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Eine andere Welt

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Das erste und zweite Jahr

Eine andere Welt
 

Vorwort: Meine Gedanken geben keine Ruhe, ich muss einfach wieder schreiben. Dies ist eine Geschichte, gewidmet für Sailor Moon und Harry Potter Fans und alle, die es jeweils noch werden wollen.

Anmerkung: Die jeweiligen Personen gehören deren Erfinder, dies ist nur eine unkommerzielle Fangeschichte. Sie hält sich nicht genau an die Abläufe in den Harry Potter Bänden!
 

Der Sommer war in Tokio wieder eingekehrt und damit ebenfalls eine fast gespenstische Ruhe. Die erste Hälfte des Jahres war erfüllt gewesen von den Sphären aller möglicher dämonischer Präsenzen. Deshalb erschien die nun eingetretene Stille sehr ungewöhnlich für uns alle, die bis an das Ende ihrer Kräfte gekämpft hatten. Wir, die Sailorkrieger, das waren Sailor Moon, Merkur, Mars, Jupiter, Venus, Uranus, Neptun, Pluto, Saturn, Chibimoon sowie die Starlights, Tuxedo Mask und unsere drei immerwährenden Begleiter Luna, Artemis und Diana. Da wir magische Kräfte besaßen und anders waren als die übrigen Menschen, hatten wir die Aufgabe, diese Welt und das Leben auf ihr vor den Einflüssen böswilliger Kreaturen zu schützen. Ich, die einzige, die nicht aus Japan stammte, sondern aus Deutschland, Sailor Destiny, freute mich sehr, zu ihnen gehören zu dürfen. Ihre Freundschaft bedeutete mir sehr viel und sie erleichterte uns, unser Schicksal zu akzeptieren. In diesen Tagen hatten wir viel Spaß miteinander und unternahmen einiges zusammen. Ich hatte ebenso das große Glück, als freie Reporterin und Auslandskorrespondentin sowie nebenbei Schriftstellerin zu arbeiten und konnte mir meine Arbeit weitgehend selbst einteilen.

Doch natürlich kam in diesen ruhigen Tagen wieder ein unverhofftes Ereignis dazwischen, das sich keiner von uns je ausgemalt hätte. An einem lauen Sommerabend stand ich noch spätabends auf dem Balkon meiner Wohnung und lehnte mich in den sanften Wind. Schließlich riss ich mich aus meinen Gedanken und blickte auf meine Uhr, nur um entsetzt festzustellen, dass es schon wieder viel später war, als ich angenommen hatte. Gerade als ich mich fertig gemacht hatte und ins Bett stieg, hörte ich auf einmal eine leise Frauenstimme. „Bitte, hilf meinem Sohn!“ Ich zuckte zusammen, und schaute etwas nach oben in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Dort sah ich die feinen Umrisse einer rothaarigen Frau. „Wer sind Sie?“ – „Es tut mir sehr Leid, dass ich dich erschreckt habe. Mein Name ist Lilly Potter und das, was du hier siehst, ist nur noch ein Abbild meiner Seele.“ – „Das heißt, Sie...?“ – „Ja, ich lebe nicht mehr. Deshalb möchte ich dich um einen Gefallen bitten, auch wenn ich weiß, dass ich sehr viel von dir verlange. Du musst wissen, ich bin eine Hexe.“ – „Bitte, was?“ – „Es gibt ein paar wenige Menschen wie ihr, die die Kraft habt, diese Erde zu beschützen. Es existieren aber auch nicht wenige Menschen, die andere Zauberkräfte haben und die ihr Menschen Zauberer und Hexen nennt.“ – „Das ist...“ – „Wir halten unsere Welt streng geheim vor den anderen Menschen. Vor einigen Jahren wollte ein böser Zauberer die Macht der Zaubererwelt an sich reißen und riss mich und meinen Mann in den Tod. Mein Sohn kam mit dem Leben davon. Die Macht dieses Zauberers fiel in sich zusammen und er verschwand. Aber in letzter Zeit spüren es sogar die, die nicht mehr unter den Lebenden weilen, immer deutlicher. ER wird wieder versuchen, an seine alte Macht zu gelangen. Und mein Sohn befindet sich somit in größter Gefahr! Er wird dieses Jahr eingeschult auf die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei und ich habe große Angst um ihn.“ – „Sie wollen, dass ich ihn beschütze? Warum gerade ich? Können ihn die anderen Zauberer nicht genauso gut schützen? Oder vielleicht sogar noch besser?“ – „Ich fürchte, nein. Deine Kraft ist zwar anders als die der Zauberer, aber ich bin mir sicher, dass nur du und Harry das Böse aufhalten können. Durch sein Wesen und deine Macht werdet ihr Lord Voldemort besiegen. Dämonen haben sich nämlich in unserer Welt festgesetzt! Deshalb brauchen wir dich! Sie wollen die Zaubererwelt kontrollieren, um auch die Menschenwelt zu beherrschen!“ – „ Also du möchtest, dass ich auf diese Schule gehe, Harry unter meine Fittiche nehme und gleichzeitig mit ihm diesen Zauberer und die Dämonen ausschalte, falls es welche gibt? Das klingt alles ein bisschen viel auf einmal und kommt sehr überraschend!“ – „Bitte, du bist meine einzige Hoffnung. Er würde es vielleicht auch alleine schaffen, aber mit dir zusammen...“ – „Und wie soll ich ihm das beibringen, dass seine verstorbene Mutter vor mir aufgetaucht ist? Und wie komme ich an diese Schule und mogle mich durch? Ich bin ja keine Hexe! Außerdem bin ich 23 Jahre alt!“ – „Ich werde dir etwas von unserem Geld überlassen sowie die Einladung der Schule, die ursprünglich an mich ausgestellt war. Du musst es einfach versuchen. Bitte denke jedoch nicht zu lange darüber nach. Das Schicksal der Zaubererwelt und auch eurer Welt hängt davon ab!“ Ich überlegte nur einen Augenblick, dann seufzte ich. „Wo finde ich das Geld?“ – „In London, in der Winkelgasse, bei Gringotts im Verlies 118. Hier ist der Schlüssel. Schulbeginn ist am 15. Juli. Du musst an den Londoner Bahnhof ans Gleis 9 ¾. Ich danke dir so sehr.“ – Sie lächelte sanft und verschwand dann. Ich seufzte noch einmal, weil ich es immer noch nicht ganz glauben konnte.

Am nächsten Tag rief ich erst einmal alle meine Freunde zusammen, um das Ganze mit ihnen zu besprechen. Auch sie waren ratlos. „Irgendwie klingt das alles nach einem Scherz oder nach einer Falle.“ Meinte Makoto, und die anderen nickten. Schließlich meldete sich Bunny zu Wort: „Ich sehe, dass du dir genauso große Sorgen um die Menschen dort und um diesen Jungen machst, Sandra, wie ich es tue. Ich weiß, es ist in England und es klingt alles aberwitzig, aber ich hoffe, wir werden uns trotzdem öfters sehen...“ Ich blickte zu Bunny auf und sah sie sanft an. Sie schluckte schwer und da wusste ich, was ich zu tun hatte. „Ich werde mich auf dieses Abenteuer einlassen. Schließlich sind es genauso Menschen wie wir, die in Gefahr schweben.“ Sagte ich bestimmt und blickte Bunny nun fest in die Augen. „Aber wann immer es bei euch Schwierigkeiten gibt, ruft mich über den Kommunikator und ich werde bei euch sein.“ Die anderen sahen mich noch etwas entsetzt an, doch auch sie nickten schließlich. „Wann fliegst du?“ – „Wenn es klappt, übermorgen.“

Es klappte. Ich buchte mir einen Flug nach London und packte meine Sachen. Doch zuvor gab es noch einen rührenden Abschied von meinen Freunden. Ich lachte unter leisen Tränen. „Es ist ja nicht für immer, wir sehen uns bald wieder! Ich werde so oft wie möglich nach Tokio kommen.“

Zwei Stunden später saß ich bereits im Flugzeug und bereitete mich schon einmal seelisch vor. Obwohl ich eigentlich gar nicht wusste, was auf mich zukommen sollte. Ich hatte mit meiner Arbeit alles geregelt, da sollte es keine Probleme geben. Ich stellte meine journalistische Tätigkeit etwas in den Hintergrund und sollte jetzt nur noch Fortsetzungsgeschichten schreiben. Voller Nervosität aber auch Neugierde flog ich meinem noch unbekannten Ziel entgegen und ich überlegte mir schon, wie ich die nächste Zeit überstehen sollte.

Am nächsten Tag fand ich mich in den Straßen Londons wieder, doch ich hatte keine Ahnung, wo ich diese Winkelgasse finden sollte, also befragte ich ein paar Leute, die mir aber nicht helfen konnten. Ich wollte schon fluchen, als mir ein altes, dunkles Gemäuer auffiel, eingequetscht zwischen anderen Häusern und sehr unscheinbar. Instinktiv lief ich darauf zu, weil mir mein Bauch sagte, dass mir hier jemand weiterhelfen würde. Als ich die Tür öffnete, sah ich erst einmal nichts, so dunkel war es. Nach wenigen Augenblicken hatten sich meine Augen jedoch an das Dämmerlicht gewöhnt und ich sah mich in dem Raum um. Ich befand mich wohl in einer kleinen Taverne und nur wenige komische Gestalten saßen um mich herum. Menschen mit spitzen Hüten und dunklen Umhängen, die mich ebenso neugierig anstarrten wie ich sie, da ich normale Jeans und ein T-Shirt trug. Ich wandte mich an den Mann hinter dem Tresen. „Entschuldigung, könnten Sie mir sagen, wo ich die Winkelgasse finde?“ – „Und was möchten Sie dort?“ fragte er argwöhnisch. „Ich möchte... Es ist so, ich komme von etwas weiter her und war noch nie in London, ich besuche die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei ab diesem Jahr, und brauche noch Schulsachen.“ Sein Gesicht klarte auf. „Natürlich, kommen Sie, ich führe Sie hin.“ Er geleitete mich durch eine andere Tür ins Freie vor eine Mauer, dort klopfte er in einer bestimmten Reihenfolge auf ein paar Steine, die sich dann sogleich zur Seite schoben. Ich war ziemlich beeindruckt. Der Blick wurde frei auf eine enge Gasse, in der sich Menschenmengen tummelten. Allesamt Zauberer und Hexen, wie es schien. „Danke, sehr nett von Ihnen!“ sagte ich noch und verabschiedete mich sogleich, um in die Menschen einzutauchen.

Als der Wirt ins Gasthaus zurückkehrte, flüsterte ihm ein Zauberer zu: „Du vertraust aber auch jedem hübschen Mädchen gleich blindlings.“ – „Wieso?“ – „Die war doch höchst verdächtig. Solche Kleider trägt keine Hexe, und die und Hogwarts besuchen? Die ist doch bestimmt schon über 20!“

Ich befand mich derweil auf der Suche nach Gringotts und fand es ziemlich schnell, da es das größte und schiefste Gebäude in der ganzen Gasse war. Dort angekommen, begrüßten mich ein paar komisch aussehende Wichtel oder Kobolde, ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu schreien oder zu lachen. Was für eine wundersame Welt, dachte ich, die gleichzeitig neben unserer existiert. Nach einer wilden Fahrt durch dunkle Gänge und Höhlen kamen wir an das genannte Verlies 118 und als es aufgeschlossen wurde, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Ein ganz schöner Haufen von Goldmünzen lag darin. Ich sammelte einige ein und fuhr mit dem Kobold wieder an die Oberfläche. Dann warf ich einen erneuten Blick auf die Einladung der Schule, um zu sehen, was ich mir denn alles für die erste Klasse kaufen musste. Innerlich lächelte ich. Ein komisches Gefühl, noch einmal eine erste Klasse zu besuchen! Schließlich begann ich mit den Kleidern, kaufte Hut, Umhang und Schuluniform und zog sie auch sogleich an, um nicht mehr aufzufallen. Die Verkäuferin hatte mich sowieso schon schräg angestarrt. Dann waren Kessel, Bücher und die übrigen Materialien dran. Auf dem Weg zum Zauberstab-Laden lief ich plötzlich an Käfigen vorbei. Fasziniert blieb ich vor ihnen stehen. Wie süß! Eulen! Käuzchen! Ach ja, stimmt, man durfte sich ja ein bestimmtes Tier erlauben. Doch da ich das mir anvertraute Geld nicht verschleudern wollte, bewunderte ich die Tiere noch eine Weile und ging dann weiter. Im Zauberstab-Laden wurde ich von einem älteren Herrn begrüßt. Er reichte mir sogleich eine Schachtel. „Ich denke, der hier wäre etwas für Sie!“ Ich nahm den dunklen Holzstab in die Hand und wartete darauf, dass sich etwas regte. „Sie müssen Ihn schon etwas schwenken, von allein passiert nichts!“ – „Ach so!“ Doch es rührte sich immer noch nichts. So war es auch mit den weiteren 15 oder 20 Stäben, die ich versuchte. So langsam bekam ich Panik. Wenn ich gleich aufflog und gar nicht für die Schule zugelassen wurde, weil ich so gut wie keine Zauberkräfte besaß? Ich nahm mir vor, mich beim nächsten Stab anzustrengen und zu konzentrieren. Der Mann hatte lange gesucht und kam nun mit einer angestaubten Packung hervor. Er runzelte die Stirn. „Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, aber ich versuche es jetzt trotzdem einmal mit diesem. Es ist ein ganz besonderer, er hilft denjenigen, die noch etwas Probleme mit ihrer Zauberkraft haben und sie nicht unter Kontrolle bringen können.“ – „Also einer für Anfänger?“ – „So ungefähr. 9 Zoll, Eiche.“ Nun schenkte ich meine ganze Aufmerksamkeit dem Stab, den ich in der Hand hielt. Dann hob ich ihn langsam und im selben Moment fühlte ich eine seltsame Woge der Gefühle in mir und der Stab funkelte. „Na sehen Sie, wir haben doch letztendlich etwas für Sie gefunden.“ Erleichtert zahlte ich und ging nach draußen. In der Sonne blieb ich kurz stehen und fragte mich, was diese Welle gerade ausgelöst hatte. Waren das Zauberkräfte? Unvorstellbar. Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht hatten meine Sailorkräfte Ähnlichkeit mit denen der Zauberer. Das musste es wahrscheinlich sein.

Ein paar Stunden später stand ich am Londoner Hauptbahnhof und wusste schon wieder nicht mehr weiter. Gleis 9 ¾? Ich hatte mich dabei doch nicht verhört, oder?? Ratlos lief ich auf den Gleisen hin und her. Auf einmal sah ich etwas Weißes durch die Menge blitzen. Eine Eule! Schnell lief ich hinterher. Ein ca. 11jähriger Junge folgte anscheinend genauso ratlos einer rotschöpfigen Familie, die einer nach dem anderen an einer Mauer spurlos verschwand. Ich schaute eine Weile zu und zog den Schluss, dass ich mich genauso waghalsig auf diese Mauer stürzen musste, um an mein Ziel zu kommen. Inzwischen hatte ich mich an solche komischen Vorkommnisse gewöhnt. Also lief ich schnell mit meinem ganzen Gepäck und warf mich mit voller Wucht auf die Steine zu, hielt den Atem an, schloss die Augen im letzten Moment und....... stand auf einmal auf einem völlig anderen Gleis. Mit 9 ¾ war es gekennzeichnet und auf ihm parkte ein roter Zug mit der Aufschrift Hogwarts. Er zischte schon und viele andere Familien eilten auf dem Gleis hin und her. Ich verfrachtete mein Gepäck und ging auch auf die Suche nach einem Platz.

Ich durchsuchte den ganzen Zug, doch er war schon voll besetzt. Schließlich kam ich an einem Abteil vorbei, in dem fünf kleinere Mädchen von etwa elf Jahren saßen und ein Platz noch frei war. „Entschuldigung, ist hier noch frei?“ fragte ich höflich. Mein Blick fiel auf einmal auf ein rothaariges Mädchen, das mich durchdringend anschaute. Ich wusste sofort, dass dies jemand war, dem man nichts verheimlichen konnte. Ich lächelte sie an und sie meinte daraufhin: „Natürlich, nehmen Sie Platz!“ – „Danke!“ Die Mädchen plapperten alle fröhlich, als sich auf einmal die Aufmerksamkeit auf mich lenkte. „Sind Sie eine neue Lehrerin in Hogwarts? Mein Bruder hat mir gar nichts davon erzählt!“ Ich schwitze und antwortete „Naja, nicht direkt...“ – „Mein Bruder hat bloß gesagt, er hofft, dass ich nicht die strenge Miss McGonagall bekomme, die muss nämlich...“ Meine Gedanken schweiften wieder ab. Wie sollte ich das nur überstehen? Das glaubt mir doch kein Mensch, eine erwachsene Frau unter Kindern als Erstklässlerin. Ich schüttelte den Kopf. Dann sah ich auf und realisierte, dass das rothaarige Mädchen, welches auf den Namen Hermine hörte, mich unentwegt anblickte. Ich hielt ihrem Blick stand, bis sie sich wieder auf die anderen Mädchen zu konzentrieren versuchte.

Am Bahnhof von Hogwarts erwartete uns ein riesiger, bärtiger Mann. „So Kinder,“ brummte er, „Willkommen in Hogwarts! Ich bin Hagrid, und die Erstklässler folgen mir bitte! Euer Gepäck wird ins Schloss gebracht!“ – „Schloss?“ murmelte ich. So was! Das hatte ich gar nicht erwartet. In freudiger Erwartung suchte ich derweil nach einem Jungen mit einer Brille und einer Narbe, wie mir Harrys Mutter beschrieben hatte. Schon bald hatte ich ihn in der Menge gefunden, er wich nicht von der Seite eines rothaarigen Jungen. Wir wurden angewiesen, am Ufer eines großen Sees in Boote zu steigen, die, als wir in ihnen Platz genommen hatten, lautlos wie von Zauberhand geführt über den See glitten. Nur das Oh! und Ah! der Schüler war zu hören, als ein prächtiges, altes Schloss auf einer Klippe in Sicht kam. Es strahlte Sicherheit, Stolz und Magie aus. Eine völlig andere Welt. Ich war vollkommen fasziniert, wie jeder andere auch. Nur dieser Hagrid schien an den Anblick gewöhnt zu sein, er saß gemütlich in seinem Boot, das gefährlich zur Seite wippte. Er schien mir auf den ersten Moment hin schon sympathisch.

Das erste Jahr

Im Schloss wurden wir durch dunkle, nur mit Flammen erleuchtete Gänge geführt bis zu einer großen Treppe. Dort erwartete uns eine alte Frau mit Brille, Hut und Umhang. Sie blickte streng drein, doch ich sah auch einen Funken Freude in ihren Augen, als sie die Horde lärmend näher kommen sah. „Willkommen in Hogwarts, Erstklässler. Bevor ihr durch diese Türen in die große Halle gehen werdet, muss ich euch einiges erklären. Diese Schule ist in vier Häuser aufgeteilt: Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw und Hufflepuff. Ihr werdet in diese Häuser aufgeteilt und dieses Haus wird gleichsam eure Familie sein. Ihr sammelt für eure Häuser jeweils Punkte durch Verdienste und Leistungen, aber ihr könnt diese Punkte auch wieder verlieren, wenn ihr die Regeln verletzt. Am Ende des Jahres wird der Hauspokal demjenigen Haus mit den meisten Punkten verliehen. Und nun wartet noch einen Augenblick.“ Sie schritt davon und ließ uns allein. Währenddessen sah ich mich etwas um. Plötzlich bekam ich mit, dass ein blonder Junge Harry angesprochen hatte. Er stellte sich mit Draco Malfoy vor, erschien mir hochnäsig, und es schien, als ob Harry ihm auch nicht gerade freundlich gesinnt war. Die Frau kam wieder und teilte uns mit: „Es ist soweit. Bitte folgt mir.“ Sie geleitete uns durch die zwei großen Türen, die wie von selbst aufschwangen, in die Große Halle. Diese war hell erleuchtet und gab den Blick auf vier Tischreihen voll mit Schülern, den Lehrertisch am Ende der Halle sowie einen großartigen Sternenhimmel frei. Hermine, die vor mir lief, belehrte uns sogleich. „Das ist nicht der richtige Himmel, diese Decke ist verzaubert. Nachzulesen in Geschichte von Hogwarts.“ Die Schüler an den Tischen verfolgten neugierig unsere Schritte. Wir kamen vor dem Lehrertisch zu stehen, wo die Frau – ich tippte darauf, dass es Mrs McGonagall war – auf einen Hocker mit einem Hut darauf wies. „Ich werde jetzt eure Namen vorlesen, ihr werdet vorkommen und ich werde euch den Sprechenden Hut aufsetzen. Der wird euch dann in eure Häuser verteilen.“ Sie begann mit den Namen. Ich kam mir irgendwie zu groß unter all den Kindern vor und versuchte, mich so klein wie möglich zu machen. Schließlich war Harry an der Reihe. Alles erstarrte, als sein Name fiel und blickte gespannt nach vorne. In den letzten Stunden war mir sehr bewusst geworden, dass er eine richtig berühmte Persönlichkeit in der Zaubererwelt sein musste. Aber zugleich sah ich auch, dass er ein zerbrechlicher, dünner Knabe war. Seine Mutter hatte mir noch mitgeteilt, dass er bis vor ein paar Tagen noch nichts von seinem Schicksal als Zauberer und Retter vor dem bösen Lord Voldemort wusste und er bei seinen Verwandten schlecht behandelt worden war. Nach ein paar Augenblicken des Überlegens schrie der Hut „Gryffindor!“ und die Schüler am Gryffindor Tisch jubelten. Da wusste ich, in welches Haus ich musste. Auch sein rothaariger Freund und Hermine kamen nach Gryffindor. Draco Malfoy dagegen nach Slytherin, von dem ich noch nicht sehr viel Gutes gehört hatte auf der Fahrt. Ich wurde immer zappeliger, bis schließlich auch mein Name aufgerufen wurde. Ich atmete tief durch und schritt nach vorne, die drei Treppenstufen hinauf. Dann wollte ich mich gleich setzen, doch Mrs McGonagall hielt mich erst einmal davon ab. Sie sah sehr irritiert aus. „Bitte – Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor...“ Ich blickte sie fest an und meinte „Nein, Sie liegen richtig, Sie haben gerade meinen Namen vorgelesen.“ Ich bemerkte auf einmal die gähnende Stille um mich herum. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf mich. Währenddessen suchte Mrs McGonagall verzweifelt den Blickkontakt mit einer Person hinter mir. Um ihr zu helfen, fügte ich noch hinzu: „Es mag Ihnen vielleicht etwas seltsam erscheinen, aber ich kann Ihnen gerne meine Einladung zeigen.“ – „Schon gut, nicht nötig.“ Sie schien sich mit derjenigen Person geeinigt zu haben. „Lassen wir uns anfangen.“ Sie setzte mir den Hut auf, der sogleich mit mir zu kommunizieren anfing. „Ah, ich sehe...“ meinte er, „du bist sehr mutig, aber du bist keine Schülerin, nicht wahr?“ Ich schloss die Augen und sprach mit ihm per Gedanken. Ja, das stimmt. Ich muss eine wichtige Aufgabe erfüllen. Dafür muss ich nach Gryffindor. „Ich hätte dich sowieso fast nirgendwo anders hingesteckt. Also, dann... Gryffindor!“ schrie er und die Schüler am betreffenden Tisch jubelten ebenso laut. Ich setzte den Hut ab und drehte mich kurz um, als ich einen Moment aufblickte und in zwei weise, klare Augen eines alten, bärtigen Mannes sah, der in der Mitte saß. Er durchdrang mich mit seinem stechenden Blick und ich hatte das Gefühl, er könnte meine Gedanken lesen und in meine Seele blicken. Ich verließ das Podest in Richtung Tisch und setzte mich nicht weit von Harry entfernt. Auch er, sein Freund und Hermine sahen mich lange verwundert an.

Das Essen stellte ein reines Festmahl dar und ich schlug kräftig zu, wie alle anderen auch. Doch zwischen zwei Bissen fiel mir auf, dass ich schon wieder beobachtet wurde, wieder vom Lehrertisch aus, aber dieses Mal war es ein anderes Augenpaar. Ein Paar tiefschwarze, finstere Augen starrten mich an. Ein Mann mittleren Alters mit längeren schwarzen Haaren, schwarzem Umhang und Kleidern. Alles schien dunkel an ihm. Und doch sah ich noch etwas anderes durch seinen verkniffenen Ausdruck hindurch. Seine Augen zeigten auch eine gewisse Verletzlichkeit, sein Antlitz war hart und doch edel, seine Gesichtszüge ebenfalls, irgendwie... magisch. Er blickte mich unentwegt an und bemerkte wohl schließlich, dass auch ich ihn ansah, und wendete sich wieder seinem Teller zu. Ich konnte meinen Blick nicht sofort wieder abwenden, aber schließlich beendete ich mein Essen.

Ich kam in einen gemütlichen Schlafsaal mit fünf anderen Mädchen, unter anderem Hermine. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, anscheinend hatten alle ihr Misstrauen und ihre Vorsicht mir gegenüber weitgehend abgelegt.

Der nächste Tag sollte auch gleichzeitig mit meiner ersten Schulstunde beginnen. Gottseidank war es Geschichte der Zauberei, wo uns nur von einem Geist (Ja, das gab es hier auch!) vorgelesen wurde und wir mit Federkiel und Pergamentrollen mitschreiben mussten, was sich als ziemlich langweilig herausstellte. So konnte ich mich gleich seelisch auf die nächste Stunde vorbereiten, Zauberkünste. Dort legte uns ein kleiner Mann, fast ein Zwerg, Federn vor die Nase und brachte uns gleich den ersten Zauberspruch bei. „Wingardium Leviosa heißt dieser Spruch, der Dinge zum Schweben bringt. Aber erst machen wir mal ein paar Trockenübungen mit dem Handgelenk!“ So weit so gut. Am Ende der Stunde, als wir dann soweit die Handbewegungen geübt hatten, durften wir unsere ersten Versuche starten. Ich versuchte es einmal, dann noch einmal. Es tat sich überhaupt nichts. Dann änderte ich meine Taktik. Ich konzentrierte mich nicht auf den Stab, sondern auf meine Gedanken und Hände. Als Alibi sozusagen sprach ich trotzdem den Spruch, aber ließ meine Energie und Kraft wirken. Langsam erhob sich die Feder in die Lüfte. Der Lehrer jubelte, für die anderen steuerte ich die schwebende Feder mit dem Stab, doch in Wirklichkeit hielt ich sie mit meinen Gedanken und Händen oben in der Luft. Dies war also geglückt, ich konnte mich auf weiteres einlassen. Außer mir schaffte es noch Hermine, die neben mir saß. „Super!“ sagte ich zu ihr und lachte sie an. Sie wurde ganz rot und schüchtern, was ich noch gar nicht von ihr kannte, da sie sonst immer sehr energisch auftrat. Ich musste direkt schmunzeln.

Die ersten zwei Tage verliefen ohne jegliche Vorkommnisse, ich untersuchte etwas das Schloss, was sich jedoch als gefährliches und zeitraubendes Unterfangen erwies, da die Treppen laufend ihre Richtung wechselten und das Schloss so groß war, dass es bestimmt Monate brauchte, bis man sich dort zurechtfand. Ich behielt auch Harry dauernd im Auge, er war ständig mit Ron, dem rothaarigen Jungen, und Hermine zusammen. Auch ich freundete mich langsam mit ihnen an, hielt mich aber noch auf Distanz.

Am letzten Tag in der Woche hatten wir zuerst zwei Stunden Zaubertränke als Fach. Wir saßen plaudernd in einem düsteren Keller, als plötzlich die Tür aufflog und ein schwarzer Umhang hereinwehte. Von dem Lehrer, der nun vor uns stand, hatte ich bisher noch nicht viel Gutes erfahren. Professor Snape war der Hauslehrer von Slytherin und hasste aus unerklärlichen Gründen vor allem die Schüler aus Gryffindor und war für seine strenge, unerbittliche und unfaire Art bekannt. Was auch prompt kam, waren keine Begrüßungsworte, sondern ein Vortrag auf die Art, dass wir doch sowieso fast alle keinen Sinn für die Kunst des Zaubertrankbrauens hätten. Seine Stimme war leise, doch durch die Stille drang sie in alle Ecken des Raumes. Kein Schüler wagte sich zu bewegen. Plötzlich hielt er inne und schaute mit einer solchen Art von Arroganz auf Harry herunter, dass ich unglaublich wütend wurde. „Mister Potter. Unsere neue Berühmtheit.“ Harry blieb still und schaute ihn nur an. Da wandte sich Professor Snape plötzlich an mich. „Und wen haben wir hier? Eine Nachzüglerin, wie mir scheint. Etwas verklemmt?“ Um mein wahres Aussehen zu vertuschen, hatte ich mir meine Brille aufgesetzt und einen strengen Pferdeschwanz gebunden, dass im Falle einer Verwandlung ich nicht gleich von einer Person wiedererkannt wurde. Ich blieb ganz ruhig, obwohl ich im Inneren kochte. „Sie sollten nicht nur auf das Äußere achten, Professor. Manchmal würden Sie überrascht sein, was sich dahinter verbirgt.“ Ich sprach ebenso ruhig und bestimmt wie er. Er schien zu begreifen und wandte sich ab. Der Unterricht war eine wahre Tortur. Er schikanierte besonders Harry, Hermine, Ron und Neville, einen armen, tollpatschigen Jungen, der alles falsch machte. Wir waren alle froh, als der Unterricht sich seinem Ende zuneigte. Ich schielte immer mal wieder verstohlen zu Professor Snape hinüber. Der Ausdruck von Verletzlichkeit und Güte aus seinen Augen von jenem Abend war gänzlich verschwunden. Hatte ich mich vielleicht getäuscht? Das konnte ich fast nicht glauben.

Nach dieser Folter war Aufatmen, jedoch keinesfalls Ausruhen angesagt. Die erste Flugstunde stand an! Eigentlich für mich nichts Neues, nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal als Hilfsmittel einen Besen benutzen musste. Da meine Mutter ein Engel gewesen war, besaß ich ebenso schöne weiße Schwingen wie sie, die ich im Ernstfall einsetzen konnte. Fliegen ist etwas wunderschönes, und wenn man es dann noch selbst kann – traumhaft! Dass der Übungsbesen mir nicht so gehorchte, wie ich wollte, hatte ich schon fast erwartet. Er rührte sich nicht vom Boden. Anders hingegen bei Harry und Draco, die Besen führten ihren Befehl jeweils sofort aus. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekam, wie Neville sich vom Boden erhob und unkontrolliert durch die Lüfte flog. Gerade als ich ansetzen wollte, um ihn herunterzuholen, landetet er auch schon am Boden. Unsere Lehrerin stürzte sich sogleich zu ihm hin und stellte fest, dass seine Hand gebrochen war. Sie ging mit ihm davon und warnte uns, dass ja keiner auf den Besen steigen sollte. Inzwischen hatte Draco sich einen kleinen sogenannten „Erinnermich“ geschnappt, der Neville gehörte. „Schaut mal, was dieser Idiot verloren hat!“ Harry schaltete sich sofort ein. „Gib das wieder her, Malfoy!“ Innerlich staunte ich über Harry. Er bewies eine ganze Menge Courage. Doch Draco lachte nur und schwang sich auf den Besen. Und Harry? Er gleich hinterher, trotz des Verbotes. Wenn das mal nur gut geht, dachte ich. Ich hielt mich bereit, falls etwas passieren sollte. Plötzlich warf Draco den Erinnermich so weit es ging, und Harry versuchte, diesen zu fangen! Er schoss direkt im Steilflug auf einen Turm zu, und... kurz davor schnappte er sich die kleine Kugel und wendete abrupt. Er schien selbst verblüfft über sein Können zu sein, als er sich wieder herabließ, und die anderen ihn jubelnd empfingen. Da hörten wir eine scharfe Stimme von Mrs McGonagall. „Harry Potter! Bitte folgen Sie mir!“ Er ließ den Kopf hängen und folgte ihr langsamen Schrittes. Draco und seine Kumpanen lächelten siegesbewusst.

Wie ich am Nachmittag erfuhr, wurde er in die Quidditch-Mannschaft der Schule aufgenommen, eine große Ehre. Er hat wirklich Glück, dachte ich so bei mir, als ich über meinen Hausaufgaben saß. Es sah wirklich lustig aus, wie ich so bei allen anderen Schülern über den Aufgaben grübelte. Auch ich fand es amüsant, wieder Hausaufgaben erledigen zu müssen. Völlig unerwartet kam auf einmal Mrs McGonagall zu mir gelaufen und sagte: „Professor Dumbledore möchte Sie kurz sprechen.“ Ich stand auf und folgte ihr aufgeregt. Soweit ich wusste, war dieser langbärtige Mann, der mich so durchdringend angesehen hatte, Direktor dieser Schule. Harry, Hermine und Ron sahen mir nach. „Findet ihr das nicht auch seltsam?“ fragte Hermine. „Was denn?“ meinte Ron. „Na, sie eben. Sie verbirgt etwas, das weiß ich. Sie ist aus einem guten Grund hier.“ – „Meinst du?“ fragte Harry. „Bestimmt.“

Der Aufgang zu Professor Dumbledores Büro stellte ein mächtiger steinerner Vogel dar, der sich nach Passwortansage nach oben drehte. Ich stand auf dessen Stufen und betrat durch eine kleine Tür einen großen, runden Raum und lief auf den Schreibtisch in der Mitte zu. Da erregte plötzlich ein großer, roter Vogel meine Aufmerksamkeit. Er hatte runde, schwarze Augen und sah mich neugierig an. „Was bist du denn für einer? Ach, bist du süß!“ lachte ich und kraulte ihn, was ihm zu gefallen schien. „Ich sehe, Fawkes hat schon Freundschaft mit Ihnen geschlossen.“ Kam auf einmal eine Stimme neben mir auf der Treppe hervor. Professor Dumbledore stand in prächtig gewebten und verzierten Gewändern vor mir, eine imposante Erscheinung. „Und Sie können mir glauben, das tut er nicht sofort mit jedem.“ – „Sie wollten mich sprechen, Professor?“ Er setze sich langsam in seinen Stuhl hinter den Schreibtisch und so musste ich Fawkes den Rücken zukehren. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis Professor Dumbledore wieder das Wort ergriff, obwohl er mich nur für ein paar Sekunden lang über den Rand seiner Brille hinweg fixierte. Schon wieder bekam ich das Gefühl, dass er alles durchdringen und bis in meine Seele schauen konnte. „Ja, ich wollte mit Ihnen reden. Wissen Sie, es kommt nicht jedes Jahr vor, dass wir so eine.....reife Schülerin wie Sie in unseren Reihen haben. Unsere Schüler werden normalerweise alle mit dem gleichen Alter hier eingeschult, weil man Zauberkräfte schon früh erkennen kann. Ich verstehe also nicht, warum man bei Ihnen diese erst so spät bemerkt hat.“ Ich überlegte, was ich jetzt erwidern sollte. Dann schmunzelte ich. „Vielleicht bin ich ein Sonderfall. Auf jeden Fall kann ich Ihnen im Moment leider keine passablere Erklärung anbieten. Ich kann Ihnen nur versichern, dass Sie sich um mich keine Sorgen zu machen brauchen und mir vertrauen können.“ – „Nun gut, dann muss ich mich wohl damit abfinden. Sie wissen, dass Sie mich jederzeit aufsuchen können, wenn Sie mir noch etwas zu sagen haben.“ Als ich das Büro verließ, war mir komischerweise viel wohler, weil ich spürte, dass ich in Dumbledore so etwas wie einen Verbündeten haben könnte. Er kam mir sehr weise vor, und ich nahm mir vor, so oft wie möglich seinen Rat anzunehmen.

Harry hatte am nächsten frühen Morgen eine kleine Einweisung im Zauberersport Quidditch, weil er genauso wenig wie ich eine Ahnung davon hatte. Ich schlich mich verstohlen hinter ihm und den Kapitän der Gryffindor-Mannschaft, Wood, her und beobachtete die Geschehnisse, damit ich informiert war. Bevor alle Bälle eingefangen waren, kehrte ich um und ging langsam zum Gemeinschaftsraum zurück. Harry blickte sich indessen um, weil ihn das Gefühl nicht verließ, beobachtet worden zu sein.

Die Tage vergingen und noch war alles ruhig gewesen. Die Unterrichtsstunden, manchmal langweiliger, manchmal aufregender, manchmal nerviger, manchmal stressiger, kamen und gingen, ich freundete mich allmählich mit den Dreien immer mehr an und kam auch mit den anderen Schülern sehr gut aus. Eines Nachts wachte ich plötzlich auf. Ein komisches Gefühl ließ mich nicht mehr los. Da wusste ich, dass sich ein Dämon in der Schule aufhalten musste. Ich erhob mich langsam und schlich mich davon. Meine Intuition und mein feines Gespür führten mich in die Bibliothek. Ich linste hinein und spürte tatsächlich eine böse Präsenz im Raum. Ich ergriff meine Brosche, rief „Macht des Schicksals, mach auf!“ und verwandelte mich in Sailor Destiny. Anschließend zückte ich mein Schwert und schlich auf Zehenspitzen in den Raum. Dort hatte sich der Schatten manifestiert zu einem großen, dunklen Monster, von dem ich nur die Umrisse erkennen konnte. Es bemerkte auch mich gleich und zischte böse. Es stürzte sich auf mich zu, ich duckte mich und riss mein Schwert nach oben. Der Dämon krachte auf den Boden und wand sich dort einige Sekunden, bis er sich schließlich auflöste. Ich war normalerweise ein sehr sensibler Mensch, doch ich konnte diese Monster „töten“, weil einerseits das Blut eines Kriegers in mir floss, aber andererseits auch das Blut eines Engels, welches mir heilende und erlösende Macht verlieh. Plötzlich hörte ich schnelle Schritte. Ich erkannte Professor Snape, der die Tür zur Bibliothek öffnete. „Wer ist da?“ Doch er bemerkte nur noch einen Schatten, der über ihn hinwegsprang und hinaus rannte.

Endlich stand das erste Quidditch-Spiel Gryffindor gegen Slytherin an und die ganze Schule befand sich in freudiger Erwartung. Nachdem noch nachts ein paar Mal Dämonen aufgetaucht waren, herrschte in den letzten Tagen wieder Ruhe und ich schlief durch. Auch ich konnte es kaum erwarten, eine kleine Abwechslung zu bekommen und bemerkte auf einmal, dass Harry nur lustlos in seinem Essen herumstocherte. „Lampenfieber, Harry?“ fragte ich lachend und erntete nur ein Kopfnicken. „Halb so schlimm! Wenn du erst mal da draußen bist, wird es garantiert weg sein!“

Es war ein herrlicher Tag, die Sonne schien und das Stadion füllte sich bis auf den letzten Platz. Ich stand zwischen Hermine, Ron und Hagrid mit einem Gryffindor-Fähnchen und feuerte unsere Mannschaft kräftig an. Das Spiel blieb schnell und spannungsgeladen, bis auf einmal Harrys neuer Besen, den er von Mrs McGonagall geschenkt bekommen hatte, anfing aufzumucken. Er schien ihn nicht mehr unter Kontrolle zu haben und wirbelte nur so in der Luft rum. „Was ist denn da los? Da hat wohl jemand Harrys Besen manipuliert!“ murmelte Hagrid und Hermine und Ron schauten besorgt zu Harry, der Mühe hatte, sich auf dem Besen zu halten. Plötzlich wurde er heruntergeschmissen und hielt sich nur noch mit einer Hand am Besen fest. Da zeigte Hermine plötzlich auf jemanden in der Menge. „Schaut mal, das ist Snape! Er murmelt etwas vor sich hin!“ Da sah ich es auch. Hermine wollte losstürzen, doch ich hielt sie davon ab. „Keine Zeit mehr!“ rief ich und stürzte mich nach vorne. Ich hörte nur noch, wie sie rief „Was hast du jetzt vor?“, als ich auf das Geländer stieg und.... vornüber in die Tiefe sprang. Nach ein paar Metern fing meine Brosche auf meiner Brust an zu leuchten und bildete einen Schweif um mich herum. Im Fall breiteten sich meine Flügel aus, ich verwandelte mich und kurz vor dem Boden zog ich nach oben und flog auf Harry zu, der sich nicht mehr halten konnte und abrutschte. Er fiel und wusste nicht, wie ihm geschah, als ihn plötzlich zwei starke Arme packten. Er riss die Augen auf und sah.... Sandra und doch.... gleichzeitig eine andere Person, die ihn in zehn Meter Höhe aufgefangen hatte und nun dort mit ihm schwebte.

Irgendwann später saß ich auf einer Bank vor der Großen Halle und wartete. Nachdem ich Harry wieder auf seinem Besen abgeliefert hatte, hatte ich den Schauplatz verlassen und war ins Schloss zurückgekehrt. Im Gemeinschaftsraum saß ich dann vor dem Kamin und dachte an nichts. Eine Weile war vergangen, als Ron und Hermine den Raum betraten. Ich sah sie an und sie mich. „Wer bist du?“ fragte sie mich. „Ich bin in erster Linie immer noch Sandra, aber auch Sailor Destiny. Eine Kriegerin, die hierher geordert wurde, um Harry und die Zaubererwelt zu beschützen.“ – „Wieso? Doch nicht...Voldemort?“ – „Ich fürchte, nicht nur, leider.“ – „Dann besitzt du keine Zauberkräfte?“ – „Nein. Andere Kräfte, aber keine Zauberkräfte.“ – Aber wie hast du das dann mit der Feder und allem anderen gemeistert?“ – „Das war meine Kraft. Ich habe sie jedoch nicht durch ein Medium wirken lassen, wie ihr das dank eures Zauberstabes tut, sondern nur durch Gedanken.“ Da kam auf einmal Mrs McGonagall herein. Auch sie schaute und sprach mich zurückhaltend an. „Ich würde Sie bitten, mir zu folgen. Wir denken, Sie sind uns eine Erklärung schuldig. Die Lehrer versammeln sich gerade in der Großen Halle.“ - „Bis später!“ rief ich Hermine und Ron noch schnell zu, bevor ich Mrs McGonagall folgte. Sie führte mich ohne ein Wort zu verlieren zur Großen Halle. Die Schüler, die uns begegneten, warfen mir neugierige, aber auch komische Blicke zu. Vor den Toren der Halle hielt sie mich an. „Einen Augenblick noch, ich schaue nur kurz, ob alle versammelt sind. Ich werde Sie dann rufen.“ Und weg war sie. Ich starrte ein paar Sekunden auf die Tür, als ich mich umdrehte, um etwas rumzuschlendern. Da stand auf einmal Harry vor mir. „Hallo“ sagte ich zu ihm und lächelte. Er sah mich nur an. „Haben dir Ron und Hermine etwa schon alles erzählt?“ Er nickte. Ich seufzte. „Wieso bist du wegen mir hier? Wer hat dich geschickt?“ – „Willst du das wirklich wissen?“ In dem Moment öffnete sich die Tür der Großen Halle ein Stück, und Mrs McGonagall winkte mich herein. Ich drehte mich noch einmal kurz zu Harry. „Tut mir leid, ich muss erst noch etwas anderes klären. Dann komme ich aber zu dir.“ – „Versprochen?“ – „Versprochen.“ Ich kehrte auf dem Absatz um und durchschritt die Tore zur Halle. Die langen Tische der Schüler waren leer, nur der Lehrertisch schien vollzählig zu sein. Langsam ging ich durch die Halle auf den Tisch am Ende des Raumes zu, und je näher ich kam, desto besser konnte ich die erwartungsvollen Blicke der einzelnen Personen erkennen. Besonders Professor Snape ließ keinen Millimeter von mir ab. Schließlich stand ich vor der Treppenstufe vor ihnen. Professor Dumbledore deutete mit der Hand, dass ich doch noch etwas näher kommen sollte. Also stieg ich die drei Stufen empor. Bisher hatte keiner der Anwesenden einen Ton von sich gegeben, eine solche Stille herrschte, dass man die Eulen in der Eulenzucht hören konnte. Ich entschied mich, die Stille zu durchbrechen. „Tja,“ begann ich, während ich alle Personen noch einmal musterte und sie mich ebenso. „Ich denke, es liegt wohl jetzt an mir, einiges klarzustellen. Ich darf mich erst vorstellen, mein Name ist Sandra. Doch wie Sie vorhin gesehen haben, existiert noch ein zweites Ich in mir.“ Ich zückte meine Brosche und sprach laut und deutlich „Macht des Schicksals, mach auf!“ und vor den erstaunten Augen der Lehrer verwandelte ich mich. „Ich bin ebenso Sailor Destiny, eine Sailorkriegerin, die die Aufgabe hat, diese Erde und die Menschen auf ihr vor dem Bösen zu beschützen.“ Dann ließ ich erst mein Schwert erscheinen. „In mir fließt ebenso das Blut eines Kriegers,“ dann breitete ich meine Schwingen aus, „wie das eines Engels. Ich wurde aus Japan hierher geschickt. Es tut mir leid, dass ich Sie darüber im Dunkeln gelassen habe. Ich besitze zwar eine Einladung für die Schule, aber sie ist nicht auf mich ausgestellt.“ Ich ließ die Einladung erscheinen, drehte sie um und gab sie Professor Dumbledore. „Lilly Potter!“ rief er erstaunt und leises Gemurmel begann. „Ja. Lilly Potter ist mir erschienen und hat mich angefleht, nach Hogwarts zu kommen, um ihren Sohn und die Zaubererwelt vor neuen Gefahren zu schützen.“ – „Meinte sie damit Voldemort?“ Als Professor Dumbledore diesen Namen aussprach, lief ein Erschaudern durch den Raum. „Nicht nur. Sie ahnte, dass auch Dämonen von der Zaubererwelt Besitz ergriffen haben könnten, die nur ich bekämpfen kann.“ – „Dann sind sie sozusagen jetzt unsere Beschützerin?“ – „Wenn Sie es so nennen wollen, ja. Lilly Potter meinte auch, dass nur ich und Harry zusammen Voldemort besiegen könnten. Deshalb muss ich gut auf ihn aufpassen.“ Dumbledore lächelte. „Ja, das müssen Sie allerdings. Nicht, dass er so viel ausheckt wie sein Vater. Noch eine Frage liegt mir auf der Zunge, falls sie Ihnen nicht zu persönlich ist. Sie sehen nicht aus wie eine Japanerin.“ _ „Nein, ursprünglich komme ich auch aus Deutschland, ich bin aber aufgrund meines Doppellebens nach Tokio zu meinen Freunden gezogen und lebe nun dort. Naja, und für die nächste Zeit nun hier.“ – „Können wir davon ausgehen, dass Sie über keinerlei Zauberkräfte verfügen?“ fragte Mrs McGonagall. „Ich fürchte, nein.“ Doch Dumbledore unterbrach mich. „Das würde ich nicht so sagen. Allein schon die Tatsache, dass dieses Fräulein hier in Hogwarts steht, lässt nichts ausschließen.“ Und er lächelte mir anerkennend zu. „Nun gut, Sie dürfen natürlich auf der Schule bleiben und werden mit Ihrer bisherigen Klasse unterrichtet werden. Ich hoffe, Sie können dadurch einiges dazulernen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass Sie sich bitte nicht unnötig in Gefahr geben und einen der Lehrer kontaktieren, falls Sie Hilfe benötigen.“ – „Vielen Dank!“

Nach diesen turbulenten und sich überschlagenden Ereignissen wurden Harry, Ron, Hermine und ich die besten Freunde. Durch sie erfuhr ich einiges, was sich in der Schule abspielte, ihre Verdächtigungen und auch etwas über einen Stein der Weisen. Hermine sagte meinte einmal „Ich glaube, Snape steckt hinter dem Ganzen. Er wollte Harry töten und er möchte den Stein der Weisen!“ – „Nein!“ antwortete ich definitiv und laut darauf. „Aber wieso nicht? Er hasst Harry wie die Pest!“ – „Ja, er hasst ihn, aber er holt sich seine Befriedigung, indem er Harry demütigt und nicht, wenn er ihn töten würde. Dafür ist er einfach nicht der Typ, aber ich kann es auch nicht näher erklären.“ Ich dachte an seinen verletzlichen, menschlichen Blick. Konnte selbst so eine Person, die voller Hass steckte, doch auch andere Qualitäten verbergen??? Ich glaubte fest daran und war entschlossen, es zu beweisen. Harry hatte ich erzählt, warum ich hier war und er hat es erstaunlich gut aufgenommen und verarbeitet.

Dadurch, dass ich nun endlich enttarnt war, konnte ich auch meinen zweiten Koffer öffnen und meine privaten Sachen rausholen. „Was ist das denn?“ fragte Ron erstaunt, als ich ein kleines silbernes Kästchen hervorkramte und auf den Tisch stellte. „Das ist ein Laptop, ein kleiner Computer. Er hält mich mit der Außenwelt in Verbindung!“ – „Und was beinhalten diese ganzen Unterlagen?“ wunderte sich Hermine. „Nun ja, ich will nicht nur in der Zaubererwelt am Laufenden bleiben. Ich verstehe euch zwar schon sehr gut, aber mein Englisch ist auch nicht mehr perfekt.“ Lachte ich. „Ach ja, wisst ihr, wie ich zur Eulerei komme? Ich muss diese ganzen Briefe an meine Freunde schicken, die liegen schon viel zu lange hier rum.“ – „Wow, sind das viele! Wann hast du die geschrieben?“ – „Spät abends in der Bibliothek! Gottseidank hat mich keiner dabei erwischt!“ Ich folgte der Beschreibung von Hermine zum Eulenturm rauf, und ließ einen entzückten Schrei los, als ich die vielen Eulen auf ihren Stangen sitzen sah! „Oh, seid ihr süß! Eine schöner als die andere!“ Ich konnte mich nicht entscheiden, welche ich nun nehmen sollte, bis ich ein kleines Käuzchen von der Stange nahm. Doch bevor ich es losschickte, kraulte ich es noch intensiv und sprach mit ihm. Ich erschrak und zuckte zusammen, als auf einmal eine leise, aber bestimmte Stimme hinter mir sagte „Diese Eulen sind keine Haustiere, Miss.“ Ich blickte hinter mich und sah Professor Snape an der Tür zur Eulerei stehen. „Das weiß ich, aber ich hatte schon immer eine Schwäche für solche Geschöpfe.“ Dann fiel mir was auf. „Wieso stehen Sie dort wie angegossen? Sie haben mich doch nicht etwa beobachtet?“ Er schien innerlich zusammen zu zucken und wendete sich ab. „Wieso sollte ich das tun? Ich möchte Ihnen nur einen Rat geben: Wenn Sie diese Tiere so lieben, kaufen Sie sich doch eines!“ Da blickte ich bedrückt zu Boden. „Ich würde ja, aber ich kann das Geld der Familie Potter doch nicht so verschwenden. Nein, es geht nicht, außerdem gibt es ja hier genügend Exemplare, sonst fühlen die sich ja vernachlässigt!“ Er sah mich noch kurz über die Schulter hinweg an, bevor er die Treppe hinunterstieg. Schließlich ließ ich den Kauz fliegen und schaute ihm noch eine Weile nach. Dann fiel mir auf einmal auf, dass ich gar nicht wusste, was Snape eigentlich hier oben gewollt hat. Er hat doch gar nichts weggeschickt!?

Ich saß in diesen Tagen öfters in der Bibliothek, um entweder etwas über die Zaubererwelt oder die Zauberkräfte zu lernen (Hausaufgaben gehörten natürlich auch regelmäßig dazu) und vielleicht auch in diesem Zusammenhang etwas mehr über meine eigenen Kräfte, oder um meinen Freunden aus aller Welt zu schreiben, im Internet zu surfen (Professor Dumbledore hatte meinen PC verhext, damit er auch ohne Strom lief) oder meine anderen Kenntnisse aufzufrischen oder zu vertiefen. Daneben musste ich auch meine Arbeit erledigen, das heißt Geschichten schreiben, doch an Ideen mangelte es mir kaum in diesen Tagen. Die Angriffe der Dämonen hielten sich verhältnismäßig zurück und ich war froh darüber, denn ich hatte jede Menge anderer Dinge zu tun. Doch natürlich blieb ich wachsam und in Alarmstellung, hatte ich doch zu oft schon die Ruhe vor einem Sturm erlebt.

Hermine, Ron und Harry schienen in diesen Tagen ihren eigenen Sorgen nachzugehen, machten sie sich doch immer noch Gedanken wegen des Steins der Weisen und Snape. Ich meinte dazu nur „Passt auf euch auf, egal was ihr tut, ok?“ Auch die anderen Schüler hatten sich schnell an mich gewöhnt und ich verstand mich sehr gut mit einigen von ihnen, nur die Slytherins machten sich häufiger lustig über mich, doch ich ignorierte ihr falsches Lachen auf den Gängen.

An einem Abend haute ich mal wieder so richtig zu, als ich auf einmal intensive Blicke in meinem Rücken zu spüren vermochte. Ich sah mich im Raum um und mein Blick traf unvermittelt den von Professor Snape, und wieder, da war dieses Zeichen von Mitgefühl, ja, fast Zärtlichkeit in seinen tiefschwarzen Augen. Als er bemerkte, dass ich ihn genauso anstarrte, wandte er sich wieder seinem vollen Teller zu. Auch ich widmete mich wieder meinem Essen, doch aufgewühlt dachte ich darüber über ganz andere Dinge nach. Was war dies für ein Mann, der solch eine Ausstrahlung haben konnte? Steckten in ihm zwei Persönlichkeiten? Warum verhielt er sich die meiste Zeit so hart und grausam? Mi diesen Gedanken schlief ich ein und am nächsten Morgen sollte ich gleich seine ganze Bitterkeit und seinen vielleicht aufgestauten Hass am eigenen Leib erfahren. Wir sollten einen Schlaftrunk brauen und als ich Harry fragte, ob er mir mein Feuer mit seinem Zauberstab anzünden könnte, funkte Snape dazwischen. „Nein, Potter, jeder soll seinen Trank selbst brauen, von Anfang bis zum Ende.“ Und er überreichte mir etwas Holz. „Für die Nicht-magischen Personen unter uns.“ Grinste er hämisch und gehässig. Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben oder nicht ganz zu verstehen. Wie sollte ich damit Feuer machen? Ein Feuerzeug hatte ich nicht bei mir. Wieder starrte ich ihn ungläubig an. Er lächelte immer noch überlegen. „Nun machen Sie sich mal an die Arbeit. Es wird einige Zeit brauchen, bis Sie ein Feuer entzündet haben auf die altmodische Muggel-Methode. Aber wir haben ja Zeit, es ist ja ihre letzte Schulstunde heute. Es verlässt keiner den Raum, bis er seinen Trank fertig hat.“ Immer noch beschaute ich ungläubig die Holzteile in meinen Händen, dann schielte ich zu Harry. Er zuckte mit den Schultern. Da fiel mir eine spontane Idee wie Schuppen vor die Augen. „Gut,“ sagte ich, „wie Sie wünschen.“ Wir werden sehen, dachte ich siegessicher und begann, mich zu konzentrieren. Mars, Mars, hörst du mich? Ich wandte mich in Gedanken an sie. Schick mir dein Feuer, bitte! JETZT! Und plötzlich spürte ich, wie es warm wurde in meinen Händen, als ich auf einmal eine Flamme auf ihr hielt. „Tja,“ stotterte ich, denn ich musste mich beherrschen, nicht laut loszulachen. „Jetzt habe ich ja mein Feuer.“ Und den Rest von der Stunde sprach Professor Snape kein Wort mehr mit mir, bis ich eine Probe meines Zaubertranks abfüllte, meine Sachen packte und aus dem Raum gehen wollte. „Miss, einen Augenblick.“ Ich kehrte auf dem Absatz um und stellte mich vor das Pult. „Ja, Professor?“ – „Ich werde Gryffindor zehn Punkte abziehen müssen aufgrund Ihres unverschämten Verhaltens.“ – „Das macht nichts,“ entgegnete ich, „Ihr Gesichtsausdruck war es mir allemal wert. Schönen Tag noch, Sir.“ Und damit verließ ich endgültig, ohne ihn noch einmal anzublicken, das Klassenzimmer. Meine drei Freunde warteten davor auf mich. „Was wollte er denn noch von dir?“ – „Ach, nichts besonderes. Kommt, gehen wir raus, es ist so ein herrlicher Tag heute!“

Als wir so draußen bei strahlendem Sonnenschein saßen, fiel mir etwas ein. Ich rannte in den Gryffindor Gemeinschaftsraum und in unseren Schlafsaal. Dort kramte ich in meinen Sachen, bis ich sie fand: Meine heißgeliebte E-Gitarre. Ich hatte schon lange nicht mehr geübt und wollte uns bei diesem Wetter mit etwas Musik beglücken. „Was ist das denn?“ fragte Ron verwundert, als er sie sah. „Ein Instrument!“ belehrte Hermine ihn. „Aber sag mal Sandra, warum schleppst du das ganze Zeug mit dir mit?“ Ich lachte. „Ich konnte mich einfach nicht dazu entscheiden, sie daheim zu lassen. Meinen CD-Player und meine ganzen CDs (Ron schaute mich verwundert an, während Hermine ihm einen stirnrunzelnden Blick zuwarf) habe ich auch noch mitgebracht! Musik zu machen und hören ist so wunderschön! Das fehlt eigentlich noch in Hogwarts. Vielleicht stelle ich ja mal ne Band zusammen, wer weiß!“ Ich lehnte mich zurück und blickte vom kühlen Gras aus in den blauen Himmel und irgendwie fühlte ich mich sehr wohl. Ich wusste, dass Hogwarts mir schon jetzt ans Herz gewachsen war.

Der Winter zog ins Land und die Schüler trafen sich in den Pausen oft draußen zu ausgiebigen Schneeballschlachten bei wärmender Wintersonne. Angriffe geschahen äußerst selten und meistens bei Nacht. Ich wähnte die Menschen in Hogwarts erst einmal in Sicherheit, doch ich sollte nur zu bald herausfinden, dass dies ein fast fataler Fehler gewesen war. Während des wieder mal äußerst reichhaltigen Mittagessens, als die Bestecke klirrten und alle fröhlich plapperten, spürte ich es auf einmal hinter mir, ein merkwürdiges Gefühl. Ich warf den Kopf herum und sah... nichts. Da kam es auf einmal von der Seite.... nein, von vorne, von rechts, von oben! Es schien sich unheimlich schnell im Raum zu bewegen. Doch ich konnte keine sichtbare Gestalt erkennen. Da, hinter dem Ravenclaw-Tisch! Nein, doch nicht. Im selben Moment schrie eine Schülerin wie am Spieß. Eine große, dunkle Kreatur war vor ihr aufgetaucht – und im selben Moment wieder wie abgetaucht. „Ruhe! Keine Panik!“ rief ich und stürzte von meinem Platz auf, holte meine Brosche hervor und verwandelte mich. Ich hielt mein Schwert vor mich und versuchte, die dunkle Energie auszumachen, die der Dämon ausstieß. Doch das stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus in einer Horde umherrennender, kreischender Schüler. Ich warf Professor Dumbledore einen schnellen Blick zu und sah, dass er nickte. Er sprach ein kurzes Wörtchen mit den Lehrern, die aufstanden und auf die Schüler zugingen. Sie lotsten sie langsam aus der großen Halle. Massen von Schülern drängten sich durch die großen Türen, während ich immer noch versuchte, den Dämon zu orten. Da! Ich konnte gerade noch verhindern, dass er sich auf ein paar zurückgebliebene Schüler stürzte und sie mit einem Schutzschild blocken. „Kämpfe gefälligst gegen jemanden, der sich auch wehren kann, du Feigling!“ Anscheinend hatte die undurchdringliche Kreatur diese Bemerkung gleich wortwörtlich genommen, denn sofort spürte ich einen Windhauch an meinem Arm vorbeiziehen, der daraufhin sofort anfing zu bluten. Kurz darauf verspürte ich den selben Hauch an meiner Wange. Ich beschloss, nicht einfach nur mehr stehen zu bleiben, denn sonst wäre ich viel zu anfällig für mögliche Attacken. Also musste ich die gleiche Taktik anwenden wie mein Gegner. Ich rannte über Tische, Bänke, Stühle, immer ein Auge im Raum. Nebenher musste ich höllisch auf Angriffe von der Seite aufpassen, doch auch ich traf den Dämon das ein oder andere mal leicht. Der Kampf dauerte schon eine Ewigkeit an, so schien es mir. Langsam aber sicher drohte mir die Puste auszugehen. Nach einem erneuten Ausweichmanöver stürzte ich zu Boden und verweilte dort ein paar Augenblicke schwer schnaufend. Da merkte ich, wie sich der Dämon in Sicherheit und Überlegenheit wiegte und sich unachtsam hinter mich stellte, um zum letzten Gnadenstoß auszuholen. In dem Moment schnellte mein Schwert hervor und stieß es dem grausigen Monster, dem ich nun endlich direkt ins Gesicht blickte, tief in den Magen. Ein Wesen, das auch jetzt seine Gestalt nicht freigab, sondern dunkel und unheimlich den Raum ausfüllte, mit zwei glühenden Augen. Es stöhnte schmerzverzerrt auf und verschwand dann. Ich stand langsam auf und verschnaufte erst einmal. Kurz danach schwangen die großen Türen der Halle wieder auf und herein eilten Professor Dumbledore, Professor McGonagall und Professor Snape. „Ist Ihnen nichts geschehen? Wo...?“ begann Professor Dumbledore, doch ich unterbrach ihn. „Keine Angst, es ist wieder alles in Ordnung, Professor. Das Monster ist verschwunden.“ – „Aber Sie sind verletzt und ganz erschöpft!“ erschrak Professor McGonagall. „Ich schlage vor, Professor Snape begleitet Sie in den Krankenflügel, damit Sie gleich versorgt werden!“ nickte Professor Dumbledore Professor Snape zu, doch ich wollte widersprechen. „Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, ich kann auch getrost alleine in den Krankenflügel...!“ Da unterbrach mich Professor Snape barsch. „Keine Widerrede! Kommen Sie mit mir mit!“ Ich nickte nur noch wortlos und folgte ihm, da er schon davoneilte. Auf dem Weg zur Station sprachen wir kein Wort. Ich hielt nur meinen schmerzenden Arm und Professor Snape eilte vorne raus. In der Station fanden wir jedoch keinen Menschen vor. „Ach, ich vergaß,“ stieß Professor Snape ärgerlich hervor, „wir haben Madam Pomfrey ja zu den Schülern geschickt, um zu schauen, ob niemand verletzt ist.“ Dann drehte er sich zu mir um. „Ich fürchte, ich muss sie verarzten. Setzen Sie sich auf dieses Bett.“ Er verschwand kurz und kehrte mit einem kleinen Kästchen zurück. Ich setzte mich auf eine Bettkante und er holte ein kleines Fläschchen und Verbandszeug aus dem Kästchen heraus. Er desinfizierte zuerst meinen Arm, dann meine Wange. Irgendwie war mir das etwas peinlich, ich wusste nicht, wohin ich schauen sollte, und dann trafen sich doch einmal kurz, aber sehr intensiv unsere Blicke. Im selben Moment kam er mit dem Desinfektionsmittel an meine Wange, die höllisch brannte. Ich zuckte zusammen. „Jetzt stellen Sie sich nicht so an.“ – „Sie haben gut reden.“ Brummte ich, während er mich weiter verarztete. Dabei fiel mir auf, wie unheimlich sanft und gewissenhaft er vorging. Als ob er Angst hätte, mir weh zu tun. Schließlich packte er alles wieder zusammen und verstaute das Kästchen. Inzwischen verwandelte ich mich zurück. „Danke.“ Sagte ich noch, bevor ich schnell aus dem Zimmer ging, um keine beklemmende Stille aufkommen zu lassen.

Beim nächsten Mittagessen beeilte ich mich besonders. Gleich nachdem ich den letzten Bissen verschlungen hatte, sprang ich auf, schwang mich über die Bank, packte schulternd meine Sachen und lief Richtung Ausgang. „Hey, wo willst du denn hin?“ Rief Harry mir noch nach, doch ich war schon zielstrebig um die Ecke gebogen. Ich lief einige Gänge entlang, bis ich an die große vogelartige Figur kam, das Passwort sagte, um mich auf die daraufhin sich nach oben windende Treppe stellte. Oben angekommen, klopfte ich behutsam an die Tür, und wartete, bis eine Stimme „Herein!“ rief. Ich betrat Professor Dumbledores Büro, der hinter seinem Schreibtisch saß und mich wie immer mit seinen klugen Augen fixierte. Da kam auf einmal Fawkes angeflogen und landete auf meiner Schulter. Zuerst erschrak ich, doch dann freute ich mich sehr über die Zutraulichkeit dieses schönen und lieben Tieres. Es schaute mich mit seinen großen, kugelrunden, schwarzen Augen an. „Hallo, Fawkes! Schön, dich zu sehen!“ – „Ich glaube, Sie müssen ihn öfters besuchen, er hat Sie schon vermisst.“ – „Wirklich?“ Ich war ganz gerührt. Sanft strich ich ihm durch sein weiches Gefieder. Da hielt ich auf einmal eine Feder in der Hand. „Oh, sehen Sie nur, Professor! Das wollte ich aber nicht!“ – „Das ist sein Geschenk für Sie. Phönixe geben ihre Federn nur ab, wenn Sie es selbst so wollen. Es soll ihr Beschützer sein.“ Ich starrte die lange, goldrot glänzende geschwungene Feder in meiner Hand an, dann Fawkes. „Danke.“ Flüsterte ich. „Nun, weshalb sind Sie zu mir gekommen, Miss? Was haben Sie für ein Anliegen?“ – „Nun ja, Professor, ich wollte fragen, ob Sie mir eine Sondergenehmigung ausstellen könnten, damit ich in den Verbotenen Wald gehen kann.“ – „Und warum möchten Sie unbedingt in den Verbotenen Wald?“ – „Trainieren und ich denke, dass ich dort sehr gut Gelegenheit dazu haben werde.“ Dumbledore überlegte kurz. „Aber Sie versprechen, dass Sie auf sich aufpassen werden und es nicht übertreiben, ja?“ – „Klar, Professor!“ Er lächelte sanft und ich erwiderte es.

„Wow!“ Die anderen staunten nicht schlecht, als ich ihnen die Phönixfeder zeigte. „Sie ist wunderschön, nicht?“ Strahlte ich. „Fast so schön wie die deiner Hedwig.“ Sagte ich augenzwinkernd zu Harry, der sich sichtlich freute. Doch über meine Nachricht schienen sie nicht besonders erfreut. „In den Verbotenen Wald?“ Krächzte Ron. „Muss das wirklich sein, kannst du nicht irgendwo anders trainieren? Hast du das überhaupt nötig?“ – „Klar habe ich das! Ich darf ja nicht nur essen und faul rumsitzen, das würde mir nicht gut tun.“ Grinste ich. Harry sah mich lange und intensiv an. „Du trainierst, weil du denkst, du kannst uns sonst nicht beschützen? Weil der letzte Dämon so stark war?“ Ich überlegte. „Auch, aber nicht nur. Dieses Ereignis hat mir vielleicht nur den Anstoß dazu gegeben. Ich treibe auch sonst gerne Sport. Und, keine Angst, mir passiert nichts! Wirklich!“ Dann sprach Hermine mich auf etwas anderes an. „Ich möchte dich mal was fragen, Sandra, warum glaubst du, haben sich Dämonen nun auch in der Zaubererwelt niedergelassen?“ – „Ich denke, sie möchten die Zaubererwelt beherrschen, um damit auch gleichzeitig leichter über die Menschenwelt zu regieren. Deshalb haben sie sich heimlich eingeschlichen.“ – „Aber was möchten die Dämonen überhaupt von uns?“ – „Ich denke mal, die Energie der Menschen. Sie selbst sind schattenlose Wesen ohne einen richtigen Körper und benötigen wahrscheinlich Energie, um in unserer Welt zu überleben und mächtiger zu werden.“ – „Und warum tauchen sie im Moment gerade in Hogwarts auf und nicht an anderen Orten?“ Ich überlegte. „Vielleicht befindet sich in Hogwarts besonders viel Energie oder etwas, das sie unbedingt wollen.“ Wir schauten uns an und ich war mir sicher, dass wir alle an den selben kleinen Stein dachten, der zur gleichen Zeit in Hogwarts versteckt war. „Und außerdem,“ fügte Hermine noch hinzu, „diese Kreatur, die Harry im Verbotenen Wald angegriffen hat, was war das? Und warum wollte sie gerade Einhornblut und nicht auch Menschenenergie?“ – „Harry hat doch gesagt, er konnte keinen festen Körper ausmachen. Das heißt, die Kreatur war wahrscheinlich auch ein Dämon. Es könnte sein, dass Lord Voldemort selbst ein Dämon ist, und es zu gefährlich für ihn scheint, selbst ins Schloss zu gehen, deshalb sucht er andere Wege, um wieder seine Kräfte zu erlangen. Die anderen Dämonen sollen dabei Energie für ihn im Schloss sammeln. Und es mag sein, dass durchaus noch etwas Menschliches in ihm steckt.“

Während der Winter langsam seine Schatten hinter sich ließ und sich bald der Frühling ankündigte, verbrachte ich die Abende lange in der Bibliothek, um meine anderen Arbeiten zu erledigen. Dabei zog ich immer die Kopfhörer meines CD-Players auf und ließ eine CD laufen, je nach Stimmung etwas Rockiges, Trauriges oder Mystisches. Auf jeden Fall immer Musik, die mich bewegte. Manchmal jedoch hielt ich inne und blickte mich um, weil mich das merkwürdige Gefühl nicht los ließ, aus einem stillen Winkel beobachtet worden zu sein.

Als dann die Tage länger wurden und sich die Regenwolken verabschiedeten, entschied ich mich, mit meinem Training im Verbotenen Wald zu beginnen. Schon früh morgens, noch bevor die anderen Mitschüler aufstanden, machte ich mich fertig und lief hinaus in die frische, kühle Morgenluft, die mich empfing. Ich trabte zuerst langsam an Hagrids Hütte vorbei, um mich dann in die Tiefen des Waldes zu bewegen. Ich lief schneller, über Stock und Stein, und ich konnte nur meine Schritte, mein Atmen und manchmal ein Käuzchen vernehmen. Die Stille tat mir sehr gut und ich kam verschwitzt und keuchend ins Schloss zurück, wo ich mich erst einmal duschte und schließlich meine Uniform anzog, um zum Frühstück zu eilen. Harry, Ron und Hermine hatten schon Platz genommen. Ich setzte mich gutgelaunt zu ihnen. „Warst du heute etwa...?“ begann Ron, als ich ihn anschaute und „Ja, ich war heute morgen im Verbotenen Wald.“ Entgegnete ich. „Und? Was hast du alles angetroffen? Zentauren, Einhörner oder Schlimmeres?“ – „Nichts, überhaupt nichts. Es war, als ob – mich der Wald erst einmal begrüßen und willkommen heißen wollte.“

Die nächsten Tage verliefen ruhig, von weiteren Dämonen keine Spur, bis auf einmal eines Nachmittags Harry, Ron und Hermine ankündigten, dass sie diese Nacht zum Stein der Weisen wollten, um zu verhindern, dass Snape ihn stiehlt. Ich seufzte. „Seid ihr immer noch hinter Snape her? Und wie wollt ihr das bitte schön anstellen?“ – „Wir gehen mit meinem Mantel zu Fluffy, Hagrid hat uns verraten, wie man ihn ruhig stellt. Und dann...“ – „Ja, und dann? Genau das meine ich. Ich denke, es ist besser, wenn ich mit euch komme.“ – „Du willst mit uns kommen?“ Sie sperrten die Augen nur so auf. „Klar, dafür bin ich ja da, oder? Außerdem möchte ich euch beweisen, dass Snape mit der Sache nichts zu tun hat.“

Gesagt, getan. So schlichen wir vier unter Harrys Umhang nachts die Treppen zum dritten Flur hinauf. Zuerst mussten wir jedoch erst Neville aus dem Weg räumen, der mir sehr leid tat, doch er wollte uns nicht vorbei lassen. Als wir vor der Tür standen, die zum Stein der Weisen führte, hörten wir auf einmal von der Treppe her leise Geräusche, die sich wie Schritte oder Rauschen anhörten. Langsam aber sicher wurden sie lauter und kamen näher. Da spürte ich es: Dämonen! Und nicht gerade wenige. Sie kamen sogar sehr schnell auf uns zu. „Schnell! Geht ihr rein! Ich werde sie aufhalten!“ – „Aber...“ – „Macht schon!“ Und so verschwanden sie hinter der Tür. Ich drehte mich um und sah sie auch schon auf mich zukommen. Sofort verwandelte mich und sprang nach vorne. Ein heißer Kampf entbrannte. Sobald ich einen Dämon mit meinem Schwert erwischt hatte, stürzten sich die anderen umso wilder auf mich und ich hatte alle Mühe, sie von mir fern zu halten. Zur gleichen Zeit ärgerte ich über mich selbst. Wie konnte so eine große Horde in Hogwarts eindringen? Da hörte ich plötzlich nach einer Weile zwei, drei Stimmen in all dem Gewirr, die Zaubersprüche riefen und somit ein paar Dämonen auslöschen konnten. Ich blickte mich um. Professor Dumbledore, McGonagall und Snape waren mir zur Hilfe gekommen. Doch im selben Moment, in dem ich unachtsam war, suchten sich die Dämonen ihre neuen Opfer. Die drei hatten alle Mühe, sie zurückzuhalten, doch vergebens, schon hatten sich die Dämonen auf Professor Mc Gonagall und Snape gestürzt und sie verletzt. Das machte mich rasend. In mir kochte alles. Ich erhob mein Schwert und rief „Macht des Schicksals!“ Ein mächtiges Licht erschien, das durch meine angestauten Gefühlen freigesetzt worden war und riss im selben Moment alle Dämonen hinfort. Einen Augenblick blieb ich stehen, dann lief ich auf die drei Personen am Ende des Ganges zu. „Ist alles ok bei Ihnen?“ fragte ich, doch da merkte ich, wie auf halber Strecke alles schwarz vor mir wurde und ich einfach zusammenklappte.

Eine Weile später wachte ich in einem Bett in der Krankenstation auf. Ich schlug die Augen auf und musste mich erst zurechtfinden. Da erschrak ich, als mir die letzten Ereignisse wieder in den Sinn kamen. Ich wollte aufstürzen, doch eine ruhige Stimme kam vom Ende des Raumes. „Kein Grund zur Aufregung, Miss.“ Professor Dumbledore war nun an mein Bett getreten. „Professor! Ich.... Wie geht es Ihnen und....?“ – „Professor Mc Gonagall und Professor Snape erfreuen sich bester Gesundheit, ihre Wunden sind schon wieder verheilt. Und mir wurde auch kein größerer Schaden zugefügt.“ – „Was ist mit Harry, Ron, Hermine?“ – „Oh, was die drei erlebt haben, sollen sie Ihnen in aller Ruhe erzählen, es ist sehr viel passiert, aber es ist alles glimpflich ausgegangen.“ Da atmete ich erst einmal beruhigt auf. Trotzdem ballten sich meine Hände um meine Bettdecke. „Es tut mir leid. Ich habe versagt. Ich habe weder Harry beschützt noch verhindern können, dass Hogwarts praktisch von Dämonen überrannt wurde.“ Da legte Professor Dumbledore behutsam seine Hand auf meine Schulter. „Sie haben in keinster Weise versagt. Im Gegenteil, sie haben alle Dämonen unter Einsatz ihres Lebens vertrieben und Harry damit beschützt sowie indirekt auch verhindert, dass der Stein der Weisen gestohlen wurde. Sie sehen, Sie haben Ihr Bestes getan.“ Er blickte mich zuversichtlich an und erstickte somit mein schlechtes Gewissen. „Trotzdem ist es wichtig, dass wir ab sofort noch vorsichtiger sind, doch Hogwarts war, ist und bleibt ein sicherer Ort. Und jetzt ruhen Sie sich noch eine Weile aus.“ Er schritt aus dem Zimmer und ich blieb allein zurück.

Als ich wieder aufstehen durfte, entdeckte ich sogleich Harry, der auch entlassen geworden war. Ich stürzte auf ihn zu und wollte alles wissen. Es sprudelte nur so aus ihm heraus, von den vielen Aufgaben, Professor Quirrel, dem Stein und Voldemort. Da fragte er: „Du, Sandra, glaubst du, Quirrel war auch von einem Dämon besessen?“ – „Vielleicht. Auf jeden Fall ist deine Kraft etwas Besonderes, Harry. Sonst hättest du ihn nicht besiegen können. Aber es tut mir sehr leid, dass du das alles allein hast durchstehen müssen.“ Harry schüttelte den Kopf. „Du warst bei mir, ich habe es ganz deutlich gespürt. Deine Kraft ist bis zu mir durchgedrungen. Außerdem hat mir Professor Dumbledore alles erzählt. Und es ist ja nichts passiert Also mach dir keine Vorwürfe. Jetzt lass uns zum Abschlussfest gehen.“ Da fiel mir noch was ein, was mich noch einmal fröhlicher stimmte. „Siehst du, ich habe es doch gleich gesagt, ihr habt Professor Snape zu Unrecht verdächtigt!“ – „Ja, schon, aber dass du das von Anfang an so selbstsicher behauptet hast!“ – „Tja, Intuition!“ lächelte ich und wir liefen gut gelaunt in Richtung Große Halle.

Die Schüler saßen schon fast alle und aßen, als Harry und ich so ziemlich als letztes die Halle betraten. Ich erblickte Hermine und Ron, lief schnell zu ihnen hin und fragte, ob auch mit ihnen alles in Ordnung sei. „Keine Sorge!“ meinte Ron. „Wir sind zäh. Hast du schon gehört, ich habe das Zaubererschach gewonnen, und wie...“ Die ganze Zeit wurde erzählt und gelacht, nur der einzige Wehrmutstropfen schien für die Gryffindors zu sein, dass Slytherinfahnen über ihren Köpfen hingen, da sie sich die größte Punktzahl im Laufe des Schuljahres verdient hatten, weil Harry, Ron und Hermine ziemlich dicke Punktabzüge für ihr Haus kassiert hatten. Mir machte das alles wenig aus, ich genoss das gute Essen, als Professor Dumbledore sich auf einmal erhob und in die Hände klatsche, worauf der ganze Saal sofort verstummte. Er sprach zuerst über die aktuelle Punkteverteilung und kündigte anschließend an, dass er noch einige Punkte zu vergeben hätte. Unter anderem 50 Punkte für Hermine für ihren Verstand und Einsatz und für Ron für die beste Schachpartie, die Hogwarts jemals gesehen hat. „Ich möchte auch Punkte vergeben für unsere Kriegerin und Harry Potter, die mit ihrem unvergleichlichem Mut und ihrer Liebe Schlimmes verhindert haben. Jeweils 60 Punkte.“ Da blieb mir der Bissen im Hals stecken, denn zur gleichen Zeit jubelte der ganze Gryffindor Tisch los. „Wir haben Gleichstand mit Slytherin!“ flüsterten einige. Harry und ich blickten hinauf zu Professor Dumbledore, der uns zunickte und zuzwinkerte. „ Und zu guter letzt gehört viel Mut dazu, sich seinen Feinden zu stellen, doch noch mehr Mut gehört dazu, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen. Deshalb vergebe ich 10 Punkte an Neville Longbottom.“ Im selben Moment brach ein ungeheurer Jubel aus, als Professor Dumbledore in die Hände klatschte und Gryffindorfahnen erschienen ließ. Wir lachten und kreischten und schmissen unsere Hüte fort, und ich freute mich fast mehr für Neville als für Gryffindor. Er war unangefochten der Held des Abends. Und so verbrachten wir den Rest davon plaudernd und albern, als es schließlich Zeit wurde, zu Bett zu gehen. Doch ich schaute noch kurz zum Lehrertisch und sagte zu Hermine, dass sie schon mal vorgehen sollte. Ich hopste von der Bank und lief Richtung Lehrertisch. Dort wandte ich mich zuerst an Professor Dumbledore. „Danke,“ sagte ich zu ihm und er schaute mich ruhig an. „Bis zum nächsten Schuljahr.“ – „Ich freue mich, Sie wieder in Hogwarts begrüßen zu dürfen. Passen Sie auf sich auf.“ Ich nickte ihm zu und drehte mich dann nach links zu Professor McGonagall und Professor Snape, der aufgerückt war, da Professor Quirrels Platz nun leer war. „Ich freue mich, dass es Ihnen wieder gut geht.“ Sagte ich zu Ihnen und lachte sie an. Mrs McGonagall schien sich sichtlich zu freuen, nur Professor Snape schaute etwas irritiert drein. „Bis zum nächsten Schuljahr!“ rief ich noch und wendete dann auf dem Absatz, schaute mich noch einmal um und lief dann aus der Großen Halle zu den Schlafsälen.

Am nächsten Morgen wartete am Bahnhof schon der Hogwarts-Express auf uns. Wir verabschiedeten uns noch herzlich von Hagrid. Während der Fahrt wurde vor allem über die Ferienpläne geredet. „Was wirst du machen, Sandra?“ – „Oh, zuerst mal einen Abstecher nach Deutschland, um mal wieder meine Familie zu besuchen, und dann zu meinen Freunden nach Japan.“

In London angekommen, trennten sich schließlich unsere Wege. „Macht’s gut!“ winkte ich Ron und Hermine noch einmal zu, als ich mich dann auch von Harry verabschieden musste. Ich drückte ihn und sagte „Pass auf dich auf, ok?“ – „Sehen wir uns nächstes Jahr wieder?“ – „Auf jeden Fall, keine Angst!“ Und so gingen auch wir auseinander. Ich schaute noch ein letztes Mal auf den Hogwarts Express und tauchte schließlich wieder in eine völlig andere Welt ein.
 

Das zweite Jahr

Die sechs Wochen Sommerferien vergingen wie im Flug. Die ersten zwei verbrachte ich bei meinen Eltern in meiner Heimat, danach ging es wieder nach Japan, wo mich meine Freunde schon vermisst hatten. Ich musste ihnen alles erzählen und sie staunten Bauklötze. Manchmal fragte eine von ihnen, ob ich sie verschaukeln möchte, doch dann lachte ich und meinte nur „Nein, es ist wirklich wahr!“ Als es wieder an den Abflug ging, musste ich mich erst wieder auf die Zaubererwelt einstellen. Doch sobald ich in London die kleine Taverne betrat, in der ich auch letztes Jahr vorbeigeschaut hatte, holten mich die Ereignisse und Erinnerungen daran sofort wieder ein. Während der Ferien hatte ich nichts von Harry, Ron oder Hermine gehört, wir hatten abgemacht, dass wir uns nur verständigen sollten, falls etwas passieren würde. Von daher schloss ich, dass es ihnen gut gehen musste. Ich schleppte auch mein ganzes Gepäck wieder mit, ich glaube, es war noch mehr wie vorheriges Jahr. Sobald ich die Winkelgasse betrat, wurde ich von einer Menge von spitzen Hüten tragenden Menschen empfangen. Auf einmal wurde mir die Sicht verdunkelt, als ein riesiger Mann vor mir stand. „Hallo Hagrid, schön dich zu sehen!“ freute ich mich, als ich Hagrid, den Wildhüter von Hogwarts begrüßte. „Hallo Sandra, alles klar? Die anderen sind gerade im Buchladen, falls du sie sehen möchtest.“ – „Danke, Hagrid! Wir sehen uns in Hogwarts!“ Sofort machte ich mich auf den Weg in den Buchladen, wo ich sie schon vor der Tür alle im Laden stehen sah. Ich riss die Tür auf und stürzte hinein. „Hallo, Freunde!“ Winkte und lachte ich und drückte Ron, der zuerst in meiner Nähe stand, und wollte schon die anderen beiden umarmen, die sich genauso sichtlich freuten mich zu sehen, wie ich sie, als sich auf einmal jemand hinter mir räusperte. Ich bemerkte erst jetzt, dass der Grund, warum ihre Gesichter vorher so finster ausgesehen hatten, hinter mir stand. Offenbar hatte ich eine Person übersehen, die gerade ein Gespräch mit ihnen geführt hatte. Ich schaute mich um. Vor mir stand ein großgewachsener, vornehmer, blonder Mann mit arroganten Gesichtszügen und noch kälteren Augen. Im ersten Moment erinnerte er mich an Professor Snape, doch mit einem entscheidenden Unterschied. Bei ihm konnte ich keinerlei Wärme in den Augen ausmachen, keine Güte oder Zärtlichkeit. Nach einigen Augenblicken wurde mir bewusst, dass die Seele dieses Mannes wohl pechschwarz sein musste. „Verzeihung,“ sagte ich. „Lucius Malfoy“ meinte er von oben herab und reichte mir seine Hand. „Und Sie sind?“ – „Sandra.“ – „Oh ja. Die Person...“ Er schaute kurz zu Draco, der neben mir stand und daraufhin nickte, „Von der ich schon so viel gehört habe.“ – „Ach, wirklich? Das freut mich.“ Erwiderte ich nur und nahm eine ebenso hochnäsige Haltung an. „Ja, und ich muss sagen, dass Dumbledore wirklich sehr tolerant ist, wenn er jetzt schon.... Muggel in Hogwarts unterrichten lässt. Wenn ich Direktor wäre, wären Sie hochkant hinausgeflogen.“ Sagte er mit einem leisen Lächeln um die Lippen. – „Na dann,“ meinte ich verschmitzt, „kann ich nur froh sein, dass Sie es nicht sind.“ Daraufhin sah er mich nur an. „Wir sprechen uns noch. Wahrscheinlich eher, als es Ihnen lieb sein wird. Draco!“ Er winkte barsch seinem Sohn, der ihm sogleich wie ein Schoßhündchen folgte, als sie aus dem Laden marschierten. Ich seufzte. Dann drehte ich mich endlich zu meinen Freunden. „So, wo waren wir stehen geblieben?“ lächelte ich und begrüßte nun endlich alle herzlich. „Lass dich nicht von ihm ärgern!“ riet mir Harry. „Ich? Ich doch nicht!“ sagte ich lachend. „Ihr seht eher so aus, als hättet ihr euch ärgern lassen. Aber solchen Menschen sollte man kein Gehör schenken. Die bekommen meistens früher oder später ihr Fett weg. Was ist denn eigentlich hier los?“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ganz hinten im Raum eine ganze Meute von aufgeregten Menschen stand und dauernd Blitzlichter funkelten. „Ach, nichts besonderes.“ Meinte Ron nur. „Ein berühmter Schriftsteller der Zaubererwelt. Kommt, lasst uns rausgehen.“ Kurz darauf trennten wir uns schon wieder, weil jeder noch seine Besorgungen machen musste. Wir wollten uns alle am Bahngleis 9 ¾ wieder treffen. Doch als wir uns im Zugabteil niedergelassen hatten, bemerkte ich auf einmal, dass zwei von uns fehlten. „Wo sind denn Ron und Harry?“ – „Keine Ahnung, vielleicht haben sie mal wieder gebummelt oder haben einfach ein anderes Abteil genommen.“ Und so verbrachten wir die Fahrt damit, unsere Ferienerlebnisse ausführlich auszutauschen.

Anschließend ging alles Schlag auf Schlag. Kaum aus dem Zug ausgestiegen, wurden wir angewiesen, in Kutschen zu steigen, die dann sogleich losrollten. Das Komische oder Besondere an diesen Kutschen war, dass sie ganz von alleine fuhren! Da erinnerte ich mich wieder an die Boote, mit denen wir letztes Jahr nach Hogwarts geführt wurden. Das Schloss präsentierte sich immer noch mächtig und dennoch prachtvoll auf dem Hügel, unter ihm der ruhige See, der den wolkenlosen Himmel und den strahlenden Mond widerspiegelte. Wir wurden wieder in die große Halle gelotst, wo sich alle Schüler außer die Erstklässler wiederfanden. Ich linste sogleich zum Lehrertisch hinüber, es hatte sich nicht viel verändert, nur einen neuen Lehrer zur Verteidigung gegen die Dunklen Künste schienen wir bekommen zu haben. Da bemerkte ich auf einmal, das Professor Dumbledore zu mir hersah, und mir zunickte. Ich tat es ihm gleich und lächelte. Das Essen war mal wieder köstlich. Nachdem wir gespeist hatten und der Saal sich so langsam leerte, blieben Hermine und ich noch etwas sitzen und unterhielten uns. „Glaubst du, dass es dieses Jahr wieder Angriffe geben wird?“ – „Ich bin mir ziemlich sicher. Vielleicht sogar noch vermehrt und gezieltere wie letztes Jahr.“ – „Gezieltere? Meinst du damit, dass sie dieses Mal bestimmte Ziele treffen möchten?“ – „Bestimmt. Und weißt du, was mir Sorgen macht? Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach. Wenn Professor Quirrel wirklich von einem Dämon besessen war, wieso habe ich es dann nie bemerkt? Ich habe weder ihn noch Voldemort gespürt. Wieso?“ Hermine überlegte. „Vielleicht ist es eine andere Art Dämonen, wie ihr sie gekannt habt. Oder..... Oder Professor Quirrel ist einfach nur ein Mensch gewesen, der Voldemort gedient hat. Und Voldemort selbst war ja nicht die ganze Zeit bei ihm. Und vielleicht befand er sich in einem noch zu schwachen Zustand, als dass du was hättest spüren können. Und du hast ja selbst vermutet, dass Voldemort doch menschlich sein könnte – zum Teil.“ – „Das klingt alles plausibel. Dennoch. Ich hoffe, dass ich euch schützen kann, wenn die Dämonen so leicht eindringen können. Aber sag mal.....“ – „Ja, was ist denn?“ – „Es fehlen immer noch Ron und Harry! Ich muss sie suchen gehen! Nicht, dass ihnen etwas passiert ist!“ Panisch stürzte ich auf und aus der Großen Halle. Ich rannte durch viele Gänge, bevor auf einmal aus heiterem Himmel Professor Dumbledore vor mir stand oder besser, erschien. Ich hielt abrupt an. „Professor Dumbledore!“ – „Miss! Schön, Sie wieder hier zu sehen! Wie geht es Ihnen?“ – „Danke, sehr gut. Professor, ich vermisse Harry und Ron, wissen Sie etwas?“ – „Oh ja, ich habe die beiden Herren gerade in den Gemeinschaftsraum geschickt. Sie sind etwas später angekommen.“ – „Später? Haben sie den Zug verpasst?“ – „Ja, so ungefähr. Statt dessen haben sie ein Auto genommen.“ – „Ach so.“ Ich atmete auf. „Ein fliegendes Auto.“ – „Oh.“ – „Ja, nicht ganz ungefährlich, aber es ist alles glimpflich ausgegangen, gottseidank. Ich bin wirklich froh, dass Sie hier sind und ein Auge auf die beiden, oder besser gesagt, drei, haben.“ Er zwinkerte mir zu. „Gute Nacht.“ – „Gute Nacht, Professor.“ Und dann ließ er mich stehen. Erst wusste ich nicht, wohin ich sollte, dann beschloss ich, schnurstracks zum Gemeinschaftsraum zu eilen. Dort traf ich auch die beiden niedergeschlagen an. Ich begrüßte sie stirnrunzelnd. „Sag nichts,“ meinte Ron, „bitte.“ – „Ich muss aber was sagen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen. So kann es nicht weitergehen.“ Sie sahen mich erstaunt an. „Ja, genau. Ihr habt schon wieder in Schwierigkeiten gesteckt und ich habe euch nicht helfen können. Ihr solltet lernen, mich zu rufen.“ – „Dich zu rufen?“ – „Ja. Gedanklich. Dann höre ich euch und weiß, wo ihr seid. Wir fangen die nächsten Tage mal damit an. Und jetzt gehe ich ins Bett. Ihr solltet das auch tun. Hier rumsitzen und Trübsal blasen bringt jetzt nichts mehr. Geschehen ist geschehen.“ – „Du hast recht.“ Meinte Harry und stolperte mir nach.

Und so begann ein neues Schuljahr in Hogwarts. Inzwischen kam mir alles so vertraut vor, ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich hier ankam und alles so neu erschien. Der Geruch nach Stein und Feuer, der Ausblick auf den See, die Wärme des Gemeinschaftsraumes und die eindrucksvolle Größe – alles war mir in guter Erinnerung geblieben, und jetzt, da ich wieder da war, kam es mir so vor, als wäre ich nie fort gewesen.

Auch an den Lehrern hatte sich nicht viel verändert. Mrs McGonagall hantierte streng und arbeitswütig wie immer, Professor Snape verriet nie, was in Wirklichkeit hinter seinem mürrischen Blick vorging und die Hausaufgaben wurden schnell sowie in großer Menge verteilt. Als neues Fach hatten wir Kräuterkunde dazubekommen, welches sich als ziemlich lustig, interessant und vor allem erlebnisreich herausstellte. Und so waren alle gespannt auf das beinahe wichtigste Fach, Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Sobald wir in dem Klassenzimmer Platz genommen hatten, schwang die Tür auf der Empore auf und heraus trat ein... Pfau hätte ich fast gesagt, aber es war ein Mann mit feinen Kleidern und einer Selbstüberzeugung, die jeden umhaute. Die Mädchen schienen hin und weg von ihm zu sein, die Jungs stöhnten nur auf. Ich drehte mich zu Harry um. „Weißt du, wer das ist?“ – „Der berühmte Schriftsteller der Zaubererwelt. Gilderoy Lockhart.“ – „Der aus der Winkelgasse?“ – „Genau der.“ – „Aha.“ Als ich meinen Blick wieder nach vorne wandte, hatte auch er mich zu meinem Leidwesen erspäht. „Ah, ich sehe, wir haben hier auch eine kleine Berühmtheit sitzen. Oder besser gesagt, zwei.“ Ich schaute nach allen Seiten. „Meinen Sie mich?“ – „Ja, natürlich. Ihre Aufnahme in Hogwarts ging durch fast alle Zeitungen. Der Tagesprophet berichtete sogar darüber! Das will was heißen! Übrigens, welches meiner Bücher bevorzugen Sie denn?“ – „Ehrlich gesagt, kenne ich keines ihrer Bücher, Professor.“ – „Was? Das können wir ändern! Ich schenke Ihnen eine Gesamtedition, handsigniert natürlich! Was sagen Sie?“ – „Professor, bevor Sie das Geld an mich vergeuden, schenken Sie es einem großen Fan von Ihnen, damit kommen Sie vielleicht auch nochmal in die Schlagzeilen.“ Er überlegte. „Sie haben recht! Gut, nun fangen wir aber endlich an!“ Er wandte sich ab und ich seufzte erleichtert. Hätte mir gerade noch gefehlt, dass ich einen Stapel Bücher herumfahren hätte. Außerdem glaubte ich zu erkennen, dass hinter seiner Fassade nicht mehr als große Sprüche steckten sowie nicht viel Wahrheit in seinen Büchern. Das sollte sich auch gleich beweisen. Er stellte uns ein paar Kreaturen vor, kleine, blaue Wichtel. Diese, ungefähr 20 an der Zahl, ließ er dann auch sogleich aus dem Käfig frei, und somit sollte dies unsere interessanteste und vor allem aufregendste Stunde der Woche werden. Denn die kleinen Ungetümer stürzten sich sofort auf uns. Die Schüler schrieen auf und rannten aus dem Saal. Hermine, Ron, Harry und ich blieben zurück. Auch vom Herr Lehrer keine Spur mehr zu sehen. „Na, klasse,“ seufzte ich, während ich geduckt ein Buch über meinen Kopf halten musste, um nicht von einem umherfliegenden Wichtel erschlagen zu werden. „Hermine, weißt du nicht einen Zauberspruch?“ – „Doch,“ schrie sie sogleich und zückte ihren Zauberstab. „Immobilus!“ Im Moment darauf erstarrten alle in der Luft und blieben reglos dort hängen. Daraufhin machte ich mich ans Werk und sammelte sie von dort oben ein. „Puh, das war vielleicht eine Stunde.“ Stöhnte Ron, als wir eilig das Klassenzimmer verließen. „Nur Ärger mit dem Kerl.“ Murmelte er daraufhin noch, aber so, dass es Hermine nicht hören konnte.

In der nächsten Woche mussten Harry und Ron ihre Strafarbeiten leisten. Ron putzend im Pokalzimmer, Harry Autogramme signierend mit Professor Lockhart. Hermine und ich wollten sie nach dem Abendessen wieder aufsammeln. Doch als wir drei uns Richtung Professor Lockharts Büro näherten, kam uns Harry rennend entgegen. „Habt ihr das gerade gehört?“ – „Was denn, Harry?“ – „Diese Stimme...... Sie sagte, sie wolle jemanden umbringen!“ Sofort lief er keuchend und aufgeregt weiter. Er schien etwas zu verfolgen. Wir anderen schauten nur irritiert drein. „Los, hinterher!“ Als wir auf einem Korridor um die Ecke bogen, stapften wir in eine enorme Pfütze hinein. „Was..?“ Harry schien das Übel schon entdeckt zu haben. Über dem Wasser hatte jemand etwas an die Wand gemalt. Mit blutroter Farbe. „Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben – nehmt euch in Acht!“ Lasen wir alle und im selben Moment waren wir umzingelt von Schülern, die sich von den Gängen her genähert hatten. Sie alle starrten auf die Schrift. Draco Malfoy zischte uns böse zu „Euch Schlammblüter erwischt es als erstes!“ Ich runzelte die Stirn. Plötzlich kam auch Professor Dumbledore im Schlepptau mit mehreren anderen Lehrern an. Auch der Hausmeister, der auf einmal einen Schrei von sich gab. „Meine Katze!“ Diese hing kopfüber an einer Fackel. „Du!“ Er zeigte auf Harry. „Du hast meine Katze getötet! Ich werde dich quälen!“ Da stellte ich mich schützend vor Harry. „Sie werden bestimmt niemanden hier anrühren.“ Professor Dumbledore schaute sich die ganze Situation kurz an und sprach dann bestimmt. „Alle Schüler sollen sich unverzüglich in ihre Gemeinschaftssäle begeben.“ Wir wendeten schon auf dem Absatz, als er noch hinzufügte „Außer ihr vier.“ Da mussten wir wohl oder übel bleiben. Die anderen drei schauten schuldbewusst zu Boden, als Professor Dumbledore uns fragend mit seinen Blicken durchbohrte. Hermine wagte sich als erstes vor. „Professor, wir haben mit der Sache nichts zu tun.“ Da schaltete sich auf einmal Professor Snape ein. „Vielleicht waren die vier einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Ron und Harry schauten verwundert drein. Ich wusste auch, wieso. Professor Snape war normalerweise niemand, der sich für die Schüler aus Gryffindor einsetzte. Doch gleich darauf kam auch die Antwort. „Trotzdem ist es alles sehr verdächtig.“ Er trat auf uns zu und blickte uns nur an. Hermine stammelte irgendeine Erklärung zusammen. Gottseidank half uns Professor Lockhart, der Harry ein Alibi verschaffen konnte. Somit schien der Fall geklärt. Professor Dumbledore erklärte zum Schluss noch „Ab jetzt ist höchste Vorsicht geboten.“ Bevor wir den Korridor verließen, tauschte ich mit ihm noch einen schnellen Blick aus, und folgte dann den anderen. Im Gemeinschaftssaal angekommen, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Auf einmal fragte ich „Was hat Draco vorhin mit Schlammblüter gemeint?“ – „Es ist ein Schimpfwort für Zauberer mit Muggeleltern – wie Hermine.“ – „Aha.“ Antwortete ich gedankenverloren und konnte mir keinen Reim darauf machen.

Am nächsten Morgen konnte keiner dem Unterricht so recht folgen. In Mrs McGonagalls Stunde sprach Hermine nun endlich das aus, was allen auf der Seele lag. „Professor, was hat es mit der Kammer des Schreckens auf sich?“ Und so erzählte sie uns von den vier Gründern der Schule, deren Auseinandersetzung, der Legende einer geheimen Kammer, die nie gefunden wurde, und dem Monster, das darin leben soll, um die Schule von unreinen Muggeln zu säubern. Doch nur der Erbe Slytherins könnte die Kammer öffnen. Nach der Stunde berieten wir vier uns. Ron war der festen Überzeugung, dass Draco dieser Erbe sein musste. „Doch wie finden wir es genau heraus?“ meinte Harry. Hermine wusste Rat. „Es ist aber sehr gefährlich,“ warnte sie uns. Dann führte sie uns in die Bibliothek, wo sie ein Buch mit Zaubertränken hervorkramte. Dann erklärte sie uns den Vielsafttrank. „Man braucht etwas von der Person, in die man sich eine Stunde lang verwandeln möchte. So könnten wir zum Beispiel als Crabbe und Goyle Draco unbemerkt ausfragen. Jedoch braucht der Trank einen ganzen Monat, um richtig gebraut zu werden.“ Wir alle überlegten. „So wie es aussieht, ist es der einzige Weg, etwas herauszufinden. Wir versuchen es, aber bringt euch dabei nicht in Gefahr. Bis dahin müssen wir die Augen offen halten.“ Sagte ich noch, bevor wir zur nächsten Stunde mussten.

Eine Weile verging ohne jegliche Vorkommnisse und die Quidditch-Saison begann nun wieder im späten Herbst. Doch ich konnte mich nicht richtig darauf konzentrieren. Was mir auch noch Sorgen machte, war, dass es bisher noch keinerlei Angriffe oder Vorfälle in Hogwarts gegeben hatte. Irgendetwas war bestimmt im Busch. Auch wegen der Tatsache, dass die Mannschaft von Slytherin nun neue, schnellere Besen und einen neuen Sucher namens Draco Malfoy hatten, schien Harry die letzten Tage im Unterricht nicht richtig bei der Sache zu sein. So hatte es auch keinen Sinn, das zu trainieren, was ich mit ihm vorgehabt hatte. Obwohl ich schon ein paar Mal versucht hatte, es ihm zu erklären. Er hatte sich auch angestrengt, aber bisher ohne Erfolg. Und so ließ ich ihn die Tage vor dem Spiel damit in Ruhe.

Am Morgen des Spieles war es ein wunderschöner Tag. Ich hatte mir vorgenommen, mal wieder in den Wald zu gehen. Gleich nach Sonnenaufgang stand ich auf, zog mich leise an und machte mich auf den Weg. Mein Atem dampfte in der kühlen Morgenluft und ich kehrte gut gelaunt und mit einem klaren Kopf wieder ins Schloss zurück. Doch kurz vor dem Eingang blieb ich stehen, weil ich in meinem Augenwinkeln etwas gesichtet hatte. Ich lief um das Gemäuer herum und stand dort auf einer Anhöhe, die über den See hinaus ragte. Von dort überblickte man über die weiten Wälder, auf die die Sonne schien und aus denen der Nebel kroch. Der See spiegelte diese atemberaubenden Eindrücke noch einmal wieder, und ich ließ mich von diesem Bild verzaubern. Nach einer Weile schreckte ich auf, weil ich bemerkte, dass es schon lange Zeit für das Frühstück war. Schnell ging ich dem Schloss entgegen und bemerkte in der Eile nicht, dass mich von einem kleinen Fenster zwei dunkle Augenpaare beobachtet hatten.

Beide Quidditch-Mannschaften hatten viel trainiert und waren gut aufgelegt. Das Spiel gestaltete sich sehr rasant und ab und zu auch unfair von Seiten der Slytherins. Auf einmal bemerkte ich, dass sich Harry gar nicht mehr in Sicht befand. Da schoss er plötzlich von links an, mit ihm auf gleicher Höhe Draco, vor ihnen ein kleiner goldener Schweif und hinter ihnen ein Klatscher, der sie hartnäckig verfolgte. „Den hat doch jemand verhext!“ brummte Hagrid in seinen Bart hinein. Ron und ich wollten schon auf und Harry helfen, doch Hermine hielt uns zurück. „Nicht, dass ihr den Klatscher verfehlt und Harry verletzt!“ Das sahen wir auch ein und konnten nur abwarten. Ein paar Augenblicke vergingen, als Draco aus dem Graben hervorgeschleudert wurde und unsanft landete. Ganz Gryffindor johlte und brüllte noch mehr, als Harry wieder in Sicht kam und auf einmal auf seinem Besen stand! Er streckte die Hand aus, doch er wurde von dem herannahenden Klatscher getroffen. Er blieb jedoch stehen und nach einigen Metern hob sich der Besen abrupt und Harry purzelte nach vorne. Sofort machten sich die meisten Gryffindors nach unten auf den Weg zum Spielfeld. Gerade als wir dort ankamen, wich Harry dem noch immer attackierenden Klatscher aus, bis er schließlich von Hermines Zauberspruch in tausend Stücke zerfetzt wurde. In der einen Hand hielt er den Schnatz, der andere Arm hing lose herunter. „Ich glaube, er ist gebrochen,“ meinte er unter Schmerzen, als Professor Lockhart hinzukam und sogleich seinen Zauberstab hervorholte. Das kann ja nicht gut gehen, dachte ich noch, als auch schon der Spruch gesagt war und Harrys Arm auf einmal wie Gummi hin- und herschwenkte! Alle stöhnten auf, denn Lockhart hatte Harrys Knochen nicht geheilt, sondern sie ganz verschwinden lassen. Sogleich verhalfen wir Harry auf die Füße und brachten ihn zur Krankenstation. Dort versorgte ihn Madam Pomfrey. Er musste über Nacht dort bleiben, also verabschiedeten wir uns bald von ihm, um den Rest vom Tag noch in der Bibliothek zu verbringen. „Ich hole noch meinen Laptop aus dem Schlafsaal, geht schon mal vor!“ sagte ich zu Hermine und Ron und lief die Treppen hoch. Gerade als ich wieder zurückkam und in einen langen Gang einbog, tauchte eine große, schwarz gekleidete Gestalt vor mir auf, die ich eigentlich gar nicht richtig realisierte. „Miss,“ erklang da eine eisige Stimme, „so sehen wir uns also wieder.“ – „Mr. Malfoy,“ erkannte ich ohne jeglichen Unterton in der Stimme. Als ich ihm ins Gesicht sah, hatte sich sein frostiges Antlitz zu einem verächtlichem Lächeln verzogen. Er baute sich direkt vor mir auf. „Ich habe erfahren, dass sich der junge Potter verletzt hat. Ist es nicht Ihre Aufgabe, dies zu verhindern?“ Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich erwidern sollte. Dann hob ich etwas den Kopf und meinte stolz „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, er ist in bester Obhut.“ – „So,“ sagte er nur und wandte sich dann um zum Gehen. Doch vorher kniff er noch die Augen zusammen und flüsterte „Dann passen Sie nur gut auf ihn auf – und auf sich selbst.“ Und mit wehendem Umhang ging er davon. Ich blieb kurz stehen und atmete tief durch, dann eilte ich in die Bibliothek.

Am nächsten Morgen holten wir alle Harry am Krankenzimmer ab, dessen Arm wieder ganz zu sein schien. Doch er hatte uns etwas Dringendes mitzuteilen. „Kommt mit, ich muss euch unbedingt was erzählen!“ Wir stellten uns unauffällig in eine Ecke. Nach einer Weile schrie Hermine kurz auf. „Ein erneuter Angriff?“ – „Pst, ja. Dieses Mal auf einen Erstklässler, er hatte noch eine Kamera in der Hand und vor den Augen.“ Ich überlegte. „Es ist größte Vorsicht angesagt. Ich denke, ich werde mich mal mit Professor Dumbledore unterhalten müssen.“ Die anderen nickten. „Also bis später.“

Ich lief daraufhin zielstrebig durch die hohen und offenen Gänge, um wenige Augenblicke später von dem steinernen Adler nach oben transportiert zu werden. Als ich an Professor Dumbledores Tür klopfte und eintrat, befand ich mich nicht allein in seinem Büro. Professor Lockhart gestikulierte wild herum und schien gerade einen wichtigen Plan auszubreiten. „Entschuldigen Sie, ich komme dann wohl besser später wieder,“ meinte ich und wollte die Tür schon wieder hinter mir zuziehen, als Professor Dumbledore sich erhob und den Vortrag unterbrach mit „Nein, nein, kommen Sie doch bitte herein. Professor Lockhart war sowieso gerade mit seinen Ausführungen fertig.“ Er blickte ihn an und sagte nur „Sie haben mein Einverständnis, aber übertreiben Sie es nicht.“ Professor Lockhart schien sehr erfreut, verbeugte sich erst vor Dumbledore und dann vor mir und eilte aus dem Zimmer. „Nun, Miss, ich kann mir denken, was Sie zu mir führt, da Sie bestimmt schon von dem erneuten Vorfall gehört haben.“ – „Das stimmt. Und ich mache mir ernstliche Sorgen.“ – „Nicht nur Sie. Wenn es so weitergeht, sieht es schlecht für diese Schule aus. Sie könnte im schlimmsten Fall geschlossen werden, wenn wir nicht etwas unternehmen.“ – „Aber was?“ – „Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung. Können Sie mir vielleicht weiterhelfen?“ – „Ich bin leider im Moment genauso ratlos wie Sie. Außerdem beschäftigt mich noch die Tatsache, dass es in den letzten Wochen kein Dämon ins Schloss gewagt hat.“ Dumbledore überlegte. „Vielleicht deshalb, weil sie die Präsenz dieser... Kreatur aus der Kammer spüren.“ – „Gut möglich. Dieses Monster könnte sogar selbst ein Dämon sein.“ Ich seufzte. Professor Dumbledore bemerkte wohl den Stein auf meinem Herzen, sagte er kurz darauf „Wir werden auf jeden Fall alle in Alarmbereitschaft versetzen, mehr können wir momentan nicht tun. Ich habe außerdem Professor Lockhart erlaubt, einen Duellierclub zu gründen, damit die Schüler sich vielleicht auch selber etwas zu schützen wissen.“ – „Einen Duellierclub?“ – „Genau, wieso schauen Sie nicht mal vorbei nächste Woche? Das würde Sie vielleicht ablenken und ich denke, eine Ablenkung können Sie bestimmt gut gebrauchen.“ Er lächelte mich lieb wie ein besorgter Großvater an und ich nickte. „Mal sehen. Auf wiedersehen.“ Dann stand ich auf und verließ den Raum.

Den Tag über konnte ich mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken kreisten und so glaubte ich, bald verrückt zu werden, weil mir nichts einfiel. Irgendwie kam ich nicht voran. Ich hatte in den letzten Monaten weder etwas über meine vielleicht vorhandenen Zauberkräfte noch über die Dämonen und ihre Angriffe herausfinden können, und schon gar nicht über Voldemort. Harry hatte ich immer noch nicht viel mehr beigebracht und meine Rolle als Beschützer spielte ich überhaupt nicht gut. Die Schule befand sich in großer Gefahr und ich fühlte mich hilflos und verzweifelt. Irgendwann bekam ich von diesen Gedanken Kopfschmerzen und so ging ich hinaus an die frische Luft, setzte mich auf einen Felsen und schaute der Abendsonne zu, wie sie langsam im See zu versinken schien und ihn blutrot färbte. Der Wind frischte auf, so dass ich zu frösteln begann, doch ich saß nur dort und versuchte, an gar nichts zu denken. Meinen Kopf zu leeren... Plötzlich bemerkte ich jedoch, dass sich schon halb die Nacht hereingeneigt hatte und da vernahm ich Schritte hinter mir und eine dunkle, samtige Stimme, aus der ich einen Vorwurf heraushören konnte. „Sie sollten nicht hier im Kalten sitzen, denken Sie denn gar nicht an Ihre Gesundheit?“ Professor Snape stand hinter mir und ich konnte außer seinem Vorwurf in der Stimme auch eine Besorgnis in seinen Augen herauslesen. „Wenn Sie nachdenken müssen, können Sie das doch genauso gut in der Bibliothek oder in Ihrem Gemeinschaftsraum tun.“ Da trat er noch ein Stück auf mich zu und warf mir eine Decke um. „Danke,“ murmelte ich nur noch, als er schon wieder auf dem Weg ins Schloss war und kuschelte mich ganz fest in den warmen Überwurf hinein. Ich wunderte mich nur, wo er den auf einmal hergezaubert hatte. Bin ich etwa beobachtet worden?

Am nächsten Morgen kam es, wie es kommen musste: Eine dicke Erkältung hatte mich erwischt. Ich schnupfte und nieste und schniefte den ganzen Morgen und fühlte mich elend. „Wo warst du auch gestern Abend? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“ sagte Hermine vorwurfsvoll. So kannst du doch unmöglich kämpfen!“ – „Das geht schon. Und jetzt schau mich nicht so an, Hermine, bitte, ich habe schon genug Kopfschmerzen.“ In der Mittagspause wollte ich noch Professor Snape seine Decke zurückgeben und so stand ich dann auch vor der Tür seines Büros. Ich klopfte an und wartete einen Augenblick. Ich klopfte noch einmal und legte dann nach erneutem Warten die Decke vor die Tür. Als ich mich aufrichtete, erschrak ich fürchterlich, als eine schwarze Gestalt vor mir stand. „Professor Snape, Sie haben die ungeheure Gabe, sich unbemerkt an mich heranzuschleichen, was aber durchaus auch mal ins Auge gehen kann.“ – „Gewiss. Ich fragte mich nur, was Sie vor meinem Büro zu suchen hatten.“ Seine Ausdrucksweise ließ mal wieder sehr zu wünschen übrig, doch ich ließ mir nichts anmerken. „Ich bringe Ihnen Ihre Decke zurück..... Ha..... Hatschi!“ nieste ich. „Naja,“ meinte Professor Snape nur, „da hätte ich mir die Mühe nicht machen brauchen, bei so jemandem Uneinsichtigen. Wer setzt sich auch schon bei diesem Wetter draußen auf einen Stein den ganzen Abend?“ – „Woher wissen Sie denn, dass ich den ganzen Abend dort saß?“ fragte ich scharf und er schien ertappt. Daraufhin wurde er nur noch giftiger. „Gehen Sie jetzt lieber und legen Sie sich ins Bett. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie wieder nicht Ihre... Arbeit erledigen können.“ Patsch! machte es, als ihn meine Hand im Gesicht traf. Ich ballte meine Fäuste und meine Augen füllten sich mit Tränen. „Sie sind ein Ekel!“ sagte ich nur, drehte mich auf dem Absatz um und lief davon. Als ich um die Ecke gebogen war und außer Sicht von ihm, beschleunigte ich meine Schritte. An der frischen Luft bleib ich abrupt stehen und atmete erst einmal tief durch. Trotzdem zitterte ich am ganzen Körper. Ich dachte an nichts und fühlte nichts. Und dennoch merkte ich, dass mir die Tränen nur so die Wangen hinunterliefen. Mein Herz begann zu schmerzen. Es tat so weh. Wieso war er nur so ein Mensch? Wieso quälte er mich so? Wieso ließ ich mich so quälen? Es konnte mir doch egal sein, was er dachte oder sagte. Ich versuchte, ihn zu hassen, doch es gelang mir nicht. Langsam beruhigte ich mich auch wieder. Ich schaute in den Himmel. Keine Wolke war zu erkennen, die Sonne wärmte meine Haut. Nach oben starrend, war mir zuerst nicht bewusst, dass ich auf einmal zu lachen begonnen hatte.

Ich ließ mir die nächsten Tage nichts anmerken. Weder meinen Freunden noch irgendeinem anderen gegenüber. Auch der Unterricht verlief weitgehend normal, auch der der Zaubertränke. Professor Snape würdigte mich ebenso wenig eines Blickes wie ich ihn. Und so lebten wir sozusagen aneinander vorbei. Insgeheim hoffte ich, dass irgendwann meine Stunde der Rache kommen würde. Und sie kam viel eher, als ich es erwartet hatte.

Vor lauter Aufregung der letzten Tage hatte ich ganz vergessen, dass eines Abends das erste Treffen des Duellierclubs angesagt war. Harry, Ron, Hermine und ich saßen in der Bibliothek, als sie auf einmal aufsprangen und eilig ihre Sachen zusammenpackten. „Was ist denn mit euch los?“ wunderte ich mich. „Heute ist doch der Duellierclub mit Professor Lockhart, hast du das nicht gewusst? Möchtest du nicht mitkommen?“ – „Nein, danke, das muss ich mir nicht antun.“ Und weg waren sie. Ich erledigte noch meine Aufgaben und hörte etwas Musik, dann räumte auch ich alles zusammen und verließ den Saal in Richtung Gemeinschaftsraum von Gryffindor.

Währenddessen hatte sich schon eine ordentliche Anzahl von Schülern in einer kleinen Halle um eine Art Laufsteg herum versammelt. Professor Lockhart, wie immer gekleidet wie ein Pfau, betrat den Raum mit geschwellter Brust und erklomm die kleine Treppe wie ein Siegerpodest. Er kündigte an, dass dieser Duellierclub wegen der letzten Angriffe gegründet worden war zur Sicherheit der Schüler. Dann stellte er seinen Assistenten vor – niemand geringerer als Professor Snape, der auch sehr erfreut darüber zu sein schien. Das Ziel eines Duells war es, den Gegner seines Zauberstabes zu entledigen. Nachdem die beiden sich gegenüber standen, nahm jeder seine Kampfposition ein und Professor Lockhart zählte bis drei. Sofort darauf rief Professor Snape laut „Expelliarmus,“ der Spruch traf Professor Lockhart und wirbelte ihn ein paar Meter weit in die Luft. Er landete hart auf dem Boden. Alle Schüler grinsten hämisch. Er rappelte sich schwer auf, als er auf einmal eine Gestalt die Treppe heraufkommen sah. Er erkannte sie und plötzlich bekam er einen Geistesblitz. „Nicht schlecht, Professor Snape. Denken Sie nicht auch, dass es interessant wäre, wenn Sie gegen einen Schüler antreten würden? Ich wüsste da auch schon jemanden! Miss!“ ...

Ich hielt mitten in meiner Bewegung inne und blickte nach rechts. Dort sah ich eine Ansammlung von Schülern, die um eine kleine Bühne herum standen und mich alle anstarrten. Professor Lockhart und Snape befanden sich ein paar Köpfe über den Übrigen. Professor Lockhart schien sich sehr zu freuen, mich erblickt zu haben. „Miss, hätten Sie nicht Lust, sich im Duell mit Professor Snape zu messen?“ Nur einen Augenblick lang trafen sich Snapes und meine Blicke. „Klar, warum nicht?“ antwortete ich, Snape immer noch fest fixierend. Ich lief auf Harry zu, der am Rande der Menge stand. „Nimmst du meinen Umhang? Danke.“ Er zupfte mich am Ärmel und sah besorgt aus. „Keine Angst,“ flüsterte ich und zwinkerte, „Ich tue ihm nicht weh.“ Dann betrat ich ebenfalls das Podest. Alle Blicke richteten sich nun entweder auf mich oder auf Professor Snape. Lockhart kam auf mich zu und fragte „Sie wissen, um was es geht?“ Ich nickte ihm, auf das andere Ende starrend, zu. Schließlich schritten wir aufeinander zu. Es herrschte totale Stille im Saal, man konnte es förmlich knistern hören vor lauter Spannung. Wir blieben ein paar Meter voreinander stehen, erhoben unsere Zauberstäbe und senkten sie wieder. Sein Blick verriet mir nichts. Auch ich setzte ein Pokerface auf. Dann kehrten wir auf dem Absatz um und liefen jeweils ans Ende des Podests. Dort angekommen, drehten wir uns wieder um und nahmen die Kampfposition ein. In diesen Augenblicken dachte ich an nichts. Ich sah nur noch Professor Snape. Alles andere nahm ich nicht wahr. Professor Lockhart begann zu zählen. „Eins, zwei, drei!“ Sofort sprang Professor Snape nach vorne und rief „Expelliarmus!“ Der Zauberspruch hielt genau auf mich zu, doch ich war vorbereitet gewesen, machte einen Salto nach hinten und so wischte er knapp unterhalb an mir vorbei und prallte an die Wand. Gleich nachdem ich wieder auf den Füßen gelandet war, erhob ich meinen Zauberstab und rief „Macht des Lichts!“ Da wurde Professor Snape durch die Luft gewirbelt und blieb kopfüber in der Luft stehen. Er machte so ein verdutztes Gesicht, dass ich herzhaft und laut lachen musste. Alle starrten mich entgeistert an. Als ich mich wieder beruhigt hatte, sagte ich nur „Es tut mir leid, aber ich habe es mir nicht verkneifen können. Danke, Professor Lockhart,“ meinte ich noch im Vorübergehen, als ich die Treppe wieder herunterstieg, meinen Umhang bei Harry holte und mit vielen Blicken im Rücken den Raum verließ.

Am anderen Morgen fingen alle, an denen ich vorbeiging, wie verrückt an zu tuscheln. Sogar Harry, Ron und Hermine schauten mich komisch an und sagten nichts, als ich mich zu ihnen an den Frühstückstisch setzte. Schließlich seufzte ich und fragte nur „Was?“ Da platzte aus Hermine raus „War das nicht ziemlich unfair gestern Abend?“ – „Oh, du verteidigst Professor Snape? Wo du ihn doch so gerne magst?“ – „Das nicht, aber nun wird er schrecklich wütend sein! Jeder dachte, du setzt einen normalen Zauberspruch ein und nicht deine eigenen Kräfte! Außerdem hast du ihn ja ganz schön lange da hängen lassen.“ – „Ich hatte noch eine Rechnung mit ihm offen, und jetzt sind wir quitt, das ist alles. Soll er ruhig rasen vor Wut! Aber sag mal Harry, wieso schaust du so bedrückt aus?“ – „Na ja, gestern als du gegangen bist, da....“ Und so erzählten sie mir von dem Ereignis mit Harry und der Schlange. Ich überlegte. „Tja, ich glaube, da kann man im Moment nichts machen. Es wäre schwierig, die anderen von der Wahrheit zu überzeugen. „Also glaubst du mir?“ Harry sprang auf. „Natürlich glaube ich dir. Und jetzt mache dir keine Sorgen, das klärt sich schon auf. Hermine, wie weit ist eigentlich der Trank?“ – „Fast fertig. Muss nur noch ein paar kleine Vorbereitungen treffen.“ – „Perfekt! Was haben wir heute als erstes?“ – „Zaubertränke...“ – „Gut, also denn, lasst uns gehen!“ sagte ich guter Dinge, während die anderen etwas nervös drein schauten.

Doch sie machten sich umsonst Sorgen. Der Unterricht verlief normal, Professor Snape verlor kein einziges Wort über den gestrigen Abend, nur zu den Gryffindors war er noch etwas ekelhafter als sonst. Doch ich hatte mich getäuscht, wenn ich dachte, so ohne Weiteres davonzukommen. Am Ende der Stunde rief er mich noch an sein Pult. „Miss, was sollte das gestern?“ Er sprach ruhig und sehr langsam, doch bestimmt. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. „Wissen Sie, dass Sie mich da eine Viertelstunde hängen haben lassen?“ – „Ja, und eigentlich hätten Sie es verdient, noch viel länger dort zu schmoren. Aber ich hatte dann doch Mitleid mit Ihnen. Nun ja, jetzt ist meine Rechnung mit Ihnen beglichen.“ Ich wollte mich schon umdrehen und gehen, als er auf einmal murmelte „Ich wusste nicht, dass Sie meine Worte so treffen würden. Wenn ich Sie verletzt haben sollte, das war nicht meine Absicht.“ Mir fiel fast die Kinnlade herunter, und ich starrte ihn unbewusst an. Auf einmal kam er mir sehr klein und verletzlich vor, und ich sah, dass er ehrlich bereute, was er getan hatte. Er dachte bestimmt, dass er die gestrige Rache verdient hatte. Da tat er mir sehr leid und ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. „Eigentlich... tut es mir auch leid... wegen gestern. Und... auch die Ohrfeige.“ Er blickte auf und wir hielten einen langen und intensiven Augenkontakt, bei dem mir fast schwindlig wurde, so dunkel waren seine Pupillen. „Das war sehr kindisch von mir.“ Ich wusste nicht, ob es Einbildung war, aber ich glaubte, ein ganz leises Lächeln auf seinen Lippen vorbeihuschen zu sehen. Da musste ich auch breit grinsen. „Nun, dann sind wir jetzt wirklich quitt,“ meinte er. „Ja.“ – „Schönen Tag noch, Miss.“ – „Gleichfalls.“ Wie Verschworene tauschten wir noch einmal Blicke und ich verlies mit einem komischen Gefühl endgültig den Raum.

Ich ging daraufhin noch etwas in die Bibliothek und hing über meinen Aufgaben meinen Gedanken nach. Dabei ließ mich dieses Gefühl im Magen nicht los. Ich dachte immer noch an Snapes Blick, an sein Gesicht und das Gespräch mit ihm. Ich schrieb ein paar Zeilen, als mir auf einmal siedeheiß bewusst wurde, dass dieses Gefühl Schmetterlinge im Bauch verhieß. Ich war also drauf und dran, mich zu verlieben! Ich schüttelte heftig den Kopf. Warum ausgerechnet in ihn? Er war nicht nur einige Jahre älter als ich, zudem ein schwieriger Charakter... und trotzdem... es sprach mehr für ihn, da war ich mir sicher. Innerlich haderte ich mit mir selbst. Warum ausgerechnet in den kompliziertesten aller Männer? Außerdem noch zu einem unpassenden Zeitpunkt, wo ich mich um so viele andere Dinge zu kümmern hatte. Und zudem würde er meine Zuneigung wahrscheinlich sowieso nie erwidern, wer wusste, auf was für einen Typ von Frau er stand. Also hake ihn ab! versuchte ich mir zu sagen und schob dieses Thema aus meinem Kopf. Damit mir dies auch wirklich gelang, kramte ich meine CDs raus und verschwand für ein paar Stunden in anderen Welten.

Die nächsten Tage vergingen mit Hausaufgaben und Recherche. Ich konnte sogar Harry dazu bewegen, wieder mit mir zu üben, doch noch wollte das gedankliche Rufen nicht klappen. Im Moment gab es eigentlich auch keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Doch da stieß Harry wieder auf etwas neues Angsteinflößendes. Ein erneuter Angriff und Filch erwischte ihn, als er als einzigster dort bei dem Schüler stand. Danach hatte er ein Gespräch mit Professor Dumbledore, bei dem nur herauskam, dass auch Dumbledore Harry glaubte. Schließlich wurde endlich der Trank fertig. Der Moment, auf den wir alle gewartet hatten. Eines Abends schlichen wir uns also in die Mädchentoilette, in der der Geist eines Mädchens noch immer hauste, und wegen dem auch keiner die Toilette aufsuchte und wir uns sicher glauben konnten. Hermine hatte an alles gedacht – Haare für jeden von verschiedenen Schülern aus Gryffindor, Schlaftrankmuffins und ein scheinbar perfekter Plan. Doch so perfekt, wie er schien, war er keineswegs. Nachdem wir alle das eklige Gebräu ausgetrunken hatten, rannte jeder in eine Kabine, und Ron, Harry und ich kamen nach wenigen Augenblicken als im Aussehen veränderte Personen wieder heraus. „Ihr seht gut aus,“ gluckste ich, doch auf einmal wunderten wir uns, wo Hermine blieb. „Geht allein! Ich komme nicht heraus!“ – „Was ist denn, Hermine?“ Da sahen wir auch schon das Elend. In Hermines Trank mussten Katzenhaare gekommen sein, ihr Gesicht war fellbedeckt. Ich überlegte nicht lange. „Harry, Ron, ihr müsst schnell zu Draco, sonst reicht die Zeit nicht mehr. Ich bleibe bei Hermine und bringe sie zur Krankenstation, wenn ich mich zurückverwandelt habe.“ Die beiden nickten und machten sich auf den Weg. Und so verging einige Zeit, bis ich meine normale Gestalt wieder angenommen hatte und begleitete Hermine danach auf die Station. Anschließend trafen wir drei uns wieder auf der Toilette und Harry erzählte mir, was sie herausgefunden hatten. Nämlich, dass die Kammer vor 50 Jahren schon einmal geöffnet wurde. Von wem, das konnte auch Draco ihnen nicht sagen. Und so schlichen wir uns in unseren Gemeinschaftsraum und fielen in die Betten. Die weiteren Tage verliefen wieder ereignislos, bis auf einmal alles Schlag auf Schlag kam. Zuerst berichtete uns Harry eines Morgens ganz aufgewühlt, dass er ein komisches Buch gefunden hätte. Ein Tagebuch von einem gewissen Tom Riddle, der ihn in das Buch gesogen und ihm die Vergangenheit gezeigt hätte. Dieser Tom musste vor genau 50 Jahren nach Hogwarts zur Schule gegangen sein, als sich die dortigen Ereignisse wegen der Kammer überschlugen und sogar ein Mädchen getötet wurde. Tom verdächtigte damals Hagrid und erwischte ihn auch in einem Raum mit einem großen Tier, das aus einer Kiste krabbelte. Dort brachen die Erinnerungen ab.

Wir alle waren sehr nachdenklich. „Hagrid? Das kann ich nun mal gar nicht glauben!“ meinte Ron, und auch wir schüttelten den Kopf. „Wir müssen heute Abend mit ihm reden! Sonst wird die Schule noch geschlossen werden.“ Doch als wir in den Gemeinschaftsraum kamen, stieß auf Mrs. McGonagall zu uns und ließ verlauten, dass alle Vorsicht geboten war und kein Schüler mehr unbeaufsichtigt sein sollte. Nach dieser Nachricht flüsterte Harry zu mir herüber „Heute Abend treffen wir uns hier unten. Ich hole meinen Umhang. Dann schleichen wir uns zu Hagrid.“ Ich nickte nur.

Und so geschah es dann auch. Wir vier, zusammengekauert unter Harrys unsichtbarmachendem Umhang, stahlen uns abends aus dem Schloss und liefen eilig zu Hagrids Hütte hinüber.

Dort begrüßte uns Hagrid sehr nervös. Seine Hände zitterten so sehr, dass er die Teetasse verfehlte, in die er gerade kochendes Wasser gießen wollte. „Was ist denn los, Hagrid?“ fragte Hermine, und im selben Moment klopfte es an der Tür. Wir sprangen auf in eine Ecke und legten den Umhang um uns. Professor Dumbledore und ein anderer älterer Herr traten ein. Anscheinend ein Minister, Cornelius Fudge war sein Name. Wir verfolgten gespannt die Szenerie. „Guten Abend, Hagrid.“ – „Guten Abend, Professor Dumbledore.“ Schon nach wenigen Sekunden wurde ersichtlich, dass Mister Fudge aus ganz bestimmten Gründen erschienen war. Er wollte Hagrid mitnehmen, da er verdächtigt wurde, an den Vorfällen beteiligt zu sein. Professor Dumbledore versuchte noch, sich für ihn einzusetzen, als es noch einmal an der Tür klopfte. Davor stand Lucius Malfoy, der sogleich eintrat, worauf Hagrid ihn entrüstet anfuhr, was Malfoy mit einer hochnäsigen Gemeinheit leichtfertig abtat. Dann wandte er sich an Professor Dumbledore und übergab ihm ein Schreiben. Wir hielten die Luft an. Professor Dumbledore sollte von seinem Posten als Direktor abgesetzt werden, hatten die Schulräte beschlossen! Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte Malfoy durchgeschüttelt. Professor Dumbledore reagierte jedoch gelassen, als er darauf antwortete und plötzlich über Malfoys Rücken zu uns über seinen Brillenrand hinweg rüberschielte. Wir zuckten regelrecht zusammen, weil wir dies nicht erwartet hatten. Dann verabschiedete er sich noch mit ein paar Worten, die Malfoy richtig verwirrten, und auch Hagrid meinte noch „Jeder, der einen Rat braucht, soll den Spinnen folgen.“ Dann wurden beide abgeführt wie Schwerstverbrecher. Sofort nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, kamen wir unter dem Umhang bevor und berieten uns das gerade Miterlebte. Da deutete Harry auf ein Fenster. „Seht mal!“ Was er meinte, waren Dutzende von Spinnen, die alle zielstrebig in eine Richtung krabbelten. „Folgt den Spinnen, meinte Hagrid!“ – „Na, worauf warten wir dann noch?“ Nur Ron schien nicht sonderlich begeistert von der Idee zu sein. Die Spinnen flohen regelrecht in Richtung Wald. Wir nahmen noch Hagrids Lampe und seinen Hund Fang mit uns mit und liefen in Richtung der dicht zusammenstehenden Bäume. Mit der Zeit verwandelte sich aus den Dutzend Spinnen ein Strom von Hunderten von Spinnen, die uns schließlich in eine Art Mulde führten. Überall hörte man ein Trappeln und Wuseln, uns war das allen nicht ganz geheuer. Plötzlich blieb Harry vor einer Höhle stehen, da man von dort ein Wummern vernehmen konnte. Da tauchte eine riesige Spinne vor uns auf. Nur Harry schien fähig, sich mit ihr zu unterhalten und einige Informationen zu bekommen. Ich bekam nichts richtig mit, da ich zu sehr mit der Umgebung beschäftigt war. Auch Hermine und Ron sahen sich panisch um. Als Ron Harry am Ärmel zupfte und meinte „Können wir jetzt gehen?“, herrschte Harry ihn an „Warum denn?“ Dann sah er es selbst. Ziemlich große Exemplare und auch ziemlich viele seilten sich von überall her ab und bildeten langsam, aber sicher einen Kreis um uns. Harry wollte sich verabschieden, doch es sah nicht so aus, als ob das Oberhaupt uns gehen lassen wollte. Die Spinnen scharrten sich immer enger um uns, und wir sahen uns gezwungen, Zauberstäbe und Schwert in die Hand zu nehmen und gegen die Spinnen zu richten. „Wisst ihr ein paar Zaubersprüche?“ fragte ich die anderen. „Einen, aber der ist nicht stark genug gegen alle.“ – „Ich weiß nicht, ob ich alle aufhalten kann. Es sind zu viele.“ Gerade als sich ein paar auf uns stürzen wollten, hörten wir ein lautes Röhren und ein grelles Licht blendete uns. „Dads Auto!“ frohlockte Ron. Der Wagen räumte die Wand von Spinnen aus dem Weg, hielt neben uns an und öffnete seine Türen. „Schnell, alle rein!“ Wir wehrten noch ein paar Spinnen ab, bevor wir alle schnell in das Auto saßen und Ron losfahren wollte. Nun war die Herde nicht mehr zu halten. Wir mussten uns regelrecht durchstoßen. Selbst als wir aus der Mulde flogen, und wir uns sicher glaubten, stand die ganze Armee auf einmal vor uns und gab sich anscheinend noch lange nicht geschlagen. Ron wendete abrupt den Wagen und fuhr so schnell er nur konnte. „Wir müssen fliegen!“ schrie Harry, doch der Gang zum Fliegen schien nicht zu funktionieren. „Ich versuch’s ja!“ Wir rasten schon auf einen umgestürzten Baum zu, als im letzten Moment der Gangschalter einrastete und der Wagen sich in die Lüfte erhob. Erleichtert seufzten wir alle und landeten nach wenigen Augenblicken sanft vor Hagrids Hütte, worauf der Wagen sich sogleich wieder in Richtung Wald begab. Ron schimpfte noch über Hagrid, während Hermine und ich uns mit Harry unterhielten. „Ich habe nicht viel mitbekommen, hast du etwas herausgefunden?“ – „Ja, nämlich, dass Hagrid vor fünfzig Jahren nicht die Kammer des Schreckens geöffnet hat!“ Wir schlichen uns sofort in unseren Gemeinschaftsraum, um nicht entdeckt zu werden.

Am nächsten Morgen beim Frühstück meinte Hermine zu uns „Ich muss heute Mittag gleich nach dem Unterricht in die Bibliothek, mir ist etwas eingefallen.“ – „Denk aber daran, heute ist wieder Quidditch angesagt!“ – „Ja ja!“ Und schon war sie verschwunden. Wir sahen sie den ganzen Mittag über nicht mehr, als es schon Zeit war für Harry, sich fertig zu machen. Schließlich brachen auch Ron und ich zum Stadion auf. „Wir sind heute spät dran, hoffentlich bekommen wir noch einen guten Platz.“ sagte Ron, als auf einmal Mrs McGonagall mit Harry im Schlepptau uns entgegenkam. Sie sah sehr besorgt aus. „Kommen Sie gleich auch mit. Es ist etwas Schreckliches passiert!“ Sie führte uns in die Krankenstation, wo wir entsetzt die Augen aufrissen. Hermine lag versteinert auf einem der Betten, mit einem kleinen Spiegel in der Hand. „Wissen Sie, was dies zu bedeuten hat?“ Doch wir wussten es auch nicht. Harry setzte sich neben sie und streichelte ihre Hand. Dann sah er zu uns auf und fragte ratlos „Was sollen wir jetzt tun?“ Auch wir wussten nicht weiter. An diesem Tag sprach keiner von uns mehr etwas. Dieser Zwischenfall schlug uns allen sehr auf den Magen. Am nächsten Tag nach dem Abendessen machten wir uns noch schnell auf in die Station und besuchten Hermine. Harry setzte sich wieder neben sie und starrte sie nur an. Auch ich beugte mich über sie und flüsterte „Es tut mir sehr leid, Hermine“. Da entdeckte Harry auf einmal einen Fetzen Papier in Hermines Hand. „Seht mal!“ rief er und las uns ein paar Zeilen aus einem Lexikon über eine Kreatur namens Basilisk vor. Die Beschreibung passte genau auf die letzten Vorfälle. Nur eines schien uns nicht ganz schlüssig. „Wenn ein Blick dieses Monsters jeden tötet, warum sind dann alle nur versteinert?“ fragte Ron misstrauisch. Harry überlegte scharf. „Weil... weil keiner direkt in dessen Augen gesehen hat! Colin sah durch die Kamera, dann der Kopflose Nick, bei Filchs Katze war ein Pfütze auf dem Boden und Hermine hatte den Spiegel in der Hand!“ – „Das klingt logisch. Doch was schließen wir daraus?“ – „Ihr wisst doch, dass vor fünfzig Jahren ein Mädchen getötet wurde – auf einer Toilette. Was ist, wenn sie diese nie verlassen hat?“ – „Die maulende Myrthe!“ riefen Ron und ich aus einem Mund. Wir waren schon auf dem Weg zur Mädchentoilette, als ich die anderen vor einer Ecke anhielt. Dahinter hatten sich einige Lehrer versammelt. Man konnte Mrs McGonagalls besorgte Stimme hören. „Ein Schüler wurde in die Kammer verschleppt! Es ist schrecklich!“ Da meldete sich Professor Snape zu Wort. „Lockhart, Sie haben mir vor ein paar Tagen gesagt, dass Sie schon lange wüssten, wo sich der Eingang zur Kammer befindet. Nun ist Ihre Stunde gekommen.“ Lockhart schien in die Enge getrieben und sah keinen anderen Weg als zuzusagen. Also machte er sich davon. „Minerva, wer wurde entführt?“ Mrs McGonagall schluckte schwer und sagte „Ginny Weasley.“ Ron wurde kreidebleich. „Oh mein Gott.“ Die Versammlung löste sich auf und Harry schlug vor, einen Abstecher zu Professor Lockhart zu machen, der anscheinend mehr wusste als wir. Doch in seinem Zimmer fanden wir ein Chaos vor und es sah eher so aus, als wollte er eiligst aufbrechen als eine Heldentat begehen. Wir konnten ihn als gemeinen Schwindler entlarven, der nur Vergessenszauber wirklich gut beherrschte. Doch bevor er auch nur seinen Zauberstab herausgeholt hatte, hatten wir alle drei unsere auf ihn gerichtet. „Sie werden jetzt schön mit uns mitkommen“ befahlen wir und so bewegte sich unsere Gruppe zur Mädchentoilette, Harry und Ron voraus, während ich Professor Lockhart im Auge behielt. Am Zielort angekommen, trafen wir auch gleich die maulende Myrthe an, und als Harry sie fragte, wie sie gestorben sei, schien sie sichtlich entzückt, so eine Frage gestellt zu bekommen. „Es war schrecklich,“ hauchte sie, „Von dort drüben starrten mich zwei große, gelbe Augen an, und da war ich auch schon tot!“ Sie zeigte auf die Waschbecken und so sahen wir sie mal genauer an. Harry entdeckte an einem Wasserhahn eingravierte Schlangenzeichen. „Das hier ist der Eingang!“ – „Dann sag was auf Parsel.“ riet ihm Ron. Harry zischte etwas Unverständliches, als sich der Hahn bewegte und die Waschbecken auseinander drifteten, um ein schwarzes Loch freizugeben. Dann standen wir erst einmal davor. Ich beugte mich vorsichtig darüber und erschauderte, als von tief unten ein dumpfes Geräusch erklang und mir bewusst wurde, was es zu bedeuten hatte. „Lauft,“ flüsterte ich und sah die anderen an, worauf sie mich komisch anstarrten. Dann hörten sie es auch. Das Geräusch kam näher. „Es ist der Basilisk! Versteckt euch im Gang, ich werde dieses Monster rauslocken, dann könnt ihr ungehindert in die Kammer und Ginny retten!“ – „Aber...“ – „Nichts aber, die Zeit drängt! Macht schon!“ Ich konnte mich gerade noch verwandeln und die anderen rausschicken, als auch schon die Nasenspitze einer riesigen Schlange aus der Öffnung erschien. Blitzschnell wendete ich auf der Stelle und rannte zur Tür. Ein gefährliches Zischen ließ mich aus der Toilette herausstürzen und die Gänge Hogwarts ziellos durchlaufen, immer darauf achtend, dass der Basilisk hinter mir war und noch meine Fährte aufnehmen konnte. So vergingen viele Minuten, fast Stunden, so kam es mir vor, als ich auf einmal in einen Hof gelangte und realisierte, das kein einziger Laut mehr zu vernehmen war. Ich harrte aus und lauschte angestrengt. Nichts. Ich durchquerte den Hof und lief auf die andere Seite, da erschrak ich fürchterlich, weil mich von rechts jemand ansprach. „Was tun Sie um diese Uhrzeit noch hier?“ fragte Professor Snape scharf. Im selben Moment musste er gesehen haben, dass ich meine Kampfuniform trug und schaute mich nur an. „Sie müssen hier weg, es ist sehr gefährlich... Vorsicht!“ Es passierte alles in Sekunden. Ich sah nur, wie zielstrebig eine zischelnde Zunge um die Ecke kam, da war ich auch schon mit geschlossenen Augen auf Professor Snape zugesprungen und stieß ihn hart zur Seite. Gleichzeitig spürte ich einen beißenden Schmerz im rechten Fuß und wurde durch die Luft gewirbelt. Die Schlange hatte mich am Bein erwischt. Mir gelang es trotzdem noch, mein Schwert nach hinten zu stoßen, damit das Monster mich hart auf den Boden fallen ließ. Da hörte ich auf einmal einen gellenden Schrei und sah, nachdem ich vorsichtig gewagt hatte, die Augen einen Spalt zu öffnen, wie Fawkes angeschossen kam und auf dem Kopf des Basilisken landete. Dieser heulte auf, als Fawkes ihm mit seinem Schnabel die Augen auspickte. Nun war er so gut wie wehrlos! Ich sprang auf, doch der Basilisk hielt in seiner Bewegung inne und wandte sich um. Ich glaubte, dass er gerufen worden war – von wem auch immer. „Halt!“ rief ich, „Zuerst musst du mit mir fertig werden!“, lief ihm nach und bog um die Ecke. Professor Snape war nach dem harten Stoß rücklings zu Boden gefallen und hatte das Ganze fassungslos beobachtet. Nun hatte er sich jedoch schnell aufgerappelt, weil er gesehen hatte, dass ein Giftzahn noch in ihrem Bein steckte. „Warten Sie! Sie können doch nicht einfach...!“ Doch weit war ich gar nicht gekommen. Das Gift lähmte schon mein rechtes Bein, so dass ich zu Boden gestürzt war. Professor Snape rannte zu mir. „Ich wusste gar nicht, dass Schlangengift so schnell wirkt.“ murmelte ich keuchend, und plötzlich fühlte ich mich hundeelend, als ob ein Fieber mich befallen hatte. Schnell zog er den Zahn aus meinem Bein. „Es bleibt keine Zeit mehr, Sie zur Krankenstation zu bringen, in meinem Büro habe ich vielleicht den passenden Trank, kommen Sie!“ Er zog mich hoch und stützte mich, da ich kaum noch laufen konnte. Ich quälte mich Schritt um Schritt vorwärts. Als wir fast angekommen waren, verlor ich auf einmal das Bewusstsein. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als mich die letzten Meter zu tragen. Ich wachte erst wieder schweißgebadet auf einem Tisch inmitten von Flüssigkeiten und Gläsern auf. Professor Snape stand murmelnd vor einem großen Kessel aus dem es dampfte. Da wandte er sich um und kam zu mir. Er hielt mir ein großes Glas mit einem widerlich aussehenden Trank vor meine Nase. „Hier, trinken Sie schnell alles.“ Zuerst musste ich würgen und spucken, doch er flößte mir das Gebräu hartnäckig ein. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus und das Gefühl der Taubheit in meinen Gliedern ließ langsam nach. Dafür fühlte ich plötzlich eine große Müdigkeit. Ein letztes Mal schreckte ich noch auf, als ich an Harry und die anderen dachte, dann fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Ich wachte in einem weichen Bett auf. Nach wenigen Augenblicken Orientierungslosigkeit wurde mir klar, wo ich mich befand: In der Krankenstation. Mein erster Gedanke war „Nicht schon wieder!“ Ich rappelte mich auf und setzte mich auf die Bettkante. Sonst befand sich keiner außer mir im Raum. Mein Bein steckte in einem dicken Verband. Unsicher und wackelig auf den Beinen tastete ich mich langsam an der Wand vorwärts. Da bog Professor Snape zielstrebig um die Ecke. „Sie müssen noch liegen bleiben!“ meinte er nur, als ob er schon geahnt hätte, dass mich nichts im Bett hielt. „Aber...“ wollte ich protestieren, doch ich war machtlos gegen ihn. Sowohl meine körperliche als auch physische Kraft reichten im Moment nicht aus, um Paroli zu bieten. Schon hatte er mich am Handgelenk gepackt und führte mich wieder sanft und energisch zugleich zum Bett zurück. Seufzend ließ ich mich auf der Kante nieder. „Legen Sie sich hin, ich möchte sehen, was Ihr Bein macht.“ – „Ich glaube, Sie sind wohl zu meinem persönlichen Betreuer geworden,“ scherzte ich, doch er reagierte nicht. Nachdem er ein paar Augenblicke konzentriert mein Bein untersucht hatte, schoss mir plötzlich etwas Wichtiges durch den Kopf. „Danke übrigens noch,“ flüsterte ich, „Sie haben mir wohl das Leben gerettet.“ – „Nein, ich habe Ihnen zu danken, Sie haben Ihre Aufgabe als Beschützerin wirklich gut erledigt.“ Ich musste unwillkürlich lächeln. Doch da war doch noch was.... „Ach du meine Güte, was ist mit Harry und den anderen?“ – „Es geht Ihnen gut, aber sie sollen Ihnen selbst alle Einzelheiten erzählen.“ Beruhigt legte ich meinen Kopf auf das Kopfkissen. „Ich...“ Weiter kam ich nicht, da mich wieder eine tiefe Müdigkeit befiel. Doch dieses Mal konnte ich mich beruhigt fallen lassen, denn die Menschen, die mir wichtig waren, befanden sich in Sicherheit. Ich bekam schon nicht mehr mit, wie Professor Snape noch einmal mein Bein sorgfältig verband und mich dann eine Weile anschaute. Seine Gedanken kreisten noch immer um den Augenblick, in dem sie sich ohne zu Zögern vor ihn geworfen und ihr eigenes Leben damit riskiert hatte. So etwas Vergleichbares hat noch nie jemand für mich getan, dachte er im Stillen und wandte sich zum Gehen.

Und so endete dieses Schuljahr ähnlich wie auch das letzte. Harry und Ron erzählten mir aufgeregt, was alles passiert war. Ehrlich gesagt, tat Professor Lockhart mir ein bisschen leid – aber wirklich nur ein bisschen. Aber das Lucius Malfoy um seinen Hauselfen gebracht wurde, entlockte mir wahre Schadenfreude und Genugtuung. Ein Glück, dass ich ihm nicht mehr begegnet bin! Das wäre nie gut ausgegangen.

Als wir an unserem letzten gemeinsamen Abend vor den Sommerferien mal wieder vor einem reichhaltigen Mahl saßen, schwangen auf einmal die Türen der Großen Halle auf und herein schlurfte unser brummiger, lieber Hagrid. Ich schämte mich richtig, vor lauter Trubel ihn ganz vergessen zu haben. Doch er schien vergnügt und die Schüler freuten sich ebenso, ihn wieder zu sehen. Er kam zu uns und drückte jeden Einzelnen von uns, dass uns die Luft wegblieb. Den Rest des Abends verbrachten wir schwatzend und lachend, bis die Zeit gekommen war, sich in die Betten zu begeben. Bevor ich aus der Großen Halle trat, warf ich noch mal einen Blick auf den Lehrertisch. Professor Dumbledore winkte mir zu, als mich noch ein letztes Mal die schwarzen, unergründlichen Augen von Professor Snape streiften und ich mit einem wohligen Schauer im Nacken den Saal verließ. Dann erinnerte mich an die bevorstehende Heimreise und freute mich wieder auf meine Freunde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-08-12T17:58:18+00:00 12.08.2008 19:58
Habe deine Geschichte jetzt in einem Zug gelesen, hat mir super gut gefallen, deine Schreibweise gefällt mir ungemein gut, sehr niveauvolle Satzbildungen, echt super geschrieben, und das mit Snape gefällt mir verdammt gut, ist mein lieblingslehrer bei Harry Potter... lade doch bitte die anderen Kapitel, falls du diese schon geschrieben hast, hoch. Würde mich freuen, weiterlesen zu können, finde die Geschichte einfach nur klasse!

Also schön weiterschreiben!!!

gruß serene
Von: abgemeldet
2008-04-08T14:51:28+00:00 08.04.2008 16:51
sehr hübsche gechichte!!
es gefällt mir sehr gut, dass snaps gute seite auch mal hervorgebracht wird!!!
wenn du mal daran denken solltest weiter zu schreiben, würde ich mich sehr über eine benachrichtigung freuen!!
LG kathi ^.~
Von:  Subtra
2007-05-22T01:30:46+00:00 22.05.2007 03:30
Sehr gute Geschichte freu mich auf die Fortsetzung, sollte es eine geben ^^


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