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Frei wie der Wind aber dennoch gefangen

von

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Am Ziel der Reise

Der Vulkan hob sich dunkel und bedrohlich von der Ebene ab. Sie sollten ihn am Ende des zweiten Tages erreichen.

Als die Wüste sich dem Ende neigte, wurde es auch wieder dunkel. Es war ein seltsames Phäno- men, dass die Sonne nur in der Sandlandschaft die ganze Zeit zu sehen war. Mireille hingegen war froh darüber, dass sie aus diesem Teil des Landes heraus kamen. Die Sonne war heiß gewe- sen. Jetzt, wo es kühler war, nahm sie es als gelungenen Anlass, ihre normale Kleidung wieder anzuziehen. Die Reiter machten gerade an einem Waldstück Rast, als es dämmerte.
 

Mireille holte ihre Sachen aus einer der Satteltaschen und verschwand im Gehölz. Die Prin- zessin und die beiden Männer saßen friedlich am Lagerfeuer und würden ihr Verschwinden so schnell nicht bemerken. Immerhin sollten die Kerle nicht auf dumme Gedanken kommen. Sie ging noch einige Meter weit, bis sie den Schein des Feuers nicht mehr sehen und die Gespräche nicht mehr hören konnte. Im Schutz der Dunkelheit begann sie sich um zuziehen. Hmm, die alten Klamotten rochen nach Reisen und Abenteuern. Wie sie das vermisst hatte. Schnell weg mit dem ollen Fummel.
 

Mireille war gerade fertig und drehte sich um, als sie zurück zuckte. Jemand stand hinter ihr, doch sie besann sich gerade noch nicht aufzuschreien. Mit klopfendem Herzen sank sie zu- rück an den Stamm eines großen Baumes. „Oh, verdammt! Seit wann stehst du da?“, fauchte sie Silver an. „Schon ne ganze Weile.“, erklärte er ganz nebenbei und fing sich eine saftige Ohr- feige ein. Mireille war tomatenrot geworden und starrte ihn finster an. „Du Spanner!“, fluch- te sie. „Ich hab ja gar nicht hingesehen.“, schmollte er, während sie beobachten konnte, wie ihr Handabdruck auf seiner Wange an Farbe gewann. „Ja, natürlich. Und ich bin Königin von diesem ganzen Laden hier.“, warf sie ironisch dazwischen.
 

„Echt?“, Silver küsste ihre Hand, die er ergriffen hatte. Das hatte sie in‘ s Stocken ge- bracht. „Was machst du denn?“, fragte sie verwirrt. „Glaub bloß nicht, dass du damit durch- kommst!“, versuchte sie ihre Haltung zu bewahren und machte einen auf beleidigt. „Tu ich auch nicht.“, seufzte er und küsste sie ohne Vorwarnung auf den Mund. Zunächst war Mireille zu erschrocken, um zu protestieren, dann genoss sie es. Als sich seine Lippen von ihren lösten, klopfte ihr Herz wie wild. Ihre Sinne waren berauscht. Alles drehte sich. „Wow.“, flüsterte sie. Silver entfernte sich ein wenig von ihr. „Ich bin immer für dich da, egal was passiert.“, er sah sie mit einem undefinierbaren Blick an, der ihre Knie butterweich werden ließ.
 

„Komm gleich nach, ja?“, bat er sie und verschwand ohne eine Antwort von ihr abzuwarten in Richtung des Lagers. Sie setzte sich auf ihren Hosenboden. Oh man, was war das denn gewesen? Ihre Gedanken kreisten um sie herum. Das war unglaublich schön gewesen. In ihrem Innersten rumorte es und ein unglaubliches Glücksgefühl stellte sich ein. Während der ganze Reise war man sich langsam näher gekommen, freundschaftlich, aber sie hätte nicht gedacht, dass seine Gefühle so intensiv für sie waren. Es war unbeschreiblich schön, wenn man wusste, dass man geliebt wurde. An diesen Abend würde sie sich noch lange erinnern.

Als der nächste Morgen anbrach, war die kleine Gruppe schon längst unterwegs. Sie hatten ein schnelles Frühstück zu sich genommen und waren kurz darauf aufgebrochen.
 

Der Argas – Krater kam immer näher. Unterdessen hatten sie der Prinzessin die Fesseln abge- nommen. Man vertraute sich untereinander in der Gruppe. Die Jüngste war neugierig, so viel von der Außenwelt zu sehen, von der sie bislang nur aus Büchern gelesen hatte. Alles war neu für sie und ihr Mund stand bis zum Abend nicht mehr still, da sie alles, was sie nicht kannte, sofort erfragte. Bereitwillig versuchten alle aus dem Team ihre Antworten so gut wie möglich zu beantworten. Gegen Mittag kamen sie an einem Zigeunerlager vorbei. Die Gaukler, Tänzer und Musiker stimmten gerade ein fröhliches Lied an und vollführten Kunststücke. Als die Reisegruppe bemerkt wurde, grüßte man sie freundlich. Kleine Kinder winkten aus bunt bemalten Wagen heraus, neben denen die Pferde grasten. Zwei Hunde jagten sich über den kleinen Platz. Es war ein friedliches Bild. Mireille‘ s Blick streifte Silver‘ s und sie senkte verlegen lächelnd die Augen.
 

Schneller als erwartet, erreichten sie den Vulkan. Es war gerade kurz nach Mittag. Die Reiter begannen damit, einen langen, steilen und gewundenen Pfad hinauf zu reiten. Je weiter sie nach oben kamen, desto kühler wurde es. Zunächst war es eine angenehme Frische, doch schließlich zog Mireille sich ihren Mantel an. Kurz bevor sie den Kraterrand erreichten, zog sie den Stoff eng um sich, da sie begonnen hatte zu zittern. Oben auf dem Rand bot sich den Reitern ein wahrlich lohnenswerter Ausblick. Der Krater war riesig und von Bäumen bewachsen. An seiner Ostseite befand sich ein See, der durch die unterirdischen Lavaströme erhitzt wurde. Saftiges, grünes Gras bedeckte den Boden und wog im leichten Wind. Die Reiter folgten dem angelegten Weg und waren schon bald im Krater angelangt. Sie ritten den Pfad entlang, den schon viele Abenteuerlustige vor ihnen genommen hatten. Jedoch schien das schon lange her zu sein. Keine menschliche Existenz hielt sich hier auf.
 

Endlich hatten sie das sagenumwobene Tor erreicht. Es war groß und schien für die Ewigkeit gebaut worden zu sein. Ehrfürchtig sogen sie die Luft ein. Mireille saß ab und sah sich um. Sie ging zum Tor und sah sich die Inschrift an. Einige Zeichnungen waren dabei. Mit dem Zeigefinger strich sie unter den Runen entlang, um sie besser entziffern zu können. Dann tippte sie auf eine Stelle im Text und drehte sich um. „Ok. Hört mal her! Hier müssen drei Stellen im Gras sein, die durch etwas gekennzeichnet sind!“ Die restlichen Reiter stiegen ebenfalls ab und machten sich an die Suche. Als erster fand Fenrill eine. Er stolperte halb darüber. Mit seinem Schuhwerk schob er das Gras beiseite und legte eine flache Steinplatte frei, auf die Fußabdrücke gemalt worden waren.
 

„Ich hab eine!“, rief er. Die anderen beiden fanden sie kurz darauf. Sie standen in einem gleichschenkeligen Dreieck zueinander, deren Spitze auf einen hohen Stein vor dem Tor zeigte. Unter einer Moosschicht fanden sich ebenfalls Schriftzeichen. Mireille begann sie zu entziffern. Sie entfernte das Moos völlig und fand oben in dem Stein zwei Öffnungen. Neben der rechten Öffnung war ein schwarzer Fleck und neben der linken Öffnung befand sich ein weißer Fleck. „Na schön.“, murmelte Mireille und ging zum Tor zurück. Angestrengt dachte sie nach. „Das ist interessant.“, sagte sie leise. Wieder herrschte kurze Stille, als ihre Mine sich veränderte. „Ok, ich glaube, dass wir das Tor nicht öffnen können.“, erklärte sie enttäuscht zu den anderen gewandt. „Was? Warum nicht?“, entfuhr es ihnen. „Hier steht, dass drei Wandler gebraucht werden. Wir haben aber nur zwei.“, enttäuscht ließ Silver den Kopf hängen. „Wandler?“, fragte Fenrill.
 

„Wer von euch kann sich denn wandeln?“, fragte er ganz unvermutet. Alle Augen ruhten auf ihm. „Silver und ich, warum fragst du?“, zählte die Schatzjägerin auf. Fenrill hob seine Hand vor sich und begann wie ein kleiner Junge daran ab zu zählen. Verwirrt sahen ihn die anderen an. „Was machst du da, Mann?“, fragte Silver ihn genervt. „Tut mir Leid.“, erklärte Fenrill. „Aber wenn ich zähle, sind es immer drei.“ Nachdenklich sahen ihn alle an. „Heißt das, du bist ein Wandler?“, fragte Mireille hoffnungsvoll. Fenrill nickte. „Warum hast du uns davon nichts erzählt?“, fauchte sein Kumpel. „Ihr habt nicht gefragt.“, beichtete er kleinlaut. Mit einem „Fantastisch“ drehte Mireille sich erneut zu dem Tor um. Es dauerte ein wenig, da sie einige Wörter nicht mehr kannte und auch der Zusammenhang sie nicht weiter brachte. Doch letztendlich schien sie alles erkannt zu haben. „Ok. Luna, komm bitte her zum Stein.“ Das Mädchen tat, was ihr aufgetragen wurde.
 

Mireille ging auf sie zu. „Ich weiß, dass wird dir jetzt nicht gefallen, aber wir brauchen ein wenig von deinem Blut.“ Erschrocken sah das Mädchen sie an. „Was? Aber...“, es herrschte einen kurzen Moment gebannte Stille. Dann erklärte sie sich, wenn auch widerwillig, dazu bereit. Mireille nahm den Dolch und bat um ihre Hand. Die junge Frau schüttelte jedoch den Kopf und ergriff die scharfe Klinge ihrerseits. „Ich mache das selber.“ „Bist du sicher?“, fragte die Schatzjägerin sie und Luna nickte. Mireille nahm die Ampulle aus ihrer Manteltasche und öffnete sie. Dann goss sie das Vampirblut in die rechte Öffnung, neben der sich der schwarze Fleck befand. „Dein Blut muss in das andere Loch.“, erklärte sie, drückte die Jüngste und stellte sich kurz darauf auf die freie Steinplatte. Alle sahen gebannt auf das Mädchen. Ihre Hand, in welcher der schwere Dolch lag, zitterte leicht. Dann machte sie einen schnellen Schnitt in ihre Handfläche und hielt es über das Loch. Schnell sickerte das Blut heraus und rann tropfend auf den Stein.
 

Die rote Flüssigkeit verschwand in dem linken Loch. Sie warteten. „Klappt es?“, fragte Fenrill und sah unsicher zu den anderen. „Vielleicht ist es zu wenig Blut.“, mutmaßte Silver. „Nein.“, sagte Mireille schnell. „Verwandeln wir uns.“, kam ihr der Gedankenblitz. „Los!“ Die Männer gehorchten und als Luna sich umdrehte, sah sie einen schwarzen Panther, einen Wolf und einen riesigen Weißkopfseeadler vor sich. Augenblicklich begann die Erde zu beben, als die Tiere mit ihren Pfoten, bzw. Krallen, die Steinplatten berührten. Das Tor verschwand im Felsen und hinterließ einen dunklen, unbekannten Raum. Der Wind frischte auf und drückte in das Dunkel hinein. Es war, als wenn der Fels einatmen würde. Ängstlich wich Luna vor der Dunkelheit zurück.
 

Die Anderen hatten sich wieder zurück verwandelt. Mireille fasste sie am Arm. „Hör zu. Ich weiß nicht, was da drinnen ist, aber es könnte extrem gefährlich werden. Das einzige, was ich möchte, ist, dass du heil nach Hause zurückkehrst. Dein Vater wird sicher schon umkommen vor Angst und ich kann dich da drinnen nicht die ganze Zeit beschützen. Tu mir den Gefallen und bleib hier draußen.“ Luna sah sie an, als würde sie kurz überlegen, dann nickte sie. „Hier, nimm das, falls du in Schwierigkeiten gerätst.“, sagte Mireille und reichte ihr einen leichten Dolch mit einer sich windenden Gravur. „Wenn da drinnen alles glatt läuft, bin ich schon bald wieder bei dir und erzähle dir alles.
 

So lange versteck dich.“, bat die Schwarzhaarige. Luna befolgte ihre Bitte. In der Nähe des Eingangs verschwand sie zwischen dichten Sträuchern. „Wollen wir es wagen?“, fragte Fenrill abenteuerlustig. Mireille und Silver sahen sich an. Dann nickten sie. Die drei betraten das Dunkel der Höhle. Es roch muffig und abgestanden. An der Wand entlang entzündete sich ein Feuer, das sie die Ausmaße der Höhle erst richtig erahnen ließ. Sie ging unendlich weit. So weit, dass man schon bald das Feuer an der Wand nicht mehr bis zum Ende verfolgen konnte. In der Mitte erschien ganz am Ende ein kleiner, blauer Punkt. „Endlich.“, flüsterte Mireille begeistert und ging los. Hinter sich vernahm sie ein dumpfes Geräusch und als sie sich umdrehen wollte, wurde ihr ein harter Gegenstand mit voller Wucht auf den Hinterkopf gerammt. Alles wurde dunkel um die Schatzjägerin herum und sie merkte nicht einmal mehr, wie sie zu Boden ging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  FinAP
2008-10-05T12:10:33+00:00 05.10.2008 14:10
Hi dut!
ja, ich werd (endlich) nen Kommentar dazu hinterlassen. ~.~"

also, die Vorwarnung wegen dem Kitsch war angebracht. *erschauer* ><

aber der REst war cool. Ich fand das soooo geil, als Fenne da stand und die Wandler an den Fingern abgezählt hat. *rofl*

aber ein Weißkopfseeadler passt irgendwie nicht zu Fenne >< ich hätte was anderes erwartet. o.o
aber sicher, hat das ne Bedeutung mit dem Vögelchen?!

Ich wette, dass Mire von ihren ehmealigen Kollegen, von dieser Organisation, niedergeschlagen wurde. Ich bezweifle irgendwie, dass das Fenne und/oder Silva war. Obwohl es auch möglich ist. *grübel*
ich lass mich überraschen.

Cu bis zum nächsten Kappi!
Fin


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