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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Die Einschulung

Es ist nun fast ein Jahr vergangen. Ich merke wie der Wind dreht. Das Licht schwächer wird. Die Menschen nennen dieses Phänomen ‚Winter’. Mittlerweile muss mich der Professor nicht mal auf den Stuhl des Vergessens fesseln. Das töten ist zur Routine geworden. Bedauerlicherweise. Ich sitze in einer Zelle. Drei auf Drei Meter. Höchstens. Ich sitze auf einem Eisengestell, mit einer Matratze aus dem vorletzten Jahrhundert. Dies ist mein geringstes Problem. Ich schlafe nicht. Seit einigen Tagen habe ich mit keinem mehr gesprochen. Die Wissenschaftler machten ihre Arbeit an mir. Stecken mich dann wieder in dieses dunkle Loch. Kein Fenster. Nur eine Lampe die bald verglühen wird. Ich sehe den feinen Eisendraht hinter dem Glas. Er ist schon sehr dünn geschmort.
 

Jemand schließt die Tür auf. Mein Blick richtet sich auf die Tür. War zu erwarten dass der Professor eintritt. Heute muss wohl wieder einer seiner schlechten Tage sein. Er hat wieder dieses aggressive Blitzen in seinen Augen.

„Komm. Heute wirst du etwas Neues lernen.“ Na da bin ich mal gespannt. Endlich mal etwas Abwechslung. Ich folge ihm. In einem größeren Raum bleibt er stehen. Dreht sich zu mir um. Ich bleibe in einem Sicherheitsabstand vor ihm stehen. Er hat mich in dem einen Jahr schon des Öfteren mal geschlagen.

„Heute lernst du, in deiner menschlichen Form zu wandeln.“ Wie will ein Mensch mir beibringen, durch Energieanwendung das Aussehen zu verändern? Der Professor verschränkt die Arme:

„Los. Mach.“ Ich blicke ihn verwirrt an. Ich habe auf Anweisungen gewartet. Also versuche ich es eben ohne. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf mein Dasein. Versuche den Menschen in mir zu finden. Das Fleisch und das Blut. Es ist schwer. Denn mein Verstand ist stärker auf das Engel sein fixiert als auf das andere.
 

Nach langem Suchen finde ich etwas. Etwas, das anders ist. Irgendwo. Tief in meinem Verstand. Eine Farbe. Sie hebt sich trotz der minimalen Größe von den anderen ab. Ich Konzentriere mich auf sie. Dann spüre ich eine Veränderung. Es kostet mich viel Energie. Dann öffne ich meine Augen. Der Professor schaut mich – mal wieder – mit erstaunten Augen an. Er zieht einen Spiegel aus seinem weißen Mantel. Er hält ihn mir entgegen. Ich Blicke hinein und sehe nichts. Ich habe kein Spiegelbild. Aber ich sage nichts. Zur Bestätigung widme ich dem Professor kurz einen Augenblick.
 

„Also dann…“ beginnt der Professor mit sichtlicher Zufriedenheit. „Lerne du es sparsam einzusetzen, denn ab Morgen wirst du die Schule besuchen.“

„Die Schule?“

„Ja. Problem damit?“

„Nein…“ Ich hebe meine Illusion auf. Senke bedenklich meinen Kopf. Der Professor wendet sich von mir ab und verlässt den Raum.

Schule also. Warum? Soll ich jetzt Algebra lernen? Was soll ich mit der Fähigkeit Scheiben zu können? Da er es ernst meint, übe ich mich weiterhin im sparsamen Umgang der Energie während der Aufrechterhaltung der Illusion.
 

Am Abend des Tages. nach menschlicher Zeitrechnung habe ich nun fünf Stunden in meiner Illusion meditiert. Meinen Energiestrom habe ich nun unter Kontrolle. Aber ich benötige dringend Sonnenlicht. Mrs. Wilson tritt ein:

„Ich soll nach dir sehen, Zero.“

„Kannst mich an die Sonne bringen?“

„Tut mir Leid, Zero. Aber die Sonne ist seit 2 Stunden untergegangen.“ Ich schweige. Ich überlege. Dabei wiederholt sich nur die Konversation in meinem Kopf. Ich überlege ohne zu denken. Die Worte hallen mir durch den Kopf. Müde bin ich.

„Soll ich dich in die Zelle bringen?“ Ich nicke einmal mit dem Kopf. Eine sehr langsame auf-und-ab-Bewegung mit dem Kopf. Ich folge ihr.
 

Langsam lasse ich mich auf das Bett gleiten. Mrs. Wilson steht vor mir. Sie will gerade gehen. Ich weiß nicht warum. Aber plötzlich halte ich sie an der weißen Jacke fest. Verwirrt starre ich mir auf die Hand. Die Frau dreht sich zu mir um:

„Was ist denn?“ Sie klingt besorgt und überrascht zugleich.

„Bitte bleibe noch eine Weile.“ Sie setzt sich neben mich. Nimmt meine Hand in die Ihre. Sie streichelt sie mit der Anderen. Ich senke den Kopf. Schließe die Augen. Genieße die Zuneigung die sie mir gönnt.

Gerade wollte ich zu sprechen beginnen, da spricht Mrs. Wilson zuvor:

„Du wirst die nächste Zeit bei mir Wohnen, Zero.“ Ihre Aussage verwirrt mich.

„Ich verstehe nicht ganz.“

„Du gehst ab morgen in die Schule. Ich werde deine Mutter sein.“

„Mutter? Warum?“

„Die Lehrer und Schüler sollen nicht wissen, dass du ein Ex… Engel bist. Ich werde vortäuschen deine Mutter zu sein. Du wirst vortäuschen mein Sohn zu sein. Also wirst du ab Morgen den Namen Zero Wilson tragen.“ Ich starre auf meine Hand die sie noch immer streichelt.

„Warum wurdest du beauftragt meine Mutter zu sein?“

„Da ich eine der wenigen bin, die in einem Alter sind, in der man einen fünfzehn-jährigen Sohn hat. Das variiert zwar individuell. Aber die meisten Frauen in der Organisation sind zu jung oder zu alt. Und er nannte den Grund, dass du mehr Vertrauen in mich, als in den Rest der Organisation hast.“

Wo sie Recht hat.

„Spare deine Kräfte, Zero. Morgen wirst du sie brauchen.“ Sie streichelt mir zum Abschluss noch einmal über meinen Handrücken. Ich sehe sie lächeln. Sie steht auf und verlässt den Raum.
 

Am Nächsten Morgen kommt Mrs. Wilson scheinbar schon sehr früh. Sie bitte mich ihr zu folgen. Außerhalb des Gebäudes stelle ich fest, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Mrs. Wilson schaut mich an:

„Ab jetzt kannst du mich entweder ‚Mutter’ oder bei meinem Vornamen nennen. Ich heiße Myke.“

„Wann geht die Sonne auf?“

„In drei Stunden. In Winter haben wir auch nur 5 Stunden Tageslicht.“

„Nur fünf Stunden?“ Wie soll ich den an Energie kommen? Da muss ich jetzt wohl durch.
 

Ich wechsele mein Aussehen und betrete einen schwarzen Wagen. Dieser fährt mich auf direktem Weg zur Schule. Myke gibt mir einen Rucksack mit Büchern und Heften:

„Das wirst du in der Schule brauchen. Du darfst nichts von der Organisation erwähnen. Und auch nicht andeuten. Nach der Schule wirst du wieder abgeholt.“

Ich möchte ihr keinen Blick mehr widmen. Ich öffne die Tür und steige aus dem Auto. Ich bemerke die neugierigen Blicke der Schüler. Alle tragen dasselbe wie ich. Eine graue Uniform mit rundem Kragen und ein Hellblaues Hemd. Die Kleidung ist unbequem. Aber was erwartet man von Uniformen?
 

Am Sekretariat werde ich schon von einem Lehrer erwartet. Er hällt mir die Hand hin:

„Hallo, ich bin dein Klassenlehrer Mr. O’Connor.“ Ich blicke seine Hand verwirrt an. Verlangt er was von mir? Ich blicke ihm ins Gesicht, aber nicht in die Augen.

„Dann nicht…“ Er hustet verlegen. Schaut um sich, als wolle er sich vergewissern, dass niemand ihn gesehen habe.

„Folge mir. Möchtest du dich selbst vorstellen, Zero. Oder möchtest du fragen gestellt bekommen?“

„Fragen.“ Was sollte ich denn erzählen? Ich darf ja nichts erzählen. Die Jugendlichen mustern mich eindringlich. Sehe ich doch so anders aus? Mr. O’Connor öffnet eine Tür. Sofort hört man die Schüler laut erzählen. Es schmerzt schon fast im Ohr. Auf einmal werden alle ruhig. Sie stürzen an ihre Plätze und stellen sich gerade hin. Der Lehrer grüßt die Schüler. Die Schüler im Chor zurück. O’Connor gibt das Zeichen sich zu setzen. Alle gehorchen. Dann stellt er mich vor:

„Es freut mich heute einen neuen Mitschüler begrüßen zu dürfen. Sein Name ist Zero Wilson und besucht ab heute eure Klasse. Behandelt ihn mit Respekt. Ihr dürft ihm Fragen stellen damit ihr ihn besser kennen lernen könnt.“

Schon hebt der Grossteil der Klasse die Hände. Der Lehrer sucht sich die Schüler aus. So wie es scheint die Vernünftigsten:

„Ja, Marlon?“

„Wo Kommst du her?“ Was soll ich darauf antworten? Unterdessen senken sich schon einige Hände wieder.

„Aus Salnaves.“ Diesen Namen hat der Professor mal erwähnt. O’Connor ruft den nächsten auf:

„Lunas, bitte.“

„Bist du wirklich ein Typ? Du siehst aus wie ’n Mädchen.“ Der Lehrer darauf:

„Diese Frage ist überflüssig, Lunas. Alba?“

„Was sind deine Hobbies?“

„Nichts. Ich fliege gern.“ Ob ich mich jetzt versprochen habe…?

„Du hast ein Flugzeug?“ Ruft jemand ungemeldet.

„Nein. Ich reise gern mit dem Flugzeug.“ Wieder scheinen sich einige Fragen zu erübrigen. Eine Hand ist noch in der Luft. O’Connor:

„Ja, Gabriel?“

„Wann hast du das letzte Mal gelächelt?“ Das Mädchen überfragt mich. Auch die Klassenkameraden scheinen verwirrt. Erwartungsvoll schauen sie mich an. Das Mädchen aber ist voller Zuversicht. Darauf aus, eine Antwort zu erfahren.

„Deine Frage kann ich leider nicht beantworten, Gabriel.“
 

Der Lehrer unterbricht:

„Ich schätze das ist fürs erste genug. Such dir einen freien Platz, Zero. Wir beginnen nun mit dem Unterricht. Ich hoffe ihr hattet eine erholsame Woche, denn jetzt wird wieder fleißig gepaukt.“ Mein Blick überfliegt kurz die Klasse. Ich beschließe mich hinter Gabriel zu setzen. Sie scheint enttäuscht zu sein. Ihre Blicke verfolgen mich. Sie wird nachhacken. Das sagt ihr Blick. Sie hat Schulterlanges, braunes Haar. Es hat einen schönen Glanz. Es wirkt spannend in einer fremden Umgebung, unter neuen Leuten zu sein. Es ist erstaunlich wie diszipliniert die Schüler sind. Ich merke, dass einige dem Unterricht zwar nicht aufmerksam folgen, aber ruhig sind.
 

Diese Stunde soll den Schülern ihre Muttersprache näher bringen. Ich sollte schnell Lesen und Schreiben lernen. Der Lehrer fordert uns auf, das Lesebuch aufzuschlagen. Nacheinander sollen wir lesen. Abschnitt für abschnitt. Ich suche die Seite. Ich habe noch nie ein Buch in der Hand gehalten. Merkwürdige Zeichen. Aneinandergereiht sollen sie Sinn ergeben. Ein Junge beginnt zu lesen. Man scheint von rechts nach links zu lesen. Wenn die Reihe fertig ist, in der darunter liegenden fortfahren. Ich sehe mir die Zeichen genau an und höre genau hin. Nach und nach ergibt es Sinn. Die Zeichen werden immer wieder benutzt um Silben zu beschreiben. Dieselben Zeichen in einer anderen Kombination geben verschiedene Wörter. Sprache die für das Auge sichtbar gemacht ist.

Nun soll ich vorlesen. Ganz ohne Mühe kann ich die Zeichen entziffern und verwenden. Gerade so, als würde ich es schon ewig können. Als ich weitergeben will ruft wieder ungemeldet jemand in den Saal dass ich doch bitte weiter lesen solle. Es ehrt mich auf eine gewisse Art und Weise. Also lese ich weiter. Den ganzen Text zu Ende. Dann läutet es zum Stundenwechsel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-06-29T14:20:29+00:00 29.06.2009 16:20
also ich find die geschichte toll,nur schade dass es noch nich weitergeht n.n
Von: abgemeldet
2009-06-23T16:57:10+00:00 23.06.2009 18:57
wow, wirklich dass war jetzt voll der wechsel in der geschichte,
aber nicht schlecht muss ich zugeben, so bleibt da weiterhin komplette spannung, weil man sich schließlich dafür interessiert, wie sich rrazpharroth in der schule verhalten wird, und ich bin baff xD
er peilt wirklich schnell,
das mädchen gabriel scheint interessant zu sein,
frag mich schon ob sie eine tiefere bedeutung in der geschichte haben wird, da sie als einzige etwas erkannt hat, worüber andere menschen sich nicht scheren würden,
der arme lehrer xD der muss sich verarscht vorgekommen sein,
weil zero ihm nicht die hand schütteln wollte, bzw es nicht wusste, was er zu tun hatte xD
find ich aber super dass sich die wilson so gut um zero kümmert, echt, wenigstens eine :3
freu mich schon drauf wie es weitergeht, schreib schnell weiter,

hdgdl :3
Von:  YumithelovelessAngel
2009-06-19T21:44:48+00:00 19.06.2009 23:44
ui
das ist interessant...jetzt hast du mich überrascht...hätte nicht gedacht das er in die schule muss.
finde es mal wieder faszinierend wie gut du umgebungen beschreibst^^
echt toll..
es istauch spannend zu merken wie er vertrauen aufbaut und es dann wieder verdrängt
echt toll ^^
hdgdl


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