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Kurayami ~ 暗闇

Dunkelheit...
von

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Zero

Prolog ~ Zero

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„Bitte... bitte sag doch was...“ Die Stimme war schwach und kurz davor zu versagen. Weinend krabbelte der Mann auf den Toten vor ihm zu, strich die beinah rot verfärbten Strähnen aus dem Gesicht.

„Oh Gott... warum ...passiert nur so was...?“ Er zog den leblosen Oberkörper auf seinen Schoß, fuhr durch das blutverklebte Haar.

Hinter ihm ertönte ein kreischen, als würde jemand ein Messer brutal über den Boden kratzen lassen. Schnell wandte sich der Kniende um, starrte in das Gesicht der Person hinter sich. Sie grinste wahnsinnig, etwas das ihm irgendwie bekannt vorkam... In ihrer Hand hielt sie eine breite Axt, blutverschmiert und dunkel glänzend.

„W-was wollen sie?“, brachte er noch erstickt hervor, als seine Stimme endgültig versagte und er nur noch ein leises wimmern heraus brachte. Er sah wie der `Fremde` die Waffe hob, langsam ausholte.
 

~~»+«~~
 

Die Stimmung in dem kleinen Leihproberaum war mit einem Wort zu beschreiben: Gedrückt. Was auch einen relativ plausiblen Grund hatte. Denn an dem kleinen, runden Tisch saßen sich zwei Männer gegenüber, die den Blick starr auf die Platte richteten und sich verbissen anschwiegen.

„Das ist gruselig...“, flüsterte einer der Anderen, der außerhalb saß dem neben sich zu. Zwang sich so leise zu sprechen, das die Beiden es unmöglich hören konnten.

„Ja... diese Aura...“, kam es von dem Anderen zurück, er fuhr sich nur kopfschüttelnd durch seine kurzen, hellen Haare.

„So was zickiges...“, murrte jetzt der Dritte, welcher mit verschränkten Armen schmollend an der Wand lehnte.

„War ja auch deine Idee, also wie konnten wir glauben dass das was wird?“ Sie lachten , worauf der Blonde nur grummelnd den Kopf wegdrehte.

Das Gelächter erstarb, als einer der Beiden wieder zum Tisch sah, so bemerkte das die Stummen ihnen die Köpfe zugedreht hatten und sie musterten.

„Mensch, Mana- chan!“, meckerte er schließlich los, stand auf und stapfte zu seinem besten Freund, „Das ist ö~de! Entweder ihr sprecht euch jetzt aus, oder ich schreie das ganze Haus zusammen!!“

Diese Drohung seitens Közi ließ die Zwei nachdenken. Es war sicher das er nicht herumbrüllen würde wie ein Wahnsinniger, so wie sie ihn kannten viel ihm noch etwas weitaus schlimmeres ein...

Mit einem gedehnten `Hm` drehte besagter Mana den Kopf wieder Gackt zu, die Arme noch immer verschränkt und mit einem nicht sehr freundlichen Gesichtsausdruck.

Als wieder Schweigen herrschte verdrehte Közi die Augen, stapfte zurück zu den anderen beiden Ex- Malice Mizer Mitgliedern und ließ sich auf den freien Stuhl sinken.

Die Stille wurde wenig später von einem murrenden Geräusch unterbrochen, das eindeutig dem beleidigt an die Wand starrenden Közi zuzuordnen war.

„Also gut! Hör auf damit.“, sagte Mana endlich, sofort stoppte sein Freund damit den drängelnden Tönen und sah jetzt erwartungsvoll, wie die Beiden neben ihm, zu dem Sprechenden und Gackt, „Okay. Wir hatten unsere Differenzen, wie du sicher noch weißt. Es sind jetzt einige Jahre vergangen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir diese Streitigkeiten endlich beenden.“ Der Schwarzhaarige nickte knapp.

„Wie wär’s denn wenn wir uns Beide entschuldigen und die Sache dann erst einmal ruhen lassen?“ Gackt lehnte sich zurück gegen den Stuhl, sah Mana mit erhobener Braue an.

„Wir BEIDE?“, kam es nur ungläubig von dem Anderen.

„Oh ja! Tu jetzt bloß nicht so als wäre ich allein an allem Schuld!“

Unsicher schauten sich die Drei an, befürchteten schon, das es gleich ausarten würde. Doch das passierte nicht, Mana blieb verdächtig ruhig.

„Sumimasen.“ Der Leader senkte den Kopf, sowie den Oberkörper ein Stück nach unten, was wohl eine Verbeugung darstellen sollte.

„Sumimasen.“, erwiderte Gackt, verbeugte sich ebenfalls (auch wenn jeder andere das als Kopfnicken angesehen hätte...).

„Kami sei Dank!!!“, kam es laut von Közi, der aufsprang und zu Mana wuselte, „War es denn so schwer??“

Der Befragte wollte gerade mit Ja antworten, ließ es dann aber lieber.

Auch Yu~ki und Klaha atmeten erleichtert durch.

„Na, dann wird das mit der Reunion ja doch noch was!“, rief der Blonde fröhlich.

Geschockt starrten ihn die Anderen an.

„Bitte was??“, fragte Gackt vollkommen verwirrt.

„Das war ein Scherz. Ihr glaubt auch alles...“ Közi grinste.

„...Du bist ja so lustig... Da weiß ich ja was demnächst auf mich zukommt.“ Der ältere Vocal lehnte sich wieder zurück, schüttelte nur leicht den Kopf.

„Acht Jahre Kumpel. Ja, da wird einiges auf dich zukommen.“ Er lachte verschwörerisch, warf dem früheren Bandkollegen einen vorfrohen Blick zu.

„Na toll...“

Mana stand auf, ging auf die Beiden anderen zu, wodurch nur diese sein freudiges Grinsen sehen konnten.

„Das war erwachsen von dir, Mana.“ Yu~ki lächelte, klopfte dem Angesprochenen auf die Schulter, nachdem dieser sich zu ihnen gesetzt hatte.

„Ich finde wir sollten Urlaub machen!“

Wieder richteten sich die Blicke auf Közi, welcher sich vor Gackt auf den Tisch setzte und lächelte.

„Urlaub?“, fragte Klaha ungläubig, „Wie kommst du darauf? Wären wir noch in einer Band... dann vielleicht, aber so...“

„Wieso? Das Eröffnungskonzert von S.K.I.N. war bereits, die Europa Tour von Moi dix Mois ist ebenfalls beendet, Klaha pausiert aus Gesundheitsgründen, Ash und ich machen auch ne Pause und ich hab momentan nicht vor auf Tour zu gehen. Oh, und Yu~ki... na ja, außer sich um Mi- chan zu kümmern macht er doch auch nichts...“ Der Blonde verschränkte die Arme, erwartete eine vernünftige Erklärung, mit der die Anderen versuchen würden es ihm auszureden.

Die Vier schwiegen.

„Also... Nanami fährt bald zu ihrer Schwester, und das für drei Wochen...“ Yu~ki zuckte mit den Schultern. „Ich finde die Idee gut... wir waren so lange nicht mehr zusammen weg.“

„Ich auch... und er hat Recht, ich muss mich gerade um nichts kümmern. Jedenfalls nichts, das sofort erledigt werden müsste.“ Auch Klaha konnte sich schnell mit dem Einfall anfreunden.

Nur Mana und Gackt sahen die Anderen noch schweigend an. Schließlich atmete der Schwarzhaarige tief durch, gab sich geschlagen.

„Wenn das so ist... Kann ich den Jungs mal etwas Freizeit geben. Probleme dürfte es nicht geben.“

Közi lächelte seinen Freund glücklich an, schaute dann zu Gackt, der begann mit den Fingern auf der Tischplatte herum zutrommeln. Letztendlich schlug er mit der Hand leicht auf das Holz.

„Müsste sich einrichten lassen.“, fügte er nickend seiner Gestik hinzu.

„Na dann ist es ja beschlossen!“

„Sag mal... hast du eine Ahnung wo wir hinfahren sollen?“ Auf diese Frage Yu~kis hin hörte der Blonde auf zu freudig zu lächeln.

„Eigentlich hätte ich nicht erwartet das ihr zusagt... Von daher, nö keine Ahnung wohin.“, kam es von dem Angesprochenen.

„Dann stimmen wir eben ab.“ Yu~ki stand auf, ging zu Közi, hielt ihm seine Schachtel Zigaretten hin, da sich seine `Sucht` meldete.

„Hai, gut. Danke.“ Er nahm dankbar eine entgegen, zündete beide an und zog daraufhin an seiner Kippe.

„Also ich würde gerne ans Meer... irgendwohin, wo es warm ist.“, mischte sich jetzt auch Gackt ein, der auch von dem Kurzhaarigen eine Zigarette angeboten bekam und diese dankend annahm.

„Ans Meer? Ich würde die Berge vorziehen... oder etwas ähnliches.“, warf Mana leise ein. Der Gedanke daran, im Internet eines Tages Bilder von sich in Badehose zu finden, nur weil er ins Wasser wollte, um nicht die ganze Zeit im Kleid auf einer Liege zu hocken, ließ ihn schaudern.

„Schreit euch jetzt bitte nicht an.“ Schnell stellte sich Yu~ki zwischen Mana und Gackt, die sich gerade böse Blicke aufgrund der Meinungsverschiedenheit zuwarfen.

„Wir können doch losen.“, fügte Klaha hinzu, der bis gerade nur zugesehen hatte.

„Oh, das ist eine gute Idee!“ Sofort nickte Közi zustimmend.

„Wir könnten auch einfach eine Nacht darüber schlafen.“ Yu atmete den Rauch ein, blies ihn dann wieder aus den Lungen.

Mana nickte daraufhin, Közi sah den Ex- Bassisten enttäuscht an, Gackt stimmte zu und Klaha zeigte ebenfalls, das er einverstanden war.

„Okay, jeder sieht mal nach, wo er hinwill und dann regeln wir das.“, fügte er noch hinzu.

„Und wann sehen wir uns dann wieder?“, fragte Közi, fürchtete schon, das entweder Mana oder Gackt nicht auftauchen würden.

„Heute ist Dienstag, ich würde sagen in zwei Tagen.“ Es piepste leise in Yu~kis Tasche, fragend sah er auf das Display seines Handys und schien es nach dem lesen der Nachricht plötzlich ziemlich eilig zu haben. Er nahm seine Jacke von dem Garderobenhaken, zog sich diese über. Die fertig gerauchte Kippe drückte er dann in dem Aschenbecher aus.

„Was denn? Brauch dich Mi -chan?“ Közi schob sich von dem Tisch runter, musterte seinen Ex- Kollegen.

„Hai, also ich muss los...“ Er lächelte alle nochmals an, öffnete die Tür, vor der er bereits stand. „Also Wir sehen uns dann wieder in zwei Tagen.“ Damit verabschiedete er sich und verließ den Raum.

„Wer ist Mi -chan eigentlich?“ Fragend sah Gackt zu dem Blonden, da Mana ihn mittlerweile zu ignorieren schien.

„Mi -chan, oder Nanami ist seine kleine Freundin.“, gab dieser grinsend zurück.

„Ah. Hübsch?“ Auf diese Frage Gackts hin zuckte Manas Kopf in Sekundenschnelle nach oben, doch Közi, sowie Klaha hatten sich bereits in sein Blickfeld geschoben, um schlimmeres als böse Blicke in ihren Rücken zu verhindern.

„Hai~, ist sie. Und nett.“, antwortete der Blonde nur ausweichend, drehte sich dann um und schritt zu Mana, welcher den Kopf beleidigt zur Seite drehte. „Los, alter Mann, wir müssen auch weg. Klein K- chan vermisst dich sicher schon.“ Er grinste, wich schnell der Faust seines Freundes aus, hüpfte förmlich zu der Garderobe und nahm dort den schwarzen Mantel, sowie seinen weinroten.

Mana erhob sich darauf, warf sich die locker über der Schulter liegenden, schwarzen Haare zurück und ging wie eine Diva auf seinen Freund zu. Nahm ihm dessen Kleidungsstück mit einem `Hm!` aus der Hand. Beide verabschiedeten sich noch kurz, bevor sie auch schon den Mietraum verließen.

Klaha und Gackt konnten noch hören wie ein Mann plötzlich aufquietschte und das darauf folgende Lachen. Nach und nach verhallte der Krach, bevor unten im Hausflur die Tür zu fiel und wieder Stille herrschte.

„Hm...Noch ganz der Alte...“, murmelte Gackt nur, sah dem Anderen dabei zu, wie auch dieser sich für den Heimweg fertig machte.

„Klar, wieso sollte er sich auch ändern? Er weiß ja, das ihm jeder irgendwann vergibt.“ Klaha lächelte gequält. „Aber ich denke sie sind erwachsen geworden.“

„Ja, sonst hätte sich die Diva wohl kaum entschuldigt.“ Er nickte leicht, erhob sich.

„Ach... darf ich dich mal was fragen?“, kam es dann leise und unsicher von dem Schwarzhaarigen.

„Ja, was denn?“ Er nahm nickend seine Jacke vom Haken, warf sie sich über die Schulter.

„Also... das zwischen dir und Mana... ich denke mal das dieses Affärenzeug nicht stimmt. Was war denn jetzt wirklich?“ Gackt sah ihm kurz in die dunklen Augen, zuckte dann mit denen Schultern.

„Keiner von uns war an dem Anderen auf sexuelle Weise interessiert, das ist alles Schwachsinn. Bis auf den Fanservice lief überhaupt nichts. Und ich wüsste nicht was es dich angeht.“ Damit wandte sich der Ältere ab, ließ Klaha allein in dem Zimmer stehen. Dieser starrte ihm nur fragend nach. Langsam wollte er wirklich wissen, was damals nun eigentlich los war...
 

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Mit überkreuzten Beinen auf der Couch sitzend wippte der Schwarzhaarige, der in ein Shirt sowie Rock gekleidet war, mit seinem Fuß hin und her. Mana musterte Közi vor sich, der sich, mit Zaku und Lala kämpfend auf dem Boden wälzte und dabei den ein oder anderen Kratzer einsteckte. Die Beiden befanden sich in dem Wohnzimmer des Blonden, warteten auf die fehlenden Drei.

Zwei Tage waren nun vergangen und sie wollten endlich beschließen, wohin sie in den Urlaub fahren würden.

„Du bist sicher, das sie wissen wo du wohnst?“, fragte Mana, der sich schnell Zaku schnappte, welcher sich gerade laut maunzend auf das Gesicht seines Freundes stürzen wollte.

„Kla~r, wir haben ja ausgemacht das Yu- kun Gackt abholt und Klaha weiß auch wo ich wohne~.“, kicherte dieser, Lala war unter sein Shirt gekrabbelt und strich mit dem Fell an der nackten Brust Közis entlang.

Keine Fünf Minuten später klingelte es bereits, worauf der Blonde aufstand, das Bündel unter seinem Shirt festhaltend tappste er zur Tür, öffnete sie und wartete bis die Besucher eintraten.

„Siehste, sie haben es gefunden!“ Damit schob er sie in das schwach erleuchtete Wohnzimmer, setzte Yu~ki neben Mana auf der Couch ab und bugsierte die beiden Anderen in die Lehnsessel, der eine gegenüber, der andere abgewinkelt neben dem Sofa. Dann lief er in die Küche, um Tee fürs seine Gäste zu machen, die ihm fragend nachsahen, als ein kleiner pelziger Kopf aus der Shirt Öffnung hervorlugte.

„Na, Dicker.“ Lächelnd nahm Yu~ki den Kater in den Arm streichelte über das kurze braune, gestreifte Fell.

Ansonsten herrschte Schweigend. Um so lauter war das Klirren und das darauffolgende laute Fluchen zu hören, welches eindeutig aus der Küche kam. Aus dieser schoss kurz darauf auch eine verstörte Katze, die auf die Couch sprang und wenig später in dem Schlafzimmer verschwand.

„Közi, soll ich dir vielleicht helfen?“ Mana stand auf, ging bis zur Küchentür und lugte hinein.

„Nö, geht schon.“ Der Angesprochene kniete auf dem Boden, fegte ein paar Glasscherben zusammen, welche er auch gleich im Müll entsorgte, bevor er eine neue Tasse nahm, diese auf das Tablette stellte und mit diesem zurück in das Wohnzimmer ging. „Hier. Sorry, für das Blut, das da jetzt drin ist, aber ich bin mir sicher, das sich da mindestens einer sehr drüber freuen wird.“ Er zwinkerte Yu~ki zu, welcher nur schwach lächelte, legte es dann auf dem Couchtisch ab.

Nur Mana und der Ex- Bassist griffen nach einer der Tassen, während Klaha, sowie Gackt nur misstrauisch den Tee beäugten.

„Das warn Scherz.“ Yu~ki trank einen Schluck, nickte den Beiden bejahend zu, worauf diese, noch immer unsicher, ihren Tee nahmen. „Und jetzt zu dem, weshalb wir hier sind. Hat jemand einen Wunsch wohin wir fahren sollen?“

„Okinawa.“, murmelte Klaha kurz, nippte an dem Tee und stellte erleichtert fest, das es wirklich nicht mit irgendetwas gemischt war.

„Ich wäre für Shikoku, Kōchi, bei Shimanto. Ist schön da und die Stadt ist ein ganzes Stück weiter im Innere, also hätten wir unsere Ruhe.“, erklärte Yu~ki, trank wieder etwas.

„...Das du immer gleich alles perfekt machen musst, obwohl noch nichts feststeht.“ Közi lachte, lockte Lala mit seltsamen Geräuschen aus seinem Schlafzimmer und hob sie sich wieder auf den Arm. „Aber ich wäre auch für Shikoku.“

Auch Gackt nickte zustimmend, während Mana gar nichts sagte, die Vier nur abwechselnd ansah. Klaha zuckte mit den Schultern, stimmte dann ebenfalls zu.

„Toll~! Dann fahren wir ans Meer in Shikoku.“ Der Blonde warf sich neben Yu~ki auf die Couch, Lala maunzte laut, wollte aus seinen Armen springen. Wenig später raste sie auch schon wieder in die Küche davon.

„Buchst du?“, fragte Mana schließlich an Yu~ki gewand, der daraufhin sofort nickte, „Aber bitte an einer ruhigen Stelle...“

„Klar doch.“ Yu~ki lächelte. „Ich kümmere mich gleich heute darum und sag euch dann Bescheid wann wir fliegen.“

One ~ Ichi

One ~ Ichi

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Über den Bildschirm vor ihm flimmerte ein Film, den er nur zu gut kannte und liebte. Bram Stokers Dracula. Yu~ki hatte seinen tragbaren DVD- Player mitgenommen und saß mit dem Gerät auf den Knien in seinem Sitz am Gang. Nur ab und zu sah er von dem Film auf und blickte zu den anderen Mitreisenden. Am Gang, auf der gegenüber liegenden Seite saßen Mana und Közi, wobei der Blonde tief schlief, quer im Sitz hockte und einen Arm um seinen Freund gelegt hatte. Dieser lehnte zitternd an ihm, krallte sich sogar leicht an dem auf der Lehne liegenden Arm des Anderen. Klaha und Gackt befanden sich eine Reihe dahinter, der Ältere starrte auf den Notizblock vor ihm, kritzelte ab und zu ein paar Zeilen darauf. Der Andere lehnte in der Rückenlehne und schien zu schlafen, hörte nebenbei Musik von seinem MP3- Player.

Ein fiepsiges „Mister?“ neben sich ließen ihn zu Seite sehen.

„Schatz! Rede doch nicht so einfach jemanden an. Entschuldigen sie.“ Sofort setzte die Mutter das kleine Mädchen wieder richtig auf den Sitz, verbeugte eich entschuldigend.

„Ach, nein. Ist schon in Ordnung.“ Yu~ki lächelte liebevoll, wartete bis die Kleine wieder in sein Blickfeld kam. „Was möchtest du denn?“

„Ahm, spielt der DVDs ab?“, fragte die ca. Siebenjährige und schaute mit ihren großen, dunklen Augen zu Yu~ki hoch.

„Ja, tut er.“ Nickte dieser zustimmend, worauf das Kind auf den Schoß der Mutter krabbelte und auf den Bildschirm starrte.

„Darf ich bitte bitte einen Film anschauen?“ Die Kleine erwiderte das Lächeln.

„Aber natürlich, wenn ich mitgucken darf.“, sagte Yu~ki, beendete den Film und sah wieder zu dem Mädchen.

Diese strahlte ihn an, krabbelte zurück zu dem kleinen Hello Kitty- Rucksack und zog einen Kinderanime aus der großen Tasche heraus. Kroch dann zurück über den Schoß der Mutter, die sie daraufhin hochhob und dann auf den Mittelstuhl setzte, während sie sich auf den Fensterplatz hockte.

„Hier. Bitte.“, flötete die Kleine, hockte sich neben den Mann und sah gebannt auf den Bildschirm, nachdem er den Film eingelegt hatte.

Kurz darauf flimmerte auch schon der Anime über den Bildschirm, worauf die Kleine leise jubelte. Er konnte nicht anders als das Mädchen, das sich gerade überglücklich auf seinem Bein abstützte, die ganze Zeit anzulächeln. Jetzt wo er eine Freundin hatte wünschte er sich nichts sehnlicher als ein Kind...

„Hey, sag mal was siehst du da?“, ertönte es hinter ihm.

„Sieht man doch. Nen Anime.“ Yu~ki hob den Kopf, blickte in Gackts fragendes Gesicht. „Ist dir langweilig? Kannst ja mitschauen.“

„Ne, lass mal...“ Er lehnte den Kopf auf die Lehne vor sich.

„Dann schlaf doch. Oder schnarchst du neuerdings?“ Der Kurzhaarige grinste, wurde dann von dem Mädchen angestupst. Sie schaute ihn streng an und legte einen Finger auf ihre Lippen.

„Oh, gomen.“, sagte er noch und lächelte sie lieb an.

„...Hey~... Yu~ki? Wie weit ist es noch?“, fragte der Ex- Vocal, worauf der Angesprochene wieder den Kopf hob.

„Frag doch die Stewardess. Die starrt dich eh die ganze Zeit so komisch an.“

Und schon galt Gackts Aufmerksamkeit der hübschen Frau in dem knappen weißroten Kleid, das alle Stewardessen in dieser Maschine trugen.

Er hörte ein leises grummeln neben sich, dann ein herzhaftes Gähnen. Közi war gerade aus seinem Tiefschlaf erwacht und musterte Mana müde. Dieser erwiderte den ´Blick ängstlich.

„Mana~, nimm mal deine Krallen aus meinem Arm. Ich muss aufs Klo.“, murmelte der Blonde, streckte sich leicht.

Nur zögernd tat Mana, was sein Freund verlangte, sah ihm mit einem flehenden Blick nach, als dieser aufstand und sich auf den Weg zu den Toiletten machte. Kurz darauf lachte er auf, Yu~ki ebenfalls nachdem er mitbekommen hatte was passiert war. Közi schaffte es natürlich zu stolpern und landete der Länge nach auf dem harten Boden des Ganges. Leise grummelnd stand er eilig auf, verschwand hinten im abgegrenzten Bereich und war eine ganze Weile nicht mehr zu sehen.

„Geht’s dir gut?“, fragte Yu~ki besorgt. Mana hatte kurz darauf aufgehört zu Lachen, er war blass und weiß im Gesicht.

Er lächelte schwach. „Hmh, geht schon...“, flüsterte er.

Schnell warf der Andere einen Blick auf seine Uhr, sah dann aufmunternd lächelnd zu dem Schwarzhaarigen.

„Wir sind in einer halben Stunde da, also versuch etwas zu schlafen.“

Darauf nickte Mana schloss gequält die Augen und sank zurück in den Sitz. Ob er wirklich eingeschlafen war, wusste Yu~ki nicht.
 

Aber er behielt Recht, bzw. der Flug kam pünktlich um 03:43 Uhr auf Shikoku an. Die Landung verlief ruhig und Mana atmete erleichtert auf und ließ Közis (der schon seit längerem wieder bei seinem Freund saß) Arm los.

Nach und nach verließen die Passagiere das Flugzeug, fuhren mit dem zum Flughafen gehörigen Bus zu der Halle, in der auch die Koffer ausgegeben wurden.

„Ah, Erde unter den Füßen!“ Freute sich Közi, der von der Treppe hüpfte und ein Stück vorlief.

Mana folgte ihm eilig, sah glücklich in den Himmel und war insgeheim dankbar, das nichts passiert war.

Kurz darauf hievten sie auch schon ihre Koffer von dem Band, versammelten sich dann nochmals. Sie mussten dabei relativ viel schleppen, denn keiner von ihnen hatte es sich nehmen lassen mindestens eine Konsole mitzunehmen und oder einen richtigen DVD- Player. Zusätzlich noch der Haufen an Klamotten, den sie alle mit sich herumschleppten. Da kam schon einiges zusammen.

„Also, ein Bus müsste uns abholen, nur wo der ist weiß ich nicht...“, kam es von Yu~ki, der sich den Prospekt durchlas und dann aufsah, „Der bringt uns dann bis nach Shimanto. Von da an fährt ein weiterer Bus, bis zum angrenzenden Wald und da müssen wir dann durch. Dauert aber nur so ne halbe Stunden.“

„Und das heißt?“, kam es von Gackt, der scheinbar endlich ins Bett wollte.

„Also, es ist jetzt Vier Uhr. Wir müssten gegen 06:30 Uhr ankommen.“, fügte Yu~ki hinzu.

„Super!“, freute sich Közi, wollte schon wieder weglaufen um den Bus zu suchen, wurde aber von Mana zurückgehalten.

„Na, dann suchen wir jetzt mal den Bus.“ Damit wandte sich Klaha von den Anderen ab, ging in Richtung Ausgang. Kaum setzte er einen Fuß aus der riesigen Halle, lief ihm auch schon ein junger, nervöser Mann entgegen. Er hielt einen Zettel in den Händen, sah den Schwarzhaarigen an. Wandte sich dann aber sofort an Yu~ki, als er diesen entdeckte.

„Ähm, Yu~ki- san?“, fragte er unsicher, verbeugte sich dabei leicht.

„Hai?“, gab dieser zurück, erwiderte die Geste.

„Ah, sehr gut... Sie sind zu Fünft? Der Bus wartet bereits.“ Der Mann erwiderte das freundliche Lächeln Yu~kis, wandte sich dann um und führte die Gruppe zu dem Bus.

„Kouji.“

Der Angesprochene hörte auf, den Typ vor sich anzugrinsen, blickte unschuldig zur Seite, in das strenge Gesicht seines Freundes.

„Wenn du irgendeinen Fremden hier irgendwie ärgerst, oder ähnliches machst... Dann fliegst du sofort zurück. Alleine.“, erklärte er, wobei es nach einem Vater klang, der versuchte den verzogenen Sohn nachträglich zu erziehen.

„Hai, Daddy. Ich bin ganz lieb.“, kam es von dem Angesprochenen, er legte einen niedlichen Kleinkindblick auf.

„Na wollen wir’s hoffen...“ Damit knuffte er den Anderen in die Seite, lachte leise dabei.

„So, der hier.“, sagte der Leiter, blieb vor einem schwarzroten Bus stehen.

„Danke.“, wiederholte Yu~ki, stieg in den Innenraum und sah sich um. Die Anderen folgten ihm dabei eher träge.

Er war groß, wie ein Reisebus eben, die Fenster waren verdunkelt und zusätzlich befanden sich rote Vorhänge vor diesen. Die Teppiche am Boden waren schwarz, sowie die gemütlichen Sitze, die sich verstellen lassen konnten.

Nach Klaha, der als Letzter einstieg verließ der grimmig aussehende Fahrer den Bus, um die Koffer einzuräumen. Der Braunhaarige gähnte leise, ließ sich auf den nächstbesten Sitz fallen und schloss gleich darauf die Augen. Gackt und Közi ging es ähnlich, sie legten sich auf die Polster, schliefen nach einer Weile ein. Yu~ki und Mana setzten sich ziemlich weit nach hinten, blickten gemeinsam in den Prospekt von vorhin.

Es dauerte auch nicht lange, bis der Fahrer wieder einstieg, die Fünf noch ein „Schöne Fahrt!“ von dem Mann draußen zugerufen bekamen und sich dann die Tür schloss. Er fuhr an, verließ den Flughafen und kam Eineinhalbstunden später schließlich in Shimanto an.

„Aufwachen, meine Herren! Hier ist Endstation.“, tönte es vorne, müde öffneten sich drei Augenpaare (Gackt und Közi ließen sich nicht stören) und schauten zu dem Fahrern der im Gang stand und sie mit verschränkten Armen musterte.

„Hai... Arigatou.“, flüsterte Yu~ki, wobei er bezweifelte das der ihn gehört hatte, stand langsam auf und stieg, gefolgt von Mana und Klaha aus dem Bus. Nahmen draußen ihre bereits ausgeladenen Koffer entgegen.

„Ich geh schnell die zwei wecken...“, murmelte Klaha, drehte sich um und schritt die Treppen wieder hoch, „Hey, ihr Beiden, wir sind da.“ Er stieß sie an, bekam aber nur ein grummeln zur Antwort. Schließlich zerrte er sie einfach von ihren Schlafplätzen weg, schubste, die jetzt halbwachen, Männer nach draußen.

„Ich fliege nie wieder Nachts...“, meckerte Gackt, zog träge sein Gepäck zu sich.

„Der zweite Bus kommt gleich.“, war das einzige Kommentar des Fahrers und wohl auch seine Art des Abschieds, denn dann schloss er auch schon die Türen des Fahrzeugs und fuhr zurück auf die Straße.

„Müssen wir echt noch durch diesen Wald?“, nörgelte der Blonde , schleifte seine Sachen ein Stück hinter sich her.

„Ja, da gibt es keinen befahrbaren Weg... Uns bleibt nichts anderes übrig.“ Yu~ki nickte leicht, steckte den Prospekt ein und sah sich nach dem Bus um.

„Ich glaube der da ist es...“, flüsterte Mana leise, aus Angst irgendjemand anderes konnte seine Stimme hören. Er zeigte auf einen alten, grauen etwas zu groß geratenen Minivan, der scheinbar vereinsamt dastand. An ihm lehnte ein rauchender, dunkelgekleideter Mann, der zu warten schien. Er machte nicht gerade einen seriösen Eindruck, wie die Fünf fanden.

„Klaha, geh mal fragen ob der auf uns wartet...“ Yu~ki wies unauffällig zu dem Fremden, Klaha sah ihn nur fragend an, schüttelte dann den Kopf.

„Wieso ich? Du redest dich immer mit allen.“, gab er zurück, machte einen Schritt nach hinten.

„Gott, dann geh ich eben!“, grummelte Gackt genervt, stiefelte zu dem Typ, der auch gleich den Kopf hob und blieb knapp vor ihm stehen, „Hi. Wir suchen den Bus, der uns bis zu diesem Waldrand bringt.“ Er wusste nicht wirklich wie er die anderen und sich beschreiben sollte.

„Gut, dann sucht ihr mich...“ Der Mann lächelte auf eine angsteinflössende Weise. „Steigt doch bitte ein.“ Er machte eine weite Handbewegung, schloss dann die Türen auf und ging darauf zu dem Gepäck der Anderen. Allerdings wollte keiner von diesen dem Typ ihre Sachen überlassen, was ihn nur noch mehr grinsen ließ, er sich schulterzuckend umdrehte und den Kofferraum öffnete.

Nachdem sie ihr Gepäck verstaut hatten, stiegen sie zögernd in den Wagen, verschwanden soweit nach hinten wie es möglich war.

„Der ist aber hoffentlich nicht der, der uns durch den Wald führt, oder?“, kam es leise von Gackt, der den jetzt Anfahrenden misstrauisch musterte. Sofort wandte er den Blick ab, als er merkte, das der durch den Rückspiegel zu ihnen nach hinten schaute.

„Na ich denke doch nicht...“, flüsterte Klaha zurück.

„Nein, wir müssen da allein durch.“

Die Vier sahen fragend zu Yu~ki, der gerade durch den Buchvertrag blätterte.

„Was?“ Gackt rutschte näher zu ihm, starrte auf die Blätter in den Händen des Kleineren.

„Wir müssen da allein durch... Gomen, das ich das erst jetzt sage...“, erklärte er, bekam als Antwort ein kollektives „Gott sei Dank...“.

„Wir müssen auch gar nicht solang fahren, es ist hier ziemlich in der Nähe.“, fügte er dann noch hinzu, worauf er den Kopf wieder hob und nach vorne sah. Etwas weißes blitzte vor dem Wagen auf, er sprang auf, schrie den Fahrer an, er solle bremsen. Erschrocken starrten die Anderen nach vorne.

Der jedoch tat gar nichts, fuhr ohne zu bremsen oder es wenigstens zu Versuchen weiter.

„Setzen sie sich wieder hin. Das war nichts.“ Desinteressiert sah er auf die Straße, gerade als es hätte einen Zusammenstoß geben müssen verschwand das grelle Licht einfach.

„Was... war denn das?“, fragte Yu~ki verwirrt und leicht verstört.

„Ein Irrlicht. Also der Geist eines Toten, hier auf diesen Wegen hat es schon viele dahingerafft...“ Ein hämisches Grinsen legte sich auf das Gesicht des Fahrers.

„Ich will hier raus. Der Typ spinnt doch, was wäre denn gewesen, wenn das nur ein verirrter gewesen wäre, der ne Taschenlampe dabei hatte oder so...“ Wieder blickte Gackt misstrauisch nach vorne.

„Wie sind gleich da.“, gab Yu~ki leise zurück.

Bis zu der Ankunft an dem besagten Waldstück herrschte schweigen in dem Bus. Auch war diesmal keiner eingeschlafen, aus Angst der Typ würde sie dann erledigen oder ähnliches mit ihnen anstellen. Er hielt, öffnete die Tür und stieg aus, um den Kofferraum wieder zu öffnen.

Stumm folgten die Fünf ihm, nahmen schnell ihre Sachen entgegen und brachten sofort Abstand zwischen sich und den Irren (wie sie beschlossen hatten ihn zu nennen.).

„Soll ich vielleicht noch mitkommen und ihnen den Weg zeigen?“, fragte der Mann, grinste breit.

„Nein danke. Wir finden das schon. Schönen Tag noch.“ Dies mal war es Mana, der die Antwort gab. Er starrte den Fremden drohend an, drehte sich dann dem Wald zu und zog sein Gepäck hinter sich her, während er ihn betrat.

„Wow, Mana unser Beschützer...“, kam es gespielt demütig von Közi, der seinem Freund sofort folgte.

Der Weg, den die Fünf entlang mussten war mit kleinen unechten Fackeln beleuchtet, führte sie so immer tiefer in den Wald. Mach einer Weile wurde der Pfad kleiner und enger, die Fackeln verschwanden, er breitete sich dann aber wieder zu einem großflächigen Wanderweg aus. Es dauerte 25 Minuten bis sie endlich aus dem Waldstück heraustraten und den weiten Strand vor sich sehen konnten. Mittlerweile war die Sonne teilweise aufgegangen und erhellte das blauglänzende Meer. Spätestens nach diesem Anblick, dachte keiner mehr an den unheimlichen Mann, der sie vor knapp einer halben Stunde allein gelassen hatte.

Sie gingen noch ein Stück weiter, bis man rechts von ihnen auch das Haus sehen konnte. Von vorne, also vom Meer aus gesehen, war es gut sichtbar, vom Wald aus ziemlich versteckt, da es sich direkt am Rand befand. Nur die Vorderseite war von keinen Ästen oder anderem Grünzeugs bedeckt, die Bäume überragten es sogar noch ein Stück. Das Urlaubshaus war komplett aus Holz, wie es in Japan üblich war und stand auf mehreren knapp einen halben Meter hohen hellen Baumstämmen, eine Treppe führte zum Eingang, welcher aus zwei großen Holzschiebetüren bestand. Auf der Erhöhung und um das Haus herum war eine Umzäunung, die eine kleine Terrasse bildete. Auf den Zäunen waren die selben Kunstfackeln wie im Wald angebracht worden. In einiger Entfernung ragte ein Steg aus dem hellen Sand hervor, reichte mehrere Meter in das Meer hinein.

„Yu~ki. Von jetzt an, buchst du jeden Urlaub.“, beschloss Közi, stieg die Treppe zu dem Haus hoch, stellte sein Gepäck an der Seite ab und schob die Türen auf.

„Klar, wenn du es dann bezahlst.“, gab Yu~ki leise lachend zurück, folgte seinem Freund in das Innere, war sogar so nett und holte Közis Sachen, um diese mit in die Halle zunehmen.

In der Halle standen einzelne japanische Stehlampen, die momentan nicht nötig waren, da durch die Fenster genügend Sonnenlicht hineinscheinen konnte, um alles perfekt zu erhellen. Zusätzlich stand in der Halle noch ein großer Tisch, der scheinbar als Esstisch diente. Insgesamt bestand das Ferienhaus aus zwei Stockwerken, wobei das Obere erst nach ca. zehn Metern Entfernung vom Eingang anfing. In diesen führte eine geschwungene Treppe, die sich direkt links von den Einganstüren befand. Unter dieser war eine kleine Abstell-, sowie Vorratskammer, welche an der Küche grenzte. Durch diese konnte man ins Wohnzimmer gelangen, zwei weitere Schiebtüren trennten dieses von der Halle. Im ersten Stock befanden sich lediglich das Bad, sowie die Sechs Schlafzimmer.

„Ich würde vorschlagen wir schlafen erst mal ein wenig und räumen dann alles auf, und so weiter...“ Klaha gähnte, streckte sich leicht, ließ seine Sachen einfach unten stehen und ging dann die Treppe hoch, um sich ein Zimmer auszusuchen und sich schlafen zu legen. Gackt nickte, folgte ihm und kurz darauf suchten sich auch die Anderen ihre Zimmer aus. Der Braunhaarige hatte das direkt rechts neben der Treppe genommen, gegenüber der Stufen war das Badezimmer, daneben noch ein Raum, in dem sich Gackt niederließ. Das neben diesem nahm Yu~ki als seines und die Beiden die sich auf der Seite auf der sich auch Klahas Zimmer befand, suchten sich Közi und Mana aus, wobei der Blonde in dem mittleren schlief.

Die Zimmer waren relativ geräumig, gegenüber der Tür befand sich das große Bett, über diesem das hohe Fenster, neben diesem ein kleiner Tisch, mit einer japanischen Tischlampe. Insgesamt war das Zimmer braun und westlich eingerichtet.
 

„Mana- cha~n. Machst du mir deinen leckeren Schwarztee?“ Közi lag ausgestreckt auf dem Boden der Küche, sah seinem Freund zu, wie dieser die Küche durchsuchte, um zu sehen was er alles Essbares zaubern konnte.

In dem Raum stand ebenfalls noch ein Tisch, allerdings ein kleinerer, an dem man aber problemlos zu fünft essen konnte. Ansonsten hielt es sich in weiß, war westlich eingerichtet und gefliest.

Es war bereits gegen 17 Uhr, als die ersten (oder eher der erste: Mana) aufgewacht und nach unten gegangen waren. Kurz darauf folgte Yu~ki, dann Gackt und zu guter letzt fanden sich auch Klaha und Közi im Erdgeschoss ein. Momentan hockte auch nur der Braunhaarige Vocal mit den Beiden in der Küche. Die beiden Anderen, waren draußen am Strand und sahen sich das tiefblaue Meer an.

„Hai. Willst du auch welchen, Klaha- kun?“, antwortete Mana, holte den Wasserkocher, den er gerade entdeckt hatte, auf die Ablege, schüttete Wasser in ihn und schaltete ihn ein.

„Gerne, Arigatou.“ Er lächelte, sah sich dann um, da soeben die Tür aufgezogen wurde.

„Hey, was macht ihr?“ Yu~ki betrat die Küche, ging auf Mana zu und sah über dessen Schulter. „Oh, du machst Tee? Für mich bitte auch, hai?“

„Klar.“ Wieder nickte der Angesprochene.

„Für mich auch?“, wollte jetzt auch Gackt wissen, schaute fragend zu dem Anderen, er hatte vorhin mit dem Anderen die Küche betreten.

Der Leader erwiderte nichts, zog nur schweigend fünf Tassen aus dem Schrank, stellte diese kommentarlos auf den Tisch.

„Danke.“, zischte ihm der Vocal entgegen. Wie kindisch war der denn? Es war doch geklärt. Scheinbar doch nicht.

Közi erhob sich vom Boden, streckte sich leicht und setzte sich brav auf einen Stuhl, wartete auf seinen Tee.

„Jetzt streitet euch nicht...“, kam es schlichtend von Yu~ki, der beruhigt sah, das Mana das zischen des Anderen ignorierte.

„Was machen wir heute eigentlich?“ Sofort schnappte sich der Blonde seine Tasse, nahm einen Schluck und zog gleich darauf Mana auf seinen Schoß. Grinste ihn breit an.

„Kouji, lass das.“, murmelte dieser nur, stand wieder auf und setzte sich auf seinen eigenen Stuhl, neben seinem Freund.

„Ich schau mir dann auch mal den Strand an.“ Klaha nippte an dem Tee, stellte ihn aber gleich wieder ab, da er für noch zu heiß war.

„Und ich wollte in den Wald...“, fügte Gackt nebenbei hinzu, trank seinen und hätte Mana am liebsten ein Kompliment gemacht, denn Tee kochen, oder überhaupt kochen, konnte er wirklich. Aber der zickte ja, also behielt er es für sich.

„Mana- chan, wir gehen auch an den Strand, ja?? Hier sieht dich doch keiner, wenn du mal in Badehose rumläufst.“ Lieb sah er zu dem Angesprochenen, der nur langsam nickte.

„Und was machst du?“ Klaha sah zu Yu~ki, der sich bis jetzt noch nicht geäußert hatte.

„Ich denke ich packe meine Sachen erst mal aus... dann seh ich weiter.“, gab dieser nur ausweichend zurück, worauf ihn alle, bis auf den fragend rumschauenden Gackt, mit einem wissenden Lächeln musterten.

„Was denn??“, drängte dieser darauf neugierig.

„Ach, der ruft Mi -chan an, um zu fragen, ob auch ja alles in Ordnung ist.“, antwortete Közi grinsend.

„Sei still, ist doch meine Sache!“, murrte Yu~ki, ignorierte den Anderen von da ab.

„Habt ihr vor zu heiraten?“, fragte Mana mit seiner leisen Stimme, wobei er versuchte den männlichen Ton in ihr zu `unterdrücken`.

„Was?“, kam es nur verwirrt von dem Anderen.

„Du warst immer der erwachsenste bei so etwas... Also, möchtest du sie irgendwann heiraten und Kinder haben?“

„Ahm... ja... ich hätte sehr gerne Kinder mit ihr und würde auch gern... heiraten...“, antwortete er dann schüchtern.

„Echt??? Darf ich dein Trauzeuge sein??“, platzte Közi sofort heraus.

„Du? Spinnst du, du würdest doch gleich umfallen oder womöglich noch irgendwo hin kotzen.“, kam es gehässig von Klaha, worauf der Angesprochene böse zurückstarrte.

„Das wird ich nicht!“, widersprach er noch beleidigt.

„Doch wirst, du, bei Société de Parente wärst du fast umgefallen un-“, widersprach Klaha, wurde aber unterbrochen.

„Jetzt zofft euch doch nicht auch noch...“, sagte Yu~ki leise, sah die Beiden bittend an.

„Na wenigstens fliegen nicht mehr die fetzen, wie mit Kami...“, flüsterte Gackt, nippte an seinem heißen Tee und starrte dann schweigend auf die Tischplatte.

„Stimmt, obwohl das immer sehr unterhaltsam war.“ Yu~ki lächelte, versuchte den Vocal damit ein wenig aufzumuntern.

Auch Mana nickte dabei, musste an einen der Streits zwischen Közi und Kami denken, den die Beiden wegen einem, wie immer, völlig banalen Grund ausfechteten.

In dem Moment fühlte sich Klaha etwas fehl am Platz. Er kannte Kami nicht, hatte gar nicht die Chance gehabt ihn kennen zulernen.

„Also, ich geh jetzt ans Meer!“, beschloss Közi, und brach dadurch die Stille. Er stand auf, packte Mana am Arm und zog ihn hinter sich, aus der Küche heraus.

„Ich geh hoch...“, murmelte Yu~ki noch, verschwand dann ebenfalls aus dem Zimmer.

„Na dann... Wir sehen uns dann noch, ne?“ Damit erhob sich Klaha, Gackt folgte ihm. Als sie ein paar Schritte in den Sand gemacht hatten, trennten sich ihre Wege, der Jüngere ging zum Strand, der Andere lief in Richtung Wald.

Közi hockte, wie Klaha feststellte, bereits in seinen Shorts am Strand und schien eine Sandburg zu bauen. Kindisch sah er dabei nicht wirklich aus, denn in seinem Mundwinkel klemmte eine brennende Zigarette, neben der Burg stand sein kleiner Aschenbecher. Mana saß in einiger Entfernung, trug aber im Gegensatz zu seinem Freund noch alle seine Klamotten.

„Na, Kleiner? Macht’s Spaß?“ Klaha grinste leicht, worauf der Andere dieses erwiderte.

„Ja, tut es!“ Er zog an der Kippe, atmete leicht den blauen Rauch ein und blies diesen kurz darauf wieder aus den Lungen.

„Aber du baust zu na am Wasser, wenn die Flut kommt, macht sie alles kaputt...“, fügte er dann noch hinzu, konnte schon sehen, wie das Wasser fast Közis Füße erreichte.

Das seltsame war, dass das es ziemlich schnell anstieg. Etwas überrascht sah sich der Blonde um, das Wasser umspülte bereits seine Beine. Er tat es mit einem Schulterzucken ab, baute einfach weiter an seiner Burg und rauchte mittlerweile die zweite Zigarette.

„Közi... komm höher, die Flut kommt heute wirklich schnell...“, rief ihm jetzt auch Mana zu, der besorgt seinem Freund zusah.

„Lass mal, geht doch noch.“, war die einzige Antwort. Er hielt die Kippe zur Seite, dort wo er seinen Aschenbecher erwartete, tippte auf sie, um die bereits verbrannte Asche abfallen zu lassen. Ein leises zischen aber verriet ihm, das sich der gesuchte Gegenstand woanders befand. Fragend wandte er sich um, sah wie der Behälter auf dem Wasser herumtrieb. Sofort stand er aus dem Sand auf, drehte sich um und trat in das Wasser, um ihn zurückzuholen. Das Mana nervös zu ihm sah, bemerkte er gar nicht. Er merkte auch nicht, das sich kleine Wellen bildeten, die langsam größer wurden.

„Közi! Komm jetzt her!“ Mana war aufgestanden, lief ein Stück nach unten zum Meer.

Der hörte wieder nicht, bekam endlich seinen geliebten Aschenbecher zu fassen, sah dann aber nach oben, eine Welle war vor ihm aufgetaucht. Er hörte nur noch Manas erschrockenen Schrei, bevor sie auf ihn knallte und ihn brutal unter Wasser drückte. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Rücken, lähmte ihn für kurze Zeit, allerdings reichte diese um ihn am auftauchen zu hindern.

Klaha rannte nach unten, watete ein Stück ins Meer und griff suchend unter die Oberfläche, zerrte schließlich erleichtert den Blonden nach oben, der hustend nach Luft schnappte.

„Mana! Was ist passiert?“ Auch Yu~ki, der den Schrei gehört hatte, hastete eilig aus dem Haus, starrte geschockt Klaha an, wie dieser den keuchenden Blonden aus dem Wasser hievte und ihn bis zu der Veranda des Hauses trug.

„Közi ist- Geht’s dir gut?“ Der Angesprochene unterbrach seine Erklärung, setzte sich besorgt neben seinen Freund.

„Hai~... Passt alles...“ Közi versuchte aufmunternd zu lachen, hustete aber nur noch mehr Wasser.

„Warum hörst du auch nie, wenn man dir was sagt?“, schimpfte Mana, verstummte aber gleich wieder, strich dem Anderen durch die klitschnassen Haare.

„Gomen nasai...“, flüsterte er, schaute entschuldigend zur Seite.

„Ach, schon gut. Hauptsache dir ist nichts passiert.“ Er lächelte aufmunternd.

„Fast nichts passiert.“, fügte Klaha hinzu, er blickte auf den Fuß des Anderen, dieser war an manchen Stellen aufgerissen und blutete stark.

„Oh...“, kam es von Közi, der erst jetzt die Wunde bemerkte, „Ich bin wohl auf einen scharfen Stein getreten...“

„Das müssen wir desinfizieren.“ Ohne das Yu~ki noch etwas sagen musste, hastete Mana in das Haus, suchte den Verbandskoffer und den Erste Hilfekasten.

„Kannst du ihn richtig bewegen?“, fragte Yu~ki, strich über den Fuß, wobei seine Hände schnell einen rötlichen Ton annahmen.

„Klar...“, gab Közi zurück, er zuckte mehrere Male zusammen, während der Andere an seiner Verletzung herumfummelte.

Der Schwarzhaarige setzte sich wieder neben sie, stellte das Geholte auf den Boden, worauf der Ex- Bassist in diese griff, erst mal mit dem von Mana mitgebrachten Handtuch die Wunde säuberte, etwas Wundsalbe darauf verteilte und den Fuß dann mit einem Mullverband umwickelte.

„Du solltest hochgehen und dich hinlegen. Oder noch besser, wir fahren zurück und ein Arzt sieht sich das an...“, murmelte Yu~ki nachdenklich.

„Nein! Jetzt wo Gackt und Mana sich nicht mehr anschreien und sogar zusammen Urlaub machen! Ich will nicht weg, und euch schon gar nicht die Ferien kaputt machen...“, widersprach der Blonde heftig, zog den Fuß aus der Hand des Größeren und stand, wenn auch wankend, auf. „Siehst du, es geht schon wieder!“ Demonstrativ lief er die Holztreppe herunter, humpelte über den warmen Sand.

„Ich glaub’s dir ja... aber dann geh wenigstens rein und ruh dich aus, ja?“ Auch Yu~ki erhob sich, sah bittend zu dem Anderen.

„...Wenn wir dann hier bleiben.“ Er stapfte langsam wieder zu ihnen hoch, betrat die Halle, wartete auf Mana, der seinem Freund auch sofort folgte.

„...So was geht doch gar nicht...“, kam es flüsternd von Klaha, der den Beiden nachschaute.

„Was? Das innerhalb von Fünf Minuten eine Flut entsteht? Und dann noch der plötzliche Wellengang, der auch noch solche Ausmaße annimmt...“ Yu~ki blickte auf das Meer, stellte überrascht fest, dass keine einzige Welle über das Meer glitt. Die Flut hatte ebenfalls abgenommen, was deutlich sichtbar war, denn vorhin waren Klaha und Közi knapp an der Burg, welche jetzt vollkommen unter Wasser stehen müsste, vorbeigegangen. Die Burg selbst war unversehrt.

„Irgendwas stimmt doch hier nicht... Ich geh mal lieber Gackt suchen...“ Damit klopfte er Yu~ki noch kurz auf die Schulter , drehte sich weg und ging in Richtung Wald.

„Aber macht nicht so lange! Ich will euch nicht suchen müssen, wenn es dunkel ist...“, rief er dem Ex- Vocal hinterher, bevor er noch einen Blick auf das Meer warf und dann ebenfalls das Haus betrat.
 

Das dunkle Grün schimmerte ihm matt entgegen, während er durch den Wald schlenderte. Es war angenehm warm, obwohl das Geäst und dessen Blätter die Sonne von ihm weghielten. Er war irgendwie froh das Meer nicht mehr zu sehen. Er mochte den Strand, eigentlich das Meer auch, aber schwimmen wollte er ohnehin nicht... Im Nachhinein wusste er gar nicht warum er unbedingt auf diesen Urlaub hier bestanden hatte. Vielleicht auch nur um Mana zu ärgern, weil er wusste, das dieser das Meer wegen seinem Image nicht mochte. Aber da war der selbst dran Schuld! Schließlich war nicht er es, der die ganze Zeit rum zickte und nicht mit ihm redete.

Er schnaubte leicht, starrte grummelnd auf den teilweise mit Moosbewachsenen Boden. Und wäre beinahe gegen die harte Holzwand des kleinen Tempels vor sich gelaufen. Gerade noch rechtzeitig riss er den Kopf hoch, eigentlich weil er dachte etwas gehört zu haben, und blieb schlagartig stehen. Ein paar Schritte zurückstolpernd starrte er verwirrt die kleine Hütte an. Sie sah verwildert aus, und machte den Eindruck, als hätte sie seit Jahren niemand mehr betreten.

Neugierig schlich er um den kleinen Tempel herum, wieder konnte er dieses leise Knacksen von vorhin hören. Er kam bei dem Eingang an, warf einen kurzen Blick hinein, bevor er überrascht vor diesem stehen blieb. Vor dem kleinen Altar saß ein junger Mann. Er hatte die Hände zum Gebet gefaltet und bewegte manchmal die Lippen, als würde er stumm mit jemandem reden. Das lange schwarze Haar war zu einem Zopf gebunden worden und er trug einen alten, dreckigen Kimono.

„Ähm... hallo?“, fragte Gackt unsicher, starrte den Rücken des Jungen an.

Dieser zuckte nicht zusammen, erst machte er den Eindruck, als hätte er nichts gehört. Doch dann nahm er die Hände runter, legte sie in seinen Schoß und wandte sich langsam um. Zwei dunkle, braune Augen blickten direkt in die des Größeren.

„Entschuldige wenn ich euch störe...“, fügte Gackt hinzu, verbeugte sich leicht. Der Mann gab ihm nicht wirklich ein sicheres Gefühl. Eher genau das Gegenteil.

Der Junge erwiderte nichts. Saß einfach nur da und sah den Fremden an. Der Vocal zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihm ein leises Kichern ertönte und ein Mädchen an ihm vorbei in den Tempel rannte. Sie lachte, ließ sich neben dem Mann auf die Knie fallen und lehnte sich lächelnd an ihn. Sein Gesichtsausdruck wurde weicher, liebevoll strich er durch ihr schwarzes Haar. Sie trug, wie er, einen zerschlissenen alten Kimono.

„Wohnt ihr hier?“ Gackt zwang sich zu einem Lächeln, denn auch die Kleine musterte ihn jetzt fragend. „Vielleicht könntet ihr uns... ein wenig die Umgebung zeigen?“

„Hey!! Gackt- san! Wo bist du??“

Wieder zuckte der Angesprochene zusammen, wandte sich um und blickte aus dem Tempel. Klaha lief suchend auf dem Weg herum, über den er vorher hierher gekommen war.

„Hier bin ich. Schrei nicht so!“, rief der Andere mit gedämpfter Stimme zurück. Dann drehte er sich wieder dem Altar zu, musste feststellen, das der Mann und das Kind nicht mehr da saßen. Er ging verwirrt ein paar Schritte auf den kleinen Holzaltar zu, schaute sich um und fand schließlich ein kleines Schlupfloch in der morschen Wand. Sicher waren die Beiden da raus gekrochen und verschwunden...

„Wow, ich wusste gar nicht das hier so ein Tempel ist...“ Klaha betrat eben genannten, sah sich interessiert das Innere an.

„Hm... sag mal, hast du draußen einen jungen Mann und ein Kind weggehen sehen?“ Irgendetwas an der Sache kam Gackt doch seltsam vor.

„Hä? Ich hab niemanden gesehen...“, antwortete der Andere, zog schulterzuckend eine Braue hoch.

„Ach so...“ Damit tat er es ab, sicher waren sie einfach weggelaufen. Das würde schon seinen Grund haben.

„Közi hatte einen Unfall, Yu~ki meint wir sollten erst mal zurück zum Haus.“, erklärte Klaha dann, verließ wieder den Tempel.

„Er hatte nen Unfall? Na und? Der fliegt doch andauernd irgendwo runter, dagegen oder stolpert über seine eigenen Füße.“ Gackt lachte, folgte dem Braunhaarigen nach draußen.

„Er wäre fast ertrunken.“, gab er nur zurück, sah ernst zu Gackt nach hinten.

„Ertrunken? Wie das denn?“ Sein Lachen erstarb, als er den Blick des Anderen bemerkte.

„Ich weiß nicht... jedenfalls wäre er es fast und hat sich den Fuß aufgeschnitten.“ Klaha lief den Weg zurück, auf dem er hergekommen war, blickte sich ab und an um, um zu sehen ob Gackt ihm folgte.

„Hm... geht’s ihm gut?“

„Ja, Yu~ki hat ihn gleich verarztet.“ Das war das letzte das Klaha von sich gab. Den restlichen Weg liefen sie schweigend hintereinander her. Bis sie wieder an dem Ferienhaus ankamen. Die Sonne strahlte ihnen nur noch träge entgegen, war bereits dabei unterzugehen. Die beiden Männer betraten das Gebäude, Yu~ki empfing sie auch sofort.

„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte er, als er kurz vor ihnen stehen blieb.

„Klar.“, gab Gackt nur zurück, schaute über Yus Schulter in die Küche, wo er gerade noch Mana erkennen konnte.

„Gut...“ Yu~ki nickte, nachdem auch Klaha bejaht hatte. „Mana macht gerade Essen... kommt ihr, oder habt ihr keinen Hunger?“

„Also ich hab Hunger, und wie.“ Damit schob sich der Jüngere an dem Ex- Bassisten vorbei, ging in die Küche, gefolgt von den beiden Anderen.

„Alles klar bei dir?“, fragte Gackt, den auf einem Stuhl sitzenden Közi, welcher ihn darauf anblinzelte.

Der Blonde rieb sich leicht über den Fuß, nickte aber. „Joa~, alles wie es sein sollte. Du weißt doch, bei mir fängt Urlaub erst ab der ersten Verletzung an.“ Er grinste leicht, welches der Vocal erwiderte.

„Stimmt ja. Hab ich schon ganz vergessen.“, fügte er noch hinzu, sah dann zu Mana, der ihn, mal wieder, einfach ignorierte, „Was macht unsere Diva uns eigentlich nettes zum Abendessen?“

Er erhielt keine Antwort.

„Och menno Mana- chan!“, murrte Közi darauf, der Angesprochene atmete tief durch, wandte sich zu dem Anderen um.

„Reis und Curry.“

„Aha. Freut mich, ich hab schon befürchtet das du nie wieder für mich kochen würdest.“ Gackt lächelte, welches Mana nur gequält erwiderte.

„Közi, gib’s auf... Irgendwann kriegen die sich schon ein.“ Yu~ki klopfte dem Angesprochenen auf die Schulter.

„Hai, i~rgendwann.“ Er nickte lachend. „Hoffentlich erlebe ich das noch...“

„Bei deinem Glück wäre ich mir da nicht so sicher. Wenn man bedenkt, das du beim Sandburgbauen fast ersoffen wärst.“ Klaha grinste schadenfroh, knuffte dem Anderen leicht in die Seite.

„Keine Sorge, nur um dich zu Ärgern, werde ich dich gerade noch überleben!“ Er schlug seinen Freund ebenfalls leicht, worauf sie begannen sich gegenseitig immer wieder anzugreifen.

Bis Yu~ki schließlich dazwischen ging, einen väterlichen Gesichtsausdruck auflegte und ruhig sagte: „Hört jetzt auf, es gibt essen.“

„Hai.“, kam es synchron von Beiden.
 

„Mana- chan?“, flüsterte eine leise Stimme, direkt neben seinem Kopf. Er schlug fragend die Augen auf, sah vor sich den Rücken eines kleinen Mädchens, das immer wieder diesen Namen wiederholte. Erst jetzt verstand Mana was das Kind wirklich sagte, nicht Mana, sondern Mane. Er erhob sich von seinem Bett, starrte das Mädchen an. Wie kam es hierher? Unten war doch abgeschlossen, Yu~ki hatte dies extra noch getan, bevor er ins Bett gegangen war.

„Mane- chan? Wo bist du? Mane- chan... Ich hab Angst...“ Sie begann zu weinen, wischte die Tränen an dem zerrissenen Ärmel, des alten Kimonos ab.

„Kleine? Wen suchst du denn? Hier ist kein Mane...“ Langsam stand er auf, ging vorsichtig auf das Mädchen zu.

„Doch!“, widersprach sie laut, begann nur lauter zu heulen, „Mane ist hier! Ich weiß es!“

„Nein, jetzt... hör doch auf zu weinen...“ So beruhigend wie möglich redete er auf die Kleine ein, streckte eine Hand nach ihr aus, um ihr sanft über den Kopf zu streicheln. Aber er zog die Hand sofort zurück. Sie war eiskalt. „Oh Gott, du bist ja ganz kalt...“, flüsterte er warf die Decke um das Kind, und rieb sie warm. Oder versuchte es zumindest.

„Er hat gelogen! Er ist ein ganz gemeiner Kerl... Dabei hab ich doch niemand anderen...“ Sie weinte weiter, schniefte immer wieder laut. Mana tastete unter die Decke, noch immer war sie kalt.

Und plötzlich riss sie den Kopf hoch, blickte fragend hinter sich, aber nicht zu Mana, sondern durch ihn hindurch.

„Mane- chan!“, quietschte sie schließlich und lief zur Tür.

„Hey, warte doch!“ Damit rannte er dem kleinen Ding nach, blieb auf dem Gang aber abrupt stehen. Er war vollkommen leer, kein Kind, auch kein Mane waren da. Er hörte auch kein weinen, oder die leisen Schritte eines laufenden Kindes. Einfach nichts, als wäre nie etwas derartiges geschehen. Irgendwas stimmte hier nicht. Etwas lief hier falsch, er wusste nur nicht was.

Ein Geist. Mana nickte, als er sich wieder umdrehte, in sein Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. Ja, er glaubte fest an die überbliebenen Seelen der Toten. Das Mädchen suchte jemanden... scheinbar ein Verwandter, den sie kannte, bis sie gestorben ist. Und jetzt suchte sie ihn als ruheloser Geist.

Aber... Geister konnte man doch nicht anfassen... Es waren Seelen... Mana legte sich auf sein Bett, zog die Decke wieder über sich und starrte fragend an die Wand. Irgendwie klärte sich das sicher auf...

Er nickte leicht sich selbst zu, wohl eher um sich zu beruhigen anstatt die Aussage zu bejahen. Dann schloss er die Augen, kurz bevor er einschlief hörte er wieder ein schluchzen. Dasselbe wie vorhin. Er ignorierte es, und bald darauf hörte es endgültig auf.

Two ~ Ni

Two ~ Ni

~~»«~~
 

Gähnend streckte er sich, beugte dabei den Rücken durch. Er öffnete die Augen, sah müde an die Wand. Ein leises Klopfen ertönte worauf er „Hai?“ fragte.

„Stehst du auf? Es gibt Frühstück.“ Yu~ki öffnete die Tür einen Spalt und lugt in das bereits vollkommen erhellte Zimmer.

„Hai, bis gleich...“ Klaha lächelte, streckte sich noch mal.

Der Ältere zwinkerte dem Anderen zu, schloss die Tür dann wieder. Der Braunhaarige wälzte sich aus dem Bett, stand auf und schlurfte in Shorts zu der Tasche, welche noch immer unausgepackt neben dem Schrank stand. Er wühlte kurz in ihr, bis er eine schwarze Hose, sowie einen weißen Kragenpulli herauszog. Nachdem er sich angezogen hatte, verließ er sein Zimmer, verschwand für eine weile im Bad und tappste dann die Treppe nach unten, um in die Küche zu gehen.

„Ohayou~.“, nuschelte er den Vieren entgegen, die bereits verteilt an dem Tisch saßen und den Gruß erwiderten.

Klaha ließ sich auf den Stuhl neben Gackt sinken, sah fragend auf die Digitalarmbanduhr des anderen Vocals. 11:52 Uhr blinkte die schwarze Schrift auf dieser.

„Wow, solang schlaf ich doch sonst nie...“

„So lang wars eigentlich nicht. Du warst ja mindestens ne halbe Stunde im Bad.“ Yu~ki tätschelte lachend Klahas Kopf.

„...Ich lege eben wert auf mein Äußeres.“, gab er nur zurück, patschte die Hand des Anderen weg.

„Auf wen wartest du denn? Oder hast du Angst, das dich Gackt mal `nackt` sieht?“, stieg Közi mit ihm ein, knuffte den Braunhaarigen darauf grinsend.

„Geht dich doch nichts an, wie ich wann rumlaufe!“, giftete er zurück.

„Hey, es reicht jetzt.“ Mana hatte sich vor den Tisch gestellt, die Hände in die Seiten gestemmt. „Ihr seid doch keine kleinen Kinder.“

„Selbst wenn wir welche wären, dürften wir so was nicht.“, grummelte Közi gespielt beleidigt, verschränkte maulend die Arme.

„Jaja, und du bist das kleinste von allen ich weiß.“ Mana lächelte, strich durch die blonden Haare seines Freundes. Diese waren heute, ausnahmsweise, leicht zur Seite gestylt worden, wodurch auch die dunkelbraunen Ansätze sichtbar wurden.

„Geht ihr heute denn wieder schwimmen?“, fragte Gackt, der bis jetzt nur desinteressiert zusah.

„Wieso kommst du nicht mit?“, kam es von Yu~ki, der leicht eine Braue hob.

„Naja, ich würde gerne noch mal in den Wald...“ Gackt stützte den Kopf auf die Hand, schaute zu dem Ex- Bassisten.

„Wieso kommst du nicht mal mit an den Strand? Wir machen schließlich zusammen Urlaub.“, versuchte er den Anderen zu überreden. Lächelte dabei.

„Hm... wenn du so lieb fragst.“ Gackt erwiderte den Blick.

„Super! Mal sehen ob ich wieder absaufe!“, warf Közi lachend mit ein.

„Dann sehen wir mal wie lange du durchhältst. Denn ich rette dich diesmal nicht.“ Damit knuffte er dem Blonden in die Seite, grinste.

„Da können wir ja gleich Survival- Training machen.“, witzelte er weiter.

„Hört endlich auf damit!“ Yu~ki versuchte streng zu klingen, das grinsen verriet aber, das es ihn nicht wirklich störte. Wohl eher Mana, der die ganze Zeit nur schweigend dastand, auf das Klick wartete, welches zeigte dass das Wasser heiß war, dann in die Teetassen gab und diese auf den Tisch stellte.

Seine Gedanken hingen noch immer dem Mädchen nach, das gestern Nacht weinend nach einem Mane gesucht hatte. Er verstand nicht was sie hier tat... natürlich, er glaubte an Geister. Aber normalerweise waren sie friedlich, zugegeben, sie war scheinbar friedlich, aber sie vermittelte ihm so ein seltsames Gefühl. Ein Gefühl das ihm sagte, mit ihr stimmte etwas nicht. Erzählt hatte er davon nichts. Denn sie hätten ihn nur für dumm erklärt, ihn womöglich ausgelacht. So war es damals auch gewesen, als er ihnen erzählte, er würde an Geister glauben.

„Mana- chan? Geht’s dir nicht gut?“, fragte die etwas kindliche Stimmer seines Freundes, worauf er ihn nur auf seine Weise ansah.

„Alles in Ordnung.“, Er nickte, fügte dem ein liebes Lächeln hinzu.

„Gut! Und heute kommst du mit ins Wasser, ja? Zeig uns deinen Six- pack!“, grinste Közi, tätschelte über Manas Bauch.

„Ich wüsste zwar nicht wo ich einen hätte... Aber vielleicht krieg ich ja noch einen.“ Er nickte, hob seinen Arm und zeigte die, nichtvorhandenen, Muskeln.

„Klar~, dann brauchst du deine Stimme auch nicht mehr zu verstecken, oder senken. Zeig allen, was für ein Kerl du bist!!“

„Jaja, klar.“ Der Schwarzhaarige lachte leise.

„Also, ich geh jetzt schon mal raus...“ Damit stand Yu~ki auf, stellte die leere Tasse auf die Nische und verließ die Küche.

„Ich hau auch ab. Bis dann.“ Und schon war auch Gackt verschwunden, ging erst mal in sein Zimmer, bevor er Yu zum Strand folgte.

„Na dann, macht euch mal fertig.“ Mana stemmte die Hände in die Seite, wartete bis die Angesprochenen fertig waren und scheuchte diese dann ebenfalls aus dem Raum.

Nach ca. 15 Minuten tappsten auch Klaha, Mana und Közi über den Sand, auf Gackt zu, der es sich auf seinem Handtuch gemütlich gemacht hatte und sich scheinbar sonnte. Neben ihm tat es ihm Yu~ki gleich, nur lag er auf dem angenehm warmen Sand, seine Augen waren geschlossen und er atmete gleichmäßig.

„Was denn, der pennt nach ein paar Minuten in der Sonne ein?“ Ungläubig beugte sich der Blonde über den Ex- Bassisten, aber der bemerkte ihn gar nicht.

„Der ist halt richtig im Urlaub.“, kam es von Klaha, der etwas misstrauisch auf das ruhige Wasser zuging, ein Stück in es watete und stehen blieb als er bis zu den Knien im Wasser stand.

„Hey, warte! Ich will auch!“ Schnell folgte Közi dem Anderen, sprang neben diesem ins Meer und tauchte ein wenig, nur um dann eilig aufzutauchen und sich über die Augen zu reiben. „Doofes Salzwasser!“, grummelte er noch, bevor sich Klaha auf ihn warf.

„Übertreibt es nicht!“, rief ihnen noch Mana zu, der sich dann neben Yu~ki setzte. Dieser rührte sich trotz des Geschreis noch immer nicht.
 

„Daddy, Daddy, wach auf!“

Irgendjemand stand neben ihm, zog drängelnd an seinem Arm.

„Daddy!!“ Das Drängeln wurde lauter.

„Ja, ich mach ja schon.“ Damit öffnete Yu~ki die Augen. Er befand sich nicht mehr an dem Strand. Er lag in einem alten, verdreckten Bett, das jeden Moment unter seinem Gewicht nachzugeben schien.

„Darf ich zu Mane gehen? Bitte!“, bettelte das kleine Mädchen, welches aufgeregt vor ihm herumsprang und weiter an seinem Arm zog. Wo war er hier? Wer war dieses Kind?

„Yumi, du weißt es ist gefährlich draußen...“ Verblüfft sah er die Kleine an, sie reagierte auf den Namen, denn nun sah sie ihn schmollend an. Und warum hatte er das gesagt? Er wusste doch überhaupt nicht wo er war, um was es ging. Und dieses Kind... Yumi. So wollte er doch seine Tochter nennen, wenn er mal eine bekommen würde. Was sollte das alles?

„Aber trotzdem! Er ist doch ganz lieb und passt immer auf mich auf!“ Sie drängelte weiter, zog ihren `Vater` schließlich aus dem morschen Bett. Das gesamte Zimmer sah alt und vermodert aus, wie er feststellte. Scheinbar war er arm... Nein, dieser Mann, der in Wirklichkeit der Vater des Kindes war, der war arm.

„Bitte!“

„Yumi- chan...“ Er nahm dieses fremde Mädchen in den Arm, strich über das schwarze Haar. Aus einem Grund: er fühlte sich tatsächlich, als wäre er ihr Vater. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, liebevoll drückte er das Kind an sich. So fühlte man sich also, wenn man sein eigenes Kind im Arm hielt...

„Aber Daddy...“, schniefte sie, zog schließlich ihre letzten Register, „Wir gehen doch bloß zum Tempel und spielen da. Dort ist bestimmt keiner.“ Sie sah bettelnd zu ihm hoch.

„Na gut. Aber du bist vor Sonnenuntergang wieder hier, hast du gehört?“, gab er nach, nickte leicht.

„Oh, danke!!“ Sie umarmte ihn innig, strahlte über das ganze Gesicht. Dann hüpfte sie glücklich aus der Wohnung, wenn man das so bezeichnen konnte.

Sofort machte sich große Besorgnis in ihm breit. Er wollte nicht, das sie wegging. Langsam stand er auf, ging `seinem` Kind nach und sah aus der Tür. Sie war schon nicht mehr da, wie er aufseufzend feststellte.

Doch kurz darauf kam das Gefühl nur um so stärker wieder, es übernahm schließlich die Oberhand, was ihn aus der Wohnung rennen ließ.

„Yumi!“, schrie er durch das kleine Dorf, nervös schaute er sich um, lief dann in den Wald, zu dem Tempel von dem sie gesprochen hatte. Die Nervosität stieg immer mehr, er kam an der Hütte an, keuchte und holte immer wieder tief Luft.

„Yumi, wo bist du?“, fragte er, seine Stimme klang brüchig, er fühlte wie Angst sich seinem Zustand hinzufügte.

„Da...ddy...“

„Yumi!“ Er rannte das letzte Stück zum Tempel, suchte den Eingang und schrie sobald er in das Innere sehen konnte. Heiße Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln, während er weiter den Namen seiner Tochter rief.

Dann traf ihn wie aus dem Nichts ein Schlag ins Gesicht. Etwas begann auf seine Wange zu schlagen, solang bis er die zusammengekniffenen Augen aufriss.

„Yu~ki! Was ist denn los??“

Keuchend starrte er in das Gesicht seines damaligen Leaders, der seinen Oberkörper anhob. Sein Wangen fühlten sich heiß und feucht an, das Gefühl der Angst und des Verlusts war noch nicht abgeklungen. Viel mehr brach er erneut in Tränen aus, presste sein Gesicht an Manas von Stoff überzogene Brust. Heraus brachte er dabei keinen Ton.

„Mein Gott, was ist denn nur? Es war doch bloß ein Albtraum...“ Beruhigend streichelte er seinen aufgelösten Freund. Um die Beiden herum standen die Anderen, beobachteten sie erschrocken.

„Ich...es war... da war...“, brachte Yu~ki stotternd hervor. Er holte ein paar Mal tief Luft, bevor er sich von wieder von dem Anderen trennte, „Also... da war... ich war der Vater von...Yumi... sie wollte zu irgendeinem Mane gehen und spielen...aber dann bin ich ihr nachgelaufen und... sie war...“ Wieder rannen ihm Tränen über die Wangen. Es war wirklich so gewesen als wäre sein eigenes Kind gestorben. Das Gefühl war so echt...

„Mane?“, fragte Mana verwirrt, sah ihn überrascht an.

„J- ja... Mane...“, gab er zurück, hatte sich wieder einigermaßen beruhigt.

„Was ist denn ein Mane??“, wollte Közi wissen, beugte sich zu den Beiden.

„Mane, das ist der irgendein Bekannter von diesem Mädchen.“, erklärte Mana.

„Woher... kennst du Yumi?“ Yu~ki sah verwirrt zu dem Anderen hoch.

„Gestern Nacht... war sie da. Sie hat mich geweckt und mich nach diesem Mane gefragt. Oder eher sie hat ihn gesucht. Ich dachte sie wäre ein Geist... deswegen hab ich auch nichts gesagt. Und... sie ist gestorben oder...? In deinem Traum.“

„Ja... sie war in dem Tempel...so ein alter, verlassener...“

„Hier im Wald gibt’s einen Tempel.“, warf Gackt leise ein, worauf Klaha zustimmend nickte.

„Ich hab ihn auch gesehen.“, fügte er noch hinzu.

„Dieses Mädchen... Yumi. Wie sah sie denn aus?“, bohrte der Braunhaarige weiter.

„Sie hat lange schwarze Haare und trug einen dreckigen Kimono.“ Mana sah beiläufig zu dem Fragenden.

„Ich hab sie auch gesehen... in dem Tempel im Wald.“

Klaha und Közi schauten sich daraufhin unsicher an.

„Das heißt... wir werden als nächste von dem Geist heimgesucht?“, kam es kleinlaut von dem Blonden.

„Ach was. Das ihr der nicht begegnet seid beweist nur, das es ein dummer Zufall ist.“ Gackt schüttelte den Kopf. So was passierte doch wirklich nur in irgendwelchen Horrorfilmen.

„Na hoffen wir’s... ich will die nicht treffen.“ Közi ließ sich nach hinten in den Sand fallen. „Im Gegensatz zu Mana fahr ich nicht drauf ab, von irgendwelchen Seelen verfolgt zu werden...“

„Ich auch nicht.“, fügte Klaha nickend hinzu.

„Jetzt hört auf rumzuspinnen, das Mädchen ist kein Geist. Ich hab sie auch gesehen und tot war sie da nicht.“ Gackt verdrehte die Augen.

„Ach, hast du sie angefasst? Ich schon und sie war eiskalt!“, zischte Mana als Antwort, lehnte sich leicht nach vorne.

„Ja und? Wen interessiert’s? Vielleicht hast du ja Hallus oder geträumt!“

„Ich habe keine Hallus! Nur weil ich nicht so ein ignoranter, arroganter-“

„Ist gut jetzt!“, kam es laut von Yu~ki.

Die Beiden hatten nicht bemerkt, das sich dieser wieder von dem Traum größtenteils erholt und aufgerichtet hatte. „Hört auf, euch wegen so was zu streiten! Könnt ihr nicht einmal ein andere Meinung haben, ohne den Anderen gleich anzumeckern?“ Damit stand er auf, ließ die Vier sitzen und stapfte den Weg zu der Holztreppe hoch, um in dem Haus zu verschwinden.

„Der ist aber mies drauf...“, flüsterte Közi, sah dem Älteren erschrocken nach.

„Kein Wunder...erst träumt er ein eigenes Kind zu haben, wo er sich doch so gern eins wünscht und das stirbt dann. Ist doch scheiße...“ Auch Klaha erhob sich vom Boden, wollte ihm folgen, wurde aber von Mana an der Hand gepackt und leicht zurückgezogen. Als er zu dem Schwarzhaarigen sah schüttelte dieser den Kopf.

„Lass ihn mal... und überhaupt müssten wir uns entschuldigen. Aber ich denke, er will jetzt erst mal seine Ruhe.“

„Okay...Und... was machen wir jetzt?“ Seufzend ließ sich Klaha wieder in den Sand fallen.

„...Wie wär’s mit schwimmen? Deswegen sind wir schließlich hier.“ Mana stand auf, klopfte sich die Sandkörnchen von dem Rock.

„Kommst du auch mit rein??“ Közi tat es ihm gleich.

„Ein Stück...ja...“ Er nickte leicht, ging auf das Meer zu, hob den Rock bis knapp über das Knie und watete in das Meerwasser.

„Hol doch deinen Malice- rock, der ist kürzer. Oder gleich das Lackzeug von damals, dann kannst du damit schwimmen.“ Der Blonde folgte ihm grinsend. Klaha tappste ebenfalls hinter ihnen her. Gackt sah ihnen nur desinteressiert nach, legte sich dann wieder auf sein Handtuch.

Mana reagierte nicht auf den Spruch, sein Blick war starr auf den Meerboden gerichtet, den man perfekt sehen konnte, da das Wasser so hell war. Was er suchte fand er auch nicht. Nicht einmal, nachdem er mehrere Meter in das Meer gewatet war. Mittlerweile reichte es ihm bis zu den Oberschenkeln, auch der Rock war ein wenig nass geworden.

„Sicher das du gestern in was reingetreten bist? Hier ist nämlich nichts.“, rief er zum Strand, zuckte erschrocken zusammen, als Közi genau neben ihm auftauchte und „Hä?“ fragte.

„Na du hast dir doch den Fuß aufgeschnitten. Ich frag mich nur woran.“ Er richtete den Blick wieder auf die ruhige, glatte Oberfläche.

„Keine Ahnung, vielleicht wars ja auch ein Krebs oder so...“ Der Blonde zuckte mit den Schultern.

„Krebse? Hier?“

„Ach, is doch egal, weh tut’s nicht mehr und damit hats sich doch erledigt.“

Daraufhin fühlte der Schwarzhaarige wie zwei Arme ihn nach oben zogen, hin und her schwangen und zuletzt ins Meer warfen.

Prustend tauchte er wieder auf, starrte seinen Freund böse an.

„Wie kannst du es wagen???“ Wieder griff er nach dem Rock, zog ihn nach oben, aber nicht um ihn vor dem Wasser zu schützen, sondern weil in dieser sonst beim rennen behindert hätte. Sofort drehte sich Közi weg, hastete lachend aus dem Meer, um Manas Zorn für eine Weile zu entfliehen. Allerdings kam er nicht weit, denn Klaha packte ihn am Bauch, hielt ihn eisern fest und wartete bis die wütende Diva zum ausüben der Rache eingetroffen war.
 

„Komm schon... Na los...“ Nervös wippte Yu~ki mit seinem Fuß auf und ab, wartete bis der an der Anderen Leitung endlich abnahm. Aber wie schon bei den Drei Versuchen zuvor passierte gar nichts. Es sprang nur mal wieder die Mailbox an.

„Herr Gott! Wo bist du denn??“ Er stützte tief durchatmend den Kopf auf seinen Händen ab. Warum nur ging sie nicht an ihr Handy? Sie hatte ihm doch noch versprochen es immer anzulassen, falls irgendetwas war. Er wollte doch nur mit ihr reden... Seufzend legte er das Handy beiseite, starrte auf das kleine Foto einer schwarzhaarigen Frau, die ihn freundlich auf ihre kindliche Weise anlächelte. Aber warum musste sie gerade SO aussehen? Es war ihm erst im Nachhinein aufgefallen, wie viel Ähnlichkeit Yumi mit Nanami hatte. Ein Punkt, der ihn nicht sehr beruhigte. Leise stöhnend rieb er sich über seine Schläfen, griff dann nochmals zu seinem Mobiltelefon und wählte die Nummer seiner Freundin.

Nach fünf Minuten ertönte ihre klare Stimme, kicherte kurz und flötete: „Hey everybody! Ich bin zur zeit nicht erreichbar~, versuch’s nachher noch mal!“ Es folgte ein leises piepsen.

„Hey... Schatz ich versuch dich die ganze Zeit anzurufen... ruf bitte zurück, wenn du das hörst, okay? Bai, Ai shiteru.“ Damit legte er auf, ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. „Wo bist du denn nur?“ Leise schniefte er. Er wollte nach Hause... Aber er würde sie ja sowieso nicht sehen, da sie momentan bei ihrer Schwester auf Hokkaido war.

Yu~ki drehte den Kopf, sah zur Seite, an die Wand, die plötzlich stumm und kahl wirkte. Wieder kam das Mädchen in seine Gedanken. Yumi... Er erhob sich, überlegte kurz und stand dann langsam auf. Und jetzt schien er zu verstehen. Sie war ein Geist, der vorhin beim schlafen wohl in ihn gefahren war, worauf er ihre Erinnerungen sehen konnte. Auch wenn es eher die ihres richtigen Vaters waren... Er wand sich um, schritt aus der Küche, durch die Halle und wieder aus dem Haus. Die Drei, die im Meer spielten bemerkten ihn gar nicht, während er langsam auf Gackt zuging, ihm auf die Schulter klopfte.

Sofort öffneten sich diese und er schaute müde in das Gesicht des Anderen.

„Was denn?“, fragte er noch halb gähnend.

„Zeig mir bitte den Tempel im Wald.“, antwortete er, wartete bis Gackt aufstand.

Dieser atmete einmal tief durch, stellte sich auf seine Beine und rieb sich kurz über die Schläfen.

„Was willst du denn da? Deinen Geist jagen?“ Er grinste leicht.

„Ich möchte für sie beten.“, war das einzige was Yu~ki darauf erwiderte.

Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern, dann ging er ein Stück voraus, zum Wald. Der Andere folgte ihm sofort. Schweigend liefen sie durch das Waldstück, bis sie schließlich an dem kleinen, vermoderten Tempel ankamen.

„Hier.“ Damit blieb Gackt stehen, beobachtete Yu~ki dabei, wie dieser langsam um die Hütte herumging, den Eingang suchte.

„Oh mein... Gackt, komm mal her!“, rief der aufgeregt, als er in das Innere sehen konnte.

„Was denn?“ Er verdrehte die Augen, ging zu dem Anderen und auch ihm stockte der Atem.

„Glaubst du immer noch, das wir spinnen?“, kam es aufgebracht von Yu~ki, der sich wegdrehte und eine Hand auf den Mund presste.

Auf dem Holzboden lag ein junger Mann, der den Gackt noch gestern gesehen hatte, die Augen waren weit aufgerissen, direkt auf ihn gerichtet. Blut quoll aus dessen Mund, sowie aus den zahlreichen Wunden, die seinen Körper zierten. Ein paar Körperteile fehlten entweder oder waren verdreht, etwas Muskelgewebe bedeckte den Boden.

„Gott... wer macht denn... so was?“ Der Jüngere beugte sich ein Stück nach unten, musterte genau das geschundene Gesicht. Und stolperte plötzlich schreiend aus der Hütte, stieß dabei gegen Yu~ki und riss diesen mit sich auf den Boden.

„Was ist denn?“ Verwirrt starrte er Gackt an, der panisch nach hinten rutschte.

„Der- der lebt noch!!“, presste er hervor.

„So ein Quatsch, der kann gar nicht mehr leben, das ist unmöglich!“ Yu~ki stand wieder auf, zog den Sitzenden auf seine Beine, wobei er ihn aber festhalten musste, da dieser erneut drohte umzukippen.

„Der hat sich bewegt! Ich schwör’s!! Ich will sofort weg von hier, kapiert?? Bleib doch da, wenn du willst!“ Damit riss er sich los, rannte einfach über den Weg davon, über den sie gekommen waren. Der Andere blieb stehen, warf einen kurzen Blick zu der Öffnung, um festzustellen das sich eine Hand, wenn man das noch so nennen durfte, in das morsche Holz krallte. Grund genug für ihn es Gackt gleichzutun und so schnell wie möglich wieder zurück zu dem Haus zu kommen. Als er dort ankam, konnte er sehen wie die Anderen bei dem aufgelösten Gackt standen, ihn fragend musterten.

„Wir müssen zurück! Hier stimmt irgendwas nicht!“, brachte der Vocal schließlich hervor, nachdem er ein paar mal tief durchgeatmet hatte.

Auch Yu~ki kam jetzt neben ihnen zum stehen, nickte nur abgehackt.

„Ach was.“ Die Beiden starrten geschockt zu Mana, von dem dies gekommen war. „Das war ein Geist, die können Menschen nicht verletzen.“ Er schüttelte den Kopf, sah die Beiden ernst an. „Und schon mal daran gedacht, dass uns jemand ärgern will?“

„Ja, stimmt. Wie zu Halloween oder so.“ Közi nickte zustimmend.

„Das sah aber nicht so als, als ob es nur ein Scherz war!“, schrie der Braunhaarige schon fast, „Bleibt doch hier wenn ihr wollt, ich gehe jedenfalls!“ Damit schubste er Klaha zur Seite, stapfte hoch zum Haus und betrat dieses.

„Glaubst du auch, das es echt war?“ Mana sah zu Yu~ki, der ihn an der Hand packte, sich umdrehte und wieder in Richtung Wald ging. „Ich zeig’s dir.“

Klaha und Közi folgten den Beiden zögernd.
 

„...Das...“ Yu~ki setzte vorsichtig einen Fuß in das Innere. Der Tempel war vollkommen leer, kein toter Junge, kein Blut oder irgendwelche Innerein am Boden. Nur der Staub, der sich die letzten Jahre hier abgesetzt hatte.

„Siehst du, es waren Geister. Sie sind schon wieder verschwunden.“ Mana betrat ebenfalls den Tempel, schritt durch ihn und sah sich alles an. „Und nebenbei ist mir auch jemand eingefallen, der uns einen Schreck einjagen möchte.“

„Ach, und wer?“ Klaha sah sich nur von draußen die Hütte an.

„Na unser netter Fahrer. Habt ihr den schon vergessen. Wahrscheinlich hat der immer so dreckig gegrinst, weil er weiß, das er jetzt wieder ein wenig Spaß haben würde. Weil sich ein paar Gutgläubige ein Ferienhaus in seiner Nähe gemietet haben. Er wusste das mit den Irrlichtern ja auch. Also worüber macht ihr euch sorgen?“ Nachdem er stoppte wand er den Kopf nach hinten, sah zu Yu~ki, der noch immer den Boden absuchte.

Dieser schaute langsam zu dem Schwarzhaarigen. Er musste sich eingestehen, dass das was Mana sagte irgendwie logisch klang...

„Ja...wahrscheinlich hast du Recht...“, flüsterte er, verließ die Hütte wieder.

„Danke.“, murmelte Mana, folgte ihm zurück auf den Waldweg, „Gehen wir jetzt zurück?“

Yu~ki nickte schweigend, ging wieder voraus, den Weg zum dem Haus zurück.

„Klaha?“ Közi stupste ihn vorsichtig an, wartete bis dieser reagiert.

„Hai?“ Der Angesprochene erwiderte den unsicheren Blick, des Anderen.

„Wir haben immer noch nichts von denen gesehen...“, brachte der leise hervor.

„Ich weiß... nicht gerade ein tolles Gefühl...“

„Und... Yu~ki und Gackt haben eine Leiche gesehen, was zeigt der Geist denn dann erst uns? Ich will das nicht...“ Közi wandte den Kopf ab, starrte auf den Waldboden vor seinen Füßen.

„Pennst du bei mir, oder ich bei dir?“, fragte Klaha, nach ein paar Minuten des Schweigens.

„Ich bei dir.“, beschloss der Blonde, worauf wieder Stille herrschte.

Als sie wieder bei dem Ferienhaus ankamen, entdeckten sie Gackt, der sich in den Sand gesetzt und den Kopf auf seinen Armen abgelegt hatte.

„Ich dachte du wolltest weg.“ Mana ging langsam auf ihn zu, betrachtete den Rücken des Sitzenden.

Dieser hob darauf den Kopf, sah den Schwarzhaarigen mit einem emotionslosen Blick an.

„Geht nicht, die Leitungen sind tot, Handy hat keinen Empfang und es würde Stunden dauern bis ich wieder in Shimanto bin...Mal ganz davon abgesehen weiß ich nicht mal wie ich vom Waldrand aus zurücksoll. Demnach muss ich jawohl hier bleiben.“ Er starrte wieder auf den Boden.

„Hm. Dann könntest du dir mal Zeit nehmen und über alles nachdenken, vielleicht kommst du dann auch darauf, das alles nur ein dummer Witz von unserem Taxi ist.“ Mana drehte sich von ihm weg, konnte so den verächtlichen Blick den ihm dieser zuwarf nicht sehen.

„Ist ja super, das du für alles eine Erklärung hast. Bin schon gespannt was du sagst, wenn wir alle sterben.“, knurrte Gackt, starrte wieder auf das Meer.

„Hier stirbt niemand. Ich sage nur wie es ist!“ Der Schwarzhaarige blieb wieder stehen, sah drohend zu dem Sitzenden.

„Ach, und woher willst du das wissen?? Ach, nein, Mana- sama weiß ja alles!“ Auch der Andere wandte sich wieder um, erwiderte den Blick.

„Vielleicht hab ich ja gar nicht recht, aber ich rede hier wenigstens niemandem ein, das jemand sterben würde!“

Unsicher beobachteten die außenstehenden Drei die Szene, wollten eingreifen, ließen es dann aber doch lieber.

„Ach, dann lügst du sie an?? Was bringt das?“

„Ich lüge sie nicht an! Was hast du eigentlich für ein Problem??“ Die Stimmen der Beiden wurden lauter, schließlich schreien sie sich aus knapper Entfernung her an.

„Du bringst sie um!!“

„Sei endlich still!“ Mana ging bedrohlich auf den Anderen zu, hob bereits die Faust.

„Hört auf jetzt!!“ Közi stellte sich vor seinen Freund, schob ihn nach hinten, weg von Gackt. „Was bringt das Gezoffe denn bitte? Beruhigt euch doch...“ Flehend sah er ihn an. Mana zuckte darauf zusammen, schaute zur Seite.

„Gomen...“, flüsterte er noch.

Klaha nahm Gackts Arm, zog ihn ein Stück zu sich, flüsterte auch diesem zu, dass er sich lieber etwas beruhigen sollte. Der nickte knapp.

„Tja... jetzt ist es doch egal, was wer von uns denkt. Wir müssen sowieso hier bleiben...“, flüsterte Yu~ki noch, der etwas abseits stand.
 

„Irgendwie... ist das eine Prüfung.“

Klaha öffnete die Augen, schaute auf den Boden, auf dem Közi ausgestreckt lag und scheinbar an die Decke starrte.

„Wie meinst du das?“, fragte der auf dem Bett verwirrt.

„Naja, das ist die Rache dafür das ich, wenn wir alle zusammen Horrorfilme gesehen haben ich euch verarscht hab.“

Klaha verdrehte die Augen. Er wusste das auch der Blonde jetzt zurückdachte, denn ein unterdrücktes Kichern war zu hören.

„Du bist echt ein Arsch.“, kam es noch murrend von dem Vocal, nachdem er sich umdrehte und den Anderen ignorierte.

„Hey, gomen... Aber... besser als wenn ich dir jetzt was vorheule wie furchtbar unsre Situation hier ist, oder?“ Er stand auf, legte den Oberkörper auf den Bettrand und schaute den Liegenden lieb an.

„Hm.“

„Ach ko~mm. Sei doch nicht so.“

Klaha fühlte eine warme Hand auf seiner Schulter.

„Weißt du was das beste in so einer Situation ist?“, fügte der Blonde hinzu, verstärkte den Druck auf den Anderen leicht.

„Kannst du nicht einfach schlafen?“, grummelte der nur, zog sich weiter an die Wand zurück.

„Darf ich zu dir ins Bett?“

Klaha stöhnte. Wie konnte ein einzelner, erwachsener wohlgemerkt, Mann so nervig und kindisch sein? Als Antwort, und um endlich Ruhe zu haben, rutschte er noch weiter in Richtung Wand um dem Anderen Platz zu machen. Doch hinter sich spürte er nicht wie sich die Matratze senkte. Fragend drehte er sich um.

„Közi?“

Der saß zwar neben dem Bett, reagierte aber nicht. Er hatte den Kopf leicht gesenkt, die Augen auf einen fiktiven Punkt gerichtet, als versuchte er einen bestimmten Ton unter Tausenden herauszuhören.

„Ist was?“, fragte Klaha erneut, setzte sich auf.

„Ich höre jemanden Schreien.“, gab der knapp zurück.

„Was?“

„Hier schreit irgendwo einer...“ Der Blonde hob den Kopf, schaute den Anderen mit einem leicht panischen Blick an. „Jetzt sind wir dran...“

„So ein Quatsch. Und ich höre überhaupt nichts. Komm ins Bett, oder schlaf auf dem Boden.“ Sagte er, glaubte es aber selbst nicht. Er griff nach Közis Arm, versuchte ihn auf das Bett zu ziehen, doch der stemmte sich gegen ihn. Demzufolge landete Klaha nach einer Weile neben dem Stärkeren auf dem Boden.

„Jetzt hör doch mal hin... Meinst du ich hab Hallus?“ Közi sah wieder von ihm weg, zu seinem fiktiven Punkt auf dem Boden.

„Hallus nicht, aber wahrscheinlich verarscht du mich jetzt und lachst mich nachher aus.“ Erneut glaubte er seinen eigenen Worten nicht, er flehte, dass es trotzdem seiner Vorstellung entsprach. Und plötzlich hörte auch er es. Ein dumpfes, gequältes Schreien.

„Und... was machen wir jetzt?“, fragte er leise, worauf ihn der Andere anblickte, dann leicht nickte.

„Sollen wir hier bleiben, es suchen, oder den Anderen Bescheid sagen?“ Das Geräusch wurde lauter, immer unerträglicher. Es kam näher, sofort glitt der Blick des Blonden zur Tür.

„Das ist hier wie in einem beschissenen Horrorfilm...“, murmelte Klaha, stieg endgültig aus dem Bett und blieb neben dem Sitzenden stehen.

„Weißt du eigentlich, dass die in den Horrorfilmen das auch immer sagen?“ Er grinste schief. „So, suchen brauchen wir es jetzt auch nicht mehr.“ Ein Kratzen ertönte an der Tür, das Schreien hatte sich zu einem Grollen entwickelt, ein seltsames, undefinierbares Gurgeln.

„Was machst du?“ Klaha griff nach der Hand Közis, als dieser ebenfalls aufgestanden war, in Richtung Tür ging.

„Ich will wissen was das ist...“ Damit riss er sich los, ging auf das bearbeitete Holz zu. Und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er im Begriff war etwas dummes zu tun. Wobei, das Gefühl hatte er öfters...

Kälte schoss durch seine Finger, die sich auf das kühle Metall der Klinke legten. Hinter sich hörte er, wie Klaha weg rutschte.

Three ~ San

Three ~ San

~~~»«~~~
 

Noch einmal atmete er tief durch, bevor er die Tür einfach aufriss und sich zwang auf die Schwelle zu sehen, wo er definitiv den Übeltäter dieses widerlichen Geräuschs zu erkennen glaubte. Doch anstatt eines zerfleischten, halbverfaulten Zombieetwas (das er im Geheimen bereits erwartete) hockte eine Wildkatze vor der Tür, die roten Augen erhoben, um ihn anzusehen. Trotzdem war er zu geschockt, um, wie es bei ihm Gewohnheit war, loszulachen.

„Und?“, ertönte es hinter ihm.

„Nichts... ist nur ne Katze...“ Közi starrte weiter in die blutroten Augen, die ihn mit einer Intensität anleuchteten die ihn einen Schritt nach hinten machen ließ.

„Eine Katze?“ Klaha stand auf, ging zu seinem Freund und sah auf das Tier.

Der Schwanz schwang leicht durch die Luft, hin und her, während sie die Schnauze öffnete und langgezogen maunzte.

„Boah, mir wär fast das Herz stehen geblieben...“ Der Blonde rieb sich mit der Hand über das Gesicht, drehte sich von dem Tier weg und ging zum Bett. In jeder andren Situation hätte er das Tier jetzt adoptiert. Aber bei so was...

„Közi, das ist nicht die Katze.“, sagte Klaha, schaute zu dem mittlerweile auf dem Bett Liegenden.

„Wie?“

„Das ist nicht die Katze. Sie maunzt ganz normal, vorhin war da noch dieses... Gurgeln.“, gab der zurück, schob die Katze von der Tür weg (er wollte sie trotz allem nicht anfassen) und schloss diese.

„Weißt du wie das klang? Dieses Gurgeln?“ Közi starrte an die Decke, alle Glieder von sich gestreckt.

„Wenn du jetzt irgend nen Scheiß erzählst... Dann hau ich dir eine rein, versprochen.“ Misstrauisch betrachtete er den Liegenden, der zu ihm sah, grinste.

„Als hätte man einem den Unterkiefer rausgerissen und der versucht zu- AUA!“ Lachend versuchte er auszuweichen, nachdem Klaha ihm einen Schlag auf die Brust verpasst hatte. Hinzu kam noch ein Hieb auf seinen Rücken, bevor er sich wieder fasste und Közi nur noch drohend fixierte.

„Kleiner Vollidiot!“, knurrte er, betrachtete den pochenden roten Handabdruck auf der Schulter des Anderen.

„Moah, war doch bloß ein Witz... Das du immer gleich ausrasten musst. Bitte nicht rausschmeißen, ja?“, fragte er lieb, wich zurück, als der erneut anstalten machte auf ihn zuzugehen. „Tut mit Leid...“, fügte er versöhnlich hinzu.

„Jaja, jetzt lass mich mit deinen Horrorgeschichten in Ruhe, sonst schmeiß ich dich ganz schnell raus.“ Er murrte, legte sich in sein Bett und zog die Decke über sich.

„Ahm... darf ich noch-?“

„Nein!“

„Menno...“, grummelte Közis, während er es sich gezwungenermaßen auf dem Boden gemütlich machte.
 

Er schlug die Augen auf. Für sich selbst so plötzlich, dass er in den ersten Minuten nichts erkennen konnte. Nur langsam gewöhnte er sich an die herrschende Dunkelheit, setzte sich träge auf und gähnte. Közi wusste nicht mal, weshalb er so plötzlich aufgewacht war, aber jetzt hatte er das Gefühl nicht mehr einschlafen zu können. Neben sich, auf dem Bett hörte er Klahas ruhiges Atmen und wünschte sich sehnlich auch einfach weiterzuschlafen. Als das nicht funktionierte konzentrierte er sich darauf, was ihn so Hellwach werden ließ. Irgendwo hörte er eine Katze miauen. An sich wäre das nicht allzu seltsam gewesen, es war ja wahrscheinlich die die vorhin noch vor ihrer Tür gehockt hatte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, brauchte aber eine Weile, bis er etwas erkennen konnte. Kurz nach Mitternacht. Das Miauen wurde lauter, gequälter.

„Klaha?“, fragte er leise, sah zu dem reglosen, abgesehen vom heben und senken der Brust, Körper hoch, „Bist du wach?“

Keine Antwort. War ja klar... allein um ihn zu Ärgern würde Klaha nichts erwidern. Grummelnd erhob er sich schließlich (er wollte ja nicht als Angsthase dastehen, auch wenn er am liebsten den Anderen wachgerüttelt hätte) und ging langsam zur Tür. Das laute, schmerzerfüllte Miauen brach einfach nicht ab, stattdessen nahm es nur an Volumen zu.

Die Holztür knarrte, als er sie aufzog. Der Gang war leer, wobei er das gar nicht richtig beurteilen konnte, denn 70 Prozent davon lagen in vollkommener Dunkelheit. Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter, fand diesen und drückte auf ihn. Nichts. Wie Klischeehaft war das denn? Das schreien der Katze drang aus dem Erdgeschoss zu ihm herauf, wie er feststellte. Mittlerweile gesellte sich zu seiner Angst dieses Gefühl, dass er sie beschützen wollte. Wenn er zu Hause war, und Zaku oder Lala gaben auch nur annähernd sich Töne von sich brach Közi ja schon in Tränen aus. Demnach folgte er dem Schreien, fand das Treppengeländer vor dem Abstieg und betete, dass er sich jetzt nicht das Genick brach. Er fiel ja leider gerne mal irgendwo runter oder verletzte sich... Zu seinem glück kam er sogar heil unten an, trotz der Dunkelheit um ihn herum. Auch im Erdgeschoss funktionierte das Licht nicht, genervt stöhnte er auf. Jetzt konnte er noch nicht einmal die Katze genau orten, es klang, als wären es Hunderte Tiere, die ihn eingrenzten. Das Gejaule erinnerte ihn mittlerweile an das tollwütige Katzenvieh aus Friedhof der Kuscheltiere. Nicht gerade ein Vergleich, der ihn anspornte. Trotzdem lief er einmal quer durch die gesamte Einganshalle, nur um rein gar nichts zu finden. Die Küche war ebenfalls leer, das Miauen allerdings noch immer da.

Közi sah sich um, suchte nach irgendeiner weiteren Tür, vielleicht zum Keller, oder ein Hinterausgang, aber dank der Finsternis erkannte er nicht mal die Umrisse der gesuchten Tür. Er drehte sich um, verließ den Raum und ging auf die Eingangstür zu, nur sehr zögerlich zog er diese auf. Feuchte Salzluft schlug ihm entgegen, als er auf die Holzveranda tappte, es war kalt geworden und leichte Wellen bildeten sich bei jedem stärkeren Windstoß. Wieder nichts. Sein Blick wanderte bis zum Rand des großen, jetzt schwarzen Waldes.

„Also da geh ich nich rein, ich bin doch nich bescheuert...“ Er grinste leicht, schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zur Halle um. Dass dieses Schreien des Tieres seinen Höhepunkt erreichte, bemerkte er erst, als er sie vor der Tür sitzen sah. Mit dem Rücken zu ihm, den Kopf leicht geneigt und immer wieder das furchtbare Schreien ausstoßend.

„Hey, Kleine, was ist denn? Hier ist doch gar nichts... Du hast mich geweckt.“, sagte er gespielt beleidigt zu dem Tier, kniete sich hinter es und streckte die Hand nach dem schwarzen, glänzenden Fell aus. Die Katze verstummte, wandte den Kopf nach hinten und betrachtete ihn mit leuchtend roten Augen. Nein, das stimmte nicht. Da waren keine roten Augen, sondern blutunterlaufende Augenhöhlen. Die Innenhaut glänzte feucht, einzelne Nervenstränge hingen aus der Öffnen, reichten bis zu der kleinen Schnauze der Katze. Közi schrie, anfangs schockiert aufgrund des Anblicks, nachher weil das Tier die Krallen ausfuhr und vier lange, tiefe Schnitte in seiner Haut hinterließ. Hastig sprang er auf, die gesunde Hand verkrampfte sich um die andere, trat nach hinten und konnte nur noch ein lautes Knacken hören, bevor er rückwärts die Holztreppe nach unten viel, keuchend auf dem Sandboden landete und kurz darauf ohnmächtig wurde. Er bemerkte nur noch einen kleinen Teil des Schmerzes, der ihn durchzuckte.
 

„Habt ihr Közi- kun gesehen?“ Klaha schaute in das erleuchtete Zimmer, zu den Beiden Ex- Malice Mizer Mitgliedern, die auf dem Boden saßen, um sie herum unzählige Notenblätter verteilt.

„Hier war er nicht. Vielleicht ist er wieder in seinem Zimmer und macht sonst was.“, gab Mana zurück, ohne aufzusehen, seine dünnen Finger glitten über ein Blatt, prüften die aufgezeichneten Noten.

„Er ist weder in seinem Zimmer, noch im Bad oder der Küche, auch nicht bei Gackt. Und bei mir gleich gar nicht.“ Er war ein wenig beleidigt, da Mana ihm so eine Antwort gegeben hatte. Schließlich war er da selbst schon draufgekommen...

Jetzt schaute auch der Leader auf. „Er wird doch nicht so dumm sein und Nachts in den Wald gehen.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Langsam stand er auf, zog ein dunkelblaues Band aus der Hosentasche und Band sich das schwarze Haar zurück. „Ich geh mal nachsehen...“ Damit wollte er an Klaha vorbei aus dem Zimmer gehen, wurde aber aufgehalten.

„Du willst allein in den Wald?“, fragte er ungläubig.

„Das einzige was mir passieren kann, ist das dieser Taxifahrer mich um die Ecke bringt. Denn im Gegensatz zu euch glaube ich nicht daran, das uns Geister umbringen wollen.“ Mana schob den Anderen von sich weg, schritt nach draußen, den Gang entlang und nach unten in die Eingangshalle. Klaha und Yu~ki, der noch immer vor sich hin schwieg und einen beunruhigten Blick auflegte, folgten ihm still. Er hatte kaum die großen Flügeltüren geöffnet, als er aufkeuchte, nach draußen rannte und fast die Treppe runterflog, als er diese überhastet nach unten stürzte.

„Közi!“ Erst neben diesem kam er zum stehen, fiel auf die Knie und rüttelte an der Schulter.

„Ist alles in Ordnung?“, kam es von Klaha, der noch nicht wirklich mitbekam, was passiert war.

„Wach auf! Wenn du mich verarscht bring ich dich eigenhändig um!“ Der Schwarzhaarige wurde lauter, schüttelte den Liegenden gewaltsam. Erst das tiefe Stöhnen des Blonden ließen ihn aufhören.

„Boah... mein Kopf...“, war das einzige, das Közi herausbrachte, nachdem ihn Mana in eine Umarmung gezogen hatte, die ihm fast die Luft wegdrückte.

„Okay... Wir fliegen zurück, sobald es möglich ist...“ Mana schniefte unterdrückt.

„Och nö... lass doch... Ist doch schön hier...“ Közi versuchte über seinen dummen Witz zu lachen, keuchte aber nur kurz.

„Ach, sei Still! Was ist überhaupt passiert?“ Nur schwer ließ der Leader seinen Freund wieder los, sah ihn fragend und zutiefst besorgt an.

„Ich... dachte was gehört zu haben und dann bin ich eben die Treppe runtergefallen.“ Er grinste schwach, stützte die Hände nach hinten auf den Boden und setzte sich auf. Sein Kopf dröhnte schmerzhaft, die Rückseite kribbelte unangenehm, während sein Rücken sich taub anfühlte. Den erschrockenen Blick Manas nach hatten seine gebleichten Haare am Hinterkopf wohl eine rote Färbung angenommen.

„Kannst du aufstehen? Du solltest hier nicht so sitzen bleiben... Außerdem müssen wir dich untersuchen.“ Vorsichtig half er ihm dabei sich auf die Beine stellen, hielt ihn an sich gelehnt fest, da er gefährlich schwankte.

„Geht das Licht denn wieder?“, fragte Közi, ließ sich von Mana in die Eingangshalle befördern.

„Wie meinst du das? Es geht schon die ganze Zeit...“, gab Mana zurück, sah ihn nur noch besorgter an. Als hätte er nicht nur eine körperliche Verletzung, sondern auch eine geistige...

Er antwortete nicht, ließ sich in der Küche auf einen der Stühle sinken, keuchte dabei wieder leise. Mana hockte sich neben ihn, während Klaha und Yu~ki sich ihm gegenüber setzten und ihn musterten.

„Tut es sehr weh?“, fragte Mana plötzlich, da sich die Vier bis gerade angeschwiegen hatten.

„Ne... geht schon.“ Er nickte schwach, auch wenn es ihm ein paar blitzgleiche Schmerzstöße durch das Rückenmark jagten. „Wo ist Gackt? Sollten wir ihn nicht auch holen?“ Er richtete absichtlich den Blick auf Klaha, er war der erste der ihn holen würde.

„Ich komme gleich...“, sagte der auch darauf, stand auf und verließ die Küche.

„Willst du irgendwas?“, wollte Mana wissen, der so tat, als hätte er den vorigen Satz seines Freundes nicht gehört.

„Ja, das ihr zwei euch endlich wieder einkriegt.“ Ernst schaute er den Ex- Leader an, der den Blick überrascht erwiderte. „Der hat dir vor ner Ewigkeit die Fastverlobte ausgespannt... langsam solltest du darüber hinwegkommen, du siehst ja was die dieses Hassegetue gebracht hat, die ganze Welt denkt ihr wärt mal irgendwie in der Kiste gewesen.“

Mana sah ihn sprachlos an, senkte dann den Kopf und starrte die Wand an.

„Also tut uns allen den Gefallen und streitet meinetwegen schweigend...“ Der Blonde wollte sich an seinen Freund lehnen, ihn anlächeln, aber es ging nicht. Bei der kleinsten Bewegung zuckte er zurück. Sein Blick fiel auf die weiße Hand, auf der eigentlich eine tiefe Kratzspur zu sehen sein müsste. Doch sie sah aus wie immer, nicht mal ein leichter, halbverheilter, Schnitt war zu erkennen. Hatte er sich das ganze Wirklich nur eingebildet? Dabei hat es doch so geschmerzt, als die Katze ihn gekratzt hatte...

„Hast du es endlich eingesehen??“, wurde in die Küche gebrüllt, als die Tür gerade mal einen Spalt weit aufstand. Gackt stapfte aufgebracht zu dem Tisch, starrte Mana wütend an. „Warum hörst du auch nie?“

Der Angesprochene wollte gerade etwas erwidern, schwieg aber, da sich Közis Hand auf seine Schulter gelegt hatte.

„Sei still. Du kannst ja gerne wieder gehen, wenn du nur rummeckern willst.“ Közi versuchte ihn drohend anzusehen, was ihm nicht wirklich gelang. Yu~ki nahm es ihm ab, legte einen Blick auf, der dem Todesblick Manas Konkurrenz machen könnte.

Schweigend setzte sich der Vocal an den Tisch, möglichst weit weg von dem Schwarzhaarigen.

Ein leises Klacken ertönte, worauf alle zu dem Ex- Bassisten sahen, er hatte sein Handy aufgeklappt, prüfte den Empfang und ließ es gleich darauf resigniert zuschnappen.

„Anrufen können wir keinen, oder hat von euch jemand Empfang?“

Die Vier prüften ihre Handys (bis auf Közi, der seins oben liegen gelassen hatte), wonach Klaha zurück in die Eingangshalle ging, um das Hauseigene Telefon zu überprüfen. Als er zurückkam schüttelte er nur schweigend den Kopf, setzte sich wieder.

„Damit wäre das erledigt.“, murmelte Gackt, der jetzt den Blonden musterte. Die Blutung schien längst wieder gestoppt, denn dessen Hinterkopf glänzte nur noch matt, während die Haare an manchen Stellen vollkommen verklebt waren.

„Dann müssen wir eben laufen... Ich will jedenfalls nicht hier bleiben.“ Közi wurden darauf nur zweifelnde Blicke zugeworfen.

„Wir müssen einen anderen Weg finden.“ Mana schüttelte leicht den Kopf. „Wenn hier wenigstens irgendwo eine Telefonzelle wäre... oder ne Tankstelle...“

„Also ich hab weit und breit keine gesehen, als der uns hergefahren hat.“ Gackt sah ihn noch immer etwas giftig an, bevor er den Blick abwandte. „Aber vielleicht war es auch einfach zu dunkel.“

„Das könnte doch sein... Und wir waren müde, da haben wir sie wahrscheinlich einfach übersehen.“ Yu~ki bekam nur ein mattes Lächeln von den Anderen. „Wir sollten nachsehen gehen. Am besten jetzt.“

„Wir alle können nicht gehen, mit Közi würde es zu lange dauern, und allein lasse ich ihn hier nicht sitzen.“, widersprach Mana, schüttelte erneut den Kopf.

„Ey... ich kann’s doch probieren.“

„Sicher nicht, du bleibst hier.“ Damit brachte Yu~ki den Blonden zum Schweigen.

„Gut, wer geht dann alles mit nach einer Tankstelle suchen? Einer sollte hier bei Közi- kun bleiben...“, fuhr er fort, sah einen nach dem Anderen an. Und noch bevor Mana etwas sagen konnte, fügte er hinzu: „Wir drei sollten gehen, also Mana- san, Gackt- san und ich.“ Die Vier starrten ihn an, als hofften sie, dass es nur ein Witz war. Doch Yu~ki blieb ernst.

„Ja, find ich auch gut. Dann seid ihr gezwungen euch zu vertragen. Und Klaha bleibt bei mir.“ Közi nickte zustimmend, ignorierte Manas frostigen Blick, der auf ihm ruhte.

„Okay. Dann sammeln wir etwas zu essen für Unterwegs ein und verschinden dann.“ Zur Antwort bekam Yu~ki leises Gemurmel von Mana und Gackt.
 

Es war knapp drei Uhr, als die drei Auserkorenen am Waldrand standen. Yu~ki warf noch einen kurzen Blick zum Haus, bevor er den Weg einschlug, über den sie auch an dem Haus angekommen waren. Mana und Gackt folgten ihm, wobei der Erstere neben seinem Freund lief, der Andere etwas hintendrein schlurfte. Sie stolperten öfters über Wurzeln oder Dinge, von denen sie gar nichts wissen wollten, was genau es war. Der schwache Strahl der Taschenlampe, die sie eingepackt hatten, warf nur einen trägen Schein auf den Waldboden, beleuchtete ihn demnach nur spärlich. Die Fackeln, welche noch ein paar Tage zuvor den Weg säumten waren einfach verschwunden. Eigentlich nicht wirklich verschwunden, nur zerstört, da Yu~ki irgendwann genau gegen eine der Halterungen gelaufen war.

„Hoffentlich ist da echt eine Tankstelle...“, murmelte Mana, den Blick auf den dreckigen Boden vor sich gerichtet. Es war eine halbe Stunde vergangen und mittlerweile lief er ganz hinten. Er war jetzt schon müde, sein Blickfeld verschwamm öfters vor den Augen, er schwankte sogar ab und zu plötzlich, als hätte er unvermittelt die Orientierung verloren. Doch meist fing er sich schnell wieder. Hätte er doch bloß vorhin geschlafen, wie die Anderen, dann wäre er jetzt sicher nicht so fertig. Wobei...warum war Yu~ki eigentlich nicht so schläfrig wie er? Denn der lief noch immer vor ihnen, er stolperte auch öfters, was ihn aber scheinbar nicht störte. Und dann knickte ihm das Bein weg, Mana keuchte, er kippte nach vorne, rechnete schon damit einfach auf den schmutzigen Boden zu fallen. Doch er wurde gerade noch aufgefangen, zwei starke Hände hoben ihn wieder hoch.

„Geht’s?“ Mana war überrascht Gackts Stimme zu hören. Und dann sahen ihn diese zwei dunklen Augen an, die er früher einmal so freundlich und warm gefunden hatte. Das alte Gefühl der Geborgenheit kam wieder, auch wenn er nicht wusste warum.

„Danke...“, flüsterte der Schwarzhaarige, ließ sich wieder richtig auf die Beine helfen.

„Hey, ihr Zwei! Kommt ihr?“, drang Yu~kis laute Stimme zu ihnen. Er war stehen geblieben und starrte in die Finsternis, bevor er die Lampe in die Richtung der Beiden schwenkte.

„Ja, wir kommen.“, rief Gackt zurück, drückte Mana an seine warme Brust und lief so mit ihm weiter bis zu dem überraschten Yu~ki, der aber nichts sagte, sondern weiterging.

Der Kleinere war verwirrt. Wahrscheinlich dachte er, dass er sich verletzt hätte, und musste schwach lächeln. Warum auf einmal so fürsorglich?, wollte er ihn fragen, doch er schwieg. Sie würden nur wieder streiten... Und ganz davon abgesehen war es angenehm Gackts Arm um sich zu spüren, wie er ihn beschützend festhielt.

Nach einer weiteren Stunde fanden sie endlich den Weg aus dem Wald, es wurde heller um sie herum, der Mond beschien ungehindert den Boden. Eine Tankstelle oder sonst etwas war weit und breit nicht zu sehen. Lediglich vereinzelte Bäume und die lange Landstraße, über die sie hergekommen waren.

„Wie lange sind wir gefahren bis hierhin?“, fragte Gackt leise, wie die Anderen starrte er lustlos die Straße hoch.

„Ein bisschen weniger als eine Stunde...“, gab Yu~ki zurück. Doch bei der Geschwindigkeit, die sie bei der Hinfahrt drauf hatten war diese Raststelle sicher noch über Zweieinhalbstunden zu Fuß entfernt. Wenn nicht noch länger.

„Worauf warten wir dann noch? Wir müssen weiter.“ Gackt ging ein Stück voraus, Mana tappste ihm langsam hinterher.

„Ja...“Yu~ki drehte sich noch mal in Richtung Wald, starrte in die dichte Dunkelheit.
 

Klaha hob langsam den Kopf, als das Licht plötzlich ausging. Közi, der ihm genau gegenüber saß, rührte sich nicht, er schien tief zu schlafen. Den Oberkörper hatte er dabei auf den Tisch gelegt.

Fragend schaute er sich um, die Küche war vollkommen finster, nur der schwache Schein des Mondes fiel durch das Fenster und auf den weißgekachelten Küchenboden. Träge erhob er sich von dem Stuhl. Er wollte nicht im Dunkeln hier sitzen, nicht nachdem sich Közi fast das Genick gebrochen hatte. Denn er glaubte aus irgendeinem Grund nicht, dass es ein einfach er Unfall gewesen war. Allein weil der, als er ihn ausfragen wollte, immer wieder abgeblockt hatte. Ihm fiel ein, dass er nicht einmal wusste wo der Sicherungskasten war, unsicher schaute er den schlafenden Blonden. Na, der wird ja nicht gleich vom Stuhl fallen und sich was brechen... Er nickte schwach, nahm eine Taschenlampe, die Yu~ki extra falls so etwas passieren sollte, auf der Küchenablage abgestellt hatte. Der schwache Schein schwenkte durch die Küche, nachdem er sie einschaltete, ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade Fünf Uhr war. Die Sonne ging demnach in ca. zwei Stunden auf. Ein Gedanke, der ihn durchaus beruhigte.

Langsam und unsicher ging er durch die geräumige Halle, keiner der Lichtschalter die er unterwegs entdeckte funktionierte. Er brauchte eine halbe Ewigkeit, bis er endlich den kleinen Kasten an der Wand fand. Er hing in einer versteckten Abstellkammer. Der Schein fiel auf ihn, er zog die Türen auf, blickte die ganzen Kabel an, die kreuz und quer darin verteilt waren. Er wusste nicht wirklich wie man die Sicherungen wieder reindrehte... schließlich musste er das bis jetzt noch nie machen... Der erste Griff ging daneben, nichts passierte, nur ein Funken blitzte auf, verpasste ihm einen groben Schlag. Er fuchtelte mit der Hand herum, sie brannte leicht. Er versuchte es erneut, es gelang ihm auch diesmal die Kabel zu verbinden, denn hinter ihm blitzte helles Licht auf.

Kurz darauf betrat er wieder die Küche, Közi war aufgewacht, schaute ihn fragend an.

„Wo warst du?“, fragte er, folgte Klaha mit den Augen, als sich dieser hinsetzte.

„Ich hab die Sicherung wieder reingemacht. Hast du gar nichts mitgekriegt?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich hab gepennt... Mir tut der Kopf auch nicht mehr weh.“

„Ah, freut mich. Wenigstens etwas.“ Klaha schaute aus dem Fenster, freute sich schon auf den Sonnenaufgang. Denn hier nur mit Lampen zu sitzen machte ihn nicht gerade fröhlich.

„Meinst du die fetzen sich gerade?“ Közi legte den Kopf wieder auf den Tisch, schloss die Augen, jedoch nur um sich zu entspannen, nicht um wieder einzuschlafen.

„Nein, ich denke eher, dass die Drei gerade an der Tanke stehen, schön rauchen und irgendwen anrufen, damit uns jemand holen kommt.“ Er nickte abwesend.

„Warum nur, habe ich das Gefühl, dass dem nicht so ist? Aber wo wir beim rauchen sind... ich könnte eine Kippe vertragen.“ Er sah auf, wartete bis Klaha Zigaretten hervorwühlte und sie vor ihn auf den Tisch legte. „Arigatou.“ Seine Hand griff nach der Schachtel, die er auch gleich öffnete, eine Zigarette in den Mund nahm, diese anzündete und genießerisch an ihr zog.

„Und warum denkst du, dass es nicht so ist?“, wollte Klaha wissen, nachdem Közi ein zweites Mal an der Kippe gezogen hatte und diese jetzt nur noch zwischen den Fingern in der Luft hielt.

„Wie gesagt, das hier erinnert mich alles stark an einen Horrorfilm. Und wenn das einer ist, sind die Drei wahrscheinlich tot.“

Klaha starrte ihn an, er erschrak über die Art und Weise wie dieser das sagte. Als wäre es ihm egal. Doch gleich darauf senkte Közi den Kopf, starrte schweigend die Tischkante an.

„Du hast Angst, oder?“ Közi nickte schwach, noch immer nach unten sehend. „Aber warum sagst du dann so schlimme Dinge?“

„Ich weiß nicht... vielleicht um mich abzulenken?“ Er schaute wieder auf. „Tut mir Leid.“

„Schon gut.“ Klaha richtete den Blick wieder nach draußen, bemerkte wie es bereits begann zu dämmern.

„Wartest du auf die Sonne?“, wollte der Andere darauf wissen, blickte ebenfalls nach draußen.

„Ja... ich denke, dass beruhigt mich...“,murmelte dieser zur Antwort.

„Hm... ich finde das nicht besonders beruhigend. Dann sieht man auch noch wer einen umbringt...“

Stille breitete sich aus. Klaha wollte nicht wissen, warum sich der Blonde davor so fürchtete.

„Sag mal, hast du eigentlich diese Katze wiedergesehen?“, fragte er leise, als wolle er die Antwort gar nicht wirklich wissen.

„Joa~.“, war das einzige was der Andere dazu sagte. Dann schwiegen sie wieder.

Erschrocken zuckten die Männer zusammen (Közi keuchte gequält auf), als mit einem leisen Knall erneut das Licht ausging. Der schwache Mond strahlte nur noch halbwegs hinein, die Sonne war noch zu weit entfernt, als das sie die Küche wenigstens ein wenig erhellt hätte.

„Dieses Scheiß Ding! Ich fahr echt nie wieder hierher in den Urlaub!“, meckerte der Blonde, rieb sich über den schmerzenden Nacken.

„Naja, sei doch froh... du sagtest doch das du es lieber dunkel hast...“ Klaha zwang sich ruhig zu bleiben. Einfach nichts dazu denken, das ist alles normal, nichts außergewöhnliches... Da versucht nur einer ihnen einen geschmacklosen Streich zu spielen, alles ist in Ordnung.

„Ist alles okay?“, wollte er von dem Anderen wissen, einerseits um sich abzulenken, andererseits, da dieser plötzlich immer wieder leise Schmerzgeräusche von sich gab.

„Hmh... Ich glaub ich hab mir irgendwas verknackst...“, murmelte der nur, massierte leicht seinen Nacken, was es nicht gerade verbesserte.

„Solang du dir nichts gebrochen hast...“ Klaha hörte das unterdrückte Lachen des Anderen, ein Zeichen dafür, dass er nicht mit der Situation umgehen konnte. Er selbst schwieg.

„Soll ich die Leitung wieder reindrehen?“, fragte er dann nach einer Weile. Die Küche war dunkler als vorher, wahrscheinlich hatten ein paar Wolken den Rest des Mondes verdeckt.

Würde er nicht das tiefe ein und ausatmen Közis hören, als dieser nicht antwortete wäre er jetzt höchstwahrscheinlich aufgesprungen und hätte genau das falsche getan. Was auch immer das ist...

„Hoffentlich kommen die Anderen bald zurück...“, murmelte er leise, mehr zu sich, als zu dem Blonden, „Ich wollte noch unbedingt einen Song aufnehmen vor der Abreise, aber daraus ist ja nichts geworden... Eigentlich gut so, denn ich hab eine bessere Version im Kopf. Ich muss sie endlich aufschreiben, bevor ich die noch vergesse. Was auch nicht so schlimm wäre, ich hab eh nen Termin bei meinem Hausarzt... Na solang ich nicht wieder wochenlang flach liege.“ Er redete einfach drauflos, immer weiter, achtete nicht auf mögliche Bewegungen oder das flache Atmen seines Gegenübers. „Aber es war schön euch wieder zusehen... mal von dem Gezoffe der Beiden abgesehen... zugegeben, ich vermisse dein Albereien von damals. Auch wenn’s manchmal nicht mehr lustig war... Zum Beispiel war es damals vollkommen unangebracht gewesen, die Techniker zu ärger, als wir uns Backstage bei Société de Parente verlaufen hatten... Dich interessiert das gar nicht, oder?“

Kurze Stille.

Kein Atmen.

„Közi?“

Wieder nichts.

Besorgt stand Klaha von seinem Stuhl auf. „Hey, du hättest auch einfach sagen können, das ich nerve...“, sagte er leise, lief blind durch die Küche, nach dem anderen Körper tastend, bis er nach der Taschenlampe griff und diese anknipste. Er durchleuchtete die Küche, niemand saß da. Oder stand, bis auf ihn selbst war sie leer. Eilig lief er nach draußen, in die Halle, war sich dabei sicher das richtige zu tun. Auch wenn er vorhin etwas anderes gedacht hatte. Aber was sollte er schon machen? Vielleicht war wieder was passiert...

„Közi!“, rief er durch das Haus, schrie den Namen die Treppen hoch, sah sich unten um, dann oben. Er war nicht da! Nirgends. Wo konnte er nur hingegangen sein? In seinem Zustand... Klaha rannte nach draußen, die Treppen hinunter, suchte den Strand ab und drehte sich dann zu dem Wald. Es war merklich heller geworden, alles war nun in ein violettes Licht getaucht, Die Bäume nahmen allmählich wieder ihre grüne Farbe an. Doch bevor er in den Wald lief, um dort zu suchen, wandte er sich noch mal um, ging zurück in die Villa. Wo konnte er nur so schnell hingelaufen sein...?

„Közi!“ Immer wieder schrie er diesen Namen, hetzte durch das Haus, nur um wieder nichts zu finden. Er dachte schon nichts zu finden, als er die Tür der versteckten Abstellkammer aufriss. Das Licht, welches mittlerweile das ganze Haus erhellte machte eine weitere Tür sichtbar, klein und verborgen lag sie ein wenig von dem Kasten entfernt. Sie war leicht geöffnet. Sofort stieß er sie auf, ein Schrei ertönte und etwas knallte die Stufen, die sich hinter der Holztür befinden mussten herunter. Dann drang nur noch ein schmerzerfülltes Keuchen zu ihm hoch, bevor es unten aufschlug, ein widerliches Knacken von sich gab. Danach war alles still. Draußen konnte er ein paar Vögel hören, die erwacht waren und den hellen schönen Morgen besangen. Vorsichtig stieg er die Treppe runter, die Sonne hatte es noch nicht geschafft auch diesen kleinen Gang zu erhellen, er lag dunkel vor ihm. Seine Hand tastete nach einem Schalter, sie fand ihn und er drückte darauf. Lampen flammten auf und gleich nachdem sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten wünschte er sich, dass sie auch kaputt waren, dass er auf der Stelle erblinden müsste, nur um nicht das Ding am ende der Stufen zu sehen, das Ding, das er hinunter geschubst hatte. Eine gewaltige Blutlache bildete sich unter dem Kopf, färbte die hellen blonden Haare. Der Hals war abgeknickt, hatte eine unnatürliche Position eingenommen, die anderen Gliedmaßen lagen verrenkt auf dem dreckigen Boden. Schreckgeweitete Augen starrten ihn an, voller Schuldzuweisung und Hass. Er hörte förmlich wie er ihn verurteilte, wie er sagte „Du hast mich getötet! Du bist der Mörder in diesem verfluchten Haus!“

Dann erst schrie Klaha.

„Wach auf!“ Er spürte einen harten Schlag auf seiner Wange, schmeckte Blut in seinem Mund. Keuchend riss er die Augen auf, sah wie die Hand, die ihn gerade geschlagen hatte innehielt. „Was brüllst du hier das Haus zusammen?“ Diese Stimme...

„Ich hab dich nicht getötet!“ Klahas lange Finger griffen nach Közis Gesicht, hielten dieses fest umklammert.

„Hey, geht’s noch?“ Közi verzog keuchend das Gesicht. „Aber wenn du mich nicht gleich loslässt stirbt hier wirklich jemand!“ Damit schob er die fremden Hände von sich, rieb sich gleich wieder den schmerzenden Nacken.

„Aber ich... habe dich getötet...“, murmelte er, schaute sich eilig um. Er saß in der Küche, die Sonne strahlte hinein, blendete ihn. Vor ihm stand Közi, machte zwar einen gequälten Eindruck, lebte aber. Seine Armbanduhr zeigte in schwarzen Ziffern 7:30 Uhr.

„Alter, du hattest einen Albtraum.“ Der Blonde zog eine Braue hoch. Er schien auch bis vorhin geschlafen zu haben, denn er sah müde aus, und das leicht zersauste Haar hing ihm entweder wild ins Gesicht oder stand von seinem Kopf ab. Mehrere rote Strähnen zierten nun auch die Fransen an den Ohren, er hatte scheinbar die Arme auf den Tisch gelegt, darauf den Kopf und so geruht. Oder lag dessen Müdigkeit und die zerfransten Haare nur an der stressigen Nacht?

„Weißt du was ich gefunden hab, während du hier rumgeschrieen hast?“ Er grinste wieder.

„Was denn?“, fragte er nur leise, auch wenn es ihn nicht sonderlich interessierte. Klaha wollte es um genau zu sein gar nicht wissen. Er war froh Közi zu sehen, sein Geist hing noch immer dem Traum nach.

„Komm!“

Klaha seufzte, als er zusah wie der Andere etwas schwerfällig aus der Tür hastete.

Sofort packte er den Kragen des Blonden, ließ ihn wieder los, aus Angst ihm wehzutun, und griff nach dessen Hand. Denn er kannte diese Tür, die Treppe die nach dieser folgte. Und den finsteren Gang, den Boden, das Blut, diese Augen, der Hass...

„Was ist? Das ist doch cool! Vielleicht finden wir was interessantes! Ist doch besser als oben rumzusitzen.“ Er riss sich los, lächelte brav und stolperte unbeholfen die Stufen runter. Klaha ging dicht hinter ihm, jederzeit bereit die Arme um den Bauch des Anderen zu schlingen, falls dieser irgendwie fallen sollte. Nach dem der Blonde den Schalter gefunden hatte erstrahlte der Gang in einem neonfarbenen Licht.

„Ui, der ist aber lang... Was meinst du, wir könnten doch Nahe einer Tankstelle rauskommen.“

Klaha sah ihn imaginär nicken. Er wusste das er es jetzt getan hätte, wäre nicht sein Nacken verstaucht. Plötzlich fing Közi an zu reden. Viel zu reden, so wie er in seinem Traum vorhin. Er erzählte ihm von Zaku, wie er eine Plastikmaus verschluckte und fast erstickte, wie Lala ihm in den Finger gebissen hatte, wie er mit Mana mal eine zweitägige Shoppingtour gemacht hatte... Und irgendwie beruhigte es ihn, diesem sinnlosen Gerede zuzuhören. So konnte er sich nicht auf die Gefahren konzentrieren, die hier vielleicht lauerten. Er lächelte sogar ein wenig, während er dieser jungenhaften Stimme zuhörte.
 

Langsam schlug der Schwarzhaarige seine Augen auf. Er lehnte an dem Vocal, genoss dessen sanfte Wärme, die ihn erneut drohte einzulullen. Sie waren bis in die früher Morgenstunden gelaufen, doch schließlich war Mana vor Müdigkeit zusammengebrochen und sie legten eine Pause ein. Bei der allerdings alle Drei eingeschlafen waren.

Er gähnte leise, kuschelte sich enger an diesen schlanken, großen Körper. Den er damals so geliebt hatte... Wie dumm war das alles gewesen, der Streit, die Trennung und alles was folgte. Anfangs hatte er geweint. Das war ihm vor ein paar Stunden wieder bewusst geworden, was dann zu Hass wurde. Es ist so dumm...

„Bist du wach?“, flüsterte der Vocal, er senkte die Stimme, sie klang wieder so angenehm wie damals. Diese Stimme, die ihn sofort überzeugte ihn als neuen Sänger zu nehmen.

„Ja...“, gab er leise zurück. Lächelte.

„Wow.“ Gackt kicherte, so wie er es früher bei Közis Späßen immer getan hatte.

„Was?“

„Wir haben so viele Jahre gebraucht um uns wieder zu vertragen... fast zehn.“ Auch er lächelte, sein Gesicht hellte sich dabei merklich auf.

„Stimmt.“

Gackt wandte sich ab, schaute grinsend zu Yu~ki. Er schlief tief und fest, lehnte dabei gegen einen Baum, die Knie angezogen und den Kopf darauf gebettet.

„Soll ich ihn mal erschrecken?“ Er wollte schon auf ihn zukrabbeln, wurde aber zurückgehalten.

„Er sollte sich noch etwas ausruhen... wir müssen doch dann weitersuchen. Die Beiden machen sich bestimmt schon sorgen...“

„Die Stimme der Vernunft, wie immer.“ Der Vocal lachte, tätschelte Manas Kopf, „Die werden schon zurechtkommen. Du hast ja gesehen, Közi hält viel aus und Klaha ist zu klug, als das er in irgendwelche Schlamassel geraten könnte.“

Mana nickte schwach, lehnte sich wieder gegen diese Wärme die er so vermisst hatte.

„Weißt du was doof ist?“ Abwesend kraulte Gackt durch das schwarze, ungestylte Haar. „Wenn die Presse mitkriegt, dass wir unsere Streitigkeiten ruhen lassen, denken alle wieder wir hätte was miteinander.“ Wieder lachte er.

„Ist doch egal... dann haben wir eben was miteinander.“ Er schloss seine Augen, atmete ein paar mal durch. Ein leises Knacksen in seiner Nähe ließ sie ihn wieder öffnen. Yu~ki streckte sich ausgiebig, gähnte dabei.

„Guten Morgen, gut geschlafen?“ Er lachte laut los, denn der Ex- Bassist war merklich zusammengezuckt und hatte sich, wenn auch kurz, irritiert umgesehen.

„Oh...“, sagte er dann nur, verwirrt musterte er die Beiden, die sich erst hassten und nun eng aneinander gekuschelt im Gras hockten.

„Na, wie war die Nacht unter freiem Himmel?“

„Naja... mein Kreuz macht mir zu schaffen.“, murmelte der, erhob sich vom Boden und streckte sich ein weiteres mal.

„Willst du schon weiter?“, kam es gespielt übermüdet von Gackt.

„Klar... wir haben schon zu viel Zeit vertrödelt...“ Er nickte, ging ein Stück voraus. Vor sich sah er nur die endlose Straße. Sie mussten weiter, es gab schließlich nur diese eine Straße, und von der waren sie hier hergelangt. Sie musste ein Ende haben. Und jetzt war die Sonne endlich aufgegangen, also würden sie sicher schneller sein. Hoffte er jedenfalls.

„Ach, du bist ein Sklaventreiber...“, murrte Gackt, er stand gemächlich auf, zog Mana mit sich auf die Beine.

„Jaja.“ Yu~ki sah sich um. Nichts das ihm auch nur annähernd bekannt vorkam, rein gar nichts. Plötzlich wurde er gepackt und zurückgerissen.

„Yu~ki, da ist ein Haus!“ Es war Mana, der das mit seiner tiefen, unverstellten Stimme sagte. Dabei wies er mit der Hand auf eine in einiger Entfernung liegender Hütte. „Der hilft uns sicher!“

„Gut, dann dahin.“ Yu~ki nickte. Zu dritt liefen sie durch das hohe Gras, einfach auf dieses kleinen Gebäude zu, das trotz allem Unbehagen in ihnen weckte. Ganz geheuer war es ihnen dann doch nicht.

Dunkel und verwahrlost lag es vor ihnen, ein doch recht großes, verlassenwirkendes Haus. Das einzige das zeigte, das noch vor kurzem jemand hier gelebt haben musste, waren die Stromleitungen, welche in es führten.

„Okay, ich klopf mal.“ Mana stieg die Treppe zur Eingangstür hoch, zögerte und pochte zögerlich an das Holz. Keine Antwort.

Er versuchte es noch mal, wieder nichts. Wieder und wieder, bis seine Hand anfing zu schmerzen und Gackt ihn von der Tür wegzog.

„Da wohnt keiner mehr.“ Er schüttelte den Kopf.

„Dann sehen wir ob ein Telefon da ist. Wenn da keiner mehr lebt wird’s auch keinen stören.“ Damit befreite sich der Schwarzhaarige aus dem Griff, ruckelte an der Klinke, bis die Tür nachgab, langsam nach innen aufschwang. Dabei gab sie ein schmerzerfülltes Knarren von sich.

Das Gebäude war leer. Jedenfalls menschenleer, denn das Innere war mehr oder minder ordentlich aufgeräumt, dem schenkte Mana allerdings keine Beachtung. Er schritt sofort zu dem Wandtelefon, welches er an der einen Seite entdeckte. Yu~ki und Gackt bleiben bei der Tür stehen, schauten sich misstrauisch um, wobei die besorgten Blicke immer wieder auf Mana fielen.

„Moshi moshi? Ah, bitte, wir brauchen Hilfe... Ja, unser Freund ist die Treppe runtergefallen und wir kommen nicht mehr in die Stadt. Wir haben kein Auto, könnten sie jemanden schicken?“ Nickend hörte Mana der jungen Frau am anderen Ende der Leitung zu, wie sie ihm mit sanfter Stimme Fragen stellte, die wichtig wären.

Gackt währenddessen hatte sich in den Flur gewagt, lief jetzt interessiert in diesem herum, betrachtete alles, und versuchte die auf seinem Weg liegenden Türen zu öffnen, doch sie waren verschlossen. Er ging weiter, merkte gar nicht, dass Yu~ki ihm schweigend folgte. Vor der letzten Tür stoppte er, hörte wie Mana zu ihnen lief, sie fragend musterte. Gackt drückte die Klinke nach unten, unerwartet ließ sie sich öffnen, sogar sehr leicht, als würde sie oft benutzt und geölt werden. Ein dunkler Raum befand sich vor ihnen, fauliger Geruch und stickige Luft drang ihnen entgegen. Der Vocal musste nur einen weiteren Schritt machen und die Lichter schalteten sich knisternd an. Erst als er ich umdrehte merkte er, dass Manas Hand auf dem Lichtschalter lag. Seine und Yu~kis Augen weiteten sich, Mana schlug die Hand vor den Mund, während der Andere darauf aussah, als müsste er sich übergeben. Gackt wandte den Kopf, nur um mehrere Leichen da liegen zu sehen, manche zwei halbverwest, zwei andere sahen furchtbar mitgenommen aus, mit Schnitten und unzähligen rotblauen Flecken übersäht. Sie lagen auf insgesamt vier silbernen Metallliegen, weder zugedeckt, noch sonst irgendwie versteckt. Die Köpfe der Beiden ersten sahen unnatürlich aus, als wollten sie einfach nicht zum Rest des Körpers passen.

„Oh... Mein...“ Mana wandte sich ab, lief den Flur entlang, und stoppte erst, als er nicht mehr den Verwesungsgeruch riechen konnte. Doch er rannte noch mal zu dem Telefon, wählte panisch die Notrufnummer und wartete.

„Was ist das für ein Irrer?“, fragte Yu~ki leise, er folgte dem Anderen nur sehr langsam, denn dieser schritt immer näher an die menschlichen Dinger heran, „Und was macht der mit denen?“

Wieder überkam ihn ein Brechreiz, als er in das geschundene Gesicht einer Frau blickte. Der Schädel war aufgeschnitten worden, die Kehle durchgeschnitten und die Lider verdeckten nur halb die weißen Augäpfel.

Keiner sagte etwas, jeder starrte nur auf die beiden Toten, , überall klebte getrocknetes Blut, das Fleisch war aufgeschnitten worden, mit den verschiedensten Blessuren bedeckt und teilweise sogar angeschwollen. Als hätte irgendjemand mal schnell alles erdenklich an ihnen ausprobiert.

„Gackt, lass uns gehen.“, sagte Yu~ki, Panik klang in seiner Stimme mit, er wiederholte sich, bis er den Angesprochenen anschrie, seinen Arm packte und ihn wegzerrte. Denn er hatte die dritte Leiche entdeckt, die versteckt weiter hinten lag. Ein Kind. Fast hätte er geheult, nach dem ihn der Vocal nach draußen, an die Frischluft befördert hatte, diese starken Vatergefühle waren schlagartig zurückgekehrt. Mana folgte ihnen zitternd, einerseits weil die Verbindung plötzlich weg war und andererseits wollte er nicht allein in dem Horrorhaus sein. Er schluchzte, doch es war wie er erwartete Yu~ki, der auf einmal in Tränen ausbrach und nicht mehr ansprechbar war.

„Was war das?“ Mana ließ sich neben dem weinenden Mann nieder, legte liebevoll einen Arm um ihn, doch er reagierte gar nicht.

„Ich weiß nicht...“ Gackt sah ebenfalls mitleidig auf seinen alten Freund.

„Oh. Gefällt ihnen das Hotel nicht? Ach, ich meinte das Strandhaus.“, ertönte eine tiefe, ihnen bekannte Stimme hinter ihnen. „Haben sie mein Heim lieber?“ Ein lautes, fröhliches Lachen folgte.

Die Drei mussten sich nicht umdrehen um zu wissen, wer es war. Yu~ki tat es trotzdem, voller Hass starrte er diesen Mann an, den Fahrer der sie in dieses Höllenloch gebracht hatte.

„Du Mörder!!!“, schrie er ihn an, sodass Mana erschrocken zurückzuckte, „Du bringst Kinder um!!“ Er sprang plötzlich auf, rannte auf den Fremden zu. Gackt schaffte es gerade noch sich auf ihn zu werfen, damit er stoppen musste.

„Kindermörder!!“, brüllte er, versuchte mit aller Kraft Gackt von sich zu schieben, es gelang ihm auch indem er ihm den Ellbogen ins Gesicht schlug. Er stieß ihn weg, rannte wieder auf den Mann zu, der vergnügt lachte. Gackt schlug sich die Hand vors Gesicht, um die Blutung seiner Lippe irgendwie zu stoppen. Geschockt starrten ihn die Beiden am Boden an, wie ihr Freund wie ein Wahnsinniger versuchte den Mann zu erwischen. Das Lachen wurde lauter. Dann ertönte ein einfacher, dröhnender Knall. Blut spritzte in ihre Gesichter, während sie zusahen wie sich Yu~kis Augen weiteten, sich der Bauch nach hinten drückte und er schließlich nach hinten umfiel. Das Grün des Rasens wurde rot, leuchtend rot.

Four ~ Chi

Four ~ Chi

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„Klaha... es tut so weh...“ Közi presste seine Hand auf den Nacken, er brannte und pochte, als wäre die Wunde offen. Was sie auch tatsächlich war, denn er fühlte den warmen Fluss unter seinen Fingern. Nur konnte er sich nicht erklären, wie das passieren konnte.

„Das glaub ich gern, so wie du da dran rumfummelst. Und noch dazu blutet es wegen dir.“, gab der zurück.

Die Männer saßen auf dem Boden der Eingangshalle, warteten geduldig bis die Drei wiederkommen würden. Jedenfalls Klaha, der Közi gezwungen hat brav sitzen zu bleiben.

„Aber es tut weh... und ich hab gar nichts gemacht...“ Nörgelnd senkte er den Kopf, der gleich wieder nach oben zuckte, es schmerzte höllisch.

„Dann zeig mal her...“, grummelte Klaha resignierend, worauf sich der Andere sofort mit dem Rücken zu ihm drehte. Die schmalen Finger tasteten sanft über den verletzten Nacken, während sich der Blonde zwang nichts von sich zu geben. „Oh...“

„Was Oh??“ Er wollte sich umdrehen, wurde aber festgehalten.

„Oh, da ist nur ein Knochen abgesplittert. Und zwar vom Schulterknochengelenk.“ Er nickte zustimmend. Auch wenn es gelogen war, denn im Nacken wölbte sich ein Teil der Haut zwar leicht, aber doch deutlich. Sein Genick war angeknackst.

„Okay? Alles in Ordnung. Aber beweg deinen Kopf jetzt nicht mehr.“

„Hai.“ Damit drehte er sich langsam um, ihm war ein wenig schwindlig, doch er unterdrückte das Gefühl, „Hoffentlich kommen sie bald wieder...“ Sachte wandte er den Kopf zu der hohen Eingangstür der Villa, wartete sehnsüchtig auf seinen Mana, um den er sich im geheimen am meisten sorgte, auf Yu~ki, der ihn immer so lieb behandelt hatte, und irgendwie auch auf Gackt, mit dem er damals so viel Spaß gehabt hatte.

„Sag mal, möchtest du heiraten?“, fragte Közi leise, schaute ihn mit den dunklen Augen an.

„Hm ja. Möchte ich.“ Er nickte, lächelte sogar sanft dabei.

„Ich auch.“
 

Er schrie, immer lauter, gequälter. Tränen rannen über seine heißen Wange, ließen sein Blickfeld verschwimmen. So konnte er wenigstens nicht dieses verblutende Etwas vor sich sehen. Dieses Ding, dass einmal Yu~ki war. Wobei er nicht tot war, denn er stöhnte immer wieder schmerzerfüllt, seine Glieder zuckten, er erbrach sogar plötzlich Blut. Die rechte Brust war fast vollkommen zerfetzt, es war nur eine Frage der Zeit, bis er aufhören würde zu atmen.

„Oh. Er lebt noch.“ Der Mann betrachtete den Halbtoten, mit dem Gewehr stieß er an den zuckenden Körper, dann lachte er wieder. Wie konnte ein Monster so ein helles, sanften Lachen besitzen?

„Lass deine Finger von ihm!!!“, brüllte Mana, wollte auf ihn zurennen, doch er konnte nicht. Gackt hatte seinen Arm um die schmale Hüfte gelegt und hielt ihn fest, „Monster!!!“

„Ich bin ein Monster?“, fragte er leichthin, schwenkte das Gewehr locker herum, den Blick auf den röchelnden Körper gerichtet. „Sollen wir ihn in den Himmel ziehen lassen?“

„Was?“ Gewaltsam presste der Andere seine Hand auf Manas Mund, denn dieser war gerade dabei sich die Seele aus dem Leib zu schreien.

„Solang Herz und Hirn vereint sind können die Seelen nicht in den Himmel eintreten. Wusstet ihr das nicht?“ Gespielt verwirrt schaute er die Beiden an, lächelte dann wieder. „Also, lassen wir ihn zum Himmel gehen?“

Yu~ki stöhnte lauter und grollender voller Schmerz, bis es schließlich in ein leises Wimmern überging.

„Es quält ihn. Ich lasse ihn gehen, ist das nicht nett?“ Er lachte auf diese widerliche, hübsche Weise.

„Nein!!“ Mana konnte sich losreißen, der Schrei wurde aber von dem lauten Knallen des Gewehrs übertönt. Der Mörder, der sie in diese Hölle gelotst hatte, schoss Yu~ki in den Kopf, zerfetzte diesen größtenteils. Sofort brach Mana in den Armen des Anderen zusammen, heulte noch mehr und schrie.

„Warum tust du das?“, brüllte ihn diesmal Gackt an, denn der Andere verschwendete seine Energie mit sinnlosem Geschrei.

„Hm... ich konnte es noch nie leiden, wenn sich jemand in meine Angelegenheiten mischt. Wärt ihr nicht hergekommen hätte ich euch nichts getan...“ Er zuckte mit den Schultern. Die Beiden wussten, dass das gelogen war.

„Was? Aber im Wald, im Tempel, der tote Junge!“, gab Gackt zurück, langsam machte er einen Schritt nach hinten, zog Mana sanft mit sich.

„Ach, das waren nur Illusionen von einem Geist. Yumi, die ist längst tot, seit Jahren schon.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Sie kann aber nicht in den Himmel wie euer Freund hier. Denn ihr Herz sind noch mit dem Hirn verbunden.“

„Was ist das für ein Schwachsinn ist das??“ Gackt musste den Druck auf Manas Mund nicht verstärken, denn der hatte aufgegeben zu schreien und war weinend zusammengesunken, so weit er das in den Armen des Anderen konnte. Schließlich ließ er ihn ganz zu Boden gleiten, wo der Schwarzhaarige sofort die Hände vors Gesicht schlug und mit stummen Tränen das ableben eines so langjährigen Freundes betrauerte.

„Hm, das ist kein Schwachsinn. Nur weil ihr nichts von den Geistern versteht, müsst ihr sie nicht verleugnen.“

Gackt knurrte, der sagte dass als wäre es völlig normal... Und als wäre es überhaupt nicht schlimm, dass er gerade einen lebenden Menschen getötet hatte. „Ihr habt wirklich keine Ahnung... Wie schade.“ Er schulterte locker das Gewehr, schlenderte auf die Männer zu. Er zog zwei dicke Patronenhülsen aus der Tasche, klappte das Gewehr auf, lud es und ließ es wieder zuschnappen.

Das genügte. Panisch riss Gackt den weinenden Mann nach oben, zerrte ihn grob weg und rannte den nächstbesten weg entlang. Zurück zum Wald. Er musste die Anderen warnen, dieser Irre würde sie umbringen. Er konnte förmlich dieses Lachen des Mannes hören, wie er gemächlich in sein Haus ging, nur um sich irgendeine Taktik auszudenken, wie er sie umbringen könnte...

Ohne sich umzudrehen rannte er weiter, immer weiter, achtete nicht auf Mana, zerrte ihn einfach hinter sich her, egal wie oft dessen Beine umknickten und er fast fiel. Wenigstens weinte der Schwarzhaarige nicht mehr, er schniefte nur noch ab und zu.

Sie kamen eine Stunde früher im Wald an, als sie zu dem Haus gebraucht hatten. Keuchend brachen sie auf dem schmutzigen Boden zusammen, Mana war wie hypnotisiert saß da und starrte einen fiktiven Punkt vor sich an. Ohne auf irgendwas zu reagieren. Gackt zog ihn in seine Arme, streichelte liebevoll über die leicht verkratzte Haut.

„Hey... das ist sicher nur ein böser Traum. So was passiert nicht wirklich.“, flüsterte er beruhigend, hoffte inständig, dass ihn nur mal wieder seine Albträume quälten, so wie es damals gewesen war. Das konnte doch einfach nicht Wirklich sein...

„Lass uns gehen. Ich will zu Közi.“, sagte Mana plötzlich ernst, erhob sich vom Boden und klopfte seine Sachen ab. Ohne auf Gackt zu warten, ging er voraus. Der beeilte sich ebenfalls aufzustehen und ihm nachzulaufen. Als er ihn eingeholt hatte, strichen sanfte Finger um die seinen, bis Manas Hand die andere umschloss.

„Gackt. Ich bin glücklich das wir es endlich vergessen. Diese blöde Sache. Ich denke, ich hätte es mir nicht verziehen, im Streit zu dir zu sterben.“ Er sagte das so ernst, dass es beinahe Herzlos klang. Aber eben nur beinahe.

„Ja.“, gab der nur zurück, klang dabei ebenso ernst.
 

~~*~~
 

Schüchtern betrachtete er die Beiden Männer vor sich. Der eine vielleicht 20, schwarzes Haar mit hellem braunem Schimmer fiel ihm entweder lang über die Schultern, oder hing in sein dunkel geschminktes Gesicht. Er grinste nicht wirklich seinem Alter entsprechend, und auch die jungenhafte Stimme passte nicht wirklich zu einem 20- jährigen. Neben ihm saß das genaue Gegenteil, ein junger, edler Mann, fein geschminkt, die hellbraunen, fast blonden Haare gelockt und manche ordentlich auf dem Rücken zurückgebunden. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Hände höflich gefaltet.

Nervös zupfte er an der Schürze, auf der das Logo des Ladens gedruckt war, herum. Senkte den Kopf und betrachtete nach dieser Musterung den Boden vor sich. Plötzlich fand er die Idee überhaupt nicht mehr so gut, sich bei den beiden derzeitigen einzigen Mitgliedern Malice Mizers zu melden. Er hätte wissen müssen, dass seine schüchterne Ader alles wieder verderben würde, obwohl er wirklich gerne bei ihnen Bass spielen würde...

„Hey, redest du nicht Fremden?“ Langsam hob er den Kopf wieder, der Schwarzhaarige grinste breit, während der Andere (hieß er nicht Mana?) nur kopfschüttelnd auf den Boden schaute. „Wie süß!“, fügte der kichernd hinzu, kassierte dafür einen Schlag in die Rippen von dem Ruhigeren.

„Könntest du was spielen? Aber du hast sicher keinen Bass hier.“ Mana senkte leicht den Kopf zur Seite, es klang als rede er mehr mit sich selbst, als mit Yu~ki.

„Ich hab schon einen hier... Also der Sohn von meinem Chef spielt auch, er hatte heute Probe in der Schule und ist danach gleich hierher gekommen... Ich schätze er würde mich spielen lassen...“ Im gleichen Moment bereute er es so ausführlich geantwortet zu haben, denn Mana schaute weiterhin auf den Boden, während der Andere vor sich hingrinste.

„Gut, dann frag ihn.“

Yu~ki nickte schnell, lief eilig in den Nebenraum, der dem Jungen als Art zweites Zimmer eingerichtet worden war. Dieser überließ ihm gleich das Instrument, worauf er langsamer als vorher zurück zu den Männer tappte. Schweigend musterten sie ihn, wartete auf eine Darbietung seiner Fähigkeiten.

Schließlich stoppte er mit seinem Spiel, legte die flache Hand auf die Seiten des Basses, um ihn endgültig zum Schweigen zu bringen. Er bemerkte wie Mana leicht nickte, während Közi ihn mit stummer Bewunderung anschaute.

„Okay, also wenn du immer noch willst, bist du dabei.“
 

~~*~~
 

Közi war längst in der Nachmittagssonne eingeschlafen, als die beiden `Vermissten` endlich das Haus betraten. Klaha sprang sofort auf, rannte auf sie zu und blieb schon im nächsten Moment erschrocken stehen. Erst hatte ihn das helle Licht geblendet, welches durch die offene Tür hereingefallen war, doch jetzt wo sie wieder geschlossen wurde konnte er die Unmengen kleiner Blutfleckchen auf den Sachen der Zwei erkennen. Ein schlimmer Gedanke setzte sich in ihm fest.

„Wo ist Yu~ki?“, fragte er leise an Gackt gewandt, da Mana längst an ihm vorbei zu dem schlafenden Közi gegangen war.

„Im Himmel.“, gab der knapp zurück. Schüttelte gleichzeitig ungläubig den Kopf.

„Er ist tot?“ Geschockt starrte er dem Anderen nach, der sich wieder zu Mana gesellte, folgte diesem unsicher. „Aber wie?“

„Mana hatte Recht. Die ganzen Erscheinungen, das waren die Geister. Der Mörder ist dieser Irre...“ Die Stimme des Vocals wurde immer leiser beim reden. „Er hat ihn erschossen.“, fügte er flüsternd hinzu.

Klaha konnte nicht antworten, hockte sich neben sie und blieb erstarrt sitzen.

Träge öffnete der Blonde die Augen, gähnte herzhaft und unterdrückte den Streckreflex, als ein Stechen durch seinen Rücken jagte.

„Was ist los? Wo ist Yu- kun?“ Fragend sah er in drei traurige Gesichter. Wobei Mana der Gefassteste war.

„Er ist ... nicht mehr da.“ Manas Hand lag auf der Brust des Anderen, als dieser sich schwerfällig vom Boden erhob, leise keuchte, denn der Schmerz nahm unablässig zu.

„Ach, er geht allein Hilfe holen?“ Er setzte sich so gut auf, wie es ging, den Blick jetzt auf das befleckte Hemd Manas und Gackts gerichtet. Und dann erst verstand er. „Oh...“ Er atmete tief ein, wandte den Blick zu Boden und bildete sich ein, dass das alles hier nur ein blöder Traum war. Ja, er hatte wieder einen seiner Horrorfilme gesehen, ihn unbewusst nicht verkraftet und jetzt verarbeitete er ihn in einem grausamen Traum, aus dem er erst erwachen würde wenn er kurz davor war zu sterben. Genau so war es. Denn in der Realität würde der kleine Schokolade- Freak doch nicht sterben, oder? Trotzdem heulte er, denn warum sonst sollte Mana plötzlich ganz vorsichtig die Arme um ihn legen und ihm ins Ohr flüstern, dass alles gut werden würde? Er konnte sehen wie Klaha den Kopf abwandte, damit er nicht dessen Tränen sah. Er beneidete Gackt ein wenig, wie dieser so gefasst dasaß, den Blick starr zu Boden gerichtet.

„Wir müssen weiter.“, sagte er dann leise und schaute auf, „Ich denke nicht, dass er uns jetzt verschonen wird.“ Stumm stimmten die Anderen zu.
 

Sie bewegten sich nur langsam fort, da Közi immer wieder stolperte oder erschöpft stehen blieb, den linken Arm fest um Manas Schultern geschlungen, damit er nicht fiel. Mittlerweile (nach ungefähr der halben Strecke) atmete er schwer, musste sich an einen Baum lehnen, um nicht umzufallen und Mana mit sich zuziehen.

„Es hat keinen Sinn, wir sollten eine Pause machen...“, flüsterte der Ex- Leader, half Közi dabei sich in eine sitzende Position zu begeben.

„Einer sollte Wache halten.“ Auch Gackt und Klaha setzten sich hin, besonders erstere war ausgelaugt. Er war schließlich den ganzen Tag über gelaufen, mal gerannt und dann schleppte er sich schon wieder durch den dichten und wieder leicht verdunkelten Wald. Die Nacht brach langsam aber sicher über sie herein. Das Seitenstechen, welches ihn seit einer ganzen Weile schon plagte ließ gemächlich nach.

„Und wer soll anfangen?“, wollte Mana wissen, den Blick auf den ersten Malice Vocal gerichtet, auch wenn er bezweifelte, dass er nach den Strapazen noch länger würde wach bleiben können.

„Ich... ich kann jetzt eh nicht schlafen.“, murmelte Közi, während er an dem Stamm etwas nach oben rutschte, „Und ich muss euch nur wecken...“

Eigentlich wollte Mana verneinen, ihn wenn nötig zwingen zu schlafen, aber er schwieg.

„Aber sobald irgendwas ist, oder du schlafen willst, weckst du uns, sollten wir einschlafen, verstanden?“, sagte er ernst, worauf er ein angedeutetes Nicken zur Antwort bekam. Közi kam sich sicher schon nutzlos genug vor, da konnte er doch dabei einfach ja sagen. Er warf Klaha einen Blick zu, der soviel bedeutete wie `Pass auch ein wenig auf`. Dieser nickte.
 

Mana grummelte leise. Schwerer, nach Rauch riechender Atem schlug ihm entgegen, direkt ins Gesicht. Er mochte diese Zigarettenmarke nicht, für einen Gelegenheitsraucher waren sie zu stark. Közi pennte also mal wieder mit ihm in einem Bett, wie er es öfter machte, wenn er bei ihm zu Besuch war. Das komische daran war nur, dass sein Bett verdammt hart war. Nass und kalt. Ein leises Stöhnen war es, dass ihn schließlich die Augen öffnen ließ. Er starrte in das Gesicht seines besten Freundes, welches neben ihm auf dem Boden lag, die Augen aufgerissen und den Mund lediglich ein Stück geöffnet, um ab und zu ein gequältes Keuchen von sich geben zu können.

„Közi!“, platzte er heraus, setzte sich schnell auf und musterte erschrocken den Körper neben sich. Er war vollkommen verkrampft, der Kopf lag in einem unnatürlichen Winkel von der Schulter auf dem Boden, kleine Blutfäden sickerten durch die blonden Strähnen an seinem Nacken. Wieder ein Wimmern. Közi versuchte sich zu bewegen, zuckte nur und blieb reglos liegen.

„Uhm... was ist los?“, fragte Gackt verschlafen hinter ihm, er rieb sich über die Augen, gähnte und setzte sich auf. Es dauerte etwas, bis sein Blick auf den Körper neben dem Baum fiel, der so verkrampft und stöhnend dalag. Auch Klaha schrak endlich aus dem Schlaf hoch, starrte ebenfalls auf den am Boden liegenden.

„Das war der!“ Gackt rutschte zu dem Blonden , betrachtete dessen Genick, welches kurz davor war zu brechen. Besser gesagt war es so verdreht worden, dass es bei der kleinsten Bewegung mit Sicherheit endgültig brechen würde.

„Und... was machen wir jetzt?“, kam es leise von Klaha, der bemerkte wie sich Gack suchend umsah. Seine Hände, die durch das Unterholz tasteten zitterten.

Er atmete tief durch bevor er ihn wieder an sah. „Liegen lassen können wir ihn nicht. Wir müssen irgendwohin, wo wir per Anhalter wegkommen...“

„Und wie kriegen wir ihn dort hin?“

Mana zuckte zusammen, strich weiter beruhigend über die mittlerweile halbblond halbroten Haare. Er ahnte nichts gutes.

„Das kannst du nicht machen...“, flüsterte Mana geschockt, als Gackt einfach nicht aufhörte überall herumzutasten, Közi zuckte unter seinen Fingern.

„Mana, du siehst doch das er schmerzen hat...“, gab der genauso leise zurück, „Und wir kriegen ihn nicht lebend hier weg...“ Er verstummte schließlich, wandte schnell den Kopf von dem Anderen ab.

„Das rechtfertigt nicht das du ihn umbringen willst!“

Klaha schnappte hörbar nach Luft, als er auch endlich verstand was Gackt da eigentlich suchte. Sofort griff er nach dessen Händen, umklammerte diese.

„Dann willst du es machen?“, gab der zurück , versuchte sich wieder loszureißen, „Oder willst du warten bis dieser Irre kommt und weiß Gott was mit ihm macht??“

„Viel kann er nicht mehr machen...“, wollte Klaha den aufkommenden Streit etwas schlichten.

„Hört endlich auf!“, platzte Mana heraus. Seine Finger krallten sich in das Shirt seines Freundes, während der einfach nur dalag und wieder ein leises Wimmern von sich gab.

„Wir haben keine andere Wahl.“ Er stoppte mit der Sucherei, schaute mitleidig auf den Gitarristen, dessen Körper unterdrückt bebte. „Klaha, nimm Mana da weg.“, er flüsterte nur, und sofort nahm das zittern Közis zu.

„Aber Gackt...“, widersprach der, wurde aber von diesem mit einem „Mach!“ unterbrochen.

Klaha gehorchte langsam und unsicher. Mana krallte sich nur noch kräftiger an den Anderen, erste Tränen stiegen ihm in die Augen und er schüttelte immer wieder den Kopf.

„Nein...“, schluchzte er riss sich los, als Klaha den Arm packte und ihn wegziehen wollte, „Das kannst du nicht machen...“

Schließlich schaffte er es Mana wegzuzerren, was auch nur daran lag, dass dieser lockerer ließ, um Közi nicht noch mehr wehzutun. Sofort krallte sich der Kleinen an das Shirt Klahas, drehte den Kopf an dessen Brust und weinte stumm. Nur der zweite Ex- Vocal konnte sehen wie sich Gackt neben den zitternden Körper kniete, sanft eine Hand auf dessen Schulter und Kopf legte.

„Tut mir Leid...“, flüsterte er noch, hielt ihn fest, während er dessen Gesicht packte.

Dann schaute auch Klaha weg. Nur noch ein widerliches lautes Knacken hörte er, was Mana zu einem leisen Aufschrei verleitete.
 

~~*~~
 

Notdürftig pappte er das Plakat der kleinen Karaoke- bar an die Wände eben dieser. Sie suchten mal wieder eine Aushilfe, weil er die letzte fast mit einem mit Whiskey beladenen Tablette erschlagen hatte. Was natürlich vollkommen unbeabsichtigt gewesen war (deswegen arbeitete er auch noch immer in dem kleinen Schuppen).

Nachdem er das Poster zum kleben gebracht hatte, verschwand er wieder in der heißen Bar, und keine fünf Minuten später tappte ein junges Mädchen nach innen. Fragend schaute es sich um, ihr Blick blieb an Közi hängen, der gerade die dämliche Schürze anzog, die er zu tragen verpflichtet war.

„Entschuldigung, sie suchen eine Aushilfe?“, erkundigte sie sich in einem leisen und seltsam tiefen Tonfall.

Er zog eine Braue hoch, zuckte mit den Schultern und nickte.

„Joa.“ Sie stand in feinstem Schwarz gekleidet vor ihm, Jacke, darunter eine Bluse und ein langer dunkler Rock, der nur halbwegs die hohen Stiefel verdeckte. Um die Schulter trug sie einerseits eine normale Tasche, auf der anderen Seite noch eine für Gitarren.

„Musst aber auf den Chef warten, der kommt gleich. Setz dich.“ Közi wies auf einen Stuhl, der sich nah an der Bar befand.

„Danke.“ Sie folgte der Bewegung und setzte sich.

„Bass oder Gitarre?“, wollte er in einem beifälligen Ton wissen, während er sich hinter die Theke stellte und an dem Zapfhahn herum hantierte.

„Gitarre. Kö...zi?“ Sie beugte sich nach vorne, um das Gekritzel auf dem kleinen Ansteckkärtchen an dessen Schürze erkennen zu könne.

„Ah. Ich auch. Das heißt Kouji.“ Er lachte kurz. „Was zu trinken?“

„Aha... Spielen sie in einer Band? Ja, gerne.“

„Ne, bin auf der Suche... die letzte hat nicht lang gehalten. Und was?“

„Ach so... ich auch. Mir egal.“

Közi nickte, schaute sich um, griff unter die Theke und hob eine Flasche Wein herauf. „Sag nachher einfach das ist Traubensaft. Aber ich finde Wein passt zu dir.“ Wieder lachte er, goss etwas der roten Flüssigkeit in das Glas und stellte es dem Mädchen hin. „Wie heißt du eigentlich?“

„Danke. Mana.“ Sie nippte an dem Glas.

„Hättest du Lust ne Band zu gründen? Es gibt voll wenige mit zwei Gitarristen.“ Közi verschränkte die Arme, legte diese auf die Bar und lehnte sich nach vorne.

„Klar, wieso nicht?“
 

~~*~~
 

Stumm lief Mana hinter Gackt her, der seine Hand genommen hatte und ihn jetzt durch den Wald zerrte. Er weinte schon seit langem nicht mehr, er glaubte mittlerweile gar nicht mehr weinen zu können. Sein bester Freund war tot... noch dazu umgebracht von dem Mann, mit dem er endlich wieder Frieden geschlossen hatte. Zusätzlich quälte es ihn, Közis Leiche liegengelassen zu haben, an diesem furchtbaren Ort.

Schwärze umschloss sie und den Wald noch immer, von dem Fremden hatten sie nichts mehr gehört. Wobei Mana am liebsten gestorben wäre. Er wollte eigentlich auch gar nicht weiter laufen. Wohin wollten die Beiden vor ihm überhaupt? Aber er war zu müde und von den letzten Tag noch zu befangen als sich groß Gedanken darüber zu machen.

„Wie weit ist es noch?“, fragte Klaha irgendwann keuchend.

„Ist nicht mehr lang.“, erwiderte der Solokünstler.

Dabei fiel auch Mana auf, dass ihm dieser Weg im halbdunklen bekannt vorkam. Sie liefen zu dem Haus... Er zog schlaff an Gackts Hand, um ihn zum halten zu bewegen, doch er rannte ungeachtet davon weiter. Warum wollte er eigentlich anhalten? Sterben würden sie so oder so, wenn dann konnten sie ihn nur noch etwas hinauszögern.

„Und was wenn er da ist?“, warf Klaha unsicher ein, er lief langsamer, versuchte so Gackt zum stehen zu bringen.

„Er hat das einzige funktionierende Telefon... Mana hat es benutzt, aber wahrscheinlich hat dieser Kerl sie wieder weggeschickt.“, gab der entnervt zurück. Er hatte jetzt wirklich keine Lust zu diskutieren. Und überhaupt, was für eine andere Chance blieb ihnen denn? Sie waren draußen gewesen, und da gab es nichts als eine kilometerweite Straße. Schlimmstenfalls würd er diesen irren ablenken, damit entweder Mana oder Klaha die Polizei verständigen konnte. Wobei er eher mit Klaha rechnete. Er fuhr mit der Hand über die rechte Körperseite, strich leicht über die Rippengegend. Ein furchtbares Stechen hatte sich seit geraumer Zeit dort breitgemacht, das einfach nicht aufhören wollte.
 

Erst als sie seit einiger Zeit den Wald verlassen hatten und einen großen, alten Baum fanden, der an der Straße emporragte gönnte er ihnen eine Pause. Gackt selbst sackte sofort keuchend gegen den Stamm. Das schmerzhafte Ziehen wollte einfach nicht weggehen... Doch der warme, fremde Körper, der sich an ihn schmiegte lenkte ihn ab. Schwarzes seidiges Haar, strich über seine Wange, er schaute nach unten, doch er konnte das Gesicht Manas nicht sehen. Vielleicht wollte er das auch gar nicht, er wollte nicht sehen wie ihn Mana mit traurigen Augen anblickte, in denen erkennen zu können das er längst aufgegeben hatte. Klaha saß neben ihm, die Hand unabsichtlich an seinem Schenkel platziert, als fürchtete er, dass er ihn zurücklassen würde. Gackt ließ ihn machen, Sie wussten wahrscheinlich gar nicht, wie sehr er jetzt diese menschliche Wärme brauchte. An seinen Finger spürte er noch immer die weichen, blonden Haare des Mannes, in seinen Ohren dröhnte noch das widerliche Knacken, vor seinen Augen sah er wie der letzte Wirbel brach, bis der Kopf haltlos runterhing. Ihm wurde schlecht bei dieser Vorstellung. Aber er schwieg einfach, was hätte er auch sagen sollen? Egal was, alles kam ihm falsch vor.

„Mana. Ich liebe dich.“, sagte er plötzlich, „Ich habe schon immer alles an dir geliebt, wie du dich bewegt hast, geredet, dein Verhalten... Wie konnte ich nur so dumm sein und das alles durch einen dummen Fehler kaputt machen?“ Er redete leise, als würde er es eher zu sich sagen, nicht zu Mana. „Vielleicht war ich auch einfach verletzt darüber, dass ich nicht Közi für dich sein konnte... Dieser Mensch, den du am meisten wie einen Freund geliebt hast.“ Mana verstärkte den Druck auf seine Brust, er konnte sein langsam schlagendes Herz fühlen. Wie hatte er das tun können? Weil er ihn gehasst hatte?

Er wollte nicht einschlafen und diese Gedanken hielten ihn wach. Wie sie ihn quälten, er glitt in einen Fiebertraum ohne es überhaupt zu merken. Mana hasste ihn, schob alles was jemals schief gelaufen war auf ihn, er wusste, dass es nicht stimmte und trotzdem wollte er sterben, für das alles, dass er nicht getan hatte.

Eine Hand packte ihn grob und riss ihn aus seinem Albtraum. Es war Klaha, die aufgehende Sonne strahlte ihm in den Rücken, blendete Gackt.

„Los... wir müssen weiter.“ Klaha schien sich wieder beruhigt zu haben. Seine Stimme klang kühl und leise. Mana hockte in einiger Entfernung, seine langen Finger spielten mit den langen schwarzen Strähnen, er legte kurzzeitig apathisch den Kopf schief. Als wäre er gar nicht mehr hier, sondern irgendwo, nur nicht bei ihnen. Und Sekunden später schaute er ihn an, lächelte sogar ein klein wenig.

Gackt nickte schwach, erhob sich aus dem feuchten Gras und ließ sich von Klaha mitziehen. Mana folgte ihnen mit geringem Abstand. Die helle, wärmende Sonne beleuchtete das Taunasse Gras, ließ es in dem Licht schimmern. Ein Stück entfernt konnten sie das hohe Gebäude erkennen, zu dem sie wollten.

Wie am Vortag war alles vollkommen still, nichts deutete auch nur im geringsten daraufhin, dass hier momentan jemand war. Kein Wagen auf dem Grundstück, wie gestern. Eine angespannte Stimmung entstand zwischen ihnen, Mana begann langsam furchteinflößend zu wirken, mit seinem desinteressierten Blick und den trotz allem noch anmutigen Bewegung, wogegen die beiden Anderen sich einfach weiter voranschleppten. Aber warum fiel ihm bei diesem Anblick erst wieder ein, wie elegant und doch furchterregend Mana einmal auf ihn gewirkt hatte?

„Hey, Gackt, bist du da?“ Ein sanfter Stoß in seine Rippen erfolgte der Frage.

„Klar... ich geh rein.“ Damit schlich er die Treppe zur Tür hinauf, lauschte erst, ob er Schritte hören konnte und schob sie dann zaghaft auf. Hinter ihm standen die zwei Anderen, beobachteten ihn, bis Klaha Mana leicht zur Seite schob und sie sich irgendwo hinter den Büschen versteckten. Sie würden warten, bis er überprüft hatte, ob der Irre da war, dann würde er sie holen. Der große Flur war leer, genauso wie am Tag zuvor, als Yu~ki kurz darauf erschossen worden war. Nichts regte sich, sein Blick fiel auf das alte Telefon, das an Ort und Stelle stand und matt in der Sonne, welche durch die Tür hineinfiel glänzte. Er schlich weiter durch den dunklen Gang, bleib immer wieder stehen und lauschte. Doch das einzige was er hören konnte, war das ständige, aufgeregte Hämmern seines Herzens, dass ihm seine Angst erst wirklich bewusst machte. Vor dieser gewissen letzten Tür wollte er umkehren, gar nicht erst prüfen ob der drin war, doch eine innere Stimme zwang ihn vorwärts. Ja, Yu~ki und Közi hätten sicher gewollt, dass er die Zwei lebend nach Hause schaffte. Gackt hielt den Atme an, als er das Ohr gegen die kalte Holztür presste. Nichts. Jetzt konnte er sich doch sicher umdrehen und gehen, oder? Doch sein Blick fiel auf die hölzerne Treppe, die über seinem Kopf in die Höhe ragte. Aber wenn er da oben war, müsste er ihn doch hören. Er wandte sich leise von der Tür ab, tappte den Flur zurück, bis zum Anfang der Treppe. Als er hochsah konnte er nichts erkennen, nur die schwachen Umrisse ihres Endes. Noch immer hörte er nur sein wild pochendes Herz. Und dann ertönte etwas anderes. Sanfte, ruhige Schritte. Gackt drehte seinen Kopf nach hinten, erblickte ein Kleines Kind in einem zerlumpten Kimono, die ihn mit dunklen Augen musterte.

„Wissen sie wo Mane ist?“, fragte sie in einem typisch kindlichen Tonfall. Er schaffte es lediglich verneinend mit dem Kopf zu schütteln.

„Doch sie wissen es.“, beharrte sie, ihre kleine Hand hob sich, wies auf die Tür am ende des Flures, „Da hinten ist er. Er wartet. Bringen sie mich zu ihm?“

Wieder schüttelte er den Kopf, energischer als zuvor. „Geh selbst.“, presste er hervor.

„Wie unhöflich.“, gab sie mit schneidender Stimme zurück, „Ich möchte nur ein bisschen spielen... Papa erlaubt es sicher. Er ist bei Mane. Sie kennen Papa.“

„Nein, ich kenne keinen von euch.“ Im selben Moment wusste er, dass Yu~ki dort hinten lag. Bei den Leichen des Kindes und des Jungen. Er wollte nicht dorthin gehen, egal wie bedrohlich und drängend sie ihn anschaute. Er wollte nicht wissen, was der Kerl mit ihm gemacht hatte.

„Du lügst. Alle lügen. Alle werden sterben.“ Ihre Augen blitzten ihn förmlich an. Das reichte, panisch stieß er sie zur Seite, registrierte gar nicht, dass seine Hand vollkommen durch ihren Körper hindurchglitt, doch gleichzeitig rutschte sein Fuß auf irgendetwas aus. Er fiel, schlug auf und spürte einen stechenden Schmerz, welcher sich durch sein Auge zog. Laut schrie er auf, voller Schmerz sprang er wieder auf die Füße, rannte nach draußen, eine Hand auf die pochende Wunde gedrückt, in deren Höhle sich einmal sein hübsches braunes Auge befunden hatte, das er ab und an zu gerne mit blauen Kontaktlinsen versteckte. Er hörte Manas Aufschrei, Klahas keuchen, spürte sanfte Finger an sich, die versuchten ihn zu beruhigen. Er schrie weiter.

Erst nachdem ihn Klaha brutal auf den Boden geworfen hatte, ihn dort festnagelte kam er wieder zu sich, er befühlte mit den Fingerspitzen das Loch in seinem Kopf und wimmerte. Neben sich knackte es, er musste sich zwingen das gesunde Auge zu öffnen um Mana in das Haus laufen sehen zu können.

„Alles wird gut... keine Sorge, jetzt wird bestimmt alles gut...“

„Klaha! Nein, er wird ihn töten! Er hat mich bestimmt gehört, er bringt ihn um... Dieses Mädchen bringt ihn um...“ Gackt schluchzte, spürte aber nur an seiner rechten, gesunden Gesichtshälfte die Tränen.

„Nein... sie bringt ihn nicht um, keiner bringt uns um...“
 

Mana lief eilig zu dem Telefon, riss den Hörer nach oben, hämmerte förmlich die Nummer ein und wartete. Es dauerte seiner Meinung nach viel zu lange, bis endlich eine jungen Frau abnahm und sich höflich nach dem Problem erkundigte. Er zwang sich ruhig zu bleiben, nannte die Adresse, erzählte das es einen Unfall gab, wobei er die Leichen wegließ. Die Frau notierte alles gesagte, bis sie sich wieder Mana zuwendete.

„Bitte bleiben sie ruhig, es wird sofort jemand zu ihnen geschickt. Haben sie Geduld, das Grundstück ist leider ein ganzes Stück entfernt.“ Er legte auf. Als hätte er das nicht selbst gewusst.

„Wo ist Mane?“ Erschrocken drehte er sich um, starrte in das gleiche Gesicht, in welches auch Gackt kurz zuvor so angsterfüllt geblickt hatte. Doch er blieb ruhig. Geister konnten einem nichts antun.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete er gefasst, „Aber ich weiß, dass du nicht hierher gehörst. Er hält dich hier fest, nicht war? Sag mir wie ich dir helfen kann.“

Sie schaute zur Seite, legte den Kopf schief.

„Sie wollen mir helfen? In der Nacht haben sie mir auch nicht geholfen.“

„In dieser Nacht bist du plötzlich weggelaufen, wenn du dich erinnerst. Lass und gehen, du hast uns sehr erschreckt und uns Freunde genommen. Für was auch immer du dich rächst, es ist vorbei.“

„Ich kann nicht. Mane ist weg und er ist sehr böse. Er experimentiert mit den Menschen von heute. Er sagt sie sind alle böse. Aber warum sieht er mich nicht? Mag er mich nicht mehr?“ Sie sah mit ehrlicher Trauer an ihm hoch.

„Nein, nein... er wird sich beruhigen, ganz sicher... habe geduld.“ Mana schüttelte sanft den Kopf. „Aber bitte lass und jetzt gehen... Wir sind erschöpft und haben Angst.“

Sie nickte, sagte aber : „Nein. Mane wird böse sein, wenn ihr entkommt. Böse auf mich. Dann spielt er nie wieder mit mir. Und er macht was er auch mit Papa gemacht hat. Jetzt wo ich gerade einen neuen gefunden habe, der mich lieb hat...“

Mana war nur allzu bewusst, dass sie von Yu~ki sprach. Sie musste seine Gefühle gespürt haben, hatte sich dann in seinem Traum eingenistet und ihn seine Tochter gezeigt.

„Lass uns gehen.“, wiederholte er beharrlich. Sie schwieg, drehte sich herum und verschwand durch die Wand, als wäre sie kein menschliches Wesen. Mana ging gezwungen ruhig wieder nach draußen. Erblickte auch gleich Klaha, der sich über gebeugt hatte, diesem sanft über den Rücken strich, während dieser die Hand auf das blutüberströmte Gesicht presste.

„Ich habe den Notruf verständigt... die sind gleich da.“ Langsam schritt er die Treppen nach unten, kniete sich neben Gackt. „Jetzt wird wirklich alles gut.“ Wie oft hatten sie diesen Satz schon gehört, oder selbst gesagt?

Schwere Schritte ließ die Drei erschrocken aufsehen, Gackt wimmerte sofort leise.

„Wir müssen uns irgendwo verstecken.“, flüsterte Mana, zog Gackt am Arm auf die Beine und schleppte ihn in das Gebüsch zurück, in welchem er vorher mit Klaha gehockt hatte. Sie konnten den Mann sehen, der sich die Einfahrt hoch schleppte, schleifte dabei einen menschengroßen Sack hinter sich her. Den dreien wurde schlagartig bewusst wer sich dort drin befand, eingewickelt in ein dickes Tuch. Mana schluchzte unterdrückt. Es gab ein seltsames Geräusch, als der leblose Körper die Treppen hochgeschleift wurde, der Kopf schlug hart gegen die Stufen. Klaha würgte leise, während Gackt nur den Kopf abwendete. Das Klopfen stoppte, sie hörten wie der Körper über den Boden geschleift wurde, bis es komplett verstummte.

„Warum hat er ihn geholt? Was will er mit ihm?“, fragte Mana leise, ließ den Kopf gegen den Rücken Gackts fallen, um sich an ihn zu lehnen.

„Ich weiß es nicht. Aber das braucht uns jetzt nicht zu interessieren, wir warten auf die Leute vom Notruf und verschwinden. Retten können wir ihn ohnehin nicht...“ Langsam drehte sich der Vocal um, merkte wie der Schwarzhaarige zusammenzuckte, als er das blutende Loch sah. Er riss sich darauf den Ärmel der Jacke ab, band es sich um den Kopf, um die Wunde notdürftig zu verdecken. „Oh nein...“, murmelte er plötzlich, ließ die Arme langsam wieder sinken.

„Was?“ Fragend schauten ihn die Beiden an.

„Er weiß das wir da sind. Das Blut... mein Blut... wir brauchen ein anderes Versteck, er wird uns sicher suchen.“ Er zog Mana und Klaha auf die Beine, zerrte sie weiter hinter das Gebäude. Eilig sah er sich nach etwas um, wo sie wenigstens solange sicher waren, bis sie abgeholt werden würden. Das schafften sie doch wohl... Er fand eine kleinere Hütte, hinter ein paar Bäumen in dem Garten des Grundstücks und verschanzte sich mit den Beiden darin.

Wie sich keine fünf Minuten später herausstellte lag Gackt richtig, denn die Eingangstür wurde brutal aufgeschlagen, schwere Schritte ertönte, dann rief jemand: „Ich weiß ihr seid hier, meine Kleinen! Yumi hat es mir gesagt!“

Sofort klammerte sich Mana enger an den ersten Vocal, sie saßen in Dunkelheit, konnten fast nichts sehen, bis auf die Geräusche, die der Mann verursachte. „Kommt schon! Ach, ich finde euch sowieso!“ Er lachte wie ein Wahnsinniger. Dann war alles Still. Nicht einmal die Geräusche seiner auftretenden Füße waren hörbar. Nervös schob Gackt die Beiden weiter in die Hütte. Der Gitarrist klammerte sich beinah brutal an seinen Arm, wahrscheinlich um sich daran zu hindern einfach laut loszuweinen. Er war scheinbar wohl das arme, unschuldige Mädchen in diesem Horrorfilm? Wobei, wer war dann die Schlampe von ihnen? Und der Macho? Lange konnte er sich mit diesen schwachsinnigen Gedanken nicht ablenken, denn die Schritte ertönten von neuem, genau vor der Tür der kleinen Hütte. Sie klangen schwerfällig und plötzlich konnte er sogar das rasselnde Atmen des Mannes hören. Doch anstatt das er näher kam, verklangen sie, führten von ihrem Versteck weg.

„Wir müssen hier raus...“, flüsterte Mana auf einmal, stand dabei langsam auf.

„Warum? Er geht wieder, wir sind ne Weile sicher.“, widersprach der erste Vocal Malice Mizers, stockte aber, als er in einiger Entfernung die Stimme einer jungen Frau und eines Mannes hören konnte.

„Hier war ein Unfall?“, fragte sie mit einem freundlichen Ton.

„Hier? Oh nein, hier ist alles in Ordnung.“ Der (wahnsinnige) Mann lachte kurz, entschuldigte sich dann für die Unannehmlichkeiten. „Das war sicher nur mein Neffe, der macht ständig solche Telefonstreiche. Ich werde ihn bestrafen. Bitte entschuldigen sie.“

„Das darf nicht mehr vorkommen. Ansonsten sind wir gezwungen rechtliche Schritte einzuleiten.“, kam es von dem anderen Mann, der sehr genervt klang.

„Natürlich, verzeihen sie...“

Der eine ging daraufhin, die junge Frau blieb stehen, schaute sich dabei um.

„Hach, das sie hier leben können... Ich würde vereinsamen.“, sagte sie mit einem ziemlich eindeutigen Unterton (denn schlecht sah der Irre zugegebenermaßen nicht aus).

„Ach, hier in der Nähe ist ein Strandhaus, ich kümmere mich um die Gäste. Deswegen müssen sie mich jetzt auch entschuldigen, sie warten nämlich.“

Sie seufzte, bevor ihr Kollege laut „Karen, komm endlich!“ rief und sie sich schließlich verabschiedete.

In der kleinen Hütte war es vollkommen ruhig. Warum hatten sie nicht geschrieen? Waren einfach hinaus gestürmt und hatten um Hilfe gebettelt? Wahrscheinlich weil alle Drei wussten, das der Typ sie einfach einer nach dem anderen abgeknallt hätte. Wie die Beiden vom Notruf. Mana verfiel wieder in leises, trauriges Schniefen. Klaha betete zu allen Göttern, die ihm einfielen und Gackt lauschte angestrengt, ob der Mann wiederkam. Alles andere hätte ihn nur nervöser gemacht. Dann hörte er sie wieder. Diese schweren Schritte, die gezielt auf die Hütte zuführten. Er schluckte, tastete mit der Hand nach hinten und schob die Beiden tiefer hinein.

Five ~ Roku

Five ~ Roku

~~»«~~
 

Immer tiefer schubste Gackt die Beiden anderen, bis Klaha seine Hand packte und ihn festhielt.

„Hier ist ende, ich spüre schon die Wand im Rücken.“

Auf dieses Kommentar Klahas schloss der Solosänger wieder den Mund, da er eigentlich widersprechen wollte. Mana schluchzte noch immer unkontrolliert.

„Und was jetzt?“, kam es wieder leise von dem Anderen.

„Wir schnappen uns jetzt jeder irgendeine Waffe und machen den Kerl wenn nötig fertig.“, gab er schlicht zurück. Damit fing er auch an den hinteren Teil der kleinen Hütte nach brauchbaren Dingen zu durchwühlen. Was nicht mal allzu schwer viel, denn er schnitt sich allein an geschleiften kleinen Ringen mehrmals in die Haut. Das war die reinste Folterkammer in der sie hier gelandet waren.

„Hier.“, sagte Gackt schließlich, reichte dem Braunhaarigen dabei eine spitzgeschliffene Stange. Mana schob er einen kleineren Dolch zu und für sich nahm er das nächstbeste Messer das er finden konnte.

Kurz darauf zerrte auch schon jemand wild an der Klinke der Tür. Etwa zeitgleich sackte Gackt zur Seite und musste den aufkommenden Schrei unterdrücken, als er auf einem anderen scharfen Gegenstand landete.

„Was ist?“

Er war überrascht Manas erschrockene Stimme zu hören, er hatte ja erwartetet das dieser gerade vor einem Nervenzusammenbruch stand und somit nicht mehr zurechnungsfähig war. Kurz darauf fühlte er dessen sanfte, warme Hand auf seiner Wange. Sie zuckte etwas, als sie das feuchte und halbwegs getrocknete Blut dort spürte, doch sie blieb auf der geschundenen Haut ruhen.

„Mir war nur schwindelig... Liegt wohl am Blutverlust, ist aber nicht schlimm.“, gab er sofort mit fester Stimme zurück. Jedenfalls versuchte er es, doch sein schweres Einatmen verriet ihn.

Das reißen an der Tür wurde heftiger, von draußen konnten sie ein Knurren vernehmen, dann einen Tritt, der das alte Holz zum erzittern brachte.

„Ich geh vor.“ Gackt quälte sich wieder auf die Beine, der Schwarzhaarige klammerte sich panisch an ihn.

„Nein!“, zischte er leise, „Bitte...“

„Klaha, wenn er die Tür aufkriegt lenke ich ihn ab, und du rennst mit Mana raus. Verstanden?“

„Ja.“ Der Angesprochene griff nach Manas Arm, drückte diesen so fest, dass er sich nicht losreißen konnte und zog ihn auf die Beine. Langsam zerrte er ihn nah an die, noch verschlossene, Tür, stellte sich in einiger Entfernung zu dieser, während Gackt im Dunkeln und an der Wand wartend sitzen blieb.

Danach ging alles schnell, mit einer (selbstverständlich unnötig stark geschliffenen) Axt zerschlug der Mann schließlich die einfache Holztür, trat in die Hütte und bemerkte nur noch wie ein einäugiger, dessen halbes Gesicht von einem Ärmel verdeckt und blutgetränkt war, mit einem Aufschrei auf ihn zustürmte. Er machte einen Schritt nach vorne, schlug mit seiner Waffe nach dem Anderen, während Klaha hastig den Schwarzhaarigen aus der Hütte zerrte. Er rannte voraus, irgendwohin, ohne sich umzudrehen, nur seine Hand schloss sich immer fester um Manas Arm. Der stolperte ihm eilig nach. Ein erstickter Schrei ließ sie zusammenzucken, doch sie liefen weiter, auch wenn sie nicht wussten wo sie sich verstecken sollten. Der Notruf würde nicht mehr kommen, wobei sie bezweifelten überhaupt noch einmal an das Telefon heran kommen zu können. Die Straße war viel zu lang und zu weit entfernt war die rettende kleine Stadt mit dem Flughafen und dem so heiß ersehnten Polizeigebäude, in dem sie erzählen konnten, was dieser Wahnsinnige alles getan hatte. Aber wie sollten sie da hingelangen?

Klaha stoppte erst wieder, als Mana heftig an seiner Hand riss und ihn damit gewaltsam zurückzog.

„Klaha, der Van!“

Schnell nickte der, rannte zu dem Wagen, der unbeachtet auf dem Hof stand und riss mit Leichtigkeit die unverschlossene Autotür auf. Sogar der Schlüssel steckte.

„Los, steig ein! Wir holen Hilfe!“ Er drehte sich eilig um, doch Mana war ihm nicht nachgelaufen. Besser gesagt war er überhaupt nicht mehr zu sehen. „Mana!! Komm her, bitte! Wir können Gackt nachher holen! Er schafft das!“ Er bekam keine Antwort. „Du Idiot!“ Klaha setzte sich in den Van, warf die Eisenstange auf den Beifahrersitz, drehte am Zündschlüssel. Der Wagen sprang sofort mit einem brummen an.
 

Vorsichtig schlich Mana um das Haus, bis zu der erleuchteten Hütte. Scheinbar besaß sie eine Lichtquelle, die der Typ angeschalten hatte. Oder war es Gackt? Voller Hoffnung schlich er weiter, bis zum Rand des kleinen Gebäudes. Es war vollkommen still, irgendwo konnte er das dröhnen eines Motors hören, doch er schenkte dem keine Beachtung. Einfach weitergehen, ja, gleich würde er Gackt sehen, wie er über dem Typ stand, ihm den Bauch aufgeschlitzt hatte, oder so etwas und er würde sagen: „Gomen! Aber es musste sein. Geht’s dir gut?“ Und dann wäre alles vergessen, okay vielleicht nicht wirklich, zwei von ihnen waren dem bereits zum Opfer gefallen. Aber sie würden überleben, ja sie schafften es! Jetzt, als er und Gackt sich endlich wieder versöhnt hatten.

Erst registrierte er gar nicht wessen Leiche da vor ihm lag. Er lächelte sogar noch, nachdem er das volle, braune Haare erkennen konnte. Doch das ausschlagebene war, dass das Gesicht unverhüllt war. Eine leere Augenhöhle starrte zu ihm hoch, das andere, fast gänzlich Weise Auge schaute ihn ebenfalls an. Blut umsäumte den angehackten Körper, tiefe Risse waren in den Leib geschlagen worden, doch kein Körperteil war vollständig abgetrennt. Entweder hingen noch die Muskelstränge aneinander oder heilgebliebene Haut.

„Gackt...“ Tränen rannen wieder über seine Wangen, er verkrampfte sich, bevor er auf die Knie sackte und sitzen blieb.
 

~~*~~
 

„Weißt du das du ne Heizung bist?“ Er drückte sich enger an die Brust des Angesprochenen. Der schaute nur fragend nach unten.

„Wieso ne Heizung?“

„Du bist immer so~ schön warm.“, gab Kami grinsend zurück. Er erwiderte den verwirrten Blick Gackts. „Wie machst du das nur immer. Ich erfriere hier fast.“ Demonstrativ fing er an zu zittern.

„Dann nenn mich doch bitte Wärmflasche, das klingt besser als Heizung... ich will kein weißes, hartes Ding sein, durch das heißes Wasser fließt.“ Er begann an den langen, gepflegten Haaren zu zupfen, die über seinen gesamten Oberkörper glitten und sogar einen Teil seiner Beine bedeckten.

„Wir können ja mal tauschen, ich krieg deine Haare und du meine Wärme.“ Gackt grinste, als er das gespielt grübelnde Gesicht seine Freundes bemerkte.

„Ne~, lass mal lieber. Ich liebe meine Haare.“

„Mehr als mich?“ Der Braunhaarige legte einen bettelnden Blick auf.

„Klar, was denkst du denn?“ Kami rutschte lachend von dem Bauch des Größeren, als der ihn schmollend wegschieben wollte.

„Du bist fies.“ Grummelnd verschränkte er die Arme, schaute zur anderen Seite.

„Aw~, hey, du weißt doch das du meine Nummer Zwei bist.“ Damit krabbelte er wieder auf ihn zu, legte sich auf den angenehm warmen Bauch.

„Und wer ist deine Nummer Eins?“ Er legte die Arme um den Nacken des Liegenden. Das ihm selbst verdammt kalt war, während er die ganze Zeit über auf dem Boden hockte und als Matratze misshandelt wurde, erwähnte er nicht.

„Meine Haare sind das, wer sonst?“

„Idiot.“
 

~~*~~
 

„Bitte... bitte sag doch was...“ Die Stimme war schwach und kurz davor zu versagen. Weinend krabbelte der Mann auf den Toten vor ihm zu, strich die beinah rot verfärbten Strähnen aus dem Gesicht.

„Oh Gott... warum ...passiert nur so was...?“ Er zog den leblosen Oberkörper auf seinen Schoß, fuhr durch das blutverklebte Haar.

Hinter ihm ertönte ein kreischen, als würde jemand ein Messer brutal über den Boden kratzen lassen. Schnell wandte sich der Kniende um, starrte in das Gesicht der Person hinter sich. Sie grinste wahnsinnig, etwas das ihm irgendwie bekannt vorkam... In ihrer Hand hielt sie eine breite Axt, blutverschmiert und dunkel glänzend.

„W-was wollen sie?“, brachte er noch erstickt hervor, als seine Stimme endgültig versagte und er nur noch ein leises wimmern heraus brachte. Er sah wie der `Fremde` die Waffe hob, langsam ausholte.

Doch Mana war schneller, wobei es eher eine Art Kurzschlussreaktion war, als er den Dolch aus der Tasche zog und ihm diesem in das Bein rammte. Er schrie laut auf, ließ die Axt fallen, da die nun freie Hand zu dem Gegenstand in seinem Fleisch zuckte. Der Kleinere stieß ihn nach hinten, worauf der hart auf dem Boden aufschlug. Er sprang auf, rannte an dem zuckenden Mann vorbei nach draußen, den Weg zurück, den er mit Klaha gegangen war. Krampfhaft unterdrückte er den Willen sich wieder umzudrehen und dem Kerl den Gar auszumachen. Und das auf die brutalste Weise die ihm einfiel.

Schlagartig blieb er stehen, als er wieder auf dem Vorplatz des Hauses ankam. Da stand kein Van mehr. Klaha hatte ihn allein hier gelassen, mit diesem Psychopath, der jetzt sicher einen noch größeren Hass auf ihn hatte. Er weinte wieder. Denn zugegeben, allein war er nicht. Hier befanden sich ja noch sechs Leichen. Wenn nicht noch mehr. Warum? Wo war er? Wieso kam er nicht schnell wieder? Sicher würde er gleich zurückkommen, mit der Polizei im Schlepptau. Dann würden wenigstens sie überstehen. Aber glaubte er da wirklich noch dran? Würde er jetzt wirklich weinen, wenn er das glaubte?

Mit dem Ärmel fuhr er über sein nasses Gesicht. Gut, dann musste er eben allein von hier wegkommen. Damit drehte er sich wieder um, ging langsam in Richtung Eingangstür der Villa, schlurfte die Treppe nach oben und schleppte sich in die Halle. Die Tür schlug hinter ihm knallend zu. Hätte er ihn nicht doch lieber töten sollen? Sicher lässt sich hier ein kleines Folterinstrument finden. Und plötzlich hatte er verdammte Lust darauf, dem Mistkerl alles mögliche abzuschneiden, oder ihm Gliedmaßen abzuhacken. Angefangen beim kleinen Finger, er würde sich dann langsam hocharbeiten. Aber er tat nichts dergleichen, stattdessen ließ er sich gegen eine Wand sinken, schloss die Augen, zog die Beine an und bettete den Kopf auf den Knien. Warum zur Hölle war ihnen so etwas nur passiert? Hatten sie irgendwas verbrochen? Und überhaupt, was wollte der Kerl von ihnen? Nur weil sie die Leichen entdeckt hatten? Was hieß hier nur...?

„Du weinst ja.“

Langsam hob er den Kopf, schaute in das runde Gesicht, des kleinen Mädchens, welches vor ihm kniete. Ihr Kopf war leicht zur Seite geneigt.

„War das alles Mane? Er ist sehr böse... Aber er hat mir einen Papa geschenkt.“, fuhr sie leise fort, rutschte nach vorne zu Mana und strich hauchzart über die feuchte Wange.

„Warum tut er das?“, fragte er in einem unberührten, kühlen Ton.

„Das ist eine lange Geschichte.“ Sie senkte den Kopf etwas.

„Ich will es aber wissen.“

Sie seufzte. Nickte kaum merklich.

„Wir wurden beide getötet. Von verrückten Gläubigen, ihn hatten sie in einem Tempel abgeschlachtet, mich in dem Wald, der diesen umsäumte. Du errätst sicher an welchem Ort das passiert ist. Doch er wollte es nicht verstehen. Wie man unschuldige einfach so umbringen konnte, auf eine so grausame Art und Weise. Es hat etliche Jahrzehnte gedauert, doch schließlich schaffte sein wütender Geist von einem Menschen besitz zu ergreifen. Er vergaß mich, weil er so glücklich mit seinem neuen Leben war. Ich wollte das nicht, also zeigte ich ihm die schlimmen Träume, von seinem und meinem Tod, immer wieder, bis er fast wahnsinnig war und anfing unschuldige zu töten. Aus Rache, sagte er. Seitdem konnte er mich wieder sehen, er redete und spielte mit mir. Aber ich wollte nicht, das so etwas passiert... ich mochte Herrn Yuki, er war ein lieber Papa.“

Sie stoppte schaute Mana mit ihren großen Kinderaugen an, auch wenn sich ihre Geschichte längst nicht so kindlich anhörte, wie sie aussah. Sie war ein Geist, das mag sein, doch trotzdem ist sie gereift wie die Lebenden.

„Diese Geschichte ist nicht lang.“, gab Mana kalt zurück, starrte sie dabei frostig an. Plötzlich hasste er sie. Was erzählte sie ihm das? Was nützte ihm das jetzt schon? Okay, er wusste wenigstens was mit dem Wahnsinnigen draußen los war, aber was brachte ihm das schon? Mitleid oder Verständnis hatte er deswegen nicht.

„Mag sein.“

„Sag dem der soll mich in Ruhe lassen! Er soll mich zurückbringen! Oder er erlebt seinen zweiten Tod.“ Er wusste das sie das nicht als Drohung ansah. Es schien ihr egal zu sein.

„Dann habe ich ihn wenigstens wieder für mich.“, flüsterte sie.

„Verarsch mich nicht.“ Damit stand er vom Boden auf, schritt einfach durch den nebeligen Geist hindurch und zu der Tür. Die Berührung vorher hatte er sich eingebildet. Vielleicht bildete er sich das alles hier ein. So ein Schwachsinn. Ein dummer Splatterfilm, in dem er scheinbar die Hauptrolle spielte. Mittlerweile war alle Trauer von ihm abgefallen, blanker Hass zerfraß ihn und was den Mann betraf, so hatte er eine Entscheidung getroffen. Wahrscheinlich würde sie ihm im Endeffekt nicht genügen, aber was soll’s. Erst einmal reichte ihm die Rache. Er griff sich den nächstbesten Gegenstand (der Günstigerweise ein Hammer war), bevor er das Haus wieder verließ. Von dem Bekloppten war noch nichts zu sehen. Gut, dann lag der wahrscheinlich noch wimmernd in seiner kleinen Abstellkammer von Hütte und versuchte den Dolch aus seinem Bein zu reißen. Mana ließ sich Zeit mit dem Weg, sah sich ab und zu noch einmal nach Klaha um, von dem nichts zu sehen war, um dann schulterzuckend weiterzugehen. Er nahm es ihm nicht übel, sollte er ihn tatsächlich hier gelassen haben. Er wusste, dass Klaha den etwas launischen Leader mochte, aber wenn er schon kurz davor war einen Menschen mit einem Hammer in seine Einzelteile zu zerlegen, dann durfte doch auch Klaha die Angst packen und ihn veranlassen schnell abzuhauen, oder? Er hoffte, dass wenn auch er sterben würde, es wenigstens der schaffen sollte. Dann könnte er die Geschichte erzählen, wie Malice Mizer fast wieder zusammengefunden hätte, und wie die Reunion vereitelt worden war. Das wäre doch eine interessante Geschichte, nicht?

Vertieft in diese Gedanken ging er bis zu der kleinen Holzhütte, hob erst den Kopf, als er unmittelbar vor der offenen Tür stand. Er hatte sich doch tatsächlich geirrt. Nur Gackts zerschundener Körper lag noch blutglänzend vor ihm. Die Lache hatte einen großen Fleck um seine Brust gebildet, wahrscheinlich weil der Boden der Hütte uneben war und in der Mitte etwas in die Tiefe ging. Das noch flüssige rot breite sich bis in die Ritzen des Holzbodens aus, zersprang so in kleine Äderchen. Es sah ein wenig so aus, als wäre Gackt ein Engel, dem man die Flügel ausgerissen hatte. Mana lächelte, vorsichtig schritt er zu ihm, beugte sich nach unten und legte seine Hand auf das Schreckgeweitete Auge. Mit einer sanften Bewegung schloss er es.

„Ruhe in Frieden, mein Freund. Ich hoffe du weißt, wie glücklich es mich macht, das wir in Freundschaft auseinandergegangen sind... Ich liebe dich.“ Mana erhob sich wieder, verbeugte sich höflich gegenüber der Leiche und verschwand wieder. Hinter sich schloss er die Tür, schaute sich dann suchend um. Erkennen konnte er nichts. Bis er die kleine Blutspur am Boden entdeckte, die geradewegs von der Hütte wegführte, zu der Straße, auf der sie hier hergereist waren. Er folgte ihr langsam. Zu seiner Verwunderung hatte es der wirklich weit mit seiner Verletzung geschafft, bis zu dem Waldrand, der sich noch in einiger Entfernung zu der Hütte befand.

Er war nicht mal überrascht einen gewissen Van dort zu entdecken. Klaha war mit Volldampf gegen einen Baum gefahren, denn der Wagen besaß nun eine mächtige Delle in der Motorhaube. Zudem dampfte diese noch gewaltig. Die Spur ging weiter, tiefer hinein in den Wald. Mana betete inständig dass es Klaha gut ging, denn auf dem Fahrersitz saß niemand mehr. Aufgrund dessen beeilte er sich doch etwas, bis er durch den Wald rannte, immer nach dem Anderen suchend. Den Hammer hielt er dabei krampfhaft umklammert.

Und plötzlich lief der Gesuchte direkt in ihn hinein, riss ihn dabei fast um, doch er stoppte gerade noch rechtzeitig.

„Mana!“ Ein überraschter und genauso glücklicher Gesichtsausdruck legte sich auf dessen Züge. Er merkte gar nicht, dass er sogar weinte, als er die Arme um schlang, ihn fest drückte. Aber er war einfach froh, nicht mehr allein zu sein. „Oh Gott sei Dank... als ich den Dolch sah... da dachte ich schon...“

„Was ist passiert?“, wollte der keuchend wissen, Klaha hatte Kraft und er schnitt ihm schon fast die Luftwege ab.

„Ich wollte in die Stadt, die ist ja nicht zu weit weggewesen, tut mir Leid... und plötzlich hat der mir den Dolch an die Windschutzscheibe geschmissen und ich bin gegen den Baum geknallt... Wie konnte der so schnell hier herkommen? Okay, der Wagen hat plötzlich gestreikt aber...“ Er stockte, als er ein Knacken im Unterholz hören konnte.

„Ist schon gut... komm wir gehen.“ Die Hand des Schwarzhaarigen glitt zu der Klahas, umschloss sie und zog ihn mit sich, wieder aus dem Wald hinaus. Er war nicht mehr allein mit dieser Geschichte, und das reichte ihm, um seinen Hass mal zu vergessen.

Aber kaum das sie den Wagen wieder erreicht hatten, sahen sie das bekannte Gesicht vor sich. Es lächelte.

„Du hast meinen Van zerstört. Wie soll ich euch jetzt zurückbringen?“ Er lachte dieses angsteinflößende helle Lachen. Getrocknetes Blut klebte an seinem Bein, ein Stofffetzen überdeckte die klaffende Wunde.

„Wir kommen schon zurück, danke.“, knurrte Mana kalt, legte dabei einen wahren Todesblick auf.

„Oh, du bist aber unhöflich. Wenn man bedenkt, dass du mir einen Dolch, meinen Dolch, in das Bein gerammt hast.“

„Du hast meine Freunde auf dem Gewissen.“

„Das stimmt nicht ganz, die waren nur zu dumm auf sich aufzupassen. Besonders euer kleiner Blonder. Lässt sich von einer Illusion so sehr erschrecken und bricht sich schließlich das Genick. Tse.“

„Das war deine Schuld.“ Manas Augen verengten sich zu Schlitzen, als er den Mörder seiner Freunde anstarrte. Klaha stand regungslos neben ihm, er schwitzte, wie Mana sehr genau fühlen konnte.

„Natürlich. Alles war meine Schuld. Auch das zahllose Unschuldige von Fanatikern hingemetzelt wurden. Einfach so.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das war ihre Zeit. Jetzt ist diese meine.“, fügte er boshaft grinsend hinzu.

„Yumi sagt, du sollst aufhören. Es ist genug.“ Gut, er log, aber woher sollte der das wissen? Es sei denn dieses Mädchen unterbrach sie.

„Ach, tut sie das? Noch ein paar Spielgefährten, dann höre ich auf.“ Sein Blick verfinsterte sich ein wenig, hellte aber gleich darauf wieder auf. Und erst jetzt bemerkte Mana, dass dieser Mann, den er für so jung hielt, eigentlich Ende 30 war. Zarte Falten legten sich um dessen Augen und Mundwinkel. Es war wohl der Geist eines Jungen, der ihn so erscheinen ließ. Schnell verdrängte er diesen nebensächlichen Gedanken, widmete sich lieber wieder dem Problem direkt vor ihnen. Das sie gerade wieder breit anlächelte.

„Wir gehen jetzt. Und wenn du uns nicht lässt, erzwingen wir uns den Weg.“

Klaha starrte den Schwarzhaarigen an, langsam glaubte er, dieser litt an Schizophrenie, wenn man bedachte, dass er erst weinte, dann voller Hass war, wieder heulte und wieder den Übeltäter umbringen wollte...

„Würdet ihr das? Soso.“

Mana umklammerte den Hammer stärker. Noch ein Wort, und er würde dem wirklich den Schädel einschlagen. Er machte einen Schritt nach vorne, Klaha folgte ihm wie ein perfekt erzogener Hund. Der Mann rührte sich nicht. Langsam zog er die lange Eisenstange hinter dem Rücken hervor, welche der Braunhaarige mal als Waffe benutzen wollte. Der Kerl schlug damit gegen seinen Schuh. Gezwungenermaßen gingen sie weiter, drohend erhob Mana seine Waffe, während sie vor ihm stehen blieben. Er traute ihm schließlich noch immer nicht. Berechtigterweise, den der hob die Stange in einer Geschwindigkeit, dass sie nur zucken konnten. In der selben Bewegung noch rammte er die spitze Seite kraftvoll in den Magen Klahas. Heiser Schrie er auf, zerrte an der Stange, bis er sie endlich wieder aus sich ziehen konnte, Blut quoll aus der Wunde und seinem geöffneten Mund. Mana stand einfach nur da, starrte die Wunde an. So merkte er nicht, das der Fremde langsam nach der Waffe griff, sie wieder hochhob.

„Geht’s dir gut??“ Der Schwarzhaarige griff nach der Hand des Anderen, die leicht unter der Berührung wegzuckte. Seine Arme schlangen um dessen Körper, der legte den Kopf zur Seite. Ein ersticktes Röcheln ertönte, durch ihn ging ein gewaltsamer Ruck, worauf er langsam zur Seite sah. Starrte auf das Gesicht seines Freundes, durchbohrt von der Stange. Klaha kippte zur Seite, seine Knie erreichten jedoch nicht den Boden, da der die Stange noch fest in der Hand hielt.

„Tut mir Leid, hab ich dich erschreckt?“ Er riss ein wenig an der Eisenstange, irgendetwas in Klahas Kopf gab ein glitschiges Geräusch von sich, die Augen verdrehten sich, ohne völlig von den Lidern verdeckt zu werden. Der Mund stand offen, Blut lief aus diesem hervor.

„Lass ihn los!“, schrie Mana, schlug mit seiner Waffe auf den Arm des Mannes, der daraufhin keuchend die Hand um den Arm schloss, ein paar Schritte zurückstolperte, „Klaha! Jetzt wird alles gut...“ Panisch packte er seinen Freund, drückte ihn an sich, zog an der Stange, um sie wieder aus dem Körper zu bekommen. Doch nichts schlug gegen die Brust des Vocals, kein Puls war an dem Handgelenk mehr spürbar. Als er ihn endlich wieder losließ sackte er einfach zur Seite, blieb regungslos auf dem Boden liegen. Blut floss weiter aus der Wunde der Stange, das Loch war größer als vorher, durch das ständige reißen, einige kleine Fetzchen roter Haut und Gewebe hing heraus. Mana schrie kurz und gequält auf.
 

~~*~~
 

„Wo sind wir überhaupt??“

Völlig orientierungslos liefen zwei Männer durch den gesamten Backstagebereich. Natürlich ohne die Bühne zu finden. Wobei der andere fast umfiel vor Lachen.

„Was findest du daran so lustig?? Mana- san bringt uns um!“ Klaha blieb so schlagartig stehen, dass der Hintere frontal in ihn rannte.

„Du bist so süß!“, grinste Közi nur, strich sich sein Kostüm glatt und fummelte an seinen hochgesteckten roten Haaren herum, „Mich hätte er schon oft genug töten können, und ich bin immer noch da.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber stimmt, auf dich ist er bestimmt sauer.“

„Na danke schön!“

Wieder lachte Közi nur, schlenderte an Klaha vorbei, den Gang entlang. Der schlich ihm grummelnd nach. Mana würde ihn einfach wieder aus der Band schmeißen... Er war erst seit kurzem der neue Malice Mizer Vocal und bis jetzt war zugegebenermaßen nur Közi nett zu ihm. Mana ging abweisend mit ihm um, während Yu~ki einfach nur höflich war. Wobei... eigentlich konnte er das was Közi mit ihm machte nicht gerade als Nett einstufen, er ärgerte ihn andauernd mit dem größten Vergnügen.

„Weißt du überhaupt wo du hinläufst?“, fragte der Schwarzhaarige nach einer Weile. Langsam wurde ihm verdammt heiß in dieser engen, ebenfalls schwarzen Uniform mit Cape.

„Nö, keine Ahnung.“

Womit hatte er das nur verdient...?

„Wo bleibt ihr denn? Was macht ihr überhaupt da hinten?“ Es war Yu~kis ruhige, und seltsamerweise strafende Stimme, dank der Közi endlich stehen blieb und sich umdrehte.

„Och menno...“, grummelte der noch mal, bevor er brav zu dem Anderen trottete. Klaha folgte mit hochgezogener Braue.
 

~~*~~
 

„Mörder!“

Unbewegt stand er hinter ihm, sah auf herab mit diesem Blick, der mal einem hübschen Jungen gehört hatte, welcher grundlos vor langer Zeit gestorben war. Seit wie vielen Jahren war er schon ein Dämon und kein einfacher Geist mehr? Denn Geister konnten nicht von Menschen Besitz ergreifen.

Nach ein paar wenigen Sekunden war alles Interesse dafür verschwunden. Er erhob sich nur langsam vom Boden, den Blick starr auf den Fremden gerichtet. Die Stange steckte noch immer in dem Kopf des Toten.

„Ist das die Rache dafür, dass man euch getötet hat? Hast du dieses Mädchen in deinem Labor umgebracht, weil du denkst das du das Recht dazu hast?“ Gemächlich ging er auf ihn zu, der blieb stehen, sein Blick hatte ein wütendes glimmen angenommen.

„Selbst wenn ich nicht das Rechte hatte, wer würde mich daran hindern? Niemand hier interessiert sich für fremde Kinder. Vielleicht die Familie. Und wenn nicht? Was habe ich dann verbrochen?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ganz davon abgesehen interessiert es mich nicht, was auch immer du von mir denkst.“

„Es steht vier zu null. Noch. Es wird mir eine Freude sein mich zu rächen.“

Der Andere lachte nur, machte aber einen ausweichenden Schritt nach hinten, als Mana mit seinem Hammer ausholte, mit dem er ihn vorher schon mal getroffen hatte.

„Wir werden ja sehen wie es ausgeht...“ Er versuchte ihm die Waffe wegzunehmen, wollte seinen Arm packen, doch der reagierte schneller, grub die spitzzulaufende Seite tief in die Schulter des Fremden. Er schrie erschrocken auf. Mana riss ihn wieder aus dem Fleisch, feine, rote Tropfen besprenkelten sein Gesicht, liefen an der glatten Haut gerade nach unten, bis sie über sein Kinn liefen und auf den Boden tropften. Noch mal wollte er zuschlagen, diesmal zielte er auf den Kopf, doch die eine gesunde Hand, die er außer acht gelassen hatte schaffte es endlich seine zu packen. Das nächste was er spürte war eine Faust an seiner rechten Wange, dann schmeckte er Blut in seinem Mund, schluckte es und würgte. Ihm wurde übel, ungelenk fiel er zur Seite, landete auf dem Boden und spuckte schnell die ekelerregende Flüssigkeit aus. Den Hammer hielt er noch fest umklammert, die langen Nägel bohrten sich in das Fleisch seiner Handinnenfläche, trotz des Holzes, welches er hielt. Wieder ertönte ein Lachen und bevor er reagieren konnte, wühlte sich eine Hand in sein langes schwarzes Haar, Strähnen wickelten sich um die Finger, dann packte er zu, riss den aufschreienden Mana nach oben. Seine Kopfhaut brannte wie Feuer, seine Hände schlugen nach dem Mann über ihm, doch auch als er wieder widerstand spürte, als er mit dem Hammer in Fleisch traf ließ er ihn nicht los, zerrte ihn lediglich auf die Beine.

„Lass los!“, brüllte er den Mann an, der darauf nur wieder lachte, ihn mit sich zerrte.

„Tut es weh?“ Kurz ließ er die schwarzen Haare los, um ihm den Hammer aus der halbgeöffneten Hand reißen zu können. Das letzte, dass der Kleinere mit bekam war die Fläche des Gegenstands, die gegen seine Schläfe knallte.
 

Er erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Zuerst wusste er nicht wo er sich befand, er glaubte aus seinem Bett gefallen zu sein, denn er lag auf hartem Steinboden. Ein widerlicher Geruch stieg in seine Nase, ließ ihn würgen. Er weigerte sich schon fast einzuatmen, nur um diesen Gestank nicht weiter in sich aufzusaugen. Aber er musste.

Gequält richtete er sich auf, drückte sich die Hand über Nase und Mund, um den Verwesungsgeruch wenigstens etwas abzuhalten. Nur langsam öffnete er die Augen, schaute sich in dem großen, sterilwirkenden Raum um. Im Raum waren mehrere Tische verteilt, auf mindestens einem lag ein Mensch, denn der zugehörige Arm hing schlaff an der Seite herunter. Er traute sich aus irgendeinem Grund nicht aufzustehen. Wahrscheinlich wollte er nicht sehen, was da oben noch alles lag. Aber er konnte doch nicht hier sitzen bleiben... Scheinbar befand er sich in dem Haus dieses Irren, er musste hier raus, wenn er überleben wollte. Wobei, wollte er das überhaupt?

Nach einer Weile entschloss er sich für das aufstehen. Vorsichtig griff er nach oben, hielt sich an einer der Tischkanten fest und zog sich auf die Beine. Ihm fiel erst jetzt auf, wie schwindelig ihm von dem Gestank geworden war. Er klammerte sich nur noch mehr an die Kante, sein Blick fiel dabei gezwungenermaßen auf das verwesende Ding vor ihm. Ein Junge, die Augen weit aufgerissen, der Hals klaffte offen, die gesamte Haut war einmal durchschnitten worden. Schnell schaute er zur Seite, als er bemerkte, dass das dunkle an dessen Bauch getrocknetes Blut und Därme waren. Er würgte. Allerdings sah er nichts, dass ihm mehr gefiel als dieser tote Junge. Sieben Menschen lagen auf acht Tischen, der letzte war leer. Ein Kind befand sich in nächster Nähe zu ihm, der Körper fast vollständig zerfetzt und scheinbar mehrmals wieder durch Nähte zusammengefügt. Ein weiteres Mädchen, welches nur durch den schlanken Körperbau und den langen Haaren erkennbar war, lag mit auf dem Bauch. Der Rücken war offen, die Wirbelsäule ragte ein Stück hinaus, als hätte man sie herausziehen wollen, es aber nicht geschafft. Die Vier ihm wohl bekannten Körper ignorierte er, sah immer wieder eilig von ihnen weg. Allein bei dem Gedanken neben Közi zustehen, dessen Knochen scheinbar mehrere Brüche hatten, kamen ihm die Tränen. Er redete sich ein, dass er hier niemanden kannte. Hier lag nicht sein Ex Vocal, mit dem er sich gerade erst wieder vertrug, kein zweiter Vocal, der immer den Gentleman spielte, kein Bassist, der ein so perfekter Dracula war. Und kein bester Freund, der ihn immer wieder zu Blödsinn verleiten konnte. Sie waren alle nicht hier, sondern draußen, vorne in der Villa und lagen am Strand.

Doch was da lag überzeugte ihn vom Gegenteil. Von Gackt war nicht einmal mehr der Kopf ganz geblieben, Yu~ki war zur Seite aufgedrückt worden, sodass man genau dessen Inneres erkunden konnte. Und Klahas Kopf war oberhalb aufgerissen, wahrscheinlich als der Typ ihm die Stange aus dem Schädel gezogen hatte.

Er weinte, stand zitternd mitten im Raum und presste die Hände auf sein Gesicht. Warum tat man ihm das an? Was hatte er bloß verbrochen? Er dachte nicht zu Ende, ihm wurde ganz plötzlich bewusst, wieso er nicht gefesselt worden war. Denn kurz darauf brach er einfach bewusstlos zusammen.
 

Ausgestreckt lag er auf einem harten Holztisch, die Arme waren an den Seiten festgebunden, seine Beine fühlten sich seltsam taub an. Als er die Augen öffnete wurde er geblendet, schloss sie deshalb gleich wieder. Direkt über seinem Kopf hing eine Lampe, die ihn unbarmherzig anstrahlte. Es schmerzte. Genau wie alles unterhalb seines Bauches. Er brauchte eine Weile, bis er die Augen überhaupt wieder aufbekam, geschweige denn sich umschauen konnte. Und sofort als er nach unten sah, sackte sein Kopf mit einem wimmern wieder nach hinten. Seine Beine waren vollständig an den Tisch (oder worauf auch immer er lag) gefesselt, und das so stark das die Blutzufuhr in sie dementsprechend beeinträchtigt wurde. Kein Wunder, dass er nichts mehr von ihnen merkte... Unzählige Schnitte zierten die Haut außerdem, sie brannte plötzlich furchtbar, als hätte er eben erst bemerkt, dass sie sicher schmerzten.

„Mane ist sehr böse...“, flüsterte Yumi, sie hockte neben dem ihm, auf einem Tisch, die schlanken, kleinen Beinchen schwangen vor und zurück. Den Kopf hatte sie leicht zur Seite geneigt. „Hast du starke Schmerzen?“

„Und...?“, gab Mana gequält zurück. Seine Handgelenke schmerzten, er konnte die rotverfärbte Haut sehen, als er den Kopf ein Stück wandte. Er stöhnte.

„Du hast gelogen...“

„Lass mich in Ruhe... du hilfst mir nicht, also verschwinde.“

Tatsächlich erhielt er keine Antwort mehr, da war nur noch drückende Stille und sein eigenes leises Wimmern.

Die Tür wurde knarrend aufgestoßen, er konnte nicht mal mehr erschrocken zusammen zucken. Trotzdem durchzuckte ihn Schmerz.

„Endlich aufgewacht?“

Ein stumpfes Geräusch ertönte, dann ein zischen. Ein ungutes Gefühl kroch in ihm hoch. Das und Angst, diesem Irren ausgeliefert zu sein. Je näher die Schritte kamen, desto heißer wurde ihm, aus einem unerfindlichen Grund. Irgendetwas sprang auf seine Haut. Er keuchte schmerzerfüllt auf, sie fing an zu brennen.

„Sehr gut. Ich wollte dich nicht wecken.“

Ein langer Gegenstand schob ich in sein Blickfeld, er glühte und strahlte eine schmerzende Hitze aus.

„Ob Yumi so schön geworden wäre wie du, wenn sie nur die Chance gehabt hätte?“ Der Mann senkte die Stimme zu einem Flüstern, starrte Mana mit offenem Hass an. „Freu dich, du siehst bald deine kleinen Freunde wieder. Naja, ein wenig dauert es noch... Ein paar Tage vielleicht.“

Er schwieg wieder, drückte dabei die heiße Stange in das Gesicht des Anderen. Mana schrie voller Schmerz, Hitze strömte über seine Haut, genauso wie das Blut, das aus der verbrannten Wunde hervor quoll. Wieder presste er das Ding in sein Gesicht, diesmal auf die Stirn, durch die zusammengekniffenen Augen sickerte rote Flüssigkeit, irgendwann schmeckte er sie in seinem aufgerissenen Mund. Er wusste nicht wann er aufhörte zu schreien, vielleicht nach dem ihm das rechte Auge ausgebrannt wurde, oder als er ihm sein erstes Tattoo in die Haut brannte? Oder weil er sich einfach vor Schmerz die Zunge abgebissen hatte? Doch schließlich verstummte er.
 

~~*~~
 

Er hockte vor seinem riesigen Spiegel, drehte seine hellbraunen Locken zwischen den Fingern.

„Weißte nicht wie du dich schminken sollst?“ Es war Gackt, der gemütlich und gutgelaunt in dessen Zimmer hüpfte, sich neben den Anderen auf dem Tisch niederließ.

„Ja~. Ich will das alles perfekt ist.“, gab der abweisend zurück, drehte den Kopf ein Stück zur Seite, um sein Profil im Spiegel betrachten zu können.

„Alles soll perfekt sein? Hast du nicht mitgekriegt was dein lieber Közi anziehen will?“ Der Braunhaarige stützte sie Hände auf der Kante ab, begann spielerisch mit den Beinen hin und her zuwippen. Sein Blick ruhte auf den weißen und größtenteils nackten Beinen. Er war fast fertig umgezogen für das bevorstehende Konzert.

„Lass ihn doch. Und das war ein bisschen mehr auf mich bezogen.“ Die andre Seite wurde unter die Lupe genommen.

„Hm~... ich finde du siehst schon perfekt genug aus.“ Sein Blick glitt über den Körper Manas. Ein enges Lackkleid schmiegte sich an seine schmale Brust, den flachen Bauch. Darunter Netzstrümpfe und Stiefel.

„Meinst du?“ Langsam senkte er die Hand wieder, blickte zu Gackt hoch.

„Klar. Du siehst hübsch aus. Entschuldige aber, ein wenig billig, aber hübsch.“ Er lächelte, sagte das in einem Ton, der Mana schmeichelte.

Der schaute erst wieder in den Spiegel, dann zurück zu Gackt und lächelte schließlich.

„Ist der Rock nicht zu kurz?“

„Ne, dürfte kürzer sein!“ Beide lachten, Mana rutschte zur Seite, lehnte den Kopf an den warmen Körper des Anderen.

„Du bist ein Idiot. Naja, ein talentierter Idiot. Ich hoffe doch, dass du noch länger unser dummer Sänger bist.“

„Klar, solang ihr mich nicht rausschmeißt.“

Er grinste, kraulte durch das gelockte, lange Haar und verwuschelte es etwas, bevor er lachend aufsprang und aus dem Zimmer rannte. „Jetzt bist du perfekt!“, rief er noch in das Zimmer, bevor er elegant Manas kleinem Schminkspiegel auswich.
 

~~*~~
 

The End?

Epilog ~ Nachwort

Epilog

~~»«~~
 

2 Wochen später

20:00 Uhr, Freitagabend, Nachrichtenkanal
 

»Die Leichen, welche vor zwei Tagen in dem Haus nahe dem Strandhäuschens gefunden wurden, konnten endlich identifiziert werden. Es stellte sich außerdem heraus, das die Vier der vermissten Personen tot gefunden worden, Wanatabe Yuki, Haruna Masaki, Camui M.S. Gackt und Hagino Kouji. Der letzte Vermisste, ein gewisser Manabu Satouro wurde bis heute nicht entdeckt. Die Ermittler gehen davon aus, das dieser im Wald versteckt worden war. Die Suche wird derzeit fortgeführt. Die weiteren Opfer sind: Takayoshi Ohnishi, Chiharu Akao, Satoko Nonaka, Ikumori Kashigawi.«
 

~~»«~~

Nachwort
 

Damit wär die auch beendet XD

Danke fürs lesen und entschuldigt manche blöde Fehler, die mir vielleicht unterlaufen sind...

*Deutsch ass* xD

Nun ja, bin ein wenig stolz, dass ich die fertig gekriegt hab...ne andre hats net überstanden ^^°

Naja~, zum Schluss... er ist offen, wer genau gelesen hat, dem ist sicher etwas aufgefallen... bitte den Rest selsbt zusammenbesteln ^^

Und mitteilen, bin gesprannt drauf XD
 

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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von: abgemeldet
2008-02-03T15:07:18+00:00 03.02.2008 16:07
O.O
Ich bin an die FF etwas zweifelnd rangegangen, da ich der festen Überzeugung war, dass man irgendwie keine Horror-FF schreiben kann [liegt vll. daran, dass ich selbst schon gescheitert bin ._.. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Du hast alles so toll beschreiben, besonders, wie die Leichen aussehen und so. Manno, wie sich das anhört. <.< Aber es ist so. xD
Ich hab' 4 mal geheult. Der Tod von allen 4en hat mich dermaßen mitgenommen. ._. *drop*
Ich persöhnlich glaube und hoffe, dass Mana gestorben ist. Dann wäre er wenigstens wieder bei den anderen. Denn ein Mana ohne Zunge, Augen, was weiß ich, der durch Wälder irrt wäre zugegen ziemlich wäääh. xD
Wie dem auch sei, ich bin eindeutig begeistert und ach. *-*

Küsschen, Sakura. x3
Von: abgemeldet
2008-01-19T14:12:20+00:00 19.01.2008 15:12
....oaky.....die erhoffte Aufklärung blieb aus XDDDD
Aber ich glaube, ich habe es gerafft!!! Sie haben Mana ja nicht gefunden...und das wiederum heißt, das der Freak ihn entweder verscharrt oder nicht umgebracht hat!
Und vom Killer selbst war auch nicht die Rede, also schätze ich einmal.....so ganz im Stillen und ,dass ist jetzt wahrscheinlich totaler Quatsch, dass Mana entkommen ist und dem Killer den Gar ausgemacht hat! Was wiederum heißen würde, dass da nun ein völlig verunstallteter und gequälter Mana durch die Gegend irrt...ÖÖ *schniff*....der arme Mana....T______T
oder Yumi hat sich doch noch eingemischt ^^ Ja....Es könnte natürlich auch sein, dass Mana nun die Skelette der beiden zucht um (ich zetiere) "Das Gehirn vom Herzen zu trennen". Ich glaube zumindeszt das es so irgendwo mal vom Killer gesagt wird. Damit wären die beiden ins Licht gebracht und die Urlauber der Zunkunft gerettet!
...naja.....falls es dir nichts ausmacht sag mir doch bitte ob ich recht hatte.
Lg: fami
Von: abgemeldet
2008-01-19T14:02:45+00:00 19.01.2008 15:02
*bibber*
mana.......oh mein gott!
also sollte die ff verfilmt werden schaue ich mir den film nicht an weil ich dann die nächsten drei nächte nicht schlafen könnte.
aber das kapi ist super! spannend bis zu letzt und wie immer bluuuuuuuuuuuuutig~~ (solange ichs nur lese ist es nicht schlimm XD)
aber ich verstehe eines nicht. diese yumi...und als der freak sagte er wollte nur noch ein paar spielkammeraden....heißt das die geister seiner opfer sind noch an die erde gebunden??? Yu~Ki hat er doch "erlöst" wenn man das so nennen kann. aber die anderen???...und mana??? auch vieleicht klärt mich ja der epilog auf XDDD
Lg: fami
Von:  Dolly-Bird
2008-01-17T20:03:27+00:00 17.01.2008 21:03
uuuuuuuuuuuuuuhh das is mies...
nja hoff einfach mal dass Mana tot is...des hört sich jetz auch an^^'
aba nja...an sich fand ich des echt gut, wenn auch grausam...
ich bin so stolz auf dich dass du s fertig gekriegt hast... XD
aba Mana musste voll leiden auch am ende... *garnichdrandenkenwill*

daisuki
Mana
Von:  Dolly-Bird
2008-01-17T19:57:44+00:00 17.01.2008 20:57
hey
oh mann...das is so~ schrecklich, ich glaub ich will garnich erst weiter lesen... T_T
aba ich in halt viel zu neugierig...
hoff iefach mal auf n halbwegs happy end...?

daisuki
Mana
Von:  Dolly-Bird
2007-12-29T13:17:52+00:00 29.12.2007 14:17
das ist echt gruselig...und genial^^
freu mich schon aufs nächste... XD

das müsste verfilmt werden...der horrorfilm schlecht hin...

aber des is so mies das es immer aufhört wenn's am spannensten is...

Von: abgemeldet
2007-12-24T14:32:45+00:00 24.12.2007 15:32
wow ÖÖ
das kapi war der hammer!! wie das zuvor....warum közi?? und yuki??? WARUM STERBEN DIE GUTEN IMMER SO JUNG???? ist dir schonmal aufgefallen dass das immer passiert??? die guten sterben immer -.-
ich ahb schonwieder ne gänsehaut bekommen XDD und die spannungf ist schonwieder gestiegen!!!
naja da bleinbt mir qwohl nur noch eins zu sagen: FRÖHLICHE WEIHNACHTEN UND NEN GUTEN RUTSCH!!!
lg: fami
Von: abgemeldet
2007-12-12T20:29:26+00:00 12.12.2007 21:29
oh min gott.....dieses kapitel war bis jetzt das nervenafreibenste und beste. ich ahbe tränen in augen!! das passiert mir bei geschribenen geschichten eher selten also kompliment....der arem yu~ki....das war echt heftig...*schniff* und das leichen haus und alles....wow....das mana und gackt sich endlich wieder vettragen und dann auf den mörder stoßen bringt noch eine zusätzliche tragig finde ich. ich bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht und wie die geister in die geschichte eingefügt werden Ö.Öme9n gott ich leibe diese geschichte!
Lg: fami
Von: abgemeldet
2007-11-27T17:00:48+00:00 27.11.2007 18:00
*bibbernd vorm pc sitzt* mein gott ich ahb zum ende hin ne richtige gänsehaut bekommen öö echt gut geschreiben! dei leioche und das alles! ich hatte die bilder richtig vor augen!!! und die scene im meer war auch geil XDDD sone richtige entspannung zum lachen!!
also schreib schnell weiter bin gespannt wie ein flitzebogen!!
Von:  Dolly-Bird
2007-11-25T19:08:36+00:00 25.11.2007 20:08
das im meer war ja mal geil^^
kann ich mir echt gut vortsellen das Mana mit nem Kleid ins Wasser geht... XD

wenn's am spannensten is soll man aufhörn oda was??
bin echt gespannt was da jetz an der tür is...
schreib schnell weiter...büdde


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