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Der Traum vom Fliegen

von

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Kapitel 4

4. Kapitel
 

In der Kanalisation hört man schallende Geräusche. Das stinkende Wasser fließt langsam an den düsteren Gängen vorbei und rauscht an kleinen Abhängen hinunter. Ab und zu huscht eine Werratte umher und verschwindet, so schnell wie sie gekommen war, wieder in ein anderes kleines Abwasserloch. Die Werratten konnten sich in diesem Jahr um ein Vielfaches vermehren und aus mindestens jedem zweiten Abwasserloch warten nur ein Paar rote Knopfaugen im Dunkeln darauf, ein Opfer zu finden und zu überfallen. Neben dem Wasserrauschen und dem Quietschen der einzelnen Werratten, ertönt im Hauptraum mit den vielen Schleusen ein undefinierbares Kampfgeschrei und der Klang eines Schwertes.
 

Ich erschlage mit meinem Schwert einige Werratten, die auf mich zu kommen. Sie warten nur darauf, dass ich einmal nicht aufpasse, um mich anzugreifen. Sie warten nur auf eine kurze Unachtsamkeit. Doch ich lasse keine einzige Ratte an mich ran und kann jede mit einem einzigen gezielten Schlag auslöschen. Es läuft schon Schweiß über mein Gesicht und die Bilder verschwimmen etwas, doch ich darf nicht aufgeben. Seit einem Monat, wo der Krieg immer näher kommt, versuche ich mindestens jeden Tag einige Stunden zu trainieren. Ich muss immer besser werden, um ein guter Soldat zu werden. Besser als nur gut...Ich bin noch viel zu schwach. Immer wieder übe ich die Kampftechniken aus dem Buch, das ich seit einem Jahr in einem Billig-Laden gekauft habe. Ich muss die Techniken perfekt beherrschen. Das Soldatenschwert, werde ich mit in den Krieg nehmen. Es ist ein altes, aber sehr scharfes Schwert, das höchstwahrscheinlich ein dalmaskischer Soldat in der Stadt rumliegen gelassen hatte. Es ist viel stärker, als die normalen Schwerter, die man beim Eintritt in die Arme ausgehändigt bekommt. Ein klarer Vorteil. Ein starkes Schwert... Zum Glück konnte ich es rechtzeitig an mich nehmen und in einer Nische der Kanalisation verstecken und immer wieder zum Trainieren benutzen. In die Kanalisation geht eh niemand mehr, da sich die Werratten vermehrt haben und niemanden diesen Ort interessiert. Der perfekte Trainingsort. Man könnte sogar schon sagen, dass es zu meinem Zufluchtsort geworden ist...

Es wird Zeit für eine Pause und ich gehe in den Vorraum um mich etwas auszuruhen. Eigentlich sollte ich durchtrainieren...ich bin ein echter Schwächling. Wenn ich nicht viel besser werde, wie soll ich dann im Krieg bestehen? Und was wird dann aus Vaan? Ich darf das nicht zulassen...

In dem Vorraum kommen nur selten Ratten, da diese das matte Licht vom Eingang meiden. Als ich mich in den Raum begebe, bewegt sich irgendwas im Schatten hinter der Wand. Was könnte das sein? Eine Werratte? Nein...viel zu groß für eine Ratte...Da habe ich aufeinmal eine Vermutung...bitte...bitte lass es eine andere Person sein...Vom Training erschöpft und etwas irritiert muss ich mich erst mal setzen. Die Person gibt keinen Laut von sich und beobachtet mich wahrscheinlich gerade. Ob sie schon die ganze Zeit dort gestanden ist? Bestimmt...und diese Stille...diese unheimliche Stille. Es soll aufhören!

„Seit wann weißt du es schon?“

Mir ist unbehaglich und ich hoffe, dass die Person sich als Obdachloser, Räuber oder als riesige Werratte herausstellt. Hauptsache, nicht die Person, die ich vermute...bitte. Lass es jemand anders sein...

„Erst seit kurzem…Deine Ausreden konnten ja nicht mehr lange gut gehen…“

Also doch...und ein großer Knoten breitet sich in meinem Magen aus. Ich habe es doch innerlich gewusst...irgendwann musste es ja soweit sein.

„Und….was denkst du darüber?“

Die Person kommt aus dem Schatten hervor. Und es erstaunt mich nicht im Geringsten als plötzlich Vaan vor mir steht.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt? Was hast du vor?! Du trainierst doch nicht etwa für den Krieg?!!“

Und es erstaunt mich noch weniger, dass er wütend reagiert...

„Doch…und das weißt du, Vaan.“

„Aber Soldat ist nichts für dich! Wir wollten doch immer Luftpiraten werden! Mit einem eigenen Luftschiff durch die Wolken fliegen und den ganzen beschissenen Albtraum hinter uns lassen! Weißt du das etwa nicht mehr…?“

Nein...sag das nicht...das ist genau das, was ich nicht hören will. Dieser Blick! Hör auf mich so anzusehen! Ich ertrage es nicht…

„Natürlich weiß ich das noch! Aber bald ist Krieg und es muss verhindert werden, dass Rabanastre vielleicht übernommen wird! Die Hochzeit, die schon bald stattfinden wird, und die Menschen vom Krieg ablenkt ist doch nur eine günstige Gelegenheit für Archadia uns anzugreifen! Alle werden von dem großen Ereignis geblendet sein und nicht mehr an die bedrohliche Gefahr denken. Unsere Feinde warten doch nur darauf! Sie warten nur darauf, dass wir einen Schwachpunkt zeigen!“

„Mag sein! Aber sie haben genug Soldaten! Du musst da nicht hin! Du bist doch genauso wie ich noch zu jung dafür und….was nützt mir das alles, wenn du tot bist?“

Wenn ich tot bin…?

„In die Armee wird man schon ab 17 Jahre zugelassen, auch wenn man erst ab 19 wehrpflichtig ist. Und außerdem werde ich nicht sterben. Wir werden es diesen blöden archadianischen Soldaten zeigen! Dalmaska hat eine große Streitmacht und wir…“

„Hör auf mich zu belügen, Reks! Jeder weiß dass wir gegen Archadia keine Chance haben! Sie haben eine viel größere und fortschrittlichere Streitmacht als wir. Die dalmaskischen Zeitungen versuchen nur, das zu vertuschen!“

Ja...du hast Recht. Es wird schwer...sehr schwer, aber mit Nabradia...

„Ich werde nicht aufgeben, Vaan. Zusammen mit Nabradia haben wir eine Chance! Und ich werde wieder zurückkommen! Alles wird dann wieder wie früher!“

Immer noch dieser Blick...so hoffnungslos...

„Ich hoffe, dass du Recht behältst…“

Gut…er weiß dass er mich nicht aufhalten kann. Ich bin froh darüber, dass er erst 15 Jahre alt ist, sonst wäre er bestimmt mitgekommen. Aber ich hätte das nicht zugelassen. Niemals…

Vaan…sei doch wieder fröhlicher…was dich traurig macht, macht mich auch traurig…aber ich weiß wie ich dich aufmuntern kann.

„Komm! Wenn du willst zeig ich dir die Grundlagen des Schwertkampfes. Als Luftpirat, wirst du das gebrauchen können.“

Ich schau ihn lächelnd an und er erwidert mein Lächeln, was mich sehr freut. Dieses Lächeln habe ich schon sehr vermisst. Aber diesen Blick…behält er…Er macht sich einfach zu viele Sorgen…Auch in mir steigt langsam eine tiefsitzende Angst. Ich habe schon einiges über Krieg gehört und einen Angriff auch miterlebt, aber besser ich denke nicht so viel darüber nach. Vaan wird mir die Kraft geben durchzuhalten, egal was auch passieren möge…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-03-23T15:09:09+00:00 23.03.2009 16:09
Ach die Kanalisation, ein schöner Ort idial für Ausflüge, auich mit der ganzen Familie oder zum trainiren^^ (und verlaufen)
ach Vaan, ist so ein süßer Träumer....
ich seh das wie reks gut das Vaan erst 15 ist sonst wäre er mitgekommen
ich mag es überhaupt nicht wenn er traurig iust, er soll lachen mein kleiner luftpirat


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