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Alles was zählt

Riff & Cain
von

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Ich lebe nur um dir zu dienen

Hallo zusammen.

Ich bin eben mit Kapitel 2 fertig geworden.

Da ich in 5 Minuten weg muß, bleibt mir kaum Zeit für ein Vorwort. Deswegen gibts heute nur eines zu sagen.
 

Viel Spaß beim lesen.^^
 


 

Kapitel 2 –Ich lebe um dir zu dienen-
 

„Er muss sich wirklich Sorgen um dich machen.“ Es fiel mir schwer mich auf Master Oskars Worte zu konzentrieren. Ich hatte Kopfschmerzen die von Sekunde zu Sekunde stärker wurden. Das Atmen wurde langsam zur Tortur. „Wie meint Ihr das?“ Wie anstrengend diese paar Worte waren. „Ach, ich wunderte mich nur, dass Cain nicht selber…,“ Oskar stach zu und zapfte mir etwas Blut ab, bevor er mit seiner Erklärung fort fuhr. „…auf den Gedanken mit dem Gift gekommen ist. Er muss etwas sehr wichtiges im Kopf haben und das wird wahrscheinlich dein Zustand sein. Fertig. Du solltest noch mal schlafen. Das wird dir gut tun. Möchtest du noch etwas trinken?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Mein Mund fühlte sich zwar wieder knochentrocken an, doch ich wollte so schnell es ging allein sein um nachzudenken, ich wollte es wenigstens versuchen.

Es wurde immer dunkler in meinem Zimmer. Es schien, als hätte ich den ganzen Tag verschlafen. Schließlich war der Überfall auf Master Cain morgens um 9.00 Uhr gewesen. Und kurz nach 10 waren wir wieder hier angekommen. Meine Gedanken schweiften weiter. Ich kämpfte dagegen an, dass diese sich in irgendeine unnütze Sache verbissen. Master Cain sah wütend aus, als ich ihm das Glas abnahm. Warum nur? Und wie viel Wahrheit steckte hinter Master Oskars Worten? Hatte sich Master Cain wirklich so viele Gedanken um meine Gesundheit gemacht? Mir fielen die Augen zu doch richtig eingeschlafen war ich nicht, so bemerkte ich, wie die Türe geöffnet wurde und jemand eintrat.

Inzwischen war es in meinem Zimmer sehr dunkel. Nur das durch das Fenster einfallende Mondlicht zauberte einen schmalen Streifen Licht auf den Boden. „Riff, bist du wach?“ Oh die kleine Miss. Warum war sie denn noch wach. „Miss Merry?“ Das junge Fräulein entzündete eine Lampe und stellte sie auf den Tisch. „Geht es dir besser?“

Ihre Stimme klang besorgt aber doch drängend. Etwas schien ihr auf dem Herzen zu liegen. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief ein und versuchte die Schmerzen in mir zu verdrängen. „Es geht mir wieder gut.“ Nur nicht verraten wie schlecht es mir ging. Miss Merry durfte sich keine Sorgen machen. Selbst wenn Master Cain es mir nicht befohlen hätte, würde ich die kleine Miss nicht mit meinen Problemen belasten wollen. „Was ist mit Euch. Ihr seht bedrückt aus.“

Merry wandte den Blick ab, starrte auf den Boden und ein schlechtes Gefühl breitete sich in mir aus. Die Schmerzen aus meinem Geist verbannend richtete ich mich auf und legte dem kleinen Mädchen eine Hand auf die Schulter. „Miss Merry, geht es um Master Cain?“ Sie begann zu schluchzen und ich nahm sie tröstend in den Arm. „Miss Merry, bitte.“ Ich musste nicht mehr sagen. Merry verstand mich auch so und leise begann sie sich ihre Sorgen von der Brust zu reden. „Oskar brachte ihm etwas und kurz darauf hat Cain total aufgeregt das Haus verlassen. Oskar ist hinterher gerannt und seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.“ „Wann war das?“ „Das ist jetzt schon drei Stunden her.“

Drei Stunden? Wo könnte er nur sein? Ich schlug die Decke zurück und stand vorsichtig auf, kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit und das Schwindelgefühl. Langsam tapste ich schwankend zu meinem Kleiderschrank und holte Hemd, Hose, Weste und einen Mantel heraus. Danach ging ich mit der Kleidung überm Arm zurück zum Bett, wo ich mich fallen ließ.

Mein Herz und meine Atmung rasten als währe ich einen Marathon gelaufen. Verdammt was war das nur, dass ich so schnell erschöpfte. „Riff, was machst du?“ „Ich…, werde…, Master Cain…, suchen.“ Ich bekam kaum einen zusammenhängenden Satz heraus. Überschätzte ich mich jetzt nicht haushoch? Wie sollte ich Master Cain finden und ihm bei bedarf helfen, wenn ich noch nicht einmal die Kraft hatte mich anzukleiden?

Wütend über mich selbst schob ich diese Gedanken zur Seite. Ich musste etwas tun. Ich konnte nicht einfach nur so dasitzen und darauf warten, dass Oskar ihn wieder zurückbrachte. Selbst wenn ich bei dem Versuch doch noch sterben würde, so hatte mein Tod dann wenigsten einen Sinn. Außerdem, würde Master Cain etwas geschehen, dann währe mein Leben sowieso nutzlos.

Schweigend versuchte ich die Knöpfe meines Oberteils zu öffnen, doch meine Hände zitterten und waren taub, wodurch dieses alltägliche Tun sich zu einem nervenden Schauspiel entwickelte. „Du darfst nicht aufstehen. Du bist doch verletzt.“ Die kleine Miss blickte mich erschrocken und besorgt an und ich musste kurz lächeln, bevor ich ihr ernst meine Ansichten zu erklären versuchte. „Miss Merry, ich muss ihn suchen.“ „Auch wenn es das letzte ist was du tust?“ Ich nickte der kleinen Miss nur zu, worüber sie zu seufzen begann.

Ich kämpfte gerade mit meinem vierten Knopf, als meine Hände sanft weg geschoben wurden. „Miss Merry?“ Sie lächelte mich an, öffnete die restlichen Knöpfe, half mir dabei dieses Kleidungsstück auszuziehen und das bereitgelegte Hemd anzuziehen und während sie die Knöpfe schloss begann sie ihr Tun zu erklären. „Ich werde dir helfen. Zusammen können wir ihn bestimmt finden. Und wehe du meckerst jetzt.“ Es war mir unangenehm, dass Miss Merry mir half, und ihre Begründung hatte mich geschockt. „Aber Miss Merry, das geht nicht. Ihr dürft Euch nicht in Gefahr begeben.“

Das junge Fräulein fuchtelte mir drohend mit einem Finger unter der Nase herum und legte ihre Stirn in Falten. „Red keinen Unsinn Riff. Ich war jahrelang auf Londons Strassen unterwegs. Ich weiß was ich tu.“ Einige Augenblicke musterte sie mich wie ich meine Weste überzog. „Schaffst du den Rest allein?“ Ich wusste zwar nicht wieso, aber diese unschuldigen Augen, diese ebenso gestellte Frage, die mich beruhigte, brachten mich zum lächeln bevor ich ihr antwortete. „Natürlich Miss Merry.“ Auch sie lächelte und lief aus meinem Zimmer. Schweigend sah ich ihr nach, bevor ich, sobald die Türe geschlossen war, mein Gesicht hinter den Händen verbarg. Diese ganze Aktion, hatte mich sehr erschöpft. Aber ich musste jetzt weitermachen. Miss Merry würde sich nicht von ihrer Idee abbringen lassen.

Mein Körper schrie nach Schlaf, mein Kopf drohte mir in den nächsten Sekunden zu explodieren, meine Lunge versagte mir beinahe den Dienst und die Welt vor meinen Augen verschwamm und drehte sich. Was für einen erbärmlichen Eindruck ich machen musste. Dennoch schaffte ich es irgendwie mich fertig anzukleiden. Den Mantel legte ich mir über den Arm und schleppte mich zur Tür.

Dort lehnte ich mich kurz an die Wand und versuchte tief einzuatmen. Jeden Funken Selbstbeherrschung kratzte ich zusammen und richtete mich auf. Jetzt nur nicht vor Schwäche zusammenbrechen. Ich öffnete die Tür und schritt hinaus.

„Ah, Sir! Ihr seid auf?“ Ich wandte mich der Stimme zu. „Mary, was gibt es?“ „Ich dachte nur, dass Ihr momentan krank seid. Miss Merry erwähnte so etwas.“ „Wie du siehst geht es mir wieder besser.“ Das Hausmädchen blickte beschämt zu Boden. „Miss Merry wartet auf Euch in der Halle.“ „Mary, weißt du wo Master Cain hin ist?“ „Tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Er hat eine der Kutschen herrichten lassen und gemeinsam mit Master Oskar ist er dann davongefahren.“ Verdammt, was ist denn heute nur los? Seit wann musste man der sonst so gesprächigen Mary alles aus der Nase ziehen? „In welche Richtung?“ An ihrem Gesichtsaudruck konnte ich erkennen, dass mir die Frage etwas zu schroff herausgerutscht war. Ihre Hand zitterte leicht als sie nach rechts deutete. „Richtung Innenstadt.“ „Danke Mary.“ Langsam schritt ich die Treppe hinunter wobei ich den Blick des Hausmädchens im Rücken spürte.
 


 

Wo bleibt Riff nur? Sollte ich vielleicht doch noch mal rauf und nachsehen, ob er Hilfe braucht? Aber er machte vorhin ein Gesicht, ob es ihm nicht Recht währe wenn ich ihm helfe. Aber warum? Ich verstehe ihn nicht. Genauso wenig wie meinen Bruder. Warum machten die Beiden auch immer solch ein Geheimnis darum wie es ihnen geht.

„Miss Merry entschuldigt, dass Ihr warten musstet.“ Ich wandte mich zur Treppe. Das gab es doch nicht. War das der gleiche Riff, der vor einigen Minuten noch erschöpft vom Kleiderraussuchen auf dem Bett gesessen war? Unglaublich, er ging ohne Schwäche zu zeigen die Treppe runter und lächelte mir zu, doch seine Augen waren noch immer leicht verschleiert. „Macht nichts Riff. Los jetzt suchen wir Cain.“ Er nickte nur während er in seinen Mantel schlüpfte und mir bei dem meinigen half. Er kniete sich hin um ihn zu schließen. „Aber Riff…,“ Er ließ mich nicht ausreden und raunte mir eine Begründung zu. „Miss Merry, die Dienerschaft darf nichts erfahren.“ Er schloss kurz die Augen, atmete hörbar ein und erst einige Sekunden später wieder aus, dann erhob er sich wieder und reichte mir den Arm. So verließen wie das Haus und machten uns auf die Suche.

Nach einer halben Stunde blieb Riff stehen. Im Licht der Straßenlaterne konnte ich sehen, dass er kalkweiß war. Schweiß stand ihm auf der Stirn, er keuchte schwer und hielt sich an der Laterne fest um nicht einfach umzufallen.

„Riff sollen wir eine Kutsche nehmen?“ Dieser schüttelte nur den Kopf und ging weiter, jedoch kam er nur wenige Schritte, bevor er auf die Knie zusammensackte. „Riff!“ Schnell lief ich zu ihm, half ihm wieder auf die Beine zu kommen. Aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden, den ich ihm schnell mit meinem Taschentuch wegwischte. „Riff wir müssen zurück. Du gehörst ins Bett.“ Wieder schüttelte er den Kopf und in seiner Stimme klang Entschlossenheit heraus. „Ich werde Master Cain nicht seinem Schicksal überlassen. Ich kann es nicht.“

Da er kaum imstande war sich auf den Beinen zu halten, stützte ich ihn so gut ich konnte. Er deutete nach Rechts in einer spärlich beleuchtete Seitenstraße. „Wir müssen dort entlang.“ Woher war er sich so sicher? Ich war noch in Gedanken als ich gegen Riff stieß, da dieser abrupt stehen geblieben war. In seinem Blick stand Unglaube, beinahe schon Entsetzen geschrieben.

„Du? Du hättest eigentlich schon lange tot sein sollen. Aber dein unverständliches Verlangen für deinen Herrn in den Tod zu gehen, scheint dich selbst auf der Schwelle des Todes noch auf den Beinen zu halten.“ Ein ziemlich großer, schlanker Mann mit langen, aschblonden Haaren blickte uns erstaunt durch die Brille an. Riff nahm mich am Arm, schob mich hinter sich und richtete sich wieder auf.

„Wo ist er?“ „Aber aber, wer wird denn so unhöflich sein.“ „Wo ist Master Cain?“ „Ich verstehe zwar nicht warum du dich so benimmst, aber um deine Frage zu beantworten, er ist in diesem Gebäude. Er und sein neuer Freund.“ Sein Blick fiel auf mich und er begann zu lächeln. Doch in diesem Lächeln steckte nicht das geringste Gefühl. „Oh, wen haben wir denn hier? Das Fräulein Schwester.“

Der Kerl kam mir bekannt vor und nach einigen Augenblicken wusste ich auch woher. „Das ist doch…, du bist doch der Arzt, der Drew getötet hat.“ Er blickte mich nachdenklich an. „Drew? Der Name sagt mir nichts. Wahrscheinlich war dieses Mädchen nur ein unbedeutendes Opfer.“ Oh diese Kanalratte. Wenn ich nur etwas stärker währe und wenn Riff mich endlich loslassen würde, dann würde ich ihm jetzt einfach fertig machen, aber so blieb mir nichts anderes über als meine Tränen zurückzudrängen.

„Sie Mistkerl. Wie können Sie so was sagen!“ „Miss Merry, beruhigt Euch.“ Riff hatte ja Recht. Diesen Arzt zu verärgern könnte gefährlich sein. „Doktor, ich denke Sie haben nichts dagegen, wenn Miss Merry sich zurückzieht.“ Die ersten Sekunden blickten der Doktor und ich Riff nur verwundert an, bis der Blonde zu lachen begann. „Wie köstlich. Ich glaube aber, dass du nicht in der Lage bist Forderungen zustellen.“ „Sie irren sich Doktor Disraeli. Ich gebe Ihnen den Rat meine Schießkünste nicht zu überschätzen. Es könnte gut geschehen, dass ich sie aus versehen tödlich verletze.“ Wo hatte Riff denn plötzlich die Pistole her? Doch seine Hand zitterte. Ich glaube selbst wenn er es gewollt hätte, den Doktor hätte er nie im Leben getroffen.

„Doktor die Vorbereitungen sind abgeschlossen, Sie können mit dem Eingriff beginnen. Was macht der denn hier?“ Ein schwarzhaariger Junge war aus dem Haus gekommen. Seine Augen funkelten gefährlich, als sie an Riff hängen blieben. „Er will seinen Herrn abholen.“ „Darf ich mich um ihn kümmern? Ich hätte da noch eine Rechnung mit ihm offen.“ Der Junge zog einen Dolch, während der Doktor nur zu lächeln begann. „Aber Cassian, du weißt, dass sobald sein Herr verstorben ist, er daran zerbrechen wird. Außerdem hat er nicht mehr lange. 5 Minuten schätze ich mal. Es währe unnütz sich jetzt um ihn zu kümmern. Aber das junge Fräulein an seiner Seite würde mich doch noch interessieren.“

Riff wich einen Schritt zurück und schob mich mit sich. Ich konnte in seinen Augen sehen, wie ihn die Situation schockte. Auch mir machte sie große Angst. Der Doktor brauchte nur noch ein paar Minuten warten, dann würde niemand mehr zwischen mir und ihm stehen. Ich begann zu zittern. Riff sackte zusammen und kauerte am Boden, spuckte Blut. Ich wollte ihm helfen konnte mich aber nicht bewegen.

In diesem Moment krachte die Tür hinter dem Doktor auf und mein Bruder und Oskar kamen heraus gerannt. Einige Sekunden blickten sie mich und Riff erstaunt an, jedoch rannten sie gleich weiter. Cain schnappte mich, nahm mich auf den Arm und lief weiter, während Oskar sich um Riff bemühte.

Nur eine Straße weiter, in einer finsteren Seitengasse konnte ich die familieneigene Kutsche entdecken in die Cain mich steckte, bevor er mit einem leisen ^wir sprechen uns später^ wieder zurücklief um Oskar und Riff Rückendeckung zu geben.

Ich hörte Schüsse, traute mich aber nicht nachzusehen, sondern drückte mich tiefer in den weichen Sitz und schrie erschrocken auf, als die Kutschentür geöffnet wurde.

„Aber Merry, vor mir brauchst du dich nicht fürchten. Rutschmal, damit ich Riff reinsetzen kann.“ Schnell stand ich auf und half Riff hineinzuziehen. Cain schob von draußen. „Oskar raus mir dir. Wir müssen so schnell wie möglich zurück.“ Oskar nickte, sprang aus der Kutsche und stieg auf den Kutschbock, während Cain zu uns hinein stieg.

Waren denn fünf Minuten nicht schon herum? „Cain, Riff…, fünf Minuten…, Gegengift…“ Ich war so aufgeregt und durcheinander, dass ich keinen vernünftigen Satz zusammen bekam, doch mein Bruder schien mich auch so verstanden zu haben. „Keine Sorge Merry. Ich hab dem Doktor das Gegengift stibitzt und es Riff schon verabreicht. Ich hoffe, dass es genug war. Aber, was macht ihr Beiden überhaupt hier? Seid ihr den wahnsinnig? Du hättest verletzt werden können.“ Mir kamen die Tränen und ich schluchzte. Eigentlich wollte ich mich verteidigen, doch ich bekam kein Wort heraus. Zu sehr hatte mich dieser Abend geschockt.
 


 

Das Merry weint wollte ich nicht. Aber zu sehr hatten mich die Sorgen im Griff seit ich sie hinter Riff erblickt hatte. „Merry, entschuldige, ich wollte dich nicht schimpfen. Eigentlich muss ich mich bei dir ja sogar bedanken.“ Merry wischte sich die Tränen aus den Augen und blickte mich fragend an. „Na ja, hättet ihr beiden den Doktor nicht aufgehalten, dann gäbe es weder mich noch Oskar. Nur weil der kleine Helfer auch noch den Raum verlassen hatte, konnte Oskar sich und dann noch mich befreien und es blieb sogar noch Zeit nach dem Gegengift zu suchen.“

Verwirrt blickte sie mich an. „Sag mal Cain, wann hast du Riff denn das Gegengift gegeben?“ Ich musste über die schüchtern gestellte Frage lächeln. „Vorhin, nachdem ich dich in die Kutsche gesetzt hatte.“ „Und… und wer hat geschossen?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises Hauchen. So erlebte man meine kleine Schwester nur selten. „Das war ich. Ich musste ja den Doktor und seinen kleinen Freund abhalten uns zu schnell zu folgen.“ „Und was ist jetzt mit Riff? Warum ist er noch nicht wach? Wir dürften gleich daheim sein.“ „Na ja, das kann ich dir auch nicht sagen. Ich schätze aber, dass seine Verletzung ihm noch mehr Kraft gekostet hat als die Vergiftung.“ „Also war sie doch so schlimm?“ Verdammt, Merry war eine kluge kleine Lady. Jetzt musste eine Ausrede her. „Nein, aber er hätte länger Ruhe gebraucht. Immerhin ist es noch keinen Tag her, dass er verwundet wurde.“ Ob sie das glaubte? Ja, ihr Blick zeigte es mir. Glück gehabt. Aber Riff müsste wirklich schon wieder bei Bewusstsein sein. Hatte mich der Doktor belogen als er mir die Menge verriet? Glaube ich aber nicht. Er hatte ja nicht damit gerechnet, dass wir ihm entkommen könnten, weshalb sollte er also lügen. War es vielleicht gar kein Gegengift gewesen sondern nur eine andere Sorte Gift?

Ich sprang regelrecht auf und fühlte nach Riffs Puls. Meine Finger strichen über sein Handgelenk, bis ich die Narbe, welche er sich bei seinem Selbstmordversuch zugezogen hatte spürte. Dort verharrte ich einige Augenblicke. Erleichtert merkte ich dass sein Blut ganz regelmäßig unter meinen Fingerkuppen pulsierte.

Die Kutsche hielt an und wenige Sekunden später spähte Oskar schon rein. „Was macht der Patient?“ „Er ist bisher noch nicht zu sich gekommen.“ Oskar begann zu überlegen, wobei er sich durch sein Haar fuhr. “Hhmm, soll ich einen der Hausdiener holen? Allein wird es schwierig ihn die Treppe hochzuschleppen.“ Mein Blick wanderte durch den finsteren Vorgarten und blieb am Brunnen hängen.

„Oskar bring Merry rein. Ich komme in ein paar Minuten mit Riff nach.“ Verwundert sah Oskar mich an. „Wie willst du ihn denn bis zum Haus bringen? Ein Pferd vorspannen und an den Haare reinschleifen?“ Ich wusste, dass ich wieder mein typisches, überlegenes Lächeln aufgesetzt hatte als ich Oskar belehrte.

„Mitnichten, er wird alleine hineingehen. Denn er weiß, dass die Dienerschaft sich, sollten sie etwas bemerken, das Maul über ihn zerreißen wird und er dadurch nur Unannehmlichkeiten bekommt.“ „Ach deshalb.“ Verwirrt blickte ich Merry an, deren Blick auf Riff gerichtet war. „Merry, was meinst du?“ Oskar hatte mir die Worte aus dem Mund genommen und interessiert hörten wir der Erklärung meiner Schwester zu.

„Ich hatte mich gewundert. Er war so erschöpft nachdem er sich Kleider aus dem Schrank geholt hatte, kam dann aber die Treppe hinunter, als währe nichts. Er strahlte eine solche Kraft und Entschlossenheit aus, ganz anders als noch in seinem Zimmer, wo er kaum in der Lage war seine Knöpfe zu öffnen. Er hat mir sogar beim Mantel anziehen geholfen und ihn zugeknöpft und meinte, als ich ihn abhalten wollte, dass die Dienerschaft nichts bemerken darf.“ Oskar lachte kurz. „So was nenne ich einen Sturkopf. Nun gut. Mylady, darf ich ihnen den Arm bieten und sie ins Haus geleiten?“

Merry stieg aus der Kutsche und legte ihre Hand auf Oskars Arm und ging mit ihm zum Haus. „Wenn es sein muss.“ „Och Merry sein doch nicht immer so kalt zu mir.“ „Warum auch nicht. Jetzt bist du so ein riesiger Grobian und kannst meinen Bruder noch nicht einmal aufhalten…“ Mehr konnte ich nicht verstehen, da die Beiden inzwischen am Haus angekommen waren und eintraten. Ich ging zum Brunnen, nahm mein Taschentuch und tauchte es ins kühle Nass.

Zurück bei Riff strich ich ihm mit dem Tuch vorsichtig über sein blasses Gesicht. Es half irgendwie nicht. „Riff, bitte komm wieder zurück. Ich brauche dich und wir können es uns nicht leisten hier zulange herumzusitzen. Der Doktor könnte uns gefolgt sein. Bitte komm zu dir.“ Verzweiflung und Wut brachen hervor und um mich abzuregen warf ich Riff das nasse Tuch ins Gesicht. Dort blieb es dann einige Zeit liegen bevor er sich bewegte und es entfernte. „Master Cain?“ Er keuchte auf und presste sich beide Hände an die Brust. So hilflos wie in diesem Moment hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.

„Riff? Wie geht es dir?“ „Besser.“ Seine Körpersprache verriet mir jedoch etwas anderes und ohne es zu wollen fuhr ich ihn an. „Das will ich aber auch hoffen. Los jetzt wir müssen ins Haus und du wirst dich soweit zusammen nehmen, dass du ohne aufzufallen zu mir ins Zimmer kommst. Ich muss mit dir reden. Verstanden?“ Ich konnte sehen wie er unter jedem Wort leicht zusammenzuckte. „Natürlich Master Cain.“

Ich stieg aus und wartete auf ihn. Er saß noch einen Moment ruhig da, atmete langsam ein und wieder aus, bevor er abrupt aufstand und ausstieg. Nun wusste ich was Merry gemeint hatte. Just in diesem Moment sah man weder die Qualen die er momentan erlitt noch die Schwäche, die ihn zuvor noch in ihren Klauen gehalten hatte. Hoch aufgerichtet schritt er hinter mir her, öffnete mir die Tür, half mir den Mantel abzulegen und ging zu einem der Hausdiener, dem er mit fester Stimme auftrug den Kutscher zu wecken, damit sich dieser um das Pferd und die Kutsche kümmern konnte. Danach wandte er sich an mich.

„Master Cain, wünscht Ihr eine Tasse Tee?“ Ich verneinte obwohl ich jetzt schon gerne eine Tasse gehabt hätte, jedoch wollte ich Riff nicht länger sein Theater spielen lassen als nötig. „Jetzt komm mit.“ Er folgte mir die Treppe hinauf, wobei mir auffiel, dass er eine Hand über das Geländer streifen ließ, was er sonst nicht tat.

Ich ging zielstrebig in mein Schlafzimmer und Riff folgte mir. Er schloss die Tür und blieb an selbige gelehnt stehen. Auch jetzt versuchte er eindeutig keine Schwäche zu zeigen, während ich es mir am Rand meines Bettes bequem machte. „Setz dich zu mir.“ „Master Cain…“ „Setz dich. Mir brauchst du nichts vorzuspielen. Ich hab Augen im Kopf. Ich sehe doch, dass du gleich nicht mehr kannst. Also?“ Er nickte nur ergeben und setzte sich zu mir. “Nun, wie geht es dir? Hat sich etwas geändert seit ich dir das Medikament gab?“ „Ja Sir. Das Brennen in der Brust ist verschwunden, ebenso wie die Atemnot, die Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl.“ „Gut. Und deine Verletzungen?“ „Die leichteren brennen nur etwas.“

Ich wartete, darauf, dass er weiter sprechen würde, doch er tat es nicht. Es schien als wollte er mir seinen wahren Gesundheitszustand verschweigen, dabei wusste ich doch wie es ihm ging. Aus eben diesem Grund bohrte ich weiter. „Und die an der Oskar herumgedoktert hat?“ „Auch schon besser.“ „Lüg mich nicht an.“ Ich schlug leicht auf seine Brust und er keuchte vor Schmerz auf. „Leg dich hin. Ich hole Oskar, damit er sich die Wunde noch mal ansieht.“ „Aber Master Cain…,“ „Kein Aber. Heute Nacht ist es zu gefährlich, allein zu beleiben. Der Doktor könnte sich an uns rächen wollen und dann ist es besser, wenn zumindest wir beide zusammen sind.“ Er nickte ergeben blieb aber sitzen.

Ich ging schnellen Schrittes zum Saloon und sah nach, ob Oskar sich dort befand. Er saß offensichtlich alleine vor dem brennenden Kamin und starrte in die Flammen. „Oskar…,“ „Shhh, Merry schläft da hinten.“ Er deutete über die Schulter zur Couch, wo Merry zusammengekauert lag und tief und fest schlummerte. Einige Sekunden sah ich ihr beim schlafen zu, bevor ich mich etwas leiser wieder an Oskar wandte. „Würdest du noch mal nach Riffs Verletzungen sehen?“ „Klar. Cain, kann ich dich was fragen?“

Irgendwie konnte ich mir schon denken was jetzt kam. Immerhin begann er immer so wenn er eine bestimmte Frage loswerden wollte. „Dir werde ich meine Schwester nicht zur Frau geben. Nicht so einem Luderjan wie, den sogar die eigene Familie enterbt hat.“ „Öhm das wollte ich jetzt zwar nicht fragen, sondern eher, was Merry und Riff in dieser Straße gesucht hatten? Wie kam es dass sie genau zur rechten Zeit zur Stelle waren?“ Das erstaunte mich jetzt doch. „Das kann ich dir nicht sagen. Das musst du Riff fragen. Er schafft es immer mich zu finden. Es ist sehr…, seltsam.“ Ich versank in Erinnerungen.

Ich saß wieder weinend hinter einem kleinen Strauch und erschrak als Riff plötzlich vor mir stand mir seine Hand hinhielt um mir aufzuhelfen und mich mit dem liebevollen Blick bedachte, den er mir auch heute noch sooft schenkte. Ebenso wie das Lächeln, das mir schon als Kind Ruhe und Glück gespendet hatte. Was würde sein, wenn er nicht mehr an meiner Seite währe? Ich unterdrückte ein seufzen und setzte mich in den Sessel welcher der Couch gegenüber stand und sah Merry wieder dabei zu wie sie schlief. Einigen Minuten später kam Oskar wieder und legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Cain, ich hab gute Nachrichten. Auch wenn er sich nicht an die Bettruhe gehalten hat, die Naht ist nicht aufgebrochen und es scheint ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Ich gab ihm ein Schmerzmittel und jetzt schläft er in deinem Bett. Du musst dir wohl ein anderes Zimmer nehmen.“ „Werde ich nicht. Der Doktor war heute seinem Ziel schon sehr nah. Vielleicht kommt er hier her. Ich werde in mein Zimmer gehen und dort Wache schieben und du setzt dich hier in diesen Sessel und rührst dich nicht vom Fleck. Du passt auf Merry auf. Ach ja, ich hab noch etwas für dich.“ Ich holte aus meinem Arbeitszimmer einen Stapel Papiere, die ich Oskar in die Hände drückte. „Hier, die Hausordnung. Finger weg von Merry, nicht schlafen und aufpassen sind die Wichtigsten.“

Ohne auf sein Gejammer zu achten verließ ich den Saloon und ging in mein Zimmer. Riff lag wie Oskar gesagt hatte in meinem Bett und schlief. Er hatte noch immer seine Hose an, jedoch war von seiner Weste oder dem Hemd keine Spur zu sehen. Mein Blick wanderte über den muskulösen Oberkörper und mein Herz begann schneller zu schlagen. Was war nur los mit mir? Die letzten Wochen geschah es immer wieder, dass ich auf diese Art auf Riffs Nähe reagierte. Wenn er mir beim Anziehen half und seine Finger leicht über meine Haut fuhren bekam ich Gänsehaut und musste mich zum Atmen zwingen.

Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken und Gefühle zu verbannen und kuschelte mich in den Sessel, der am Fenster stand. Eine Frage schwirrte mir durch den Kopf, während mein Blick auf dem dunklen Glas des Fensters ruhte. Warum hatte Riff Merry in so eine Gefahr gebracht? Es währe schon schlimm genug gewesen ihn zu verlieren, aber Beide auf einmal, das schien mir die größte Qual meines Lebens zu sein.

Ein Rascheln hinter mir ließ mich aufhorchen. „Master Cain, Ihr solltet euch hinlegen und schlafen.“ Riff stand auf und kam zu mir. Er hielt mir seine Hand hin und lächelte mich leicht an. Jedoch ignorierte ich seine Geste. „Riff, warum warst du heute so verantwortungslos? Wieso hast du dich und vor allem Merryweather in solch eine Gefahr gebracht?“ Sein Lächeln verschwand, während er sich dem Fenster zuwandte und leise zu erklären begann. „Es tut mir leid Master Cain. Ich wollte nicht dass Miss Merry mich begleitet, aber sie war entschlossen Euch zu suchen. Deswegen blieb ich an ihrer Seite um sie im Notfall zu schützen, was mir nicht gelang.“ Ach so, Merry hatte ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt schämte ich mich, dass ich ihm vorgeworfen hatte, er währe wegen Merry verantwortungslos. „Und weshalb bist du los?“ „Ich konnte Euch nicht Eurem Schicksal überlassen. Der Gedanke Euch zu verlieren war schrecklich. Ich kann ohne Euch nicht leben, denn ich lebe nur um Euch zu dienen.“
 

So, das wars dann auch wieder. Ich hoffe es war wenigstens etwas verständlich und ihr hattet ein kleinwenig Spaß.
 

Liebe Grüße

FuYu



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Feendrache
2008-04-30T19:01:03+00:00 30.04.2008 21:01
ich muss den andern beiden unter mir recht geben, is echt klasse die FF. Hoffe doch sehr es geht schnell weiter.
*aufm Stuhl hockt und aus nächste Pitel wartet*
Von: abgemeldet
2008-04-26T23:15:45+00:00 27.04.2008 01:15
wow, das war genial!!!
eine der besten storys die ich bis jetzt bei God child gelesen hab..
ich freu mich riesig auf das dritte kappi...
Lg Angel
Von:  Sephie
2008-04-26T11:22:21+00:00 26.04.2008 13:22
wahh**
das zweite kappi ist echt suppi ><
kann es kaum erwarten das nächste zu lesen^^


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