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Perfect

von

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Prolog

Es ist schon komisch wie Dinge, die vergehen nach einiger Zeit totgeschwiegen werden. Wie eine Datei, die von der Festplatte des Computers gelöscht wird. Ein „Klick“ und auf nimmer wieder sehen.

Datenmüll von gestern, den keiner mehr braucht. Datenmüll wie Suizide.

Ja, Suizide.

Vielen Menschen bereitet es Scham über Familienangehörige, Freunde, Bekannte, Geliebte zu sprechen, die sich selbst umbrachten.

Sollte man nicht lieber gerade deswegen einen Platz für sie auf unseren Festplatten reservieren? Ein Passwort darüber legen, damit man sie nie wieder löschen kann?
 

Ich werde es immer tun. Für dich würde ich tausende Passwörter erfinden.

Von „Affe“ bis „Zyklop“ wäre alles dabei.

Dein strahlendes Gesicht, dein Lachen, dein Leben, deine Musik mit allen Klangfarben dieser Welt. All diese Dinge sind noch so allgegenwärtig. Dabei bist du schon so lange nicht mehr mit mir in diesem Zimmer.

Du wirst nie wieder gegenüber von mir sitzen, dort auf diesen klammen Laken.

Die Gitarre in der dunklen Ecke der Dachschräge. Sie wird nie wieder erklingen.

Ich traue mich nicht sie anzurühren.

Mittlerweile hängen Spinnenweben über ihren Seiten und der Staub sammelt auf ihrem schwarzen Lack, zeichnet bizarre Muster, die aussehen wie der nächtliche Sternenhimmel über Tokyo.
 

Seltsam, dabei dachte ich immer, dass gerade sie dich am leben hält. Dass ihr Klang, deine Seele aufatmen und leben lässt. Wie man sich doch irren kann.
 

Ich stehe auf.

Weiß nicht, normalerweise bin ich nur aufgestanden, wenn du es auch tatest. Wenn ich so recht überlege war ich nie alleine in diesem Raum. Immer nur mit dir.

Jetzt ist alles anders.
 

Ich habe hier nicht mehr geschlafen, seitdem du weg bist. Hatte keinen Mut, wenn ich ehrlich bin. Es hängt so viel von dir hier in der Luft.

Ich glaube ich kann dich sogar noch riechen, wie ein Phantom. Es verschwindet plötzlich und taucht genauso unvorbereitet wieder auf. Vielleicht würdest du lachen müssen, falls ich dir das erzählt hätte. Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, dass du gelacht hättest. Und aufgezogen hättest du mich mit meinen dummen Ideen und Vorstellungen.
 

Du siehst, ich kann dich nicht vergessen. Nicht wie die anderen dort draußen, die so sehr schweigen, als hättest du nie existiert. Aber gerade dieses Zimmer hier, mit dem Buchenparkett, den grauen Wänden, deinem Bett und dieser verstaubten Fendergitarre beweist es.

Beweist das du warst.
 

Sehe mich weiter um.

Da ist diese Kerbe in dem dunklen Holz auf dem Boden.

Letztes Jahr Sylvester bist du mit einem Glas Sekt darauf gefallen.

Die Erinnerung treibt ein schwaches Lächeln in mein Gesicht.

So besoffen warst du selten in deinem Leben. Geschwankt bist du wie ein mickriger Baum im Wind. Hin und her.

Und gesungen hast du. Lauter als Daisuke und ich zusammen. Das ist schon fast eine Kunst bei seiner Stimme!
 

Und dann -zack- mein Schuh lag im Weg, du bist darüber gefallen, hast kurz aufgequiekt wie ein kleines Kind und lagst wie ein hilfloser Käfer auf dem Rücken.

Das Glas in deiner Hand ist mit so einer Wucht aufgeprallt, dass es zerbrach und diese Kerbe hinterließ.

Mein Gott, ich habe mir echte Sorgen gemacht, dir sei etwas passiert! Aber du lagst nur dort, im ersten Moment etwas verdutzt, doch schon in der nächsten Sekunde wieder weinend und lachend, nach Luft schnappend. Mit aller kraft hochziehen mussten wir dich.

Nicht mal in meinen Armen konntest du dich halten. Weiter gekichert hast du, wie ein Verrückter und dann hast du auf mein neues Hemd gekotzt. Später dachte ich, den beißenden Geruch bekomme ich nie los. Musste das Hemd wegen dir wegschmeißen und ausgiebigst duschen.

Gesagt habe ich dir das nie, sonst hättest du wieder Schuldgefühle gehabt. Bei deinen Gefühlshöhen und Tiefen hätte das vielleicht fatale Folgen nach sich gezogen, man wusste ja nie.

Shizumi hat dich ins Bett getragen. Ich glaube du warst so fertig vom lachen, dass du das gar nicht mitbekommen hast. Im Grunde hast du gar nichts mehr mitbekommen, so besoffen warst du.

Wie ein Teenager, der es auf einer Party übertrieben hat.

Tja und während du dann selig geschlafen hast, haben wir uns einen Horrorfilm angeschaut.

Deinen Lieblingsfilm. Und gelacht haben wir, gelacht warum du so einen Müll gut finden konntest.

Sag, mochtest du ihn nur wegen dieser hübschen Darstellerin? Oder wegen dem ganzen Kunstblut?
 

Das waren vielleicht Zeiten!

Endlich verdienten wir mit unserer Musik soviel Geld uns eine Wohnung und warmes Essen leisten zu können. Obwohl wir uns schon von Anfang an einig waren, dass dies nicht das wichtigste sei.

Das war es zumindest nicht als ich zu eurer Band stieß.

Aber ich glaube, dir ging es eh nie um den Profit. Du bist für die Musik und für die Bühne geboren worden. Du hast dich jedes Mal auf ein Neues dort draußen neu definiert, erfunden und vor allem gefunden.

Nein, darum ging es dir wirklich nie.
 

Ich muss hier raus.

Will nicht weinen. Ändern kann ich es nicht mehr.

Nur noch erinnern und trauern.

Mache diese gottverdammte schwere Tür wieder auf. Schließe sie hinter mir.

Sie fällt quietschend ins Schloss.
 

Ich stehe hier im dunklen Flur. Habe diesen Raum hinter mir gelassen. Merke wie anders es hier riecht. Wie anders die Geräusche hier klingen. So fremdartig.

Nicht mehr nach dir sondern nach Welt.

Die Welt, die dich zerstört hat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-01-14T19:23:23+00:00 14.01.2007 20:23
so endlich auch mal mein kommentar
es ist kalr das man für fanfics schwieriger kommentare ergattern kann als für fanarts

aber die art wie du schreibst bereitet mir immer wieder gänsehaut
an einer stelle kamen mir die tränen

bitte lösche die fanfic nicht ich find sie so schön geschrieben und mit so viel gefühl
ich würd sie so gerne weiterlesen


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