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Spiegelungen

Battlestar Galactica - Star Trek
von

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Wiedervereinigt

Cals Geduldsfaden war verdächtig kurz davor, zu reißen.

„Ich warte!“, sang er ungeduldig in seinen Kommunikator - oder sagen wir, er versuchte seiner Stimme ein wenig musikalische Untermalung zu geben, was ihm nicht ganz gelang. Er war sowieso eher unmusikalisch und die Beschreibung „Er singt, wie er heißt“ war für ihn noch hinreichend geschmeichelt. Nomen est nunmal manchmal wirklich omen.

Dann passierte etwas, was er wirklich nicht erwartet hätte. Aus seinem Kommunikator, auf der Frequenz, auf der die koloniale Flotte sendete, erklang plötzlich die Stimme seiner ersten Offizierin.

„Cal, bitte, lass es“, sagte sie, ganz deutlich zu hören, und Cal musste schlucken.

Wie kam Agatha auf das Feindschiff?

Er vermutete, dass sie sich herübergebeamt hatte und nun versuchte, das Schiff mit einigen Marines in ihre Gewalt zu bringen und somit zu befrieden.

Wobei das Cal irgendwie nicht nur spanisch, sondern gleich esperanto erschien. Seine erste Offizierin neigte nicht zu solchen Taten. Unüberlegt in irgendwelche potentiell-gefährlichen Situationen zu eilen, war sein Ressort, Agatha war die Kalkulierende der beiden Kommandanten, die Rationale, während Cals Herz auf der Zunge saß und er des öfteren schneller sprach, als er denken konnte.

Kurzum, die Anwesenheit Agatha Silverbirds auf der Brücke des Feindschiffes erschien ihm unmöglich.
 

Doch, natürlich, war dem so. Als Agatha auffiel, dass der Captain enorm unter Dampf stand, dabei war, seine Geduld zu verlieren und danach möglicherweise Sachen tat, die er nachher bereute, trat sie an das Mikrophon und sprach: „Cal, bitte, lass es.“

Sie hoffte, damit eine Reaktion hervorzurufen und hoffte weiterhin, dass diese Reaktion nicht negativer Natur war.

Als sie sein hartes Schlucken hörte, gefolgt von einem etwas hektischeren Atmen, war sie sich sicher, den ersten Schritt getan zu haben und als dann Cal ein verunsichertes „Agatha?“ in den Kommunikator hauchte, lächelte sie und das Lächeln war heller, als es tausend Sonnen zu sein vermochten.

„Ja, ich bins.“, lächelte sie, „Ich bin auf der Galactica.“

Man konnte förmlich hören, wie es in Cals Kopf ratterte, wie Überlegungsprozesse in Gang gesetzt und angestrengt wurden und wie Cal unruhig auf und ab zu tiegern begann.

„Wie… wie kommst Du auf… auf die…“, stammelte er und Agatha komplettierte die Frage: „Die Galactica?“

„Ja, genau, wie kommst Du dahin?“

„Oh, Cal, wir waren die ganze Zeit dort.“, sagte Agatha und Cal musste hart schlucken.

Das stimmte doch nicht, er war doch, zusammen mit ihr, auf der Dragonfly gewesen, war doch, zusammen mit ihr, auf dem Zylonenbasisstern gewesen, hatte mit ihr in dem bioneuralen Schleim gelegen und - irgendwas stimmte hier einfach nicht.
 

Auf der Dragonfly war man natürlich in der Lage, den Funkverkehr zwischen Galactica und Captain abzuhören und die Agatha auf dem Sternenflottenschiff schäumte vor Wut.

Natürlich, es war klar.

Man hatte alles einplanen können, man konnte dem willensstärksten Mann, der Cal natürlich nicht so ganz war, einer Gehirnwäsche unterziehen, man konnte die abgebrühteste Geheimdienstagentin seit 007 dazu bringen, für die Gegenseite zu spionieren - man konnte all diese Aktionen durchführen und man käme davon. Nur gegen eine Macht des Universums waren sämtliche Gehirnwäschen, Hypnosetechniken und Programmierungsversuche wirkungslos.

Und damit war keine Atommacht gemeint, kein stärkeres Wesen, kein weltenverschlingender Galactus - nein, die Macht, gegen die all diese Techniken scheiterten, war die Macht der Liebe.
 

Agatha liebte ihren Captain und nicht nur als Mann, sondern auch als Freund - und sie hatte alleine dadurch einen Weg gefunden, Cals Gehirnwäsche zu umgehen und zum wahren Captain vorzudringen.

Was ihr Duplikat auf der Dragonfly natürlich mit wachsendem Ingrimm mitbekam.

Und nein, diese Geschichte wird jetzt nicht davon handeln, dass jeweils die eine Agatha versucht, die andere in Sachen Liebe auszustechen, es wird nicht in einer Nummernrevue unzähliger - Nummern, enden, mit wachsender Zahl an Teilnehmern, ausgefeilt in der Choreografie und/oder anderes.

Aber, Agatha Silverbird, die reale, wird gelegenheit haben, den Captain auf dem Planeten zu sehen und mit ihm zu interagieren.

Aber, der Reihe nach.
 

Der Captain war auf dem Planeten etwas verwirrt und tiegerte immer weiter auf und ab: „Du… du kannst nicht Agatha Silverbird sein, meine Freundin ist auf der Dragonfly und kommandiert gerade die Schlacht - oder, was davon übrig ist. Ich weiß nicht, wer Du bist, aber lass Dir gesagt sein, die Immitation von Agathas Stimme bekommst Du schon sehr gut hin.“

Gut, auch Liebe hilft nicht immer, schon gar nicht, wenn sich der Empfänger dieser Liebe, der sich von der Gehirnwäsche befreien soll, vor dem Ende der Welt wähnt, vor dem Einsturz seines Glaubensgebäudes und vor einfach nur unvorstellbaren Tatsachen.

In diesem Falle gäbe es ja zwei Agathas und von einer Zwillingsschwester war Cal bei Commander Silverbird nichts bekannt.

Er wusste zwar von einer ungefähr ein Jahr älteren Schwester, jene Katrin, der er Severus, Jessika und letztenendes Robin, die drei Schlangen in seinem Terrarium auf der Dragonfly, zu verdanken hatte, aber ein gleichaltriges Mädchen mit der gleichen Stimme, davon war ihm nichts Geläufig.
 

Agatha schüttelte auf der Brücke der Galactica liebevoll den Kopf.

Sie verstand, was im Kopf des Captains vor sich ging - natürlich war es nicht einfach, das, an was man vorher glaubte, als erledigt und abgestempelt anzusehen, und nun einfach etwas Neues zu glauben.

Nicht umsonst dauerten Revulotionen, gerade religiöse, Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte an - und endeten dann meist in langen, blutigen Fehden.

Hier ging es aber um das persönliche Glaubensgebäude Captain Calvin Cats und sie wünschte sich die Betazoidin Deanna Troi herbei, oder eine andere Counselor.

Die Natur der Mission hatte zu ihrem Aufbruch keinen erfordert und doch hätte man nun, just in diesem Moment eine Counselor wirklich verdammt gut brauchen können.

Was würde Deanna jetzt wohl sagen?

„Captain, ich kann verstehen, dass Sie verwirrt sind.“, wäre vielleicht der beste Ansatz, also versuchte sie es auf die Deanna-Masche: „Cal, ich kann verstehen, dass Du verwirrt bist.“
 

Verwirrt? Oh, verwirrt war kein Ausdruck.

Er war wacko. Wacko. So wie in „to lose it" oder „to go crazy". Nuts. Insane. Bonzo. No longer in possession of one’s faculties. Three fries short of a Happy Meal. Oder auf Deutsch: Er war davor auszuflippen oder verrückt werden. Er war irre. Geisteskrank. Kurz davor, durchdrehen., er war nicht mehr im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten. Er hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Cal rollte mit den Augen, er hatte die Sicherheits-temporalaufzeichnung der Zeitschleife im SGC eindeutig zu oft gesehen.

„Verrückt? Oh, glaub mir, wenn Du mir nicht bald erklärst, was hier lost ist, flippe ich aus. Ich flippe aus, das bedeutet, ich werde irre, geisteskrank…“

„Cal, du hast eindeutig die Sicherheitstemporalaufzeichnung der Zeitschleife im SGC zu oft gesehen. Hör auf damit, okay?“, klang Agathas Stimme aus dem Kommunikator.

Okay, das war - zumindest schonmal ein Beweis, dass sie Agatha war. Sie wusste, dass er sich damals diese Aufzeichnung mitgenommen hatte, als er das SGC verließ.

Nun war es dennoch Zeit, ein wenig Argwohn durchblitzen zu lassen: „Woher weißt Du das?“

„Cal, Geliebter, ich habe mir, mit Dir zusammen, die Aufzeichnung ein paar Mal angesehen.“, erklang Agathas samtweiche Stimme aus dem Kommunikator.
 

„Wir verlieren ihn.“, schimpfte Agatha Silverbird auf der Dragonfly und schüttelte über ihr Original den Kopf. Sie war nicht dumm, diese Menschenfrau, aber sie war noch eine Spur heller.

„Gebt mir Scotty.“, sagte sie.
 

Agathas Herz pumpte schneller, als sie merkte, wie sie langsam, aber sicher, das Vertrauen ihres Captains zurückgewann. Sie spürte, wie sie innerlich in eine Hochstimmung ausbrach, die sie jedoch noch nicht zeigen durfte. Es war nicht einfach für Cal, ihr zu glauben, zumal auf der Dragonfly Zylonen herumliefen, die so aussahen wie sie.

Was sie kurz zu der Frage führte, ob dieser Cal nicht vielleicht auch ein Zylone wäre, aber - diese Frage verwarf sie schnell wieder. Es war einfach nicht möglich - okay, es war schon möglich, im Sinne von technisch Möglich und auch kriegstechnisch logisch, aber sie wusste, oder hoffte zumindest, dass dem nicht der Fall war.

Nun aber klang Cals Stimme aus dem Funkgerät und Starbuck nickte ihr zu.

Die Blonde wünschte Agatha nur alles Glück des Weltalls, ihren Freund zurückzugewinnen. Sie wusste, wie es war, wenn man sich in jemanden aus der eigenen Crew verliebt hatte und sie wusste, wie höllisch weh es tun konnte, wenn dieser Jemand nicht erreichbar schien.

Starbuck hatte sich nämlich in Apollo Adama verliebt - was schon einige Zeit her war - und es war immer ein verdammtes Fehltiming zwischen den Beiden.

Erst stand der Tod seines Bruders, in den sich Starbuck zuerst verliebt hatte und für dessen Tod sie sich jahrelang die Verantwortung gab, zwischen ihnen, dann hatte sie sich in Samuel Anders verliebt und die attraktive Anstasia „Dee“ Dualla hatte, obwohl sie damals mit Billy Kakeya zusammen war, ein Auge auf Lee geworfen. Eine Geiselname an Bord der Cloud Nine beendete Dees Dilemma dergestalt, dass Billy erschossen worden war - aber, da war es eigentlich auch schon zu spät gewesen, schließlich hatte sie sich nach X Monaten, in denen sie mit Billy zusammengewesen war, für Apollo entschieden.

Ja, und nun waren sowohl Starbuck, als auch Apollo, verheiratet, sie mit Samuel Anders, er mit Dee - was die beiden jedoch nicht davon abgehalten hatte, auf New Caprica Sex zu haben. Gut, sie waren betrunken gewesen, schlecht gefühlt hatten sie sich dennoch.

Und aus diesem Grunde hoffte Kara ‘Starbuck’ Thrace, dass Agatha Silverbird bei ihrem momentanen Mann ihres Lebens Erfolg haben würde und zu ihm durchkam.
 

Cal blinzelte verwirrt: „Ich wiederhole meine Frage äußerst Ungerne, Miss Agatha, woher kennen Sie meine Präferenzen?“

„Ich kenne Dich, Cal.“, hauchte Agatha aus dem Kommunikator und der Captain war sich sicher, dass ihr gerade dicke Tränen aus den Augenwinkeln kullerten.

Diese wunderschönen, hypnotischen, grasgrünen Augen.

Er schüttelte den Kopf: „Okay, wenn Sie mich kennen, Miss, dann sagen Sie mir doch mal bitte, wo mein Neffe gerade ist?“
 

Agatha lächelte an Bord der Dragonfly und an Bord der Galactica. Diese Frage war wirklich einfach.
 

„Du hast keinen Neffen. Dein Bruder hat sich noch nicht vermehrt.“, lächelte die hübsche Frau an Bord der Galactica unter Tränen.

Sie war sich sicher, dass sie in Bälde zu ihm durchbrach. Es war wirklich nur noch eine Frage der Zeit bis sie ihm in die Augen sehen konnte, diese braunen Augen die…
 

gerade viel zu nah vor ihren Augen auftauchten.
 

An Bord der Galactica war es an Starbuck, verwundert die Augen aufzureißen, als Agatha Silverbird, mitten in ihrer Wiedervereinigungsstimmung verschwand.

Offenbar hatte die Dragonfly die erste Offizierin erfasst und irgendwohin materialisiert.

„Wo ist sie?“, fragte Starbuck daher und Felix warf einen Blick auf seine Konsolen: „So wie es meine Sensoren anzeigen, ist sie…“
 

Der Captain schaute plötzlich in zwei unglaublich schöne, grasgrüne Augen und erschrak ob des plötzlichen Auftauchens ein wenig.

Mit einem lauten Schrei sprang er einige Zentimeter zurück, hatte den Phaser gezückt und - Agatha erkannt.

„Was tust Du hier unten?“, fragte er dann und Agatha schaute ihn an, bevor sie ihm in die Arme fiel.

Cal nahm seine erste Offizierin in die Arme, drückte sie so fest an sich, wie er konnte und merkte, dass sein Kragen nass wurde.

„Agatha?“, fragte er und schaute in ihr Gesicht, das nun wirklich gerötet war und feucht vom Weinen.

„Ich hab mir solche Sorgen um Dich gemacht.“, sagte sie und Cal lächelte sie an, bevor er sie küsste: „Ich bin ja jetzt da.“

„Ja.“, lächelte Agatha, „Jag mir nie wieder einen solchen Schreck ein, ich…“

Sie stockte und schaute Cal an, dessen Gesicht plötzlich eine merkwürdige Leere aufwies und der mit vollkommen starrem Blick in die Ferne schaute.

Dann warf sie einen Blick zu Munroe und Telsia.

Teufel auch, die Zylonen hatten selbst das Hazardteam kopiert.

Dann blinzelte Cal.

„Captain, alles in Ordnung?“, fragte der erste Offizier und der Kommandant der Dragonfly nickte: „Ja, wieso?“

„Du warst gerade etwas weggetreten.“

Munroe und Telsia blinzelten ebenfalls, fanden langsam in die Realität zurück.

„Captain, treten sie bitte zur Seite.“, sagte Telsia und hob das Phaserkompressionsgewehr. Auch Munroe hatte es erhoben und zielte auf Agatha, zumindest solange, bis sich von Cals Waffe ein zorniger, roter Strahl zu Munroes Brust bildete.

Funken stoben, Munroe keuchte auf, ebenso wie Telsia und taumelte zu Boden.

Telsia ging sofort neben ihrem Freund in die Knie und tastete nach dessen Puls. Sie spürte, wie ihre Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen, dann richtete sie sich auf und nahm Ziel.

Sie drückte ab.
 

Die Hitze des Phasergewehres war deutlich zu spüren, auch, obwohl Cal sich vor sie gestellt hatte, dann sah sie, wie der Captain sich versteifte und gegen sie taumelte.

Sie fing ihn auf und hörte dann nur noch einen weiteren Schuss.
 

„Starbuck, ich höre gerade Schüsse. Nur weiß ich nicht, wer auf wen geschossen hat, aber ich vermute, aufgrund der Gesprächslage, dass zuerst Cal auf eine Frau geschossen hat, die vorher sagte, dass er bitte zur Seite treten solle, und dann - nun, dann wurde auf irgendjemanden geschossen und dann nochmal. Ich weiß nur leider nicht, wer auf wen geschossen hat.“, sagte Dualla und warf einen Blick zur Blonden herüber.

Die seufzte.

Na super, es passte ja alles wie die Faust aufs Auge.

Da hatte man endlich einen wichtigen Vorteil gegenüber den Zylonen und schon wurde einem dieser aus den Händen gerissen.

Starbuck wandte sich an Lee: „Sir, was nun? Bleiben wir oder fliehen wir?“

„Wie ist der Zustand unserer System?“, fragte Lee und Dee antwortete schon: „Mittelschwere Schäden, aber nichts, was wirklich ernst wäre.“

„Es sind noch Menschen auf der Galactica, Lee. Dein Vater und natürlich Tigh.“

Der Sohn des Admirals nickte: „Nicht mehr lange. Stell ein Team von Viperpiloten bereit - wir werden jetzt die Dragonfly entern.“
 

An Bord der Colonial One ruhte Baltars Hauptaugenmerk gerade auf den schön-geformten Brüsten Natasis, der Frau, mit der alles angefangen hatte und mit der, da war er sich sicher, auch alles enden würde. Der gute Doktor schien gerade damit beschäftigt, sie auswändig zu lernen, als Six den Kopf hob und ihn anschaute: „Du bist wirklich merkwürdig, Gaius. Die Welt ist am Abgrund, und Dich interessiert nur das Fleischliche.“

„Sagt das Dein Gott nicht immer? Seid Fruchtbar und mehret euch?“, fragte Baltar zurück und Natasi seufzte: „Damit war etwas anderes gemeint.“

Sie richtete sich auf und griff nach ihrem roten Kleidchen, das sie sich schnell überzog.

„Nein, bitte, nicht…“, stammelte Gaius, doch er seufzte geschlagen auf. Mit einer Stimme, die verriet, dass er alles nicht mehr so ganz spannend fände, fragte er: „Was gibt es denn?“

„Ein Experiment ist fürchterlich schief gegangen und unsere Leute werden abgeschlachtet, desweiteren ist die Dragonfly, das Schiff der Fremden, nicht mehr ganz in unserem Besitz und einer unserer Kinder begann, ein anderes Kind zu ermorden.“

„Toll.“, seufzte Gaius, „Was soll Ich daran ändern?“

„Was denkst Du denn, Gaius?“
 

Starbuck hatte das Gefühl, als würde eine große Dampfwalze auf ihrer Brust parken, aber glücklicherweise hielt das Gefühl nicht allzulange an. Nach einigen Millisekunden befand sie sich im freien Weltraum und flog, mit mehreren anderen Vipern im Geschwader, auf das Sternenflottenschiff zu, das nun wie tot im All hing.

„Vorsicht.“, sagte Starbuck über Funk, „nur, weil es keine Aktivitäten zeigt, heißt es noch lange nicht, dass es dort keine Aktivitäten gibt.“

Wie recht sie behalten sollte, würde sich bald herausstellen.

Denn kaum, dass sie einen bestimmten Sektor passiert hatten, jagten plötzlich viperngroße Insekten auf sie zu, graue Färbung, und Phaser, sowie Photonentorpedos spuckend.

Das musste einfach die Hymenopteraklasse sein, von der Agatha gesprochen hatte.

Und gerade legte sich auch noch das größte Feindshuttle mit Karas Viper an - ein Schiff der Hornet-Klasse, ungefähr doppelt solang wie eine Viper und mindestens 4 Mal so gut bewaffnet.

In einem Regen von Phaserstrahlen und Torpedosalven musste Starbuck ein gewagtes Ausweichmanöver angehen. Dazu stellte sie ihre Viper im Neunzig Gradwinkel zu ihrer bisherigen Flugrichtung auf und schoss dann nach oben davon, von der Hornet verfolgt. Nun vollführte Karas Viper eine unglaublich kunstvolle Piruette um sich selbst, brachte sich auf relative Nullgeschwindigkeit und jagte dann, wie der Teufel, im 180 Gradwinkel wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war - vorbei an der Hornet und eine Salve in die verwundbarste Stelle des Feindshuttles jagend.
 

Der Fremde war, währenddessen, ein gutes Stück weiter. Er hatte geschickt jeden Winkel der Basis ausnutzen können und musste sein Maschinengewehr nicht einmal bemühen, weswegen er immer noch 32 Schuss und eine stetig besser werdende Laune hatte.

‘Das wird doch heute nicht etwa doch noch zu meinem Glückstag?’, dachte er sich und ging weiter.

Das man mit solchen Gedanken vorsichtig sein sollte, ist allgemein bekannt - so auch hier.

Denn just in dem Moment, in dem er dachte, dass es nur besser werden könne, öffnete sich ein Schott und eine attraktive Frau trat heraus, eine Sixeinheit, dessen Blick er sich nicht mehr entziehen konnte. Schnell war er bei ihr, drückte ihr die Hand auf den Mund und sie zurück in die Kabine. „Sein Sie ruhig, dann leben Sie länger.“, zischte er ihr noch zu und schloss das Schott - und in dem Moment heulte ein Alarm los.
 

Bill Adama und Saul Tigh saßen auf je einem Bett, die Asiatin wurde gerade von einigen Zenturionen hereingeführt, als erneut vier Zenturionen den Zellentrakt betraten und eine bewusstlose Rothaarige und einen regungslosen Mann in eine weitere Zelle verfrachteten.

„Saul, schau dir das an.“, sagte Bill, stand auf und ging zum Kraftfeld.

„Okay, das rehabilitiert ihn wohl.“, lächelte Saul.
 

Cal spürte, halbbewusst, die angenehme Wärme der Frau, die er liebte, vor seinem Körper und er kuschelte sich enger an sie.

Seine Linke legte sich um die Taillie Agathas, seine Rechte diente dazu, den rothaarigen Kopf zu stützen.

Er lächelte verträumt, als er an die schönen Zeiten dachte, die er, zusammen mit ihr an diversen Orten verbracht hatte - in der Berghütte, die den Silverbirds gehörte, wo sie Weihnachten gefeiert hatten und danach von einer Lawine eingeschlossen wurden, auf Risa, ja, er war auch mit Agatha auf Risa gewesen, diesmal jedoch völlig ohne Komplikationen - und doch kamen auch bittersüße Erinnerungen auf, wie damals, als sie im Straflager der Scribe-de-ianer eingesessen hatten und sie beide vor Erschöpfung kaum noch arbeiten konnten. Gina hatte für sie eingestanden und Te’exwe Ni’lopo hatte sie zunächst mal säubern und dann in ein Gästequartier stecken lassen, wo sie dann wirklich nebeneinander, todmüde, eingeschlafen waren.

Er erinnerte sich an den Kongress, die Friedenskonferenz zwischen Romulus und Remus, die auf Ret’Tang, einer romulanischen Kolonie, stattgefunden hatte und die darin endete, dass die Borg die Konferenz sabotieren und Agatha assimilieren wollten. Ersteres gelang ihnen, zweiteres nur partiell.

Doch dank der diversen Erfahrungen in der De-Assimiliation, durch die Erfahrungen mit Jean Luc Picard und Annika Hanson, war die De-assimilation Agathas ein Klacks gewesen, der übrigens dazu führte, dass sich sowohl Picard, als auch Seven, regelmäßig mit Agatha unterhielten.

Auch nach der De-Assimilierungsprozedur hatte er neben ihr gelegen, sie im Arm haltend, sie betrachtend, obwohl man ihm gesagt hatte, dass es ein Risiko war.

Schließlich bestand die Möglichkeit, dass Agatha immer noch einige Nanosonden im Blut hatte und dann war das Risiko gegeben, dass sie versuchen würde, den Captain zu assimilieren.

Cal hatte es für Blödsinn gehalten - hätte er mal auf die entsprechenden Stellen gehört, denn Agatha war tatsächlich nicht komplett De-Assimiliert worden und hatte versucht, ihn dem Kollektiv zuzufügen.

Und tatsächlich hatte sie es nicht nur versucht, sondern auch geschafft, jedoch wurden sie danach von einem Ärzteteam, das in seiner Besetzung einmalig war, erneut de-assimiliert. Seven und Picard wurden als Berater hinzugezogen - und das Ärzteteam, bestehend aus Gina Intrupper, Julian Bashir, Beverly Crusher und dem MHN waren in dieser Sitzung erfolgreich.

Anschließend gab es unzählige Counselorsitzungen, bei Deanna Troi, Ezri Dax, Tea Onze und Jean Luc Picard, sowie Seven Of Nine.

Doch, so sehr man es auch versuchte, eine bestimmte Verbindung konnte man seit dem Tage einfach nicht mehr lösen, und, wenn man ehrlich war, wollten das weder die Experten, noch die beiden Betroffenen selbst.

Die Verbindung, oder vielmehr das Band der Liebe. Ja, an diesem Tag hatte sich Cal endgültig und rettungslos in seine erste Offizierin verliebt, an dem Tag, als die beide aufgewacht waren, festgestellt hatten, dass der Satz ‘Wiederstand ist zwecklos’ nicht mehr auf Platz eins ihrer Rangordnung stand, an dem Tag, als Agatha Cal gefragt hatte, warum er nicht auf die Ärzte gehört habe und sich vertauensseelig so nah zu ihr begeben hatte, obwohl sie potentiell gefährlich war.

Cal hatte sie angesehen und gelächelt: „Musst Du mich das wirklich fragen? Kannst Du es Dir nicht denken? Ich dachte mir halt, wenn ich schon von einem Borg assimiliert werden muss, kann es doch auch gleich die Frau sein, die ich…“

Der Captain war errötet und hatte sich dann abgewandt: „Ich meine natürlich, ich bin davon ausgegangen, dass Du in der Lage warst, die Nanosonden zu besiegen. Du kennst mich, ich denk bei sowas nie nach - das nennt man den Cat-Faktor.“
 

Ja, an diese Situationen erinnerte Cal sich und spürte plötzlich, wie er das volle Bewusstsein wiedererlangte.

Er befand sich in einer Arrestzelle - und zwar einer Arrestzelle an Bord der Dragonfly.

Schnell schüttelte er seine erste Offizierin an den Schultern: „Agatha, komm zu dir.“

Sie stöhnte kurz, schlug dann die Augen auf und richtete sich auf.

„Sag mal, hast Du dich ernsthaft vor mich geworfen? Drehst Du jetzt völlig durch?“, fragte sie grinsend und half Cal hoch, „Wo sind wir denn hier? In irgendeiner drittklassigen Fanfiction?“

Der Captain rollte mit den Augen: „Ich dachte, Du würdest vielleicht eine Chance bekommen, zu fliehen!“

„Hätte ich auch gehabt, wenn diese blöde zylonische Schlampe…“

Cal schaute sie an: „Was?“

„Was?“, fragte Agatha zurück.

„Na, du hast gerade was von einer zylonischen Schlampe gesagt. Wer soll das sein? Die Asiatin hat doch gar nicht gefeuert?“

„Nein, aber - ach, das weißt du ja noch nicht. Also, die Crew, die hier an Bord ist, besteht aus Zylonen.“, sagte Agatha und lehnte sich an die Wand.

Cal schaute sie an: „Sag mal, Du hast nicht rein zufällig an der Schnapsflasche genippt, als ich auf dem Schlachtfeld war, oder?

Agatha rollte mit den Augen: „Ich weiß, das glaubst Du mir noch nicht, aber, warte mal ab.“

„Genau, warte mal ab.“, erklang ihre Stimme erneut im Raum und nahm ihren Ursprung hinter Cal.

Cal drehte sich um und schaute verblüfft auf eine zweite Agatha.

„Ahm, Du bist hier?“, fragte er und schaute zu der Agatha in der Zelle, „Und hier bist Du auch. Was, äh…“

Er schaute an Agatha vorbei zu Adama, der ihm verständnisvoll zunickte.

„Was ist hier los?“, fragte er und trat näher an der Kraftfeld heran.
 

„Das kann ich Dir erklären.“, sagte eine andere, angenehm vibrierende Stimme und Cal seufzte tief auf: „Bitte, nicht Du schon wieder.“

„Oh, sind wir beim Du angekommen?“, fragte Natasi Godefrey und schaute Cal belustigt an, der etwas belämmert zwischen zwei Agatha Silverbirds stand.
 

Mit einem lauten Krachen sprang der Fremde durch eine Glasscheibe, riss sein Gewehr hoch und feuerte auf zwei, sich nähernde, Zylonenzenturione. Die Kugeln sirrten als Querschläger davon und der Fremde fluchte.

Erst recht, als er merkte, dass er keine Munition mehr hatte.

‘Verdammt’, schoss es ihm durch den Kopf, ‘So weit bin ich nun gekommen und es lief alles so perfekt - und jetzt…“

In dem Moment war eine in Militäruniform gewandte Eight bei ihm und trat ihm mit voller Wucht gegen das Kinn.

Sterne sehend, ging er in die Knie, aber er rappelte sich wieder auf und warf sich, den Kopf zum Rammen nach vorne gerichtet, wie ein Stier, oder ein Pachycephalosaurus, gegen die Eight und erwischte sie in der Magengrube. Benommen ging die Asiatin zu Boden und der Fremde musste einem weiteren Schlag einer Six-Einheit ausweichen, was er aber schaffte.

Hier war wirklich nichts mehr zu Erben.

Viel Feind, viel Ehr’, wie man so schön sagte.

Doch, wenn der Feind in der Übermacht ist, sollte man es besser mit diesem Sprichwort halten: „Nur der Feigling sucht sein Heil in der Flucht, manchmal ist es aber ganz gut, ein Feigling zu sein.“
 

Genau das dachte sich der Fremde auch, warf sich aus der Trittbahn der schwarzhaarigen Six und sah zu, dass er Land gewann.

Im Laufen schnappte er sich noch eine kleine Handfeuerwaffe, die ihm zwar nicht gegen eine ganze Armee, wohl aber, gegen einen, oder zwei, auf Faustkämpfe ausseienden Five vom Hals halten konnte.
 

Über dem Planeten, auf dem die Thyliumschürfaktion laufen sollte, lieferten sich Bees, Wasps, Hornets und Vipers ein Gefecht.

Fast unaufhörlich spuckten die Vipers Maschinengewehrsalven auf die, mit Schutzschilden ausgestatteten, Hymenopterashuttles, aber die Unfähigkeit durch die Schilde zu kommen, machten die Viperpiloten mit Ausdauer wett.

Starbuck fand sich gerade in einem Gefecht mit einer Wasp wieder, die sie um die Dragonfly herumjagte.

„Na los doch, fang mich schon, fang mich schon.“, lächelte die Pilotin, riss dann den Steuerknüppel hoch, sodass die Viper nach unten auf die Aussenhülle der Dragonfly zuraste und zog erst im letzten Moment wieder hoch.

Den letzten Moment erkannte sie an einem Aufkleber, den irgendein Scherzkeks auf die Mittelachse geklebt hatte: „Wenn Sie dies lesen können, meinen Sie nicht, dass Sie ein WENIG zu nahe dran sein könnten?“

Starbuck hatte dem unbekannten Verfasser recht gegeben und die Viper hochgezogen, die Wasp jedoch raste in das Sternenflottenschiff hinein und detonierte.
 

Cal verlor fast den Halt, als das Schiff erbebte und wandte sich an Agatha 2, wie er beschlossen hatte, die hübsche Frau vor der Arrestzelle zu nennen, und Natasi: „Was ist da los?“

„Wir werden angegriffen.“, sagte Natasi und Cal seufzte: „Dann würde ich mal versuchen, den Angriff abzu…“

Er stockte, als er einen Tritt in den Hintern spürte.

„… wenden.“, komplettierte Cal den Satz und verspürte einen weiteren Tritt.

Mit einem genervten Seufzen drehte er sich um: „Agatha, mir fallen keine Diamanten aus dem Arsch, nur weil du reintrittst!“

Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinen ‘Gastgebern’ zu: „Nun, ich würde ja gerne selbst, aber - nun, wie der Zufall es so will, haben mich zwei durchgeknallte Roboterladies hinter Gitter gesetzt.“

Agatha 2 lächelte: „Natürlich, ich bin auf der Brücke.“

Natasi schaute ihr hinterher und schüttelte dann den Kopf: „Auf bald, mon capitain.“

Cal seufzte: „Jetzt spricht die auch noch französisch.“

Er drehte sich um, als die beiden Frauen gegangen waren und schaute seinen richtigen, ersten Offizier an: „Was ist denn?“

„Das könnte eine groß-angelegte Aktion sein, die Dragonfly zu übernehmen. Und Du willst, dass die sich wehren?“, fragte Agatha und Cal musste zugeben, dass die Frage nicht einer gewissen Logik entbehrte.
 

Die Frau, die bewusstlos am Boden lag, war hübsch, hatte braune Haare und asiatische Gesichtszüge.

Sie kam dem Fremden bekannt vor, hatte jedoch den Fehler gemacht, sich ihm entgegen stellen zu wollen.

Obwohl er normalerweise nicht so reagierte, und seine Haltung eher eine friedliebende war, ließ die Situation, in der er sich befand, keine solch friedliebende Haltung zu.

Er war ihren Schlägen ausgewichen und hatte ihr den Griff der Waffe auf den Kopf geschlagen, worauf sie einen leisen Schmerzlaut ausgestoßen hatte und zu Boden gegangen war.

Direkt vor ihm befand sich eine weitere Schleusentür und wenn der Fremde Glück hatte - und das momentane Hochgefühl, dass sich in ihm breit machte, bestätigte ihn in dieser Vermutung - war er fast am Ende des Labyrinthes angekommen. Bald, bald würde er die Tür aufmachen und bald würde er aus dem Komplex entflohen sein.

HA!

Das war fast zu einfach.

Schnellen Schrittes war er bei der Schleusentür angelangt, ergriff die Klinke…

„Fast zu einfach, fast zu einfach, fast zu einfach“, erklang es mahnend in seinem Kopf.

Zog…

„Fast zu einfach!“, insistierte sein Innerstes.

Und öffnete sie.

„Peng, Du bist tot.“, erklang es in seinem Inneren.

Und er war es.

Direkt vor ihm stand, in ein Nichts aus Flecktarn gekleidet, die hübsche Blonde, die er schon mehrfach getötet oder zumindest betäubt hatte.

Eine Sixeinheit.

Und sie hatte ein Maschinengewehr in der Hand - und der Lauf deutete genau auf seine Brust.



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