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Heilloser Romantiker

von

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Kapitel 6

Kapitel 6
 

Ein entschlossenes Funkeln mischte sich unter die restlichen Tränen in Ricks Augen. Wenn er schon so nichts erreichte, dann musste dies eben mit anderen Mitteln gehen. Und diese anderen Mittel formten sich in seinem Verstand zu einem Plan, der baldmöglichst in die Tat umgesetzt werden sollte. Denn lange würde der Dunkelhaarige eine unerwiderte Liebe nicht mehr ertragen können und deshalb muss dem unbedingt entgegengewirkt werden. In der Vergangenheit hatte er sich einfach zu sehr an Joe geklammert und ihn damit eventuell erdrückt; und das musste schleunigst aufhören!
 

/Wenn ich ihn zu sehr umklammere, dann geht er einen Schritt nach dem anderen zurück…/
 

Und das war das Letzte, was Rick wollte! Den besten Freund verlieren? Oder gar die große Liebe? Nein! Nie und nimmer! Fest entschlossen richtete er sich auf, er hatte lange genug da gelegen und geheult. Er war alt genug, um für sein Ziel alles Erdenkliche zu tun und dabei nicht bei einer Niederlage einfach aufzugeben. Sein ganzer Körper straffte sich, selbst bis ins kleinste Detail drang Spannung. Erhaben ging er ins Bad, wusch sich das Gesicht, entledigte sich des Zeugnisses von Verzweiflung und Schwäche. Er schenkte sich selbst ein freundliches Lächeln, als er in den Spiegel blickte.
 

/So gefällst du mir wieder./
 

Rick verweilte keine unnötige Zeit mehr zuhause und machte sich sogleich auf den Weg in die Innenstadt.
 

/Du hast mir gesagt, ich solle nicht untätig daheim herumsitzen, und sieh her, das tue ich auch nicht! Vergnüg´ dich ruhig mit Julia, genieß es ein letztes Mal!/
 

Erheitert lief Rick durch die Straßen und konnte nicht umhin, in jedes Schaufenster zu schauen. Neben seiner Suche nach ’Mission 1’, wie er den ersten Teil seines Vorhabens getauft hatte, musste ja schließlich auch die Neugierde nach Neuem befriedigt werden. Modische Lampen, kuriose Kunstgegenstände und seltsam gebogene Gläser erhaschten seine Blicke, wurden aber nicht weiter mit Interesse bekundet. Flüchtig schnappte er ein Gespräch von zwei Mädchen auf, die sich über irgend so eine Boyband mit Feuereifer austauschten, und rollte die Augen. Er dachte kurz an die Musik, die stimmenmäßig nichts zu bieten hatte, und schüttelte sich innerlich. Dann war er lieber der Typ, der Musicals über alles liebte, insbesondere deren Imposanz und Stimmengewalt. Notgedrungen musste er an seinen ersten und bisher leider einzigen Musicalbesuch denken und bekam eine wohlige Gänsehaut, in der er sich nur zu gern wog. Er schwelgte noch eine ganze Weile in dieser schönen Erinnerung und bekam dabei nicht mit, dass er einen in die Jahre gekommenen Herrn anrempelte. Als er Schmerzen in seinem Bein vernahm, kehrte er zurück in die Realität und entschuldigte sich höflich.

„Kann ich Ihnen als Entschädigung vielleicht behilflich sein?“

„Sie sind zu gütig, doch ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie die Tasche hier“, er deutete auf die größte Einkaufstüte, die Rick in seinem bisherigen Leben zu sehen bekommen hatte, „zu mir nach Hause bringen könnten.“

Rick sah auf den von weißen Haar und gekrümmten Rücken gekennzeichneten Mann, der sich sicherlich mit so einem Gewicht schwer tun musste.

„Das mache ich doch gerne.“

Den Beutel hochhebend vernahm er das glückliche Lächeln seines Gegenübers, was sein Herz hüpfen ließ. So lange er zurückdenken konnte, war er immer darauf bedacht gewesen, älteren Menschen freundlich gegenüberzustehen und ihnen unter die Arme zu greifen, wann immer es die Situation ergab. Eigentlich war es grotesk, dass er mit alten Leuten viel besser auskam als mit Gleichaltrigen, Joe ausgenommen, doch er vermutete, dass es einfach daran lag, dass sie unvoreingenommener und leichter handhabbar waren. Natürlich gab es Ausnahmen, doch Ricks Meinung nach war es immerhin eine große Mehrheit.

„Sie sind wirklich was Besonderes.“

Rick glaubte sich verhört zu haben. Hatte der Mann wirklich eben ’besonders’ in den Mund genommen?

„Ich verstehe nicht ganz.“

Der Mann lachte, aber es klang weder abwertend noch in anderer Weise verletzend. Es trug vielmehr viel Sympathie in sich.

„Heutzutage denken die Menschen nur noch an sich. Hektisch rennen sie durch die Straßen und haben kein freundliches Wort mehr übrig. Doch Ihre Geste zeigt mir, dass ich die Hoffnung in die Menschheit noch nicht aufgeben darf. Wissen Sie, ich bin alt und mach es nicht mehr lange-“

„Aber nicht doch!“, warf Rick ein, wurde aber nicht erhört.

„Aber zu sehen, dass es noch jemanden wie Sie gibt, erfüllt mich mit Freuden.“

Rick schluckte. Er wollte einen Einwand nach dem anderem einwerfen, kein einziges Wort jedoch drang über seine Lippen. Sein Mund bewegte sich stumm.

„Sehen Sie, genau das meine ich.“
 

/???/
 

„Andere hätten sich nun gebrüstet und wären vor falschem Stolz geplatzt, doch Sie zweifeln an meinen Worten, was Sie aber gewiss nicht nötig haben.“

Fassungslos schleifte sich Rick, von der Schwere der Tasche ein wenig ermüdet, hinter dem Herrn her.

„Sie können ruhig mehr von sich halten. Scheuen Sie sich nicht vor sich selbst und haben Sie Vertrauen in sich…“
 

Konnte dieser Mann tatsächlich in Rick hineinsehen? Wie war es möglich, dass er exakt das ansprach, was Rick immer versuchen wollte, aber den großen Sprung nie ernsthaft gewagt hatte? In seinem Innern rührte sich etwas. Er empfand sehr viel Sympathie für den Fremden, der ihm aber auf keinste Weise fremd vorkam. Der Herr hatte etwas an sich, das Rick schmerzlich vermisst hatte.
 

„… haben Sie nur Mut, dann wird sich Ihr Leben von allein in die richtigen Bahnen lenken. Nur wenn Sie sich selbst lieben, können Sie geliebt werden. Wir sind gleich da, da vorne das Eckhaus. Ist es nicht wunderschön?“

Zustimmend nickte Rick ohnmächtig alles anderem. Sein Herz schlug und er wollte nicht, dass er diesem Mann schon Lebewohl sagen musste.

„Meine Frau hat es entworfen, die ich schon bald wiedersehen werde. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Umstände.“

„G-gern geschehen.“

„Stellen Sie die Tasche ruhig hier ab, den Rest schaffe ich schon. Nun gehen Sie schon wieder Ihrem Weg nach.“

Der Mann ließ das Gartentürchen hinter sich zuschnappen und wandte Rick den Rücken zu.

„Darf… ich Sie noch was fragen?“

Unerwidert lief der Mann Rick weiter.

„Woher-“

„Erfahrung, mein Junge, Erfahrung“, seufzte der andere, ließ Rick die Frage gar nicht erst zuende stellen.
 

Es dauerte nicht lange, da war der Ältere im Haus verschwunden, das Rick gedankenverloren anstarrte.

„Dankeschön“, hauchte er in die feuchte Luft und trug ein sanftes Lächeln auf den Lippen.

Das Gefühl, das der Mann ihm vermittelt hatte, breitete sich wohlig in seinem Körper aus, erreichte nach und nach jeden Zentimeter seines Seins.
 

/Väterliche Worte sind unersetzlich und sie waren für mich seit langem gestorben… heute wurden sie mir zurückgebracht…/
 

Beflügelt schwebte Rick zurück in die Innenstadt, trug so viel Ausstrahlung in sich wie selten zuvor. Viele Leute drehten sich nach ihm, sahen ihm nach und oder nickten ihm unbemerkt zu.
 

/Da ist es ja!/
 

Vor einem kleinen Laden kam er zum stehen, in dessen Schaufenster zwei Puppen in modischer Kleidung standen. Die eine trug einen langen braunen Mantel, der Rick sofort gefiel, sich dafür aber nicht als der Richtige empfand. Die andere war mit einem engen schwarzen Hemd bestückt, dazu ausgewaschene Jeans, die ab den Knien ein wenig ausgestellt war. Das Outfit wurde von Rick lange in Augenschein genommen, bevor er den Laden betrat. Als die Glocke über seinem Kopf bimmelte, kam ihm direkt eine kleine Frau entgegen, die er auf Mitte fünfzig schätzte. Sie rückte sich die Brille auf der Nase zurecht und sah auf zu ihrem neuen Kunden.

„Nur herein, nur herein!“ Ein wenig nach Ricks Geschmack zu hibbelig winkte sie ihn hinein und bekam dabei seinen Arm zu fassen, an dem sie ihn vorwärts zog. „Ich freue mich, Sie hier herzlich begrüßen zu dürfen.“

„Hallo“, erwiderte Rick höflich, doch etwas pikiert von dem Überfall.

„Wie kann ich Ihnen dienen? Ohh, das hier würde Ihnen mit Sicherheit stehen.“

Sie hielt ihm ein knallorangenes Hemd hin, das er mit viel Skepsis anblickte.

„Die Farbe mag vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, aber sie unterstreicht das Meeresblau Ihrer Augen. Sie haben aber auch so schöne große blaue Augen, hach, einfach bewundernswert.“

Verzückt tätschelte sie seine Wange, musste sich dazu auf Zehenspitzen stellen, indes sich Rick fragte, was er hier eigentlich zu suchen hatte.

„Ähm, entschuldigen Sie, dürfte ich mich ein wenig umsehen?“

Konnte er etwa Kränkung in ihren Augen aufglimmen sehen?

„Natürlich.“

Als sich die Verkäuferin einige Schritte entfernt hatte, atmete Rick erleichtert auf und begann damit, sich im Kreis zu drehen, um den idealen Ort für den Startpunkt seiner Suche auszumachen. Die Kleidung im Schaufenster hatte ihm wirklich sehr gefallen, aber seine unerklärliche Abneigung gegen zu figurbetonte Oberteile hinderte ihn am Anprobieren. Stattdessen lief er um die ganzen Ständer herum, warf nur flüchtige Blicke auf Hosen, Hemden und Jacken.
 

/Was ist nur los mit mir? Ich bin doch extra her gekommen, da kann ich doch nicht mit leeren Händen gehen./
 

Er fuhr sich durchs Haar und seufzte tief. Es war wohl doch nicht so leicht, Neues auszuprobieren.

„Das kann ich gar nicht mit ansehen“, meldete sich eine ihm seit Kurzem vertraute Stimme. „Ich habe bestimmt mit Recht den Anschein, dass sie Hilfe benötigen, daher schlage ich Ihnen vor, Sie probieren einfach mal ein paar Sachen an.“

Während die dunkelhaarige Frau Rick in Richtung Kabine bugsierte, entnahm sie den Ständern hier und da Kleidungsstücke und drückte sie dem jungen Mann in die Hand, als er total perplex in einer der wenigen Umkleiden stand. Vor seiner Nase wurde ein roter Vorhang zugezogen, der an der Seite noch fein säuberlich zurechtgezupft wurde.
 

/Ohweh, wo bin ich da nur hineingeraten? Aber wenn ich schon mal den Plan gefasst habe…!/
 

Die Sachen in seinen Armen begutachtete er mit Sorgfalt und begann dann zu lächeln.
 

/Also, dann mal los!/
 

Die nächste halbe Stunde brachte er damit zu, sich immer und immer wieder umzuziehen, vor den Vorhang zu treten und die Kritik der Verkäuferin entgegenzunehmen, die meist aber sehr skeptisch dreinschaute. Schlichte, glänzende, aufwendig verzierte oder gar ganz ausgefallene Gewänder wurden ihm nacheinander in die Hand gedrückt, die er mit immer größer werdender Neugier und Freude anprobierte. Bei jedem neuen Outfit trat er mit mehr Selbstbewusstsein vor die Frau, drehte sich freiwillig vor ihr im Kreis, sah sich selbst dabei im Spiegel an und bemerkte seinen zufriedenen Gesichtsausdruck.

„Mhh, so ganz gefällt mir das immer noch nicht.“

„Habe ich nicht bald den ganzen Laden durchprobiert?“, grinste Rick.

„Jetzt hab ich´s! Ich bin gleich wieder da.“

Auf dem Absatz drehte sie sich um und lief eilig durch eine weiße Tür, auf der in kleinen schwarzen Lettern ’Privat’ stand. Nach nicht einmal drei Minuten kehrte sie mit einem großen Karton auf den Armen zurück und stellte ihn behutsam vor Ricks Füßen auf dem Boden ab.

„Dass ich da nicht früher dran gedacht habe“, murmelte sie unverständlich vor sich hin. Behände entnahm sie seidenen dunkelblauen Stoff, der das Licht der Halogenlampen warm reflektierte. „Eine Maßanfertigung, wissen Sie, wurde nie abgeholt, müsste Ihnen aber ungefähr passen.“

Stolz überreichte sie Rick das Hemd und dazu eine schwarze jeansstoffartige Hose, die aber viel feiner und leichter war als eine Jeans.

Bereitwillig zog sich Rick ein weiteres Mal um. Nachdem er alle Knöpfe bis auf die oberen zwei des seidenen Hemdes geschlossen hatte, blickte er auf, direkt in den hohen Spiegel seiner Kabine, wobei ihm fast das Herz stehen blieb. Seine Augen schweiften von Kopf bis Fuß.
 

/Bin das wirklich ich? Diese Eleganz…/
 

„Habe ich die Maße wohl doch falsch geschätzt?“
 

Mit angehaltenem Atem zog Rick den Vorhang zur Seite.

„Man könnte meinen, Sie entflohen gerade dem Adel.“

Sichtlich begeistert lief die Dame um Rick herum, konnte die Hände nicht von solch Edel lassen.

„Passt wie angegossen. Schön, dann haben wir wohl endlich gefunden, was Ihr Ich perfekt zur Geltung bringt. Ja, ich bin damit sehr zufrieden.“
 

/Die Nervosität macht mich ganz verrückt, ich hoffe, dass sich meine SMS dringend genug angehört hat und Joe bald kommt… ob er mal an heute Vormittag gedacht hat?.../
 

Unruhig lief Rick in seiner Wohnung auf und ab. Überprüfende Blicke in das spiegelnde Wohnzimmerfenster waren dabei keine Seltenheit.
 

/Ich habe gewiss nicht vergessen, wie du mich angesehen hast… deine grünen Seen waren einfach zum Ertrinken schön… ich möchte noch viele Male in ihnen zergehen… Wo bleibst du nur?/
 

Die Minuten zogen sich qualvoll dahin. Der Zeiger seiner Uhr sträubte sich vehement dagegen, weiterzuspringen, was Rick kleine Schweißperlen auf die Stirn trieb. Er rechnete jeden Augenblick damit, dass es klingelte, doch das geschah nicht.
 

/Grrr… Ist dir diese Julia so viel wichtiger als ich?... Falls ja, dann nicht mehr lange… wenn mein Plan aufgeht, dann wirst du in MEINEN Armen liegen… dann wirst du MICH küssen…/
 

Ein leichter Rotschimmer überdeckte Ricks Gesicht und er blickte sehnsüchtig hinaus auf die Straße, in stiller Hoffnung, Joe könnte endlich angefahren kommen. Seine Pupillen wanderten umher und suchten verzweifelt den Asphalt ab, auf dem aber weit und breit nichts von seinem besten Freund zu sehen war. Der plötzliche Gedanke, dass Joe auf dem Weg zu ihm etwas passiert sein könnte, entsetzte ihn und rief Schuldgefühle wach. Gelbliche Blätter zogen an ihm vorüber, die vom auffrischenden Wind in die weite Ferne getragen wurden. Ängstlich folgten ihnen Ricks Blicke und er biss sich auf die Unterlippe.
 

/Bitte, lass dir wohlauf sein, das könnte ich mir sonst nie verzeihen… Warum konnte ich nur nicht bis morgen warten!?/
 

Die Frage bedarf keiner Antwort. Natürlich wollte er Joe sehen, ihn um sich haben. Insbesondere aber wollte er wissen, ob seine Bemühungen fruchten würden.

Rick hielt es vor Spannung kaum noch aus und schaltete die Stereoanlage ein. Vertraute Klänge umspielten sein Herz und besänftigten ihn größtenteils. Laut ausatmend sank er auf einen Stuhl und horchte der tiefen Stimme, die von der Ohnmacht sang, dem eigenen Schatten zu entfliehen und alles hinter sich zu lassen. Zu allem Überfluss mischte sich Lethargie in Ricks Gefühlszustand, aus der er aber jäh gerissen wurde. Das laute ’Dingdong’ ließ ihn aufspringen und unkoordiniert durch das Zimmer rennen. Vergeblich versuchte er seinen Atmen abzuflachen und öffnete die Tür. Als er Joes Gesicht sah, vergaß er für einen Moment alles und jedwede Zweifel wurden nichtig.

„Hi Rick, du bist ja ganz außer Atem.“

Joes Miene war von so viel Ausgelassenheit und Glanz geprägt, dass sich Ricks Magen zuschnürte.
 

/Er hat den Tag mit ihr wohl mehr genossen, als ich anzunehmen wagte./
 

„Danke, dass du gekommen bist“, würgte der Kleinere hervor.

„Deine Nachricht klang sehr ernst, was ist denn los?“

„Also… ich möchte mich bei dir bedanken.“

„Ja?“

Verwundert betrat Joe die Küche und setzte sich.

„Verrätst du mir auch wofür?“

„Dafür, dass du mich zu dieser Zeitungsannonce überredet hast.“

Bemüht um eine klare, feste Stimme fuhr Rick fort: „Ich kann es kaum erwarten, dass sie morgen früh freigeschalten wird. Ja und darum wollte ich mich hiermit bei dir revanchieren.“

Er zog eine Tüte unterm Tisch hervor und stellte sie vor seinem Freund ab.

„Für mich?“

„Siehst du hier sonst noch jemanden?“

Überrascht griff Joe hinein und zog einen braunen Mantel heraus, genau der, den Rick im Schaufenster gesehen hatte.

„Wow, der sieht echt toll aus!“

Geschwind schlüpfte Joe in den schweren Stoff.
 

/Du hast keine Ahnung, wie attraktiv du darin aussiehst…/
 

„Na, wie steht der mir?“

„Gut“, antwortete Rick grinsend, aber seine wahre Faszination verbergend.

„Danke dir, Rick. Das macht meinen Tag wirklich perfekt.“
 

/Ob du heute Morgen einschließt!?/
 

„Julia ist toll. Sie ist witzig, charmant und sehr hübsch. Vor allem ihre Unkompliziertheit imponiert mir.“

Das tat weh. In Rick arbeitete es gewaltig, doch er ließ sich nichts anmerken.

„Das freut mich für dich.“

Sein unbeschwertestes Lächeln versuchte er aufzusetzen, was ihm zu gelingen schien, denn Joe nahm seine Worte ernst.

„Du bist ein wahrer Freund.“

„Joe, du tust so viel für mich und darum gönne ich dir dein Glück“
 

/…aber nicht mit dieser Frau…/
 

„von Herzen.“

Wie so oft fühlte er Joes Finger durch sein Haar wuscheln.

„Du bist wirklich niedlich.“
 

/Niedlich???/
 

Rick glaubte felsenfest, dass Joe das nicht gesagt hatte. Dieses Wort hatte er doch noch nie in den Mund genommen. Was war denn jetzt kaputt? Was veranlasste ihn zu solch einer Wortwahl?

Völlig irritiert sah er seinen Freund an, der den Blick nicht erwiderte. Nun war Rick total zerstreut. Er verstand einfach nicht, was da schon wieder vor sich ging. Dieses Gefühl war dem vom Morgen sehr ähnlich, aber es absurd! Einfach absurd.

„Ach, ich soll dich übrigens lieb von Julia grüßen und von ihr ausrichten, dass sie sich freuen würde, wenn wir mal wieder zusammen bei ihr im Restaurant auftauchen würden.“
 

/Habe ich mich schon wieder getäuscht? Aber die Atmosphäre war so seltsam, dass…/
 

„Dankeschön. Das heißt, ich hab es bei ihr nicht vermasselt?“

„Nö, warum denn?“

„Naja, du weißt schon.“

„…“

„Wegen meinem kleinen Ausfall letzte Nacht.“

„Mache dir da mal keine Sorgen, das hat sie mit Humor genommen. Ich sagte doch, sie ist umkompliziert.“
 

/Und du bist die ganze Zeit bei mir am Bett geblieben, was mich immer noch beschäftigt…/
 

„Scheint tatsächlich nett zu sein.“

„Nett ist wahrlich eine Untertreibung!“

„Kann schon sein, aber es ist spät und ich werfe dich nun raus.“

Mit einem Augenzwinkern stand Rick auf und machte Joe deutlich, dass er es dennoch ernst meinte.

Als sie an der Haustür standen, setzte Joe an:

„Da morgen die Zeitung erscheint, lad ich mich bei dir zum Mittagessen ein. Also, ich wünsche dir eine gute Nacht, bis in ein paar Stunden. Und danke!“

„Tschüs, bis dann.“
 

Rick ging nicht gleich ins Bett, denn an schlafen konnte er nicht denken. Zu viel Unerklärliches war geschehen, worüber er nachdenken musste.
 

Oh Lichtlein umhüllt von reinster Seele,

sei gülden auf ewig mein.



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