Zum Inhalt der Seite

Another you

Freundschaft und Liebe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

2. Tag

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich früh auf. Ich drehte mich zur anderen Seite um, wo früher immer Chris schlief. Irgendwie hoffte ich, wenn ich mich um-drehen würde, dass dort dann Chris liegen würde und noch schlafen würde. Doch leider war dem nicht so.

Ich drehte mich wieder auf die andere Seite, nahm mir mein Handy und sah nach, ob ich schon irgendwelche Anrufe oder SMS hatte. Mich wunderte es, dass ich jetzt schon eine SMS hatte. Ich sah kurz auf die Uhr. Es war gerade einmal halb sieben Uhr früh. Nun wunderte es mich, dass ich um diese Zeit schon eine SMS hatte, ob-wohl Sommerferien waren.

Ich sah nach von wem ich um diese Zeit schon eine SMS bekommen hatte. Ich sah nach von wem sie war. Sie war von… Kenny?! Erstaunt sah ich mir die SMS an. Wieso schrieb mir Kenny auf einmal? Er hatte sich schon seit zwei Jahren nicht mehr bei mir gemeldet.

Er hatte auf einmal aufgehört auf meine SMS zu antworten, auf meine Anrufe nicht mehr reagiert und alles. Es war damals der Tag, an dem ich mit Chris zusammen kam, an dem er aufhörte sich bei mir zu melden. Ich fand es nur seltsam, dass er sich jetzt zwei Jahre später bei mir meldet und das nachdem es mit Chris aus war! In seiner SMS stand, dass ihm alles Leid tun würde.

Ich wählte einfach Kennys Nummer ohne nach zu denken, was ich da tat. Als es klingelte, kam mir erst wieder in den Sinn, was ich da tat. Nun konnte ich aber nicht mehr zurück. Ich hatte nun keine andere Wahl mehr. „Hallo?“, hörte ich eine alte bekannte Stimme. „Hallo… Kenny, bist du es?“, fragte ich vorsichtig nach.

Ich hatte schon so lange nicht mehr mit meinem besten Freund geredet, irgendwie hatte ich Angst davor mit ihm über alles zu reden. Wer wusste, ob wir uns nicht zu sehr verändert hatten und uns noch immer so gut verstanden wie vor zwei Jahren?

„Katja…?“, fragte er vorsichtig nach.

„Wie geht’s dir so, Kenny?“

„Eigentlich ganz gut… Dir wahrscheinlich eher nicht so, oder?“

„Nein… Nicht wirklich… Woher…?“

„Leila…“

„Oh…“

„Sie hat mir erzählt was Sache ist…“

„Verstehe… Ach, Kennylein?“

„Was kommt jetzt schon wieder?“

„WIESO HAST DU DICH DIE LETZTEN ZWEI JAHRE NICHT BEI MIR GEMELDET?!“

„Tut mir Leid, Katja! Es tut mir so schrecklich Leid!“

„Nenn mir doch bitte den Grund, Kenny, ja?“

„… Tut mir Leid… Ich kann das nicht…“

„Verstehe…“

„Hast du heute Abend schon etwas vor, Katja?“

„Nein… Wieso?“

„Dann gehen wir heute Abend in die Disco! Ich hol dich ab!“, sagte Kenny schnell und bevor ich noch ein Wort sagen konnte, legte er auf. Ich wollte ihm klar ma-chen, dass ich nicht in die Disco wollte.

Eigentlich wollte ich nur zu Hause bleiben und nichts tun, nur heulen, einfach nur heulen und mehr nicht. Doch nun hatte ich anscheinend keine andere Wahl mehr. Ich hoffte nur, dass mich Kenny nicht mit irgendwem verkuppeln wollte. Doch das würde er sicherlich nicht tun, denn er wusste, dass ich nach einer Beziehung eine lange Pause brauche.

Nicht so wie Leila, die nach jeder Beziehung gleich nach dem nächsten Typen Aus-schau hält, denn sie wollte mich ja am Tag zuvor eigentlich auch schon verkuppeln. Doch ich hatte abgeblockt.

Ich stand nun auf und ging runter in die Küche. Höchstwahrscheinlich war noch kei-ner wach, also machte ich für alle erst einmal Frühstück. Zumindest für meinen Bruder und meine Eltern. Ich hatte keinen Hunger, mein Magen streikte sozusagen, das war auch gestern schon so. Wahrscheinlich war es weil ich mit Chris Schluss gemacht hatte.

Die Beziehung mit Chris war die längste bisher gewesen. All meine anderen Bezie-hungen hatten gerade einmal ein paar Monate gehalten, deshalb fiel es mir bei die-sen Beziehungen auch nicht so schwer mit dem Schluss machen.

Doch es dauerte immer wieder nur ein paar Wochen oder höchstens ein zwei Mona-te, bis ich wieder glücklich war.

Deshalb dachte ich mir, dass dies bei Chris nicht der Fall sein würde. Ich würde ihm ganz sicher lange genug nach heulen. Doch daran durfte ich nicht denken.

Als ich den Frühstückstisch gedeckt hatte, machte ich mich auf den Weg meine El-tern zu wecken, zumindest wollte ich sehen, ob sie noch schliefen. Also ging ich aus der Küche nach hinten in das letzte Zimmer in diesem langen Gang. Vorsichtig öffnete ich die Tür und weckte meine Eltern auf und sagte ihnen, dass es Frühstück geben würde und dass ich schon gegessen hatte, obwohl es gar nicht stimmte.

Danach ging ich die Treppe hoch zum Zimmer von Lukas. Bei ihm öffnete ich ein-fach die Tür, ließ die Rollo hoch. Er verkroch sich wie üblich unter der Decke, wel-che ich ihm einfach so wegzog. „Hör mal, Frühstück ist fertig!“, sagte ich ihm und plötzlich war er hellwach und rannte schon runter in die Küche.

Ich musste lachen. Das war wieder einmal typisch für ihn! Immer wenn man ihm sagte, dass es Essen gab, rannte er, als würde er verfolgt. Das war immer wieder lustig gewesen wenn ich ihn rennen sah. Doch meist fiel er dann auf die Nase, denn meist stolperte er bei den Stiegen runter.

Plötzlich gab es einen lauten Knall. Ich ging schnell aus dem Zimmer und sah auf die Treppe. Dort lag natürlich wieder Lukas. Ich kriegte mich nicht ein vor Lachen. „Hör auf zu Lachen!“, sagte er als er sich zu mir mit dem Kopf umdrehte. Er hatte sich nur mit den Armen abgestützt. Doch dann musste er auch Lachen. Wir beiden konnten einfach nicht mehr aufhören und vor Lachen zu krümmen. Und da passier-te es. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel mit voller Wucht auf Lukas drauf. Den-noch konnten wir nicht aufhören über uns und unsere Tollpatschigkeit zu lachen. Es war einfach viel zu lustig für uns!

Als wir uns wieder eingekriegt hatten, standen wir auf und gingen runter in die Kü-che. Doch jetzt passten wir auf, dass uns nicht noch mal so etwas passierte. Als wir am Tisch saßen, fragte ich meine Eltern ob ich am Abend weggehen dürfte in die Disco. „Mit wem willst du denn hingehen?“, fragte mich meine Mum und Lukas sah mich auch neugierig an während er einen Biss von seinem Brot machte. „Mit Ken-ny… Er hat sich heute bei mir gemeldet. Er hat gemeint, dass ich mit ihm weggehen soll.“, erklärte ich ihr. „Na gut…“, sagte meine Mum und lächelte mich wieder so an wie gestern. „Und wie lange darf ich wegbleiben?“, fragte ich vorsichtig nach.

Ich sah Lukas an. Er zeigte mir unter dem Tisch eine zwei. Doch ich hoffte, dass es unsere Mum länger erlaubte. „So lange du willst…“, sagte sie nach einer kurzen Gedenkpause. Lukas und ich sahen sie mit groß aufgerissenen Augen an. „Mum! Nicht einmal ich durfte so lange wegbleiben wie sie als ich ihn ihrem Alter war!“, meinte Lukas zu ihr. „Es ist aber doch Kenny… Und wenn es Kenny nichts ausmacht, gehst du einfach mit wenn du willst, Schätzchen. Frag doch mal, ob es Kenny nichts ausmacht, ja, Katja?“, meinte Mum einfach.

Ich nickte nur, stand auf und ging in mein Zimmer hoch. Gleich wählte ich Kennys Nummer. „Hallo?“, sagte er. „Hey Kenny!“, begrüßte ich ihn irgendwie glücklich, auch wenn ich nicht wusste wieso.

„Was gibt’s denn, Katja?“

„Würde es dir was ausmachen, wenn Lukas mitkommen würde?“

„Ne, gar nicht! Lukas kann gerne mitkommen! Den hab ich ja eh schon sau lange nich’ mehr geseh’n!“

„Gut! Ich werd’s ihm sagen. Wir seh’n uns dann heute Abend. Ciao!“

„Ciao.“, sagte er und legte auf. Dann flitzte ich runter in die Küche und setzte mich wieder auf meinen Platz hin. „Und? Was hat Kenny gesagt?“, fragte Lukas nach. „Er würde sich freuen wenn du mitkommen würdest, er hat dich ja schon lange nicht mehr gesehen. Ich würde mich außerdem auch freuen, wenn du mit-kommen würdest, Luki.“, sagte ich ihm und lächelte ihn an. „Klar! Wieso nicht? Dann können wir mal wieder so richtig Spaß wie früher haben, Katja!“, meinte er, legte einen Arm um mich und grinste mich frech an.

Irgendwie kam mir Lukas seltsam vor. Doch ich wollte nicht länger darüber nach-denken. Er war schon immer irgendwie seltsam gewesen und das hatte sich ja auch nicht geändert. Darüber war ich irgendwie wirklich froh.

Als alle dann gegessen hatten, gingen Lukas und ich hoch. Er kam eine Weile mit mir ins mein Zimmer, da er, wie er sagte, mit mir über etwas reden wollte.

In meinem Zimmer setzten wir uns dann auf mein Bett. „Also, Lukas, was ist jetzt? Über was willst du mit mir reden?“, fragte ich ihn. Er stand noch mal kurz auf und schloss die Tür, anscheinend wollte er nicht, dass Mum oder Dad etwas hörten. Er kam dann wieder langsam zu mir und setzte sich zu mir aufs Bett.

„Also Katja… Ich möchte dir etwas verraten, über Chris…“, fing er langsam an. Er sah mich nicht an, er sah auf den Boden. „Chris ist Vergangenheit!“, sagte ich leicht wütend.

„Ich weiß… Aber ich möchte dir etwas erzählen, was ich schon sehr lange weiß. Ich möchte…“

„Du möchtest dein Gewissen erleichtern?“

„Ja…“

„Dann erzähl…“

„Ich war mal vor ein paar Monaten weg. Du hast da bei Leila gepennt… Ich war in dieser einen Disco im nächsten Ort und dort hab ich dann Chris gesehen… Ich habe gesehen, wie er mit einem Mädchen da herumgeknutscht hat…“

„Verstehe…“

„Es tut mir leid, dass ich es dir erst jetzt erzähle, aber…“

„Nein! Schon okay! Lieber später als gar nicht.“, sagte ich zu ihm und lächelte ihn an. „Danke trotzdem, Luki!“ Danach gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Es war gut, dass ich das jetzt erfuhr. Hätte er es mir damals erzählt, hätte ich es ihm nie geglaubt und anscheinend wusste er das. Ich war ihm wirklich dafür dankbar.

„Und was machst du jetzt den ganzen Tag?“, fragte er mich. Ich zuckte nur mit den Schultern hoch, da ich mir noch nichts überlegt hatte. „Wie wär’s, wenn du einfach Kenny mal wieder einladen würdest? Ich möchte mit ihm ein wenig quatschen.“, meinte er und grinste mich so blöd wie immer an. „Lad du ihn doch ein, wenn du mit ihm quatschen willst! Ich geh lieber ein wenig spazieren!“, sagte ich. Dann stand ich auf, machte die Tür auf und zeigte Lukas, dass er rausgehen sollte.

Das war eben typisch für ihn, dachte ich mir heimlich. Er verstand sich seltsamer-weise mit meinen Freunden besser als mit seinen Klassenkollegen und allen. Naja… Was sollte ich da schon groß machen? Anscheinend waren wir wieder mal unzer-trennlich, wie früher eben.

Danach ging ich zum Kasten und suchte mir etwas Kurzes heraus. Ich hatte schon gestern bemerkt, als ich vom Baden heimkam, dass meine Mum meine Klamotten in die Wäsche geworfen hatte.

Schnell zog ich mich um und schminkte mich wie üblich. Ich tat mir einen Kajal rauf und etwas hellbraunen Lidschatten. Ich wollte ja noch nicht so aussehen, wie ich es beim weggehen tat. Würde ich mich jetzt so schminken, würde ich tussig wirken, dachte ich mir. Deshalb schminkte ich mich halt nur etwas.

Als ich mit allem fertig war, ging ich runter ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern vermutete und ich hatte natürlich Recht!

„Ich geh ein wenig spazieren!“, sagte ich ihnen und dann war ich schon weg, bevor sie noch irgendetwas sagen konnten.

Ich ging Richtung Park. Dort war immer viel los, dort hatte ich damals auch Chris kennen gelernt, erinnerte ich mich. Doch ich durfte nun nicht an ihn denken. Ich musste versuchen ihn zu vergessen!

Nach einer Weile setzte ich mich auf eine Bank. Kurz darauf setzte sich jemand neben mir hin. Ich sah nicht auf, wer es war. „Zwei Köpfe… Ein Gedanke…“, sagte eine vertraute Stimme. Nun sah ich hoch und sah genau in Kennys Gesicht. Er sah mich an und lächelte mich an.

„Kenny!“, sagte ich und fiel ihm gleich um den Hals. Ich war echt glücklich ihn end-lich wieder zu sehen und alles. Dann ließ ich ihn aber los.

„Sagst du mir jetzt, wieso du dich die letzten zwei Jahre nicht gemeldet hast, Ken-nylein?“

„Nun… Ich kannte Chris ja eigentlich schon vor dir, falls du das weißt.“

„Nein… Das wusste ich eigentlich nicht…“

„Nun… Ich kannte ihn eben ziemlich gut, man könnte sogar sagen, wir waren beste Freunde…“

„Ihr wart es? Wieso hat sich das geändert?“

„Ich weiß nicht genau… Es war eben so… Wir haben einander nicht mehr wirklich vertraut. Da hab ich ja angefangen, dir alles zu vertrauen… Das ist ja auch schon vier lange Jahre her…“

„Vor vier Jahren? Boah… Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern…“

„Naja… Vier Jahre sind eben eine lange Zeit…“

„Und wieso hast du dich jetzt nicht mehr in den letzten zwei Jahren gemeldet?“

„Naja… Ich kannte Chris eben noch sehr gut. Früher hatte er auch schon ein paar Freundinnen und damals durfte ich mit denen nicht mal ein einziges Wort wech-seln.“

„Er war damals also auch schon so eifersüchtig?“

„Jein… Er war damals irgendwie noch eifersüchtiger… Er dachte, ich würde mir gleich seine Freundin schnappen…“

„Oh… Verstehe…“

„Als wir, also du und ich, uns dann so gut verstanden war ich echt glücklich, je-manden vertrauen zu können. Doch als du dann mit Chris zusammenkamst, dachte ich an die Zeit, als ich noch mit ihm so gut befreundet war wie mit dir zu diesem Zeitpunkt. Deshalb zeigte ich dir die kalte Schulter… Es hat mir die ganze Zeit leid getan, dass ich dir nichts gesagt habe…“

„Vergeben und vergessen, Kenny!“

„Danke, Katja!“, sagte er und umarmte mich. Ich war glücklich, dass ich nun wuss-te, warum er sich die letzten zwei Jahre nicht gemeldet hatte und dass wir uns immer noch so gut verstanden und er mir alles erzählte.

Nach einer Weile ließ mich Kenny dann los. Irgendwie wollte ich, dass mich Kenny nicht losließ, doch daran konnte ich nichts ändern und ich wollte es ihm ja auch nicht sagen.

„Und? Gibt’s bei dir eigentlich was neues, Kenny? Hast du eigentlich eine Freun-din?“, fragte ich nach. Er schüttelte den Kopf. „Ich will irgendwie keine… Ich finde außerdem auch keine.“, sagte er und grinste.

Irgendwie wurde ich traurig, als er sagte, dass er keine Freundin haben wollte. Ich fragte mich, wieso ich wohl traurig war? Ich musste doch gar nicht traurig sein! O-der bemitleidete ich ihn etwa, da er keine Freundin hatte? Ich wusste es nicht. Doch ich fand es Schade, dass er keine haben wollte.

„Ich hol mir mal ein Eis, soll ich dir auch eins bringen?“, fragte er mich und stand auf. Ohne dass er auf eine Antwort wartete, ging er einfach los und holte ein Eis, anscheinend wusste er schon, dass ich eines wollte und auch welches.

Kurze Zeit später kam er wieder mit zwei Eis in der Hand. Das eine gab er mir. Es war ein Erdbeereis, mein Lieblingseis also. Das andere war ein Haselnuss, also sein Lieblingseis. „Danke, Kenny. Wie viel hat es gekostet?“, fragte ich während ich das erste Mal darüber schleckte. „Gar nix! Für dich ist ein Eis doch immer gratis!“, meinte er mit einem Grinsen während er sein Eis schleckte. „Danke dir Kenny!“, sagte ich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Es dauerte natürlich eine Weile bis wir das Eis ganz gegessen hatten, doch das machte uns nichts aus. Nach ziemlich langer Zeit hatte ich endlich mal wieder ein Eis gegessen! Chris hatte es mir verboten, da er meinte, ich müsse abnehmen, da ich doch viel zu dick wäre!

„Da fällt mir ein, Katja… Kann es sein, dass du abgenommen hast?“, fragte mich Kenny als er mich schließlich von oben bis unten ansah. Ich nickte nur und meinte: „Chris hatte gemeint, ich wäre zu dick! Und wann hast du dir deine Haare so ge-macht?“

„Tz… Dieser Chris… Du hattest genau die richtige Figur, wenn du mich fragst! Ge-fallen dir meine Haare etwa nicht?“

„Nein, nein! Es sieht wirklich gut aus, Kenny. Und danke für das Kompliment.“

„Immer wieder gerne doch.“

„Sag mal, Kenny, was hast du eigentlich in den letzten zwei Jahren gemacht?“

„Ich bin ein wenig durch die Discos gezogen, war hier im Park… Hab alles Mögliche gemacht…“

„Alles außer das übliche, wie?“

„Wie meinst du das?“

„Du bist also gar nicht die ganze Zeit vor deinem PC gesessen?“

„Nein… Nicht wirklich… Ich bin jetzt lieber unterwegs, treffe mich mit Leuten und gehe abends weg. Das ist doch viel aufregender, als wenn man vor dem PC sitzt!“

„Verstehe, verstehe…“, meinte ich nur.

Nach einer Weile standen wir auf und gingen ein Stückchen weiter. Als wir bei ei-ner Lichtung ankamen, legten wir uns auf den Boden. Wir genossen unsere Zwei-samkeit, die Stille, den Wind… Wir genossen eben alles… Zumindest versuchte ich es zu genießen, denn ich musste die meiste Zeit an Chris denken. Irgendwie kam es mir so vor, als würde Kenny wissen was ich dachte, denn er nahm mich in den Arm und meinte: „Lass es raus, Kleine… Das wird schon wieder…“ Deshalb heulte ich mich an seiner Schulter aus. Irgendwie war das an seiner Seite immer einfach, alles war einfacher…

Es dauerte ziemlich lange bis ich mich wieder beruhigt hatte. Doch danach ging es mir einfach sehr viel besser. Kenny ließ noch eine Weile seinen Arm um mich. Es tat gut seine Nähe zu spüren. Ich hatte eine solche Zuneigung schon lange vermisst. Chris hatte sie mir nicht mehr gegeben und meine Eltern konnten mir eine solche Zuneigung nicht geben.

Als ich mich dann aus seiner Umarmung löste, sah ich ihn an. Er sah auch mich an. Nun merkte ich, dass irgendetwas zwischen uns war. Doch was war es? Und war es auch schon früher da gewesen?

„Sag mal, Kenny, in welche Disco gehen wir heute?“, fragte ich ihn damit ich diese seltsame Spannung zwischen uns löste. Er lächelte mich einfach an. „Wirst du dann schon sehen! Du wirst doch sicher ein wenig mit mir auf die Tanzfläche gehen, o-der, Katja?“, fragte er mich. Ich nickte nur und lächelte zurück.

Nach einer Weile des Schweigens standen wir einfach auf und machten uns beide auf den Weg nach Hause. Es war ja schon Mittag und nun hatte ich doch irgendwie schon Hunger bekommen.

Auf den Weg nach Hause schwiegen wir uns an. Wir sahen uns nicht an, nichts. Er begleitete mich – so wie früher eigentlich auch schon immer – bis vor die Haustür. Das fand ich bisher immer ziemlich nett und niedlich von ihm, denn sonst machte das eigentlich kein anderer Junge den ich kannte.

Als ich die Tür gerade öffnen wollte, drehte ich mich um. Kenny hatte sich schon umgedreht und wollte gehen. Doch dann sagte ich noch rechtzeitig: „Kenny?“ Dann drehte er sich um. Eine kleine Stimme sagte mir, ich solle ihm sagen, was ich für ihn empfinde. Doch was empfand ich für ihn? Er war doch nur ein guter Freund von mir!

„Was gibt’s, Katja?“

„Danke dir… Danke dir für alles…“

„Das war doch selbstverständlich!“, meinte er und lächelte mich an. Ich ging die paar Stiegen runter. Dann fiel ich Kenny stürmisch um den Hals, ich musste ihn ein-fach umarmen! Ich konnte einfach nicht anders. „Danke, Kenny… Danke!“, flüster-te ich ihm ins Ohr. „Für meine Freundin mach ich das doch gerne…“, sagte er und streichelte mich am Rücken. „Ich hab dich so doll lieb, Kennylein!“, flüsterte ich und nun kullerten mir die Tränen über die Augen. „Ich dich doch auch, Katchen…“, meinte er. Nun konnte ich gar nicht mehr aufhören zu heulen.

Kenny hatte mich mal wieder Katchen genannt! Das letzte Mal als er das gesagt hatte, war zwei Jahre her. Damals hasste ich es, da ich erwachsen sein wollte. da-mals hatte ich ihm sogar mit Schlägen gedroht, wenn er es noch ein einziges Mal sagen würde. Doch nun war ich überglücklich es zu hören.

Plötzlich hörte ich wie unsere Haustür aufging. „Hey, Katja, Essen ist fertig! Willst du was essen oder willst du lieber mit deinem besten Freund auf der Straße herum-knutschen?“, brüllt mein Bruder heraus. Ich wurde ein wenig rot. Als Lukas das ge-sagt hatte, ließ ich von Kenny los, wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg. Dann drehte ich mich zu Lukas um und brüllte ihn an: „Ich hab nicht mit Ken-ny herumgemacht, Idiot! Ich hab mich nur von ihm verabschiedet, klar?!“ Danach sagte er nichts mehr. Ich drehte mich wieder zu Kenny um, um mich zu verabschie-den. Plötzlich drückte mir Kenny einen kleinen Abschiedskuss auf die Lippen.

Dann stotterte er: „T… Tut mir leid…“ Dann verschwand er. Ich legte zwei Finger auf meine Lippen. Es hatte irgendwie geprickelt… Doch Kenny war nur ein Freund! Ich musste es mir einreden!

Plötzlich dachte ich wieder an Chris und mir ging es wieder schlecht. Doch anstatt zu heulen, ging ich ins Haus, da es ja Mittagessen gab und ich am Verhungern war. Zu meinem Glück gab es mein Leibgericht: Nudeln!

Ich aß mehr als mein Bruder und normalerweise aß er schon ziemlich viel! Naja… Wenn wunderte es, dass ich jetzt so viel aß? Ich hatte wegen Chris fast zu Tode gehungert! Er wollte ja, dass er eine „schlanke“ Freundin hat mit der er sich über-all präsentieren konnte. Doch da spielte ich nicht wirklich mit.

Nach dem Mittagessen ging ich hoch in mein Zimmer und legte mich eine Weile ins Bett. Ich hatte die Tür natürlich zu gemacht. Mein Blick fiel auf meinen Schreib-tisch wo zwei Fotos standen. Ich setzte mich auf und nahm die beiden Fotos her. Auf dem einen Foto waren Kenny, Lukas und ich oben. Das Foto war nun auch schon etwa drei Jahre her. Ich dachte zurück an den Tag als das Foto gemacht wurde. Wir hatten an dem Tag wirklich viel Spaß und plötzlich ist Mum aufgetaucht und hat uns fotografiert. Anfangs stellten sich Kenny und ich einfach normal hin, dann kam Lu-kas und quetschte sich zwischen uns. Natürlich erschraken Kenny und ich, und ge-nau in diesem Augenblick schoss Mum das Foto.

Dann sah ich mir das andere Foto an. Es war in den letzten Sommerferien gemacht worden. Auf dem Foto lag ich in Chris Armen. Wir waren damals in den Sommerfe-rien einfach ans Meer gefahren. Ein guter Freund von Chris hatte einfach das Foto gemacht, ohne uns zu fragen. Als ich dann ein paar Wochen später wieder bei Chris war, rief ihn sein Freund an und meinte, er hätte uns beiden etwas zu zeigen. Als wir das Foto sahen, waren wir erst geschockt, doch wir beruhigten uns wieder und wir beide nahmen eines, da es uns wirklich gut gefiel.

Als ich an die letzten Sommerferien mit Chris dachte, musste ich anfangen zu heu-len. Damals waren wir noch so glücklich und wir dachten sogar, dass wir bis ans Lebensende miteinander vereint wären. Doch es hatte sich dann plötzlich alles ge-ändert. Ich hatte ihn gar nicht mehr wieder erkannt. Doch ich dachte mir damals einfach, er würde wieder der alte werden… Irren ist leider menschlich…

Ich hoffte nur, dass jetzt keiner einfach so hereinplatzen würde. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah und ich hoffte auch, dass sich keiner bei mir melden wür-de.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich mein Handy gar nicht mit hatte, als ich spazieren war und ich dann Kenny traf. Deshalb sah ich schnell nach ob ich von irgendwem eine SMS oder einen Anruf bekommen hatte. Doch es war natürlich nichts.

Ich überlegte mir, ob ich das Foto von mir und Chris wegräumen sollte und alles auch gleich, was mit ihm zu tun hatte. Also nahm ich das Foto von mir und Chris her, gab es aus dem Rahmen heraus und legte es derweil auf das Bett. Ich stand auf und ging ein wenig im Zimmer herum und suchte nach den anderen Fotos die ich von Chris hatte. Ich nahm sie heraus und stellte die leeren Bilderrahmen einfach wieder zurück.

Es dauerte eine Weile bis ich alles was mit Chris zu tun hatte auf mein Bett gelegt hatte. Es war ein ziemlicher Berg. Nun lagen Fotos, Briefe, Geschenke und ähnli-ches auf meinem Bett. Eben alles was mit Chris zu tun hatte.

Ich suchte nach einer Schuhschachtel, denn ich wollte dort eben alle meine Erinne-rungen an Chris reinlegen. Dann würde mich womöglich auch nichts mehr so schnell an ihn erinnern, dachte ich mir. Als ich dann endlich eine Schuhschachtel gefunden hatte, rannte ich hoch in mein Zimmer und warf dort alle Sachen einfach rein die ich am Bett liegen hatte. Danach schloss ich die Schachtel und stellte sie unter mein Bett.

Ich sah aus dem Fenster. Ich merkte, dass die Sonne unterging. Ach… Ich liebte Sonnenuntergänge… Deshalb blieb ich noch so lange am Fenster, bis die Sonne ganz verschwunden war. Danach drehte ich das Licht in meinem Zimmer auf.

Plötzlich fiel mir ein, was ich mir mit Kenny ausgemacht hatte! Ich wollte doch heute Abend mit ihm und Lukas in eine Disco gehen! Also zog ich mir schnell ein Ausschnittleibchen an, machte mir die Haare und schminkte mich.

Als ich fertig war ging ich rüber ins Zimmer von Lukas. „Hey, Luki. Bist du fertig? Können wir zu Kenny geh’n?“, fragte ich ihn. Er sah mich leicht verwirrt an. „Fer-tig? Womit? Und wieso willst du zu Kenny gehen?“, fragte er mich. Anscheinend hatte er es schon wieder vergessen. „Wir wollte mit Kenny heute in die Disco ge-hen…“, sagte ich ihm. „WAS?!“, schrie er und zog sich einfach irgendein Leibchen an und stylte sich die Haare. Dann sah er mich an. Ich musterte ihn.

„Siehst gut aus, Luki.“, sagte ich zu ihm und lächelte ihn an. Dann machten wir uns auf den Weg zu Kenny. Ich redete mit Lukas über alles Mögliche als wir auf dem Weg zu ihm waren.

„Sag mal, was war das heute Mittag eigentlich?“, fragte er mich dann plötzlich. „Was? Das? Gar nichts… Ich habe Kenny doch nur umarmt…“, sagte ich. „Das weiß ich doch, Katja, ich meine das danach.“, sagte er.

„Kenny… Nun ja… Kenny hat…“

„Er hat dir einen Kuss auf die Lippen gedrückt, nicht wahr?“

„Ja… Es war aber nur ein Abschiedskuss!“

„Verstehe… Ich hatte irgendwie gedacht, dass du etwas mit ihm anfangen würdest. Er ist ja ein ganz netter Kerl.“

„Ja ich weiß… Er ist ja mein bester Freund…“

„Er ist dein bester Freund? Mehr nicht?“

„Nein… Mehr ist da nicht…“

„Ach so… Ich habe immer gedacht, dass du was von ihm willst. Aber naja…“

„Ach quatsch! Er ist NUR mein bester Freund, mehr nicht. Die Betonung liegt auf NUR!“

Später waren wir dann schon längst mit Kenny in der Disco. Wir tanzten und tanz-ten, wir konnten gar nicht mehr aufhören. Doch wir tranken auch ziemlich viel. Ich war schon etwas betrunken, als wir dann heimgingen. Kenny schickte Lukas schon mal rein und meinte, ich würde gleich nachkommen.

„Hey Kennylein…“, sagte ich und lächelte ihn an. „Was is’n Katja? Du hast schon ziemlich viel getrunken… Das weißt du hoffentlich noch, oder?“, fragte er mich. Ich nickte. Dann legte ich meine Arme um ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Ich hat-te ein kleines Black-out zu diesem Zeitpunkt. Als ich wieder zu mir kam, löste ich mich von ihm. Ich nahm meine Hände von ihm und rannte schnell ins Haus. Ich leg-te mich ins Bett und wollte einfach nur noch schlafen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cherry_chan19
2007-06-05T15:43:38+00:00 05.06.2007 17:43
Sodala,
zuerst muss ich mal sagen, THX für die ENS :)
Hab jetzt durchgelesen und ich muss sagen Oh mein Gott!!!
Katja muss so viel durchmachen...
Aber das 3.Kapi ist immer noch das beste^^
Bitte stell das 4.Kapi bald on *dackelblick*
Ich weiß ich kann keinen Dackelblick *grins*

By By
HDSMTL
Bussal
Kagome-chan19


Zurück