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Frei wie der Wind aber dennoch gefangen

von

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Der Überfall

Als sie den kleinen Stall betrat, war im hinteren Teil bereits ein Bursche dabei den Schimmel zu satteln. Erschrocken drehte er sich um, als er Mireille hinter sich hörte. Seine Gesichtszüge entspannten sich jedoch, nachdem er feststellte, dass sie es war. „Woher wusstest du, dass ich so früh los will? Ich kann mich nicht entsinnen, dir darüber Bescheid gesagt zu haben.“, fragte die Schwarzhaarige stirnrunzelnd. „Das stimmt schon, aber Sie gehören zu dem wanderndem Volk, das es nie lange an einem Ort hält.
 

Ich sehe es den Leuten an ihrem Blick an und habe mich noch nie geirrt.“, grinste er schief und auch ein wenig stolz, während er das Tier Abreise bereit machte. „Beeindruckend... Vielen Dank.“, sie reichte dem Stallburschen eine weitere Münze, die er, nachdem er einmal drauf gebissen hatte, hastig in eine seiner Taschen steckte. Dann nahm sie das Pferd und führte es an den Zügeln aus dem Stall heraus. Der Regen hatte die Luft rein gewaschen. Mireille holte einmal tief Luft. Wesentlich entspannter stieg sie in den Sattel. Im Trab verließ sie die kleine Ortschaft.
 

Ein metallenes, dumpfes Klopfen hallte durch das leer stehende Gebäude. Immer wieder erscholl es durch die Gänge und Räume. „Mensch, davon kommt sie auch nicht schneller wieder.“, hörte man einen genervt, vergnügten Mann. „Dann tu was, damit wir hier raus kommen.“, knurrte Silver, ließ es jedoch bleiben, gegen die Gitterstäbe zu klopfen. „Ach, und was soll ich bitte machen? Dieses Gebäude sieht nicht so aus, als wenn es jemals irgend jemanden entkommen lassen hätte.“, seufzte der Jäger. Auch ihm behagte es nicht gerade sehr, dass ihre Freiheit von einer risikofreudigen Schatzjägerin abhing, die wahrscheinlich geradewegs in das nächste Abenteuer ritt. Ohne sie.
 

„Dieses Gebäude sieht nicht so aus, als wenn hier jemals jemand eingesperrt war.“, entgegnete sein Partner knirschend. Dennoch legte er sich auf die andere Liege. Die erste Nacht war nicht sehr gut gewesen. Die Männer hatten beide keinen Schlaf finden können und sich unruhig von einer Seite auf die Andere gewälzt. Als die ersten Sonnenstrahlen kamen, hatten sie ein Frühstück zu sich genommen. Doch auch jetzt fühlten sie sich immer noch nicht müde, geschweige denn träge. Fenrill drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. „Eins,... zwei,... drei,...“ „Was zum Henker machst du da?!“, fauchte Silver, der sich sichtlich gestört fühlte. „Ich zähle.“, bekam er als Antwort.
 

Der Schatzjäger atmete einmal tief ein und schloss die Augen. „Ok. Ich bin ganz ruhig.“, sprach er zu sich selbst. „Was zählst du?“, fragte er betont gelassen. „Schafe.“, entgegnete Fenrill. Die Augenbraue seines Gegenübers zuckte bedrohlich. „Dann zähl leise.“, knurrte Silver und legte sich zurück auf seine Liege.

Doch es war nicht lange still. Nach kurzer Zeit ertönten leise Fußschritte auf den Stufen. Die beiden Männer versteckten sich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, rechts und links von der Gittertür und pressten sich an die kühle Mauer. Die Schritte näherten sich und blieben vor ihrer Tür stehen. Ein leises Klicken ertönte, dann schwang das Gitter ein kleines Stück auf. Mit einem Rascheln entfernte sich die Person wieder hastig. Jedoch hatte sie die Rechnung nicht mit Silver gemacht.
 

Er riss die Tür auf, die mit einem Donnern gegen die Wand schlug, rannte hinaus auf den Gang und folgte den Geräuschen nach oben. Das „Nicht!“ von seinem Partner hörte er nicht mehr. So lief Fenrill hinter ihm her, jedoch nur, um ihm beizustehen, falls etwas passieren sollte. Oben angelangt, bekam der gewitzte Schatzjäger die Person am Handgelenk zu packen. Er hatte seinen Dolch gezückt und hielt ihn demjenigen an die Kehle. Fenrill stand hinter ihm. „Sieh nach, wem wir unsere Flucht zu verdanken haben.“, grinste Silver und sein Partner näherte sich demjenigen und zog ihm die Kapuze vom Kopf. Mireille starrte sie aus ängstlichen Augen an, dann löste sie sich in schwarzen Rauch auf und verschwand. „Was... war das denn?“, fragte Fenrill verunsichert. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“, Silver‘ s Stimme klang beklommen. Diese Stadt hier gefiel ihm nicht.
 

Sein Blick blieb an zwei Pferden hängen, die gesattelt und gezäumt festgebunden waren und auf sie zu warten schienen. Auf dem einen Pferd waren sie her geritten. Das andere Pferd kannten sie nicht. „Vielleicht ist das ein Trick von Mireille, damit wir ihr folgen, ohne sie einzuholen.“, vermutete Silver. „Warum sollte sie das machen? Und vor allem wie?“, wunderte sich der Andere. „Ich habe keine Ahnung.“ Und so sprangen die beiden Männer ohne Umschweif auf die Reittiere und verließen die Stadt, die eigentlich zu ihrem Schutz hatte dienen sollen. Doch das Schicksal machte manchmal unerwartete Wendungen.
 

Gegen Mittag legte Mireille in einem leicht bewaldeten Gebiet eine Rast ein. Sie trank frisches Wasser aus einer Quelle und aß etwas von ihrem Proviant. Danach lehnte sie sich an den Stamm einer Birke. Das Pferd graste in ihrer Nähe und die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem Wasser. Das Gras war noch etwas feucht, doch unter dem Baum war es zum Glück trocken geblieben. Hoffentlich hatte sie noch genügend Vorsprung zu den Killern, mit denen sie ironischer weise vor langer Zeit in ein und demselben Team gearbeitet hatte. Es wäre nur von Vorteil, wenn sie nicht so schnell merkten, dass die Drei nicht mehr zusammen ritten. Dann würden sie nämlich anfangen, sich Gedanken zu machen. Und sie würden Nachforschungen anstellen. Darin waren sie ausgezeichnet.
 

Mireille wusste es nur zu gut. Deshalb war Eile und Tarnung von Nöten. Zunächst war es nur erstmal wichtig, dass sie ihren guten alten Freund in Semperton besuchte. Er hatte ihr immer schon helfen können. Der alte Mann war sehr alt, aber fit. Das galt auch für seinen Kopf. Jeden Tag begann er mit einer Partie Schach gegen seinen Nachbarn und Freund. Und nicht zu vergessen, die Rätsel. Er kannte so ziemlich jedes Rätsel, das es gab. Kannte er es nicht, gab er nicht eher auf, bis es gelöst war. Zudem interessierten ihn alte Legenden und Mythen. Das machte ihn zu einer Truhe gefüllt mit wertvollen Informationen und zu einem wichtigen Verbündeten. Mireille beschloss weiter zu reiten. Sie wollte die kleine Stadt bis zum nächsten Tagesanbruch erreicht haben.
 

So stieg sie wieder auf. Doch als sie eine Weile geritten war, merkte sie mehr als sonst, dass ihr etwas fehlte. Es war still neben ihr und auch von hinten kamen keine wüsten Beschimpfungen oder gar freche Bemerkungen. Egal, wie verrückt die beiden Kerle auch aufgelegt waren, irgendwie vermisste die Schatzjägerin sie. Es war nett, wenn man Begleitung auf einer Reise hatte. Schon zu lange hatte sie die Gassen, Straßen und Wege dieser Welt alleine beschritten. Warum sollte sie sich nicht lustige Gesellschaft suchen, die sie alleine durch ihre Anwesenheit unterhielt? Aber ob die Beiden sie nach der Aktion in dem alten Gefängnis noch überhaupt bei sich haben wollten? Auf der einen Seite machte sich Mireille Vorwürfe, dass sie die Zwei dort zurückgelassen hatte, doch auf der anderen Seite wollte sie sie doch nur vor der Organisation schützen.
 

Was war daran so verwerflich? Nun gut. Ein Leben lang konnte die Schwarzhaarige sie nicht darin gefangen halten. Nur gerade so lange, dass sie John befreien und endlich frei kämpfen konnte. Wäre der Kleine nicht mehr in ihrer Gefangenschaft gewesen, hätte sie mit den Killern kurzen Prozess gemacht. Wut sammelte sich in ihrem Bauch. Doch sie besann sich. Diese Wut sollte für einen besseren Zweck verwendet werden. Nämlich als Antrieb dafür, dass sie ihren Auftrag schnell erledigte. Danach konnte kommen, was wolle. Wütend blitzten ihre Augen. Die würden was erleben. Plötzlich traf sie etwas ziemlich großes seitlich am Schädel, sodass Mireille vom Pferd fiel.
 

Es scheute und machte einen erschrockenen Satz, bis es von zwei Männern festgehalten wurde. Die Schatzjägerin lag benommen am Boden. Ihre Lippe war aufgeplatzt. Langsam kam sie wieder zu sich und schmeckte den metallischen Geschmack ihres eigenen Blutes. Eine Stiefelspitze tippte sie an und drehte sie auf den Rücken. Mireille’ s Kopf dröhnte und ihr Körper schien ihr nicht völlig gehorchen zu wollen. Leise ächzte sie und öffnete vorsichtig ihre Augen. Hatten die Killer sie jetzt schon gefunden? Wie konnte sie nur so unaufmerksam gewesen sein? Das Licht war unerwartet grell. „Es ist nur eine Frau. Kein Grund zur Panik.“, sagte eine rauhe Stimme. „Was machen wir mit ihr? Die sieht nicht so aus, als wenn sie reich wäre.“, entgegnete eine andere Stimme.
 

„Wir nehmen sie mit. Vielleicht können wir sie als Sklavin verkaufen und den Gaul verscheuern wir auch.“ Zustimmendes Brummen erklang. Dann packte einer Mireille und warf sie sich wie einen nassen Sack über die Schulter. Nach ein paar Augenblicken öffnete sie die Lider. Ihre gelben Augen glühten. „Lass los.“, wisperte sie. Ihr Träger schien sich nicht darum zu kümmern, oder sie zu hören. „Lass los!“, kreischte sie und versetzte ihm einen Tritt in die Magengrube. Keuchend ging er in die Knie. Mireille befreite sich und zückte ihr Schwert. Vor ihr standen vier dreckige Straßenräuber, die nicht so recht glauben wollten, was sie da sahen. „Also, ich glaube, an deinem Schlag musst du noch mal arbeiten, Izz.“, sagte der Bärtige zu dem Langen. „Schnauze! Los, schnappen wir sie uns!“, keifte dieser und zückte eine Axt. Sofort war der Rest der Bande dabei.
 

Mireille wehrte ihre Angriffe mit Lanze, Axt und Keule ab. Dann drosch sie auf die in ihren Bewegungen viel zu langsamen Räuber ein, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Heulend machten sich die, die noch laufen konnten, nach einiger Zeit davon. „Lasst euch das eine Lehre sein!“, rief sie aufgebracht, bereute es aber sogleich, da ihr Schädel dröhnte. Einige Male drehte sich alles im Kreis und sie drohte erneut zu Boden zu gehen. Doch ihr Wille war stärker. Sie steckte ihr Schwert wieder weg und sah sich um. Ihr Pferd stand in einiger Entfernung am Wegesrand und sah sie neugierig an. Überglücklich, dass es nicht weggelaufen war, näherte sich Mireille dem Tier und war kurze Zeit später wieder im Sattel. Der Ritt war von da an eine Tortur.
 

Jede Bewegung schien ihrem Schädel zu schmerzen. Sie hoffte, dass sie die kleine Stadt bald erreicht hatte und sie keine weiteren, unerfreulichen Überraschungen ereilen würden. Das war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Der Schlag hatte ganz schön deftig gesessen. Mit ziemlicher Gewissheit konnte man von einer Gehirnerschütterung ausgehen, die sich gewaschen hatte. Wenn sie Glück hatte, konnte ihr alter Freund ihr da weiter helfen. Sogar auf dem Gebiet der Medizin war er ein gutes Stück bewandert. Nur dazu musste sie erstmal die Stadt erreichen. Alles andere war zweitrangig. Nun gut, nicht ganz. Mireille musste unterwegs einige Male anhalten, um sich zu übergeben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  FinAP
2008-08-03T12:36:02+00:00 03.08.2008 14:36
Hi!
weißt du, was jetzt kommt? genau! Coooool! ^^
des is mal wieder sowas von genial.
Die beiden Jungs waren mal wieder klasse (jetzt wo sie mal wieder aufgetaucht sind). "1,2,3"- "was machst du da?"- "ich zähle"- "Und was?"- "schafe" *prust* zu genial. *lach* Klasse Humor. *Keks geb*
aber des mit Mire is auch spannend. Ich frag mich, wie der alte drauf is. ^^*freu* Whooohuuu!!! And i gat it very cool! Wooohuuu! *sing*
Weiter!!! *verlang*
Oder es gibt keine Kommis mehr! *droh*
Cu dat Fin


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