Kapitel 1
Lenn sah hinauf. Das riesige Schloss erschien trotz des hellen Tages sehr dunkel und ziemlich mysteriös. "Ein Gespensterschloss also.", dachte er amüsiert. So in etwa hatte er sich die Ferien mit seinen beiden Freunden Joann und Liliana vorgestellt. Joann guckte ein wenig skeptisch drein, sagte aber nichts. "Kommt, gehen wir hinein!", sagte Lenn und strich sich durch sein helles Haar. Liliana, das einzige Mädchen unter ihnen, brannte darauf und freute sich. Immerhin war es ihre Idee gewesen, und, nach dem Aussehen des Schlosses zu urteilen, versprach es spannend zu werden.
Als sie betraten, wurden sie zu ihrer Überraschung, sogleich begrüßt. Ein hochgewachsener Mann um die dreißig stand in der großen schrecklich verstaubten Eingangshalle und begrüßte sie mit offenen Armen: "Seid gegrüßt und ein herzliches Willkommen! Wie kann ich Euch behilflich sein? Oh, ich weiß. Ihr wollt gewiss ein paar Zimmer. Nun, nicht umsonst ist dies ein Hotel." Er lächelte sie freundlich an. Seine schwarzen Haare hingen ihm bis zu den Schultern hinunter und an seiner linken Hand blitzte ein silberner großer Ring leicht auf. "Ja, so ist es.", antwortet Liliana leicht überrascht und etwas schüchtern. Alle drei staunten nicht schlecht, als er sagte: "Das habe ich mir gedacht. Die Pagen bereiten gerade Eure Zimmer vor, danach werden sie hinunterkommen und euer Gepäck entgegennehmen. Und da sind sie auch schon!", sprach er während drei große junge Männer die Treppe hinunterkamen. Nach einer kurzen Verbeugung nahmen sie die Koffer und verschwanden sogleich die Treppen wieder hinauf. Verdutzt über diesen schnellen Service standen die drei in der großen Halle und sahen ihnen nach. Dann wandte sich der Mann wieder zu Wort: "Mein Name ist Lores und ich bin der Schlossbesitzer. Noch zumindest. Genaueres kann ich Euch beim Essen erzählen. Es findet um 3 Uhr statt. Eure Zimmer findet ihr, wenn ihr die Treppe hinauf geht und dann in den rechten Gang einbiegt. Sie haben die Nummern 15, 17 und 19 und liegen direkt beieinander." Er lächelte nocheinmal und verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass sie doch kurz vor 3 Uhr vor der linken der drei Türen, die in der Eingangshalle waren, warten sollen. Dann verschwand er durch die mittlere Tür. "Ein verwunderlicher Urlaub mit einem verwunderlichen Start.", dachte Lenn und sah sich in der Eingangshalle um. Alles war verstaubt und nur auf dem Fußboden waren ein paar Spuren zu sehen. Vor ihnen standen die drei Türen. Man hätte sie auch Tore nennen können. Das dunkle Holz was sehr alt, aber doch gut erhalten und es waren lauter Verzierungen hineingeschnitzt. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, bis auf den kleinen bronzenen Löwenkopf, der in der Mitte der mittleren Tür angebracht war.
Direkt neben dem Eingangstor waren zu beiden Seiten zwei lange breite Treppen, die im ersten Stock mündeten. Die drei gingen die Treppen hinauf. Vor ihnen befand sich eine große Wendeltreppe und links und rechts waren zwei Gänge mit nummerierten Zimmern.
