I just want to survive and go home with all my body parts ...
Episode 1:
I just want to survive and go home with all my body parts ...
Nein, ich renne nicht wie wild durchs ganze Schloss auf der Suche nach einem Wasserglas. Nein, denn dazu müsste man sehr durstig sein, ungefähr so durstig, dass man am Rande des Wahnsinn steht. Und außerdem, wenn ich durstig wäre, könnte ich mich auf meine sowieso viel zu kameradschaftlichen Mitbewohner verlassen, denn das sind äußerst ordentliche Leute. Die waschen schon das Geschirr des Abendbrotes ab, bevor ich es überhaupt benutzt habe. Ja, manchmal sogar von unseren -Ich muss schon sagen- reizvollen Haussklaven. Und nackt machen die das sowieso. Zexion macht sogar freiwillig mit.
In meinen Träumen.
Ich will ja nichts sagen, ich halte mich ja auch sonst zurück. Relativ. Zumindest manchmal. Aber ich frage mich wie oft ich mir die Frage noch stellen muss, diese Woche, mein ganzes Leben. Oh, halt, ich 'lebe' ja nicht. Ich sollte vielleicht besser sagen, dass ich vegetiere. Ich bin ja ein Niemand. Was aber nichts daran ändert, dass ich mich frage, ...
"WO VERDAMMT NOCHMAL DEPONIERT IHR DAS GESCHIRR?!!!!"
Ich lasse die Tür hinter mir dramatisch zuknallen und blicke reichlich vergnügt in die vier Gesichter, die sich dahinter befinden.
Im Labor also. Gutes Versteck, aber lange nicht gut genug!
"Häe?"
Demyx.
Und Demyx' Standardantwort.
Sollte man besser nicht drauf eingehen, wenn man nicht vorhat, jedes einzelne Wort noch ausschmückend zu erklären. Und überhaupt, falls man während der Erklärung Synonyme benutzen muss, wär‘s sowieso gelaufen. Schon alleine das Wort Synonym zu erklären...
Nein. Also nichts für mich, wirklich.
"Axel..."
Ok, Marluxia legt los. Tief Luft holen, Brust raus, Bauch rein, Tee trinken.
"...was genau suchst du denn?"
Was, wie, schon vorbei?... Hö?
"Ein Glas, wenn möglich sauber und NICHT puzzlebar.", antworte ich. Natürlich erst nachdem ich mich ordentlich an meinem imaginären Tee, der sich selbstverständlich nur in einer imaginären Tasse befindet, verschluckt habe.
"Okay, am besten du gehst rein strategisch vor. In der Küche würde ich es nicht versuchen. Ich weiß nicht, was mittlerweile aus den Kakerlaken da geworden ist, die letztens in der Sahne schwammen, die in der Milchpackung war, die Xemnas vor drei Wochen aufgemacht hat, weil er ja jetzt statt Joghurt Milch zu seinem Müsli haben will. Wer weiß, vielleicht haben die Viechter sich schon mit den Mehlwürmern gepaart. Ich geh da jedenfalls nicht mehr rein, das ist einfach... nicht schön. Deswegen würde ich die empfehlen, vielleicht eher Mal im Keller nachzusehen. Ich glaube da vor drei oder vier Jahren so eine Art Pappbecher gesehen zu haben. Naja, eigentlich war es nur der Schatten eines Papierbechers, aber ich bin sicher dass ein Pappbecher den Schatten wirft. Die zweite Möglichkeit wäre Zexions Zimmer. Ich glaube nämlich, er wirft regelmäßig Gläser gegen seine Wand. Jedenfalls klingt das immer so. Du weißt schon, wenn es so scheppert bei ihm im Zimmer und ich..."
Wenn man sich Mal so überlegt, was ein Mensch zu einer einzigen Frage alles erzählen kann. Man sollte Geld dafür bekommen! Vielleicht sollte ich ein Internetlexikon anlegen, in das jeder der sonst nichts zutun hat, zu irgendwelchen banalen Sachen, seinen Mist dazugeben kann. Wikipedia wäre nichts dagegen. Was ist da schon Politik, Geschichte und Kunst gegen Ausschweife über Pappbecherschatten? Ha, wieder eine Marktlücke entdeckt!
"Okay, okay... und seid ihr sicher, dass nicht zufälligerweise hier irgendwo ein Glas rumsteht? Ich.Habe.Durst. Nur weil ihr alle von Dromedars abstammt und in euren Kopf Wasser für euer ganzes Leben speichern könnt, muss das ja nicht zwangsweise für mich auch gelten."
"Nee du, hier ist nichts.“, antwortet das pinkhaarige Dromedar. „Außerdem wollten wir gerade..."
"Ja, ok, danke, ich will gar nicht wissen, was ihr hier macht. Ich gehe wieder, bis dann!"
Schneller als Marluxia überhaupt mitbekommen hat, dass ich ihn unterbrochen habe, fliehe ich aus dem Labor.
Unterbrechungen sind etwas wahrlich erfrischend Schönes. Bei Marluxia gelingen diese ja noch vergleichsweise einfach. Wenn ich da so an Xemnas denke...
Wenn der einmal anfängt, hört der nicht mehr so schnell auf. Hört sich ziemlich gern reden, der Alte. Zuhören tut ihm eh keiner von uns. Marluxia mag ja eine echte Schwafel- Tante sein, aber Xemnas erst…
Na ja, verdenken kann man es keinem von ihnen. Niemand sein ist nämlich eine echt langweilige und beizeiten auch recht deprimierende Angelegenheit. Anerkennung ausgeschlossen.
Ich stürme aus dem Labor und mühe mich weiter entlang des Korridors ab, in der Hoffnung, das jeden Moment ein Brunnen vor mir erscheint. Und zwar bitte einen mit sauberen Wasser, denn das was man hier im Schloss gemeinhin als Wasser bezeichnet, und riecht und sieht eher wie jedes anderes Sekret aus, aber ganz sicher nicht wie Wasser.
Mit der nächsten Ecke stehe ich vor einer Tür. Nicht irgendeine Tür, denn ich habe keine Zeit, mich vor irgendwelche Türen zu stellen. Es ist Zexions Raum. Und Zexions Raum kennt niemand außer Zexion selbst. Gerade das ist es, was Zexions Raum so sonderbar interessant macht. Der Kleine ist vorhin baden gegangen, also kann ich ungehindert das Geheimnis diesen Raumes lüften. Ich öffne die Tür. Nicht Mal ein Bann oder irgendetwas dererleiart befindet sich darauf.
Unvorsichtig, unvorsichtig, Zexyleinchenchenchen.
Oh mein Gott.
Nen Bann brauch das Zimmer auch nicht.
Es ist leer. Bis auf die Millionen Glasscherben und Splitter am Boden.
Was macht der denn hier den ganzen Tag? Polterabend?!
Hm, naja, aber wo Scherben sind, da muss doch wohl auch ein Glas sein. Schließlich... wo bekommt der die sonst her?
Ich schaue nach rechts.
Und stutze.
Wo schläft der denn eigentlich? Zwischen all den Scherben hier? Man, der Kleine ist echt ein Fall für sich.
Heidewitzka.
Ich schaue nach links.
'Ne Wand. 'Ne zerkratzte Wand, um piepslig genau zu sein. Ist sowas jetzt modern? So wie zerknitterte Klamotten modern sind?
"Hää?" stoße ich letztenendes aus schierer Verwirrung und ganz Demyx- like hervor. Keine Gläser weit und breit mehr? Trinkt denn hier jeder aus der offenen Hand?!
"Es gibt keine Gläser mehr in diesem Schloss, Axel."
Oh... Backe... Weder die Tatsache, dass jemand mir unheimlich bekanntes hinter mir steht, noch die markante Betonung auf 'Axel' gefällt mir.
"Hi ... Zexy...!" Ich drehe mich um. Zexion, der im Türrahmen steht, sieht in etwa so aus, als wollte er sagen:
"Einbrecher, Gauner, Bandit, Hausfriedensbrüchler, Dieb, Räuber, Affe!!! Da keine Gläser mehr vorhanden sind, musst du dran glauben! So ein ästhetischer Blutfleck fehlt gerade noch an meiner Wand...."
Ja, das will er sagen und danach hysterisch lachen und die Tür abschließen und auf mich zukommen und....
"A... Aber wolltest du nicht baden gehen?!", frage ich.
"Besser nicht. Die Kakerlaken machen gerade eine Völkerwanderung durchs Bad. Ach ja, und Axel...." Er lächelt süßlich. "RAUS!!"
Und ehe ich bemerke, wie mir geschieht, sitze ich wieder vor der Tür.
.::*TBC*::.
