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Die Kraft der Zwillinge

von

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In der Klemme

„Ich kann es einfach nicht fassen, dass du schon wieder deinen und Chichis Hochzeitstag vergessen hast!“, rief Shondra und kämpfte gegen den Wind an, der ihr ins Gesicht schlug.

Ihr Bruder flog wie ein Verrückter und verursachte dabei einen heftigen Orkan, der es Shondra schwer machte, mit ihm mitzuhalten.

„Ich hab’s nicht vergessen. Ich hab nur nicht mehr dran gedacht!“ „Sicher! Das macht ja auch einen riesigen Unterschied!“, erwiderte sie trocken, während sie Son Goku einholte.

„Und was willst du Chichi jetzt erzählen?“, fragte sie und wich dabei einem verirrten Vogel aus.

„Verrat du es mir. Wenn ich mit keiner passenden Ausrede auftauche, bringt Chichi mich um.“ „Ja und ich kann es ihr noch nicht einmal übel nehmen!“ „Wie wäre es mit Ich wollte dich überraschen?“

Shondra schüttelte den Kopf. „Vergiss es! Den Spruch hast du die letzten zwanzig Jahre drauf gehabt! Ich glaube kaum, dass du sie damit jetzt noch irgendwie überzeugen kannst. Es sei denn, Chichi leidet an Alzheimer.“ „Dann fürchte ich fast, dass du mir helfen musst, eine bessere Ausrede zu finden.“ „Warum sollte ich dir immer wieder aus der Patsche helfen? Besorg dir endlich einen Kalender und schreibe Termine wie solche da rein, dann hast du auch keine Panikattacken mehr, wenn dir kurz vor Mitternacht erst einfällt, warum deine Frau so überaus schlecht auf dich zu sprechen war!“ „Hey, bist du nun meine Schwester oder nicht?“ „Ja, bin ich. Ich bin aber auch eine Frau und nebenbei Chichis Schwägerin und kann gut verstehen, warum sie Mordgedanken hegt, wenn ihr eigener Ehemann jedes Jahr ihren Hochzeitstag vergisst.“ „Hey, ich hab gerade die perfekte Ausrede gefunden.“

Shondra stoppte seufzend und blickte Son Goku erschöpft an. „Und welche?“ „Wie wäre es damit, dass ich mich mal wieder mit jemandem prügeln musste?“ „Pfft … und wo sind deine Verletzungen? Du kannst dich nicht prügeln, ohne am Ende Verletzungen davon zu tragen, Brüderchen.“ „Dann verpass du mir ein paar!“ „Sag mal spinnst du? Ich meine, ich hätte schon Lust, dir ein paar ordentliche Tritte in den Hintern zu verpassen, aber das wollte ich eigentlich Chichi überlassen.“ „Komm schon, Shondra! Ich brauche eine Ausrede, sonst bringt sie mich um!“ „Wenn sie dich nachher umbringt, warum soll ich das dann machen?“

Goku sah sie schmollend an. „Und was soll ich ihr dann sagen?“ „Sag ihr meinetwegen, dass du dich so sehr auf diesen Tag gefreut hast, dass du völlig vergessen hast, dass es schon so weit ist!“ „Und das soll sie mir glauben?“ „Zumindest wird sie dann höchstwahrscheinlich nicht mehr darüber nachdenken, wie sie dich am besten umbringt.“ „Weißt du, Schwesterchen, du bist meine Lebensretterin in der Not!“

Shondra blickte zerknirscht drein. „Wohl eher die Verräterin an meiner Schwägerin.“

Goku zuckte unbeholfen mit den Schultern und flog weiter. Shondra folgte ihm.

Doch ein paar Meter weiter stoppte der Saiyajin so plötzlich, dass Shondra nicht mehr bremsen konnte und mit vollem Tempo in ihn hinein flog.

„Was los? Willst du kuscheln?“, fragte Son Goku grinsend, während Shondra benommen den Kopf schüttelte.

„Sag mal tickst du noch richtig? Kannst doch nicht mitten im Flug auf Rot schalten, ohne was zu sagen! Gott, das wird ’ne Riesenbeule!“

Shondra rieb sich den Kopf und sah ihn beleidigt an. „Warum hast du denn so plötzlich auf’s Bremspedal gedrückt?“ „Sieh mal, da unten!“

Shondra schaute in die Richtung, in die ihr Bruder deutete und riss überrascht die Augen auf.

Aus einem dreistöckigen Haus leckten riesige Flammen in die Höhe.

„Komm schon, Shondra! Wir müssen ihnen helfen!“ „Äh ... was willst du denn noch helfen? Das Haus bricht gleich in sich zusammen. Da wirst du nicht mehr viel retten können.“ „Ich will ja auch nicht dem Haus helfen, sondern dem Kind im dritten Stock!“

Shondra sah noch einmal genauer hin und erstarrte.

Ein kleines Mädchen von vielleicht fünf Jahren stand am Fenster und schrie verzweifelt nach Hilfe.

„Komm schon!“ „Eigentlich …“, begann Shondra, doch ihr Bruder war schon auf und davon, „meinetwegen, aber meine Krankenhausrechnung zahlst du!“, zischte sie und schoss auf das Haus zu.

Doch noch bevor sie das Gebäude erreichten, flog das Dach in die Luft und riesige Mengen Schutt prasselten zu Boden.

Son Goku geriet ungewollt in die Flugbahn und konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Shondra gab Gas und stieß Goku zur Seite. Im letzten Moment wich sie einem gewaltigen Gesteinsbrocken aus und krachte durch die brennende Mauer vor sich direkt in das brennende Haus hinein. Einen kurzen Augenblick tanzten Sterne vor ihren Augen und sie drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Doch eine kleine Hand auf ihrer Schulter holte sie langsam in das Hier und Jetzt zurück.

Um sie herum stand alles in Flammen und das kleine Mädchen klammerte sich ängstlich an Shondra, die hastig nach einem Ausweg suchte.

Die Flammenwand vor ihrem einzigen Ausweg, dem Fenster, schloss sich und sie waren vom Feuer umzingelt.

„Warum sollte auch alles glatt gehen?“, fluchte Shondra, die das zitternde Mädchen auf den Arm nahm und weiterhin nach einem Fluchtweg suchte. Doch ohne sich saubere Verbrennungen zu holen, würden sie nicht hier herauskommen.

Die Hitze breitete sich unaufhaltsam aus und machte es den beiden schwer zu atmen.

Shondras Kraft nahm immer mehr ab, während sie krampfhaft nachdachte.

Auf dem Vorplatz rappelte sich indessen Son Goku wieder auf und blickte schockiert auf die Flammenhölle, die sich vor seinen Augen abspielte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass sich seine Schwester in diesem Haus befand und scheinbar keine Chance mehr hatte herauszukommen.

„Shondra!! Verflucht, was mach ich nur?“

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn keine Sekunde später übertönte die Stimme eines Jungen die Geräuschkulisse.

„Makiu, teuflischer Sprühregen! Hilf mir, das Feuer zu löschen!“

Son Goku sah sich verwirrt um und erblickte einen Jungen, der ein seltsames Gerät am linken Unterarm trug und gerade dabei war, eine Karte in einen der Schlitze zu schieben.

Die Verwirrung des Saiyajin nahm zu, als es tatsächlich anfing, zu regnen. Mit jeder Sekunde regnete es stärker, bis das Feuer gelöscht war.

Goku blickte den Jungen noch einmal an, der erleichtert lächelte.

Er hatte abstrakt abstehendes, schwarzes Haar, das ihn stark an seine eigenen unbändigen Haare erinnerte. Und doch unterschieden sie sich. Ein Stich lila sprang Son Goku ins Auge und ein paar blonde Strähnen hingen dem Jungen im Gesicht, während einige blonde Strähnen praktisch in die Luft ragten. Seine Augen waren von einem klaren Lila und seine ganze Erscheinung hatte etwas Anmutiges und Vertrauenerweckendes, ja beinah Königliches.

Während Son Goku den fremden Jungen näher unter die Lupe nahm, schoss Shondra mit dem Mädchen im Arm hastig aus dem Fenster, das mittlerweile frei war.

Auf dem Boden angekommen, stolperte sie erschöpft und überschlug sich ein paar Mal, bis sie hustend und keuchend liegen blieb. Neben ihr erschien Goku, der ihr hastig Luft zufächelte.

„Shondra, alles in Ordnung? Tut dir irgendetwas weh? Bist du verletzt?“ „Nur mein Stolz. Ansonsten ist alles klar. Jetzt will ich nur noch wissen, wie die Feuerwehr dieses Feuer so schnell löschen konnte.“

Shondra blickte ihren Bruder fragend an.

„Das … war nicht die Feuerwehr!“

Seine Schwester antwortete nicht sofort. „Nicht. Und wer war es dann?“

Son Goku deutete – scheinbar ein wenig unsicher – auf den fremden Jungen, der seinen Blick bemerkte und auf sie zukam.

„Der Junge? Ganz allein?“ „Ja.“

Shondra runzelte die Stirn. „Und du bist sicher, dass du nicht an einer Gehirnerschütterung leidest?“

„Alles in Ordnung bei euch?“

Überrascht wandten sich die Geschwister dem fremden Jungen zu, der ihnen mittlerweile gegenüber stand. Shondra verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn interessiert. „Bei uns ist alles klar. Nur …“

„Wie hast du diesen Regen heraufbeschworen?“, fragte Son Goku hastig und fing sich einen genervten Blick von seiner Schwester ein. „Man kann Regen nicht einfach so heraufbeschwören, Son Goku! Er ist ja schließlich kein Regenmacher, oder?“

„Oh, man kann Regen sehr wohl heraufbeschwören. Man muss nur die erforderlichen Dinge parat haben!“

Shondra räusperte sich, als sie das vernahm. „Wie bitte?“

„Na ja … mithilfe der Duel Disc und der passenden Duel Monsters-Karte war das alles kein Problem.“

Shondra blickte den Jungen an, als wäre er nicht ganz richtig im Kopf. „Das war ernst gemeint?“ „Sicher! Habt ihr denn noch nie von Duel Monsters gehört?“ „Von was bitte?“

„Tja, Yugi, ich denke, damit dürfte eindeutig sein, dass wir nicht mehr in unserer Welt sind!“, ertönte die überhebliche Stimme eines weiteren fremden Jungen, der sich ihnen näherte.

„Yugi? Ist das dein Name?“, fragte Shondra.

Yami nickte und montierte die Duel Disc wieder ab, um sie in den Rucksack zu stecken.

Nur wenige Zentimeter neben ihm blieb sein Freund stehen.

„Und du bist?“, fragte sie missbilligend und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das ist Seto Kaiba!“, erklärte Yami.

„Ich bin durchaus in der Lage, für mich allein zu reden.“, zischte Seto.

Shondra zog eine Grimasse. „Zu viel Kaffee heute morgen, was?“

Um Yamis Mundwinkel zuckte ein schwaches Lächeln.

„Was meint ihr damit, dass ihr nicht mehr in eurer Welt seid?“, fragte Son Goku, der sich am Kopf kratzte und Kaiba von oben bis unten musterte.

„Na ja … das ist so …“, stotterte Yami, der nicht recht wusste, wie er erklären sollte, dass sie praktisch durch den Boden in eine andere Dimension gereist waren.

Shondra lächelte. „Ihr seid durch ein Dimensionsportal gefallen, stimmt’s?“ „Scheint fast so. Ich kenn mich damit nicht wirklich aus, deshalb …“

„Ach das ist gar kein Problem! Meine Schwester ist nicht nur eine klasse Kriegerin, sie ist auch eine spitzenmäßige Hexe. Die bringt euch in Null Komma Nix nach Hause!“ „Ach wirklich?“, fragte Yami hoffnungsvoll.

„Ach wirklich?“, fragte auch Shondra, die ihren Bruder überrascht ansah.

„Ja, wieso nicht?“ „So einfach ist das nicht, mein lieber Goku! Ich muss erst einmal herausfinden, was die Ursache für diesen Dimensionssprung gewesen ist.“

Yami blickte Kaiba ratlos an. Er sah ihm förmlich an, dass er genauso wenig verstand, wie er selbst.

„Ich schätze mal, da euch so etwas noch nie passiert ist, werdet ihr auch keine Ahnung haben, wieso sich das Dimensionsportal geöffnet hat.“, stellte Shondra fest, die die Arme vor der Brust verschränkte und nachdenklich dreinblickte.

„Dann fragen wir eben Vampcar. Sie kann doch solche Schwingungen fühlen, oder?“, schlug Son Goku vor und erntete ein zustimmendes Nicken. „Was Anderes bleibt uns erst einmal nicht übrig. Na schön, dann schlage ich vor, dass wir die beiden Passagiere erst einmal zu Bulma bringen, ich mich dann auf die Suche nach Vampcar mache, während du Vegeta davon abhältst, Kleinholz aus den beiden zu machen.“ „Warum ich?“ „Weil du derjenige bist, der sich immer mit ihm anlegt.“. „Nein, das bist du!“ „Ist doch egal.“

Shondra zuckte mit den Schultern und blickte Yami an. „Ich nehme mal nicht an, dass ihr fliegen könnt?“

Yami runzelte die Stirn. „Du meinst mit Flugzeugen?“ „Nein, eigentlich meinte ich fliegen ohne irgendeine Form von Hilfe.“

Yami schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, das übersteigt unsere Fähigkeiten.“

„Na schön“, Shondra wandte sich an Son Goku, „ich übernehme Yugi, du schnappst dir Kaiba. Auf direktem Weg zu Bulma und wage es nicht, bei irgendeinem Imbiss Halt zu machen!“

Während Shondra Yamis Hand ergriff, blickte Son Goku unsicher auf Kaiba, der nicht so wirkte, als würde er sich gerne auf diese Weise durch die Luft befördern lassen.

Nur widerwillig ließ sich der Chef der Kaiba-Corp von Guko durch die Luft transportieren und mit erheblich langsamerer Geschwindigkeit machten sie sich auf den Weg zu Bulma.
 

„Mirani? Bist du Zuhause?“, rief Sun Guku, während die Tür scheppernd ins Schloss fiel.

„Mama nicht, aber dafür ich!“, begrüßte sie die Stimme eines Jungen.

Sun Guku blickte Son Guko finster an.

„Kannst du mir das nächste Mal vielleicht Bescheid sagen, wann und wo du auf Streife gehst?“, fragte er wütend und stemmte die Hände in die Hüften.

„Könnte ich schon, aber bringen wird’s eh nicht viel. Ich hab dir Bescheid gesagt, wo ich hingehe. Wenn du keine Lust hast, mir zuzuhören ist das ja wohl kaum mein Problem!“, entgegnete Sun Guku, während sie Tea, Tristan und Joey in die Küche begleitete, wo sie zu ihrer Überraschung auf Vampcar traf.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie die Himmelselfe.

Vampcar blickte sie ernst an. Die Haare der Himmelselfe waren in rot-grüne Farbpartien unterteilt und standen im krassen Gegensatz zu ihren mandelbraunen Augen.

„Warte, sag’s nicht, lass mich raten!“, rief Sun Guku, bevor Vampcar zu Wort kam. „Du hast vor ein paar Minuten eine Störung im Raum-Zeit-Gefilde gespürt, hab ich Recht?“ „Woher …“

Sun Guku deutete auf die drei Freunde. „Tadaaa!! Hier haben wir unsere Dimensionsreisenden. Na ja … sie und ihre Freunde, die wir erst einmal finden müssen.“, fügte sie hinzu und schnappte sich einen Keks aus der Keksdose.

„Interessant. Und habt ihr irgendeine Ahnung, was passiert ist? Warum ihr hier gelandet seid?“

Tea schüttelte den Kopf und rieb sich dabei die Arme. „Ehrlich gesagt, war das unsere erste Reise durch ein Dimensionsportal. Ich habe noch nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich ist.“

Vampcar verschränkte die Arme vor der Brust. „Also schön. Dann sollten wir wohl deine Mutter informieren.“, sagte sie an Sun Guku gewandt, die Vampcar unheilvoll anblickte. „Mama?“ „Ja, wen denn sonst?“ „Warum gerade Mama?“ „Weil sie die meiste Erfahrung hat. Außerdem würde ich vorschlagen, dass wir deine drei Freunde so lange bei Bulma unterbringen. Ich will Mirani mit diesem ganzen Kram nicht belasten.“ „Ja, Bulma ist in der Hinsicht ja auch viel entspannter.“, murmelte Sun Guku trocken.

„Zumindest ist ihr Haus größer. Wie viele von euren Freunden müssen wir denn noch finden?“

Joey blickte Tea und Tristan kurz an und sagte schließlich: „Fünf fehlen noch.“

„Ja, gut okay, dann ist Bulmas Haus wirklich besser geeignet.“

Vampcar lächelte siegessicher und verschwand von einer Sekunde auf die andere.

Joey blickte verwirrt auf die Stelle, an der vor einer Sekunde noch die Himmelselfe gewesen war. „Wie hat sie das gemacht?“, fragte er.

„Das nennt man Teleportation.“, klärte Sun Guku ihn auf.

„Irre! Kann man das lernen?“ „Schon, aber das dauert lange. Ich glaub, ich habe drei Jahre gebraucht.“

„Tja, Joey und bei deinem Talent wirst du sicher doppelt so lange brauchen.“, grinste Tristan.

„Wenn ich mich schlechter duellieren würde, als meine Großmutter, würde ich ganz ruhig sein!“, fauchte Joey seinen Freund an.

„Na schön, aber dann sei doch mal ruhig!“

Joey antwortete nicht, sondern dachte kurz über Tristans Argument nach, bis ihm klar wurde, was er damit gemeint hatte.
 

Der Geflügelte Drache flog so lange, bis sie sich ganz sicher waren, dass sie ihre Verfolger abgeschüttelt hatten.

Kiara warf immer wieder nervöse Blicke nach hinten, bis Marik sie schließlich völlig entnervt davon abhielt.

Nicht lange danach ging der Drache in den Landeanflug über und setzte auf einer großen Lichtung auf dem Boden auf. Kiara und die beiden Jungs sprangen von seiner Nase und sahen sich um, während der Drache geräuschlos verschwand.

„Meinst du, hier sind wir sicher?“, fragte Mokuba, der die ganze Hetzjagd noch nicht ganz verdaut zu haben schien.

„Ich hoffe es doch. Ich würde vorschlagen, dass wir uns erst einmal ein wenig ausruhen, bevor wir uns auf die Suche nach Yugi und den andere machen.“, schlug Kiara vor, die ein Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte.

„Vielleicht solltest du dich erst einmal umziehen.“, entgegnete Marik.

Kiara sah an sich herunter und stöhnte auf. Ihr Kleid war nur noch ein Fetzen und völlig verdreckt.

Niedergeschlagen schlurfte sie auf einen nahe gelegenen Busch zu und schlüpfte in ihre Schuluniform, die sie aus ihrem Rucksack kramte und stattdessen das Kleid hineinstopfte.

Dann folgte sie Marik und Mokuba, die einen etwas abseits gelegenen Baum ansteuerten, der durch ein dichtes Blätterdach geschützt wurde.

Mokuba ließ sich neben dem Stamm ins Gras fallen und schlief sofort ein.

Kiara kuschelte sich indessen an Marik und blickte nachdenklich in die Ferne.

„Glaubst du, Yugi und den anderen geht es gut?“, fragte sie schließlich.

„Ich hab keine Ahnung, aber ich bin mir ganz sicher.“

Als Kiara nicht reagierte, strich Marik ihr sanft über das Haar. „Wir finden sie, Kiara! Ganz sicher!“ „Und wie sollen wir sie finden? Wir haben nicht einmal einen Anhaltspunkt, wo sie sein könnten. Herr Gott nochmal, ich war so erleichtert, Yugi aus Bandit Keith’ Klauen gerissen zu haben und jetzt stehe ich schon wieder da, wo ich vor seiner Entführung gestanden habe.“ „Kiara, ruh dich erst einmal aus. Dann wirst du dich auch besser fühlen.“ „Und wer passt auf, dass wir nicht wieder angegriffen werden?“ „Ich!“ „Du musst dich aber auch mal ausruhen.“, wandte sie ein und griff nach ihrem Deck. „Ich hab eine bessere Idee.“

Kiara blätterte ihr Deck durch, bis sie die Monsterkarte gefunden hatte, die sie wollte.

„Also schön, Kuribo! Materialisiere dich!“

Ein leichter Blitzschlag traf die Karte und schleuderte sich zu Boden. Wie in Zeitlupe beobachteten sie, wie aus der Karte der kleine braune Pelzball Kuribo zu wachsen begann.

Mit seinen großen Augen blickte er Kiara an. „Hör zu, Kleiner! Tu mir den Gefallen und pass auf, dass sich niemand an uns heranschleicht, ja? Wenn irgendetwas nicht stimmt, dann mach irgendwie Krach, damit wir aufwachen, okay?“

Kuribo zwinkerte zweimal kurz, kuschelte kurz mit Kiaras Arm und watschelte davon.

Kiara sah ihm lächelnd nach und lehnte sich dann wieder an Marik.

„Keine schlechte Idee, Kiara. Aber hat er dich auch verstanden?“, murmelte er, während Kiara immer mehr ins Reich der Träume hinüber glitt.

„Natürlich versteht er mich.“, nuschelte sie und schlief ein.
 

„Was zum … Vampcar, bist du verrückt geworden?“, schrie Shondra wütend, als mitten in ihrer Flugbahn Vampcar auftauchte.

Hastig bremste sie ihren Flug ab, wodurch Yami, der sich nicht mehr festhalten konnte, über ihren Kopf hinweg durch die Luft segelte. Shondra packte im letzten Moment seine Hand.

Wütend funkelte sie Vampcar an. „Ist dir eigentlich klar, dass das hätte schief gehen können?“ „Entschuldige! War keine Absicht. Aber ich habe wichtige Neuigkeiten. Wir haben Besuch aus einer anderen Dimension bekommen.“ „Ich weiß! Yugi gehört … Moment mal, heißt das, es sind noch andere hier gelandet?“

„Das müssen meine Freunde sein.“, rief Yami, der mittlerweile von Vampcar und Shondra in der Luft gehalten wurde.

Shondra blickte ihn an. „Deine Freunde? Wie viele seid ihr denn?“

Yami dachte eine Sekunde nach und antwortete dann: „Acht.“

„Großartig.“, stöhnte Shondra.

Neben ihnen erschien Son Goku mit einem mehr als unglücklich aussehenden Kaiba im Schlepptau. „Vampcar, was machst du denn hier?“ „Ich war auf der Suche nach euch.“ „Aha, so groß ist die Sehnsucht?“ „Halt die Klappe, Son Goku! Vielleicht würde es dich interessieren, dass sich bei Mirani gerade drei Leute tummeln, die mit höchster Wahrscheinlichkeit Freunde von euren beiden Passagieren sind.“ „Ah ja? Hervorragend, dann sind sie ja komplett.“

Shondra rollte mit den Augen. „Mathe war nie dein Ding, was? Wenn sie zu acht sind, werden sie ja wohl kaum komplett sein können.“ Damit wandte sie sich wieder Vampcar zu. „Das heißt also, drei sind noch irgendwo unterwegs.“ „Ich hatte gerade vor, die anderen drei bei Bulma unterzubringen und mich dann auf die Suche nach dem Rest zu machen. Vorher wollte ich dich allerdings noch wegen des Dimensionssprungs was fragen.“ „Verschieb das mal auf später. Erst mal sollten wir dafür sorgen, dass sie alle komplett sind. Über Kleinigkeiten können wir uns dann immer noch Gedanken machen.“

Vampcar nickte. „Also erst einmal eure Passagiere zu Bulma und ich hole dann die anderen.“

Mit diesen Worten streckte sie Son Goku ihre linke Hand entgegen. Mit der rechten hielt sie immer noch Yami in der Luft.

Son Goku ergriff sie und postierte Kaiba zwischen sich und seine Schwester, die mit ihrer freien Hand nach Kaibas Arm griff und die Augen schloss.

Eine Sekunde später waren die fünf mit einem „Plopp“ verschwunden.
 

Als Vampcar neben Joey auftauchte, schrie er vor Schreck auf.

„Mach das nie wieder!“, keuchte er, während Tristan und Tea sich mühsam das Lachen verkniffen.

Vampcar blickte ihn mit gerunzelter Stirn an und meinte schließlich schulterzuckend: „Reg dich ab, Kleiner! In dieser Welt musst du dich an so was gewöhnen!“

„Woran gewöhnen?“

„Vegeta!“, schrie Sun Guku vor Schreck und warf die Keksdose um, die sie gerade in den Händen hielt.

Neben ihr runzelte Vegeta die Stirn, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

Vampcar rollte mit den Augen und kratzte sich verlegen am Kopf, als Joey ihr einen bedeutsamen Blick zuwarf. „Na ja! Sun Guku darfst du nun mal nicht als Maßstab nehmen.“

„Was willst du hier?“, fragte Guku den Sayjajinkrieger überrascht, der Vampcar finster anblickte. „Raus mit der Sprache, was sind das für zwei komische Typen, die du bei mir Zuhause untergebracht hast?“

„Mein Gott, Vegeta, krieg dich wieder ein. Ich würde sie ja liebendgern hier unterbringen, aber acht Leute sind für dieses Haus einfach zu viel.“ „Das war keine Antwort auf meine Frage! Was haben dieser Punker-Clown und Mister Ich-bin-allen-überlegen in meinem Haus zu suchen?“ „Das ist doch nur vorübergehend. Bis wir sie in ihre Welt zurückbringen können.“

„Alter, der Kerl erinnert mich mit seinem Gehabe irgendwie an Kaiba.“, flüsterte Joey.

„Wenn du diesen Tag überleben möchtest, solltest du dich vielleicht aus diesem Gespräch heraushalten, du Versagerkind!“, knurrte Vegeta, der Joey finster ansah.

Joey verzog das Gesicht. „Das ist Kaiba, nur in einem anderen Körper.“

„Joey! Sei doch einmal ruhig! Im Gegensatz zu Kaiba sieht der nämlich nicht danach aus, als würde er einem Kampf mit dir aus dem Weg gehen.“, flüsterte Tea, die Joey am Ärmel packte und Vegeta einen unheilvollen Blick zuwarf.

„Und wenn schon! Den mach ich doch locker zu Brei.“ „Wohl eher umgekehrt.“, korrigierte sie ihn hastig, als Vegeta Anstalten machte, sich Joey zu nähern.

„Hör lieber auf die Kleine! Dann lebst du länger!“ „Hey, du Großmaul, ich bin lange nicht so harmlos, wie ich vielleicht aussehe!“, zischte Joey und baute sich vor Vegeta auf, der jedoch wenig beeindruckt wirkte.

„Also schön, ich fordere dich zu einem Duell!“, rief er.

Vegeta grinste böse. „Normalerweise geht ein stolzer Sayjajin einem Kampf nie aus dem Weg, aber ich gebe mich nicht mit Kleinkindern ab.“

„Außerdem würde das nur deiner Gesundheit schaden, Joey!“, warf Sun Guku ein und zog Joey zurück.

„Lass mich los! Dem aufgeblasenen Windbeutel zeige ich, wo der Hammer hängt!“ „Gut, dann geb ich dir ’ne Schaufel und du kannst schon mal anfangen, dein Grab zu schaufeln, was meinst du?“

Joey winkte sie ab. „Bleib locker, Schwester! Ich hab doch vor dem keine Angst! Ich war immerhin Zweiter im Königreich der Duellanten!“, brüstete sich Yugis blonder Freund, was ihm einen verwirrten Blick von Sun Guku einbrachte. „Königreich der Duellanten? Was soll das sein?“

Joey blickte sie erstaunt an. „Habt ihr denn noch nie von Duel Monsters gehört?“ „Sollten wir?“ „Das ist das genialste Spiel aller Zeiten.“

Sun Guku zuckte nur hilflos mit den Schultern, um ihm zu bedeuten, dass ihr das Spiel nichts sagte.

Joey schüttelte den Kopf und blickte verzweifelt an die Decke. „Damit dürfte doch eindeutig sein, dass wir nicht mehr in unserer Welt sind. Ich meine, jeder kennt Duel Monsters!“

„Ich bringe dir gleich ein Spiel aus meiner eigenen Kreation bei, wenn du nicht die Klappe hältst!“, knurrte Vegeta und Sun Guku biss sich auf die Unterlippe. Vegetas Ton klang ganz nach Ärger.

„Ach und welches?“, fragte Joey herausfordernd.

„Blond, blöd und ein Fall für’s Krankenhaus!“

Joeys Augen weiteten sich mit jedem Wort, während Sun Guku verstohlen vor sich hin kicherte.

„Lachst du mich etwa aus, Sunny?“, fauchte Vegeta Sun Guku an, die augenblicklich puterrot anlief. „Ganz und gar nicht, Vicky!“, zischte sie zurück.

„Nenn mich nie wieder Vicky!“, drohte der Sayjajin, der sich dicht vor Sun Guku postierte und ihr fest in die Augen blickte.

Sun Gukus blaue Augen blitzten, als sie zurückfauchte: „Dann hör gefälligst auf, mich Sunny zu nennen, sonst verpass ich dir eine, die dich ans Ende der Welt schleudert!“ „Kein Problem, der Schlag kommt als Boomerang zurück!“ „Ach ja?“ „Ja!“

„Hört endlich auf, ihr zwei!“, rief Vampcar aufgebracht, als Vegeta seine Muskeln spielen ließ und Sun Guku drohend umkreiste, während diese bereits zwei azurblaue Energiekugeln in ihren Händen heraufbeschwor.

„Eure Kampfrituale könnt ihr später durchführen. Aber zuerst bringen wir die drei zu Bulma.“

„Ohne mich! Nach Hause gehe ich erst, wenn der Kindergarten verschwunden ist.“, entgegnete Vegeta und stürmte an Vampcar vorbei, die ihn blitzschnell am Kragen packte und zurückzerrte. „Oh doch! Du wirst mitkommen.“ „Nenn mir einen guten Grund, der mich umstimmen könnte!“ „Also schön. Bisher haben wir fünf von ihnen aufgegabelt. Sie waren aber insgesamt zu acht, das heißt also, dass wir noch drei von ihnen finden müssen.“

Vegeta hob die Augenbrauen. „Was geht mich das an?“ „Ganz einfach, je länger wir bei der Suche brauchen, umso länger werden sie in eurem Haus untergebracht sein.“

Vegeta blickte Vampcar unbeirrt an und meinte: „Worauf wartest du noch?“

Sun Guku fing an zu kichern und schob Joey, Tristan und Tea in die Mitte der Küche, wo sie sich gegenseitig an den Händen fassten.

Joey biss sich auf die Lippe, als Vegeta seine Hand packte und so fest zudrückte, dass er das Gefühl hatte, seine Hand wäre nur noch eine Masse aus undefinierbaren Gliedmaßen.

Doch bevor er kontern konnte, erfasste ihn ein Gefühl der Schwerelosigkeit und mit einem „Plopp“ waren sie verschwunden.
 

Kuribo hoppelte auf der Lichtung herum, während Kiara, Marik und Mokuba am Baum angelehnt schliefen. Seine Kulleraugen blickten sich interessiert um.

Und dann horchte es auf. Ein Rascheln ging durch einen der Büsche.

Neugierig sah es nach rechts und erkannte den Umriss einer Gestalt, eines Mannes.

Kuribo stieß einen jubelnden Ruf aus und sprang auf den Mann zu.

„Geh weg! Bleib mir vom Hals! Na los verzieh dich gefälligst, du dummer Staubwedel!“

Doch zu spät. Freudig sprang Kuribo den Mann an und explodierte.
 

„Du hältst dich gar nicht mal so schlecht, wenn man mal von den momentanen Verhältnissen ausgeht.“

Yami funkelte Yami-Marik wütend an. Ihm war klar, dass seine Situation nicht gerade rosig aussah, doch ihm fiel keine Lösung ein, die ihm half, den Spieß umzudrehen.

Mit finsterem Blick musterte er Kiara, die ihm gegenüber neben Yami-Marik stand, vollkommen ruhig war und sich in keinster Weise anmerken ließ, dass sie dabei war, ihn zu verraten.

„Ich verstehe das nicht. Wie hat Marik es nur fertig gebracht, Kiara auf seine Seite zu ziehen?“, murmelte Yamika, die immer noch neben Yami schwebte und besorgt auf Kiara starrte.

Yami schüttelte den Kopf. „Ich bin mir gar nicht so sicher, dass sie wirklich auf seiner Seite steht.“ „Wie meinst du das?“ „Wenn Marik sich so sicher ist, dass Kiara zu ihm hält, warum lässt er sie dann nicht eine Sekunde von seiner Seite weichen?“ „Weil er sich noch nicht sicher sein kann, dass …“ Yamikas Augen wurden groß. „…dass sie wirklich die Seiten gewechselt hat.“ „So seh‘ ich das auch. Dummerweise kann auch ich mich irren.“ „Aber es ist ein Hoffnungsschimmer. Wir müssen Kiara nur irgendwie erreichen.“

„Nun mach schon, Pharao! Wenn du versuchst, Zeit zu schinden, fürchte ich, wird es bei dem Versuch bleiben. Ob du willst oder nicht, irgendwann wirst du den nächsten Zug machen müssen!“

Yami schloss die Augen und konzentrierte sich. Yami-Marik hatte Recht. Lange konnte er seinen nächsten Zug nicht mehr hinauszögern.

Teils noch vollkommen unentschlossen zog er seine nächste Karte und machte seinen Zug.

„Sehr gut! Ich hatte schon fast gedacht, dass du den Wunsch hegst, aufzugeben. Also mal sehen, was wir auf deinen Zug erwidern!“

Während er seinen Zug machte, versuchte Yamika verzweifelt, Kontakt zu Kiara aufzunehmen. Doch zu ihrer grenzenlosen Enttäuschung reagierte Kiara nicht einmal mit einem Wimpernzucken.

„Yugi, irgendwas stimmt da nicht. Kiara reagiert überhaupt nicht. Es ist, als wäre in ihrem Innersten ein riesiges ... na ja … ein riesiges Loch!“ „Hmm …“ „Was? Was hat Hmm zu bedeuten?“ „Ich schätze, damit geht meine Vermutung gerade den Bach runter.“ „Wie tröstlich!“, murmelte sie trocken.

„Versuch weiter, Kiara zu erreichen! Ich werde Marik beschäftigen.“

Unterdessen im Reich der Schatten...

„Ich hatte eigentlich gehofft, dieses Reich niemals persönlich betreten zu müssen.“, murmelte Kiara und sah sich unglücklich um.

„Kiara?“

Geschockt fuhr sie herum und sah sich einem durchsichtigen Käfig gegenüber stehen. In seinem Inneren erkannte sie Marik.

Fröstelnd rieb sie sich die Arme. „Ich hoffe, es ist gemütlicher, als es aussieht.“, bemerkte sie schnippisch.

„Man gewöhnt sich dran.“, sagte er schwach grinsend.

„Humor sollte man sich immer bewahren, nicht wahr?“ „Was Anderes bleibt dir ja nicht übrig.“, erwiderte er schulterzuckend.

Kiara seufzte. „Marik, was geht hier eigentlich vor? Was hat es mit diesem Millenniumsgegenstand auf sich? Wirst du von seinem Geist beherrscht?“ „Ich wünschte, dem wäre so.“ „Ach nicht?“ „Nicht wirklich!“ „Wer ist dann dieser … Yami-Marik!“ „Na ja … das bin ich selbst?“

Kiara zuckte zurück. „Du selbst, ah ja!“

Kiara rollte mit den Augen. Marik sah ihr sofort an, dass sie ihm kein einziges Wort glaubte.

„Ob du es glaubst oder nicht, es ist die Wahrheit. Im Prinzip hab ich mich selbst in diese Zwickmühle gebracht.“ „Kannst du das nicht mal einer durchschnittlichen Schülerin erklären?“ „Wie ich dir schon einmal sagte, das ist alles ein wenig kompliziert!“

Kiara sah sich vielsagend um und breitete hilflos die Arme aus. „Wir haben Zeit!“ „Nein, hör zu, Kiara! Wir haben keine Zeit! Wenn ihr Yami-Marik vernichten wollt, musst du zurück in deinen Körper!“ „Tja, ich fürchte nur, dass es hier keinen Bus gibt, der auf direktem Weg zurück fährt! Es sei denn, du hast noch eine andere Idee!“

Marik grinste. „Wüsste ich eine, wäre ich wohl kaum noch hier, oder?“ „Schön, dass wir uns so wunderbar verstehen.“ „Sarkasmus bringt dich hier nicht wirklich weiter.“ „Aufgeben aber auch nicht, oder?“

Marik senkte den Kopf zum Zeichen, dass sie Recht hatte. Kiara verschränkte die Arme vor der Brust und sah Marik erschöpft an. „Also … wer ist dieser andere Marik jetzt?“

Marik ließ sich auf den Boden seines Gefängnisses sinken und blickte sie erschöpft an. „Er ist meine dunkle Seite!“

Kiara runzelte die Stirn „So wie …Vertraue der Macht, Luke Dunkle Seite?“

Ein schwaches Lächeln huschte über Mariks Lippen. „Ja, so ungefähr.“ „Und wie ist diese dunkle Seite entstanden? Ich meine, man bestellt die sich ja nicht im Versandkatalog oder?“ „Dir das zu erklären, würde zu lange dauern.“ „Aber ich …“

„Kiara!!!“

Kiara griff sich augenblicklich an den Kopf, als vor ihr das Bild der Prinzessin auftauchte.

„Kiara, hörst du mich?“

Marik fuhr augenblicklich hoch und schöpfte wieder Hoffnung. „Alles in Ordnung?“

„Es ist … die Prinzessin.“ „Bist du sicher?“

Das Mädchen nickte, während sie zu Boden sank und ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht anblickte. „Ganz ruhig, Kiara! Klammere dich so fest an ihre Stimme, wie du nur kannst, vielleicht kannst du dadurch entkommen!“ „Bist du sicher?“ „Sie zieht dich zurück in die reale Welt! Denk so fest an die Prinzessin wie du nur kannst. Lass sie nicht davon ziehen, halt sie fest, halt sie so fest, wie du kannst.“

Kiara schloss die Augen und versuchte krampfhaft, nicht auf die Schmerzen zu achten, die die Vision der Prinzessin in ihrem Körper verursachte.

Ein Strahlen erfasste Mariks Gesicht, als Kiara tatsächlich in die Höhe schwebte. „Sehr gut, Kiara! Das machst du hervorragend!“, ermutigte er sie.

Kiara warf Marik einen dankbaren Blick zu. „Ich hole dich da raus, Marik! Das verspreche ich dir!!“ „Versprich mal nicht zu viel! Achte lieber darauf, dass du dich aus seinen Klauen befreien kannst. Wenn er einmal von dir Besitz ergriffen hat, dann wirst du ihm nicht mehr entkommen!“ „Was hast du gesagt?“ „Ich sagte, wenn er dich einmal ...“

Doch Kiara erfuhr nicht mehr, was Marik ihr noch sagen wollte, denn Augenblicke später löste sie sich auf und verschwand aus dem Reich der Schatten.

Und im Bruchteil einer Sekunde hatte sie einen Plan, wie sie Yami-Marik vielleicht noch aufhalten konnten.

Kiara stolperte zurück und schlug hart auf dem Boden auf. Yami-Marik blickte sie verwirrt an und auch Yami und seine beiden Geisterbegleiter staunten nicht schlecht, als wieder Leben in Kiara geriet.

„Was zum …“ Yami-Marik grinste beeindruckt. „Du hast dich also tatsächlich wieder in unser Reich zurückgekämpft? Ich bin beeindruckt.“

Kiara sah Yami-Marik an und zu Yamis Verwunderung lächelte sie. „Ja, ich dachte, ich kehre vorzeitig aus meinem Urlaub zurück, um dir bei deinem Sieg über Yugi zuzusehen.“

Nicht nur Yami-Marik zeigte sich überrascht.

„Kiara! Was redest du denn da?“, rief Yami verwirrt und machte keinen Hehl daraus, dass ihm diese Wendung der Ereignisse nicht behagte.

„Du willst mir bei meinem Sieg gegen Yugi zusehen, ja? Woher plötzlich diese Stimmungsschwankung?“, fragte Yami-Marik überrascht.

„Weißt du, mir ist im Reich der Schatten endlich klar geworden, was für ein mieses Spiel Yugi die ganze Zeit mit mir getrieben hat.“

Yamis Augen weiteten sich, als er diese Worte vernahm

„Kiara, bitte! So darfst du nicht reden!“, schrie Yamika verzweifelt, doch Kiara beachtete sie überhaupt nicht.

„Dann hast du also endlich erkannt, dass du für Yugi nur das Mittel zum Zweck warst!“ „Ich war nicht einfach nur das Mittel zum Zweck! Immerhin war er ja auch bereit, mich aufzugeben, nur damit er seinen verdammten Duellantenstolz nicht aufgeben muss!“, fauchte Kiara und blickte Yami mit einem verächtlichen Blick an.

„Was? Kiara, bist du jetzt vollkommen übergeschnappt? Du weißt doch tief in deinem Inneren ganz genau, dass ich niemals so etwas tun würde!“ „Ach, weiß ich das?“ „Kiara, du … du bist doch meine Schwester?“, rief Yami verzweifelt.

Seine Hoffnung, dass Kiara ihn verstehen würde, schwand immer mehr und mit der Schnelligkeit eines Rennautos.

„Pharao, warte! Lass mich das machen!“, wandte Yugi ein, der entschlossen seine Schwester anblickte.

„Nein, Yugi! Das ist viel zu gefährlich.“ „Das mag sein, aber wie du schon sagtest, Kiara ist meine Schwester und ich weiß, dass ich sie irgendwie wieder zurückholen kann, aber du musst mir die Chance dazu lassen!“ „Yugi!“ „Nein, Pharao! Das ist jetzt meine Sache!“

„Keine Sorge, Brüderchen! Meinetwegen brauchst du mit dem Pharao nicht zu tauschen!“, zischte Kiara.

„Wie bitte, ich versteh …“ „Schon vergessen, dass ich dich auch so sehen kann?“ „Ich …“ „Wenn du glaubst, durch deine eigene Anwesenheit hast du eine bessere Chance, mich zu befreien, Yugi, vergiss es!“

Yugi runzelte die Stirn.

„Ich habe es so satt, dass du immer alles bestimmen und mir Befehle erteilen willst! Klar, ich bin deine Schwester, aber ich bin nicht deine Untergebene, das solltest du vielleicht endlich mal berücksichtigen!“ „Hör endlich auf, Kiara!!“, rief Yugi aufgebracht und drängte sich wütend an dem Pharao vorbei. „Hör zu, Kiara! Ich will jetzt von dir eines wissen: Wann habe ich dich je wie eine Untergebene behandelt?“ „Wenn du das selbst nicht mehr weißt, ist das dein Problem! Ich werde dir gar nichts sagen!“

Yugi lächelte siegessicher. „Wenn das die einzige Antwort ist, die du mir darauf geben kannst … tut mir leid, aber überzeugend ist sie nicht gerade!“ „Glaubst du wirklich, dass mich das interessiert?“ „Verdammt noch mal, Kiara! Du bist doch meine Schwester, warum lässt du dich von Marik so leicht um den Finger wickeln?“ „Oh, wenn du glaubst, dass Marik mich überredet hat, tut es mir wirklich leid, dich enttäuschen zu müssen, Yugi! Ich hab schon lange mit dem Gedanken gespielt, dir das hier an den Kopf zu werfen. Ist schon beinah blöd, dass erst jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“ „Aber … hast du denn vollkommen vergessen, dass wir zwei ein Team sind!“ „Wir zwei ein Team? Wir waren nie ein Team, Yugi! Du warst immer der Leitwolf im Rudel und ich nur die dumme kleine Zwillingsschwester, die die Reste abbekam. Ich hab’s so satt, immer nur in deinem Schatten zu stehen. Jeder, der dir über den Weg läuft, erkennt dich sofort als Yugi Muto, den großen König aller Spiele, und was ist mit mir? Ich bin diejenige, die dir mehr Konkurrenz macht, als alle anderen, mehr noch als Pegasus oder Kaiba! Und? Ich werd immer nur als deine Schwester gehandelt! Ich bin ja noch nicht einmal würdig, dass sie mich beim Namen nennen! Stattdessen heißt es immer nur: Yugi Mutos Zwillingsschwester!“ „Ist das dein Ernst? Ist das wirklich der einzige Grund?“

Kiara lächelte böse. „Nein, es gibt noch ein paar Gründe mehr, aber wenn ich die alle aufzählen würde, wäre ich wahrscheinlich nächstes Jahr noch nicht fertig!“

Yugi wich zurück. Hatte er seine Schwester so falsch eingeschätzt? Konnte sie ihn wirklich all die Jahre so getäuscht haben?

„Nein, Yugi, gib jetzt nicht einfach auf! Rede auf sie ein, tu irgendetwas, aber wehe du gibst jetzt auf! Wenn du jetzt den Mut verlierst, wirst du sie unter Garantie verlieren!“, wandte der Pharao ein.

„Kiara, bitte…“, begann Yugi von Neuem, doch Kiara wischte seine Worte mit einer Handbewegung zur Seite. „Vergiss es! Dein albernes Gewäsch kriegt mich nicht klein!“

„Ja, sehr gut, Kiara! Lass dir von deinem Bruder nur nichts einreden. Du weißt ganz genau, dass er das alles nur sagt, weil er dich wieder unter seinen Fittichen haben will!“, fügte Yami-Marik hinzu.

„Hör doch nicht auf ihn! Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt!“ „Ach weiß ich das?“ „Natürlich tust du das? Warum hätte ich dich denn unterdrücken sollen?“ „Macht über mich?“

„Schluss jetzt, Kiara!“, fauchte der Geist des Pharaos sie augenblicklich an. Seine Wut auf Kiaras Verhalten hatte mittlerweile einen neuen Höhepunkt erreicht. „Ich kann nicht glauben, dass du so über deinen Bruder redest. Wann hat er jemals den Ansatz gezeigt, seine Macht ausüben zu wollen? Wann?!“

Kiara zuckte ungewollt zusammen, als der Pharao sie anschrie. In dem Moment wurde ihr klar, dass sie es wirklich bis zur Spitze getrieben hatte. Nur noch ein Satz und Yami-Marik würde keinerlei Zweifel mehr hegen.

„Du findest die Antwort nicht, hab ich Recht? Du kannst eine Antwort nicht finden, weil es keine gibt!“ „Rede nur, Pharao! Aber damit kannst mich auch nicht von meinem Empfinden abbringen.“ „Was für ein Empfinden?“, rief Yugi augenblicklich zurück.

Kiaras Lächeln gefror und sie blickte ihren Bruder eiskalt an. „Ich hasse dich, Yugi!“ „Nein, sag so was nicht!“, rief Yugi, der sofort das Gefühl hatte, ein Eisklumpen würde sein Innerstes einfrieren.

„Und wie ich dich hasse!“ „Kiara, bitte! Ich will …“ „Ich hasse dich schon mein ganzes Leben lang! Tut mir nur wahnsinnig leid, dass ich bisher nie die Gelegenheit hatte, dir das so klipp und klar zu sagen! Pech für mich, dass ich erst auf Marik warten musste, um dir endlich klar zu machen, wie sehr ich dich hasse!“

Yugi regte sich nicht. Stattdessen starrte er sie vollkommen apathisch an. Und dann schließlich sank er langsam auf die Knie.

„Was ist, Yugi? Dein Mut zerstört? Dein Wille gebrochen? Ich denke, jetzt ist dir zum ersten Mal wirklich klar, wie ich seit Jahren empfunden habe! Nie konnte ich dir all das heimzahlen, was du mir genommen hast! Immer musstest du dich in den Vordergrund drängen und mich verschwinden lassen! Ich hatte schon gar nicht mehr das Gefühl, dass die Menschen mich sahen, stattdessen sahen sie immer nur dich, selbst wenn sie mich direkt angesprochen hatten …“

„SEI STILL!“

Kiaras Augen blitzten einen kurzen Augenblick, als Yami sich an Yugi vorbeidrängte und sie wutschäumend anfunkelte.

Und dann – zum ersten Mal – rannen ihm die Tränen die Wangen hinab. Er konnte sie noch so sehr für diese Worte hassen, aber der Schmerz, den Yugi in diesem Augenblick empfand, drang sogar bis in das Bewusstsein des Pharao.

„Du kannst mich nicht zum Schweigen bringen, Pharao! Jetzt bin ich an der Reihe, dir zu zeigen, was Verzweiflung und Hilflosigkeit ist!“ „Ich weiß nicht, welchen Zauber Marik angewandt hat, aber ich bin sicher, das bist nicht du, die da spricht! Und wenn ein Sieg über dich die einzige Möglichkeit ist, dich zu retten, dann werde ich alle Hebel in Bewegung setzen und dir deine Grenzen zeigen!“ „Große Worte, selbst für dich Pharao!“ „Mag sein, aber ich habe vor diese Worte in die Tat umzusetzen.“ „Uhh … siehst du, wie ich zittere? Du hast bisher nicht ein einziges Duell gegen mich gewonnen! Warum bist du so sicher, dass es dir diesmal gelingt?“

Yami musste sich mächtig beherrschen, nicht auf Kiara los zu gehen. Von einer Sekunde auf die andere hatte sie sich schlagartig verändert. Konnte es tatsächlich sein, dass sie sich endgültig von ihm und Yugi los gesagt hatte? Dass sie alles, was sie zusammen durchgestanden hatten, einfach aus ihren Erinnerungen gelöscht hatte?

Nein. Er kannte Kiara und er war sich sicher, dass sie ihm nur etwas vorspielte.

„Weil ich jetzt mit allen Mitteln darum kämpfen werde, dich von deinem Bann zu erlösen, Kiara! Ich lasse nicht zu, dass Marik dich mit in die Tiefe reißt!“ „Und wenn es doch geschieht?“

Ein kurzes Schweigen trat ein, in der die Energie der beiden Geschwister förmlich zu sehen war.

Schließlich blickte Yami ihr fest in die Augen. „Dann werde ich dir folgen.“

In Kiaras Kehle bildete sich ein Klumpen, der es ihr schwer machte, ihre Fassade aufrecht zu erhalten. So deutlich hatte der Pharao seine Zuneigung zu ihr noch nie preisgegeben.

Für einen Moment brach sie den Blickkontakt ab, blinzelte den Tränenschimmer weg, der sich über ihre Augen gelegt hatte und nahm kurz darauf wieder ihre feindliche Haltung auf.

Doch sie war sicher, dass der Pharao diesen Gefühlsausbruch bemerkt hatte. Hatte er ihr Zeichen verstanden?

„Hast du das gesehen, Yugi?“, fragte Yamika, die Kiara genau beobachtet hatte.

Ein kaum wahrnehmbares Lächeln zuckte über seine Lippen. „Ja, das habe ich. Unsere Kiara ist keineswegs so hasserfüllt wie sie versucht uns klar zu machen.“ „Das Spiel, was sie da treibt, kann aber auch voll nach hinten los gehen, das weißt du.“ „Dann müssen wir eben sicher gehen, dass Marik dieses Spiel nicht durchschaut.“

„Soll das heißen, dass …“ Yugis Geist, der das Gespräch verfolgt hatte, blickte den Pharao hoffnungsvoll an.

Yami nickte. „Ganz genau. Kiara spielt uns etwas vor, um Marik in Sicherheit zu wiegen. Ich weiß nicht genau, was sie vor hat, aber ich bin sicher, sie weiß, was sie tut. Jetzt müssen wir nur irgendwie den Schleier des Hasses aufrecht erhalten.“

Damit wandte er sich wieder an Kiara, deren normalerweise lieblichen Züge zu einer starren Maske des Hasses umgewandelt worden waren.

„Schauspielern kann sie jedenfalls.“, bemerkte Yamika trocken und im Stillen gab ihr der Pharao recht.

„Hör zu, Kiara, ich weiß, dass das, was du hier gerade von dir gibst, nicht ernst gemeint ist. Ich weiß ganz sicher, dass du nichts von all dem wirklich ernst meinst.“ „Ach tust du das? Ich will dir ja nicht deine Illusionen nehmen, Pharao, aber die Zeit der lieben kleinen Kiara ist endgültig vorbei! Ich bin nicht mehr das kleine dumme und naive Ding, das dir überall hin auf Schritt und Tritt folgt! Ich hab endlich den Mut und die Kraft gefunden, um dir eine vernichtende Niederlage zu bereiten. Wenn ich mit dir fertig bin, wird sich kein Mensch mehr auch nur an deinen Namen erinnern. Es wird nur noch einen Muto geben und das werde ich sein!“, zischte sie und blickte überrascht zur Seite, als Yami-Marik neben ihr auftauchte.

„Sehr schön, Kiara! Lass dich nicht so einfach einschüchtern! Zeig dem Pharao endlich, wie groß dein Hass auf ihn wirklich ist.“

Kiara lächelte, als Yami-Marik ihr seine Duel-Disc und sein Blatt entgegenhielt.

Ehrfürchtig nahm sie es entgegen und machte den nächsten Zug.

Die beiden Geschwister duellierten sich auf das Heftigste.

Yami-Marik beobachtete Kiara mit wachsendem Interesse, während die Lebenspunkte der beiden immer mehr Richtung 0 sanken.

Und erst im Laufe dieses Duells wurde Yami klar, welches Ziel sie verfolgte. Zuversichtlich ging er auf ihre Züge ein und schöpfte Hoffnung. Mariks Niederlage stand also kurz bevor.

„Kiara, bitte!“, rief er verzweifelt, um das Schauspiel weiter auszudehnen. „Ist es wirklich das, was du willst? Willst du mich für alle Ewigkeiten auslöschen, ausradieren?“ „Ach Yugi, es ist beinah meine Pflicht, dir deine Grenzen zu zeigen! Und jetzt, wo sicher ist, dass du verlieren wirst, kann ich mir noch viel mehr Zeit lassen.“

Kiara zuckte zusammen, als Yami-Marik ihr von hinten den Millenniumsstab entgegenhielt. „Ich denke, du kannst den Sieg besser genießen, wenn du den hier dabei hast.“

Kiara warf Yami-Marik einen unsicheren Blick zu und nach kurzem Zögern nahm sie den Millenniumsstab in die Hand.

Unweigerlich wurde sie von einem fremden Gefühl erfasst. Machtgier und grenzenlose Wut waren kurz davor, sie zu beherrschen. Krampfhaft bemühte sie sich, ihre eigenen Gefühle zu bewahren, die ihr den einzigen Schutz vor dem Einfluss des Stabes boten, der ihr blieb.

Fest entschlossen, umfasste sie den Millenniumsstab und wandte sich wieder Yami zu. „Also schön, Brüderchen! Ich schätze, die Zeit ist gekommen! Das Duell wird gleich beendet sein, also mach dich auf deine endgültige Niederlage gefasst!“

„Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein!“ „Es ist mein voller Ernst!“ „Verdammt noch mal, Kiara! Wach doch endlich auf! Du bist meine Schwester und nicht sein Spielzeug!“ „Ach Gott, nein! Wie rührend.“

Kiara umfasste den Millenniumsstab noch fester und atmete tief durch.

Yami-Marik beobachtete sie indes genau und lächelte finster. Das war das Ende.

Kiara hob den Stab. „Das ist dein Ende!“, rief sie und wirbelte plötzlich herum.

Doch wenn sie gehofft hatte, Yami-Marik zu überrumpeln, wurde sie zu ihrem eigenen Entsetzen bitter enttäuscht. Mit einer einzigen Bewegung fing er den Schlag ab und zog sie näher an sich heran.

„Nein!“, rief Yami geschockt, als ihm klar wurde, was gerade im Begriff war zu geschehen.

Kiara wand sich verzweifelt in Mariks Griff, der sie fest umklammerte und ihr den Millenniumsstab aus der Hand riss. Mit einem einzigen Schlag schleuderte er sie zu Boden und blieb drohend über ihr stehen.

Zitternd starrte sie zu ihm hinauf.

„Hast du wirklich geglaubt, dass ich euch euer Schauspiel abnehme?“ „Da dem ja offenbar nicht so ist, fürchte ich fast, dass ich doch noch Schauspielunterricht nehmen muss.“, entgegnete sie in der Hoffnung, ihre eigene Angst damit ausschalten zu können – was gründlich misslang.

Yami-Marik ging neben ihr in die Knie, umfasste ihr Kinn und blickte ihr fest in die Augen.

„Lass sie in Ruhe, Marik!“, hörte sie Yami von der anderen Seite des Duellplatzes rufen, doch sie machte sich keine Hoffnung mehr, dass er sie noch irgendwie retten konnte.

„Du ziehst es also vor, dich mir weiterhin entgegenzusetzen, ja?“, flüsterte er – ein Flüstern, was Kiara vor Angst erstarren ließ.

„Also schön, Kleines! Du hast dich entschieden. Dein Pech nur, dass du diesen Entschluss bitter bereuen wirst.“

Damit riss er ihr die Duel-Disc vom Arm, stand wieder auf und hob den Millenniumsstab.

„Marik, nein!“ Die Panik, die sich in Yami ausbreitete, erfüllte plötzlich sein gesamtes Denkvermögen. Doch retten konnte er sie nicht mehr.

Ein blutrotes Licht hüllte Kiara ein, die ihm einen letzten verzweifelten Blick zuwarf und in einem lächerlichen Versuch, Yami zu erreichen, ihren Arm ausstreckte, bis sie sich endgültig in eine Statue verwandelte.

Yami blieb die Luft weg. Yugis Geist sank in sich zusammen und die Prinzessin blickte erstarrt auf den kalten grauen Stein, der Kiara in seinem Inneren verbarg.

Yami begann zu zittern und hatte das Gefühl, dass sein gesamter Hass, der sich jetzt in ihm ausbreitete, die Höhle zum Beben brachte.

Das Millenniumspuzzle und der Gürtel erstrahlten in einem gleißend goldenen Licht, als wollten sie den Pharao davor schützen, sich voll und ganz seinem Hassgefühl zu ergeben.

Und wirklich – langsam und allmählich verwandelte sich sein Hass in Mut, der sogar ein siegessicheres Lächeln auf sein Gesicht zauberte, das Yami-Marik innerlich verunsicherte.

Äußerlich erhielt er jedoch die Fassade aufrecht.

„Also schön, Pharao! Euer kleines Spiel ging nach hinten los. Wird Zeit, dass ich das Duell jetzt beende!“, rief er, stockte jedoch im selben Moment, als sein Blick auf das Duellfeld fiel.

Yamis Lächeln wurde zu einem Lachen, das durch die gesamte Höhle schallte. „Ich schätze mal, dass du erst jetzt das wahre Ausmaß unseres Planes durchschaut hast, hab ich Recht? Kein Monster auf deinem Feld, lediglich 200 Lebenspunkte, die dir bleiben, während ich meinen Schwarzen Magier habe, der dich mit einem einzigen Schlag vom Feld pusten wird.“ „Du hast die verdeckte Karte vergessen, die …“ „Nur zu, spiel sie! Du wirst dich wundern.“

Yami-Mariks Fassade begann zu bröckeln, als er die verdeckte Karte aktivierte und merkte, dass es lediglich eine Zauberkarte war, die seine Lebenspunkte um 500 Punkte erhöhen würde, ein völlig nutzloser Plan, da er mit seinen jetzt 700 Lebenspunkten immer noch zu schwach war, um einem Angriff des Magiers mit 2500 Angriffspunkten standzuhalten.

Warum hatte er die ganze Zeit über nicht auf das Duell geachtet? Einzig und allein das war ihr Ziel gewesen. Sie hatten ihre Züge so koordiniert, dass er jetzt keine Möglichkeit mehr hatte, einem direkten Angriff und somit der Niederlage zu entgehen.

Der Angriff von Kiara war nur eine Ablenkung gewesen.

Ein fataler Fehler, der ihm den Sieg gekostet hatte.

„Also schön, Schwarzer Magier, greif Marik direkt an mit Schwarzer Magieattacke!“

Der Magier startete seinen Angriff, pustete Yami-Mariks Lebenspunkte weg und beendete das Duell.

Yami-Marik ging augenblicklich in die Knie, während Kiaras Gefängnis zu bröckeln begann. Lichtstrahlen stoben hervor, zersplitterten das Gestein und sprengten es schließlich endgültig. Kiara war frei.
 

Kiara schrak auf, als die Explosion von Kuribo sie aus ihrem Traum riss.

Panisch sah sie sich um. „Marik, wach auf! Irgendetwas ist passiert!“ „Was meinst …“

„Seht mal dort!“, rief Mokuba, der ebenfalls aufgeschreckt war und jetzt auf einen entfernten Punkt am anderen Ende der Lichtung deutete.

„Kommt schon, wir müssen von hier verschwinden!“, rief Marik, der sich Kiaras und Mokubas Rucksack schnappte und die beiden auf die Beine zog.

Hastig sah er sich nach einem Fluchtweg um.

„Kommt mit!“

Er griff nach Kiaras Hand und rannte los.

Mokuba versuchte verzweifelt mitzuhalten.

Sie rannten so schnell, dass sie am Rande einer Klippe, die ganz plötzlich vor ihnen auftauchte, im letzten Moment halten konnten, ohne in die Tiefe zu stürzen.

„Was jetzt?“, rief Mokuba, der sich umdrehte, um zu sehen, wie nahe ihre Verfolger bereits waren.

„Der Geflügelte Drache!“, rief Marik, doch zu seinem Entsetzen schüttelte Kiara den Kopf. „Den hab ich schon zweimal aufgerufen. Und ich kann Vier-Sterne-Monster nur zwei Mal am Tag materialisieren!“ „Meinst du nicht auch, dass das ein etwas blöder Zeitpunkt für eine solche Regel ist?“ „Ich mach die Regeln nicht, Marik! Der Geflügelte Drache kann uns nicht helfen!“

Marik blickte sich um und entdeckte zu seiner Überraschung ein paar Meter entfernt eine Höhle.

„Kommt schon!“

Er schubste Kiara und Mokuba in Richtung Höhle und sah sich noch einmal nach den Vampiren um. Sie holten immer mehr auf.

„Macht, dass ihr in die Höhle kommt, los! Ich halte sie so lange auf.“ „Bist du jetzt völlig verrückt geworden?“, fauchte Kiara, die stehen blieb und Marik geschockt ansah.

„Hör auf, mit mir zu diskutieren und verschwindet schon!“ „Aber …“ „Mach schon!“, schrie Marik wütend.

Kiara zuckte zusammen. Innerlich wehrte sie sich dagegen, Mariks Worten zu folgen, doch Mokubas Hand, die ihren Arm verzweifelt umklammerte, machte ihr klar, dass es noch jemanden gab, um den sie sich kümmern musste.

Kiara zerriss es innerlich fast, als sie Mokuba am Arm packte und zur Höhle rannte.

Der Höhleneingang war nicht gerade groß. Kiara und Mokuba konnten sich gerade so hineinzwängen und harrten still aus.

Die Geräusche eines Kampfes, eines sehr kurzen Kampfes, drangen bis zu ihnen hindurch und brachten Kiara fast um den Verstand. Und dann war es still.

Kiara biss sich auf die Unterlippe und dachte nach.

„Was nun?“, fragte Mokuba, der die Knie angezogen und die Augen geschlossen hatte.

„Ich weiß nicht!“ „Glaubst du, sie haben Marik …“ „Ich weiß es nicht, okay? Und ich will es mir auch gar nicht ausmalen!“, wimmerte sie, während sie anfing zu zittern.

Mokuba blickte sie traurig an. „Tut mir leid, aber …“

Kaibas Bruder schrie vor Schreck auf, als ihn jemand am Kragen packte und aus der Höhle zerrte.

Kiara riss die Augen auf und versuchte, Mokuba zurückzuziehen, doch der Stoff seiner Jacke glitt einfach durch ihre Finger. Mokuba war verschwunden.

Zu ihrem Entsetzen stand sie kurz vor einer Ohnmacht. Krampfhaft bemühte sie sich, nicht zu hyperventilieren und atmete tief ein und aus. Ohne Hilfe würde sie nicht rauskommen. Doch die Höhle war zu klein, als dass sie Gaia oder irgendein anderes Monster hätte rufen können.

Das Innere der Höhle verfinsterte sich plötzlich, als Areslefs im Eingang auftauchte und sie grinsend ansah.

„Kann ich dir vielleicht helfen?“, fragte er und entblößte dabei seine schneeweißen Fangzähne.

„Bleib wo du bist!“ „Ach komm schon! Wir wollen doch nur ein wenig spielen.“ „Ich bin aber ein schlechter Verlierer!“ „So was. Ich nämlich auch!“, fauchte er und versuchte, in das Innere der Höhle zu gelangen. Zu seinem Pech war er einfach zu groß und konnte nicht einmal mit dem Oberkörper hineinkriechen.

Kiara griff in ihre Jackentasche und zog eine Karte hervor. Es war Kuribo.

„Na ja, groß … klein genug bist du ja. Materialisiere dich!“, rief sie und aus dem Nichts tauchte der kleine Pelzball auf.

Areslefs blickte den kleinen Pelzball missbilligend an. „Was Besseres fällt dir nicht ein! Ein Staubwedel?“ „Wart’s nur ab! Dieser Staubwedel hat eine ganze Menge Überraschungen auf Lager! Los, Kuribo! Greif ihn an!“

Kuribo blickte Areslefs mit seinen großen Augen an und sprang dann auf den Vampir zu.

Areslefs zuckte nicht einmal – ein fataler Fehler.

Ein gewaltiger Knall ertönte, als Kuribo mit dem Vampir kollidierte und in einer Explosion verschwand.

Areslefs’ Haare, normalerweise schlohweiß, hatten sich schwarz verfärbt und standen zu allen Seiten ab. Sein Gesicht war rußverschmiert.

Hasserfüllt blickte er Kiara an.

Diese hielt unweigerlich den Atem an, als sie ein Geräusch vernahm, das ihr den Schrecken durch die Glieder jagte. Die Höhle fing an zu knarren. Kuribos Explosion musste eine Lawine ausgelöst haben.

Um sie herum bröckelten Felsen zu Boden. Kiara schluckte Staub und begann zu husten. Eilig versuchte sie, den Ausgang zu erreichen. Doch ein riesiger Felsbrocken löste sich und blockierte ihn.

Kiara zuckte zurück. Der Fluchtweg war abgeschnitten und einen anderen Ausgang gab es nicht. Verzweifelt kramte sie nach einer Karte, die ihr irgendwie helfen konnte, doch noch bevor sie überhaupt die ersten drei Karten durchgeblättert hatte, stürzte der Rest der Höhle über ihr zusammen und begrub sie unter sich.

Marik riss sich von Fiertlo los und blickte fassungslos auf die eingestürzte Höhle, die Kiara unter sich begraben hatte.

„Tja, dumm gelaufen. Jetzt müssen wir uns wohl doch mit den zweien begnügen.“, meinte Xanty schulterzuckend, die Mokuba im Würgegriff hatte und die Zähne bleckte.

„Ich wollte den Gürtel haben.“ „Dann räum doch auf, wenn du Lust dazu hast!“, zischte sie Areslefs an und wandte sich zum Gehen.

Fiertlo rollte mit den Augen, als wolle er „Weiber“ sagen, doch am Ende packte er Marik und folgte seiner Schwester.



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