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Nightdancer

- Killerin aus Liebe I -
von

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Danger of falling

Hoppe, hoppe Reiter! Wenn er fällt, dann schreit er ^^

Herzlich willkommen bei einem neuen Kappi von Nightdancer!

Das gerade eben konnte ich mir einfach nicht verkneifen *hihi*

Nun kommt also die kleine Wochenendfahrt zum Reiterhof.

Wir werden ja sehen wer fällt (Suzuna oder Kyusuke)…

Und wer ein Grund zum schreien hat (Dave oder Kyusuke)…
 

Dieses Kappi widme ich meiner liebe Karma ^^

Etwas verspätet aber, es ist wie versprochen da, meine Süße.

Und… es ist grottenschlecht geworden.

Finde ich jedenfalls ^^‘

Viel Spaß dir beim lesen und allen anderen natürlich auch.
 

Kapitel 18: Danger of falling
 

Ich musste mir wohl oder übel eingestehen, dass ich verloren hatte.

Man konnte viele schlechte Eigenschaften an mir aufzählen, angefangen mit meiner Sturheit und enden mit meiner unglaublichen Ignoranz gegenüber anderen Meinungen, jedoch wusste jeder der mich auch nur kurz kannte, dass ich immer zu meinem Wort stand.

Ich brach kein Versprechen was ich einmal gegeben hatte. Das käme wie einer Charakterverleugnung gleich.

Doch als ich am frühen Samstagmorgen mit meinen einem geplanten und einem ungeplanten Begleiter im Auto, Richtung des genannten Reiterhofes saß, machte ich mir ehrlich darüber Gedanken.

Was wäre an einer Charakterverleugnung schon falsch gewesen?

In der Not frisst der Teufel fliegen…
 

„Mann! Wann sind wir denn endlich da?“ Erklang eine nervtötende Stimme vom Rücksitz des Wagens sodass meine rechte Augenbraue nervös hoch zuckte.

Wie oft… Wie oft - verdammt noch mal! - hatte dieser Blödmann diese Frage schon gestellt?

Ich hatte unabsichtlich mitgezählt… 15 Mal…

„Wie lange dauert das denn noch?“

Wenn der Raum zwischen Beifahrersitz und Rückbank nicht so eng gewesen wäre, hätte ich mich nach hinten gestürzt und ihn erwürgt.

„Wir müssten bald da sein, Kumpel.“ Dave, der wieder eine beneidenswerte Ruhe hatte, saß am Steuer und grinste ganz entspannt.

„Abgesehen davon, sind wir eben erst vor 45 Minuten losgefahren.“ Ließ ich nun zischelnd verlauten und sah dabei zu wie die beschaulich grüne Landschaft an meinem Fenster vorbeizog.

Wenn mich diese Natur da draußen nicht beruhigte, würde mich gar nichts beruhigen!

„Sicher, dass du dich nicht verfahren hast?“ Kyusuke gab einfach keine Ruhe.

Warum hatte ich nur auf dem Beifahrersitz Platz genommen? - Wenn er hier vorne und ich hinten säße, könnte ich ihm eins gegen die Rübe hauen.

„Nein, sicherlich nicht. Ich fahre mindestens einmal im Monat zu diesem Gestüt um mich warm zu halten.“ Wieder antwortete Dave ganz ruhig und locker.

Ihm schien überhaupt nicht bewusst zu sein, was mein Kumpel für eine alberne Show abzog.

Dabei war er doch in den letzten Tagen vor der Fahrt so gut zu handhaben gewesen… Vielleicht hätte ich ihm vorher noch eine Tollwutspritze verpassen sollen?

„Du reitest wohl regelmäßig?“ Erkundigte ich mich nun mit einem leichten Lächeln sodass Dave zustimmend nickte.

„Ja, bin ja schließlich Texaner. Die Pferdeliebe steckt uns im Blut. Was ist mit dir, Suzuna?“

„Ähm… Ich liebe Kaffee, mit Pferden kann ich nichts anfangen. Noch nicht.“ Vergnügt lachte ich auf sodass auch er schmunzelte doch kaum hatte ich diese kurze Harmonie genossen da streckte sich ein verstrubbelter schwarzer Haarschopf zwischen unseren Sitzen hindurch.

„Könntest du dich bitte aufs fahren konzentrieren, Dave?“ Ordnete Kyusuke pikiert an sodass unser Bekannter verdattert aufblinzelte.

„In Ordnung, wenn du das sagst.“

„Sage ich.“

Elender Spielverderber! Miesepeter! Großkotz!! Dieser klein karierte...

„Sind wir dann endlich mal angekommen?“

ARGH!

„Dave… HALT AN!!“

„W-Was?! Wieso denn?“

„Damit ich meine Reisetasche aus dem Kofferraum nehmen und Kyusuke mit meinem 700-seitigen Roman - der darin liegt - erschlagen kann!“

„Du hast dir einen Roman mitgenommen?“ Mein Kumpel sah mich überhaupt nicht eingeschüchtert auf meine Drohung an, eher teilnahmslos.

„Ja. Was dagegen?“

„Nun ja, normalerweise nimmt man nur ein Buch zu diversen Reisen mit, wenn man damit rechnet, dass diese ermüdend werden könnten.“

„Das einzige, was hier ermüdend ist, sind deine quengeligen Fragen, abgesehen davon lese ich gerne ein paar Seiten bevor ich schlafe. Das nennt man schmökern, etwas leichte Lektüre.“

„Deinem Gesichtsausdruck zu schließen, liegt dir dieser Roman aber eher schwer im Magen.“

„Das hat nichts mit dem Buch zu tun.“

„Sondern?“

„Eher mit meinem angeblich besten Kumpel hinten auf dem Beifahrersitz dieses Wagens.“

„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“

„Das du nervst!“

„Wie konstruktiv.“

„Kyusuke, ich warne dich…“

„Wir sind da!!“ Durchbrach in diesem Moment Daves hastige Einwendung unsere Streiterei.
 

Das Gestüt lag abgelegen und vollkommen umgeben im Schoß von Mutter-Natur vor einem riesigen Waldgebiet.

Das Haupthaus, in dessen Räumen die Fremdenzimmer und auch somit die Rezeption und die anderen zur Verfügung stehenden Räume untergebracht waren, war ein altes Backsteinhaus mit europäischen Flair.

Die Stallungen lagen direkt daneben und grenzten gleich an eine ebenso eindrucksvolle Koppel an.

Weite Landschaft und Wiesen wohin man nur sah.

„Wahnsinn!“ Entzückt schloss ich kurz die Augen und ließ mir den leichten Wind um die Nase wehen.„ Das ist ja herrlich hier!“

„Ja, ganz nett.“ Kam es wieder überaus aufbauend von meinem Kumpel der schon am geöffneten Kofferraum stand und unser Gepäck herausnahm.

Ich versuchte ihm keine Beachtung zu schenken sondern wandte mich stattdessen an Dave:„ Jetzt weiß ich, warum du so gerne hier herkommst: Das ist ein guter Ausgleich verglichen mit der stickigen Stadtluft und die hektische Atmosphäre in Tokyo.“

„Ja, da hast du Recht. Hier ist es so anders, so herrlich, so wunderschön.“

„Amen.“ Mit dieser tonlosen Aussage trat Kyusuke an uns heran und drückte mir den Gurt meiner Umhängetasche in die Hand.

„Du kannst später kollabieren während du diese wunderbare Landschaft bewunderst. Lasst uns endlich reingehen.“

Tödliche Blicke durchbohrten seinen Rücken als ich ihm nachsah, Dave blinzelte abermals verdattert auf.

„Hat er ein Problem?“

„Nein, aber er wird bald eins kriegen. - Wenn ich ihn heute Nacht mit meinem Buch erschlage!“
 

Wir waren gerade mal etwas über eine Stunde zu dritt unterwegs. Es war nun 11 Uhr Vormittags und ich musste es noch bis morgen Abend aushalten…

Mit Dave und ihm… Hauptsächlich mit ihm.

Einer von uns würde wohl dabei das Zeitliche segnen.

Nachdem wir uns an der Rezeption angemeldet und die Zimmerschlüssel von einer freundlichen Angestellten erhalten hatten machten wir uns daran die große Holztreppe zu den Fremdenzimmern emporzusteigen.

„Soll ich deine Tasche nehmen?“

„Oh nein, nicht nötig.“ Auf Daves Frage winkte ich lächelnd ab doch er gab keine Ruhe:

„Aber sie sieht schwer aus. Lass sie mich für dich tragen.“

„Nein, wirklich. Ich kann selbst… - Na schön.“ Bei seinem besorgten Blick konnte man einfach nicht widerstehen und ich hatte mir gerade den Gurt von der Schulter genommen um sie ihm zu reichen als sich eine fremde Hand dessen bemächtigte.

„Gib schon her!“ Murrte es von meinem Kumpel der nun mein Gepäck an sich genommen und die Tasche gerade übergehängt hatte.

„Einen auf ,Gentleman‘ machen ist voll out, Dave.“ Rügte er diesen nun über die Schulter sodass von unserem Bekannten nur ein nervöses Lächeln kam.

„Ah ja…?“

Lautlos seufzte ich auf.

Konnte nicht Jemand sein Leben mit mir tauschen?
 

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen, die Sachen verstaut und uns noch einmal umgezogen hatten gingen wir zusammen in die Stallung um die Pferde zu begutachten.

Da Dave hier ein und ausging, war er ein mehr als ein gern gesehener Gast und konnte sich hier frei bewegen ohne viel um Erlaubnis fragen zu müssen.

„Toller Stall!“ Höchst beeindruckt besah ich mir die vielen Boxen mit verschiedenen Pferden da ich so etwas noch nie gesehen hatte.

„Hier stinkst.“ Kam es wieder von unserem Sonnenscheinchen dem ich einfach keine Beachtung mehr schenkte.

„Schön, dass es euch gefällt. Ich habe mir schon überlegt, welche Reittiere ich euch geben soll.“

„I-Ich soll gleich anfangen zu reiten?“ Nervös sah ich Dave an doch dieser nickte lachend.

„Klar, immer rauf in den Sattel. Die Praxis ist immer besser als jede Theorie.“

„Also, ich auf keinen Fall.“ Entschied nun Kyusuke mit seiner starren Gesichtsmiene:„ Ich sehe euch gern dabei zu, wie ihr beide Cowboy und Indianer spielt aber ich bleib mit beiden Beinen auf dem Boden, beziehungsweise auf der Wiese vor der Koppel.

Dave sah ihn etwas verständnislos an, nickte dann aber.

„Du weißt nicht, was du verpasst, aber… - Wie du meinst, Kumpel.“
 

So geschah es dann, dass ich nur eine halbe Stunde später mit Hilfe meines ,Reitlehrers’ auf einer hellbraunen Stute saß.

„Das ist so wacklig. Ist das normal?“ Erkundigte ich mich immer noch mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme und fragte mich, wie ich überhaupt in den Sattel gekommen war.

Der Boden schien Kilometerweit weg.

„Das scheint dir nur am Anfang so. Das reiten auf einem Pferd ist eben ungewohnt.“ Meinte nun Dave lächelnd und ich war wirklich froh, dass er vor mir herlief und die Trense des Pferdes sicher in den Händen hielt.

„Okay, wenn du das sagst. - Und wenn sie loslässt und sie davon galoppiert, du hast keine Zügel an das Halfter gemacht.“

Ein amüsiertes Lachen erklang von ihm:„Keine Sorge, Suzuna. Entspann dich. Ich habe dir sicher keinen wilden Hengst gegeben. Das ist Ruby, eine ganz liebe Mähre, sie ist erst vor einigen Monaten Mutter geworden. Demnach so friedlich wie ein neugeborenes Baby.“

„Gut zu wissen. - Hallo Ruby.“ Zutraulich begrüßte ich das Tier, indem ich ihr einige Male durch die dichte Rückenmähne strich. Das schien ihr sichtlich zu gefallen, dann sie blähte ihre Nüstern weiter auf.

„Und immer schön geradehalten, Frau Detektivin.“

„Jawohl, Sir!“

Unser einstimmiges Lachen hallte glockenhell über die Koppel sodass Kyusuke, der am Rande des hohen Gatterzauns stand etwas heftig auf das dunkle Holz einschlug.

„Affentheater…!“
 

Das anfängliche ungewohnte Reiten entwickelte sich von Runde zu Runde mehr zu einem wunderbaren Spaß für mich.

Langsam aber sicher bekam ich ein Gefühl für das Tier unter mir und ich hatte auch keine Angst mehr, dass es aufbocken oder sich losreißen könnte.

Diese Empfindung, meinte Dave, sei gut. - Denn ohne Vertrauen könnten kein Reiter mit seinem Pferd auskommen.

So bestand ich darauf, dass er sich auch endlich in einen Sattel schwank und wir beide etwas das Gelände erkundschafteten.

Das taten wir dann auch wirklich, wenn auch nur eine kleine Runde die nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch nahm.

Wahrscheinlich dauerte es auch nur so lange, da wir wirklich im leichten Schritt unsere Pferde nebeneinander führten, jedoch empfing uns mein Kumpel mit sichtlich miesepetriger Miene als vorher am Zaun und beschwerte sich, dass wir eine halbe Ewigkeit gebraucht hätten.

Konnte ihn Ruby nicht freundlicherweise platt trampeln?

Den ganzen Tag blieb er wortkarg und auch, als wir uns mit einigen der Pensionsgäste im Aufenthaltsraum zusammensetzten um Karten zu spielen blieb er wie ein sturer, alter Anachoret.

„Nun lach doch mal.“ Forderte ich ihn mit einem Rippenstoß auf während einer der älteren Männer eine neue Runde Karten austeilte.

„Warum sollte ich? Das Abendessen war grausam und hier ist es stinklangweilig.“

„Spielverderber!“ Beleidigt wandte ich mich wieder meinen gegebenen Karten zu und beteiligte mich in der illustren Runde.

Seit wann war mein Kumpel so ein Miesmacher? Sonst immer, war er auch für jeden Spaß zu haben.

Warum war er überhaupt mitgekommen? Nur, um uns das Wochenende zu vermiesen.

Dabei genoss ich dieses ländliche Leben wirklich.

Es war ruhig, das stimmte aber es war heimisch.

„Lasst uns Mah Jongg [1] spielen!“ Forderte gegen halb 9 abends einer der Mitspieler auf und legte den typisch verpackten Beutel mit diesen Spielsteinen auf den Tisch.

„Gute Idee!“ Stimmten alle mit ein und auch Dave nickte mit leuchtenden Augen.

„Yeah, da mach ich mit.“ Entschied nun auch zu meiner großen Verblüffung Kyusuke.

Er sah mich neckisch an:„ Was ist mit dir, Suzuna?“

„Niemals!“ Mit bösem Blick sah ich ihn die Runde:„ Das ist doch nur ein Spiel für versoffene und einsame Erwachsene, damit will ich nichts zu tun haben!“

„Du hast also Angst, zu verlieren, ja?“ Bohrte nun Kyusuke sogleich spöttisch nach sodass meine Augenbrauen gefährlich zuckten.

ARGH!

Dieser… Blödmann!
 

„Haha! Mah Jongg… Gewonnen!!“ Verkündete ich gute zwei Stunden später nun schon zum 3 mal in Folge und strahlte über das ganze Gesicht.

„Schon wieder?“ Der Mann neben mir sah zweifelnd auf meine aufgedeckten Spielsteine während Dave mich bewundernd ansah.

„Donnerwette, Suzuna!“

„Sieht doch! Diesmal sind es lauter Schriftzeichen, sieht das nicht hübsch aus?“

„D-Das sind die drei großen Gelehrten?!“ Stieß nun ein anderer Mitspieler ehrfürchtig aus während ich nur kurz aufblinzelte.

„Du hast keine Ahnung von dem Spiel, oder?“ Brummte Kyusuke neben mir sodass ich ihn schnippisch ansah.

„Und wenn schon! Ich habe gewonnen und du nicht.“

„Du spielst wie der Teufel.“ Lobte mich Dave während es sogleich von meinem Kumpel kam:

„Sie ist der Teufel.“

„Ach, halt doch den Mund! Das ist bloß der Neid.“ Während ich ihn zurechtwies betrat in diesem Moment die Pensionswirtin den Raum.

„Entschuldigen Sie, meine Herrschaften, ich wollte Sie nicht stören. Es ist nur so, dass uns bedauerlicherweise das Bier und die Nigiri [2] ausgegangen sind.“

„Was?“ Einige enttäuschte Laute waren auf diese Eröffnung zu hören während ich nur erleichtert aufseufzte.

Na endlich!

Diese ganze Runde hatte gesoffen wie ein nicht zustopfendes Loch.

Selbst Kyusuke und Dave hatten sich ein, zwei Biere genehmigt.

„Nun ja, die Nachbarspension hat noch einige Reserven zur Verfügung. Ich habe dort telefonisch die Sachen schon bereitlegen lassen, die Sache ist nur, dass mein Mann wegen einigen privaten Angelegenheiten in Tokyo ist und ich muss hier bleiben wegen den anderen Gästen.“

„Wie weit ist die Nachbarspension entfernt?“ Erkundigte ich mich nun sodass die Frau antwortete:„ Nicht weit. Zu Fuß schafft man es in einer halben Stunde. Immer dem rechten Weg entlang.“

„Dann gehe ich.“ Ohne großes Federlesen stand ich auf und streckte meine eingesessenen Knochen.

Im Zimmer war es durch den vielen Zigarettenqualm der Herren ganz schön stickig geworden.

Frische Luft war nun nötig, ein kleiner Abendspaziergang immer gut für die Beine und außerdem, konnten sich die Herren soviel zudröhnen wie sie wollten.

Nachdem ich die Sachen besorgt hatte, würde ich langsam aber sicher ins Bett verschwinden.

Endlich hatte ich mal die Gelegenheit mich hinzulegen und auch lange zu schlafen, diese würde ich mir nicht entgehen lassen.

Nicht freiwillig…

„Das ist sehr nett von Ihnen. Wirklich.“

„Keine Uhrsache.“

Im Flur schlüpfte ich in meine hingestellten Schuhe und zog mir meine Strickjacke über die ich die ganze Zeit in meinem Schoß hatte liegen lassen.

„Es wäre jedoch besser, wenn sie Begleitschutz mitnehmen würden, junge Dame.“ Auf den gut gemeinten Rat der Wirtin winkte ich ab.

„Ach was. Ich bin mein eigener Begleitschutz.“

„Du wärst ein miserabler Begleitschutz. - Ich komme mit.“

Plötzlich erschien Kyusuke neben mir vor der Haustür im Flur und zog sich nun auch seine Schuhe und Jacke an.

„Ich kann das alleine!“ Wütend funkelte ich ihn an.

Traute er mir denn gar nichts zu? Konnte ich noch nicht mal für eine Stunde alleine auf die Straße? - Wir waren ja noch nicht mal in der Stadt!

„Es ist besser so.“ Stimmte die Wirtin seiner Entscheidung zu sodass er mir ein zuckersüßes Lächeln hinwarf.

„Ja, Suzuna. Es ist besser so.“

„Ja, du mich auch!“
 

Nachdem wir uns rasch bei Dave abgemeldet hatten folgten wir der einfachen Wegbeschreibung der Wirtin und absolvierten unseren kleinen abendlichen Spaziergang.

Schweigend… Total schweigend.

Dieses Schweigen hielt auch noch an, als wir in der anderen Pension ankamen und mit jeweils einer Tasche bepackt zurückliefen.

Gemächlich und einträchtig liefen wir nebeneinanderher.

So wäre es wohl jedem erschienen, wenn nicht dieses kalte Schweigen zwischen uns gewesen wäre.

„Schöner Nachthimmel heute, oder?“ Versuchte ich nun eine zwanglose Konversation in Gang zu bekommen, doch von ihm kam nur ein komisches Murmeln.

„Kann sein…“

*Und es kann nicht sein, dass du ein Idiot bist… Das steht nämlich fest!* Schoss es mir ärgerlich durch den Kopf gerade als ich mitten auf dem Weg stehen blieb.

Rechts, ein kleines Stücken über die Wiese, begann der Wald.

„Kyusuke…?“

„Ja?“ Mein Kumpel blieb einige Meter vor mir stehen und sah mich über die Schulter missgelaunt an:„ Was ist?“

„Komm, wir nehmen eine Abkürzung.“ Deutend zeigte ich auf den kleinen Pfad zwischen den Bäumen entlang.

„Abkürzung? Woher weißt du das?“

„Das hat mir Dave vorhin während unsers kleinen Rittes erklärt. Wenn wir dem Weg folgen, kommen wir an der Rückseite der Pension raus und müssen nicht außen rum.“

„Ich weiß nicht…“

„Dann gehe ich eben allein. Die Tüte ist schwer und ich hab keine Lust mir die Beine noch länger in dieser kühlen Nacht abzufrieren.“

Ohne auf sein sichtliches Misstrauen einzugehen bestieg ich den kleinen Berg zum Pfad und in den Wald hinein.

„Suzuna…! Jetzt warte doch… Hey! Ich komme auch!“

Irgendwie war ich froh, dass er mir folgte.

Es war zwar nicht die Dunkelheit die mir Angst machte oder auch die Stille um uns herum aber… es war einfach das Gefühl das er da wahr.

Nicht Irgendjemand sondern ER…
 

„Warum hab ich mich nur darauf eingelassen?“ Erklang es einige Zeit später genervt von ihm während wir noch immer durch die Dunkelheit liefen und anscheinend den Pfad aus den Augen verloren hatten.

„Jammer nicht rum!“ Etwas schwerer atmend da mir die Tüte in meiner Hand ganz schön lästig wurde antwortete ich ihm.

„Ich jammere nicht. - Ich will nur, dass du zugibst, dass wir uns total verlaufen haben.“

„Quatsch!“

„Mach dir doch nichts vor. Das ist NIEMALS der richtige Weg zurück in die Pension.“

„Ist es doch!“ Wütend über sein Misstrauen wirbelte ich auf dem Absatz herum um ihn dementsprechend anzufunkeln.

Was ich wohl lieber nicht getan hätte…

Ein ungewöhnliches und gar nicht gutes Knacken ertönte und mit einem Mal brach der Boden unter meinen Füßen weg.

„KYAAAAAAAAAAAAAAAH!!!“

Mein panischer Schrei ging in seinem ebenso schockierten Gesicht unter als ich mich reflexartig an seinen Jackenärmel klammerte und wir beide in die Tiefe fielen.

Kleine Zweige schlugen mir um die Ohren und Laub segelte in mein Gesicht während ich in einem hektischem Atemzug schon wieder festen Boden unter mir hatte.

Oder eher gesagt, einen Untergrund.

Einen weichen, warmen Untergrund der sich hastig hob und senkte.

„Argh!“ Erklang es unter mir während mir plötzlich auffiel, dass meine Nase in einem sehr gut duftenden Pulli steckte.

„Suzu? Du bist schwer…“

Verdattert richtete ich mich auf, stützte mich unabsichtlich auf seinen Schultern ab und stellte erschreckender weise fest, dass ich genau auf ihm gelandet war.

Nun waren unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, unsere Nasenspitzen konnten sich beinahe berühren.

„E-Entschuldige…“ Beinahe als hätte er die Seuche rollte ich mich von ihm runter und blieb heftig atmend sitzen.

„Schon gut. Alles in Ordnung?“ Er richtete sich auf während er sich mit einer Hand durch seine zerzausten Haare fuhr.

„Ja… geht schon.“

„Was ist das hier?“ Kyusuke rappelte sich mit beneidenswerter Standfestigkeit schon wieder auf die Beine und sah hinauf.

Einige Meter um uns herum nur braune Erde, nackter Feld und über uns der schwarze Abendhimmel.

„Eine Grube? Was soll das?!“ Wüst stieß er einige Flüche aus während es mir flau im Magen wurde.

„Stimmt… Dave hat mir auch vorhin erzählt, dass es hier noch Gruben aus dem letzten Kriegt gibt.“

„Und wieso fällt dir das erst jetzt ein?!“

„Ich habe eben nicht mehr daran gedacht!“

„Nein, du hast gar nicht gedacht und das, ist das Problem. - Du und deine Ideen!“ Seine Wut war diesmal weder aufgesetzt noch gespielt.

Er war wirklich angefressen und deswegen erwiderte ich auch nichts darauf.

Sah ihn nur stumm an.

Was hätte ich denn auch sagen sollen?

Entschuldige…?? Ziemlich lasch.

„Bleib wo du bist.“ Ordnete er nun knurrend an und tastete die Wände ab.

„Da ist kein Halt für die Füße, außerdem ist es schon zu dunkel um etwas zu sehen. - Was machen wir jetzt?“

„Wenn du dein Handy dabeihättest…“

„Das gilt genauso für dich!“ Schoss er nun gleich gereizt zurück sodass ich abermals verstummte.

Irgendwie fühlte ich mich gerade eben wie eine Versagerin.

Richtig erbärmlich.

Seufzend winkelte ich die Beine an und umschlang meinen Oberkörper mit den Armen.

Es wurde immer kühler und ich hatte mir nur halbherzig eine Strickweste angezogen bevor wir die Pension verlassen hatten.

Umso verblüffter war ich, dass mir Kyusuke auf einmal seine Cordjacke zuwarf.

„Hier… zieh das über!“

„Brauch ich nicht.“ Zickig warf ich sie ihm wieder zurück, sodass er sein Bekleidungsstück eher automatisch auffing.

Seine Augen blitzen mir angrifflustig entgegen doch ich drehte nur zickig den Kopf weg.

Vielleicht war es ja meine Schuld, dass wir in dieser verfluchten Grube saßen aber deswegen wollte ich noch lange kein Mitleid von ihm, wenn er mich vorher so mies behandelte!

„Du frierst doch, oder? Also, zieh dir die Jacke über.“

„Ich denk nicht dran.“

„Nun mach schon.“ Mit drei großen Schritten war er bei mir, kniete sich vor mich.

„Nein, ich will…“

„TU WAS ICH DIR SAGE!“

Seine entschlossene Aussage ließ mich verängstigt innehalten, das nutzte er schamlos aus um mir seine Jacke nun überzuhängen.

*Das war grob.* Etwas verlegen senkte ich den Blick in meinen Schoß und war heilfroh, dass es so dunkel war.

Sonst hätte er die röte auf meinen Wangen sehen können.

„Tz! Sturkopf…!“ Stieß er verächtlich hervor und ließ sich ebenfalls neben mir nieder.

Einige Sekunden herrschte Stille, während ich ihn aus dem Augenwinkeln ab und an kurze Blicke zuwarf.

Nun hatte er nur noch seinen schwarzen Pullover über. Er musste doch entsetzlich frieren, oder?

„Wir haben noch Glück. Wir haben das Bier und die Onigiri, die wir im Laden gekauft haben. Zur Not, können wir uns warm trinken… - Mit dem lesen meiner Zeitschriften wird das bei der Dunkelheit allerdings nichts.“ Murmelte er nun auf einmal und klang gar nicht mehr so böse.

Eher sanft und beruhigend.

*Er will mich trösten.* Ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen doch kurz darauf weiteten sich meine Pupillen.

Ein warmer Arm legte sich um meine Schulter.

„Ist dir kalt, Suzu?“

„Nein…“ Meine Stimme verklang in meinen eigenen Ohren wie ein fernes Echo.

Das einzige was ich hörte, war das stetige rasen meiner Herzens.

„Komm ruhig näher, lehn dich an mich. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis uns hier einer findet.“

Seine sanfte, vertraute Stimme war nah neben meinem rechten Ohr und ich spürte, wie ich immer mehr an seinen warmen Körper gedrückt wurde.

Spurte seinen Arm um meine Schulter, seine Hand auf meinem äußersten Schulterblatt und die Innenseite seiner Oberschenkel die so dicht an meinen lagen.

Und plötzlich, konnte ich wieder seinen intensiven Geruch wahrnehmen.

Den Geruch seines Pullovers, der Geruch von ihm.

Er roch nach… nach Kyusuke und ein kleines bisschen Pfefferminz.

Meine Emotionen fuhren Achterbahn und mein Herz klopfte inzwischen so stark, das es wehtat.

Hörte er es denn nicht?

Hörte er nicht, das stetige rasen meines Herzens??

„Du zitterst ja… Alles in Ordnung, Suzu?“

Erschrocken wand ich mich aus seiner leichten Umarmung als ich seine Lippen an meiner Schläfe spürte.

„Fass mich nicht an!“

Wie ein verschrecktes Kaninchen drückte ich mich gegen die kalte Wand hinter mir und sah ihn panisch an.

„Was hast du denn?“ Besorgt funkelten seine grünen Augen auf und er streckte behutsam die Hand nach mir aus.

„Nein! Geh weg!!“ Mit schmerzender Lunge schlug ich seine Hand weg und atmete abgehackt ein uns aus.
 

Komm nicht näher!

Komm keinen Schritt näher.

Fass mich nicht an!

Berühr mich nicht!

Lass deine Hände von mir!

Sieh mich nicht so an!

Nicht so…

Sprich nicht mit mir!

Nicht mit dieser Tonlage…

Bleib da wo du bist.

Bleib dort stehen,

weit weg von mir!

Ich will dich nicht spüren.

Ich will dich nicht sehen.

Ich will dich nicht riechen.

Bleib weg von mir!

Ganz weit weg…

Sonst bist du des Todes.

****************************************************************
 

[1] Mah Jongg: Ein japanisches Spiel, das oft nur in den Spielhallen und Casinos getätigt wird. Die Popularität ist ähnlich wie unser Skat oder der einarmige Bandit.
 

[2] Nigiri: Reisbällchen (in Dreieckform) mit Seetankblätter umwickelt. Kann verschiedene Füllungen haben z.B.: Gemüse, Lachs oder auch Thunfisch.
 

Ja, ja… Ich weiß: Ich bin sooo evöööööl!

So ein fieser Cliffhänger aber auch ^.~

Hab ich mir von Karma abgeschaut *hehe*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-11-05T13:24:44+00:00 05.11.2007 14:24
So dieses Kappi wollte ich am Sonntag lesen, habe es aber jetzt gelesen =), dieses Kappi finde ich richtig gut *Daumen hoch tu* und das für heute lese ich nachher muss jetzt wieder arbeiten gehen. Also bis denne...
*knuddel und kussis geb* Ich liebe dich =)
~<Subway>~
Von:  Nochnoi
2007-08-22T17:13:26+00:00 22.08.2007 19:13
Ich kann meiner Vorrednerin nur zustimmen, mal wieder wirklich klasse ^^
Hach, ich weiß nicht, die Story fesselt mich irgendwie *ggg* Ich find's schade, dass ich jetzt nicht einfach weiterlesen kann, sondern geduldig auf das nächste Kapitel warten muss. Na ja, ich tu's aber trotzdem gern - solange du uns natürlich nicht allzu lange warten lässt xDD
Du hast da nämlich wirklich an einer sehr gemeinen Stelle aufgehört O.o Echt fies von dir ... aber gleichzeitig natürlich auch ungemein spannend ^______^ Ich bin gespannt, ob die beiden je aus ihrer Misere befreit werden oder in diesem Erdloch leider verhungern müssen xDD

Na, dann mach mal schnell weiter ^^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von: Karma
2007-08-21T23:06:45+00:00 22.08.2007 01:06
WAR DAS KLASSE!!!!

So, und jetzt zum Wichtigsten: ERSTÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ!!!!

Hach, ist das schön, wenn man die ganze Nacht hindurch am PC sitzen und auf neues Zeugs warten kann. *froi*

Nyo, jetzt aber zum Kappi: Ich finde, es ist Dir gut gelungen. Die arme Suzu tut mir unglaublich leid. So nah und doch so fern... *seufz*

Und Kyusuke erst! Der muss doch jetzt denken, dass seine große Liebe (interpretier ich jetzt einfach mal *hehehe*) ihn nicht bei sich haben will. Dabei gibt's doch nichts, was sie sich eigentlich mehr wünscht als ihn. Die armen Schnubbis! *heul*

Und Dave tut mir auch leid. Der denkt sich doch bestimmt seinen Teil, wenn die Beiden einfach nicht wieder auftauchen. Wie hat er das eigentlich verkraftet, dass Kyu einfach mitgekommen ist? Er war doch sicher nicht besonders begeistert.

Arme Suzu. Sitzt zwischen allen Stühlen. Auf der einen Seite der Mann, der sie liebt und für den sie die gleichen Gefühle hat, mit dem sie aber wegen ihres 'Jobs' nicht zusammensein KANN und auf der anderen Seite so ein netter Kerl wie Dave, der auch (ganz sicher, oder?) was von ihr will und dem sie sicherlich nicht wehtun möchte. Ich würde um nichts in der Welt mit ihr tauschen wollen.

Nyo, ich werd dann mal Schluss machen und wieder an die Arbeit gehen. Mal sehen, ob meine neue Story bis morgen schon on ist. Dann kannst Du mir ja nen Kommi hinterlassen. *hehe*

Also dann, wir lesen uns morgen bzw. nachher. Süsse Träume und viel Inspiration wünsch ich Dir (natürlich wieder völlig uneigennützig *unschuldig pfeif*)!!! Fühl Dich ganz feste geknuddelt!!!

Karma


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