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The Deep Souled Soldier

von

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Phase 4

Titel: The Deep Souled Soldier

Teil: 4/4

Warnung: AU, -sans und -chans an Namenenden, Briefstil

Pairing: Soryu Asuka Langley x Kensuke Aida

Widmung: Nyx-chan

Kommentar:

Endspurt.
 

Disclaimer: Charas gehören nicht mir, sondern Hideaki Anno und Gainax.

Von mir erfunden wurde das Kriegsland sowie der Konflikt, die vorherschenden militärischen Verhältnisse, die berichtende Zeitung (Shin Asayomi) und sämtliche Adressen.
 

24.09.2021
 

Kensuke,
 

Noch kein weiterer Brief von dir. Ich bin nicht etwa zu ungeduldig?

Seit dem vom 25.08. hab ich nichts weiter bekommen. Naja, ist noch keinen Monat her. Und trotzdem renne ich jeden Morgen voller blöder Erwartungen und mit einem kriminell anmutenden Herzrasen zum Briefkasten. Ich glaube, meine Nachbarn halten mich schon für verrückt.

Irgendwie blöde, dass unser Kontakt schon wieder einseitig abläuft. Es gibt hier auch nicht viel zu erzählen. Außer der endlich offiziellen Verlobungsfeier für Kaji-san und Misato. Ach nein, Ryôji und Misato. Er hat gestern zu mir gesagt, dass er es lieber hätte, wenn ich ihn endlich beim Vornamen nenne statt ihn wie einen Fremden anzureden.

Wenn man sich die beiden so ansieht, könnte man sie glatt....niedlich finden. Herrjeh, ich habe es tatsächlich geschrieben und lebe noch!

Es war jedenfalls ganz nett. Sogar Hikari war und hat mit angestoßen und später bin ich mit ihr noch ein bisschen um die Häuser gezogen. Später ist selbst Ayanami noch aufgetaucht, das komische, menschenscheue Ding. Ich muss nicht unbedingt erwähnen, dass du gefehlt hast, oder?

Ich hoffe sehr, dass es dir gerade gut geht, wo auch immer du sein magst, ob du den Brief hier auch je zu Gesicht bekommst oder nicht. Aber eine komische Zuversicht trägt mich seit einigen Tagen; wahrscheinlich nur eine Laune, aber es fühlt sich ganz gut an.

Andere Gedanken werden nicht mehr akzeptiert. Wahrscheinlich hab ich sie einfach nur satt.

Gib nicht auf!
 

Asuka
 

Shin Asayomi

Montag, 15.09.2021
 

Vorläufiger Frieden in Pirgistan
 

Nach der entgültigen Kapitulation der gegen die demokratische Regierung gerichteten extremistischen Rebellen ist der Bürgerkrieg gestern für offiziell beendet erklärt worden. Führende Köpfe der Rebellen, nach denen bis zuletzt gefahndet wurde, wurden in Verstecken in den Bergen im Norden des Landes tot aufgefunden. Man geht von Selbstmord aus.

Der Bürgerkrieg hinterlässt das Land in mittlerer Verwüstung. Er forderte mindestens 300 Todesopfer auf der Seite der Regierung, mindestens 200 unter den UN-Soldaten und rund 2000 auf der Seite der Rebellen. (trp)
 

27.09.2021
 

Asuka, meine Asuka-chan!
 

Der September scheint wirklich mein Glücksmonat zu sein. Nicht nur, weil ich im September geboren bin.

Ich sitze gerade in einem Krankenbett, genauer gesagt im Krankenhaus in der Hauptstadt. Von draußen scheint die Sonne rein. Ich meine, richtige Sonne! Das blendet noch immer total! Dreimal am Tag gibt´s was zu essen. So richtig mit Bestandteilen aus Gemüse und Obst, Reis und Fleisch!

Aber vielleicht sollte ich von vorne anfangen mit der Geschichte der letzten zwei Wochen. Setz dich besser erst mal.

Ich muss mich erst mal daran gewöhnen, dass ich jetzt und hier alle Zeit der Welt habe um zu erzählen. Sollte es trotzdem irgendwie durcheinander klingen, verzeih mir! So ganz bin ich trotz allem noch nicht auf der Höhe.
 

Also. Meinen letzten Brief konnte ich nicht mehr abschicken. Ich hab es nicht einmal geschafft, ihn zuendezuschreiben. Als ich meinen letzten Satz angefangen hatte, kamen sie hereingestürmt, ich konnte ihn gerade noch irgendwie zusammenfalten und in meine Jackentasche stecken. Auf der einen Seite warst du wahrscheinlich wieder besorgt, weil ich nichts von mir hab hörenlassen, auf der anderen bin ich froh, dass dich diese Zeilen niemals erreichen.

Inzwischen habe ich auch die beiden Briefe bekommen, die du inzwischen geschrieben hattest. Und du hattest Recht mit deiner Warnung. Ich war wirklich nur Mittel zum Zweck, eine Geisel, die man am Leben gelassen hat um im Notfall ein Druckmittel zu haben. Nicht dass ich zwischendurch ein Helsinki-Snydrom entwickelt hätte (oder wie hieß das noch mal?) und plötzlich alle dort ganz freundlich gefunden hätte, aber ich konnte wahrscheinlich nur mit dem Gedanken weiterleben, dass nicht alle dort von Grund auf böse sein würden.
 

Es war einen Tag nach meinem Geburtstag, als das alles passiert ist. (Übrigens hatte ich den Geburtstag kaum mitbekommen, ich war in den letzten Tagen halb weggetreten dort.)

Jedenfalls hatten unsere Leute den Unterschlupf entdeckt und kamen an dem Tag angerückt, um ihn auszuräumen. Frag mich nicht, wie sie das angestellt haben, sie hatten jedenfalls keine Ahnung, dass ich da drin war. Also hat man mir k.o.-Tropfen ins Essen getan, nicht viel, aber es hat gereicht um erst meinen Kreislauf verrückt spielen und mich halb wegtreten zu lassen. Diese Leute erinnern mich mit ihrer verzweifelten Kampfmoral an den Vietkong vor fünfzig Jahren- sie haben wirklich dran geglaubt, dass ein gesamtes Sturmkommando durch eine läppische Geisel zum Rückzug gezwungen werden kann. Naja, geglaubt vielleicht nicht, eher gehofft. Das ist alles ziemlich selbstbezeichnend.

Zwei haben mich genommen und zum Eingang geschleppt. Die Sonne hat geblendet, ich war daran überhaupt nicht mehr gewöhnt (selbst jetzt noch empfinde ich Tageslicht als furchtbar hell- aber keine Sorge, Vampirzähne hab ich nicht entwickelt.) Mein Bild war verschwommen von dieser seltsamen Droge. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass irgendwas geschrien wurde und sich drei Läufe in meine Schläfen bohrten. Und obwohl ich so weit weg war, hatte ich das Gefühl...das ist schwer zu beschreiben... als wüsste ich, was gerade passiert. So übermenschlich, verstehst du? Ich hab genau gemerkt, dass da so etwas wie ein Scheideweg war. Tod oder Rettung.

Natürlich denkt man, wenn man im Krieg an einem Eingang im Sand kniet und drei Maschinengewehre einen angucken nicht so wirklich an die zweite Variante. Ich jedenfalls nicht. Es war so ganz seltsam, als ob die Zeit stillgestanden hätte.

Ich dachte plötzlich an meine Mutter, was total hirnrissig an sich ist, weil ich mich doch kaum noch an sie erinnere. Aber ein Seelenklempner, der gestern vorbeikam, hat mir erklärt, dass das wohl ganz normal ist, kindliche Erinnerungen, Sehnsucht nach Geborgenheit und so weiter. Ich dachte an meine Mutter und an dich. In meinem Kopf standet ihr nebeneinander und es sah so aus als würdest du mich an die Hand nehmen und wegführen. Wie eine Art Schutzengel. Es war wie eine Entscheidung; entweder zu meiner Mutter in den Tod oder zu dir und damit weiterleben.
 

Vielmehr erzählen muss ich dir wahrscheinlich nicht mehr. Du weißt ja, wie es ausgegangen ist. Die Kollegen haben mich in einem Stück und ohne hässliche Löcher rausgeholt dort. Zehn Monate haben sie dafür gebraucht. Ich weiß gar nicht, ob ich sauer oder stolz auf sie sein soll.
 

Jetzt versuche ich also erst mal, wieder ein normaler Mensch zu werden. Das heißt, einer, der ohne Sonnenbrille bei Tageslicht herumläuft (Aber hey, ich sehe stylisch aus damit!), wieder gescheit was auf die Waage bringt und nicht bei jeder zuknallenden Tür vor Schreck aus dem Bett springt. Ob mein Bein wirklich wieder ganz gesund wird, wissen die Ärzte wohl nicht. Den Rest meines Lebens zu hinken würde aber blöd aussehen. Wie seh ich denn dann aus neben dir schöner Frau?
 

Jedenfalls ist das Schlimmste jetzt hinter mir. Und da ich meinen Pflichtdienst ja schon seit einigen Monaten hinter mir habe, gibt es zum Glück auch nichts mehr, was mich hier hält.

Der Colonel war zwar neulich hier und erzählte mir, dass ich für eine bestimmte Verdienstmedaille vorgeschlagen wurde (ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Ist das nicht komisch, vor zwei Jahren hätte ich das niemals vergessen- nicht nur du hast dich verändert) und ich geehrt würde und man einen Soldaten mit solch einem zähen Lebenswillen dringend bräuchte. Ich finde es ja nett von ihm, mir eine Medaille umzuhängen für all das, was ich überstanden habe, aber ich wäre verrückt, wenn ich hierbliebe. (Das erinnert mich an „Catch 22“, hast du es mal gelesen? Das Buch mit dem hellblauen Rücken neben dem Fernseher bei mir zu Hause.)

Ich habe soviel über das Soldatendasein gelernt, dass ich mich inzwischen fast dafür hasse, es damals so genau wissen zu wollen. Du hast Recht, ich hab´s wirklich herausgefordert. Aber es hätte schlimmer enden können.

Ich möchte nach Hause.
 

Ich will endlich wieder japanischen Boden unter meine Füße bekommen und solche alltäglichen Dinge tun wie studieren und lernen und auf Parties gehen. Mal wieder mit Touji und Shinji rumhängen, Misato-san besuchen.

Dich sehen.

Ich will mir deine Wohnung angucken! Und dein Bett mit meiner Anwesenheit beehren. Und deine Goldfische füttern- leben die noch?

Diese Gedanken treiben mich an, mir beim Gesundwerden Mühe zu geben.
 

Momentan hat man mir Krücken zugewiesen. Eigentlich komisch, weil ich bei den Rebellen ja auch ohne laufen konnte. Okay, da hat es scheiße wehgetan, aber da war mein Bein auch nicht das größte Problem. Jedenfalls muss es erst mal heilen. Heute hab ich erfahren, dass man sogar schon über Amputation nachgedacht hat, weil die Entzündung so tief ging. Aber das wird jetzt nicht mehr nötig sein.

Ich laufe meine halbe Stunde täglich, die ich mich bewegen darf, mit den Krücken durch´s Krankenhaus, schaue am Coca-Cola-Automaten vorbei (ja, so was gibt´s selbst hier) und sag der Frau an der Anmeldung hallo. Bisher ignoriert die mich oder guckt mich höchstens tadelnd über den Rand ihrer Brille an. Aber irgendwann werde ich sie soweit haben, mich wenigstens zurückzugrüßen. Bevor du Eifersucht entwickelst: Sie ist mindestens sechzig Jahre alt.
 

Ich sehe gerade, dass der Brief schon so lang ist. Entschuldige, aber ich musste dir das alles einfach schnell erzählen!

Feststeht, dass ich offiziell aus dem Wehrdienst entlassen bin. Wie lange es dauert, bis ich einen Flug nach Japan bekomme, ist allerdings noch nicht raus. Es könnte sich wohl noch zwei Monate hinziehen, meinte mein Vorgesetzter. Aber ich bin jetzt wohl irgendwie berühmt oder so was (Und das ohne Geiselvideo, hey!). Vorhin war ein Typ da, der mich im Schlaf fotographiert hat. Ohne zu fragen! Als ich vom Blitzen wach wurde, ist der Kerl einfach rausgerannt. Also, wenn demnächst ein Bild in der Zeitung ist von einem Typen, der verhärmt zwischen weißen Laken im Schlaf sabbert: Das bin ich.

Soweit erst mal.
 

Ich lege dir die Adresse des Krankenhauses bei, so kannst du mir jetzt direkt schreiben. Jetzt dürfte das Verschicken von Post auch nicht mehr länger als ein bis zwei Wochen dauern.

Sag Misato und Kaji-san, dass sie ihre Hochzeit jetzt anfangen können zu planen! (Ich hätte nie gedacht, dass ihr alle wirklich auf mich wartet!)

Ich verhasple mich schon wieder!

Bis dann,

Ich liebe dich!
 

Dein Kensuke
 

06.10.2021
 

Kensuke,
 

Ich komme mir bescheuert und debil vor, wenn ich auf weibische Art und Weise wiederhole, was du geschrieben hast, aber: Du kommst nach Hause! Ich habe die Fische (ja, na klar leben die noch) eben aus Versehen doppelt gefüttert. Hoffentlich ersticken sie jetzt nicht in dem Futter.

Wunderst du dich jetzt, warum ich nichts von Hyperventilieren und Ohnmachtsanfällen schreibe? Dann lass dir gesagt sein, dass dir dein Ruf tatsächlich vorausgeeilt ist.

Letzte Woche wurde ich von Misato aus dem Schlaf geklingelt. Es war vier Uhr 45 und sie hatte Frühschicht, musste also noch früher aufstehen. Auf ihre nicht sehr mitfühlende Art und Weise hielt sie mir die Zeitung vor die Nase.

Ob du sabberst, kann man auf dem Bild nicht sehen, aber du schläfst wirklich. Wenn man es nicht genau weiß, könnte man denken, du würdest im Koma liegen. Ich glaube, nur Ayanami war jemals so blass. Hätten die da nicht druntergeschrieben; „Der Held schläft den Schlaf der Gerechten“, wäre ich schon wieder im Dreieck gesprungen.

Du siehst also, die lausigen Medien sind deinem Tatsachenbericht zuvorgekommen. Hast du für das Foto wenigstens Geld gesehen oder muss man als neuer Nationalheld so was kostenlos machen? Wo bleibt da die PR? Gut, Nationalheld ist vielleicht etwas übertrieben, aber in einigen Zeitungen war ein Bericht über dich drin, immer mit diesem Foto. Manche haben einen Schrott zusammengeschrieben, dass selbst mir als Unwissender über die Rettungsaktion das Frühstück wieder hochkommt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
 

Ich weiß nur, dass ich mich erschreckt habe und zugleich erleichtert war. Denn es gab den Beweis, dass Menschen dich lebend gesehen haben. Die restlichen Tage saß ich wie auf heißen Kohlen, weil ich auf einen Brief gewartet habe. Danke übrigens für den Rat mit dem Hinsetzen. Übrigens kannst du Witze über Vampirzähne stecken lassen. Ich kenne dich jetzt seit fünf Jahren genauestens um zu sagen, dass dein Weg zur Genesung erst angefangen hat. Und nein, damit meine ich nicht dein Bein.

Ich hätte sie am liebsten selbst alle über den Haufen geschossen, diese Rebellen. Oder erwürgt, alle einzeln, einen nach dem anderen. Meinst du nicht, dass mir nicht ein bisschen Blutrache zugestanden hätte?

Moralische Standpunkte spielen da überhaupt keine Rolle. Bisher habe ich immer die Ansicht vertreten, dass keiner auch nur es wagt, jemanden anzufassen, der zu mir gehört.

Weißt du noch, wie oft ich dich verteidigt habe?

Jetzt musste ich quasi zugucken und hatte genau genommen nicht einmal eine Ahnung, was gerade vor sich ging.

Ich habe die Rolle gehasst, in die du mich gezwängt hast, so wie ich die deine gehasst habe. Zwischendurch war ich so sauer auf dich, dass ich Schluss machen wollte, aber ich konnte es einfach nicht. Was auch immer das ist, was uns zusammenhält, es ist stärker geworden. Keine Ahnung wie es weitergehen wird, aber es kann vielleicht nur besser werden.

Was auch immer.

Die Krisenlage ist vorbei und ich schreibe wegen dir noch immer schnulzige Ehefrauenbriefe.

Wann kommst du endlich?!

Ich werde erst aufatmen, wenn ich dich live vor mir habe, wenn ich an deiner ollen Hundemarke deinen Namen ablesen kann und deine Sommersprossen nachgezählt habe. Wenn ich dich anfassen kann. Was weiß ich, was sonst noch inzwischen passiert!
 

Habe es versucht, den anderen beizubringen, was du da geschrieben hast. Mit leichter Zensur, versteht sich. Es gibt Dinge, die gehen einen Touji Suzuhara eben nichts an und wenn er sich sprichwörtlich auf den Kopf stellt! Alle waren sie ziemlich betroffen. Geschockt hat sie ja schon der Zeitungsartikel. Irgendwo ist es so makaber, dass man schon fast darüber lachen muss; letztendlich hast du erreicht, was du wolltest: Ruhm, Ehre, Auszeichnungen und eine strahlende Heimkehr. Du darfst dich vom Bekanntheitsgrad in militärischen Kreisen jetzt beinahe neben uns einreihen. Hätten wir noch ein paar Leute mehr, könnten wir uns das „Dreckige Dutzend“ nennen. (So ein Vorschlag würde dir wahrscheinlich noch einfallen!)

Nur war der Preis hoch.

Bist du jetzt wenigstens zufrieden?
 

Nein, das sollte kein offener Angriff sein. Du kennst mich, und ich hab keine Ahnung wie man mit Trauma-Leuten umgeht. Tut mir Leid.

Die Sache mit deiner Mutter und dem Scheideweg geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Meinst du, es war deine Entscheidung? Das klingt so idealistisch, so nach der These „Man kann alles, wenn man nur wirklich will“. Lag es vielleicht nicht eher an den Drogen?

Nicht ich hab dich gerettet. Das waren deine Leute und du selbst, weder deine Mutter noch ich. Aber der Gedanke, dass du in diesen Momenten im Gedanken bei mir warst...ist ein unbezahlbarer.

Komm bald nach Hause!
 

Asuka
 

P.S. Die dich liebt.

P.P.S. Die Katsuragi´sche Hochzeit ist für den 20. Dezember angesetzt. Du bist Trauzeuge.
 


 

15.11.2021
 

Asuka-chan,
 

Ich habe schon dreimal einen Antrag auf schnellstmögliche Abreise gestellt, aber du weißt ja, dass die Wege der Bürokratie unergründlich sind. Oder so ähnlich. Jedenfalls werde ich dich, sobald ich weiß, wann es losgeht, kontaktieren, ob nun über Telegramm oder Email oder Brieftaube. (Nein, die Scherze lass ich mir nicht von dir verbieten!)

Inzwischen sehe ich wieder hervorragend, wenn man davon absieht, dass ich eine neue Brille brauche. Was hat dieses miese Kassengestell nicht alles mitmachen müssen?

Jedenfalls geht es mir langsam immer besser. Ich entwickle Farbe und nehme zu und meinem Bein geht es prima. Es ist zwar noch immer nicht raus, ob ich jemals hinke-frei sein werde, aber das ist mir egal. Hauptsache, ich kann damit wieder laufen. Und für den Rest gibt es Schmerzmittel.
 

Da sich der vorläufige Frieden im Land hält, brauchst du keine Angst zu haben. Das meine ich jetzt wirklich ernst, man versucht, hier eine normale Linie reinzukriegen. Und sobald in einer Maschine nach Japan ein Platz für mich frei ist, haut das hin.
 

Ich habe dir viel Angst eingejagt, ich weiß. Nicht nur dir, auch den anderen. Mir ja auch selbst. Ich weiß nicht wie ich es wiedergutmachen kann, all die Angst, die ich aus deinen Briefen herausgelesen habe, aber auch die Aufmunterungen, die alltäglichen Beschreibungen. Das hat mich bei der Stange gehalten. Ich weiß nicht, ob ich es jemals so durchgestanden hätte. Da war immer etwas, woran ich mich gedanklich festhalten konnte. „Heil nach Hause kommen“, dachte ich immer. „Du hast es Asuka versprochen! Sonst haut sie dir noch eine runter!“

Komische Motivation, aber durchaus hilfreich.

Du siehst also, du hast mich schon gerettet. Indirekt. Wieder einmal. Also sei nicht mehr sauer, bitte.

Keiner weiß, was morgen alles passieren kann. Man muss den Tag nutzen. Das hast du selbst mal gesagt, weißt du noch? (Ist ewig her, aber!)

Nimm mich zurück.

Alles andere kommt danach.
 

Ob ich jetzt zufrieden bin, fragst du. Eigentlich eine Frage im Foul-Bereich. Natürlich bin ich nicht zufrieden. Ich denke bewusst nicht zurück, sondern nur vorwärts. Denn wenn ich nachts wachliege und zurückdenke, drifte ich immer wieder ab in all diese Momente. Es ist wie eine Spirale, gegen die ich nichts tun kann.

Ich muss vorwärts schauen.

Wie schon gesagt, alles andere kommt danach.
 

Grüß mir die anderen!

Ich liebe dich abgöttisch!

Dein Kensuke
 

P.S. Ich bin Trauzeuge? Wow!

P.P.S. Habe mir wieder die Haare wachsen lassen.
 


 

24.11.2021
 

Kensuke,
 

Es ist fast Dezember und du bist noch immer nicht da.

Misato hat heute ihr Brautkleid anprobiert. Kaum zu fassen, wie jung sie darin wirkt, ich meine, dafür, dass sie schon über Dreißig ist! Wir Brautjungfern werden eingekleidet in Hellrosa (Ich fühle mich gegenüber Ayanami benachteiligt! Das Rosa beißt sich total mit meiner Haarfarbe!) und ihr Kerle bekommt dann schlichtes Schwarz. Logisch. Es läuft also alles auf Hochtouren. Hikari macht mir die Hölle heiß von wegen ich soll dann unbedingt den Brautstrauß fangen. Wozu? Wehe du fängst jetzt mit Heiraten an!
 

Zu allem anderen ist nichts hinzuzufügen.

Es ist wirklich langsam an der Zeit, dass wir wirklich miteinander reden und nicht in Briefen herumrudern.

Wen kann ich eigentlich für den Verlust meines Nervenkostüms belangen?

Heute Nacht habe ich geträumt, dass du mit dem Flugzeug abgestürzt bist. Das ist auch so eine Spirale.

Du bist inzwischen nunmehr wie Sand, der mir immer und immer wieder durch die Finger rinnt. Und dabei brauche ich dich doch.
 

Asuka
 

Von:ken.aida@onlinebox.jp

Samstag, 02.12.2021, 10:23 Uhr
 

An:so_asu_langley@web.jp;langley.second.child@nerv.net

Betreff:Baby, I´m coming home!
 

Asu-chan,
 

Hab nicht viel Zeit, hocke gerade in der jap. Botschaft. Mein Flug geht morgen um 12:55 Uhr(Ortszeit). Ich werde dann planmäßig 21:05 Uhr (Ortszeit) auf dem alten Narita-Airport ankommen. Meine Flugnummer ist xl 346. Kannst du mir vielleicht Kaji-san vorbeischicken zum Abholen? Ich habe überhaupt keine Wertsachen mehr (außer meiner Kamera), hab darum auch kein Geld für´n Taxi oder den Zug. Sollte dich diese Nachricht nicht rechtzeitig erreichen, werd´ ich auf dem Flughafen versuchen, mir ´n bisschen Geld zum Telefonieren zu schnorren. Wir schaffen das schon.

Liebe dich sehr!

Bis morgen(!!!)

Dein Kensuke
 

Shin Asayomi

Montag, 04.12.2021
 

Die Rückkehr eines Helden
 

(Narita,03.12.21)

Es war ein so rührendes Wiedersehen.

Nachdem der Gefreite Kensuke Aida (20) als japanisches Mitglied der UN-Friedenstruppe zwei Jahre in den Kriegswirren, und davon zehn Monate unter unnatürlichen Bedingungen als Geisel gefangen, leben musste, ist er als ein kleiner Held gestern Abend endlich nach Hause zurückgekehrt. Es war eine relativ ruhige Wiederkehr, die nur die b mitverfolgte.

Begrüßt wurde Aida von seinem Vater Sousuke (45) und seiner Freundin (20).

Es war ein selbstverständlich emotionales Wiedersehen und obwohl die junge Frau bis zuletzt gegen die Tränen ankämpfte, konnte sie sie doch nicht zurückhalten als sie nach zwei langen Jahren ihren Freund endlich wieder in die Arme schließen durfte. Das Pärchen ist nur ein Beispiel so vieler anderer im Land.

Aida selbst sagte, dass er sich jetzt erst einmal einige Wochen im Kreise von Familie und Freunden ausruhen wolle.

(scr.)
 

Von:suzuhara_the_great@web.jp

Donnerstag, 07.12.2021, 18:28 Uhr
 

An:so_asu_langley@web.jp

Betreff:Heißesten Dank, an dem du dich hoffentlich nicht verbrühst!
 

Hi, Lady!
 

Weil wir euch Turteltäubchen seit drei Tagen ja nicht mehr zu Gesicht bekommen, hoffen wir, dich über diesen Weg mal zu erreichen. Shinji meint zwar, dass das Zeit hätte, das finde ich aber nicht.
 

Es ist uns beiden eigentlich vor drei Tagen aufgefallen, als wir bei Misato-san die Welcome-Home-Party geschmissen haben. Dass Kensuke nicht mehr der alte ist, ist uns ja allen klar. Aber wir glauben, wenn du ihn nicht so energisch und rigoros und trotzdem einfühlsam (ehe du dich erschreckst- das letzte Worte stammt von Shinji! Als ob ich so ein Wort je benutzen würde!) bei der Sache gehalten und ihm hin und wieder in den Hintern getreten hättest, hätte das alles vielleicht böse ausgehen können. Kensuke braucht wahrscheinlich hin und wieder so was. Sowas und Fürsorge. Das hätten wir ihm, selbst als beste Freunde, nie geben können. Darum: Ergebendsten Dank, dass du ihn gerettet hast!
 

Sie lasen das Wort zum Donnerstag

Von
 

Shin & Touji
 

Von:so_asu_langley@web.jp

Donnerstag, 07.12.2021, 22:05 Uhr
 

An:suzuhara_the_great@web.jp

Betreff:Re:Heißesten Dank, an dem du dich hoffentlich nicht verbrühst!
 

Ihr könnt euren verdammten Pathos mit Witzchen verschleiern, soviel ihr wollt; denkt ihr, ich kriege das nicht mit?

Allerdings ist es so besser als wenn ihr euch das persönlich vor mir rausgestottert hättet- von daher:

Nichts zu danken.

Herrjeh, seit wann sind wir ein Freundeskreis? Das ist ja direkt furchtbar.
 

Ich werde Kensuke einen Gruß von euch bestellen. (Der schläft gerade wieder. Überhaupt schläft er seit er bei mir ist, nur. Ich hab gar nix von ihm!)
 

Macht´s gut, ihr Idioten!
 

Asuka
 

Letztendlich braucht die Welt mehr Menschen wie meinen Freund.

Er hat sein Versprechen gehalten. Als wir uns damals verabschiedeten, sagte er:

Ein guter Soldat kommt lebend heim.

Ich schätze, er ist ein guter Soldat, in vielerlei Hinsicht.

Meiner Meinung nach hat er nur einen Fehler gemacht;

Er hat damals als er eingezogen wurde, seine Seele nicht abgegeben. Die hat er die ganze Zeit dabei gehabt.

Und wenn das nicht das Mutigste überhaupt war?
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-12-01T18:01:07+00:00 01.12.2006 19:01
Wow, das war wohl eine der bbesten Fs dieich bis dato gelesen habe. Ich kann es nicht oft genug sagen, aber wenn man deine texte so liest, kann man denken das du das alles selbst erlebt hast. Wirklich, da steckt unverschämt viel Realness drin. Mach weiter so, ich wünsche dir alles gute für deinen weiteren Projekte, die ich auf jeden Fall lesen werde.

Ryousanki


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