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Liebe ohne Hoffnung?

von

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Lächeln ist ein Spiel

15 000 Fans.

Dort stehen sie und bejubeln uns.

Die letzte Zugabe war gespielt, noch ein letztes Mal für diesen Abend hatten alle wie mit einer Stimme Durch Den Monsun gesungen. Ein anhaltender Schauer lief über Bills Rücken und er genoss noch einmal die Euphorie, die ihn seit Beginn dieses Konzerts durchflutete.

Aber in dieses Hochgefühl mischt sich wieder einmal die beißende Schuld, die ihn einfach nicht mehr loslassen wollte. Er ließ seinen Blick noch einmal über die Menge gleiten, die fröhlichen Gesichter, die Mädchen, die den Tränen nah, „Bill ich liebe dich“, schrieen, die Plakate auf denen stand ‚heirate mich’ oder ‚ich will ein Kind von dir’. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er einige der Sprüche las, doch fast im selben Augenblick brach die Realität wieder über ihn hinein, das durfte nicht …

Er merkte, wie seine Augen sich langsam mit Tränen füllten,

~Ich muss runter von der Bühne, sofort~.
 

Das Kreischen der Fans schwoll an und Tom bemerkte auch sofort den Grund dafür. Wieder einmal war sein Bruder Hals über Kopf von der Bühne gestürmt. Alle fanden das normal, nur er wusste, dass Bill sich in diesem Moment in seiner Garderobe einschloss und sich von allem abschottete. Nicht mal ihn wollte er sehen, dabei war Bill sonst doch immer zu ihm gekommen, wenn es ihm schlecht ging. Er war sein Bruder, seine zweite Hälfte, sie teilten alles miteinander. Doch seit einiger Zeit war dieses Vertrauen verschwunden. Er wusste einfach nicht was mit Bill los war.

Er wollte ihm hinterher laufen, doch die Fans erwarteten von ihm, dass er breit grinsend von einem Ende der Bühne zum anderen lief und sie mit seiner Wasserflasche nass spritze. Also spielte er mit. Wie nach einem Drehbuch raffte er noch einmal seine gesamte Energie zusammen, zwang sich zu einem Grinsen und ließ sich ein letztes Mal von den Fans bejubeln.

Eigentlich war das immer das größte für ihn, zu sehen, wie sie da unten stehen und zu ihm aufsehen, zu wissen, dass sie alles dafür geben würden, um ihm näher zu kommen- sich einfach erhaben fühlen. Doch die Sorge um seinen kleinen Bruder ließ diese Gefühle nicht mehr zu. Er konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren, hatte sich heut Abend sogar einige Male verspielt. Dauernd glitt sein Blick zu Bill. Doch es ging ihm gut, oder er war ein so guter Schauspieler, dass er sogar ihn noch täuschen konnte?
 

Er stürmte durch die Tür und schloss sie hinter sich sorgfältig ab.

~Für heute ist es vorbei, kein Meet and Greet mehr, keine Autogramstunde, kein Interview, ich bin für mich alleine.~

~Sie haben nichts bemerkt~, beruhigt er sich, ~das Konzert ist vorbei, da ist es doch normal von der Bühne zu gehen~.

Jetzt konnte er die Tränen nicht mehr zurück halten. Schluchzend ließ er sich in einen Sessel sinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Ich kann das nicht mehr“, entfuhr es seinen Lippen, doch keiner hört es.

~Reiß dich zusammen Bill! Gleich kommen die anderen. Was sollen die denn denken, wenn die dich hier so sehen, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend. Wie willst du denen das bitte erklären~.

Er stand auf und suchte sich ein Taschentuch.

Plötzlich klopfte es Sturm und Bill sah erschrocken zur Tür. Er wusste wer davor stand, aber er konnte ihn jetzt nicht rein lassen, das wäre zu viel.

„Hetz mich nicht Tom, ich bin gleich soweit“, rief Bill raus und versuchte dabei die Trauer aus seiner Stimme zu verbannen und ärgerlich zu klingen.
 

Immer wieder klopfte Tom an die Tür, auf der groß ‚Tokio Hotel’ stand

Noch einmal hörte er Bill von drinnen ärgerlich rufen.

„Ich muss aufs Klo man“, brüllte Tom zurück. Irgendwie musst er es doch schaffen in diesen Raum zu kommen. In Bills Stimme lag mehr als nur Ärger, etwas, das Tom gar nicht mochte, Trauer. Wie es scheint, hatte Bill versucht, ihn das nicht merken zu lassen, aber nicht umsonst sind sie 18 Jahre lang zusammen aufgewachsen, ihm konnte er nichts mehr vormachen.

„Dann benutz eben eine andere Toilette“, drang es von der anderen Seite der Tür zu ihm durch.

„Komm schon, stell dich nicht so an und lass mich rein. Die anderen kommen auch gleich“.

Es dauerte eine Weile, bis Tom das Schloss klicken hörte und Bill die Tür aufzog.

„Du bist so ein Penner!“. schleuderte Bill ihm mit genervtem Gesicht entgegen, eh er sich abwandte und in einem Nebenraum verschwand.

Doch dieser kurze Augenblick hatte Tom gereicht. Er konnte sehen, dass Bills Augen rot waren und er hatte es auch nicht ganz geschafft die verräterischen schwarzen Spuren zu beseitigen, die seine Tränen auf ihrem Weg, seine blassen Wangen hinab, hinterlassen hatten.

Seinem Bruder ging es nicht gut und er konnte nur machtlos daneben stehen.

Er überlegte kurz, ob er Bill in den Nebenraum folgen sollte, doch da kamen Georg und Gustav auch schon gut gelaunt in Garderobe gestiefelt.

„Was is denn hier für ne Stimmung? Party is angesagt, Mädels“, sagte Georg und fuchtelte mit ein paar Fotos vor Toms Nase herum.
 

Jetzt war es zu spät.

Er wollte es sich nicht eingestehen, aber insgeheim hatte er die ganze Zeit gehofft, dass Tom nicht aufhören würde, reinkommen zu wollen.

Er hatte den Schock in den Augen seines Bruders gesehen, als dieser ihm ins Gesicht sah, er hatte ihn also doch nicht täuschen können. Er kam also um Antworten nicht drum herum, er wollte es auch gar nicht mehr unterdrücken, er wollte einfach nur noch diese Last, die auf seinem Herzen lag, loswerden.

Er hatte gehofft, dass Tom ihm nachkommen würde und hatte angestrengt gelauscht. Er hörte wie sich Toms Schritte zögerlich der Tür näherten und das erfüllte ihn mit Freude, doch dann wurde die Tür aufgerissen und alle Hoffnung zersprang.

Von drüben hörte er Georg, wie er Tom übermütig etwas erzählte.

„…ich hab die aufgehoben und du glaubst es nicht, aber sieh dir diese Miezen an, eine geiler als die andere und alle ham sie ihre Nummer hinten drauf geschrieben. Na komm schon, die machen wir uns klar“.

Bill konnte Toms breites Grinsen förmlich vor sich sehen und ihn überkam plötzlich eine unbändige Wut. Alle Trauer schien wie weggewischt und er ging energisch in das Hauptzimmer zurück.

„Ihr geht also Weiber aufreißen?“, fragte er Georg und würdigte Tom keines Blickes.

„Na logisch! Guck dir die Schnitten doch mal an, vielleicht is ja auch eine für dich dabei“.

Er achtete nicht wirklich auf die Fotos, die Georg ihm vors Gesicht hielt, sonder warf einen verstohlenen Blick zu Tom, aus dessen Gesichtesausdruck er jedoch nicht schlau wurde.

„Na dann mal viel Spaß“, sagte er kühl, mehr zu Tom als zu den anderen, „und denkt dran, wir sind nich im Hotel sondern im Tourbus, da müsst ihr euch schon ein anderes Plätzchen suchen. Ich geh dann mal“.

Wieder stiegen ihm die Tränen in die Augen, als er zur Garderobentür ging.

Als er die Tür hinter sich zu zog, blickte er noch ein letztes Mal auf seinen Bruder, der sich noch immer keinen Zentimeter bewegt hatte und war geschockt. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht dass Tom ihm mit schmerverzerrtem Gesicht hinterher sehen würde. Das war zuviel für ihn, er hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gerammt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sumomo_hioru
2008-04-11T22:12:18+00:00 12.04.2008 00:12
wie jetzt?


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