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Longing - Just for you

von

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Titel: Longing – Just for you

Teil: Kapitel 5

Autor: Tsugumi

Email: hinadorichan@googlemail.com

Fanfiction: Seimaden

Rating: PG- 18

Warnung: limone, angst, gewalt

Pairing: Zadei xTitius, Charon x Rod?

Disclaimer: Die Welt und Charaktere von Seimaden gehören nicht mir, diese Fanfiction dient nur der Unterhaltung und ich will damit keinen Profit machen.
 

Kommentar: Hehe, den Teil hier mag ich, ich nenne ihn persönlich „Chaos in der Menschenwelt“. Ihr werdet sehen warum…^^
 


 

Kapitel V
 

Zur allgemeinen Aufregung im Schloss der Dämonenwelt erschienen zwei Boten am selben Tag. Und beide mit schlechten Nachrichten.

Der Erste war von der Kampftruppe geschickt worden und mit dem was er sagte hatte keiner gerechnet. Er berichtete, dass die Sache mit den Glakyr sich als unerwartet kompliziert erwiesen habe. Als man nachfragte, wurde er sichtlich nervös und scheute sich sehr, die Worte auszusprechen aber schließlich sagte er. „Sie sind weg. Alle.“

Es war ihm alles sichtlich peinlich, als er erklärte, als die Drachentruppe an dem Ort angekommen sei, an dem die Glakyr bisher gehaust hatten, wäre nichts mehr da gewesen. Das in den Bergen lebende Dämonenvolk war spurlos verschwunden. Daraufhin hätte die Drachenkompanie angefangen das Gebiet zu durchkämmen, aber es habe sich keine Spur vom Verbleib der Glakyr finden lassen. Es sei also beschlossen worden, dass man noch ein wenig suchen und dann zum Schloss zurückkehren würde.

Als Titius dem Bericht mit den anderen zusammen lauschte, legte er unwillkürlich eine Hand vor die Stirn. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Zadei getobt haben musste, als sie diesen Umstand festgestellt hatten. Aber auch wenn der Gedanke ein wenig amüsant war, das Thema war weitaus ernster. Die Frage, die sich auftat war, wenn die Glakyr nicht mehr dort waren, wo waren sie dann? Es war offensichtlich, dass sie von dem bevorstehenden Angriff gewusst haben mussten. Das war erschreckend genug, aber dass sie sich derart spurlos aus dem Staub machen konnten und niemand wusste, was sie eigentlich vorhatten, war sehr besorgniserregend.

Da hast du deine du es, Zadei, soviel zu deiner tollen Vorgehensweise, dachte Titius bei sich.

Als der Bote entlassen worden war, eilte Titius ihm hinter her und sprach ihn noch einmal an.

„Haben sie denn wirklich gar keinen Anhaltspunkt, wo die Glakyr sich befinden könnten?“

Der Bote schüttelte den Kopf. „Nein. Obwohl die Suche recht gut voran ging, weil Herr Zadei die Gegend ja sehr gut kennt, haben wir bis sie mich losschickten nichts gefunden…“

Titius war für einen Moment verwirrt. „Moment, was soll das heißen, Zadei kennt das Gebiet?“

„Na, Herr Zadei ist doch dort aufgewachsen. Er gehört einem Stamm an, der ebenfalls oben in den Bergen gelebt hat, darum kennt er die Glakyr recht gut. Wir dachte dass wäre ein großer Vorteil, aber es hat leider nichts genutzt.“

Titius hörte nicht weiter zu. Er fühlte sich ein wenig vor den Kopf gestoßen. Warum hatte Zadei das nicht erwähnt, als sie bei der Planung gewesen waren? Und vor allem, warum hatte er es ihm, Titius gegenüber nicht erwähnt? Bei dem Gedanken fiel ihm auf, dass er eigentlich praktisch gar nichts über ihn wusste. Zadei redete nie von seiner Vergangenheit. Dies hier war die erste derartige Information, die Titius über ihn erhielt. Er war also im südwestlichen teil der Makai aufgewachsen…
 

Vermutlich wäre es gut gewesen, wenn sie an diesem Tag Zeit gehabt hätten, die ganze Sache zu durchdenken und sich zu besprechen, aber schon bald traf ein weiterer Bote ein und seine Nachricht war weitaus erschreckender als die erste. Er kam aus der Menschenwelt.

„Es ist schwer zu beschreiben… allein der Schutzschild. Herr Rod hat einen derart starken Schutzschild, dass ich an seinen Aufenthaltsort nicht nah genug herangekommen bin, um etwas zu erkennen“, berichtete er, „Aber er scheint sein Werk fortzuführen, die Menschen sind völlig in Panik. Zudem scheint er durch Dörfer und Städte zu ziehen und den Menschen zu drohen. Er will das Böse aus der Welt treiben und sagt er würde jede weitere Gewalttat verfolgen und jene bestrafen, die sich seinen neuen Regeln widersetzen. Das ist es, was ich gehört habe.“
 

„So ein Narr!“ entfuhr es Laures, „Wie kann er einfach damit weitermachen, wo er weiß, dass ich an der Sache dran bin? Er will neue Regeln aufstellen? Mit scheint er ist völlig übergeschnappt…“

„Nein, das kann alles nicht sein! Das muss ein Missverständnis sein“, Hilda schüttelte den Kopf, das die goldenen Haare nur so flogen. „Das reicht jetzt, ich werde selbst hingehen und mit ihm sprechen.“

„Nein, das wirst du nicht!“

„Laures, du kannst nicht erwarten, dass ich mir das weiterhin ansehe. Rod ist weder übergeschnappt noch ist er in irgendeiner Weise gefährlich. Ich glaube kein Wort mehr von dem was ihr sagt. Ich kenne ihn, Rod ist ein guter Mensch und er wird mir zuhören. Er ist vielleicht etwas verwirrt im Moment, er braucht jemandem zu reden. Und nach allem sind wir immer noch Freunde!!“ Hilda drehte sich um und wollte gehen, aber Laures machte einen langen Schritt und hielt sie am Arm fest.

„Ich sagte: Nein!“ Laures Stimme hallte an den Wänden des steinernen Thronsaals, indem sie versammelt waren, wider und Titius schauderte ein wenig. Gleichzeitig gab er dem Boten, der alles berichtet hatte, was er wusste, ein Zeichen zu verschwinden. Zwischen Laures und Hilda entbrannte ein zorniger Streit.

„Du kannst mich nicht davon abhalten, Laures! Ich hätte schon beim ersten Mal mitkommen sollen. Was auch immer da gewesen ist, es hat ja wohl rein gar nichts gebracht! Ich habe mir gleich gedacht, dass die ganze Idee unsinnig ist. “ Sie warf dabei einen kurzen Blick auf Asbar, der auch zugegen war, seit der neuen Nachricht allerdings kreidebleich. „Das gerade du auftauchst, wenn es Rod schlecht geht, das konnte doch nicht funktionieren. Das ihr keine besten Freunde werden könnt, weiß ich, aber das ändert nichts daran, dass er mein Freund ist und ich ihm helfen will.“

„Aber das ist viel zu gefährlich! Wie kann ich zulassen, dass du zu ihm gehst, wenn ich weiß wie unberechenbar und zornig er ist! Ich habe ihn gesehen Hilda, ich weiß zu was er fähig ist! Und ich bin nicht sicher, ob er dir noch freundlich gesinnt ist.“

„Wie er mir gesinnt ist, ist egal, ich werde ihm helfen, das bin ich ihm schuldig! Und du lässt mich allein aus Eifersucht nicht gehen. Aber ich lasse mich nicht einsperren, das habe ich dir bereits gesagt. Ich kann gehen wohin ich will!“ Sie entwand entschlossen ihren Arm seinem Griff.

Wieder folgte Laures ihr und stellte sich nun vor sie, versperrte ihr den Weg. Aber anstatt noch zorniger zu werden, umfasste er ihr Gesicht sanft mit beiden Händen und flüsterte.

„Ich will dich nicht einsperren, das weißt du. Ich will dich nur vor Gefahr bewahren, denn die droht dir, wenn du jetzt zu Rod gehst. Davon bin ich überzeugt. Natürlich bin ich eifersüchtig auf Rod. Dass du dich so für ihn einsetzt, macht mich wütend, aber ich weiß, dass es deine Art ist. Du lässt niemandem im Stich und letztendlich gehört das zu den Dingen, die ich an dir liebe, aber ich kann das hier nicht zulassen. Ich werde dich nicht in die Menschenwelt gehen lassen.“

Damit ließ er ab von ihr und wandte sich um. Ohne ihre Antwort abzuwarten, die vermutlich aus Widerworten bestanden hätte, rief er Titius mit plötzlich wieder schneidender Stimme zu:

„Keine Drache, kein Portal. Wonach immer sie fragt, sie bekommt keine Möglichkeit in die Menschenwelt zu gelangen! Weise alle Männer an, sie nicht aus der Burg zu lassen und du Titius, du wirst sie persönlich im Auge behalten! Du trägst die Verantwortung, dass sie die Burg nicht verlässt! Ich werde jetzt in die Menschenwelt gehen und mich um die Angelegenheit kümmern.“
 

Titius wurde bleich. Er sollte zu Hildas Gefangenenwärter werden?

„Du willst mich also tatsächlich einsperren Laures?“ rief Hilda fassungslos hinter her.

„Es mag sein, dass du mich dafür hasst, aber selbst das ist mir lieber als der Gedanke, dass dir etwas geschehen könnte.“

Das waren die letzten Worte, bevor Laures davon schritt. Unnachgiebig, unbeugsam.
 

~*~
 

Mehrere Stunden waren Laures und Asbar nun wieder verschwunden, auf der Suche nach Rod.

Hilda wanderte rastlos durch den Palast, machte den Eindruck eines eingesperrten Raubtiers, das in seinem Käfig immer an den Stäben hin und her läuft und diese Bezeichnung passte auch zu ihrer Gemütslage sehr gut.

„Titius, nun hör auf, mir immer hinter her zu laufen! Du machst mich nervös!“ fuhr sie den Diener an, der verlegen die Hände ineinander legte.

„Es tut mir leid, Lady Hilda. Glaubt mir, dass mir das auch nicht gefällt, aber ich habe keine Wahl. Ich muss Euch im Auge behalten.“

„Weil das seine Befehle sind? Was ist mit mir, bin ich nicht genauso deine Herrin? Ich kann dir ebenso befehlen, mich in Ruhe zu lassen.“ Titius schwieg verlegen. Wäre er Hilda gegenüber zynisch und wäre sein Mundwerk etwa loser, hätte er jetzt darauf hingewiesen, dass es nicht Hilda, sondern Laures war, der ihn mit einem Wink in Stücke reißen konnte und daher seine Prioritäten festlagen. Aber natürlich war das nicht Titius Denkensweise, seine uneingeschränkte Loyalität gehörte Laures und auch wenn er Hilda akzeptiert hatte und sogar mochte, würde er sich niemals gegen den Befehl seines Herren stellen. Wo er ihm noch dazu recht gab: Es wäre Irrsinn, Hilda in die Menschenwelt zu schicken, so wie die Dinge lagen.

Nachdem er eine Weile verlegen zu Boden gestarrt hatte, gab Hilda es auf, auf eine Antwort zu warten; sie kannte sie.

„Ja, ja, ich versteh schon. Du bist Laures ergebener als mir. Und ich dachte wir wären Freunde.“

Titius befürchtete, sie würde ihn weiter auf dieser Schiene bearbeiten und sein schlechtes Gewissen noch weitaus verschlimmern, aber zum Glück drehte sie sich um und steuerte ihr Gemach an.

„Aber auf mein Zimmer werde ich noch alleine dürfen oder? Oder glaubst du, ich knote mir ein Seil aus Bettlaken und seile mich aus zehn Metern Höhe ab?“

Für einen Moment zog Titius das in Betracht, überlegte aber dann, dass das Fenster direkt in den Innenhof führte, wo die halbe Dienerschaft hin und her lief. Allein der Versuch würde wohl kaum unbemerkt bleiben.

„Natürlich könnt ihr in Eurem Zimmer allein sein. Glaubt mir, mir gefällt das auch nicht, aber es ist nur zu Eurem Besten.“

Ein verächtliches Schnauben war die Antwort und so zog Titius sich verstimmt zurück. Froh, somit eine kleine Pause zu haben, postierte er zwei Wachen vor der Tür, die ihn sofort holen lassen sollten, sobald die Frau des Dämonenfürsten ihre Gemächer verließ.
 

Drinnen im Zimmer schmetterte Hilda den ersten Gegenstand, den sie ergreifen konnte, an die Wand. Leider war es ein Silberteller und er zerbrach nicht. Sie fluchte laut und verharrte dann mitten im Raum, stützte ihr Gesicht in einer Hand und weinte leise.

„Mama?“

Die Stimme hinter ihr ließ sie zusammenzucken, aber bevor sie sich umdrehte, wischte sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht.

„Sherril? Ich hab dich gar nicht bemerkt…“ Das Mädchen saß hinter hier auf einem Hocker an der Wand und blickte sie mit großen Augen an.

„Ich habe hier auf dich gewartet. Ich dachte, irgendwann kommst du hier her, wenn du etwas ruhiger bist. Wegen dem Streit meine ich.“

Hilda seufzte und ging auf Sherril zu. Sie setzte sich in einen Sessel und zog das neunjährige Mädchen auf ihren Schoss, gab einen Kuss auf ihr Haar. Als die Mutter, die sie war, versuchte sie natürlich, vor dem Kind zu verbergen dass sie traurig war, noch dazu dass es einen Streit zwischen ihr und Laures gegeben hatte. Allerdings war ihr klar, dass Sherril mal wieder alles mitbekommen haben musste.

„Mit deiner Schnüffelei treibst du alle in den Wahnsinn, Sherril. Solltest du nicht mit Makaze bei der Amme sein?“

„Joa, aber das war langweilig… Tut mir leid.“ Sie machte eine gespielt schuldbewusstes Gesicht, aber da erstaunlicherweise diesmal keine Schimpftirade folgte, hielt sie es nicht weiter aufrecht.

„Was ist denn passiert Mama?“ fragte sie mit ernsthafter Besorgnis. Sie hatte nicht alles mitbekommen und verstanden.

„Es ist nichts schlimmes, Sherril. Ich möchte nur einen alten Freund besuchen und Laures hält es für zu gefährlich. Dabei wäre es so wichtig.“ Der letzte Satz war gemurmelt und spiegelte unterdrückten Zorn wider.

„Das heißt, du kannst nicht aus dem Schloss?“ fragte die Kleine erstaunt. Sie wusste, dass ihr Vater streng war, aber auch zu ihrer Mutter?

„Nein kann ich nicht. Dabei ist es Humbug, es ist nichts Gefährliches dabei, wenn ich diesem Freund einen Besuch abstatte. Aber was soll alles Klagen, es lässt sich nun nicht ändern. Es gibt keine Möglichkeit in die Menschwelt zu gelangen.“

Eine zweitlang schwiegen Mutter und Tochter. Sherril beobachtete ihre Mutter genau. Sie hatte geweint, das sah man ihr an.

„Mama?“

„Ja?“

„Dieser Rod… er ist ein sehr guter Freund nicht wahr?“

„Ja, das ist er. Er ist ein sehr guter Mensch, aber nun ist er in Schwierigkeiten.“

Wieder schwieg Sherril eine Weile nachdenklich.
 

„Mama?“

„Ja?“

„Es gibt einen Weg, dass Schloss zu verlassen, ohne das irgendjemand etwas merkt.“

Hilda horchte sofort auf und sah ihre Tochter fragend an.

„Wovon redest du?“

Sherril sah nachdenklich zu Boden. Wenn sie ihr Geheimnis jetzt preisgab, bedeutete das, dass sie es in Zukunft nicht nutzen konnte, aber… ihre Mutter hatte geweint!

„Ich habe ein kleines Portal im Keller, das ich ganz allein öffnen und schließen kann. Ich benutze es manchmal, um aus dem Schloss zu kommen, ohne das ihr es merkt.“ Sie zog den Mund schief und blickte ihre Mutter abwartend an, in der Angst, sie könnte nun eine Menge Ärger bekommen.

Aber Hildas Vernunft hatte aufgrund der neuen Möglichkeit plötzlich rapid abgenommen.

„So, das erklärt natürlich, warum du manchmal wie vom Erdboden verschluckt warst. Aber wo führt das Portal denn hin?“

„Keine Sorge, es ist rein gar nicht gefährlich, wo ich hingehe! Es ist nur eine… eine große Wiese, weit und breit keine anderen Dämonen oder Ungeheuer!“

„So ist das… aber ich brauche ein Portal in die Menschenwelt.“

„Nun ja, ich denke ich könnte das einrichten. Ich habe sehr viel geübt in letzter Zeit. Ich glaube ich könnte es in die Menschenwelt versetzen…“ meint Sherril zögerlich. Das sie keinen Ärger bekam, war… interessant.

In Hildas Augen trat ein Funkeln. Sie wusste zwar, dass es nicht gerade mütterliches Verhalten war, die eigene Tochter zu etwas Verbotenem anzustiften, aber… es waren besondere Umstände. Sie musste einfach in die Menschenwelt und mit Rod reden! Schon immer hatte sie Gefahren getrotzt, um anderen zu helfen, erst recht wenn es um das Wohlergehen ihres besten Freundes ging! Laures meinte es gut, ja, aber er sah die Sache nicht mit ihren Augen.

„Sherril, würdest du das für mich tun? Das Portal öffnen?“

In Sherrils Augen trat ebenfalls ein Glühen hervor, Mutter und Tochter steckten sich gegenseitig mit ihrer Aufregung an. Das wäre ideal! Sie würde in die Menschwelt gehen können, zum ersten Mal in ihrem Leben! Sie würde diesen Rod kennen lernen, und dann auch Charon wieder treffen, der vermutlich bei ihm war! Eifrig nickte sie.

„Ja, ja das werde ich!“

„Gut, dann geh jetzt und bereite alles vor. Wir treffen uns später im Keller. Ich muss noch etwas… erledigen.“

Sherril hopste eilig von ihr herunter und rannte auch schon zur Tür.

„Bis nachher Mama!“

„Bis nachher!“

Mutter und Tochter kamen sich plötzlich wie ein eingeschworenes Team vor. Wahrscheinlich waren sie auch die einzigen beiden Menschen, die die gegenseitige Handlungsweise verstanden.
 

~*~
 

Ein paar Minuten später erhielt Titius die Nachricht, dass Hilda das Zimmer verlassen wollte und somit musste er zu ihr zurückkehren. Zum Glück war sie nun wesentlich besserer Laune… was Titius allerdings gleich seltsam vorkam.

„Seid ihr nicht mehr wütend, Lady Hilda?“

„Wütend? Natürlich! Laures kann so etwas nicht mit mir machen, wenn er wiederkommt werde ich ihm das klar machen. Aber bis dahin kann ich nun mal nichts tun, außer hoffen, dass alles gut geht und Laures mit guten Nachrichten über Rod zurückkommt.“

Titius überlegte. Das klang sehr vernünftig. Hilda war im Laufe der Jahre doch reifer geworden, dass merkte man nun. Dennoch beschlich ihn ein seltsames Gefühl, irgendetwas an Hildas Verhalten kam ihm seltsam vertraut vor.

Sie sagte sie wolle sich ein Buch aus der Bibliothek holen, also folgte er ihr dorthin. Dort angekommen, fröstelte sie ein wenig und ging in der kleinen Vorhalle zum Kamin.

„Wer hat denn die Fenster aufgelassen, es ist so kalt hier!“ Sie schürte das Feuer ein wenig. Titius trat näher heran und beobachtete sie kritisch. An ihren Handlungen war nichts ungewöhnlich, aber ihr Blick, ihr Gesichtsausdruck; irgendetwas stimmte nicht…
 

„Hilda, was ist los? Hier geht doch irgendetwas vor!“ Er kam näher und Hilda wurde mit einem mal ganz hektisch. Sie nestelte an ihrer Rocktasche und zog ein Tütchen hervor, nahm sich nicht mal die Zeit es zu öffnen und warf es samt Inhalt ins Feuer.

Dann drehte sie sich um und schaute ihn mit großen Augen an, schien auf etwas zu warten. Titius erstarrte vor Schreck. Jetzt begriff er, sie agierte wie jemand, der mit aller Macht versuchte kühl und unbeteiligt zu wirken, während innerlich ein Orkan wütete… das erinnerte ihn an ihn selbst!

„Hilda was war das?!“ rief Titius, eilte schnell zum Feuer, um nachzusehen und es zu löschen, aber es war zu spät. Dampf stieg plötzlich aus dem Feuer auf und er hatte bereits einen ganzen Atemzug davon genommen, bevor er sich besann. Ihm wurde schwindelig und ein Lähmungseffekt trat ein.

Hilda wich zurück.

„Verzeih mir, Titius. Ich habe keine Kräfte wie ihr alle, ich bin ein Mensch und muss mich auf meinen Verstand allein verlassen. Wusstest du, dass Silberranke, wenn man ein wenig davon abreibt und das Pulver verbrennt, einen lähmenden Effekt auf Dämonen hat?“

Titius sank bereits in die Knie, sein Sichtfeld verschwamm immer mehr.

„Hilda, lasst den Unsinn! Das ist ein Fehler, damit treibt Ihr uns alle ins Unglück!“ versuchte er es noch, aber Hilda schüttelte traurig den Kopf.

„Ich mag dich gern Titius, und ich will dir nichts Böses. Du wirst nur eine zeitlang ohnmächtig sein. Tut mir leid, ich muss…“ Mehr verstand Titius nicht mehr, da im nächsten Augenblick Dunkelheit ihn umfing.
 

~*~
 


 

„Mama?“

„Ja, ich bin es.“

Hilda betrat das hintere der riesigen Kellergebäude. Erstaunt erkannte sie den Raum, in dem Zadei so lange gelegen hatte.

„Es gibt hier eine große Energieansammlung, weil Zadei hier so lange geschlafen hat“, erklärte Sherril den fragenden Blick ihrer Mutter, der auf den Altar gerichtet war. „Diese Energie hilft mir, allein würde ich es vielleicht noch nicht schaffen ein Portal zu erreichten.“

„Kannst du denn wirklich ein Portal in die Menschenwelt erschaffen?“

„Hm, ja, ich denke schon, aber... ich habe keine Ahnung, wo wir dann landen werden. Ich kann die Energiepfade von Papa zwar in etwa aufspüren, ich hoffe also dass wir zumindest im richtigen Gebiet landen, aber wo genau weiß ich nicht. Ich war ja noch nie da.“

„Was heißt hier eigentlich, ‚wir’?“

Sherril sah sie mit großen Augen an. „Na, ich komme doch mit, oder?“

„Natürlich nicht!“ rief Hilda. „Das ist zu gefährlich.“

„Ja, für dich, wenn ich nicht mitkomme! Ich kann auf uns aufpassen Mama, ich habe doch meine Kräfte. Was ist, wenn uns Banditen angreifen?“

„Sherril, ich bin in der Menschenwelt aufgewachsen und habe lange genug darin überlebt. Ich weiß mir zu helfen, glaub mir!“ Allmählich machte es Hilda wütend, dass sie die einzige ohne dämonische Kräfte hier war und deshalb von allen als hilflos abgestempelt wurde. Überhaupt hatte sie das Gefühl, eine Außenseiterin zu sein. Sie, die der einzige Mensch in dieser Welt war, sie, die einzige die, wenn auch nur sehr langsam, alterte. Alle arbeiteten gegen sie, nicht einmal auf Titius konnte sie sich verlassen. Aber sie würde es allen zeigen! Sie würde niemals klein beigeben.
 

„Aber Mama, wie willst du denn ohne mich zurückkommen? Ich muss das Portal doch von der anderen Seite wieder öffnen!“ Das stimmte nicht ganz, sie konnte es auch von hier aus natürlich wieder öffnen, aber das war eine kleine Notlüge.

Und es wirkte, Hilda überlegte. Laures würde sie umbringen, aber jetzt war es allemal zu spät zum umkehren, soviel stand fest. Und sie hatte wohl keine andere Wahl, als ihre Tochter mitzunehmen.

„Aber Sherril, ich will nur mit Rod reden. Ich will ihn nur so schnell wie möglich finden, mit ihm reden und sofort wieder zurück. Ich will keinen Spaziergang durch die Menschenwelt machen, um sie dir zu zeigen.“

„Vollkommen klar, Mama, gar kein Problem. Wir sind in Null Komma Nichts wieder zurück und Vater wird sehen, dass wir das allein und völlig problemlos geschafft haben. Und dann wird er nicht so böse sein.“

Das sah Hilda etwas anders. Laures Zorn würde fürchterlich sein. Sie hinterging ihn schließlich, stiftete sogar Sherril mit an und hatte nicht zuletzt Titius betäubt. Aber damit würde sie sich später auseinandersetzen, jetzt gab es wichtigeres.

„Nun gut, lass uns gehen Sherril. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

„Genau! Aber sag mal, wo ist eigentlich Titius? Der hat doch die ganze Zeit auf dich aufgepasst.“

„Ich ähm, habe ihn… abgeschüttelt. Nun mach schon das Portal auf.“

Sherril gehorchte. Sie konzentrierte sich und zeichnete mit dem Finger einen Kreis in die Luft, malte ein Zeichen hinein. Der Kreis fing plötzlich an in der Luft zu glühen, dann füllte er sich mit Licht und plötzlich war er wie ein Fenster, durch dass sie eine Landschaft sehen konnten.

„Sehr gut, das ist die Menschenwelt!“ rief Hilda freudig.

Aufgeregt schlüpften Mutter und Tochter hindurch.
 

~*~
 


 

Schmerz. Es fühlte sich an, wie kleine Dolche, die sich in seine Schultern bohrten. Sein Kopf fiel nach hinten, so weit in den Nacken, dass es wehtat. Sein Körper reagierte, die Muskeln spannten sich wieder an und die Glieder bewegten sich endlich.

„Titius! Titius!“

Langsam drang auch das Rufen zu ihm durch und endlich konnte Titius die Augen öffnen. Er blinzelte ein paar Mal, erkannte zunächst nur einen unklaren Schatten, der immer deutlicher wurde.

„Zadei?“ murmelte Titius ungläubig. Sein Gehirn kam langsam wieder auf Trab und meldete ihm als erstes, dass Zadei eigentlich gar nicht hier sein sollte, will er doch noch mit der Drachentruppe unterwegs war. Aber dennoch…

„Endlich! Warum warst du ohnmächtig, was ist hier passiert?“

Aber Titius musste erst noch ein paar Gedanken ordnen. Langsam, mit Zadeis Hilfe, setzte er sich auf. Er befand sich noch immer in der Bibliothek, das Feuer war erloschen. Wie lange hatte er denn hier gelegen?

„Zadei, was… warum bist du hier?“

„Der Bote hat euch doch mitgeteilt, dass wir zurückkehren würden, wenn wir die Glakyr nicht finden!“ rief Zadei ungehalten. „Jetzt sag mir was passiert ist, wir landen im Schlosshof und du bist nirgends aufzufinden. Laures ist nicht da und jeder Diener erzählt etwas anderes. Ich suche dich und finde dich bewusstlos hier auf dem Boden!“

„Und Hilda? Wo ist Hilda?“ fragte Titius plötzlich entsetzt, als ihm alles wieder einfiel.

„Was weiß ich wo die ist, die hab ich auch noch nicht gesehen. Jetzt sag mir was passiert ist verdammt!“ Zadei war bereits zornig, weil Titius ihm seine Fragen nicht beantwortete.

„Es ist nicht schlimm. Silberranke als Pulver, verbrannt. Es führte zu einer vorübergehenden Ohnmacht“, erklärte Titius, noch immer etwas benommen.

Man sah Zadei regelrecht an, wie die Angst von ihm abfiel wie ein zentnerschwerer Felsbrocken. Das hieß, dass Titius in Ordnung war, er war nicht krank oder gar ernsthaft vergiftet worden. Er zog Titius Oberkörper nun endgültig in eine sitzende Position und in seine Arme. Er hielt ihn fest, als wolle er ihn nie wieder gehen lassen.

„Gott, bin ich froh. Für einen Moment dachte ich du wärst tot…“

Titius schwieg und lag kraftlos in der Umarmung, realisierte erst jetzt, dass Zadei wirklich wieder da war. Für einen Moment überließ er sich ganz der plötzlichen Erleichterung, die ihm trotz der ganz und gar nicht erfreulichen Situation überkam. Zadei war wieder da… allerdings etwas zu spät. Schnell fand Titius wieder in die Realität zurück.

„Aber wer hat das getan, Titius? Wer hat die Silberranke verbrannt?“
 

Der andere löste sich etwas und blickte ihm verzweifelt in die Augen.

„Es war Hilda. Sie… es ist so viel passiert, wie kann ich das alles erklären? Wir müssen sie auf jeden Fall finden, ich denke sie will Laures hinterher, in die Menschenwelt.“

„Was, warum Menschenwelt?“

„Hilf mir auf!“ Als Titius wieder auf den wackeligen Beinen stand, machte er sich so schnell es ihm trotz Schwindel möglich war, auf den Weg um Hilda zu suchen. Währenddessen erklärte er Zadei, was in etwa vorgefallen war.

Doch der nächste Schock sollte kommen, denn als Titius die Diener befragte, wo und wann sie Hilda das letzte mal gesehen hätten, stellte es sich heraus, das es Stunden her waren, seit man sie das letzte mal gesehen hatte. Allerdings hatte niemand daran gedacht, dass sie aus dem Schloss verschwunden sein könnte. Es fehlte kein Drache und an den Toren und sonstigen Schlossausgängen hatte man sie nicht gesehen. Und da man weder Hilda noch Titius sah, nahm man an, sie wären zusammen, vielleicht auf ihrem Zimmer oder sonst wo in dem riesigen Schloss.

„Diese verdammte Weibsbild! Ich reiße sie in Stücke, wenn ich sie in die Finger bekomme! Was glaubt dieses Frauenzimmer eigentlich, was es tut?! Und überhaupt, wie kann es sein, dass du stundenlang bewusstlos in der Bibliothek liegst, ohne dass es jemand bemerkt? Ich reiß hier allen den Arsch auf, ich…“ zeterte Zadei, als sie einen Moment Rast machten, weil Titius eine kurze Pause brauchte. Immer noch von Schwindel gepackt, stützte er sich auf einen Fenstersims und überlegte verzweifelt.

„Aber sie muss noch irgendwo im Schloss ein. Sie hat keines der Tore passiert. Vielleicht… vielleicht weiß ja Sherril etwas.“

Doch auch hier folgte eine böse Überraschung. Auch Sherril war nirgends aufzufinden und seit Stunden nicht mehr gesehen worden. Titius steuerte langsam auf das Limit von dem zu, was man an einem Tag aushalten konnte.

„Was machen wir nur? Da stimmt doch etwas nicht…Dass sie beide wie vom Erdboden verschluckt sind… ihre Auren sind nirgendwo zu spüren. Zadei, ich glaube sie sind nicht mehr im Schloss.“ Titius war kreidebleich. Zadei fasste ihn an den Schultern.

„Hey hey, jetzt verfall nicht in Panik!“

„Aber wie kann das sei? Wie können sie entkommen sein?“

Zadei überlegte. „Wenn Sherril dabei ist, hat Hilda doch ganz andere Möglichkeiten. Entweder die Kleine hat sie beide unsichtbar gemacht, oder sie hat ein Portal geöffnet. Ich bin sicher, dass die kleine Rotzgöre das schon kann.“

„Aber in die Menschenwelt? Wie soll sie das geschafft haben? Aber dass sie sich unsichtbar gemacht haben, macht noch weniger Sinn, denn die Drachen sind noch alle da und ohne die hat es keinen Zweck sich durch die Tore hinaus zu schleichen.“

„Also hatten sie vermutlich Portal. Hm, aber ich spüre keine derartige Energiequelle hier im Schloss. Es sei denn… Die Kellergewölbe! Dort unten ist alles so weitläufig und abgeschirmt, das wäre der ideale Ort um so ein Portal zu erschaffen, wenn es keiner merken soll.“

Titius zögerte keine Sekunde, sondern steuerte gleich die Kellergewölbe an. Zadei konnte Recht haben!

Unten angekommen, stand er zunächst ein wenig ratlos im ersten Gewölbe, von dem unzählige Gänge und Hallen abgingen. Aber Zadei schien etwas zu bemerken. Gezielt ging er in eine ganz bestimmte Richtung. Titius schüttelte ungläubig den Kopf, als er dem anderen folgte.

„Die Halle, in der du gelegen hast?“ Aber seine Frage klärte sich von selbst, als sie den großen Raum betraten. Hinten in der Ecke glühte tatsächlich eine kleine magische Manifestierung.
 

Zadei grinste plötzlich völlig unangebracht.

„Ah verstehe, es befinden sich noch Energiereste hier unten, die sich bei meinem Schlaf entladen haben. Sie ist gut, dass muss man ihr lassen.“

„Wie schön, dass du davon angetan bist.“ Titius trat vor das kleine Feld und hielt die Hand davor. Es wurde größer, öffnete sich und zeigte plötzlich das Bild der Landschaft, die sich auf der anderen Seite befand.

„Das ist irgendwo in der Pampas“, meinte Zadei, der auch näher herantrat. „Ich wette, Sherril hat keinen bestimmten Ort angepeilt.“

„Na großartig. Lady Hilda und die Tochter des Dämonenfürsten irren irgendwo allein durch die Menschenwelt. Was machen wir nur? Bestimmt verschleiert Sherril sogar ihre Auren.“ Titius war völlig verzweifelt.

„Na, mach dir mal nicht zu viel Sorgen. Sherril ist nicht ohne, die hat sich schon mit sieben Jahren gegen Riesenrochen behaupten können und Hilda ist sehr… durchsetzungsfähig. Ich glaube nicht, dass sie in akuter Gefahr sind.“

Titius nahm sich vor, Zadei zum geeigneten Zeitpunkt daran zu erinnern, wie hochtrabend er jetzt gerade von Sherril gesprochen hatte, aber ließ es für jetzt unkommentiert. Zadei begriff es offenbar noch nicht ganz, aber sie steckten bis zum Hals im Schlamassel.

„Sie will zu Rod und genau das darf nicht passieren! Wir müssen sofort Herrn Laures finden und es ihm mitteilen. Und dann müssen wir sie suchen!“ Titius lief es mit einem Mal eiskalt den Rücken runter. Laures würde außer sich sein. Und es war seine Schuld. Er wusste, dass ihn Strafe erwartete und er schluckte hart, aber dennoch würde er zu ihm gehen.

„Komm Zadei, lass uns einen Drachen bereit machen“, sagte er mit belegter Stimme.
 


 

~*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Legoory
2010-08-28T12:19:02+00:00 28.08.2010 14:19
Gut, jetzt sind alle auf dem Weg in die Menschenwelt. Und wie gehts weiter? Besteht die Möglichkeit, dass du die Story weiterführst?

Ich bin gespannt, wie Laures reagiert, wenn er merkt, dass Charon Rod unterstützt. Dass seine Frau nun auch in der Menschenwelt ist und Titius sie nicht aufhalten konnte. Interessante Konstellation.
Von:  Alexia31
2010-08-25T16:37:40+00:00 25.08.2010 18:37
Juhu, Zadei ist wieder da!

Hab ihn richtig vermisst, ohne ihn fällt einfach etwas (wahrscheinlich fällt mir seine große Klappe)
Die Wiedersehensszene war so süß, wie er sich Sorgen gemacht hat und sich so aufgeregt hat, dass man seinem Engel etwas angetan hat - einfach klasse!

Aber ich schätze es wird noch Folgen haben, dass Hilde abgehauen ist.
Laures wird milde aufgedrückt nicht erfreut sein und Zadei wird dann seinen Engel beschützen. Freu mich drauf.

Gebe die Hoffnung nicht auf, dass diede super schöne Story weiter geht ^^

Lg
Alexia31



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