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The G Files

Die unheimlichen Fälle des PSCs
von

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File 2: Insomnia part 5

File 2 Insomnia part 5
 

Tohru saß neben Wataru auf dem Bett und sah ihn besorgt an. Dieser gab einen nicht näher definierbaren Laut von sich, als er seine Liegeposition ein wenig veränderte. Dabei rutschte ihm der kalte Waschlappen von der Stirn, den Tohru ihm vorhin gegen das Fieber gemacht hatte. Nachdem Wataru sich vorhin wieder ins Bett gelegt hatte, hatte sein Freund seine Hand auf dessen Stirn gelegt und festgestellt, dass diese heiß war. Tohru beugte sich zu ihm hin, damit er ihm den Waschlappen wieder auf die Stirn legen konnte. Eigentlich hatte er gehofft, dass es Wataru zumindest etwas besser gehen würde. Doch das war nicht der Fall. Im Gegenteil es schien ihm eher schlechter zu gehen.

„Du solltest mir nicht zu nahe kommen. Nicht dass du dich ansteckst.“, murmelte Wataru. Er fühlte sich überhaupt nicht gut. Sein Kopf schmerzte, ohne die Decke würde er frieren und die Magenschmerzen nahmen trotz Medikamenten nicht ab. Kurz um, er fühlte sich wie ausgekotzt.

„Das ist wahrscheinlich eh zu spät.“, erklärte Tohru. „Momentan kommst du doch schlecht alleine klar. Wenn ich hier bin, brauchst du nur zu sagen, falls du etwas brauchst.“

„Danke.“, antwortete er. „Kannst du mir einen Tee machen?“

„Klar, ich bin gleich wieder da.“, meinte Tohru führsorglich. Er stand auf und ging in die Küche. Dort setzte er Wasser auf. Nachdem das Wasser kochte, goss er es in die Tasse. Mit dieser bewaffnet, ging er zurück ins Schlafzimmer. Tohru musste grinsen, als er sah, dass Wataru sich etwas aufgerichtet hatte und Heart-chan sich neben ihn gelegt hatte.

„Deine Süße mag es nicht, wenn es dir nicht gut geht.“, stellte er fest und kam zu ihnen hin.

„Ja, aber ich wäre dir dankbar, wenn du später noch einmal mit ihr spazieren gehen kannst.“, erwiderte Wataru mit einem schwachen Lächeln. Zu mehr war er nicht im Stande. Mit leicht zitternden Händen nahm er die Teetasse entgegen: „Danke.“

„Klar, mach ich das.“, antwortete Tohru. Er ließ die Tasse erst gänzlich los, als er sicher gehen konnte, dass Wataru sie auch sicher im Griff hatte. „Ich bin ja gespannt, wie es Ruki und Reita bei der Umweltorganisation ergeht. Wo die extra bei uns angerufen haben, um sicher zu gehen, ob die beiden uns wirklich kennen.“

„Du weißt doch Leute im Untergrund müssen zusammen halten…“, meinte Wataru und verdrehte leicht die Augen. Er wusste nicht wieso, diese Organisation immer so viel Aufheben darum machte, dass man sich kannte. Wobei es eher flüchtig war, wie er fand. Nur weil sie den Artikel gegen Minamoto gebracht hatten…
 

In der Zwischenzeit waren Ruki und Reita bei besagter Organisation angekommen. Das „Hauptquartier“ befand sich in einem schäbigen Appartement außerhalb des Stadtkerns. Ein junger Mann mit leicht abgewetzter Leinenkleidung öffnete ihnen die Tür.

„Guten Tag. Wir sind vom PSC und hatten einen Termin mit Natsuki.“, stellte Ruki sie vor und hielt dem Mann seinen Ausweis unter die Nase.

„Den haben sie vor sich.“, erwiderte er und musterte sie. „Da wir gestern miteinander telefoniert haben, nehme ich an, dass das ihr Kollege Suzuki-san ist.“

„Richtig.“, erwiderte Reita.

Sie wurden vorbei in die Wohnung gelassen. Die Wohnung war mehr als unordentlich, es lagen Plakate und Flyer herum, Tassen und Bierflaschen stapelten sich in anderen Ecken. Es waren noch ein paar andere Leute dort, die alle ähnlich wie Natsuki aussahen. Es war mehr als deutlich, dass die beiden Agenten mit ihren Anzügen hier nicht herpassten.

„Sie haben Glück gehabt, dass sie wirklich in Kontakt mit 12012 stehen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie bluffen. Beziehungsweise ich hätte nicht gedacht, dass die fünf Kontakt zu Bundesbeamten haben.“, erklärte er an Ruki gewandt. Reita zog nur eine Augenbraue hoch, als er das hörte. Ihm war klar gewesen, dass das Angebot eines Blowjobs nicht ernst gemeint gewesen war. Aber dass sie sozusagen auf ihre Integrität überprüft worden waren, erstaunte ihn doch. Wobei, wenn er sich diesen Haufen so ansah…

„Es ist nicht alles so, wie es scheint.“, entgegnete dieser lapidar. Es ging niemanden etwas an, wie genau er zu den anderen stand. Davon abgesehen hatte er nicht die geringste Lust dem anderen Rechenschaft abzulegen, wen er kannte und wen nicht.

„Eigentlich sind wir ja wegen eines Vorfalls hier, der schon einige Zeit zurück liegt.“, begann Reita das Gespräch zu ihrem eigentlichen Grund zu leiten.

Natsuki hatte sie in die Küche geführt, die genauso verdreckt war, wie der Rest. Er bedeutete ihnen, dass sie sich setzen sollten. Beide suchten sich einen freien Stuhl.

„Ja, das hatte Matsumoto-san schon angedeutet.“, erwiderte er.

„Wir würden gerne wissen, wieso genau ihre Gruppe in das Labor von Minamoto eingedrungen ist und wie die Aktion abgelaufen ist.“, meinte Ruki. Auch er wollte schnellstmöglich zum Punkt kommen. Er war noch nie ein Fan davon gewesen lange um den heißen Brei herum zu reden.

„Unsere Aktion damals hatte zwei Gründe. Zum einen wollten wir Beweise für die illegalen Experimente sammeln, die dort durchgeführt werden und dann wollten wir versuchen wenigstens ein paar der Tiere befreien.“, begann er mit seiner Erklärung.

„Wie genau sind sie auf die Idee gekommen, dass dort illegale Experimente durchgeführt werden?“, erkundigte Reita sich.

„Wir stehen im regen Austausch mit dem 12012. Deshalb waren wir über den Artikel informiert.“, antwortete Natsuki. Er bekam nicht mit, wie die beiden Agenten einen vielsagenden Blick wechselten.

„Gut, dann sind wir zumindest über die Zuverlässigkeit ihrer Quellen informiert. Und wie genau lief es an diesem Abend ab?“, wollte Ruki wissen.

„Wir sind gegen elf Uhr dort angerückt. Das Wachpersonal an der Pforte wurde abgelenkt, sodass wir in das Labor kamen. Allerdings müssen wir dabei den Alarm ausgelöst haben, denn dort empfing uns das weitere Wachpersonal. Man muss sich das mal vorstellen, sie standen da gleich mit gezückten Knarren! Von unserer Gruppe zog auch jemand eine Waffe, weiß der Gott, wo er die her hatte. Jedenfalls eskalierte die Situation etwas und der eine Wachmann wurde angeschossen. Daraufhin haben wir die Flucht ergriffen. Soweit ich weiß, ist er im Krankenhaus gestorben. Ich fürchte genauer kann ich ihnen das ganze nicht erzählen, es ist ja schon eine Weile her.“, schloss er seinen Bericht.

„Haben sie gesehen, wie schlimm die Schussverletzung war?“, harkte Reita nach. Er hoffte doch noch auf ein wenig brauchbare Informationen. Bisher war ihr Besuch nicht sehr informativ gewesen.

„Es war Chaos, aber ich würde sagen, dass sie schlimm war. Soweit ich das gesehen habe, wurde er in der Herzgegend getroffen.“, erwiderte Natsuki nach einigem Überlegen.

„Ich denke, damit wären unsere Fragen erst einmal beantwortet. Für den Fall, dass ihnen noch etwas einfallen sollte, lasse ich ihnen meine Karte hier.“, meinte Reita dann.

Zur Bestätigung nickte Ruki und erhob sich. Beide waren froh, als sie wieder in ihrem Wagen saßen.

„Was für Spinner! Ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass sie nicht im regen Austausch mit 12012 stehen. Das war reine Zeitverschwendung.“, grummelte er.

„Wahrscheinlich, aber ändern können wir es nicht mehr. Ich würde vorschlagen, wir fahren zurück ins Büro.“, antwortete Reita. Dann sah er auf die Uhr: „Vielleicht sollten wir vorher unsere Mittagspause einlegen.“

Ruki sah ihn plötzlich etwas verlegen an. Eine Weile suchte er nach den richtigen Worten: „Könnten wir vielleicht noch zu Wataru fahren? Ich mache mir doch ein wenig Sorgen um ihn in letzter Zeit.“

„Klar, kein Problem.“, erwiderte sein Partner.

„Danke, ich ruf ihn vorher noch einmal kurz ein. Nicht, dass er heute noch einen Termin beim Arzt hat.“, erklärte Ruki und zückte sein Handy. Durch die Kurzwahltaste war der Anruf schnell ausgeführt. Er war etwas überrascht, als sich Tohru am anderen Ende meldete.

„Hi, Ruki.“, begrüßte er ihn.

„Hi, Tohru. Ist Wataru da?“, erkundigte Ruki sich.

„Ja, aber er es ist krank. Er hat seit heute morgen Fieber und schlecht ist ihm auch. Im Prinzip hat er heute außer Tee nichts bei sich behalten.“, erklärte Tohru was los war und wieso er ans Telefon gegangen war.

„Oh, dann sollten wir lieber nicht vorbeikommen?“, meinte er.

„Wenn ihr nicht allzu lange bleibt, ist es okay, denke ich. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dann kann ich kurz mit Heart-chan vor die Tür. Wäre das machbar?“, wollte Tohru wissen.

„Wir wollten gerade Mittagspause machen, also ja.“, antwortete Ruki. Sie verabschiedeten sich und legten auf. Dann erklärte Ruki seinem Partner was los war. Dieser hatte, wie erwartet, keine Einwände und ließ sich von Ruki zu Watarus Appartement lotsen.

Dort angekommen, öffnete Tohru ihnen die Tür. Neugierig wie immer war Heart-chan ihm gefolgt und begrüßte zuerst Ruki fröhlich. Schließlich kannte sie ihn schon seit Jahren. Dann beschnupperte sie Reita, den sie bisher noch nicht kennengelernt hatte. Schnell hatte sie beschlossen, dass sie ihn mochte und ließ sich streicheln.

„Das ist Heart-chan, Watarus kleine Prinzessin und ich glaube, die einzige Frau, die über einen konstanten Zeitraum einen Platz in seinem Herzen hat.“, meinte Ruki grinsend. Dann wandte er sich an die Hündin: „Das ist mein neuer Partner Reita.“

„Ich bin dann kurz mit der Kleinen unterwegs.“, sagte Tohru und nahm sie an die Leine.

„Klar bis gleich.“, erwiderte Ruki. Auch Reita verabschiedete sich von ihm. Dann bedeutete Ruki seinem Partner ihm zu folgen. Es war diesem nicht ganz so angenehm einfach so mit in Watarus Schlafzimmer zu kommen, da er ihn nicht so gut kannte wie Ruki. Er hatte einfach das Gefühl in dessen Privatsphäre einzudringen.

Ruki klopfte nur kurz an der Tür, dann trat er einfach ein. Man konnte deutlich merken, dass er schon häufiger hier gewesen war. Er bewegte sich mit einer sicheren Selbstverständlichkeit durch das Appartement, die Bände sprach. Reita fragte sich, wie genau Wataru über Ruki bescheid wusste. Bestimmt wusste dieser eine Menge mehr über seinen Partner als er selber. Genau diese Gewissheit versetzte ihm einen leichten Stich im Herzen. Aber wahrscheinlich reagierte er übertrieben, denn Ruki schien sich ihm nach und nach zu öffnen. Wenn er ehrlich war, hatte auch er noch ein paar Dinge, die er ihm im Laufe der Zeit anvertrauen würde.

Als sie den Raum betraten, war Wataru gerade dabei sich ein wenig mehr aufzurichten. Dann tastete er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.

„Hi! Ihr seid also meinen neuen Babysitter?!“, begrüßte er sie mit einem leicht gequälten Grinsen.

„Erfasst. Aber so wie du aussiehst, hast du auch dringend einen nötig!“, erwiderte Ruki. Der Anblick seines Freundes hatte ihn schon erschreckt. Er war so blass, dass seine Augenringe besonders dunkel aussahen. Auch seinen Lippen schien jegliche Farbe zu fehlen und seine braunen Haare waren total verwuschelt.

„Danke, genau das habe ich vermisst.“, grummelte Wataru.

„Wie geht es dir?“, wollte Reita wissen.

„Geht so. Mir ist kalt, schlecht und mein Kopf fühlt sich die meiste Zeit so an, als wenn jemand dort einen Presslufthammer angeworfen hat.“, antwortete er.

„Was hat der Arzt gestern erzählt?“, fragte Ruki führsorglich. Er setzte sich auf die Bettkante, während er seinem Partner den Sessel, der in der einen Ecke des Schlafzimmers stand, überließ.

„Das Übliche… er hat keine Ahnung wieso ich so schlecht schlafe. Er meinte, dass mich wahrscheinlich privat irgendetwas belasten würde. Am Ende hat er mir aber nur neue Medikamente verschrieben.“, erklärte Wataru.

„Hat er dich über die Nebenwirkungen aufgeklärt? Es könnte sein, dass dir die Medikamente nicht bekommen und du deshalb krank geworden bist.“, meinte Reita.

„Nein, hat er nicht.“, erwiderte Wataru. „Aber die Medikamente liegen auf dem Nachttisch.“

Ruki griff nach den zwei Packungen und reichte sie seinem Partner. Dieser öffnete die Schachteln, zog die Packungsbeilage heraus und begann zu lesen.

„Was macht euer Fall?“, erkundigte Wataru sich.

„Schwer zu sagen. Wir waren vorhin bei diesen Umweltterroristen, die ja ach wie gut mit euch befreundet sind. Jedenfalls war das Gespräch nicht sehr erhellend. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Minamoto etwas mit der Sache zu tun hat. Danke übrigens noch mal für deine Daten.“, antwortete Ruki. In seiner Stimme schwang eine deutliche Abneigung gegen die Gruppe der Aktivisten mit.

„Glaub ich, ist ein ziemlich nerviger Verein. Solltet ihr Minamoto dran kriegen, wäre es mir ein besonderer Genuss.“, stellte sein Freund fest. Er seufzte und schloss kurz die Augen.

„Wenn du schlafen willst, gehen wir, so lange bis Tohru wieder da ist, in die Küche.“, bot Ruki an.

„Geht noch.“, erwiderte Wataru. Auch wenn er sich elendig fühlte, war ihm die Gesellschaft doch ganz recht.

„Seit wann ist Tohru denn bei dir gewesen?“, fragte er. Er hatte sich ein wenig gewundert, dass er ihn hier angetroffen hatte.

„Seit gestern Abend. Er wollte mich, mit voller Zustimmung der anderen, nicht selbst nach Hause fahren lassen. Da seine Wohnung ein ganzes Stück von hier entfernt ist, habe ich ihm angeboten hier zu übernachten.“, bekam Ruki als Antwort.

„Ach so.“, meinte dieser nickend. Er beschloss gleich noch einmal mit Tohru zu reden, bevor sie zurück ins Büro fahren würden. Dass er sich solche Sorgen um Wataru machte, wertete Ruki als ein gutes Zeichen.

„Also als Nebenwirkungen werden höchstens leichte Kopfschmerzen beschrieben. Die Inhaltsstoffe sind auch keine, die für ihre allergieauslösenden Wirkungen bekannt sind. Sollte sich deine Verfassung morgen nicht bessern, würde ich allerdings noch einmal mit deinem Arzt sprechen.“, meldete Reita sich erneut zu Wort. Da Watarus Symptome so kurz nach der Umstellung der Medikamente erfolgt war, schien es ihm am plausibelsten, dass dort die Ursache lag. Ansonsten musste er sich einen Infekt einfangen haben, da sein Immunsystem durch den Schlafmangel geschwächt war.

„Werde ich tun. Danke.“, antwortete Wataru. Langsam übermannte ihn doch seine Müdigkeit und er rutschte zurück in eine liegende Position. „Tut mir leid…“, murmelte er.

„Kein Problem. Wir gehen in die Küche…“, erwiderte Ruki und tätschelte ihm über die Hand.

„Ihr könnt euch auch ins Wohnzimmer setzten.“, stellte Wataru klar.

Die beiden erhoben sich und Ruki führte Reita in das kleine gemütliche Wohnzimmer. Wie auch der Rest der Wohnung war es nicht besonders überladen eingerichtet. Es gab ein schwarzes Sessel, sowie ein dazu passendes Sofa. Davor stand ein kleiner Tisch, unter dem ein mit einer Decke ausgelegter Korb lag, der wahrscheinlich Heart-chan gehörte. Auf dem Tisch lag Watarus Laptop. Hier hatte er nur das nötigste Zubehör für seinen Computer, das meiste befand sich in der Redaktion.

„Was sind das für Medikamente, die er bekommt?“, wollte Ruki besorgt wissen, als sie sich gesetzt hatten.

„Es sind neue, ich kann dir also nicht viel darüber erzählen. Aber wie gesagt, von den Inhaltsstoffen her, ist es nichts Brisantes. Wenn es dich beruhigt, kann ich mich danach erkundigen.“, erklärte Reita.

„Das würdest du tun?“, sein Partner sah ihn mit großen Augen an.

„Klar, du machst dir doch Sorgen um ihn.“, antwortete er und stippte ihm kurz gegen die Nase.

„Danke.“, erwiderte Ruki sichtlich erleichtert. Er hatte ein wenig Angst gehabt, dass Reita ablehnend reagieren könnte. Ihm war klar geworden, dass er teilweise nicht wusste, wie weit er bei Wataru noch gehen konnte. Über kurz oder lang würde er sich Gedanken darum machen müssen, was er für eine Beziehung mit Reita haben wollte. Außerdem würde er mit ihm reden müssen, was genau zwischen ihm und Wataru noch erlaubt war.

„Kein Problem.“, meinte Reita. Als Ruki sich nun zu ihm hinbeugte und ihn küsste, war er etwas überrascht über dessen Impulsivität.

„Kann ich dich mal etwas fragen?“, wollte Reita dann wissen.

„Kommt drauf an. Worum geht es denn?“, antwortete dieser mit einer Gegenfrage.

„Nun, ich hatte dir doch gesagt, dass Inoue mir angeboten hatte sich für mich einzusetzen. Dabei hatte er sich abfällig über dich geäußert und er hat dich als einen von seinen Vorstellungen besessenen und zerfressenen Mann bezeichnet. Er meinte, ich solle mir die Akte 85125 einmal genau ansehen, wenn ich wissen wolle, was es damit auf sich habe. Wenn dich diese Akte betrifft, dann würde ich ungern hineinsehen, ohne deine Erlaubnis.“, erklärte Reita.

Als er die Akte erwähnte, entgleiste Rukis Gesichtsausdruck für einen kurzen Moment. Er war sich nicht ganz sicher, doch er meinte den Ausdruck blanken Entsetzens dort gesehen zu haben.

Ruki seufzte: „Das rechne ich dir hoch an, die Akte betrifft mich nämlich in der Tat. Es geht um die Entführung meines älteren Bruders. Er war damals 12 und ich 10. An dem Abend als es passierte waren wir alleine zu Hause. Aber ich erinnere mich nicht wirklich daran. Das Einzige woran ich mich erinnere ist ein helles, gleißendes Licht und dass ich nach ihm gerufen habe. Mein Vater hat mich Jahre später, nachdem niemand meinen Bruder finden konnte zu einer Hypnosetherapie gebracht. Die Kassetten mit den Protokollen liegen der Akte bei…“ Er schwieg für einen Moment, als wenn er nach den richtigen Worten suchte. Schließlich schien er sich gefunden zu haben und fuhr fort: „Nach dem Protokoll… also… laut meinen unterdrückten Erinnerungen sieht es so aus, als wenn mein Bruder von Außerirdischen entführt wurde…“

Reita wusste nicht was er sagen sollte. Ihm wurde langsam um einiges klarer, woher Rukis Antrieb kam sich dem Übersinnlichen zu widmen und seine Bereitschaft Dinge zu glauben, für die andere ihn nur auslachten. Normalerweise hätte er wohl auch gelacht, wenn ihm jemand erzählt hätte, dass sein Bruder von Außerirdischen entführt worden wäre. Doch hier konnte er es nicht. Ihm fehlten auf einmal sämtliche Worte, die er sonst für Angehörige von Verbrechen übrig hatte. Wortlos zog er seinen Partner zu sich hin.

„Sei mir nicht böse, aber ich will darüber nicht weiter reden.“, meinte Ruki dann.

„Das ist vollkommen in Ordnung.“, erwiderte Reita behutsam.

Es dauerte nicht lange bis Tohru zurück kam. Da er wusste, dass die beiden wieder zur Arbeit mussten, hatte er sich beeilt. Auch wenn Wataru das Gegenteil behauptet würde, hätte er ihn nicht gerne ganz alleine gelassen.

Heart-chan kam vor ihm ins Wohnzimmer gelaufen und sah Ruki erwatungsvoll an. Dieser beugte sich zur ihr hinunter, damit er sie streicheln konnte.

„Schläft Wataru?“, wollte Tohru wissen.

„Er hat zumindest die Augen zugemacht.“, antwortete Reita.

„Ich weiß du bist kein praktizierender Arzt, aber könntest du vielleicht gleich noch mal nach ihm sehen? Wegen Fieber und so?“, erkundigte er sich bei ihm.

„Mach ich.“, versprach Reita. Er stand auf und ging wieder zu Wataru ins Schlafzimmer. Ihm war klar, dass es nicht nur um den Gesundheitszustand ging, sondern dass die beiden eigentlich noch etwas anderes zu klären hatten. Man hätte schon blind sein müssen, um nicht zu bemerken, dass es bei ihren Sticheleinen letztendlich um Wataru ging. Wahrscheinlich war es letztendlich auch für ihn selber besser, wenn die beiden ihr Problem aus der Welt schafften.

„Können wir kurz reden?“, wollte Ruki plötzlich wissen.

„Worüber?“, antwortete Tohru mit einer Gegenfrage und setzte sich auf den Sessel, obwohl er schon wusste um was beziehungsweise wen es ging.

„Über Wataru.“, entgegnete Ruki knapp. „Dir ist schon klar, dass das zwischen Wataru und mir nichts weiter ist als ab und zu unverbindlicher Sex, oder?“

Tohru druckste etwas herum: „Eigentlich schon.“

„Aber es stört dich…“, stellte er fest. Das Schweigen des anderen war ihm Antwort genug.

„Warum lässt du ihn dann noch zappeln? Wenn du vorher gesagt hättest, dass es dich stört, wenn wir miteinander schlafen, dann hätte er sofort damit aufgehört. Und ich denke, er will dich nicht nur für unverbindlichen Sex.“, fuhr Ruki fort.

„Aber wenn das wahr ist, wieso schläft er dann immer wieder mit dir?“, fragte Tohru ihn jetzt schon mit einem verzweifelten Unterton.

Ruki seufzte. Warum musste das Ganze so kompliziert sein? Er räusperte sich: „Weil er von dir keine eindeutigen Zeichen bekommt. Er hat sich doch um dich bemüht oder?“

Tohru nickte.

„Aber von dir kam nichts… Wataru hat einfach keine Ahnung wie er damit umgehen soll. Richtige Beziehungen waren bisher nicht so seine Stärke, genauso wenig wie meine. Ich schätze deshalb passt das so gut zwischen uns. Und ab und zu braucht Wataru auch mal Sex, also kam er zu mir. Das ist einfacher und sicherer als sich ständig jemand Neuen zu suchen.“, erklärte Ruki. Dann sah er ihn forschend an: „Tohru, was genau empfindest du für Wataru? Und was erwartest du von ihm?“

Dieser schluckte: „Ich… ich hab mich in ihn verliebt, aber ich hätte gerne eine richtige Beziehung mit ihm, nicht einfach nur Sex und ich hatte immer das Gefühl, dass ich das nicht bei ihm bekomme…“ Er sah Ruki etwas hilflos an. Ein wenig war er erstaunt über die Offenheit, mit der sie dieses Gespräch führten. Vielleicht hätten sie das schon früher tun sollen, anstatt immer nur gegeneinander zu sticheln.

„Ich kann dir nicht garantieren, dass die Beziehung mit ihm leicht wird, beziehungsweise funktioniert, aber ich denke, dass du Wataru eine ganze Menge bedeutest und zwar viel mehr als alle seine bisherigen Liebschaften, nur kann er das nicht so gut zeigen. Ich jedenfalls bin keine Gefahr für dich. Auch wenn wir miteinander schlafen, eigentlich sind wir nur befreundet. Letztendlich musst du selber wissen, ob er es dir wert ist den Schritt zu machen, aber tu euch beiden einen Gefallen und rede mit ihm!“, erwiderte Ruki. Da ihm die beiden doch sehr wichtig waren, hoffte er, dass sie es endlich auf die Reihe kriegen würden. Aber er schien recht gehabt zu haben, was seine Einschätzung der Situation zwischen seinen zwei Freunden anging. Wobei, eigentlich sollte ihn das nicht überraschen, er hatte die PSC Akademie Abschluss nicht umsonst in Psychologie gemacht. Ein wenig überkam ihn das schlechte Gewissen, dass er mit Wataru geschlafen hatte, obwohl er geahnt hatte, dass es Tohru nicht gefallen würde und obwohl er gewusst hatte, dass dieser augenscheinlich mehr als nur Freundschaft für Wataru empfand. Andererseits war es nicht nur von ihm ausgegangen, sondern auch von Wataru und Tohru hatte schließlich keine Anstalten gemacht Klarheit in die Sache zu bringen. Dann seufzte er: „Wobei ich wahrscheinlich nicht der Richtige bin, um dir das zu sagen.“

„Vielleicht, aber du kannst ja verhindern, dass ich ähnliche Fehler wie du mache, hm?“, meinte Tohru grinsend.

„Sei froh, dass Wataru mich killen würde, wenn ich dir was tun würde…“, gab der andere ebenfalls grinsend zurück.

„Hm, aber ich denke du hast recht, ich sollte mit ihm reden.“, erklärte Tohru einlenkend. „Es kann nicht ewig so weitergehen mit uns beiden. Apropos wie geht es bei Reita und dir weiter? Euer Kuss im Krankenhaus war schon sehr niedlich.“

Beinahe wäre Ruki die Kinnlade auf den Boden gefallen. Ungläubig sah er ihn an: „Du hast das gesehen? Ich dachte, ihr beide hättet geschlafen?!“

„Nein, ich war halbwegs wach, wach genug jedenfalls um das zu sehen. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage.“, lächelte Tohru.

„Bisher ist nicht viel gelaufen, aber wir steigern uns langsam.“, antwortete Ruki dann. Er war selber überrascht gewesen. Wenn ihm sonst jemand gefallen hatte, hatte er viel schneller Sex mit ihnen gehabt. Jedoch war das auch das erklärte Ziel gewesen. Bei Reita war es anders.

„Und du? Empfindest du mal mehr für ihn als sonst?“, wollte sein Gegenüber wissen.

„Ja, ich empfinde mehr für ihn. Vielleicht habe ich ja wirklich jemanden gefunden, der mit mir klar kommt.“, erwiderte Ruki. Dann stand er auf: „Ich denke, wir sollten gleich fahren. Wenn etwas ist, ruf mich an, okay?“

„Klar, mach ich. Danke, dass ihr gekommen seid.“, erwiderte Tohru.
 

Als Reita wieder Watarus Schlafzimmer betrat, hatte dieser schon wieder die Augen geöffnet. Langsam sollte er so erschöpft sein, dass er einschlafen musste.

„Streiten die beiden schon wieder?“, wollte Wataru wissen.

„Nein, sie reden zivilisiert mit einander.“, erwiderte Reita mit einem Grinsen. „Die beiden stressen dich manchmal ganz schön, hm?“

„Und wie, trotzdem geht es nicht ohne sie.“, erwiderte er.

„Tohru hat mich gebeten noch einmal richtig nach dir zu sehen, Fiebermessen und so. Allerdings nur, wenn es für dich okay ist.“, erklärte Reita vorsichtig.

„Ist okay. Im Gegensatz zu den anderen beiden weißt du was du tust.“, antwortete Wataru. „Ich glaube, Tohru hat das Fieberthermometer schon heraus gesucht. Es dürfte auf dem Nachttisch liegen.“

Mit einem schnellen Blick hatte er es auf dem Nachttisch erblickt. Er nahm es und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Wortlos hob Wataru seinen Arm und senkte ihn einen Moment später wieder, nachdem Reita es dazwischen hielt.

„Ich weiß, wie kennen uns noch nicht so lange, aber ich schätze dich wirklich. Nicht nur weil du dich gut um Ruki kümmerst.“, meinte Wataru dann. „Fühl dich wie zu Hause.“

Der andere sah ihn überrascht an: „Danke.“ Einen Moment später piepte das Fieberthermometer. Reita zog es hervor und las es ab: „Du hast 39,8° Fieber. Wenn es schlimmer wird, wäre es auch ein Grund dafür, morgen zum Arzt zu gehen.“

„Okay. Ich war schon lange nicht mehr so krank.“, seufzte dieser ergeben.

„Du solltest versuchen zu schlafen. Das sollte dir gut tun. Ich weiß, das ist leichter als gesagt.“, erwiderte der PSC Agent.

„Schlafen wäre schön.“, gähnte Wataru herzhaft. Er schloss erneut die Augen: „Ich bin froh, dass Tohru hier ist.“ Seine Stimme war nur noch leise.

„Dir liegt viel an ihm, hm?“, wollte Reita wissen.

„Dir liegt auch viel an Ruki.“, war alles, was er als Antwort erhielt. Aber diese war aussagekräftig genug.
 

Schließlich saßen Ruki und Reita wieder in ihrem Dienstwagen. Rukis Gespräch mit Tohru schien gut verlaufen zu sein und Wataru war zumindest für einen Moment eingeschlafen.

„Kommst du heute Abend mit zu mir?“, wollte Ruki wissen.

„Gerne.“, antwortete sein Partner. „Hast du alles mit Tohru geklärt?“

„Ja, in meiner Hand liegt es nicht mehr, ob die zwei das auf die Reihe bekommen.“, entgegnete er. Resignierend seufzte Ruki dann: „Ich weiß, wir hätten früher darüber reden sollen.“

„Du bist mir keinerlei Rechenschaft schuldig. Wichtig ist, denke ich, dass ihr geredet habt.“, antwortete Reita sanft.

„Danke. Meinst du, es geht Wataru bald besser?“, fragte sein Partner.

„Ich denke schon. Entweder war sein Immunsystem durch den Schlafmangel geschwächt oder er verträgt etwas in den Medikamenten nicht. Wobei es allerdings eine heftige Reaktion wäre.“, antwortete Reita nachdenklich.

„Dann sollten wir gucken, dass wir mit unserem Fall vorankommen.“, erwiderte Ruki.
 

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* es hat so viel Spaß gemacht die ersten Szenen mit Wataru und Tohru zu schreiben! ^^ Auch wenn es Wataru schlecht geht… und es tut mir leid, was ich ihm alles antue... T.T

* Natsuki hat seinen Namen vom Sänger von OZ bekommen, allerdings war es das dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten… die Rolle wäre ihm nicht würdig gewesen ^.~

* sieht nach dezenter Eifersucht bei Reita aus… wobei Eifersucht ein wenig hart ist…

* wow, unglaublich! Ruki und Tohru haben miteinander geredet XD nun sollte es ja für beide Pärchen gut gehen…

* nun wurde also gelüftet was in der mysteriösen Akte steht, die Inoue erwähnte…

* ich mag die letzten beiden Sätze zwischen Reita und Wataru…

* ja genau Ruki, ihr solltet sehen, dass ihr den Fall löst!!!! ^.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-03-15T18:49:33+00:00 15.03.2010 19:49
Ichhabs endlich gelesen! XDD

es gefällt mri sher gut **
der arme wataruu ;____;
aber gut der wird aj nich sterbn X__x
solange er leben wird darfs su ihn leiden lassn x'3 ^^'
ah hffntlich redet tohru bald mit watachan ;_; die solln glücklich werden xD
und hffntlich findet reita herrauf was mit den medikamnt is oo'
ich freu mich aufs nächste kap <3


Von:  KyosGiftzwerg
2010-03-13T10:45:52+00:00 13.03.2010 11:45
aber aber aber wataru wird doch kein zombie, oder? T.T
soooooo süüüüüüüüüüüß!!!
hoffendlich klappts bald zwischen allen <3
Von:  -Chibi-
2010-03-13T09:57:35+00:00 13.03.2010 10:57
Q.Q
armes Wataru
*snif*
und das liegt sicher an den medikamenten!!
wenn ich den arzt in die finger krieg, dann heute ich ihn!! *.*
ja die letzten beiden sätze zwischen Reita und Wataru sind total niedlich und auch wirklich aussage kräftig^^~
währe echt toll wenn es zwischen den vieren dann auch klappt
*smile*
freu mich schon rießig auf den nächsten teil
und wehe Wataru wird zum Zombie!!! =.=


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