Wieder am Anfang
Es geht weiter. Danke an Wolfi^^
Kapitel 9: Wieder am Anfang
„Ich liebe dich“
„Ich dich auch“, wisperte Kai, bevor er Yuriy überglücklich in einen Kuss zog. Sie standen einfach nur mitten im Wohnzimmer, alles andere um sie herum war vergessen. Die Zeit verging, bevor der Rothaarige sich von den Lippen des anderen löste. Sanft lächelte er, als sich Kai an seine Brust schmiegte und zufrieden die Augen schloss. Langsam hob er die Hand und strich durch das weiche graublaue Haar. Diese Zweisamkeit war wunderschön. Ihrer Meinung nach hätte in diesem Moment ruhig die Zeit stehen bleiben können.
„Das ist schön“, schnurrte der Kleinere zufrieden.
Zustimmend nickte Yuriy, während er die Lippen zu einem traurigen Lächeln verzog. „Ich weiß, aber genau deswegen wollte ich alleine bleiben. Ich musste dich doch vor Bryan schützen, denn nun, dich in diesem schönsten Moment seinetwegen zu verlieren... Ich könnte es nicht ertragen.“
Wütend blitzen die roten Augen und Kais Kopf ruckte hoch. „Ich will dich nicht mehr hergeben, also denk nicht mal daran zu gehen! Bleib bei mir, bitte. Du musst leben und bei mir bleiben. Für mich!“ Verzweifelt drückte er sich an die warme Gestalt. Er wollte nicht mehr seinen Geliebten verlieren, so lange war er alleine und wollte endlich geliebt werden. Yuriy war die richtige Person dafür, dessen war er sich sicher.
Zustimmend nickte der Rothaarige. Zum ersten Mal wollte er wirklich Überleben. Er wollte bei Kai bleiben um jede Sekunde mit ihm genießen. „Ich verspreche es dir, bei dir zu bleiben.“
Zufrieden schmiegte sich Kai an ihn, bevor er den Kopf in den Nacken legte und ihn verliebt ansah. „Gut, dann kannst du ja von nun an in meinem Bett schlafen. Dich gebe ich nicht mehr her“, versicherte er. Er legte seinen Kopf auf Yuriys Brust, als ihm der Tisch ins Auge fiel. Sofort fiel ihm ein Brief ins Auge. Mühsam unterdrückte er einen Fluch, als er das verhasste Stück Papier sah. Gestern hatte er eine Mahnung im Briefkasten gehabt, welche er wütend auf den Tisch geworfen hatte. Seit dem er kein Job hatte, hatte er kein Einkommen und so saßen ihm eine Menge Leute im Nacken. Es war ihm mehr als unangenehm, so nahm er sich vor, das Ding verschwinden zu lassen, damit niemand davon erfuhr.
Jedoch bemerkte Yuriy wohin Kais Blick glitt und entdeckte so den Brief auf den Tisch. „Was ist das?“, fragte er neugierig nach.
„Ein Brief, aber nichts wichtiges“, versicherte der Rotäugige schnell und wollte nach dem Brief greifen, bevor Yuriy ein Blick darauf werfen konnte. Dieser hatte jedoch flinke Finger und auf einmal hatte Yuriy den Brief in den Hand. Wütend verengte Kai die Augen. „Yuriy! Gib her!“, fauchte er aufgebracht und streckte auffordernd die Hand aus. Er wollte nicht, dass Yuriy erfuhr, dass er bald aus der Wohnugn fliegen würde, nur weil er die Miete nicht mehr aufbrachte. Das war so schon peinlich genug.
„Nein, aber dafür kriegst du das hier“, meinte Yuriy unbeeindruckt, während er den Brief herausnahm und Kai die leere Hülle in die Hand drückte. Dann stieß er den Kleineren mit einer Bewegung aufs Sofa, welcher völlig überrumpelt sich nicht wehren konnte. Bevor er wieder auf den Beinen war, hatte Yuriy bereits das Stück Papier durchgelesen. „Aber das ist..“, murmelte er überrascht.
„Ja und?“, zischte Kai.
Wütend richteten sich die blauen Augen auf ihn. „Kai? Wann hattest du vor, mir das zu sagen?“, knurrte Yuriy. Er konnte nicht glauben, was er eben gelesen hatte. Kai sollte aus der Wohnung fliegen. So viel hatte der Kleien für ihn getan, aber schien Kai selbst Unglück zu haben. Sofort nahm Yuriy sich vor etwas dagegen zu unternehmen. Irgendwie müsste er Kai doch helfen können.
„Gar nicht, sonst wäre die Überraschung ja dahin. Außerdem solltest du dir nicht unnötig sorgen machen. Ich kriege das schon hin. Ich muss nur einen neuen Job finden, nachdem ich gefeuert wurde.“ Entschlossen strafte Kai die Schultern, während er das Kinn empor reckte. Er würde nun nicht aufgeben, sondern Kämpfen, damit er hier wohnen bleiben könnte. Aus eigener Kraft würde er dieses kleine Problem schon überstehen.
„Wie willst du dann bis dahin deine Miete bezahlen?“
„Ich such einen neuen Job, den ich dann ausübe, ganz einfach.“ Trotz spiegelte sich in Kais Augen, als er das einfach so dahin redete. Zeitgleich wusste er, dass das nicht so einfach werden würde solange Bryan sie verfolgte. Leicht könnte der Geist etwas anstellen, dass ihm den Job oder sogar das Leben kosten könnte.
Leise schnaubte Yuriy, als er ebenfalls daran dachte. Skeptisch wanderte seine Augenbraue hinauf. „Und wie? Du siehst andere Geister und Bryan verwüstet alles in unserer Umgebung“, erinnerte er.
Hilflos zuckte Kai mit den Schultern, als er das gefragt wurde. „Das klappt schon irgendwie“, versicherte der Rotäugige und bemühte sich Positiv die Lage zu sehen. „Kommst du nun mit ins Schlafzimmer? Du bist sicherlich müde und willst dich hinlegen. Ich zeige dir wo du schlafen kannst, während ich dann auf Jobsuche oder so gehe.“
Leicht schüttelte Yuriy den Kopf. Er trat einen Schritt zurück, so dass seine Schritte leise auf dem hellen Parkett Fußboden wiederhalten. Stur verschränkte er die Arme vor der Brust, während durch ein Fenster Sonnenlicht auf seine Gestalt schien und ihn einhüllte. Sein rotes Haar leuchtete wie lebendige Flammen. „Nein, erst wenn wir das geklärt haben.“
„Da gibt es nichts zu klären!“
Wütend knurrte Yuriy auf und seine Augen wirkten wie ein Meer in dem ein Sturm tobte, so sehr verdüsterte sich das blau. „Kai! Wenn du nicht bald bezahlst fliegst du raus! Ich habe eine Idee, wie wir das alles retten können.“
Überrascht sah der Graublauhaarige ihn an. „Ach ja? Und wie?“
„Wir gehen in eine Bank, rufen Bryan, provozieren ihn und dann lässt er alles explodieren. Daraufhin schnappen wir uns das Geld und hauen ab. Oder wir verklagen danach die Bank auf Schadensgeld“, schlug Yuriy fröhlich vor. In seinen Ohren klang die Idee perfekt. So kämen sie an Geld und zumindest einmal könnte ein Geist seinem Geliebten zu Geld verhelfen, wenn auch unwillentlich.
„Sicherlich nicht! Das ist Bankraub und Betrug! So was kannst du nicht ernst meinen! Keiner von uns beiden wird so was dämliches tun, denn dafür kommen wir beide nämlich ins Gefängnis, oder denkst du dir, wenn wir sagen, dass nicht wir, sondern ein Geist daran Schuld ist, werden sie uns glauben? Ganz bestimmt nicht! Sie werden uns die Schuld geben und uns daher bestrafen.“
„Dann kommen wir halt in den Knast, das ist kein Hindernis. Ich kann vieles“, versicherte Yuriy grinsend. Allein an den Gedanken daran blitzen seine Augen vor Vorfreude. Er wusste, dass er viel konnte und Sachen wie Schlösserknacken war dafür der Beste beweis. In solche Dingen machte ihm keiner was vor und so könnte sie auch fliehen.
Hilflos schüttelte Kai den Kopf, während Verzweifelung im ihm Aufstieg. „Na und? Es spielt keine Rolle wie viel du kannst. Es ist egal. Bitte Yuriy, tu es nicht. Für mich. Schwöre bei meiner Liebe zu mir, dass du so was dummes nicht tun wirst!“, flehte Kai. Als er nur Schweigen erntete wirkten die roten Augen verletzt. Scheinbar konnte Yuriy nicht mal das Versprechen, dabei hatte er geschworen, dass sie zusammen bleiben würden. Nun jedoch warf er dieses Versprechen leichtfertig weg. Warum nur? Er dachte, dass die Liebe beiderseitig war, aber scheinbar irrte er sich. „Ich gehe etwas spazieren“, murmelte Kai, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und aus der Wohnung stürmte. Er konnte nicht mehr im selben Zimmer sein wie der Rothaarige, der ihn eh nicht verstand.
Fast lautlos glitt die Tür hinter dem Rotäugigen ins Schloss. Schweigen breitete sich im Wohnzimmer aus, während Yuriy alleine gelassen im Zentrum stand. Seine Augen waren auf die Tür gerichtet und spiegelten Schmerz wieder. „Warum mache ich nur immer alles falsch?“, murmelte er. Dabei wollte er Kai doch einfach nur helfen, sich erkenntlich zeigen nach allem was dieser für ihn getan hatte. Aber nun hatte er es nur geschafft ihn zu verletzen.
Kraftlos ließ er sich aufs Sofa fallen, wobei er seinen Gedanken nach hing. Er wollte Kai wirklich helfen, dazu müsste er sich nun jedoch was anderes einfallen lassen. Kai brauchte Hilfe, nur wie könnte diese aussehen? Nachdenklich starrte er an die Decke und so entging ihm, wie ein Kissen anfing zu schweben. Langsam erhob es sich vom Sessel und flog leicht schwanken durch die Luft, wobei es sich dem Rothaarigen näherte. Schließlich erhoben sich auch noch die restlichen Kissen lautlos in die Luft, bevor auch sie sich Yuriy näherten. Auf einmal kam hektische Bewegung in sie, als sie sich zeitgleich auf Yuriy drückten. Sie zischten durch die Luft und pressten sich auf den Körper um ihn zu ersticken. Kaltes Lachen hallte in dem Zimmer wieder, doch durch den Schreck erkannte Yuriy nicht, dass es sich bei der Stimme um Bryan handelte.
Er nahm nur wahr, wie sich die Kissen auf ihn pressten. Eines drückte sich in sein Gesicht und selbst als er daran zerrte bewegte es sich nicht hinfort. Panisch wand er sich gegen die Kissenmassen. Eine übernatürliche macht versuchte ihn gerade zu ersticken. Bryan... Das musste Bryan sein. Am liebsten hätte Yuriy geschrieen, aber dämpften die Kissen alles. Protestierend schmerzten Yuriys Lungen, als sie fieberhaft nach Sauerstoff forderten. Immer fester drückte sich das Kissen auf sein Gesicht, so dass er einfach nicht atmen konnte. Er spürte bereits wie sich alles vor seinem Augen drehte. Die Umgebung flackerte und drohte zu verschwimmen. Kai... Seine letzten Gedanken galten seinem Geliebten, als der Sauerstoffmangel seinen Geist immer weiter vernebelte. Seine Bewegungen erschlafften, bevor seine Hände leblos hinabfielen und vom Sofa herabhingen. Seine kalten Finger streiften den Boden, während seine Augen zu fielen. Erbarmungslos drückte die Kissen sich noch immer auf ihn. Sein Herzschlag wurde langsamer, stockte kurz. Kai.... Es tat Yuriy leid, dass er sein Versprechen brach, dass war der letzte Gedanke, der ihm kam, als die Dunkelheit ihn endgültig einhüllte.
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