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Einer von uns.

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Das gleichmäßige Klirren von Metall verrät jeden unserer Schritte.

Die vor Erwartung erhitzten Finger umklammern die Griffe der Schwerter bis die Knöchel weiß hervortreten.

Der Lichtkegel, den die eine knisternde Fackel erhellt, wird von unseren verengten Augenpaaren konzentriert beobachtet. Steinerne Wände werden von uns passiert - sie scheinen von Menschenhand behauen, glatter Stein, Block auf Block getürmt zeigt sich in düsterem Grau. An einigen Stellen hat die Zeit genagt und Lücken erschaffen, die Schlagschatten werfen und aus dem Winkel der Augen einen zusätzlichen Blick erhalten.

War da nicht eine Bewegung im Dunkel?! Aufgeregt geht der Atem, jeder ist bemüht, ihn flach zu halten.

Unterm Helm klebt das Haar an der Stirn, Schweiß bahnt sich seinen Weg und rinnt hinab in den Mundwinkel - Kurzer Prozess mit der Zungenspitze, auch wenn er für einen Moment lang den Geschmack von Salz im Mund erzwingt.

Die Luft ist stickig, wurde seit Jahren nicht geatmet. Unser unterdrücktes Keuchen saugt die stehende Wärme in unsere Lungen und verbreitet wachsendes Unwohlsein. Eingeengt von Wärme will ein jeder die Augenlider zusammenpressen und die Metallplatten von seinem Leib schütteln, um sich zu befreien - aber das ist hier gleichzusetzen mit sofortigem Sterben.

Links von mir sehe ich einen fremden Mann. Sein glänzendes Gesicht ist umrahmt von einer Kettenhaube. Seine Züge sind schärfer und deutlicher durch den Unterschied von Licht und Schwärze, den die Fackel erzeugt. Ich habe ihn vor dieser Mission nie gesehen, aber er ist einer von uns, gehört zu unserem knappen halben Dutzend: Das selbe Ziel.

Eine Kurve. Das runde flache Gewölbe zeigt unentwegt das Tanzen der Flamme, die uns den Weg erhellt.

Der konzentrierte Blick wandert zu den passgenauen Steinen über unseren Köpfen. Sie sind so unbehaglich nahe.

Unruhe direkt vor mir, getuscheltes Murmeln von Männerstimmen. Sackgasse.

Ich greife das schartige Schwert fester, soweit es mir möglich ist. Die Fingerknöchel wollen die sich straff spannende Haut sprengen.

Ein gellender Schrei wird ungedämpft und durch die niedrige Decke des Ganges auf uns zurückgeworfen zum Mittelpunkt. Durch sein Echo verstärkt, dringt der alarmierende Laut schmerzend in unserer auf feine Laute abgestimmtes Gehör. Alles zu schnell. Rasches Umwenden, den Rücken zur Wand.

Neben mir stirbt mein unbekannter Begleiter. Seine letzte Klage vereint sich mit der Aufruhr der anderen Männer.

Die Fackel fällt zwischen uns, und zeichnet unsere Schatten als vereintes Bildnis an die gewölbte Decke.

Die ledrigen und vermoderten Hände von Untoten packen und schlagen, reißen und töten.

Zeit vergeht zu schnell oder unsere Sinne sind stehengeblieben.

Nur der Geruch von Metall und Blut verschließt erstickend die Nasenlöcher, ignoriert zitternde Nasenflügel, die um Luft ringen und vereint sich mit der Hitze zu einer unerträglichen Enge, die im Gefühl der Lähmung und letztendlich im Tod endet.
 

Die Bewegungen sind taumelnd, schlurfend, aber es besteht ein gemeinsames Ziel und aufrecht bleibt die schwankende Masse. Auch wenn sie zu fallen droht: Der Wille ist stark.

Kaltes Fleisch wird beinahe lautlos durch die Gänge geschleppt. Die Atmung hat lange ausgesetzt - die staubige Hitze stört nicht. Wo einst Augen waren, starren leere Höhlen in den schwarzen, niedrigen Gang. Doch sie sehen Silouetten. Wesende Nasenstümpfe wittern das Leben. Geschlossene Ohren lauschen und hören durch Adern strömendes Blut.

Der Angriff erfolgt ohne Zögern und Gnade. Untotes Fleisch verspürt keinen Schmerz; Es gibt kein Zurückweichen. An die Wand gedrängt wird Leben zerquetscht von der verfemten Walze der Leichenarmee.
 

Zeit vergeht. Gebrochene Finger verkrustet durch bröckelnde Reste von Blut regen sich.

Es ist kein Leben, das in den zerschlagenen Leibern der Männer aufkeimt. Steif sind die ersten Bewegungen nach dem Tod. Langsam wird das Schwert ergriffen - Die kalten Finger umklammern die Griffe der Schwerter, bis die aufgeschrammten Knöchel ebenso weiß hervortreten wie der Rest des leblosen Fleisches.

Ungleichmäßiges Klirren von Metall verrät die stolpernden Schritte der wankenden Krieger.

Gebrochene Augen stieren trocken und unterlaufen in die Finsternis des stickigen Ganges.

Einer von ihnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Wave
2013-05-01T13:27:23+00:00 01.05.2013 15:27
Kurz und knackig^^
Vor allem das mit dem "unbekannten Begleiter", der neben "mir" stirbt. Da du keine genaue Beschreibung lieferst wie der Kampf abläuft, kann die Fantasie fliegen. Sehr schön :-)

Grüße,
die Welle
Von:  Izaya-kun
2010-07-08T12:21:35+00:00 08.07.2010 14:21
Wow, echt geil ^^
Ich mag es, wie genau du alles beschreibst, man steckt mitten drin. Weiter so! Du schreibst wirklich sehr, sehr gut.
Das Ende mag ich besonders, der Schlusssatz sagt mir sehr zu.
Toll! ^^
Von: abgemeldet
2009-11-20T12:10:37+00:00 20.11.2009 13:10
Also wirklich warum müssen wir Untote eigentlich immer das böse sein und abgeschlachtet werden! -_-#

Aber denoch super geschrieben!
Nur gut das ich die andere sicht als Fanfic mal erläutere!^^
Von: abgemeldet
2009-11-02T10:59:46+00:00 02.11.2009 11:59
Sehr gut und interessant geschrieben! Top! Lässt sich sehr gut lesen!^^


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