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Angeldust

von

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Karyu hatte mich in der folgenden Woche angerufen und wir hatten Tag und Zeit des Dates festgelegt. Nun stand ich vor dem Bowlingcenter und wartete auf ihn. Er ließ auch nicht lange auf sich warten, was ich ihm positiv anrechnete, da es alles andere als warm war. Er sah umwerfend aus, und alle Anwesenden drehten sich nach ihm um. Er kam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.

„Hi Hizu.“

…..er hatte sicher nur das „mi“ verschluckt, es war sicher nicht seine Absicht mich mit Spitznamen anzureden. Dafür kannte er mich noch nicht lang genug. Und weil es ja nicht seine Absicht war mich mit Namenskürzel anzureden ließ ich es ihm durchgehen. (Wehe er machte das noch mal!)

„Und? Gefalle ich dir jetzt besser?“, fragte er mich. Ich zuckte nur mit den Schultern und fragte ihn, ob wir nicht reingehen wollten. Er zog einen Schmollmund.

„Da holt man mal was aus sich raus und keiner weiß das zu würdigen.“

„Oooohh. Armes Tüff.“ Ich sah ihn mitleidig an.

„Aber da ich so ein netter Mensch bin nehme ich es dir nicht übel und sage dir, dass du klasse aussiehst.“

„Dann mach.“, forderte ich ihn auf.

„Du siehst fantastisch aus.“, sagte er also. Gut so. Ich hatte den ganzen Tag damit verbracht mir ein Outfit zu erstellen. Das war insofern schwierig, da ich es zur Abwechslung mal allein gemacht hatte, immer mit der – gut ignorierten - Frage im Hinterkopf, warum ich mir wegen Karyu so eine Mühe machte. Normalerweise half mir Tsukasa, der wusste aber noch nicht einmal etwas von dem Date. Da mir also seine Zustimmung fehlte war ich recht unsicher gewesen, was mein Auftreten anbelangte.
 

Während des Spiels dachte ich zuerst, Karyu würde mich absichtlich gewinnen lassen. Er spielte schrecklich, auch wenn er dabei gut aussah. Nach einer Weile aber fand ich, dass er mich nicht SO hoch gewinnen lassen würde. Außerdem hatte er keinen Spaß mehr. Er versuchte zwar, es sich nicht anmerken zu lassen – wahrscheinlich, weil ich mich sichtlich vergnügte – aber ich konnte es ihm trotzdem ansehen. Und da er mich schließlich eingeladen hatte, wollte ich mal nett zu ihm sein. Also setzte ich mich neben ihn, stupste ihn mit meiner Schulter an und sagte, ich hätte mich genug amüsiert und wir könnten gehen. Er war sichtlich erleichtert.

Gegenüber des Bowlingcenters war eine Cocktailbar. Karyu nickte mit dem Kopf in die Richtung und sah mich fragend an.

„Ich lad dich ein.“

Ich hatte blendende Laune und es war immer noch saukalt draußen, außerdem wurde ich ja eingeladen. Ich sah also keinen Grund sein Angebot auszuschlagen und nickte ihm lächelnd zu. Und weil ich ja so guter Stimmung war, dachte ich, ich könnte ihm ja ein wenig entgegenkommen, sonst könnte er irgendwann denken, seine Bemühungen wären umsonst. Also nahm ich seine Hand. Er sah mich erst überrascht an, lächelte mich dann aber an und – anscheinend reichte ihm das noch nicht – verschränkte unsere Finger miteinander.

Drinnen setzten wir uns erst mal und legten unsere Jacken ab.

„Was willst du?“, fragte Karyu. Ich überlegt kurz und zuckte schließlich mit den Schultern.

„Das hörst du sicher nicht gern, aber es ist mir egal.“

„Okay, aber dann beschwer dich nicht wenn’s dir nicht schmeckt.“

Er stand auf und kam kurz darauf mit zwei Flaschen Smirnoff wieder. Eine hielt er mir hin und ich nahm sie dankend entgegen.

„Ich hoffe Smirnoff ist genehm.“

Zur Antwort nickte ich nur.

„Und worauf stoßen wir an?“, fragte er.

„Auf deine gewaltige Niederlage und somit meinen enormen Sieg.“, grinste ich. Zugegeben, ein bisschen gemein war das vielleicht, aber er würde es schon verkraften. Er zog einen Schmollmund, stieß aber trotzdem mit mir an.
 

Es verging eine ganze Weile und ich merkte inzwischen, dass ich wohl doch etwas zu viel Alkohol konsumiert hatte. Aber jedem anderen wäre das auch passiert! Ich meine, Karyu sah gut aus – na gut, er sah echt heiß aus – er war nett, lustig und spendabel. Außerdem war es herrlich kuschelig-warm und ein Blick nach draußen ließ es drinnen noch bequemer werden. Vielleicht war mir auch warm, weil ich an Karyu gelehnt war und er einen Arm um mich gelegt hatte (wann war das passiert?).

„Wollen wir langsam gehen? Es ist schon spät.“

Ich gab nur ein undefinierbares „Hmmm.“ von mir. Karyu wartete noch etwas ab, ob ich nicht doch noch gewillt war, ihm eine klare Antwort zu geben. Da jedoch keine weitere Reaktion meinerseits kam, fragte er noch mal nach. „War das jetzt ein ‚Ja‘ oder ein ‚Nein‘?“

„Draußen ist es so kalt.“

„Du kriegst meine Jacke.“

Ich sah zu ihm auf. Und er sah aus, als ob er das ernst gemeint hatte. Er besaß höchstwahrscheinlich keine Fettreserven und bot mir seinen einzigen Schutz vor der Kälte an. Der würde doch schon nach 100 Metern erfrieren.

„Bist du bescheuert? Lass uns gehen.“ Okay, das Aufstehen war ganz eindeutig ein Fehler gewesen, denn schon begann meine Umgebung sich zu drehen. Ich hielt mich am Tisch fest, um nicht zu auffällig zu schwanken. Dennoch bemerkte Karyu meinen Mangel an Gleichgewichtssinn. „Ist alles in Ordnung?“

„Sicher.“

Karyu half mir in meine Jacke, bezahlte und wir gingen vor die Tür. Die Luft war beißend kalt, aber wenigstens machte sie mich wieder ein bisschen klarer im Kopf.

„Also, in welche Richtung müssen wir?“, fragte Karyu. Ich sah ihn fragend an. „Wir?“

„Aber ja, ich lasse dich betrunken nicht allein nach Hause gehen.“

„Ich will aber nicht, dass du weißt, wo ich wohne.“

„Na gut, dann komm mit.“ Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.

„Wohin gehen wir?“

„Zu mir.“

„Vielleicht will ich aber nicht mit dir allein sein.“

„Dann lade ich eben Zero ein.“ Er grinste.

„Nee, lass mal.“ So ein Fiesling.

Langsam aber sicher wurde mir kalt.

„Warum bist du nicht mit dem Auto hier?“, quengelte ich.

„Na hör mal, ich bin doch nicht lebensmüde. Ich fahre nicht, wenn ich getrunken habe.“ Die Cocktailbar war also von vornherein eingeplant gewesen. „Und selbst wenn, müsste ich fürchten, du würdest dich nicht dieser Gefahr aussetzen und mitfahren wollen. Dann schon lieber zu Fuß.“

„Zu Fuß?! Können wir nicht Bus fahren? Oder U-Bahn?“

„Keine Panik, so weit ist es nun auch wieder nicht.“

„Darum geht es ja auch gar nicht.“

„So? Und worum geht es dann?“

„…“

Wenn ich ihm sagen würde, dass mir kalt ist, würde er mir nur wieder seine Jacke anbieten. Und das Gespräch hatten wir schon geführt. Also sagte ich lieber gar nichts.

„Ich warte.“

„Viel Spaß.“

„Okay, dann rate ich eben. Du hast Angst vor der Dunkelheit. Weil du den „Fluch von Darkness Falls“ gesehen hast und jetzt glaubst die Zahnfee würde dich holen.“

Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Gut, das ist es anscheinend nicht. Wie wär’s damit? Du bist Zwangsneurotiker und kannst im Dunkeln nicht sehen, ob du auf die Zwischenräume der Pflastersteine trittst.“

„Sicher.“ Schön auffällig mit den Augen rollen, sodass der sarkastische Unterton visualisiert wird.

„Dann ist dir also einfach nur kalt?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Ein wenig.“

„Ist ja langweilig.“

„Oh, ja! Furchtbar langweilig. Was wäre das Leben lustig, wenn ich mich im Dunkeln fürchten und Zwischenräumen nicht ertragen würde.“ Ich merkte, dass ich zu laut war, aber leiser werden kam überhaupt nicht in Frage. Das käme einer Niederlage gleich.

„Das war doch bloß ein Witz. Du weißt schon: Haha. Und so.“

„Weiß ich doch.“

„Merkt man nicht.“

„Nur du.“

„Sieh mich an.“

Ich tat wie geheißen, wusste aber dennoch nicht, was er damit bezwecken wollte.

„Wenn du mich gegen einen Laternenpfahl lenken willst, musst du auch mit den Konsequenzen leben.“

„Tut sich nichts?“

Ich dachte noch einmal scharf nach (Was nicht so leicht war, da meine Gedanken merkwürdig lose in meinem Kopf herumflogen.), kam jedoch noch immer zu keinem sinnvollen Ergebnis. So blieb mir also nicht anderes Übrig, als den Kopf zu schütteln. Daraufhin seufzte Karyu theatralisch. Ich legte den Kopf schief, um ihm mein Unwissen mitzuteilen.

„Da putzt man sich schon groß raus, und dir wird nicht mal ein bisschen wärmer bei meinem Anblick.“

„Idiot“, grinste ich.

„Ich liebe dich auch.“

„Jeder hört nur was er hören will, was?“

„Klar. Was hörst du?“

„Dass wir da sind.“

„Glück gehabt, wir sind da.“

War mir gar nicht aufgefallen. Was kein Wunder war, bei meiner momentanen Verfassung. Er machte die Tür auf und wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock. Dort führte er mich zu einer Haustür, schloss auf und trat ein. Mich doch etwas unwohl fühlend, folgte ich ihm. Nachdem wir uns unserer Schuhe und Jacken entledigt hatten folgte ich meinem Gastgeber in einen der Räume. Da sich unter anderem ein Sofa und ein Fernseher darin befanden, schloss ich, dass er mich ins Wohnzimmer geführt hatte. Er deutete mit einer Hand auf das Sofa. „Setz dich.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, denn mir schwirrte immer noch der Kopf.

„Willst du etwas essen oder trinken?“

„Hast du Cola?“

„Klar.“ Und er verschwand in die Küche. Und dann machte er etwas Seltsames. Noch in der Küche sagte er auf einmal „Na, mein Kleiner.“. War da etwa noch jemand bei ihm? Er bekam jedenfalls keine Antwort. Und plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Er hört Stimmen oder hat einen unsichtbaren Freund. Und bei so jemandem war ich gerade betrunken und allein in der Wohnung. Ich wollte gerade leise aufstehen und die Wohnung wieder verlassen, als Karyu schon wieder mit einem Glas Cola in der Hand aus der Küche kam. Musste ich eben sitzen bleiben und auf eine neue Gelegenheit warten.

„Stimmt was nicht?“ Mist, er hatte meine Nervosität bemerkt! Moment. Hatte sich da etwas hinter Karyu bewegt? Da, da war es wieder! „Es“ stellte sich als eine schwarze Katze heraus. Als Karyu meinem Blick folgte und sah, was ich da anstarrte, sagte er: „Oh, entschuldige. Ich hätte dich wohl besser vorher fragen sollen, ob du gegen Katzen allergisch bist. Und, bist du’s?“

Ich schüttelte den Kopf kurz. Schwerer Fehler. Jedenfalls verlor mein – eigentlich ganz attraktiver – Gegenüber die Gruselaura, die ihn kurz umgeben hatte. Er ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder und sofort sprang ihm die Katze leichtfüßig auf den Schoß.

„Das ist übrigens Ryuutaro.“ Also ein Kater. Karyu erzählte zwar noch irgendetwas, aber ich hörte gar nicht mehr zu, denn mir war plötzlich aufgefallen, was für schöne Lippen er hatte. Und wie toll es aussah, wenn sie sich bewegten.

„Ich mag, wie sich deine Lippen bewegen.“ Hatte ich das jetzt laut gesagt? Macht ja nichts. Doch, eigentlich schon, denn er hatte aufgehört zu reden. Schade. Aber so könnte ich ihn küssen. Ja genau, warum eigentlich nicht? Mir stand gerade der Sinn nach einem Kuss. Und Karyu war ja auch wirklich eine Augenweide. Und schließlich, was ist schon dabei? Ist doch bloß ein Kuss, nicht weltbewegendes also. Ich legte meine Hand auf seine Wange und beugte mich zu ihm vor. Ich schloss die Augen und konnte schon beinahe seine Lippen auf meinen fühlen…als da plötzlich etwas anderes war. Ich öffnete überrascht die Augen wieder. Es war sein Zeigefinger. Und er grinste. Was war denn bitte so lustig? Er behauptete doch die ganze Zeit in mich verliebt zu sein. Warum zum Teufel hielt er mich dann auf? „Ganz einfach.“, sagte eine kleine Stimme in meinem Kopf – vermutlich das letzte bisschen nicht weggesoffener Vernunft – „Er hat dich die ganze Zeit verarscht.“ Heuchler.

Karyu nahm den Finger wieder weg, grinste aber weiter. „Ich glaube, ich zeige dir jetzt lieber wo du schläfst.“ Er setzte den Kater auf dem Boden ab, stand auf und wartete darauf, dass ich es ihm gleichtat.

„Was willst du eigentlich?“

Er sah mich fragend an und setzte zu einer Frage an. „Wie…“

„Erst behauptest du, du wärst scharf auf mich und nun lässt du mich blöd dastehen. Wenn du mich nicht küssen willst, was willst du dann?“ Langsam wurde ich richtig sauer.

„Nein, so war das nicht…“

Aber ich ließ ihn wieder nicht ausreden.

„Wenn du was zum Vögeln brauchst, dann besorg dir ‘ne Nutte, oder meinetwegen auch ‘nen Stricher. Mich kannst du dabei gleich vergessen.“

Ich holte kurz Luft, um eine weitere, diesmal weitaus größere Schimpftirade loszuwerden, als Karyu mir die Hand auf den Mund legte. Kurz war ich versucht einfach reinzubeißen.

„Jetzt beruhige dich erst einmal und hör mir zu, ja?“

Ich sah ihn so böse an, wie ich konnte.

„Ich möchte dich gerne küssen.“

Ich schnaubte verächtlich.

„Aber nicht unter diesen Umständen.“

Bitte?! Was denn für verdammte Umstände? Sie waren perfekt!

„Du kannst in meinem Zimmer schlafen, ich schlafe im Wohnzimmer. Komm mit.“ Er nahm die Hand von meinem Mund und nahm stattdessen meine Hand. Diese entriss ich seinem Griff aber sofort wieder. Ich stand auf und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Er sagte mir noch kurz wo das Bad war und ging dann zur Tür, wo er kurz stehen blieb und sich zu mir umdrehte. Ich dagegen drehte ihm den Rücken zu.

„Wenn du was brauchst, du weißt ja wo ich bin…Gute Nacht.“

„…“

Als Karyu endlich die Tür schloss, schmiss ich mich in voller Montur aufs Bett und köchelte noch ein bisschen vor mich hin. Zwar war ich mir sicher, noch eine halbe Ewigkeit wach zu liegen, aber egal wie sauer ich gewesen war, es hinderte mich nicht daran, beinahe sofort ins Land der Träume zu entgleiten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Cilia
2010-02-16T18:19:22+00:00 16.02.2010 19:19
Wie schön....Karyus Charakter ist wirklich gut ausgearbeitet. Ich wünschte meienr wäre auch so toll^^
Was meint er nur mit "Umständen"?
Es wäre schön, wenn du dich vielleicht doch nochmal ransetzt, weil es sich sehr vielversprechend liest. Ich find's grad richtig schade, dass es nicht weitergeht.
Von:  Psychopath
2009-08-28T05:56:03+00:00 28.08.2009 07:56
... ich mag's XD


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