Ende: Sein letzter Wunsch
Es war ein schöner Sonntag Morgen und ich lag in meinem Bett. Ich hatte noch keine Lust aufzustehen, keine Schule, keine Pflichten gar nichts. Ich öffnete die Augen langsam und überflog mein Zimmer flüchtigen Blickes. Es war kühl, wir hatten Frühling. Draußen lag noch Schnee. Ich reckte mich genüsslich und stand dann auf. Schnell legte ich mir meinen Bademantel um und ging nach unten. Meine Mutter war anscheinend nicht zu Hause, ich wusste es nicht, sie verschwand öfters einfach mal und ich gähnte.
Es war jetzt so lange her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber ich glaubte an ihn. Mein Herz war schwer. Ich sah auf den Küchentisch und fuhr mit einer Hand herüber. "Hast du mich...nun doch vergessen...?" flüsterte ich leise zu mir selbst, doch plötzlich hörte ich die Hausklingel.
Ich eilte zur Tür, noch völlig verschlafen und öffnete sie. "Ja- Natasha!?" Ich sah sie an. Sie hatte eine Mütze auf und einen dicken Mantel an, in der Hand ein Päckchen.
"Hallo Elly." "Natasha!!! Wo ist Jean, geht es ihm gut? Kommt er auch noch?" Ich konnte mich nicht bremsen, redete wie ein Wasserfall und sprang fröhlich um sie rum. "Nein, Jean kommt nicht. Ich bleibe nicht lange, ich wollte dir das hier nur bringen." Sie hob die Hand mit dem Päckchen und gab es mir. "Das ist für dich." ich schaute das Päckchen an, dann nahm ich es entgegen. "Als wir in den USA angekommen sind, wurde Jean sofort in behandlung genommen,...doch der Arzt meinte, Jean hätte nicht mehr lange, egal bei welcher Behandlung. Metastasen hatten schon die Lebenswichtigen Organe befallen. Jean nahm es so hin, er war glücklich. Er redete nur noch von dir, wie er dich doch vermissen würde...Dann erzählte er mir von seinem Wunsch. ich konnte alles so einrichten, das er mit mir ins Disneyland fahren konnte, es war wundervoll. Wir wurden dann wieder abgeholt. " Ich sah sie zitternd an. "Er sagte mir dann im Auto, dass er dich überalles liebt. " Ich atmete schwer, der Kloß im Hals war unerträglich, ich schniefte immer wieder. "W...as ist passiert...?" Natasha sah mich traurig an. "Er hat dich nicht vergessen...er hat dir alles geschrieben, jeden Tag." Sie deutete auf das Päckchen. "...Er...ist ganz ruhig eingeschlafen. Aber seine letzten Worte waren "Sag ihr das ich sie nicht vergessen hab...und sag ihr bitte das ich sie liebe, über alles...meinen kleinen Engel."" Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. "Er musste nicht mehr leiden,Elly. Er hat dich bis zum Ende..." Sie begann zu schluchzen. "Er hat dich bis zum Ende geliebt. Er ist einfach eingeschlafen...ohne Schmerzen."
Ich las mir alle Briefe durch. Er wusste wann er sterben würde, er hatte es Gefühlt, er schrieb so oft, das er mich ein letztes Mal sehen wollte und das ihm alles so leid tat. In seinem letzten Brief stand das er sein Versprechen gebrochen hatte. An einigen Stellen war die Tinte verschmiert, tropfenweise. Er schrieb, dass er kaum noch Schmerzen hatte und das er doch noch ins Disneyland fahren würde. Das machte mich traurig, manchmal machte er sich solche Vorwürfe, das ich keine Luft mehr bekam beim weinen. Doch am Ende jedes Briefes stand "Ich liebe dich mein kleiner Engel." . Ich werde ihn nie vergessen, die kurze Zeit die ich mit ihm hatte. Ich hab ihn geliebt. Es ist schon so lange her und doch hab ich ihn nie vergessen, manchmal fühle ich mich, als würde er noch neben mir lieben und mich streicheln...Doch manchmal fühle ich mich so alleine, so unvollkommen ohne ihn...doch ich wusste:
Meinen Augen war er fern,
doch meinem Herzen würde er nah bleiben,
für immer.
Weil ich ihn liebe.
