Zum Inhalt der Seite

Bushido

"Wir haben gesiegt"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~first and last~

Der Wind, der durch ihre seidig glänzenden Haare fuhr, wurde beständig stärker. Ihr Blick huschte über die grüne Wiese, auf welcher sich das Gras gleichmäßig mit dem Wind mitbewegte und von weiter weg die Hügel wie ein Wellen-Bewegtes Meer aussehen ließ.

Pferde stürmten die Hänge hinauf.

Die Krieger, welche auf den Hengsten saßen, kamen ihren Familien, den Müttern und Kindern, mit freudigem Kriegsgeschrei entgegen, ihre Arme und Waffen in die Höhe gerissen.

„Wir haben gesiegt!“

Ihr Blick wurde eine Spur hektischer, das unangenehme Magengefühl, welches sie durch ihre gleichgültige Miene so gut zu verstecken vermochte, kannte sie mittlerweile schon zu gut.

„Wir haben sie besiegt!“

Das lange, schwarze Haar wurde mit schnellen, dennoch fließenden Bewegungen aus dem Gesicht gestrichen…Immer noch wartete sie darauf die altbekannten Gesichtszüge wieder zu erkennen, flehte jede Sekunde, die alte, rötlich-bronzene Familienrüstung wieder zu erkennen, damit das erstickende Gefühl, das langsam ihren Hals hinauf kroch, einer Welle der Erleichterung weichen konnte.

„Gesiegt!“

Ihre dunklen Augen suchten den Horizont ab.

Irgendetwas in ihr fühlte sich an, als würde es sie von Innen erwürgen wollen.

Ihre Finger krallten sich in den weichen Stoff, des dunkelblauen Kimonos.

Blut klebte an den Rüstungen und Pferden, manche waren schwer verletzt, aber fast alle strahlten eine grimmige Zufriedenheit aus.

Die Rüstung ihres Mannes konnte sie zwischen den Kriegern, die noch immer mit ihren Pferden über die Hügel gesprintet kamen nicht ausmachen.

Ein in dem Krieges- und Jubelgeschrei untergehender, flehender Laut kam über ihre Lippen, den sie nicht einmal selbst hören konnte.

Die Geräusche in ihrer Umgebung verschwammen zu einem penetranten Summen, fast zeitgleich, wie das Bild von ihren Augen verschwamm, ihre Umgebung unscharf werden ließ, sodass sie nur noch das bereits sehr dunkele Blau des Himmels wahrnehmen konnte, was zu einem Azurton wurde, kurz bevor es sich mit dem Grünton des Grases vermischte.

Die letzten Krieger, die den siegreichen Kampf überstanden hatten waren über die grünen, gräsernen Wellen zu ihren Familien zurück geritten.

Sie spürte ihre Beine nicht mehr, aber man hatte ihr bereits als Kind beigebracht aufrecht stehen zu bleiben – was auch immer geschah.

Eine große Hand legte sich auf ihre Schulter, und langsam drehte sie ihren Kopf, nachdem ihre Ohren das Klappern der schweren Rüstung eingeordnet hatten…

Erhobenen Hauptes sah sie einem Krieger in die Augen. Sie erkannte ihn, aber ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert.

„Er ist ehrenvoll gestorben.“

Es fühlte sich an, als würden ihre Finger verkrampfen, als sie sie weiter in den Stoff krallte.

Der Wind hatte mittlerweile fast gänzlich nachgelassen, sodass ihre Haare ruhig hinab hingen. Mit ebenso ruhigen Augen blicke sie den Bruder ihres Mannes an.

Das einzige, was sie verriet, war das glitzern in ihren Augen.

Sie musterte das Gesicht ihres Gegenübers, welches viele Narben, aber jetzt auch frischere, kleine Wunden aufwies, ehe sie ein Nicken andeutete.

„Er hat seine Pflicht getan.“, antwortete sie leise, aber mit fester Stimme, den Traditions-gemäßen Satz.

Man sah ihr nicht an, dass er sich nur schwer, wie zäher Schleim hervorzwängte.

Das Glänzen in ihren Augen wurde matter, als sich der Krieger nach ein paar weiteren Sekunden wieder von ihr abwandte.

An diesem Abend stand sie noch lange am Rand des kleinen Dorfes der Samurai und blickte die grünen Hänge hinauf.

Als würde sie immer noch auf etwas warten.
 

~OWARI~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-07-28T17:15:51+00:00 28.07.2008 19:15
Sei gegrüßt! ;)

Haste ja was ganz anderes geschrieben als ich erwartet habe. Aber ist doch interesannt mal die andere Seite zu erfahren. Bei "The Last Samurai" wird ja wirklich nur von den Männern berichtet, aber nicht von ihren Witwen. Zumindest nicht wirklich.
Ein hübsches One Shot. Du kann Frauen herrlich feminim beschreiben. Es macht Spaß deine Geschichten zu lesen. ;) Ich konnte mir die Situation bidlich vorstellen.
Einen großen Pluspunkt gibt es dafür, dass du sie kaum Emotionen hast zeigen lassen. Das war zu der Zeit ja verpönt und heute bis zu nem bestimmten Grad immernoch. Das war echt gut. :) Der Kontrast Innenleben/das was sie zeigt war äußerst gut gelungen.^^
Insgesamt hast du sehr schön und bunt beschrieben. In vielen Fällen war das gut, aber für diese Situation hätte ich mir schon fast etwas nüchternderes gewünscht. Vielleicht kein blauer sondern ein verhangener, grauer Himmel. Obwohl die Situation mit dem Himmel schon etwas böses an sich hatte. Der Mann stirbt und die Sonne scheint fröhlich. Farin Urlaub lässt grüßen.
Die Kurzgeschichte ließ sich recht flüssig lesen, aber sie wirkte an manchen stellen noch recht stockend. Du müsstest noch ein bisschen darauf achten, auf was du deinen Augenmerk beim Schreiben legst. Zum Beispiel hätte ich mir gewünscht, dass es klarer herauskommt, dass alle Samurai bei ihren Familien waren und das niemand anders mehr da war. Das sie wieder alleine ist. Das ist ncht ganz klar gewesen.
Die Sache mit dem letzten Satz war gut durchdacht, aber er hätte vielleicht eine besser Wirkung erzielt, wenn er anders formuliert gewesen wäre. Vielleicht etwas krasser. "Sie wartete weiter." oder sowas. Ein Mensch, der unter solchem Schock steht, akzeptiert den Tod nicht einfach so. Wäre vielleicht gut gekommen, wenn sie stur weitergewartet hatte. Also das man das krass schreibt und nicht so "Anschein-mäsig" macht.^^ Ich hoffe du weißt, was ich meine. ><°
Achja! Du hattest zwei so tolle Formulierungen!^^ "Grimmige Zufriedenheit" und "penetrantes Summen". Wunderschön. <3

Auf jeden Fall weiter so. :) Man hatte Mitleid mit dre Armen.
Du Sadist. xD°

liebe Grüße

Hannah


Zurück