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Allein unter Männern-Das totale Chaos?

Dysfictional Family
von

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Shin allein Zuhaus

Shin tat mir so leid. Wie konnte ich ihn nur trösten? Wenn ich mich dazu setzte, würde er bestimmt Andeutungen machen, dass er allein sein wolle. Er musste ja selbst mit sich fertig werden, weil manchmal braucht man einfach mal Zeit für sich. Aber andererseits wollte ich ihn nicht allein lassen. Er saß wie ein Häufchen Elend in der Ecke. Er war so zerbrechlich, es tat mir in der Seele weh, ihn so leiden zu sehen. Er starrte abwesend in die Leere und nuschelte vor sich hin. Wie konnte ich ihm nur helfen? Ich entschloss mich, leise die Tür zu zumachen und mich erstmal zu verkrümeln. Aber ich ließ ihm einen Zettel da und legte auch mein 2. Handy daneben, plus meiner Nummer. So fertig wie Shin war, wusste er doch garantiert schon gar nicht mehr, wo er sein Handy hingelegt hatte. Und wer weiß, was er alles für falsche Zahlen eintippen würde, und wer dann am Ende am Telefon ist.
 

Ich hörte die Haustür klacken. Luminor war also auch gegangen. Ich fühlte mich so einsam. Alle ließen mich allein. Aber Lu brauchte ja auch mal Zeit für sich. Er erträgt tagtäglich unseren Kummer und gibt uns Ratschläge, wir machen nie etwas für ihn. Und dafür schämte ich mich eigentlich. Weil jeder ihm seine kleinen Geheimnisse anvertraute, als wäre es selbstverständlich, aber er hatte keinen, dem er sich anvertrauen konnte. Aber er beschwerte sich auch nie. Wir waren fast gleich. Bloß sagte ich manchmal wirklich meine Meinung, auch wenn sie nicht jedem recht war. Nicht bei jeder Kleinigkeit, aber manchmal kotzten mich manche Dinge einfach an.

Allmählich hatte ich durch diese Gedankengänge die Fassung wieder. Ich stellte mich auf den Balkon und sah mir Berlin an. Es war herrliches Wetter, und die frische Luft ließ mich gleich klarer denken. Aber ich hatte keinen Bock, raus zu gehen, obwohl ein Tapetenwechsel mir garantiert gut getan hätte. Aber wer weiß, ob nicht schon irgendwo der nächste Fan wartete. Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Auch das war eine Sache, die Sky nicht leiden konnte. Sie hatte nichts gegen unsere Musik und auch nichts gegen unseren Traum, als Band einfach nur zu spielen und Spaß zu haben. Aber wenn wir dann von kreischenden (meist weiblichen) Fans umringt waren, rollte sie immer die Augen und machte, dass sie fort kam. Dies war mir auch immer recht lieb gewesen, damit niemand irgendwie eine Verbindung zwischen uns vermutete. Andererseits mochte sie es nicht, dass wir sie versteckten. *Immer nur deine Arbeit, ich bin dir doch total egal!*, war dann ihr Kommentar. Aber ich wollte nicht, dass so etwas wie vor fast 14 Jahren sich noch mal wiederholte.

Diesem Mädchen konnte ich es nicht recht machen. Wenn ich versuchte, Zeit mit ihr zu verbringen, war es ihr nicht recht und wenn ich mal keine Zeit hatte, weil mein Job ja auch noch irgendwo unterkommen musste, meckerte sie auch nur rum. Na ja, sie ist ja gerade in der Pubertät, aber müssen Mädchen da so zickig sein? Ich glaub, ich werde sie nie verstehen. Aber sie vertraut sich mir ja auch nicht an. Wie soll ich da bitte wissen, was sie will und was nicht, sie verstehen? Und dann die Sache mit den ständigen Umzügen. Wir wohnten ja gerade mal seit 2 Monaten hier. In den letzten 14 Jahren sind wir wer weiß wie oft schon umgezogen. Dreimal im Jahr musste Sky pro Jahr mindestens die Schule wechseln. Da verstehe ich, dass es sie nervt und sie schon keine Lust mehr auf Schule hat. Aber ich machte mir furchtbare Sorgen, irgendwer würde dahinter kommen, dass sie mit uns in Verbindung steht, und dann alle nur wegen unseres Erfolges sich von ihr Vorteile versprechen. Jetzt wurde mir auch gerade klar, dass ich selbst auch Schuld daran war. Ich habe zu oft hinter ihr herspioniert, oder spionieren lassen. Sie hatte ja heute Morgen Recht gehabt. Wenn Kiro sie mit der Limo zur Schule gefahren hätte, wäre vielleicht genau das eingetreten, wovor ich sie schützen will. Man ich glaube, ich klammere wirklich zu sehr. Wenn ich so weiter mache, verliere ich sie vielleicht wirklich. Und dass schon sehr bald.

Mein Kopf schmerzte. Diese Gedanken taten weh. Und wie! Der Wind wurde kälter und ich wendete mich zum reingehen. Da entdeckte ich Luminors Zigarettenschachtel unter einem Suhl. Der Wind musste sie in der Nacht runtergeweht haben. Ja ja Lu, von wegen *Ich rauche nicht mehr!*, es könnten aber auch Kiros oder Yus sein, keine Ahnung. Damit habe ich mich nie beschäftigt, wer was raucht. Bis jetzt war es mir auch egal. Bis jetzt wollte ich auch Nichtraucher bleiben, dieses Zeug ist einfach eklig und gesundheitsschädigend, und es stank so widerlich, andererseits habe ich mal gelesen, dass Zigaretten ein gutes Mittel zur Abregung und zum Stressabbau sein sollen und es war einfach zu verlockend. Das konnte ich jetzt gebrauchen, einfach mal diese erdrückenden Gedanken verdrängen, egal wie. Ich öffnete die Schachtel, sie war leer. Ein Glück! Beinah wäre ich der Versuchung unterlegen gewesen. Wie es sich gehört, wollte ich sie wegwerfen, aber ich trat direkt auf eine Zigarette drauf, die vor der Balkontür lag. Diese musste wohl aus der Schachtel gerollt sein! Sie war entzwei gebrochen. Kurz überlegte ich, und dann meinte ich: *Na ja, eine Halbe wird ja wohl nicht schaden*. Ich brach den oberen Teil ab und steckte mir den Filter in den Mund, den anderen Teil warf ich in die Schachtel und diese dann in den Müll in der Küche. Wo war bloß das dämliche Feuerzeug? Wo bloß?
 

Man ey, ich hätte doch mit Kiro fahren sollen. Dieser Bus hatte ja mehr als Verspätung. Schon mehr als 1½ Stunde. Und mein Akku von meinem MP3-Player war auch leer. Dass kotzt einen doch alles an. *Ich geh gleich shoppen und scheiß auf die Schule!*, ging es mir durch den Kopf. Ich beschloss auf eigene Faust die Schule zu suchen. So weit konnte sie ja wohl nicht weg sein. Oder doch? Guten Mutes lief ich los. Nach 5 Minuten Laufen, fing es an zu regnen. So viel Pech konnte auch nur ich haben. Es regnete immer doller. Und dann sah ich den Bus um die Ecke kommen. So schnell ich konnte, rannte ich los, wieder zur Bushaltestelle zurück. Er fuhr einfach an der Haltestelle vorbei, logisch, ich stand ja nicht da. Ich rannte was das Zeug hielt, mit wedelnden Armen und schlendernder Tasche und flog erst mal hin, und dann auch noch direkt in eine Pfütze, die sich in der Nacht gebildet haben musste, als es so doll geregnet hatte. Konnte es noch schlimmer kommen? Ja! Der Busfahrer fuhr weiter und dann auch noch voll durch die gleiche Pfütze, die sich vom Gehweg bis auf die Straße verteilt hatte, und ich bekam gleich noch mal eine Dusche ab. Ein Junge schaute aus dem Busfenster und lachte sich fast krank. Der konnte mich mal. Ich zeigte ihm der Stinkefinger. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht von meiner Schule war, und schon gar nicht in meiner Klasse. So durchnässt konnte ich jedenfalls nicht zur Schule. Man würde mich auslachen. Ich machte kehrt und ging zu unserer WG zurück, um mich umzuziehen. Gehe ich halt morgen das erste Mal zur Schule.
 

Boah, der Rauch der Zigarette war unerträglich, setzte mir ganz schön zu, mir wurde schwindelig. Das war ja so was von widerlich. Wie konnten Luminor, Yu und Kiro bloß so was rauchen. Ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Auch bekam ich furchtbare Kopfschmerzen. Ich drückte die Zigarette aus und ging mich im Bad erstmal waschen, das war der einzige, Raum der nicht nach Zigarette stank, warum musste ich auch unbedingt die Balkontür zu machen. Dabei galt doch bei uns, Rauchen nur auf dem Balkon. Aber es war so kalt und regnerisch draußen geworden. Das kalte Wasser tat gut. Im Spiegel betrachtete ich mich. Tiefe Augenringe unter den Augen zehrten von meinen fast schlaflosen Nächten. Und auch meine Haut war fahler geworden. Ich sah aus wie eine Leiche. Ja ich sah noch schlimmer aus als Luminor, diese wandelnde Leiche!^^ Kurz musste ich lächeln, als ich daran dachte, aber es war nur von kurzer Dauer. Auch hatte ich seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen, weil ich keine Zeit gefunden hatte, etwas zu essen, und das Hungergefühl spürte ich schon lange nicht mehr. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen?! Was bin ich schließlich für ein Bruder, wenn ich nicht vorbildlich bin? Aber erst heute Nachmittag. Jetzt musste ich erst mal ins Bett, meine Kopfschmerzen waren furchtbar. Bloß ins Bett schaffte ich es schon gar nicht mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lya
2009-08-21T20:01:03+00:00 21.08.2009 22:01
Armer Shini~
*ihn knuddel*
Und Lumi, die olle wandelnde Leiche xD
Du schreibst echt gut^^


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