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Hatake Kakashi: Die etwas andere Mission

von

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Prolog

„Tsunade-Sama?“

Ein zaghaftes Klopfen.

Die blonde Frau sah von ihren Unterlagen auf.

„Ja?“

Die Tür öffnete sich und Shizune trat ein.

„Tsunade-Sama.“

Sie verbeugte sich rasch.

„Was gibt’s, Shizune? Ich habe zu tun.“

Unwirsch tunkte das Oberhaupt des Ninja-Dorfes Konoha ihre Schreibfeder wieder ins Tintenglas und unterschrieb eines der ihr vorliegenden Dokumente.

„Na?“, fragte sie, ohne aufzusehen.

Shizune wirkte sichtlich nervös. ‚Sie wird mich umbringen – ganz ruhig, tief Luft holen und…’

„Tsunade-Sama, wir haben, äh, ein kleines Problem…“
 

Während der nächsten Viertelstunde wurden Shizunes Befürchtungen Wirklichkeit, und auch wenn nicht sie selbst es war, der es an den Kragen ging, empfand sie doch tiefstes Mitleid für denjenigen, gegen den sich Tsunades Zorn richtete.
 

Später in ihrem Büro:

„… deshalb habe ich euch also rufen lassen. Ich will, dass die Sache so schnell wie möglich erledigt wird, wir haben wirklich besseres zu tun als-“ Missbilligend warf sie einen Blick auf das Sofa neben ihrem Schreibtisch. Eins war klar: derjenige, der ihr diese Mission eingebrockt hatte, konnte sich auf eine nette Abreibung gefasst machen. Shizune neben ihr räusperte sich. Tsunade sah wieder zu die Männer vor sich. „Wir haben besseres zu tun als uns um kleine Kinder zu kümmern“, fuhr sie fort und setzte ihren Sake-Becher etwas zu energisch ab. Der Inhalt schwappte über den Rand und bekleckerte einige der Papiere.

Shizune seufzte innerlich. Sie hatte eine Ewigkeit dazu gebraucht, sie wieder zu beruhigen. Das arme Kind konnte doch nun wirklich nichts dafür, dass man es vor den Toren ihres Dorfes ausgesetzt hatte.

„Wie auch immer, wir brauchen jemanden, der das Mädchen bei sich aufnimmt, bis wir herausgefunden haben, was es mit ihm auf sich hat. Meldet sich jemand freiwillig?“ Die Fingerspitzen aneinander gelegt, musterte Tsunade die Leute im Raum.

Ihre Stimmung näherte sich dem Tiefpunkt. Dort standen Jonin und Chuunin, Ninja, die bereit waren, für das Dorf ihr Leben zu geben. Jetzt wich jeder ihrem Blick aus, und leichte Verlegenheit machte sich breit. Kurz schloss sie die Augen. Egal, irgendwer musste es machen und sie würde einen Teufel tun und irgendwelche Adoptions- oder Eltern-Such-Verfahren einleiten um die perfekte Pflegeperson zu finden.
 

Die Männer im Raum waren unruhig. Sie kannten ihren Hokage und wussten, dass es in dieser Stimmung höchst unratsam war, sich gegen ihre Entscheidung zu stellen.

Kakashi warf Asuma und Kurenai neben ihm einen fragenden Blick zu und nickte unauffällig in Richtung Kind: Er konnte ein Schmunzeln nur schwer unterdrücken, als er Asumas entsetztes Gesicht und Kurenais zartrosa Wangen sah.

„Ah, das ist gut, Ebisu.“

Kakashi sah wieder nach vorne. Ebisu hatte die Hand gehoben und löste damit allgemeine Erleichterung unter den anderen aus. Gut, das war also erledigt, sie konnten gehen, dachte er und wartete auf ihre Entlassung.
 

Während der ganzen Zeit, in der Tsunade ihren Untergebenen die Situation erklärte, hatte sich das kleine Mädchen auf dem Sofa nicht gerührt. Von der besorgten Shizune in eine Decke gehüllt, saß es da vorne neben dem Schreibtisch und fühle sich bei den ganzen Blicken, die auf ihm ruhten, wie ein hilfloses Kaninchen auf dem Präsentierteller.

Es begriff nicht, was Tsunade mit ihren Worten meinte, es wollte doch einfach nur nach Hause. Mit verweinten Augen sah es ängstlich zu den Männern, die aufmerksam Tsunades Worten lauschten und auf ihre Befehle warteten. Bei einem Ninja mit silber-weißem Haar blieb ihr Blick hängen. Obwohl er die Hälfte seines Gesichts unter einer schwarzen Maske verbarg und sein linkes Auge durch ein Stirnband verdeckt war, strahlte er etwas aus, das sie beruhigte.

Sie hatte das Gespräch nicht verfolgt, teils, weil sie erschöpft war und zum Teil, weil ihr so viele Fremde Leute einfach nicht geheuer waren. Doch als plötzlich die Stimmen verebbten und eine gespannte Stille in der Luft lag, wurde sie aufmerksam. Jetzt sollte etwas mit ihr passieren, das spürte sie.

Die blonde Frau, die sie so ruppig behandelt hatte, sah ihre Männer abwartend an. Keiner rührte sich. Sie konnte die Spannung schon fast nicht mehr ertragen, da meldete sich jemand aus der ersten Reihe.
 

„Ah, das ist gut, Ebisu.“ Die Stimmung entspannte sich. Die schwarzhaarige Frau, die ihr die Decke gegeben hatte, kam nun zusammen mit dem Mann namens Ebisu zu ihr und beugte sich zu ihr runter.

„Du musst keine Angst haben, Kleine. Ebisu wird sich jetzt um dich kümmern und wir sorgen dafür, dass du bald wieder nach Hause kommst, okay?“ Shizune lächelte aufmunternd, doch das konnte sie nicht beruhigen. Sie sollten mit einem Fremden mitgehen? Ihre Eltern hatten ihr verboten, sich Fremden anzuvertrauen! Und außerdem war ihr dieser Mann auch noch unheimlich, mit seiner schwarzen Sonnenbrille und diesem Kopftuch.

Ohne ein Wort stieß sie mit ihrer letzten Kraft Shizune von sich und eilte gradewegs auf den Einzigen in dem Raum zu, zu dem sie sofort Vertrauen gefasst hatte:
 

Kakashi.

Ein Tag geht zu Ende

„Haha, Kakashi-Sensei, wie ist Ihnen denn das passiert?“

Ein nicht grade glücklich aussehender Kakashi saß zusammen mit Naruto und Sakura in ihrer Stamm-Ramen-Bar.

„Huh, ich weiß auch nicht.“ Dabei wanderte sein Blick auf den vierten Gast in der Bar, der sich hungrig über seine Portion Ramen hermachte.
 

Kurz nachdem Ebisu sich gemeldet hatte und mit Shizune zu dem Mädchen gegangen war, hatte Tsunade ihnen noch einige Anweisungen gegeben und sie danach entlassen.

Er war grade im Begriff, aus der Tür zu gehen, als er aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass etwas auf ihn zukam. Zwei Sekunden später klammerte sich das kleine Mädchen an seine Beine und zwang ihn, stehen zu bleiben. Es gab ein Hin und Her, doch letztendlich behielt die Kleine die Oberhand. Tsunade, ohnehin nicht in der besten Stimmung für solche Spielchen, beorderte Kakashi kurzerhand dazu, sich um es zu kümmern.

Und hier saß er nun, die Kleine im Schlepptau, die einen regelrechten Narren an ihm gefressen zu haben schien.
 

Grade schob sie mit einem zufriedenen Seufzen ihre leere Schüssel von sich und gähnte verhalten.

„Wow, die hat ja ordentlich Appetit“, staunte Naruto.

„Den hättest du auch, wenn du tagelang nichts außer Beeren zu essen gehabt hättest“ kam es prompt von Sakura zurück.

„Aber wieso, ich dachte, man hätte sie direkt vor dem Tor abgesetzt? Da hätte sie doch einfach in die Stadt gehen können, da gibt’s doch genug zu- auaa!“

Sakura hatte die Geduld verloren und ihm eine Kopfnuss verpasst.

„Denk doch mal nach, du Idiot!“
 

Während Sakura dem begriffsstutzigen Naruto erklärte, dass es erstens viel zu auffällig gewesen wäre, sie direkt vor dem Tor abzustellen und dass es zweitens gar kein Geld dabei gehabt hatte, überlegte Kakashi, wie er jetzt am Besten mit der Situation umgehen sollte.

Es war etwas anderes, junge Genin zu unterrichten, als sich um noch jüngere Kinder zu kümmern. Er schätzte das namenlose Mädchen auf etwa vier oder fünf Jahre – vielleicht auch sechs, er war sich da nicht so sicher. Bis jetzt hatte es noch kein Wort geredet, aber das schob er darauf, dass es mit der Situation schlichtweg überfordert war.

Bis die Sache geklärt wäre, hatte ihn Tsunade von allen größeren Pflichten befreit, lediglich das Training seiner Schüler sollte er nicht vernachlässigen. Jemand anderem die Aufgabe zuschieben konnte er also vergessen.

‚Kleine, was soll ich mit dir machen, hm?’ Grübelnd beobachtete er sie dabei, wie sie mit den Ess-Stäbchen spielte. Auf einmal sah sie von ihrem Spiel auf und lächelte ihn scheu an.

„Sie mag Sie, Kakashi-San“, lachte Ayame und reichte Naruto seinen gewünschten Nachschub.

„Hmm…“ Es wurmte ihn immer noch, dass er sich da nicht hatte rausreden können.

„Kommen Sie Sensei, schlimmer als Naruto kann sie nicht sein“, ermutigte Sakura ihn und warf Naruto einen finsteren Blick zu, der daraufhin seinen Mund wieder schloss und sich brummelig über sein Essen hermachte.

„Jap, das wird wohl stimmen.“ Der Grauhaarige rang sich ein Lächeln ab. Mission war Mission, egal was sie beinhaltete. Es galt, sie ordnungsgemäß zu erfüllen, ihren Inhalt konnte man sich nicht aussuchen. Auch wenn es -
 

„Naruto!“ Sakuras Stimme ließ ihn herumfahren.

Der Blondschopf hatte bei seiner Antwort auf einmal zu husten angefangen und saß nun mit hochrotem Kopf über die Theke gebeugt, während Sakura ihm kräftig auf den Rücken klopfte.

„Du kannst nun mal eben nicht gleichzeitig schreien und essen, Idiot!“

„Aber-“

Immer noch krebsrot und röchelnd wedelte Naruto mit der Hand in Kakashis Richtung.

„Guckt… guckt doch mal.“

„Hm?“

Neben ihm war das kleine Mädchen von seinem Hocker gerutscht und lag nun zusammengerollt auf dem Boden.

„Die Arme, sie ist müde.“ Mitleidig sah Sakura auf das braunhaarige Knäuel, das zu Kakashis Füßen lag.

„Überlassen Sie uns die Rechnung, bringen Sie die Kleine ins Bett.“

Dankbar nickend stand der Angesprochene auf und nahm seinen Schützling vorsichtig auf die Arme. ‚Sie regt sich nicht mal,’ dachte er schmunzelnd.

Leise verabschiedete sich Kakashi von den beiden und machte sich dann auf den Weg nach Hause.
 

Als er Ichirakus Bar verließ, war die Sonne am Horizont schon fast untergegangen. Er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.

Nachdem ihm die Aufgabe von Tsunade-Sama übergeben wurde, hatte sich das Mädchen wieder beruhigt und nach einigem Zureden von Shizune hatte sie ihn schließlich auch losgelassen. Naruto und Sakura hatte er zufällig getroffen, als er im Dorf unterwegs war um ihr sein zu Hause zu zeigen. Natürlich gab es gleich ein großes Hallo und die beiden ließen ihm keine Ruhe, bis sie zusammen zu Ichirakus Ramen Bar gingen.
 

‚Morgen weiß es das ganze Dorf’, seufzte er innerlich und öffnete die Tür zu seiner Wohnung. Wo sollte sie schlafen?
 

Mit einem leisen ‚klack’ fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Im Flur war es dunkel, doch wenn er Licht anmachte, würde sie womöglich aufwachen. Also tastete er sich im Dunkeln zu seinem Bett und legte das schlafende Kind dort ab. Er selbst würde sich ein Lager auf dem Boden machen, das wäre kein Problem. Nach kurzem Zögern streifte er ihr noch die durchgelaufenen Schuhe von den Füßen und legte die warme Decke über den kleinen Körper.

Dann verließ er den Raum.
 

Lautlos fand der Ninja den Weg zu dem kleinen Raum, in dem er seine Wäsche und sonstige Haushaltsgegenstände aufbewahrte. Es war alles andere als ordentlich, aber glücklicherweise fiel noch ein letzter Rest Tageslicht durch das kleine, staubige Fenster. Nachdem er in einer Truhe bis fast auf den Grund vorgestoßen war und dort eine zusammengelegte Matte und eine zusätzliche Decke gefunden hatte und auf dem obersten Regalbrett noch eine weiche Rolle als Kissen finden konnte, verließ er den kleinen Raum wieder und breitete die Sachen im Flur vor seinem Schlafzimmer aus. So würde er bemerken, wenn sie versuchen sollte, sich aus dem Staub zu machen und gleichzeitig hatte er den Eingang im Blick, falls jemand versuchen sollte, das Mädchen zurück zu holen.
 

Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, saß Kakashi reglos im langsam dunkler werdenden Flur und lauschte auf dem ruhigen Atem des Mädchens. Das Einzige, was man von ihr wusste, war, dass sie nicht aus dem Dorf stammte.

Sakura hatte mit ihrer Theorie nicht ganz falsch gelegen, denn das Mädchen wurde tatsächlich von einigen Fischern verängstigt und schmutzig unter den Wurzeln eines alten Baumes gefunden. Obwohl die Hokage nichts dergleichen erwähnt hatte, wusste er doch, dass seine Aufgabe nicht nur daraus bestand, für das Wohl des Kindes zu sorgen. Er sollte ihr Vertrauen gewinnen um somit Informationen über ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen. Es gab so viele Möglichkeiten, so viele Gründe, weshalb sie dort ganz allein gewesen war.

Kakashi reckte sich. Er sollte sich auch hinlegen. Obwohl – er hätte gern noch etwas weiter gelesen, Jiraya-Sama verstand es wie kein zweiter gute Bücher zu schreiben.
 

Während der grauhaarige Ninja noch mit sich rang, regte sich etwas in seinem Schafzimmer.

Das Findelkind hatte die Augen weit geöffnet und starrte ängstlich in die Dunkelheit. Wo war es? Dieser Geruch… er war so fremd, es roch nicht wie zu Hause. Dieses Bett war ihm fremd, es war nicht seins.

‚Wo bin ich?’
 

Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Es wagte kaum, zu atmen. Es war zu dunkel, um genaueres zu erkennen, aber allein die Umrisse, von denen es nicht wusste, was sie waren, flößten dem Mädchen Angst ein. War es ganz allein? Wo war dieser Mann mit dem ruhigen Auge, dem es sein Vertrauen geschenkt hatte? Ein leises Schluchzen entrang sich seiner Kehle und seine Augen wurden feucht. Es wollte nicht alleine sein! Es war so lange allein gewesen, so lange…

Wimmernd drückte das Mädchen sein Gesicht in das Kissen, floh vor den furchtbaren Umrissen, vor dem fremden Geruch, vor der Dunkelheit und weinte in sich hinein.
 

Kakashi war grade aufgestanden, um sich eine Kerze zu holen, damit er etwas Licht zum Lesen hatte, da hörte er leise Geräusche aus dem Schlafzimmer. Er hielt inne und lauschte. Er hatte dieses Geräusch länger nicht gehört, doch es war unverkennbar. ‚Sie weint… .’ Kakashi senkte den Kopf und Mitgefühl spiegelte sich in seinen Augen. Er konnte ihr nicht helfen, das wusste er, denn er war ihr genauso fremd wie alles andere in diesem Dorf.
 

Langsam verebbte das Schluchzen und bald war nur noch ein leises Wimmern zu hören. Schweigend wartete er, bis er wieder den ruhigen Atem eines Schlafenden vernahm und wandte sich wieder in Richtung Küche. In einem der Schränke fand er eine schon halb heruntergebrannte Kerze und ein paar alte Streichhölzer. Leise betrat er damit das Schlafzimmer. Das Mädchen bemerkte ihn nicht. ‚Die Müdigkeit scheint letzten Endes doch über die Angst gesiegt zu haben.’ Mit diesem Gedanken entzündete er die Kerze und stellte sie auf den kleinen Tisch vor dem Fenster. Das würde die Dunkelheit und damit vielleicht auch ihre Furcht etwas vertreiben, wenn sie noch einmal aufwachen sollte.

Einen Moment lang stand ihr euer Beschützer noch neben ihrem Bett und sah auf sie hinab.
 

Dann wandte er sich ab und verließ den Raum. Die Tür leicht angelehnt, fiel nur noch ein schwacher Lichtschimmer hinaus in den Flur. Kakashi ließ sich auf seinem Lager nieder, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.
 

Das war das letzte Mal, dass er wegen dem kleinen Ding in seinem Bett auf seine abendliche Lektüre verzichtete, dachte er noch. Dann war auch der Kopier-Ninja eingeschlafen.

Begegnung mit einem 'Frosch-Mann'

Warme Sonnenstrahlen weckten am nächsten Morgen das kleine Mädchen aus seinem unruhigen Schlaf. Die Kerze war ganz heruntergebrannt, und noch immer hing der leichte Geruch nach verloschener Flamme im Raum. Das Mädchen blinzelte, wie um die lästigen Strahlen zu verscheuchen, die es aus dem Schlaf geholt hatten.

Dann war es auf einmal hellwach. Mit der kleinen Faust den letzten Schlaf aus den Augen reibend, kroch es unter der Decke hervor und setzte sich auf. Die furchtbaren Schatten von letzter Nacht waren verschwunden. Jetzt sah es dort nur ein Tisch voller Papier mit einer heruntergebrannten Kerze, eine kleine Truhe, ein Stapel Bücher und ein Haufen benutzter Kleidung.

Neugierig schwang das Mädchen die Beine über den Bettrand und rutsche von der Kante. Im Haus war kein Laut zu hören. Trotzdem bewegte es sich so leise es konnte, als es zum Fenster ging um hinauszusehen.

‚Wow.’

Seine Augen weiteten sich.

Unter ihm schien sich das ganze Dorf auszubreiten – ein Dach erhob sich neben dem anderen. Und dazwischen die Straßen. Unglaublich, wie klein das alles von hier oben aussah! Fasziniert drückte die Kleine ihre Nase gegen das Glas, um noch besser sehen zu können.

Von ihrem Atem beschlug das Glas und sie musste immer wieder mit ihrer Hand darüber wischen, um wieder gucken zu können.
 

Dieses Spiel beschäftigte sie so sehr, dass sie nicht bemerkte, wie Kakashi hinter ihr das Zimmer betrat. Amüsiert lehnte er im Türrahmen und sah mit an, wie sie energisch mit ihren Ärmeln das Fenster bearbeitete.

„Na, schon wach?“

Erschrocken fuhr die Angesprochene herum und drückte sich instinktiv mit dem Rücken gegen das Fenster.

„Hm, so schlimm bin ich nun auch wieder nicht.“ Schmunzelnd wandte sich der Ninja wieder zum Gehen.

„Frühstück gibt’s in der Küche.“
 

Mit diesen Worten verschwand der Grauschopf wieder im Flur und überließ das Kind sich selbst. Einige Sekunden stand es noch wie erstarrt vor dem Fenster, dann beeilte es sich, Kakashi hinterher zu laufen.

Grade noch sah es Kakashi in einer Tür verschwinden. Puh, dann musste dort die Küche sein. Erleichtert trabte die Kleine los. Sie war also doch noch bei dem Mann. Auf den ersten Blick hatte sie ihn gar nicht wiedererkannt – die grüne Weste fehlte und auch das Stirnband war verschwunden. Komischerweise hatte er aber die Maske aufbehalten. Ob er sie immer trug?
 

Kurz vor der Tür zögerte es einen Moment. Dann nahm es seinen Mut zusammen und trat in die Küche.
 

Kakashi saß in der Mitte des Raums an einem kleinen Tisch und las.

„Sie sind noch frisch. Nimm soviel du magst.“ Ohne aufzusehen deutete er mit der freien Hand auf den Korb Brötchen, der vor ihm auf dem Tisch stand. Er musste sie gehört haben, als sie die angelehnte Tür aufgezogen hatte.
 

Schüchtern tappte die Angesprochene zum Tisch und setzte sich an den Platz, der am weitesten von Kakashi entfernt war. Ihre Hand lange zu dem Korb, der so weit von ihr wegstand, dass sie schon fürchtete sie würde Kakashi bitten müssen, ihn ihr rüberzureichen. Grade so eben erreichten ihre Fingerspitzen den Rand des Korbes und sie zog ihn zu sich.
 

Stumm begann sie, das trockene Brötchen zu kauen. Auf dem Tisch stand noch Aufschnitt, aber ohne alles schmeckte ein Brötchen einfach am Besten.

Während sie aß, schielte sie immer wieder unauffällig zu dem Ninja hinüber, der ganz in sein Buch vertieft war.

Er schien ihren Blick zu spüren, denn auf einmal sah er direkt in ihr Gesicht. Oder doch nicht? Sein Blick flog über sie hinweg und blieb an der Küchenuhr hängen.

„Ah, nicht schon wieder-“

Seufzend klappte er sein Buch zusammen und stand auf.

„Wir sind spät dran. Du musst dein Frühstück wohl unterwegs essen – tut mir leid“, fügte er entschuldigend hinzu. „Ich bin gleich wieder da.“

Mit diesen Worten verschwand er im Flur, sammelte aus sämtlichen Räumen seine Ausrüstung zusammen und warf danach wieder einen Blick in die Küche.

Das Mädchen saß noch immer auf seinem Platz und sah ihn mit großen Augen an.

Kakashi fuhr sich durch den Nacken.

‚Na wenigstens habe ich jetzt eine gute Ausrede.’
 

Zehn Minuten später wanderte ein etwas peinlich berührter Kakashi mit einem kleinen Mädchen an der Hand durch das Dorf in Richtung Trainingsplatz.

Er merkte nicht, wie die Frauen dem ungewöhnlichen Paar hinterher sahen und lächelten. Schon beim Verlassen seiner Wohnung hatte sie nach seiner Hand gegriffen, als wäre es das natürlichste auf der Welt. Geschlagene drei Stunden war er jetzt schon im Verzug. Aber was sollte er machen, es ging eben nicht anders.
 

Schweigend wanderten die beiden durch das Dorf. Kakashi hatte wieder sein Buch herausgeholt und las, während das Mädchen neugierig seine Umgebung musterte. Ein Mann, der komplett in Grün gekleidet war und es spontan an einen Frosch erinnerte, fiel ihr besonders ins Auge. Währen da nicht die gruseligen Augenbrauen gewesen, dann hätte es ihn wirklich lustig gefunden. Der Frosch-Mann schien seine Blicke bemerkt zu haben, denn jetzt legte er ein breites Grinsen auf, winkte ihm und marschierte mit großen Schritten auf sie zu. Nervös zog das Mädchen an Kakashis Hand. Ob er wusste, was das für ein merkwürdiger Mann war?
 

Kakashi war so in sein Buch versunken, dass er die herannahende Person zunächst gar nicht bemerkte. Erst als die Kleine etwas an seiner Hand zog, sah er auf und blickte direkt in das breite Strahle-Grinsen von Maito Gai.

„Ist das nicht Kakashi, der Kopier-Ninja? Wie ungewohnt, wer hätte gedacht, dass er so eine Seite an sich hat?“, zog er den Grauhaarigen auf und lächelte dem Mädchen zu.
 

„Gar nicht beim Training, Gai?“, antwortete Kakashi gelassen und steckte sein Buch zurück in die Tasche.

„Natürlich befinde ich mich im Training. Ich mache grade 500 Steps, und wenn ich das nicht in sechs Minuten schaffe, mache ich 1000 in drei!“ Damit begann er auch schon eifrig auf der Stelle zu treten. Kakashi zog verständnislos die Augenbraue hoch. Dieser Mann war schlicht unmöglich.
 

„Lass dich nicht aufhalten, wir müssen weiter“, verabschiedete er sich und wandte sich zum Gehen.

„Halt.. ha.. halt“ keuchte Gai.

„Hm?“
 

Auf unerklärliche Weise schaffte Gai es, sich im Steppen zu der Kleinen hinunterzubeugen.

„Also.. wenn du Lust hast.. Kleine.. und nicht .. den ganzen Tag bei… dem Miesepeter.. sein möchtest.. dann können wir mal zusammen .. trainieren, hm?“ Dabei zwinkerte er ihr zu und streckte den Daumen hoch. „Du hast Potential, das… sehe ich.“
 

‚Miesepeter?’ Der Grauhaarige runzelte die Stirn. Meinte er ihn damit?

„498..499..500!“ Der grüne Ninja stieß den Atem aus und fuhr sich über die Stirn. „Haha, das hat sie beeindruckt, sieh doch nur.“ Strahlend musterte Gai das Mädchen, das tatsächlich ganz große Augen bekommen hatte.
 

Es sah Gai an und auf einmal entfuhr ihm ein glucksender Laut: es lachte.

Nun war es an Kakashi, zu schmunzeln. „Du musst sie schwer beeindruckt haben, Gai-kun“, neckte er seinen ewigen Rivalen. „Diese Runde geht dann wohl an mich.“

Bestürzt klappte Gai seinen Mund auf und zeigte anklagend auf Kakashi. „Waa~s?! Aber.. aber.. das ist nicht fair, das war kein Wettkampf, das war, das war…“

„Sei nicht so ein schlechter Verlier“, lachte der Grauhaarige und klopfte dem mitgenommenen Gai auf die Schulter.
 

„Deine Revanche kommt bestimmt. Ob du sie gewinnst, ist eine andere Frage.“ Immer noch amüsiert wandte sich Kakashi an seine kleine Begleiterin.

„Ich glaube, ich fange an dich zu mögen, Kleine.“

Dringliche Angelegenheiten

Nachdem Gai auf weitere Trainingsangebote verzichtet und sich von ihnen verabschiedet hatte, machten Kakashi und das Mädchen wieder auf den Weg zum Treffpunkt.
 

Der Grauhaarige hatte sich durchgesetzt und hielt nun in der einen Hand sein Make-Out Tactis während die andere wie gewohnt in seiner Hosentasche vergraben war. Die Kleine ging neben ihm her und achtete stets darauf, dass er sich nicht zu weit von ihr entfernte. Bevor sie auf Gai getroffen waren, hatte sie sich neugierig um gesehen und die vielen neuen Eindrücke grade zu aufgesogen. Jetzt war ihr Blick vor sich auf den Boden gerichtet, nur ab und zu wanderte er zu dem Ninja neben ihr. Sein Kompliment hatte sie stolz gemacht. Zugleich war sie verlegen gewesen und hatte sofort wieder weggesehen, als er sie angelächelt hatte. Sie war froh, dass sie jetzt bei ihm sein durfte und dachte mit Schauern daran, dass sie eigentlich zu diesem unheimlich wirkenden Ebisu hätte gehen sollen.
 

„Wir sind gleich da.“

Kakashis Worte rissen das Mädchen aus seinen Grübeleien. Er hatte ihm gar nicht gesagt, wohin sie eigentlich gingen. Bis jetzt war ihm ihr Ziel gleichgültig gewesen, solange sie bald wieder in seine Wohnung gehen würden. Aber irgendwie hatte das Mädchen das Gefühl, dass sie nicht so schnell wieder zurückkehren würden.

Jetzt hatte es ein Problem.
 

„Was ist?“

Kakashi sah über den Rand seines Buchs. Die Kleine war stehen geblieben und dachte ihrem konzentrierten Gesichtsausdruck nach zu schließen scheinbar angestrengt über etwas nach.

„Alles in Ordnung?“ Er ließ das Buch ganz sinken. Die Kleine rührte sich nicht. Sie schien ihn gar nicht gehört zu haben.

Eine Weile beobachtete er sie mit schiefgelegtem Kopf, versuchte aber nicht, sie noch mal anzusprechen.
 

Auf einmal hob sie den Kopf und sah ihn mit flehenden Augen an.

„Was ist denn?“ Irritiert über diesen Blick, beugte er sich zu ihr herunter.

Doch sie sagte kein Wort. Stattdessen wurde ihr Blick noch einen Tick jämmerlicher und sie fing an, auf der Stelle hin und her zu wippen.
 

Völlig verwirrt über dieses komische Verhalten sah sich der Ninja hilfesuchend auf der Straße um – vielleicht stand hier ja zufällig jemand, den er kannte und der wusste, was diese Gebärden zu bedeuten hatten.

Ein klagendes Wimmern lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Person vor ihm.

‚Was mach ich denn jetzt?’ Etwas überfordert strich er sich mit der Hand durch den Nacken. Es schien etwas schlimmes zu sein – oder nicht?
 

Die Kleine jammerte und wippte hin und her. Sie musste so dringend Pippi, eigentlich schon den ganzen Morgen. Und sie wusste doch nicht, wo die Toiletten waren. Der grauhaarige Ninja wusste es wohl auch nicht, denn er kniete immer noch nur ratlos vor ihr.

Sie hielt es gleich nicht mehr aus. Die Kleine kniff die Augen zusammen und fing an, kleine Hüpfer zu machen. „Ich muuu~ss“, platze es aus ihr heraus. „Ich muss, ich muss!“
 

Ungläubig riss Kakashi die Augen auf, als die junge Dame anfing, lautstark ihre Bedürfnisse kundzutun. Hätte sie das nur gleich gesagt! Zu alarmiert, um sich darüber zu wundern, dass sie grade zum ersten mal gesprochen hatte, nahm er sie kurzerhand über die Schulter und lief an den verdutzten Passanten vorbei. Irukas Haus war hier ganz in der Nähe, das wusste er. Hoffentlich passierte es nicht, während er sie… nein, er mochte gar nicht daran denken!

Hektisch, was sonst gar nicht seine Art war, hämmerte er gegen die Haustür seines Kollegen und stürmte ohne ein Wort zu sagen an dem verblüffte Iruka vorbei, als dieser die Tür öffnete.

Kleine Fäuste trommelten empört über die grobe Behandlung auf seinen Rücken, doch er achtete nicht weiter darauf und hastete den Flur hinunter.

Da vorne war das Badezimmer.

Mit einem Griff hob er sie wieder von seiner Schulter herunter, schob sie ins Bad und schloss mit einem erleichterten Seufzer die Tür hinter ihr.

Das war Rettung in letzter Sekunde gewesen.
 

„Sag mal, was ist denn hier eigentlich los?“

Irukas Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Der Braunhaarige war, ohne das er es gemerkt hatte, neben ihn getreten.

Kakashi war das Ganze recht unangenehm, ließ es sich aber wie üblich nicht anmerken.

„Tut mir leid für den Überfall. Die junge Dame musste einmal auf die Toilette.“ Entschuldigend wies er mit der Hand auf das geschlossene Bad.

Sein Gegenüber nickte verständnisvoll.

„Diese Aufgabe ist nicht leicht. Es wundert mich, dass du sie angenommen hast. Es ist etwas … ungewöhnlich.“

Iruka lächelte, um seinen Worten die Kritik zu nehmen. Insgeheim hielt er Kakashi nicht für die geeignete Aufsichtsperson für dieses Kind. Er mochte ein ausgezeichneter Shinobi sein, aber Erfahrungen mit Kleinkindern hatte er gewiss nicht. Er benahm sich ohnehin eher distanziert anderen gegenüber, auch wenn die Zeit mit Team 7 ihn etwas verändert zu haben schien.
 

Nachdem Kakashi die Tür hinter ihr geschlossen hatte, verschwendete das Mädchen keine Zeit und hüpfte schnurstracks auf die Toilette zu. Eilig streifte es das Höschen unter seinem schmutzigen Kleid nach unten und gelangte beim zweiten Versuch auf den Toilettensitz.
 

Puh, das war grade noch rechtzeitig gewesen!
 

Summend zog es die Leine und beobachtete fasziniert, wie es in dem Wasserbecken zu sprudeln begann und schließlich alles in einem Rohr verschwand.

Dann zog es sein Höschen wieder hoch und wollte wieder zur Tür. Unglücklicherweise hatte sich in der Eile bei seinem Kleid die Schleife um die Hüfte gelöst. Nun hing es schlaff an ihm herab und die Bänder schleiften auf dem Boden, sodass es drauftrat. Erschrocken japsend konnte es sich grade noch an der Wand abstützen und verhinderte, dass es fiel.
 

„Iruka?“

Der Angesprochene schreckte auf. Iruka war ganz in Gedanken gewesen.

Kakashi stand neben der Badezimmertür und lauschte. Täuschte er sich, oder war das etwa Besorgnis in den Augen des Kopier-Ninjas?

„Was war das für ein Geräusch?“

Schulterzuckend horchte Iruka ebenfalls, aber aus dem Bad drang kein Laut mehr.

„Vielleicht solltest du mal nachsehen“, schlug er vor.
 

In dem Moment, in dem Kakashi die Tür öffnen wollte, klopfte es von innen an der Tür.

Kakashi zog die Tür auf und blickte gradewegs in das stolze Gesicht seines kleinen Schützlings.

„Und, nun alles in Ordnung?“ erkundigte er sich.

Sie nickte.

„Ich hab sogar gespült.“ Jetzt wieder schüchtern, zeigte sie hinter sich zu der Leine, die immer noch leicht hin und her schwang.

„Ah, gut… .“ Verdutzt warf er einen Blick zu Iruka und musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er sah, dass der Lehrer ebenfalls peinlich berührt dastand und in eine andere Richtung sah.

War jetzt der Damm gebrochen? Aus irgend einem Grund hatte sie bis eben noch kein einziges Wort gesprochen und es vermieden, ihn direkt anzusehen. Und jetzt…
 

Ein Zupfen an seiner Hose lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen.

Es hielt ihm die beiden Enden der Schleife hin und sah ihn erwartungsvoll an.

Bei dem Anblick überkam ihn ein seltsames Gefühl, das er nicht richtig deuten konnte. War es Zuneigung?

Kakashi bückte sich und nahm die beiden Enden in die Hand. Mit einer kreisenden Handbewegung bedeutete er ihr, sich umzudrehen, damit er die Schleife an ihrem Rücken zubinden konnte. Nach zwei Handgriffen zog er die Schleife noch einmal fest und erhob sich dann.

„Danke.“

Kakashi blinzelte ihr freundlich zu.

„Wir müssen weiter“, wandte er sich an Iruka. „Haben noch eine Verabredung.“ Dabei fuhr er sich unbewusst wieder über den Nacken.

Iruka lächelte wissend. „Wieder mal zu spät, Kakashi?“

"..."

Erwischt.
 

„Man sieht sich.“

Mit einem letzten Wink wandte sich der Grauhaarige in Richtung Haustür. Mit einem kurzen Blick aus den Augenwinkeln vergewisserte er sich, dass seine Begleiterin ihm folgte. Gemeinsam verließen sie Irukas Haus und traten wieder auf die nun belebte Straße.

„Ich schätze, wir sollten einen Zahn zulegen“, meinte Kakashi. Doch er klang dabei so gelassen, als hätten sie alle Zeit der Welt.

Das Mädchen lächelte.

Ein Schritt nach vorn

„Sie. Sind. Zu. SPÄT! Sensei, es ist immer das Selbe mit Ihnen!“

„Nun, ich…“

„Verschonen Sie uns!“

Aufgebracht stampfte Naruto mit dem Fuß auf.

Naruto“, ermahnte ihn Sakura. „Doch nicht vor der Kleinen.“

„Aaa-Ha!“

Grinsend wandte sich der Blonde zu dem Mädchen, das neben Kakashi stand und ängstlich seine Hand hielt. Mit zwei Schritten war er bei ihr und kniete sich vertraulich neben sie.

„Was hat er so lange getrieben? Du warst doch bei ihm, oder?“, wisperte er.

„Hat er wieder… in seinem perversen Buch gelesen? Was hat er gemacht? Komm, mir kannst du es sa-“

„Na-ru-to!“ Ein gezielter Tritt Sakuras beförderte den neugierigen Ninja in den nächsten Busch.

Kakashi schüttelte den Kopf. So waren sie eben, was sollte er machen.
 

„Wie läufts denn bisher so?“, erkundigte Sakura sich, während Naruto im Hintergrund lautstark mit den Klettpflanzen im Gebüsch schimpfte.

Kakashis blick wanderte nach unten zu dem Mädchen. Sanft löste er sich aus ihrem Griff und trat einen Schritt näher auf Sakura zu.
 

Schmollend stand die Kleine dort, wo der Ninja sie allein gelassen hatte und verschränkte die Arme. Jetzt redeten die Großen wieder und sie dufte es nicht mitbekommen. Das war ungerecht. Angestrengt versuchte sie von ihrem Platz aus zu verstehen, worüber die beiden redeten. Doch sie unterhielte sich so leise, dass sie nicht mal einen Satzfetzen mitbekam.

Das war blöd. Sie zog eine Schnute und zertrat aus Trotz ein kleines Blümchen auf dem Rasen.

„Das war aber nicht nett.“

Was?

Erschrocken sah sie sich um. Da stand der blonde Ninja und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hat deine Mutter dir denn gar nichts beigebracht?“ Naruto gab sich Mühe, möglichst böse auszusehen, während er von oben auf sie herabsah, aber in seinen Augen blitze der Schalk.
 

„Naruto, was erzählst du da schon wieder für einen Blödsinn?“

Sakura, diese Spielverderberin, immer musste sie sich einmischen.

„Nichts, nichts…“ winkte er ab und grinste das Mädchen an.

Aber als er ihrem Blick begegnete, erstarrte sein Grinsen, und auf einmal war seine Fröhlichkeit verschwunden.
 

‚Hat dir deine Mutter denn nichts beigebracht?’

Narutos Worte hallten in ihrem Kopf und ohne recht zu wissen, warum, liefen ihr Tränen aus den Augenwinkeln.
 

„Schht, ist ja gut…“ murmelte eine Stimme neben ihr. Unbewusst nahm sie wahr, wie jemand neben ihr kniete und unbeholfen eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie warf sich in seine Arme.
 

Naruto und Sakura wechselten einen vielsagenden Blick und entfernten sich etwas von den beiden.

„Was zum Teufel hast du zu ihr gesagt?“ Sakuras Stimme war leise, aber sie sprühte vor Zorn.

„Nichts, ich hab nur gesagt, sie soll keine Blumen zertreten und so.“ Betreten sah Naruto zu Kakashi, der das Mädchen beruhigte. Das hatte er nicht gewollt. Woher sollte er denn wissen, dass sie beim Thema Blumen so empfindlich war?

„Und du hast wirklich nichts anderes gesagt?“

„Nein, ehrlich. Ich wollte sie nur etwas aufziehen…“
 

Der Rest des Vormittags verlief in gedrückter Stimmung. Nach kurzer Zeit hatten Sakura und Naruto sich von den beiden verabschiedet, um mit ihren Training allein fortzufahren.

Kakashi hatte sich schweigend mit dem Mädchen auf dem Arm auf den Heimweg gemacht. Sie war nicht mehr ansprechbar gewesen und hatte sich bei ihm zu Hause sofort unter der Bettdecke vergraben.

Kakashi hatte das Küchenfenster geöffnet und saß mit seinem Buch auf dem Dach des Hauses. Doch er war viel zu sehr in Gedanken, um sich auf seine Lektüre konzentrieren zu können. Es war schon seltsam. Heute morgen hatte er noch gedacht, es würde alles ganz einfach werden, besonders nach dem kurzen Besuch bei Iruka. Es schien fast so, als hätte sie eine Art Rückfall erlitten.

Nachdenklich sah er einem Taubenpaar zu, dass sich um ein altes Stück Brot zankte. Sie hatten sich die Arbeit gemacht, es in ihren Schnäbeln ganz auf das Dach zu hieven, und jetzt stritten sie sich darum.

Ob Tsunade schon Neuigkeiten über den Fall des Mädchens hatte? Sein Blick wanderte zu dem großen Fenster, an dem sein Bett stand. Entweder blieb er hier und hoffte darauf, dass man ihn benachrichtigte, wenn es etwas Neues gab. Oder er ging selbst und riskierte dabei, sie allein zu lassen.

Was sollte er tun?
 

Sie war wieder in dem Bett, in dem sie am Morgen aufgewacht war und auf unerklärliche Weise beruhigte es sie. Die Luft unter der Decke war stickig, sie konnte kaum atmen. Aber sie traute sich auch nicht, unter ihr hervorzukommen. Sie schämte sich dafür, dass sie einfach so losgeweint hatte und sich dann sofort versteckt hatte, nachdem der grauhaarige Ninja sie in Zimmer brachte. Sie war unhöflich gewesen, dabei war er so freundlich zu ihr.

Wieder stiegen dem Mädchen Tränen in die Augen. Etwas, was der blonde Junge zu ihr gesagt hatte, war wichtig gewesen. Deswegen hatte sie zu weinen angefangen.

Aber in ihrem Kopf herrschte einfach nur Leere. Er wollte sich nicht daran erinnern, was die Tränen ausgelöst hatte. Und sie wollte es auch nicht.

Vorsichtig wagte das Mädchen einen Blick unter der Decke hervor. Neben ihr saß keiner. Das war gut. Langsam schob sie erst ihren Kopf und dann Stück für Stück den Rest ihres Körpers aus ihrem Versteck, bis die Decke schließlich hinter ihr lag und sie vom Bett rutschte.

Sie musste sich bei ihm entschuldigen. Sonst schickte er sie vielleicht weg, und das wollte sie nicht.
 

Kakashi klappte sein Buch zu. Es hatte keinen Sinn, hier unwissend rumzusitzen und zu warten. Es ärgerte ihn schon, dass ihm so die Hände gebunden waren. Dabei müsste er, der die Rolle der Schutzperson übernommen hatte, eigentlich auf dem laufenden gehalten werden.

Mit den Gedanken ganz bei seinem Vorhaben, zur Hokage zu gehen, merkte er nicht, wie das braunhaarige Mädchen am Küchenfenster stand und ihn durch das offene Fenster beobachtete. Seine Wohnung war nicht groß, und schnell hatte sie sich in den Zimmern umgesehen. Als sie ihn nicht gefunden hatte, war Panik in ihr hochgestiegen. Ein Glück, dass sie zufällig aus dem Fenster gesehen hatte. Sie hätte nicht gewusst was sie machen sollte, wäre er nicht da gewesen.

Ohne groß darüber nachzudenken, machte sich die Kleine daran, durch das Fenster auf das Dach zu klettern.
 

„Hm?“ Bei dem leisen Geräusch, welches das Mädchen beim aufkommen auf das Dach verursachte, merkte Kakashi auf und sah sich um.

‚Die Kleine?’ Überrascht sah er, wie sie auf ihn zukam.

„Geh wieder rein, hier ist es zu gefährlich.“

Vorsichtig balancierend, kam sie neben ihm zum stehen.

Der Ninja seufzte.

Bei ihr zählten seine Worte wohl genauso wenig wie bei seinen ehemaligen Schülern.

Unschlüssig stand sie neben ihm, im Stehen kaum größer als er im Sitzen.

Und dann…

„Bist du jetzt böse auf mich?“

Leichtes Erstaunen machte sich in seinem Gesicht breit. Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder.

„Nein“, antwortete er schlicht.

„Findest du, ich sollte böse auf dich sein?“

Sie machte ein ernstes Gesicht und überlegte einen Moment.

„Nein“, sagte sie dann entschlossen.

Kakashi schmunzelte. ‚Kinder.’

„Setzt dich doch.“

Gehorsam ließ sie sich neben ihm nieder und sah nach unten auf das Dorf. Es war bereits nach Mittag, aber auf den Straßen war kaum jemand unterwegs.

„Darf ich dich etwas fragen?“ Kakashis Worte durchbrachen die friedliche Stille.

Die Kleine nickte und sah ihn dann abwartend an. Ob er wissen wollte, was heute Vormittag mit ihr gewesen war? Bestimmt. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie daran dachte. Sie würde keine Antwort darauf kennen. Und dann wäre er vielleicht doch-

„Wie heißt du eigentlich?“

Jetzt war es an ihr, ihn verblüfft anzusehen. Diese Erwachsenen, aus ihnen wurde man einfach nicht schlau. Ihr Name, das war doch das einfachste auf der Welt.

„Miku.“ Siehst du, ganz einfach.

Kakashi schenkte ihr ein Lächeln, froh, dass es doch nicht so schlimm zu sein schien, wie er vorhin gedacht hatte.

Eine Weile saßen sie so da und sagten nichts.

Dann hörte er ihren Magen knurren. Verlegen hielt sie ihre Hände vor den Bauch und tat so, als wäre nichts gewesen. Er hatte gar nicht daran gedacht, wie die Zeit vergangen war.

Kakashi erhob sich.

„Komm, ich habe Hunger. Lass uns was essen gehen, Miku.“
 

Etwa zur selben Zeit im Büro von Hokage Tsunade
 

„Und wann ist das passiert?“

Tsunades Gesicht war bleich. Der Bericht des Shinobi vor ihr war sachlich gewesen, und doch reichte er aus, um die schrecklichen Bilder vor Augen erscheinen zu lassen, die er und sein Team zweifelsohne gesehen haben mussten.

„Das wissen wir noch nicht. Ein Spuren-Team untersucht grade den… Tatort.“

Sein kaum merkliches Zögern beruhigte sie auch nicht gerade.

„Gut.“

Mit der flachen Hand schlug sie auf den Tisch. Da stimmte etwas icht.

„Ich werde mir das persönlich ansehen.“

Ein Haufen Kleider

In Ichirakus Ramen-Bar trafen die beiden auf Jiraya, der sich dort ebenfalls ein Mittagessen gönnte und den einen oder anderen Sake dazu.

„Na, Kakashi, was läuft?“ Dabei prostete der weißhaarige ihm zu und kippte seinen Sake hinunter.

„Ach, wie immer. Hast du schon was neues von Tsunade gehört?“

Miku hatte sich vorsichtshalber auf die andere Seite von Kakashi gesetzt, während die beiden Erwachsenen sich in ein Gespräch vertieften. Sie war Fremden gegenüber noch immer misstrauisch.
 

„Was darf es denn sein, junge Dame?“ Herr Ichiraku lachte, als sie ihn erschocken ansah.

„Hat dir das vom letzten Mal gut geschmeckt?“ Sie nickte.

„Gut. Ayame?“

„Kommt sofort.“
 

„… ich dachte, das hätte sich vor ein paar Jahren gegeben.“ Kakashi schüttelte den Kopf.

„Naja, aber man weiß noch nichts genaueres. Sie ist grade selbst mit ein paar ihrer Leute dorthin unterwegs.“

„Bitte sehr.“

Jiraya legte den Kopf schief und sah an Kakashi vorbei. Miku hatte grade ihr Essen bekommen.

„Ach, ist sie das?“, fragte er grinsend.

„Hm? Ja, das ist Miku, von ihr hab ich dir ja erzählt.“

„Hallo.“ Immer noch grinsend winkte er ihr über den Tisch zu und musterte sie, soweit es von seiner Position aus ging.
 

Miku sah ihn nur einmal scheu an und vertiefte sich dann wieder in ihr Essen.

„Ein bisschen schüchtern, was?“ Jiraya lachte. „Keine Sorge, ich sehe vielleicht so aus, aber ich beiße nicht. Kleine Mädchen zumindest nicht“, fügte scherzend hinzu. Kakashi war sich jedoch nicht so sicher, ob sie das beruhigte.

„Warst du schon mit ihr einkaufen?“

„Was?“ Verwirrt sah der grauhaarige von Miku zu Jiraya. Einkaufen?

„Na, eine Reisetasche mit Sachen zum Wechseln hatte sie sicher nicht dabei, oder?“ schmunzelte der Ältere.

Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Kakashi sah sie an. Das stimmte, ihr Kleidchen sah recht mitgenommen aus.
 

„Weißt du was?“ Jiraya klopfte ihm großzügig auf die Schulter. „Wenn die junge Dame hier fertig ist, werden wir mal ne Runde einkaufen gehen. Ich kenn mich in solchen Sachen aus.“ Bei dem letzten Satz erntete er von Ayame einen zweifelnden Blick. Das konnte nicht gut gehen.

Aber Kakashi blieb wohl nichts anderes übrig. „Wir haben heute eh nichts mehr vor“, seufzte er ergeben.
 

Bald darauf machten sie sich auf den Weg zu dem einzigen Laden in Konoha, der Kleidung führte. Auf den Straßen herrschte wieder reger Betrieb.

Miku ging sich dicht neben Kakashi und hielt nach dem Bekleidungsgeschäft Ausschau. Ihre Augen leuchteten erwartungsvoll. So etwas kannte sie gar nicht. Jiraya hatte ihr erzählt, wie viele hübsche Sachen es dort für Mädchen und Frauen gäbe, ja, war richtig ins Schwärmen gekommen. Kakashi hatte allerdings eher so ausgesehen, als wäre ihm Jirayas Schwärmerei peinlich.

Das war es auch. Nichts gegen Jiraya-Samas Bücher, aber mit ihm in einem Geschäft nach Kleidern zu suchen, das war doch… etwas anderes.
 

„Da vorne ist es!“ Aufgeregt sah Miku in die Richtung, in die Jiraya zeigte. Gleich neben einem Blumenladen war ein Geschäft in dessen Fenster Bilder von hübschen Frauen hingen. Grade eben verließen zwei junge Mädchen gut gelaunt und mit Tüten bepackt den Laden. Jiraya war hingerissen.

„Bist du sicher, das es da auch etwas in ihrer Größe-?“

Aber da war der Sannin auch schon mit Miku an der Hand in dem Geschäft verschwunden.

‚Mann.’

Zufällig fiel sein Blick durch die Glastüre des Blumenladens. Ino hatte ihn entdeckt und winkte ihm. Das gab Klatsch. Um ihr nicht die Gelegenheit zu geben, ihn auszufragen, nickte er ihr nur kurz zu und folgte rasch den anderen ins Kleidungsgeschäft.
 

Kaum hatte er den Laden betreten, da eilte auch schon eine hilfsbereite Angestellte auf ihn zu. „Hallo! Kann ich Ihnen helfen, mein Herr? Suchen Sie etwas für Ihre Freundin?“

Von irgendwo aus dem hinterem Teil des Ladens ertönte ein spitzer Schrei.

„Eeehm, nein, vielen Dank-“ Schnell schob er sich an der verwirrten Angestellten vorbei gradewegs in die Richtung, aus der der Schrei kam.

„Sie Lüstling, also wirklich!“ Kakashi bekam grade noch mit, wie dem anderen Ninja eine Handtasche um den Kopf geschleudert wurde.

„Raus hier!“

Mit blutender Nase und verfolgt von einigen Frauen, rannte Jiraya an ihm vorbei, rief noch „Ich hab doch gar nichts gesehen~“ und war dann aus dem Laden verschwunden.
 

Kakashi schüttelte resigniert den Kopf. Er würde es nie verstehen, wie sich einer der drei berühmten Sannin so aufführen konnte. Daran, dass er bei bestimmten Büchern und Filmen auch völlig aus dem Häuschen geriet, dachte er in dem Moment nicht (siehe Folge 101 xD).

Allmählich beruhigten sich die Gemüter der Frauen, die dem Lüstling zum Opfer gefallen waren und widmeten sich wieder eifrig ihren Einkäufen.

Ah, wo war eigentlich Miku?

Aufmerksam sah er sich um. Unterwäsche, Kleider, BHs… aber keine Miku.

„Suchen Sie etwas Bestimmtes?“ Wieder stand die freundlich lächelnde Verkäuferin neben ihm. „Wir haben hervorragende Auswahl im Dessous-Bereich, ich könnte Ihnen da gerne etwas zeigen.“

Kakashi spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Diese Dame war wirklich aufdringlich. Und Jiraya hatte ihn ausgerechnet in das eine Geschäft gelotst, in dem es nur Frauenkleider gab.

„Mein Herr?“
 

Er wollte grade zu einer Antwort ansetzten, als er jemanden in weinerlichem Ton seinen Namen rufen hörte. Miku! Gott sei dank, dadurch blieb ihm diese Peinlichkeit erspart. So nickte er nur entschuldigend in Richtung der Umkleidekabinen und schlängelte sich zum zweiten mal an der Verkäuferin vorbei.
 

Begeistert und voller Erwartungen hatte sich Miku von Jiraya in das Geschäft ziehen lassen. Hier gab es so viele Sachen! Staunend hatte sie die einzelnen Stoffe berührt, während der weißhaarige Ninja ihr ein Teil nach dem anderen vor die Nase hielt und völlig hin und weg zu sein schien. Dann hatte er sie zu den Umkleidekabinen geschoben und gleich die nächstbeste Tür aufgerissen. Leider war diese Kabine schon besetzt gewesen, woraufhin ein riesiger Tumult entstand. Miku nutze die Gelegenheit und schlüpfte in eine frei gewordene Kabine, den Stapel Frauenkleider – sie waren ihr viel zu groß - in den Armen. In der Ecke stand ein kleiner Hocker. Auf diesen ließ sie die Sachen fallen. Mal sehen, was hatte er ihr denn ausgesucht?
 

Neugierig durchwühlte sie den Kleiderstapel. Was waren denn das für Kleider, die waren ja wunderschön. Mit leuchtenden Augen zog sie eines aus dem Haufen, das ihr besonders gefiel. Das würde sie einmal anprobieren. Unentschlossen wand sie das Stück hin und her. Aber wie zog man das bloß an? Sie versuchte, von oben hineinzusteigen, aber da war ihr altes Kleid im Weg. Vielleicht über den Kopf ziehen?

Miku raffte den Saum zusammen und hob das Kleid über ihren Kopf. Das war gar nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie kämpfte sich durch die Lagen des Kleides hindurch und suchte blind nach dem Loch, das ja irgendwo sein musste. Da sie sich immer noch nicht ihr altes Kleidchen ausgezogen hatte, verhedderte sie sich nun noch in dem Stoff und war bald heillos unter dem ihr viel zu großen Kleid vergraben. Ihre Bewegungen wurde immer hektischer und bald kämpfte sie nicht nur mit dem Kleid, sondern auch mit den Tränen. Warum half ihr denn niemand, sie kam hier nicht mehr raus! Wenn sie keine befreite, würde sie für immer unter diesem Wust aus Stoff stecken müssen…

„Kakashi~“ Schluchzend tastete Miku um sich. Wo war der Ausgang?

„Kakashi, hilfe~“

Da, da war der Türgriff! Sie zog daran und verzweifelte fast, weil die Tür sich so nicht öffnen ließ. „Lass mich raus~“
 

Kakashi folgte dem Ruf und bog jetzt in den gang mit den Umkleiden. Hoffentlich war ihr nichts passiert. Eine der hinteren Türen klapperte und mit wenigen Schritten hatte er sie erreicht.

„Miku?“

„Hilfe, lass mich raus, ich bin hier eingesperrt~“ Wieder zog sie an der Tür, die daraufhin gegen de Rahmen schlug.

„Du musst drücken, nicht ziehen.“

Schniefend erklang ein ‚Ja’ und die Tür wurde aufgestoßen.

Als ihm etwas aus der Kabine entgegenkam, das aussah wie ein wandelnder Haufen Kleider, zog Kakashi verdutzt die Augenbrauen hoch.

„Wie hast du denn das angestellt?

„Ich komm hier nicht mehr raus“, jammerte der Kleiderhaufen zu Kakashis Belustigung.

„Hm, das haben wir gleich.“ Unter den neugierigen Blicken der Frauen um sie herum zog er Miku das Kleid wieder über den Kopf und befreite sie so aus ihrem selbstgemachten Gefängnis.

„Besser?“

Miku, knallrot im Gesicht, mit verweinten Augen und zerzausten Haaren, nickte stumm und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Das Kleid gefällt mir doch nicht,“ murmelte sie.

Schmunzelnd trat der Ninja in die Kabine und sammelte den Rest der Kleider ein. „Die sind dir auch viel zu groß.“ Jetzt hielt er nach der aufdringlichen Verkäuferin Ausschau. „Lass uns mal sehen, ob sie hier nicht auch Kleider für kleine Mädchen haben.“

„Ich bin nicht klein.“ Trotzig reckte Miku ihr Kinn vor, lief dann aber doch hinter Kakashi her, der endlich die Verkäuferin erspäht hatte.
 

„Entschuldigen Sie, haben Sie auch etwas für diese junge Dame?“

Die Verkäuferin drehte sich um und für einen kurzen Moment war sie verwirrt. Dann fiel ihr Blick auf Miku neben ihm und ihr professionelles Lächeln nahm wieder Platz in ihrem Gesicht.

„Aber natürlich, folgen Sie mir.“ Sie wurden in die Kinderabteilung geführt. Die Auswahl war hier nicht allzu groß, aber er hoffte, dass sein Schützling nicht wählerisch sein würde.

„Such dir was aus, das kannst du dann anprobieren,“ ermunterte er sie und sah dann zu, wie Miku ein Kleid nach dem anderen inspizierte.

Schließlich entschied sie sich für eines, das ihrem alten Kleid recht ähnlich sah, in den Farben rot und weiß mit einer schönen Schleife vorne.

Gemeinsam gingen sie wieder zu den Umkleiden und diesmal hielt Miku sich an den Ratschlag, das alte Kleid auszuziehen, bevor sie das andere anprobierte. Kakashi wartete währenddessen vor der Tür.
 

Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür einen Spalt und Miku schob ihr Gesicht nach draußen.

„Bist du schon fertig?“

„Ich kann keine Schleifen binden“, flüsterte sie ihm zu und sah ihn bittend an.

Wenn das so weiter ging, war er bald wirklich ein Kindermädchen. Er würde ihr später zeigen, wie man Schleifen band, damit sie sich allein anziehen konnte.

Geduldig winkte er sie aus ihrer Kabine, kniete sich vor sie und knotete das rote Band zusammen.

„Na, gefällt es dir?“

Miku drehte sich etwas, wobei das Kleid leicht mitschwang und sah an sich herab.

Es sah toll aus!

„Ja. Kann ich das haben?“

„Klar. Zieh es wieder aus, dann können wir es mitnehmen.“

„Kann ich das nicht gleich anbehalten? Bitte~“

„Ehm..“ Ein Blick in ihr Gesicht, und er konnte ihr die Bitte nicht abschlagen.

„Fragen wir die Verkäuferin…“
 

Wahrscheinlich war der Dame ihre direkte Art von vorhin jetzt doch etwas unangenehm, jedenfalls durfte Miku das Kleid gleich anbehalten und das alte wurde in eine Tüte gepackt. Als sie ihm den Preis nannte, schluckte Kakashi und fragte sich, ob er diese Kosten wohl erstattet bekommen würde.

Schließlich verließen sie den Laden. Miku war glücklich mit ihrem neuen Kleid und Kakashi war froh, dass diese Episode seiner ‚Mission’ vorbei war.
 

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Hi, ich hoffe, euch hat das Kapitel genausoviel Spaß gemacht wie mir ^^ Eigentlich wollte ich in diesem Kapitel etwas über das schreiben, was ich schon im letzten mit Tsunade angedeutet hatte. Ist leider nichts draus geworden, aber im nächsten fange ich damit an ^^

Hehe, und zu Ostern hab ich mir auch etwas ausgedacht, ich freu mich schon x3

Bis zum nächsten Mal,

eure Mikado :)

~Oster-Special~

Nochmal eine kleine Vorbemerkung: Da dies hier ein Special ist, hat das Kapi abgesehen von den gleichen Charas nichts mit den vorigen zu tun und wird auch keinen Einfluss auf die folgenden Kapitel haben. Miku bleibt also noch immer etwas schüchtern ^^

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Es war dunkel im Zimmer. Die Vorhänge bewegten sich leicht in der kühlen Morgenluft, die durch das offene Fenster drang. Kakashi schlief, und es gab nichts, was seine Ruhe stören könnte.

Oder…?

Mit einem fröhliches Jauchzen wurde die Tür zu seinem improvisierten Schlafzimmer aufgerissen und ein kleines Mädchen stürmte ans Bett des Ninjas.

„Kakashiii~! Aufsteee~hn, los, schläfst du noch?“

„Wa- was?“

Mit einem Ruck wurde ihm die Decke weggezogen und in der nächsten Sekunde hatte der kleine Wirbelwind auch schon die Vorhänge beiseite geschoben.

Hastig nutze er diesen Moment, um seine Maske anzubringen. Das konnte doch nicht wahr sein! Da stand sie auch schon wieder vor seinem Bett und griff nach seiner Hand.

„Du hast es versprocheee~n, heute ist doch endlich Ostern.“

„Miku-chan“ Mit gequälter Miene warf er ein Blick aus dem Fenster. Es war noch nichtmal hell.

„Der … Osterhase schläft sicher noch und …“

Aber sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.

„Der ist bestimmt schon längst fertig mit allem, der macht das nämlich in der Nacht. Damit morgens alles fertig ist. Also kommst du? Ich hab auch schon den Tisch gedeckt.“

Kakashi gähnte und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. Stimmt ja, heute war Ostern. Das hatte er fast vergessen.

„Frühstück klingt gut. Ich komme gleich.“

„Okay.“ Zufrieden verschwand Miku und kurz darauf hörte er sie in der Küche hantieren.

„Großartig.“ Langsam suchte er sich seine Klamotten zusammen. Das Ostereiersuchen sollte doch erst am späten Vormittag stattfinden. Was sollte er bis dahin nur mit ihr machen?

Er seufzte ergeben. Bei ihm hatte es damals nicht so einen Aufstand wegen dieses Festes gegeben.
 

Seit Jahren wurde in Konoha für die Kleinen ein großes Ostereiersuchen veranstaltet. In der Nacht vor Ostern wurden die Nester von freiwilligen Helfern versteckt. Am Ostermorgen zogen dann die Kinder mit ihren Eltern durch das Dorf, um die Nester zu finden. Anschließend gab es dann noch ein gemütliches Beisammensein, was soviel hieß, dass die Eltern bei warmen Getränken zusammensaßen, während die Kinder sich über ihre Süßigkeiten hermachten. Er hatte dieses Spektakel seit damals stets gemieden. Aber jetzt… Kinder konnten so unglaublich hartnäckig sein.
 

„Kommst duu~?“

Miku konnte es wohl nicht schnell genug gehen. Ihm musste was einfallen.

Als er in die kleine Küche trat, hatte sie tatsächlich an alles gedacht. Von irgendwem musste sie sich sogar Papier und Buntstifte geliehen haben, denn an den Wänden hingen selbstgemalte Bilder mit Osterhasen, Küken und bunten Eiern.

„Oh.“

„Das hab ich alles selbstgemalt.“ Stolz sah sie von ihrem Frühstück auf.

„Hm-hm.“

Mit einem anerkennenden Nicken ließ er sich ihr gegenüber nieder.

Vor ihm lagen die Brötchen vom Vortag, Marmelade, Aufschnitt, Obst. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben. Dabei wusste sie doch, dass er eigentlich nie mit ihr zusammen aß.

Miku war schon fertig und wartete ungeduldig darauf, dass er endlich mit dem Essen anfing.

„Hast du früher eigentlich auch Ostereier gesammelt?“ fragte sie ihn neugierig. Sie konnte sich das gar nicht vorstellen – der kleine Kakashi, der begeistert nach Osternestern suchte.

Kakashi steckte das Messer in das pappige Brötchen und begann, es aufzuschneiden.

Er überlegte.

„Hm, ich glaube, einmal haben wir das gemacht.“

„Warum nur einmal?“

„Weil…“
 

Sein Blick rückte in die Ferne. Er sah wieder Obito und Rin vor sich, sich selbst, wie er wenig begeistert von ihrem Sensei einen Korb in die Hand gedrückt bekam und sich Obito über ihn lustig machte. Das war damals der peinlichste Tag seines Lebens gewesen. Während seine Kameraden ein Nest nach dem anderen fanden, hatte er am Ende nur drei bunte Schokoladenhasen in seinem Korb gesammelt.

Er hatte sich auch nicht sonderlich angestrengt, aber trotzdem…
 

„Weil?“ Mikus quengelnde Frage holte ihn wieder in die Gegenwart zurück.

„Weil… es danach nicht mehr ging“, schloss er abweisend.

„Oh.“ Er konnte ihr ihre Enttäuschung ansehen, aber immerhin war sie klug genug, nicht weiter nachzufragen.

Schweigend sah sie auf ihr Brettchen und wartete ab.

Da war er wohl etwas forsch gewesen.

„Tut mir leid.“ Entschuldigend lächelte er sie an.

„Hast du schon den Korb gesehen, der im Flur steht?“

Ihre Augen fingen wieder an zu leuchten und sofort war sie im Flur verschwunden.

Schmunzelnd streifte Kakashi die Maske ab und aß sein Brötchen. Sie war so leicht zu begeistern. Er sollte ihr etwas zu tun geben, damit die Zeit bis zur großen Ostereiersuche schneller für sie herumging. Lächelnd zog er seine Maske wieder hoch. Er hatte da auch schon eine Idee.
 

„Der ist toll!“

Fröhlich kam Miku wieder in die Küche gelaufen und hielt den Korb einsatzbereit in den Händen.

Kakashi war fertig mit Essen und gemeinsam räumten sie den Tisch ab.

Während sie abwuschen, löcherte sie ihn mit Fragen.

„Meinst du, der Osterhase hat viel versteckt?“

„Ich weiß nicht.“

„Meinst du, er weiß, dass ich am liebsten einen lila Osterhasen hätte?“

„Eh, ich weiß nicht.“

Seit wann gab es lila Osterhasen?

„Meinst du, da sind viele, die mit uns zusammen nach Osternestern suchen?“

„Das kann sein.“

„Wir müssen unbedingt als erste da sein!“

Wann war dieser Tag eigentlich endlich vorbei?
 

Das Geschirr wurde in Rekordzeit abgetrocknet und weggeräumt und schon bald saß Miku am Fenster, ihr Körbchen in der Hand und starrte ungeduldig nach draußen.

“Wie lange dauert das noch, Kakashi? Wann fängt das endlich an?“

Kakashi lehnte am Türrahmen und sah amüsiert dabei zu, wie sie darauf wartete, dass es heller wurde.

„Ich hab dir doch gesagt, dass es erst am späten Vormittag anfängt“, schmunzelte er.

„Du hättest ruhig ausschlafen können.“

Als Antwort erhielt er nur ein unwilliges Grummeln.

„Komm mit, ich hab eine Idee.“

„Was ist es denn?“ Sofort war ihr Interesse geweckt und sie wandte sich vom Fenster ab.

„Hast du schon mal richtige Ostereier angemalt?“
 

Eine halbe Stunde später saßen die beiden am Küchentisch und verwandelten langweilig aussehende Hühnereier in bunte Ostereier.

Der Tisch hatte sich in ein Schlachtfeld aus Farben und zerbrochener Eierschale gewandelt, und wenn jemand zufällig den Kopf in die Tür gesteckt hätte, hätte er zweimal hinsehen müssen, um das kleine Mädchen wiederzuerkennen.

Kakashi saß mit einigem Sicherheitsabstand zu Miku am Tisch und beglückwünschte sich zu seiner Idee, die Fläche großzügig mit Papier ausgelegt und ihr ein altes Shirt von sich gegeben zu haben.
 

Nachdem sie alte Farbe aus dem Keller geholt hatten und noch kurz bei einem Selbstbedienungsladen im Dorf Eier gekauft hatten, war Miku Feuer und Flamme gewesen zum Pinsel zu greifen und mit dem Malen loszulegen. Dabei war schon das ein oder andere mal ein Schälchen mit Farbe ausgekippt, mal abgesehen davon, das ihre Finger durch das Anfassen der frisch bemalten Eier ebenso bunt wie diese aussahen.

„Möchtest du nicht auch mal eins versuchen?“

„Danke, ich bin nicht so gut darin“, wehrte er lachend ab.

„Wir sollten uns aber langsam mal fertig machen, wenn du rechtzeitig zur Suche am Treffpunkt sein möchtest.“
 

Das wirkte Wunder.

Sofort lagen Ei und Pinsel auf dem Tisch und Miku lief zum Fenster, um ihr Körbchen zu holen.

„Fertii~g!“

Hm. Ob er sie wohl dazu bewegen konnte, sich vorher die Farbe abzuwaschen?
 

Er konnte, wenn auch mit viel Überredungskunst.

Nachdem also ordentlich Seife und Wasser zum Einsatz gekommen war, war es endlich so weit aufzubrechen.
 

Das Wetter war super und die Vorfreude auf das Ostersuchen schien in ganz Konoha Einzug gehalten zu haben. Auch wenn man nicht wusste, wo der Treffpunkt war von dem aus die Suche losging, brauchte man doch nur den vielen Kindern mit Körbchen zu folgen um ans Ziel zu gelangen.

„Wir sind viel zu spät“, jammerte Miku. „Ich bekomme bestimmt gar nichts mehr ab.“

„Na, na.“ Neckend zerzauste er ihr das Haar. „Sie fangen ja alle gemeinsam an mit der Suche an, wir kommen schon nicht zu spät.“

„Haha, dass ich das noch mal erleben darf! Kakashi ist mal pünktlich.“ Eine ihm nur allzu bekannte Stimme dröhnte ihm ins Ohr und gleich darauf schlug ihm jemand mit der Hand auf die Schulter.

„Gai.“ Kakashis Miene war wenig begeistert. Was machte der denn hier?

„Der Frosch-Mann!“ Miku erinnerte sich noch lebhaft an ihre erste Begegnung mit Sensei Gai (siehe Kapitel 3). Er war ihr nicht ganz geheuer gewesen, aber irgendwie war er auch witzig.

„Ah, hallo Kleine. Hast du dir mein Trainingsangebot noch mal überlegt? Oder lässt dich der alte Langweiler nicht? Hm?“ Zähneblitzend grinsend beuget er sich zu ihr und klopfte ihr auf die Schulter.

„Ich seh schon, du willst bestimmt auch Ostereier suchen, oder? Gib dein Bestes, Mädchen! Ein paar Eier reichen nicht, du musst so viele wie möglich finden, und wenn du das nicht schaffst, dann-“

„Lass gut sein Gai,“ unterbrach der grauhaarige seinen Redeschwall. „Als wenn du Ahnung vom Ostereiersuchen hättest.“ Mit verschränkten Armen wartete Kakashi auf das, was unweigerlich kommen würde.

„Ha, ich würde immer noch mehr als du finden, Kakashi!“

Sie funkelten sich an.

„Wetten?“

„Wette gilt!“

Ein Handschlag, dann war von Gai nur noch eine Staubwolke zu sehen. Kakashi schüttelte den Kopf. Er würde sich nie ändern.

„Was war das eben, Kakashi?“

„Huh?“ Die Kleine hätte er fast vergessen.

„Los, wir müssen uns beeilen, wenn wir rechtzeitig da sein wollen.“

Das brachte sie auf andere Gedanken. Im Laufschritt eilten sie zu der großen Wiese am anderen Ende des Dorfes, wo schon viele Eltern mit ihren Kindern versammelt waren.

Kakashi reckte den Hals, um Gai in der Menge ausfindig zu machen, doch Miku zerrte ihn weiter.
 

„… auf mein Startsignal kann die Suche beginnen. Ich wünsche euch viel Spaß und vor allem viel Erfolg!“

Ein dumpfer Knall ertönte und wie in einer Bewegung stürmten die Kinder fröhlich lärmend mit ihren Körben nach vorne auf die Wiese und zum angrenzenden Wäldchen.

Auch Miku war mit den anderen mitgelaufen. Er konntet sehen, wie sie in einiger Entfernung in dem hohen Gras nach Nestern suchte. Na wenigstens hatte sie ihren Spaß. Die meisten Erwachsenen waren wie er am Treffpunkt geblieben und begnügten sich damit, das Geschehen von weitem zu beobachten.

Wie gesagt – die meisten.

„Mamaa~, der Mann hat mir den Osterhasen weggenommeee~n!“

„Oh, tschuldigung Kleiner, tut mir leid, nicht weinen, hier hast du deinen Hasen wieder~“

Gut gelaunt sah er mit an, wie Gai vergeblich versuchte, den kleinen Jungen wieder zu beruhigen. Schließlich musste Gai ihm zähneknirschend seine ganzen Fundsachen übergeben, denn inzwischen war die Mutter aufgetaucht und drohte einen Aufstand zu machen.

Dieser Wettkampf könnte noch interessant werden, dachte er vergnügt.
 

„Guck mal, Kakashi, ich hab schon was gefunden!“ Strahlend kam Miku ihm entgegengerannt und hielt etwas in ihren Händen. „Der Osterhase hat es doch gewusst!“

Stolz präsentierte sie ihm ihr Fundstück – einen lila Osterhasen.

„Das ist ja toll, gut gemacht Miku.“

„Du, kannst du nicht mitkommen und mir helfen?“, flüsterte sie ihm bittend zu.

„Da sind so zwei große Mädchen, die wollen das alles für sich alleine. Aber ich möchte auch ein paar Sachen haben.“

Kakashi sah sich um. Ein paar Eltern hatten sich ebenfalls dazu entschlossen, ihre Kinder bei der Suche zu begleiten. Solange er sich kein Beispiel an Gai nahm, würde es nicht weiter auffallen, wenn er sich unter die Suchenden mischte.

Also nickte er und ließ sich von Miku den Weg zu den Gebieten zeigen, in denen sie noch nicht gesucht hatte.
 

Er hatte nicht ernsthaft vor, diese Wette zu gewinnen. Vielmehr erinnerte es ihn an damals. Obito hatte ihm auch gesagt, er würde mit seinem Sharingan garantiert mehr finde als er. Und er hatte ihn dann darauf aufmerksam gemacht, dass seine noch gar nicht erwacht waren. Ein reines Gezanke – wie immer eben.

So in Gedanken versunken wanderte er Miku hinterher, ohne darauf zu achten, was vor seinen Füßen lag. Erst als er ein leises knacken vernahm, hielt er erschrocken inne und hob seinen Fuß.

„Oh Kakashi, du bist draufgetreten.“ Sofort war Miku bei ihm und kniete neben dem angeknacksten Osterhasen.

„Tut mir leid.“ Zerknirscht hockte er sich neben sie und begutachtete den Schaden.

„Puh, du hast ihm nur den Kopf ein wenig eingetreten.“ Vorsichtig hob sie den kaputten Hasen aus seinem Nest und legte ihn zu sich in den Korb.

„Aber du hast immerhin schon mal was gefunden.“

Miku lachte, als er ein verdutztes Gesicht machte.
 

So verging der Vormittag. Zu seiner Überraschung war der Korb gut gefüllt, als das Zeichen zum Versammeln kam.

Strahlend begutachtete die Kleine ihren vollen Korb.

„Wir sind ein gutes Team. Das müssen wir unbedingt wieder machen.“

Er zuckte die Schultern.

„Klar.“

Miku war glücklich, das war die Hauptsache.

Aber wenn er es zugab… dann hatte auch er seinen Spaß gehabt.
 

„Heey, Kakashi!“

Gai winkte ihm von weitem zu und bewegte sich dann in ihre Richtung.

„Du hast mit ihm um Ostereier gewettet, oder?“, flüsterte Miku als sie den grünen Ninja sah.

„Eehm…“

„Hier.“

Schnell drückte Miku ihm ihren Korb in die Hand und verschwand in der Menge.

Bevor Kakashi auch nur im Ansatz protestieren konnte, stand Gai auch schon vor ihm.

„Na, lass mal sehen.“

„Sieh genau hin.“

Wie Waffen zückten die beiden gleichzeitig ihre Körbe und hielten sie dem anderen vor die Nase.

Eine Weile standen sie reglos da und betrachteten die Beute des anderen. Dann musste Kakashi lachen.

In Gais Korb lagen drei kleine Schoko-Hasen.
 

Alles in Allem war dieser Ostertag gar nicht so schlimm gewesen, wie er gedacht hatte. Und bis zum nächsten Mal dauerte es ja noch ein Jahr.
 

„Kakashi~, gehen wir auch zum Weihnachtsfest? Bittee~“
 

Wer hatte nur all diese Festtage erfunden? T_T
 

______________

Das war also mein Oster-Special, ein kleines Dankeschön an meine lieben Stammleser =^^=

Ist doch etwas länger geworden als gedacht, aber das stört glaub ich keinen ^^

In diesem Sinne,

frohe Ostern euch allen,

eure

Mikado :)

Erste Hinweise

So, nach längerer Pause mal wieder ein neues Kapitel. Es fiel mir schwer, diesen Teil zu schreiben, denn hier sollte es einmal ernster zugehen. Zudem hatte ich durch die Pause die Story nicht mehr so frisch im Kopf. Wenn ihr Ungereimtheiten oder Ähnliches entdecken solltet, sagt bitte Bescheid, dann bearbeite ich das nochmal ^^
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war bereits später Nachmittag, als Tsunade mit ihrem Team am Ort des Geschehens eintraf. Auf ihrem Weg hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Auch jetzt, als sie vor den Ruinen des alten Bauernhofes standen, blieb ihre Konversation auf das Nötigste beschränkt.

Ihnen allen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
 

Shizune, die neben Tsunade stand, atmete hörbar ein. Tsunades Augen verengten sich zu Schlitzen. Auch sie ließ dieser Anblick nicht kalt. Kaum mehr als die Grundmauern des weitläufigen Gebäudes waren zu erkennen. Dazwischen lagen verkohlte Überreste, Dinge, die das Feuer nicht vollständig verschlungen hatte.

Ganz schwach nur noch lag der beißende Geruch nach Feuer in der Luft. Dafür machte sich der Gestank nach Verwesung breit. Unwillkürlich hob sie die Hand vor die Nase.

Was mochte wohl in den letzten Stunden der hier Lebenden geschehen sein?
 

Die Sonne stand schon tief, als Kakashi die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. Müde tappte Miku an ihm vorbei und steuerte ihr Schlafzimmer an.
 

Sie wollte nur noch schlafen, alles andere war egal. Wie in Trance war sie Kakashi zurück in die Wohnung gefolgt. Jetzt steuerte sie das Bett an, in dem sie schon die letzte Nacht verbracht hatte. Noch nie war sie so viel unterwegs gewesen wie an diesem Tag, noch nie hatte sie so viele neue Eindrücke gewonnen und Fremde gesehen. Es war zu viel für das Mädchen gewesen.

Sie wusste nicht, dass Kakashi genau das beabsichtigte: Er hatte ihr keine Zeit lassen wollen, sich womöglich an etwas zu erinnern, das sie nicht verkraften konnte. Noch nicht. Zunächst war es dem Ninja wichtiger gewesen, dass sie sich an ihn gewöhnte und er etwas mehr von ihrer Persönlichkeit erfuhr.
 

An all diese Dinge dachte Miku nicht, als sie sich endlich aufs Bett fallen ließ und selig die Augen schloss. Die Kleider waren vergessen, ebenso wie der gesamte Tag von einer Sekunde auf die nächste aus ihrem Kopf verschwand, als sie einschlief.
 

Kakashi schloss die Tür hinter sich.

Es war ein langer Tag gewesen.

Er trat in den Flur und schaltete das Licht ein. Auf einem Stuhl an der Garderobe stellte er die Einkäufe ab, die sie vorher noch gemacht hatten. Von Miku war schon nichts mehr zu hören. Lautlos trat er an die Schwelle der Tür. Dort lag sie, noch in ihrem Kleid und mit ihren Schuhen, und schlief.

Leise zog er die Tür ran, nicht ganz zu, sodass er mitbekommen konnte, wenn etwas mit ihr war.

In der Küche erinnerte ihn das Geschirr auf dem Tisch an das morgendliche Frühstück, was so in eile gewesen war. Leise begann er es zusammenzuräumen.
 

Dieser erste Tag, den er zusammen mit dem Mädchen verbracht hatte, schien endlos gewesen zu sein. Er hätte sich nie träumen lassen, dass ein Kind so anstrengend sein könnte. Aber auch an ihr war der Tag nicht spurlos vorbeigegangen: Auf ihrem Rückweg waren Mikus Augen so klein wie Stecknadelköpfe gewesen.

Nach dem Kleiderkauf waren sie noch im Dorf unterwegs gewesen, und er hatte vergeblich versucht, Neues von Tsunade zu erfahren. Sie war immer noch nicht zurück gewesen. Auch Kotetsu und Izumo, die dabei waren alte Akten in andere Räumlichkeiten umzulagern, konnten ihm nicht mehr sagen, als er schon wusste.

Nach einem weiteren Besuch einer Toilette (diesmal war es die von Genma), einem Abstecher ins Lebensmittelgeschäft und einem Stop beim Eismann hatte Miku gestreikt und ließ sich erst zum Weitergehen überreden, als er ihr hoch und heilig versprach, dass sie sofort nach Hause gehen würden.
 

Mit einem leisen Seufzen begann er in Gedanken schon den nächsten Tag zu planen. Ihm musste etwas einfallen, wie er seine Pflichten und das Mädchen unter einen Hut bekommen konnte.

Nebenbei räumte er das Geschirr zurück in den Schrank. Er merkte nicht, wie jemand draußen auf dem Dach landete und ans Küchenfester trat. Das Klopfen an der Schreibe ließ ihn herumfahren.

Es war Izumo.
 

„Was ist los?“

Kakashi hatte das Fenster geöffnet und stand nun mit Izumo draußen auf dem Dach.

„Tsunade-sama schickt mich. Sie ist vor fünf Minuten mit ihrem Team wieder in Konoha eingetroffen und will dich sprechen.“ Kakashi nickte. Er dachte daran, was Jiraiya ihm am Mittag erzählt hatte. Das könnte interessant werden.

„Ist gut, ich mache mich auf den Weg.“ Ein kurzer Blick zum offenen Fenster. „Bleibst du hier und hast ein Auge auf das Mädchen? Danke.“

Mit einem Satz sprang der Ninja vom Dach und ließ einen recht verdattert aussehenden Izumo allein zurück.
 

Keine fünf Minuten später stand er bei der Hokage im Büro. Außer ihm waren noch weitere Ninja anwesend, die Tsunade jedoch nach einigen kurzen Worten wieder verabschiedete.

Als die Tür des Büros hinter dem letzten ins Schloss fiel, wandte sie sich ihm zu. Sie begann, ohne sich lange mit Vorreden aufzuhalten: „Du hast sicherlich schon gehört, weshalb ich heute Mittag das Dorf verlassen habe. Die Sache ist die…“

Mit wenigen Schritten war sie bei ihrem Schreibtisch und legte unter all den Zetteln eine kleine Schachtel frei. Sie nahm sie vom Tisch, öffnete sie, und zog einen dunklen Lumpen hervor.

Kakashi zeigte nach außen hin keine Regung – ruhig lehntet er an dem Fensterrahmen und wartete auf das, was sie ihm erzählen wollte.

In dem Moment, als Tsunade den Deckel der Schachtel hob, stieg ihm sofort der schwache Geruch nach Verbranntem in die Nase.

„Heute Vormittag kam die Nachricht von einem Überfall auf einen Bauernhof, der außerhalb Konohas liegt. Wir wissen noch nicht, was der Grund für diese Tat ist. Aber das wird die Bewohner auch nicht wieder lebendig machen.“

Für einen Moment schweifte ihr Blick aus dem Fenster nach draußen, wo die Sonne bereits nicht mehr als ein Glühen am Horizont war. Morgen würden die Überreste der Toten angemessen beigesetzt werden, dass nahm sie sich fest vor.

Dann wandte sie sich wieder Kakashi zu. „Wir haben die Leichen der Bewohner ausfindig machen können. Allem Anschein nach wurden sie erst getötet und der Brand wurde danach gelegt, um mögliche Spuren zu verwischen.“ Sie machte eine Pause. „Die Untersuchungseinheit hat das ganze Gebiet durchkämmt. Eine Leiche konnte jedoch nicht gefunden werden.“

Kakashis Blick fiel wieder auf den Lumpen, den sie in der Hand hielt. Er war recht klein.

Obwohl er schon ahnte, was sie ihm damit sagen wollte, trat er an sie heran und nahm das verkohlte Stück Stoff in die Hand. Unter all dem Ruß schimmerte noch etwas rote Farbe hervor. Es waren die Reste eines Kinderkleides. Er betrachtete es einen Moment lang nachdenklich, dann reichte er es ihr wieder. Konnte es sein, dass…?

„Wie lange liegt der Brand schon zurück?“

Tsunade legte das Fundstück zu der Schachtel auf den Schreibtisch.

„Ungefähr drei Tage. Der Hof liegt ziemlich abgelegen, daher hat man es erst so spät bemerkt.“

Drei Tage. Die Gedanken des Ninja überschlugen sich. Miku wurde vorgestern in der Nähe des Dorfes aufgefunden. Zeitlich könnte es hinkommen. Blieb aber die Frage, weshalb sie von den Flammen verschont geblieben sein sollte, denn anscheinend war man sorgfältig vorgegangen. ‚Nein.’ Er besann sich. Das waren nur Spekulationen. Sie wussten noch zu wenig, um etwas mit Sicherheit sagen zu können.
 

„Konntest du schon etwas über das Mädchen herausfinden?“

Tsunades Frage holte ihn aus seinen Gedanken zurück.

Kakashi schüttelte den Kopf.

„Nichts, außer ihrem Namen.“ Aber wenn er ehrlich war, hatte er auch gar nicht wirklich versucht, etwas aus ihr herauszubekommen. Dass er jetzt eine Vorstellung von dem hatte, was das Mädchen vielleicht erlebt hatte, machte die Sache nicht einfacher.

Tsunade schien seine Gedanken zu erraten. „Es ist keine einfache Aufgabe. Aber wenn sie tatsächlich dort gewohnt hat, könnten wir durch sie erfahren, was geschehen ist. Die Nachbarn haben Angst, dass ihnen das Selbe passiert.“

Mit diesen Worten setzte sie sich wieder an den Tisch.

„Ich melde mich, sobald es Neuigkeiten gibt.“

Mit einem Nicken verabschiedete Kakashi sich. Ihr Gespräch war beendet.
 

Nachdem Kakashi ihn als Kindermädchen verpflichtet hatte, war Izumo nichts anderes übrig geblieben, als durch das Fenster ins Haus zu steigen und dort auf seine Rückkehr zu warten. Er war noch nie bei dem Kopierninja zu Hause gewesen. Neugierig betrachtete er die kleine Küche. In der Spüle lag immer noch ein Rest Geschirr, auf dem Tisch und dem Boden drum herum waren noch Brotkrümel verstreut. Missbilligend zog der Schwarzhaarige die Augenbraue hoch. Die Kochplatte schien schon ewig kein Putzmittel mehr gesehen zu haben, er wollte gar nicht wissen, wie es in dem Ofen aussah. Seine Küche war jedenfalls das komplette Gegenteil, ein Vorbild an Ordnung und Sauberkeit. Ob es Kakashi-san stören würde, wenn er hier einmal durchwischte?

Mit wenigen Schritten durchquerte er die Küche und betrat den Flur. Er sollte doch nach dem Mädchen sehen. Kakashi hätte ihm ruhig sagen können, wo sie war. Auf gut Glück öffnete er die nächste Tür und warf einen Blick in den Raum dahinter.

Nach wenigen Sekunden schlug er die Tür wieder zu. Er hatte das Bad erwischt. Kein Vergleich zur Küche.

Beim nächsten Zimmer hatte er Erfolg. Die Tür war nur leicht rangelehnt. Am anderen Ende des Raums stand ein Bett, auf dem das Mädchen lag und schlief.

Eine Weile blieb Izumo an der Tür stehen und lauschte ihren gleichmäßigen Atemzügen. ‚Das arme Ding’, dachte er, und senkte den Kopf. Leise zog er die Tür wieder hinter sich zu und ging zurück in die Küche, um auf Kakashis Rückkehr zu warten.

Und vielleicht etwas Ordnung zu schaffen.

Traum oder Wirklichkeit?

Ohne, dass es dafür einen ersichtlichen Grund gab, öffnete Miku mit einem Mal die Augen und war hellwach. Ihr war, als wäre etwas passiert, doch sie konnte sich an nichts erinnern.

Verwirrt richtete sie sich auf, und schob dabei die Decke von ihren Schultern.

Wo war sie?
 

Um sie herum herrschte Dunkelheit.
 

Ihr Herz begann zu klopfen. Sie tastete um sich. Das war nicht ihr Bett. Es roch so anders und war so… groß.

„Mama?“

Es war, als hätte sie den vergangenen Tag vergessen, als hätte jemand an der Zeit gedreht und sie wieder in das Haus ihrer Familie geschickt.
 

Irgendetwas war passiert.
 

In der Dunkelheit um sie herum schienen sich die Schatten zu bewegen.

„Mama?“ Ängstlich zog sie die Decke wieder hoch und rutsche mit dem Rücken an die Wand. Die Dunkelheit schien undurchdringlich. Ihre Seiten schmerzten, als wäre sie grade stundenlang gerannt. Auf ihrer kleinen Stirn standen Schweißperlen.
 

„Mama!“
 

Der panische Schrei ließ Kakashi auf der anderen Seite der Tür aus dem Schlaf fahren.

‚Miku!’
 

Hastig rollte er sich aus der Decke und rappelte sich hoch.

Wie hatte er nur einschlafen können?

Mit wenigen Schritten erreichte er ihr Bett, das in dem flackernden Schein der Lampe aussah, wie ein Schlachtfeld. Unter einer großen Erhebung der Decke zitterte es.
 

„Miku.“

Vorsichtig stellte er die Lampe auf den kleinen Tisch neben dem Bett.

„Es ist gut, ich bin hier.“

Die Bettdecke rührte sich nicht. Kurz war er versucht, einfach die Decke zu heben und ihr zu zeigen, dass hier nichts war, was sie fürchten musste. Aber das stand ihm nicht zu. Sie hatte nach ihrer Mutter gerufen. Er war nicht ihre Mutter. Nur ein Fremder, der sich auf Wunsch der Hokage ihrer angenommen hatte.

„Ich bleibe bei dir, gut so? Ich setzte mich…“, - ein umherschweifender Blick –

„… hier neben den Tisch. Das Licht lasse ich an. Es passiert dir nichts, okay?“

Wieder keine Regung. Also setzte er sich stumm auf das breite Fensterbrett und zog sein Buch hervor. Irgendwann würde sie schon wieder Lebenszeichen von sich geben.
 

So las der Ninja im Schein der Lampe sein Flirtparadies, während es unter der Decke alles andere als ruhig zuging.

In Mikus Kopf rasten die Gedanken. Kakashis Stimme hatte sie in die Realität zurück geholt. Sie hatte nur geträumt. Oder…?
 

Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf, nicht sicher, ob sie aus einem Traum stammten oder aus einer vergangenen Wirklichkeit. Sie war gerannt, wurde getragen, brutal unter einen Arm geklemmt.

Sie hatte geschrieen, aus Leibeskräften, bis man ihr den Mund knebelte. Dann war für eine Ewigkeit nichts mehr, alles schien in grünen Schlieren zu verschwimmen. An einen harten Aufprall konnte sie sich erinnern, an ein Gesicht, dass ihr bekannt vorkam, an hastig ausgesprochene Worte, deren Sinn sie nicht erkannte und dann – alleingelassen. Ein wenig Essen, ein wenig Wasser, zu wenig für einen einzigen Tag. Danach, was war danach gewesen? Und: Was war davor gewesen?
 

Das Atmen unterm den Stofflagen fiel ihr schwer. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass etwas in ihr von vornherein geahnt hatte, dass auf ihr Rufen nicht ihre Mutter kommen würde. Sie hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen.
 

Plötzlich kam Bewegung in die Bettwäsche und Kakashi ließ seine Lektüre sinken.

Unter der Decke kam ein hochrotes, verweintes Kindergesicht zum Vorschein, das erst mal ordentlich nach Luft schnappte.
 

Unwillkürlich entfuhr ihm ein erleichterter Seufzer. Mittlerweile glomm das erste Rot am Horizont und im Zimmer wurde es langsam heller. Er dachte schon, sie würde nie aus ihrem Versteck hervor kommen.

Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und was er in ihren Augen las, verwunderte ihn. Es war nicht mehr dieser schüchterne Blick. Es wirkte, als sei ihr in der Zeit etwas klar geworden, als hätte sie auf einmal keine Angst mehr.
 

Miku hatte endlich das gefunden, wonach sie gesucht hatte, sie wusste jetzt, weshalb sie aus dem Schlaf geschreckt war. Im Traum hatte sie sich daran erinnert, wie sie hierher gekommen war. Sie verstand es zwar noch immer nicht ganz, aber sie wusste, dass jetzt alles vorbei war und dass sie keine Angst mehr zu haben brauchte.
 

„Ich hab’ was geträumt“, begann sie langsam und schälte sich nun vollständig aus dem Bett heraus.

„Geträumt?“ Ihre Gelassenheit verwirrte ihn. Wo war das kleine Mädchen, das so erschrocken nach seiner Mutter gerufen hatte?

Mit einem Ruck rutschte sie vom Bett und stand nun etwas verlassen im Raum. Ein komisches Geräusch ließ sie verschämt zur Seite sehen.

Kakashi musste schmunzeln, als er darin ein Magenknurren erkannte. „Wie wäre es, wenn du mir bei einem Frühstück von deinem Traum erzählst?“
 

Obst und Frühstückflocken auf dem Tisch, davon eine große Schale mit Milch vor sich stehend, erzählte Miku, woran sie sich erinnerte.

„… und dann bin ich aufgewacht.“ Sie legte ihre Stäbchen beiseite. Sie hatte sich für all das schon eine Erklärung ausgedacht – es konnte nicht anders gewesen sein. „Mich hat jemand entführt, hab ich recht? Ich wurde von zu Hause verschleppt, wie es mir meine Großmutter in ihren Geschichten immer erzählt hat. Bestimmt war jemand neidisch, weil Vater dieses Jahr so eine gute Ernte hatte und wollte mich für einen Anteil davon zurücktauschen. Aber dann haben mich andere gefunden und mich in dieses Dorf gebracht und somit können sie meine Familie nicht mehr erpressen, weil ich ja jetzt hier bin!“
 

Triumphierend strahlte sie Kakashi über ihre Müslischüssel an. Jetzt ergab das alles für sie einen Sinn, genau so muss es gewesen sein! Und sie hatte sich nur nicht daran erinnern können, weil sie sicher schreckliche Angst gehabt haben musste, was ja auch verständlich war, und deswegen alles vergessen hatte. Aber jetzt würde alles gut werden, jetzt könnte sie endlich wieder nach Hause. Sie würde Kakashi erzählen, wo sie mit ihrer Familie wohnte und vielleicht, nein, bestimmt, würde ihre Mutter ihn zum Essen einladen, weil er auf sie aufgepasst hatte…
 

Während Miku sich in allen Farben ihre Rückkehr ausmalte, fiel es Kakashi schwer, seine unbekümmerte Miene aufrecht zu halten. Jemand wollte ihr Leben für einen Anteil der Ernte austauschen? Es war Kindergerede, aber was, wenn an der Geschichte etwas Wahres dran war? Er runzelte die Stirn. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie damit noch lange nicht am Ende ihrer Reise angelangt waren und das der schwierigste Teil ihnen erst bevor stand.
 

„Wann können wir zu mir nach Hause gehen, Kakashi?“

Miku schob ihre leere Schüssel in die Mitte des Tisches und sprang vom Boden auf. Sie wirkte so lebendig, dass er sie kaum wiedererkannte.

„Na, immer langsam junge Frau. So schnell geht das nicht.“

Er versuchte, Zeit für sich zu gewinnen. Er musste mit Tsunade sprechen, am besten jetzt gleich. Und ohne das Mädchen.

Enttäuscht verzog die Kleine ihre Miene zu einem Schmollmund. „Ich will aber nach Hause. Jetzt!“

Kakashi verdrehte die Augen. Vorher war sie ihm doch deutlich lieber gewesen.

„Du bleibst erst mal hier und tust, was ich dir sage. Außerdem ist es unhöflich, zu gehen ohne sich zu verabschieden. Willst du, dass alle, die dir geholfen haben, schlecht von dir denken?“

Das diese Erwachsenen auch immer recht haben mussten. Widerstrebend schüttelte Miku den Kopf.

„Na also.“ Zufrieden mit dem Ergebnis fuhr er ihr kurz über das Haar und machte sich daran, seine Sachen zusammenzusuchen. Interessiert lief Miku hinter ihm her und sah ihm dabei zu.

„Wo willst du hin?“ fragte sie, als ihr klar wurde, dass er aus dem Haus gehen wollte. „Kann ich mit?“

Als Antwort bekam sie ein Kopfschütteln. „Ich muss noch was erledigen, das wird dich nur langweilen.“

„Bestimmt nicht“, beteuerte sie. Wollte er sie jetzt etwa alleine hier lassen? Sofort war ihre alte Unsicherheit wieder da. „Aber wenn keiner auf mich aufpasst, kommen die Entführer vielleicht wieder.“ Ganz so mutig, wie sie eben geprahlt hatte, war sie doch noch nicht. Immerhin war Kakashi hier der Einzige, den sie besser kannte.

„Ich schicke dir jemanden, er wird dich genauso gut bewachen wie ich. Also keine Sorge, ja?“
 

Ganz zufrieden wirkte Miku nicht, als er mit dem Versprechen das Haus verließ, aber etwas besseres konnte er ihr nicht anbieten. Zuerst musste er ihre Geschichte prüfen, und vielleicht konnte derjenige, den er für den Aufpassdienst ausgewählt hatte, ihm bei der Aufklärung behilflich sein.
 

Als Kakashi knapp an die Fensterscheibe des Hokage-Büro anklopfte, betrat grade eben diese Aufsichtsperson die Wohnung von dem grauhaarigen Ninja.

„Hallo Miku.“ Ein zurückhaltendes Lächeln umspielte seine Lippen und er reichte dem kleinen Mädchen vor sich die Hand.

„Mein Name ist Sai.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (76)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Emily
2010-09-26T16:25:07+00:00 26.09.2010 18:25
Süße FF^^ Schreib weiter!
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T13:25:34+00:00 28.02.2009 14:25
nun man könte da fast auf den Gedanken kommen du hätest sowas ähnliches durchmachen müßen so perfekt hast du Mikus Angst rüber gebracht.
Ich bin schon gespant wie ein flitzebogen wie es weiter geht!

Sagst du mir auch bescheid wen es weiter geht? *ganz lieb frag*
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T13:08:45+00:00 28.02.2009 14:08
Izumo die alte schnacke aber iredwo ist sein putzfimmel auch Interesant oder?
ich meine wen er bei Kakashi wertig ist kann er gerne bei mir weiter machen.^^
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T11:51:24+00:00 28.02.2009 12:51
ich hoffe mal dass du h mehr kapi schreeibst den die soooooooooooooooo klasse ich bin süchtig^^.
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T11:34:22+00:00 28.02.2009 12:34
naja nein wie süß Kakashi und kleider kauffen mit frauen b.z.w. mit einem kleinen Mädchen.

Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T11:19:25+00:00 28.02.2009 12:19
ein Amnesi-Kind und ein Kakashi ein lustoges Duo oder?
ich bin da mal gespant wie es sich entwickelt.
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T11:08:08+00:00 28.02.2009 12:08
naja Kakashi ist ja erst frei Stunden zu spät dass ist ja nicht zuviel kan ja jeden mal passiren oder?^^^
einfach nur klasse ich kan garnet aufhören mit dem lesen deiner kapi.
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T10:58:11+00:00 28.02.2009 11:58
*sich wegschmeiß vor lachen*
wenn ich die kleine nicht schon mögen würde, würd ich sie jetzt mögen die kleine ist süß. Der Froschman ist ne nette bezeichnung für Gai ^^.
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T10:47:43+00:00 28.02.2009 11:47
uhh papa kakashi!
ich mag die beiden die passen irgendwie zusammen ach keine Ahnung zumindest sind die beiden süß.
Von:  Ayaka-Higurashi
2009-02-28T10:35:24+00:00 28.02.2009 11:35
ich finde dass kleine Mädchen voll süß.
um ehrlich zu sein vor Ebisu würd ich auch abhauhen und ab zu Sensei kakashi der Typ ist cool hart und streng aber cool^^.


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