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Supernova

von

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32. Kapitel - (critical mass)

Die Straßen von Ruval. Eine ganze, verdammte versunkene Stadt hinter den Wänden des Labors.
 

Eine Stadt, überspannt von einem Himmel aus Stein, versunken unter einer Decke aus Schnee. Es war lächerlich einfach gewesen die Wand zu sprengen und noch war niemand aufgetaucht, um dem Krach auf den Grund zu gehen. Stille, Straßenschluchten und Häuser, verzierte Türen, zu Stein erstarrte Bäume, Pflastersteine, kunstvolles Mauerwerk. An manchen Stellen sanft, an steil bestimmt einen Hügel hinauf führend, zum Zentrum der Stadt hinweisend; ein dunkler Schatten von schwarzem Gebäude, das im schwachen Schein der Taschenlampen noch völlig rätselhaft war.
 

Kurogane hätte sich wohl ein paar Gedanken gemacht, versucht, in sich hinein zu fühlen, welches Gefühl diese verlorene Heimat wohl in den Hainbewohnern auslöste und wie diese Welt vor 50 Jahren ausgesehen hatte – doch das seltsame Gefühl, dass ihn stets begleitete, war hier am stärksten. Das Gefühl, das er gehabt hatte, als er das erste Mal in dieser Welt unter einem schmutzig orangen Sonnenuntergang, hinter schwarzen Silhouetten von Hochhäusern, aufgewacht war. Das Gefühl, dass ihm drängte, möglichst schnell wieder zu gehen, nichts zu akzeptieren, was er hier sah, das Gefühl von Falschheit und dass da etwas war, was sich stets seinem Blick entzog. Es bereitete ihn fast Übelkeit und so bekam so bekam er kaum mit, dass er die Nachhut der Gruppe bildete, die einem enthusiastischen Mädchen folgte.
 

„Genau wie meine Mutter mir erzählt hat!“, kam es dumpf bei ihm an. „Hier ist eine Kathedrale! Und in diesem Gebäude hier, muss eine Schule gewesen sein! Eine Schule für Magie! Könnt ihr euch das vorstellen?“ Der Krieger fragte sich, ob sie so begeistert von dieser Stadt wäre, wenn sie in ihr leben müsste, Tag für Tag, nichts anderes kennend. Solange sie nur ein Traum war, war sie natürlich perfekt. Ein neuer 'Hain', ein neues Erdloch, in dem man nicht den Himmel sehen konnte und wo der Rauch wie durch ein Wunder abzog. Das Gespräch mit Souma hatte seine Laune nur noch verschlechtert. Er fragte sich, ob es dem Mädchen am Hafen gut ging. Und ob 'Fye' noch atmete.
 

Sanfte Schritte gesellten sich zu seinem wütendem Stampfen und er blickte zur Prinzessin, die sich zu ihm hatte zurückfallen lassen. Das offene Lächeln linderte ein wenig seine Kopfschmerzen und rau fragte er: „Was?“
 

„Ich bin froh, dass wir wenigstens dich wiedergefunden haben, Kurogane-san... wir sind zwar nur ein zusammengewürfelter Haufen, aber du und Fye-san haben vor allem mir immer geholfen. Es... Ich würde euch sehr vermissen, wenn wir nicht mehr zusammen reisten, dich, und auch Fye-san. Deswegen hoffe ich, dass wir ihn schnell wiederfinden und weiterreisen können.“ Er hatte kaum ein Wort mit ihnen gewechselt seit er die Kinder gefunden hatte. Sie sah verlegen auf ihre Hände, während er schweigend weiterlief, sich jedoch ihren Schritten anpasste, so dass ein Gespräch möglich blieb.
 

„Dieser Mann...aus dem Hain... er heißt auch Fye, nicht wahr?“ Kurogane war ihr dankbar, dass sie von ihm nicht in Formen der Vergangenheit redete. „Er ist dir sehr wichtig...“
 

Um sie herum Häuser aus Stein, das Gebäude, an dem sie gerade vorbei kamen, hatte ein offenes Steintor mit Blick auf das, was wohl mal ein Garten gewesen war. Die Luft hier war eisig kalt, so dass sich bei jedem Atemzug weißer Nebel vor ihren Mündern bildete. Ein Déjà-vu kam in ihm auf, wie etwas, was er schon mal in einem Traum gesehen hatte. Sakura ließ sich von seinem Schweigen nicht einschüchtern.
 

„Ich.. ich habe mir überlegt... du weißt sicher, dass wir Yuuko-san nicht erreichen... aber ich dachte, sobald wir das können...“, sie errötete weiter, ohne ersichtlichen Grund. „Wenn wir uns alle an dem Preis beteiligen, vielleicht können wir ihn mitnehmen?“
 

Nun kam er nicht umher, sich ihr zuzuwenden. Zuvor hatte er sie einfach nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Es berührte ihn irgendwie, dass sie sich solche Gedanken machte, der Junge und sie einen Preis zahlen wollten, um ihm einen Wunsch zu erfüllen. Das erste Mal wurde ihm klar, wie deutlich er seine Trauer die letzten Tage gezeigt hatte. Doch statt sich für diese Schwäche vor ihr zu schämen, fühlte er sich seltsam... akzeptiert.
 

„Er stirbt. Wünsche, die das Leben betreffen, kann die Hexe der Dimensionen nicht erfüllen.“ Das behauptete diese Halsabschneiderin jedenfalls immer. „Und ich glaube auch nicht“, schnitt er ihr das Wort ab, bevor sie ansetzen konnte zu sprechen, „dass es dieser Gründer-Typ kann. Wenn er denn überhaupt mehr als ein Märchen ist.“
 

Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Sie atmete tief durch und das Zittern in ihrem Atem kam sicher auch vor Aufregung und nicht nur vor Kälte. Es tat ihr Leid, dass er sie einschüchterte, doch scheinbar war dies gar nicht der Fall, denn nun war er es, dem die Luft wegblieb, als sie zaghaft, aber zielstrebig, ihre Hand um seine legte. „Vielleicht können wir in anderen Welten ein Heilmittel finden... vielleicht ist es wirklich zu spät... aber egal was passiert, du bist nicht alleine, Kurogane-san...“
 

Wie sehr hatte er diese Menschen vermisst, wie durcheinander war er gewesen ohne die Gewohnheit diese Leute um sich herum zu haben, wie unangenehm der Gedanke, in dieser Welt allein zu verrotten. Er war an diese Leute gebunden, um seinen Wunsch zu erfüllen und endlich nach Hause zurück zu kehren. Doch nicht zum ersten Mal viel es ihm nicht allzu schwer sich mit diesem Schicksal abzufinden, weil vom verlogenen Magier, über diesen viel zu schnell erwachsen gewordenen Jungen, bis hin zu diesem sanftherzigen Mädchen, - diese Menschen seine Tage füllten und ihm das Gefühl gaben gebraucht zu werden. All diese Gedanken schwemmten ungewollt durch seinen verstopften Schädel und ließen eine seltsame Ruhe zurück.
 

„Wir werden sehen...“, antwortete er, ungeschickt und leicht errötend, auf ihren Vorschlag. „Erst mal diesen komischen Kerl finden, mit dem du letztens geredet hast..“
 

Doch er zog seine Hand nicht weg.
 

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Offensichtlich brannten die Kinder darauf die Stadt mehr zu erforschen, doch sie hatten für so etwas keine Zeit. Wer wusste, ob diese Gegend wirklich unbeobachtet von Ashura war und wie viel Zeit sie hatten, bevor auch die alten Straßen der Vergangenheit voll tödlicher Phagen und Kakerlaken war. Sie wussten ja nicht mal genau, wo sie hin wollten.
 

Sie steuerten auf das große Gebäude im Stadtkern zu, weil das eine gute Idee zu sein schien, und die Häuser wurden prächtiger, je weiter sie kamen. Blumen und komplizierte Ornamente gemeißelt in grauen, kalten Stein, eine Ahnung von Farbe im Dunklen und selbst im Licht ihrer Taschenlampen blass und nicht wirklich zu erkennen. Es musste eine prächtige Stadt gewesen sein. Im Tageslicht, in Farbe, mit Bewohnern.
 

Plötzlich versperrt eine weiße, hohe Wand ihnen den Weg. Sie zog sich mitten durch eine Kreuzung, völlig fehl am Platz.
 

„Jetzt wird es wirklich umständlich. Als wäre dieses verdammte Straßennetz hier nicht wirr genug“
 

„Was ist das?“, fragte Sakura.
 

„Das ist ein Laborgang“, erklärte Dr. Kyle mit gesenkter Stimme. „Jetzt wo ich diese engen Straßen hier gesehen habe, vermute ich stark, dass die Labore nur in den Hauptstraßen eingelassen sind.“ Sie blickte nach oben, die Wand war 5 Meter hoch und schloss sich zu einem flachen Dach.
 

„Gut“, bemerkte Kurogane und erntete verwirrte Blicke. Doch der Krieger öffnete nur ohne weitere Erklärungen die Tür des Hauses zu ihrer rechten und trat ein. Schnell folgten ihm die Gruppe, die Kinder gebannt, was sie im Inneren finden würden. Sie betraten eine Art Wohnzimmer, in der Wand war ein Kamin eingelassen und im Kontrast zum grauen Äußeren war die Inneneinrichtung farbenfroh, wenn auch einfach und – im Gegensatz zu Styrax – völlig ohne technischen Schnickschnack. Es wirkte, als würden die Bewohner jeden Moment wiederkommen, nicht einmal Staub lag auf dem Mobiliar, jedoch roch die Luft abgestanden und etwas modrig. Eine Holztreppe führte in den zweiten Stock, einem Kinderzimmer und einem Vorratsraum. Auch hier wirkte alles so, wie der Eindruck schon auf der Straße gewesen war: als wäre die Zeit stehen geblieben und die Bewohner der Stadt einfach verschwunden. Oder wie eine erstarrte Erinnerung. Nichts war zerstört, nichts fehlte, - auch Dinge, die man bei einer Flucht, oder wenn man wegzog, mitnehmen würde. Kurogane öffnete das Fenster und tatsächlich, das Dach des Labors befand sich nur etwa einen Arm breit unter dem Fenstersims. Die eckige Röhre zog sich weiter die Straße entlang und bog dann um 45 Grad nach links ab, beim nächsten Straßenzug jedoch gab es eine weitere Gabelung und ein Seite verschwand in einem Gebäude, während die andere weiter zum Stadtkern verlief, eine leichte Steigung hinauf. Bis hin zu dem schwarzen Gebäude, das auch ihr Ziel war. Souma trat an seine Seite.
 

„Und ich habe mich immer gefragt, warum die Böden in den Laboren nicht eben sind.... “
 

„Was ist dann oben?“, fragte Kurogane.
 

„Woher soll ich das wissen?“
 

„Natürlich weißt du es, du hast dort gearbeitet. Wenn die Gänge des Labors uneben sind, dann weißt du was da ist, wo es nicht weiter aufwärts geht. Ich dachte mit der Geheimniskrämerei wären wir durch.“
 

„Ich weiß es wirklich nicht. Ich durfte den Bereich nicht betreten, ich war nur eine Pflegerin“, verteidigte sie sich.
 

„Es ist der innerste Bereich der Labore. In Ashuras Privatbereich, unter seiner Villa“, informierte sie der Arzt, der das Regal mit dem Spielzeug betrachtete. „Niemand außer ihm hat Zutritt dazu.“
 

„Warte...“, wurde nun Shaolan hellhörig. „Der Kernbereich der Labore liegt unter Ashuras Villa? Das kann nicht sein... dieser Raum mit der ganzen Essenz liegt doch unter der Villa..“
 

„Essenz?“, fragte Kyle, nun ebenfalls hellhörig geworden.
 

„Ja. Ich habe dort die Feder gesucht. Sie war in einem künstlichen See voller Steine, von denen mir Tomoyo-san erzählte, dass sie 'Essenz' genannt werden und in dieser Welt eine besondere Bedeutung haben. Doch mir war es nicht möglich die Feder an mich zu bringen...“
 

„Warte mal“, unterbrach Kurogane, bevor Kyle weiterfragen konnte. „Unter der Ashuras Villa befindet sich also nicht nur dieser großer Raum, der irgendwas mit der Alten Kultur zu tun hat, sondern auch ein Geheimbereich der Labore?“
 

Er blickte wieder aus dem Fenster. Auf die weißen Gänge, die die sich künstlich und unpassend das alte Straßennetz zwangen. Auch Shaolan schien eben darauf aufmerksam geworden zu sein.
 

„Vielleicht darunter...“, vermutete er.
 

Der Krieger schüttelte den Kopf. „Zu viel Aufwand.“
 

Shaolan zuckte mit den Schultern. „Ich finde es ist viel Aufwand, so etwas überhaupt hier hin zu bauen... oh.“
 

„Was ist los?“, bemerkte ChuNyan, doch die beiden antworteten ihr nicht.
 

Nach einer Weile löste sich Shaolan vom Fenster und blickte gedankenversunken durch den Raum. Kyle und Souma, die es sich mittlerweile auf einem der Kinderbetten bequem gemacht hatten, beobachteten ihn. Sakura stand etwas unschlüssig neben dem Fenster, ChuNyan stellt eines der Kinderbücher zurück und fragte noch einmal: „Was ist los?“
 

„Sakura-hime“, sagte Shaolan plötzlich, sie zuckte zusammen und antwortet schnell: „J-ja?“
 

„Kannst du hier irgendwelche Magie erspüren?“
 

Sakura blickte in die braunen Augen und sah sich dann im Zimmer um. „Ich... ich kann so etwas nicht wirklich spüren, so wie Fye. Aber ich sehe auch keine Geister... dennoch wirkt der Ort nicht leer... eher.. als könnte ich sie nur nicht sehen. Oder... als wäre es zu voll um etwas zu sehen... Doch es ist nur ein wages Gefühl... Ich weiß nicht, was es bedeutet. Vielleicht habe ich es mal gelernt, doch es ist in meinen Erinnerungen.. Tu-tut mir leid, ich kann nicht mehr dazu sagen.“
 

Der Junge lächelte und ergriff ihre Hand. „Das reicht schon, Sakura-hime.“ Er sah den Krieger an, der nur zustimmend nickte und wieder aus dem Fenster sah.
 

„Das heißt, wir finden ihn höchstwahrscheinlich dort“, stellte Shaolan mit rasenden Gedanken fest. Das würde riskanter werden als vermutet.
 

Die Hainbewohner auf dem Bett blickten sie abwartend an, ChuNyan hatte sich zu ihnen gesellt – scheinbar waren sie alle froh, sich für einen Moment ausruhen zu können. Was Kurogane anging, gesellte sich zum ersten Mal nach langer Zeit ein vorfreudiges Grinsen auf sein Gesicht. Endlich begann das ganze Sinn zu machen. Endlich wusste er auf welche Gefahr er sich einließ und obwohl er seine Stärke angeblich verloren hatte, konnte er nicht abstreiten, dass gerade eine gewisse Blutlust in ihm aufkam. Zeit, dass er mit diesem Ashura-Kerl abrechnete. Oder vielleicht würde er ihm direkt die Kehle durchschneiden. Jetzt war der Fluch ja auch egal.
 

Jemand räusperte sich und als er zum Bett blickte stand der Arzt gerade auf und zupfte seinen Kittel zurecht. „Tut mir Leid euer telepathisches Kaffeekränzchen unterbrechen zu müssen, aber was genau ist jetzt so erfreulich?“
 

„Wir wissen wo euer Gründer ist“, antwortete Kurogane und blickte Souma an. Der weiße Kittel entfremdete sie irgendwie. Die Souma in Japan trug stets schwarz, wie jeder Ninja und die Frau aus dem Hein hatte er sonst auch nur in Alltagskleidung gesehen. In Weiß wirkte sie genau so kalt und unnahbar wie ihr Ehemann, oder er hatte nur den Eindruck, weil sie ihm das mit dem Giftgas erzählt hatte? „Wo?“, fragte sie geradeheraus.
 

„In der Villa.“
 

„Bei Ashura?!“, fragte ChuNyan ungläubig. „Warum sollte er bei Ashura sein? Ashura hasst Magie! Er hat verboten sie auch nur zu erwähnen!“
 

„Aber nur so machte es Sinn“, erklärte Shaolan ruhig. „Dass die Labore genau hier sind. Dass sie so geheim sind. Wer weiß, vielleicht stehen die Labore und die Magie sogar in unmittelbaren Zusammenhang.“
 

„Unsinn“, Kyle. „Die Labore sind rein wissenschaftlich. Nichts mit dieser dummen Magie. Das sind zwei völlig unterschiedliche Denkmuster. Man kann nicht an DNA und Elfen gleichzeitig glauben.“
 

„Wenn es beides gibt, dann schon“, wand Shaolan ein.
 

„Also... ich hab schon vor einiger Zeit den Faden verloren...“, wand ChuNyan etwas schüchtern ein.
 

Kurogane drehte sich vom Fenster weg und blickte die Gruppe an. Nur so ergab alles einen Sinn. Das war es, was ihm die ganze Zeit komisch vorgekommen war.
 

„Nun. Ihr wurdet verarscht. Von Ashura, oder von EX. Wer auch immer. In dieser Welt gibt es sehr wohl Magie, und sie wird auch noch verwendet. Genau von den Leuten, die allen einreden sie sei feindlich und verbieten über sie zu reden.“
 

„Und das weißt du, weil... dir Ashura grad ne Mail geschrieben hat, oder was?“, fragte Kyle.
 

„Was zur Hölle ist ne Mäil... - egal. Erklär's du ihnen“, gab Kurogane das Wort an Shaolan weiter, sollte er sich doch mit dem Kerl rumschlagen.
 

Shaolan zeugte nach draußen. „Schau euch das an...“ Die drei Hainbewohner standen auf und sahen aus dem Fenster. „ChuNyan hat mir erklärt, dass vor nur 50 Jahren in dieser Welt Magie verwendet wurde. Für eine auf Magie basierende Gesellschaft hat Magie einen hohen Stellenwert, fast wie eine Religion und daher werden die höchsten und wichtigsten Gebäude in einer Stadt jene sein, die eine besondere magische Bedeutung haben. Dies dort drüben ist das größte Gebäude und vermutlich jenes, in dem Kurogane-san und ich schon einmal waren. Es ist reich geschmückt, voller zeremonieller Gegenstände und voller 'Elixier', was einer der wertvollsten Artefakte der Alten Kultur zu sein scheint. Selbst wenn es nicht dasselbe Gebäude ist, alle Straßen laufen auf dieses Gebäude zu und es liegt auf einen Hügel, von jedem Punkt der Stadt zu sehen, wie ein Palast. Es könnte genauso gut 'wichtig' darauf stehen.“
 

„Und?“, fragte der Arzt. „Dann war es eben damals so.“
 

„Ja, aber es ist heute immer noch so. Warum sich die Mühe machen, das Labor in eine alte Stadt hinein zu bauen? Sicher nicht, weil es praktisch ist. Selbst wenn man es geheim halten will und es deswegen nicht oberirdisch bauen kann, für jemand mit so viel Macht wie Ashura mag es sicher andere Möglichkeiten gegeben haben. Nein, er musste das Labor genau hier hin bauen, in das Zentrum der Magie. Eben weil er die Magie braucht, für was auch immer er in den Laboren macht.“
 

„Klonen und Immunkrankheiten haben aber nichts mit Magie zu tun...“, wand Souma ein.
 

„Denk nach“, brummte Kurogane.
 

Plötzlich wurde sie blass. „Bei den Göttern..“
 

Der Arzt schien genervt. „Okay, jetzt du auch noch. Ich hätte es gerne ausformuliert, nicht telepathisch, danke schön.“
 

„Es ist so offensichtlich...“, murmelte Souma.
 

„Danke.“ Kyle.
 

„Die Magie saugt uns das Leben aus. Allerdings nur langsam. Nur auf die Laborerzeugnisse hatte sie einen heftigeren und schnelleren Einfluss, weil diese durch die Forschungen schon ein manipuliertes und damit geschwächtes Immunsystem hatten. Doch wenn man nur die Symptome und nicht die Ursachen betrachtet, dann ist es dasselbe. Dann wirkt die Magie wie eine Immunkrankheit!“
 

„Und da Magie ein Werkzeug ist, ist sie je nach Verwendungsart gut oder schlecht.“ Kurogane.
 

ChuNyan schien nun auch drauf gekommen zu sein. „Ashura benutzt die Magie hier für irgendetwas in dem geheimen Teil der Labore!“
 

„Und eure Vorstellung vom 'Gründer' entspricht einen Wesen mit unglaublich starker Magie. So stark, dass er mit seinem Willen die Wirklichkeit verändern kann. Also wenn der Gründer irgendwo ist und wenn es ihn gibt, dann muss er genau da sein“ Kurogane zeigte auf das große Gebäude. „Und vermutlich zaubert er schon die ganze Zeit. Wenn es nicht sogar Ashura selbst ist.“
 

„WAS?!“
 

„Nichts in dieser Welt ergibt sonst irgendeinen verdammten Sinn! 50 Jahre und es gibt niemanden außer ein 16 Jahre altes Mädchen, das genaueres davon weiß? Die Häuser in Styrax sind nicht neu, sie sind alt. Vielleicht nicht Jahrhunderte, aber mehr als 50 Jahre. Es ist ein... ein Chaos. Die Gebäude passen vom Aussehen nicht zusammen und warum, bei den Göttern verdammt noch mal, ist dieses stinkende Wasser überall, das scheinbar keinen Zweck hat?“ Kurogane atmete tief durch, etwas durch davon so viel reden zu müssen. Doch gleichzeitig hellwach, als ob sich der Nebel in seinem Kopf endlich aufzulöste.
 

„Auch diese unterirdische Stadt ist zu seltsam. So sieht keine Stadt aus, deren Bewohner vor irgendetwas geflohen sind, erst recht nicht an etwas gestorben, hier gibt es nicht mal die Knochen einer toten Katze, keine Geister, keine vergammelten Lebensmittel und keine Anzeichen von Flucht oder Plünderung.“
 

„Es gibt hier keine Geister...“, Sakura klang atemlos als sie langsam zu verstehen meinte, worauf der Krieger hinaus wollte.
 

„Genau. Dann ist Magie nicht nur verboten, man darf auch nicht über sie reden. EX kann doch nur Pluspunkte sammeln, wenn darüber geredet wird und damit ihr heldenhafter Einsatz zum Schutz vor der Magie. Die haben doch diese ganzen Städte gebaut. Es soll etwas geheim gehalten werden, niemand anderes soll diese 'Waffe' verwenden.“
 

Tief atmete der Krieger durch, sich an all das erinnernd, was ihn Fye jemals über Magie erklärt hatte, oder was er in Japan über sie mitbekommen hatte. Immerhin war er der Beschützer einer Miko, was wahrscheinlich nur eine andere Bezeichnung für Magierin war.
 

„Doch es gibt noch andere Magiebegabte, vermutlich verfügt jeder, der hier geboren ist, über diese Gabe. Doch da Magie auf Willen basiert und man damit auch unbewusst Magie anwenden kann, bringt sie die ganze Realität durcheinander und Dinge machen auf einmal keinen Sinn mehr. Oder man merkt Dinge, so wie ich, ohne von Magie viel Ahnung zu haben. Ganz Niaolli ist randvoll mit Magie und Ashura verwendet sie. Und damit er der einzige bleibt, der ihre Macht besitzt, sorgt er dafür, dass er der Einzige ist, der von ihr weiß. Das erklärt auch sein hartes Vorgehen gegen die Leute von unten. Wenn es wirklich so ist, dass ihr meist friedlich seid, gibt es keinen Grund so hart gegen euch vorzugehen. Selbst wenn Ashura ein Kontrollfreak wäre, ist es taktisch unklug so viele Leute gegen sich aufzubringen. Nein, das Problem war nicht eine andere Lebensweise, sondern eine andere Denkweise. Er musste kontrollieren, was ihr dachtet, und das konnte er unter den Bedingungen im Hain nicht. Und Ashura kennt sicher die Gerüchte um den Gründer. Also wenn es den Gründer gibt, dann würde Ashura versuchen seiner habhaft zu werden. Und wenn er bei Ashura ist, dann ist er da, wo Ashura am mächtigsten ist. An dem Ort mit der meisten Magie, im Zentrum dieser Stadt, in den Laboren, unter Ashuras Villa.“
 

„Da wo auch die Feder ist..“, fügte Shaolan ernst hinzu. „Und da wir nicht wissen, wie lange die Feder bereits hier ist, könnte sich die Legende um den Gründer sogar um die Feder herum aufgebaut haben.“
 

Souma atmete tief durch und auch ChuNyan musste das ganze erst mal verarbeiten, der Arzt hingegen sah ihn kritisch an. „Also... um das ganze zusammenzufassen: Sie glauben, dass Ashura ein großer böser Magier ist, der mit aller Macht versucht zu verhindern, dass alle anderen merken, dass sie auch zaubern können?“
 

„Vielleicht ist er wirklich so stark“, vermutet Shaolan. Er hat die Feder und ein ganzen Haufen Essenz, die in dieser Welt viel Macht besitzt. Es könnte wirklich sein, dass er mit so viel Magie praktisch dieselben Fähigkeiten hat wie sie dem Gründer zugeschrieben werden...“
 

„Allein durch sein Vorstellung die Wirklichkeit zu verändern?!“
 

„Wir haben so etwas schon mal auf ähnliche Weise gesehen“, warf Kurogane ein.
 

„Otou..“, murmelte Sakura und ihre Augen wurden weit. „Ja, Otou. Eine ganze Welt, die nicht wirklich war. Man bildete es sich nur ein, während man in einer Art künstlichen Schlaf lag. Die Menschen von Edonis benutzten es als eine Art Spiel...“
 

Souma war blass geworden. „Dann ist alles umsonst. Wenn Ashura wirklich der Gründer ist, haben wir keine Chance.“
 

„Es gibt noch eine Chance“, unterbrach Kurogane sie. „Wenn diese ganze Gründergeschichte wegen der Feder aufgekommen ist, dann verliert Ashura einen Teil seine Macht, sobald die Prinzessin die Feder wieder bekommt. Dann habt ihr zwar keinen Gründer-Wundermann mehr und müsst leider so mit der Realität klar kommen, aber es gibt zumindest auch niemand mehr, der so viel Macht in den Händen hält und damit alle irgendwie manipuliert. Wenn ihr das Wissen über Magie wieder auskramt, dann legt sich vermutlich auch das Chaos und ihr könnte sie wieder dazu verwenden, um in dieser Welt zu überleben.“
 

„Schöne Theorie“, bemerkte Kyle.
 

„Hast du eine bessere?“, forderte Kurogane ihn heraus.
 

„Nein, sie gefällt mir besser als das Gründer-Märchen.“
 

„Kyle!“
 

„Wir können allerdings auch daran festhalten. Kommt vermutlich auf dasselbe hinaus.“
 

„Na ja“, ChuNyan schien immer noch erschüttert. „Mir wäre es lieber, dass es gäbe keinen Gründer als einen bösen Gründer.“
 

„Nein...“, Souma blieb stur. „Er ist kein Mythos, er ist ein Retter. Er bewegt die Dinge zum Guten, nicht zum Schlechten. Es kann nicht Ashura sein. Ashura hat entweder irgendetwas mit ihm angestellt, oder ihr habt einfach nicht Recht mit eurer Theorie.“
 

Kurogane verdrehte die Augen. Der einzige Grund, weswegen er noch nicht angefangen hatte zu brüllen, war, dass sie sich genau über einem Laborgang befanden und sie daher leise sein mussten.
 

„Das ist mir scheiß egal. Was zählt, ist, dass wir zu Ashura müssen, dass er stark sein wird, wir uns darauf gefasst machen müssen, mit Magie angegriffen zu werden und wir an die Feder herankommen.“ Was ihrer Reisegruppe sehr gut in den Kram passte. Auch wenn damit immer noch das Problem um den Aufenthaltsort des Magiers blieb. „Der Plan ist zumindest sinnvoller als 'wir suchen irgendeinem großen guten Magier und betteln ihn an alles wieder gut zu machen, worum er sich 50 Jahre einen einen Dreck gekümmert hat'. Denke eh nicht, dass euch so jemand helfen würde. Helft euch lieber selbst, indem ihr diesen Ashura-Typ loswerdet.“
 

Schweigen. Erst Sakura räusperte sich leise und traute sich, das Thema noch mal aufzugreifen, nachdem Kurogane regelrecht mit Verachtung um sich gespritzt hatte. „Also bekämpfen wir nun Ashura-san, statt den Gründer zu suchen...? Weil er vermutlich der Gründer ist?“
 

„Genau“, antwortete der Krieger und grinste vorfreudig. Das hier war viel besser als planloses Rumgerenne und Suche nach Märchengestalten. Sie fanden die Feder und Kurogane würde nebenbei noch auf einen hoffentlich würdigen Gegner stoßen, an dem er testen konnte, ob er wirklich seine Stärke verloren hatte. Diesem Tyrann würde niemand eine Träne nachweinen und Kurogane wäre zu tiefst befriedigt, wenigstens das Blut von demjenigen vergossen zu haben, der indirekt für diese ganzen Dreck verantwortlich war. Das hier war etwas womit er umgehen konnte, wo seine Welt noch in Takt war, seine Stärke – er brauchte dringend etwas, bei dem er sich nicht ständig fühlte als würde er scheitern.
 


 

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Vorsichtig setzten sie einen Schritt vor den anderen. Sie wollten nicht riskieren, dass sie innerhalb der Gänge von irgendwelchen Ärzten oder Phagen entdeckt wurden, während sie auf dem Dach der Labore auf das Zentrum zuliefen. Sakura hatte sich etwas zurückfallen lassen und mit ihr natürlich auch Shaolan, der seit der Explosion im Einkaufszentrum eh nicht lange von ihrer Seite wich. Sogar während sie schlief saß er neben ihr, was es ihr nicht gerade leicht machte einzuschlafen. Doch sie wollte ihn auch nicht wegschicken.

Doch gerade belagerten andere Gedanken ihren Kopf und legten sich schwer auf ihr Herz. Sie sah auf die verlassene Stadt um sie herum, soweit sie in dem diffusen Licht erkennen konnte und es machte sie traurig, dass sie so leer war. Jede Mauer schien erfüllt mit etwas, was mal war, und nie wieder sein würde.
 

„Sakura-hime...?“, Shaolan hatte schon wieder diesen besorgten Blick und sie versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte jedoch. „Was ist los?“
 

„Ich...“
 

Sie kamen an einer Gabelung, doch die Erwachsenen wussten den Weg und sie liefen einfach nur hinterher. Doch sie wollte eigentlich nicht. Mit einem unguten Gefühl im Bauch sah sie auf ihre Hand. Vorhin vorhin hatte sie noch das Gefühl gehabt, Kuroganes Wut hätte sich abgeflaut.. und jetzt wirkte er regelrecht beängstigend.
 

„Kurogane-san wird Ashura-san umbringen, oder?“, fragte sie leise, außerhalb der Hörweite des Kriegers, der nun entschlossen ihre Gruppe anführte, statt wie zuvor einfach nur unwillig hinterher zu trotten.
 

„Ich fürchte.“
 

Sakura biss sich auf die Lippen, erinnerte sich daran, wie der Mann sie aufgenommen hatte, ihnen Unterkunft gegeben …. auch wenn er die Feder vor ihnen verborgen hatte, er war... freundlich zu ihnen gewesen. Sie waren zusammen mitten in der Küche gestanden und hatten Milch getrunken und er hatte sie an die wenigen Eindrücke erinnert, die sie von ihren Vater hatte. „Shaolan-kun... ich habe eine Bitte...“
 

Der Junge schien überrascht, lächelte dann aber so sanft, dass sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Gut, dass man es im Dunkeln kaum erkennen würde.
 

„Was immer du wünscht.“
 

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Ende Kapitel 33
 

Anmerkung: So, wir steuern knallhart auf das Finale zu.
 

Wieder mal vielen Dank an meine Betaleserin Baem, schneller als das Licht ^^ und kompetenter als ein Dalek, wenn es darum geht Grammatik-und Rechtschreibfehler exterminieren.
 

Copyright wie immer.



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