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... dann bin ich es auch.

von

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Richtig und Falsch?

© by RosaLies
 


 

Sechs Wochen später, in Ame-Gakure
 

Ein sanfter Windstoß blies der jungen Frau die Haare aus dem Gesicht und ließ die langen blassrosa Strähnen anmutig um ihr hübsches Antlitz tanzen.

Sie hatte ihre Ellenbogen auf dem steinernen Geländer des großen Balkons abgelegt und genoss die Wärme der schwachen Sonnenstrahlen, die sich seit ein paar Minuten hartnäckig ihren Weg durch die graue Wolkendecke erkämpften.
 

Ein leises Seufzen entrann ihrer Kehle, während sie sich langsam umdrehte und ihr Blick auf den rothaarigen Akatsuki fiel, der keine vier Meter von ihr entfernt neben der Balkontür stand und sie stumm beobachtete.

Sasori.

Das womöglich repräsentativste Gegenteil zu Pain, der wahrlich immer einen originellen Spruch auf der Zunge hatte, während Sasori niemals auch nur ein Wort von sich gab.

Jedenfalls nicht in ihrer Gegenwart.

Eine Tatsache die Sakura als äußerst beunruhigend empfand.
 

Mit einem leichten Kopfschütteln löste sie sich von ihren Überlegungen und trat wenig später neben Sasori durch die hohe Balkontür, ehe sie sich wortlos dem Sessel am Kamin näherte und sich seufzend auf seiner gepolsterten Armlehne niederließ.

Sie spürte den wachsamen Blick des Rothaarigen in ihrem Nacken und hätte am liebsten genervt aufgestöhnt, als plötzlich die schweren Flügeltüren geöffnet wurden und Kichiro aufgeregt in das Zimmer gesaust kam.

„Mama! Sieh mal!“, rief der Kleine erfreut und hielt voller Stolz ein kurzes Plastikschwert in die Höhe, „Das hat Papa mir gekauft! Jetzt bin ich ein echter Ninja …“

„Bereit für die Genin-Prüfung, was?“, lächelte Sakura und hob den Dreijährigen kurzerhand auf ihren Schoß.

Währenddessen erschien Sasuke im Türrahmen, besah seine Familie mit einem flüchtigen Blick und ließ das schwere Teakholz wenig später hinter sich ins Schloss fallen.

„Damit kann ich noch besser üben …“, erzählte Kichiro begeistert, schwang das leichte Schwert beinahe schon professionell in einem Halbkreis um sich selbst und war nach einem kurzen Kuss seiner schmunzelnden Mutter von ihrem Schoß gehüpft.
 

„Sei aber vorsichtig …“, rief Sakura dem Jungen nach, bevor er das Spielzeug immer wieder durch die Luft sausen ließ und schließlich im angrenzenden Zimmer verschwand.

Die Uchiha sah dem Kind noch einen Augenblick lang nach, ehe sie leicht den Kopf drehte und stumm in die unergründlichen Augen des Schwarzhaarigen starrte.

Sasuke erwiderte ihren Blick und ließ seine Hände lässig in die Taschen seiner schwarzen Hose gleiten, während sich die Konoichi durch eine flüchtige Bewegung die Haare aus der Stirn schob und mit dem Rücken gegen die Lehne des Sessels sank.
 

„Ein Plastik-Katana …?“, entfuhr es der Medic-Nin skeptisch, woraufhin Sasuke ein leises Seufzen vernehmen ließ und sich mit der Schulter an den Sims des großen Kamins lehnte.

„Er hat es im Schaufenster eines Geschäftes gesehen … und dann …“, erklärte der junge Mann müde lächelnd und warf einen Blick auf die Tür, durch die sein Sohn vor wenigen Sekunden verschwunden war.

„Und dann hast du ihm das Teil gekauft und somit dein Gewissen erleichtert, ja?“, beendete Sakura den Satz des Schwarzhaarigen in einem anklagenden Ton und besah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Müssen wir uns jetzt schon wieder streiten …?“, brummte Sasuke genervt und registrierte wie seine Frau, offensichtlich verstimmt, die Arme vor der Brust verschränkte und ihm einen finsteren Blick entgegenschleuderte.

„Du solltest dich mittlerweile daran gewöhnt haben …“, zischte die hübsche Konoichi und beobachtete mit Genugtuung, wie sich die Augen ihres Gegenübers missbilligend zu kleinen Schlitzen verzogen.
 

„Warum willst du nicht begreifen, dass ich nur um deine und Kichiros Sicherheit besorgt bin …?“

„Und das rechtfertigt, deiner Meinung nach, meine Gefangenschaft, nicht wahr?“
 

Der Uchiha schwieg daraufhin und fuhr sich mit einer Hand durch die rabenschwarzen Haare, ehe er für einen flüchtigen Moment die Lider schloss und geräuschvoll ausamtete.

Im nächsten Augenblick richteten sich seine dunklen Pupillen wieder auf Sakura, die ihn aufmerksam zu mustern schien und schließlich leicht überrascht feststellte, dass Sasuke sich ihr langsam näherte. In einer kurzen Bewegung rutschte sie von der Armlehne auf die Sitzfläche des Sessels und beobachtete schweigend, wie der ANBU sich, seine Hände rechts und links neben ihr abstützend, bis auf wenige Zentimeter zu ihr hinunterbeugte.
 

„Ich werde heute Nacht aufbrechen …“, erklärte der Shinobi schließlich knapp, woraufhin Sakura einen Moment lang verwirrt die Stirn runzelte, ehe sie plötzlich begriff und erschrocken innehielt.

„Morgen, bei Einbruch der Dunkelheit … werden die Ältesten für das was sie getan haben sterben … und dann ist es endgültig vorbei …“

Die Stimme des Clanerben wurde mit jedem Wort leiser, während er sah wie die junge Frau vor ihm schweigend den Kopf sinken ließ und stumm auf ihre Knie starrte.

„Sobald die Abenddämmerung einsetzt, werden wir in das Hauptgebäude eindringen und- …“

„Wenn du wir sagst ...?“, fiel ihm Sakura irritiert ins Wort und hielt gespannt die Luft an.

„Meine ich Madara und mich ...“

Sasuke sah, wie sich die Muskeln der Medic-Nin für einen Augenblick anspannten, ehe sie tief ein und aus atmete und sich weiterhin regungslos auf ihre Beine konzentrierte.
 

„Morgen Abend also …“, flüsterte sie schließlich leise und starrte gedankenversunken in die knisternden Flammen des Kaminfeuers.

„Morgen Abend.“, wiederholte der ANBU monoton, lehnte sich ein Stück weit vor und wollte seine Lippen gerade in einer tröstenden Geste auf den Haarschopf der Konoichi pressen, als diese ihm durch eine unmissverständliche Kopfbewegung Einhalt gebot.

Sasuke nahm jenes abweisende Zeichen äußerst missbilligend zur Kenntnis und stieß ein leises Zischen aus, während sich sein Griff um die gepolsterten Armlehnen des Sessels krampfhaft verstärkte.

„Wie lange soll das jetzt eigentlich so weiter gehen …?“, fragte der Uchiha plötzlich zerknirscht und versuchte vergeblich einen Blick in die grünen Augen seiner Frau zu erhaschen.
 

„Verdammt, Sakura. Du redest kaum mehr als zwei Sätze mit mir …“

„…“
 

„Ich darf dich nicht berühren, ich darf dich nicht küssen, du siehst mich nicht mal mehr wirklich an …“

„…“
 

Dem Uchiha entfuhr ein genervter Laut, während er sich knurrend von dem großen Ohrensessel abstieß und verstimmt auf seine Frau hinab sah.

„Ich habe versucht dir zu erklären, dass diese Überwachung nur zu deiner Sicherheit dient. Ich habe versucht mich für das, was in der Dusche passiert ist, zu entschuldigen. Und du weißt, dass ich dir niemals wehtun wollte, verdammt! Also was willst du noch von mir hören? Ich werde ganz sicher nicht um Vergebung für etwas betteln, dass ich nur getan habe um dich und Kichiro in Sicherheit zu wissen, verstanden?“, sprach der Clanerbe zornig, ehe er sich wieder zu der jungen Konoichi hinunterlehnte, unsanft nach ihrem Kinn griff und sie kurzerhand zwang ihm in die Augen zu sehen.
 

„Wie unsagbar selbstlos du doch bist …“, zischte Sakura schließlich unerwartet und ließ ihre von Spott durchtränkte Stimme äußerst hasserfüllt klingen, während sie sich mit einem Ruck aus dem Griff ihres Mannes befreite und sich von dem Polster des Sessels erhob, „Du hältst mich hier gefangen und erwartest tatsächlich, dass ich dir auf Knien dafür danke. Ist das dein Ernst?“

„Ich halte dich nicht gefangen …“, antwortete der Schwarzhaarige müde und beobachtete innerlich seufzend, wie seine Frau ein paar Meter Abstand zu ihm einnahm und abwehrend die Arme vor der Brust verschränkte.

„Ich werde rund um die Uhr bewacht und mir ist es nicht erlaubt diese Räumlichkeiten zu verlassen. Das ich noch nicht angekettet worden bin, ist auch schon alles …“, fauchte die Medic-Nin und warf einen kurzen abwertenden Blick auf den rothaarigen Akatsuki, welcher den Streit vom Balkon aus regungslos mitverfolgte und Sakura durch die Fensterscheibe hindurch stillschweigend beobachtete.
 

„Dieser Arrest ist doch nur vorübergehend. Sobald ich aus Konoha-Gakure zurück bin …“, konterte der Uchiha streng und wurde noch im selben Atemzug von seiner Frau unterbrochen.

„Was dann, Sasuke …?“, sprach die junge Mutter höhnisch und öffnete ihre Arme zu einer ratlosen Geste, „Was ist dann von dir noch übrig? Was bleibt dann für mich noch übrig? Oder für Kichiro …?“
 

Der Clanerbe blieb stumm, während er einen undefinierbaren Blick in die matten Augen der Rosahaarigen warf und erst jetzt bemerkte wie müde und blass sie wirkte.

„Sakura …“, begann er seufzend, ehe er sie einer kurzen Musterung unterzog und schließlich kopfschüttelnd die Hände in seine Hosentaschen gleiten ließ, „Ich muss das tun …“

„Ja, ich weiß …“, hauchte die Angesprochene daraufhin erschöpft und senkte ergeben den Blick, „Und deswegen werde ich dich nicht aufhalten. Aber mehr kannst du nicht von mir verlangen …“
 

„Ist das alles was du zu sagen hast …?“
 

Ein knappes Nicken der Medic-Nin bestätigte die barsche Frage des Uchihas und ließ ihn unzufrieden mit den Zähnen knirschen, ehe er sich schnaubend von seiner Frau abwandte und ihr ohne ein weiteres Wort den Rücken zukehrte.

Erst als er die großen Flügeltüren mit einem wütenden Ruck aufriss und sie nicht minder geräuschvoll hinter sich ins Schloss fallen ließ, wagte es die Uchiha wieder zu atmen und plumpste ungalant in einen der großen Ohrensessel.

Ein schwermütiges Seufzen verließ ihre Kehle, während Sakura sich tiefer in das weiche Polster kuschelte und verzweifelt begann ihre Schläfen zu massieren.

Morgen.

Morgen bei Einbruch der Dunkelheit würden in Konoha-Gakure mindestens drei Leute sterben.

In einer stummen Geste presste die hübsche Konoichi ihre Lippen aufeinander und wünschte sich verzweifelt einen Ausweg aus dieser entsetzlichen Situation.

Ihr Blick glitt zum Balkon und traf direkt auf die nussbraunen Augen ihres Wächters.

Sasori stand noch immer auf derselben Stelle wie vor wenigen Minuten und starrte die junge Frau durch das Glas hindurch unentwegt an.

Die Uchiha spürte, wie ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief und sich die feinen Härchen in ihrem Nacken unverzüglich aufstellten, ehe sie das Gesicht schlagartig abwandte und nicht mitbekam, wie ein merkwürdig besorgter Ausdruck über die Miene des Rothaarigen huschte.
 


 

Zur selben Zeit, in Madaras Gemächern
 

Sorge dafür, dass alles nach Plan verläuft …“

Die Stimme des Maskierten klang schneidend und ließ den Mann ihm gegenüber einen kurzen Moment innehalten. Sein Blick, der bisweilen auf den Titeln der vielen staubigen Bücher gelegen hatte, richtete sich auf den Anführer und schien diesen spöttisch zu mustern.

„Solange er sich an die Vereinbarung hält, dürfte es keine Probleme geben.“, sprach Pain schulterzuckend und lief mit gelangweiltem Blick die vielen Bücherregale ab.

„Orochimaru war, im Bezug auf deine Forderung, negativ überrascht …“, setzte Madara räuspernd an und platzierte seine gefalteten Hände auf dem dunklen Holz des morschen Schreibtisches.

„Tatsächlich …?“, kam es offensichtlich schadenfroh von dem Angesprochenen, ehe er eines der Bücher aus dem Regal zog und einen genaueren Blick auf den Einband warf, „Ist er etwa verärgert, weil ich sein potenzielles Spielzeug nun für mich beanspruche …?“

„Ich würde nicht behaupten wollen, dass dies der ausschlaggebende Punkt für Orochimarus Missbilligung ist …“, sprach der Maskierte scharf und erhob sich aus dem großen zerschlissenen Sessel, „Eine seiner Bedingungen für unseren Handel, war ihr Tod. Deine Forderung hat diesen Teil des Abkommens aufgehoben. Doch bedenke, solltest du nicht in der Lage sein, dich ihrer anzunehmen, wird Orochimaru ihre sofortige Exekution fordern.“

Pains kritische Augen ruhten derweil auf dem alten Uchiha, während dieser an ihn herantrat und ihm schweigend das wuchtige Buch aus der Hand nahm.
 

„Verbotene Chakra-Blockaden …?“, las Madara vor und besah seinen Untergebenen mit einem kurzen Blick, „Das wird nicht funktionieren. Uchiha Sakura ist diesbezüglich äußerst geschult …“

Die niederschmetternde Aussage des Maskierten schien jedoch auf Pain keinerlei Wirkung zu haben und veranlasste ihn lediglich zu einem müden Lächeln.

„Es gibt viele Möglichkeiten sie ihrer Stärke zu berauben …“, antwortete der Jüngere, wandte sich von seinem Gesprächspartner ab und ließ sich auf einen Sessel in der Nähe des großen Schreibtisches fallen.

„Du unterschätzt sie.“, begann Madara verschwörerisch und stellte die Lektüre zurück an ihren Platz, „Und genau das ist auch Orochimarus Befürchtung. Sie würde für uns eine zu große Gefahr darstellen, sollte dein Vorhaben scheitern.“

„Er hat meiner Forderung zugestimmt. Und wenn sich irgendjemand meinem Befehl widersetzen – oder vorschnell handeln sollte, wird das schwerwiegende Konsequenzen haben, verstanden?“, fuhr Pain den Maskierten an und registrierte zerknirscht wie dieser lediglich ein raues Lachen von sich gab.

„Deine Besessenheit ist schon fast so erschreckend wie die von Sasuke …“

„Verschont mich mit Eurem Schoßhund …“

„Dann soll ich den Auftrag also jemand anderem anvertrauen …?“

„Nein. Uchiha gehört mir …“
 

„Ich verstehe!“, kicherte Madara und starrte gebannt auf die lodernden Flammen im nahe gelegenen Kamin, als plötzlich das Knarren der alten Flügeltür erklang und die beiden Männer dazu veranlasste sich umzudrehen.

„Madara-sama?!“, erklang die sanfte Stimme einer Frau, ehe Konans Gesicht erschien und sie sich wenig später zu einer knappen Verbeugung herabließ, „Uchiha-san wünscht Euch zu sprechen …“

Die Blicke der beiden anwesenden Männer trafen sich, bevor Pain grinsend nickte und kurz darauf mit einem gekonnten Sprung durch das Balkonfenster verschwunden war.
 

„Lass ihn eintreten, meine Liebe.“, sprach der Maskierte schließlich formgewandt und vollführte eine kurze Handbewegung, woraufhin Konan ergeben die Augen nieder schlug und sich geräuschlos entfernte.

Es dauerte nicht lange, bis ein junger schwarzhaariger Mann im Türrahmen erschien und mit seinen dunklen Augen flüchtig den Raum inspizierte.

„Ah! Sasuke …“, kam es erfreut von Madara, ehe er mit einer unmissverständlichen Geste auf die beiden Sessel vor dem Kamin deutete und der ANBU seiner Aufforderung stumm folgte, „Was führt dich zu mir …?“

Die Stimme des Anführers klang neugierig, während er sich einem kleinen Schränkchen näherte und dabei beobachtete, wie Sasuke auf der dargebotenen Sitzmöglichkeit Platz nahm.

Der Uchiha zögerte einen flüchtigen Moment, ehe er sich leise seufzend das rabenschwarze Haar aus der Stirn strich und einen gelangweilten Blick in die Flammen warf.
 

„Es geht um Sakura …“

„Das überrascht mich nicht, mein Junge.“, warf der Akatsuki seltsam trocken ein und nahm eine Flasche Reiswein aus dem Schrank, ehe er sie ihres Korkens beraubte und den Alkohol in zwei Becher goss, „Du hast es ihr erzählt, nicht wahr?“

„Hn.“

„Und sie hat natürlich versucht an deiner Entscheidung zu rütteln und dich davor gewarnt mir Vertrauen entgegenzubringen …“

„Nein.“

„Nein …?“, entfuhr es Madara erstaunt, während er dem Clanerben einen der zwei Becher reichte und sich neben ihm, in einem weiteren gepolsterten Ohrensessel, niederließ.

„Sie hat nichts dergleichen getan.“, knurrte Sasuke und gönnte sich einen kräftigen Schluck Sake, „Sie hat mich kaum eines Blickes gewürdigt.“

„Vertrau mir. Wenn das vorbei ist, dann …“, setzte Madara besänftigend an, wurde jedoch von seinem Gegenüber wütend unterbrochen und beobachtete wie dieser ruckartig aufstand.

„Was dann …?“, zischte der Uchiha erzürnt und Schritt vor dem knisternden Kamin verstimmt auf und ab, „Dann wird sie mich, wie durch ein Wunder, plötzlich nicht mehr hassen? Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte sie einfach gehen lassen sollen …“
 

„Dann wäre sie jetzt bereits tot …“, erklärte der Ältere unvermittelt und nippte an seinem Reiswein, „Du hattest keine Wahl, mein Junge!“

„Nein. Ich hatte eine Wahl. Sakura hatte keine …“, sprach Sasuke müde, blieb vor dem großen offenen Balkonfenster stehen und richtete seinen Blick in den wolkenverhangenen Mittagshimmel, „Es war nicht richtig.“

„Dann hättest du deine eigene Frau also lieber in den Tod geschickt?“

Die Stimme des Maskierten nahm einen harten Ton an, während sich der junge Clanerbe zu ihm umwandte und sein Gegenüber mit einem kühlen Blick besah.

„Ich fürchte, ich habe ihr bereits schlimmeres angetan …“

„Was soll das bedeuten …?“, fragte Madara hörbar verstimmt und stellte seinen Reiswein auf einem nahe gelegenen Tischchen ab.

„Das bedeutet, dass Sakura von jetzt an die Wahl haben wird …“, antwortete Sasuke entschlossen, ließ seine freie Hand in eine der Hosentaschen gleiten und trat vor den prunkvollen Kamin.
 

„Du lässt sie also gehen …?“, stellte der Akatsuki missbilligend fest und erhob sich nun ebenfalls aus dem gepolsterten Sessel, „Und was ist mit deinem Sohn? Du weißt, dass du ihn vermutlich nie wieder sehen wirst …?“

„Hn …“, brachte Sasuke hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und stürzte sich den Rest Sake die brennende Kehle hinunter. Madara beobachtete den Schwarzhaarigen derweil abfällig und schien über den Verlauf dieses Gesprächs nicht sehr erfreut.

„Ich weiß, es steht mir nicht zu, deine Entscheidung zu kritisieren. Deswegen möchte ich meine folgenden Worte gerne als Vorschlag bezeichnen …“, kam es schließlich monoton von dem Maskierten, ehe er nach seinem Reisweinbecher griff und ihn in einem wütenden Zug leerte, „Wenn du dir in dieser Angelegenheit wirklich sicher bist, werde ich dich selbstverständlich unterstützen. Ich möchte dir nur anbieten, den Arrest deiner Frau noch um ein oder zwei Tage zu verlängern. In Konoha-Gakure wird morgen Abend, nach dem Tod der Ältesten, höchstwahrscheinlich Chaos herrschen. Und unser Vorhaben könnte mehr als drei Opfer fordern, mein Junge. Ich nehme an du willst deiner Familie derartige Bilder ersparen, nicht wahr?“

„Hn.“

„Sehr gut. Dann sind wir uns einig …“
 


 

Am Nachmittag, im Hyuuga Anwesen in Konoha-Gakure
 

Mit einem leisen Seufzer ließ sich der Uzumaki in die weichen Kissen des Sofas fallen, platzierte seinen Kopf gähnend auf der Rückenlehne und fuhr mit beiden Händen immer wieder durch sein strohblondes Haar.

Die Atmung des jungen Mannes wurde zunehmend flacher, während er den gedämpften Geräuschen aus der Küche lauschte und stumm an die Decke des Wohnzimmers starrte.
 

Es waren nun über sechs Wochen vergangen, seitdem Sakura und Kichiro Konoha-Gakure verlassen hatten.

Und noch immer gab es keinerlei Hinweis darauf, wo sie sich aufhielten.
 

Naruto spürte wie sich bei diesen Gedanken ein beklemmendes Gefühl in ihm ausbreitete, als plötzlich die Tür aufgeschoben wurde und sich jemand neben ihm auf das helle Polster der Couch fallen ließ.

„Mein Onkel verlangt, dass sein Schwiegersohn noch einen Becher Reiswein mit ihm trinkt.“, grummelte Neji und legte seinen Kopf, wie Naruto zuvor, auf die Rückenlehne der Sitzgelegenheit.

„Es ist gerade mal drei Uhr nachmittags und dein Onkel ist jetzt schon voller als eine Regentonne im Herbst.“, antwortete der Angesprochene trocken und schloss wenig später seufzend die Augen.

„Er hat Geburtstag. Folglich ist ein weiteres einsames Jahr an ihm vorüber gezogen. Was bleibt einem Wittwer in seinem Alter anderes übrig, als sich zu betrinken?“

„Er ist reich. Nette Gesellschaft und Liebe sind käuflich.“

„Mein Onkel im Freudenhaus. Ein interessanter Buchtitel.“, würgte Neji hervor und starrte gelangweilt an die paneelierte Decke des Wohnzimmers, während er gähnend die Hände in seinen Hosentaschen vergrub.

„Konkurrenz für das Flirtparadies, was?“, murmelte Naruto, ehe sich seine Lider hoben und er ebenfalls einen betrübten Blick auf die dunkle Vertäfelung warf.
 

„Gibt es irgendwas Neues?“, fragte der Uzumaki schließlich nach kurzem Schweigen und vernahm das unzufriedene Brummen seines Gesprächspartners.

„Nichts. Aber ich habe das ungute Gefühl, dass bald etwas passieren wird.“, antwortete Neji verschwörerisch und wandte sein fragendes Gesicht dem Blondschopf zu, da dieser plötzlich genervt aufstöhnte.

„Apropos ungutes Gefühl. Ich habe bereits seit drei Stunden höllische Bauchschmerzen.“

„Das ist nur TenTens Miso-Suppe.“

„Na klasse! Und wo war dein Zeichen, Alter?“

„Ich habe auf die Suppenschüssel gedeutet und mir den Finger in den Hals geschoben! Was ist daran schwer zu kapieren?“

„Ein paar Würggeräusche hätten es sicherlich verständlicher gemacht!“

„TenTen saß neben mir.“

„Na und? Hast du Angst, dass sie dich nicht mehr ran lässt, wenn du ihre Suppe vor der gesamten Familie schlecht machst?“

„Ehrlich gesagt, ja.“

„Was ist nur aus uns geworden?“

„Verweichlichte unehrenhafte degradierte Ehemänner …“
 

„Ja, das kommt ungefähr hin …“, grinste Naruto und auch der Hyuuga konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als plötzlich ein weiteres Mal die Tür geöffnet wurde und Hinata auf der Schwelle erschien.

„Hier seid ihr …“, stellte sie nicht gerade überrascht fest, schenkte den beiden Männern ein sanftes Lächeln und näherte sich offenbar amüsiert der Couch, „Mein Vater sucht euch bereits.“

Die beiden Angesprochenen quittierten diese Aussage mit einem schweren Seufzer und registrierten wie sich Hinata leise lachend zwischen ihnen niederließ.

„Keine Sorge! Es liegt nicht im meinem Interesse dem Feind die Koordinaten eures derzeitigen Aufenthaltsortes zu übergeben.“
 

„Dann bist du im Verein der verweichlichten unehrenhaften und degradierten Ehemänner herzlich willkommen.“, gähnte Neji und beobachtete schmunzelnd wie seine Cousine ihren Kopf auf Narutos Schulter bettete.

„Sagt mal Jungs? Stören euch diese schweren unsichtbaren selbst angelegten Eisenketten nicht ein wenig?“, scherzte Hinata offensichtlich amüsiert und schenkte den beiden Angesprochenen ein süffisantes Lächeln.

„Die haben wir uns nicht selbst angelegt! Das war der Heiratsantrag, den ihr hinterlistigen Biester damals unter Folter aus uns herausgekitzelt habt!“, erklärte Neji und verzog gespielt gequält das Gesicht.

„Der einzige der seinen Heiratsantrag unter Folter machen musste war Sasuke-kun. Der hat, laut Sakura, nämlich wirklich Blut und Wasser geschwitzt!“, kicherte die Blauhaarige geheimnisvoll und verleitete die anwesenden Herren, durch ihre Aussage, zu einem verständnislosen Stirnrunzeln.

„Was soll das denn bedeuten?“

„Ich bin nicht befugt euch diese Information auszuhändigen …“

„Wer sagt das?“

„Mein Loyalitätsdrang …“
 


 

Zur selben Zeit, im Büro der Hokage
 

Ein leises Seufzen entrann der blonden Frau, während sie geistesabwesend ihre Fingerspitzen über die kalte Fensterscheibe gleiten ließ und einen Blick auf den weit entfernten Horizont warf.

„Du hast getan, was in deiner Macht stand …“, erklang hinter ihr Jiraiyas dunkle Stimme und veranlasste sie dazu besorgt die Augen zu schließen.

„Es war vollkommen sinnlos. Mir scheint alles zu entgleiten. Ein Hokage sollte dazu in der Lage sein, das Dorf zusammenzuhalten …“, sprach Tsunade gedämpft und spürte wenig später eine große kräftige Hand auf ihrer linken Schulter.

„Du weißt, dass du Konoha-Gakure zu Frieden und Unbeschwertheit verholfen hast. Die Verbindung zu Suna-Gakure war nie stärker und …“

„Und ich kann nicht einmal verhindern, dass meine eigene Schülerin zum Nuke-Nin erklärt wird!“, fuhr das Oberhaupt erbost dazwischen und riss sich schnaubend von dem weißhaarigen Mann los, „Was bin ich für eine Lehrerin, eine Freundin, wenn ich nichts dagegen unternehmen kann, das Sakura für immer aus ihrem Heimatdorf verbannt wird?“
 

„Sie wird es verstehen …“, kam es besänftigend von Jiraiya, „Es ist die Entscheidung des Rates gewesen … und nicht deine. Danzou hat ein paar stichhaltige Argumente vorgelegt um die anderen Ältesten zu überzeugen.“

„Aber es ist falsch! Wenn Koharu und Homura den Antrag dieses widerwärtigen Kerls morgen Abend mit ihren Unterschriften als rechtsgültig erklären, dann können Sasuke und Sakura nicht mehr zurückkehren. Und Kichiro wird wohl als jüngster Verräter in die Geschichte eingehen. Und wer sollte diese Katastrophe eigentlich verhindern können? Richtig! Ich. Aber ich kann es nicht. Mir sind die Hände gebunden. Hörst du? Ich kann es nicht!“, bellte die Hokage aufgebracht und wollte ihre Faust gerade zornig auf den Schreibtisch niedersausen lassen, als ihr Gegenüber diese urplötzlich abfing und die zitternde Frau an seine Brust zog.
 

„Ich weiß …“, antwortete der alte Mann und spürte wie Tsunade ihr Gesicht schluchzend in seiner Jacke vergrub und sich Halt suchend an ihm festkrallte.

„Es ist falsch …“, wisperte sie immer wieder und ließ sich dabei von ihrem einstigen Teamkollegen fürsorglich hin und her wiegen.

Die Sekunden vergingen, während sie alleine in dem großen Büro standen und der Atmung des jeweils anderen lauschten. Es dauerte noch eine Weile, bis die blonde Frau zaghaft den Kopf hob und müde zu ihrem alten Freund aufsah.

„Ich kann nicht mehr, Jiraiya. Ich kann und will einfach nicht mehr.“

Sie beobachtete wie der Angesprochene für einen kurzen Moment die Lider schloss, ehe er seine Umarmung verstärkte, sich zu ihr hinunterbeugte und seine Lippen federleicht auf die Stirn seines Oberhauptes legte.

„Ich weiß …“, flüsterte er erneut und strich der Konoichi sanft eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, „Ich weiß ….“
 


 

Am Abend, im Garten des Hyuuga Anwesens
 

Das leise Zirpen der Grillen erfüllte den, von Fackeln umsäumten Garten, und schuf eine angenehme Atmosphäre, während Neji und der Uzumaki sich murmelnd zuprosteten und das kurze wärmende Gefühl des Reisweines genossen. Ein lautes Schnarchen rechts neben ihnen ließ beide synchron die Augen verdrehen, ehe sie ihre Blicke auf Hiashi richteten und eine Weile dabei zusahen, wie das besagte Clanoberhaupt seinen Rausch ausschlief.
 

„Ich hoffe, ich werde nicht auch irgendwann so bemitleidenswert …“, gähnte Naruto und goss sich und seinem Gast gerade nach, als das leise Knarren des Gartentors erklang und ihn dazu veranlasste aufzusehen.

„Shikamaru …? Sai …?“, kam es erstaunt von dem Hyuuga, während er beobachtete wie sein Teamkollege und der Schwarzhaarige zur Begrüßung die Hand hoben und stumm über den angelegten Weg zu ihnen hinüber spazierten, „Was macht ihr denn hier?“

„Katastrophal schlechte Nachrichten überbringen …“, stöhnte der Nara und ließ sich gegenüber von Naruto auf einen der gemütlichen Gartenstühle fallen.

„Was ist passiert …?“, kam es unverzüglich von Neji und auch der Uzumaki spitzte angespannt die Ohren, bevor Sai neben Shikamaru Platz nahm und seinen betrübten Blick stillschweigend durch die Runde schweifen ließ.

„Jiraiya hat uns vor knapp einer Stunde zu sich bestellt und berichtet, dass es am Nachmittag im Konferenzraum der Hokage eine kleine Versammlung gegeben hat …“, setzte der Nara seufzend an, griff unaufgefordert nach dem Reisweinbecher seines Teamkollegen und leerte ihn in einem Zug.

Neji schien dies jedoch nicht im Geringsten zu interessieren, während sich seine Augenbrauen anhand von Shikamarus Worten skeptisch zusammenzogen und er geduldig auf weitere Informationen wartete.
 

„Eine Versammlung?“, entfuhr es Naruto offenbar überrascht, bevor Sai zustimmend nickte und nach einem kurzen Blickaustausch mit dem Nara von den neusten Ereignissen berichtete.

„Das kleine Treffen hat Danzou arrangiert. Nur die Ältesten, Tsunade-sama, Jiraiya-san und ein paar von Danzous engsten Vertrauten waren geladen …“

„Was …?“, kam es ungläubig und zugleich erbost von Neji, während Shikamaru gerade unheilvoll mit den Zähnen knirschte und den Anwesenden deutliche Missbilligung signalisierte.

„Worum ging es?“, fragte Naruto argwöhnisch und wirkte auf Grund des mürrischen Gesichtsausdrucks von Temaris Mann äußerst besorgt.

„Natürlich überwiegend um Sasuke …“, antwortete Shikamaru brummend und rieb sich mit einer Hand seinen verspannten Nacken, „ … aber dank Danzou … leider auch um Sakura und Kichiro …“

„Was soll das heißen …?“, entfuhr es Neji verständnislos, während sich der Uzumaki stirnrunzelnd den letzten Rest seines Reisweines die Kehle hinunter stürzte.

„Danzou hat einen Antrag auf Sasukes, Sakuras und Kichiros sofortige Verbannung gestellt.“

Die Worte des Naras drangen unaufhaltsam in die Köpfe der Anwesenden ein und ließen Naruto und den Hyuuga für einen Moment erschrocken die Luft anhalten, ehe sie gleichzeitig ihre Gesichter zu wütenden Grimassen verzogen und ein leises Zischen ausstießen.

„Dieser Schwachkopf hat wirklich vor ein dreijähriges Kind zu verbannen?“, fluchte der Uzumaki und schlug mit seiner flachen Hand auf den hölzernen Gartentisch, während Neji nicht minder wütend brummte und für einen flüchtigen Augenblick die Lider schloss.

„Das kann doch unmöglich Danzous Ernst sein …?“, sprach der Braunhaarige erbost und blickte missgestimmt in das Gesicht des Naras, „Was ist mit der Hokage? Warum hat Tsunade das nicht verhindert?“
 

„Laut Jiraiya hat Danzou die Anwesenden freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht, dass die Hokage diese ganze Angelegenheit wohl kaum objektiv betrachten könne, da der besprochene Antrag ihre ehemalige Schülerin und engste Vertraute betrifft. Folglich wurde das Gewicht von Tsunades Stimme auf ein Minimum reduziert. Und bereits morgen Abend soll die Verbannung durch Koharus, Homuras und Danzous Unterschriften als rechtsgültig erklärt werden.“, berichtete Shikamaru seufzend und massierte sich derweil seine Schläfen.
 

„Danzou konnte es wohl nicht schnell genug gehen, was …?“, grummelte der Hyuuga und lehnte sich kopfschüttelnd in dem gemütlichen Gartenstuhl zurück, „Wir sollten noch heute mit Tsunade sprechen. Es muss eine Möglichkeit geben das Ganze ein paar Wochen hinauszuzögern …“

„Neji hat Recht. Mit Tsunades Hilfe könnten wir Sasuke und Sakura-chan somit immerhin noch ein wenig Zeit verschaffen …“, warf Naruto entschlossen ein, ehe ihm Shikamaru kurzerhand den Wind aus den Segeln nahm.

„Das könnten wir, wenn Tsunade nicht vor wenigen Minuten beschlossen hätte, ihr Amt als Hokage von Konoha-Gakure niederzulegen …“
 


 

Zur selben Zeit, in Ame-Gakure
 

Das leise Knistern des Kaminfeuers ließ die junge Konoichi aus ihrem traumlosen Schlaf erwachen, ehe sie sich gähnend auf dem großen Ohrensessel streckte und die dünne graue Stoffjacke enger um ihren Oberkörper schlang.

„Normalerweise habe ich auf Frauen eine weniger einschläfernde Wirkung …“

Pains belustigt klingende Stimme veranlasste Sakura dazu unbemerkt die Augen zu verdrehen und einen genervten Blick über ihre Schulter zu werfen.

„Wie spät ist es …?“, fragte sie den offensichtlich erheiterten Akatsuki und beobachtete desinteressiert, wie sich eben dieser von der Wand neben dem großen Bett abstieß und langsam auf ihren Sessel zutrat.

„Es ist nie zu spät, mich um eine unvergessliche Nacht zu bitten.“, antwortete der junge Mann grinsend und wollte gerade seine Hand nach der Medic-Nin ausstrecken, als diese ihm unverzüglich auswich und sich von der bequemen Sitzmöglichkeit erhob.

„Fass mich nicht an …“, zischte sie wütend und vernahm kurz darauf das arrogante Lachen ihres Gegenübers.

„Deine Angst vor körperlicher Nähe ist für die Vertiefung unserer Beziehung irgendwie hinderlich …“, neckte sie der Akatsuki und parierte ihren finsteren Blick mit einem anzüglichen Lächeln, ehe er nachdenklich dabei zusah wie sich die junge Frau vor ihm erschöpft den Nacken rieb.
 

„Wie kannst du immer noch müde sein …?“, fragte er schließlich argwöhnisch und zog interessiert eine Augenbraue in die Höhe, während Sakura seufzend die Balkontür öffnete und sich eine kühle Brise der Abendluft ins Gesicht wehen ließ.

Sie seufzte gerade leise und warf ihr langes Haar in einer kurzen Bewegung über ihre Schulter, als plötzlich das laute Knarren der Flügeltür erklang und die Anwesenden überrascht aufsehen ließ.

Nachtschwarze Augen huschten von der Uchiha zu Pain und bohrten sich in den Blick des Akatsukis, während dieser beobachtete wie Sasuke schweigend den Raum betrat und noch einmal zwischen ihm und seiner Frau hin und her sah.

„Lass uns allein …“, zischte der Clanerbe schließlich kalt und besah den Wächter mit einem auffordernden Blick, „Sofort!“

„Wie Ihr wünscht … Sasuke-sama …“, antwortete Pain nicht minder frostig und trat unverzüglich an dem Uchiha vorbei, ehe er mit einem letzten Blick auf Sakura die Flügeltür hinter sich schloss und leise knurrend den Flur hinab schritt.
 

Die Rosahaarige beobachtete derweil stillschweigend, wie sich die Gesichtszüge ihres Mannes deutlich entspannten und er sich stöhnend durch das pechschwarze Haar fuhr.

Für einen kurzen Moment trafen sich die Blicke der beiden, ehe Sakura seinen Augen bewusst auswich und ihr Interesse auf die seidige Bettwäsche lenkte.

„Ich wollte nur …“, setzte Sasuke unsicher an und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf die Kinderzimmertür.

„Du bist sein Vater. Du brauchst nicht um Erlaubnis fragen, wenn du ihn sehen willst.“, fiel ihm die Uchiha tonlos ins Wort und vermied es konsequent Blickkontakt mit ihrem Gegenüber herzustellen.
 

Und erneut legte sich diese unangenehme Stille über die Anwesenden und trieb den Schwarzhaarigen an den Rand der Verzweiflung.

Er registrierte wie sich seine Hände zu Fäusten ballten und die angestaute Wut in seinem Inneren die Oberhand gewann.
 

Wut über das gleichgültige Verhalten seiner Frau.

Wut über ihre abweisende Haltung ihm gegenüber.

Wut über den Hass in ihren Augen der zweifelsohne ihm galt.

Aber vor allem war es die Wut auf sich selbst.
 

Sasuke wusste, dass der Konoichi sein gegenwärtiger Gemütszustand nicht entgangen sein konnte, da das pulsierende Chakra in seinen Adern beinahe den gesamten Raum erzittern ließ.

Und als sie schließlich den Kopf hob und ihn ansah, waren es keine hasserfüllten oder enttäuschten Augen die seinen Zorn plötzlich und unerwartet verpuffen ließen. Es war eine einzelne glitzernde Träne die sich ihren Weg über die zarte Haut der schönen Frau suchte und Sasuke einen Moment lang das Atmen vergessen ließ.
 

Im nächsten Augenblick zuckte die junge Mutter leicht zusammen, als sich unerwartet kalte Hände auf ihre Wangen legten und dunkle Pupillen sie so verständnislos musterten, dass sie ein Schluchzen nicht länger unterdrücken konnte.

„Sakura …“

Doch die Angesprochene schüttelte nur den Kopf und bedeutete Sasuke durch dieses kurze Zeichen still zu sein, ehe sie ihre Finger um seine Handgelenke schlang und sich stumm aus seinem Griff befreite. Der Uchiha beobachtete daraufhin regungslos wie Sakura sich von ihm abwandte, in einer nervösen Geste die Träne von ihrer Wange wischte und nach wenigen Schritten durch die offene Balkontür trat. Sein Blick verweilte auf dem Rücken der jungen Konoichi, während diese ihre Arme um ihren Oberkörper schlang und sich keuchend die kalte Haut rieb.
 

„Dein Arrest wird in zwei Tagen aufgehoben …“, erklang schließlich die ausdruckslose Stimme des Schwarzhaarigen, während er sich nun ebenfalls in Bewegung setzte und sich gegen den Rahmen der Balkontür lehnte, „Dann bist du frei, Sakura. Die Entscheidung liegt bei dir …“

„…“

„Papa …?“

Die erfreute Stimme seines Sohnes veranlasste Sasuke dazu, sich umzudrehen und den anbrausenden Wirbelwind mit einer schwungvollen Bewegung auf den Arm zu nehmen, ehe er ihm neckisch das pechschwarze Haar zerzauste und ein falsches Lächeln aufsetzte.
 

„Hast du das Teil heute überhaupt schon mal losgelassen?“, schmunzelte der Uchiha und warf einen kurzen Seitenblick auf das Plastik-Katana, welches Kichiro strahlend in seiner rechten Hand umklammert hielt und jetzt stolz in die Luft streckte.

„Ein echter Ninja muss immer gut auf seine Waffe aufpassen.“, erklärte der jüngste Clanerbe seinem Vater schon beinahe tadelnd und sah wie dieser zustimmend nickte.

Sakura hatte sich inzwischen zu ihrer Familie umgedreht und beobachtete stillschweigend wie Sasuke seinen Sohn darauf hinwies, dass es schon spät, und somit Zeit zum Schlafen war.

Der jüngste Uchiha nahm diese Idee natürlich alles andere als begeistert zur Kenntnis, ließ sich allerdings, nach einem strengen Blick seines Vaters, brav von eben diesem ins Kinderzimmer tragen und wünschte seiner Mutter nebenbei eine gute Nacht.

Die Medic-Nin registrierte, wie Sasuke ihr noch einmal kurz in die Augen sah, ehe er mit einem winkenden Kichiro auf dem Arm aus ihrem Sichtfeld verschwand.
 

Es vergingen mehrere Minuten in denen Sakura einfach nur regungslos auf dem Balkon stand und damit beschäftigt war ihre Gedanken zu sammeln, ehe sie schließlich seufzend unter der großen Überdachung hervortrat und einen Blick in den dunklen, von Sternen übersäten Nachthimmel warf.

Es war das erste Mal seit ihrer Ankunft, dass die Dämmerung nicht von schweren grauen Regenwolken begleitet wurde und in Sakura eine trübselige Stimmung hervorrief.

Ihr war, als würde sie gerade aus einem schrecklichen Alptraum erwachen, während sie ihre Lungenflügel mit eiskalter Nachtluft füllte und das blasse Gesicht in beiden Händen vergrub.

Pechschwarze emotionslose Pupillen erschienen vor ihrem geistigen Auge und wirkten so unsagbar fremd und leer, dass allein dieser Anblick ausreichte um der jungen Frau ein verzweifeltes Seufzen zu entlocken.
 

Die Entscheidung liegt bei dir.
 

Tränen liefen über ihre, von der Kälte geröteten Wangen, während sie ihre Arme um ihren bebenden Körper schlang und fest die Lippen aufeinander presste.
 

Er hatte entschieden, dass sie sich entscheiden sollte.

Er hatte gewählt, während sie nicht zu wählen vermochte.

Er hatte alles auf die Zahl gesetzt, die sie würfeln würde.
 

Und Sakura wünschte sich, er hätte es nicht getan.

Denn jetzt wo sie die Wahl hatte, wusste sie plötzlich wie sie ausfallen würde.
 

Egal ob richtig oder falsch.
 

„Du frierst.“, vernahm sie, nach knapp einer halben Stunde, plötzlich Sasukes ruhige Stimme hinter sich und entfernte mit einer hektischen Bewegung die letzten Tränenspuren aus ihrem Gesicht.

Mit undefinierbarer Miene beobachtete der Clanerbe, wie sich die Medic-Nin langsam zu ihm umdrehte und in seinen Augen irgendwas zu suchen schien. Jedoch kam es ihm so vor, als würde sie nicht fündig werden, denn bereits nach wenigen Sekunden verschwand ihr nachdenklicher Ausdruck und machte einem traurigen Lächeln platz.

„Ich werde es schon überleben.“, sprach die Konoichi gedämpft und schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.

„Warum habe ich das Gefühl, dass diese Antwort nichts damit zu tun hat, dass du dir hier draußen gerade den Tod holst?!“, kam es nach kurzem Zögern zynisch von dem Clanerben, während sich ein gequältes Lächeln auf seine blassen Lippen schlich und der jungen Mutter einen unwillkommenen Kloß im Hals bescherte.

Sie schloss für einen kurzen Moment die Lider und ließ unter dem vorahnungsvollen Blick ihres Mannes resigniert die Schultern sinken.

„Es tut mir leid … Sasuke …“, flüsterte sie schließlich reuevoll und legte leicht den Kopf schief, „Aber das hier ist ein Kampf den ich nicht kämpfen will. Ein Kampf, für den es sich nicht zu kämpfen lohnt. Denn der Tod der Ältesten wird das was damals passiert ist nicht ungeschehen machen.“

„Dann war es das also? Du verschwindest einfach …?“, fragte der Schwarzhaarige kühl, während sein gesamtes Interesse unentwegt auf seiner Frau lag. Diese besah ihn jetzt mit einem schwermütigen Blick und versuchte vergeblich eine entschlossene Haltung einzunehmen, da sie registrierte wie Sasuke sich ihr langsam näherte.

„Du weißt, ich wollte immer nur das Beste für dich.“, sprach der Clanerbe gereizt und legte seine kalten Hände beinahe unwirsch auf die blassen Wangen der jungen Konoichi, „Vielleicht hatten wir manchmal verschiedene Ansichten davon, was das Beste für dich ist, aber ich hatte immer den Eindruck du wärst glücklich gewesen.“

Der drängende Ausdruck auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen ließ Sakura gequält seufzen, ehe sie aufgrund von Sasukes Händen nur dürftig den Kopf schütteln konnte und rasch zu einer Antwort ansetzte.

„Du willst es nicht verstehen, oder?“, entfuhr es ihr verzweifelt, während sie ihre Fingernägel in die Ärmel seines dunklen Pullovers krallte und ihn näher zu sich zog, „Es geht mir nicht darum unglücklich zu sein, nicht in meinem Heimatdorf wohnen zu können oder das Leben eines Verräters führen zu müssen. Es geht mir um dich, Sasuke!“

Die Uchiha konnte beobachten wie sich ein Anflug von Verständnislosigkeit auf dem Gesicht ihres Mannes zeigte, ehe die ausdrucklose Maske zurückkehrte und ihr ein trauriges Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Und warum willst du mich dann verlassen?“, brummte der Clanerbe verstimmt, schlang seine Hände um die Oberarme der Medic-Nin und presste sie unsanft gegen die steinerne Balustrade des Balkons.

„Weil ich dich nicht wieder erkenne …“, flüsterte Sakura belegt, platzierte ihre Hände auf der Brust des Clanerben und befreite sich mit etwas Kraftaufwand aus seinem festen Griff, „Sieh dich doch nur mal an! Du bist von Rachegedanken zerfressen! Es ist dir gleich welche Konsequenzen dein Handeln mit sich bringt! Denkst du der Tod der Ältesten wird irgendetwas ändern? Denkst du dadurch werden alle Alpträume verschwinden? Glaubst du dadurch kannst du das, was damals passiert ist, ungeschehen machen? Glaubst du das wirklich? Sasuke, bitte! Ich habe einfach nicht mehr die Kraft dazu, bei deiner Selbstverstümmelung geknebelt und gefesselt in der ersten Reihe zu sitzen.“

Die Augen der Medic-Nin wurden bei ihren Worten von einem feinen Tränenschleier bedeckt, während Sasuke lediglich teilnahmslos auf sie herabsah und sich zu keiner einzigen Gefühlsregung überwand.
 

„Es stimmt. Der Tod der Ältesten wird meine Eltern oder Itachi nicht wieder zurückbringen. Aber er wird Gerechtigkeit walten lassen. Sie haben das Schicksal meiner Familie vor vielen Jahren besiegelt und es ist an der Zeit, dass sie dafür büßen. Sie haben mir mein Leben genommen … und dafür werden sie mit ihrem bezahlen …“

Die hasserfüllte Stimme des Schwarzhaarigen hallte in den Ohren der jungen Mutter wieder und riss sie wie eine schäumende Welle der Wut förmlich mit.

„Die Ältesten haben dir dein Leben genommen?“, fuhr Sakura den Clanerben spöttisch an und verschränkte überlegen die Arme vor der Brust, „Wenn du von deiner Rache nicht so besessen wärst, würdest du merken, dass du gerade wieder dabei bist deine Familie zu verlieren! Vielleicht solltest du die Schuld nicht immer bei anderen suchen und dir eingestehen, dass nur du allein für dein Leid verantwortlich bist …“

Im nächsten Moment hatte der Clanerbe blitzschnell seine rechte Hand erhoben und beließ sie warnend in dieser Position, während Sakura unbeeindruckt blieb und jetzt provokant die Augenbrauen hob.
 

„Was ist?“, begann sie kühl und trat einen Schritt an den Clanerben heran, „Warum zögerst du? Na los. Schlag mich. Das bestätigt nur was ich gerade gesagt habe …“

„Provozier mich nicht, Sakura …“, knurrte Sasuke wütend und schnappte grob nach dem Oberarm seiner Frau, ehe er ihr Gesicht bis auf wenige Zentimeter zu sich zog, „Du verstehst gar nichts! Du weißt nicht wie es ist, wenn man seine Familie verliert. Wenn man ihre Leichen blutüberströmt vorfindet und sich wünscht mit ihnen gestorben zu sein. Du hast keine Ahnung wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich ganz allein ist.“

Die Uchiha registrierte, wie sich die Stimme ihres Mannes vor Hass förmlich überschlug, während der Druck auf ihrem Arm beinahe unerträglich wurde und sie sich innerlich stöhnend auf die Unterlippe biss. Es vergingen mehrere Sekunden, bevor sie den Mut aufbrachte in der Dunkelheit nach Sasukes Augen zu suchen und ihm, zu seiner Überraschung, ein schwaches Lächeln zu schenken.
 

„Du warst nie allein, Sasuke …“, flüsterte Sakura plötzlich kraftlos, ehe der verachtende Laut des jungen Mannes die Stille durchbrach und eine angespannte Atmosphäre erschuf, „Du warst einsam … aber nie allein …“

„Und wo ist da der Unterschied …?“, zischte der Schwarzhaarige zornig und löste den harten Griff um Sakuras Kinn, woraufhin diese lediglich an ihrem rechten Oberarm festgehalten wurde und traurig zu Boden sah.

„Das eine ist ein Gefühl dem man sich selbst ergibt, während das andere ein Zustand ist, den man nur selten aus freien Stücken wählt.“, erklärte die Uchiha mit schwermütiger Stimme und registrierte wie es leise zu regnen begann, „Du hast dich dem Gefühl ergeben. Der Einsamkeit. Du hast dir nach dem Tod deiner Eltern eingeredet allein zu sein. Dabei gab es viele Leute im Dorf die alles dafür gegeben hätten um einmal deine Aufmerksamkeit zu erlangen. Naruto. Ino. All die anderen. Und natürlich ich. Seit ich mich zurück erinnern kann, gab es nicht einen Tag an dem ich nicht an dich gedacht habe.“

Sasuke registrierte wie die junge Konoichi zaghaft ihren Kopf hob und einen bedrückten Blick in seine pechschwarzen Augen warf, bevor sie leise weiter sprach und ihr Gesicht, genau wie seines, von kleinen Regentropfen benetzt wurde.
 

„Es gab Zeiten in denen ich mir eingeredet habe, nicht mehr an dich denken zu müssen. Doch in Wahrheit lag ich jede Nacht stundenlang wach und habe gehofft, dass es dir gut geht. Und dann, eines Tages, fand ich dich plötzlich völlig unerwartet und schwer verletzt auf dieser Lichtung. Mein Verstand sagte mir, ich solle umkehren und dich dort liegen lassen. Aber wie du weißt, habe ich das nicht getan. Ich brachte dich zurück nach Konoha-Gakure und durfte ein weiteres Mal hilflos dabei zusehen, wie du erneut ein unwiederbringlicher Teil meines Lebens wurdest. Es gab nur einen meiner vielen heiligen Schwüre bezüglich deiner Person, den ich in diesen vier Wochen nicht gebrochen habe.“
 

Nach diesen Worten konnte Sakura beobachten, wie sich ein merkwürdig melancholisches Lächeln auf die Lippen des Clanerben schlich, während sie ihre Tränen zum ersten Mal an diesem Tag nicht mehr zu verstecken versuchte.

„Ich weiß noch, wie sehr ich dich dazu gedrängt habe es doch zu tun.“, entfuhr es Sasuke leise, während ein undefinierbarer Laut seine Kehle verließ und seiner Frau ein sanftes Lächeln abrang.

„Ich denke, es gab nicht gerade viele Situationen in denen ich mich nicht verraten habe. Deswegen konnte ich nie nachvollziehen, warum dir das so wichtig zu sein schien …“, sprach Sakura gedämpft, während sie spürte wie ihr Gegenüber seinen festen Griff um ihren Arm löste und sich reumütig den entstandenen glühenden Handabdruck besah.
 

„Warum es mir wichtig zu sein schien …?“, wiederholte Sasuke nach kurzem Zögern unsicher, strich mit einer feinen Bewegung entschuldigend über die gerötete Haut der stummen Konoichi und schien nicht vorzuhaben seinen Blick von der besagten Stelle zu nehmen, während er, entgegen Sakuras Erwartungen, zu einer Antwort ansetzte, „Ich vermute, weil mir vor ungefähr 16 Jahren, in einer kühlen Herbstnacht wie dieser, ein kleines naives rosahaariges Mädchen unter Tränen hinterher geschrieen hat, dass sie mich liebt. Zu jenem Zeitpunkt habe ich mich das allererste Mal, seit dem Tod meiner Eltern, für einen kurzen Moment nicht mehr einsam gefühlt. Und dafür dankte ich ihr …“
 

Sasukes geraunte Worte ließen die junge Mutter verblüfft innehalten, während sich ihre Augen um Millimeter weiteten und sie nur am Rande mitbekam, wie sein Daumen ihr das Gemisch aus Tränen und Regenwasser vom Gesicht wischte, bevor er mit ruhiger Stimme weiter sprach.

„Als ich sie dann, fünf Jahre später, wieder traf, erinnerte sich etwas in mir an dieses unbeschwerliche Gefühl und wollte es um jeden Preis erneut spüren. Ich wusste diese drei einfachen kleinen Worte würden alle Schatten für einen rauschartigen Moment verschwinden lassen. Allerdings erwies sich diese Angelegenheit als äußerst schwierig, da meine ganz persönliche Erlösung die letzten Jahre damit zugebracht hatte, mich zu hassen.“

Der Regen der auf die großen Steinplatten des Balkons traf, verursachte ein angenehmes Rauschen in den Ohren der Rosahaarigen, als sie für einen kurzen Augenblick seufzend ihre Lieder schloss und die zarten Berührungen des Schwarzhaarigen genoss.

Sasuke fuhr beinahe andächtig mit seinen Fingerspitzen die blasse Haut ihres Kinns entlang, während seine dunklen Augen wie hypnotisiert auf ihren friedlichen Gesichtszüge lagen und jede einzelne geschwungene nachtschwarze Wimper regelrecht aufzusaugen schienen.
 

„Gib nicht vor mir diese klägliche Lüge jemals abgekauft zu haben …“, flüsterte die Uchiha schließlich schwach, krallte sich, zur Verwunderung ihres Ehemannes, an seinem Pullover fest und verbarg ihre feuchten Wangen in dem ebenfalls klammen Stoff, „Du kannst unmöglich geglaubt haben, das ich dich wirklich hasse …“

„Doch, dass habe ich …“, antwortete der Angesprochene leise, schlang zaghaft seine Arme um den Körper der jungen Mutter und presste sie wärmend näher an seine Brust, „Ich hielt es, nach allem was ich getan hatte, sogar für selbstverständlich. Also legte ich mir den wohl primitivsten und doch wirkungsvollsten Plan eines jeden Mannes zurecht …“
 

„Und der wäre?“, hauchte Sakura, hob zaghaft den Kopf und besah den Clanerben mit unverhohlener Neugier, woraufhin dieser plötzlich geheimnisvoll schmunzelte und sich langsam zu ihr hinunter beugte.

„Ich versuchte dich zu verführen …“, raunte er ihr leise ins Ohr, richtete sich wieder etwas auf und beobachtete zufrieden, wie sich ein teils beschämter und teils tadelnder Ausdruck auf das Gesicht der hübschen Konoichi gelegt hatte.

„Das klingt viel aufwändiger als es in Wahrheit für dich gewesen ist …“, murmelte sie verlegen und runzelte unter dem wissenden Blick ihres Mannes kritisch die Stirn.

„Sakura, ich war zwanzig und ein Uchiha. Ich habe immer sofort das bekommen was ich wollte. Aber du hast es geschafft mich über ein Jahr lang hinzuhalten.“, erklärte ihr der Schwarzhaarige in einem leicht anklagenden Ton und beobachtete, wie sich die Augenbrauen seiner Frau misstrauisch zusammenzogen.
 

„In meiner Erinnerung habe ich meine Jungfräulichkeit bereits nach knapp zwei Wochen verloren und nicht erst nach einem Jahr.“, korrigierte ihn Sakura trocken und entdeckte die, seit langem nicht mehr gesehene, tanzende Belustigung in den Augen des Clanerben.

„Richtig. Deine Unschuld hast du nach zwei Wochen verloren. Das ist mir selbstverständlich nicht entgangen.“, stimmte ihr der Angesprochene schalkhaft zu, warf einen beharrlichen Blick in den verregneten Nachthimmel und atmete einmal tief durch, bevor er ungewohnt aufrichtig weiter sprach.

„Aber wie es um dein Herz stand, sollte ich erst viel später erfahren. Denn nachdem ich dich zum zweiten Mal verlassen hatte, wurde mir langsam bewusst, dass ich mich regelrecht danach verzerrte, dich diese drei simplen kleinen Worte noch einmal sagen zu hören …“, raunte Sasuke leise und schien wie gelähmt, während er dem faszinierenden Grün ihrer Augen verfiel und unbewusst eine Hand in ihr seidiges Haar gleiten ließ, „Die Worte, die vor Jahren ein Gefühl der Unbeschwertheit in mir ausgelöst hatten …“
 

Sakura lauschte seiner ruhigen Stimme und war über so viel Ehrlichkeit sichtlich gerührt, während sie den Uchiha mit leicht geöffneten Lippen musterte und ihre Wange seufzend in seine raue Handfläche schmiegte.

„Diese Worte sind wie eine Sucht für mich, Sakura … und daran wird sich nie etwas ändern …“

Sein Geständnis ließ die junge Frau überrascht aufsehen, ehe sie registrierte wie sich Sasuke langsam zu ihr hinunterbeugte und sie scheu, beinahe ängstlich an sich zog.

Ihre Nasenspitzen berührten sich schon fast, als Sakura zaghaft ihre Arme anhob und mit ihren Fingerspitzen sanft durch sein pechschwarzes Haar fuhr.

„Ich liebe dich, hörst du? Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt.“, flüsterte die Konoichi schließlich leise und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel, „Und daran wird sich ebenfalls nie etwas ändern …“
 

Sie konnte beobachten wie ihr Gegenüber kurz gequält die Augen schloss, bevor er seine Hand ungeduldig in ihren Nacken legte und die Lippen der Uchiha mit einem Ruck auf die seinen presste.

Sakura erwiderte den Kuss nicht minder leidenschaftlich, während sie spürte wie sich eine salzige Träne aus ihren Wimpern löste und langsam ihre Wange hinab ran. Sie ließ sich, mit dem Gedanken daran, dass dies der Abschied war, einfach fallen und hatte das Gefühl nur noch von Sasukes starken Armen gehalten zu werden. In ihrer Brust schrie etwas und litt schreckliche Qualen, als der Clanerbe ihr Gesicht in seine Hände nahm, von ihren Lippen abließ und ihr einen letzten federleichten Kuss auf die Stirn hauchte.

Wenig später suchten seine Augen im Mondlicht die ihren, ehe er der Konoichi seufzend eine lange blassrosa Haarsträhne hinter das Ohr strich und ihr einen bitteren Blick schenkte.
 

„Wenn Kichiro alt genug ist, dann sag ihm, dass es mir leid tut …“, sprach er leise und ließ, unter dem bedrückten Gesichtsausdruck seiner Frau, reumütig den Kopf sinken, „Vielleicht wird er mir eines Tages verzeihen können …“

„Er ist dein Sohn. Er wird es verstehen.“, antwortete Sakura in aufmunterndem Ton und versuchte ihre Unsicherheit hinter einem kleinen Lächeln zu verstecken.

Der Angesprochene schien für einen kurzen Moment lang in ihren Augen nach der Wahrheit zu suchen, ehe er tief einatmend mit einer Hand durch seinen dunklen Schopf fuhr und einen flüchtigen Blick auf die Balkontür warf.

„Es ist soweit …“, raunte er plötzlich leise und konnte beobachtete, wie Sakura tapfer ihre Lippen aufeinander presste, bevor sie sich in einer nervösen Geste ein paar blassrosa Haarsträhnen aus der Stirn strich und schließlich zustimmend nickte.

„Ja, es ist soweit …“
 

Sie lehnte sich ein letztes Mal vor, zog das Gesicht des Shinobis zu sich hinunter und küsste ihn zum Abschied so gefühlvoll und herzergreifend, dass Sasuke glaubte jeden Moment sterben zu müssen.

Ein unmessbarer Sturm tobte in seinem Inneren als die schöne Konoichi sich nach scheinbar endlos langer Zeit von ihm löste und ihm ein Lächeln schenkte, das ihm regelrecht die Stimme versagen ließ.

„Pass auf dich auf. Versprich es mir!“, vernahm er die eindringliche Bitte der Rosahaarigen und fühlte sich lediglich dazu im Stande zaghaft zu nicken, ehe er spürte wie sie ihre Arme um seinen Oberkörper schlang und ihr Gesicht an seiner Brust verbarg.

„Sakura … ich …“

„Sei still, bitte!“, flehte die junge Mutter und weinte ungesehene stumme Tränen in den Pullover des Clanerben, „Mach es nicht noch schwerer …“

Sasuke schloss nach diesen schwachen Worten ernüchtert die Lider, presste die zitternde Frau nur noch fester an seinen Körper und drückte ihr einen tröstenden Kuss auf das weiche Haar, bevor er sich schweren Herzens von ihr löste und betrübt in ihr blasses verweintes Gesicht sah.
 

„Du weißt, dass ich lieber sterben würde, als dich gehen zu lassen …“

„Ich weiß …“, flüsterte die Konoichi daraufhin heiser und erwiderte seinen intensiven Blick mit einem traurigen Lächeln, während sie registrierte, wie der attraktive Mann vor ihr seufzend die Schultern straffte und einen stockenden Schritt zurück trat.

„Wir sehen uns wieder, Sakura …“, raunte der Clanerbe zuversichtlich, als er ihr mit entschlossener Miene zunickte und die atemberaubend schöne Frau ein letztes Mal musterte, „Das verspreche ich dir …“

„Ja, vielleicht …“, antwortete die Angesprochene erstickt und schloss für einen flüchtigen Moment hoffnungslos die Augen, ehe sie beobachten konnte, wie Sasuke ihr einen weiteren schmerzlichen Blick zuwarf und sich beinahe fluchtartig von ihr abwandte, bevor er mit gezielten Schritten durch die Balkontür trat und schließlich fast geräuschlos die Räumlichkeiten verließ.
 

Das Letzte was sie sah, war der rot-weiße Fächer auf seinem Rücken, während sich das dunkle Holz der Flügeltür unaufhaltsam in den Vordergrund drängte und Sakura schmerzhaft die Kehle zuschnürte. Keuchend fasste sie sich an die Brust und stützte sich kraftlos an dem Geländer des Balkons ab, ehe sie leise schluchzend an der steinernen Brüstung hinabrutschte und sich auf dem nassen Boden zusammenkauerte. Sie schloss die Lider und krallte ihre Fingernägel weinend in die dünne Stoffjacke, während Kälte und Trauer ihren Körper in regelmäßigen Abständen erbeben ließen.

Sakura spürte wie sich ihre Klamotten mit dem eiskalten Regenwasser voll saugten, als ein gewaltiger Blitz plötzlich den grauen Himmel erleuchtete und der darauf folgende Donner den Schrei ihres Herzens nicht zu übertönen vermochte.
 

Mitten in dem dunklen Korridor auf der anderen Seite der Tür, war ein schwarzhaariger Mann stehen geblieben und lauschte atemlos auf das Grollen des Donners. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er seinen Kopf zur Seite wandte und in die Richtung sah, aus der er gerade gekommen war.

„Welche Entscheidung hast du getroffen …?“

Madaras Stimme hallte leise auf dem großen Gang wieder, ehe er hinter einer massiven stählernen Säule hervortrat und den Clanerben mit unverhohlener Neugier musterte. Er konnte beobachten wie Sasuke langsam die Augen schloss und sie in einer qualvollen Geste zusammenkniff, ehe er schließlich schweigend an dem Maskierten vorbei lief und seine verkrampften Hände in die Taschen seiner Trainingshose gleiten ließ.

Madara rechnete bereits damit keine Antwort auf seine Frage zu erhalten, als der junge Uchiha am Treppenabsatz noch einmal stehen blieb und geräuschvoll ausatmete.

„Die Falsche …“, sprach er ohne jegliche Emotionen in der Stimme, bevor er die oberste Stufe betrat und langsam aus dem Blickfeld des Akatsukis verschwand. Dieser sah Sasuke regungslos nach und blieb noch einen kurzen Moment im finsteren Schatten der großen Säule stehen, ehe ein leises hohles Lachen seine Kehle verließ und er dem Schwarzhaarigen mit einem siegessicheren Grinsen unter seiner Maske folgte.
 


 

„Mama …?“

Erschrocken blickte Sakura auf und sah in das verwirrte Gesicht ihres Sohnes, der mit seiner Bettdecke in der Hand auf der Schwelle der Balkontür stand und durch große ängstliche Augen zu ihr herüber sah.

„Kichiro …?!“, flüsterte sie geschockt, ehe sie sich mit dem Handrücken durch das verweinte Gesicht wischte und sich in einer gehetzten Geste die Haare aus der Stirn schob, „Was machst du hier? Ich dachte du schläfst …“

„Weinst du, Mama?“, sprach der Junge deutlich überfordert mit dieser Situation und lief, nach einer knappen Handbewegung seiner Mutter, immer noch mit dem Bettdeckenzipfel zwischen den Fingern, auf die Konoichi zu.

Sakura streckte die Arme aus und zog ihn schützend an sich, während sie dem Kind einen liebevollen Kuss auf den dunklen Haarschopf drückte und spürte wie Kichiro sein Gesicht in ihrem Oberteil verbarg.

„Es ist alles in Ordnung, mein Schatz …“, hauchte die Medic-Nin schwach und weinte unbemerkt ein paar stille Tränen, während sie ihren Sohn wärmend an sich zog und ihn somit vor dem eiskalten Regen schützte.

Ein paar Minuten verblieben sie schweigend in dieser Position, bis Sakura erschrocken feststellte, dass der Dreijährige bereits zu zittern begann, woraufhin sie ihn schuldbewusst hochhob und in das wohltemperierte Innere der Gemächer trug.
 

Sie setzte Kichiro auf dem Bett ab, fuhr sich ein weiteres Mal durch das blasse Gesicht und begann in einem der Schränke nach trockener warmer Kleidung zu wühlen, ehe sie sich wieder zu dem jungen Clanerben umdrehte und registrierte wie dieser sie skeptisch zu beäugen schien.

„Geht es dir jetzt wieder besser, Mama?“, fragte der Uchiha, auf den verständnislosen Blick seiner Mutter hin und unterzog sie einer kritischen Musterung.

Die Angesprochene lächelte nur schwach, trat vor das Ende des Bettes und hob den Dreijährigen mit einer schwungvollen Bewegung auf ihren Arm, ehe sie die Tür zum Badezimmer öffnete und begann ihn aus seinem klammen Schlafanzug zu schälen.

„Ja, es geht mir wieder besser …“, log sie, während der Junge seine Arme hob, damit sie ihm das Oberteil besser ausziehen konnte, „Warum fragst du, Spatz?“

„Weil … als Papa mich heute ins Bett gebracht hat, da hat er mir gesagt, dass ich jetzt gut auf dich aufpassen muss …“, antwortete Kichiro ehrlich und stieg gerade aus seiner dunkelblauen Hose, als ihn ein Schluchzen irritiert aufsehen ließ. Erschrocken konnte er beobachten, wie der vertrauten Frau vor ihm eine Flut an salzigen Tränen über die Wangen lief, ehe sie ihr Gesicht weinend in ihren bebenden Händen verbarg und sich neben ihm auf den Badezimmerboden sinken ließ.

Der Junge schien völlig erschüttert, während er nach einer kurzen Überlegung, unbemerkt von seiner Mutter, aus dem Badezimmer verschwand und wenige Minuten später wieder vor die schniefende Konoichi trat.

Er zog an ihrem Ärmel, woraufhin man einen tiefen Atemzug der Medic-Nin vernehmen konnte, ehe sie zaghaft den Kopf hob um einen eingehenden Blick auf die ausgestreckte Handfläche ihres Sohnes werfen zu können.

Sie musste lächeln, als sie sich die letzten Tränen aus den feuchten Wimpern wischte und ihrem Sohn dankbar durch das pechschwarze Haar strich, bevor sie ihm die Tafel aus der Hand nahm und sie unter Kichiros freudigem Blick in zwei Stücke brach.

„Schokolade …“, seufzte sie leise, hielt dem Dreijährigen tapfer lächelnd die eine Hälfte hin und sah dabei zu, wie er sich die leckere Süßigkeit ohne zu zögern in den Mund schob und kurzerhand auf ihren Schoß kletterte.

Sakura legte währenddessen den Kopf in den Nacken und starrte, tief ein und aus atmend, an die beleuchtete Decke des Zimmers, ehe sie sich ebenfalls ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen ließ und bemerkte wie Kichiro um Aufmerksamkeit bat, indem er an ihrem Top zog.
 

„Mama?“

„Hm?“

„Ich will bei dir schlafen …“

„Angsthase …“, antwortete die junge Mutter schmunzelnd, woraufhin der Clanerbe seine Lippen pikiert zu einem niedlichen Schmollmund verzog und sein Gesicht schmeichlerisch in ihrem Top versteckte.

„Ich hab keine Angst vor dem Gewitter …“, murmelte er in das, vom Regen feuchte Oberteil der Medic-Nin und krallte seine kleinen Finger in die Ärmel ihrer grauen Stoffjacke.

„Dann kannst du auch in deinem Bett schlafen.“

„Nein …“, sprach der Junge daraufhin quengelnd und spürte wie zwei Hände ihm fürsorglich über den Kopf strichen, ehe die Uchiha dem Dreijährigen einen gutmütigen Kuss auf den Schopf hauchte und sich stöhnend erhob.
 

„Was immer du willst, Kichiro-chan …“, flüsterte sie leise, nahm das Kind auf ihren Arm und setzte ihn wenig später völlig entkleidet in die große Badewanne, bevor sie sich ebenfalls von ihren nassen Klamotten befreite und sich zu ihrem Sohn gesellte.

Die Wärme des Wassers entlockte Sakura ein zufriedenes Seufzen, während sich ihr ausgelaugter Körper wieder entspannte und endlich zur Ruhe kam.

Selbst Kichiro planschte nach wenigen Minuten in dem schwülen Bad sichtlich erschöpft auf seine Mutter zu, setzte sich müde gähnend auf dessen Schoß und lehnte sich gegen ihren Oberkörper, während diese ihm immer wieder zärtlich mit ihren Fingern über seine Stirn strich und dadurch die Spitzen seines rabenschwarzen Haares leicht anfeuchtete.

Die Atmung des Dreijährigen wurde von Sekunde zu Sekunde flacher, während Sakura sich, bedacht darauf ihn nicht zu wecken, in eine bequemere Position begab, ihren Kopf auf dem Badewannenrand ablegte und stillschweigend an die hohe Decke blickte.

Der Nachgeschmack des Abschieds kam mit einer gewaltigen Welle der Erinnerungen zurück und ließ sie schmerzlich die Augen schließen, ehe sie merkte dass ihr erneut Tränen über die hitzegeröteten Wangen liefen und sie mit erstickter flehender Stimme einen einzigen Namen flüsterte.
 

„Sasuke-kun …“
 


 

Im selben Moment bohrte sich an der Grenze von Ame-Gakure unabwendbar ein Kunai in die Rinde eines großen Laubbaumes und bewegte Madara dazu sein Tempo zu drosseln, ehe er gänzlich stehen blieb und seinen Blick auf den schwarzhaarigen Shinobi richtete, der auf einem breiten Ast des besagten Baumes stand und einen unsicheren Blick über seine Schulter warf.

Die Finger des Clanerben umklammerten noch immer krampfhaft das Kunai, welches in dem hoch gewachsenen Stamm steckte und durch den Einsatz ungezügelter Wut beinahe gänzlich in der Baumrinde verschwand.

„Stimmt etwas nicht …?“, fragte der Maskierte genervt und wirkte aufgrund dieser abrupten Rast des jungen Uchihas offensichtlich verärgert.

Sasuke schien jedoch nicht die Absicht zu haben, seinem Gefährten zu antworten und kehrte Madara mit einem merkwürdigen Ziehen in der Brust zerstreut den Rücken zu. Durch zu Schlitzen geformte Augen, spähte er in die verregnete Nacht hinein und atmete ein paar Mal geräuschvoll ein und aus.

Sein Instinkt sagte ihm, dass er nicht hier sein sollte und ließ ihn in einer mutlosen Geste sein Haupt senken, ehe er all seine Zweifel mit einer Kopfbewegung von sich abschüttelte und einen entschlossenen Blick hinauf zum Vollmond warf.

Madara beobachtete ihn derweil stillschweigend und zog unter seiner Maske gerade missvergnügt die Augenbrauen zusammen, als sich Sasuke wieder seufzend zu ihm umdrehte und dem Akatsuki durch ein knappes Nicken signalisierte, das sie ihren Weg nach Konoha-Gakure fortsetzen konnten.
 


 

Mitten in der Nacht, in Ame-Gakure
 

Von einem leichten Gefühl der Übelkeit geweckt, setzte sich Sakura gähnend auf und rieb sich den Nacken, während ihr geschulter Blick kurz sorgfältig das Zimmer überflog und schließlich auf ihrem schlummernden Sohn verweilte.

Ein kleines Lächeln zierte ihre Lippen, während sie ihn ein paar Sekunden lang beobachtete, ehe sie plötzlich ein stark unterdrücktes Chakra wahrnahm und sich gerade erschrocken umdrehen wollte, als auch schon blitzschnell eine Hand aus dem Dunkel des Raumes hervor schoss und sich raue Finger drohend um ihre Kehle legten.

Sie wurde mit dem Oberkörper zurück in die Kissen gedrückt und versuchte vergebens nach Luft zu schnappen, bevor sich das Gesicht ihres Angreifers im fahlen Mondlicht offenbarte und sie entsetzt die Augen aufriss.

Feuerrotes Haar drängte sich in ihr Blickfeld, als Sasori mit einem Ruck ein Kunai aus seinem Gürtel zog und das eiskalte Metal an den Hals der geschockten Medic-Nin presste.

Sei still!“, zischte er gedämpft und drückte ihr die Waffe warnend tiefer in die zarte Haut, „Wenn wir wegen dir auffliegen, war alles umsonst!“

Mit einer geschickten und von Sasori unbemerkten Bewegung, hatte es die Konoichi während seiner Rede geschafft an ihr Katana unter der Bettdecke zu gelangen und zielte nun ebenfalls auf dessen Halsschlagader, woraufhin der Rothaarige stöhnend den Kopf weiter anhob und so möglichst viel Abstand zwischen ihn und die tödliche Klinge brachte.

„Ganz ruhig! Ich bin hier um dir zu helfen, also nimm das Ding runter …“, flüsterte er grummelnd und lockerte den Griff um die Kehle der jungen Frau, woraufhin diese japsend nach Luft schnappte und dem Eindringling ihr Schwert bedrohlich nah unter das Kinn schob.
 

„Und das soll ich dir glauben, obwohl du mir gerade ein Kunai an den Hals hältst …?“, fauchte die Rosahaarige wütend und beobachtete wie der Akatsuki seufzend die Augen verdrehte.

„Ich bin nun mal nicht scharf darauf, dass du mir den Kopf abschlägst …“, brummte Sasori genervt und sah in das misstrauische Gesicht der Uchiha unter ihm.

„Dann haben wir wohl ein Problem.“, zischelte die Medic-Nin säuerlich und spürte beim Schlucken das kühle Metall seiner Waffe an ihrer Haut, „Denn ich finde einen blutigen tödlichen Schnitt durch meine Kehle genauso unangebracht!“

Nach den Worten der Konoichi trafen sich die abschätzenden Blicke der beiden Kontrahenten für einen ausgiebigeren Moment, ehe sie zunächst zweifelnd nickten und kurz darauf vorsichtig die Waffen sinken ließen.

Sakura beobachtete den Rothaarigen wachsam, während er das Kunai behutsam auf den Tisch neben dem großen Fenster legte und sich demonstrativ von dem Gegenstand entfernte, ehe seine nussbraunen Augen kritisch über ihr Katana huschten, das wenig später an der nahe gelegenen Wand lehnte.
 

Mit einem erleichterten Seufzer vergewisserte sich die Uchiha von Kichiros Tiefschlaf und deckte ihn fürsorglich weiter zu, ehe sie sich an ihren nächtlichen Besucher wandte und sich, nur in Unterwäsche bekleidet, aus dem Bett erhob.

Ein verschlucktes Räuspern verließ die Kehle des Akatsukis, als sein Blick unvorbereitet auf Sakuras kläglich bedeckten Körper fiel, woraufhin er sich betreten von ihr abwandte und die junge Frau dazu veranlasste einen verdutzten Gesichtsausdruck aufzusetzen.

„Was? Die rosa Boxershorts ist nicht gerade erotisch …“, spottete die hübsche Konoichi, trat kopfschüttelnd an den geräumigen Kleiderschrank und zog sich ihren schwarzen Morgenmantel vom Bügel.

„Nein, das ist sie nicht. Aber leider der Rest …“, murmelte Sasori bissig und winkte lediglich ab, als die Uchiha, zu seiner Erleichterung in schimmernde Seide gehüllt, vor ihn trat und ihm auf seine unverständliche Antwort hin einen fragenden Blick zuwarf.

„Erfahre ich jetzt endlich, womit ich diesen geschmacklosen Anschlag auf mein Leben verdient habe?“, kam es zickig von Sakura, während der Angesprochene mahnend einen Finger auf seine Lippen legte und sie mit vorwurfsvoller Miene besah.

Psst!“, entfuhr es dem Rothaarigen sichtbar erbost, ehe er flüsternd weiter sprach und die junge Mutter kopfschüttelnd in eine dunkle Ecke des Raumes zog, „Rede leiser! Wenn uns jemand hört, sind wir tot …“

„Sieh an, ein Optimist …“

„Für Sarkasmus habe ich jetzt definitiv nicht die Geduld.“, zischte Sasori und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, bevor seine Augen zu der leuchtenden Anzeige des Weckers huschten und schließlich wieder auf den Gesichtszügen der Uchiha verweilten, „Hör zu! Du hast nicht mehr viel Zeit und musst noch- …“
 

„Deine Stimme …“, unterbrach Sakura ihn plötzlich irritiert und musterte ihr Gegenüber mit scheinbar großem Interesse.

„Was …?“

„Hör auf zu flüstern …“

„Ich flüstere nicht weil es mir Spaß macht, schon vergessen?“

„Du kannst auch ohne zu flüstern leise reden …“

Der Akatsuki schien für einen kurzen Moment zu überlegen, ehe er sich seufzend mit einer Hand durch die feuerroten Haare fuhr und dem Wunsch der jungen Frau offensichtlich nur ungern nachkam.
 

„Erinnerst du dich jetzt an mich?“, sprach er in einem kühlen Ton und konnte an dem Gesichtsausdruck der Medic-Nin erkennen, dass sich gerade ein Puzzelteil in ihrem Kopf an das andere fügte.

„Du …?!“, brachte sie nach wenigen Sekunden hervor und riss, entsetzt über ihre eigene Erkenntnis, die Augen auf, als sie auch schon ausholte und zerknirscht registrierte, dass Sasori ihre Faust im letzten Moment abfangen konnte.

„Was für eine charmante Begrüßung …“, brummte der Rothaarige, drehte der offenbar wütenden Konoichi die Arme auf den Rücken und hielt sie somit von weiteren Angriffen auf ihn ab.

„Ich fasse es nicht …“, keifte Sakura und versuchte sich aus den Fängen des Shinobis zu befreien, während dieser sie hartnäckig gegen die Wand presste und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen sie lehnte, „Deswegen hast du in meiner Gegenwart nie ein Wort gesagt.“

„Sei verdammt noch mal still …“, fluchte er leise und registrierte verwundert, wie sich die Frau vor ihm tatsächlich zu beruhigen schien und ein paar Mal tief ein und aus atmete.

„Du …“, setzte sie schließlich erneut an und machte, zu seiner Erleichterung, endlich vom Flüsterton Gebrauch, „Du warst es, der mich vor knapp vier Jahren angegriffen hat. Der Kerl mit der Kapuze!“

„Ich habe dir gesagt, dass wir uns wieder sehen …“, antwortete Sasori daraufhin leise und blickte in die hasserfüllten Augen der jungen Konoichi.

„Tatsächlich? War das vor oder nach deinem Schlag in meinen Nacken?“, fauchte die Angesprochene zornig und versuchte sich erneut vergeblich aus dem Griff des hoch gewachsenen Mannes zu befreien.
 

„Hör auf zu zappeln! Wenn ich dich damals hätte umbringen wollen, dann wärst du längst tot! Ich werde dir alles erklären, versprochen! Aber du musst schwören, dass du dich ruhig verhältst, damit wir diese verfluchte Nacht überleben, kapiert?“
 

„Schön!“, zischte die Uchiha schließlich ergeben und registrierte, wie Sasori sie nach kurzem zögern los ließ, „Ich werde mir deine Erklärung anhören. Und ich schwöre, dass ich mich ruhig verhalte, solange du keine einzige falsche Bewegung machst, einverstanden?“

„Einverstanden …“, grummelte der Angesprochene aufgrund ihres giftigen Tonfalls und beobachtete aus den Augenwinkeln wie sie wartend ihre Arme vor der Brust verschränkte.

„Wo soll ich nur anfangen …!?“, sprach der Rothaarige mehr zu sich selbst als zu Sakura, rieb sich stöhnend den Nacken und ließ sich wenig später ungalant in einen nahe gelegenen Sessel fallen.
 

„Vielleicht bei der Wahrheit …“, fauchte die ANBU und besah ihr Gegenüber mit einem auffordernden Blick, „Ich bin es leid die Rolle der Unwissenden zu spielen …“

Der junge Mann musterte sie einen kurzen Moment lang aus unergründlichen Augen, bevor er ein paar Mal nachdenklich nickte und sich tiefer in das weiche Polster seiner Sitzmöglichkeit sinken ließ.

„Das was ich dir gleich erzählen werde, wird dir höchstwahrscheinlich emotional zusetzen …“, begann der Akatsuki unheilvoll und wies mit einer knappen Kopfbewegung auf den großen Ohrensessel neben ihm, „Du solltest dich setzen. Und vergiss nicht, verhalte dich ruhig, auch wenn es dir vielleicht schwer fällt!“

Die Rosahaarige besah den Shinobi vor ihr mit einem abwägenden Blick, ehe sie schließlich zaghaft den ersten Schritt machte und seiner Aufforderung stillschweigend nachkam. Sasori verfolgte jede Bewegung der jungen Frau mit unverhohlener Faszination, während er registrierte wie sie geduldig die Beine übereinander schlug und ihm ihre gesamte Aufmerksamkeit schenkte.

„Und?“, entfuhr es Sakura genervt, bevor sie ihren Morgenmantel fröstelnd weiter zuzog und sich mit der Schulter an die Rückenlehne des Sessels schmiegte, „Wo beginnt jetzt diese nervenaufreibende Geschichte?“

Sasoris Augen schlossen sich verschwörerisch, während die Uchiha beobachten konnte wie sich seine Lungenflügel, durch das Heben seiner Brust, mit Sauerstoff füllten, als auch schon seine ersten Worten durch das Zimmer hallten und sie fassungslos erstarren ließen.
 

„Bei deinem Sohn …“
 

„Was …?“, sprudelte es aus Sakura heraus, bevor sie dem mahnenden Blick des jungen Mannes begegnete und sich selbst zur Ruhe zwang.

Ihre grünen Augen huschten kurz zu dem Bett an der rechten Wand und fixierten den friedlich schlafenden Kichiro, ehe sie sich deutlich verwirrt wieder an Sasori wandte und in einer ratlosen Geste die Augenbrauen zusammen zog.

„Was soll das bedeuten?“

Der Angesprochene zögerte einen flüchtigen Moment, ehe er scheinbar zu dem Entschluss kam, dass es tatsächlich Zeit für die Wahrheit war und sich leise räusperte.

„Vor knapp vier Jahren erhielt ich von Madara den Auftrag, dir eine Flüssigkeit zu verabreichen, die sämtliche medikamentöse Verhütungsmittel für einen bestimmten Zeitraum wirkungslos macht. Soweit ich weiß, beträgt die besagte Zeitspanne im Normalfall ungefähr zwei Wochen. Dieses Mittel, Calcitriol, ist praktisch eine geballte Hormonladung und kann schnell zu Stimmungsschwankungen führen. Jedenfalls, habe ich Madaras Befehl vorschriftsmäßig ausgeführt …“

Sasori hatte den Blick während seiner Erzählungen kein einziges Mal von der Medic-Nin genommen und wartete jetzt geduldig auf eine Reaktion ihrerseits.

Jedoch schien die Uchiha wie versteinert, bevor sie nach endlosen Sekunden des Schweigens in ihrem Sessel zusammensackte und sich mit zitternden Fingerspitzen die langen Haare aus der Stirn strich.
 

„Warum?“, hauchte sie völlig konfus und starrte mit blassen Wangen an die rußbedeckte Wand des erloschenen Kamins vor ihr, „Warum wollte Madara das ich schwanger werde?“

„Weil Orochimaru sonst nie auf einen Handel mit ihm eingegangen wäre …“, antwortete der junge Mann ehrlich und registrierte, wie sich Sakuras Hände auf den Lehnen des Sessels zu angespannten Fäusten ballten.

„Was hat Orochimaru mit alledem zu tun?“, zischte sie ungehalten und musste sich schmerzlich eingestehen, dass es immer offensichtlicher wurde, dass sie in großen Schwierigkeiten zu stecken schien.
 

„Er besitzt einen, für Madara, sehr bedeutungsvollen Kontakt innerhalb von Konoha-Gakure.“, erklärte Sasori und bemerkte wie ihm die hübsche Konoichi, aufgrund seiner Worte, einen fragenden Blick zuwarf, „Madara macht kein Geheimnis aus seiner Feindseligkeit gegen dein Heimatdorf und weiß sehr wohl, dass er nicht in der Lage ist, es ohne fremde Hilfe zu zerstören.“

„Also trifft er ein Abkommen mit Orochimaru um an dessen Spion zu kommen …“, schlussfolgerte die Uchiha und erntete ein bestätigendes Nicken von dem Rothaarigen, ehe sie plötzlich in ihren Überlegungen stoppte und bei einem völlig neuen Gedanken entsetzt die Augen aufriss.

Sasuke …!?“, entfuhr es Sakura geschockt, „Madara beabsichtigt Konoha-Gakure durch Sasukes Hilfe zu zerstören?“

„Das ist der Plan …“, bestätigte der Akatsuki die Vermutung der fassungslosen Medic-Nin und besah sie mit einem bedauernden Blick, „Uchiha Sasuke ist für Madara ein sehr mächtiges Werkzeug. Sein Hass macht ihn blind und durch Madaras perfekt inszenierte Täuschung, zu einer beeinflussbaren Figur auf dessen Schachbrett.“
 

„Eine Täuschung?“, wiederholte die Rosahaarige gespannt und beobachtete wie Sasori seufzend nickte, ehe er sich in einer flüchtigen Bewegung durch das Gesicht fuhr und seine Erzählung fortsetzte.

„Die Akte …“, sprach er leise und konnte beobachten wie sich Sakuras Gesichtszüge zu einer erschütterten Miene wandelten, während sie sich zischend mit dem Rücken gegen die Lehne ihres Sessels fallen ließ.

„Sie ist eine Fälschung?“, fluchte sie ungehalten und reduzierte bei dem verärgerten Blick ihres Gesprächspartners nur widerwillig ihre Lautstärke, „Verdammt! Wie konnte mir das entgehen?“

Sasori nahm den Unmut der jungen Frau stillschweigend zur Kenntnis und ließ ein leises Seufzen vernehmen, bevor er beobachten konnte, wie sie ihn nach einer kurzen Überlegung sichtbar unschlüssig musterte.

„Wie gelangte die Akte dann in die Archive von Konoha-Gakure? Ich weiß, dass Sasuke sie aus dem Keller des Hauptgebäudes gestohlen hat und wenn sie wirklich eine Fälschung ist, dann muss sie jemand dort untergebracht haben der uneingeschränkten Zugang zu den Räumen hat …“
 

„Exakt.“
 

„Aber das ist unmöglich …“, versicherte Sakura dem Akatsuki und zuckte ratlos mit den Schultern, „Es gibt, außer mir, nur fünf weitere Personen, denen es möglich gewesen wäre die Akte unbemerkt in das Archiv zu schmuggeln!“

„Und eine dieser fünf Personen hat genau das getan.“, offenbarte Sasori seiner Gesprächspartnerin und beobachtete neugierig, wie diese überrascht die Augenbrauen hob und in hitzige Denkarbeit versank.

„Soll das heißen, dass einer von ihnen Orochimarus Spion ist?“, kam es schließlich unsicher von der Medic-Nin, woraufhin ihr Gegenüber, zu ihrem Entsetzen, erneut zustimmend nickte und seinen Kopf gelangweilt auf seiner Handfläche abstützte.

„Du scheinst langsam zu begreifen, was für eine aufwändige jahrelange Planung hinter alldem steckt!“, brummte der Akatsuki und warf erneut einen flüchtigen Blick zu dem Wecker auf dem Nachttisch, „Die Zeit läuft dir davon und du kennst immer noch nicht die ganze Wahrheit …“
 

Die junge Mutter schwieg nach dieser Bemerkung und nutzte den Moment um ihre Gedanken zu ordnen, ehe Sasoris Stimme sie zurück in die Realität holte und ihre Aufmerksamkeit forderte.

„Hör mir zu und unterbrich mich nicht ständig. Es ist wichtig, dass du begreifst auf welchem Feld du stehst, wenn Madara seinen nächsten Zug macht, verstanden?“

„In Ordnung. Spielen wir Schach.“, flüsterte Sakura entschlossen und lehnte sich in ihrem Sessel weiter vor um dem Rothaarigen ihr Interesse zu signalisieren, „Wer ist Orochimarus Kontaktperson?“
 

„Shimura Danzou.“
 

„Warum überrascht mich das nicht?“, grummelte die Uchiha und verzog ihre Lippen zu einem verzerrten Schmollen, als ihr Sasori einen finsteren Blick zuwarf und sie somit an das Schweigegelübde erinnerte.

„Hör zu …“, begann der Shinobi erneut und faltete seine langen Finger unter dem Kinn zusammen, „Danzou war derjenige, der zusammen mit Uchiha Itachi vor über zwanzig Jahren die Vernichtung des Uchiha-Clans plante.“

„Was …?“, entfuhr es Sakura schockiert, während sie mit aufgerissenen Augen in das blasse Gesicht ihres Gegenübers starrte und unbewusst die Luft anhielt.

„Er nutzte Itachis Abscheu gegen dessen Vater Fugaku, um ihn zu seiner persönlichen Marionette zu machen. Danzou ließ den Clan jahrelang überwachen und säte damit absichtlich Misstrauen, um Fugaku gegen sich aufbringen zu können. Es kam wie es kommen musste und Itachi geriet zwischen die Fronten seines verhassten Vaters und seines geschätzten Mentors. Danzou pflichtete ihm bei, dass der Uchiha-Clan sogar dazu bereit sei einen Bürgerkrieg auszulösen um dieser Fehde ein Ende zu bereiten und überzeugte Itachi von den angeblich blutigen Absichten seines Vaters.“
 

Sakura wirkte aufgrund dieser Worte völlig überfordert und blinzelte ein paar Mal, während sich alle Bruchstücke aus der Vergangenheit langsam aneinander reihten und ein klares, geradezu beängstigend, deutliches Bild erschufen.

„Danzou bezeichnete den Clan daraufhin wiederholt als machthungrig, gefährlich und unberechenbar und steigerte somit den Argwohn der Bevölkerung, bis es schließlich zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Fugaku und ihm kam. In diesem Streitgespräch wählte Fugaku die falschen Worte und besiegelte somit seinen Tod, da die Drohung, die er Danzou gegenüber aussprach, Itachi fälschlicherweise davon überzeugte, dass Danzou ihm die Wahrheit gesagt hatte.“

Der Akatsuki schwieg einen Moment lang und studierte die entgeisterten Gesichtszüge der jungen Frau neben ihm, bevor er merkte wie sie ihm einen fragenden Blick zu warf und er augenblicklich verstand.
 

„Sasukes Vater sprach von einem Aufstand des Uchiha-Clans und schwor im Beisein vieler Leute und seines ältesten Sohnes, dass er Danzou persönlich in die Hölle befördern würde, wenn dieser weiterhin das Ansehen seiner Familie beschmutzen sollte.“

Sakura ließ während der letzten Worte ein leises Seufzen vernehmen und griff sich bestürzt mit beiden Händen in den Nacken, bevor sie ihr heilendes Chakra aktivierte und der dunkle Raum kurzzeitig in ein schwaches grünes Licht getaucht wurde. Sie fühlte wie sich ihre Muskeln lockerten, ehe sie mit den Fingerspitzen sanft über ihre Schläfen fuhr und erneut Sasoris Stimme vernahm.
 

„Danzou begriff das dies seine Chance war, den ruhmreichen Uchiha-Clan ein für alle mal auszulöschen und dem großen Einfluss, den diese Familie auf die Entwicklung Konoha-Gakures hatte, mit einem gezielten Schlag ein jähes Ende zu bereiten. Und schon in der fünften Nacht nach dieser Konfrontation, ermordete Itachi seine Familie und floh auf den Befehl seines Mentors hin, aus Konoha-Gakure, ehe Danzou zwei Monate später in den Rang eines Ältesten erhoben wurde und sich nun auf das Amt des Hokage konzentrierte.“

Ein abfälliges Zischen entfuhr der Konoichi, während sie immer wieder ungläubig ihren Kopf schüttelte und einen bitteren Blick an die Zimmerdecke warf.
 

„Danzous Plan ist also aufgegangen …“
 

„Nein, keinesfalls …“, korrigierte sie der Akatsuki und hob zur Untermalung seiner folgenden Worte den Zeigefinger, „Denn Shimura Danzou hatte es in all seiner Raffinesse nicht für möglich gehalten, dass Itachi seinen kleinen unschuldigen Bruder verschonen würde.“

Sasori beobachtete, wie die junge Mutter ihm schweigend ihr blasses Gesicht zuwandte, ehe sie gefasst die Schultern straffe und weiterhin aufmerksam seiner Erzählung lauschte.

„Itachi wusste, das Danzou früher oder später versuchen würde Sasuke aus dem Weg zu räumen und entflammte durch Worte den unerbittlichen Hass seines Bruders, um ihn letztendlich vor Danzous Angriff bewahren zu können. Er übertrug kurz vor seinem Tod sogar all seine Fähigkeiten auf Sasuke um ihn, im Kampf gegen seinen alten Mentor, beschützen zu können.“

„Warum hat Itachi nie seine wahren Absichten preisgegeben? Warum hat er Sasuke und alle anderen immer wieder in die Irre geführt?“, entfuhr es Sakura verzweifelt, während sie im Sessel erneut die Beine übereinander schlug und ratlos eine Hand in ihrem seidigen Schopf vergrub.
 

„Weil er der einzige war, der Sasukes wahres Potenzial gesehen hat. Selbst Fugaku war von Itachis Talent so geblendet, dass er den Glanz eines echten Diamanten nicht von dem einer einfachen Nachbildung unterscheiden konnte.“

Sasoris Gesicht nahm einen merkwürdigen undefinierbaren Zug an, während er, wie so oft, zur Weckeranzeige sah und sich wenig später wieder an die Konoichi wandte.

„Ich konnte nicht sehr viel darüber in Erfahrung bringen, aber eine der Legenden des Uchiha-Clans, handelt angeblich von einem Auserwählten der in unserer Welt das Gleichgewicht bewahren soll, welches Madara so sehnsüchtig zu zerstören versucht.“

Die Augen der Medic-Nin verzogen sich zu skeptischen Schlitzen, während sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen ließ und in ihrer Erinnerung scheinbar erfolglos nach einem Hinweis suchte.
 

„Ich habe von dieser Legende noch nie etwas gehört.“
 

„Das überrascht mich nicht. Die Schriftrolle auf der die Legende niedergeschrieben wurde, befand sich seit über einem Jahrhundert in Madaras Besitz.“
 

„Sie befand sich in seinem Besitz?“, wiederholte Sakura überrascht und zog fragend die Augenbrauen hoch, als sich ein wissendes Schmunzeln auf das Gesicht des jungen Mannes schlich, „Und wo ist die Schriftrolle jetzt?“

Noch bevor sie eine Antwort erhalten sollte, verschwand Sasoris linke Hand in seinem weiten Mantel und schloss sich um ein vergilbtes altes Pergament.

„Hier …“, sprach er leise, ehe er das Dokument aus dem Schatten seiner Bekleidung zog und es der jungen Frau übergab. Diese zögerte nicht lange und nahm die verzierte Schriftrolle erstaunt entgegen, ehe sie betrübt registrierte, dass diese durch ein Jutsu fest verschlossen schien.

„Reines Blut offenbart die Weisheit, inmitten des Chaos.“, flüsterte Sakura und ließ ihren Finger über eine kleine Innschrift am eingerissenen Rand des Dokumentes gleiten.
 

„Du kannst das lesen?“, entfuhr es Sasori verdutzt, während er aufstand und sich interessiert über die Schulter der Medic-Nin lehnte.

„Nur bruchstückhaft …“, gab die Angesprochene zu und bestaunte erneut die verblichenen Zeichen auf dem Pergament, „Der Uchiha-Clan besitzt mehrere ältere Aufzeichnungen die mit der selben Symbolik verfasst worden sind. Ich bin mir nicht sicher ob meine Übersetzung richtig ist, aber wenn es so sein sollte, dann steht das reine Blut höchstwahrscheinlich dafür, dass sie nur von einem Uchiha geöffnet werden kann.“
 

„Verstehe …“, kam es nach kurzer Zeit von dem Akatsuki, während sein Blick erneut zur Uhr huschte und leicht beunruhigt auf der leuchtenden Zahl verweilte.

„Sasuke könnte sie bestimmt öffnen und lesen. Durch das Sharingan hindurch wirken diese Symbole wie einfache Buchstaben …“, erklärte Sakura, ehe sie aufgrund von Sasoris Schweigen, fragend den Kopf hob und ihn mit einem verwirrten Ausdruck musterte, „Stimmt was nicht?“

„Ja, dir läuft die Zeit davon.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (44)
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Von:  Pazifik
2013-04-04T14:40:04+00:00 04.04.2013 16:40
Oh ._.
Wunderbares Kapitel! Am Anfang dachte ich echt,dass alles vorbei ist und Sasuke wieder alles falsch macht..und jetzt,jetzt seh ich schlimmer aus als Sakura nach ihren Heulattacken..
Echt schönes und bewegendes Kapitel!:D

Liebe Grüße:-)
Von:  Miss_FAine
2010-03-14T19:32:40+00:00 14.03.2010 20:32
Mir sind die Tränen in die Augen gestiegen...ich glaube meine Tränensäcke füllen sich immernoch :D
Einfach wunderschön dieses Kapitel...so wie alle anderen auch...ich hab jetzt Wochen und Monate gewartet um endlich weiterzulesen :)
Es ist wirklich schön, wie du die Beziehung zwischen Sasuke und Sakura beschreibst, besonders wenn es um deren Sohn Kichiro geht...der Kleine tut mir richtig Leid...hoffentlich bekommt er seinen Vater wieder heil zurück =)
Ich kann es kaum erwarten, dass nächste Kapitel zu lesen...und hoffe diesmal gehts schneller als letztes Mal ;)

Ganz Liebe Grüße von
Tara_Fynn
Von:  Miss_FAine
2010-03-14T16:46:23+00:00 14.03.2010 17:46
Mir sind die Tränen in die Augen gestiegen...ich glaube meine Tränensäcke füllen sich immernoch :D
Einfach wunderschön dieses Kapitel...so wie alle anderen auch...ich hab jetzt Wochen und Monate gewartet um endlich weiterzulesen :)
Es ist wirklich schön, wie du die Beziehung zwischen Sasuke und Sakura beschreibst, besonders wenn es um deren Sohn Kichiro geht...der Kleine tut mir richtig Leid...hoffentlich bekommt er seinen Vater wieder heil zurück =)
Ich kann es kaum erwarten, dass nächste Kapitel zu lesen...und hoffe diesmal gehts schneller als letztes Mal ;)

Ganz Liebe Grüße von
Tara_Fynn
Von: abgemeldet
2010-02-23T17:25:07+00:00 23.02.2010 18:25
Aaaaaaaaah! Ein neues kapitel ist da!

Wie konntest du uns nur so lange warten lassen? xD
Aber nur die ruhe..
fand das kapitel wundertoll =)
zum einen weil man ja in totaler euphorie ist, ein neues kapitel seiner lieblings ff zu lesen, zum anderen, weil ich es echt gelungen finde!
du hast echt talent zum schreiben, oder du fasst alles in einer ff wie ich es mir in der serie naruto gewünscht hätte, dass es kommt =)
sehr schön!
fand es so unglaublich traurig, als sasuke sakura verlassen musste, mir sind sogar die tränen gekommen *schäm
das spricht aber nur FÜR dich und wie toll du schreibst.
bin mal gespannt, warum sakura jetzt die zeit davon läuft
mach auf jeden fall so weiter

lg francoi
Von:  paralian
2010-02-23T15:53:11+00:00 23.02.2010 16:53
Aaaaaaaaaaaah! Ich liebe es! <3

Die Stelle an der Sasuke gehen musste hat mich so verdammt fasziniert und mein Herz erwärmt und während ich das gelesen habe, habe ich auf MSN mit meiner Freundin gechattet und sie so zu mir: Hey, du bist heute aber gut drauf. Und ich: Ich hab was wunderschönes gelesen.
Einfach total wunderschön, herzerwärmend, zugleich traurig und auch sehr, sehr rührend (Schokolade von Kichiro). Ich liebe deine Ff und habe jeden Tag gehofft eine Ens von dir zu bekommen. :D

Danke für diese und einen schönen Tag noch!
Von: abgemeldet
2010-02-21T01:22:26+00:00 21.02.2010 02:22
Oh mein Gott, ich war erfüllt von einem Gefühls Chaos, als Madara Sasuke fragte, welche Entscheidung er getroffen habe und Sasuke nur sagte: Die Falsche. Da musste ich einfach los weinen Q.Q

Das ganze Kapitel hat mich schrecklich traurig gemacht, die Aussprache und der Abschied zwischen Sasu Saku war so emotional, ich habe jedes Wort regelrecht gefressen und hatte die Szene so klar vor Augen. Wow, du kannst wirklich mitreißend schreiben, als ob man daneben gestanden und das ganze beobachtet hätte.

Ich fand es auch sehr belastend, wie Sasuke und Sakura versucht haben, ihrem Sohn eine heile Welt vor zuspielen. Einfach nur krass.

Das Warten hat sich zu 200 % gelohnt, vom Gefühlsgrad her ist das die beste FF die ich je gelesen habe- ich lese gerne weiter und hoffe, dass es zwischen den beiden ein Happy End geben wird... und hoffentlich kein Tragisches o.O
Mach bitte ganz schnell weiter!!
Von:  Quiana
2010-02-20T13:00:57+00:00 20.02.2010 14:00
das kapitel hat mir sehr gut geafllen! ich bin gespannt, wie es jetzt weitergehn soll^^
ich weiß wieder nicht, was ich schreiben soll,
kurz ich bin sprachlos
Von:  Maii_chan
2010-02-17T09:40:26+00:00 17.02.2010 10:40
das kapitel war der absolute hammer! °__°
ich hab noch nie in einem kapitel so viel emotionen gehabt o__o""
wirklich krass...
aber richtig spannend, vorallem bin ich gespannt, wie es jetzt weiter gehen wird :O
wie sie ihn wohl aufhalten wird?

freu mich schon auf das nächste kapi x3
lg Maii_chan
Von:  Nami-Kikyo
2010-02-16T14:51:17+00:00 16.02.2010 15:51
ich bin echt sprachlos, das warten hat sich echt gelohnt ^^
mach weiter so. Ich bin ein rießen Fan von deinen Fanfics.

<3
Von:  Mizuki_
2010-02-15T17:17:11+00:00 15.02.2010 18:17
Wooow.

So ein tolles Kapitel.

Die Gefühle hast du wunderbar beschrieben.


Bitte schreib schnell weiter, kann es kaum erwarten das neue Kapitel zu lesen ;D.

Lg

meL <3


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