Consequences...
Hm...
Ich dachte mir mal, dass dieses Thema doch noch etwas mehr mehr Stoff bietet. Und so habe ich mich entschlossen, ein Sequel zu schreiben. S is seltsamerweise wieder ein OneShot geworden, obwohl die mir sonst überhaupt nicht liegen...
Na ja...
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Venka
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Consequences...
»Enzan-san?«, ertönte die Stimme aus Richtung des roten PET, welches der Navi zur Zeit bewohnte.
Der Weißhaarige antwortete nicht sofort. „Ja?“, gab er schließlich mit matt klingender Stimme zurück.
»Denkst du, Netto-kun wird...«
Enzan zuckte mit den Schultern, wandte seinen Blick aber nicht von dem Fenster, durch das er nach draußen starrte, ab. „Ich weiß es nicht... – Aber ich hoffe sehr, dass er wieder gesund wird...“, murmelte er, bevor er dann mit der Faust so hart auf den Tisch schlug, dass selbst das PET in seiner stabilen Halterung ins Wanken geriet. „Verdammt! – Wieso konnte ich es nicht verhindern? – Wieso war ich nicht bei ihm?“
Rockman ignorierte es geflissentlich. Schließlich waren solche Ausbrüche seitens des Jungen vor ihm in den letzten Tagen öfter vorgekommen und so wusste er auch, wie er damit umzugehen hatte. »Enzan!«
„Ich hätte ahnen müssen, was in Blues Schädel vor sich geht! Schließlich habe ich ihn dazu ja auch noch förmlich herausgefordert! – Warum habe ich nicht eher mit Netto gesprochen? Vielleicht wäre er dann bei mir gewesen und nicht allein bei sich zu hause!“
»Enzan! – Enzan hör auf! Das bringt doch nichts! – Wenn hier jemanden die Schuld trifft, dann mich! Ich bin sein Navi und auch ich war nicht bei ihm!«
Aber der Weißhaarige schien die Worte des blauen Navis nicht zu hören. Er war vollkommen in seiner eigenen kleinen Welt gefangen. „Wieso Rockman, wieso? – Wieso muss ein anderer für meinen Fehler büßen? – Mich hätte es treffen müssen, ich hätte es als Sühne dafür, dass ich ihn an die Finsternis verkauft habe, gern ertragen, aber nicht... - ...nicht Netto...“
Die letzten Worte des jungen Vizepräsidenten verloren sich beinahe in den immer stärker werdenden Schluchzern.
Rockman schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Erstens schien ihn Enzan nicht hören zu wollen und zweitens wusste er ja selbst mit seinen Schuldgefühlen nicht wohin.
Zwei Wochen war es jetzt her, dass DarkBlues Netto einen leider unvergesslichen Besuch abgestattet hatte und noch immer war der Brünette nicht aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht, in der Enzan und Rockman ihn gefunden hatten. Was der Darkloid genau angestellt hatte wussten nur er und sein Opfer, doch Netto lag in einer Art Koma und sein Angreifer war nicht auffindbar.
Tatsache war nur, dass er im Haus der Hikaris gewesen war, um herauszufinden, was Enzan an dem Kleineren so anziehend fand. Sehr zum Leidwesen von Netto hatte er es dann auch erfahren.
Enzan selbst kam zu spät um Schlimmeres zu verhindern und beim Anblick seines misshandelten Geliebten war der junge Vizepräsident zusammengebrochen.
Nettos Eltern hatten beide Jungen dann nur wenig später im Zimmer ihres Sohnes gefunden. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus hatten sie versucht, aus Enzan herauszubekommen, was passiert war und dennoch dauerte es eine Weile, ehe der Weißhaarige mit der Sprache rausgerückt war.
Rockman, dessen PET während der ganzen Zeit noch immer auf stumm geschaltet war, erfuhr so auch erst später, was mit seinem Zwillingsbruder passiert war und begann ebenfalls sich Vorwürfe zu machen, weil er seinen Operator allein gelassen und sich stattdessen auf dessen Bitte hin bei Enzan aufgehalten hatte.
Da in dem Trakt des Krankenhauses, in dem Netto jetzt lag, keine PET gestattet waren, befand sich Nettos Zwillingsbruder nun noch immer in der Obhut des Weißhaarigen, der seinerseits Hausarrest im Hause der Hikaris hatte, damit keiner von Beiden allein war oder an die Durchführung einer Verzweiflungstat denken konnte.
Aber Enzan fand keine Ruhe. Mit der Gewissheit, dass sein ehemaliger Navi jederzeit in seiner oder Nettos Nähe auftauchen konnte, wenn es ihm in den Kram passte, kombiniert mit der Tatsache, dass der Brünette nicht aufwachte, wurde das Leben mit jedem Tag mehr zur Qual. Es fehlte eigentlich nur noch, dass der Darkloid Rockman als nächstes vernaschte, nur weil der seinem Zwillingsbruder so ähnlich sah.
Womöglich hatte DarkBlues sogar noch Gefallen an der Sache gefunden und wartete nur darauf, sich das nächste Opfer zu holen. Die Vorstellung ließ Enzan erschaudern. Mit jedem Tag, der verging, entdeckte er neue grausame Seiten an seinem ehemaligen Navi und diese hatten wohl anscheinend all die Jahre tief in seinem Inneren geschlafen. Das YinYan-Symbol, was Blues Brust geschmückt hatte, bekam angesichts dieser Tatsache eine ganz andere Bedeutung.
»Enzan-san? Worüber denkst du nach?«, wollte Rockman von dem Weißhaarigen wissen. Er schien sich nach seinem Fastzusammenbruch von gerade eben wieder beruhigt zu haben und sah jetzt erneut mit versteinertem Blick aus dem Fenster. Rockman kannte ihn lange genug um zu wissen, dass er diesen Blick nur aufsetzte, wenn er nachdachte oder wenn er jemanden ignorieren wollte. Aus diesem Grund dauerte es eine Weile, bis Enzan auf die ihm gestellte Frage antwortete.
„Rockman... – Was würdest du tun, wenn du ihm jetzt gegenüberstehen würdest?“
»Ich...«, begann der Gefragte, bevor er durchatmete und dann weiter sprach. »Ich glaube nicht, dass ich mich in dieser Situation kontrollieren könnte. Ich hasse ihn! Er hat Netto-kun missbraucht! Wahrscheinlich würde ich ihn herausfordern nur um dann doch gegen ihn zu verlieren.«
„Warum hasst du ihn und nicht mich? – Ich bin Schuld an der Sache... – Ich habe ihm gesagt, er solle selbst herausfinden, was mir an Netto so gefällt und ich war es auch, der ihn zu dem gemacht hat, was er jetzt ist...“
Der Navi lächelte schwach. »Meinst du ich sehe nicht, wie sehr du dich selbst hasst und dir Vorwürfe machst? Wird es denn besser, wenn ich dich auch noch hasse und verachte?«
Enzan schüttelte den Kopf. „Nein... – Wahrscheinlich nicht...“, gab er zurück, als im selben Moment das Telefon klingelte. Er hörte wie Haruka unten abnahm und sich ein paar Minuten lang mit jemandem unterhielt, bevor sie die Treppe hochkam und an die Tür des Gästezimmers klopfte.
„Enzan?“
„Ja, Haruka-san?“
„Das Krankenhaus hat angerufen.“
Der Weißhaarige wurde aschfahl. „Ist... – Ist etwas mit Netto?“
Ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht der braunhaarigen Frau. „Der Arzt sagt, dass er eigentlich soweit wieder in Ordnung ist, dass er aufwachen müsste. Laut seinen Aussagen ist es zwar unmöglich aber es wirkt zur Zeit, als würde ihn etwas in dieser Bewusstlosigkeit festhalten, das ihm nicht erlaubt, aufzuwachen. – Enzan! Was hat dieser durchgedrehte Navi mit meinem Jungen gemacht?“, wollte sie wissen, ohne darauf zu achten, dass eben jener durchgedrehte Navi einmal Enzans Vertrauter und bester Freund gewesen war.
Der Gefragte drehte den Kopf beiseite und senkte seinen Blick in Richtung Boden. „Ich weiß es nicht. Als Rockman und ich hier ankamen, war es zu spät, wir konnten nichts mehr tun...“
„Ich verstehe... – Ich fahre jetzt ins Krankenhaus. – Möchtest du mitkommen?“
„Nein... – Ich bleibe hier. Vielleicht können Rockman und ich etwas herausfinden, was uns aufzeigt, was mit Netto los ist.“
Haruka nickte, bevor sie aus dem Zimmer verschwand und die Treppe wieder hinunter ging.
Enzan knirschte mit den Zähnen. „Jetzt bist du endgültig zu weit gegangen!“, knurrte er.
»Enzan-san?«, wandte sich Rockman neugierig an den Jungen. »Weißt du etwa doch, was er gemacht hat und willst es Mama nur nicht sagen?«
„Nein... – Aber ich finde heraus, was er angestellt hat! Und wenn ich es aus ihm herausprügeln muss!“
Der blaue Navi nickte enthusiastisch. »Ich helfe dir!«
Dieser Entschluss war jetzt genau 5 Tage alt.
Noch immer war bei dem Brünetten keine Besserung eingetreten und Enzan begann langsam daran zu verzweifeln, seinen Geliebten so zu sehen. Zu gern wollte er ihm helfen, aber wenn der Arzt mit seiner Vermutung richtig lag, dann war die Lösung des Problems bei Blues zu suchen und der war seit jener Nacht wie vom Erdboden verschluckt.
Der Weißhaarige wusste, dass es sich sein ehemaliger Navi nicht nehmen lassen würde, ihn für seine Hilflosigkeit in dieser Situation zu verhöhnen und eigentlich war es ein Wunder, dass er es noch nicht getan hatte. Normalerweise verlor er nie viel Zeit, wenn er die Chance hatte, seinen ehemaligen Operator zu verletzen oder seelisch noch weiter runter zu ziehen. Er war das blanke Gegenteil von seinem früheren ich, was die Gedanken des Jungen wieder auf das YinYan-Symbol brachten. Blues und DarkBlues; Licht und Schatten.
Um seiner Abwesenheit Abhilfe zu schaffen, hatten Enzan und Rockman daher beschlossen, ihn anzulocken.
Alles, was man dazu brauchte, war ein abgelegener Platz, eine Dimensional Area, die etwas Bewegungsspielraum bot und das rote PET sowie die darin eingebaute Ruffunktion, die den sich normalerweise darin befindenden Navi anpeilte und ihm mitteilte, dass der Operator etwas von ihm wollte. Die digitale Leine, wie es die Darkloids auszudrücken beliebten.
Dass das auch noch bei DarkBlues funktionierte, hatte man schon mehrfach feststellen dürfen, denn entweder hatte er das PET auf dieser Frequenz angepeilt oder Enzan hatte Rockman beziehungsweise Laikas Searchman angepeilt und damit unbeabsichtigt den Teufel in Person gerufen.
Jetzt aber sollte es dazu dienen, den gesuchten Navi dahin zu bekommen, wo Enzan ihn hinhaben wollte.
Die Dimensional Area baute sich auf, der Junge platzierte das rote PET auf einen Mauerrest und schaltete dann die Ruffunktion an, bevor er sich aus dem Sichtfeld zurückzog.
»Meinst du, es klappt?«, wollte Rockman aus Richtung seines PETs, in dem er sich jetzt wieder befand, wissen.
Enzan biss sich auf die Lippe. „Das werden wir gleich sehen...“
Nur wenige Minuten nachdem der junge Vizepräsident die Anfrage an seinen ehemaligen Navi gestartet hatte, bildete sich innerhalb der bunt leuchtenden Kuppel ein Wirbel aus Pixeln, aus dem sich gleich darauf eine schlanke Gestalt mit ungebändigten, langen grauen Haaren befreite. Die Sonne spiegelte sich in dem blutroten Visor, der die Augen des Navis verdeckte, während sich dieser suchend umsah.
Es dauerte auch nicht lang und er hatte das rote PET auf der Mauer entdeckt. „Enzan...“, murmelte er und in diesem Moment klang es weder hasserfüllt noch wütend. Vielmehr hatte die Stimme einen nachdenklichen Tonfall, als frage er sich, was sein alter Operator von ihm wollte, wenn er ihn schon so offenkundig rief.
Er ging auf den Mauerrest zu, blieb dann davor stehen und nahm das kleine Gerät, welches einmal seine Heimat gewesen war, in die Hand. Nachdenklich betrachtete er es und er konnte es sich nicht erklären, warum ihm der Anblick der kleinen Maschine einen Stich im Herzen versetzte. Schließlich war er doch froh, aus der Knechtschaft durch die Menschen heraus zu sein. Er war frei, hatte genug Macht um alles und jeden um ihn herum zu zerstören, konnte mittlerweile sogar kleinere Dimensional Areas kontrollieren und niemand würde ihm jemals wieder Vorschriften machen. Eigentlich müsste er sich vollkommen fühlen, aber irgendetwas fehlte. Leider konnte er sich diese Frage nicht selbst beantworten.
„Ich wusste, dass du kommst...“
DarkBlues sah nicht von dem PET in seiner Hand auf, als er die Stimme schräg vor sich hörte. „Was willst du, Enzan?“
„Das weißt du ganz genau.“, gab der Junge ruhig zurück. „Du hast mir etwas genommen, was mir sehr lieb und teuer ist und das hätte ich gern zurück.“
„Man bekommt im Leben aber nicht immer, was man haben will. Das solltest du eigentlich wissen...“, war die ruhig klingende Antwort, während er nun doch seinen Gegenüber fixierte.
Enzan verengte seine Augen. „Wenn du es mir freiwillig nicht geben willst, dann werde ich es mir eben von dir holen müssen! – Rockman?“
Mit gezogenem Buster tauchte der blaue Navi schräg hinter dem Darkloid auf. „Ich bin bereit, Enzan!“, sagte er knapp.
Angesichts seiner beiden Gegner brach Darkloid in schallendes Gelächter aus. „Das ist doch ein Witz! – Ihr zwei gegen mich? Ich bitte euch... – Das wird doch nie was!“
„Das werden wir ja sehen!“, gab Rockman knurrig zurück.
DarkBlues wandte seinen Kopf dem blauen Navi zu. „Denk doch mal logisch, Blaukäppchen... – Für deinen Spielzeug-Buster bin ich zu schnell, für dein Schwert zu stark...“, sagte er langsam. „Was also glaubst du, hindert mich daran, meinem Ex-NetOp vor deinen Augen die Kehle durchzuschneiden?“
Rockman durchzuckte ein Schauer. „Das würdest selbst du nicht wagen!“
Ein dreckiges Grinsen erschien auf den Lippen des roten Navis und seine Augen glühten hinter dem Visor kurz auf. „Oh darauf würde ich an deiner Stelle keine Wette abschließen. Die könntest du nämlich ganz schnell verlieren. Du hast doch gesehen, was ich mit deinem NetOp gemacht habe...“
Der letzte Satz war jedoch einer zu viel. Rockman schrie auf, wechselte von Buster zu Cyberschwert und sprang den dunklen Navi ohne zu zögern an. Die Wut in ihm ließ ihn alles um sich herum vergessen, vor allem aber dachte er nicht daran, dass er seinem Gegner ohne Unterstützung eines Operators keinesfalls gewachsen sein würde.
Krachend und funkensprühend trafen die Klingen der beiden Schwerter aufeinander und es kostete den Darkloid kaum Mühe, seinen hitzköpfigen Angreifer seitlich von sich wegzuschleudern. Aufkeuchend landete der blaue Navi ein Stück neben Enzan, rappelte sich aber rasch wieder auf.
„E... – Enzan...“
Der Weißhaarige biss sich auf die Lippe. „Ich weiß... – Er ist stark. Aber er ist nicht unbesiegbar!“
Ein erneutes Auflachen war die Antwort. „Große Worte für jemanden, der sich nicht einmal selbst verteidigen kann...“, spottete DarkBlues, bevor er kurz verschwand und nur den Bruchteil einer Sekunde später in minimalem Abstand direkt vor Enzan wieder auftauchte.
Im nächsten Moment schlug er mit der jetzt wieder freien Hand zu und der Weißhaarige wurde unsanft auf die Wiese geschleudert. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete er sich halb auf und wischte sich dann das Blut aus dem Mundwinkel. Spätestens jetzt war klar, dass es der Darkloid dieses Mal bitter ernst meinte und dass er bis zum Äußersten gehen würde. In diesem Kampf ging es um Leben und Tod.
„Enzan!“, hörte er Rockman geschockt rufen, doch ungeachtet dessen kam der rote Navi bereits wieder auf den am Boden liegenden Jungen zu.
„Nun? Immer noch der Meinung, es war eine gute Idee, mich herzurufen, Enzan->sama<?“, wollte er mit abfälliger Betonung auf dem Wort sama wissen, während er den Jungen am Kragen packte und mühelos hochhob. „Winsle um Gnade...“, zischte er. „Dann lasse ich dir vielleicht dein mickriges Leben!“
Enzan verengte seine Augen. „Gerade du müsstest wissen, dass ich das niemals tun werde! – Schon gar nicht vor dir!“
„Dickköpfig wie immer, was? – Aber das wird dir jetzt nicht helfen!“, sagte der Navi und transformierte seine Hand erneut in ein Schwert. „Sag auf Wiedersehen...“
Mit diesen Worten ließ er den Jungen wieder zu Boden fallen, warf das nun leere PET vor ihn ins Gras und erhob das Schwert; bereit, seinen alten Operator ohne zu zögern zu erschlagen.
Rockman riss seine Augen auf, als er die Szene beobachtete. War er wieder nur dazu verdammt zuzusehen? Das durfte nicht sein. Er wollte Enzan beschützen, doch gegen die unheimliche Macht des Darkloids konnte er nichts ausrichten. Ein Navi ohne seinen Operator konnte gegen Blues in seiner dunklen Form nichts ausrichten. Es war ja schon mit Op fast unmöglich, gegen ihn zu bestehen. Diese Erkenntnis trieb ihm die Tränen in die Augen und er schrie seine Verzweiflung förmlich heraus. „ENZAN! PASS AUF!!!“
Was dann kam entzog sich dem Verständnis der drei in der Dimensional Area Versammelten.
Das rote PET glühte auf, ebenso auch wie Rockmans blaues PET, welches Enzan noch immer mit sich herumtrug. Der vor dem Jungen stehende Darkloid ließ sich davon allerdings nicht ablenken sondern ließ das Schwert in einem atemberaubenden Tempo herunterschnellen.
Die Klinge jedoch verfehlte ihr Ziel und bohrte sich in die Wiese.
Mit geweiteten Augen kniete Enzan im Gras und starrte auf die Klinge, mit der sein ehemaliger Navi soeben sein Leben hatte beenden wollen. Es war ihm schleierhaft, wie er es geschafft hatte, dem tödlichen Schlag unversehrt zu entgehen.
»Enzan! Bist du OK?«
Irritiert sah sich der Weißhaarige um und auch sein ehemaliger Navi blickte ihn auch nicht gerade intelligent an. Noch dazu schien Rockmans Stimme direkt aus seinem Kopf zu kommen.
„Rockman, wo bist du?“
»Schau dich an, dann weißt du es...«
Enzan hob skeptisch eine Augenbraue bevor er an sich herunterblickte und erstarrte. „Cross-Fusion? – Aber das...“
»Kümmer dich jetzt nicht darum! Du weißt, dass wir keine andere Wahl haben! – Du musst gegen ihn kämpfen! Ich schaffe ihn nicht allein!«
„OK!“, gab Enzan zurück, bevor er sich aufrichtete und sich dann, eingehüllt von der Crossfusion mit Rockman, kampfbereit vor seinen ehemaligen Navi stellte.
DarkBlues verbiss sich ein Auflachen. „Ach Gottchen, welch Verzweiflungstat... – Was soll das denn werden? – Cross-Fusion mit einem Navi, den du kaum kennst und von dem du nicht einmal weißt, wie sein Kampfverhalten ist. – Und das alles gegen mich? – Oh bitte...“
„Wenn du dir so sicher bist, dass du uns schlägst, warum greifst du dann nicht an?“
»Vorsicht, Enzan! Reiz ihn nicht!«, warnte Rockman, doch der Weißhaarige schien ihn nicht hören zu wollen.
„Na? – Was ist?“, forderte er noch einmal.
„Wie ihr wollt... – Aber bedenkt bitte, dass die Vereinigung zweier Schwächlinge immer nur einen noch größeren Schwächling hervorbringen kann! Und das werde ich euch jetzt gleich beweisen!“ Damit nahm er das Schwert in den Anschlag und schoss auf seinen augenscheinlich unterlegenen Kontrahenten zu.
Schwer atmend ging Enzan hinter einer Mauer in Deckung. Offenbar hatte der ihn suchende Darkloid noch nicht mitbekommen, wo er sich versteckt hielt und somit konnte er kurz verschnaufen.
Etwa eine Viertelstunde dauerte die Auseinandersetzung mit dem Navi schon und so etwas wie Müdigkeit oder Kraftverlust kannte er nicht. Enzans und Rockmans gemeinsamer Körper war übersät mit Schnittwunden, blauen Flecken und ähnlichen Verletzungen. Der Kampf gegen DarkBlues war kein Zuckerschlecken und der dunkle Navi schien mit jeder Minute, die verstrich, stärker zu werden.
„Verdammt...“, knurrte der Weißhaarige, während er sich die schmerzende Schulter rieb. „So kriegen wir den nie klein. Er landet einen Treffer nach dem anderen und wir können absolut nichts gegen ihn ausrichten...“
»Er ist viel zu schnell, als dass wir ihn mit dem Buster erwischen können.«, bestätigte Rockman. »Und im Zweikampf ist er uns kräftemäßig haushoch überlegen. Aber wenn wir ihn nicht besiegen können, wird Netto-kun für immer...«
„Ein direkter Angriff bringt uns auch nicht weiter. Wir müssen ihn austricksen. Wir haben nur eine Chance ihn zu besiegen, wenn wir ihn in einem unbedachten Moment erwischen.“
»Schön und gut, aber wie willst du das anstellen? Er liest in unseren Bewegungen wie in einem offenen Buch.«
Enzan antwortete nicht. Statt dessen erhob er sich und ging dann um die Ecke der kleinen Mauer herum.
»Enzan? – Was machst du?«
Wieder erhielt Rockman auf seine Frage keine Antwort.
»Enzan? – Enzan! – Mach jetzt nichts Unüberlegtes, hörst du?«
‚Keine Sorge...’, dachte der junge Krieger. ‚Ich weiß, was ich tue. Ich glaube, ich habe seine Schwachstelle gefunden.’, fügte er in Gedanken hinzu, während er langsam weiterging. ‚Komm schon... – Ich weiß, dass du hier irgendwo bist!’
Keine zwei Schritte später tauchte der gesuchte Darkloid in ein paar Metern Entfernung vor ihm auf. Enzan blieb stehen, während DarkBlues Schritt für Schritt auf ihn zukam.
„Gibst du schon auf?“ wollte er wissen. „Schade eigentlich, es fing gerade an Spaß zu machen.“
Erneut schwieg der Weißhaarige und er schien auch die nun doch panischer werdenden Rufe Rockmans zu ignorieren.
‚Komm näher...’, war sein Hauptgedanke, während er seine Augen über den entstellten Frame seines Navis wandern ließ, bevor er in Gedanken seufzte. ‚Ich wollte das nicht... – Ich wollte nicht, dass es soweit kommt... – Ich habe den Anfang gemacht, aber du bist zu weit gegangen. – Ich kann nicht warten, bis sie einen Weg finden, dich zurückzuholen. – Ich muss es jetzt und hier beenden...’
Enzans Gedanken rotierten, während der dunkle Navi ihm immer näher kam. Jetzt war er beinahe heran und er erhob siegessicher über die leichte Beute sein Schwert.
„Time to die, Enzan-sama!“, sagte er, während er das Schwert hoch über seinen Kopf erhob.
Alles was dann noch folgte, war das Geräusch das entstand, wenn eine Harpune abgefeuert wurde gefolgt von etwas, das klang, als würde etwas durch eine Panzerung brechen.
Überrascht und verwundert zugleich starrte DarkBlues auf die Kanone, die sich jetzt am Arm seines Operators befand und dann wanderte sein Blick zu der Harpune, die jetzt mitten im Symbol auf seiner Brust steckte.
Enzan hatte auf ihn gewartet und nunmehr getroffen, was er hatte treffen wollen. Er hatte die spitze Waffe genau in den Core seines ehemaligen Navis geschossen.
Mit sichtbar zitternden Fingern berührte der Navi ungläubig den in seiner Brust steckenden Stab, der ihm das durchbohrt hatte, was die Navis als ihr Herz bezeichneten: seinen Core, ohne den er nicht existieren konnte. „Aber...“, begann er und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er mit diesem Ausgang des Kampfes nicht gerechnet hatte. „Ich kann nicht... - ...verlieren... – Nicht... - ...so...“, stammelte er, bevor er auf die Knie fiel und dann seitlich zusammenbrach.
»Yatta Enzan! Du hast es geschafft!« jubelte Rockman in den Gedanken seines derzeitigen Fusionspartners. Was er in seiner Freude über den Sieg allerdings nicht sah, waren die Tränen, die das Gesicht des Jungen herunterrollten, bevor auch die beiden so ungleichen Partner auf der Wiese zusammenbrachen.
Als Rockman seine Augen nach mehreren Minuten wieder öffnete, lag er neben Enzan auf der Wiese. Genauer gesagt lag er zwischen dem Jungen und dem ebenso geschlagen am Boden liegenden Darkloid.
Der blaue Navi richtete sich auf und sah den geschlagenen Kontrahenten an. Der zerstörte Core tat bereits seine Wirkung und der rote Navi hatte begonnen, sich aufzulösen, nahm dabei allerdings wieder seine normale, vom Darkchip nicht beeinflusste Form an.
Rockman schluckte hart. Hatte er sich darüber gefreut, dass Enzan den Darkloid ausgeschaltet hatte, so wurde ihm in diesem Moment wieder bewusst, dass es sich bei eben jenem Krieger der Finsternis immer noch um denjenigen handelte, dem er eigentlich einmal sein Herz hatte schenken wollen und der im Normalzustand ein guter Freund und verlässlicher Kampfgefährte war.
„Blues...“, flüsterte er mit belegter Stimme, doch mit dem, was dann kam, hatte er nicht gerechnet.
Die Stimme des Anderen war nur ein heiseres Flüstern, aber dennoch verstand der blaue Navi die an ihn gerichteten Worte. „Rock... - ...man...?“
Der Kopf des Angesprochenen zuckte hoch. „Blues! – Du lebst!“, rief er freudig aus, bevor er am Kopf seines Freundes niederkniete. „Und du bist wieder du selbst! – Keine Sorge, wir biegen das wieder hin! Wir bringen dich gleich in die Cylabs und...“
Er brach ab, als er sah, dass der Grauhaarige seinen Kopf leicht schüttelte. „Ich... – Ich weiß... - ...wann es... - ...vorbei ist... – Mir kann... - ...man nicht... - ...mehr helfen...“, sagte er leise. „Und es ist besser so...“
„Sag das nicht!“, gab der Kleinere panisch klingend zurück, während er mit geweiteten Augen beobachtete, wie sich der Körper des Älteren rapide weiter und weiter auflöste. „Du darfst jetzt nicht gehen! Du kannst mich jetzt nicht allein lassen! – Was soll ich denn Enzan-san sagen, wenn er wieder aufwacht?“
Blues verzog das Gesicht leicht. „Sag ihm... - ...dass es mir leid tut... – Ich war nicht... - ...war nicht stark genug... - ...dem Chip zu wiederstehen... – Bitte ihn für mich um Vergebung... - ...für alles, was ich getan habe...“
Bockig verzog Rockman das Gesicht. „Ich denke ja überhaupt nicht dran! – Das kannst du ihm selber sagen!“, murrte er, bevor sich sein Blick und seine Stimmlage wieder veränderten. „Bitte gib jetzt nicht auf! – Du darfst nicht sterben! – Ich muss dir doch noch sagen...“
Blues lächelte leicht. „Was? Dass du mich liebst?“, fragte er leise und als Rockman nickte sagte er: „Das weiß ich längst... – Und ich danke dir dafür...“
„Wenn du es weißt, warum hast du dann nie...“, wollte der blaue Navi weinerlich wissen.
„Weil ich...“, begann der Grauhaarige, als sein Körper plötzlich von einem seltsamen Leuchten eingeschlossen wurde.
„Weil du was? – Blues? Blues! – Nein, geh nicht! Bitte! Bleib bei mir! – Was soll ich...“
Weiter kam der blaue Navi nicht. Durch das immer intensiver werdende Licht und die davon ausgehende Wärme war er gezwungen, ein Stück zurückzuweichen und er kniff für einen Moment die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, weil das Licht abebbte, war der rote Navi verschwunden. Nur die Harpune, die den Core in seiner Brust zerschmettert hatte, zeugte noch davon, dass er überhaupt da gewesen war.
Rockman schluckte trocken. „Nein... – Blues... – Komm... – Komm zurück...“, murmelte er, bevor ihm die Tränen in die Augen schossen und er seinen Schmerz laut hinausschrie. „BLUES!“
Und zur selben Zeit, wie der rote Navi verschwand, schlug Netto im Krankenhaus seine Augen auf.
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OK, ich weiß, es ist utopisch zu denken, Enzan und Rockman könnten ne Cross-Fusion machen noch dazu ohne einen Synchro-Chip. Ich hab mir das so erklärt, dass Rock Enzan einfach beschützen will und die Cross-Fusion aus eigenem Willen auslöst, so wie DarkBlues im Prequel „Moonlight Rambler“ die Dimensional Area kontrolliert hat. Beides ist in der Serie unmöglich realisierbar, sondern auf meinem Mist gewachsen.
Ich muss allerdings auch ganz ehrlich gestehen, ich hätte nie gedacht, dass mal der Tag kommt, an dem ich meinen Lieblingscharakter töte, den ich seit 1993 bis aufs Messer verteidigt habe...
...oder ist Blues am Ende etwa gar nicht tot?
Obligatorische Frage:
Sequel? – Ja oder nein?
Unobligatorische Frage:
Blues? – Tot oder nicht?
