Der Anfang vom Ende...?
Am nächsten Tag, ein Sonntag, sitzen die beiden Gitarristen stumm im Wohnzimmer. Der Blonde schaut sich rauchend einen öden Film an und der Schwarzhaarige, ebenfalls rauchend, sitzt am Schreibtisch über einen Stadtplan und überlegt, wo er als nächstes nach Miyavi suchen könnte…
Laut summend fliegt eine Fliege durch den Raum…Der vorm leise gestellten Fernseher verfolgt den Ruhestörer mit den Augen…ist aber zu faul um aufzustehen. Außerdem hatten sie keine Fliegenklatsche parat…Der vor der Karte bemerkt auch die Fliege und seine Stirn legt sich sofort in Falten…Das Summen wird immer nervtötender…und nistet sich in den Köpfen der beiden stummen Gestalten ein bis schließlich…
Bamm!
…der Kartenleser ein Buch auf die Fliege fallen lässt, die sich auf die Karte gesetzt hatte. Ein fataler Fehler von der Fliege…ein Sieg für den Menschen.
Doch eigentlich…ist es beiden stinklangweilig…Auch der erfreuende Sieg über den Unruhestifter entlockt dem Schwarzhaarigen nur ein gelangweiltes Gähnen, während der Blonde weiterhin desinteressiert auf den flimmernden Bildschirm starrt…Sie suchen sich nur eine Beschäftigung, um nicht miteinander reden zu müssen…So weit…ist es also schon gekommen…
DingDong!
Sofort erwacht der Schwarzhaarige wieder zum Leben…Endlich setzt sich das Standbild wieder in Bewegung, als dieser aufspringt, schnell die Fenster aufreißt und seine Kippe auf den Gehsteig wirft.
„Shit!! Das sind bestimmt wieder meine Eltern!! Schnell!! Schnell!! Mach die Zigarette aus! Scheiße!! LÜFTEEEEN!!!!“
Aoi macht mit den Händen hektische…beinahe lächerliche Schwingbewegungen vor dem offenen Fenster, um den Rauchgestank aus dem Wohnzimmer zu bekommen, doch Uruha bewegt sich im Gegensatz zum Anderen kein Stück …klebt auf dem Sofa fest und sitzt total relaxt vorm Fernseher…bleibt in dem Standbild haften…
„Heeeeey!!“
Schnell rennt Aoi auf ihn zu, reißt ihm seine Kippe aus der Hand und schmeißt diese ebenfalls aus dem Fenster, woraufhin er einen zutiefst beleidigten fauchenden Blick vom Blonden kassiert, der sich schließlich wieder regt.
„WAS verheimlichst du deinen Eltern eigentlich nicht????“
„Sie würden das Rauchen niemals akzeptieren, Kôyô!!“
„Genauso wenig, dass du ein Visual kei – Musiker, schwul, dumm und total bekloppt bist!!!“
„Genau! Und jetzt ab mit dir in den Schrank!!“
Panisch zerrt ihn der Schwarzhaarige aus dem Raum ins Schlafzimmer und schubst ihn in den Kleiderschrank hinein.
„Gib keinen Mucks von dir!“
„Das hättest du wohl gerne!!“
Der auf einmal energiegeladene Lead Gitarrist springt wieder aus dem Schrank und schaut den Anderen herausfordernd an. Er hat die Nase voll! Wieso muss er sich immer verstecken?? Er will sich das nicht mehr länger gefallen lassen!
„Kôyô!! Willst du etwa meine Beziehung zu meinen Eltern zerstören????“
„Du bist so engstirnig! Sie ist doch schon lange zerstört!!!!“
Uruha muss stocken und sich wehleidig auf die Zunge beißen, während ihn Aoi geschockt und zugleich verletzt anschaut. Was tut er nur??? Was sagt er nur??? Das hätte er niemals sagen dürfen…
„Suguru…Es…es tut Leid!“
Der kurzzeitige Wutanfall ist wieder komplett abgeflaut, doch nun hat der Blonde ein schlechtes Gewissen…Wieso war er nur so launisch?? Die ganze Situation musste ihm wohl noch mehr zusetzen, als er vermutet hatte…Sein Freund winkt leicht geknickt ab.
„Bleib…einfach nur im Schrank.“
Und schon verlässt er schleunigst das Zimmer und steht vor der Tür, blickt noch mal kurz in den Spiegel im Flur und macht seine Haare zurecht, bevor er dann gespielt lächelnd die Tür aufmacht. Lächelnd…eigentlich gibt es keinen Grund zu lächeln…keinen einzigen Grund…
„Hallooooo…..Takaaa??!“
Der Sänger erwidert sein Lächeln und huscht wie selbstverständlich an ihm vorbei in die Wohnung.
„Na wie geht’s so, Suguru??“
„Ähm…ganz gut und dir? Was machst du hier?“
Immernoch etwas perplex schließt Aoi langsam die Tür hinter sich.
„Auch gut. Ja, ich wollte euch beide besuchen kommen…Apropo euch beide, wo ist denn unsere hübsche Blondine??“
Fragend blickt Ruki ins Wohnzimmer, indem die Fenster weit aufgerissen sind und ein kühler Wind herrscht.
„Brrrrr! Ist es kalt hier!! Friert ihr denn nicht??“
Schnell schließt der Kleine die Fenster, während ihn der Gitarrist immer noch etwas verwirrt hinterher starrt…Kommt es ihm nur so vor…oder ist der Rothaarige heute extrem guter Laune? Ein Ausnahmezustand in letzter Zeit…
„Ähm…Kôyô ist noch im Schrank…Ich hol ihn.“
Im Schrank??? Verdutzt dreht sich der Sänger zu dem Schwarzhaarigen um, doch dieser hat den Raum schon verlassen. Er muss sich wohl verhört haben…
Als dann Uruha und sein Freund daraufhin ins Wohnzimmer kommen, sitzt Ruki schon auf der Couch und hustet etwas verlegen, als er den Blonden erblickt. Auch Uruha ist von der Anwesenheit des Anderen etwas peinlich berührt und spürt die Röte ins Gesicht steigen. Aoi bemerkt die verlegenden Blicke zwischen den Beiden nicht und setzt sich unbekümmert auf den Sessel, doch in Wirklichkeit ist er noch in den Gedanken bei seinen Eltern.
Uruha hätte sich gerne auf den Sessel gesetzt…Schließlich muss er sich dann nach verunsichertem Zögern neben Ruki setzen…immer schön bedacht, den Kuschtisch zu fixieren.
„Oh…gomen! Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“
Sofort steht Aoi wieder auf und blickt den Sänger fragend an.
„Hm…Tee wäre nicht schlecht…“
„Und du, Kôyô? Auch Tee?“
Jetzt steht auch Uruha auf.
„Ja, aber es reicht, wenn ich den Tee bringe. Ihr bleibt lieber hier sitzen und…“
„Nein. Ich mach das schon.“
Bevor der Blonde noch weiter protestieren kann, ist Aoi schon aus dem Raum. Wenn ihr Gast wieder weg ist…wird es bestimmt wieder Streit geben…aber andererseits scheint auch der Schwarzhaarige von den Streitereien müde geworden zu sein…Seine Sorgen werden jedoch von anderen Gedanken verdrängt. Nachdenklich darüber ob er sich nun wieder hinsetzen soll, bleibt er stehen…Nervös wirft er einen kurzen Blick auf Ruki, der ihn seltsam fröhlich anlächelt…Naja…Hat er denn eine Wahl?
Rotanlaufend setzt er sich wieder hin und blickt in die andere Richtung. Bloß nicht ansehen!
…
Sie reden nicht miteinander, doch als er spürt, wie der Rothaarige ihm wieder über die Hand streicht, zieht er diese zurück und muss etwas erwidern.
„Taka…Lass das, bitte.“
Doch statt ihn in Ruhe zu lassen, rückt er ihm noch näher auf die Pelle. So nah, dass er das Bein des anderen an seinem spürt…
„Habe ich mich vorher verhört…oder hat dich Suguru wirklich in den Schrank gesperrt…?“
„Ach, das ist eine lange Geschichte…“
„Ich mag das nicht…Ich akzeptiere das nicht, wie er dich behandelt…“
„Nein…das ist nicht so wie du denkst…“
Jetzt haucht er ihm einen sanften Kuss auf die Wange und engt den Blonden ein.
„Hör auf…hör auf es zu leugnen…Ich…will und kann…das nicht mehr ertragen…“
Uruha schließt angestrengt die Augen und versucht Ruki von sich wegzudrücken, aber sein heißer Atem an seinem Gesicht und sein Flüstern…Es benebelt ihn zu sehr…Es macht ihn ganz schwindelig…und das diesmal ohne Alkohol…Vielleicht hat es doch nicht an den Alkohol gelegen, dass er den Kuss zugelassen hatte…?
„Er behandelt dich so schlecht…Er hat dich nicht verdient…Ich kann dir viel Besseres bieten…“
Der Blonde bekommt kaum noch Luft und diese Hitze…Wieso ist es nur so heiß hier??
„…viel Besseres…“
Er muss kurz leise aufkeuchen, als er Rukis Hand auf der Innenseite seiner Oberschenkel spürt und die Hitze in ihm immer unerträglicher wird…Er beißt sich wehleidig auf die Unterlippe, als seine unnützen Gedanken fortgeweht werden und die Hand des anderen langsam höher wandert…Wollte er etwa mit Ruki schlafen…?? Nicht mit Aoi…aber mit Ruki?? Nein Ruki wollte mit ihm schlafen! Bei diesen Gedanken muss er noch fester auf die Lippe beißen. Das wird er nicht zulassen!
Plötzlich lässt der Sänger von ihm ab und rückt wieder auf seinen Platz. Uruha atmet erleichtert auf und sieht etwas überrascht zu wie Aoi mit einem Tablett in dem Raum kommt. Er hatte ihn nicht kommen gehört…Das einzige was er noch gehört hatte, war das Atmen von Ruki und sein eigenes wildes Herzklopfen…
„Hier. Dein Tee.“
Verlegen nickt er Aoi zu. Wenn er nicht rechtzeitig wieder in den Raum gekommen wäre, hätte er wohl Ruki eine watschen müssen…Wie kann dieser nur?? Ihn einfach anmachen, während ein Raum weiter sein Freund gerade Tee machte…und auch wenn sein Freund nicht da gewesen wäre…das ging doch nicht!
„Ähm Schatz? Alles klar?“
Der Blonde ist noch immer etwas verwirrt…und sein Herzklopfen beruhigt sich einfach nicht. Er muss hier raus!
„Äh ja…Ich…muss nur aufs äh Klo.“
Hektisch steht er auf und geht mit einem hochroten Kopf aus dem Raum. Im Badezimmer kühlt er sich erst einmal mit kaltem Wasser das Gesicht ab und schaut sich im Spiegel an. Was…was ist da nur passiert?? Er…hätte niemals gedacht, dass ihn Ruki so sehr aus dem Gleichgewicht…so sehr aus der Fassung bringen konnte…Ruki…Er war doch sein bester Freund und nicht mehr. Wie konnte…er ihn nur so einwickeln?? Kräftig schüttelt er mit dem Kopf. Nein! Er soll sich gefälligst wieder zusammenreißen! Er muss dem Sänger beim nächsten Mal klarmachen, dass er aufhören soll ihn zu belästigen! So kann das doch nicht weitergehen! Nüchtern und entschlossen verlässt er wieder das Bad. Er hatte schließlich andere Sorgen…und muss wieder an die derzeitige Situation seiner Beziehung mit Aoi denken…
Im Wohnzimmer lässt er sich nichts anmerken, wird aber durch einen erschrockenen Blick vom Dunkelhaarigen überrascht.
„Kôyô!! Rate mal was Taka mir gerade erzählt hat!“
Oh nein! Panisch blickt er zwischen Ruki und Aoi. Der Sänger wird ihm doch nichts…erzählt haben????
„Äääh…k…keine Ahnung??“
„Er sagte mir, dass sich Miyavi gestern Abend bei seinem Manager wieder gemeldet hat und morgen wieder arbeiten wird!“
Nun ist Uruha wieder ganz nüchtern und wechselt mit dem Schwarzhaarigen beunruhigte Blicke…Miyavi…Er…ist also doch wieder zurückgekehrt…