, dann sie. Sie war so fertig wegen ihres Bruders und wegen Kiro und außerdem hatte einen Unfall ohne größere Schäden überstanden und hatte schließlich auch immer noch hohes Fieber, auch wenn ich immer noch nicht wusste, wie hoch es war. Ich war ja nicht mehr dazu gekommen, nach zu schauen. Das Schloss knackte. Wer kam jetzt? Strify stand im Flur. „Ist Sky da? Ich muss mit ihr reden!“, begrüßte er mich. „Ja sie ist da…“, er ging an mir vorbei und die Treppe zum oberen Geschoss hoch. „Bleib hier!“, befahl ich ihm. Er drehte sich um. „Wieso, es ist wichtig!“ „Sky hat Fieber und schläft jetzt. Ich werde nicht zulassen, dass du sie weckst, wo sie sich nach diesen beiden furchtbaren Tagen von diesen beiden Schocks erstmal erholen muss. Außerdem habe ich auch noch ein Wörtchen mit dir zu reden!“ Strify sah mich irritiert an? „Sie hat Fieber?“ „Ja.“
 

Hatte er *Schocks* gesagt? Wusste er es schon? Worüber wollte er mit mir reden? Über Kiros Unfall? Na ja, wenn Sky hier war, wusste er es bestimmt schon. Aber mit Luminor konnte ich keine Konflikte lösen. Es artete immer in Streits aus. „Ich will mit dir über Kiro reden. Weißt du was heute passiert ist?“ „Nö!“, sagte ich. Ja ich weiß, es war blöd, auf dumm zu machen, aber ich hoffte, dass er noch nicht allzu viel wusste. Vielleicht konnte ich es ja ein bisschen so verändern, dass ich nicht ganz schuldig dastand. Luminor bekam es zwar sowieso irgendwann raus, das tat er immer, aber wenn ich ihn jetzt noch etwas hinhalten konnte, war es gut, ich musste erst mit Sky reden. „Lüg mich nicht an!“, sagte Luminor scharf. „Ich weiß, dass du es weißt. Sky hat Andeutungen gemacht, dass du etwas damit zu tun hast, dass Kiro im Krankenhaus liegt.“ Es hatte keinen Sinn. Ich beichtete ihm alles. Wozu es verbergen, wenn er es eh irgendwann raus fand und ich dann noch größeren Ärger bekommen würde, als ich jetzt schon einsacken würde. „Du hast was?“ „Ja es tut mir leid, ich konnte ja nicht wissen, dass du ihn schon informiert hast und er schon im Auto sitzt. Warum hat er nicht angehalten?“, drückte ich vorwurfsvoll aus und sah aber gleich ängstlich weg, weil Luminor schon fast zur Ohrfeige ausholte, es aber ließ. So weit ging er nicht. „Es ging um Sky! Da hält ihn nichts mehr, seine Gedanken schalten auf Durchzug. Das weißt du genau! Und dann lenkst du ihn auch noch zusätzlich ab.“ Er sah mich sauer an. „Jetzt tu nicht so, als sei ich allein daran schuld. Ich habe dir eben schon gesagt, dass ich nicht wissen konnte, dass er schon hinterm Steuer sitzt und fährt. Ich habe nun mal auch keine Röntgenaugen, um zu sehen, was mein Gesprächspartner gerade macht. Du bist ja wohl genauso schuld, du hast ihm dass mit Sky ja schon erzählt, ich hatte dir gesagt, stell nichts Dummes an! Hättest du mich anrufen lassen, hätte er nicht schon hinterm Steuer gesessen und er wäre von mir nicht abgelenkt worden.“ Wir waren doch beide total doof, schrieen uns an und keiner von uns wollte so Recht Schuld daran haben, oder zumindest dem jeweils anderem noch größere Schuld in die Schuhe schieben.
 

„Schrei hier nicht so rum! Sky schläft, sie braucht Ruhe!“, wies ich Strify still zu sein. „Du schreist doch selber. Also reg dich nicht so auf!“ Es klingelte, wer konnte dass den jetzt sein? Hatten Yu und Katarina ihren Schlüssel vergessen? Genervt öffnete ich die Tür. „Ja! Habt ihr keinen Schlüssel?“, fragte ich genervt. Doch vor mir standen nicht Yu und Katarina, sondern 2 uniformierte Männer. „Sind sie Lars Felix Fischer?“ Ich regte mich blitzartig ab. Die Männer sahen mich böse an. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Sie sind festgenommen!“
 

Durch Krach unten in der Stube wurde ich wach. Es waren eindeutig Lumi und Strify, die unten stritten. Sie stritten bestimmt wegen Kiros Unfall. Da war ich mir sicher. Leise schlich ich die Treppe runter. Es klingelte und ich hörte wie Luminor die Tür öffnete. Ich hörte 2 mir unbekannte Stimmen. Was war los? Ich durchquerte die Stube und da sah ich Strify mit weit geöffneten Mund und großen Augen im Flur stehen. Luminor stand in der Wohnungstür. „Ich bin was?“, hörte ich Luminors Stimme. Sie klang verzweifelt. Was war denn los? Ich ging in den Flur, Strify sah mich bloß blöd an, sagte aber nichts. War mir auch ganz lieb so. „Sie sind festgenommen, wegen Mordversuchs an Ihrem Bandkollegen!“, sagte eine raue Männerstimme. Ich glaubte mich wohl zu verhören. Luminor soll *WAS* getan haben? Handschellen klackten und dann verschwand Luminor ohne ein Wort des Widerspruchs aus dem Wohneingang. „Luminor bleib hier!“, schrie ich ihm hinterher. Er und die Polizisten drehten sich um. „Sky!“ In seinen Augen zeichnete sich Entsetzen ab. Er wollte nicht, dass ich dies hier sah. „Lass mich nicht allein!“, flehte ich und rannte zu ihm, drückte mich ganz fest an ihn, wollte ihn nie wieder loslassen. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Nicht er auch noch. So gut es halt mit den Handschellen ging, versuchte er mich zu umarmen. „Shhht, Sky es wird wieder gut! Du musst jetzt Stark sein!“, zischte er mir zu. „Nehmen Sie die Finger von dem Kind!“, befahl einer der Polizisten und ich wurde von Luminor weggerissen. Man brachte mich zu Strify. Der Polizist sah Strify genauer an. „Mein Gott, was ist Ihnen denn passiert? War er das?“ Der Polizist wies auf Luminor. Er sah zu Boden und antwortete nicht, Luminor tat es ihm gleich. Strify los sag schon irgendetwas, Luminor war es nicht! Doch er blieb stumm. „Keine Sorge, so schnell wird er Ihnen nichts mehr tun, dafür sorgen wir.“ Der Polizist legte beipflichtend seine Hand auf Strifys Schulter, dann gingen er und der andere, mit Lumi im Schlepptau, die Treppen runter. Strify sagte immer noch nichts, stellte sich zu mir, legte tröstend von hinten seine Hände auf meine Schultern. „Hände weg, Strify!“, fauchte ich ihn unfreundlich an, und rannte hinter den Polizisten und Luminor hinterher. Daran war bloß der verdammte Artikel in der *Bild* schuld. Hätten die nicht so einen Stuss geschrieben, würde die Polizei jetzt nicht hier sein. „Luminor hat nichts getan. Sie dürfen ihn nicht mitnehmen. Lassen Sie ihn bitte frei!“, flehte ich. „Er würde meinem Bruder nie etwas antun! Nein, nein, NEIN!“ Ich schüttelte den Kopf. Mir war schwindlig vom Treppen runter rennen und Kopfschütteln. „Aber leider sieht es anders aus, als du es dir vorstellst Kind, geh zurück in deine Wohnung.“ „Nein!“. Ich blieb stur stehen. „Luminor sag doch was! Sie dürfen dich nicht einfach so mitnehmen. Wehr dich doch! Lass nicht zu, dass sie dich mitnehmen! Du bist unschuldig!“ Warum unternahm Strify nichts? Wie konnte er nur stumm ein Stockwerk weiter oben am Geländer stehen und zusehen, wie sein Bandkollege und Freund von der Polizei abgeführt wurde. Hatte er vielleicht dafür gesorgt? Nein, jetzt fantasierte ich, Strify würde dies nie tun. Ihm bedeutete die Band genauso viel wie jedem anderen von uns. Seinen Traum würde er nicht so aufs Spiel setzen, indem er einen seiner Kollegen verhaften ließ. Diese Gedanken machten das Schwindelgefühl noch stärker, alles drehte sich. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte. „Sky!“, hörte ich Strify und Luminor gleichzeitig rufen. Luminor fing mich auf. „Lu… mi… Bitte geh nicht! Lass mich nicht allein!“
 

Ich riss mich von den Beamten los und rannte, so schnell ich konnte, die Treppen hinauf, um sie aufzufangen, bevor noch etwas schlimmeres passieren konnte. Sky verlor wieder das Bewusstsein. Ihr ganzer Körper glühte. War das Fieber etwa durch die Aufregung noch mehr gestiegen? Sie tat mir so leid. Warum musste ausgerechnet das Mädchen, das mir am meisten bedeutete, so leiden? Ich beachtete die Polizisten nicht - Sky war alles, woran ich in diesem Moment dachte - und brachte Sky zu Strify, der mir entsetztem Blick entgegenlief. „Was haben Sie vor. Diese Masche zieht bei uns nicht. Da kann das Mädchen sich so doll anstrengen wie es will, Sie kommen mit, egal was es versucht, uns vorzumachen. Ihre Simulation hilft ihr nicht weiter.“ Einer der Polizisten kam zu mir. Ich wurde sauer. Als ob Sky es nötig hätte, zu simulieren. „Sie hat wirklich hohes Fieber. Sie würde niemals simulieren.“, sagte ich dem Polizisten schroff ins Gesicht. Prüfend berührte er sie und erschrak. „Oh mein Gott, die Kleine glüht ja wie ein Ofen.“, stellte der Polizist erschrocken fest. Jetzt konnte er wenigstens nicht mehr behaupten, dass sie simuliere. Ich legte Sky vorsichtig in Strifys Arme. Sie öffnete noch mal kurz die Augen um nach meiner Hand zu greifen - war aber zu schwach, sie zu halten – und dann fielen ihre Augen wieder vor Erschöpfung zu. Schützend griff ich nach ihrer Hand, deutete ihr, dass sie nicht allein war. Es tat mir in der Seele weh, sie jetzt so zurücklassen zu müssen. „Wir werden Sie vorher noch im Krankenhaus vorbei bringen, es ist besser, wenn die Kleine in ärztliche Behandlung kommt.“ Dankend nickte ich. „Hier Lu, nimm sie! Ich komme nicht mit. Du solltest mit ihr fahren und ich warte hier, nicht dass Yu und Kati her kommen und keiner ist da. Fahr allein, ich werde auf sie warten und ihnen alles erklären. Du solltest bis zuletzt bei ihr sein, wenn sie aufwacht, wird sie wohl kaum in mein Gesicht schauen wollen, wo sie doch zurzeit, wegen Kiro, nicht so gut auf mich zu sprechen ist.“ Wieder nickte ich, nahm Sky wieder in meine Arme und folgte den Polizisten. Auf dem letzten Treppenabsatz drehte ich mich um und sagte noch mal: „Danke Strify! Äh Strify, bitte sei an meiner Stelle jetzt an ihrer Seite, wenn sie dich braucht. Versprich es mir, bitte! Sie braucht dich auch wenn sie jetzt sauer auf dich ist! Sag ihr, dass es alles wieder gut wird, sie sich keine Sorgen machen braucht. Sorgen hat sie genug. Sei so schnell wie möglich bei ihr im Krankenhaus, damit sie nicht allein ist.“ „Ja, mach ich. Keine Sorge! Ich werde immer für sie da sein. Versprochen!“ Dann verließ ich den Hausflur und stieg in den Streifenwagen.

Wessen Schuld ist es nun?

An uns fuhr eben ein Streifenwagen vorbei. Auch dieser hätte uns beinah in seiner Eile umgefahren, genau wie der Krankenwagen heute Nachmittag. „Yu, pass auf!“ Ich war so in Gedanken versunken dass ich es erst gar nicht merkte. Bloß Kati warf mich auf einmal auf den Boden. „Autsch!“ „Entschuldige Schatz!“, sagte sie und sah dem Polizeiauto hinterher. „Sag mal, wollen uns heute irgendwie alle umbringen?“, fragte ich sie und war total sauer. Aber sie antwortete nicht, starrte dem Streifenwagen hinterher. Sie war beunruhigt. Ich umarmte sie von hinten. „Schatz, was ist los?“ Sie wand sich aus meiner Umarmung und zog mich hinter sich her. „Komm mit, ich habe ein schlechtes Gefühl. Ich kann mich auch irren, aber irgendetwas stimmt nicht.“ Ratlos und mit fragendem Blick folgte ich ihr. Oben an der Tür stand ein erstarrter Strify und sah uns verdutzt an. „Strify was ist hier los? Warum stehst du hier so im Hausflur rum?“ Er antwortete nicht, lief einfach zurück in die Wohnung, wir folgten ihm. In der Wohnung war es so seltsam ruhig. Wo waren Luminor und Sky? Bestimmt bei ihr im Zimmer. Ich lief hoch, um mich zu erkunden, wie es ihr geht, doch sie war nicht da. Und Luminor war auch nirgends. Weder in der Küche, noch im Bad, der Stube oder sonst wo. „Kati, sie sind nicht hier. Sie müssten doch schon längst hier sein. Ich versteh das nicht.“ Ich sah Strify an, der in der Küche auf einem Stuhl saß und noch nicht mal wahrgenommen zu haben schien, dass wir hier waren, jedenfalls nicht wirklich. „Strify, hast du Luminor und Sky gesehen? Luminor wollte sie doch so schnell wie möglich heimbringen!“ „Ähh, wie bitte?“ Er schüttelte den Kopf, als wolle er aus einem Tagtraum aufwachen, und sah mich fragend an. Was hatte er? Hatte er mir überhaupt zugehört? „Strify hast du Luminor und Sky gesehen? Sie müssten schon längst hier sein.“ Er sagte immer noch nichts. Man der Junge stand ja völlig neben sich. „Strify, huhu? Jemand da?“ Ich fuchtelte mit meinen Händen vor seinem Gesicht herum. Erst jetzt fiel mir auf, dass er weinte. „Mensch Yu, du bist heute echt unsensibel. Los, raus mit dir!“ Sie schob mich einfach aus der Küche. „Sag mal, bin ich hier im falschen Film? Warum schiebst du mich jetzt einfach raus?“ „Darum, du kannst mit solchen Situationen einfach nicht umgehen.“ Mit ernstem Blick knallte sie direkt vor meiner Nase die Tür zu. Zur Abregung - es regte mich heute total auf, als der Unsensible zu gelten – beschloss ich, auf dem Balkon erst mal eine durch zu ziehen. Aber sobald ich meine Schachtel in der Hand hielt, musste ich an Shin denken. Wütend drückte ich die halbvolle Schachtel in der Faust zusammen und warf sie dann runter. „Hey!“, rief es von unten nach oben. „Ihr verdammten Raucher, reicht es euch nicht, dass ihr unsere Luft verpestet, müsst ihr uns vernünftigen Nichtraucher jetzt auch noch mit Zigaretten beschmeißen?“ Ich erkannte unten, im Halbdunkel, auf der Straße einen alten Opa, der drohend mit seinem Stock wedelte. Der fehlte mir gerade noch. „Lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe andere Sorgen, als mich um Ihr Geplapper zu kümmern. Pech, wenn Sie gerade ausgerechnet dort standen.“ Genervt ging ich wieder rein. Ich beschloss, dem Gespräch von Kati und Strify zu lauschen.
 

„Strify, was ist passiert? Wo sind Luminor und Sky?“, redete ich ganz leise und sachte auf ihn ein. Er machte den Anschein, gleich zu zerbrechen, so wie er da zusammengesunken auf dem Stuhl saß und zwischen seinen Fingern – er hatte sein Gesicht in den Händen verborgen – auf den Boden schaute. Ich hockte mich vor ihn, wie bei einem kleinen Kind und suchte seinen Blickkontakt. „Polizei… verhaftet… Krankenhaus…“, stammelte er. Aber ich verstand kein Wort. „Strify ich verstehe kein Wort. Bitte rede lauter und deutlicher!“, bat ich ihn, mit ruhiger Stimme sprechend. Dabei legte ich ihm die Hand erst auf den Kopf, strich ihm dann über die Wange – seine Wange war tränennass – und schließlich strich ihm über den Rücken. „Die Polizei hat Luminor verhaftet. Sie glaubt, er sei Schuld an der Sache mit Shin! Und Sky wollte nicht dass Luminor mitgenommen wird. Auf der Treppe ist sie zusammengebrochen. Sie bringen sie jetzt ins Krankenhaus. Wir sollten so schnell wie möglich nachkommen, damit sie nicht allein ist, wenn sie wieder aufwacht.“, sprudelte es aus Strify raus, während er schluchzte. Manche Worte musste ich mir mehrmals durch den Kopf gehen lassen – Strify noch mal zu fragen wäre sinnlos gewesen, das hätte ihn verletzt - bevor ich allem folgen konnte. Aber dann verstand ich es alles glasklar. Also hatte ich im Streifenwagen doch richtig gesehen, Luminor saß drin. „Ich bin an allem Schuld, an Kiros Unfall und auch, dass sie Luminor mitgenommen haben. Ich hätte Kiro nicht anrufen sollen, dann hätte ich ihm beim Fahren nicht abgelenkt. Sky war in den Unfall mit verwickelt. Sie hatte im Bus gesessen, den Kiro gerammt hatte, ihr hätte genauso etwas passieren können, nur durch meine Schuld. Ich hatte alles von dem Unfall mitgehört und dann war sie am Handy und hat mir klar gemacht, dass sie mich hasse und nie wieder mit mir reden würde, wenn Kiro meinetwegen stirbt.“ Er hielt inne und schnappte nach Luft. Er sah mich an, als würde er von mir eine Ohrfeige erwarten, als würde ich ihn jedem Moment anschreien. Aber ich tat es nicht, hörte ihm nur aufmerksam zu, mit Entsetzen. „Und bei Luminor hätte ich auch einschreiten müssen. Aber ich habe es nicht getan, sondern nur stumm dagestanden und zugesehen. Sky hasst mich jetzt bestimmt noch mehr. Ich kann ihren Hilfe suchenden Blick auf der Treppe nicht vergessen. Ihre Augen flehten mich an, ihr zu helfen, doch ich tat es nicht. Erst als sie zusammenbrach, hatte ich reagiert.“ Armer Strify. Er gab sich die Schuld an allem. Aber irgendwie tat das hier jeder. Jeder birkte sich eine noch größere Schuld auf als der jeweils andere. Irgendwann würden sie alle soviel Schuld auf sich lasten haben, dass ihre Seele daran zerbrach. „Strify, dich allein trifft keine Schuld. Wir alle sind irgendwie an unserem Pech beteiligt, aber keine Sorge. Die schlechten Tage sind bald vergessen und dann geht es mit uns auch wieder aufwärts. Du wirst sehen. Schlaf erst mal darüber und dann sehen wir weiter.“ Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. „Danke Kati. Es tat gut, sich bei dir auszusprechen. Du bist halt unsere Seelenklempnerin. Aber ich werde noch nicht ins Bett gehen. Ich habe Luminor versprochen, dass wir so schnell wie möglich ins Krankenhaus gehen, damit Sky nicht allein ist, wenn sie aufwachen sollte. Genau das werde ich jetzt auch machen, ob mit oder ohne euch.“ Er war sehr entschlossen, aber die Müdigkeit und auch Trauer und Vorwürfe spiegelten sich in seinen Augen wider. Er musste unbedingt ins Bett, so fertig wie er war. „Bitte Strify, geh ins Bett!“ „Nein, ich will wenigstens einmal im Leben etwas richtig machen und nur für Sky da sein. Sie braucht mich jetzt.“ Widersprechen war zwecklos, aber ich versuchte es trotzdem. „Strify, bitte!“ „Verstehst du es denn nicht, Kati. Diese Stille hier in der Wohnung macht mich verrückt. Es ist so ungewohnt, wenn nicht ständig jemand um dich herumwuselt. Normalerweise ging es mir auf die Nerven aber jetzt, wo es nicht mehr so ist, vermisse ich es. Diese Wohnung wird einfach von mal zu mal leerer. Das halte ich nicht aus. Ich fühle mich so einsam, so verlassen.“ Er ging in die Knie und heulte. Ich setzte mich zu ihm und drückte ihn an mich. Yu steckte seine Nase durch die Tür, aber mit einer Handbewegung wies ich ihm, die Küche wieder zu verlassen. Strify bekam davon nichts mit.
 

Man es machte mich voll wahnsinnig, wie Kati Strify in ihren Armen hielt. Erst heute Vormittag Luminor und jetzt Strify. Ich weiß, sie stand zu ihrer Liebe zu mir und würde mich niemals mit Strify oder jemand anderem betrügen. Strify machte sich jetzt aber nicht etwa an sie ran? Nein, das würde er nicht wagen. Er respektierte meine Gefühle zu ihr und wusste, wie viel sie mir bedeutete, war außerdem der jenige, der mich dazu überredet hatte, sie zu heiraten. Warum sollte er mir die Frau ausspannen wollen? Auch ich würde Kati niemals betrügen. Früher war ich immer für ne schnelle Nummer zu haben, aber seit dem sie damals durch diesen Vorfall in mein Leben getreten war, gibt es nur noch sie für mich.

Wie konnte ich meiner Frau und einem meiner besten Freunde nur so etwas unterstellen, dies war nicht korrekt von mir. Aber ich war immer noch so durcheinander, das ich nicht klar denken konnte, meine Eifersucht mit mir durchging. Ich beschloss jetzt einfach in die Küche zu gehen.
 

Strify war in meinem Schoß eingeschlafen. Vorsichtig nahm ich seinen Kopf und legte ihn auf den Boden. Aber ich konnte ihn nicht in der Küche liegenlassen. Da kam Yu gerade noch mal in die Küche. „Yu, hilf mir mal bitte, Strify in sein Zimmer zu bringen.“ Ohne ein Wort tat er worum ich ihn bat. Wir fassten beide Strify und verfrachteten ihn in sein Zimmer.

Er sah so hilflos aus, wie er da im Bett lag, mit verlaufener Schminke und dem Ausdruck von Einsamkeit in seinem Gesicht. Ich fasste einen Entschluss. Wir verließen das Zimmer. „Yu, du fährst jetzt bitte ins Krankenhaus und erkundigst dich nach Sky. Ich bleibe hier, bei Strify.“ Er sah mich entrüstet an. „Wie bitte!“, sagte er zornig. Die pure Eifersucht quoll in seiner Stimme auf. „Wie süß! Wenn du eifersüchtig bist, gefällst du mir am besten, da weiß ich, dass du mich wirklich liebst und mich nie betrügen würdest.“ Ich umarmte ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Er drückte mich verärgert weg. „Es ist nicht, was du denkst. Ehrlich!“, beteuerte ich ihm. „Aber ich kann ihn als gute Freundin nicht allein lassen. Wer weiß, was er anstellt, wenn er wach wird und sieht, dass er ganz alleine ist.“ „Strify ist kein kleines Kind, er wird schon nichts Schlimmes anstellen. Komm bitte mit!“, flehte mein Mann mich mit durchdringendem Blick an. Ich blieb stur. „Yu, es beruht wirklich nur auf freundschaftlicher Basis. Du weißt, dass ich nur dich liebe. Ich würde dich genauso wenig betrügen wie du mich, glaub mir. Aber ich mache mir wirklich Sorgen, dass Strify auch noch etwas passiert, wenn wir nicht da sind. Er war so verzweifelt und meinte, er würde in dieser Stille verrückt werden. Bitte, ihm darf nicht auch noch etwas passieren, weil sonst ist die Wohnung wirklich bald nicht mehr, was sie mal war, so viel Einsamkeit und Trübsal, wie sie dann ausdrückt.“ „Aber…“ „Nichts aber. Luminor verlässt sich darauf, dass wir, oder auch nur einer, Hauptsache jemand von uns, ins Krankenhaus kommt, damit jemand da ist, wenn Sky aufwacht. Und dieser jemand wirst du sein. Es wird sowieso zu viel für sie, wenn wir alle auf einem Haufen dort sind. Ich komme morgen mit Strify nach. Bitte vertrau mir!“
 

„Okay, dir kann ich keine Bitte abschlagen. Und du weißt, dass du mein Vertrauen hast. Also missbrauche es nicht.“ „Für wen hältst du mich, das würde ich nie tun. Dazu liebe ich dich viel zu sehr!“, gestand sie mir ihre Liebe aufs Neue. „Ich liebe nur dich, daran wird sich nichts ändern, niemals!“ Lächelnd kam sie zu mir und umarmte mich mit einem innigen Kuss. „Ich weiß!“, lächelte ich sie an. Dann gab ich ihr einen Kuss zum Abschied und verlies die Wohnung.

Ein letztes Mal

„So, die Patientin schläft jetzt. Sie war total erschöpft, muss in letzter Zeit viel um die Ohren gehabt haben.“, klärte mich ein Doktor über Skys Zustand auf. Damit hatte er vollkommen Recht. Sky hat viel durchgemacht, und war doch so tapfer gewesen. „Ihr Fieber ist gesunken, es war bloß eine Stressreaktion ihres Körpers gewesen, der das Fieber hat steigen lassen. Sie wird sich heute Nacht ausruhen und morgen wird es ihr besser gehen.“ „Gott sei Dank!“ Ich atmete erleichtert aus. Ihr fehlte also nichts weiter. Da war ich beruhigt. „So, dem Mädchen geht es gut. Nun kommen Sie endlich, Ihre Zelle wartet schon.“ „Nein bitte, warten Sie noch. Ich weiß, Sie haben sich schon Umstände gemacht, indem Sie Sky zum Krankenhaus gefahren und mit mir gewartet haben, bis die Diagnose feststand und dafür bin ich Ihnen auch sehr, sehr dankbar, das können Sie sich nicht vorstellen. Aber ich bitte Sie inständig darum, lassen Sie mich noch einmal zu ihr, mich von ihr verabschieden und dann bitte bei ihr warten, bis meine Mitbewohner kommen. Ich will sie nicht allein lassen, sie in guten, vertrauten Händen wissen. Bitte, von mir aus sperren Sie mich dann sonst wo hin, aber ich will wissen, das sie nicht allein ist. Bitte!“ Ich flehte sie an. Wo blieben bloß Strify, Yu und Katarina? Waren sie noch nicht zu Hause oder war Strify abgehauen, so das sie nicht bescheid wussten? Mensch Strify, mach keinen Scheiß! Bitte, bloß einmal in deinem Leben! „Okay, wir geben Ihnen noch 10 Minuten, vorausgesetzt, der Arzt gestattet es.“, sie sahen den Arzt bezwingend an, in der Hoffnung, dass er mir nicht gestattete, zu Sky zu gehen. „10 Minuten ließen sich einrichten, aber mehr nicht, die Besuchszeit ist längst vorbei, die Patientin soll sich erholen.“ Die Polizisten sahen sich an, dann nickten sie. „Einverstanden, aber wie gesagt, nur 10 Minuten, wenn sie dann nicht da sind, nehmen wir Sie mit, ohne Pardon. Auch unsere Geduld ist mal zu Ende!“ Ich verneigte mich regelrecht, für diese Gnade. „Vielen dank, das ist mehr als genug!“, hoffte ich doch. Bitte Leute, beeilt euch! Wer weiß, ob ich es dann noch mal herauszögern kann!? Auch dem Arzt zollte ich Dank. „Danke, das ist voll nett, dass Sie mir dies gestatten!“ „Reden Sie nicht, folgen Sie mir bitte, aber leise, es ist Nachtruhe!“, verkündete der Arzt. „Klar, dies ist mir bewusst.“ „10 Minuten und nicht länger.“, riefen mir die Polizisten hinterher.

Endlich stand ich an ihrem Bett. „Würden Sie mich bitte allein lassen?“, bat ich den Arzt. „Selbstverständlich, ich komme in 10 Minuten wieder.“ Er ging und machte die Tür zu. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich an ihr Bett, nahm ihre Hand, ein letztes Mal, wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder Gelegenheit dazu hatte. „Sky es tut mir so weh, dich in dieser schweren Zeit allein lassen zu müssen. Ich hatte versprochen, immer für dich da zu sein. Ich gab deinem Bruder damals, nach diesem schlimmen Vorfall, dieses Versprechen, und jetzt kann ich es nicht einlösen.“ Ich wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. „Ich wette, dass sie mich verhaften, hat etwas mit dem Artikel zu tun, den du erwähnt hast! Aber ich regle das schon auf meine Art, irgendwie. Ich werde so schnell es geht wieder bei dir sein!“ Behutsam legte ich ihre Hand zurück und stützte meine Ellebogen auf meine Knie. Ich wollte sie einfach nur noch beobachten, wie sie da so seelenruhig schlief und mir noch mal die schönen Erinnerungen mit ihr wachrufen. Aber ich konnte nur an diese schreckliche Sache denken, die sich jetzt wie ein Film vor meinen Augen abspielte.

Flashback Teil 1: Was wird mit Sheila?

Es war kurz nach dem Tod von Shin’s und Sheila-Sophie’s Eltern. Ein Gastauftritt bei ViVa-Live stand an. Die Situation war total neu für CB. Das sie Sheila-Sophie nicht mit rein nehmen konnten, war ja wohl klar. Die Fans hätten alle bloß blöde Fragen gestellt und auch die Moderatoren. Außerdem sollte das Privatleben der Jungs so geheim bleiben wie möglich. Und wer weiß, wer sich das Wissen, über eine kleine Schwester von Shin, zu bösen Zwecken zu Nutze gemacht hätte. Am Morgen wurde heftig gestritten, wer sich um Sheila-Sophie kümmern sollte, zumindest ab und zu in der Werbepause. Strify stand zusammen mit Luminor in der Küche. Luminor sah mehr als übermüdet aus. Er hatte sich, während Shin nicht im Stande war, irgendetwas für seine Schwester zu tun, um Sheila-Sophie gekümmert, sich die Nächte um die Ohren geschlagen. Keiner der anderen 3 erklärte sich dazu bereit, Shin auch nur ein bisschen zu helfen, in dem sie sich auch mal etwas um Sheila kümmerten. Sie meckerten bloß rum, dass Sheila ruhig sein solle (Strify), beziehungsweise hörten es gar nicht, weil sie zu fest schliefen (Kiro), oder waren gar nicht erst zu Hause (Yu).

Shin schlief noch – durch den Todesfall hatte er sehr schlecht geschlafen, beziehungsweise Nächte lang wach gelegen und geweint, und Luminor war der Meinung, man solle ihm den Schlaf gönnen, wo er sich doch endlich mal beruhigt hatte und vor Erschöpfung eingeschlafen war. Sheila lag in einer Kinderwiege und schlief auch. Yu und Kiro schliefen ebenfalls noch. Nur Luminor und Strify waren schon (oder noch) wach. Strify war sauer, weil er nicht wusste, wie sie es mit Sheila, wegen des Fernsehrauftritts, regeln sollten. Er regte sich lauthals auf. „Wir können sie hier nicht allein lassen!“, protestierte Luminor. „Ja, aber mitnehmen können wir sie auch nicht!“, erwiderte Strify. „Wie sieht es denn aus, wenn Shin auf einmal mit der Kleinen auf dem Arm auftaucht? Das geht einfach nicht.“ „Dessen bin ich mir bewusst, Strify, aber man kann es nicht ändern. Niemand konnte ahnen, dass dies passiert.“ „Man die Kleine verdirbt mir den ganzen Sommer. 2 Wochen wären ja in Ordnung gewesen, aber jetzt? Jetzt haben wir die Kleine tagtäglich an der Backe.“ Luminor legte seinen Finger an die Lippen und deutet Strify ruhig zu sein. „Ruhe, ich bin froh, dass Sheila schläft. Du weißt gar nicht, wie schwer es ist, sie ruhig zu stellen. Auch wenn sie noch so klein ist, spürt sie, dass ich weder ihre Mutter oder ihr Vater noch ihr Bruder bin. Für sie ist das alles auch neu und sie versteht es ja erst recht nicht, sie kann nun mal nur so reagieren. Sheila hat einfach Angst.“ *Vor dir hätte ich auch Angst*, dachte Strify und grinste. „Grins nicht so!“ herrschte Luminor Strify an und kehrte dann zum eigentlichen Thema zurück. „Und Shin soll auch endlich mal seinen Schlaf bekommen. Er war total aufgelöst, nachdem es passiert ist, hat in den letzten Nächten kein Auge zu getan. Gönn ihm seinen Schlaf und brüll hier nicht so rum.“ Zu spät. Sheila-Sophie war aufgewacht. „Siehst du, jetzt ist sie wach.“, warf Luminor Strify vor. Luminor nahm die Kleine auf seinen Arm. „Ist gut! Hat der böse Onkel Strify dich geweckt?“ Er wiegte sie sanft hin und her, hoffte, dass sie wieder einschlief. „Jetzt bezeichne mich ja nicht als ihren Onkel, ja?!“, brüllte Strify rum. Gerade hatte Sheila sich beruhigt, doch da fing sie von vorne an. Strify hielt sich die Ohren zu. „Mach, dass es aufhört! Ich ertrage dieses Geschrei nicht. Es reicht, dass sie die ganze Nacht schreit.“ Luminor grinste triumphierend und meinte dann in einem ernsten Ton: „Selbst Schuld, schließlich hast du sie geweckt. Hättest du nicht so geschrieen, würde sie noch schlafen. Außerdem, wer ist es denn, der sie jede Nacht ruhig stellt? Du stehst ja nie auf, um zu sehen, was los ist…“, Kiro und Yu kamen in die Küche, „Und ihr genau so wenig! Alles was ihr könnt, ist euch zu beschweren. Denkt mal an Shin. Glaubt ihr, für ihn ist es einfach? Er muss sich genau so daran gewöhnen wie wir, und für ihn ist es noch schwerer als für uns, schließlich seid nicht ihr die Jenigen, die ihre Eltern verloren haben, und jetzt die Verantwortung für die Kleine übernehmen müssen, sondern er.“ „Dann sollte er aber auch mal aus seinem Zimmer rauskommen und nicht dir alles überlassen!“, konterte Strify. „Ja schon, aber er ist nicht in der Lage, sich um sie zu kümmern, jedenfalls jetzt nicht. Jetzt betrifft es uns alle, denn sie gehört ab jetzt nun mal zu unserem Leben dazu, das können wir nicht mehr ändern.“ Luminor lief mit der Kleinen auf und ab und wiegte sie weiterhin, bis sie aufhörte zu weinen, dann sprach er ruhig weiter, damit sie nicht gleich wieder zu schreien begann. „Ihr seid ihm echt tolle Freunde, ihr steht ihm kein bisschen bei, in dem ihr mir - beziehungsweise eigentlich ihm - bei der Versorgung seiner Schwester helft.“ Vorwurfsvoll wandte Luminor sich an Kiro. „Ich dachte, wenigstens du würdest ihn verstehen, Kiro?“ Luminor sah Kiro streng an. „Du müsstest wissen, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren.“ Kiro sah beschämt zu Boden. Er hatte die letzte Woche versucht, die Sache mit Shin’s und Sheila’s Eltern zu verarbeiten, wurde an seine eigene Vergangenheit erinnert. Ja, er wusste, was es bedeutete, einen geliebten Menschen zu verlieren, er hatte seinen Vater auch sehr früh verloren, aber ihm war seine Mutter geblieben, bei der er sich ausheulen konnte. Shin hatte keinen mehr, außer seiner Schwester, für die er jetzt die volle Verantwortung hatte, mit 17! Bloß war er nicht im Stande, jetzt für sie da zu sein. Dabei hatte sich das Jugendamt schon angemeldet, um zu entscheiden, ob Shin in der Lage war, sich um seine Schwester zu kümmern. Wenn nicht, dann würden sie ihm auch das Letzte nehmen, was ihm von seiner Familie noch geblieben war. Das durfte er nicht zulassen. Kiro war der Meinung, dass Luminor völlig Recht hatte, sie mussten Shin jetzt unterstützen, wo sie nur konnten. Auch Yu schien allmählich einsichtig zu werden. „Wir können uns ja heute abwechseln. Sieht zwar etwas bescheuert aus, wenn wir, jeder mal, für paar Minuten, verschwinden, aber was soll man machen!?“ Yu schien offensichtlich, auch Kiro war einverstanden, aber Strify war immer noch strickt dagegen. „Warum sollte ich mich um den kleinen Windelpupser kümmern?“ Sie stritten so sehr, dass Shin wach wurde und nachsah, was los sei. Was er sah und hörte, passte ihm gar nicht, er war entsetzt über seinen Bandkollegen. „Ist es meine Schwester? Kümmere du dich doch um die Kleine, so wie du es schon die ganzen Tage machst, oh du *tolle Obermutter*“ Strify wurde richtig ausfallend. Es ließ Shin den Atem stocken. „Was sollen wir mit der Kleinen anfangen? Sie ist besser in einem Heim oder bei einer Pflegefamilie aufgehoben. Na ja, morgen kommen ja dann Leute vom Jugendamt, sie werden ja dann sehen, wie Shin sich um sie kümmert. Glaubt mir, ohne sie ist er besser dran.“ Er hielt inne, dann fügte er hinzu: „Meine Kariere lass ich mir von der Kleinen nicht versauen.“ „Kannst du nur an deine Kariere denken?“, schrie Shin Strify an. Alle schraken auf, sie waren so in ihr Gespräch vertieft gewesen, dass sie ihn nicht in der Tür stehen sehen hatten. Seine Augen füllten sich mit Tränen, dann nahm er Luminor wortlos Sheila aus den Armen und rannte aus der Wohnung. „Shin warte!“ Luminor rannte Shin hinterher. „Ich hab gleich gesagt, du sollst sie zur Adoption frei geben! Wir…“, Kiro hielt Strify den Mund zu. Es war höchste Zeit, ihn zum Schweigen zu bringen. „Sag mal, bist du wahnsinnig?“ „Was denn, ich sag doch bloß, wie es ist.“ Kiro schüttelte angewidert den Kopf. „Denkst du auch mal an Shin’s Gefühle. Seine Schwester ist alles, was ihm von seiner Familie noch geblieben ist. Du kannst ihn doch nicht einfach zwingen, seine Schwester ins Heim zu schicken?!“ Kiro konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte Strify so herzlos sein? Klar, auch für ihn kam es überraschend, aber er würde nicht so weit gehen. Irgendwie hatte er sich ja auch immer eine kleine Schwester gewünscht. Vielleicht war sie genau die Schwester, die er immer haben wollte. Er griff nach seiner Jacke und zog sich seine Schuhe an. „Wo willst du hin?“, fragte Strify verwirrt. „Wohin wohl? Ich gehe Shin suchen! Normalerweise müsstest du es tun, schließlich hast du ihm wehgetan, aber ich glaube, unsere Diva ist sich zu fein dazu, unseren Drummer zu suchen!“ Dann verschwand Kiro aus der Tür und es knallte ohrenbetäubend, als die Tür zuging.
 

Luminor hatte Shin schließlich auf einem nahe gelegenen Spielplatz gefunden. Er saß auf einer Bank und drückte seine Schwester ganz dicht an sich. „Niemand nimmt dich mir weg, dafür sorge ich schon!“, flüsterte er der Kleinen zu. „Du sollst stolz auf deinen Bruder sein können und nicht denken, ich hätte dich im Stich gelassen.“ Luminor näherte sich vorsichtig. Aber Shin hatte ihn schon bemerkt. „Was willst du, ich gebe Sky nicht weg. Geh! Verschwinde!“, knurrte Shin förmlich. „Shin, ich will sie dir nicht wegnehmen, das würde ich nie tun. Warum sollte ich?“ „Weiß ich doch nicht?“ Aus Angst, Luminor würde sie ihm wegnehmen, sobald er nicht aufpasste, presste er sie noch enger an sich. Bloß machte er es eher zu seinem eigenen Schutz, statt zu ihrem. Luminor hatte Angst, dass Shin sie noch erdrücken würde, wenn auch nicht mit Absicht. „Shin, jetzt hör mir zu!“ Er setzte sich zu ihm auf die Bank, Shin rutschte bis zum Rand der Bank, drehte sich weg. „Shin, bitte!“ „Nein!“ Shin benahm sich wie ein kleines Kind. „Gib sie mir, ich werde sie nicht wegbringen. Versprochen! – Aber du bist gerade nicht mal wirklich in der Verfassung, dich um dich selbst zu kümmern, da kannst du dich unmöglich um sie kümmern.“ Shin öffnete den Mund und wollte protestieren, aber Luminor schnitt ihm das Wort ab. „Ich werde sie nicht weggeben, nein. Für wen hältst du mich? Ich will mich nur um sie kümmern, bis du für sie bereit bist.“ Seine sachte gewählten Worte, ließen Shin nachdenken. Widerwillig hielt Shin ihm das Baby hin. Seine Finger verkrampften sich, er wollte sie nicht wirklich los lassen, als Luminor sie behutsam entgegen nahm. „Bitte, lass los!“, bat Luminor im sanften Ton. Er tat es. Da kam Kiro auch ebenfalls zum Spielplatz. ‚Wusste ich doch, dass ich ihn hier finden würde.* „Kiro, komm mal bitte her!“, rief Luminor ihn herbei. „Ja?“ Shin sah Kiro an, und dann sah er zu Boden. „Hier nimm Sheila und geh schon mal in die WG zurück!“ „Wie bitte?“, fragten beide, Kiro überrascht und irritiert, Shin zornig, fühlte sich hintergangen. Luminor reichte Kiro das Baby, Shin ging angrifflustig dazwischen. „Du hast es versprochen, und du hast gelogen!“, schrie Shin. „Kiro geh!“, befahl Luminor - Kiro tat es ohne zu zögern - und versuchte Shin davon abzuhalten, ihm zu folgen. „Sky, nein! Kiro, bring sie mir zurück! Luminor, lass mich los!“ Er wehrte sich, aber Luminor war stärker. Er drückte Shin, welcher immer noch, wie von der Tarantel gestochen, zappelte, auf die Bank. „Gibt mir meine Schwester zurück!“, schrie er Luminor an – dieser hielt stur dagegen - bis er merkte, dass es keinen Zweck hatte, gegen Luminor kam er nicht an. Schließlich ließ er nach und weinte. „Nehmt sie mir nicht weg! Bitte!“ „Shin, bitte versteh mich doch! Wir nehmen sie dir nicht weg. Aber im Moment würdest du ihr nicht wirklich hilfreich sein. Du bist völlig durcheinander, und dass verstehe ich auch vollkommen.“ Shin verbarg sein Gesicht in den Händen und konnte nicht mehr aufhören, zu weinen. Luminor legte seinen Arm um Shin und zog ihn tröstend zu sich. Mehrere Minuten herrschte Stille, bloß ab und zu hörte man Shin’s Schluchzen und mit jedem Schluchzer schüttelte sich stark sein Körper. Dann brach Shin die Stille. „Luminor, ich habe Angst!“ Luminor sah verdutzt drein, versuchte den Zusammenhang zu verstehen. „Was, wenn sie morgen kommen und sie mir wegnehmen, ich will sie nicht verlieren!“ Luminor wollte etwas erwidern, aber Shin sprach schon weiter: „Ich habe Angst, dass sie später nichts von meiner Existenz weiß, oder ihre Pflegeeltern ihr erzählen, ich wäre zu sehr mit meiner Karriere beschäftigt gewesen, um mich um sie zu kümmern, oder ich hätte sie gleich weggegeben, nur um keine Verantwortung übernehmen zu müssen, wäre froh gewesen, frei zu sein. Strify…“ Luminor legte Shin seinen Zeigefinger auf den Mund, dieser hob seinen Kopf und sah in Luminor’s Augen. „Shhht! Beruhige dich! Ich sehe, wie gern du sie hast. Niemand nimmt sie dir weg, dafür sorge ich schon. Wir alle werden es nicht zulassen, dass sie dir weggenommen wird - ihr getrennt werdet. Und vergiss Strify, der kriegt sich schon wieder ein. Du kennst ihn doch, unsere kleine Diva halt.“ Luminor lächelte aufmunternd und Shin lächelte mit. Es hielt aber nicht lange an. „Aber er hat mir heute sehr wehgetan, mit seiner Rede.“ Luminor schlang seinen Arm noch enger um Shin. „Ja, seine Worte waren sehr verletzend, aber er hat es bestimmt nicht so gemeint, wie es rüber kam. Glaub mir, er wird sich schon noch bei dir entschuldigen. Für ihn – nein für uns alle – ist es neu, jetzt einen Säugling unter uns zu haben. Und ich glaube, tief in seinem Inneren mag er Sheila auch.“ Shin nickte zaghaft. „Aber ich werde trotzdem nicht mit zum Fernsehrauftritt kommen. Ich habe meine Schwester lange genug vernachlässigt, es wird Zeit, dass ich für sie da bin. Ich, ihr großer Bruder!“ Shin erhob sich – ein plötzlicher Schwindelanfall ließ ihn wieder auf die Bank sinken, und er lag mit dem Kopf an Luminor’s Schulter. „Shin was ist? Alles ok mit dir? Du siehst so blass aus!“ „Ja, bloß ein kurzer Schwächeanfall. Wahrscheinlich vom vielen Weinen, oder weil ich kaum etwas gegessen habe. Mir geht es gut!“ Luminor fühlte Shin’s Stirn, sie war heiß. „Sicher? Du glühst!“, stellte Luminor entsetzt fest, er war besorgt. „Mir fehlt nichts!“, entgegnete Shin ärgerlich. Er richtete sich auf und stand schwankend auf. Es dauerte etwas, bis sein Gleichgewichtssinn sich eingepegelt hatte. Luminor sah besorgt drein – „Mensch, siehst du, alles bestens!“ – konnte und wollte Shin kein Wort glauben. Seine Blicke ruhten besorgt auf Shin, musterten ihn von oben bis unten. Shin war bereit, zu gehen. „Wo willst du hin?“ „Heim, dann werde ich mit Sky einen Spaziergang machen.“ Ihm war mehr als schwindelig, aber er ließ sich nichts anmerken. *Mir geht’s gut, ich zeige jetzt keine Schwäche. Ich habe mich lange genug verkrochen.*, ging es ihm durch den Kopf. Luminor folgte ihm unentwegt, sah ihn weiterhin skeptisch hinterher. Er erreichte Shin, lief nun direkt hinter ihm - wollte für Shin da sein, wenn etwas passiert. Shin sah über seine Schulter nach hinten. „Was folgst du mir denn jetzt wie so ein Hündchen? Mir geht es gut…“ Ein weiteres mal übermannte ihn das Schwindelgefühl und er sank nach hinten in Luminor’s Arme. „Shin!“ Luminor fing ihn auf und hob ihn auf seine starken Arme. Luminor machte sich mit Shin in seinen Armen auf den Heimweg. „Ich glaub, ich habe mich überschätzt!“ Shin fasste sich an die Stirn und schloss kurz die Augen um wieder klar zu sehen, vor seinen Augen drehte sich alles. „Was ist nur mit mir los, alles dreht sich! Luminor lass mich runter, mir ist schwindelig. Hör auf damit.“ „Nichts da. Ich mache gar nichts. Wegen des Fiebers dreht sich dir alles nicht wegen mir. Du hast dich ganz schön überschätzt!“, entgegnete Luminor. „Du hast Fieber! Ich bringe dich jetzt heim und dann wirst du heute im Bett bleiben.“ „Was? Nein! Ich hab keine Zeit zum Schlafen, ich muss mich um Sky kümmern, sonst nimmt man sie mir wirklich noch weg. Mir geht es gut, lass mich runter, ich kann alleine gehen. Ich bin viel zu schwer für dich!“ „Wenn du wüsstest wie leicht du bist.“ Luminor grinste. „Und wo bringst du mich hin, das ist nicht der Weg nach Hause. Du willst mich von Sky trennen, richtig? Jetzt lass mich endlich runter. Ich will zu meiner Schwester.“ Er zappelte, doch Luminor ließ nicht locker. „Nein ich hab dir schon gesagt, dass ich nie vorhätte, dich von deiner Schwester zu trennen. Durch dein Fieber fantasierst du. Schlaf ist da am besten, den hast du bitter nötig. Also mach die Augen zu und schlaf endlich!“, redete Luminor sanft und beruhigend, aber bestimmt, auf Shin ein. Allmählich wurde Shin wirklich ruhiger und wehrte sich nicht weiter, er war kraftlos, total übermüdet. Aber er weigerte sich, zu schlafen. „Nein, ich will nicht schlafen, ich will einfach nur zu Sky.“ Luminor stöhnte etwas ärgerlich, ließ es sich aber nicht anmerken, Shin bekam es eh nicht mehr ganz mit. „Ich will zu Sky, bitte! Gib mir doch einfach meine Schwester zurück.“, flehte Shin ganz kleinlaut. Er schloss seine Augen und schlief ein. Luminor war erleichtert. *Shin ist total durcheinander, wenn er nicht mal mehr den Heimweg erkennt. Wer weiß, wo er in diesem Zustand gelandet wäre!? Ein Glück das ich ihn so schnell gefunden habe.* Schnell brachte er Shin nach Hause. Er klingelte an der Tür. Kiro öffnete. Er hielt Sheila auf seinem Arm. „Lu was…?“ „Shhht, sei leise!“, befahl er und Kiro ließ seinen Mund ohne jedes weitere Wort zuschnappen. Luminor legte Shin auf das Sofa. Kiro war besorgt um Shin und um Sheila. Er legte sie in ihr Bett zurück. „Was ist passiert?“ „Nicht so laut, ich bin froh wenn er schläft. Die letzten Tage waren hart für ihn.“ Behutsam deckte Luminor Shin zu, dann fuhr er fort: „Er ist nur erschöpft. Der Schlafmangel macht sich jetzt bemerkbar.“ Dann ging Luminor in die Küche und feuchtete einen Lappen unter dem Wasserhahn an. Kiro folgte ihm, lehnte sich an die Wand und fragte: „Was machst du jetzt?“ Fragend starrte Kiro Luminor an. Luminor wrang den Lappen aus und erwiderte: „Er hat Fieber, aber das legt sich wieder.“ Darauf meinte Kiro: „Sagtest du, er hat Fieber? Sheila auch! Das kann doch kein Zufall sein?!“ Luminor zuckte nur die Schultern und ging wieder in die Stube. Kiro folgte ihm weiterhin auf Schritt und Tritt. „Ein Geschwistersyndrom – gibt’s das überhaupt? Mhh keine Ahnung! Höchstens bei Zwillingen, so weit ich weiß. Aber bei den beiden ist der Alterunterschied wohl doch etwas groß!“, grinste er. Kiro stützte sein Kinn auf seiner Hand auf und sah sehr nachdenklich aus. „Tja, so wie es aussieht, wird es wohl heute nichts mehr mit dem TV-Auftritt, zum Ärger von Strify!“ Kiro grinste, als er sich vorstellte, wie Strify sich aufregen würde. „Warum ausfallen, ihr fahrt hin!“, sagte Luminor während er den nassen Lappen auf Shin’s Stirn legte. „Was? Und was wird aus Sheila? Und Shin kann man in seinem Zustand auf keinen Fall mit ins Studio nehmen! Wir bleiben hundertpro hier!“ „Kiro hol Luft. Ich werde schon allein hier fertig, mich vermisst sowieso keiner. Ihr werdet da heute schön hinfahren, verstanden, ich dulde keine Widerrede. Außerdem will ich Strify nicht noch mehr verärgern.“ „Mensch Lu, Strify kann mir jetzt erst mal egal sein, der wird schon drüber wegkommen, dass er heute mal nicht zu einem heiß geliebten und lang ersehnten Auftritt kann. Du bist mir jetzt viel wichtiger, weil du ebenfalls total fertig bist, von den vielen fast schlaflosen Nächten mit Sheila. Wir sollten den Auftritt verschieben. Wir sind ein Team, und da lasse ich dich hier jetzt bestimmt nicht allein. Oder besser: EUCH!“ Luminor setzte sich aufs Sofa, neben Shin, verschränkte die Arme und sagte Kiro mit verheißerischem Blick: „Ihr werdet da hinfahren, ich bestehe darauf! Die Fans mussten so schon ständig hinten anstehen. Wenn wir nicht wenigstens ein bisschen präsent sind, dann haben wir vielleicht bald gar keine mehr.“ Kiro tat diese Bemerkung mit einer Handbewegung ab. „Was bringen mir viele Fans, wenn zu Hause ein kranker Drummer, ein übermüdeter Keyboarder und ein kränkelndes Baby meine Hilfe brauchen?“ „Außerdem wäre ich nicht so übermüdet, wenn man mir auch mal zur Hand gegangen wäre, was Sheila betrifft.“, fuhr Luminor fort ohne Kiro’s Einwände zu beachten. Kiro wurde rot und sah auf den Boden. Luminor lachte bloß. „Tja, da hättest du eher mal dran denken können. Aber egal, ich bin dir nicht sauer und diesen einen Tag halte ich schon noch durch.“ Ein Schlüssel knackte im Schloss, Strify und Yu kamen zurück. „Howdy, Leute, wir sind wieder da!“, trällerte Strify fröhlich, Yu und Kiro rollten genervt die Augen. Dann legte Kiro den Finger an die Lippen und wies Strify still zu sein. Strify sah sich um und sah Sheila in ihrem Bett liegen. „Ist die Kleine immer noch hier?“, fragte Strify beleidigt und etwas genervt. Er schien enttäuscht, hatte doch gehofft, seine Kollegen ohne kleines, quengelndes Baby vorzufinden. „Strify!“, herrschten die anderen ihn gleichzeitig an. „Ist ja gut, ich bin ja schon still.“ Beleidigt setzte er sich in einen Sessel und starrte bloß umher. Als er Shin auf dem Sofa sah, wollte er schon etwas fragen, aber Luminor’s Blick ließ ihn kein Wort aussprechen. Er glaubte, Luminor’s Augen würden ihn durchbohren, wenn er auch nur noch ein Wort sagte. „Was ist mit Shin?“, fragte Yu. *Ja, Yu bekommt mal wieder keinen so beängstigenden Blick zugeworfen, obwohl er genau das gleiche gefragt hat, was ich auch fragen wollte. Das ist gemein!*, dachte Strify sich, während er mit einer Armbewegung angedeutet hatte, das er genau das selbe fragen wollte, und ließ sich dann eingeschnappt, mit verschränkten Armen, in den Sessel zurück fallen. „Er hat Fieber, und Sheila auch. Wir bleiben hier…“ Strify stand protestierend wieder auf. „Und was ist mit unserem Auftritt? Shin kann’s doch gar nicht so schlecht gehen! Heute Morgen sah er echt gesund aus.“ „Strify!“, schrieen Kiro, Luminor und Yu ihn an. „Kannst du einmal aufhören, nur an dich zu denken?! Nur einmal? Eine Band besteht nun mal aus mehreren Personen und nicht nur aus dir. Wir sind ein Team und da musst du auch mal auf uns, beziehungsweise jetzt besonders auf Shin, Rücksicht nehmen.“ Shin wurde wieder wach, doch die anderen bemerkten es erst gar nicht. Sie waren zu sehr mit Streiten beschäftigt. Er berührte seine Stirn und nahm den Lappen runter. Ihm war immer noch schwindelig. *Was ist hier bloß los? Warum sind die so laut.* Als er sich dafür bereit fühlte, öffnete er die Augen und richtete sich auf. „Warum seid ihr denn so laut? Mein Kopf tut weh! Und meine Ohren schmerzen auch.“, sagte er ganz leise, sehr kraftlos, fast tonlos, dass man es kaum hören konnte. „Shin, du bist wach?“, fragte Luminor besorgt. „Na endlich, dann kann’s ja losgehen, wir haben nur noch ½ Stunde bis zum Sendetermin.“ Strify drängelte, doch keinen schien es zu interessieren. „Mensch Shin, was machst du nur für Sachen?“, fragte Yu, ebenfalls sehr besorgt, setzte sich zu ihm aufs Sofa und legte seinen Arm um ihn. Er antwortete nicht. Shin musste erst mal wieder zu sich kommen, seine Gedanken sammeln. Plötzlich platzte es aus ihm raus: „Wo ist Sky? Ich will zu ihr!“ Er wollte aufstehen, doch Yu zog ihn wieder aufs Sofa. „Yu, lass mich!“ Yu ließ genauso wenig locker wie Luminor zuvor. Shin schlug Yu’s Hand weg, blieb aber sitzen, ihm war klar, dass er gegen seine älteren Bandkollegen eh keine Chance hatte. Wieder verbarg er sein Gesicht in den Händen und begann bitterlich zu weinen. Wollte ihn denn keiner verstehen? „Wollt ihr oder könnt ihr mich nicht verstehen? Ich will doch nur mit meiner Schwester zusammen sein. Warum nehmt ihr sie mir weg?“ Alle, außer Strify, sahen ihn mitfühlend an. Kiro beschloss, Sheila aus dem Kinderbett zu holen und sie zu ihrem Bruder zu bringen. „Wir nehmen sie dir nicht weg – hier!“ Shin blickte auf und sah mit verweinten, roten Augen, aber matt lächelnd, in das Gesicht seiner kleinen Schwester. „Sk…y!“, brachte er etwas stotternd heraus, dann nahm er sie und schloss sie fest in seine Arme. „Können wir dann endlich mal los?“ Strify blieb unberührt von Mitgefühl und Besorgnis. „Ja, geht ruhig, ich und Sky bleiben hier. Heute beginnt meine Zeit, als perfekter, großer Bruder.“, verkündete Shin stolz. „Schön, dann sind ja alle glücklich, können wir jetzt?“, Strify wurde immer ungeduldiger. „Wir bleiben hier!“, erklärte Luminor. „Was?“, fragten Strify und Shin gleichzeitig, Yu und Kiro nickten sich nur zustimmend zu. Dann breitete Luminor seine Arme aus und scheuchte Strify, Kiro und Yu aus der Stube in den Flur. Er öffnete die Wohnungstür und schob sie hinaus auf den Hausflur. „Und ihr geht jetzt endlich da hin! Verstanden? Wir schauen euch im Fernsehen zu.“ Knall, da hatte er die Tür vor deren Nasen zugeschlagen. „Luminor, das kannst du nicht machen, lass uns wieder rein.“ Kiro trommelte vergeblich gegen die Tür. „Mensch Kiro, was willst du denn noch? Sei froh, dass du nicht auf die Kleine aufpassen musst. Schön, wenn Lu auch weiterhin die Obermami spielt, dann haben wir wenigstens unseren Spaß.“, meinte Strify vergnügt grinsend. Kiro seufzte. *Ich wäre lieber mit einem kleinen Baby da drin als mit dir hier draußen!*, ging es Kiro durch den Kopf. Dann holte er tief Luft, um seinen Ärger runterzuschlucken. Yu’s und sein Blick trafen sich. Beide waren genervt und sich einig, dass dieser TV-Auftritt, ausgerechnet ihr erster, eine Katastrophe würde. „Wo bleibt ihr? Beeilt euch doch mal!“, Strify stand schon ganz unten im Hauseingang während die anderen beiden noch vor der Wohnungstür standen. „Strify! Ich…“, er beendete den Satz nicht. Kiro hob die Hand und ballte die Faust, dann ließ er sie sinken. „Komm Yu, ich will es so schnell wie möglich hinter mir haben.“, sagte er wütend und ging die Treppe runter. Yu stand verdutzt da und schaute Kiro hinter her. Dann schüttelte er den Kopf, meinte: „Das kann ja heiter werden!“, und folgte Kiro schließlich hinaus auf die Straße, wo Strify wartete.
 

„Luminor du brauchst nicht hier bei mir bleiben. Ich schaffe das schon. Ich kann mich auch allein um Sky kümmern.“ „Nix da!“, erwiderte Luminor. „Du wirst heute gar nichts mehr tun, außer dort zu liegen und zu schlafen. Dein Fieber muss erst wieder runter, bevor du etwas anderes machst.“ Luminor klang gebieterisch. „Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass ich keine Zeit habe, um zu schlafen. Ich muss mich um Sky kümmern. Schließlich will ich nicht, dass ich als verantwortungsloser Bruder dastehe.“ Shin sah auf seine Schwester, die er immer noch in den Armen hielt. Er schämte sich. Luminor schüttelte den Kopf. „Du bist nicht verantwortungslos!“, pflichte Luminor Shin bei. „Oh doch! Jetzt rede mir ja nichts anderes ein. Ich habe sie eine Woche lang nicht beachtet, und dies, obwohl ich ihr Bruder bin. Ich habe dir diese Arbeit aufgehalst. Dafür bin ich dir auch sehr dankbar, aber ich halte es nicht aus, dir meine Pflichten aufzuhalsen. Du machtest die Nächte durch, um dich um Sky zu kümmern, während ich bloß geheult habe. Das ist einfach nicht richtig!“ „Shin, jetzt red nicht so einen Schwachsinn. Ich habe es gerne gemacht. Dir ging es schlecht, und das verstehe ich total. Als bei mir ein Mensch gestorben ist, den ich sehr gern hatte, habe ich mich auch so gefühlt, wollte einfach nur allein sein, meine Ruhe haben. Ich habe sogar noch länger als du gebraucht, um damit fertig zu werden, obwohl ich mir sehr sicher bin, dass du immer noch nicht darüber hinweg bist. Lass dir Zeit, dieses schreckliche Ereignis zu verarbeiten. Keiner von uns – Strify mal ausgenommen –“ , Luminor grinste. Dann wurde er wieder ernst, setzte sich zu Shin auf das Sofa und sprach weiter: „– verlangt, dass du jetzt schon wieder alles gibst, und so tust, als wäre nichts gewesen. Es braucht nun mal seine Zeit. Und die solltest du jetzt nutzen. Leg dich wieder hin und schlaf, dann bist du morgen vielleicht, wenn die Leute vom Jugendamt kommen, wieder voll auf der Höhe, oder zumindest in der Lage, einen guten Bruder zu präsentieren. Tu mir bitte den Gefallen! Es ist zu deinem Besten. Diesen einen Tag mit ihr überstehe ich auch noch. Außerdem macht es mir Spaß, mich um sie zu kümmern. Wenn sie nicht gerade schreit, ist sie ja ganz süß.“ Luminor musste lachen und dann zwang auch Shin sich zu einem scheuen Lächeln. „Ja, das ist sie. Sie ist etwas ganz besonderes.“ Stolz betrachtete Shin seine Schwester und wurde rot, es war im peinlich. „Du magst sie wirklich, das sieht man dir an.“, lächelte Luminor, er wollte die Stimmung etwas aufheitern. „Und wie, sie ist ja alles, was mir noch geblieben ist im Leben, na ja und ihr, meine Band, natürlich. Sky bedeutet mir alles.“ „Sky? Mir ist aufgefallen, dass du diesen Namen ziemlich häufig verwendest, sie nie bei ihrem richtigen Namen nennst, wieso?“ Shin war irritiert, doch dann antwortete er: „Wegen ihrer Augen! Hast du dir ihre Augen mal angesehen, sie sind viel blauer als der Himmel an einem schönen Sommertag. Einfach unbeschreiblich schön.“, schwärmte Shin Luminor vor, wurde rot und schaute verlegen auf den Boden. „Das klingt ja fast so, als wärst du in deine Schwester verliebt!“, grinste Luminor. Und da kam auch schon ein Kissen geflogen. „Du spinnst doch, wie soll ich mich denn in meine Schwester verlieben? Sie ist noch viel zu klein.“ Er sah beleidigt drein, während Luminor lachend aufstand und das Kissen zurück auf das Sofa legte. „Jedenfalls bist du in die Kleine vernarrt, hast voll den Schwesterkomplex.“ Shin legte Sheila behutsam ab und ging meckernd auf Luminor los. „Na dir werde ich’s zeigen! Von wegen Schwesterkomplex. Ist es denn verboten, seine Schwester gern zu haben? Es muss sich ja nicht jedes Geschwisterpaar immer spinnefeind sein.“ Die beiden kabbelten, und Shin lachte, genau dies wollte Luminor erreichen. „Na dir geht es ja schon wieder…“ *besser*, hätte Luminor beinah gesagt, da ging Shin zu Boden. „Shin!“ „Es geht schon, war bloß ein Schwindelanfall!“ „Bloß!? Sei froh, dass du nicht bewusstlos geworden bist. Fieber ist tückisch, wenn man sich überanstrengt, haut es einen um.“ Luminor half Shin hoch und brachte ihn wieder zum Sofa, wo er ihn sanft nach unten drückte, so dass er wieder lag. „Wenn du jetzt noch ein bisschen schläfst, bist du morgen wieder fit.“ Shin schüttelte den Kopf. „Ich will nicht schlafen! Ich kann nicht schlafen.“ Luminor wurde vor Besorgtheit langsam ärgerlich. „Shin!“, zischte er ihn böse an. „Ich bleibe ja liegen, ich will bloß nicht schlafen.“

Flashback Teil 2: Nehmt sie mir nicht weg!

Luminor schüttelte den Kopf, gab sich aber geschlagen. *So lange du liegen bleibst, von mir aus! Irgendwann musst du aber schlafen, ob du willst oder nicht!* Ohne ein weiteres Wort ging Luminor in die Küche. Shin freute sich, das Luminor es ihm, ohne weitere Widerworte, gestattete und ihn mit seiner Schwester allein ließ. Glücklich grinsend ließ er seinen Kopf ins Kissen sinken, legte sich auf die Seite und starrte seine schlafende Schwester an, die neben ihm lag. Zaghaft griff er nach ihrer kleinen Hand. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Dies gab ihm selbst auch ein Gefühl von innerer Ruhe. Sie zuckte kurz, tastete suchend nach Shin’s Finger – wachte aber nicht auf – er ließ es zu, dass sich ihre Hand ganz fest um seinen Zeigefinger schlang, dann lag sie wieder ganz ruhig da, als wäre nichts gewesen. „Ich werde immer für dich da sein, wenn du nach mir suchst, weil du mich brauchst.“ Er legte seinen anderen Arm um sie und drückte sie sachte an sich. Er hätte sie Stunden so anstarren können. Aber der Schlaf versuchte ihn zu übermannen. Er merkte, wie seine Augenlider immer schwerer wurden, dass auch er das Bedürfnis hatte, einfach die Augen zu schließen und dann zu schlafen. Aber er ließ den Schlaf nicht zu, unterdrückte das Müdigkeitsgefühl, riss seine Augen immer wieder aufs Neue mit aller Kraft auf, aus Angst, ohne Sheila in seinen Armen aufzuwachen. Klar, Luminor hatte ihm sein Versprechen gegeben, dass er niemals zu ließe, dass sie getrennt würden und er glaubte ihm auch aus vollem Herzen, aber dieses zweifelnde Gefühl ließ ihn nicht los. In seinen Gedanken spielten sich Bilder ab, wie die Leute vom Jugendamt ihm, während er schlief, Sky entrissen. „Willst du was trinken? Ich habe Tee angesetzt!“ Shin wurde aus seinen Gedanken gerissen, dafür war er sehr dankbar, die Vorstellung war furchtbar. Luminor stand in der Tür, Shin drehte sich zu ihm um, ganz vorsichtig, um Sheila nicht zu wecken. „Oh, habe ich dich geweckt? Sorry, dann schlaf weiter!“ Luminor fühlte sich schuldig Shin geweckt zu haben. Es kam ihm doch gleich spanisch vor, dass es so ruhig war. „Nein, du hast mich nicht geweckt, ich habe bloß nachgedacht. Ich kann nicht schlafen.“ *Und ich hatte schon so gehofft, dass er endlich schlief.*, ging es Luminor durch den Kopf. „Und nein, danke, kein Durst.“ „Aber du musst was trinken, umso schneller sinkt das Fieber. Schlaf und viel trinken sind bei Fieber am wirksamsten.“ „Nein, kein Bedarf.“, zischte Shin. „Allein der Gedanke daran, jemand könnte sie mir wegnehmen, wenn ich hier liege und seelenruhig schlafe, lässt mich wach bleiben.“ Luminor schüttelte mitfühlend den Kopf und beugte sich zu Shin runter. „Shin, sie werden sie dir nicht wegnehmen, keiner wird es wagen. Das ist einzig und allein das Fieber, das deiner Fantasie einen Streich spielt. Und wenn du schon nicht schlafen willst, dann trink wenigstens mir zu Liebe diesen Tee hier, damit du dich erst mal wieder beruhigen kannst. Er schmeckt nicht besonders, das gebe ich zu, aber er hilft. Viel trinken ist bei Fieber sehr wichtig, damit du Kraft tanken kannst. Bitte!“ Shin löste vorsichtig den Griff seiner Schwester um seinen Zeigefinger, richtete sich auf und nahm die Tasse widerwillig entgegen. Luminor griff zu einer weiteren Tasse. „Was ist das für ein Tee?“, fragte Shin skeptisch. „Ein Kräuter-Erkältungstee. Ich weiß, du bist nicht erkältet, aber er hilft nun mal gegen Fieber (und gleichzeitig sorgt er dafür, dass du endlich den Schlaf bekommst, den du brauchst)“ „Ich hasse Tee!“, erwiderte Shin. „Ich versteh gar nicht, wie die in England, oder gar Japan, dieses Zeug trinken können und sogar richtige Zeremonien abhalten.“ „Keine Ahnung, jetzt trink schon, solange er noch warm ist. – Hier, ich trinke auch eine Tasse.“ Er präsentierte Shin die 2. Teetasse, welche dieser bis jetzt noch nicht wahrgenommen hatte. Bevor Luminor zum Trinken ansetzte, hielt er inne und meinte: „Du musst alles austrinken, ok? Sonst hilft es nicht. Wehe du spuckst es aus, dann hole ich gleich noch eine Tasse voll!“ „Ja ja!“, Shin war sichtlich genervt, wollte wieder mit Sheila allein sein. „Ist ja gut, ich trink ja schon! Nerv nicht!“ „Geht doch!“ Luminor grinste triumphierend. Shin setzte an und trank alles mit einem mal aus. Luminor beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und grinste, wobei er ganz vergaß, dass er selbst auch trank und sich fast verschluckte. „So, jetzt zufrieden? Da - alles ausgetrunken!“ Wie ein kleines Kind, das einen Fund zeigen wollte, hielt Shin Luminor die leere Tasse hin. Plötzlich rutschte sie ihm aus der Hand und fiel auf den Fußboden – ging aber nicht kaputt. Entsetzt sah Shin seine Hand an, „Was ist mit mir los, mir ist schwindelig.“, dann überfiel ihn erneut ein Schwindelgefühl, er fasste sich an den Kopf und schloss seine Augen, um diesen Schwindel zu unterdrücken, es half nichts. Er öffnete die Augen wieder. In seinen Augen spiegelte sich Wut wider. „Was hast du mir da gegeben? Das war kein Erkältungstee, sondern ein Schlafmittel, richtig? Ich will nicht schlafen!“ Shin verlor die Kraft aufrecht sitzen zu können, sank zurück ins Kissen. *Es tut mir Leid, Shin, ich musste es tun. Dass du weiterhin die Nächte durch machst, kann ich nicht zulassen, du würdest dich zu Grunde richten. Glaub mir, es ist zu deinem Besten.* Luminor reagierte nicht auf Shin’s Geschwafel, welches er gedankenverloren von sich gab. „Schlaf jetzt, dann geht es dir besser.“ „Nein… du… kannst mich nicht…“ „Zwingen? Oh doch, wenn’s zu deinem Besten ist schon.“ Luminor nahm Sheila in seine Arme und wandte sich zum Gehen. Kurz war Shin noch mal hell wach, richtete sich auf. „Lass sie hier!“, knurrte er angriffslustig, wäre am liebsten aufgesprungen, verlor dann aber erneut die Kraft, aufrecht sitzen zu können und lehnte sich an die Lehne des Sofas. Er war kurz davor einzuschlafen. Luminor seufzte. *Mann ist Shin stur, wenn es um seine Schwester geht. Er kämpft ja regelrecht gegen das Schlafmittel an, bloß bringt es nichts. Ich bin doch bloß seiner Gesundheit zur Liebe so weit gegangen und habe zum Schlafmittel gegriffen. Wollte er es nicht verstehen?* Dann ging er ein letztes Mal auf Shin ein, hoffte, dass das Mittel nun endlich wirken würde, damit er seine Ruhe fand. „Kann ich nicht, ich muss noch einkaufen gehen und kann sie nicht allein hier lassen.“ „Wieso allein? Ich bin doch hier und kann es machen, mich um sie kümmern, bin schließlich ihr Bruder!“, protestierte Shin, immer noch sehr aufgeweckt, aber es zerrte an seinen Kräften, die durch das Schlafmittel gelähmt wurden. Er krallte sich regelrecht an die Lehne des Sofas, um seine aufrechte Sitzposition beizubehalten, rutschte aber ab. „Du brauchst Ruhe und wenn sie wach würde, würdest du es nicht merken.“ „Doch! Muss ich ja sogar. Dies gehört zu meinen Aufgaben als großer Bruder, ihre Bedürfnisse vor die meinen zu stellen. Und deshalb kann ich jetzt nicht einfach schlafen. Sie braucht mich.“ „Nein, glaub mir! (Das Schlafmittel ist zu stark!) Du wirst schlafen ob du willst oder nicht. Durch das Schlafmittel, wie du selbst schon festgestellt hast, wirst du endlich mal die Ruhe haben, die du brauchst.“ Luminor drehte sich noch mal um, legte Sheila auf dem Sofa ab und drückte Shin wieder aufs Sofa. „Du hilfst ihr jetzt am meisten, wenn du dich mal richtig ausschläfst. Versteh dies doch endlich!“ Luminor war besorgt, total verzweifelt und gleichzeitig erstaunt, wie sehr Shin die Müdigkeit unterdrückte. Doch er wurde schon ruhiger. Shin sah Sheila neben sich liegen und drückte sie sofort wieder an sich und schlief schließlich endlich ein. „Sky! Bleib bei mir!“, waren seine letzten Worte gewesen, bevor er endgültig die Augen schloss, das Schlafmittel seine Wirkung zeigte. „Ach Shin, du bist schlimm. Ich muss sie dir jetzt trotzdem entführen!“ Luminor befreite Sheila aus Shin’s Umklammerung. „Nein, nicht! Lasst sie mir bitte! Sky!“ Shin schlief tief und fest, kein Zweifel. Aber was gerade geschah, schien sich auf seine Träume auszuwirken. Armer Shin, fand er nicht mal in seinen Träumen Ruhe? Luminor nahm Sheila in seine Arme und setzte sich noch mal kurz neben Shin aufs Sofa. Dann strich er ihm eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihm mütterlich einen Kuss auf die Stirn. Dann hauchte er ihm noch ein: „Alles wird wieder gut! Glaub mir! Keine Sorge, schlaf dich jetzt erst mal aus und wenn du aufwachst, wird sie wieder wohlbehütet in deinen Armen liegen, das verspreche ich dir!“, ins Ohr und verließ dann die Stube.

Flashback Teil 3: Schlaf, Shin, schlaf endlich!

Luminor schüttelte den Kopf, gab sich aber geschlagen. *So lange du liegen bleibst, von mir aus! Irgendwann musst du aber schlafen, ob du willst oder nicht!* Ohne ein weiteres Wort ging Luminor in die Küche. Shin freute sich, das Luminor es ihm, ohne weitere Widerworte, gestattete und ihn mit seiner Schwester allein ließ. Glücklich grinsend ließ er seinen Kopf ins Kissen sinken, legte sich auf die Seite und starrte seine schlafende Schwester an, die neben ihm lag. Zaghaft griff er nach ihrer kleinen Hand. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Dies gab ihm selbst auch ein Gefühl von innerer Ruhe. Sie zuckte kurz, tastete suchend nach Shins Finger – wachte aber nicht auf – er ließ es zu, dass sich ihre Hand ganz fest um seinen Zeigefinger schlang, dann lag sie wieder ganz ruhig da, als wäre nichts gewesen. „Ich werde immer für dich da sein, wenn du nach mir suchst, weil du mich brauchst.“ Er legte seinen anderen Arm um sie und drückte sie sachte an sich. Er hätte sie Stunden so anstarren können. Aber der Schlaf versuchte ihn zu übermannen. Er merkte, wie seine Augen immer schwerer wurden, dass auch er das Bedürfnis hatte, einfach die Augen zu schließen und dann zu schlafen. Aber er ließ den Schlaf nicht zu, unterdrückte das Müdigkeitsgefühl, riss seine Augen immer wieder aufs Neue mit aller Kraft auf, aus Angst, ohne Sheila in seinen Armen aufzuwachen. Klar, Luminor hatte ihm sein Versprechen gegeben, dass er niemals zu ließe, dass sie getrennt würden und er glaubte ihm auch aus vollem Herzen, aber dieses zweifelnde Gefühl ließ ihn nicht los. In seinen Gedanken spielten sich Bilder ab, wie die Leute vom Jugendamt ihm, während er schlief, Sky entrissen. „Willst du was trinken? Ich habe Tee angesetzt!“ Shin wurde aus seinen Gedanken gerissen, dafür war er sehr dankbar, die Vorstellung war furchtbar. Luminor stand in der Tür, Shin drehte sich zu ihm um, ganz vorsichtig, um Sheila nicht zu wecken. „Oh habe ich dich geweckt? Sorry, dann schlaf weiter!“ Luminor fühlte sich schuldig Shin geweckt zu haben. Es kam ihm doch gleich spanisch vor, dass es so ruhig war. „Nein, du hast mich nicht geweckt, ich habe bloß nachgedacht. Ich kann nicht schlafen.“ *Und ich hatte schon so gehofft, dass er endlich schlief.*, ging es Luminor durch den Kopf. „Und nein, danke, kein Durst.“ „Aber du musst was trinken, umso schneller sinkt das Fieber. Schlaf und viel trinken sind bei Fieber am wirksamsten.“ „Nein, kein Bedarf.“, zischte Shin. „Allein der Gedanke daran, jemand könnte sie mir wegnehmen, wenn ich hier liege und seelenruhig schlafe, lässt mich wach bleiben.“ Luminor schüttelte mitfühlend den Kopf und beugte sich zu Shin runter. „Shin, sie werden sie dir nicht wegnehmen, keiner wird es wagen. Das ist einzig und allein das Fieber, das deiner Fantasie einen Streich spielt. Und wenn du schon nicht schlafen willst, dann trink wenigstens mir zu Liebe diesen Tee hier, damit du dich erst mal wieder beruhigen kannst. Er schmeckt nicht besonders, das gebe ich zu, aber er hilft. Viel trinken ist bei Fieber sehr wichtig, damit du Kraft tanken kannst. Bitte!“ Shin löste vorsichtig den Griff seiner Schwester um seinen Zeigefinger, richtete sich auf und nahm die Tasse widerwillig entgegen. Luminor griff zu einer weiteren Tasse. „Was ist das für ein Tee?“, fragte Shin skeptisch. „Ein Kräuter-Erkältungstee. Ich weiß, du bist nicht erkältet, aber er hilft nun mal gegen Fieber (und gleichzeitig sorgt er dafür, dass du endlich den Schlaf bekommst, den du brauchst)“ „Ich hasse Tee!“, erwiderte Shin. „Ich versteh gar nicht, wie die in England, oder gar Japan, dieses Zeug trinken können und sogar richtige Zeremonien abhalten.“ „Keine Ahnung, jetzt trink schon, solange er noch warm ist. – Hier, ich trinke auch eine Tasse.“ Er präsentierte Shin die 2. Teetasse, welche dieser bis jetzt noch nicht wahrgenommen hatte. Bevor Luminor zum Trinken ansetzte, hielt er inne und meinte: „Du musst alles austrinken, ok? Sonst hilft es nicht. Wehe du spuckst es aus, dann hole ich gleich noch eine Tasse voll!“ „Ja ja!“, Shin war sichtlich genervt, wollte wieder mit Sheila allein sein. „Ist ja gut, ich trink ja schon! Nerv nicht!“ „Geht doch!“ Luminor grinste triumphierend. Shin setzte an und trank alles mit einem Mal aus. Luminor beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und grinste, wobei er ganz vergaß, dass er selbst auch trank und sich fast verschluckte. „So, jetzt zufrieden? Da - alles ausgetrunken!“ Wie ein kleines Kind, das einen Fund zeigen wollte, hielt Shin Luminor die leere Tasse hin. Plötzlich rutschte sie ihm aus der Hand und fiel auf den Fußboden – ging aber nicht kaputt. Entsetzt sah Shin seine Hand an, „Was ist mit mir los, mir ist schwindelig.“, dann überfiel ihn erneut ein Schwindelgefühl, er fasste sich an den Kopf und schloss seine Augen, um diesen Schwindel zu unterdrücken, es half nichts. Er öffnete die Augen wieder. In seinen Augen spiegelte sich Wut wider. „Was hast du mir da gegeben? Das war kein Erkältungstee, sondern ein Schlafmittel, richtig? Ich will nicht schlafen!“ Shin verlor die Kraft aufrecht sitzen zu können, sank zurück ins Kissen. *Es tut mir Leid, Shin, ich musste es tun. Dass du weiterhin die Nächte durch machst, kann ich nicht zulassen, du würdest dich zu Grunde richten. Glaub mir, es ist zu deinem Besten.* Luminor reagierte nicht auf Shins Geschwafel, welches er gedankenverloren von sich gab. „Schlaf jetzt, dann geht es dir besser.“ „Nein… du… kannst mich nicht…“ „Zwingen? Oh doch, wenn’s zu deinem Besten ist schon.“ Luminor nahm Sheila in seine Arme und wandte sich zum gehen. Kurz war Shin noch mal hell wach, richtete sich auf. „Lass sie hier!“, knurrte er angriffslustig, wäre am liebsten aufgesprungen, verlor dann aber erneut die Kraft, aufrecht sitzen zu können und lehnte sich an die Lehne des Sofas. Er war kurz davor einzuschlafen. Luminor seufzte. *Man ist Shin stur, wenn es um seine Schwester geht. Er kämpft ja regelrecht gegen das Schlafmittel an, bloß bringt es nichts. Ich bin doch bloß seiner Gesundheit zur Liebe so weit gegangen und habe zum Schlafmittel gegriffen. Wollte er es nicht verstehen?* Dann ging er ein letztes Mal auf Shin ein, hoffte, dass das Mittel nun endlich wirken würde, damit er seine Ruhe fand. „Kann ich nicht, ich muss noch einkaufen gehen und kann sie nicht allein hier lassen.“ „Wieso allein? Ich bin doch hier und kann es machen, mich um sie kümmern, bin schließlich ihr Bruder!“, protestierte Shin, immer noch sehr aufgeweckt, aber es zerrte an seinen Kräften, die durch das Schlafmittel gelähmt wurden. Er krallte sich regelrecht an die Lehne des Sofas, um seine aufrechte Sitzposition beizubehalten, rutschte aber ab. „Du brauchst Ruhe und wenn sie wach würde, würdest du es nicht merken.“ „Doch! Muss ich ja sogar. Dies gehört zu meinen Aufgaben als großer Bruder, ihre Bedürfnisse vor die meinen zu stellen. Und deshalb kann ich jetzt nicht einfach schlafen. Sie braucht mich.“ „Nein, glaub mir! (Das Schlafmittel ist zu stark!) Du wirst schlafen ob du willst oder nicht. Durch das Schlafmittel, wie du selbst schon festgestellt hast, wirst du endlich mal die Ruhe haben die du brauchst.“ Luminor drehte sich noch mal um, legte Sheila auf dem Sofa ab und drückte Shin wieder aufs Sofa. „Du hilfst ihr jetzt am meisten, wenn du dich mal richtig ausschläfst. Versteh dies doch endlich!“ Luminor war besorgt, total verzweifelt und gleichzeitig erstaunt, wie sehr Shin die Müdigkeit unterdrückte. Doch er wurde schon ruhiger. Shin sah Sheila neben sich liegen und drückte sie sofort wieder an sich und schlief schließlich endlich ein. „Sky! Bleib bei mir!“, waren seine letzten Worte gewesen, bevor er endgültig die Augen schloss, das Schlafmittel seine Wirkung zeigte. „Ach Shin, du bist schlimm. Ich muss sie dir jetzt trotzdem entführen!“ Luminor befreite Sheila aus Shins Umklammerung. „Nein, nicht! Lasst sie mir bitte! Sky!“ Shin schlief tief und fest, kein Zweifel. Aber was gerade geschah, schien sich auf seine Träume auszuwirken. Armer Shin, fand er nicht mal in seinen Träumen Ruhe? Luminor nahm Sheila in seine Arme und setzte sich noch mal kurz neben Shin aufs Sofa. Dann strich er ihm eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihm mütterlich einen Kuss auf die Stirn. Dann hauchte er ihm noch ein: „Alles wird wieder gut! Glaub mir! Keine Sorge, schlaf dich jetzt erst mal aus und wenn du aufwachst, wird sie wieder wohlbehütet in deinen Armen liegen, das verspreche ich dir!“, ins Ohr und verließ dann die Stube.

Flashback Teil 4: Der TV-Auftritt

„Man war es mit Shin anstrengend! Der ist ja schwieriger als du!“ Luminor grinste in den Kinderwagen. Sheila war in zwischen wach und starrte im Kinderwagen umher. Sie grinste ihm entgegen. „Du bist voll süß, ich verstehe gar nicht, was Strify gegen dich hat!? Na ja, ich bringe ihn schon noch dazu, dich zu mögen!“, sagte er in den Kinderwagen hinein und dabei wurde ihm klar, dass er sich eigentlich den Auftritt seiner Kollegen im Fernsehen anschauen wollte. „Ach, es gibt ja noch die Wiederholung, stimmt’s?“ wieder grinste er, strich ihr mit dem Finger übers Gesicht. Die Kleine schien ihn glücklich zu machen. Er konnte noch so niedergeschlagen sein, sobald er sie sah, war alles vergessen und er musste lächeln. Bei ihr war sämtlicher Schmerz, den er fühlte, bedeutungslos, mit ihr fühlte er sich seit langem, ja sogar seit Jahren, wieder wohl und glücklich, als hätte sein Leben eine Wendung genommen und ihm wäre es gestattet, noch mal von vorne zu beginnen. „Na dann wollen wir mal losgehen, oder Sky?“ Bei diesen Worten fiel ihm wieder ein, was Shin gesagt hatte. Er beugte sich noch tiefer in den Wagen und begann, ihre Augen zu betrachten. *Ihre Augen… sie sind viel blauer als der Himmel an einem schönen Sommertag. Einfach unbeschreiblich schön.* „Ja, ich muss deinem Bruder Recht geben, deine Augen sind wunderschön. Und der Name ist auch wunderschön, er passt zu dir.“ Als ob sie verstanden hätte, was er zu ihr sagte, es als Kompliment auffassen würde, lächelte sie ihn an. „Ich glaube, ich werde dich jetzt auch immer bei diesem Namen nennen, Sky!“ Sie lächelte erneut. „Der Name gefällt dir wohl!“ Er strich ihr über die Wange und gleich darauf umfasste sie seinen kleinen Finger, wie zu einem Fingerschwur, und er musste lachen. „Okay, dann ist es abgemacht.“ Aber er schaute auch besorgt, weil Kiro Recht hatte, und sie ebenfalls Fieber hatte, wie Shin. „Dann wollen wir uns mal beeilen, damit du nicht noch kränker wirst und schnell wieder ins Bett kommst, mmh?!“ Er prüfte noch mal, ob sie richtig zugedeckt war, setzte sich selbst auch Sonnenbrille auf und legte noch ein schwarzes Seidentuch um, um nicht erkannt zu werden, dann ging er hinaus.
 

Währendessen war im Studio schon alles für die Aufnahmen bereit und die Moderatorin Gülcan Kamps war kurz davor, Cinema Bizarre anzukündigen. „So, und jetzt kommen wahrscheinlich die Newcomer des Jahres. Ihr alle habt sie schon sehnsüchtig erwartet und jetzt ist es soweit. Sie sind endlich hier – live – hier bei Viva-Live – zum ersten Mal im Fernsehen!“ Sie heizte die Stimmung ganz schön an. Alle klatschten aufgeregt und stampften mit den Füßen. „Ja gleich kommen sie. Sie sehen aus wie Mangafiguren und stehen auf Japan und den japanischen äh… wischuel kai.“ Sie sprach es so schnell, dass sie es falsch aussprach. Strify, Kiro und Yu hinter der Bühne mussten lachen. Aber nur Strify lachte wirklich aus vollem Herzen, den anderen beiden war nicht wirklich zum Lachen zu Mute, sie hatten ganz andere Dinge im Kopf und hörten deshalb auch schnell wieder zu lachen auf. Auch alle im Saal lachten und Gülcan lachte mit, um zu vertuschen, wie peinlich es ihr war. „Oh ich glaube dies war falsch.“ Verlegen sah sie sich im Saal um. Dann starrte sie noch mal auf ihre Karte. „Ähm Visu… Wie spricht man das Wort aus?“, fragte sie lächelnd ins Publikum. Das Publikum feierte vor lachen. Auch Strify bekam sich kaum noch ein, bloß Kiro und Yu hatten keinen Bock mehr. Sie sahen bloß betrübt drein. „Was schaut ihr denn so miesepetrig? Wollt ihr mit diesen Gesichtern auf die Bühne?“, fragte Strify beleidigt und versuchte die anderen aufzumuntern. „Los lacht mal!“ „Es ist falsch.“, entgegnete Kiro. „Ich weiß, dass sie es falsch ausspricht, deshalb sollt ihr ja lachen.“ Yu schüttelte den Kopf. „Kiro meint nicht das Wort. Es ist falsch, was wir hier machen. Wir sollten nicht hier sein, nicht ohne Shin und Luminor, sie gehören zu uns. Wir sind ihnen gegenüber nicht fair, und das weißt du auch!“, sagte Yu zu Strify mit einem eindringlichen Blick. Strify aber winkte ab. „Ach quatsch, Luminor hat selbst gesagt, dass wir gehen sollen. Es ist besser für Shin, wenn wir ihm zu Hause nicht alle auf die Pelle rücken. Er war total fertig, hier würde er zusammen brechen, glaube ich, diesen Druck hält er nicht aus.“ Yu und Kiro waren überrascht über Strifys Worte. Sie sahen erst sich und dann ihn ungläubig an. „Was glotzt ihr denn so? Ich weiß, dass ich mich nicht gerade brüderlich verhalten habe, das gebe ich zu. Es tut mir sogar sehr leid, ehrlich!“ Kiro wollte dies nicht so leicht hinnehmen. „Ach ja? Dies glaube ich dir nicht. Du hast bloß rumgemeckert, keinen Finger gerührt, um dich um Sheila zu kümmern. Außerdem wolltest du, dass Shin sie zur Adoption freigibt, hast du sie noch alle? Sie ist alles, was ihm von seiner Familie geblieben ist. Seine Familie gibt man nicht weg, oder verkauft sie.“ Strify rollte die Augen. *Muss der gleich so übertreiben, ich war noch gar nicht fertig.* „Es tut mir ja auch leid.“ Kiro lief wütend auf und ab und fuchtelte mit den Armen. „Sag dies nicht mir, sondern Shin. Ihm hast du mit deiner Ansprache heute früh wehgetan, nicht mir.“ „Man, denkst du ich weiß nicht, dass ich der letzte Volltrottel war? Es ist bloß so, dass ich eifersüchtig auf die Kleine war, dass sie euch mehr wert und wichtiger ist als die Band, wichtiger als ich.“ Verlegen senkte Strify den Blick. Kiro raufte sich die Haare, Yu stand bloß untätig da, wusste nicht, was er machen sollte. „Wie kann man nur so egoistisch sein!? Hä?“ Kiro stand jetzt direkt vor Strify und erzwang seinen Blick, packte Strify am Kinn, so dass dieser in Kiro’s Augen schauen musste, ob er wollte oder nicht. „Du warst eifersüchtig auf Sheila? Wie kann man so bescheuert sein? Klar, sie wird einen Großteil unserer Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, aber deshalb wird die Band nicht darunter leiden.“ Kiro rieb sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. „Kiro, hast du Kopfschmerzen?“ Yu war besorgt. „Nein, aber ich wünschte, ich hätte, dann könnte ich nämlich nach Hause fahren und mich ins Bett hauen, weit weg von so einem kleinen eifersüchtigen Egoisten.“ Kiro holte Luft, versuchte sich wieder zu beruhigen. *Ganz ruhig! Ich rege mich nicht über so einen kleinen Blödmann auf.* Er holte noch mal tief Luft und sah dann auf, mied es aber, auf Strify zu schauen. Sie stellten sich wieder so auf, wie sie normalerweise die Bühne betreten würden.

„Ach ist mir jetzt auch egal, wie es heißt, unsere Gäste werden es uns eh gleich erklären. Also begrüßt mit mir CINEMA BIZARRE!“ Die drei konnten lautes Schreien und Kreischen vernehmen, sowie Klatschen und Trampeln. Strify drehte sich noch mal zu Kiro um. „Kiro, wenn es dich beruhigt, dann lass dir gesagt sein, dass ich Sheila eigentlich doch ganz niedlich finde und ich nichts direkt gegen *sie* habe.“ Kiro schaute erst verdattert doch dann stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht.

„So und jetzt kommen Strify…“ „Ich glaube es nicht, du magst sie aber verlangst, dass sie zur Adoption freigegeben wird?“ Kiro lief an Strifys Stelle auf die Bühne. Er war sichtlich verärgert. Die Fans und Gülcan schauten bloß blöd, waren irritiert. „Was ist denn jetzt? Das ist doch gar nicht Strify!“ „Haben die uns reingelegt, was ihre Namen betrifft?“ „Bin ich im falschen Film?“ „Warum ist der so aufgebracht?“, ging es durch die Zuschauerreihen. Kiro schien es aber egal zu sein. Gülcan fand ihren Faden wieder und quasselte weiter, als wäre nichts gewesen. „ Ähm ja, … Kiro!“ Sie weiß auf den Ausgang aus dem Strify auf die Bühne lief. „Mensch Kiro, was ist denn los? Ich habe doch bloß gesagt, dass ich sie nicht hasse, auch wenn es am Anfang so rüber kam. Und so ernst mit der Adoption habe ich es auch nicht gemeint.“ Wieder starrten alle bloß blöd und sahen zu, wie Strify und Kiro streitend, wie ein Ehepaar, um die Sofas kreisten. Beide waren wütend. „Ähm, ja…“ Gülcan sah sehr verlegen drein. Dann versuchte sie die Show weiter zu moderieren. „Tja dies macht sogar mich sprachlos? Kann mir mal einer sagen, was hier los ist? Am besten, ich rufe erst mal den Rest auf die Bühne. Also wir heißen noch willkommen: Yu, Shin und Luminor.“ Yu trat ein, nach ihm keiner mehr, klar. Mit Entsetzten sah er, wie seine Bandkollegen sich verhielten. „Ach, du hast es nicht so gemeint? Für mich klang es heute früh sehr überzeugend.“ Kiro rastete völlig aus, warf da ein Kissen in die nächste Ecke, riss da an der Dekoration und warf sie durch die Gegend. Alles was ihm zwischen die Finger kam und nicht niet und nagelfest war, flog durch die Gegend. „Kein Grund gleich auszurasten?“ „Meine Herren, Sie bringen ja alle in Gefahr. Ich muss Sie bitten, sich zu beruhigen oder das Studio zu verlassen, bevor noch jemand ernsthaft zu Schaden kommt! Noch tue ich es friedlich.“, ermahnte ein Sicherheitsbeauftragter. Kiro strich sich cool die Haare aus dem Gesicht und sagte: „Nichts lieber als das. Solange ich nicht länger mit diesem Blödmann hier in einem Raum sitzen oder stehen muss!“ Er wandte sich zum gehen. Yu sah Kiro hinterher, wie alle anderen auch. „Kiro!“ *Mach jetzt keinen Scheiß Strify, bitte!*, schoss es Yu blitzschnell durch den Kopf. Er ging dazwischen. „Jungs! Bitte! Was soll denn dieser Mist? Könnt ihr diesen Streit nicht zu Hause klären. Warum ausgerechnet heute – jetzt – hier – am Tag unseres ersten TV-Auftritts – vor laufender Kamera.“ Kiro hielt kurz inne. „Die Kamera läuft schon? - Umso besser! Unsere Fans wollten doch wissen, wie wir so sind! Tja dazu kann ich viel sagen.“ „Kiro, was soll das jetzt?“ Yu sah Kiro verblüfft an. So hatte er Kiro noch nie erlebt. „Kiro ist verrückt geworden!“, stellte Strify beiläufig fest. „Strify ich könnte dich…“ Kiro griff nach einer Vase auf dem Fernseher und warf sie nach Strify. Dieser duckte sich reflexartig und die Vase wäre beinah auf Gülcan zugeflogen, wenn Yu sie nicht runter gezogen hätte. „Spinnst du jetzt völlig? Denk an die anderen Leute hier. Beruhige dich wieder! Bitte! Ich weiß, das ich Fehler gemacht habe.“ „Ich habe dir schon gesagt, sag dies Shin und nicht mir.“ Kiro war völlig auf Extase. Er sah rot und warf mit einem Fußtritt gleich noch den kleinen, runden Tisch in der Mitte des Studios um. Dann wandte er sich an die Fans. „Ich muss euch nämlich sagen, dass Strify total Kinderfeindlich ist.“ Er grinste schelmisch. „Was? Nimm dass auf der Stelle zurück!“ Gülcan lag neben Yu benommen am Boden. „Hier fliegen ja die Fetzen! Da muss man ja in Deckung gehen. Was ist denn hier los? Mein schönes Studio. Na gut, nicht meins, aber halt, das *schöne Studio*!“, brabbelte sie wie ein Wasserfall. *Also wenn sie noch quasseln kann, scheint ihr nichts passiert zu sein.*, dachte Yu und musste lachen. „Ähm ja, wie soll ich dies erklären?!“ Yu schämte sich für die beiden, ihr Benehmen war ihm peinlich. Aber Kiro bekam gar nichts mehr mit. Schließlich lagen er und Strify auf dem Boden und kugelten streitend und schreiend hin und her. Yu konnte nur den Kopf schütteln. *Die benehmen sich wie Kleinkinder!* Noch bevor die Leute von der Security eingreifen konnten, ging Yu dazwischen und trennte die beiden von einander. „Jungs, jetzt reißt euch zusammen! Auf der Stelle!“ „Halt dich da raus!“, knallten ihm beide an den Kopf. *Ach, da seid ihr euch einig? Super, dafür gibt’s jetzt Beifall!* Jeder von ihnen bekam von Yu eine ins Gesicht geklatscht. „Auseinander! Jetzt ist aber gut! Es reicht! Ihr seid total kindisch!“ Strify rieb sich seine Wange und sah verlegen auf den Boden. Kiro musste erst mal realisieren, was überhaupt passiert war. Er hatte einen Blackout. Mit Entsetzen sah er sich das Studio an. Dort lagen Scherben, da Kissen, die Dekoration war zu Nichte gemacht worden, der Tisch lag im Weg rum. Alle Fans sahen entsetzt zur Bühne, sahen ihn mit großen Augen an. *Was hab ich getan?* „Strify, Kiro so geht es nicht weiter. Wenn wir schon nicht vollständig sind, sollten wir uns wenigstens gut benehmen, schon im Interesse von Shin und Luminor. Weil sie da automatisch mit rein gezogen werden, auch wenn sie nicht hier sind!“ Yu sah Strify streng an. „Strify!“ Strify reagierte nicht. „Strify!“, jetzt schrie Yu auch. Ganz verängstig sah Strify Yu an. „Ja, Yu es tut mir leid. Ich werde mich ja entschuldigen! Aber nur, wenn er es auch tut!“ Strify klang wie ein Kleinkind und zeigte auf Kiro. „Das sowieso! – Kir…“ Kiro war kreidebleich im Gesicht. Er war geschockt, was er angerichtet hatte. „Kiro!“ Er sackte kraftlos in Yu's Arme. „Kiro, was ist los, rede mit mir!“ Kiro sagte kein Wort. Ihm fehlten die Worte. Yu legte einen Arm von Kiro um seinen Hals und stützte ihn dann. Er brachte ihn hinter die Bühne und ließ ihn sich erst mal hinsetzten. Er holte ein Glas Wasser und flößte es ihm vorsichtig ein. Nachdem Kiro den Becher geleert hatte brachte Yu den Becher wieder weg. Als er zurückkam, kam Kiro auf wackligen Beinen zu ihm, er war gar nicht mehr ganz anwesend. Er handelte nur noch aus Gefühl. „Kiro! Setzt dich wieder hin! Nicht das du noch fällst!“ Blitzschnell stand Yu bei Kiro. Dieser lehnte sich schwach an Yu und sagte in leisem Ton: „Bring mich einfach nur nach Hause. Bitte! Strify macht mich fertig, ich kann ihn nicht mehr sehen!“ Yu legte schützend seine Arme um Kiro, doch dieser rutschte aus Yu's Armen und Yu ging in die Knie um in noch mal aufzufangen. Dann nickte er. „Okay, sofort!“ „Danke, ich kann nicht mehr!“ Kiro schloss die Augen, hatte das Bewusstsein verloren. Yu nahm Kiro in seine Arme. Dann ging er ins Studio. „Es tut mir so leid, was hier passiert ist. Wir bringen dies wieder in Ordnung. Aber ein andermal, wir müssen dringend nach Hause. Strify, komm jetzt.“ „Warum trägst du Kiro in deinen Armen, kann der nicht selber laufen? Erst ausflippen und dann aber getragen werden wollen! Na toll!“, empörte sich Strify. „Zum rumwüten hatte er Kraft, aber kann nicht mal laufen, oder wie?“ Yu biss sich vor Wut auf die Lippe, schluckte sie hinunter. *Merkt der gar nicht, dass Kiro bewusstlos ist?* Nein, Strify hatte es nicht gemerkt und wandte sich wieder Gülcan zu. „Strify, hör auf zu flirten, das kannst du ein andermal tun. Komm jetzt, Kiro ist bewusstlos, wir bringen ihn jetzt heim. Kapiert?“ „Bewusstlos?“ Alle sahen auf Yu. Er sagte nichts weiter, drehte sich um und trug ihn hinaus. „Och menno!“, stöhnte Strify und folgte ihm.

Flashback Teil 5: Wie kommen wir nun heim?

Draußen auf dem Parkplatz holte Yu erstmal tief Luft und realisierte, was sich eben im Studio zugetragen hatte. Er sah den bewusstlosen Kiro an. „Kiro, was war denn heute mit dir los, sag mal?“ Er war sauer, aber als er Kiro so ansah, konnte er gar nicht mehr sauer sein. Kiro tat ihm leid. Dieser war mehr als fertig, total fertig. Strify trudelte hinter Yu her zu Kiros Auto. Er sah Yu an, der den bewusstlosen Kiro immer noch in seinen Armen hielt. Er hatte wenig Verständnis für Kiro. Er regte sich über Kiros Worte, über ihn auf. „Der Kerl war ja mal oberpeinlich! Hallo? Ich und Kinderfeindlich?“ „Strify halt die Klappe, du warst genauso peinlich. Da nehmt ihr beide euch nicht viel.“ „Ach, du musst es ja wissen! Dir hat es doch gefallen, mit Gülcan auf dem Boden zu liegen. Ich habe dich lachen sehen.“ Yu ging Strifys Gerede auf den Geist. „Strify halt die Klappe. Ich habe gelacht, aber eher weil ich peinlich berührt war, du Trottel. Gülcan ist nicht mein Typ.“ „Aha, wie ist dein Typ denn dann so?“ Yu wurde wütend, verbarg seine Wut aber so gut er konnte, in dem er versuchte, es höflich auszusprechen. „Strify, bitte, halte deinen Mund. Nur für 5 Minuten. Bitte!“ Strify blieb stehen und sah verwirrt drein. „Aber…“ „Strify!“ Yu hatte einen ernsten Unterton in seiner Stimme. „Ist ja gut! Ich halte die Klappe.“ Erleichtert atmete Yu aus. „Darf ich wenigstens pfeifen?“ Yu's Augenbraue zuckte vor Wut. *Der kann echt nicht die Klappe halten! Schade dass Gülcan schon verheiratet ist, die beiden wären das perfekte Paar. Die könnten dann zusammen den ganzen Tag Gülle reden. Man, hat der irgendwo einen Ausschaltknopf?* „Nein!“ „Dann summen?“ „Auch nicht!“ *Jetzt bräuchte ich ein extra dickes Klebeband. Mann, immer das, was man braucht, hat man nicht.* Schließlich standen sie vor dem Auto. Strify schaute auf seine Armbanduhr und sagte dann: „Na toll, und jetzt?“ „Habe ich nicht gesagt, du sollst still sein? Nur…“ „5 Minuten? Die sind um!“ Strify lachte und Yu dachte sich: *Das geht doch gar nicht, sind die 5 Minuten echt schon um? Muss die Zeit so schnell vergehen? Ich habe gerade begonnen, die Stille zu genießen.* „Kannst selbst nachschauen.“ Strify hielt Yu seine Uhr hin. „Ach lass mich!“ „Tja und den hier“, Strify meinte Kiro, „müssen wir schnell wieder wach bekommen.“ „Was, spinnst du? Kiro ist völlig fertig.“ „Dann hätte er nicht so ausrasten sollen!“ „Wutausbrüche kann man nicht kontrollieren! Du weißt, dass er genauso geschockt über den Tod von Shin’s Eltern war wie dieser selbst. Er hat genau wie Shin die ganze Woche gelitten und versucht, es zu verarbeiten. Seine Gefühle sind, durch deine Worte, mit ihm durchgegangen. Er sollte sich jetzt ausruhen.“ Strify ging auf Yu zu und wollte Kiro wecken. Yu drehte sich weg. „Lass ihn in Ruhe! Er sollte jetzt erst mal ausschlafen!“ Strify rollte die Augen. „Man ey! Ein Gefühlsausbruch hat noch niemanden umgebracht. Er kann sich zu Hause von mir aus ausruhen. Los, weck ihn auf!“ Strify war richtig aufmüpfig. „Nein. Wir können ihn ruhig auch die ganze Zeit schlafen lassen, bis wir zu Hause sind.“ Strify musste lachen. „Toll! Und wie sollen wir heim kommen, Schlaumeier? Unser Chauffeur liegt dort – bewusstlos - in deinen Armen und ich kann nicht Auto fahren. Und du auch nicht! Oder hast du heimlich den Führerschein gemacht?“ „Nein! Aber…“ „Siehst du? Mach ihn wach!“ Strify sah Yu eindringlich an. „Nein, er wird kaum in der Verfassung sein, das Auto zu führen. Willst am nächsten Baum kleben?“ „Und wie sollen wir dann heim kommen?“ Strify wurde sichtlich ungeduldig. Er wollte nur noch weg, ihm war dieser Auftritt von Kiro peinlich. „Wozu gibt es öffentliche Verkehrsmittel? Nehmen wir halt den Bus oder die U-Bahn!“, schlug Yu vor. „Das glaubst du doch selber nicht! Da kommen wir gar nicht erst in den Bus oder U-Bahn rein, weil:

1. Mit absoluter Sicherheit garantiert mindestens 1 Fan in der Bahn sitzt…“

„Ach ich dachte du magst es, von Fans erkannt zu werden. Du liebst es doch sichtlich, von ihnen umringt zu sein!“, stichelte Yu. „Ja aber nicht nach diesem Auftritt. Und

2. Hast du ein Bus- oder Bahnticket einstecken oder Geld? Ich nicht!“

„Nein! Ach Shit! Heute ist echt nicht mein Tag?“ „Ja! Shit! Und jetzt?“ „Jetzt halt doch mal die Klappe, ich versuche nach zu denken, aber es wird nichts, wenn du ständig dazwischen quatschst. Denk dir lieber auch mal was aus.“ „Man… Okay, wenn ich dich so nerve. Von mir hörst du kein Wort mehr!“ „Na endlich!“ „Was heißt hier *Na endlich*? Es ist ja wohl meine Sache, wann ich rede.“ „Strify, strapaziere meine Geduld nicht, sonst könnte es passieren, dass meine Hand ausrutscht und ich dir noch eine verpasse!“ Kurz hielt Strify den Atem an, und setzte dann noch mal an. „Ach dafür revangiere ich mich übrigens noch, dass kannst du wissen!“ „Du redest immer noch!“ „Ich weiß, ich wollte dies auch bloß noch gesagt haben, bevor ich auf ewig schweige!“ *Wer es glaubt, du und ewig schweigen?! Es ist ein Wunder, wenn du mal 5 Minuten die Klappe hältst.* „Schwing keine Reden, sondern tu es einfach.“ „Okay! Fein, ich halte die Klappe!“ „Fein!“ Beide blieben nachdenklich stehen und starrten sich über das Autodach hinweg schweigend an. Keiner sagte ein Wort. So standen sie mehrere Minuten, bis ein Lachen das Schweigen brach. Beide fuhren herum. „Es ist wirklich zu komisch, euch beiden beim Streiten zu zusehen.“ Es war Gülcan. „Was schaut ihr denn so? Es ist wirklich amüsant. Wollt ihr eigentlich noch ewig dort stehen?“ „Tja! Wenn unser Super-Chauffeur, den ich wegen eines gewissen Herrn hier nicht wecken darf, nicht seelenruhig pennen würde, wären wir schon längst weg.“, antwortete Strify ihr. „Dann bringe ich euch heim. Kommt mit, mein Auto steht da drüben?“ „Und was wird aus Kiro’s Auto?“, fragte Yu. „Dem passiert hier nichts. Versprochen!“ „Nein, Kiro wäre nicht einverstanden, wenn wir sein Auto hier ließen.“ „Dann muss ich halt mit seinem Auto fahren.“ Strify grinste. Ihm fiel ein, was Kiro mal gesagt hatte. *Eher kann Schnatterinchen Mobbi und Pittiplatsch durch die Gegend kutschieren, als dass Gülcan hinterm Steuer das Zündschloss findet.* Strify wollte diesen Spruch unbedingt loslassen, aber Yu ahnte, was er vor hatte und hielt ihm schon vorher den Mund zu, bevor nur ein Wort über seine Lippen kam. „Lass stecken!“ Yu sah ihn eindringlich an, dann schluckte Strify und verschonte sie mit seinem Kommentar. Gülcan bekam davon nichts mit. „Jungs, wenn ich euch fahren soll, müsstet ihr mir aber den Schlüssel geben!“ „Den Schlüssel?“ Beide sahen sie irritiert an. Sie lachte. „Na ohne geht es nicht!“ „Schlüssel, Schlüssel. Ah ja, den hab ich. Strify wärst du mal so nett!“ „Was?“ „Er steckt hinten in meiner Hosentasche, hol ihn mal bitte raus. Ich komm da grade schlecht ran!“ Strify machte große Augen. „Ich soll was? Igitt! Ich fass dir doch nicht an den Arsch. Wenn jemand das sieht, dann denken die doch sonst was. Ich bin doch nicht schwul, oder sehe ich so aus?“ *JA! Von deiner Redensart ganz zu schweigen!* „Macht dich das etwa geil? Nicht mit mir, such dir einen anderen! Oder hol den Schlüssel selbst raus.“ *Dieser Strify bringt mich noch auf die Palme. Hätte ich nicht die Hände voll, würde ich ihm jetzt gerne noch mal so richtig eine klatschen, erst dann würde ich mich besser fühlen. Aber sichtlich wohler!* „Du hast gut reden. Denkst du ich finde es gut, dass du jetzt mal schnell da hinten rein greifst und den Schlüssel rausholst? Ich bin da auch nicht gerade scharf drauf. Aber es geht nicht anders, oder soll ich Kiro fallen lassen? Oder trag du ihn doch mal schnell, dann kann ich den Schlüssel selbst…“ Schwup, Gülcan stand plötzlich hinter Yu und zog den Schlüssel aus seiner Arschtasche. Triumphierend wedelte sie vor Yu's Nase damit rum. „Hier! Und, war das jetzt so schwer?“ Sie sah Strify an und grinste dabei. „Na und, du bist eine Frau, bei dir ist dies was anderes.“ „Wenn du meinst?! So dann wollen wir mal einsteigen oder?“ Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete. Yu legte Kiro auf die Rückbank und versuchte ihn irgendwie festzuschnallen. Es war mühselig und er wurde dabei rot, aber nicht vor Anstrengung, sondern vor Scham und Verlegenheit. Schließlich hatte er es irgendwie geschafft. „Ich sitz vorn!“, sagten beide gleichzeitig. Strify sagte es wie ein kleines Kind, er meldete sich aufgeregt und rannte zur Beifahrertür. Yu aber stand bereits davor. „Na beide könnt ihr nicht vorne sitzen.“ „Okay, sitz ich halt hinten.“, sagten wieder beide aus einem Mund und schon standen sie an der rechten Hintertür. *Ich wusste doch, dass ich meinen Willen bekomme, wenn ich das gleiche sage wie er. Jetzt wird Yu gleich darauf bestehen, das ich vorne sitze.*, dachte Strify sich. *Ich muss nur noch ein bisschen nachhelfen.* „Okay sitzt du halt hinten!“, sagte Yu gleichgültig. „Aber ich sitze nicht hinten, wenn Kiro sich so breit macht. Ich habe ja gar keinen Platz.“ „Na soll ich ihn denn in den Kofferraum stopfen? Er braucht nun mal jetzt Platz. Anders geht es nicht.“ „Warum nicht. Der Kofferraum ist für ihn groß genug. Und er ist ja wohl der Kleinste von uns, der passt da bestimmt rein.“ Yu schüttelte den Kopf. *Unser Sänger ist echt durchgeknallt, Hauptsache ihm geht’s gut. Der Rest ist egal! War er schon immer so eine Diva? Man, warum habe ich mich nur entschieden, mit ihm in eine WG zu ziehen? Ich verstehe mich selbst nicht! Das halte ich bestimmt nicht lange aus!* „Kannst du einmal aufhören, nur an dich zu denken? Sonst steck ich dich in den Kofferraum!“, drohte Yu ihm. Er schluckte. „Dann musst du dich halt klein machen und seinen Kopf in deinen Schoß legen. Dann wird’s schon gehen.“, entgegnete Yu ihm sichtlich genervt und deshalb besonders unhöflich. „Was?“ Gülcan lachte, war aber auch langsam ungeduldig. „Jungs, habt ihr es dann bald? Ich will auch heim. Wenn ihr euch nicht bald entschieden habt, dann fahre ich zu mir nach Hause und ihr könnt hier ewig und 3 Tage warten!“ „Ach vergiss es Strify. Von mir aus sitz vorne. Du hast gewonnen, das hast du doch jetzt eh so eingefädelt.“ „Yeah!“ Strify hob die Arme in die Höhe, jubelte und lächelte siegessicher. *Oh Mann!* Yu versuchte Kiro zu entgurten und dann sich selbst und ihn dann (wieder) an zu gurten. „Strify steig endlich ein!“, schrieen Yu und Gülcan Strify aus dem Auto heraus an, die bereits abfahrbereit waren, während Strify immer noch vor der Tür stand und sich freute. Verlegen grinste er und stieg dann ins Auto. Gülcan steckte den Schlüssel ins Schloss. „Ich glaube, deine Schnatterinchen-Theorie geht nicht ganz auf, Kiro!“, grinste Strify flüsternd in sich hinein. „Was ist los?“, fragte Gülcan als sie vom Schlüssel aufblickte. „Ach nichts!“ Yu hatte genau verstanden was Strify geflüstert hatte, und das obwohl er weiter weg saß von ihm als Gülcan. Er war froh, dass sie nicht weiter nachfragte. „So dann wollen wir mal!“ Sie atmete frohen Mutes aus. „Mann, ich hab noch nie in einem japanischen Auto gesessen. Wow, das ist Doppelpremiere!“ *Doppelpremiere?*, fragten sich beide. „Wie meinst du das?“, fragte Strify interessiert. „Na ja, ich sitze heute zum ersten mal in einem japanischen Auto was ihr, mit eurem Japan-Tick, wohl öfter tut, und ihr hattet heute euren ersten TV-Auftritt - der sichtlich in die Hose ging – und ich stehe ja fast tagtäglich vor der Kamera.“ *Man die sollte endlich losfahren und nicht so viel quatschen.* Endlich ließ sie den Motor an und sie fuhren los. *Es war ganz schön holprig zum Anfang und ich fragte mich, ob sie überhaupt jemals schon mal in einem Auto gesessen und es gesteuert hatte? Wer hatte ihr die Fahrerlaubnis erteilt? Den hätte ich gern mal gesehen. Wie konnte ich mich nur überreden lassen, sie uns chauffieren zu lassen, noch dazu mit Kiros Auto? Wenn diesem Auto etwas passiert, bringt Kiro mich um, wenn wir nicht so schon tot sind. Kiro, wenn ich nach dieser Fahrt nicht tot bin, und irgendwas mit deinem Auto nicht stimmt, kannst du mich gerne umbringen.*

Flashback Teil 6: Das Date

„Ähm, Entschuldigung!?“ Luminor wandte sich an eine Angestellte des Ladens. „Ja, wie kann ich Ihnen helfen, meine Da…!“ Die Frau sah sich verwundert um und musste erst mal die Worte wieder finden. Sie musterte Luminor von oben bis unten. Na ja, er sah aus wie eine Frau, schwarzer Rock, enges Damen-Korsett, lange schwarze Haare. Aber bei genauerem Hinsehen wurde ihr klar, dass er ein Mann war, und an der tiefen Stimme. „Verzeihung, aber ich habe es etwas eilig!“ Die Frau schüttelte ungläubig den Kopf und fragte zaghaft nach: „Bitte, verzeihen Sie meine Unverschämtheit, aber sie sind ja ein Mann!“ „Dies ist mir bewusst, ja. Könnten Sie mir jetzt endlich mal helfen. Ich habe es wirklich etwas eilig!“ „Ähm, natürlich!“ Irritiert trottete sie hinter Luminor her. „Hier es geht um…“ Er nahm eine Packung Babywindeln aus dem Regal und noch eine andere weitere Packung von einer anderen Marke. Die Frau starrte ihn unentwegt an. „Sind Sie nicht noch etwas jung, um Vater zu sein? Und wie haben sie dies bewerkstelligt, haben sie ein Kind adoptiert?“, fragte die Frau neugierig. Luminor stöhnte genervt. *Man, es war ein Fehler hier rein zu gehen, aber ich glaube, man würde mich in jedem Laden so anstarren. Die halten mich doch nicht etwa für schwul? Ist es denn so schlimm, die Sachen zu tragen, die einem gefallen und in denen man sich wohl fühlt? Ich fühle mich nun mal wohl in diesen Klamotten. Und darf ich nicht mit einem Kinderwagen hier Windeln einkaufen gehen, ohne dass sonst etwas von mir gedacht wird? Dabei ist Sky noch nicht mal mein Kind.* Er atmete einmal ruhig ein und aus und sagte dann im sanften Ton: „Ich glaube nicht, dass meine Lebensweise und meine persönlichen und privaten Neigungen Sie etwas angehen, Frau Jähnichen. Ich möchte einfach…“ „Woher wissen Sie, dass ich so heiße?“ „Es steht auf Ihrem Dienstschild!“, sagte Luminor beiläufig und sah dann weg. *Man dieser Frau habe ich wohl ganz schön den Kopf verdreht! Die schaut, als wäre ich vom Mars!* „Ach so ja, tut mir leid. Verzeihen Sie bitte meine Unverfrorenheit!?“ „Nicht so schlimm, aber könnten wir jetzt endlich mal zum Thema kommen. Ich will nur wissen, welche Windeln besser geeignet sind.“ Die Frau beriet ihn ungefähr 5 Minuten lang, welche Windeln die besseren wären, und Luminor hörte aufmerksam zu. „Gut dann nehme ich die hier. Vielen Dank!“ „Gern geschehen. Und bitte verzeihen Sie mir noch mal vielmals. Es wird nicht noch einmal vorkommen.“ „Ist in Ordnung. Aufwidersehen!“
 

Endlich waren sie da, an dem Platz, wo Kiro sein Auto immer parkte. Jetzt waren es nur noch 10 Minuten zu Fuß, bis sie bei ihrer WG waren. Yu glaubte in dem Auto fast verrückt zu werden. Wie er vermutet hatte, verstanden die beiden Labertaschen sich auf Anhieb. Sie quasselten über dies und das und dann kam Gülcan irgendwann auf Kiros Reaktion zu sprechen. Strify wollte schon drauf los weiter plappern, Yu trat von hinten in den Sitz, um Strify zu deuten, die Klappe zu halten, um ihn die Sache zu überlassen. Sofort verstummte Strify und sah Yu durch den Rückspiegel finster an. „Wer ist *Sie*? Und was hat es mit Adoption und Kinderfeindlichkeit auf sich? Und warum wart ihr nur zu dritt? Ich dachte eure Band besteht aus 5 Membern?“ „Shin ist krank und hat Fieber, Luminor kümmert sich um ihn. Und mit dem anderen hat es nichts auf sich, Kiro hat bloß ebenfalls Fieber, bloß es war noch nicht so schlimm gewesen, als das er ebenfalls im Bett hätte bleiben müssen.“ Yu strich über Kiros Gesicht und merkte, dass es sogar stimmte. Er sah ihn besorgt an und meinte dann: „Tja aber ich glaube, wir lagen da wohl falsch. Seine Fantasie ist mit ihm durchgegangen, er hat fantasiert.“ Yu sah nicht auf, fühlte aber, dass sie ihn durch den Rückspiegel beobachtete. Dies tat sie übrigens schon die ganze Zeit der Fahrt über. Ihn beobachten. Dann sah sie Strify an. „Aber so was denkt man sich doch nicht einfach aus!“, protestierte sie mit einer Handbewegung. Yu schüttelte nichts ahnend den Kopf und zuckte mit den Schultern und meinte: „Wer weiß, was in seinem Kopf vorging!?“ Sie stellte keine weiteren Fragen dazu. *Gut so!* Dann sah er nur noch stumm auf Kiro, spürte ihren Blick aber immer noch ab und zu auf sich ruhen. Schließlich war er eingeschlafen und wachte erst wieder auf, als sie mit einem heftigen Ruck zum halten kamen und parkten und er dadurch mit den Kopf an die Scheibe knallte. „Au!“ *Geht das auch vorsichtiger?* Sein Blick fiel auf Kiro. Dieser schlief immer noch. Dann stieg er aus. Er sah sich das Auto prüfend an. Es schien nichts passiert zu sein, dennoch hoffte er, nie wieder mit Gülcan fahren zu müssen. *Endlich ist die Höllenfahrt vorbei. Obwohl ich schlief, habe ich doch gespürt, wie holprig sie gefahren ist und scharf sie manchmal bremste. Also den Fahrlehrer werde ich mal verklagen müssen. Mir ist schlecht!* „So vielen Dank, Gülcan. Aber wir finden den Weg zu unserer WG auch alleine. Ich will nicht, dass du weißt, wo wir wohnen.“ „Dies ist mit klar, aber ich habe eine Bitte! Komm dann noch mal her, ich warte hier, versprochen.“ *Auch das noch? Strify könnte sich doch viel besser mit ihr unterhalten. Diese Frau kotzt mich an.* „Kann Strify nicht…?“ „Nein du!“ *Na toll! Warum ausgerechnet ich?* Strify kam zu mir und streckte seine Hände nach Kiro aus. „Lass ihn!“ Yu trat einen Schritt zurück. „Mensch jetzt hab dich nicht so!? Ich werde ihn schon nicht wecken. Gib ihn her, ich bringe ihn hoch dann sparst du es dir, den Weg 2 mal zu gehen.“ Noch bevor Yu antworten konnte, nahm er Kiro aus Yu's Armen und trug ihn zur WG. *Warum hatte Strify so gegrinst? Und warum hat er freiwillig Kiro genommen? Jetzt stehe ich hier allein mit dieser Labertasche rum. Haben, die das so eingefädelt, als ich schlief?* „Okay Gülcan was willst du? Du hast uns doch nicht ohne Grund heimgefahren. Es kam mir vorhin schon recht ungewöhnlich vor, dass du es machst.“ „Ja du hast mich ertappt, ich will tatsächlich etwas.“ „Und was?“ „Dich!“ Seine Kinnlade klappte runter und seine Augen weiteten sich. Sie wollte was? „Äh…“ Er räusperte sich, bevor er sprach: „Du willst was?“ Sie lachte. „Nicht was du denkst! Na denkst du denn, ich habe euch einfach so heimgefahren? Nein, ich will ein Date mit dir.“ Sie griff seine Hand, zog ihn mit sich und Yu schaffte es gar nicht, sich zu wehren, er war total baff. Schließlich riss er sich doch los. „Gülcan, Moment! Was soll dass? Ich bin dir dankbar, dass du uns heimgefahren hast, aber du glaubst doch jetzt nicht, dass ich, aus Dank, mit dir… du weißt schon?“ Sie hielt inne und blieb stehen, dann sah sie ihn grinsend an. „Nein, doch nicht wirklich!? Du bist verheiratet!“, protestierte Yu. „Du bist viel zu alt für mich, und nicht mein Typ. Sorry!“ Er ging, drehte sich aber noch mal um und meinte grinsend: „Bleib bei deinem Sebastian!“ Irritiert sah sie ihm hinterher, dann schüttelte sie den Kopf, lief ihm hinterher und packte seine Hand. „Ach was, Sebastian und … du weißt schon?! Ich will mich einfach nur mit einer Einladung zum Chinesen bei dir bedanken und ein bisschen mit dir quatschen. Wärst du nicht gewesen, würde ich jetzt vielleicht im Krankenhaus liegen. Ich will nicht das, was du denkst. Ich bin blond aber nicht doof, und gehe mit jedem, der mir über den Weg läuft ins Bett. Obwohl bei mir und Sebastian ist gerade Tote Hose, vielleicht… wenn es sich ergibt…“ Sie grinste wieder. „Gülcan, ich habe keine Lust mit deinem Mann Stress zu bekommen, die Einladung nehme ich an, ich habe schon ewig nicht mehr asiatisch gegessen, aber mehr ist nicht.“ „Na also geht doch!“ Sie griff wieder seine Hand doch Yu ließ es nicht zu. „Ähm… Gülcan…“ Er deutete auf ihre Hand und sie zog ihre schnell weg. Beide wurden rot und sahen sich an. Dann sahen beide verlegen weg. Yu brach als erstes die Stille. „Und wo ist das Restaurant nun?“ Gülcan sah auf und meinte: „Gleich dort hinten. Es ist nicht weit von hier.“ „Gut dann los.“
 

Strify brachte Kiro heim. Er grinste die ganze Zeit. *Bin ja mal gespannt, ob es mit den beiden etwas wird.* Strify klingelte, weil er merkte, dass er gar keinen Schlüssel hatte. Luminor öffnete. Er sah sauer aus. „Bist du wahnsinnig, einfach zu klingeln, Shin und Sky schlafen! (Shin steht zwar immer noch unter Einfluss des Schlafmittels und er wird demnächst auch nicht so schnell aufwachen, aber Sky hätte wach werden können.)“ Sein Blick fiel auf Kiro. „Was ist passiert?“ „Glaub mir, das willst du lieber nicht wissen!“
 

Schließlich saßen sie im Restaurant. „Ah, Yu auch mal wieder hier? Es ist immer wieder schön, dich als Gast zu empfangen. – Oh! Und heute mit so einer reizenden Dame.“ Es war ein Kellner, der Yu freundlich begrüßte und ihnen einen Tisch anbot. „Chang, diese Frau ist nicht eine von meinen üblichen Dates, es ist etwas anderes.“, erklärte Yu das Missverständnis. „Ach so, na dann.“ Chang ließ sie allein. „Kennst du den Mann?“, fragte Gülcan. „Ja, ich komme sonst immer mit meinen Freundinnen hier her.“ „Ich dachte, du warst schon ewig nicht mehr asiatisch essen!?“, erwiderte sie skeptisch. „Stimmt ja auch!“ sagte Yu wahrheitsgemäß. „Aber du hast doch fast jeden Tag eine Neue. Was ist bei dir ewig?“ Yu wurde rot. Er schmunzelte und antwortete: „Letzte Woche!“ Er schaute verlegen auf den Boden. „Aha, interessant!“ Sie grinste und sah sich in dem Restaurant um.

„Es ist echt schön hier! Ich habe dieses Restaurant durch Zufall gefunden.“, erklärte sie. „Und hier schmeckt es echt gut!“ Yu nickte zustimmend. „Ja, deshalb gehe ich so gerne hier her. Einfach das beste Restaurant, der beste Ort, wenn man mal abschalten will.“ Chang kam und reichte die Speisekarten und legte Stäbchen bereit. Gülcan sah etwas unwohl auf die Stäbchen, dann wandte sie den Blick der Speisekarte zu. „Yu, das selbe wie immer?“ Yu wurde rot. Er schluckte, weil ihm diese Bemerkung peinlich war, war es doch immer ein Pärchengericht gewesen, welches er sonst immer bestellte. „Nein, ich habe doch gesagt, es ist nicht so wie üblich. Ich nehme gebratene Ente mit Reis.“ Chang notierte es und sah Gülcan an. „Ähm… ja. Ich nehme das Selbe.“ Chang notierte und verließ sie dann. Minutenlang starrten Gülcan und Yu sich an. Keiner sagte ein Wort, waren beide sehr verlegen. Yu war ganz erstaunt das Gülli mal die Sprache wegblieb und sie kein Wort sagte. *Wenn sie die Klappe hält, kann sie ja ganz süß sein!* Er grinste, schämte sich aber dafür und drehte den Kopf weg. *Was zum Teufel denke ich da?* Diese Stille war aber nur von kurzer Dauer. Sie begann wieder zu reden. „Du?“ Yu erwachte aus seinen Gedanken und sah sie mit fragendem Blick an, sein Grinsen war weg. „Yu, denkst du immer noch, ich hätte dich nur eingeladen, weil ich was von dir will?“ Yu machte große Augen. Was sollte er sagen? „Zugegeben, ich finde dich schon irgendwie echt süß, aber ich bin doch recht glücklich mit Sebastian.“ Sie grinste und ihr Grinsen war echt ansteckend, denn auch Yu begann zu grinsen. Dann wurde sie von einer Minute auf die andere wieder ernst. „Denkst du es? Glaubst du es wirklich?“, fragte sie streng und sah ihn fordernd an. Yu schaute ganz verdattert, konnte seinen Blick aber nicht von ihren Augen lassen. „Ähm, mmh… na ja…!“ „Also doch!“ Yu nickte sanft und senkte dann den Kopf, er konnte und wollte ihr nicht länger in die Augen sehen. Er wurde vor Verlegenheit rot. „Eigentlich wollte ich mich mit dir nur mal über Kiros Verhalten unterhalten. Mit Strify konnte ich darüber nicht reden, der war noch so angriffslustig, wer weiß was er alles so rausposaunt hätte. Nicht das es mich nicht interessieren würde, aber so fair wollte ich dann auch sein und mit dir darüber vernünftig reden. Weil manches mich wirklich nichts angeht.“ *Wow, hätte nicht gedacht, dass sie so denkt, ich dachte sie wäre so eine Läster-Schwester die einfach alles rausposaunt, was ihr in den Mund gelegt wird. Ich bekam ein völlig neues Bild von ihr. Aber musste sie denn auf Kiro ansprechen?* „Weil weißt du…“ Yu wurde etwas sauer. „Ich habe doch gesagt, dass es uns leid tut, was Kiro getan hat, mir besonders, wo ich doch schon viel eher hätte dazwischen gehen sollen. Kiro kann so gut wie nichts dafür. Ich hätte heute früh schon merken müssen, dass es ihm nicht gut geht. Tja, er und Shin sind seit einer Woche nicht ganz auf der Höhe. Kiro war schon gar nicht wirklich in der Lage Auto zu fahren. Er hat sich echt zusammen gerissen, weil der Streit schon heute früh begonnen hatte. Im Studio hat er all die aufgestaute Wut nicht mehr in sich halten können. Es ist einfach aus ihm rausgeplatzt. Und Strify, der kapiert echt gar nichts ey. Die beiden bekommen sich ja so schon oft in die Haare, aber jetzt ist Strify echt unausstehlich.“ *Was rede ich da? Wie kann ich dieser Quasselstrippe so was anvertrauen? Ein Glück dass ich nicht erwähnt hatte, warum Kiro und Shin zurzeit nicht ganz auf der Höhe waren. Das wäre ja ne schöne Bescherung gewesen.* „Es ist wegen dieser *SIE*, stimmt’s? Diese eine ganz entscheidende Person, von der die Rede war?!“ Sie blicke Yu in die Augen und lachte triumphierend. In seinen Augen las sie, dass sie Recht hatte. „Darüber möchte ich nicht reden!“ Er erhob sich, war bereit das Restaurant zu verlassen. „Entschuldige mich bitte. Aber darauf habe ich keinen Bock.“, sagte er ruhig. Er riss sich zusammen. Auch er konnte nicht mehr. „Aber… Warte mal, es…“ „Unser Privatleben geht dich nichts an!“, schnauzte er sie böse an. Aber man sollte Frauen nicht reizen, besonders nicht, wenn es blonde Türkinnen sind, die auch noch Gülcan heißen. „Yu bleib hier!“ Sie stand vom Stuhl auf und warf dabei ihre Stäbchen runter, diese fielen klappernd zu Boden. Sie schrie. „Ich wollte eigentlich gar nicht darauf hinaus.“, verteidigte sie sich. „Ach ja? Warum fragst du dann, ob es was mit einer gewissen Person zu tun hat?“, fauchte Yu. „Weil du mich neugierig gemacht hast. Hättest du mich ausreden lassen, dann wäre es nicht dazu gekommen. Ich wollte nämlich eigentlich nur mit dir einen neuen Auftrittstermin ausmachen, weil dieser heute ja ziemlich in die Hose ging und ich wollte dich bitten, dafür zu sorgen, dass Kiro sich dann etwas mehr zusammen reißt, oder gleich zu Hause bleibt. Ihr hättet morgen noch mal auftreten können. Aber gut, dann nicht!“ Gülcan nahm ihre Tasche, ihre Jacke und verließ das Restaurant, als gerade Chang mit dem Essen kam. Sie rannte ihn beinah um. Dann passte sie nicht auf und rannte auch noch gegen die Glasscheibe der Tür. „Scheiße, verdammte Scheibe!“, fluchte sie, öffnete dann die richtige Tür und verließ das Restaurant endgültig. „Was ist denn hier los?“, fragte Chang verdutzt und stellte die Tabletts ab. Yu stand mit offenen Mund und weit geöffneten Augen im Restaurant und realisierte, dass die anderen Gäste ihn anstarrten. „Der hat die arme Frau ja ganz schön nieder gemacht, er sollte sich was schämen! Der hat ja gar keinen Anstand, ist ja noch grün hinter den Ohren.“, kommentierte ein älterer Herr in einer Ecke des Restaurants. Eine gleichaltrige Frau stimmte zu und meinte: „Sie war ja so verwirrt, dass sie gegen die Scheibe gerannt ist. Also an ihrer Stelle würde ich mich nicht noch mal auf ein Date mit Ihm einlassen, allein schon der Altersunterschied.“ *Von wegen Date!* Chang stellte sich zu Yu, legte seine Hand auf dessen Schulter. „Mann, diese Frau hat aber Temperament. Hätte mir beinah das Essen aus der Hand geschlagen.“ „Chang ich habe einen großen Fehler gemacht!“ Dieser nickte. „Dem stimme ich zu, auch wenn ich nicht weiß, was passiert ist. Diesmal hast du es bei deinem Date ganz schön vermasselt, die war ja total fertig. Du bist doch sonst nicht so!“ Chang sah Yu brüderlich an. Yu schlug die Hand wütend von seiner Schulter. „Es war kein Date verdammt!“ Er rannte zur Tür und rief ihren Namen. „Gülcan?“ Er wollte hinterher als Chang rief. „Wo willst du hin?“ „Na ihr hinterher!“, entgegnete Yu. „Und was wird mit dem Essen? Das musst du aber bezahlen!“ „Ja man, ich hab jetzt andere Sorgen. Lass es stehen, wir kommen wieder!“ Versicherte Yu und verließ das Restaurant. „Und da will mir jemand sagen, dass dies kein Date war!“, sagte Chang und widmete sich dann wieder seiner Arbeit.

Flashback Teil 7: Halbwegs Geschwisterliebe - Oder mehr? Gefühlschaos!

Kiro lag nun neben Shin auf dem großen Designersofa, auf dem mühelos 2 Platz hatten. Beide schliefen ruhig und friedlich nebeneinander. Auch Sky schlief noch. Diese Gelegenheit fand Luminor sehr passend, um sich mal ausführlich mit Strify zu unterhalten. Er legte Kiro und Shin noch mal einen nassen Lappen auf die Stirn und verließ dann die Stube.

In der Küche setzte er sich auf einen Stuhl und sah Strify fordernd und erwartend an. Er war ganz verwundert, dass Strify noch nichts gesagt hatte. Normalerweise plauderte Strify immer wie ein unaufhaltsamer Wasserfall drauf los. „Was ist mit dir los? Dein Schweigen passt gar nicht zu dir? Was ist passiert und wo ist Yu?“ Strify druckste herum, wusste nicht, was er sagen sollte. Aber Luminor hatte einen so was von erschreckenden Blick aufgelegt, dass Strify sich nicht traute, etwas zu sagen. „Strify, los rede schon! Ich weiß eh, dass du es mir irgendwann sagst. Von mir aus können wir den ganzen restlichen Nachmittag hier sitzen und uns anstarren. Ich habe Zeit.“ Luminor lehnte sich zurück und sah Strify aus den Augenwinkeln an. Strify wurde richtig mulmig zu Mute. Wenn Luminor ihn so ansah, dann hieß dies nichts Gutes. Er war auf etwas Schlimmes aus und Strify schien er für den Übeltäter zu halten. *Warum kann die Kleine nicht jetzt schreien. Dann würde er sich ihr zuwenden und ich könnte in mein Zimmer verschwinden. Aber nein! Luminor ist voll unheimlich! Was erwartet er von mir? Dass ich mich ihm vor die Füße lege und um Gnade bettle? Warum muss immer ich der Sündenbock sein?* „Du machst es ja echt spannend Strify!“ In seiner Stimme war Ironie zu hören. „Ich wusste gar nicht, dass du so lange die Klappe halten kannst.“ Luminor grinste hämisch. „Tja, umso eher du mir endlich sagst, was los war, umso eher lasse ich dich in Ruhe.“ Das sagte schon alles. Luminor würde ihn unter allen Umständen daran hindern, die Küche zu verlassen. „Ähm na ja…“

Kiro wurde wach. Langsam öffnete er die Augen. „Wo bin ich?“, flüsterte er. Er wusste nicht, wo er war, wie er hier her gekommen war, war völlig verwirrt. Er ließ seine Augen kreisen und fuhr mit seinen Blicken an der Decke lang, auf der Suche nach etwas Vertrautem. Schließlich entdeckte er ein Fenster und vor diesem hingen Luminor’s alte, zerknitterte, schwarze, Gothic-Gardinen. Er fuhr hoch, dabei fiel der Lappen auf seinen Schenkel, und hielt sich den Kopf, weil ihm so schwindelig war. Er hatte Kopfschmerzen. „Was mache ich hier, wie bin ich hier her gekommen? Was ist nur passiert, ich weiß echt nichts mehr!“ Er sah irritiert auf den Lappen, merkte aber, dass er eine heiße Stirn und somit Fieber hatte. „Habe ich etwa Fieber? Aber warum?“ Er nahm den Lappen und wollte gerade aufstehen, als ihm auffiel, dass Shin neben ihm lag. „Shin?“ Er rüttelte an ihm. Da durch fuhr ihn ein Blitz. *Was war denn das jetzt?* Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er es lieber nicht tun sollte. *Bin ich doof! Ich sollte ihn schlafen lassen. Ein Glück, dass er nicht wach geworden ist. Er schläft ganz schön fest.* Von dem Schlafmittel hatte Kiro keine Ahnung. *Ist aber auch besser so. Wenn man die ganze Woche kaum schläft, rafft es einfach jeden irgendwann um. Schlaf ist wichtig, der Körper braucht ihn um Kraft zu tanken, und irgendwann würde er ihn sich auch holen, wenn er ihn brauchte. Und genau dieser tut ihm jetzt gut, besonders wo er Fieber hat.* In dem Moment drehte Shin sich im Schlaf um. Fast unmerklich rückte er näher an Kiro ran. Aber Kiro spürte plötzlich Shin’s Nähe. Er wurde rot, sah verlegen weg. In einem Moment ging es ihm schlecht, *Was geht nur mit mir vor, werde ich jetzt ernsthaft krank?*, und im nächsten fühlte er sich voll glücklich, es kribbelte in seinem Bauch, als er zufällig in Shin’s Gesicht sah. *Ist der süß, wenn er schläft!* Er lehnte sich näher zu Shin runter. Dann strich er ihm die blonden Strähnen aus seinem hübschen Gesicht! *Ich will dein schönes Gesicht sehen!* Er strich die Strähne hinter Shin’s Ohr. *Du siehst so süß aus, wenn du schläfst, wie ein kleiner, blonder Engel.* Kiro konnte nicht widerstehen, schloss die Augen und küsste ihn. Dabei durchfuhr ihn ein Gefühl des Glücks, der Kuss war so leidenschaftlich, dass er alles um sich herum vergas, er sich einfach wohl fühlte. Dieses Gefühl fand er einfach wunderschön. Aber als er die Augen wieder öffnete, erschrak er und ihm wurde wieder schlecht. *Was habe ich getan? Bin ich denn total bescheuert? Ich kann von Glück reden, wenn er nicht wach ist.* Shin grinste im Schlaf und Kiro wurde vor Verlegenheit rot. *Er ist doch nicht… Au weia!* „Shin? Bist du wach?“ Shin reagierte nicht und drehte sich wieder auf die andere Seite. *Puh! Mhh gut, tief ein- und ausatmen und dann einfach nicht mehr dran denken. Was ist bloß in mich gefahren? Das muss am Fieber liegen. Ich sollte wohl noch ein bisschen schlafen, dann vergesse ich es vielleicht, und vielleicht habe ich es dann auch bloß geträumt. Ja, das musste ein Traum sein, ausgelöst durch das bescheuerte Fieber, sonst käme ich nie dazu, Shin zu küssen, na ja, vielleicht mal so ein Freundschaftsbussi auf die Wange, so wie es die Weiber immer machen, aber doch nicht auf die Lippen und dann auch noch hinterhältig, während er schläft und nichts mitbekommt. Dies wäre einfach nicht fair, wenn, dann sollten wir beide Gefallen daran haben. Oh Gott, was denke ich hier eigenddlich, bin ich noch ganz dicht? Wer bin ich denn? Ich bin doch nicht schwul!? Ich stehe auf Girls. – Aber er ist doch so süß und er sieht so hilflos aus. Außerdem war dieses Gefühl gerade so was von schön gewesen. Ich bin doch nicht etwa bi? Bin ich in ihn verliebt? Nein, ich liebe ihn, ja, das schon, aber als Freund und wie einen Bruder, will nur immer für ihn da sein, so wie ein großer Bruder halt.* Mit diesem Gedankengang legte Kiro sich hin, schloss vorsichtig seine Arme um Shin und drückte ihn an sich. „Ich liebe dich, kleiner Bruder, und daran wird sich nichts ändern. Ich werde immer für dich da sein! Nur für dich, mein kleiner blonder Engel!“ Mit fest um Shin geschlungenen Armen schlief Kiro glücklich ein.

Flashback Teil 8: Sky’s Zauber

*Man wo kann sie nur sein? So weit kann sie doch gar nicht weg sein!* Yu wusste gar nicht, wo er suchen sollte. Er kannte Gülcan ja gar nicht richtig. Warum rannte er ihr überhaupt hinterher? *Was mache ich hier eigentlich?* Er sah sich um. Berlin war eine große Stadt, sie konnte überall sein. *Ach ist mir doch egal, wo die steckt, was kümmert es mich!?* Er drehte sich um und wollte zum Restaurant zurückgehen. Aber er hatte ein schlechtes Gewissen. Außerdem hatte sie irgendetwas von einer neuen TV-Aufnahme gesagt. *Nein, ich muss sie finden und einen neuen Termin klar machen, damit wir uns bei den Fans entschuldigen können, schon im Interesse von Shin und Luminor. Wenn sie nun vor dem Fernseher gesessen und alles mit angesehen haben… Ich will es mir gar nicht ausmalen. Aber würden die uns, oder zumindest Kiro, wieder ins Studio lassen?*
 

Luminor und Strify waren immer noch in der Küche und sahen sich an. Strify brachte immer noch kein Wort heraus. „Mensch Strify, jetzt spann mich nicht auf die Folter. Ich habe auch noch anderes zu tun. Ich muss Abendbrot machen.“ „Tja, Yu braucht ja keins. Der ist ja schon essen!“, sagte Strify beiläufig. „Wie kann ich das jetzt verstehen, hat der schon wieder ein Date oder was?“ In Luminor brannte die Neugier. Strify verstummte sofort. Er hätte dies nicht sagen sollen. Luminor sah dies als *Ja* an. „Also doch, und mit wem? Kann er es nicht einmal lassen? Shin und Kiro geht es schlecht und der denkt nur an Frauengeschichten.“ Wütend schlug er mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Es knallte so laut, dass Strify zusammen zuckte.
 

Ein lauter Aufschlag weckte Kiro. *Was war das denn? Kann man nicht mal in Ruhe schlafen?* Müde löste Kiro seinen Griff um Shin und stand dann auf. *Mann, der muss ja wirklich fertig gewesen sein, wenn er so fest schläft, dass er nicht mal durch dieses laute Geräusch wach wird. Aber er hat es verdient!* Laute Stimmen drangen aus der Küche in die Stube. Luminor’s Stimme stach wütend hervor, Strify hörte man kaum, aber Kiro konnte seine Stimme trotzdem hören. *Was haben die denn jetzt schon wieder? Geht es immer noch um Sheila? Ich werde einfach mal nachsehen.* Er ging zur Tür, was er hörte, ließ ihm den Atem stocken. „Yu wurde was?“ „Ja, Gülcan wollte es so. Yu kann nichts dafür. Nachdem Kiro das ganze Studio verwüstet hat und danach zusammengebrochen ist, hat Yu sich entschuldigt, und ist dann mit Kiro zum Auto.“ *Ja, richtig, mein Auto! Was war eigentlich damit? Wie sind wir hier her gekommen? Die anderen können doch gar nicht Auto fahren. Und wenn sie nun den Bus oder die Bahn genommen haben? Wo ist dann mein Auto?* „Ich bin ihm gefolgt und dann standen wir da am Auto und wussten nicht weiter. Wir können ja nicht fahren und Kiro war bewusstlos. Ich wollte ihn ständig wecken, doch Yu ließ es nicht zu!“ „Um so besser! Du glaubst doch nicht, dass er in diesem Zustand fahrtüchtig ist? Wo ist sein Auto jetzt überhaupt und wie seid ihr hergekommen?“ *Ja, wie?* Strify schluckte. „Gülcan!“ „Gülcan?“, sagten Luminor und Kiro, der bei dem Namen die Tür aufgerissen und in die Küche getreten war, gleichzeitig. „Ja, sie hatte uns vorgeschlagen, uns heim zu fahren und das hat sie dann auch getan.“, sagte Strify und sah weg. Er konnte Kiro einfach nicht in die Augen sehen. „Und wo ist mein Auto? Habt ihr es etwa dort ganz allein auf dem Parkplatz stehen lassen?“ Kaum merklich schüttelte Strify den Kopf. Kiro merkte es wirklich nicht. „Strify, rede!“ Er ging schon wieder mit angestautem Wutgefühl im Bauch auf Strify zu. „Wo ist mein Baby!“, knurrte er und in seinen Augen brannte ein Feuer. Luminor ging dazwischen, weil Strify drohte zusammen zu klappen, er war ganz weiß im Gesicht. „Kiro, lass ihn los, er bekommt keine Luft, du erstickst ihn ja gleich.“ Er musste sichtlich an Kiro ziehen, bis dieser von Strify abließ. „Er ist es nicht wert, dass ich mir an ihm die Finger schmutzig mache.“, entgegnete Kiro eiskalt. Strify hatte nun sichtlich Angst, vor Luminor und vor Kiro sowieso. Er wollte nur noch weg. „Sagt mal, was habt denn ihr in letzter Zeit. Wollt ihr euch jetzt gegenseitig umbringen?“, fragte Luminor entsetzt. Strify versuchte seine Angsttränen zu unterdrücken. Kiro’s Blicke drohten ihn auf der Stelle töten zu wollen. *Warum hacken die jetzt bloß alle auf mir rum?* Es platzte jetzt alles aus ihm raus. Er konnte nicht mehr. „Dein Auto steht da, wo es immer steht. Gülcan hat uns mit ihm gefahren.“ Strify hielt inne, sah Kiro nur ängstlich aus den Augenwinkeln an. „Sie…“ Luminor stoppte Kiro, indem er dazwischen redete. „Red weiter Strify, bitte! Kiro wird dich nicht unterbrechen.“, sagte Luminor aufmunternd und sah Kiro böse an. Strify war total verängstigt, er wusste, dass er jetzt anders auf ihn einreden musste, wenn er erfahren wollte, was los war. Er sprach stotternd weiter. „Während der Fahrt ist Yu eingeschlafen. Und wir beide hatten uns unterhalten. Sie wollte unbedingt mit ihm alleine sein. Der Plan war, sobald wir da waren, mit Kiro zu verschwinden. Das habe ich dann auch gemacht. Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind, und was sie machen.“ Strify ging heulend in die Knie. „Kann ich jetzt gehen?“ Er klang wie ein kleines Kind. Luminor nahm Strify’s Arm und ging dann zusammen mit Strify in dessen Zimmer. Kurze Zeit darauf kam er zurück. Kiro lief aufgewühlt in der Küche auf und ab. „Was ist jetzt schon wieder mit dir los?“, fragte Luminor ernst. „Ich fasse es nicht! Ich fasse es einfach nicht! Wie kann diese blonde Tussi nur mit meinem Baby fahren. Wenn es auch nur einen Kratzer hat, dann…“, sagte er zu sich selbst, und wedelte mit den Armen. Luminor griff nach Kiro’s Armen zog ihn an sich ran und sah in neugierig und besorgt aber gleichzeitig auch etwas strafend an. „Was dann? Schnapst du dir dann das nächste Messer und bringst sie um? Es ist nur ein Auto.“ Kiro wollte sich lossreißen: „Nur ein Auto? Dieses *Auto* ist mein ein und alles. Ich habe es erst seit meinem 19. Geburtstag.“, doch auch er kam nicht gegen ihn an, genau so wie Shin zuvor. „Kiro beruhige dich endlich! Was ist denn heute mit dir los? Erst zerstörst du das Studio und jetzt tickst du hier auch beinah noch mal aus und hättest Strify fast die Luft abgedrückt. Es ist nur ein Auto. Man kann es ersetzen, Gülcan ist ein Mensch, sie ist einmalig, man kann sie nicht ersetzen und Strify auch nicht. Würdest du für *dieses Auto* einen guten Freund oder jemand unschuldiges, der es nur gut meinte, etwas Schlechtes zufügen wollen?“ Sein Blick ruhte starr auf Kiro, welcher versuchte, dem strafenden Blick Luminor’s Stand zu halten. „Nein.“ Kiro senkte dämütig den Kopf, dann fragte er entsetzt: „Du hast meinen peinlichen Auftritt doch nicht etwa im Fernseher gesehen?“, und riss die Augen weit auf. „Nein, sollte ich? Ich weiß, ich hatte es vor, aber dass, was ich gehört habe, reicht mir glaub ich.“ „Ähm glaub ich auch.“ Kiro grinste matt und lehnte sich dann an Luminor ran. „Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist? Es tut mir so leid. Ich habe uns alle blamiert!“ Tränen rollten über Kiro’s Gesicht. „Strify hat mich nur so aufgeregt. Er wollte nicht mit uns zurückkommen, weil wir es einfach nicht richtig fanden, dass wir, unvollständig, wie wir waren, ohne euch, auftreten. Wir sind doch nun mal ein Team und gehören zusammen.“ Kiro schmiegte sich noch enger an Luminor. Diese Nähe brauchte er jetzt, er brauchte jemanden, bei dem er seine Gefühle endlich mal offen aussprechen konnte. Luminor ging zur Kücheneckbank, setzte sich und zog Kiro auf seinen Schoß. „Du bist ja voll süß, aber ich habe doch gesagt, es ist in Ordnung. Du kleines Dummerchen!“, tadelte er. Er strich Kiro über seine Haare und streichelte dessen Wange. „Ja schon, aber es war mir dort in dem Moment egal, ich fühlte mich in dieser Atmosphäre einfach nicht wohl, vielleicht war es ja das Lampenfieber, aber ich wollte halt nur noch weg. Dann kam Strify wieder auf Sheila zu sprechen und da ist dann wohl eine Sicherung durchgebrannt.“ Kiro verbarg sein Gesicht in den Händen. „Ich schäme mich so, ich war so ein Trottel. Die Fans müssen sonst was von mir denken.“, schluchzte Kiro in seine Hände. „Shhht! Ich mache dir keine Vorwürfe. Ich hätte euch nicht gehen lassen sollen. Du sahst heute früh auch nicht wirklich gesund aus. Ich hätte es merken müssen. Dein Lampenfieber hat sich dann in echtes Fieber verwandelt. Dich trifft keine Schuld. Jeder wird mal krank, besonders jetzt, nach der Sache mit Shin’s Eltern. Ich weiß doch, dass du sie sehr mochtest. Du musst sie sehr vermissen, mindestens genauso wie Shin.“ Luminor begann Kiro leicht hin und her zu wiegen um ihn zu beruhigen. Er hatte ihn auf ein heikles Thema angesprochen. „Ja, Ralf war wie ein Vater für mich, nachdem ich meinen doch so früh verloren hatte. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er tot ist. Und Renate auch. Es ist als wäre auch meine Familie zerstört. Shin und ich, wir sind doch wie Brüder!“ „Ja, ich weiß!“ Kiro begann plötzlich zu grinsen. „Was ist?“, fragte Luminor verwirrt. „Ach Lumi. Ich habe gerade daran gedacht, was Ralf sagte, kurz nachdem Sheila geboren war. Er war so stolz auf sie gewesen. Meinte: *Sheila ist ein Wunderkind, hat etwas Zauberhaftes an sich. Ein Lächeln von ihr und alle Sorgen sind vergessen. Später wird sie mal jede Menge Freunde haben, und Menschen um sich herum, die sie lieben. Die Kleine muss man einfach lieb haben, weil sie jeden einfach glücklich macht. Und ich werde dann stolz daneben stehen und sagen: >Ja das ist meine Tochter<!* Er war so glücklich gewesen und freute sich schon, zu sehen, wie sie groß wird.“ Kiro hielt inne und schluchzte dann: „Aber er wird es nie erleben!“ Wieder liefen ihm neue Tränen über die Wange. „Er hat Recht. Wenn man sie so sieht, wie sie einen anstrahlt, kann man nichts anderes, als ebenfalls strahlen. Sogar bei mir hat dieser Zauber gewirkt.“, gab Luminor zu und sah Kiro an. „Die Kleine ist so niedlich, ich verstehe gar nicht, was Strify gegen sie hat?“ Luminor verzog das Gesicht. „Er ist einfach bloß eifersüchtig. Er hat es mir kurz vor dem Auftritt gesagt.“ Kiro taten die Augen weh vom vielen Weinen. Er schloss sie und sprach dann weiter. „Deshalb bin ich auch so ausgeflippt, ich konnte nicht verstehen, wieso er auf sie eifersüchtig war.“ „Eifersüchtig? Auf Sky? Strify? Ha ha!“ Luminor konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Aber er hat zugegeben, dass er sie eigentlich doch mag.“, grinste Kiro, bevor er in Luminor’s Armen einschlief.

Flashback Teil 9: Story of Shin and Kiro 1

Ich wusste doch, dass Strify sie mag. Da war er also tatsächlich eifersüchtig! Ich fass es nicht* Luminor lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. *So ein kleiner Dummkopf!* Luminor war sichtlich amüsiert. Dann fasste er Kiro vorsichtig, so dass er ihn in die Stube zurück tragen konnte. Er legte Kiro wieder auf dem Sofa ab, aber dieser war bereits wieder wach. „Du bist schon wieder wach? Du bist doch gerade erst eingeschlafen.“ Dieser setzte sich auf. „Ich will nicht mehr schlafen. Das eben war bloß Sekundenschlaf gewesen. Ich brauchte diese paar Sekunden zum Nachdenken.“ *Nachdenken? Na klar, wer es glaubt. Er hatte doch bereits fest geschlafen, daran habe ich keinen Zweifel. Ich war nicht vorsichtig genug, muss ihn wieder geweckt haben.* „Und worüber hast du nachgedacht?“ Luminor war skeptisch. „Darüber, dass ich mich jetzt erst mal um Shin kümmern werde. Er braucht mich!“ *Geht das gleiche Theater jetzt mit Kiro los? Es ist ja schön, dass die beiden so aufopfernd sind, aber sie müssen auch an sich selbst denken. Sie sind beide krank, haben bestimmt hohes Fieber. Die kapieren es wohl nicht!* Luminor schüttelte den Kopf. „Du wirst dich jetzt hinlegen und schlafen. Du hast Fieber.“ Luminor drückte Kiro wieder runter. Doch Kiro setzte sich gleich wieder auf und stand dann entschlossen auf. „Ich werde Tee machen. Ich weiß, er mag keinen Tee, aber ich weiß, dass er den Tee, wie meine Mutter ihn zubereitet, liebt und ich weiß genau, wie das geht. *Denn habe ich mit Liebe für euch zubereitet, so wie ihr ihn mögt.*, hatte meine Mum immer gesagt. Und das ist es, was Shin jetzt braucht, viel Liebe und Zuwendung, um wieder mit der Welt in Einklang zu kommen. Ich will doch nur für ihn da sein, ihm zeigen, dass er nicht allein ist, wenn er aufwacht.“ Er ging zur Küche, „Wäre ja gelacht, wenn ich das nicht hinbekomme!“, grinste er dabei, „Meiner schmeckt ihm dann bestimmt genau so gut.“, doch Luminor hielt ihn auf. Er hatte Tränen in den Augen, war von Kiro’s Worten gerührt. „Luminor, was ist?“, fragte Kiro verwirrt. Luminor drückte Kiro an sich und weinte. Kiro wusste nicht, wie ihm geschah. „Luminor, …“, krächzte Kiro, „Du erdrückst mich!“ „Oh! Verzeihung Kiro!“ Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ließ von Kiro ab. „Es ist bloß so… deine Worte eben, … die sind mir ganz schön ans Herz gegangen. Ich hab selten so viel Liebe verspürt.“ Kiro wurde rot. Hatte Luminor etwas gemerkt? Hatte er sich zu auffällig verhalten? Kiro klopfte Luminor, so gut es halt ging, wegen des kleinen Größenunterschieds, auf die Schulter. „Du bist ja emotionaler, als ich dachte.“ Er grinste dabei. Dann ging Kiro wieder Richtung Küche. „Kiro lass ruhig. Ich mache das schon. Außerdem wird Shin eh nicht vor morgen aufwachen.“ Kiro sah Luminor fragend an. „Wie meinst du das. Du kannst doch gar nicht beeinflussen, wann er erwacht.“ „Ich nicht, aber das Schlafmittel.“, sagte Luminor. „Du hast ihm Schlafmittel verabreicht?“, er sah ihn mit großen Augen ungläubig an. „Ich musste. Er wollte einfach nicht schlafen, nicht einsehen, dass er diesen dringend nötig hatte. Sogar als er es schon getrunken hatte, hat er sich noch dagegen gewehrt.“ Kiro versuchte sich dies bildlich vor zu stellen, *Wie süß! Ich wäre so gern dabei gewesen und hätte ihm dabei zugesehen, wie er einschlief.*, und wurde rot um die Nasenspitze. Um dies zu verbergen, setzte er sich auf die Kante des Sofas und sah Shin an, um nicht von Luminor erwischt zu werden, dass er rot war. Nervös griff er wieder nach Shin’s Haaren, spielte mit ihnen, indem er sie zwischen seinen Fingern hin und her rieb und strich sie letztendlich wieder hinter Shin’s Ohr. „Ja, er kann ganz schön stur sein, der Kleine.“ Kiro grinste in sich hinein und wurde noch röter. „Wenn es etwas gibt, was er absolut nicht will, dann sträubt er sich mit Händen und Füßen dagegen.“ Kiro wurde immer nervöser. Warum begann sein Herz so zu rasen? *Ich bin doch nicht wirklich…?* Er schnappte nach Luft, schluckte und fühlte sich dann bereit, wieder Luminor an zu sehen. „Ich hätte mit ihm reden sollen, dann hättest du dir das Schlafmittel ersparen können!“, sagte er bestimmt, mit festem Blick. „Wenn er das rausbekommt, dann…“ „Hat er schon.“, erwiderte Luminor verlegen. „Oh, na dann kannst du dir morgen was anhören, sag ich dir. So was Hinterhältiges mag er überhaupt nicht. Seine Mutter hat ihn früher auch immer auf diese Art und Weise ruhig gestellt. Doch er bekam es immer sofort mit und regte sich total auf. Manchmal fragte man sich, ob die Mittel bei ihm überhaupt wirkten.“ Kiro nickte selbstverständlich. „Ja, so ist er eher schüchtern und ein Sensibelchen, aber wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann bleibt er stur.“ Luminor setzte sich zu Kiro. „Du kennst ihn sehr gut, mhh?“ Kiro schüttelte den Kopf. „Nein, leider zu wenig. Wir waren schon von klein auf Freunde. Unsere Eltern waren schon vorher befreundet gewesen und ich war schon paar Mal mit meinen Eltern bei ihm zu Hause gewesen. Aber eigentlich begann alles damit, dass er in meine Kindergartengruppe kam und von jedem blöd angeschaut wurde. Das war so Neujahr 1993, er war gerade 3 geworden. Shin konnte noch nicht richtig reden, und war so schüchtern, dass er es sich auch gar nicht getraute. Selbst vor den Erzieherinnen hatte er Angst. Darüber machten sich die anderen Kinder lustig. Auch fanden sie, er sei kein Junge, sähe wie ein Mädchen aus. Ich setzte mich aber immer für ihn ein, weil meine Mutter mich gebeten hatte, dass ich mich etwas um ihn kümmern solle, um es ihm angenehmer zu machen. Aber selbst mit mir wollte er nichts zu tun haben. Ich versuchte immer, mich ihm zu nähern. Es war zwecklos. Dann kam der Tag, es war sein 3. oder 4. im Kindergarten, als wir einen Spaziergang durch den Wald machten. Alle Kinder waren aufgeregt und genossen die winterliche Atmosphäre. Nur Shin nicht. Er ging allein seiner kleinen Wege, etwas abseits der Gruppe. Ich beobachtete ihn wie er still und starr alles betrachtete, sich nicht an dem beteiligte, was wir machten. Und dann geschah es. Ich hatte nur mal kurz wegeschaut und als ich wieder zu der Stelle sah, wo Shin gewesen war, da musste ich feststellen, dass er nicht mehr da war. Ich sah mich überall um, konnte ihn aber nicht finden. Ich sagte es sofort einer der Erzieherinnen, die sich gleich auf die Suche machte, mit mir, ich bestand darauf. Eine weitere machte sich ebenfalls auf die Suche. Die anderen beiden Erzieherinnen gingen mit den restlichen Kindern zum Kindergarten zurück.

Wir hatten ewig gesucht, die Erzieherinnen machten sich Sorgen, ihm könnte etwas passiert sein. Auch ich machte mir Sorgen, sollte ich doch auf ihn aufpassen. *Was sollen wir nur tun? Die Eltern des Jungen kommen doch bald, um ihn zu holen. Was sollen wir ihnen nur sagen?“, bibberte eine der Erzieherinnen und die andere sagte: *Wie konnte uns so etwas nur passieren?* *Ich finde ihn!*, hatte ich gesagt und bin dann einfach irgendwo in den Wald rein gerannt, bis ich die Stimmen der Erzieherinnen nicht mehr hören konnte und diese auch nicht mehr sah. Ich rief überall nach ihm, und dann fand ich ihn auch. Er war in ein Erdloch gefallen. Er lag da einfach nur und rührte sich nicht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Irgendwie bin ich dann da rein geklettert und rutschte ab. Als ich wieder zu mir kam, war es schon dunkel. *Kris!* sprach eine leise Stimme zu mir. Ich öffnete die Augen und sah Shin über mich gebeugt. Er weinte, war total verängstigt. Aber ich versuchte ihm nicht noch mehr Angst zu machen, also drückte ich ihn an mich. *Ich… Angst… kalt!*, stotterte Shin. Ich drückte ihn noch fester an mich, um ihn und mich selbst zu wärmen und sagte ihm, er solle keine Angst mehr haben, und dass man uns bald finden würde, auch wenn ich mir nicht so sicher war. Aber irgendwie musste ich ihm Mut zureden. Er zitterte und auch ich merkte wie kalt mir war, meine Hände waren Eisklumpen gewesen. *Alles wird gut. Die finden uns schon.*, meinte ich zuversichtlich. Wir kuschelten uns ganz dicht an die Wand des Lochs und an einander. Ich wollte ihn nie wieder loslassen, ihn nicht allein lassen. *Bist du müde?* Er schüttelte den Kopf. *Du kannst ruhig schlafen, wenn du willst.* Mit klappernden Zähnen sah Shin mich an. „Angst… Mama…“ „Deine Mama wird uns bestimmt bald finden. Bis dahin solltest du die Augen zu machen und schlafen.“ „Geschlafen… ganze Zeit… mit Kris.“ Er musste die ganze Zeit neben mir gelegen und geschlafen haben, als ich bewusstlos war. Und als ich wach wurde, ist er auch automatisch wachgeworden, anders konnte ich es mir nicht erklären. Ich began ihn hin und her zu wiegen, damit er schlafen konnte, ich hatte dies oft im Fernsehen gesehen, wie Mütter es machten um ihre Babys zu beruhigen. Dann redete ich noch ruhig auf ihn ein um ihm die Angst zu nehmen. „Ich passe auf dich auf. Ich lasse dich nicht allein. Wenn du aufwachst, ist alles wieder gut.“ Er nickte zaghaft und schmiegte sich vorsichtig an mich, trotz seiner Schüchternheit und Ängstlichkeit. Er fühlte sich wohl so allein, dass er einfach froh war, dass ich bei ihm war, mir vertraute. So gut es ging, hatte ich versucht ihn zu wärmen. Er zitterte sehr, wer weiß wie lange wir schon da unten waren, wie lange er schon da unten bewusstlos gelegen hatte, bevor ich ihn gefundnen hatte. Schließlich schlief er ein und auch ich konnte nicht mehr lange die Augen offen halten und fiel in einen unruhigen leichten Schlaf während Shin ganz fest schlief. Irgendwann wachte ich auf, weil ich meinen Namen hörte. Ich antwortete und kurz darauf wurden wir aus dem Loch geholt. Man brachte uns mit hohem Fieber, mit Unterkühlung, mich mit einer Platzwunde an der Stirn und leichter Gehirnerschütterung und Shin mit einem verstauchten Fuß ins Krankenhaus. Selbst als ich zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit schwankte, ließ ich Shin nicht los, der fest schlief und nicht daran dachte mich loszulassen, man musste uns zusammen auf *einer* Barre ins Krankenhaus fahren. Meinen 5. Geburtstag verbrachte ich damit, im Krankenhaus wieder von dem hohen Fieber runter zu kommen. Ich habe mehrere Tage durchgeschlafen, sogar meinen Geburtstag habe ich verpasst. Aber es wurde alles nachgeholt, als ich wieder wach war. Aber es war ein trauriger Geburtstag. Ich erfuhr, dass mein Vater, bei der Meldung, ich sein im Wald verschwunden, so einen Schock erlitten hatte, dass er einen Herzinfarkt hatte und gestorben ist. Als Shin und ich endlich wieder das Krankenhaus verlassen durften, blieb ich erst mal fast ein Jahr bei Shin und seinen Eltern, weil meine Mutter einen Nervenzusammenbruch hatte. Wir wurden richtige Brüder. Im Kindergarten war ich der Einzige, der mit ihm spielte, er war so verschlossen wie eh und je, hatte nur zu mir Vertrauen, weil er mich für seinen Bruder hielt. Selbst wenn wir spielten, sagte er kaum ein Wort. Aber wir verstanden uns auch ohne Worte, weil ich immer wusste, was er sagen wollte. Ich war sein Mund, der für ihn sprach.

Die anderen hatten kein Interesse an uns. Selbst meine Freunde wandten sich von mir ab, weil ich mich mit Shin abgab. Doch dies war mir egal, wir gehörten zusammen und ohne Shin tat ich nichts. Wer was gegen meinen Bruder hatte, hatte auch was gegen mich!“ Luminor hörte aufmerksam und interessiert zu. „Ich wusste gar nicht, dass ihr euch so gut und schon so lange kennt?“ Kiro schüttelte den Kopf. „Tun wir auch nicht. Klar, wir sind schon seit dem Kindergarten befreundet. Aber nach dem Tod meines Vaters ist meine Mutter, nachdem sie eine Therapie gemacht hatte, weshalb ich ja bei Shin lebte, mit mir von hier weggezogen, weil sie einen Neuanfang wagen wollte. Wir waren so was von traurig, uns nicht mehr jeden Tag sehen zu können. Ich hatte ihn wirklich wie einen Bruder lieb gewonnen (und ich glaube daraus ist jetzt mehr geworden). Er war schon immer schüchtern und wurde von den größeren in Kindergarten geärgert, weil er so schüchtern war und lieber in einer Ecke saß und malte, anstatt sich an die anderen ran zu trauen, sie zu fragen, ob er mitspielen dürfe. Der Kontakt zwischen uns war völlig abgebrochen. Ich habe ihn erst bei der Anime-Messe wieder getroffen. Es hatte mich erstaunt, wie groß und selbstbewusst er geworden ist, ein Kerl, der seine Meinung sagt und nicht mehr gar so verschlossen und wortkarg ist. Bloß eins ist ihm erhalten geblieben, seine Schüchternheit. Die wird er wohl nie los.“, Kiro grinste. „Aber genau das ist es, was ich an ihm so mag. Seine schüchterne Art. Er ist so was von süß, wenn er schüchtern ist.“ *Oh Gott, habe ich das jetzt laut gesagt?* Luminor grinste. „Ihr habt Probleme. Nein! Ihr habt voll die Komplexe!“ „Was soll das denn jetzt, bedeuten?“, fragte Kiro und fühlte sich angegriffen. „Ach egal. – Oh, so spät ist es schon? Wo bleibt bloß Yu?“ Luminor hatte auf die Uhr geschaut, es war 17.30 Uhr. „Jetzt lenk nicht ab. Ich habe keine Komplexe. Ich habe Shin einfach gern, er ist mein bester Freund und Bruder. Aber ich glaube nicht, dass er sich noch daran erinnern kann. Er war ja noch so klein gewesen. Und es ist besser, wenn er diese schrecklich-schöne(*) Zeit vergisst. Es reicht, wenn ich diese Erinnerung, die unser beider Leben prägte, für uns beide hier drin aufbewahre.“ Er legte eine Hand aufs Herz. „Auch wenn es mir weh tut, wenn er vielleicht nicht so fühlt und empfindet wie ich. Aber für ihn ist es besser, wenn so etwas ihn nicht belastet, er hat ja jetzt schon genug um die Ohren.“ Kiro senkte den Kopf. Dann ging er in die Küche. Doch Luminor war schneller. Er fand, Kiro sollte jetzt wirklich auch noch mal schlafen. Diese Erinnerung preis zu geben, hatte ihn viel Kraft gekostet, hatte er dieses Geheimnis doch Jahre in sich behalten. „Es ist schön, dass du dich mir anvertraut hast, deshalb werde ich den Tee machen. Du legst dich jetzt bitte wieder hin. Du bist erschöpft.“ „Nein, mir geht es bestens, ich fühle mich besser denn je.“ „Kiro leg dich hin, oder muss ich erst sauer werden! Du bist genau wie Shin! Versteht ihr denn nicht, dass ich nur das Beste für euch will?“ Kiro gab sich geschlagen und legte sich wieder zu Shin. Er schlang wieder seine Arme um ihn. Er fühlte sich so einfach wohl. Luminor kam wieder mit einer Tasse dampfenden Tees. Kiro nahm die Tasse und trank es. „Bäh, du hast den Zucker vergessen, das schmeckt ekelhaft.“, beschwerte sich Kiro. „Ohne Zucker ist er gesünder.“ Auch Kiro rutschte die Tasse aus der Hand. Luminor fing die leere Tasse mit einer Hand auf und brachte sie in die Küche. Kiro legte sich hin, eher gezwungen als freiwillig, weil er sich nicht mehr aufrecht halten konnte. Shin hatte sich wieder gedreht und lag so, das Kiro ihm ins Gesicht schauen konnte. Bevor ihm die Augen zufielen drehte er sich auf die Seite zu Shin und griff seine Hand. Dann schlief er ein.

Yu schloss die Tür auf. „Bin wieder da.“ „Und wie war dein Date?“, fragte Luminor gleich. „Es war kein Date, verdammt noch mal.“ Er warf seine Jacke in den Flur. „Wie geht es Kiro?“, war das Erste, was Yu in den Sinn kam. „Er ist in der Stube…“ Weiter kam Luminor nicht, denn Yu war mit einem Sprung schon in der Stube. „Oh nein!!!!“, rief Yu aus. „Was ist denn los?“, fragte Luminor panisch. Er stand neben Yu und sah ihn mit angsterfüllten Augen an. „Ist das süüüüß!“ Yu deutete auf das Sofa. Dort lagen Shin und Kiro eng aneinander gekuschelt und Händchen haltend und schliefen tief und fest. „Musst du mir so einen Schrecken einjagen?“ Luminor boxte Yu in die Seite. „Ich dachte schon, es ist sonst was!“ Jetzt kam auch Strify aus seinem Zimmer. „Warum seid ihr so laut?“, fragte er interessiert. Yu deutete auf die beiden Schlafenden. „Ui, jetzt haben wir also ein schwules Pärchen unter uns. Mann ey, wir werden doch so schon als schwul bezeichnet, warum muss dieses Gerücht jetzt auch noch wahr werden?!“ Luminor sah Strify strafend an. Yu konnte seinen Blick nicht von den beiden lassen. „Los kommt, lasst sie schlafen, sie brauchen Ruhe. Ab in die Küche mit euch. Zack!“ Yu ging ohne Widerworte in die Küche, Strify trottete etwas beleidigt hinterher, dann schloss Luminor die Tür.

Flashback Teil 10: Der Abend davor

„Yu, deine Lippe sieht ja toll aus. Es muss bei euch ja ganz schön zugegangen sein, wenn du Herpes hast.“, stichelte Strify. Yu strich sich mit dem Finger über die Lippe. „Die Gute hat dir wohl ganz schön auf die Lippen gebissen, als ihr geknutscht habt, was?“ Er kicherte. „Ach halt die Klappe Strify. Da war nichts zwischen uns. Hallo, die Frau ist verheiratet.“ „Also habt ihr nicht…“ Strify sah etwas enttäuscht aus. „Nein haben wir nicht. Was denkst du von mir?“ „Das du ein kleiner Schürzenjäger bist. Sonst springst du doch auch mit jeder Frau ins Bett!“ stichelte Strify weiter. Luminor rollte die Augen. *Sind die heute aber alle angriffslustig.* Yu stöhnte genervt. „Aber nicht mit Verheirateten. Oder glaubst du, ich will Ärger mit den Männern haben…“ Strify fiel ihm ins Wort. „Weißt du denn, ob die Frauen, die du flachgelegt hast, auch wirklich nicht verheiratet waren?“ Yu wurde rot. Ja das konnte er nicht wissen, woher auch, er konnte ja nicht immer erst fragen: >Bist du verheiratet? Wenn ja, dann vergiss es und wenn nicht, dann komm her!< Strify kicherte, aber Yu ließ sich nicht beirren und sprach weiter als wäre nichts gewesen. „Trotzdem sind Verheiratete zu alt, genau wie Gülcan. Da ist ein Alterunterschied von ungefähr 5 oder 6 Jahren zwischen uns. Außerdem habe ich dir vorhin schon gesagt, dass sie nicht mein Typ ist. Der Herpes kommt daher, das ich mir vor Wut auf die Lippen gebissen habe, weil du mich auf die Palme gebracht hast mit deinem Gequatsche heute. Und dann ist Gülcan auch noch meinet wegen abgehauen und hat sich betrunken. Die hat echt einen Vogel, die Frau. Ich bin mit der halb angetrunkenen Frau durch halb Berlin getorkelt. Aber ich fühlte mich einfach irgendwie schuldig.“ „Wieso schuldig? Was ist passiert?“, mischte sich jetzt Luminor ein. Er hatte die ganze Zeit bloß da gesessen und Strify und Yu beobachtet. „Weil ich sie im Restaurant angeschrieen habe und ihr nicht zugehört habe. Sie hatte auf Kiro angesprochen und da hat mein Verstand abgeschaltet und meine Gefühle haben eingegriffen. Ich habe sie nicht aussprechen lassen. Dann ist sie abgehauen und ich hinterher. Sie war total sauer. Aber trotzdem muss die sich ja nicht gleich besaufen. Ich verstehe dieses Weibsbild nicht.“ Yu schüttelte den Kopf und setzte sich erst mal. „Dann hab ich mich mit ihr zurück ins Restaurant gesetzt und mit ihr gegessen, weil wir ja schon bestellt hatten und sie gerade abgehauen ist, ach es uns gebracht wurde. Irgendwie wollten die im Restaurant ja auch ihr Geld haben, aber ich bezahle bestimmt nichts, was ich nicht gegessen habe. Es war echt amüsant ihr zuzusehen, wie sie mit den Stäbchen hantierte.“ Ihm entfuhr ein lautes Lachen. „Ne, das hättet ihr sehen müssen. Ich habe mich nicht mehr eingekriegt ey. Es fiel ihr alles neben den Teller und auf den Boden, fast wie in dem Lied mit dem Lama. Überall lag Reis und Chang ist beinahe darauf ausgerutscht. Um sie von ihren Qualen zu befreien, habe ich dann für sie einmal Messer und Gabel bringen lassen. Ich frage mich echt, ob es ihr auch so schwer gefallen wäre, wenn sie nicht betrunken gewesen wäre.“ Luminor und Strify hatten neben ihm auf der Eckbank Platz genommen und sahen ihn amüsiert an. Dann lachten sie auch, weil sie es sich lustig vorstellten. Schließlich fragte Luminor: „Aber was war jetzt eigentlich der Anlass gewesen? Warum das *DATE*?“ Luminor betonte das Wort in einer merkwürdigen Tonlage um Yu zu ärgern. „Es war kein Date, Mensch ey! Sie wollte sich mit dem Essen bei mir bedanken, das ich sie davor bewahrt habe, dass die Vase, die eigentlich Strify treffen sollte, sie verletzte. Und sie wollte noch mal einen neuen Termin ausmachen, damit wir unseren peinlichen Auftritt bei unseren Fans entschädigen können.“ Strify wurde hellhörig. Er machte große Augen und sein Strahlen wurde immer breiter. Er stand auf, lief um den Tisch herum und fiel Yu um den Hals, welcher nicht wusste, was jetzt los war. Dann gab er Yu noch einen dicken Schmatzer auf die Wange. Yu verzog das Gesicht und Luminor schaute bloß argwöhnisch. Strify ließ Yu gar nicht mehr los. *Was geht denn mit dem ab.* „Ähm Strify, was soll das?“ „Na ich muss mich doch bedanken. Du durftest Kiro’s Mist wieder ausbaden und hast ein Date mit der ewigen Quasselstrippe auf dich genommen, nur damit ich noch mal ins Fernsehen kann. Danke!“ *Wie bitte? Als ob du ein stilles Mäuschen wärst. Außerdem hab ich das für uns alle getan und nicht nur für dich, du Egoist!* Yu zog eine Grimasse, kam aber nicht dazu zu antworten. „Wann ist der nächste Auftritt?“, fragte Strify eifrig. „Morgen!“, entgegnete Yu gelangweilt. Strify stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. „Was, morgen schon?“ *Ja man, kannst du nicht zuhören und glotz mich nicht so doof an!* Yu war sichtlich genervt. „Ja, man nerv nicht!“ „Oh Gott was zieh ich bloß an? Ich muss doch toll aussehen, wenn ich ins Fernsehen komme.“ Ohne ein weiteres Wort hüpfte er in sein Zimmer und summte dabei. Dann konnte man noch hören wie er, „Oh was zieh ich bloß an? Mein Schrank ist so voll, dass ich mich gar nicht entscheiden kann. Na toll!“, sang er, bevor er seine Zimmertür schloss und die Schranktüren knallten. Luminor lachte, konnte sich gar nicht mehr halten. Yu musste auch lachen. Dann meinte er zu Luminor gewandt: „Wir haben uns echt einen tollen Sänger gesucht. Ich hab selten einen so durchgeknallten Vogel gesehen. Ne ey!“ „Tja, damit müssen wir jetzt wohl leben!“, grinste Luminor. „Aber lass ihn doch. Mit ihm wird es nie langweilig.“ „Schon, bloß dass er auch sehr nerven kann. So wie jetzt. Dieses Schranktürgeklapper geht mir auf die Ohren und kann der Mal an Shin, Kiro und Sheila denken? Die sind alle krank und bei dem Lärm können sie doch gar nicht schlafen.“ Yu stand auf und ging zu Strify’s Tür, noch bevor Luminor ihn daran hindern konnte. Strify stand vor seinem Spiegel und betrachtete sich eitel wie ein Pfau. „Strify sei leise, denk an Shin, Kiro und Sheila. Sie sind krank. Man kann sich auch leise im Spiegel betrachten. Du bist schlimmer als eine Frau.“, schrie Yu Strify an. Luminor zog Yu aus dem Zimmer raus, er wollte noch einen Streit vermeiden. „Strify bitte sei etwas leiser, ja? Denk an Sheila!“ Dann schloss er die Tür wieder. „Yu, fang bitte keinen Streit an, bitte. Ein Sprichwort sagt, der Klügere gibt nach. Und ich glaube, du bist vernünftiger und klüger um nach zu geben. Dafür halte ich dich einfach, also lass es einfach! Außerdem…“ „Ja ok. Aber warum soll er nur auf Sheila Rücksicht nehmen. Was ist mit Shin und Kiro?“ „Die wachen so schnell nicht auf. Ich habe ihnen ein Schlafmittel gegeben. Sie brauchten dringend Ruhe. Sie haben sich beide geweigert zu schlafen. Was sollte ich machen. Sie waren so fertig. Beide waren so wütend gewesen, besonders Kiro wäre wieder ausgerastet, aber Shin auch, er war ja so was von durcheinander, glaubte ständig, man, oder sogar ich, würde ihm Sky wegnehmen, wenn er schlief. Er hatte solche Angst, in die er sich durch das Fieber noch mehr reingesteigert hatte. Ich konnte es einfach nicht mit ansehen.“ „Ach Lu, du hast genau das Richtige getan. Irgendwann werden sie es auch einsehen.“, versuchte Yu Luminor zu ermutigen. Dann grinste er, aber Luminor wusste nicht weshalb. „Warum grinst du so?“ „Weil sie so süß aussehen, wie sie da nebeneinander auf dem Sofa liegen. Na ja, ich geh dann mal ins Bett. Und du kannst mich auch wecken, wenn du Schwierigkeiten mit Sheila hast. Ich helfe dir gern. Du brauchst auch mal Ruhe. Bist doch selbst ganz übermüdet. Ich mache mir Sorgen um dich.“ „Ach was. Diese Nacht schaff ich schon noch. Mach dir keine Sorgen.“ Yu ging zu seinem Zimmer, drehte sich noch mal um und sagte: „Also bitte, sag bescheid, wenn was ist!“ Luminor rollte die Augen. „Ja, wenn’s dich glücklich macht. Nacht, schlaf gut!“ Yu schloss die Tür. Luminor setzte sich in die Küche und machte sich noch eine Schnitte, dann ging er ins Bad, putzte sich die Zähne und machte sich dann auf den Weg ins Bett. Dabei kam er an Strify’s Zimmer vorbei. Der führte immer noch lauthals Selbstgespräche vorm Spiegel. „Hach was soll ich bloß anziehen?“ Luminor grinste und schüttelte belustigt den Kopf. „Dieser Strify!“ Dann nahm er Sky aus der Wiege und legte sie in Shin’s und Kiro’s Mitte. „Ich habe es dir ja versprochen! Die Kleine wird wohl kaum in der Nacht aufwachen, durch das Fieber wird sie so geschwächt sein, dass sie durchschlafen wird. Und bei dir und Kiro schläft sie bestimmt noch besser. Und auch du wirst wohl gleich besser schlafen!“ Er grinste noch mal, und fand dann, dass man dieses Bild unbedingt festhalten sollte. Er holte seine Digital Camera und schoss noch ein Foto, dann ging er ins Bett.

Flashback Teil 11: Story of Shin and Kiro 2

Shin wachte am nächsten Morgen dadurch auf, das er einen sanften Schlag auf die Nase bekam. Er öffnete die Augen, „Was war denn das?“, sah aber noch alles verschwommen. Also rieb er sie sich, um klarer zu sehen. Ihm war auch immer noch schwindelig. Er schloss die Augen wieder und dachte nach. Dabei rieb er sich die Nase, der Schlag war zwar sanft gewesen, aber tat trotzdem etwas weh, außerdem musste er niesen. Dann wurde ihm wieder klar, was gestern passiert war. Luminor hatte ihm ein Schlafmittel untergejubelt und ihn so zum Schlafen gebracht. „Luminor! Das zahle ich dir noch heim.“ Dann öffnete er die Augen wieder und er sah in Sky’s lächelndes Gesicht. Sie lag direkt neben ihm, schaute still umher und fuchtelte mit ihren Ärmchen. Seine Stimmung heiterte sich automatisch auf. „Hey Süße, du bist ja schon wach!“, stellte er grinsend fest. Er wollte sie gerade näher zu sich heran ziehen als er merkte, dass seine Hand festgehalten wurde. Er hob seine Hand und sah sie in einer anderen liegen. Wessen Hand es wohl war? Er richtete sich auf und stützte sich auf den linken Arm. Da lag doch tatsächlich Kiro noch mit auf dem Sofa. Shin wurde rot. Aber er fühlte sich auch wohl, weil er glaubte, Kiro hätte die ganze Nacht bei ihm gelegen um ihm beizustehen und sich um ihn zu kümmern – ihn zu schützen. Kiro’s Nähe gab ihm das Gefühl, nicht alleine zu sein. *Kiro!* Er beugte sich über seine Schwester hinweg zu Kiro herüber. „Kiro!?“ *Ob er mich die ganze Nacht bewacht hat? Süß!* Er versuchte seine Hand zu lösen aber Kiro ließ dies nicht zu, zog sie noch näher an sich ran. Shin wurde ganz verlegen, grinste aber. *Ach Kiro, du bist süß. Aber ich brauche meine Hand jetzt trotzdem.* Shin nahm seine 2. Hand dazu und schaffte es schließlich, sich, doch etwas kraftvoll, zu lösen. Kiro zuckte kurz – Shin glaubte schon ihn geweckt zu haben – aber Kiro schlief seelenruhig weiter. Auch er konnte nichts von dem Schlafmittel wissen. „Schlaf schön, großer Bruder, danke, dass du für mich da bist.“ Shin gab Kiro einen Kuss auf die Stirn, zum Dank. *Wenn er wirklich auf mich aufgepasst hat, sollte ich ihn schlafen lassen – obwohl bei ihm dauert es doch eh ewig, bis der aufwacht. Er ist einfach so süß. Wie ein Bruder. Dafür bin ich ihm so dankbar, hat er doch die ganze Zeit versucht, mir nahe zu sein, mich zu trösten. Aber ich habe ihn nicht an mich rangelassen, weil ich ihn nicht mit meinen Problemen belasten wollte. Ich glaube, ich sollte mir mal was für uns beide ausdenken, so als Dankeschön und als Ablenkung. Ich muss echt mal auf andere Gedanken kommen. Vielleicht Kino? Aber erst, wenn die Sache mit dem Jugendamt geklärt ist. Ich kann Luminor ja noch mal bitten, auf Sky auf zu passen. Er mag sie ja so. Strify lass ich auf keinen Fall an sie ran, dann sehe ich sie nie wieder. Und bei Yu weiß ich nicht, der denkt dann vielleicht, das kommt bei den Frauen nicht so gut an.* Shin stand auf und schob Sky zu Kiro rüber und beugte sich zu ihr. „Ich bin gleich wieder da, solange bleibst du bei Kiro.“ Er küsste sie. Sky schaute ihn mit großen Augen an. Er grinste und auch die Kleine strahlte. „Pass mal schnell auf die Kleine auf, hast doch nichts dagegen oder?!“ Er sah Kiro an, der immer noch gleichmäßig atmend auf dem Sofa lag und fest schlief. Bei dem Anblick musste er grinsen, wusste er doch, dass Kiro nicht antwortete und dazu fand er es einfach süß, wie die beiden da so nebeneinander lagen. Er nahm vorsichtig Kiro’s Arm und legte ihn um seine Schwester. „Halt sie ja schön fest, damit sie nicht runterkullert.“ Er wandte sich an seine Schwester. „Und du zappel nicht so rum, damit er nicht wach wird!“ Er musste immer breiter grinsen. Als ob sie ihn verstehe. Dann ging er ins Bad und duschte sich.

Als er fertig war, machte er für Sky eine Flasche fertig und ging dann mit der fertigen Flasche wieder in die Stube zurück. Kiro schlief immer noch. Und auch die anderen 3 waren noch nicht wach. Er setzte sich auf das Sofa, nahm Sky in seine Arme und fütterte sie. Sie sah ihn unentwegt mit hungrigen Augen an, während sie hastig an der Flasche saugte. „Trink langsam Süße! Nicht so hastig!“ Zu spät, die Kleine verschluckte sich bereits und spuckte alles wieder aus. „Siehst du!“ Shin grinste, als er Sky’s verzerrtes Gesicht sah. Dann musste sie auch noch niesen und er hatte die ganze Milch im Gesicht. *Ich hätte sie wohl erst füttern und dann unter die Dusche gehen sollen.*, grinste er, trotz Milchsuppe im Gesicht. Er nahm ein Tuch und wischte es weg. Dann machte er Sky noch sauber und fuhr dann mit der Fütterung ohne weitere Zwischenfälle fort, aber sie schlang immer noch hastig. *Sag mal, hat Luminor dich gestern nicht gefüttert?* Nach dem die Flasche leer war, klopfte er ihr sanft auf den Rücken, damit sie ein Bäuerchen machte und ging dann ins Bad um sie zu wickeln und um sie umzuziehen. Dann legte er Sky in die Tragetasche des Kinderwagens, hinterließ Luminor und Kiro einen Zettel. *Bin mit Sky beim Kinderarzt. Ich glaub, sie hat Fieber. Ich melde mich!* Dann ging die Tür auch schon hinter ihm zu.

Luminor wachte auf. Er hatte die Wohnungstür gehört, wie sie zuging. „Wer jetzt wohl gegangen ist?“, fragte Luminor sich. Er verließ sein Zimmer und schaute nach. Er sah sofort, dass Shin nicht mehr auf dem Sofa lag und Sky ebenfalls nicht mehr da war. „Wo ist er hin?“ Luminor ging zu Kiro und rüttelte an ihm. „Kiro! Wach auf!“ Es war vergebens. Kiro bekam man ja *so* morgens schon kaum wach, aber durch das Schlafmittel war es erst recht sinnlos, doch Luminor versuchte es weiter, weil er wusste, wenn einer wusste, wo Shin stecken könnte, noch dazu mit Sky, dann Kiro. „Kiro los, komm schon, komm zu dir!“ Er rüttelte doller. Kiro öffnete zaghaft die Augen, war noch ganz verschlafen. „Mutti, lass mich schlafen, ich bin müde, ich muss heute nicht zur Schule.“ Er schloss die Augen wieder und drehte sich zur anderen Seite. Luminor rollte genervt die Augen, musste aber auch grinsen. *Mami* hatte Kiro ihn genannt. Dann wurde Luminor aber wieder ernst und zog Kiro die wärmende Decke weg, so dass Kiro zusammenzuckte und seine Beine anzog. „Mensch Kiro, wach auf, Shin ist weg!“ „Ich will nicht… Was?“ Sofort riss Kiro die Augen ruckartig auf und saß kerzengerade auf dem Sofa. Er war immer noch verschlafen, aber hellwach. „Ja, hast du denn nichts gemerkt?“ „Nein, wie denn? Ich stand ja unter deinem tollen Schlafmittel.“, schimpfte Kiro. Luminor machte große Augen. „Ja glaubst du, ich hab das nicht mitbekommen? Ich bin bloß nicht so kindisch wie Shin und mache ein großes Trara draus. Außerdem fand ich, dass mir der Schlaf richtig gut getan hat. So gut hab ich lange nicht geschlafen.“ Beschwichtigend legte Kiro Luminor die Hand auf die Schulter. „Sicher, dass er weg ist? Mach nicht gleich die Pferde verrückt. Vielleicht ist er ja hier und du hast bloß noch nicht nachgeschaut. Er könnte doch in seinem Zimmer sein!?“ „Nein ich bin sicher, dass er weggegangen ist. Ich habe gehört, wie die Wohnungstür zugeschlagen wurde. Außerdem ist die Tragetasche des Kinderwagens weg. Wer soll denn mit Sky spazieren gehen, wenn nicht er?“, sah Luminor Kiro prüfend an. „Strify bestimmt nicht, und bei Yu? Weiß nicht, der wird bestimmt noch schlafen.“ Kiro sah nachdenklich drein und legte seine Stirn in Falten. „Hmm, wo du Recht hast, hast du Recht. Aber wo könnte er hinsein?“ „Das frage ich dich!“, meinte Luminor schroff und ließ seinen rechten Zeigefinger auf Kiro’s Nasenspitze ruhen. „Du musst doch wissen, wo er hingehen könnte. Du kennst ihn doch so gut.“ Luminor war so besorgt, dass er etwas ernst und ärgerlich klang. „Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich ihn damals gerade mal ein Jahr kannte.“ Kiro versuchte Luminor erst mal zu beruhigen. Er zog diesen in die Küche und setzte Kaffee an. Morgens brauchte er erst mal einen starken Kaffee um wach zu werden. Dann stellte er eine heiß dampfende Tasse vor Luminor ab und vor sich selbst, bevor er sich setzte. Dann erzählte er weiter: „Aber lass dir gesagt sein, als wir umgezogen sind, hat meine Mutter mir jeglichen Kontakt zu ihm untersagt, weil dies zu ihrem *Neuen Leben* dazu gehörte, jegliche Erinnerungen, an den Ort, wo wir als Familie glücklich waren, aus ihrem und meinem Gedächtnis zu verbannen. Ich hatte mir extra Shin’s Adresse aufschreiben lassen und sie sich unsere. Als der erste Brief kam, und sie mich einluden, durfte ich sie nicht besuchen, wo ich doch wusste, dass man sich immer über unseren Besuch freuen würde. Ich habe noch öfters Post bekommen, aber meine Mutter hat die Briefe immer vor mir versteckt und meinte, dass sie mich wohl vergessen hätten. Ich durfte ihn auch nicht zu Weihnachten und Ostern anrufen, nicht zum Schulanfang gratulieren und schon gar nicht zum Geburtstag. Nicht mal eine Karte durfte ich ihm schreiben. Meine Mutter dachte, ich würde vielleicht unter diesem Kontakt leiden, und immer an meinen Vater erinnert werden, noch dazu glaubte sie, alles sei Shin’s Schuld. Wäre er nicht abgehauen, wäre ich ihm nicht im Wald hinterher gerannt und verschwunden und mein Vater hätte nicht diesen verhängnisvollen Herzinfarkt gehabt, aber sie irrte sich. So ging es mir dann erst recht schlecht. Weißt du, wie schwer es mir gefallen ist, keinen Kontakt zu meinem besten Freund zu haben, nicht zu wissen, wie er sich entwickelt, ob er gute Freunde gefunden hat oder immer noch von jedem abgestoßen wird, sich vielleicht einsam fühlt, mich vermisst, was seine Hobbys sind, was er in der Schule für Fächer mag und welche nicht. Ich hatte wirklich nur die Erinnerung an unser eines gemeinsames Jahr. Ich glaubte, ihn nie wieder zu sehen. Aber so war es dann doch nicht, ich habe ihn ja in einem Internetchat wieder gefunden und wir beide verstanden uns auf Anhieb. Nie in meinem Leben hatte ich geglaubt, jemals wieder einen so tollen Freund zu finden. Und als ich ihn dann bei der Convention sah, ich ihn ansprach und er sich mir ganz schüchtern vorgestellt hat, wusste ich sofort, wer vor mir stand und ich musste erst mal heulen. *Was hast du?*, hatte er mich darauf gefragt und ich wischte mir die Tränen weg und meinte, der Wind hätte mir in den Augen gebrannt. Darauf hatte er: *Ja, heute ist es aber auch windig.*, geantwortet und dabei hat er mich ganz verlegen angegrinst und ist rot geworden. Das war so süß! Ja, er war etwas selbstbewusster geworden, aber immer noch total schüchtern.“ Kiro schwelgte in Erinnerungen und vergoss dabei Tränen. Dann riss er sich zusammen und meinte zu Luminor, der ihn mitleidig ansah: „Luminor0, jetzt dreh bitte nicht durch und mach keine Panik. Wir finden Shin schon. Keine Sorge.“ Luminor stützte seinen Kopf auf seine Hände. „Tut mir leid Kiro, ich wollte dich nicht kränken, ich finde es toll, dass du dich mir anvertraust. Es ist bloß so: Er war gestern so verzweifelt. Er glaubte ständig, ich würde ihm Sky wegnehmen wollen. Ich mache mir nur so Sorgen, dass er versucht abzuhauen, um ja nie von Sky getrennt zu werden. Was, wenn er irgendwelchen Blödsinn verzapft? Er ist doch immer noch nicht vollkommen gesund. In seinem Zustand könnte ihm sonst was passieren.“ „Ja, du hast Recht.“ Kiro legte eine besorgte Miene auf. „Er ist wirklich noch immer nicht ganz wohl auf. Lass uns schnell was essen, und dann werden wir uns auf die Suche machen!“, meinte Kiro und Luminor nickte. Von dem Zettel wussten sie nichts. Als Shin die Tür nämlich zu machte, flog der Zettel von der Kommode und landete unter dieser. Sie hatten also keine Ahnung von nichts.

Flashback Teil 12: Beim Kinderarzt

Shin stand vor der Arztpraxis. Er war schon über ½ Jahr nicht mehr hier gewesen. Warum auch? Ihm ging es ja gut und sonst gingen ja seine Eltern immer mit Sky zum Arzt. Doch jetzt lag es wohl an ihm. Bevor er ins Empfangszimmer trat, schaltete er noch sein Handy aus. Dann ging er zur Schwester. „Ach, wenn das nicht Tim ist. Na du warst ja ewig nicht mehr hier. Was hat der junge Herr denn?“ Sie grinste ihn freundlich entgegen. Shin erwiderte es und sagte dann: „Na ja, mir fehlt nix, es geht um meine Schwester. Ich glaube sie hat Fieber.“ Er hob die Tragetasche hoch. „Ach die kleine Sheila. Die Arme. Na da wollen wir doch mal schauen, was sie hat. Aber erst brauche ich die Chipkarte.“ Sie streckte ihre Hand aus und Shin holte die Karte aus seinem Portemonnaie. Während die Karte eingelesen wurde verwickelte sie Shin in ein Gespräch. „Zeigst du jetzt, dass du ein großer Bruder bist, oder wie kommt es, dass du hier her kommst, und nicht deine Eltern?“ Wie sollte er es erklären. „Mhh, na ja, sagen wir mal so, sie konnten nicht, und können es auch nie wieder. Von nun an werde ich immer mit ihr her kommen. Und, ja, als ihr großer Bruder habe ich ja auch meine Pflichten.“ Die Karte war eingescannt. *Ein Glück, die Schwester ist ja nett, aber ich will mit ihr nicht über meine Familie reden.* Sie gab ihm die Karte und wies zu Tür. „Du weißt doch noch, wo das Wartezimmer ist?“, sagte sie amüsiert und sah ihn fragend an. *Klar, bin ja nicht doof!* „Ja!“, entgegnete er, steckte die Karte ein und ging in den Warteraum. Dort wurde er von einer Frau mit 2 Zwillingsjungs, ungefähr 5 Jahre, und einem Mann mit dessen schätzungsweise 7-8 jährigen Tochter angestarrt. *Was glotzen die so?* Er ging zu einem Wickeltisch und befreite Sky vorsichtig von ihrer Jacke. Der Mann und seine Tochter wurden aufgerufen und die Frau sah ihn argwöhnisch an. Und er merkte es. *Was hat die denn?* Er spielte etwas mit Sky, zog Grimassen und die Kleine lachte. „Das findest du wohl lustig? Aber ich freu mich, wenn du so strahlst. Ach du machst mich einfach total glücklich.“ Er hielt sie hoch in die Luft und der Kleinen gefiel es sichtlich. „Ach wenn ich dich nicht hätte, wer weiß, was ich dann machen würde?“ „Vielleicht eine Vernünftige Ausbildung machen.“, entfuhr es der Frau. „Wie bitte?“, fragte Shin erstaunt und sah die Frau irritiert und fragend an. „Na ja, hätten Sie sich mehr auf die Schule konzentriert und nicht nur an das *Eine* gedacht, könnten sie vielleicht eine tolle Karriere anstreben. Tja, jetzt haben sie den Salat. Sie stehen ohne Ausbildung da und müssen sich um ein Kind kümmern. Die Jungend von heute, ich verstehe es nicht. Sie wird doch auch immer unvorsichtiger. Früher ging es ja nicht anders, aber jetzt im 21. Jahrhundert, wo es so viele Dinge gibt, um sich zu schützen…“ Jetzt verstand Shin, worauf die Frau hinaus wollte. „Was, Sie glauben doch nicht…?“ *Glaubt die jetzt etwa, ich bin Sky’s Vater?* „Wo ist denn ihre Freundin geblieben? Leben Sie zusammen und übernehmen beide die Fürsorge für das Kind? Oder hat ihre Freundin Sie verlassen und Sie stehen jetzt allein da? Obwohl, meistens verlässt doch der Kerl das Mädchen und lässt es allein mit dem Kind zurück. Frauen, oder besser Mütter, würden ihre Kinder nie zurück lassen.“ Sie sah Shin interessiert und gleichzeitig strafend an. „Glauben Sie denn jetzt wirklich tatsächlich…“ Er musste lachen. „Nein ich glaub es nicht. Das habe ich auch noch nicht gehört.“ Er sah die Frau an. Und er musste immer mehr lachen und die Frau wurde sauer. „Ich verstehe nicht, was daran so lustig sein soll? Sie zerstören dadurch ihr eigenes Leben und das des Kindes. Was sagen ihre Eltern wohl dazu! Sie sind doch selbst noch ein Kind.“ Shin wurde es zu bunt. „Jetzt hören Sie mir mal zu. Das ist nicht meine Tochter, sondern meine kleine Schwester. Ist es falsch, wenn sich ein großer Bruder um seine Schwester kümmert? Kann man nicht einfach mal auf seine Schwester aufpassen, ohne das gleich sonst was gedacht wird? Außerdem gehen meine Familienverhältnisse Sie gar nichts an. Selbst wenn sie meine Tochter wäre, es wäre meine Sache. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich selbst weiß, was ich will, und dazu gehört auch, dass ich jetzt bestimmt noch nicht Vater werden will.“ Dann drehte er sich um und ging zum Fenster. Die Frau sah ihm hinterher und war etwas peinlich berührt. Da kam die Schwester und rief die Frau und ihre Söhne herein. Jetzt hatte Shin das Wartezimmer für sich allein. Er fühlte sich wohl, mit seiner Schwester allein zu sein. Er stand am Fenster und starrte zusammen mit Sky aus dem Fenster. Fasziniert sah er sie an, wie sie alles aufmerksam beobachtete. „Tim, Sie sind dran.“ „Ah endlich!“ Shin schnappte sich die Tragetasche und ging dann zu Frau Dr. Hohlstein ins Sprechzimmer.

„Na, was fehlt der kleinen Sheila-Sophie denn?“, fragte die Ärztin gleich, nachdem Shin die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Guten Tag, Frau Doktor.“ Shin reichte ihr die Hand zum Gruß und dann antwortete er. „Wissen Sie, ich bin mir nicht ganz sicher. Bei mir zu Hause geht seit einer Woche alles drunter und drüber.“ Sie nickte verständnisvoll. „Ich habe von der schrecklichen Sache gehört. Mein herzliches Beileid.“ „Danke, dies weiß ich zu schätzen.“ Er stellte die Tragetasche auf dem Boden ab, legte Sky auf die Liege und machte ihren Oberkörper frei. „Sie wissen also nichts Genaues? Hat sie Durchfall, oder hat gebrochen, oder etwas anderes?“ Sie begann Sky zu untersuchen. Shin schüttelte betrübt den Kopf. Er schämte sich, Normalerweise müsste er genau wissen, was mit seiner Schwester nicht stimmt. „Ich weiß nichts, und das, wo ich doch ihr Bruder bin und es eigentlich wissen müsste. Ein Freund hat sich um sie gekümmert, ich habe die ganze Woche nur geheult und wollte allein sein, und das, obwohl ich doch ihr Bruder bin und sie auf mich angewiesen ist, ich mich um sie hätte kümmern sollen. Dann wäre sie vielleicht nicht krank. Ich habe nicht gefragt, was sie hat, habe halt bloß heute früh festgestellt, dass sie Fieber hat und glaubte, es wäre das Beste, zum Arzt zu gehen. Was bin ich nur für ein Bruder, der seine Schwester im Stich lässt.“ Er setzte sich auf einen Stuhl neben dem Schreibtisch der Doktorin und heulte. Er grub seine Finger tief in seine Haare. Er fühlte sich so schuldig. „Na na, wer wird denn heulen? Sie haben nichts falsch gemacht. Die letzte Woche war nicht leicht für Sie. Sie mussten erst mal Abstand von allem nehmen und Ihre Trauer zulassen. Wenn man es nicht zu lässt und alles in sich reinfrisst, dann ist das ganze Leben trostlos. Sie können stolz sein, einen Freund zu haben, der Ihnen unter die Arme greift und Sie jetzt nicht allein lässt.“ *Ja, ich bin Luminor wirklich sehr dankbar, dafür lade ich ihn demnächst mal ein!* Die Doktorin trug Sky zu einer Waage und wog sie, dann trug sie die Ergebnisse in einem Heft ein. Sie wandte sich an Shin „Und auch auf sich können Sie stolz sein, schon jetzt den Mut gefasst zu haben, wieder in den Alltagstrott einzusteigen. Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Alles wird wieder gut. Ihre Schwester hat bloß etwas erhöhte Temperatur. Nichts Ernstes. Und sie scheint zu spüren, dass sich etwas verändert hat in ihrem Leben. Aber dies ist nicht weiter schlimm.“ Sie hockte sich vor Shin, der immer noch auf den Boden starrte. Sie strich ihm sie Haare aus dem Gesicht. Shin starrte sie mit verheulten Augen an. Sie reichte ihm ein Taschentuch. „Hören Sie auf zu weinen! Nehmen sie das, wischen die Tränen weg und dann möchte ich auch sie untersuchen.“ „Mich?“ „Ja ich glaube, dass auch Sie Fieber haben.“ „Ja, aber ich bin…“ „Zu alt um von mir untersucht zu werden? Nein, erst wenn Sie volljährig sind, und das sind Sie ja nicht, also los!“ Shin tat was sie sagte. Sie untersuchte ihn auch. „Und?“ „Sie sind etwas angeschlagen, deshalb haben Sie Fieber, aber sonst scheint Ihnen auch nichts zu fehlen. Ich gebe Ihnen ein Rezept für ein fiebersenkendes Mittel mit, welches Sie bitte in der Apotheke abholen, es ist sowohl für Sie als auch für Sheila. Die Apothekerin wird Ihnen alles Weitere erklären. Und ich empfehle Bettruhe für sie beide. Mindestens noch heute und morgen vielleicht, je nach dem, wie sie sich fühlen. Aber heute auf jeden Fall.“ Sie gab ihm das Rezept. „Aber ich kann doch heute nicht immer noch blau machen. Ich muss…“ „Was heißt hier blau machen? Sie müssen sich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Sie bleiben im Bett! Und sie müssen viel trinken! Trinken ist bei Fieber sehr wichtig, Ihr Körper braucht Flüssigkeit, um das Fieber zu bekämpfen, Medizin allein hilft nicht.“ „Das ist das Selbe, was mein Freund mir auch immer einbläut. Aber…“ „Kein Aber! Ihr Freund hat damit vollkommen Recht. Sie sollten mehr auf ihn hören.“ „Und was wird aus Sk… äh Sheila?“ „Ihr Freund hat bestimmt nichts dagegen, sich noch einen weiteren Tag um sie zu kümmern, wenn er es den Rest der vergangen Woche auch schon getan hat.“ „Stimmt, Lu macht es bestimmt gerne!“, stellte Shin fest, als er an das gestern Gesagte dachte. „Na sehen Sie. Also schlafen Sie mal schön aus und morgen oder spätestens übermorgen sind Sie wieder fit und können Ihrer Pflicht als großer Bruder vollkommen nachgehen. Außerdem gilt für Sheila das Selbe wie für Sie. Sie wird ohnehin viel schlafen und kaum jemanden brauchen, der sich um sie kümmert.“ Die Ärztin schob Shin sanft aus dem Behandlungszimmer und rief schon die nächsten Patienten. „Gute Besserung Tim.“, sagte sie noch und dann ging sie wieder ihrer Arbeit nach. Shin packte Sky wieder sorgfältig in die Tragetasche und verließ dann die Praxis.

Flashback Teil 13: Kiro’s Drohung

Luminor glaubte gleich zu verzweifeln. Shin ging einfach nicht an sein Handy. „Mensch Shin, jetzt melde dich doch endlich! Was ist mit dir?“ Gebannt starrte Luminor auf sein Handydisplay. „Nichts?“ Luminor schüttelte den Kopf. „Mann, Shin wo steckst du bloß?“, fragte Kiro. Strify und Yu kamen in die Küche. „Morgen! Warum seht ihr denn so betrübt drein?“, fragte Strify gleich. Yu hatte auch eine Frage „Wo ist Shin? Schläft der noch, oder ist er im Bad? Wenn ja, ich müsste auch mal!“ „Das Bad ist frei, du kannst getrost dein Geschäft erledigen.“, ging Luminor auf die Frage ein. „Aha ok. Da bin ich dann mal weg!“, grinste Yu und verschwand im Bad. Strify stand immer noch stumm im Küchengang rum. „Los was ist?“ „Shin ist weg, zusammen mit Sky.“, meinte Luminor. „Er ist was?“ Strify klappte der Unterkiefer runter. „Aber er ist doch nicht abgehauen, oder? Wegen mir? Ich wollte mich eigendlich jetzt bei ihm entschuldigen.“ Kiro wollte es gar nicht glauben. Die Diva war bereit, für ihren Fehler einzustehen? „Ja, schau mich nicht so an Kiro! Ich habe bestimmt keinen Bock, mir heute von dir beim Auftritt bei ViVa wieder irgendwelche Vorwürfe anzuhören.“ Kiro wusste gar nicht, wovon Strify sprach. „Wie jetzt, Auftritt? Der war doch gestern.“ Kiro wurde rot, als er daran dachte. „Schon, aber wir haben noch mal eine Chance bekommen, Dank Gülcan.“, fügte Yu hinzu, der aus dem Bad kam. „Was hab ich gehört, Shin und Sheila sind weg?“, fragte Yu im besorgten Ton. „Ja, und sein Handy ist aus, er geht einfach nicht ran. Und wir wissen nicht, wo er hingegangen sein könnte.“ Yu lief zur Gaderobe und wollte Shin suchen gehen, als in dem Moment die Wohnungstür aufging und Shin eintrat. „Sieh mal, wen wir hier haben?“, grinste Yu. Shin stand noch nicht mal richtig in der Tür, schön fiel Strify ihm um den Hals. „Shin, da bist du ja.“ *Was geht denn mit dem ab?* Shin ging etwas in die Knie um die Tragetasche vorsichtig abzustellen. Dann wandte er sich Strify zu, der sichtlich an ihm klammerte. „Strify lass mich los! Was soll der Mist?“ „Ich habe dich vermisst!“ *Klar!* Er drückte Strify von sich weg. „Hey, ich meine es ernst. Mir tut es leid, wie ich mich benommen habe, ich will mich ehrlich bei dir entschuldigen. Ich habe mich wie der letzte Vollidiot benommen. Um ehrlich zu sein, ich war eifersüchtig, auf Sheila.“ Shin’s Augen weiteten sich. Yu legte Shin seine Hand auf die Schulter. „Mach das nie wieder, ohne uns bescheid zu sagen, wir haben uns Sorgen gemacht. Hinterlasse das nächste Mal einen Zettel oder las dein Handy eingeschaltet.“ *Hä? Wieso? Habe ich doch!* Dann wandte Yu sich ab und ging in sein Zimmer. Strify wollte weiterreden, doch jetzt fiel Luminor ihm ins Wort. „Shin, wo warst du?“ Seine Stimme klang ernst. „Ich war mit Sheila beim Arzt und habe sie untersuchen lassen, und mich auch gleich dazu.“ *Haben die meinen Zettel echt nicht gefunden?* Shin konnte sich endlich seiner Jacke entledigen. Dabei fiel ihm etwas aus seiner Tasche. Er bückte sich, um es aufzuheben und entdeckte dabei den Zettel unter der Kommode. *Kein Wunder, dass keiner wusste, wo ich war.* Er gab Luminor den Zettel und sagte dann: „Schau nicht so, ich lege mich ja gleich wieder hin. Ich habe für heute und morgen Bettruhe verortnet bekommen.“ Luminor schaute auf den Zettel und wurde bleich. *Er hatte sich tatsächlich abgemeldet und sein Handy war bestimmt bloß aus, weil es in Arztpraxen verboten ist.* Shin hing seine Jacke auf und ging dann zu Luminor und umarmte ihn. „Shin, ich…“ „Ach was! Der Zettel muss runtergefallen sein, als ich die Tür zugeknallt habe. Ich wollte dir nur sagen: Danke, für alles. Wie ich mich gestern verhalten habe, tut mir leid. Du meintest es doch nur gut. Die Ärztin meinte, ich könne stolz sein, einen Freund wie dich zu haben, der mich jetzt in Sachen Sky unterstützt, und da hat sie voll Recht. Ich bin voll stolz auf dich.“ Freundschaftlich drückte Shin Luminor einen Kuss auf die Wange, dann ging er fröhlich in die Küche. Luminor und Strify standen wie angewurzelt im Flur. „Der ist ja wie ausgewechselt! Was hat der denn gefrühstückt?“ Luminor konnte nur den Kopf schütteln, war völlig baff. „Was ist das eigendlich für ein Zettel?“ Strify nahm Luminor, welcher Shin hinterher sah, den Zettel aus der Hand. Kiro saß allein in der Küche und starrte aus dem Fenster. Er wollte Shin nicht entgegenlaufen, er hätte seine Gefühle dann vielleicht nicht unter Kontrolle halten können. Shin umarmte ihn, dann setzte er sich Kiro gegenüber und begann sich auch bei ihm zu bedanken. „Gern geschehen, für dich doch immer, kleiner Bruder.“, entgegnete Kiro, legte seine Hand über den Tisch hinweg freundschaftlich auf Shin’s. „Danke!“ Beide grinsten sich an. Plötzlich näherten sie sich langsam, fast in Zeitlupe. Kiro’s Herz fing an, wie wild zu schlagen, *Was hat der jetzt vor?* und auch Shin ging es nicht besser. Sie waren nur noch wenige Centimeter voneinander getrennt, als Strify, Luminor und Yu wieder in die Küche kamen und Strify laut: „Ja küsst euch, ihr Schwulis!“, rief. Beide wurden rot, Kiro zuckte zurück, doch Shin näherte sich ihm trotzdem und hauchte ihm ein: „Danke, das du für mich da warst, heute Nacht. Das werde ich dir nie vergessen! Lust auf Kino, nur wir 2? Aber natürlich erst, wenn ich wieder gesund bin, und die Sache mit Sky geklärt ist!“ Kiro grinste vor Vorfreude und stimmte zu. „Gerne, ich freu mich! Ich kann warten, Hauptsache du bist wieder gesund.“ „Du darfst dir den Film sogar aussuchen! Such aber nichts zu gruselliges aus!“, grinste Shin Kiro ans Ohr. „Ok. Ich werde schon was finden, bei dem du dich nicht zu doll fürchtest!“, flüsterte Kiro zurück und knuffte Shin in die Seite. Shin schlug seine Hand weg und lachte aber. Kiro grinste zurück. Luminor, Strify und Yu standen bloß da und beobachteten die beiden. Luminor musste grinsen. Er war so froh, Shin lachen zusehen. Auch Yu freute sich, das Bandkücken wieder lachen zu hören. Bloß Strify dachte sich seinen Teil. *Warum lachen die so? Worüber haben die geredet? Sind sie nun oder nicht? Jedenfalls sieht es so aus.* Aber auch er war froh, den Drummer fröhlich zu sehen. Ohne ein weiteres Wort ging Shin grinsend an den Jungs vorbei in die Stube, legte seine Schwester in ihr Bettchen und ging dann in sein Zimmer. Kiro griff nach seiner Kaffeetasse und trank grinsend einen großen Schluck. *Wow, ich habe jetzt gerade voll Herzflattern bekommen. Ich dachte, ich fall gleich in Ohnmacht, so schwindellig war mir. Ich glaubte doch tatsächlich, er würde mich küssen wollen. Aber wie kann ich so was denken, er würde mich nie so lieben wie ich ihn, und ich werde ihm bestimmt nichts von meinen Gefühlen gestehen, das würde die Freundschaft zerstören, und das will ich nicht. Außerdem ist er viel zu schüchtern.^^– Hm in welchen Film könnten wir wohl gehen? Ich hoffe, Shin geht es bald wieder besser, ich kanns kaum noch erwarten.*

Luminor war Shin inzwischen in dessen Zimmer gefolgt. „Dir scheint es ja sichtlich besser zu gehen.“ „Ja. Ich habe mich lange, oder zumindest seit einer Woche, nicht mehr so befreit gefühlt. Der Schlaf hat gut getan und es tut mir wirklich leid, wie ich mich benommen habe. Die Ärztin hat mir die Augen geöffnet. Sie hat mir genau das gleiche geraten, was du mir gestern verzweifelt versucht hast, zu erklären.“ Luminor zog eine Augenbraue hoch. „Na, du weißt schon! Dass mit Schlaf und viel Trinken, dass es bei Fieber am besten hilft.“ „Ach, und das muss dir erst eine Ärztin sagen, damit du es glaubst? Hast du so wenig Vertrauen zu mir. Na danke!“, säuselte Luminor gespielt beleidigt und verschränkte die Arme. Dann drehte er sich weg und sah die Wand an. „Och Lu! Jetzt sei nicht beleidigt. Ich hab es ja nicht böse gemeint. Aber… ach ist doch auch egal. Das Fieber hat mich nicht klar denken lassen.“ Shin stand von seinem Bett auf und umarmte Luminor zärtlich von hinten. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.“ Tränen liefen ihm übers Gesicht, er schämte sich sehr. Mehrere Minuten standen sie so da, Shin schmiegte sich ganz nah an Luminor’s Rücken und weinte leise. Luminor war die plotzliche Stille unsympatisch, er fühlte sich nicht wohl und drehte sich um. Shin erschrak, weil er schon fast davor stand einzuschlafen (sieht im Stehen bestimmt lustig aus^^) „Shin, was ist los? Warum weinst du?“ „Ach Luminor. Ich war gestern einfach so gemein zu dir. Ich ertrage das nicht.“ „Ach was. Du warst einfach nicht du selbst. Du warst übermüdet und das Fieber hat dich fantasieren lassen. Ich nehme es dir nicht übel. Und jetzt lach wieder und schluck die Tränen runter.“ Luminor wischte Shin’s Tränen weg. Aber Shin konnte nicht aufhören. „Ich werde erst wieder lachen können, wenn die Sache mit dem Jugendamt geklärt ist.“, entgegnete Shin. „Vorhin in der Küche sahst du ganz glücklich aus. Kiro kann dich wohl doch zum Lachen bringen.“ „Ja, ich weiß auch nicht! Bei ihm fühle ich mich wirklich sehr wohl, wie bei einem großen Bruder. Es ist, als würde ich ihn schon ewig kennen, dabei habe ich ihn vor paar Monaten erst kennen gelernt.“ *Es ist, wie Kiro gesagt hat, Shin kann sich an nichts erinnern, aber das vertraute Gefühl ist da. Vielleicht kann Kiro ihn ja von seinen Schmerzen heilen.* Er sah auf die Uhr. „Apropos Jugendamt, die kommen bestimmt bald. Du solltest dich vielleicht noch mal hinlegen.“ Luminor sah Shin die Müdigkeit an. Shin machte ganz große Augen. „Was, echt?“ Er sah auf seine Uhr an der Wand. „Tatsächlich! Na, da lege ich mich jetzt nicht noch mal extra hin.“ „Shin!“, sagte Luminor im ernsten Ton. „Ja, ist ja gut. Ich lege mich hin. Hauptsache du kommst nicht wieder mit deinem dämlichen Schlafmittel an!“ Luminor grinste triumphierend. Und es war gut, dass Shin ins Bett kam, denn er schlief ja schon fast im Sitzen auf seinem Bett ein. Luminor öffnete das Fenster, damit frische Luft in Shin’s Zimmer kam, um so schneller würde er wieder gesund, frische Luft, viel Trinken und viel Schlaf und Shin war bald wieder gesund, und dann verließ er das Zimmer. „Na endlich. Darf ich jetzt auch endlich mal allein mit Shin sprechen? Es ist wichtig. Ich warte schon die ganze Zeit darauf, aber Kiro lässt mich ja nicht.“, drängelte Strify vor Shin’s Zimmertür, als Luminor heraustrat. „Nein!“, entgegnete Luminor schroff und Kiro fügte hinzu: „Lass ihn in Ruhe, dich kann er jetzt nicht gebrauchen.“ „Ach, aber dich, oder was? Sag mal, was läuft da eigendlich zwischen euch?“ Kiro fühlte sich ertappt und wurde rot. „Außerdem hast du selbst gesagt, ich solle mich bei ihm entschuldigen. Gestern gings ja nicht, da hat er ja geschlafen, oder sollte ich ihn wecken? Bitte, es dauert ja nicht lange!“, flehte Strify Luminor an. „Nein, weil er schläft.“ „Nein, tue ich nicht!“ Shin stand in der Tür, mit verschränkten Armen, und sah sich das Geschehen an. „Siehst du Strify, jetzt ist er wach!“, knurten Kiro und Luminor Strify böse an. „Ach, jetzt bin ich wieder Schuld oder wie? Warum hackt ihr immer auf mir rum?“, fragte Strify und ging. „Strify!“, rief Shin diesem hinterher. „Ach, vergiss es!“, meinte Strify. „Nein, komm her! Ich will mit dir reden, allein!“, Shin sah Luminor und Kiro gebieterisch an. Sie wollten es zwar nur ungern, aber sie ließen es nach einem Blickaustausch und einem einstimmigen Nicken zu. Luminor ging auf dem Weg in die Küche an Strify vorbei und flüsterte: „Mach es kurz, er soll noch mal schlafen, er ist total müde.“ „Ja!“, meinte Strify und rollte die Augen gelangweilt. Strify wollte Shin gerade in dessen Zimmer folgen, als Kiro die Tür zu machte und Strify hinderte, rein zu gehen, indem er Strify mit der einen Hand gegen die Wand drückte und mit der anderen die Tür zuhielt. Er sah Strify eindringlich an als… „Macht die Tür auf, was soll der Scheiß!?“, schrie Shin aus seinem Zimmer. „Gleich!“, antwortete Kiro freundlich und wandte seinen Blick von Strify ab, der ganz ängstlich an die Wand gekauert stand und sich nicht traute, ein Wort zu sagen. „Kiro, was soll das? Ich will mit Strify reden!“, empörte sich Shin ärgerlich. „Kannst du ja gleich Scha… Shin!“, meinte Kiro zuckersüß. Jetzt hätte Kiro sich beinahe verraten. „Ich muss nur noch schnell mit Strify etwas unter 4 Augen klären!“ Seine Stimme hatte einen bewussten Unterton, als er kurz zu Strify sah und dann wieder zur Tür. „Und dazu musst du meine Tür zuhalten?“ „Ja, er kommt gleich, nur eine Minute.“ Shin antwortete nicht mehr. Kiro wendete sich wieder an Strify, der immer noch nicht wusste, was das sollte. Plötzlich war Kiro’s freundliches Augenglitzern verschwunden, seine Augen funkelten Strify böse an. Seine Stimmung war von Besorgnis auf Beschützerinstinkt gewechselt, seine Stimme war wieder ernst, von einer Minute zur anderen. „Hör zu Freundchen, sei ja nett zu ihm. Ich will keine Beschwerden hören. Mach ihn ja nicht unglücklich. Er ist so schon traurig genug, da braucht er dich nicht auch noch. Wehe du bringst Shin zum Weinen, dann komme ich persönlich und schmeiße dich 8-kant raus. Hast du verstanden!“ Kiro war es mehr als ernst, das spürte Strify. Kiro flammte gerade zu vor Wut. Strify hatte aber zu große Angst etwas zu sagen. „Hast du mich verstanden?“, fragte Kiro erneut und sein Gesicht war dem Strify’s so nahe, dass sich beinahe ihre Nasenspitzen berührten. Strify nickte schwach. Er hatte Kiro in der kurzen Zeit, die er ihn kannte, noch nie so erlebt. Kiro ließ von Strify ab. „Ich beobachte dich, lass dich ja nicht dabei erwischen, ihm weh zu tun. Wenn du ihn verletzen solltes, gibt es gewaltigen Ärger. Ich werde da nicht lange fackeln. Wage es und du wirst deines Lebens nicht mehr froh!“, drohte Kiro noch – Strify nickte erneut – „Geht doch!“, dann grinste er, als wäre nichts gewesen und ging in die Küche. Strify musste sich erst mal von dem Schreck erholen. *Was ist den in den gefahren, erst ist er ganz freundlich und dann voll ernst und angsteinflösend. Was hat er gegen mich? Zu Shin ist er übelst freundlich, ja, er lässt sogar alles stehen und liegen, wenn es um ihn geht. Und was ist mit mir? Wir streiten uns bloß, aber warum? Auch zu den anderen ist er nicht so freundlich wie zu Shin. Das hat man ja gestern gesehen, als er das Studio zerstört hat und gestern Abend und jetzt gerade wieder. Was läuft bloß zwischen den beiden? Sind die etwa wirklich? Jedenfalls sieht es aus Kiro’s Sicht so aus. Aber ich bekomme das schon noch raus. Vielleicht weiß Shin ja was? Aber den sollte ich jetzt nicht danach fragen, nicht dass es ihn verletzt und Kiro seine Drohung wahrmacht. Aber eins ist eindeutig sicher, irgendetwas läuft zwischen den beiden und ich werde es raus finden.*, dachte sich Strify, während er sich wieder erholte und dann in Shin’s Zimmer ging.

Flashback Teil 14: Kiro, der Hypnotiseur

„So Strify, was sollte das vorhin im Flur?“ Shin sah ihn eindringlich an. „Rede schon!“ Er klang etwas sauer und gleichzeitig verwirrt. „Ich meinte es so, wie ich gesagt hab. Es tut mir leid, dass ich die ganze Woche so gemein zu dir war, na ja, oder besser gestern, da habe ich ja das Ausschlaggebende gesagt. Ich will nicht, dass du Sheila weggibst, das würde ich nie wollen, ich habe ja selbst einen kleinen Bruder, für den ich alles machen würde.“ Strify hielt inne. Shin sah echt fertig aus, er hätte wohl gerne losgebrüllt, doch er war zu schwach. Ruhig und beherrst meinte er bloß: „Red weiter, ich bin ganz Ohr.“ „Na ja. Ich war der letzte Vollidiot!“ „Da gebe ich dir Recht!“, stöhnte Shin und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Er lehnte sich an die Lehne und beobachte Strify mit müden Augen. „Jedenfalls wollte ich mich entschuldigen. Ich war einfach bloß so eifersüchtig!“ Jetzt erhob Shin sich und sammelte seine letzten Kräfte. Im Flur hatte er Strify’s Worte gar nicht so ganz wahrgenommen, da kreisten seine Gedanken nur um Luminor und Kiro „Was?“, schrie er. „Was ist los? Shin!?“ Schon stand Kiro in der Tür und funkelte Strify böse an. „Strify, was hast du gemacht?“ „Gar nichts!“ „Ja und wegen *nichts* sieht Shin jetzt auch so fertig aus!“ Kiro stellte sich stützend hinter Shin. „Kiro, lass ruhig. Es geht schon, ich kann es bloß nicht fassen, dass er wegen Sky eifersüchtig war und deshalb so gemein zu mir war.“ „Ist gut, Kleiner!“ Kiro strich tröstend über Shin’s Wange und umarmte ihn dann freundschaftlich und brüderlich von hinten. Strify wollte nicht glauben, was er da sah. *Sind die jetzt wirklich?* Kiro redete beruhigen auf Shin ein, der sichtlich ruhiger wurde. „Leg dich hin und schlaf, ich werde Strify mit rausnehmen und mit ihm reden!“, flüsterte er Shin mit einschläfernder Stimme im leichten singsang ins Ohr und sah Strify dabei böse funkelnd an. *Oh Mann, wenn der mich schon so ansieht, bekomme ich das Zittern. Draußen darf ich mir bestimmt etwas anhören.* „Nein, er soll hier bleiben. Ich will es jetzt wissen!“ Kiro setzte Shin auf den Stuhl und redete weiter beschwörerisch auf ihn ein. „Nein, das kannst du ein andermal machen. Schließ die Augen und vergiss ihn einfach!“ Kiro ignorierte einfach, dass Strify immer noch in dem Raum stand. Dieser sah sich an, wie sehr Kiro Shin im Griff hatte. Ihm war die Atmosfähre unangenehm. *Was macht Kiro da mit Shin? Das ist ja voll unheimlich!* Kiro widmete sich Shin zu. „Vergiss einfach alles um dich herum! Sogar mich! Wir sind alle gar nicht hier. Du bist irgendwo, wo es dir gefällt und machst, was du willst. Du musst nur die Augen schließen.“ Kiro’s Stimme hüllte Shin ein, er fühlte sich wohl. Er war tatsächlich so müde, dass er die Augen schloss, als Kiro es ihm sagte und er war wirklich bald auf der Tischplatte seines Schreibtisches eingeschlafen. Grinsend stand Kiro auf. „So, nun zu dir?“ „Was hast du vor, willst du mich auch hypnotisieren?“ „Quatsch, Hypnose. Ich habe ihm bloß gut zugeredet. Weißt du, wie müde er ist, obwohl er die letzte Nacht durchgeschlafen hat? Die Ärztin tat genau das Richtige, indem sie Shin Bettruhe für heute und morgen verschrieben hat. Den ganzen Schlaf den er in den letzten Nächten versäumt hat, muss er erst mal wieder aufholen. So und nun raus hier!“ Kiro schob Strify aus dem Zimmer. „Kiro sag mal, läuft da etwas zwischen euch beiden, also zwischen dir und Shin?“ *Hatte ich mich verraten? Nein bitte nicht!* „Wie kommst du darauf?“ „Keine Ahnung? Du bist zu ihm viel freundlicher als zu uns und auch wie du immer austickst, wenn etwas mit ihm nicht stimmt, oder man schlecht über ihn redet, ist verräterisch. Und was ich eben gesehen habe, war ja auch nicht ohne.“ Kiro wurde rot. „Ich glaube, das sollte ich dir lieber mal erklären,“, meinte Luminor an Strify gewandt, als er gerade in den Flur kam, dann schaute er Kiro an und sagte: „ , es sei denn, du erlaubst es mir?“ „Von mir aus!“, seufzte Kiro „Ich will es auch wi… Au!“ Kiro war Yu auf den Fuß getreten, um ihn eigendlich zum Schweigen zu bringen, aber dadurch schrie er auf und Kiro musste ihm den Mund zuhalten. „Still, Shin schläft, ich will nicht, dass er noch mal aufwacht! Er braucht den Schlaf, DRINGEND!“, betonte er das letzte Wort. Yu nickte und Kiro nahm seine Hand von dessen Mund. „Musst du mir deshalb gleich auf den Fuß treten? Hättest dir doch wohl denken können, dass ich vor Schmerz schreie.“ „Irgendwie hätte ich dich ruhig bekommen, und wenn ich dir die Kehle hätte durchschneiden müssen.“, sah Kiro den Gitarristen böse an – Yu machte große Augen – lächelte aber im nächsten Moment. *Der ist ja echt unheimlich!*, dachten Luminor, Strify und Yu zur gleichen Zeit. Tja, man sollte den kleinen Kiro nicht an seiner Größe beurteilen. In ihm steckte mehr, als man glaubt. „Na dann kommt mit in die Küche, ich erzähle es euch. Ich bin doch richtig der Annahme, dass du darauf hinaus wolltest, bevor du auf Schmerzhafte Art und Weise unterbrochen wurdest!?“, fragte Luminor. „Ja, au! Kiro wenn mein Zeh jetzt gebrochen ist, zahlst du die Arztkosten und darfst mich dann überall hinfahren.“ „Vergiss es!“, antwortete Kiro schnippisch. „Dann halt nicht. Du wirst schon sehen, was du davon hast.“ „Na klar!“ Yu humpelte hinter Luminor und Strify in die Küche. *Mann hat der Kleine einen Tritt drauf! Aua! Aber das bekommst du zurück.*

Kiro ging wieder in Shin’s Zimmer und sah das dieser auf dem Boden lag. „Shin!“ *Oh gott! Was war passiert, ist der vom Stuhl gefallen? Ich bin aber auch doof, hätte ihn gleich aufs Bett legen sollen. Oder hatte er selbst versucht ins Bett zu gehen und war dabei zusammen gebrochen? Wenn nun was passiert ist?!* Kiro kniete sich zu Shin runter. Er war sich nicht sicher, ob Shin schlief oder bewusstlos war. Er griff dessen Hand und fühlte den Puls. *Puh, alles normal. Er schläft – oder auch nicht.* Shin schlug seine Augen auf. „Kiro?“ „Ja!?“ „Wo bin ich hier, und was mache ich hier?“ *Der ist wirklich total verwirrt!* „Alles gut Kleiner, du bist in unserer WG, in deinem Zimmer und du liegst auf dem Boden, weil du auf dem Stuhl eingeschlafen bist und im Schlaf vom Stuhl fielst.“ Er nickte zaghaft, während er Kiro tief in die Augen sah. „Du hast tolle Augen, ich habe sie noch nie so doll beachtet wie jetzt eben.“ *Was? Oh Gott, ich glaube, ich werde rot. Ich habe tolle Augen?! Wow, das erste mal, das er mir ein Kompliment macht.* Kiro grinste, *Allgemein hatte mir noch nie jemand ein Kompliment zu meinen Augen gemacht.*, was ihn noch mehr strahlen ließ. Doch sein Strahlen verschwand auch so schnell wieder, wie es gekommen war. *Aber er kann es nicht ernst meinen. Dass ist das Fieber. Doch auch wenn es nicht ernst gemeint ist, dieses Kompliment merke ich mir.* „Du fantasierst, komm ich helf dir ins Bett.“ Kiro half Shin hoch, hievte ihn auf sein Bett und deckte ihn zu. „Kiro, ich habe das ehrlich gemeint. Wirklich!“ „Ist ja gut, ich glaube dir. Schlaf jetzt!“ Kiro war schon an der Tür, als Shin ihn zurückrief. Kiro tat wie ihm geheißen. Shin deutete ihm, sich zu ihm runter zu beugen und er tat es, wobei wieder sein Herz wild zu schlagen begann. Shin näherte sich Kiro’s Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte dann in dessen Ohr: „Das ist dafür, das du für mich da bist, egal was ist und was kommt.“ Dann entfernte sich Shin von Kiro’s Ohr und sah den Bassisten an, der wie versteinert war. Shin grinste und näherte sich dann Kiro’s rechter Wange. „Und wenn du hier bei mir bleibst, bekommst du noch einen. Bitte, lass mich nicht allein!“ Kiro nickte und kassierte einen 2. Kuss auf der rechten Wange. „Bist du dir denn ganz sicher?“ Kiro erhob sich und merkte, dass Shin ihn festhielt, er hatte also keine andere Wahl, als zu bleiben, außerdem wollte er nicht undankbar sein, die Küsse fand er so toll. Also kroch er zu Shin ins Bett und legte sich zu ihm und war total schüchtern, ging auf Abstand. Es brachte nichts, denn Shin schmiegte sich ganz fest an ihn. „Ich kann nicht schlafen!“, jammerte Shin. „Versuchs doch einfach!“ Kiro begann wieder beschwörerisch zu sprechen. „Augen zu!“ Er strich mit der linken Hand sachte über Shin’s Augen, welcher darauf einging und sie schloss. „Und dann alles was dich belastet, alles und jeden vergessen und einfach an etwas anderes denken, was dir Freude macht!“ Kiro fühlte sich wie im Kindergarten, wenn man die Kinder dazu bringen wollte, zu schlafen. Aber er genoss es. Er genoss jede Sekunde, die er mit Shin allein sein konnte. Dieses Gefühl war einfach wunderbar. Shin war kurz darauf eingeschlafen. „Ach kleiner Bruder, wenn du wüsstest, wie glücklich du mich gerade machst.“ Er strich Shin’s Haare aus dessen Gesicht und betrachtete ihn. Dabei fühlte er auch Shin’s heiße Stirn. *Werde nur bitte bald wieder gesund, ich könnte nicht ohne dich leben. Ich will dich nie wieder verlieren, niemals wieder wird dich mir jemand wegnehmen, eher sterbe ich.*, dachte Kiro bei sich. Dann wollte er aber doch lieber wieder an die schönen Dinge denken und schlummerte grinsend mit den Gedanken an Shin’s Kompliment und dessen Küsse ein. Er habe *tolle Augen* hatte Shin ihn gelobt.

Flashback Teil 15: Besuch vom Jugendamt

„Was, das glaube ich jetzt nicht!“, entgegnete Strify, als Luminor den Geschichtsuntericht beendet hatte. *Die beiden können einem ja voll leid tun.* „Dass Kiro’s Kindheit so schlimm war, hätte ich nie gedacht!“, meinte Yu und legte einen entsetzten Blick auf. *Wenn ihr wüsstet, wie schlimm >Shin’s< Kindheit erst war!*, dachte Luminor bei sich. „Na dann tut mir meine Bemerkung von vorhin wirklich leid. Ich habe Kiro wohl voll in Verlegenheit gebracht. Aber es sah wirklich so aus, als sei er…“ Strify sprach nicht weiter, weil Luminor ihn böse musterte. „Aber wirklich, wie er Shin umarmt hat, das war voll verdächtig. Glaubt mir!“, flehte Strify. Yu winkte diese Bemerkung ab. „Du hast echt zu viel Fantasie, Streifchen. Kiro ist bloß brüderlich zu Shin. Er versucht Shin irgendwie das Gefühl der Liebe zu übermitteln, die man nun mal in einer Familie verspürt und auch spüren will. Er will Shin jetzt wie ein großer Bruder sein, damit dieser sich nicht allein fühlt.“ Yu stand auf. „Ich finde es voll cool, was Kiro für Shin tut. Und ich sehe da echt nichts, was daran so falsch sein soll. Das ist keine Schwulenbeziehung.“ Mit diesen Worten schlug Yu Strify auf den Hinterkopf. „Hey, was sollte das jetzt?“ Yu grinste. „Ach nichts, es war bloß grade so einladend.“ „Na war…“ „Ruhe, lasst Shin und Sky schlafen!“, schimpfte Luminor. Dann meinte dieser: „Macht euch lieber fertig. Euer Auftritt beginnt bald!“ *Mist, stimmt ja. Den hatte ich in der Aufregung ganz vergessen.*, dachten sich sich Strify und Yu gleichzeitig. „Oh je, und ich bin noch nicht umgezogen.“, schlug sich Strify die flache Hand gegen die Stirn. Schon war er in seinem Zimmer verschwunden. Auch Yu machte sich auf den Weg in sein Zimmer, um sich fertig zu machen. Er kam an Shin’s Zimmer vorbei und schielte durch den Türspalt hinein. Da lag doch tatsächlich Kiro mit bei Shin im Bett. *Ist das süß!* „Kiro!“, flüsterte Yu durch den Türspalt. Doch Kiro hörte ihn nicht, schlief tief und fest. *Na ja, dann gehen wir 3 halt allein. Ist vielleicht auch besser, wenn Shin nicht allein ist.* Dann verschwand Yu in seinem Zimmer.

Luminor räumte in der Küche etwas auf und schaute dann auch zu Kiro und Shin in das Zimmer. Kiro war wach. Er war durch Yu wach geworden, aber Yu war schon wieder weg, als er antworten wollte. „Kiro ihr müsst los!“ „Was? Wohin?“ „Na ins ViVa-Studio, los mach dich fertig.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, geht allein! Ich bleibe bei Shini, er braucht mich!“ Luminor seufzte. „Na von mir aus. Dann bleib halt hier.“ *Vielleicht besser, nicht das er dann wieder ausrastet!* Kiro grinste, drehte sich zur Seite und schlief wieder ein.

„Sind jetzt alle fertig?“, fragte Strify nach ½ Stunde. „Wo ist Kiro?“, wunderte er sich. „Er kommt nicht mit. Er bleibt hier.“, meinten Yu und Luminor gleichzeitig, wie abgesprochen. *Ist vielleicht besser so, nach dem was gestern passiert ist.*, dachte sich Strify, war froh es nicht lautausgesprochen zu haben und meinte deshalb: „Wow, voll synchron.“, und der Blondie grinste. „Lu, warum bist du nicht fertig?“ „Weil ich auch hier bleibe.“ „Was?“, schrie Strify schon fast, aber er hielt sich zurück. „Sag mal, so kann man sich doch nicht präsentieren. Wie sind eine 5-Köpfige Band und dann tauchen nur 2 Members auf? Ne ne, dann bleib ich auch hier. Die Fans waren ja gestern schon voll aus dem Häuschen, weil wir nur zu 3t waren. Was sollen die von uns denken, wenn wir nur zu 2t sind?“ *Wow, Strify verzichtet freiwillig auf einen Auftritt, ist ja was ganz neues.*, dachten sich die anderen beiden. „Bitte Lu, komm doch mit!“, flehte Strify, doch Luminor schüttelte den Kopf und Yu zog Strify am Ärmel aus der Wohnung. „Ich komme mit!“ Kiro stand plötzlich in der Tür. „Ich dachte…“ Kiro hob die Hand und deutete, dass Yu nicht weiter reden solle. „Lu, ruf mich bitte sofort an, wenn etwas ist, okay? Ich mache mir echt Sorgen um mei… unser Bandkücken!“ Luminor legte seine Hand auf Kiro’s Schulter und nickte. Dann gingen die 3 hinaus. *Hoffentlich geht das nicht wieder schief.*

Eine weitere ½ Stunde später klingelte es. Eine amtlich aussehende Frau stand vor Luminor. „Guten Tag, ich bin Frau Hofer und bin hier wegen…“ „Sky! Äh… ich meine Sheila-Sophie?“ Die Frau nickte und Luminor trat beiseite, um die Frau einzulassen. „Sind Sie Tim Robert Baumann?“, fragte die Frau und mussterte Luminor argwöhnisch. *Also bei so einem soll das kleine Mädchen aufwachsen? Grausame Vorstellung. Aber man sollte nicht nach dem äußerem urteilen.* Interessiert sah sich die Frau im Flur um und zog sich ihre Jacke aus. Luminor nahm sie ihr gentleman-mäßig ab, hängte sie an einen Haken und stellte sich dann vor. „Nein, ich bin ein Mitbewohner von ihm. Mein Name ist Lars Felix Fischer. Kann ich Ihnen Kaffee anbieten?“ *Ok, also das ist schon mal nicht der Bruder. Aber wer ist er dann? Doch nicht etwa… Na ja wenigstens hat der junge Herr Anstand.* Die Frau folgte Luminor in die Küche, während dieser Kaffee ansetzte. „Ja ich hätte auch gern einen.“, gab sie ihre Bestellung, wenn auch recht spät, auf. Luminor grinste. Die Frau war ihm sympatisch, auch wenn sie ihn mit großem Argwohn betrachtete. Sie setzte sich an den Tisch. „Eine Frage: Sind Sie und Herr Baumann…“ Sie getraute es sich nicht, es auszusprechen. „Was Shi… Ähm Tim und ich sollen…“ Luminor lachte, wenn auch sehr gequält. Er wusste genau, worauf die Frau hinaus wollte. *Warum denken die Leute, wenn sie mich sehen, immer sonst etwas? Langsam nervt es!* Sie nickte unsicher. „Nein, wir sind Bandkollegen und gute Freunde. Wir wohnen hier zusammen mit noch 3 anderen jungen Kerlen, unseren Freunden und Bandkollegen. Zu 5t sind wir die Band Cinema Bizarre. Ist es dann so schlimm? Hat dies vielleicht irgendwelche Auswirkungen auf Sk.. Sheila’s Erziehung? Glauben Sie, wir können nicht für sie sorgen?“ „Nein, so sollten Sie es jetzt nicht auffassen!“, beteuerte die Frau. „Es ist bloß so, dass ich mir nicht sicher bin, ob es für das Kind gut ist, in einem reinen Männerhaushalt aufzuwachsen, noch dazu wo sie alle selbst ja noch Kinder sind oder so gut wie.“ Luminor setzte sich an den Tisch und starrte die Frau an. „Wir sind alle Volljährig und uns vollkommen bewusst, was auf uns zukommt.“, wies Luminor Frau Hofer zurecht. „Das mag ja sein, aber ganz so stimmt es nicht. Herr Baumann ist erst 17. Ich würde gerne mit ihm sprechen, um mir selbst ein Bild zu machen, ob er bereit ist, für seine Schwester zu sorgen. Und dann möchte ich mir die Wohnung ansehen, ob sie auch Kindergerecht ist. Und die kleine Sheila-Sophie möchte ich natürlich auch sehen.“ Luminor verzog sein Gesicht. „Nun, wie soll ich sagen…“ Frau Hofer wurde stutzig. „Was ist?“ „Na ja, Sie wissen ja, der Unfall ist erst letzte Woche passiert. Tim war total fertig und ist krank geworden. Er liegt mit Fieber im Bett und ich bin froh, dass er mal schläft. Er hat fast die ganze Woche wachgelegen und geheult. Man hat ihn nicht aus seinem Zimmer rausbekommen. Jetzt schläft er endlich mal. Sie müssen wohl mit mir vorlieb nehmen!“ stöhnte Luminor und grinste. Die Frau wurde etwas ungehalten. „Heißt das, er hat sich kein bisschen um seine Schwester gekümmert? So geht das aber nicht.“ Sie holte einen Block raus und notierte sich: *Ist nicht bereit, sich um seine Schwester zu kümmern.* Auf dem Kopf lesend versuchte Luminor die Notiz zu entziffern. Entsetzt machte er große Augen. „Halt, das haben Sie falsch verstanden. Er ist durchaus bereit, sich um seine Schwester zu kümmern. Manchmal hat er sie sich mit in sein Zimmer geholt, um mit ihr allein zu sein. Aber ich habe den größten Teil fürs erste übernommen. Bitte, er liebt seine Schwester sehr, aber er ist einfach jetzt nicht im Stande sich um sie zu kümmern.“ Die Frau notierte sich genau diesen Satz. Luminor sah es mit Entsetzen. „Nein. Nicht doch!“ Luminor war ganz verzweifelt. „Dann ist es also besser, wenn wir Sheila-Sophie erst einmal in eine Pflegefamilie geben, bis er wieder ganz gesund ist.“ Sie stand auf. „Wo ist das Kind?“ Luminor hielt sie an der Hand fest. Er atmete tief ein und aus und sprach langsam auf Frau Hofer ein. „Hören Sie, bitte! Sie dürfen sie nicht mitnehmen. Es würde Shi… Tim das Herz brechen, wenn er aufwacht und sie nicht mehr hier ist. Bitte, überlassen Sie mir die Aufsicht, bis es ihm besser geht. Ich habe es auch den Rest der Woche schon getan. Es macht mir nichts aus.“ Luminor sah die Frau flehend an. „Bitte! Er hat doch nur noch seine Schwester. Wenn sie auch noch weg ist, bricht er mir zusammen. Dann wird der Alptraum wahr, vor dem er die ganze Zeit Angst hatte, der, der ihn nicht schlafen ließ. Durch das Fieber hatte er begonnen zu fantasieren und er hatte Angst zu schlafen, weil er glaubte, sie würden diese Gelegenheit nutzen und ihm Sk… Sheila wegnehmen.“ Die Frau gab klein bei. „Außnahmsweise! Ich will mal nicht so gemein sein. Und es wäre ja wirklich unfair, sie ihm einfach so ohne weiteres weg zu nehmen. Noch dazu, wo er nicht mal ein Wort mitreden darf, immerhin ist er ihr Bruder, und ich hatte noch nicht mal die Gelegenheit, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen.“ Luminor war ihr dankbar. Dann führte er Frau Hofer zu Sky. „Sie sieht kränklich aus.“, stellte Frau Hofer sofort fest. „Ja, aber Tim war heute Vormittag mit ihr beim Arzt. Er hat sich echt Sorgen um sie gemacht. Also kann er schon mal nicht unfürsorglich sein. Sie bedeutet ihm alles und er versucht wirklich ein guter Bruder zu sein. Sie hätten ihn gestern Nachmittag erleben müssen. Er war so versessen darauf, sich um seine Schwester zu kümmern, dass er auf sein eigenes Wohl verzichtet hätte. Ich musste ihn mit einem Schlafmittel ruhig stellen. Er wollte einfach nicht einsehen, dass er dringend Schlaf brauchte. Glauben Sie mir. Er würde alles für seine Schwester tun, selbst wenn er >wortwörtlich< daran »zu Grunde« gehen sollte.“ Die Frau antwortete nicht. Sie inspizierte die ganze Wohnung und machte Notizen. „Und?“, fragte Luminor ungeduldig, nach ½ Sunde, die er mit Rumstehen verbracht hatte. „Nun, also ich gebe Ihnen noch eine Frist von einer Woche. Nächste Woche werde ich wieder kommen. Sorgen Sie dafür, dass Herr Baumann wieder gesund wird. Ich will ihn nächste Woche in Topform sehen. Aber sollte ich feststellen, dass er trotzdem nicht für sie sorgen kann, werde ich sie mitnehmen müssen, da kann ich auch keine Ausnahmen machen. Es geht dann nur um das Wohl des Kindes. Es ist mir jetzt schon nicht ganz recht, dass sie hier in einem Männerhaushalt ist, noch dazu in dem einer Band. Das Wissen, um eine kleine Schwester könnte ausgenutzt werden.“, meinte die Frau. „Dem bin ich mir vollkommen bewusst, Frau Hofer. Das wissen wir alle. Gestern hatten wir einen TV-Termin und ich bin extra hier geblieben um auf Sheila und Tim aufzupassen. Wir waren alle der Meinung, dass man sie nicht mit ins Studio nehmen kann. Es wäre zu gefährlich. Und auch wenn ich mit ihr spazieren war, habe ich immer darauf geachtet, dass man mich nicht erkennt. Wir würden nie versuchen, irgendetwas an die Öffentlichkeit durch zu lassen, würden sie nie einer solchen Gefahr aussetzen.“ „Dann ist gut. Ach, und sorgen Sie bitte auch dafür, dass die Wohnung umrenoviert wird, wenn das Kind hier bleiben soll, muss einiges verändert werden.“, mahnte die Frau. Sie packte ihren Block wieder ein. „Ja, geht klar!“ Luminor öffnete die Tür, denn die Frau machte sich abschiedbereit. „Danke sehr!“, meinte die Frau, während sie ihre Jacke nahm und aus der Wohnung trat. „Bitte sehr.“ „Also dann, man sieht sich in einer Woche.“, rief die Frau noch, dann ging sie. Luminor schlug die Tür zu und konnte es nicht fassen. Er hatte es geschafft. *Strike!*, dachte er. Am liebsten hätte er es laut ausgerufen, doch dann hätte er Shin und Sky geweckt. *Das lief ja besser als gedacht. Ich hätte nicht gewusst, was ich hätte machen sollen, wenn sie Sky jetzt einfach mitgenommen hätte. Diese Frau verstand es aber auch, einem die Worte im Mund umzudrehen, das war ja furchtbar. Alles was ich sagte hat sie gleich negativ aufgefasst. Aber na ja. Shin wird wieder und dann wird Sky ab nächster Woche für immer bei uns bleiben.* Ihm war jetzt langweilig, also beschloss er, sich in die Stube zu setzen und den Fernseher einzuschalten. Vielleicht konnte er sich ja die Sendung mit seinen Jungs anschauen. Aber es dauerte ja noch eine Weile.

Flashback Teil 16: Das Unglück nimmt seinen Lauf

Im ViVa-Studio saßen die Jungs nun schon seit 20 Minuten mit Gülcan auf dem Sofa und redeten. Schließlich sagte Gülcan: „Apropos Zeitungsberichte. Ich habe heute einen ganz interessanten Bericht in der Zeitung gefunden. Einen über uns Yu!“ Yu klappte sofort die Kinnlade runter und Strify grinste, während Kiro bloß im Raum umher starrte. Er hatte kaum etwas gesagt, was hier gesagt wurde war ihm auch völlig egal. In seinem Kopf kreiste nur ein Gedanke: *>Shin!< und >Sky!< Ob Shin schon wieder wach ist? Ich hätte bei ihm bleiben sollen. Was, wenn sie Sheila nun mitgenommen haben? Da ist er doch total am Boden zerstört. Ich muss zu ihm. Aber ich kann hier auch nicht einfach abhauen, das wäre unhöflich, wo Gülcan doch alles daran gesetzt hat, das ich noch mal hier rein darf, nach meinem super-mega-peinlichen Auftritt. Mensch Luminor, melde dich, ich will hier raus!* „Was, das gibt es doch nicht. Warum schreiben die so eine Scheiße über uns?“ Yu regte sich sichtlich auf. „Zeigt mal her!“ Strify rückte näher an die anderen ran um auch etwas lesen zu können. *Yu und Gülcan turteln munter durch Berlins Innenstadt. Sind die beiden ein Paar, betrügt Gülcan schon nach so kurzer Ehe ihren Mann Sebastian?* Strify las interessiert den Bericht vor, während Gülcan’s und Yu’s Augen immer größer und größer wurden. Kiro beteiligte sich nicht an dem, was die anderen machten. Er saß abseits und sah auf sein Handydisplay, wann Luminor ihn endlich anrufen würde. *Mann, jetzt melde dich schon!* Aber nichts. Kiro sah zu den anderen 3en auf, die sich jetzt sichtlich um die Zeitung stritten. Und was er sah gefiel ihm gar nicht. Auf dem Cover der *Bild* war eindeutig Luminor zu erkennen. Er war zwar verhüllt und sah fast aus wie eine türkische Frau, aber Kiro erkannte ihn sofort. Und dann das Entsetzliche. Das Bild zeigte ihn mit Sky’s Kinderwagen. *Oh Gott!* Kiro stand auf und rannte raus. „Kiro, wo willst du hin?“ Yu wollte ihn aufhalten, doch Kiro riss sich los. „Was hast du denn?“ „Lass mich! Sieh dir das Titelblatt an!“ Mit diesen Worten war Kiro verschwunden. Yu schüttelte bloß den kopf und setzte sich wieder hin. Dann griff er nach der Zeitung. „Lass mich lesen!“, protestierte Strify. „Mensch ich will nur die Titelseite, den Rest kannst du behalten, gib her!“ Strify wollte nicht, nahm sie Yu weg. So wurde die Zeitung vor Gülcan’s Augen, die in der Mitte zwischen beiden saß, hin und her gezogen. Sie taten es so lange bis sie zerriss.“Na toll, jetzt hast du sie kaputt gemacht!“, tadelte Yu. „Ja, ich wieder?! Ich bin ja immer an allem Schuld, was? Hättest du mich fertig lesen lassen, wäre die Zeitung nicht kaputt.“ „Ich wollte doch nur das Titelblatt haben, du hättest den Rest der Zeitung behalten können!“ Sie wedelten mit den Zeitungsfetzen rum, welche durchs ganze Studio flogen und immer mehr zerknittert wurden. Gülcan sammelte die ganzen Schnippsel auf und puzzelte sie zusammen. „Jungs?“ „Was denn?“, fragten beide und waren immer noch total aufgebracht. „Ich glaube, das solltet ihr euch mal genauer anschauen.“ „Jetzt nicht!“ sagte Strify. „Siehst du nicht, dass…“ *wir was regeln müssen?*, wollte Strify sagen, doch Yu hatte sich bereits zu Gülcan runtergebeugt. „Hey ignorier mich nicht!“, meckerte Strify. „Halt die Klappe Strify und komm her!“ „Nö, ich hocke mich mit meiner neuen Hose doch nicht zu euch in den Dreck!“ Yu zog Strify zu sich runter. „Sieh ganz genau hin! Was siehst du?“ Yu drückte Strify’s Kopf nach unten, sodass er es ansehen musste. „Das ist ja Luminor und Sh…“ Yu hielt Strify den Mund zu und sah ihn verheißend an. Strify verstand. Niemand durfte von Sheila wissen, und beinah hätte Strify etwas verraten. „Jungs, was hat dieses Bild zu bedeuten? Ist es so, wie es dort steht? Ist Luminor Vater?“ Völlig synchron schüttelten beide mit dem Kopf. „Ist es das Kind, über das ihr gestern gestritten habt?“ „Nein, ist es nicht.“, beteuerte Yu. „Entschuldige uns kurz!“ Yu stand auf und zog Strify mit sich mit hinter die Bühne.

Währenddessen versuchte Kiro irgendwie den Netzkontakt seines Handys in dem Studio zu finden. Aber er bekam keinen, also verließ er das Studio. Auf der Straße wählte er dann dort Luminor’s Nummer.

Luminor erschrak, als sein Handy klingelte und fiel erst mal von der kleinen Parkbank, auf der er gessen hatte und eingeschlafen war. Er kramte in seinen Taschen doch er fand sein Handy nicht, und es dudelte und dudelte. Und als er es endlich hatte, hatte der Anrufer schon aufgelegt. Luminor war noch ganz verschlafen und stand erst mal wieder vom Boden auf und klopfte sich sauber. *Man, bin ich doch tatsächlich eingeschlafen. Wer mich wohl angerufen hat? Und wie spät es wohl ist?* Er hob die Hand und sah auf sein Handydisplay. *Kiro, was wollte er denn? Der ist doch noch beim TV-Auftritt, oder war er wieder ausgerastet?* Luminor ging die Anrufliste durch und wählte durch Wahlwiederholung Kiro’s Nummer.

Kiro: Luminor warum bist du nicht rangegangen?

Luminor: Ich bin eingeschlafen.

Kiro: Wo bist du? Zu Hause? Pass bitte auf wenn du raus gehst!

Luminor: Wieso?

Kiro: Irgendein Klatschreporter hat dich fotografiert.

Luminor: (zuckt die Achseln.) Und?

Kiro: Mensch Luminor, versteh doch. Man hat dich erkannt. Du wurdest dabei gesehen, wie du mit Sheila spazieren gehst und wurdest fotografiert.

Luminor: Was? Das kann doch nicht wahr sein?

Kiro: Doch, es war ganz groß auf dem Cover der *Bild*. Geh bitte schnell mit Sheila nach Hause, bevor noch irgendetwas passiert. Wo bist du grade?

Luminor: Ich bin gerade im Park.

Kiro: Das ist ja nicht weit weg. Los, geh schnell nach Hause.

Luminor: Ja, ich schnappe mir Sky’s Kinderwagen und (greift nach dem Griff des Kinderwagens) – Oh Gott!
 

Zu Hause in der WG klingelte das Telefon und Shin wäre beinahe aus dem Bett gefallen. Verschlafen setzte er sich auf. *Wer ruft denn jetzt an?*, dachte er sich, wobei er herzhaft gähnte. „Luminor, Kiro, Yu, Strify, Telefon! Geht doch mal ran, bei dem Geklingel kann ich nicht schlafen!“, schrie er durch sein Zimmer, warf sich dann auf den Bauch und versuchte wieder zu schlafen. Das Klingeln hörte nicht auf. Er nahm sich das Kissen und verbarg seinen Kopf darunter. Auch das half nichts. Er hörte das Telefon immer noch. „Mensch, sagt mal seid ihr denn alle taub?“, schrie er wütend und stand auf. Er sah sich in der ganzen Wohnung um. Keiner war da. *Wo sind die bloß? Hoffentlich geht es Sky gut. Wo Lumi wohl mit ihr hin ist?* Er nahm dann doch etwas genervt den Hörer ab.

Shin: Ja, Baumann hier!

anderer Kontakt: Spreche ich da mit einem Bandmitglied der Band Cinema Bizarre?

Shin: Wer will das wissen? Sind sie von der Presse?

anderer Kontakt: Nicht ganz. Ich bin ein Freund. Und ich möchte Sie um einen Gefallen bitten!

Shin: Freund? Ein Gefallen?

anderer Kontakt: Ja, einen Gefallen, einen sehr großen.

Shin: Wer sind Sie? Was wollen sie von mir? Sie müssen sich verwählt haben! Lassen Sie mich in Ruhe.

anderer Kontakt: Na, wer wird denn gleich so ausfallend werden. Hören Sie mir einfach zu! Ich will…

Shin: Sie sind an der falschen Adresse, wenn Sie Autogramme oder ein Interview wollen! Bye!

Shin legte einfach auf und ging in sein Zimmer zurück. *Was war das denn für ein Spinner?* Doch da klingelte das Telefon schon wieder. „Man sag mal sind wir denn heute hier bei der Post oder was?“, schimpfte Shin. Gelanden nahm er den Hörer aufs Neue ab. Shin: Ja! (klingt ganz genervt)

anderer Kontakt: Jetzt hören Sie mir zu. Mich können Sie nicht verarschen. Ich weiß genau, wer da am Telefon ist. Sie sind der Drummer der Band. Und ich will keine dämlichen Autogramme oder ein Interview.

Shin: (wird unsicher) Was wollen Sie? Wo haben Sie unsere Nummer her?

anderer Kontakt: Ich mache so einiges, um das zu bekommen, was ich will. Ich musste nur nachforschen. Und jetzt will ich Geld haben! 100000€ bar!

Shin: Wie bitte? Wollen sie mich verarschen?

anderer Kontakt: Nein! Keines falls! (lacht hämisch)

Shin: Sie sind doch bekloppt, gehen Sie arbeiten um Geld zu verdienen, dann kommen irgendwann die 100000€ zusammen. Von mir bekommen Sie nichts.

anderer Kontakt: Da bin ich mir nicht so sicher. Wenn ich Ihnen nun sage, dass ich hier jemanden habe, der ganz unglücklich ist und wieder zu seinen Jungs will, besonders zu ihrem Vater, ändern Sie dann ihre Meinung?

Shin: Wer sollte denn… Oh Gott, Sie haben doch nicht? Jetzt sagen Sie nicht, Sie haben… Wo ist sie?

anderer Kontakt: Na na, nicht so hastig! Eins nach dem anderen! Erst das Geld, dann die Ware! (der andere Kontakt lacht böse)

Shin: Hören Sie auf zu lachen. Meine Sch… äh Sheila ist kein Verkaufsprodukt. Ich will wissen, ob es ihr gut geht. Wenn ihr etwas passiert, dann… (ist außer sich vor Wut und gleichzeitig muss er weinen und ist total besorgt)

anderer Kontakt: Der Kleinen passiert nichts. Richten Sie folgendes an den Vater aus! *Bringen Sie das Geld übermorgen an die alte Eiche in den Park. Dort ist ein Kaninchenbau an der Wurzel, und da legen sie das Lösegeld hinein. Keine Polizei oder sonst passiert der Kleinen etwas und das will ja keiner!*

Schallend lachend legte der Mann auf. Shin schluckte und starrte einige Minuten nur gebannt an die Wand. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Dann sah er den Hörer an. Im nächsten Moment packte ihn so die Wut, dass er das Telefon in die nächste Ecke pfefferte. Es schlug so doll auf, dass es kaputt ging. Doch dies war Shin egal. In seiner Wut warf er einiges zu Boden oder schlug irgendetwas gegen die Wand, sodass es kaputt ging. Dann konnte er seine Tränen nicht mehr unterdücken und sank heulend zu Boden.

Flashback Teil 17: Wo ist Sky?

½ Stunde zuvor:

Kiro: Luminor was ist? Warum bist du so still? Bist du noch dran?

Luminor: (antwortet nicht)

Kiro: Luminor was ist?

Luminor: (sieht sich im Park um, rennt durch ihn, schaut sich überall um.) Mist wo bist du nur?

Kiro: Was ist los Luminor? Jetzt rede schon und hör auf Selbstgespräche zu führen!

Luminor: (schaut verzweifelt und die ersten Tränen steigen ihm in die Augen) Sie ist weg!

Kiro: Was?

Luminor: Ja, ich fasse es selbst nicht! Dass ich so fest geschlafen habe? Ich bin jetzt durch den ganzen Park gerannt. Ich kann sie nicht entdecken. Also das vielleicht der Wagen irgendwo steht oder so. Aber hier ist nichts zu sehen. Ich werde mal paar Leute ansprechen, aber ich glaube kaum, dass jemand mir antworten wird oder kann. (redet Passanten an, aber diese können ihm keine Auskunft geben) Ich gehe jetzt zur Polizei. Kiro geh du heim. Ich hoffe, das Shin noch schläft und ich sie gefunden habe, bevor er irgendetwas merkt. Er darf nichts erfahren. Ok?

Kiro: Für wen hältst du mich? Glaubst du, ich würde ihn noch zusätzlich fertig machen wollen?

Luminor: Nein, sorry Kiro. Ich könnte mich bloß so was von totärgern. Wie konnte ich sie nur so vernachlässigen.

Kiro: Lumi beruhige dich! Ich gehe jetzt heim und werde Shin irgendwie ablenken und wenn ich ihm auch ein Schlafmittel verabreichen muss.

Luminor: Mh (mehr bekam Luminor nicht raus, er heulte nur noch)

Kiro: Und dann komme ich zu dir. Wir finden sie schon!

Luminor : Danke Kiro! (schluchzt noch mal ins Handy und legt dann auf)
 

Jetzt:

Kiro kam heim und war geschockt. *Wie sieht es denn hier aus?* „Shin?“ Shin saß in einer Ecke und heulte. Er war am Boden zerstört. Kiro bahnte sich einen Weg durch die ganzen Scherben und Kissen und, ach was da nicht alles auf dem Boden lag, wo es nicht hingehörte. Man konnte es gar nicht zählen. „Shin, was ist?“ Kiro kauerte sich zu Shin und sah ihn besorgt an. Er legte seinen Arm um seinen Liebling, doch Shin drückte ihn weg. „Lass mich!“ *Was hat er denn?*, dachte Kiro und versuchte trotzdem, sich Shin wieder zu nähern. Dieser drehte sich weg. Ihm gefiel es gar nicht, dass sein Shin so aufgelöst war. Er wollte wissen, was los war. Also legte er seine Hand auf dessen Schulter. Shin fuhr herum und schrie: „Ich hab gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen! Ich will allein sein.“ Shin schlug Kiro’s Hand weg. Kiro bekam Shin’s Hand zu fassen und sah sie sich an. Diese blutete stark, hatte einen Schnitt quer über der Handfläche. Er blieb ganz ruhig, womit Shin nicht gerechnet hatte. Er hatte eigendlich damit gerechnet, dass Kiro ihn jetzt anschreien und dann gehen und ihn allein lassen würde. Doch er tat es nicht. Dieser sah ihn nur besorgt mit seinen herlich blaugrauen Augen an und fragte: „Was hast du gemacht? Wie ist das passiert?“ Shin riss seine Hand weg. Er war ganz verlegen. „Sieh es dir nicht an! Es ist nichts!“ Kiro redete ganz sanft auf Shin ein. „Komm mit ins Bad, ich muss die Wunde versorgen!“ Shin nickte verlegen und folgte Kiro dann doch etwas widerwillig und trotzdem gehorchend ins Bad.

Kiro nahm den Verbandskasten und holte das Desinfektionsspray raus. Shin stand da, hielt sich die Hand und konnte Kiro nicht ansehen. Ihn wurmte es, dass Kiro immer noch nicht meckerte, weil er die Wohnung verwüstet hatte. „Komm zeig deine Hand her!“, bat Kiro ganz freundlich. Shin schüttelte den Kopf und sah kurz in den Spiegel, wo er merkte, dass Tränen in seinen Augen klitzerten. *Warum ist er nur so nett zu mir? Ich verstehe das gar nicht!* Kiro nahm sich einfach Shin’s Hand und sprühte das Desinfektionszeug darauf. Ruckartig zog Shin seine Hand wieder weg. „Au! Das brennt!“ „Stell dich nicht so an, du bist doch ein großer Junge, oder?“ Kiro sah Shin freundlich an und wuschelte ihm durch die Haare. Shin versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Er schluckte sie runter, aber es bildeten sich immer wieder Neue. Verlegen sah er zu Boden. „Shin, was hast du denn? Ich versorge jetzt deine Hand und dann sagst du mir, was passiert ist, okay?“ Shin nickte kaum merklich, doch Kiro registrierte es und verband Shin’s Hand. „Warum tust du das für mich?“ Kiro war verdutzt. „Was meinst du?“ „Na, das hier!“, er deute auf seine Hand. Dann öffnete er die Badtür und machte Kiro noch mal das Chaos deutlich. „Warum bist du so nett zu mir? Das habe ich nicht verdient!“ „Warum strafst du dich so? Ich mache es gerne für dich. Soll ich dich etwa verhauen? Das könnte ich nicht weil…“ Kiro wurde rot und sah weg. Shin hakte nach. „Weil… was?“ „Weil du mein kleiner Bruder bist und ich dir nicht böse sein könnte.“ Shin unterdrückte seine Tränen nicht länger. Er fiel Kiro um den Hals und heulte sich aus. „Kiro, ich habe deine Freundlichkeit nicht verdient, und schon gar nicht deine Brüderlichkeit. Ich bin kein guter großer Bruder, wie könnte ich da ein guter kleiner Bruder sein? Ich hab sie ihm Stich gelassen!“ Kiro drückte Shin an sich. *Ist dieses Gefühlt schön, seine Nähe macht mich glücklich! Aber was denke ich da? Bin ich denn verrückt? Ihm geht es schlecht und ich genieße es auch noch!* „Was meinst du?“ „Ich habe Sky im Stich gelassen. Bloß weil ich mich nicht um sie gekümmert hab. Jetzt ist sie in großer Gefahr und ich weiß nicht, wo sie ist!“ *Oh Gott! Was weiß er darüber, dass Sky weg ist? Luminor hat doch nicht etwa angerufen? Oder bildet er sich das alles nur ein, liegt das immer noch am Fieber?* „Quatsch. Sky ist bei Luminor in Sicherheit!“ Er wollte Shin versuchen, die Wahrheit auszureden. „Ich werde sie nie wieder sehen!“, quasselte Shin gedankenverloren vor sich hin. „Wieso wirst du sie nie wieder sehen?“, fragte Kiro interessiert, während er die Badtür öffnete und Shin in dessen Zimmer lotste. „Wow ist das dunkel hier!“ Kiro schleifte Shin zu dessen Bett und setzte ihn ab. Dann wollte er die Nachtischlampe einschalten. „Die Lampe habe ich in meiner Wut aus dem Fenster geworfen!“, gestand Shin „Du hast was?“, fragte Kiro entsetzt. „Ja!“, entgegnete Shin und sah verlegen auf den Boden. Kiro ging zum Fenster und sah hinaus. Unten lag tatsächlich die kaputte Lampe. Er schloss das Fenster wieder und fragte dann: „Aber warum? Die war doch teuer.“, erwiderte Kiro. „Nicht so teuer wie Sky!“, schrie Shin förmlich, als er entschlossen seinen Kopf hob. In ihm begann plötzlich Wut zu brodeln. „Was meinst du damit?“, fragte Kiro und setzte sich zu Shin aufs Bett. Er verstand gerade gar nichts. „Ich war so sauer, weil ich nicht weiß, wo ich 100000€ für Sky herbekommen soll. Ich werde sie nie wieder sehen.“, schluchzte Shin. „Ach Shin, was erzählst du für einen Mist?“ Kiro wollte es einfach nicht glauben, dies klang ja gerade zu nach einer Entführung. Sollte dies wirklich stimmen? Aber woher sollte Shin es wissen? Kiro fiel es schwer, Shin etwas vormachen zu wollen. *Shin, ich glaube dir ja! Und mache das wirklich nicht gerne, aber ich muss es dir einfach ausreden und dir verklickern, dass du dir das alles nur einbildest. Du darfst dich jetzt nicht aufregen. Bitte verzeih mir!* „Ihr geht es bestens. Luminor ist mit ihr unterwegs. Du glaubst doch nicht, dass er es je zugelassen hätte, dass Sheila etwas passiert (auch wenn genau dies passiert war)?“ „Nein!“, antwortete Shin kleinlaut. „Siehst du?! Das liegt am Fieber. Du bildest dir das alles nur ein.“ Kiro drückte Shin zurück in die Kissen. Shin war wirklich total übermüdet. „Ich bilde mir das nicht ein! Vor einer ¾ Stunde hat hier ein Mann angerufen. Er wollte 100000€ für Sky haben.“ „Ach Shin, glaub mir doch. Das ist totaler Mist. Das hast du geträumt! Wo sollen die denn unsere Telefonnummer her haben? Da hat sich bestimmt einer verwählt oder einen Scherz erlaubt. (Obwohl so ein Scherz ist wohl eher unwahrscheinlich und es wird sich wohl kaum jemand verwählt haben, wenn er eine Lösegeldforderung verkünden will. Mein armer Shini. Warum muss ausgerechnet er so viel Schreckliches durchmachen. Wie gerne würde ich mit dir tauschen und dir so deine Schmerzen nehmen.) Leg dich hin und schlaf.“, befahl er Shin. „Nein! Ich will meine Schwester suchen, egal ob du mir glaubst und hilfst oder nicht. Ich dachte, du bist immer für mich da und hilfst mir?! Da habe ich mich wohl geirrt.“ Shin verließ sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. „Shin, so… Was machst du da?“ Er hörte wie der Schlüssel im Schlüsselloch umgedreht wurde. „Du glaubst mir doch eh nicht! Also kannst du auch hier bleiben. Und damit du mir nicht folgst, um mich aufzuhalten, sperre ich dich hier ein.“ „Was?“, Kiro sah wie gebannt die Tür an und rannte dann dagegen, um zu sehen, ob es stimmte. Er schlug mit der Faust dagegen. „Shin, mach keinen Mist! Komm zurück! Du bist doch gar nicht dazu im Stande, in deinem Zustand überhaupt etwas zu finden!“ „Was soll das denn jetzt bedeuten?“, schrie Shin stinksauer. Er war enttäuscht von Kiro. „Denkst du etwa, ich bin zu blöd, meine Schwester zu finden, glaubst du das?“ Kiro schüttelte seinen Kopf, was Shin natürlich nicht sehen konnte. „Nein. Das habe ich nicht gemeint. Du bist krank und zu schwach, um dich allein auf den Weg zu machen. Lass mich raus, ich glaube dir ja. Wir werden dann zusammen nach ihr suchen. Aber ich sage dir gleich, dass du dich umsonst verrückt machst. Sheila ist bei Lumi!“ Kiro hätte nicht gedacht, dass Shin ihm nicht vertrauen würde. Wie konnte es soweit kommen? Er wollte doch genau das Gegenteil erreichen, nämlich das Shin sich ihm anvertrauen kann. Er schluckte seine Tränen runter, Shin’s Worte taten ihm innerlich weh. „Wozu? Damit du mich davon abhältst, nach Sky zu suchen? Du sagst das jetzt bloß, damit ich dir glaube und du mich dann, wenn du frei bist, wieder aufhalten kannst. Vergiss es! Ich finde Sky, auch ohne deine Hilfe! Ciao!“ Shin knallte die Wohnungstür zu und rannte nach draußen, Kiro überließ er sich selbst. *Sky, wo bist du nur? Aber egal wo du bist, dein großer Bruder ist unterwegs. Ich lasse dich nicht allein, halte durch!*

„Shiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin! Komm zurück!“ Kiro sank an der Tür zu Boden. *Shin, verstehe mich doch! Ich will doch bloß nicht, dass dir etwas passiert. Du bist krank, noch dazu weißt du nicht mal, wo der Entführer ist. Was wird dir da draußen wohl alles passieren, wenn ich nicht da bin? Ich muss hier raus!* Kiro stand entschlossen auf und stemmte sich mehrmals gegen die Tür. Aber er war zu schwach, er bekam die Tür nicht auf. *Man Shin, wenn du wüsstest, was ich mir deinetwegen für Schmerzen zufüge...* „Ahhhhhhhhhhh! Wie sieht es denn hier aus?“, halte Strify’s schrille, quitschige Stimme durch die Wohnung. *Sie sind hier!* „Yu, Strify, lasst mich hier raus!“, schrie Kiro aus Shin’s Zimmer. „Kiro?“, fragte Yu in die Wohnung. „Ich bin hier!“ Yu lauschte. Die Stimme kam aus Shin’s Zimmer. Yu stand direkt davor und hielt ein Ohr an das Holz. „Seid ihr noch da? – Holt mich hier raus?“ „Au? Musst du so brüllen? Mein armes Ohr! Jetzt hab ich ‚nen Gehörsturz!“, grinste Yu, nachdem er ruckartig von der Tür weggesprungen war und sich nun sein Ohr rieb. Als ob Kiro es gesehen hätte, meinte er: „Hör auf zu grinsen! Mach die blöde Tür auf!“, ertönte seine Stimme im gebieterischen Ton. „Hast du verlernt, wie man Türen öffnet? Einfach die Klinke runterdrücken!“, plauderte Strify drauf los. „Du Scherzkeks. Hältst du mich für bescheuert? Shin hat mich eingeschlossen! Holt mich gottverdammt noch mal hier raus!“ „Wieso sperrt der dich bitteschön in *seinem* Zimmer ein und nicht in deinem? Sollst du etwa aufräumen und darfst erst wieder raus, wenn das erledigt ist? Dann sollten wir dich wohl besser drinne lassen!“, kicherte Strify. „Apropos, warum sieht es in unserer Wohnung so aus, als sei eine Bombe eingeschlagen?“, meldete sich Yu zu Wort. „Strify, wenn ich hier raus komme, bringe ich dich um. Oder du lässt den bescheuerten Quatsch und machst endlich die Tür auf. Dann überlege ich es mir noch mal. Ich sage euch alles, wenn ich nur endlich mal hier raus komme.“ „Yu, machst du das bitte, ich habe Angst!“, flehte Strify. Er wusste nur allzu gut, zu was Kiro im Stande war. Yu drehte den Schlüssel im Schloss um und schon sprang Kiro ihm entgegen. „Ich bin dann mal weeeeg!“, schrie Strify noch, bevor er panisch in sein Zimmer rannte, die Tür zuschlug und abschloss. Yu und Kiro schauten dem Sänger hinterher und mussen dann erst mal herzlich anfangen zu lachen. „Was hat der denn?“, fragte Kiro arglos. „Also bei so einer Drohung von dir würde ich auch Angst bekommen und abhauen. Du bist manchmal so komisch, da machst du einem echt Angst. Merkst du das eigendlich? Ich hatte auch Angst, als du mir das heute im Flur mit dem *Kehle durchschneiden* an den Kopf geknallt hast. Warum tickst du manchmal so aus? Irgendwie passiert dies immer dann, wenn es um Shin geht. Ich bin doch nicht blind, los Kiro, sag schon, läuft da was?“ Kiro wurde auf der Stelle rot. „Oh Gott Shin! Den habe ich jetzt ganz vergessen. Scheiße, dem passiert doch noch was, wenn ich nicht aufpasse. Ich muss ihn finden, und Sheila auch. Der Kerl ist doch so durcheinander, das der sogar irgendwelche *normalen* Väter mit Kinderwagen überrumpeln würde.“ Kiro packte seine Jacke und suchte in dem Chaos nach seinem Autoschlüssel, den er vorher einfach irgendwo achtlos hingeworfen hatte. „Wovon redest du?“ „Davon das Sheila weg ist und Shin mich eingesperrt hat, weil ich ihm nicht glauben wollte und er sich jetzt allein auf die Suche nach ihr macht. Ich muss ihn finden. Ich hätte ihm von Anfang an die Wahrheit darüber sagen sollen, das Luminor Sheila aus den Augen verloren hat.“ „Und woher wusste Shin, dass sie weg ist?“, fragte Yu, nachdem er sich auch runter gebeugt hatte und Kiro beim Schlüsselsuchen half. Kiro hielt in seiner Tätigkeit inne und suchte nach den richtigen Worten, während er seine Tränen versuchte zu unterdrücken. Es gelang ihm aber nicht. Unter Tränen erkannte er dann seinen Autoschlüssel und griff nach ihm. Dann stand er auf. „Mann, Sheila ist entführt worden. Man hat hier angerufen und Shin eine Lösegeldforderung überbracht. Du kannst dir vorstellen wie der ausgeflippt ist.“ „Aha, das erklärt also das Chaos hier! Und dann hat er dich wohl in sein Zimmer gespert?“ Yu sah sich um. „Ja, weil ich ihm nicht glaubte, oder besser versuchte, es ihm auszureden, weil ich ihn nicht beunruhigen wollte, schließlich hatte er die letzte Woche schon genug durchgemacht. Ich konnte ja nicht wissen, dass er es schon weiß. Er war so sauer, das ich ihm nicht glaubte und hat es mir in seiner Wut erzählt. Dann hat er mich in seinem Zimmer eingeschlossen. Und jetzt irrt er draußen rum, ohne zu wissen, wo er überhaupt hinsoll. Noch dazu mit Fieber. Ich muss ihn suchen. Du gehst am besten zu Luminor auf die Polizeiwache und erzählst von der Lösegeldforderung. Dann überlegt ihr schon mal, wie ihr das Geld zusammenbekommt. Ciao!“ Noch bevor Yu etwas erwidern konnte, war Kiro verschwunden.

Flashback Teil 18: Wie alles begann… Teil 1 - Vater-Sohn-Gespräch

Gedankenverloren lief Shin quer durch Berlin. Er hatte echt keine Ahnung, wo er hin sollte, also wo er suchen sollte. Aber er dachte nicht daran, aufzugeben. *Wenn Kiro mir nicht glaubt und auch nicht helfen will, dann mache ich es eben ganz allein. Du wirst schon sehen, wie ich Recht hatte!* Seine Gedanken kreisten nur um Sky. Er erinnerte sich genau daran, wie alles begann:
 

Er war genau wie Strify, wollte nichts von ihr wissen, kurz nach dem sie geboren war. Schon vorher hatte es ihn nicht gefreut, dass sein Leben als Einzelkind ein Ende finden würde. Die Nachricht, dass er eine Schwester bekommen würde, traf ihn wie einen Blitz. Er kannte es von Freunden, die oft auf ihre kleinen Geschwister aufpassen mussten und deshalb keine Zeit für ihn hatten. Darauf hatte er keine Lust. Nie wieder würde er abends länger raus dürfen, am Wochenende hätte er pünktlich zum Essen zu erscheinen oder müsste Babysitter spielen, und dann noch die Sache, dass Babys immer so laut brüllen, und dann manchmal sogar ohne Grund. Nein, er wollte weiterhin frei und unbeschwert sein. Es sollte sich nichts ändern. Doch dann letzes Jahr im Sommer sagte seine Mutter ihm, dass sie im Februar oder März eine Tochter erwarte und Shin fiel aus allen Wolken. „Was, das ist doch jetzt nicht dein Ernst? Ich will das nicht! Ich brauch keine kleine Schwester. Die nerven bloß, das sehe ich ja bei David und Christian. Die haben bloß Streß mit ihren kleinen Geschwistern und den brauche ich nicht. Ich habe keinen Bock, großer Bruder zu spielen!“ Shin rannte sauer auf sein Zimmer. Mit dieser Reaktion hatten seine Eltern nicht gerechnet. Sein Vater folgte ihm. „Tim darf ich bitte reinkommen?“ „Mach doch! Kommst ja eh rein, egal was ich sage!“, antwortete Shin patzig. „Da hast du wohl Recht!“, kicherte Shin’s Vater. Er setzte sich zu Shin aufs Bett. „Was hast du denn? Ich dachte du wolltest immer ein Geschwisterchen haben, und jetzt? Jetzt nicht mehr?“ Der Vater sah seinen Sohn ungläubig an. „Damals war ich 10, jetzt bin ich fast 17. Außerdem wollte ich einen Bruder! Aber jetzt will ich es nicht mehr! Mädchen sind … Ach was weiß ich denn. Die sind halt komisch. Mit einer Schwester würde ich nie klar kommen, wir wären zu verschieden… Ich will es einfach nicht!“ „Gibt es denn dafür auch einen Grund? Ich meine, es kann doch nicht nur daran liegen, dass es ein Mädchen wird. Außerdem: Sie ist noch nicht mal geboren und schon meckerst du rum. Du weißt doch gar nicht, wie sie wird. Und du bist doch selbst ein halbes Mädchen!“, neckte der Vater seinen Sohn. „Bin ich nicht!“, protestierte dieser und verschränkte beleidigt die Arme überienander. „Na, ist doch aber so. Du schminkst dich doch selbst und rennst ab und zu in Mädchensachen rum. Du wärst doch der perfekte große Bruder!“, grinste der Vater. „Du spinnst wohl. Große Brüder sind immer besorgt um die kleinen Geschwister und lassen gerne den Beschützer raushängen. Aber so bin ich nicht und so will ich auch nicht sein!“ „Das ist es also!“, seufzte der Vater. „Was ist was?“, fragte Shin irritiert. „Das Problem ist nicht sie direkt, sondern du!“ Shin schüttelte den Kopf. „Warum ich?“ „Weil du Angst hast?“ „Ich? Angst? Wovor? Du spinnst Paps!“, verteidigte Shin sich. „Oh doch, du hast Angst. Du willst nicht, dass sich was ändert, du willst dass alles so bleibt, wie es ist. Du hast Angst, dass wir die Kleine dann mehr mögen und sie mehr bevorzugen als dich. Und du hast Angst, Verantwortung übernehmen zu müssen, weil du Angst hast, dann etwas falsch zu machen und Ärger zu bekommen, willst lieber deine Freiheit als Einzelkind genießen. Stimmts?“ Er sah Shin eindringlich an. Shin nickte zaghaft. Er hasste es, wenn sein Vater ihn durchschaute. „Tim, du bist doch schon so groß, wenn du kleiner wärst, würde ich es verstehen, dass du eifersüchtig bist, aber so doch nicht. Du bist doch selbst fast erwachsen, wirst im Dezember 17. Lass deiner Mutter doch die Freude. Sie wollte immer schon eine Tochter haben. Du weißt ja, sie war das einzige Mädchen unter 5 Jungs und dann auch noch die Jüngste. Sie wurde nie wirklich wie ein Mädchen behandelt, ihr Vater hat sie die gleichen harten Arbeiten machen lassen wie ihre Brüder. Sie wurde wie ein Junge aufgezogen, bis sie sich dann in der Schule von allem abwandte und begann, ihr eigenes, endlich weibliches Leben zu führen. Sie wollte als Frau anerkannt werden. Jeder sah in ihr nur Reno, wie man sie aus Spaß nannte, den Jungen. Und um ehrlich zu sein, sie sah auch wie ein Junge aus. Aber sie hatte kein Bock mehr darauf und brach den Kontakt zu ihrer Familie ab, um endlich frei zu sein, einfach Frau zu sein. Sie ließ sich die Haare länger wachsen und eine weiblichere Frisur schneiden, änderte ihren Kleidungsstil von ländlich angepasst zu elegant und lernte Kindergärtnerin, denn das war ihrer Meinung etwas, was Frauen einfach besser können als Männer. Und dann war sie schwanger und freute sich, endlich eine Tochter zu bekommen, die sie in süße Kleidchen stecken und der sie hübsche Frisuren machen kann. Denn das ist einfach bei dem weiblichen Geschlecht so. Sie haben einen Fäbel dafür, wenn es um Kleider und Frisuren geht, und deine Mutter konnte es nie ausleben. Sie wollte es an ihrer Tochter nachholen. Und dann war es…“ „Doch ein Junge.“, beendete Shin den Satz. „Ja. Sie war am Anfang natürlich enttäuscht. *Noch ein Kerl mehr in meinem Leben!* Aber sie war trotzdem stolz, und liebt dich. Doch sie kann es natürlich trotzdem nicht lassen, dich in Kleider zu stecken und dir Zöpfchen zu machen. Als 2-Jähriger sahst du auch voll süß aus, weil du ja sowieso einen etwas weiblichen Touch hast. Außerdem schminkst du dich ja heut zu Tage auch und trägst manchmal Röcke. Also ist für deine Mutter ja doch irgendwie ein Traum in Erüllung gegangen, sie hat dich ja immer so als halbes Mädchen angesehen und dich in Schutz genommen, wenn man dich wegen deines femininen Erscheines geärgert hat. Aber eine richtige Tochter ist für sie natürlich etwas Besonderes. Das verstehst du doch, oder?“ „Ja!“ „Dann ist ja gut! Lass deiner Mutter doch die Freude. Und eins will ich dir jetzt mal ganz ernsthaft sagen, wir würden dich nie vernachlässigen. Du bist doch auch unser Kind, unser schon fast erwachsener Sohn, auf den wir stolz sind: Du bist pflicht- und verantwortungsbewusst, hast gute Noten in der Schule, hast tolle Freunde, kaum Probleme mit deinen Mitschülern und ein tolles Hobby. Was will man mehr von seinem Sohn verlangen. Wir werden dich immer lieben, egal was kommt. Da wird auch deine Schwester nichts dran ändern.“ „Aber…“ Der Vater legte seinen Finger auf Shin’s Mund. „Ich weiß, worauf du hinaus willst. Du willst weiterhin mit deinen Freunden abhängen und nicht die ganze Zeit den Kinderwagen schiebenden Bruder spielen, weil dass heut zu Tage für euch Teenager out ist, dem bin ich mir bewusst.“ Er grinste. „Aber glaub mir. Wir verlangen dies gar nicht von dir. Vielleicht mal, wenn wir beide arbeiten sind, also dann später natürlich, deine Mutter, die ja dann eh im Babyjahr ist, und ich, wir werden natürlich das Meiste machen. Du musst auf nichts in deiner Freizeit verzichten. Aber wenn wir mal deine Hilfe brauchen, werden wir uns doch auf dich verlassen können, oder?“ Shin nickte. Warum sagte sein Vater immer genau dass, was er hören und wissen wollte, konnte er Gedanken lesen? Allmählich regte ihn das auf. „Braver Junge!“ „Hey! Meine Frisur!“ Shin mochte es gar nicht, wenn man ihm durch seine gestylten Haare wuschelte, oder nur sanft drüber strich. „Siehst du?! Voll das Mädchen, die regen sich immer gleich auf, wenn es um ihre Haare geht!“, grinste der Vater. Shin nahm sein Kissen und warf es nach seinem Vater. Er war beleidigt, grinste aber. Warum musste man ihn immer als Mädchen betiteln? Bloß weil er auch gerne mal in einem Rock rumlief und sich schminkte? Es gefiel ihm halt. Er wollte halt seinen großen Vorbildern von Dir En Grey, einer japanischen Band, und besonders seinem Liebling, dem Drummer Shinya, hinterher eifern. Außerdem, seit es Tokio Hotel gab, auf die die Mädchen voll abfahren, war es doch normal, dass Kerle sich schminken. „Abendessen gibt es in ½ Stunde. Wir rufen dich dann, oder willst du beim Kochen helfen?“ fragte der Vater und legte das Kissen in Shin’s Bett zurück.

Flashback Teil 19: Wie alles begann… Teil 2 – Geheimnisse

David und Linke das sind der Gitarist und der Bassist von Panik/Nevada Tan. Also nicht wundern wenn euch die Namen bekannt vorkommen.
 

Dann erwähnt david etwas von einem Patenkind. Darunter ist olgendes zu verstehen:

Also, dass mit dem Patenkind bezieht sich jetzt darauf, dass an manchen Schulen die höheren Klassen die Patenschaft einer jüngeren Klasse übernehmen und dann jeder Schüler halt einen Schützling zugewiesen bekommt. Bei David war es Shin.
 

Ähm, natürlich hat Shin bei der einen Szene selbstverständlich glattrasierte Beine, denn es sähe auch etwas blöd aus^^, ein junges Mädchen mit etwas dichterem Beinhaarwuchs^^

Außerdem stelle ich ihn mir da als eine Mischung aus Shin, Miku und Bou vor^^

was genau ich damit anspiele müsst lesen^^, also viel Spaß^^
 

Mitte Februar war es dann so weit. Es wurden alle Vorkehrungen getroffen. Seine Mutter war bereits im Krankenhaus. Es konnte nicht mehr lange dauern. In den nächsten Tagen würde es so weit sein. Shin musste seinem Vater viel im Haushalt helfen, wofür er auf seine Freunde verzichten musste, glaubte er zumindest. Denn seine Freunde kamen zu ihm, um ihm und seinem Vater zu helfen. „Hey Jungs, schön dass ihr uns helft.“, begrüßte Herr Baumann Christian und David. „Gerne doch, Herr Baumann. Wir wollen ja unseren fast frisch gebackenen großen Bruder nicht allein lassen.“ Shin’s Stimmung war schon seit Tagen im Keller. Bald war sein unbeschwertes Leben vorbei. „Lasst den Quatsch!“, murrte er. „Hey, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Christian grinsend. „Ach, lasst mich in Ruhe!“ Shin verbarrikadierte sich in seinem Zimmer. David folgte ihm, während Christian, auch Linke genannt, schon mal Herrn Baumann half.
 

„Komm schon Tim, lass mich rein!“ „Nein!“ „Sag mal, was hast du denn?“ „Geh weg!“, schnautze Shin hinter seiner Zimmertür. „Na gut, dann nicht!“, entgegnete David mit erhobener Stimme. Er drehte sich auf dem Absatz um und war dabei, wieder zu den anderen zu gehen. Da hörte er, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und Shin die Tür öffnete. „Komm rein, ich sag es dir ja.“ David grinste triumpfierend. „Mach bitte die Tür zu!“, bat er David und dieser tat dies auch. Shin setzte sich auf sein Bett. David tat es ihm gleich. „Also, was bedrückt dich?“ „Erinnerst du dich an den Bericht aus der *Bild*? Der, über den ich mich so aufgeregt habe?“ „Du meinst den, wo der große Bruder seinen kleinen Bruder im Park vernachlässigt hat und dieser dann im Parkteich ertrunken ist?“ „Genau der. Ich habe einfach bloß Angst, dass ich auch mal irgendetwas anderes als wichtiger empfinde und dann auch so was passiert. Das will ich nicht.“ „Moment mal! Was redest du da? Du bist eine der verantwortlichsten Personen, die ich kenne. Juri hat dir einen Floh ins Ohr gesetzt! Er ist es, der aus dir spricht. Es geht doch um seine Worte, oder?“ Shin starrte bloß in eine Ecke seines Zimmers. David wusste genau, was Juri zu Shin gesagt hatte. *Was regst du dich so über diesen Jungen auf? Du bist doch keinen Deut besser. Du interessierst dich doch nur für dich, oder glaubst du, du könntest auf einen kleinen Bruder oder Schwester aufpassen? Wohl kaum! Was dich interessiert ist einzig und allein deine Musik. Du hättest gar nicht die Konzentration dazu, dich um ein kleines Kind zu kümmern, dir fehlt das nötige Interesse. Ein Glück, dass du keine Geschwister hast. Bei dir würde ich nicht gerne auf dich angewiesen sein! Ich weiß wovon ich rede, denn ich war dabei, als es damals passierte.* „Shin, er redet doch totalen Käse, lass dich von ihm nicht so einschüchtern!“ „Lass ich nicht.“, protestierte Shin. „Ich verstehe sowieso nicht, warum du dich immer von ihm rumkomandieren lässt!“ „Darum! Und außerdem hat er Recht. Du kennst mich halt nicht lange genug.“ „Ich kenne dich seit der 7. Klasse. Du bist mein Patenkind auf gut Deutsch und mein bester Freund. Du hast dich mir immer anvertraut, warum sollte dies jetzt anders sein? Glaub mir, ich kenne dich! Juri hat doch gar keine Ahnung, was er da über dich erzählt. Nimm es dir nicht so zu Herzen! Woher soll er bitte wissen, wie du als großer Bruder wärst?“ Shin konnte nicht antworten. Er heulte nur. Diese Worte von Juri hallten in seinem Kopf wider. David nahm sein Patenkind in seine Arme. „Du verstehst das nicht! Er war damals dabei, als…“ Shin stockte. Er wollte es nicht sagen. Keiner sollte es wissen. „Komm schon. Was genau ist damals passiert? Was meinte er damit? Klär mich bitte auf, sonst kann ich dir nicht helfen.“ „Sollst du auch nicht!“ „Och Tim, jetzt komm schon.“ Zögerlich begann Shin zu erzählen. „Ich habe damals einen ganzen Nachmittag auf die 4-jährige Tochter unserer Nachbarn aufgepasst als ich 10 war. Und dann kam eine meiner Lieblingsserien im TV und ich wollte die unbedingt schauen. Da habe ich die Kleine voll vernachlässigt und als dann die Folge vorbei war, war Michelle weg. Ich habe sie echt überall gesucht. Und ich konnte sie nicht finden. Am Ende war sie bei den Nachbaren 2 Häuser weiter, welche natürlich gleich Michelle’s Eltern angerufen hatten, weil sie sich Sorgen machten, wie man ein so kleines Kind allein durch die Straßen laufen lassen kann. Natürlich habe ich dann riesenärger bekommen. Und den hatte ich auch verdient.“ „Ja aber was hat dies jetzt mit Juri zu tun?“, fragte David irritiert. „Er ist Michelle’s Cousin. Und er war total sauer auf mich. Denn er war es, mit dem ich auf Suche nach Michelle gegangen bin. Er hat mich voll angeschnautzt und mir gedroht, wenn ihr was passiere. Ich hatte voll Angst. Na ja, jetzt erpresst er mich damit.“ „Wieso? Was will er damit erreichen?“ Shin seufzte und meinte dann. „Dass ich aufhöre, Babysitter zu spielen?“ „Hä?“ „Ja, ich bessere mein Taschengeld auf, indem ich am Wochenende auf kleine Kinder aufpasse.“ „Ist nicht dein Ernst?“ David musste grinsen. „Lache nicht so!“, meckerte Shin. „Ist ja gut. Ich stell mir das bloß gerade etwas komisch vor. Du und Kinderhüten? Nicht das ich es dir nicht zutraue, aber…“ „Was? Ich weiß selbst, dass es kein Job für Jungs ist. Aber ich brauche Geld. Und außerdem bin ich für die Eltern auch gar kein Junge.“ David zog seine Brauen hoch. „Du meinst doch nicht etwa…“ David’s Grinsen wurde immer breiter, er stellte sich Shin als Mädchen echt komisch vor. „Du, als Mädchen?“, lachte er und verschluckte sich fast, so sehr musste er lachen, dann wurde er wieder ernst und fragte: „Ist nicht dein Ernst?“ „Doch!“, antwortete Shin knapp. „Das muss ich sehen!“, meinte David. „Was?“, fragte Shin irritiert. „Ja, beweiß es mir!“ Shin zuckte die Schultern. „Wenn du mir dann wenigstens glaubst.“ Schon stand Shin auf, öffnete seinen Schrank und holte seine Sachen raus. Er holte einen rot-schwarzen kurzen, faltigen Schottenrock heraus. Dazu noch schwarze Overkniestrümpfe, schwarze Halbschuhe, eine weiße Bluse, einen weißen kurzärmligen Pollunder, eine schwarze Jacke mit einem kleinen goldenen Wappen und eine rote Krawatte. Zum Schluss noch einen gewaltigen, gerüschten Pusch-Up-BH in weiß. Als David diesen sah, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Grins nicht so!“, fauchte Shin. David hörte auf der Stelle auf. Er spürte, dass seinem Freund das sehr unangenehm, ja sogar peinlich war. Na ja, wer zieht sich auch schon vor den Augen seines Freundes wie ein Mädchen an? Shin zog sich seinen Pullover und sein T-Shirt aus und band sich den BH um. Dann zog er die Bluse an und knöpfte sie zu. Er zog seine Jeans aus, streifte die Strümpfe über seine Beine, und zog dann den Rock an. Dann kamen der Pollunder und die Krawatte. Bloß mit der Krawatte hatte er so seine Probleme. „Soll ich helfen?“ fragte David. *OMG, ich habe David ganz vergessen, der hat mir doch jetzt nicht zugesehen?* Shin wurde rot, denn er war so in Gedanken gewesen, dass er nicht mehr daran gedacht hatte, warum und für wen er sich jetz umzog. Shin nickte schüchtern und ließ sich von David helfen. Ihm war es so peinlich. „Hast du mich jetzt die ganze Zeit angestarrt?“, fragte Shin schüchtern. „Wie bitte?“ David kämpfte immer noch mit der Krawatte. Er war von Shin’s Körper beeindruckt. Er hatte ihn sich gar nicht so stattlich vorgestellt. Wie gebannt hatte er jede von Shin’s Bewegungen verfolgt. Er war total hin und weg. „Hast du mir jetzt die ganze Zeit zugeschaut?“, fragte Shin erneut und mit einem ungeduldigen Unterton in der Stimme. „Was denn? Das muss dir doch nicht peinlich sein! Im Sportunterricht, wenn ihr euch umzieht, da sehen dich die anderen Jungs doch auch! Außerdem brauchst du dich für deinen Körper nicht schämen. Du bist wunderschön!“, gab David aufrichtig zur Antwort. „Sag mal bist du…?“, fragte Shin vorsichtig. „Ich? Mmmh, bin mir da nicht so sicher. Ich weiß es nicht.“, stotterte David. Er konnte Shin ja nicht sagen, dass er ihn schon seit längerem anziehend fand. Ihm wurde klar, was er gerade von sich gegeben hatte. Aber er fand Shin einfach zu süß, wie er da so vor ihm stand, nur wenige Centimeter von ihm weg. Am liebstemn hätte er ihn auf der Stelle geküsst, doch er beherrschte sich und ließ von Shin ab, als er es endlich geschaffte hatte, die Krawatte eher schlecht als recht zu zuknoten. Aber sie saß. Shin lief ins Bad.
 

Nach 10 Minuten kam er wieder in sein Zimmer. „Konnichi wa! Isch wünsche einen schönen Tach!“, versuchte Shin einen etwas japanischen Akzent anzunehmen. David war noch so in Gedanken über Shin gewesen, das er sich erschrak, als Shin ins Zimmer kam, in der Tür stehen blieb, sich mit gefalteten Händen vor ihm verneigte und ihn dann begrüßte. David klappte die Kinnlade herunter. Er war baff. Er erkannte seinen besten Freund nicht wieder. Er sah tatsächlich aus wie ein junges Mädchen. Ja sogar wie ein japanisches Schulmädchen, wusste er doch, wie sehr Shin dieses Land mochte. Eigendlich wollte er lachen, es sah einfach zu komisch aus, wie Shin sich vor ihm verneigt hatte. Aber es gehörte nun mal zu den japanischen Bräuchen dazu. Außerdem wollte er nicht über seinen besten Freund lachen, nicht dass dieser es noch falsch verstand und gekränkt war. Aber er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was grinst du so? Du wolltest es doch sehen. Deswegen habe ich ja auch keinem von meinem Job erzählt, damit man mich nicht auslacht. Ich weiß selbst, dass ich bescheuert aussehe.“, kritisierte Shin sich selbst und sah zu Boden. David schüttelte seinen Kopf und musste erst mal seine Gedanken sammeln. Shin gefiel ihm sehr. Er sah einfach zu süß aus. Und dann hatte er sich jetzt auch noch den blonden Ponny zur linken Seite über sein Auge gekämt und sich mit roten Schleifen 2 Zöpfte gemacht. „Quatsch. Wüsste ich nicht, dass du ein Kerl bist, würde ich glatt behaupten, du seist das schönste Mädchen, dass ich je gesehen habe.“ David sah verlegen weg. Shin sah David an. „Meinst du das wirklich?“ David ging entschlossen zu Shin. „Würden diese Augen lügen?“, fragte er Shin ganz ernst, und Shin wurde rot und starrte David an. „Glaub mir, du bist einfach schnuckelig. Wärst du ein Mädchen, würde ich so lange darauf bestehen, dass du mit mir ausgehst, bis du endlich zusagst. Glaub mir, du bist wunderschön!“ „Do…“, Shin konnte nicht antworten, denn David presste seine Lippen auf die seinen. Shin zuckte kurz, vor überraschung und starrte David an, der die Augen geschlossen hatte, ging aber darauf ein und schloss seine Augen ebenfalls. „Hey Leute, wir... Oh!“ Linke war ins Zimmer geplatzt und konnte kaum glauben, was er sah. Shin und David gingen sofort auseinander und starrten diesen an. „Ähm… Ich gehe dann mal wieder, will ja nicht stören!“ Schon war die Tür wieder zu. Shin schämte sich so. Es war ihm so was von mega peinlich. David entschuldigte sich auf der Stelle: „Tim, tut mir leid, das wollte ich nicht, es kam einfach so über mich. Ich, ich konnte einfch nicht wiederstehen. Bitte verzeih mir.“ „Dir gebe ich keine Schuld. Aber jetzt ist alles aus!“ Shin liefen die Tränen übers Gesicht. Linke war eine kleine Plaudertasche. „Was, wenn er etwas verrät?“ „Quatsch, wegen Linke brauchst du dir keine Sorgen machen, der ist doch unser Freund, der verrät nichts. Außerdem war es ein Versehen! Aber ich muss dir etwas sagen…“ „Trotzdem ich traue ihm nicht.“ Entgegnete Shin und sah David mit tränenden Augen an. Seine Schminke war ganz verwischt. David nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Aber mir vertraust du doch, oder?“ „Ja, warum?“ „Würdest du auch weiterhin mit mir befreundet sein wollen, wenn ich dir jetzt mein größtes Geheimnis anvertrauen würde?“ Shin zuckte die Schultern. „Kommt drauf an.“ „Bitte, sag es mir ehrlich. Ja oder Nein?“ Shin war irritiert. Was sollten diese Andeutungen? Was musste David ihm so wichtiges sagen? Er nickte schließlich und sagte: „Ja, würde ich.“ David hörte immer noch Zweifel in Shin’s Stimme. „Sicher?“, hakte David nach. „Ja!“, entgegnete Shin. „Ok, halt dich fest! Es wird dir nicht gefallen.“ David holte noch einmal tief Luft. „Ich bin schwul! Kann auch sein, dass ich bi bin, da bin ich mir nicht ganz sicher. Jedenfalls fühle ich nichts, wenn ich mit Mädchen zusammen bin. Und dann kam der Hammer. Als du auf unsere Schule kamst, war ich total hin und weg von dir. Ich fand dich einfach toll, so natürlich und so schüchtern, einfach süß.“, schwärmte David, Shin konnte bloß gebannt auf seinen Freund starren. „Und dann haben dich die anderen Jungs immer geärgert, da war mein Beschützerinstinkt geweckt und ich wollte unbedingt dein Pate werden. Irgendwann sind meine Gefühle für dich immer stärker geworden, bis ich mir dann irgendwann eingestehen musste, dass ich in dich verliebt bin.“ Shin wollte es nicht glauben. Sein bester Kumpel war in ihn verknallt. „Das glaub ich jetzt nicht!“ Shin war so überrascht und gleichzeitig geschockt, dass er keine Luft mehr bekam und erstmal ohnmächtig wurde.

Flashback Teil 20: Wie alles begann… Teil 3 – Schock

David fing ihn auf. Er legte Shin auf sein Bett und starrte ihn nur an. Dann strich er ihm die Haare aus dem Gesicht. *Och wie gerne würde ich dich jetzt küssen, Schnucki, aber ich glaube, du hast für heute genug Schocks gehabt.* David wollte das Zimmer verlassen, doch Shin schlug die Augen auf und hielt ihn vom Gehen ab. „Warte!“, hauchte Shin. Er setzte sich auf. „Bleib lieber liegen!“, sagte David besorgt. „Es geht schon. – Du bist also tatsächlich schwul?“, fragte Shin zaghaft und sah David eindringlich an. „Ja!“, gab David knapp zur Antwort. „Und du bist in mich…“ „Verliebt! Ja!“ „Wow, das muss ich erst mal verarbeiten!“ Shin atmete erst mal tief ein. Damit hatte er nicht gerechnet. „Ich verlange jetzt nicht von dir, das du mich jetzt auch liebst, nein. Ich würde es verstehen, wenn du jetzt erst mal Abstand von mir nimmst. Aber ich musste es dir einfach sagen.“ Shin antwortete nicht. Er war immer noch geschockt und starrte die Wand an. „Ich werde mal gehen, du willst bestimmt deine Ruhe haben.“ David stand schweren Herzens auf. Er wollte nicht gehen, aber sein Gefühl sagte ihm, dass es besser wäre. „Nein, geh nicht!“ David grinste innerlich und jubelte, dann setzte er sich wieder. „Sag mir, seit wann weißt du, dass du schwul bist?“ „Seit dem ich mich damals in Linke verknallt hatte. Das war in der 5. Klasse oder so. Aber er wollte nichts von mir, also habe ich dann irgendwann aufgegeben. Doch er bot mir Freundschaft an, welche ich auch dankend, unter Schmerzen, annahm. Einerseits freute ich mich, weiterhin in seiner Nähe sein zu können, doch gleichzeitig tat es weh, weil nie mehr aus uns werden würde. Aber ich kam drüber hinweg. Und dann, tja jetzt beginnt das Gleiche, mit dir, von vorne. Wir Schwulen haben es wohl am schwersten.“ „Also weiß Linke davon?“ David nickte. „Ja, er ist der Einzige, der bescheid weiß. Glaub mir, er würde es nie wagen mich zu veraten, und ich werde dafür sorgen, dass er dich auch nicht verrät.“ „Domo Arigatou!“, hauchte Shin und lächelte gezwungen. „Ach siehst du süß aus!“, platzte es aus David, als er Shin lächeln sah. „Wo hast du die Sachen her? Die sehen voll asiatisch aus.“ Shin grinste. Schon war das ebige Thema vergessen und Shin war in seinem Element. „Du hast Recht. Es ist eine japanische Schuluniform. Um genau zu sein, die der…“, er versucht die Zeichen unter dem Wappen zu deuten, „Okinawa-High-School.“ David nickte. Er staunte, wie gut Shin japanisch konnte, er sah in den Zeichen bloß sinnloses Gekritzel und Gekrakel, aber Shin befasste sich ja schon ewig mit diesem Land, warum sollte er dann nicht auch diese Zeichen verstehen können. „Respekt, du kannst echt gut Japanisch.“ Shin wurde verlegen. „Um genau zu sein, ich kann diese Zeichen auch nicht lesen, meine Brieffreundin Airi geht dort zur Schule. Als sie mich besucht hatte, hat sie mir diese Uniform als Souvenir mitgebracht. Und ich muss sagen, sie passt gut.“, grinste Shin. „Ja, du siehst echt toll aus, du könntest glatt als Austauschschülerin durchgehen. Und so stellst du dich also bei den Eltern der Kinder, die du hütest, vor?“, fragte David neugierig um wieder auf das eigendliche Thema zurück zu kommen. Sie waren ganz schön abgeschweift. „Ja. Und Juri hat es herausgefunden. Jetzt droht er mir damit, von meiner wahren Identität und meiner Vergangenheit zu erzählen, wie ich seine Cousine vernachlässigt habe. Wenn das erzählt wird, dann verdiene ich kein Geld mehr, weil mir doch keiner mehr seine Kinder anvertrauen würde. Ich brauche das Geld aber, um mir mein Traumschlagzeug von Pearl kaufen zu können. Ich habe es schon halb angezahlt. Mir fehlt nicht mehr viel. Dieses Schlagzeug ist ein Stück auf dem Weg zur Erfüllung meines Traums, Musiker zu werden. Ich muss machen, was er von mir verlangt, sonst fliege ich auf und kann mein Schlagzeug vergessen.“ „Warum fragst du deine Eltern nicht, ob sie dich dabei unterstützen? Sie hätten doch bestimmt nichts dagegen, dir zu helfen.“ „Schon, aber ich will meinen Traum ganz allein, ohne Hilfe, wahr machen.“ Dies leuchtete David ein. Shin war sehr ergeizig, wenn es darum ging, seine Ziele zu erreichen. „Ach Tim. Aber etwas verstehe ich da immer noch nicht ganz. Was hat dies jetzt mit deiner Schwester zu tun? Wenn du dich um fremde Kinder kümmern kannst, warum dann nicht um deine Schwester. Und bilde dir auf das von damals nichts ein. Du warst gerade mal 10, eigendlich noch zu jung, um die Qualitäten zum Babysitten zu besitzen. Oder zumindest hättest du es nicht gleich den ganzen Nachmittag machen sollen. 2 Stunden hätten gereicht. Klar, dass sich in diesem Alter die Interessen von einer Sekunde zur anderen verändern. Es war nicht deine Schuld.“, beschwichtigte David seinen Freund. „Und mach dir keine Sorgen wegen Juri. Ich regle das.“ Shin schrak auf. „Was? Nein! Mach das nicht. Ich ziehe das jetzt durch.“ David drehte sich entschlossen um. „Wirst du nicht. Ich lasse nicht zu, dass du dich von ihm benutzen lässt. Verstanden? Das werde ich ihm jetzt noch auf der Stelle klar machen.“ „Nein!“ Shin hielt seinen besten Freund auf. Ohne genau nach zu denken umarmte Shin David von hinten, lehnte seinen Kopf an dessen Rücken und weinte noch mehr. „Bitte! Ich stehe das durch. Ich will nicht, dass du da mit reingezogen wirst. Wenn er dir dann auch irgendwie irgendwas anhängt oder sonst was, wie zum Beispiel heraus findet, dass du…“ „Das ich schwul bin? Das regt mich nicht auf. Soll es halt jeder wissen und mich verachten. Wer ein wahrer Freund ist, wird auch weiterhin zu mir halten. Mir macht das ehrlich nichts aus.“ „Mir aber, ich könnte das nicht ertragen. Du bist der angesehenste Junge in unserer Schule, alle Mädchen stehen auf dich, und die Jungen beneiden dich. Noch dazu bist du Schulsprecher. Bitte! Lass es sein!“ David drehte sich zu Shin um „Doch, ich muss es tun. Ich kann nicht mit ansehen, wie du dich innerlich wegen dieser Sache strafst und fertig machst. Soll ich da einfach drüber hinweg sehen? Nein! Und wenn schon, dann ist mein Ruf halt weg, aber ich kann stolz sein, einem Freund geholfen zu haben. Ich will, dass du es genießen kannst, ein großer Bruder zu sein. Denn eigendlich ist es ganz cool, ein großer Bruder zu sein. Und wenn du babysittest um Geld zu verdienen, dann ist es nicht das Babysitten, was dir Angst macht.“ „Ist es auch nicht. Wenn ich auf fremde Kinder aufpasse, dann bin ich voll konzentriert. Aber wenn es dann um bekannte Kinder oder, ich weiß nicht, gar meine Schwester geht, ist es doch was anderes, weil sie mir zu vertraut sind. Da könnte es sein, dass ich dann mal nicht ganz bei der Sache sein könnte. Es würde mir dann alles vielleicht ganz selbstverständlich vorkommen und dann denke ich vielleicht mal nicht dran, dass ich mit ihr allein bin und vernachlässige sie und schon ist was passiert. Das könnte ich mir nie verzeihen.“ David drückte Shin ganz fest an sich und streichelte ihn. Das war also sein Problem. David redete sanft auf Shin ein, welcher unter Tränen an David’s Seite einschlief. Er hatte die letzten Nächte kaum schlafen können, weil ihm die Worte Juri’s nicht aus dem Kopf gingen. David legte Shin hin und verließ leise das Zimmer. Er war sehr sauer auf Juri. Wie konnte dieser Angeber seinen Schützling nur so fertig machen? Entschlossen ging er zur Wohnungstür. „Wo willst du hin? Was ist mit Tim?“, fragte Linke und grinste dabei. „Ihm geht es nicht gut. Er schläft. Ich muss noch mal weg. Mir ist eingefallen, dass ich noch was erledigen muss.“ David ignoriete Linke’s Grinsen und ging.

Flashback Teil 21: Wie alles begann… Teil 4 - Alptraum

Shin wachte am nächsten Morgen irritiert auf, als sein Wecker klingelte. Er wusste nicht mehr genau, wo er war. Doch er war so müde, dass er gleich wieder einschlief, als er diesen ausgestellt hatte. Sein Vater kam rein und meinte, er solle aufstehen, es sei spät. Shin tat dies dann auch. Aber er war immer noch total müde und lief total schlaftrunken seinem Vater über den Weg, als er zum Bad ging. Dieser schaute geschockt. „Ich wusste gar nicht, dass wir Besuch haben. Wo ist Tim?“ Ja, Shin’s Vater erkannte seinen Sohn nicht wieder. Shin bekam dies nicht mit und ging weiter. Im Bad wusch er sich das Gesicht und schminkte sich. Er war immer noch total verschlafen. Als er aus dem Bad tratt, sah er auf die Uhr. „Shit, mein Bus!“ Er rannte los, holte seinen Ranzen aus seinem Zimmer, zog seinen schwarzen Wintermantel an und machte sich auf den Weg zum Bus. Irgendwie war ihm ganz schön kalt an den Beinen. Warum, war ihm aber völlig egal, er musste seinen Bus kriegen und durch das Rennen wurde ihm eh warm. An der Bushaltestelle sah jeder ihn komisch an und er verstand es gar nicht. Ihm war es auch egal. Er wollte lieber im Bus noch mal etwas schlafen. Auf dem Weg zum Schulhof starrten ihm wieder alle hinterher. *Was haben die heute alle? Warum schaut mich jeder so komisch an?* Aber ihm war es egal, er war zu müde zum nachdenken, lief wie ein Traumtänzer durch die Gegend. Gedankenverloren schaute er auf den Boden und rempelte dabei jemanden an. „Hey kannst du nicht aufpassen?“ Shin landete mit dem Po auf dem kalten, schneebedeckten Boden. Er stand auf und rieb sich den Po. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er einen Rock anhatte. Er sah an sich runter. *Oh Gott, was mache ich hier?* Er sah sich um. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. *Jetzt ist alles vorbei! Ich bin ruiniert, warum habe ich auch nicht noch mal genau geschaut, was ich an habe?* Tränen stiegen ihm in die Augen. Er packte seine Tasche und lief weg. Doch der Kerl, gegen den er gerannt war, hielt ihn fest. „Wo willst du denn hin Süße?“ *Süße? Hatte er mich gerade tatsächlich >Süße< genannt?* „Ist es nicht etwas kalt, im kurzen Rock, mitten im Februar?“, fragte der Kerl freundlich grinsend. Shin war es gar nicht gewöhnt, dass Timo, der Schlägertyp der Schule, ihn so komisch ansah und auch noch so freundlich mit ihm redete. Shin war ganz verdattert. Was sollte das? Erkannte der Kerl ihn etwa nicht? David und Linke kamen nun auch auf den Schulhof. Ihr Bus hatte Verspätung. David glaubte gar nicht, was er da sah. Sein Tim stand dort in der japanischen Schuluniform und sein alter bester Kumpel – den er noch aus dem Kindergarten kannte, mit dem er sich aber nicht mehr vertrug, seit er ihm die Wahrheit über seine sexuellen Neigungen gebeichtet hatte, aber versprochen hatte, es nicht weiter zu erzählen und auch weiterhin mit ihm befreundet sein wollte, bloß erst mal Abstand von ihm nahm – welcher Shin festhilt. Er ging sofort dazwischen. „Timo, lass meine Freundin los!“, zischte David und beide sahen ihn doof an. „Was?“, fragten sie gleichzeitig. „Du hast richtig gehört. Sie ist meine Freundin!“, wiederholte er den Satz und zwinkerte Shin zu. Dieser verstand. „Ich dachte, du bist schwul? Wo ist dein kleiner, blonder, schwuler Freund?“ „Du laberst doch bloß Scheiße!“, David ging noch einen Schritt auf Timo zu, sah diesen böse an und sagte: „Halt die Klappe, du hast versprochen, es für dich zu behalten! Wenn dir unsere Freundschaft noch irgendetwas bedeutet, dann tu es auch, bitte!“ flehte David. David langte nach Shin’s Hand und zerrte ihn mit ins Schulgebäude. Dort lotste er Shin in den Raum der Theatergruppe, wo er ihn vor den Spiegel stellte. „Kannst du mir dies erklären? Was soll dieser Aufzug?“, fragte David sauer. „Ich weiß es nicht.“, stotterte Shin und sah betroffen zu Boden. „Was hättest du gemacht, wenn dich jemand erkannt hätte?“ „Ich weiß nicht. Ehrlich, es tut mir Leid. Ich war bloß schon so spät dran. Und habe nicht gemerkt was ich an habe, mir war bloß klar, dass ich etwas anhatte, also rannte ich zum Bus. Jetzt weiß ich auch, warum mich jeder so doof angeklotzt hat. Man mir ist das so peinlich, hoffentlich hat Juri mich nicht gesehen. Der plaudert das alles doch aus.“ „Das hast du dir selbst zu zuschreiben!“, tadelte David. Er war sauer, weil sein Liebling so leichtsinnig war. „Bitte David, meckere nicht mit mir. Mir geht es echt nicht gut, und das nicht nur, weil mich grad jeder als Mädchen gesehen hat. Mir ist voll schlecht.“ „Dann bringe ich dich jetzt nach Hause.“ „Danke!“ David griff seinem Schatz unter die Arme und ging mit ihm durch den Schulflur. Keiner war zu sehen. Aber auf dem Pausenhof hatten sich alle Schüler um Juri versammelt und als David und Shin aus der Tür traten, lachten alle los. „Da ist ja unser schwules Pärchen. David und Tim, das absolute Traumpaar.“ „Wie ist es denn so in Mädchenklamotten, Tim.“ „Hast du dich für David auch schon umoperieren lassen, so dass du die weibliche Rolle perfekt spielen kannst?“, riefen verschiedene Schüler zu den beiden. *Ich halte das nicht aus, ich muss hier weg!*, ging es Shin durch den Kopf und er rannte los. Doch jemand stellte ihm ein Bein und er landete unsanft auf dem kalten Boden, gerade in dem Moment, als die Schulglocke klingelte.

Flashback Teil 22: Wie alles begann… Teil 5 – Wird der Alptraum wahr?

Shin war aus seinem Bett gefallen und rieb sich die wunden Stellen. Dann stellte er den Wecker aus. *Mann war der Traum doof, aber voll realistisch. Ich dachte echt, das ist alles echt.*, dachte er sich, während er aufstand und zum Bad ging. Er lief seinem Vater im Flur entgegen. Dieser schaute geschockt. „Ich wusste gar nicht, dass wir Besuch haben. Wo ist Tim?“ Ja, Shin’s Vater erkannte seinen Sohn nicht wieder. Shin bekam dies kaum mit und ging weiter. Aber es kam ihm bekannt vor. Im Bad traf ihn der Schlag, als er in den Spiegel sah. Er hatte immer noch die Uniform an. *Oh Gott, wie sehe ich aus? Das ist doch nur ein Traum!* Er kniff sich in den Arm und schrie auf. „Nein, ich bin wach, ich bin wach! Nein, mein Alptraum ist wahr, oh nein, nicht doch!“, schrie er den Spiegel an. „Fräulein, alles klar da drin? Soll ich reinkommen?“ Shin entgegnete nur ein lautes, tiefes „Nein!“ Shin zog sofort die Sachen aus, denn jetzt fiel es ihm auch wieder ein. David hatte ihn gebeten, ihm zu zeigen, wie er als Mädchen aussah. „Boah, ein Glück, dass es nur ein Alptraum war!“ Shin stieg in die Dusche, brauste schnell den Angstschweiß seines Alptraumes ab, zog sich frische, *männliche* Sachen an, schminkte sich und ging zu seinem Vater in die Küche, welcher schon Kakao und Toast fertig hatte. „Sag mal Tim, wer war denn das süße Mädchen, haben wir gestern noch Besuch bekommen?“ Shin lief rot an. „Ähm…“ „Na sag schon! Sie sah nett aus, deine Freundin? Ich würde sie gerne mal kennen lernen. Wie heißt sie?“ „Tim!“, antwortete Shin wahrheitsgemäß, aber knapp. „Komischer Name für ein Mädchen!“, antwortete der Vater ohne genau nach zu denken. Na ja, ohne Kaffee konnte er nicht denken, da war sein Gehirn noch am Schlafen. „Aber ihr habt doch hoffentlich verhütet!“, fragte der Vater mit einem panischen Unterton in der Stimme. Shin war dieses Gespräch peinlich und er rollte die Augen. Hatte sein Vater ihn etwa nicht erkannt? „Man, da lief nichts, oder soll ich mit mir selber ficken?“, schrie Shin. Wenn sein Vater nicht seinen morgendlichen Kaffee intus hatte, dann konnte man ihn echt in die Tonne kloppen. „Ach wie süß! Das warst du?“ „Ja!“, murte Shin genervt. Er trank seinen Kakao aus, nahm sich ein Toast mit Nutella für unterwegs und rannte in sein Zimmer um seinen Ranzen zu holen.

An der Bushaltestelle traf er David und Linke. „Na, gut geschlafen?“ „Nein, ich hatte voll den bekloppten Alptraum.“ David strich Shin über den Kopf. „War er denn sehr schlimm?“ „Na ja, wenn du in Mädchenklamotten vor der ganzen Schule stehst, und jeder weiß, wer du bist, dann schon.“ „Apropos, seid ihr beide…“ Linke wanderte mit dem Finger immer zwischen den beiden hin und her. „Nein!“, seufzte David traurig und sah zu Boden. Linke ging sofort zu David und tröstete ihn. „Kopf hoch, du findest schon noch den perfekten Partner.“ Shin stand da und sah sich die beiden an. *Die beiden wären ein tolles Paar, schade, dass Linke hetero ist, er wäre der Richtige für David, da bin ich mir sicher.*, dachte sich Shin bei dem Anblick, wie Linke David umarmt hatte. „David es tut mir echt leid, aber ich…“ „Spar dir die Worte! Es ist okay. Ich kann ja nicht von dir verlangen, dass du das Gleiche für mich empfindest wie ich für dich. Es soll halt nicht sein.“ David schluckte trocken und war froh, dass der Bus kam. Shin war betrübt, weil er sich sicher war, dass David leise weinte. Die ganze Fahrt über redeten die 3 Freunde kein Wort miteinander. An der Schule angekommen, ging David wortlos zur Turnhalle und Linke folgte ihm. Shin sah den beiden traurig nach. Er beobachtete wie Linke versuchte, seinen Freund wieder aufzumuntern. Es gelang ihm. David lächelte, als die beiden sich unterhielten und Shin lächelte automatisch mit. Dann ging er zum Hauptschulgebäude und machte sich auf den Weg zum Matheraum. Es klingelte vor und er beeilte sich, noch rechtzeitig den Matheraum zu erreichen und dies in 5 Minuten. Nur blöd, dass der Raum, in dem sein Lieblingsfach unterrichtet wurde, im 3. Stock ganz hinten und er nicht gerade eine Sportskanone war. Er würde mal wieder zu spät kommen. Sein Lehrer verstand es gar nicht, warum er immer zu spät kam, wenn er dieses Fach doch so liebte.

Er hatte noch 2 Minuten und war zum Glück schon auf der vorletzten Stufe zum 3. Stock. Im Gang sah er nicht wohin er lief, rannte einfach drauf los und rannte dabei jemanden um. Dieser jemand und er selbst fielen zu Boden. „Kannst du nicht aufpassen?“, ertönte eine junge, männliche Stimme. Shin sah auf. „Na toll, du Schwuchtel auch noch. Das ist ja widerlich. Berühr mich bloß nicht noch mal! Das ist bestimmt ansteckend!“ Er sah in das Gesicht von Timo. Aber anders als in seinem Traum, wo er ihn angelächelt hatte, sah er sauer aus. „Wo sind denn deine beiden Schwuli-Freunde?“, fragte Timo gehässig. „Wir sind nicht schwul!“, versuchte Shin sich und seine Freunde zu schützen. „Doch. Ich weiß, dass David schwul ist, er hat es mir selbst erzählt. Und so wie du, Blondi, und der andere immer um ihn herumhängt seid ihr es genauso.“ „Sind wir nicht. Du bist doch echt bescheuert, wir sind nur Freunde.“, protestierte Shin. Er kämpfte mit den Tränen, wie konnte der Kerl so gemein sein? Da klingelte es. „Shit, jetzt komme ich zu spät! Danke du Arschloch!“, knallte Shin Timo an den Kopf und rannte weiter. Er hatte Glück, sein Mathelehrer war noch nicht da, also konnte er sich einfachso unbemerkt an seinen Platz setzen. Was ihm sofort auffiel, war, dass von den 21 Schülern seiner Klasse über die Hälfte nicht da war. *Man, unsere Klasse hat die Grippe ja voll erwischt.*, stellte er fest, während er seine Mathesachen aus seinem Ranzen holte und sich dabei umsah. Da war Stefanie, die Außenseiterin weil sie gruftiemäßig gestylt war und einfach unheimlich war. Manche behaupteten, sie sei eine Hexe und wiederum andere behaupteten sie sei ein Vampir. War natürlich beides Quatsch, sie war halt bloß unheimlich. Dann war da nocht Max, der kleine Streber, Karl, der Macho, Gina, die Tussi, die ausnahmsweise mal nicht mit Abwesendheit glänzte, und ihr Zickentrupp, bestehend aus Peggy und Cindy, Lola, das Gesangstalent, dann noch Willy, das Computergenie, Marko, der PC-Gamezocker und er halt, der schüchterne Matheliebhaber. Zum Glück war Juri nicht da. Er war eigendlich mal in David’s Klasse, aber er war ein misserabler Schüler und hat im Halbjahr in eine untere Klasse gewechselt, ausgerechnet in Shin’s. Shin setzte sich hin und starrte aus dem Fenster, bis dann endlich Herr Wolfram kam und mit dem Untericht begann. Die erste ¼ Stunde von Shin’s geliebten Mathematikuntericht hatte er etwas mit seiner Klasse zu besprechen. Er schrieb gerade die ersten Aufgaben an die Tafel. Sie sollten sie im Heft lösen und dann an der Tafel vorrechnen. Shin meldete sich freiwillig, diese Aufgaben fand er so einfach. Er lieferte sich mit Max ein kleines Duell, wer schneller wäre mit den Aufgaben und sich dann meldete. Das tat er öfters und er meldete sich sogar zuerst. „Ah Tim! Schön, dann geh doch bitte an die Tafel.“ „Das zahl ich dir noch heim, ich bin besser als du, ich bin besser als alle!“, zischte Max. „Ja ja, träum weiter!“, meinte Shin nur, als er zur Tafel ging. Ja, in Mathe war er jemand anderes, da konnte er voll aus sich raus gehen, seine Schüchternheit war wie weggeblasen. Und erst recht, wenn kein Juri in der Nähe war. Stolz stand er vor der Tafel und wollte gerade losrechnen, als es klopfte und dann Juri in die Klasse trat. *Na toll, der hat mir gerade noch gefehlt.* „Entschuldigung Herr Wolfram, aber ich musste noch schnell etwas für die Schülerzeitung aufschreiben, damit es auch heute in der Mittagspause in der neuen Ausgabe steht.“ Bei diesen Worten grinste er Shin fies an. *Was grinst der so doof?*, überlegte sich Shin. *Was heckt der schon wieder aus?* Dann widmete er sich wieder seiner Aufgabe.

In der Hofpause kam dann der große Schock. Shin traf sich gerade draußen mit David und Linke. Alle starrten die 3 angewiedert an. „Warum glotzt uns jeder so doof an?“, fragte Linke. „Keine Ahnung!“, meinte Shin und David zuckte nur mit den Achseln. „Hey schaut mal. Da ist unser schwuler 3er! Na, wie ist es denn so, zu dritt in einem Bett?“ „Hä?“ Die 3 sahen sich verdutzt an. Alle hielten die neue Ausgabe der Schülerzeitung in der Hand. „Was steht denn da schon wieder für eine Scheiße drin?“, dachte David laut vor sich hin. Und in dem Moment kam auch ein Luftzug, der einer Schülerin die Zeitung aus der Hand blies, welche direkt in Shin’s Gesicht landete. Das Mädchen rannte dem Papier hinterher und blieb dann geschockt vor den 3en stehen. Shin nahm die Zeitung aus seinem Gesicht und wollte sie dem Mädchen zurückgeben. Freundlich grinste er sie an, während er sie ihr reichte. Es wich zurück und sah die 3 mit ängstlichen Blicken an. „Hier, nimm schon, es ist doch deine.“ Sie schüttelte den Kopf und rannte weg. „Habt ihr ihre Blicke gesehen?“, fragte Linke und sah die beiden an. David nickte, Shin sah gebannt auf die Zeitung. „Was sie wohl hatte? Warum sah sie so ängstlich aus?“ „Leute, ich glaube, ich weiß warum.“ Shin hielt den beiden einen Artikel von der Klatsch- und Tratschseite unter die Nase. *Endlich ist es raus! Viele haben es ja bereits vermutet, doch nun konnte herausgestellt werden, dass das lang umstrittene Gerücht kein Gerücht mehr ist. Unser von den Mädchen heiß umschwärmter und von den Jungs stets um seine Perfektheit beneideter Schülersprecher ist schwul. Laut meiner Quelle, dessen Namen ich nicht nennen will, weil er nicht von Bedeutung ist, welcher ich aber trotzdem sehr dankbar bin, meinte, er hätte es ihr selbst erzählt. Noch dazu konnte ich feststellen, dass Tim und Christian ebenfalls anders herum gestrickt sind. Wir hatten es ja schon immer vermutet, aber jetzt ist es amtlich. Bericht von Juri!* „Oh Mann! Kein Wunder, dass man uns so schräg von der Seite anschaut.“, meinte Linke und schluckte. David nahm Shin die Zeitung aus der Hand und sah wie gebannt auf den Artikel. Seine Hände klammerten sich um die Zeitung, so fest, dass sie knitterte. Und dann kam eine Reaktion von David mit der keiner gerechnet hat. Er lachte, er lachte aus vollem Hals. „So ein Käse. Hihi, wer erzählt denn bitte so was. Ich lach mich krank. Die Leute versuchen doch heutzutage echt aus allem eine Sensationsstory zu machen. Ich fass es nicht.“ Damit hatten Shin und Linke nicht gerechnet. Ein jeder anderer wäre jetzt ausgerastet. Aber dann wahrscheinlich, weil da nichts dran war und der Jenige sich über eine Lüge aufregte. Aber in David’s Fall stimmte es ja leider, und er stand auch voll dazu, aber es musste ja nicht jeder wissen. Er lachte und warf den Wisch dann weg. „Nee, die Leute glauben heutzutage doch echt alles.“

Flashback Teil 23: Wie alles begann… Teil 6 – Was tut man nicht alles für Freunde?

Nach der Schule musste Linke nachsitzen und sie warteten auf ihn. Shin nutzte die Gelegenheit und redete mit David. „Du… David, ich weiß nicht, aber müsstest du nicht sauer sein?“ „Wieso?“, fragte dieser arglos. Shin druckste herum, er wusste nicht, wie er David fragen sollte. David sah Shin tief in die Augen und wusste sofort, worauf dieser hinaus wollte. „Es geht dir um den Artikel, richtig?“ Shin nickte nur stumm. „Mach dir darüber keine Sorgen. Die Leute sind doch nicht blind. Entweder sie glauben, was in dem Wisch steht oder nicht. Mir macht es nichts aus. Und ich habe dir schon gesagt, wer wirklich mein Freund ist, wird auch weiterhin zu mir halten. Und wenn nicht, dann habe ich ja noch dich und Linke, ihr haltet immer zu mir.“ Shin nickte um es zu bestätigen. „Ohne dich wüsste ich nicht, was ich die letzten 3 Jahre hätte machen sollen. Ich hätte mich vielleicht schon längst umgebr…“ „Wage es nicht mal, das auszusprechen. Ich liebe dich und ich werde bestimmt nicht zulassen, dass du dich umbringst.“ David stand kurz davor, Shin zu küssen, lies es aber, nicht in oder an der Schule. Obwohl, es glaubte doch eh jeder was er wollte, warum sollte er es nicht tun? Er drückte seine Lippen auf die von Shin. „David, dein Ruf!“ „Ach was! Ich stehe dazu, dich zu lieben, das werde ich immer.“ Shin fühlte sich geschmeichelt. Er wusste, David würde immer für ihn da sein. „David, aber wundert es dich nicht, dass es in der Zeitung stand? Normalerweiße ist dieser Artikel nur reine Spekulation, aber mich würde interessieren, wen Juri mit *meine Quelle* gemeint hat?“, sagte Shin nach einer längeren Stille. „Irgendwer hat dich verraten, aber wer? Ich war es nicht, ich würde es nie tun, ganz ehrlich.“ David schüttelte lächelnd den Kopf. „Glaube ich dir ja! Du wärst der Letzte, den ich verdächtigt hätte!“ „Vertraust du mir so sehr?“, fragte Shin gerührt. „Ich liebe dich, reicht dir das nicht? Ich kann es dir gerne auch anders beweisen!“, grinste David und war schon wieder bereit, Shin zu küssen. „Nein danke, lass mal.“, grinste Shin zurück. „Es ist dir unangenehm, oder. Ich weiß es ja, aber ich kann mich bei dir einfach nicht zurück halten, ich weiß auch nicht, du bist einfach so süß!“, schmunzelte David. Dann wurde er wieder ernst. „Warum, lässt du es dir von mir gefallen, wenn es dir unangenehm ist? Du musst lernen *NEIN* zu sagen. Du musst jetzt nicht denken, dass ich gekränkt bin, und du mich als Freund verlierst. Sag einfach NEIN! Wenn du nicht mal gegen mich ankommst, wie willst du es dann bei den anderen, die dich ärgern? Ich werde irgendwann nicht mehr hier sein, um dich zu schützen. Dann musst du alleine klar kommen.“ „Ich will mich nicht gegen dich wehren, ich fühle mich dabei wirklich total geborgen, es ist schön, ehrlich, aber ich liebe dich nicht. Ich will bloß deine Wärme spüren.“ „Dir ist aber schon klar, dass du mir damit falsche Hoffnungen machst, oder? Irgendwann werde ich mich nicht mehr halten können und dann? Wehrst du dich dann auch weiterhin nicht?“ Linke kam dazu, die Stunde war vorbei. „Na ihr Turteltauben, was gibt es denn Schönes zu besprechen?“ „Ach nichts!“, grinsten beide. Wortlos gingen sie weiter und sahen um die Ecke 3 Jungs, die wieder mal auf dem kleinen Tommy rumhackten. Shin konnte es sich nicht mit ansehen. Tommy war gerade mal in der 6. Klasse und er wusste, wie sehr es wehtut, wenn man auf jemandem rumhackt. „Ich kann das nicht mit ansehen. Der arme Tommy. Warum wird so etwas gemacht? Wenn man jemanden nicht leiden kann, kann man den Jenigen doch in Ruhe lassen, ihn ignorieren.“ „Tja Tim, es gibt halt Leute, die dazu zu dumm sind.“ Shin kamen die Tränen. „Ach, nicht weinen Tim.“ David drückte Shin an sich und ignorierte die fiesen, abweisenden Blicke der anderen Schüler, die sich ebenfalls auf den Heimweg machten. „Geh doch zu ihm und zeige ihm, dass er nicht allein ist!“ „Das kann ich nicht!“, schluchzte Shin. „Doch kannst du. Ich weiß, du hast Angst, doch du packst das! Vertrau mir!“ Shin nickte zaghaft und legte eine entschlossene Miene auf. „Hey ihr! Lasst Tommy in Ruhe, er hat euch doch gar nichts getan!“ Die 3 drehten sich zu Shin um. „Ach, sieh mal einer an. Der kleine schüchterne Schwuchtel-Freund unseres Schulsprechers will den Helden spielen. Geh lieber wieder zu deinem Schwuchtel-Freund zurück und lass dies hier unsere Sache sein.“ Sie bauten sich groß vor ihm auf, doch Shin wollte nicht aufgeben. Er hatte Angst und das, obwohl er älter war als die 3 Jungs. Zaghaft ging er ein paar Schritte zurück. Doch er fasste sich ein Herz. Er wollte Tommy helfen, so wie David ihm geholfen hatte. 2 gingen schon in Angriffstellung. „Leute lasst mal. Der Kerl ist es doch nicht wert. Nicht das er uns noch ansteckt. Ich habe keinen Bock darauf, schwul zu werden. Und erst recht kein Bock habe ich darauf, dass David dann noch persönlich kommt, um seinen Liebling zu schützen. Der steht nämlich dahinten und schaut schon so blöd rüber. Auf den habe ich echt keinen Bock.“ Die 3 drehten sich um und gingen. Shin sah ihnen bloß blöd hinterher. „Danke!“, sagte der kleine Tommy. Shin schüttelte den Kopf und sah den Kleinen an. „Bitte. Aber ich habe nichts gemacht. Die sind einfach abgehauen.“ „Echt gut gemacht, Tim!“, lobte David und legte seinen Arm um Shin’s Hals. „Wie die abgegangen sind, einfach cool.“, fiel Linke mit ein. „Ich war das nicht. Die sind wegen dir abgehauen, David. Die meinten, mit dir wollen sie sich nicht anlegen, wenn du irgendwann eingreifen würdest, um mich zu schützen. Und sie wöllten nicht angesteckt werden, von unserer angeblichen *Schwulnis*.“ Shin zog eine Grimasse. „Wenn ich den erwische, der so ne Scheiße erzählt!“, drohte Shin. „Kleiner, lass gut sein. Morgen hat das jeder vergessen.“, meinte David. Sie gingen und Tommy starrte ihnen hinterher. „Wartet! Darf ich bei euch bleiben? Ich habe hier keine Freunde, alle ärgern mich bloß. Ihr wärt meine Ersten. Bitte, darf ich?“, fragte Tommy ganz kleinlaut, so als wüsse er schon die Antwort. Linke drehte sich demonstrativ um und wollte gerade *NEIN!* sagen, doch Shin war schneller, und David hielt ihn eh davon ab. „Ja!“ „Oh ich verstehe schon… Ich darf? Echt jetzt?“ „Ja, komm her!“, entgegnete Shin und hatte Tränen in den Augen. Er wollte nicht, dass Tommy genauso litt wie er.

Unterwegs erzählte Shin dem kleinen Tommy, dass er genau so gelitten hatte und dann brachten sie Tommy heim. Dann verabschiedete sich auch David von Linke und Shin. Als sie allein waren, zog Linke Shin mit zu sich nach Hause. „Ich muss mit dir reden!“, war alles, was Linke Shin sagte. Sie gingen schweigend bis zu Linke nach Hause. In dessen Zimmer angekommen, lotste Linke Shin zu seinem Bett und wies ihm, sich dort hinzusetzen. „Linke, was soll das?“ „Tim, du musst mir einen riesengroßen Gefallen tun. Nur du kannst das machen.“ „Äh, wie bitte? Was meinst du?“ „Du musst David helfen, aus dieser Schwulenmisere raus zu kommen. Wir müssen beweisen, das er es nicht ist.“ „Ja und wieso kann nur ich da helfen? Was kann oder hab ich, was du nicht hast oder kannst?“ „Da gibt es etwas ganz bestimmtes.“, Linke grinste fies. „Etwas ganz bestimmtes? Was meinst…? – Oh nein, vergiss es!“ Er dachte noch mal ganz genau nach und dann fiel es ihm ein. „Spinnst du total? Das mache ich nicht.“ „Oh bitte Tim. Nur einmal. Ich wäre dir ewig dankbar.“ „Warum machst du es nicht selber?“ „Glaub mir, ich habe dies schon in Betracht gezogen, aber bei mir wäre es nicht so glaubwürdig wie bei dir. Bitte! Es braucht ja nur für einen Tag sein. Es ist mir echt verdammt wichtig. David tut vielleicht so, als sei es ihm egal, aber so ist es nicht. Er leidet darunter, selbst wenn es die Wahrheit ist. Ich ertrage es nicht. Ich würde es gerne tun, aber ich glaube bei dir wäre es besser, weil dich liebt er schließlich, mich nicht.“ Linke schaute betroffen zu Boden. Shin konnte es gar nicht glauben, war sein Freund… „Sag mal, bist du verknallt, in David?“ Linke nickte schwach. „Da freu ich mich aber für dich, ich wusste gleich, dass ihr ein tolles Pärchen sein würdet.“ Shin grinste. „Schon, aber er liebt mich nicht mehr, sondern dich. Dass ich ihn liebe, habe ich erst gemerkt, nachdem mir auffiel, wie fürsorglich er zu dir ist. Ich habe Eifersucht verspürt und wusste nicht warum. Aber jetzt weiß ich es. Ich liebe ihn wirklich. Und ich würde es nur allzu gerne machen, doch bei mir fällt es sofort auf. Bitte mach es und wenn du es schon nicht für mich machst, dann mach es für ihn. Er hat dir doch die letzten Jahre immer aus jeder Patsche geholfen, er hat alles für dich getan, jetzt hilf »du« ihm!“ Shin liefen die Tränen übers Gesicht. Wenn Linke wüsste! „Ich… ich kann das einfach nicht Linke, tut mir leid!“ Weinend rannte Shin nach Hause. Linke wusste nicht, was das für Shin bedeuten würde. Sein Traum wäre dann für immer zerstört.

Kurz vor seinem Wohnblock hörte er Juri’s Stimme. Dieser telefonierte. „Ja, Mann, der ist ja so was von bekloppt. Vertraut mir sein größtes Geheimnis an, nur damit ich den kleinen Dummkopf in Ruhe lasse. Wow, dieser Tim kann echt von Glück reden, dass er einen Freund wie David hat. Aber irgendwie muss ich mir da noch was einfallen lassen. Ich bin noch lange nicht fertig mit Tim, das steht fest.“ Juri legte auf. Shin versteckte sich, um ja nicht von Juri entdeckt zu werden. „Deshalb war David so gelassen. Ich fasse es ja nicht. Wie kann er nur? Warum macht er das für mich?“ Shin hockte sich hin und heulte noch mahr. Dann fasste er einen Entschluss. „Okay, Linke ich mache es, aber nur für David!“
 

Am nächsten Morgen schauten alle nicht schlecht, als ein blondes Mädchen in Schuluniform über den Schulhof lief. Es lief direkt auf David zu, welcher gerade mal wieder eine Diskussion mit ein paar Schülern hatte, wegen seiner Schwulnis. „Also ehrlich und so einen haben wir als Schulsprecher? Verschwinde bloß von hier!“ Shin lief mutigen Schrittes auf die Gruppe zu. *Oh mein Gott, was mache ich hier bloß?* „Hey schaut mal, wer ist denn die?“, fragte einer der Typen. David, Linke und die anderen drehten sich um. David machte große Augen. Auch Linke schaute nicht schlecht und grinste leicht. *Hat er es sich doch anders überlegt!?*, seufzte er froh. Und die anderen 3 waren gleich ganz hin und weg von dem Mädchen. „Was will die Süße denn hier?“, fragte einer der anderen noch, aber die Frage war überflüssig, weil das Mädchen bereits vor David stand und ihn küsste. David wusste nicht, was er machen sollte, doch er ging auf den Kuss ein und umarmte Shin dann. Der ganze Schulhof drehte sich nach den beiden um. Dann löste Shin den Kuss und sagte: „Na Schatz, hast du mich vermisst?“ Dabei zwinkerte er David zu, dieser verstand und spielte mit. „Ja klar, wie kommt es, das du hier bist? Hast du nicht Schule, und das in Japan?“ Den 3 Jungs fielen fast die Augen aus. „Was denn, du Schwuchtel mit so einer hübschen Freundin? Das kannst du mir doch nicht erzählen.“ Shin ging voll in seiner Rolle auf. „Schatz, was meint der mit schwul. Heißt das, ich bin den weiten Weg von Japan bis hier her gekommen, nur um dann zu erfahren, dass du dich für das andere Geschlecht interessierst? Na danke auch!“ Shin tat beleidigt und entfernte sich etwas von David. Es machte ihm Spaß, die Schüler so zu verarschen, und das Beste war ja, dass Juri krank war, dieser ihn also nicht verraten konnte. „Aber nein Schatz, nicht doch!“, antwortete David und näherte sich Shin. „Die Schüler hier, die glauben bloß an ein dämliches Gerücht. Nichts davon ist wahr. Glaub mir, ich liebe nur dich.“ David riss Shin herum und küsste ihn erneut. Immer noch schauten alle zu, doch Shin und David war dies so was von egal, sie genossen den Kuss, bis das Klingeln sie aufschrecken ließ.

Flashback Teil 24: Wie alles begann… Teil 7 – Die neue Schülerin

„So ich muss dann mal los!“, entgegnete Shin und ließ David einfach so auf dem Schulhof stehen. „Tim… Warte!“ David war immer noch total perplex. Ratlos sah er Shin hinter her, der im Hausflur verschwand.
 

In seinem Klassenzimmer setzte Shin sich wie selbstverständlich auf seinen Platz. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, als er zu seinem Platz ging. „Wer bist du? Du hast dich wohl in der Klasse geirrt!“, entgegnete der Lehrer. „Aber mit Nichten, lieber Herr Lehrer.“, schmeichelte Shin zuckersüß. Er spielte seine Rolle echt gut. „Das ist doch die 10. Klasse oder nicht?“ „Doch!“, gab der Lehrer zu. „Also, dann bin ich hier genau richtig.“ „Was macht dich da so sicher? Ich habe keine Informationen, dass eine neue Schülerin in meine Klasse kommt.“ Shin grinste breit. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass niemand ihn erkannte. „Ich bin ja auch keine neue Schülerin. Ich bin der Ersatz für Tim. Tim ist krank.“ „Und wer bist du?“, fragte der Lehrer misstrauisch. „Ich bin seine japanische Brieffreundin Shira Akimi und zu Besuch hier. Gestern Abend ging es Tim nicht so gut, sein Vater meinte, er solle zu Hause bleiben. Und ich wollte halt mal wissen, wie die deutschen Schulen so sind und bin für ihn gekommen. So kann ich für ihn gleich alles mitschreiben.“ Der Lehrer sah nicht gerade erfreut aus. Da kam David ins Klassenzimmer. „David, hast du keine Manieren. Du als Schülersprecher müsstest doch wissen, dass man anklopft.“, empörte sich Herr Rohtsch. „Herr Rotsch, dürfte ich ihnen dieses Mädchen,“, er stapfte auf Shin zu, „kurz entführen? Sie ist meine Freundin und ich müsste mal schnell mit ihr etwas klären!“ Bei den letzten Worten sah David Shin ernst an. Dieser schluckte. „Okay, David. Würdest du mir dann mal ein paar Fragen beantworten?“ „Ja Herr Rohtsch, natürlich.“ Ohne ein weiteres Wort zog David Shin aus dem Klassenraum und ging mit ihm in den Keller.

Im Keller stellte David Shin zur Rede. „Kannst du mir mal bitte sagen, was dieser Aufzug soll?“ „David ich…“ „Ja, ich höre!“ Shin druckste herum. Wie solltre er David dies erklären. „David, es ist so, dass…“ „Mensch Tim, warum machst du dies? Wenn Juri dich so sieht, dann…“ „Mann David, jetzt mach es mir doch nicht noch schwerer, als es so schon für mich ist. Ich weiß, dass ich dann meinen Traum vergessen kann. Es ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe die ganze Nacht wachgelegen und darüber nachgedacht. Doch diesen Preis nehm ich in Kauf. Ich habe meinen Traum aufgegeben – für DICH!“ Shin war es sehr ernst. Und so sah er David auch an – sehr ernst. „Für mich? Aber…“ Shin unterbrach ihn. „Was nützt mir mein Traum, wenn es dir dreckig geht, weil du für mich dein größtes Geheimnis preisgegeben hast. Du hast Großes auf dich genommen, nur meinetwegen. Der, der Juri erzählt hat, dass du schwul bist, dass warst du selbst, oder?“ „Woher weißt du…“ Shin liefen Tränen über das Gesicht „Ich habe gestern zufällig ein Gespräch von Juri belauscht. Er meinte, du seist total dumm, ihm dein größtes Geheimnis zu offenbaren, und das dann auch noch für mich.“ Shin weinte immer mehr. „Warum?“ David ging zu seinem Liebling und umarmte ihn. „Weil ich dich über alles liebe. Für dich würde ich einiges tun.“ Shin drückte David weg. „Sag dies nicht. Bitte! Ich bin es nicht wert.“ „Doch, das bist du. Aber warum tust du das jetzt für mich? Dein Traum…“ „Freunde sind wichtiger als Träume. Du hast mir die ganzen Jahre immer aus der Patsche geholfen, und ich habe nie etwas für dich getan. Bitte lass zu, dass ich dir jetzt helfe, da wieder raus zu kommen. Es ist doch nur eine Kleinigkeit. Ich ertrage es nicht länger, dass du immer alles für mich gibst und nie etwas von mir zurückbekommst. Das geht so nicht weiter. Ich lasse mich von dir auch nicht mehr umstimmen, mein Beschluss steht fest. Selbst wenn man mich erkennt, dass ist mir egal, hauptsache, wir stellen deinen Ruf wieder her!“ *Aber genau dies ist es doch, was so gefährlich ist. Wenn jemand dich erkennt, dann wird es doch erst recht bewiesen, dass ich schwul bin und von dir wird es auch gedacht und behauptet. Was dann?* Soweit hatte Shin gar nicht gedacht. David hatte Tränen der Rührung in seinen Augen. Er musste Shin einfach umarmen. Shin hatte seinen Traum aufgegeben – für ihn, nur für ihn. „Ach Tim, was machst du für Sachen?!“ Shin krallte sich an David und heulte pausenlos. Ihn tat es wirklich weh, dass er seinen Traum aufgeben musste, doch David brauchte ihn, dass wusste er. David strich Shin beruhigend durch die Haare und flüsterte ihm leise beruhigende Worte zu. Einige Minuten standen sie so, bis David wieder etwas lauter sprach. „Du bist mir Einer! Nein, also du bist echt zu süß, aber so weit hättest du nicht gehen brauchen.“, sagte er schon fast vorwurfsvoll. Doch Shin war an ihn gelehnt eingeschlafen, was David erst merkte, als er zu Shin hinunter sah und sah, dass seine Augen geschlossen waren und er gleichmäßig atmete. Vorsichtig nahm David Shin in seine Arme und trug ihn die Treppen zum Erdgeschoss rauf. „Ich weiß schon, warum ich mich in dich verliebt habe. Du bist einfach zu süß, dir kann man gar nicht böse sein!“, lächelte David, während ihm erneut Tränen die Wangen runterliefen. „David, da bist du ja, ich… Was ist mit ihm… äh ihr?“, fragte Linke, der gerade den Gang entlang kam. „Sie ist müde. Ich bringe sie heim.“ Sie mussten Shin als Mädchen bezeichnen, weil es gerade zu Pause geklingelt hatte – Shin war so erschöpft, dass er das Klingeln gar nicht wahrnahm und weiterschlief – und viele Schüler auf dem Gang waren. „David, da bist du ja. Was hast du die ganze Stunde gemacht?“, es war der Mathelehrer, Herr Wolfram. „Ich musste etwas ganz wichtiges mit meiner Freundin klären, was die Schule betrifft, sie wird diese Woche für Tim als Ersatzschülerin in die 10. Klasse gehen. Ich werde dass noch mit Herr Rohtsch klären, aber jetzt muss ich sie erstmal nach Hause bringen. Sie ist noch ganz fertig von der langen Reise, von Japan bis hier her, das beinhaltet schon so 12-14 Stunden Flugzeit. Bitte, darf ich meine Freundin heimbringen, Herr Wolfram? Ich werde Ihnen dann alles erklären.“ Flehend sah David Herr Wolfram, seinen Klassenlehrer, an. „Okay, dann bring das arme Ding mal nach Hause, nicht dass noch Schlimmeres passiert. Danach kommst du aber sofort zurück.“ David ging zum Ausgang, drehte sich auf der Schwelle um und sagte, „Danke, Herr Wolfram.“ Dann war er weg. Linke und der Lehrer sahen den beiden hinterher, dann meinte Herr Wolfram. „Was machst du noch hier? Ab in die Klasse, es klingelt genau… jetzt!“ „Oh shit!“ Fluchend rannte Linke in sein Klassenzimmer zurück.

Flashback Teil 25: Wie alles begann… Teil 8 – Gepräche über Gespräche

Bei Shin zu Hause war es dessen Vater, der David die Tür öffnete. „David was…“ „Darf ich ihn erst mal ins Bett bringen?“ „Natürlich!” David ging direkt auf Shin’s Zimmer. Er legte ihn auf dessen Bett ab. *Ruh dich aus mein Süßer. Ich will, dass du wieder gesund wirst, du hast viel durch gemacht und brauchst neue Kraft.* Leise schlich David wieder aus Shin’s Zimmer und ging nach unten. „Herr Baumann, bitte sorgen Sie dafür, dass Tim morgen zu Hause bleibt. Er sieht echt nicht gut aus. Irgendwie wächst ihm alles über den Kopf. Ich glaube, er wird krank.“ „Darüber wollte ich sowieso mal mit dir reden David. Komm bitte mit in die Küche.“ David folgte ihm widerwillig. Herr Baumann setzte Tee auf, dann stellte er die Tassen vor David und sich ab. „Also, was ist in letzter Zeit mit meinem Sohn los? Er benimmt sich so eigenartig. Das geht schon seit dem Sommer so. Hast du eine Ahnung, was in ihm vorgeht?“ David schluckte. Was sollte er Shin’s Vater denn sagen? „Nein!“ „Na los, komm schon. Mir kannst du es sagen.“ „Nein, es geht nicht!“, blockte David ab. „Warum denn nicht? Siehst du denn nicht, dass er sich total zurückgezogen hat? Ich weiß ja, dass er sehr schüchtern ist und nun mal diesen Japan-Tick hat, und dass er in der Schule deshalb nicht grad so beliebt ist – weshalb ich ja froh bin, dass er dich und Linke hat – aber er wird immer zurückhaltender. Mir sagt er gar nichts mehr. Das kann doch nicht alles nur damit zusammen hängen, dass er eine Schwester bekommt!“ Shin’s Vater war sichtlich besorgt, das merkte David. „Und jetzt läuft er auch noch in Mädchenklamotten rum – ich meine, es ist seine Sache, er muss damit klar kommen – aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er nicht mehr mein Sohn ist, er ist wie ausgewechselt.“ *Wem, sagen Sie dass?*, dachte sich David. „Hat er dir denn wirklich nichts erzählt? Hast du wirklich keine Ahnung, was ihn bedrücken könnte?“ David schüttelte den Kopf. „Nein, und wenn, dann würde und könnte ich es Ihnen nicht sagen.“ Herr Baumann seufzte traurig. „Das habe ich mir gedacht. Okay, es ist schon okay. Daran merke ich, dass Tim sich immer auf dich verlassen kann. Aber David, bitte versprich mir eins: Wenn irgendetwas ist, etwas nicht stimmt, bitte behalte es nicht für dich. Sag es mir, sonst kann ich nicht aufhören, mir Sorgen zu machen.“ Hastig trank David seine Tasse aus und meinte dann: „Das werde ich, Herr Baumann, verlassen Sie sich darauf. Ich werde auf Tim Acht geben.“ „Danke!“ David verließ das Haus.

Es tat ihm weh, Herr Baumann nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Aber er konnte nicht, jedenfalls jetzt noch nicht. Er sah auf die Uhr, die Schule war seit paar Minuten aus. Da konnte er gleich heimgehen.

Bei sich zu Hause warf er sich auf sein Bett. Er musste über das nachdenken, was Shin und sein Vater zu ihm gesagt hatten. „David wieder da! David wieder da!“ Freudig kam sein kleiner Bruder Mark in sein Zimmer gehüpft. Dieser warf sich bei David aufs Bett und wollte kuscheln. „Nein Kleiner, nicht jetzt!“, entgegnete er lustlos. David schubste Mark von sich weg. Kein anderer außer Shin sollte ihn umarmen, bei jemand anderes fühlte er sich nicht wohl. „Will aber knuddeln!“, protestierte der 4-jährige. „Nein, und jetzt raus!“ Heulend rannte Mark raus. Auch David war zum Heulen. *Tim, du bist nicht der Einzige, der leidet. Ich könnte unter den ganzen Anforderungen an mich zerbrechen. Ständig wird von mir immer alles abverlangt, Höchstleistungen erwartet. Nur du hast mir Halt gegeben. Wärst du nicht gewesen, die Person, die mir mit seinem Lächeln jeden noch so grauen Tag erhellt hat, wüsste ich nicht, wo ich jetzt stehen würde. Du gabst mir – natürlich eher unbewusst – die Kraft, mit meiner Neigung zum männlichen Geschlecht fertig zu werden und dazu zu stehen. Wir beide haben uns gegenseitig etwas gegeben, was wir vorher nicht hatten. Und jetzt? Du wirst seit Monaten erpresst und ich habe nichts von deinem Leiden mitbekommen und das, obwohl ich dich liebe. Zwar habe ich gespürt, dass irgendetwas nicht stimmt, doch ich habe viel zu spät eingegriffen. Und meine Entscheidung hat dir noch mehr Leid zugefügt, weil ich dir eigendlich helfen wollte, um Juri von dir ab zu lenken, und jetzt willst du mir wieder helfen da raus zu kommen. Aber ich will nicht, dass du deinen Traum wegen mir aufgibst, dass wäre nicht fair. Ach Tim, was machen wir jetzt bloß? Was ist, wenn jemand hinter dein Geheimnis kommt? Bist du wirklich so stark, wie du dich mir gibst? Du bist doch viel zu zerbrechlich, um die Dämütigungen zu ertragen. Aber eins steht fest. Ich werde zu dir halten, komme was wolle. „Was ist los? Warum hast du Mark angeschrieen? Er wollte doch bloß mit dir huscheln.“ Seine ältere Schwester Dajana stand neben seinem Bett und hatte sich über ihn gebeugt. David reagierte nicht. „Hast du Liebeskummer?“, fragte sie. „Was?“ David erwachte aus seinen Gedanken. „Du weinst! Warum? Was bedrückt dich? Ist es wegen eines Jungen?“ Er strich sich übers Gesicht. Er hatte tatsächlich geweint ohne es zu merken. Dann nickte er zaghaft. „Hast du wieder einen Korb bekommen?“ Wieder nickte David bloß. „Ach Brüderchen, du findest schon noch den Richtigen. Jetzt verstehe ich, du würdest lieber mit dieser bestimmten Person kuscheln als mit deinem Bruder.“ „Ja!“, schluchzte David. „Er hat ja nicht mal was dagegen, wir umarmen und küssen uns manchmal, und dass ist auch voll schön, bloß hat diese Person jetzt große Schwierigkeiten und ich weiß nicht mehr weiter. Er bedeutet mir so viel! Ich will ihn nicht verlieren, bloß weil er für mich seinen Traum aufgibt, sich in eine meiner Angelegenheiten eingemischt hat, weil er mir helfen wollte und dann wahrscheinlich mit den Konsequenzen seines Entschlusses nicht fertig wird.“ Seine Schwester hörte ihm aufmerksam zu. Sie hatte sich zu ihm aufs Bett gesetzt und drückte David sachte an sich. „Das musst du mir genauer erklären, vielleicht kann ich dir ja helfen. Du kannst mir vertrauen.“ „Und warum solltest du? Sonst hattest du auch nie Interesse an meinen Schwulen-Geschichten.“ „Ja, aber du bist mein kleiner Brunder und für so etwas sind Geschwister doch da, oder?“

Flashback Teil 26: Wie alles begann… Teil 9 - Ist jetzt alles aus?

Am Abend kam Shin wieder zu sich. Es wunderte ihn, dass er in seinem Bett lag. Das Letzte, was er wusste, war, dass er in der Schule war, als Mädchen verkleidet, um so die Schüler von dem Gerücht mit David’s sexueller Neigung abzulenken. Und dann? Ja, was war dann passiert? „Wie bin ich hier her gekommen?“ „Du bist wach? Dann kann ich dir ja doch noch was von der Suppe hochbringen!“ Shin’s Vater hatte in der Tür gestanden, um nach ihm zu sehen. Jetzt ging er die Treppen runter, um eine Tasse Tee und eine Schüssel Hühnersuppe zu holen. „Suppe?“ Er verstand gar nichts mehr. „Wie spät ist es eigendlich?“ Shin sah auf seinen Wecker. „Schon 6 Uhr? Ich muss los zur Schule!“ Schnell sprang er aus seinem Bett und rannte ins Bad, direkt an seinem Vater vorbei, dem beinahe vor Schreck das Tablett aus der Hand gefallen wäre. „Wo willst du hin?“ „Ich muss los! Sonst verpasse ich meinen Bus!“ Sein Vater sah ihn verwirrt an. „Bus?“ „Ja es ist schon 6 Uhr, mein Bus kommt in 10 Minuten.“ Plötzlich begann sein Vater zu lachen. „Was denn? Was ist daran so komisch? Willst du, dass ich zu spät komme?“ Er bekam sich gar nicht mehr ein. „Du kommst wohl eher zu früh!“ „Hä?“ „Na, es ist abends.“ Sein Vater beruhigte sich wieder. „Komm mit mein Sohn, ich glaube, du solltest dich erst mal wieder ins Bett legen und deine Gedanken sammeln.“ Shin trottete hinter seinem Vater her in sein Zimmer. Dort legte er sich hin und sein Vater stellte ihm das Tablett hin. „Iss erst mal was! Du bist ja ganz durcheinander.“ Das war Shin in der Tat. Er wusste echt nichts mehr. „Weißt du denn noch irgendetwas vom heutigen Tag?“ „Na ja, ich bin zur Schule gefahren und dann wollte David mit mir reden. Und das war es dann! Mehr weiß ich nicht mehr! Habe ich das ganze vielleicht nur geträumt?“ Sein Vater sah ihn besorgt an. „Nein, hast du nicht. Tim, was ist in letzter Zeit bloß mit dir los? Ich erkenne dich nicht wieder. Wir scheinen uns zu entfremden. Ich erkenne meinen Sohn nicht mehr in dir! Hast du irgendwelche Probleme?“ „Nein Vater, warum?“ Er konnte seinem Vater nichts von den letzten Ereignissen in seiner Schule erzählen. „Ich sehe doch, dass dich etwas bedrückt. Und wenn du dich mir schon nicht anvertrauen willst, dann vertraue dich David bitte an! Ich will bloß dass du jemanden hast, mit dem du reden kannst.“ „Hast du David etwa über mich ausgefragt?“, fragte Shin ärgerlich. „Ja, nachdem er dich bewusstlos von der Schule heim gebracht hat. Aber er konnte mir auch nichts Konkretes sagen. Was ist nur mit dir? Bitte, erzähl ihm von deinen Problemen, wenn du nicht mit mir darüber reden willst. Aber behalte es nicht für dich. Ich mache mir echt Sorgen um dich!“ Shin war sauer. Wie kam sein Vater dazu, seinen besten Freund über ihn auszuquetschen? Kann ja sein, dass er sich Sorgen macht, aber das ging zu weit. „Das geht dich nichts an! Es ist meine Entscheidung, „wann“ *ich* „wem“ „was“ *von mir* erzähle.“ Er betonte jedes einzelne Wort. „Ich werde dir schon noch alles erzählen, wenn ich es für passend empfinde. Und meine Freunde über mich auszuspionieren ist das Letzte.“ Vor Wut knallte Shin die Suppe und den Tee auf den Boden. „Beruhige dich! Die Suppe und der Tee können nichts dafür.“ Sein Vater rannte in die Küche und holte einen Lappen, um die Schweinerei auf zuwischen. Er versuchte sich zu entschuldigen. „Ich habe es nicht so gemeint. Verzeih mir! Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich.“ „Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mir geht es bestens.“ „Und deshalb bist du heute in der Schule auch zusammengeklappt?! Du hast Fieber mein Junge. Kein Wunder, wenn man im kurzen Sommerrock draußen rumrennt.“, meinte sein Vater mahnend. „Das ist ja wohl meine Sache!“, schimpfte Shin. „Jedenfalls bleibst du morgen zu Hause!“ „Was, das geht nicht!“, empörte Shin sich. „Ich muss, weil wir morgen einen Mathe-Test schreiben.“ *Das ist noch nicht mal gelogen. Herr Wolfram hatte den echt letzte Woche angekündigt.* „Deine Gesundheit ist ja wohl wichtiger. Du bleibst da, basta. Und wenn du nicht auf mich hören willst, dann auf David, denn er will, dass du morgen zu Hause bleibst.“ *Wie bitte? Das konnte er aber vergessen, und wie.* „Ich bleibe nicht zu Hause! Ich werde zur Schule gehen!“ „Wenn du meinst! Dann solltest du aber jetzt noch eine Tasse Tee trinken und dann schlafen. Essen kannst du ja morgen.“ Er hielt Shin eine neue Tasse mit Tee hin. „Ich hasse Tee!“ „Ja, aber wenn du morgen zur Schule willst, solltest du ihn trinken. Dann sinkt dein Fieber.“ Ohne zögern trank Shin den Tee. Er wollte unbedingt am nächsten Tag zur Schule, auch wenn er dafür den widerlichen Tee trinken musste. Ihm wurde schwindelig. „Das war wieder mal ein Schlafmittel, oder? Wann hört ihr endlich auf damit? Ich bin doch nicht hyperaktiv, dass ihr immer zu diesem Mittel greifen müsst.“, meckerte er und sank in die Kissen. „Ihr seid so hinterhältig! Ich will nicht schlafen!“, protestierte er. Doch das Mittel schlug an, und bald war er eingeschlafen. „Ach, Tim! Warum wirst du bei Fieber bloß immer bei jeder Kleinigkeit so aufbrausend? Da bekommt man dich ja gar nicht anders ruhig.“

Morgens wachte Shin mit einem Schwindelgefühl auf. Als er ins Bad ging und sich fertig machte, hatte er eine Idee. *Paps wird mich nicht davon abhalten, heute zur Schule zu gehen. Dafür sorge ich schon.* In der Küche nahm er den Kaffee und noch eine andere Dose aus dem Schrank und tat von beidem etwas in die Kaffeemaschine. Sein Vater kam in die Küche. „Ich hab doch gesagt, du bleibst heute zu Hause. Du bist krank, hast Fieber. Du steckst sonst noch die anderen Schüler an.“ „Ich wollte mir auch nur einen Tee und dir einen Kaffee machen und dann wieder ins Bett gehen.“ „Du bist mir also nicht sauer?“ „Ach was, Pa! Du meintest es doch nur gut.“ Shin stellte den Kaffee seinem Vater auf den Tisch und grinste hinterhältig. *Du hältst mich hier nicht fest!* Dieser trank ohne Bedenken. „Es ist ja wirklich nur, weil ich das Beste für dich will. Und David auch. Ich habe ihm versprochen, dafür zu sorgen, dass du heute zu Hause bleibst.“ Dass sein Vater den Kaffee bedenkenlos getrunken hatte, war ein fataler Fehler, denn er hatte eher eine einschläfernde als eine aufweckende Wirkung. Shin hatte ein Schlafmittel in den Kaffee getan. Bald darauf war sein Vater weg. „Sorry, Paps, aber ich kann nicht hier bleiben. David braucht mich, auch wenn er meine Hilfe nicht will.“ *David, warum lässt du dir nicht von mir helfen? Ich bin doch für dich da, du musst das nicht allein ausbaden!*
 

David staunte nicht schlecht, als er Shin wieder an der Bushaltestelle sah. „Was machst du hier?“ „Was mach ich wohl hier?“, antwortete Shin schnippisch. Er war immer noch sauer auf David, weil dieser seine Hilfe nicht wollte. „Zur Schule fahren.“ „Ja, aber ich wollte doch, dass du zu Hause bleibst. Dein Vater hat versprochen, dass er dafür sorgt.“ „Ach mein Vater, ich will nicht zu Hause bleiben, mir geht es gut.“ „Aber du bist krank! Ich hab dich gestern mit Fieber heimgetragen.“ „Ja, gestern ist nicht heute. Ich muss aber zur Schule, wegen dir! – Lass dir doch bitte von mir helfen! Ist das zu viel verlangt?“ Shin sah David mit großen Augen an. Er kam ihm immer näher, sie hätten sich fast geküsst, doch David hielt inne, so schwer es ihm auch fiel. *Ich darf jetzt nicht schwach werden. Da kann er mich noch so süß ansehen. Es ist doch nur zu seinem Besten.* „Ist es nicht!“ „Na siehst du!“, grinste Shin. „Du gehst jetzt aber trotzdem heim.“ „Nein, vergiss es! Du willst doch bloß, dass ich dir nicht helfe.“, entgegnete Shin eingeschnappt. „Das ist es nicht. Ich mache mir nur Sorgen.“ „Jetzt hörts aber auf. Mir geht es bestens. Ihr braucht euch keine Sorgen um mich machen. Ihr behandelt mich wie ein kleines Kind.“ *Weil du dich auch gerade wie Eins aufführst!*, dachte David. *Dass er so austickt, muss an seinem Fieber liegen. Seine Gefühle gehen mit ihm durch. Davon habe ich gelesen, wenn man Fieber hat, kann man schnell mal überreagieren. Ich muss ihn heimbringen, bevor noch etwas passiert.* Noch bevor David etwas sagen konnte drängelte sich ein Junge mit schwarzem Cap dazwischen. Shin erkannte ihn, es war der Junge aus seinem Traum und vom Flur: Timo! „Na Süße! Bei euch kriselt’s aber ganz schön in der Beziehung. Lass den Spinner doch! Dem ist nicht zu helfen.“ „Timo, was geht dich das an?“, fragte David ärgerlich. „Du schwules Etwas hast ein so süßes Mädchen gar nicht verdient! Komm mit!“ Timo zog Shin einfach mit sich in den gerade haltenden Bus. „Aber…“, stammelten beide, David und Shin gleichzeitig. „Er ist nicht schwul, lass mich los!“ Shin konnte sich nicht wehren und auch David konnte nichts machen, er wurde einfach von allen nach hinten gedrückt, denn jeder wollte in den warmen Bus. Ängstlich sah Shin zu David, von dem er sich immer weiter, durch die Schülerschar gezogen, entfernte. Shin saß ganz unglücklich neben Timo. David wurde an Shin vorbei bis nach hinten durchgedrängt. Shin sah bedrückt hinterher. Bei Timo fühlte er sich überhaupt nicht wohl. „Hör auf, ihm hinter her zu schauen. Er ist es doch nicht wert. Glaub mir, du kannst es verleugnen wie du willst, er ist schwul. Er liebt dich nicht.“ „Er liebt mich! Und wie!“, gab Shin zur Antwort. „Ach ja? Du kommst von weit her, wie oft siehst du ihn? Bestimmt nicht oft.“ „Lass mich in Ruhe!“
 

Shin lief gefrustet zur Schule. Er wollte mit keinem sprechen. Selbst mit David nicht. Der konnte ihn mal.

„So, dann holt mal die Blätter raus, ich hatte euch ja einen Mathe-Test angedroht. Ähm Shi… Shi…“ „Shira, Herr Lehrer?“, fragte Shin. „Ja, du wirst so weit es geht mitrechnen. Wenn du etwas nicht kannst, dann lass es aus, aber das wird sich dann leider auf Tim’s Zensur auswirken.“ „Ist in Ordnung, soll ich denn dann auch seinen Namen drauf schreiben?“ „Ja!“

„So, die Zeit ist um. Gebt mir bitte eure Blätter her!“ Herr Wolfram sammelte alle Blätter ein. „Ihr könnt gehen, ich schenke euch die restlichen 5 Minuten.“ Alle sammelten ihre 7 Sachen zusammen und rannten raus.

Auf dem Flur wurde Shin von jemandem an der Hand gepackt und in einen Seitengang gezogen. „Was willst du Timo?“ „Dich nur davor bewahren, eine Dummheit zu begehen.“ „Welche Dummheit?“ „David! Er hat dich nicht verdient. Er liebt dich nicht! Er hat da seine 2 Transen immer um sich stehen, die heute komischer Weise nicht da sind.“ Wie hatte Timo ihn und Linke bezeichnet? Als Transen? „Er liebt den blonden, kleinen, schüchternen Blödmann, nicht dich. Aber ich…“, Timo drückte Shin an die Wand. *Was hat der vor?* „Ich, ich habe mich in dich verliebt.“ Er kam Shin immer näher und dann berührten sich ihre Lippen. Shin war wie gelähmt. Damit hatte er nicht gerechnet. Und dann blitzte es. „Verdammte Schülerzeitungsreporter.“, fluchte Timo. „Na wartet!“ Er ließ von Shin ab und rannte der Person hinterher.

Shin aber stand immer noch wie versteinert an der Wand. „Tim! Was machst du da? War das gerade Timo? Hat er dir was getan?“ *Oh Gott, Linke! Hat er das jetzt gesehen?* Weinend rannte Shin weg. Er schämte sich so.

Dann in der Hofpause wurde es noch besser. Die neue Ausgabe der Schülerzeitung hatte es in sich. Auf der Titelseite war das Foto von Shin und Timo, als sie sich küssten. David ging auf Timo los. „Sag mal, bist du noch ganz bei trost? Was fällt dir ein, dich an meine Freundin ranzumachen?“ „Ach lass mich in Ruhe, du kleine Schwuchtel. So eine Schönheit hast du gar nicht verdient. Geh zu deinen Schwuchtelfreunden.“ Shin rannte zu David, von dem

Bericht wusste er noch nichts. „David, was wird das?“ Linke hielt ihm die Zeitung hin. Auf der Titelseite erkannte er sich ganz deutlich. Tränen bahnten sich ihren Weg, aus seinen Augen über seine Wangen, runter auf den verschneiten Boden. „David, es tut mir leid. Ich…“ „Spar dir die Worte, ich glaube dir, dass du es nicht freiwillig gemacht hast. Er hat dich bestimmt gezwungen.“ „Nein, ich habe es einfach getan. Ich konnte ihr nicht wiederstehen.“ Er griff nach Shin’s Hand und wollte ihn schon wieder zu sich ziehen, doch David sah rot und ging auf Timo los. „David, nicht! Lass es!“ Shin konnte es nicht fassen, dass sich 2 Jungs um ihn stritten. Um *IHN*. Er war ganz verzweifelt, konnte es nicht mit ansehen. Und dann tauchte zu seinem Unglück auch noch Juri auf. „Na, da hast du ja ganz schön für Furore gesorgt, nicht wahr, Tim?“ Alle auf dem Hof, die der Schlägerei so schon zugesehen hatten, sahen jetzt zu Shin und Juri. „Du hast wohl großes Herzklopfen bei Timo ausgelöst, ich glaube es nicht. Warum hast du es getan? Warum tauchst du hier als Mädchen verkleidet auf?“ Shin war mit seinen Nerven am Ende und heulte bitterlich. Juri hatte ihm gerade noch gefehlt. „Tja Leute. Bei Shira Akimi handelt es sich tatsächlich um Tim Baumann aus der 10. Er verkleidet sich in seiner Freizeit gerne mal als Mädchen und ich habe es herausgefunden. Aber dass er sich jetzt auch so in die Schule traut, hätte ich nicht gedacht. Für alles gibt es ein erstes mal. Jetzt sag mir aber, warum du es gemacht hast!“ Während er sprach umkreiste er Shin ständig und auch David und Timo hörten auf zu kämpeln. „Heißt dass jetzt, ich habe einen Kerl geküsst? Igitt!“, schrie Timo und wischte sich angewidert den Mund. „Ja, hast du! Es wundert mich, dass keiner ihn erkannt hat.“, lachte Juri eisig. „Los, jetzt sag schon, ich höre nichts. Wolltest du in eurer Beziehung für David die weibliche Rolle spielen?“ Shin ertrug die Blicke der ganzen Schüler nicht und ging heulend in die Knie. „Hör auf!“, flehte er ganz leise, keiner hörte es. „Lass es sein Juri!“, sagte David streng. „Warum? Ich will es aus seinem Mund hören! Los sag es schon!“ „Es reicht jetzt!“ Linke ging zu Juri und hielt ihn bedrohlich am Kragen fest. „Lass es! Halt endlich deine Klappe!“ „Oh, kann der kleine Junge etwa immer noch nicht für sich selbst reden und muss von euch beschützt werden?“ „Du…“ „Es reicht! Hört endlich auf!“ Linke hätte Juri beinahe eine reingehauen, doch Shin war entschlossen aufgestanden und ging dazwischen. „Ihr braucht mich nicht weiterhin beschützen.“ Er zitterte. Ihm ging es überhaupt nicht gut. Ihm war schwindelig und speiübel. *Nein, jetzt oder nie, ich darf jetzt nicht schlapp machen!* Er nahm seinen Mut zusammen, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und atmete noch mal tief durch, dann sprach er: „Irgendwie hat er ja Recht. Ich werde jetzt meinen Mann stehen.

Ja, ich bin Tim Baumann. Aber ich bin nicht mit David zusammen, noch bin ich überhaupt schwul, genauso wenig wie er. Ich habe es gemacht, weil ich ihm aus dieser Sache raushelfen wollte, um mich endlich mal bei ihm zu revangieren. Er hat so viel für mich getan und ich konnte ihm nie danken. Deshalb habe ich mich als Mädchen verkleidet. Ob ihr mir nun glaubt ist mir egal. Aber es stimmt.“ Dann klappte Shin ohnmächtig zusammen, weil es einfach zu viel für ihn war.

Flashback Teil 27: Wie alles begann… Teil 10 – Erneuter Zusammenbruch

sorry des es so jetzt so verspätete kommt aber ich war letzten freitag nicxht da und dann die restlichen tage habe ich nicht mehr daran gedacht etwas hoch zu laden^^

viel spaß jetz by diesem kapi
 

„Oh mein Gott, Tim!“ David rannte zu Shin, ließ sich neben ihn auf die Knie fallen und beugte sich über ihn. „Tim! Mach die Augen auf! Bitte!“ Große Tränen der Angst liefen über seine Wangen. „Der kann ja sogar schon wie ein Weib in Ohnmacht fallen! Was hat er denn? War wohl doch etwas zu viel des Guten.“, grinste Juri. David wurde immer wütender. Er sprang auf und ging auf Juri los. „Du hast von nichts eine Ahnung, weißt du das? Weißt du eigendlich, warum er sich als Mädchen verkleidet und auf Kinder aufgepasst hat?“ „Nein, weiß ich denn, was bei so ’nem Schwuli im Kopf rumspukt?“ David war außer sich. „Du widerst mich an! Dann werde ich dir jetzt mal was erklären und du solltest ganz genau zuhören – und ihr alle auch!“ Er stand auf und wies allen, ihm zu zuhören. „Tim hat den Traum, später mal in einer Band zu spielen, Musik ist sein größtes Hobby. Und für diesen Traum würde er alles tun. Deshalb hat er sich als Mädchen verkleidet und Kinder gehütet. Er hat es getan, um sich seinen Traum von einem eigenen Schlagzeug zu erfüllen. Von dem Geld wollte er sich ein teures aber gutes Schlagzeug von Pearl holen, mit dem er später mal in einer Band spielen wollte. Nur wegen seines Traumes ist er darauf eingegangen, alles für dich zu machen, was du von ihm verlangt hast, Juri. Doch du hast ihm diesen Traum zu Nichte gemacht, … und ich leider auch.“, gab David später, nach einer kurzen Unterbrechung, kleinlaut zurück. „Denn dadurch, dass ich dir mein Geheimnis, mit meiner sexuellen Neigung, anvertraut habe, fühlte Tim sich gezwungen, mir da wieder raus zu helfen, denn er fand raus, dass ich die geheime Quelle war, die dir gesteckt hat, dass ich schwul bin.“ David ließ von Juri ab und wandte sich an die Schüler. „Es stimmt, ich bin schwul, aber ich stehe dazu. Und ja, ich liebe Tim, doch was ist daran so schlimm? Doch er ist es nicht. Er hat es nur getan um mir zu helfen. Für mich hat er seinen Traum aufgegeben. Ihm war es egal, ob Juri ihn jetzt bei den Eltern der Kinder verpetzt und ihnen sagt, dass sich die ganze Zeit ein, als Mädchen verkleideter, Kerl um ihre Kinder gekümmert hat, auch wenn es bedeuten würde, dass er kein Geld mehr als Kindermädchen für sein Schlagzeug verdienen würde, weil die Eltern ihn vielleicht als Perversling bei der Polizei melden würden. Er gab seinen Traum für mich, einen Freund, auf. Und das zeugt von wahrem Mut und wahrer Freundschaft. Es braucht jede Menge Mut und Überwindung, um seinen größten Traum für einen Freund zu opfern. Ich glaube kaum, dass jemand von euch schon mal so viel Mut aufgebracht, oder?“, fragte David streng und sah jeden einzeln an. Er hatte sich während er sprach wieder zu Shin runter gebeugt. Linke hatte die ganze Zeit bei Shin gesessen und versucht ihn wach zu bekommen. Zwecklos! „David, er hat Fieber, wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen, oder besser gleich einen Krankenwagen rufen, das geht vielleicht schneller.“ „Komm schon, mein Kleiner, komm wieder zu dir, du darfst hier nicht liegen bleiben! Bitte Süßer!“ „Ui Süßer, na das nenn ich doch wirklich mal einen Liebesbeweiß!“ Linke hielt es nicht mehr aus. Er schlug Juri eine rein. „Halt jetzt endlich deine verdammte Klappe! Und ihr schaut nicht so doof! Tut was! Tim braucht Hilfe. Ruft endlich einen Krankenwagen!“ Da kam Timo mit seinem Klassenlehrer Herr Rohtsch angerannt. „Christian, ich habe bescheid gesagt, ein Krankenwagen ist schon unterwegs. Auch bei Tim’s Eltern wird angerufen.“ „Danke Timo, ich wusste, dass ich mich immer noch auf dich verlassen kann!“, sagte David dankbar. Er nahm Shin in seine Arme und strich ihm über sein Gesicht, „Bitte komm wieder zu dir!“, und eine Träne bahnte sich erneut ihren Weg über seine Wange und landete auf Shin’s Stirn. Da öffnete Shin zaghaft seine Augen. „Da-david!“, zitterte er fröstelnd. „Ka-alt!“ David legte Shin in Linke’s Arme, zog seine Jacke aus und legte diese dann über Shin. „Tim, wie geht es dir?“, fragte Herr Rohtsch, der sich zu Shin runter beugte, um sich selbst ein Bild zu machen. „Was mache ich hier? Warum starren mich alle so an? Die sollen weggehen!“ Shin drückte sich an David. „Ssscht Süßer, ist gut, beruhige dich!“ David wollte Shin hochhelfen, doch Shin weigerte sich „Mir ist so schwindlig und ich bin müde. Ich will schlafen!“, brabelte Shin fiebrig. Dann nahm David Shin auf seine Arme und stand auf. „Du kannst dann bald schlafen, aber du musst jetzt noch wachbleiben. Ich bringe dich rein, damit du dich erst mal wärmen kannst und dann warten wir auf den Krankenwagen.“ Shin protestierte. „Nein, kein Krankenhaus. Mir geht es gut, ich will nur nach Hause und in meinem Bett schlafen.“ Strampeld löste Shin sich aus David’s Umklammerung. Auf wackeligen Beinen stand er vor der ganzen Schülerscharr. „Was glotzt ihr mich alle so an?“ Er stapfte einfach drauf los. „Tim bleib hier!“ David ging ihm hinterher. Der Lehrer und die Schüler schauten bloß irritiert.
 

Sie hatten bereits das Schulgelände verlassen. „Du kannst jetzt nicht nach Hause gehen. Jedenfalls nicht alleine!“ „Doch, kann ich wohl. Ich brauche dafür keine Hilfe. Und deine brauche ich erst recht nicht. Du willst dir ja auch nicht von mir helfen lassen!“ Shin warf David’s Jacke zu Boden und lief weiter. „Lass mich in Ruhe!“ David stand wie angewurzelt. Das traf ihn nun doch hart. „Ich will jetzt nur noch heim und schla-afen.“ Da sackte Shin wieder zusammen. „Tim!“ *Es ist zwar nicht mein Bett und etwas nass, aber der Schnee ist auch nicht schlecht. Ich wusste gar nicht, dass Schnee so gemüdlich sein kann. Ich will nur hier liegen bleiben und schlafen! Ich bin so müde!* Shin legte sich hin, rollte sich zusammen und schloss seine müden Augen. „Tim, nicht doch! Steh wieder auf! Du kannst jetzt nicht schlafen!“ „Lass mich, ich bin müde. Es ist grad so gemütlich, zwar etwas kalt, aber egal.“, entgegnete Shin fiebrig. Er fantasierte. David konnte seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Er sank neben Shin in den Schnee und versuchte, auf ihn ein zu reden, ihn wach zu halten. „Bitte steh auf! Du holst dir den Tod, wenn du hier liegen bleibst!“ David zog Shin hoch, doch dieser wollte nicht. „Dann sterbe ich halt! Hauptsache ich kann jetz schlafen!“, sagte Shin demonstrativ, aber ganz ruhig und schwach und ohne genau darüber nach zu denken, er war auch viel zu müde um überhaupt zu denken, er sagte, was ihm gerade in den Sinn kam. Hauptsache er hatte endlich seine Ruhe. Dann legte er sich wieder hin. „Tim, du weißt nicht, was du da sagst. Du fantasierst! Bitte, es ist mir nicht egal, wenn du stirbst. Bitte steh auf!“ „Lass mich doch bitte einfach schlafen!“, mähkelte Shin kleinlaut rum. Seine Augen konnte Shin kaum noch offen halten. Weinend wickelte David Shin in seine Jacke ein. „Was wird denn das? Kann man mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ „Ssscht, ist ja gut! Gleich kannst du schlafen. Ich zieh dir bloß meine Jacke über, damit du nicht so frierst. Und dann bringe ich dich heim.“, dies hatte David natürlich nur gesagt, damit Shin nicht mehr wiedersprach, doch dem war es eh egal. Er wehrte sich zwar noch etwas, als David ihn wieder in seine Arme nahm, aber nicht mehr all zu stark, er war einfach nur müde. „Ich will einfach nur schlafen!“, wiederholte Shin immer wieder, während David ihn zurück zur Schule trug. „Ist ja gut! Ich werde auf dich aufpassen. Schlaf einfach!“ Bald schlief er auch unter hohem Fieber ein. David konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. *Ich lasse dich bestimmt nicht einfach sterben. Du bist mir sehr wichtig, wenn du nicht mehr wärst, dann wüsste ich nicht mehr weiter. Und ich bin Schuld, dass es dir jetzt so schrecklich geht. Bitte verzeih mir! Hätte ich dich doch mir bloß helfen lassen, wärst du nicht so sauer auf mich geworden und wärst heute in deinem Bett geblieben.* David lief zur Schule zurück, wo jetzt auch die anderen Lehrer endlich wissen wollten, was los sei. Alle redeten durcheinander und die Lehrer verstanden kein Wort. „David!“, rief Linke. „Der Krankenwagen ist da! …David du weinst, was ist passiert?“ „Nichts, ich erkläre es dir dann später. Erst mal muss Tim jetzt ins Trockene, er ist klatschnass. Siehst du wie er zittert? Wir müssen ihn wärmen, wo ist der Krankenwagen?“ „Da hinten!“ „Gut, ich fahre mit!“ Ohne ein weiteres Wort lief David an allen vorbei zum Krankenwagen, sah zu, wie sein Freund auf der Barre festgeschnallt wurde und stieg dann selbst ein.

Flashback Teil 28: Wie alles begann… Teil 11 – Endlich wieder wach

Bei Shin zu Hause klingelte das Telefon. Sein Vater schreckte aus dem Schlaf hoch. „Was ist passiert?“ Er lief zum Telefon und nahm ab.

Vater: Baumann!

Herr Rohtsch: Tag Herr Baumann, würden Sie bitte zur Schule kommen?! Es ist etwas Schreckliches passiert!

Vater: Wie bitte? Tim ist doch heute gar nicht in der Schule! Er ist krank und liegt in seinem Bett! (geht mit dem schnurlosen Telefon nach oben in Shin’s Zimmer, dieser lag nicht in seinem Bett)

Herr Rohtsch: Nein, er war hier! Dann wussten Sie gar nicht, dass er trotz Krankheit in die Schule kam?

Vater: Nein!

Herr Rohtsch: Bitte kommen Sie so schnell wie möglich!

Da hatte Herr Rohtsch schon aufgelegt. Wieder in der Küche merkte er erst, dass die Dose mit dem Schlafmittel immer noch auf der Arbeitsplatte stand. „Er hat mich reingelegt! Ganz schön gerissen, der Kerl!“ Er grinste. „Ich hätte dem Frieden nicht trauen dürfen! Na warte, Freundchen!“
 

Bereits eine Woche war vergangen seit dem Vorfall, und Shin lag immer noch mit hohem Fieber im Krankenhaus. Sein Fieber wollte einfach nicht sinken und er wachte einfach nicht auf, doch die Ärzte empfanden dies als nicht weiter schlimm. Schlafen war das Beste, was er tun konnte.

„David, ich muss dir was sagen!“, sagte Linke zu David, während sie beide darauf warteteten, zu Shin ins Krankenzimmer zurück zu dürfen. „Was denn?“, raunte David, er war angespannt. „David, bitte hör mir zu! Es ist mir sehr wichtig!“ „Na dann, schieß los!“, seufzte David. Er war mit seinen Gedanken ganz wo anders. Alles drehte sich bei ihm seit Tagen nur noch um Shin. In der Schule war er nicht mehr bei der Sache, war nicht mehr er selbst. Nach dem er es 2 Tage versucht hatte, gab er es auf und fuhr frühs immer gleich ins Krankenhaus, um bei Shin sein zu können sobald er aufwachte. Mit Shin’s Vater hatte er abgesprochen an dessen Stelle bei Shin zu sein, solange er arbeiten musste, und Herr Baumann würde dafür mit David’s Eltern und der Schule alles regeln. Linke wusste dies ganz genau und schleifte David deshalb, mal für ungefähr 10 Minuten, hinter sich her durch den Gang, bis er eine Ecke fand, in der er sich ungestört fühlte. David musste ihm jetzt unbedingt zuhören, durfte jetzt mal kurz nicht an Shin denken. „Linke, was wird das? Ich muss wieder zur…!“ Weiter kam David nicht, denn Linke drückte seine Lippen auf die seinen. Wie gebannt starrte David Linke an, welcher die Augen geschlossen hatte und diesen Augenblick genoss, so lange es noch ging. Er hatte lange gerätselt, wann er David die Wahrheit sagen sollte. Jetzt hielt er es nicht mehr aus, er musste es sagen. Er löste sich wieder von David. Vor überraschung konnte David gar nichts sagen. „David, ich kann es nicht mehr mit ansehen! Dich trifft keine Schuld. Ich war es, der Tim den Vorschlag gemacht hat, sich als Mädchen zu verkleiden und dann so in die Schule zu kommen, um sich als deine Freundin auszugeben. Was es ihn für eine große Überwindung kostete, wusste ich nicht. Es tut mir leid. Bitte sei ihm nicht sauer! Er kann nichts dafür. Ich bin daran Schuld. Bitte verzeih mir!

Es ist nur so, dass ich dich liebe…“ Er hielt inne. David sagte nichts. „Ich liebe dich wirklich! Ich hätte es ja am liebsten selbst gemacht, also mich verkleidet, doch bei mir wäre es sofort aufgefallen und vielleicht wäre es dir auch gar nicht lieb gewesen, von mir, als Mädchen verkleidet, geküsst zu werden, weil ich sofort gemerkt habe, dass du in Tim verliebt bist, als ich euch beide beobachtet habe. Nur er konnte es machen. Dass es dann so endet, wollte ich nicht. Ich kann verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, schließlich habe ich Tim sehr wehgetan. Aber ich musste dir noch einen letzten Kuss rauben, bevor ich mich von dir verabschiede.“ Er schluckte seine Tränen runter und rannte dann weg. David blieb wie gebannt stehen. Was Linke ihm gerade gestanden hatte, war für ihn ein Shock. Doch er fing sich wieder und ging kopfschütelnd wieder zu Shin’s Krankenzimmer und wartete.

Bald kam auch Shin’s Vater. „David, bitte sag mir jetzt endlich alles, was du noch weißt! Du verheimlichst mir noch etwas!“ David konnte nicht mehr. Er erzählte Shin’s Vater einfach alles, auch dass er in dessen Sohn verliebt war. Er hätte es schon viel eher getan, aber Herr Baumann war zu sehr beschäftigt, hatte immer nur ganz kurz nach Shin geschaut und sich nach seinem Gesundheitsstand erkundigt und musste dann auch schon wieder weg. „Und ich habe nichts davon geahnt! Was bin ich nur für ein Vater!?“ Beide standen sie mitleidig vor Shin’s Zimmer. „Schatz, was machst du hier?“ Jetz kam auch noch Shin’s Mutter. Sie war ebenfalls in diesem Krankenhaus, wegen der Entbindung. Shin’s Vater war tagtäglich im Karnkenhaus, bei seinem Sohn und seiner Frau, doch er hatte ihr noch nichts von Shin’s Unfall erzählt, dies hätte sie zu sehr aufgeregt. „Das ist aber schön, dass du mich besuchst.“ Sie hatte ihren Mann zufällig erkannt, als sie auf den Gängen spazieren ging. In ihren Armen hielt sie ein Kind. „Renate, an dich habe ich ja gar nicht mehr gedacht!“ Erst jetzt bemerkte er das kleine Mädchen in den Armen seiner Frau. „Ist… Ist das unsere kleine Tochter?“ Sie nickte stolz, doch er konnte gerade leider seine Freude nicht zeigen. Ihm war es gar nicht recht, dass sie hier war, vor Shin’s Zimmer. Er hätte es ihr noch erklärt, aber erst, wenn sie wieder etwas fitter wäre. „Was ist, freust du dich denn nicht? Sie ist vor 3 Stunden zur Welt gekommen. Ich wäre froh gewesen, wenn du bei mir gewesen wärst, aber man sagte mir, dass du nicht erreichbar gewesen wärst. Die Schwester hat mehrmals angerufen, aber keiner ging ran. Was war los? Und was machst du eigendlich hier? Mein Zimmer ist doch im anderen Flügel des Krankenhauses.“ David und Shin’s Vater konnten nichts sagen. Sie sahen sie bloß stumm an. Wie sollten sie ihr das mit Shin erklären? „Was macht David eigendlich hier?“ Sie wandte sich an den besten Freund ihres Sohnes. „Willst du mich auch besuchen? Das ist aber nett von dir, da freue ich mich. Doch wenn Tim hier wäre, würde ich mich noch mehr freuen. Wo ist er bloß, warum ist er nie mitgekommen?“ *Er ist ja hier, aber Sie würden sich nicht darüber freuen, dass er hier ist, Frau Baumann. Sie wären eher entsetzt.*, dachte sich David, als er in das freudige Gesicht von Shin’s Mutter sah. Eine Schwester kam aus dem Krankenzimmer. „Wie geht es ihm?“, fragte David ganz angespannt. „Keine Veränderung, alles wie immer. Er schläft. Sein Fieber ist hoch, doch das Schlimmste ist überstanden. Er ist tapfer und kämpft gegen das Fieber an. Keine Sorge, er wird wieder. Sein Wille ist stark, auch wenn sein Körper durch Nahrungsmangel und Stress geschwächt ist. Bald ist er über den Berg und wird aufwachen. Danach muss er noch ein paar Tage im Bett bleiben, wir behalten ihn dann noch für ein paar Untersuchungen hier. Doch jetzt muss er erst mal wieder aufwachen, danach werden wir weiter sehen. Am besten, Sie gehen jetzt, Sie können nichts für ihn tun.“ „Was ist hier eigendlich los?“, fragte Shin’s Mutter. Die Krankenschwester griff sofort ein, sie wusste, dass Shin’s Mutter erst mal nichts erfahren sollte, noch dazu kurz nach der Geburt. „Bitte folgen Sie mir, Frau Baumann, Sie müssen sich noch ausruhen. Ihr Mann kann Ihnen morgen alles erklären! Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen.“ Schon verschwand die Schwester zusammen mit Shin’s Mutter und Schwester.
 

Am nächsten Morgen war Shin’s Vater schon ganz früh im Krankenhaus. Er musste seiner Frau alles erklären, auch wenn er glaubte, dass es keine gute Idee war. Außerdem wollte er seine Tochter sehen. Vorher hatte er noch einen Blumenstrauß und Mon Cherry-Pralinen, welche sie so mag, gekauft, um ihr zu gratulieren und um ihr eine Freude zu machen. „Guten Morgen, mein Schatz! Wie hast du geschlafen?“ Sie öffnete die Augen und schmunzelte. „Wie man halt schläft, wenn man ein Kind auf die Welt gebracht hat.“ Sie richtete sich auf. „Warum warst du nicht da? Du hattest mir versprochen, mir beizustehen.“, sagte sie ganz ruhig und trank erst mal einen Schluck Wasser. Sie betrachtete den Blumenstrauß. „Die Blumen sind aber schön! Danke!“ Herr Baumann holte eine Vase und stellte die Blumen dann auf den Nachttisch. „Renate, es tut mir wirklich unendlich leid, aber ich konnte nicht bei dir sein, wegen der Arbeit.“ „Wie bitte, ist dir die Arbeit etwa wichtiger als ich?“, fragte sie ärgerlich. „Nein Schatz, wo denkst du hin?“ „Und warum hat Tim mich nie besucht? Er wollte mich auch besuchen, jeden Tag.“ Er zog sich einen Stuhl an das Bett und setzte sich zu ihr. „Liebling, bitte versprich mir, jetz nicht auszuflippen!“ „Was soll diese lächerliche Bitte? Warum sollte ich denn ausflippen?“ Er seufzte und nahm ihre Hand. „Versprich es mir einfach!“, bat er. Sie nickte. Er holte noch mal tief Luft und erklärte ihr dann ganz in Ruhe alles, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte. Am Ende stand ihre Kinnlade offen. Erste Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. „Ich will zu ihm!“, flehte sie. „Ich habe schon gefragt, ob sie Tim hier auf dein Zimmer verlegen können. Aber ich wollte dir erst alles erklären, bevor sie ihn hier herbringen, um dir einen Schock zu ersparen. Ich werde gleich noch mal mit einer Schwester reden!“ Sie nickte froh. „Ist in Ordnung.“

„Mein armer Junge!“, schluchzte sie, als sie neben Shin’s Bett stand und in das rote, verschwitzte Gesicht ihres Sohnes sah. „Und er liegt schon seit letztem Donnerstag hier im Krankenhaus und du hast es mir nicht erzählt?“, meckerte sie. „Du weißt doch, dass wir Mütter immer um unsere Kinder besorgt sind. Du hättest es mir erzählen sollen, sofort!“ „Deswegen ja! Ich konnte nicht! Ich wollte es jeden Tag aufs Neue, doch dann habe ich immer gesehen, wie sehr du dich auf die Geburt gefreut hast. Ich wollte dich nicht unnötig aufregen!“ „Unnötig aufregen? Stattdessen belügst du mich und erzählst mir, dass Tim noch etwas für ein Schulprojekt mit Freunden erledigen muss. Ich habe dir dies nie abgekauft. Ich habe sofort gespürt, dass du mir nicht die Wahrheit sagst.“ Sie weinte noch mehr. „Liebling es tut mir wirklich leid.“ Er umarmte seine Frau. Diese befreite sich aus dessen Umarmung und lief zum Babybettchen und holte ihre Tochter raus, welche gerade wach geworden war. Dann setzte sie sich wieder ins Bett und begann, das Mädchen zu stillen.
 

Tage später, am Dienstag, den 5.3.07 wachte Shin endlich wieder auf. Er hatte keine Ahnung, wo er war und er hatte furchtbare Kopfschmerzen. Vorsichtig setzte er sich auf. Was er sah, wollte er gar nicht glauben. An seinem Bett saß seine Mutter und weinte. „Mama! Was ist los?“ Sie bekam gar kein Wort heraus vor Freude, sie musste ihren Sohn einfach umarmen. „Tim, ich bin so froh, dass du endlich wieder wach bist. Ich hatte solche Angst um dich!“ „Mama, du erdrückst mich!“, ächzte Shin. Sie ließ von ihm ab. „Warum weinst du?“ „Freudentränen, mein Junge! Freudentränen!“, hauchte sie überglücklich. „Was ist eigendlich passiert? Wo bin ich?“ „Weißt du es echt nicht mehr, mein Junge? Du hattest einen Nervenzusammenbruch, bist in der Schule ohnmächtig geworden. Man hat dich am Donnerstag, den 21.2., mit hohem Fieber ins Krankenhaus gebracht. Das war vor fast 2 Wochen. Du hast pausenlos geschlafen, ohne wach zu werden. Wir alle haben uns große Sorgen gemacht, dachten, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Du lagst so zu sagen im Koma.“ „Koma? Ich!?“ Er wollte es nicht glauben. „Wen meintest du eigendlich mit *wir*?“ „Dann schau dich um!“, forderte sie ihn auf. Er tat es. Auf seinem Nachtschrank standen ganz viele Grußkarten seiner Mitschüler, dann saßen da noch ein paar Kuscheltiere – besonders der kleine Plüsch-Spongebob-Schlüsselanhänger gefiel ihm, *Der ist bestimmt von David!* – und Schockoladentafeln lagen dort auch noch verteilt. „Viele Mitschüler von dir sind her gekommen, um nach dir zu sehen.“ „Echt, das ist doch nicht wahr?!“ Und dann sah er, dass David und Linke auch noch da waren, sie saßen zusammengekuschelt, händchenhaltend neben seinem Bett auf 2 Stühlen und schliefen seelenruhig. „Und die Beiden wollten nicht von deiner Seite weichen.“, erklärte seine Mutter, als er die beiden mussterte und schmunzelte. *Sind die 2 jetzt vielleicht endlich zusammen? Zumindest sieht es so aus. Wenn ja, dann freue ich mich wirklich für sie, denn sie passen gut zusammen.*, dachte Shin bei sich. „Schön, dass sie hier sind. Und auch, dass die anderen Schüler hier waren, aber warum haben sie mir Geschenke mitgebracht?“ Er verstand es nicht, warum seine Mitschüler sich um ihn scherrten. „Das sollten dir deine Freunde erklären, wenn sie wieder wach sind.“, meinte seine Mutter. „Aber jetzt solltest du sie schlafen lassen, sie waren fast ununterbrochen wach, um dich zu versorgen. Gönn ihnen den Schlaf.“ „Ja!“, grinste er. *Ich habe echt die tollsten Freunde, die es gibt.* „Du kannst echt stolz auf die beiden sein!“ *Das bin ich!* Sie beugte sich über ihn und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde deinen Vater anrufen, er meinte, ich solle mich sofort melden, wenn du wach bist. Ich bin gleich wieder da!“ Schon war sie verschwunden. Shin sah sich noch etwas in dem Zimmer um, doch dann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief wieder ein.
 

Ein weiteres mal erwachte er mitten in der Nacht. Er schaltete das Licht ein. „Hey Tim, wie geht es dir?“, fragte Linke vorsichtig. „Na ja, ich habe Kopfschmerzen, aber sonst bin ich in Ordnung, würde ich sagen.“ „Schön zu wissen.“, lächelte Linke. „Soll ich die Krankenschwester rufen? Dann kann sie dir etwas gegen die Kopfschmerzen bringen.“ Shin nickte – Linke drückte den Schwester-Ruf-Knopf – und sah dann zu David. Er schlief immer noch, oder schon wieder? Linke hielt immer noch David’s Hand. „Linke, seid ihr…“, Shin wies auf Linke’s Hand. „Ja, seit letzter Woche. Zwar liebt er dich immer noch, aber das ist mir egal, wir sind jetzt trotzdem fest zusammen und er weiß ja, dass du hetero bist und er deshalb bei dir keine Chance hätte. Auch scheint seine alte Liebe zu mir wieder aufzuflammen.“, grinste Linke freudestrahlend. „Das freut mich zu hören.“ „Er hat sich furchtbare Sorgen um dich gemacht und fühlte sich verantwortlich. Ich habe ihm dann erklärt, dass du nichts dafür konntest und ich dich gebeten hatte, es zu tun. Dies tut mir auch voll leid, ich wusste ja nicht, was für dich auf dem Spiel steht. Hättest du es mir gesagt, hätte ich dich nicht unter Druck gesetzt.“ „Hast du nicht! Ich habe Juri telefonieren hören, dabei hat er einem Kumpel erzählt, wie dumm David doch wäre, ihm sein größtes Geheimnis anzuvertrauen. Dies war eigendlich ausschlaggebend gewesen!“ Linke sah demütig auf den Boden. „Ich schäme mich trotzdem!“ „Brauchst du nicht. Wir sind Freunde, und dafür sind Freunde doch da!“, grinste er. Eine Weile schwiegen sie, sahen sich nur an, da kam die Schwester rein. „Ah, der junge Herr Baumann ist wach! Wie kann ich weiterhelfen?“ „Ich habe Kopfschmerzen!“ „Kein Problem, warten Sie kurz!“ In Windeseile war sie weg und auch gleich wieder da. Sie reichte Shin ein Glas Wasser und eine Tablette. Diese schluckte er gleich runter. „Gleich wird es Ihnen besser gehen. Sie sollten noch etwas schlafen. Es ist 3 Uhr morgens.“ „Ich bin aber gar nicht mehr müde!“, meinte Shin. Linke schritt ein und meinte, dass er auch noch ein bisschen schlafen müsse und er, Shin, also auch getrost schlafen könne, sonst wäre ihm ja langweilig. Die Tablette sorgte eh dafür, das Shin bald die Augen zufielen. Bald darauf schliefen die beiden auch wieder.

Flashback Teil 28: Wie alles begann… Teil 12 – Aussprache

So wundert euch jetzt bitte nicht wenn Shin plötzlich anders heißt
 

aber ich weiß jetzt das shin in wirklichkeit Marcel Gothow heißt

ich weiß jetzt nicht ob ich die ganzen nachnamen schon geändert habe, aber den vornamen auf jeden fall bitte entschuldigt die verwirrung ich werde das bei den vorangegangenen kapis noch mal umändern
 

und auch sorry dass ihr so lange warten musstest^^
 


 

„So, Sheila, das ist dein großer Bruder Marcel!“ David stand an Shin’s Bett und hielt dessen neugeborene Schwester auf dem Arm. Shin wurde langsam wach und schlug die Augen auf. Erst mal sah er alles nur verschwommen, die Tablette hatte es in sich gehabt, aber seine Kopfschmerzen waren weg. Allmählig wurde er wacher und erkannte die Gestalt an seinem Bett. „David?“ „Ja! Morgen, mein Kleiner.“ Shin sah auf die Uhr. Es war bereits 15 Uhr. „Morgen?“ Er grinste. „Na gut, ja. Dann halt guten Nachmittag!“ Beide lachten. „Wie geht es dir? So wie es aussieht, geht es dir besser!“ Shin setzte sich auf. „Viel besser! – Wer ist das?“ Er meinte das kleine Mädchen auf David’s Arm. David grinste. „Erkennst du sie denn nicht?“ „Nein?“, staunte er. „Das ist doch nicht…“ „Doch!“, grinste David wieder. „Meine Schwester?“ „Genau!“, nickte David lachend. „Darf ich?“, fragte Shin zaghaft. „Klar, bist doch schließlich ihr großer Bruder.“ David übergab das kleine Bündel in Shin’s Arme. „Vorsicht!“, sagte David. „Ich weiß!“, meinte Shin. Shin nahm seine Schwester in den Arm und sah sie glücklich an. Er strich ihr das verrutschte Mützchen aus dem Gesicht und betrachtete sie dann. Mehrere Minuten starrten die Beiden sich an. Shin grinste, er war ganz fasziniert von ihr. Ihre großen blauen Augen ließen nicht von ihm ab, bis sie nießen musste. „Gesundheit Süße!“ Shin grinste. Dann streichelte er vorsichtig über ihr Gesicht. Sie gähnte. Die Kleine konnte ihre Augen kaum noch offen halten. Kurz darauf war sie eingeschlafen. „Ha, wow, du hast es geschafft!“ „Wie bitte?“, fragte Shin irritiert. „Na, du hast es geschafft, sie zum Einschlafen zu bringen.“ „Aber ich habe doch gar nichts gemacht!“ „Brauchtest du auch nicht!“, grinste David. „Wie kann ich das jetzt verstehen?“ „Sie war so schon total müde, aber irgendwie war es so, als würde sie sich weder bei deinem Vater, deiner Mutter, Linke oder mir wohlfühlen, um zu schlafen. Egal was wir gemacht haben, sie wollte nicht schlafen. Und bei dir ist sie gleich eingeschlafen. Na wenn das nicht von Bedeutung ist.“ „Bedeutung?“, fragte Shin. Wovon sprach David eigendlich? „Na, denk mal nach!“, kicherte David. „Sie mag dich! Selbst deine Eltern haben mit ihr kleine Probleme gehabt. Aber du scheinst sie im Griff zu haben. Dir scheint sie auf Anhieb zu vertrauen!“ „Ach was! Sie war bloß zu müde, um ihre Augen weiterhin offen zu halten. Mehr nicht. Aber ich muss zugeben: Sie ist echt niedlich und ich mag sie auch!“ „Ich habe gehofft, dass ich dir die Freude an deiner kleinen Schwester nicht zu sehr verdorben habe.“ David und Shin sahen zu Tür. Dort stand: „Juri, was willst du hier?“ Shin machte ein ganz verschrecktes Gesicht. Juri hatte ihm gerade noch zu seinem Glück gefehlt. Eigendlich hatte er gehofft, Juri nicht sobald wieder zu sehen. Sofort wurde Shin unsicher. Er rutschte wieder tiefer unter die Decke, er hatte echt Angst vor Juri. David stellte sich sofort haltgebend zu Shin. „David, darf ich mal ganz kurz mit Marcel reden, unter 4 Augen!“ „Meinst du nicht, du solltest ihm noch etwas Zeit lassen? Schau ihn dir doch mal an!“ Shin war ganz starr geworden. Er hatte echt furchtbare Angst vor Juri. David reichte Shin seine Hand und Shin klammerte sich regelrecht an ihr fest. „Ich bin froh, wenn er erst mal wieder auf die Beine kommt.“ Dann wandte er sich an Shin, der es vermied, Juri weiterhin anzusehen. David zog sich einen Stuhl an Shin’s Bett und setzte sich dann zu ihm. Shin drückte sich ganz fest an David. Ihm kamen die ersten Tränen. Immer wenn Juri auftauchte, musste er dagegen ankämpfen, nicht zu weinen. Doch er konnte es nicht mehr unterdrücken. David rutschte noch näher an Shin heran, drückte ihn an sich und Shin schluchzte in David’s Pullover, wobei er aber aufpasste, dass er seine Schwester nicht weckte. *Wenn man sich das so ansieht, sehen die Beiden wie ein frisch gebackenes Pärchen mit Kind aus, voll süß! – Aber Marcel sieht echt nicht gut aus. Sein Blick eben, wie er mich angestarrt hat! Da bekommt man ja wirklich Mitleid. Habe ich ihn echt so sehr verletzt, dass er jetzt solche Angst vor mir hat? Ich will nicht, dass er weiterhin Angst vor mir hat. Ich war echt nicht fair zu Marcel!* „Marcel, bitte, ich muss mit dir reden!“ „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was willst du noch? Du hast mich doch jetzt schon vor der ganzen Schule fertig gemacht! Geh! Bitte! Lass mich einfach in Ruhe!“, Shin klang ganz verzweifelt, wagte es nicht, aufzublicken. Er konnte Juri nicht in die Augen sehen. „Beruhige dich, mein Kleiner!“ Nun ging David dazwischen. „Juri, dann geh doch bitte einfach. Es wäre besser, wenn du ein andermal wieder kommst.“ „Aber…“, sagten Shin und Juri gleichzeitig. David schob Juri aus Shin’s Zimmer. „Am besten, du kommst übermorgen wieder. Lass ihn jetzt erst mal wieder zu Kräften kommen!“ „Aber ich halte es nicht mehr aus, David. Ich muss es ihm sagen.“ „Nein! Du siehst doch, wie fertig er ist. Ich bin froh, wenn er jetzt erst mal nicht mehr so deprimiert ist. Versteh das doch! Er ist erst seit gestern wieder auf dem Weg zur Besserung, willst du, dass es ihm gleich wieder schlechter geht?“ Natürlich schüttelte Juri den Kopf. „Um Himmel’s Willen, nein!“ „Also, dann geh besser. Ich will hier nicht irgendwie ausfallend werden, noch dazu vor Marcel.“ „Ist ja gut, ich gehe!“

Weg war Juri und David ging wieder zu Shin ins Zimmer. „Wieso hast du gesagt, er soll später noch mal kommen? Ich will diesen Kerl nicht mehr sehen!“, schimpfte Shin. „Ist ja gut, Kleiner!“ „Nein, nicht gut! Ich will jetzt wissen, warum du ihm gesagt hast, er soll später noch mal kommen. Er hat mich genug verletzt, dass weißt du doch!?“ Shin steigerte sich immer mehr hinein. „Ist ja gut, jetzt komm mal wieder runter! Klar, weiß ich, wie sehr er dich verletzt hat. Aber er ist gar nicht so…“ Shin ließ David nicht ausreden. „Nimmst du ihn jetzt auch noch in Schutz? Am Anfang hättest du ihn am liebsten noch verkloppt und jetzt…?“ Shin stand kurz davor auszurasten. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. David fand, dass es an der Zeit war, Shin sein Beruhigungsmittel zu verabreichen. Er drückte, von Shin unbemerkt, auf den Schwester-Ruf-Knopf, weil man ihm sagte, dass der Patient immer noch etwas temperiert ist und wenn er sich zu sehr aufregte – was bei Shin ja immer sehr ausarten konnte, wenn er Fieber hatte - , solle er nach dem Beruhigungsmittel verlangen. Dann setzte er sich zu Shin und versuchte ihn irgendwie wieder zu beruhigen, wobei er gänzlich versagte. „Bitte, jetzt reg dich doch nicht so auf! Ist ja gut! Er kommt dir nicht mehr zu nahe. Dafür sorge ich! Aber bitte, reg dich nicht so auf! Das tut deiner Gesundheit nicht gut!“ „Mir geht es bestens. Mit meiner Gesundheit ist alles in Ordnung.“ *Ach Marcel, jetzt tick doch bitte nicht so aus! Was soll das nur mit dir werden?* David nahm Sheila erst mal wieder an sich, einfach nur zur Sicherheit. Die Schwester kam auch bald darauf und gab Shin eine Spritze. Am Anfang war Shin immer noch etwas aufgedreht, aber allmählich wurde er ruhiger. Nach einer Weile des Schweigens, begann Shin wieder zu sprechen. „Tut mir leid, David. Ich wollte nicht austicken, aber wenn dieser Kerl auftaucht, dann dreh ich einfach durch.“ „Das nimmt dir ja auch keiner übel. Jeder weiß, dass du sehr gelitten hast. Echt jeder!“ „Wie jetzt?“ David holte tief Luft und begann Shin dann zu erklärenen, dass er die ganze Schule aufgeklärt hatte, über ihn, Shin, und über Juri. Un dass dies auch der Grund war, warum so viele ihn besucht hatten, obwohl sie am Anfang gar nichts von Shin wissen wollten. Weil sie ihn einfach nur total mutig fanden, wie er sich für David eingesetzt hatte. „Sie fanden mich mutig?“ „Ja, und wie!“ Juri stand schon wieder in der Tür. „Ich sagte doch, du sollst gehen!“, sagte, nein nicht Shin, sondern David. „Ist schon gut David. Er kann bleiben.“ „Bist du sicher? Nicht dass du… Na, du weißt schon!“ Shin schüttelte den Kopf. „Werde ich schon nicht. Ich glaube kaum, dass ich, nachdem man mir das Beruhigungsmittel gespritzt hat, noch mal so überreagieren werde. – Komm rein Juri.“ Juri trat ein, blieb aber auf Abstand. „Steh da nicht so rum, das macht mich nervös. Du kannst dich ruhig setzen, ich beiße nicht. Bloß den Gefallen, dass du mit mir allein bist, werde ich dir nicht erfüllen. Ich möchte nämlich, dass David hier bleibt!“ Er sah David an, dieser nickte nur bestimmt. Dann nahm Juri sich den 2. Besucherstuhl und setzte sich zu Shin – welcher sich wieder David’s Hand krallte – neben David ans Bett. „Marcel, ich bin hier, um mich zu entschuldigen. Meine Gemeinheiten hast du gar nicht verdient, es war so unfair, dich fertig zu machen. Ich war wohl einfach nur eifersüchtig!“ „Warum warst du eifersüchtig auf mich? Das verstehe ich nicht.“ „Ich weiß es nicht. Am Anfang wollte ich dir nur eins auswischen. Ich habe mich nie richtig um meinen Bruder gekümmert, da hatte ich keinen Bock drauf, also meinten meine Eltern, ich solle dieses Kindermädchen, von dem so viele Freunde meiner Eltern schwärmten, mal fragen, ob es auch auf meinen Bruder aufpassen könne, denn sie solle ja auf unsere Schule gehen. Erst hatte ich natürlich keinen Schimmer, wie ich diese Schülerin finden sollte. Schließlich gab mir meine Mutter dann ein Foto. Auf den ersten Blick wollte ich es nicht glauben. Doch ich habe dich sofort erkannt. Du solltest auf meinen kleinen Bruder aufpassen? *Bei aller liebe, aber nicht der!*, ging es mir da durch den Kopf, weil mir da wieder die Sache von damals in den Sinn kam.“ „Ja, die alte Sache von damals!“, seufzte Shin. Er rollte gelangweilt die Augen und drückte sich dann an David. Allmälich wurde er müde, sein Kopf wurde ihm schwer und seine Augen verlangten danach, sich schließen zu dürfen. „Ja. Aber ausschlaggebend war eher die Sache, dass mein Bruder dich lieber hatte, als mich. Ich war so verdammt eifersüchtig, und dann kam mir die Idee, dich einfach auffliegen zu lassen.“ Er hielt inne. Er rechnete damit, dass Shin wieder meckern würde, doch dieser saß bloß da, an David gelehnt, welcher ihn sanft streichelte, und nickte bloß müde. Er merkte, dass Shin kurz davor war, einzuschlafen, doch er wollte es unbedingt loswerden, also redete er etwas schneller. „Und das setzte ich ja auch in die Tat um. Ich erpresste dich damit, die Wahrheit zu sagen, wenn du nicht tun würdest, was ich von dir wollte (denkt euch da selbst irgendwas aus, da lass ich euch mal jegliche Freiheit, weil mir fällt da grade nichts zu ein). Ich hatte echt nicht geglaubt, dass du so lange aushältst. Aber ich konnte ja auch nichts von deinem Traum wissen. Und was du wegen des Traums auf dich genommen hast, ist echt Wahnsinn. So einen Mut hätte ich nicht.“ „Mhh!“, war alles was Shin hervor brachte. „Dafür bewundere ich dich sogar. Ich war echt furchtbar zu dir…“, Juri stand auf und verneigte sich regelrecht vor Shin. „… und deswegen möchte ich dir dies hier zur Wiedergutmachung schenken. Bitte nimm es an! Es wird dir auf dem Weg zu deinem Traum bestimmt nützlich sein!“ „Hmm!“, konnte Shin darauf wieder nur antworten. Auch fühlte er sich wie benebelt und nahm alles nur noch halb wahr. Ihm war total egal, was da gesagt wurde, er wollte nur noch schlafen. Seine Augen fielen ihm schon zu. David nahm das Geschenk entgegen und gab Juri ein Zeichen, still zu sein. Er legte es zu den anderen Geschenken – der Tisch war schon so gut wie überfüllt. Dann drückte er Shin sanft in die Kissen und deckte ihn wieder richtig zu. Es dauerte nicht lange, bis er völlig weg war. David legte Sheila zu Shin und sah sich das Pärchen an. Es sah wirklich zu süß aus, wie Shin da mit seiner Schwester im Bett lag und schlief. „Komm, lass ihn schlafen!“, meinte David und drückte Juri dann zur Tür.



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Kommentare zu dieser Fanfic (45)
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Von: abgemeldet
2010-08-14T12:48:41+00:00 14.08.2010 14:48
Gut dann mach ich mal einen Kommi. Zuerst kann ich sagen dass die Story echt ziemlich cool ist. Ich hoffe bald noch mehr lesen zu können. Aber sie war noch nicht perfekt. Mir gefällt nicht, dass du manchmal während der Story deine Meinung gibst und dass du durch die Flashbacks den Leser von der eigentlichen Story abbringst und verwirrst.o_o Und die Rechtschreibung! So eine wunderbare Story sollte nicht durch solche Kleinigkeiten verzerrt werden.uû Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und ich lese trotz allem deine Stories sehr!! gerne. Ich hoffe bald mehr lesen zu können auch bei deiner anderen Fanfic!^O^ Ich selber kann keine Geschichten schreiben. ^^#
Von:  klene-Nachtelfe
2009-08-27T14:19:08+00:00 27.08.2009 16:19
Juchuuu David und Linke, süß!^^
Na hoffentlich wird klein Timi wieder gesund xD
LG^^
Von:  klene-Nachtelfe
2009-08-27T14:06:10+00:00 27.08.2009 16:06
Okay mit ziehmlicher Verspätung kommt dann auch mal mein Kommi....(irgendwie muss der beim letzten mal nicht hochgeladen worden sein -.-)
Alsooooo....ich hoffe doch mal das sich das bald alles wieder einrenkt der arme Shin!!!!
Ansonsten mal wieder richtig gut^^
LG
Von:  Lya
2009-08-21T20:21:58+00:00 21.08.2009 22:21
Wow! Echt ein hammer Kapitel! Und du hast dafür noch kein Kommi
*entsetzt ist*
Wie gesagt, ich finde du kannst gefühle und so echt sehr gut beshceiben und sie tut mir voll leid(Sky)
Besonders der Schluss war richtig gut!
Mach weiter so!
Von:  Lya
2009-08-21T20:07:11+00:00 21.08.2009 22:07
Armer Shini!
*ihn noch fester knuddel*
Und die Frau von Yu ist ja auch mal lol!
Ihr zwei Schwuchteln xDD
Und der Lu heuelt Q___Q
Von:  Lya
2009-08-21T20:01:03+00:00 21.08.2009 22:01
Armer Shini~
*ihn knuddel*
Und Lumi, die olle wandelnde Leiche xD
Du schreibst echt gut^^
Von:  Lya
2009-08-21T19:49:30+00:00 21.08.2009 21:49
Kiro und sein Schmink-Hype xD
Aber die Sache, wie Lu im das Kästchen zuschmeißt ist echt geil :DDD
Und Shini, du klammerst wirklich! Lass deiner Sis doch mal Luft! Und du hast Strify ja soooo cool und gut rüber gebracht, respekt!

Von:  Lya
2009-08-21T18:19:06+00:00 21.08.2009 20:19
Wow! Echt gutes Kapitel!
Und wie Lu Shini umarmt ist ja voll schnuffig :3
Du hast die inneren Gespräche von Lumi echt gut beschrieben *___*
Ich werde auf alle Fälle weiter lesen!
Von:  mikanseimago
2009-08-01T06:13:50+00:00 01.08.2009 08:13
Oh, die haben aber pech x.X

hoffentlich wirds bald besser ^^
Von:  Artanaro
2009-07-30T09:49:15+00:00 30.07.2009 11:49
wow...
er is endlich wach ^^
bin mal gespannt, wie es weiter geht...


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