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Eine kleine Geschichte

(Seth x Atemu x Seto)
von

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Hilfe, ich muss unter Menschen!

Kapitel 4: Hilfe, ich muss unter Menschen!
 


 

Sie hatten also abgemacht, Atemu, sobald der erwacht war, mit einem magischen Bann zu belegen und ihn dann ganz einfach zu behalten. So wie’s aussah würde ihn ohnehin niemand vermissen. Menschen gingen hierzulande schnell mal verloren. Und einer, der nachts gekommen war und seitdem verschwunden blieb, war noch lange kein Gesprächsthema. Das war das Praktische an der Mentalität der Menschen; ein Vampir musste sich nur ein Opfer aussuchen, dass entweder schon älter oder alleinstehend war, dann klagte ihn dafür keiner an. Im Gegenteil. Seth hatte sogar schon Aushänge an Laternen und Plakatwänden gesehen, die ’die geheimnissvollen Killer’ aufriefen, unerwünschte Familienmitglieder oder die alte Dame von nebenan des Nachts zu rauben. Erst, wenn es um junge, schöne und beliebte Personen oder Kinder ging, raffte sich die Meute hoch und machte Jagd auf die Täter. Seth war sich nie sicher, ob er das nun unterhaltsam finden oder als widerlich abtun sollte.
 

Er entriegelte die Tür zum Zimmer seines Bruders, sah sich prüfend um und schlüpfte hinein. Das blasse Menschenkind lag da, halb in die schwarze Decke geschlungen. Durch das dunkel gehaltene Zimmer und die schwarze Bettwäsche wirkte das blasse Ding fast wie ein Geist.

Die Tür hinter sich zur Vorbeugung eventueller Unvorhergesehenheiten absperrend schob er zusätzlich eine schwere Pflanze davor. Er wusste nicht wieso, aber er wollte ungestört sein.

Langsam ging er auf das zittrig atmende Häufchen Blässe zu, setzte sich auf den Bettrand und musterte seine Beute ausgiebig. Die Haare waren zerzaust, auf dem Gesicht lag ein unverkennbarer Ausdruck des Schmerzes. Seth nickte unbewusst. ‚So hat es auszusehen.’, dachte er sich hämisch grinsend.

Vorsichtig berührte er die tiefen und deutlich sichtbaren Bisswunden in Atemus Nacken. Er fuhr sie mit den Fingern nach, übte sanften Druck darauf aus, und wohlige Genugtuung machte sich in ihm breit.

Einem Impuls nicht widerstehen können beugte er sich vor und glitt mit der Spitze seiner Zunge über die wunde Haut.

Geradezu sanft liebkoste seine Zunge die blutigen Risse in Atemus Fleisch. Seine Hände streichelten dabei liebevoll, gar tröstlich, über die bibbernde Schulter.
 

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ ihn die genießerisch geschlossenen Augen öffnen und hochfahren. Er musste sich erst umsehen, um zu erkennen, wo er war. Er sah auf den noch immer schlafenden Atemu neben sich herab und musste lächeln. Ihm wurde mit einem Mal bewusst, wie ruhig und entspannt er war. Ein letztesmal strich er über die bleiche Schulter, bevor er die Decke darüber zog und sich vom Bett erhob. Ein Blick auf die zugezogenen Vorhänge verriet ihm, dass er sich mindestens eine Stunde hier aufgehalten haben musste, denn deutlich zu erkennendes Tageslicht schien an den Rändern herein. In seinem Zustand der Selenruhe schenkte er dem inzwischen zu einem regelrechten Getrommel angeschwollenen Klopfen keine weitere Beachtung und verblieb mit seinen Augen auf der sich leicht im durch das angekippte Fenster ziehenden Wind wiegenden Stoffbahn, die durch ihre Bewegung mal mehr ma weniger und hin und wieder auch gar kein Licht hereinließ.

Als der Lärm an der Tür zu aufdringlich wurde und die Gestalt im Bett sich zu rühren begann, wandte Seth sich um und klopfte seinerseits gegen die Tür. Verdutztes Schweigen folgte, welches er dazu nutzte, flink die Angora-Palme mit dem Fuß wegzuschieben und den Schlüssel im Schloss herum zu drehen.

Er lief direkt in die Arme seines aufgeregten Bruders, der wohl für das Trommelkonzert an der Tür verantwortlich war.

Mit einem Finger auf den Lippen bedeutete er Seto zu schweigen und schloss hinter sich die Tür wieder ab.

Erst nachdem sie sich einige Meter entfernt hatten, blieb er stehen und ließ seinen Bruder sprechen.
 

Seto war deutlich anzusehen, dass es ihm missfiel, dass Seth ohne ihm ein Wort zu sagen zu dem Menschen gegangen war.

„Was machst du denn? Du arst so lange weg. Ich dachte schon, er hätte...“

„Mich gefressen?“, bendete Seth belustigt grinsend den Satz. „Mich überrumpelt, erschlagen und verbrannt?“

Seto zog einen Flunsch.

„Das ist mein voller Ernst! Was wolltest du denn da drinnen? Ohne mir etwas zu sagen...Kein Wort hast du gesagt!“, regte sich der Jüngere weiter auf.

‚Hach ja’, ging es Seth durch den Kopf, ‚Manchmal könnte man meinen, er sei nicht mein Bruder sondern meine Mutter.’

Liebevoll wuschelte er seinem Schützling durch die braune Mähne und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln.

„Komm schon, Seto. Er ist geschwächt und verängstigt. Ein Stückchen Toilettenpapier könnte mir gefährlicher werden als er.“

Doch Seto wollte sich nicht so einfach beschwichtigen lassen. Seth mochte noch so recht haben, Seto bestand auf seinen Prinzipien! Sein Bruder hatte nichts hinter seinem Rücken zu schaffen, das ließ er nicht zu. Er wollte jetzt sofort wissen, warum Seth sein Zimmer betreten hatte, warum es von innen verriegelt war und was er da mit Atemu gemacht hatte. Ehe er das nicht alles wusste, würde er sich keinen Millimeter von der Stelle rühren.
 


 

Er hatte sich von der Stelle gerührt. Und das, obwohl Seth ihn mit nichts weiter als einem Schulterzucken und einem gemurmelten „Vielleicht später“ abgespeist hatte. Ihm war schleierhaft, wie er schonwieder hatte nachgeben können. Fakt war, er tat es jedesmal. Das musste er dringend ändern! Aber vorher war da ein anderes Problem, dass es zu lösen galt.

Seine Finger krampften sich um die Henkel seines Korbes zusammen. Sein Blick war auf die Straße geheftet.

„>Ach Seto, wir haben nichts da um einen Menschen durchzufüttern. Übernimm du das doch bitte.< Wie konnte ich nur so blöd sein und mir das andrehen lassen?“, murmelte er frustriert vor sich hin.

Da hatte ihn sein Bruder doch tatsächlich zum Einkaufen abbeordert. Einkaufen, für einen dahergelaufenen Homo Sapiens, der jetzt sein Bett in Beschlag nahm. Gut, das war an sich nicht dessen Schuld, aber es war ein Faktum!

Einkaufen...am hellichten Tag...in einem Supermarkt gefüllt mit...Menschen.

Seto lief es eiskalt den Rücken herunter.

Warum musste er das machen?

Sein Bruder hatte sich mit der einfallsreichen Ausrede, er müsse noch etwas erledigen, aus der Affäre gezogen, aber sie hatten einen Butler. Warum machte der das nicht? Immerhin bezahlten sie ihn dafür. Oh...warte, sie bezahlten Willbur ja überhaupt nicht. Er diente ihnen ihres Blutes wegen. Es war seine Bestimmung.

Aber natürlich gehörten deratige Angelegenheiten nicht dazu. Wie wunderbar.

Seto seufzte schwer.

Er war unfair. Willbur tat vieles für sie. Er war ihm sehr dankbar dafür.
 

Er sah von der Straße wieder auf.

Er stand direkt an der Kreuzung. Wenn er hier um die Ecke bog, betrat er Warmblütergebiet.

Ihm schauderte.

‚Ich habe keine Wahl...und irgendwie bin ich es ihm doch auch schuldig.’, sprach Seto sich selbst Mut zu.Wenn er an die letzte Nacht dachte, an die ängstlichen amethystenen Augen, die kalte, zitternde Gestalt in seinen Armen...dann spürte er in sich wieder dieses mysteriöse Etwas, dass ihn schon dazu veranlasst hatte, Atemu vor seinem Bruder in Schutz zu nehmen. Der Junge hatte viel Blut verloren. Wie wenn nicht durch anständiges Essen sollte er das wieder ausgleichen und sich erholen?

Augen zu und durch, sagte er sich.

Also schloss er die Augen und machte den ersten Schritt.

Dann noch einen und noch einen.

Als er die Augen wieder aufschlug, stand er mitten auf der sonnenbeschienen, hellen Straße. Vor sich sah er das rege Treiben der menschlichen Zivilisation. Vor seinen Augen boten Straßenhändler ihre Waren feil, Paare schlenderten Hand in Hand vorbei, Passanten eilten mit vollen Taschen umher. Und das Schlimmste: Um ihn herum rannte eine Horde kreischender Kinder!

Er wäre am liebsten kreischend zurückgerannt, aber diese Peinlichkeit ersparte er sich lieber.
 

Da kam plötzlich einer dieser kleinen Teufel direkt auf ihn zugelaufen. Seto machte einen Schritt zurück.

Seine Augen wurden immer größer. Das Ding kam immer näher!

In rasender Geschwindigkeit wirbelte er herum und rannte davon, zurück ins schützende Halbdunkel. Da blieb er auch dicht an die Wand gedrängt stehen und vergewisserte sich, dass dieses Ding ihm nicht nachlief.

Sein Herz raste und sein Atem ging schnell. Er wollte einfach nur weg.

So drehte er sich um und lief schnellen Schrittes heim.
 

An der Tür erwartete ihn auch schon sein Zwillingsbruder.

„Seth!“, rief er überglücklich und stürzte sich Besagtem in die Arme.

„Seth! Es war so furchtbar! Da waren Menschen und Kinder und das Eine, das kam auf mich zu und ich...“, schluchzte er.

Seth schlang sogleich schützend die Arme um ihn und strich ihm mit einer Hand über den Rücken. Er hatte mit so einer Reaktion seitens seines Bruders gerechnet und deshalb vor dem Haus Stellung bezogen. Aber er war nicht allein hier. Nachdem sich Seto einigermaßen gefangen hatte, entließ er ihn aus seiner Umarmung und trat ein Stück zur Seite. Zum Vorschein kam ihr neues blasses Haustier. Seth hatte ihn in einen Kragenpullover gesteckt, damit man die Bissspuren nicht sah. Als Seto dem Kleinen in die Augen sah bemerkte er, dass Seth ihn auch schon hypnotsiert haben musste. Sein Blick war noch etwas verwirrt, doch wach und aufmerksam. An die gestrige Nacht konnte er sich nicht mehr erinnern.

Zögerlich lächelte er den für ihn noch völlig Fremden an und gab ihm die Hand.

„Hallo“, grüßtr er.

Seto erwiderte den Gruß zurückhaltend und wartete, bis Seth ihm erklärte, was er jetzt vorhatte. Er kannte ihn immerhin gut genug um zu wissen, dass er etwas vorhatte.

Er musste auch nicht lange warten.

„Ich dachte mir, du möchtest unseren Gast vielleicht mitnehmen. Er weiß jawohl am besten, was er gerne isst, nicht wahr?“

Seths warmes Lächeln trieb Atemu eine leichte Röte ins Gesicht.

Seth hatte es wohl nicht gesehen, aber Seto fiel es auf. Das war ungewöhlich. Seth lächelte niemals jemanden außer ihm so an. Das war sein Lächeln!

Bestimmt war es auch an ihn gerichtet und dieser Junge interpretierte es nur falsch. Ja, so musste es sein.

„Also los, woeauf wartet ihr noch?“, kam es unbekümmert von Seth.

Also nahm Seto ihr Hausmenschlein kurzerhand mit.
 

Jetzt stand er wieder hier. Wieder an dieser verdammten Ecke. Ob die Kinder wohl noch da waren? Vielleicht lauerten sie auf ihn.

Atemu beäugte den sich an die Wand drückenden und um die Ecke linsenden Vampir eine Weile neugierig, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und fragte: „Was machst du da?“

Seto, der so beschäftigt mit der Kinderfrage war, dass er Atemu darüber vollkommen vergessen hatte, fuhr zusammen und wirbelte erschrocken herum.

„Ich? Äh...nichts! Was soll ich schon machen?“

Atemu lächelte ihn belustigt an. „Ich weiß nicht, aber es sieht ganz schön komisch aus.“

Das leise Kichern, dass auf diese Worte folgte, ließ nun Seto rosa anlaufen. Hatte er sich gerade lächerlich gemacht? Das war doch nicht zu fassen! Aber irgendwie sah Atemu in diesem Augenblick...niedlich aus.

Als er merkte, was er da gerade im Begriff war zu denken, schüttelte Seto heftig den Kopf, packte sich die warme Hand des Kleineren und zog ihn Richtung Licht.

Wieder machte er einige Schritte und blieb dann stehn. Atemu sah sich derweil neugierig um.
 

Die Kinder schienen weg zu sein.

Es fiel Seto reichlich schwer, weiter zu gehen. Er krallte sich mit solcher Kraft an Atemus Hand fest, dass dieser schmerzhaft das Gesicht verzog und sich leise beschwerte.

Seto hielt sich den ganzen Weg über dicht bei Atemu. Als sie dann vor dem Supermarkt standen, schien er jedoch wie am Boden festgemauert. Atemu tippte ihn besorgt an, rief seinen Namen. Aber Seto starrte nur auf das Gebäude, das da vor ihm stand. Sein absoluter Alptraum.

Er musste da rein. Alleine. Zu all diesen Menschen.

Sein Herz schlug quälend langsam.

Auf offener Straße umherzugehen kostete ihn schon Überwindung, doch in einen geschlossenen Raum gehen, das konnte er nicht.

Er fühlte sich so hilflos, wie er da vor diesem großen Glashaus stand. Er konnte es nicht, er war unfähig!

Seine Hand, die noch immer Atemus Hand umschlungen hielt, verkrampfte sich total und er begann zu zittern.

Es konnte jede Sekunde zu spät sein!
 

In wilder Panik zuckten seine Augen über die Umgebung. Doch er sah nicht mehr den hell beschienen Platz, die parkenden Kleinwagen und die kleinen Imbisstände zwischen den Parkplätzen. Vor seinen Augen begann es bereits zu dämmern. Er sah an sich herunter, doch er sah nicht sich,wie er da stand, in seiner langen, weiten Jeans und dem schwarzen enganliegenden Pulli, sondern zwei kurze Kinderbeinchen in einer abgeschürften Hose, darunter nackte Füße. Er hob den Kopf an und erblickte eine blasse Hand. Sein Blick glitt darüber hinweg und kam schließlich an einem unförmigen Holzkeil an, der aus der Brust eines jungen Mannes ragte. Er wollte das Gesicht des Mannes sehen und riss vor Schock die dunklen blauen Augen auf. Da lag er. Er wa tod. Tod wie seine Eltern...
 

„...to...“
 

„...to!“
 

„Seto!“
 

Er riss den Kopf herum und blickte direkt in zwei klare, violette Augen. Er spürte etwas Warmes in seinem Geicht. Blitzschnell schlug er die Hand auf die Wange. Da lag eine andere Hand...

Er sah herunter. Atemus Hand. Er ließ seine Hand auf ihr liegen.

Sein Blick wanderte zurück zu Atemus Augen. Sein Atem beruhigte sich.

„Geht es dir gut?“, hörte er Atemus leise Stimme sachte fragen.

Er schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die wärmende Hand. Er musste ersteinmal tief durchatmen.

Seit drei Jahren hatte er keine dieser Horrorvisionen mehr gehabt. Bis heute...

Hilfesuchend klammerte er sich an diesen sanften Blick, ließ ihn auf sich wirken und beruhigte sich.

Nocheinmal fragte Atemu nach: „Ist alles in Ordnung?“

Setos benommenes Nicken überzeugte Atemu nicht wirklich. Aber er wollte ihm nicht widersprechen.

So hielt er weiterhin Setos Hand und strich diesem beruhigend über die Wange.
 


 

Seth saß gerade mit übergeschlagenen Beinen im Wohnzimmer auf der Couch und trank Tee, als er die Tür ins Schloss fallen hörte. Er legte sein Buch weg und stand auf, ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Dieses erstarb jedoch sofort beim Anbklick seines aufgelösten Bruders mit dem leeren Korb in der Hand.

„Seto...was ist passiert?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-07-25T15:09:52+00:00 25.07.2013 17:09
Hey ^_^

ich finde die Geschichte echt spannend. Auch das was du mit Setos Menschenangstbeschreibst und den Alpträumen die er hat ist interessant. Ich finde es schade das die Geschichte ohne ein Ende hier endet...

CuCu Jyorie

Von:  HerzAs
2009-02-07T15:16:53+00:00 07.02.2009 16:16
Hm. ja ^^
XD
Ich hab mir jetzt alle Kapis mal durchgelesen... und es ist echt interessant....
Ich will auch genau soooo ein Haustier haben *____*

Es ist schön geschrieben und witzig auch ... das mit dem Toilettenpapier war ja wohl voll fies XDD~

Ich glaube es wird mir Spaß machen ein Bild dazu zu zeichnen^^
Von:  Judari
2008-12-30T17:20:23+00:00 30.12.2008 18:20
Einfach hammer ^^!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! SOOOOOOOOOOOOOO SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖNNNNNN^^!!!!! Must unbedingt weiterschreiben!!!!!


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