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Trinkgeld

von

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Suche und Nachfrage

„ Wo ist er? “ wollte er wissen. Kalt und emotionslos blickte er auf die gekrümmte und blutende Gestalt, welche auf dem Boden kauerte. „ Wo ist Samuel? “
 

„ Ich... ich weiß es nicht “, wimmerte der junge Mann.
 

Dessen kurze, bräunliche Haare klebten vor Schweiß und Blut. Sein Gesicht sah nicht besser aus mit seinen blauen Feilchen um die Augen und Nase herum, welche gebrochen war. Blut lief aus ihr und tropfte auf den Parkettboden. Ein feiner Blutfilm verließ seinen Mund, als ihm ein Schuh in den Magen gebohrt wurde. Genau da, wo ihm der andere vor kurzem, eine Rippe angeknackst hatte.
 

Tränen liefen dem gepeinigten Mann über sein Gesicht. Seine Gegenwehr hatte er längst aufgegeben und versuchte nur noch, sein Gegenüber nicht noch mehr zu reizen, welcher ihn vollkommen desinteressiert anblickte. Alles was er wollte war sein geliebtes Häschen zu finden.
 

„ Wo ist er Nicolas? “ wiederholte der Blondschopf seine Frage. Setzte diesmal seinen Fuß gemächlich auf die zarte Hand des Unterlegenden und nagelte sie somit am Boden fest. Nicolas selbst bemerkte seinen Fehler zu spät, als das er seine Hand rechtzeitig zurückziehen konnte.
 

„ Bitte nicht “, flehte er schluchzend. „ Hör auf Jack, bitte. “
 

„ Ich wiederhole mich nur ungern “, erwiderte Jack ungeduldig und verstärkte seinen Druck auf Nicolas Hand. „ Wo ist Samuel? “
 

„ Ich... ich weiß es nicht “ stammelte Nicolas hilflos zusammen. Augenblicklich konnte er die Verstimmung in Jacks Augen sehen, woraufhin eine eisige Kälte von ihm Besitz ergriff. Deswegen fuhr er schnell fort: „ Wirklich Jack, ich... ich habe mich an unsere Abmachung gehalten, aber er... als du fort warst, da hat er einfach seine Sachen gepackt und... ist gegangen und... und... “
 

Gegen Ende stotterte Nicolas stärker, während er verzweifelt Informationen für Jack zusammenkratzte. Auch wenn er Samuels freundlichen und zugleich unschuldigen Charakter mochte, so hatte er jetzt keine Skrupel ihn an den Blondschopf vor sich zu verraten. Hing er nun mal an seinem Leben, das Jack ohne mit der Wimper zu zucken, sofort beenden würde.
 

„ Denk schneller “, forderte ihn Jack kühl auf und verlieh seinem Fuß mehr Gewicht, woraufhin der Unterlegene schmerzlich aufstöhnte.
 

„ Er... er ist in Lower East Side. Er... er hat diesen Stadtteil mal erwähnt und... was anderes weiß ich nicht. Ehrlich nicht Jack. “
 

„ Lower East Side, hu? “
 

Nachdenklich blickte Jack auf. Eigentlich war das bloß der Name eines Stadtteils. Und doch kochte in ihm die Wut hoch, als er an Babette denken musste, dieses Miststück. Er hatte nie verstanden was so toll an Manhattan war. Für Jack gab es keinen geeigneten Platz an dem er gern lebte, da er alle Orte gleich sehr hasste. Es gab nur einen Platz, an dem er sich wohl und geborgen fühlte und der war an der Seite seines geliebten Häschens. Die einzige Person die es würdig war, an seiner Seite zu sein.
 

Tja wie es aussah, hatte es Babette geschafft, dem Kleinen einen Floh ins Ohr zu setzen. Sie hatte seinem süßen Schatz immer vorgeschwärmt, wie kulturell und vielseitig es dort ist. Angefangen mit den verschiedenen Kulturen die man dort antreffen konnte, von Italiener und Polen, bis hin zu Chinesen, Japaner und Bangladesher. Es gab nichts, was man in Bereich Kunst, Musik oder Erlebnis nicht hätte antreffen können, abgesehen von gutaussehenden, reichen Männern, die in ihren eigenen Hotels abstiegen und nur schwer erreichbar für die normale Bevölkerung waren.
 

So, Lower East Side also, ein Stadtteil von Manhattan. Dann hatte es diese Frau tatsächlich geschafft, sein süßes Häschen zu manipulieren. Selbst nach ihrem Tod brachte sie es noch fertig, sich zwischen sie zu drängen und Samuel von ihm fernzuhalten. Etwas was Jack nur noch mehr an die Nieren ging und seine Wut verstärkte.
 

Das Einzige was sie je gut auf die Reihe gekriegt hatte, waren genau zwei Sachen gewesen. Zum einen hatte sie ein solch bezauberndes Wesen wie Samuel erschaffen und das war mehr oder weniger etwas, was ihr wirklich gut gelungen war. Denn hatte Jack keinen anderen Menschen getroffen der so perfekt war, wie sein Häschen. So verführerisch und bezaubernd, dass es nur ihm gehören sollte. Was früher oder später wieder so wäre, wie er sich mit einem zufriedenen Grinsen ausmalte.
 

Zum anderen hatte Babette ihn damals aus dem Jugendheim geholt und zu sich nach Hause genommen. Sie hatte ihn darum gebeten, auf ihren Sohn aufzupassen und eine Art großer Bruder für ihn zu sein. Samuel war damals anderthalb Jahre alt und irgendwie hatte er schon da einen gewissen Reiz auf Jack ausgeübt.
 

„ Gut “, meinte Jack sanft, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. Doch schwang dabei ein dunkler Unterton mit, der einem Kalt den Rücken runter lief. „ Nur leider hast du mir kostbare Zeit gestohlen. Dafür denke ich, ist es nur gerecht, wenn ich dich bestrafe. “
 

„ Was? “ quiekte Nicolas erschrocken auf. „ Nein! Jack bitte, tue daaahhhhh... “
 

Ein markerschüttender Schrei ging durch die Wohnung und ein unschönes Knacken war zu hören. Jack hatte ungerührt seinen Fuß auf die ihm unter liegende Hand gestoßen. Der junge Mann würde so schnell nicht wieder seine Schreibhand benutzen können, welche er wimmernd zu sich zog, als Jack sich von ihm zurückzog.
 

Mit schmalen Augen kniete sich Jack zu dem jämmerlichen Bündel, welches erbärmlich zugerichtet war. Gefährlich leise sprach der blonde Mann zu ihm:

„ Hör mir zu, du kleine Ratte. Wenn du irgendwem von mir erzählen solltest, wirst du es bereuen, das schwöre ich dir. Es ist ein leichtes für mich, dich ausfindig zu machen, egal wo du dich verkriechen solltest und dann werde ich dir zeigen was es bedeutet Schmerzen zu haben. Dahingegen wird dir der Tag heute wie das reinste Paradies vorkommen. “
 

„ ... “
 

Nicolas war gar nicht mehr in der Lage, ihm zu antworten. Zumal er durch die ganze Tortur der Ohnmacht nahe war. Dennoch hatte er Jacks Worte klar und deutlich vernommen und er wusste, dass das alles andere als eine leere Drohung war. Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, als ihn Dunkelheit umfing und er schlaff auf dem Boden zusammensackte.
 

Unberührt sah Jack zu, wie sein Opfer in eine Ohnmacht verfiel. Eigentlich war das wie eine Erlösung für diesen windenden Wurm. War er nur ein Verräter in Jacks Augen, da er sich nicht an ihre Abmachung gehalten hatte. Der Grund warum er sein Häschen hier nicht vorgefunden hatte war, dass Nicolas zu unfähig war seinen Schatz bei sich zu halten. Ihn solange im Auge zu behalten, bis er aus dem Knast kam. Dann hieß es wohl Sachen packen und seinem Häschen hinterherfahren.
 

„ Manhattan also “, murmelte Jack während er aufstand vor sich hin. Den silberhaarigen Mann beachtete er nicht weiter, dafür schweiften seine Gedanken wieder ab und ein dunkles Lächeln lag auf seinen Lippen, als er die Wohnung verließ. Mit seinen Gedanken war er bereits bei der Lower East Side und seinem über alles geliebten Häschen.
 

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Ungefähr 600 Kilometer entfernt, wachte gerade ein kleiner Lockenkopf auf. Verschlafen öffnete er halb seine Augen, ehe er sie wieder schloss und sich auf die Seite drehte. Nur noch ein wenig dösen, beschloss Samuel und blieb weiterhin in das Bett gekuschelt.
 

Allerdings holte ihn der Wecker wieder in die Realität. Unerbittlich schrillte er vor sich hin und arbeitete auf den Versuch hin, seinen Besitzer zum Aufwachen zu bewegen. Was ihm ziemlich gut gelang. Etwas mürrisch griff Samuel nach dem Ruhestörer und schaltete ihn aus. Dabei verharrte er noch eine Weile in dieser Position. Halb auf dem Bauch gedreht, der Arm ruhte noch auf dem Wecker und sein Gesicht lag schräg auf dem Kissen.
 

„ Also los “, murmelte Samuel zu sich selbst, ehe er sich schwerfällig erhob.
 

Er hatte die Nacht ziemlich ruhig geschlafen. Wieso konnte er sich selbst nicht erklären, zumal er nichts geträumt hatte, was dafür in Frage käme. Einzig die Erinnerung an den letzten Tag jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Rogers sanftes Lächeln, was er gerne bei dem anderen Mann sah und wenn dessen dunkle Augen auf ihn ruhten, vermittelten sie ihm Sicherheit.
 

Durch diese Gedanken etwas wacher, blickte sich Samuel leicht im Bett um. Erst nach links, dann nach rechts und dann noch mal hinter sich. Als er sich bewusst wurde wo er sich befand, musste er zufrieden Lächeln. Er hatte die Nacht tatsächlich im Hotel verbracht, unmittelbar in der Nähe von Roger.
 

Eine zierliche Röte breitete sich in Samuels Gesicht aus, als er aufstand und sich lächelnd an das Bild seiner Mutter wandte: „ Morgen Mum. Ich hoffe du konntest auch gut schlafen, so wie ich? “ Statt einer Antwort sah ihn das Bild unverwandt an. Er seufzte leicht, da er wusste dass er keine Antwort bekommen würde. Aber munterte ihr Lächeln ihn wieder auf, weswegen er selbst besser gelaunt sich von ihr abwandte, um sein Bett zu richten.
 

Wie Roger es vorsah, würde er sich um die Suite kümmern und sie auf Fordermann halten. Da konnte er mit seiner Schlafstätte schon mal anfangen, um unnötiges Chaos später zu vermeiden. Als er damit fertig war, holte er aus seinem Koffer seine Badtasche heraus, in der sich eine Zahnbürste, ein kleiner Becher, eine Haarbürste, sowie ein Waschlappen und Seife befanden.
 

Mit diesem und seinen Wechselsachen, machte sich Samuel auf den Weg ins Badezimmer. Um seinen anderen Bewohner nicht zu wecken, öffnete er leise die Tür und schlich sich dann rüber. Er steuerte das Wohnzimmer an, welches er durchqueren musste, ehe er in den Flur gelangte und von dort aus dann ins Bad. Er hatte fast den Flur erreicht und hätte nur noch um die Ecke gehen müssen, als ihn etwas inne halten ließ.
 

„ … wegen heute Abend. Würdest du das für mich machen? “ hörte Samuel die letzten Worte von Roger.
 

Es war eindeutig seine Stimme, weswegen Samuel wie erstarrt stehen blieb. Was sollte er denn jetzt machen? Zurückgehen und warten bis der andere Mann von selbst wiederkam? Wieso war Roger überhaupt wach und mit wem redete er da?
 

Samuel wusste, dass Lauschen keine nette Angewohnheit war, aber man konnte das hier auch nicht als heimliches Horchen bezeichnen. Viel eher war es so, dass Samuel die Wandmusterung vor sich eingehender betrachtete. Genau, bisher hatte er nie viel Zeit gehabt, um sie sich mal richtig anzusehen und nebenbei noch ein Gespräch aufzuschnappen, was ihn etwas neugierig machte.
 

„ Natürlich Sir, ich werde es umgehend erledigen “, versicherte ihm der junge Mann. Samuel hörte aus der Stimme heraus, dass es sich um Benny handelte, den Mr. Roger beauftragte.
 

Ein leichter Rotschimmer breitete sich auf den Wangen des Schwarzhaarigen aus. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, diesen Informationsaustausch mitzubekommen. Allerdings schaffte er es gerade auch nicht, seine Beine in Bewegung zu setzen, um wieder zurück in den Wohnbereich zu gehen und sich auf die Couch zu setzen.
 

Stattdessen blickte er leicht abwesend auf die Wand und verarbeitete die bisherigen Daten. Heute war Freitag, dass hieß, sie würden noch zusammen Essen, ehe Roger gehen würde. Entweder musste er noch geschäftlich etwas machen oder er wollte sich einfach amüsieren und später dann mit seiner Bekanntschaft ins Hotelzimmer zurückkehren, wo sie dann in Rogers Zimmer verschwinden würden und…
 

Brrr, ein kalter Schauer ran über Samuels Rücken und er hatte unbewusst seine Finger stärker um die Waschtasche gekrallt, während er seine Stirn streng zusammengezogen hatte. Irgendwie irritierte ihn dieser Gedanke, wenn Roger mit einer Frau auftauchen sollte.
 

„ Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag “, hörte er wieder Bennys freundliche Stimme.
 

„ Ihnen auch “, wünschte William dem anderen Mann, ehe er die Tür schloss.
 

Mal sehen ob Samuel noch schlief. Er würde gerne mal sehen, ob sich dieser angespannte Körper während des Schlafens entspannen konnte und er gestand sich ein, dass er gerne einen Blick auf seinen niedlichen Engel geworfen hätte.
 

Denn das war Samuel für ihn. Angefangen bei seiner hellen, weißen Haut, die durch seine kräftigen schwarzen Haare hervorgehoben wurde. Wenn es Gabriel den gefallenen Engel wirklich geben sollte, dann würde er bestimmt wie sein süßer Roomboy aussehen, da war sich William sicher. Deshalb hatte er sich damals für die Engelsflügeln als Entschuldigungsgeschenk entschieden, weil sie ihn an seinen heimlichen und begehrenswerten Engel erinnerten.
 

Samuel derweil war so in Gedanken versunken, dass er das näherkommen Rogers nicht bemerkt hatte. Um genau zu sein schweifte er ziemlich oft zu dem Braunhaarigen ab und machte sich über ihn die merkwürdigsten Gedanken. Einer war zum Beispiel, ob Roger da sein würde, wenn er ins Bett ging und ihm sein Lächeln schenkte? Dann könnte er ruhiger einschlafen, während sich die wohltuende Wärme in ihm ausbreitete.
 

Von diesen Gedanken wusste William nichts, als er um die Ecke kam und überrascht den Lockenkopf vor sich sah. Dieser hatte noch seinen Schlafanzug an und starrte leicht abwesend zur Wand.
 

„ Samuel? “ fragte William ihn vorsichtig, um den Jüngeren aus seinen Gedanken zu holen.
 

Was auch klappte, da Samuel aufschreckte und sein Gegenüber mit großen Augen ansah. Dann wurde ihm bewusst, was er vor kurzem mitbekommen hatte und meinte stotternd zu seiner Verteidigung: „ Äh ich… ich habe nicht gelauscht. “ Dass das so gut wie ein Geständnis war, wussten sie beide, weshalb er verlegen noch hinzufügte: „ Entschuldige Roger, es tut mir Leid. “
 

William musste schmunzeln, als er bemerkte wie Samuel errötete und beschämt seinen Kopf senkte. Diese Farbe stand seinem Roomboy, da sie seine weiße Haut mehr betonte. Wie gerne würde er jetzt seine Hand ausstrecken und langsam über die rosige Wangen vor sich streicheln. Um kurz darauf über die zarten Lippen des anderen zu fahren, worauf Samuel gerade leicht biss.
 

Auch wenn es bisher nur Wunschträumen war, so dachte der Braunschopf gerne darüber nach. Versüßten ihm diese Gedanken den Tag und gaben ihm einen Grund am frühen Morgen zu Lächeln. Etwas was William bisher schwer gefallen war, wie sich selbst einen Kaffee aufzusetzen. Er musste zugeben, dass er in der Küche ein einziger Chaot war, weswegen er sich angewöhnt hatte auswärts oder im Hotel direkt essen zu gehen.
 

Apropos Hotel, William hoffte mal, dass sein kleiner Engel nicht zu viel mitbekommen hatte. Denn das was er heute noch vorhatte… nun das war bestimmt nicht für solch bezaubernde Ohren bestimmt gewesen.
 

Samuel hob endlich seinen Blick und begegnete dunklen Augen, woraufhin er errötete. Mit einem holprigen Lächeln meinte Samuel noch einmal: „ Sorry. “
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lucy-Sky
2008-06-27T19:52:56+00:00 27.06.2008 21:52
Was? Jack ist überhaupt nicht Samuels richtiger Bruder, sondern Adoptiert? Damit hätte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Ich finde aber das ist eine tolle Wendung.

Jack geht ganz schön brutal vor um Samuel zu finden. Was wird nur passieren, wenn er diesen findet und Roger ist bei diesem? Jack wird durchdrehen, vorallem wen er merkt das Samuel etwas für Roger empfindet.


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