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Und ich dachte, du liebst mich

Reita x Aoi
von

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Kapitel 1 ~

Schritte. Schritte hallten durch die menschenleere Straße. Die Nacht brachte einen kalten Herbstwind mit sich. Aoi verbarg sein Gesicht tiefer im Schal und beschleunigte seinen Gang. Er wollte schnell wieder in seiner warmen Wohnung sein. Einen Tee trinken. Oder vielleicht einen Kaffee. Schlafen hätte er sowieso nicht mehr gekonnt. Er fühlte sich schlecht.

Trockenes Laub verbarg den Gehweg unter sich. Aoi trat hindurch. Als er endlich das Gebäude erreichte, merkte er erst, wie geschafft er vom Weg war. Besonders weit war die Strecke bis zum Zigarettenautomaten zwar nicht, aber er legte sie in einem solchen Tempo zurück, dass er, als er die Tür aufschloss, richtig außer Atem war.

Wieso hatte er sich eigentlich so beeilt? Gab es einen Grund?

Er machte sich keine weiteren Gedanken und stieg die Treppe empor.

Seine Wohnungstür. Und jemand, der davor hockte und ihn von unten herauf ansah. Aoi blieb vor Schreck stehen. Es war verhältnismäßig dunkel im Treppenhaus. Übelkeit überkam ihn. Er erkannte diese Augen. Er erkannte die Haare, die Haltung, die Gestalt. „Was machst du hier?“ fragte er keuchend und so leise, dass es nur mit Mühe zu verstehen war. Er bekam keine Antwort, aber einen Blick, der sein Mitleid erweckte. Reita sah verzweifelt aus. Traurig. Es war in der Dunkelheit schwer zu definieren. Aoi streckte ihm eine Hand entgegen. Sein Angebot wurde angenommen und Reita ließ sich von ihm hoch helfen. „Willst du... Willst du mit reinkommen?“ Aoi wusste nicht so recht, was er mit dieser Situation anfangen sollte. Reita nickte. Aoi schloss die Tür auf.
 

~
 

“Ähm... Setz dich. Was zu Trinken?“ Reita schüttelte den Kopf und setzte sich aufs Sofa der kleinen Apartmentwohnung. Aoi ließ sich, ihm gegenüber, in den Sessel gleiten. Reita starrte an ihm vorbei, gegen die Wand. Er bewegte sich kaum, doch schien er am ganzen Körper zu zittern. „Reita... Was ist los mit dir?“ Aoi sah ihn besorgt an. Reita schluckte trocken und öffnete den Mund ein Stück, doch seine Unterlippe begann zu zittern und so schloss er ihn wieder. Es trat Stille ein. Aois Blick wich nicht von seinem Gegenüber und er überlegte krampfhaft, was er jetzt tun könnte. Wieder schluckte Reita und schaute dann auf. Seine Augen glitzerten. Eine Träne – nur kurz zu sehen – verschwand im Stoff des Tuches, mit welchem er seine Nase verbarg.

Aoi verstand gar nichts mehr. Was war los mit Reita? So hatte er ihn noch nie erlebt. Seine Ungewissheit brachte ihn dazu, auf seinem Zeigefinger herumzubeißen. In diesem Moment so stark, dass es weh tat. Was zum Teufel konnte er tun?

“Bitte Reita... Bitte sag mir was los ist!“ versuchte er es erneut. Reita schüttelte kaum merklich den Kopf. „Das...“ seine Stimme klang, als würde ihm die Luft abgeschnürt werden. „Das kann ich dir nicht sagen, Aoi.“ Er stöhnte und ließ den Kopf hängen.

Aoi sprang auf. „Ich hol dir ein Glas Wasser.“ Keine Wiederrede von Seiten Reitas und so ging Aoi in die Küche, öffnete den Schrank und suchte ein Glas heraus. Er füllte es mit kühlem Leitungswasser und ging zurück zu Reita. Jetzt setzte er sich neben ihn und hielt ihm das Getränk vor die Nase. Reita rührte sich nicht. „Nimm.“ Sagte Aoi ungeduldig. „Ich hab’ keine Ahnung, was mit dir los ist, aber ’ne Erfrischung täte dir mit Sicherheit gut.“ Wie in Zeitlupe bewegte Reita seinen Arm und griff nach dem Glas, als wäre es ein ihm unbekannter Gegenstand.

“Wie lange hast du eigentlich vor der Tür gesessen?“

“Ich weiß nicht... Du warst nicht da...“

“Hab Zigaretten geholt.“

“Ja...“

Aoi zögerte einen Augenblick und fragte dann: „Warum kannst du mir nicht sagen, was mit dir los ist?“

Reita’s Blick sank auf den Boden. „Weil ich es selbst nicht weiß.“ Gab er zu und seufzte. „Halt mich für verrückt. Mach was du willst.“

“Ich halte dich doch nicht für verrückt!“ sagte Aoi schnell, „Aber es muss doch einen Grund dafür geben, warum du mitten in der Nacht bei mir aufkreuzt!“

Reita biss sich auf die Unterlippe und schwieg.

“Reita?“

“Ich konnte nicht anders...“

“Wie ist das denn zu verstehen?“

“Ich wollte... ich musste... dich...“ Reita holte erneut Luft „Dich sehen. Frag nicht warum. Ich weiß es nicht.“

Aoi sah ihn eine Weile fassungslos an. Dann stand er auf und ging auf den Balkon, um eine zu rauchen. „Um mich zu sehen...“ sagte er zu sich selbst und schüttelte den Kopf.
 

~
 

“Schaffst du es nach Hause?“ fragte er, als er wieder rein kam. „Also, wenn du nichts dagegen hast...“ entgegnete ihm Reita und war schon dabei, die Sofakissen zu richten und es sich bequem zu machen. Im ersten Moment empfand Aoi diese Geste als etwas zu unhöflich und aufdringlich, wusste aber auch keinen Grund, warum er es seinem Freund verbieten sollte, die Nacht bei ihm zu verbringen.
 

Aoi schloss die Küchentür, damit kein Licht ins Wohnzimmer – zu Reita – gelangen konnte und setzte Kaffee auf. Er trank ihn für Gewöhnlich mild, machte ihn diesmal allerdings etwas stärker.

Er saß dort, in dieser kleinen, engen Einbauküche, trank Kaffee und starrte das hässliche Muster der Bordüre an. Er war froh, hier bald raus zu kommen. Es war eine Notlösung gewesen. Die anstehende Tour würde ihm gut tun und danach könnte er endlich wieder nach Hause.

Doch wurde er immer wieder von anderen Gedanken abgelenkt. Der Typ, der sich im Nebenzimmer befand, ließ ihm keine Ruhe. „Ich musste dich sehen.“ Durchschoss es immer und immer wieder seinen Kopf. „Was meinte er damit?“ Aber ihm war klar: Reita verhielt sich unnormal. Vielleicht hatte er schlecht geschlafen oder einen schlechten Film gesehen. Irgend so etwas war es bestimmt.
 

Die Tür quietschte. Aoi zuckte zusammen. Reita kam herein. Er blinzelte, von dem hellen Licht geblendet. „Wieso gehst du nicht schlafen?“ fragte er mit kratzender Stimme. „Ich kann nicht.“ Antwortete Aoi. „Kein Wunder,“ sagte Reita und kam auf ihn zu. „Wenn du auch immer so viel Kaffee säufst.“ Er griff sich die Tasse und entleerte sie mit einer Bewegung über der Spüle. „Spinnst du?“ fragte Aoi, regte sich aber kaum auf. Reita hatte schließlich Recht. Er würde die morgige Bandprobe behindern, wenn er unausgeschlafen war. Reita griff nach seiner Hand, zog ihn vom Stuhl auf und zerrte ihn hinter sich her. Aoi war etwas belustigt von dieser Situation und ließ es sich gefallen.

Im Schlafzimmer angekommen, wurde er sanft aufs Bett geschubst. „Licht aus, schlafen.“ Sagte Reita grinsend und mit gespielt mütterlichem Unterton. „Hab doch gesagt, ich kann nicht.“ Lachte Aoi. Er war erleichtert, dass es Reita anscheinend besser ging.

“Ach, du wartest noch auf deine Gute-Nacht-Geschichte?“ fragte Reita belustigt und setzte sich aufs Bett. Aoi kicherte und piekste Reita in die Seite. Sie lachten beide.

“Hm... Aber du hast Recht...“ sagte Reita, „SO kannst du wirklich nicht schlafen.“ Er zupfte an Aois T-Shirt. Reita grinste und legte seinen Zeigefinger auf Aois Mund, damit dieser nicht antworten konnte. Dann erfasste er das untere Ende des Oberteils und zog es nach oben. Aoi hob ohne Wiederspruch die Arme und ließ Reita beenden, was er angefangen hatte. Das Gesicht es Blonden kam dem seinen nun bedrohlich nahe.

“Leg dich hin.“ Flüsterte er ihm leise ins Ohr. Aoi tat, was ihm gesagt wurde und spürte schon im nächsten Augenblick, wie Reitas Finger geschickt an seinem Hosenknopf hantierten.

Aoi überkam plötzlich ein Schauer Ungewissheit. „Reita, ich glaub nicht, dassmmhhh...“ Reitas Lippen waren so warm... Sein Kuss der Ausschaltmechanismus für Aois Kopf. Der Verstand schien ihm nun unbrauchbar und er verdrängte ihn. Statt dessen gab es nur noch Verlangen nach mehr. Nach Reita. Alles andere war jetzt unwichtig.

Kapitel 2 ~

Aoi war wach, doch er ließ die Augen geschlossen und versuchte sich an den letzten Abend zu erinnern. Es fiel ihm schwer. Es fühlte sich an, als wäre alles nur ein Traum gewesen, doch das war es nicht. Aoi war sich sicher. „Reita...“ dachte er und schlug die Augen auf. Die Morgensonne schien durchs Fenster und blendete ihn. Er schaute sich um. Alles sah gewöhnlich aus. So wie immer halt. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite und sah auf die Stelle, auf welcher am Vorabend Reita eingeschlafen war. Leere. Kein Reita oder sonst irgendwer.

Aoi kroch mühsam zum Bettende, um aufzustehen. Sein Bauch schmerzte ein wenig. Er hatte Hunger. An der Zimmertür war ein Haken befestigt, an dem sein Bademantel hing. Er nahm ihn herunter und zog ihn an.

Im Wohnzimmer war niemand. So auch nicht in der Küche oder im Bad. Reita war weg. Aoi sammelte seine Gedanken. „Reita war da.“ Murmelte er zu sich selbst und verdrängte so seine Vermutung entgültig, das alles nur ein verrückter Traum gewesen war. „Er war wirklich da und wir haben miteinander...“ Aoi setzte sich auf einen Stuhl in der Küche und versuchte sein Chaos im Kopf einigermaßen in den Griff zu bekommen. Er brauchte einen Kaffee.
 

~
 

Nachdem sein Getränk ihn von seiner Schläfrigkeit befreit und er sich angezogen hatte, ging es ihm um einiges besser und er machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Er hätte mal für Vorrat sorgen sollen, denn das einzige, was er fand, waren einige Fitnessriegel, mit denen er sich nun abgeben musste. Aber sie schmeckten ihm ausnahmsweise mal gut und sein Kopf wurde immer klarer.

Er realisierte jetzt, was am gestrigen Abend geschehen war. Reita war zu ihm gekommen. Er erinnerte sich an seine Worte: „Ich musste dich sehen.“ Aoi lächelte. „Er wollte mich sehen...“ dachte er, während er verträumt die Bordüre anschaute, die nun gar nicht mehr hässlich zu sein schien. „Er empfindet doch mehr für mich.“

Aois Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Was wohl die anderen sagen werden, wenn sie von uns erfahren?“ Er kicherte leise.

Der jüngere Blonde hatte Aoi schon immer irgendwie interessiert. Er faszinierte ihn. Doch über seine Gefühle für ihn, wurde er sich erst jetzt richtig bewusst. Das war es, was sein Herz schneller schlagen ließ, wenn Reita ihm in die Augen sah. Jetzt wusste er bescheid. Aber war wirklich alles so einfach?

Er griff nach seiner Jacke und machte sich auf den Weg.
 

~
 

Ruki, Uruha, Kai und Reita waren schon anwesend, als Aoi den Proberaum betrat. Er hatte sich mit seiner Zeiteinteilung wohl etwas verschätzt. „Da bist du ja endlich.“ Fuhr Uruha ihn an. „Verschlafen oder was?“ Aoi schüttelte den Kopf und grinste. „Na wenigstens bringst du gute Laune mit.“ Lachte Ruki und knuffte ihn freundschaftlich gegen den Oberarm. „Guten Morgen!“ rief Kai aus dem Hintergrund. Er saß auf einem Sofa und neben ihm – Reita. Aoi ging zielstrebig an den anderen vorbei, direkt zu der Person, die ihm die schönste Nacht aller Zeiten beschert hatte. „Hi!“ sagte er vorsichtig und schenkte ihm das süßeste Lächeln, was er momentan zustande brachte. „Tach...“ grummelte sein Gegenüber und flüchtete seinem Blick. „Ignorier ihn.“ Sagte Kai, „Der ist schlecht drauf. Hat wahrscheinlich schlecht geschlafen.“ „Oh, das glaube ich nicht.“ Sagte Aoi grinsend. „Doch, hab ich.“ Knurrte Reita, stand auf und entfernte sich von den beiden. Aoi durchfuhr ein tödlicher Schmerz, der ihn erstarren ließ. Mit offenem Mund stand er da und rührte sich nicht.

Er konnte es nicht fassen. Er konnte es einfach nicht glauben. Ein weiteres Mal kam ihm der Gedanke, dass alles nur ein Traum gewesen war. „Schwachsinn.“ Dachte er sich. Nein, es war kein Traum. Dieser Abend war real gewesen. Genauso real, wie Reitas Verhalten.

“Aoi? Alles okay mit dir?“ hörte er einen besorgten Kai fragen. Er wurde soeben wieder ins Leben zurück gerufen. „Ja... Natürlich.“ Sagte er und machte sich auf, seine Gitarre zu holen. Auf dem Weg kam ihm Reita entgegen und er nutzte die Gelegenheit ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen. Als Antwort drehte Reita sein Gesicht weg.

Es konnte viel zu viele Gründe haben, als dass Aoi sich hätte Sorgen machen müssen. Vielleicht hatte Reita Kopfschmerzen oder so. Vielleicht war er einfach noch nicht richtig wach. Aoi blieb in dieser Hoffnung und schnappte sich seine Gitarre, um sie zu stimmen.

Er versuchte seine Ungewissheit und seine Angst zu verdrängen, um sich voll und ganz aufs Spielen zu konzentrieren. Doch die Probe verlief nicht besonders gut. Die Stimmung unter den Bandmembers war sehr angespannt und die Teamarbeit fiel immer schwerer.

“So geht das nicht, Leute.“ Stellte Ruki einige Zeit später fest. „Wir machen wohl besser mal ne Pause.“

Aoi war erleichtert. Er machte sich sofort auf den Weg nach draußen und holte eine Zigarette heraus. Es war sehr kühl. Er setzte sich auf eine Mauer und beobachtete die permanent vorbeifahrenden Autos.

Jemand gesellte sich zu ihm. Es war kein anderer als Reita. „Scheiß Probe.“ Murmelte dieser. „Gib mal Feuer.“ Aoi holte sein Feuerzeug heraus und reichte es Reita. Er zuckte leicht zusammen, als sich ihre Finger berührten.

Aoi fühlte sich so unsicher. Er hatte das Gefühl, mit jedem Atemzug, den er tat, etwas falsch machen zu können. Alles kaputt machen zu können. Reita spuckte auf den Boden. Aois Herzschlag beschleunigte sich von Sekunde zu Sekunde. Er könnte jetzt Klarheit schaffen. Er musste nur den Mut dazu aufbringen.

“Du... Reita...“ Aoi fummelte nervös am Ärmel seiner Jacke herum. „Ich wollte dich was fragen.“ „Wasn?“ Reita klang gelangweilt. „Wegen gestern Nacht.“ Aoi sah, wie Reita die Stirn runzelte. Aoi musste seine Frage jetzt stellen. Er musste!

„Bist du nicht zufrieden mit mir? Bin ich nicht gut genug für dich?“ Er war erleichtert, dass er es schaffte, auszusprechen, was ihm auf der Seele lag.

Reita ließ sich Zeit. Er räusperte sich. „Doch...“ sagte er langsam, „Alles supi.“ Er warf seine nur halb aufgerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Ich geh wieder rein.“ Sagte er und verschwand. Ließ Aoi zurück.

Wie war das zu verstehen? Seine Worte munterten Aoi ein bisschen auf, doch sein Verhalten brachte ihn zum Zweifeln. Jetzt machte er sich mehr Sorgen, als zuvor.
 

Der Rest der Probe verlief ähnlich wie der Anfang und so wurde vorzeitig Schluss gemacht. Die Wege trennten sich. Aoi machte auf dem Weg zu seiner Wohnung noch einen kurzen Abstecher in einen Supermarkt, um Nahrungsmittel und andere Kleinigkeiten, die seinen Haushalt ausstatten sollten, zu besorgen. Das half ihm ein bisschen, um auf andere Gedanken zu kommen.

Kapitel 3 ~

Aoi verbrachte den gesamten Nachmittag mir Aufräumen und Putzen. Nachdem er nun auch noch das letzte Sofakissen aufgeschüttelt hatte, hielt er es für eine gute Idee, sich eine Kleinigkeit zu Essen zu machen und sich vor den Fernseher zu haun.

Doch die Talkshow wurde von Minute zu Minute langweiliger und Aoi versank immer tiefer in den Kissen. Die Müdigkeit hing wie ein Schleier vor seinen Augen. Er nahm die bunten Bilder vor sich kaum noch wahr.
 

~
 

Ein schrilles, lautes Geräusch ließ ihn hochschrecken.

Es klingelte an der Tür.

Benommen und verschlafen stand Aoi auf, um sie zu öffnen.
 

~
 

“Hallo, äh... Ich hoffe ich störe nicht!“

“Tust du nicht.“ Antwortete Aoi und hielt seinem Freund die Tür auf, damit er hereinkommen konnte. Etwas unbeholfen tapste Reita in die Wohnung.
 

„Uhm... Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Nuschelte Reita in seinen Schal hinein. „Ich hab mich heute Vormittag echt beschissen verhalten, das tut mir Leid.“

Aoi spürte, wie sein Herz Freudensprünge machte und ihm dabei bis zum Hals schlug. „Ist schon okay.“ Sagte er fröhlich lächelnd und nahm Reita die Jacke ab.

Reita musste grinsen. „Du bist echt in Ordnung, Kumpel.“ Er zog den Schwarzhaarigen an sich und umschlang ihn mit beiden Armen. „Ich bin froh, dich zu haben.“ Aoi konnte es nicht glauben, so etwas von Reita zu hören und war einfach nur... glücklich.

Sie küssten sich und fanden sich schon im nächsten Moment im Schlafzimmer wieder.
 

~
 

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe, rann gemächlich herunter und glitzerte dabei im Licht der Straßenlaternen. Wie spät es wohl war? Aoi blinzelte, blieb aber regungslos liegen. Ein Geräusch. Er drehte den Kopf zur Seite.

Reita saß angezogen auf der Bettkante. Die blonden Haare stachen im Halbdunkel leuchtend hervor. Den Kopf hielt er in den Händen vergraben. Ein leises, weinerliches Wimmern. Schluchzen. Das Bild war nur zu mitleiderregend.

Aoi wollte ihn gerade ansprechen, als er plötzlich aufstand und anschließend leise den Raum verließ.

Kapitel 4 ~

Aoi war ihm nicht nachgelaufen. Er hatte sich nicht mal ans Fenster gestellt, um den Jüngeren noch einmal zu sehen, wie er in der kalten Herbstnacht, dem Regen flüchtend, in der Dunkelheit verschwand.

Nein, er war mit offenen Augen liegen geblieben...

... und verstand die Welt nicht mehr.

Er blieb noch lange Zeit liegen, dann stand er auf und ging zum Telefon. Er wählte Reita’s Nummer, in der Hoffnung, mit ihm reden zu können, damit er sicher gehen konnte, dass alles in Ordnung war. Denn sicher war er sich da ganz und gar nicht.

Aoi wartete lange... doch niemand hob ab.

"Scheiße..." Reita müsste schon längst zu Hause sein, warum ging er dann nicht ans Telefon? "Wenn ihm was auf dem Weg passiert ist?" Aoi probierte es auf Reita’s Handy, doch dieses war ausgeschaltet.

Aoi ging nun unruhig in der Wohnung auf und ab. Was konnte er schon groß unternehmen? Nichts. Er legte sich zurück ins Bett.
 

~
 

Die Stunden zogen sich wahnsinnig in die Länge und Aoi hockte noch immer auf seinem Bett, umhüllt von einer Decke. Er starrte abwechselnd aus dem Fenster und auf den Platz rechts neben ihm. Er konnte nicht verstehen, warum Reita ihn einfach alleine ließ. Er konnte ihn doch nicht einfach so zurücklassen. Benutzt und nun nicht mehr gebraucht.

Aoi rannen stumme Tränen über die Wangen.

Noch nie hatte er einen solchen Schmerz in seinem Herzen gespürt. Es war unerträglich. Wie konnte er all dem nur ein Ende setzen?

Ihm wurde übel. Sofort verdrängte er diese fürchterlichen Gedanken, die ihm im Kopf herumschwirrten, drehte sich auf die Seite, presste sein Gesicht in ein Kissen und weinte.
 

~
 

"Aoi? Bist du fertig?" Uruha stand vor der Tür und lächelte gequält. "Ja, bin ich." Aoi schritt aus der Wohnung und schloss die Tür hinter sich. "Man, hab ich ne Lust auf dieses Interview." Sagte Uruha, während sie die Treppe herunterstiegen. "Frag mich mal..."

Die beiden setzten sich ins Auto und Uruha drehte den Zündschlüssel. "Sag mal, Aoi... Du siehst heute irgendwie gar nicht gut aus. Ist was passiert?"

"Ne, konnte nur nicht gut schlafen." Uruha sah ihn zweifelnd an. "Nicht, dass du uns nachher einschläfst." Er lachte kurz und dann fuhren sie los.
 

~
 

Es war ein kleiner Raum mit einer Eckbank und zwei Stühlen. In der Mitte stand ein Tisch, auf dem schon das Tonband positioniert war. Eine schon etwas ältere Frau winkte die Jungs herein und deutete auf die Bank. Dort nahmen sie dann auch Platz. Dann kam Ruki herein. "Guten Morgen, der Herr. Waren das alle, oder kommen noch mehr?" Ruki sah sie verblüfft an. "Normalerweise sind wir zu fünft." Sagte er kopfschüttelnd, wand sich dann aber zu seinen beiden Bandkollegen und winkte ihnen strahlend zu. Schon im nächsten Moment stand Kai im Raum und hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. "Halloo~ Wann geht’s los?" Er setzte sich breit grinsend neben Uruha. "Sobald Reita da ist, würd’ ich mal sagen..." antwortete dieser und trommelte gelangweilt mit den Fingern auf dem Tisch herum.
 

Reita kam auch. Allerdings mit über 20 Minuten Verspätung. Und er sah schrecklich aus. "Mann, was ist denn mit dir passiert?" Uruha starrte ihn mit großen Augen an. "Geht dich nen Scheißdreck an." Uruha setzte einen Schmollmund auf und Reita lehnte sich lässig gegen die Wand. Er war blasser denn je, hatte dunkle Ringe unter den Augen und seine Haare waren zerzaust. Er war als Reita kaum wiederzuerkennen.

"Können wir nun endlich anfangen?" Fragte die Frau, die es sich mittlerweile auf einem der Stühle bequem gemacht hatte und nun gelangweilt und genervt in einer Zeitschrift herumblätterte.

Die Fragen, die gestellt wurden, waren die selben wie immer. Es war todlangweilig. Aber trotzdem sagte Aoi freundlich "Hallo" und "Tschüss" und lachte höflich, wenn die Dame meinte, etwas lustiges gesagt zu haben. Aber mehr musste er nicht machen, schließlich hatten sie ja Kai in der Band. Er beantwortete brav alle Fragen und erzähle noch dies und das.
 

~
 

Nachdem auch dieses Interview überstanden war, gingen sie alle zusammen Richtung Cafeteria. Aoi versuchte unauffällig Kai an die Seite zu schieben, um neben Reita gehen zu können. Dieser unterhielt sich gerade mit Ruki und schien wieder besser drauf zu sein. Als er plötzlich herzlich über irgendetwas lachte, griff Aoi nach seiner Hand. Er nahm sie zärtlich in die seine und als Reita erschrocken herumwirbelte, lächelte Aoi ihm freundlich und zufrieden zu. Für einen kurzen Moment wurde er von Reita nur verständnislos angestarrt, dann zog Reita seine Hand weg, sah sich um, als ob er befürchtete, dass jemand diese Aktion mitbekommen haben könnte und entfernte sich so weit wie möglich von Aoi.
 

Aoi spürte, wie sich sein Magen umdrehte. Wut machte sich breit.

Sie setzten sich zusammen an einen Tisch. Aoi sprach kein Wort mehr, auch nicht dann, als er von der Kellnerin angesprochen wurde. "Für ihn auch einen Kaffee, bitte." Sagte Uruha. Ihm war es ganz schön peinlich, dass er für seinen stummen Freund antworten musste und deshalb bekam Aoi auch kurz nachdem die Kellnerin außer Sicht war, einen unsanften Stoß in die Seite.

Aoi riss die Augen auf. "Hey, bleib locker, so doll war das nun auch nicht." Lachte Uruha und tätschelte seinen Freund auf die Schulter.

Aoi stand schlagartig auf. "Reita, kommst du kurz mit?" Keine Reaktion, nur vier verwundert guckende Blicke. "Bitte, ich muss mit dir reden." Reita blieb sitzen. "Was ist denn los?" fragte Ruki etwas durcheinander.

"Nichts." Antwortete Reita mit ernster Stimme, erhob sich und folgte Aoi aus dem kleinen Café.

Kapitel 5 ~

„Spinnst du? Oder warum verhältst du dich so komisch?“ fragte Reita, während er Aoi durch die Tür der Herrentoiletten folgte. Aoi sah ihn entgeistert an. „Wie bitte?“ Er suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „WER verhält sich hier denn komisch!?“
 

~ Stille ~
 

“Ja, Aoi... Es tut mir Leid.“ Aoi fand in Reitas Augen nicht mal den Ansatz einer ernstgemeinten Entschuldigung. „Was soll das, Reita? Wieso tust du das?“

“Was meinst du?“

Aoi merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Stell dich doch nicht dümmer, als du bist.“ Sagte er mit zittriger Stimme und wischte sich schnell mit dem Ärmel übers Gesicht.

“Sorry, aber ich weiß echt nicht, worauf du hinaus willst.“ Reita hatte nun einen besorgten Blick aufgesetzt.
 

Aoi starrte auf den Boden. Er hatte das erdrückende Gefühl, dass Reita dabei war, ihn von vorne bis hinten zu verarschen. Sein Blick wanderte von den eigenen Schuhen zu denen des Anderen. Reita war gegen die Wand gelehnt und hatte seine typische Haltung angenommen.
 

~
 

“Reita, du hast Angst um die Band. Das ist es doch. Ist es das?“ Aoi brachte ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen zustande. „Du hast Recht... Ich Dummkopf. Jetzt verstehe ich, warum du es vor den anderen geheim halten willst.“

“Was geheim halten?“ sagte Reita und sein Blick wurde schlagartig ernster.

“Na... Unsere Beziehung.“ Antwortete Aoi etwas unsicher.

Reita sah ihn mit großen Augen an.

“Wieso guckst du so??“ fragte Aoi vorsichtig und wurde von Sekunde zu Sekunde unsicherer. „Es ist doch wegen der Band... oder?“ wieder wurde seine Stimme zittrig und drohte damit, jeden Moment zu versagen.
 

“Nein.“ Sagte Reita sehr leise, „Ich wusste doch nicht... Ach verdammt.“ Er schüttelte den Kopf und biss sich nervös auf der Unterlippe herum. „Was wusstest du nicht?“

Reita zögerte.

“Ich glaube, ich muss dir etwas gestehen.“

Ja, natürlich musste er das! Aoi wollte endlich wissen, was los war und nickte, woraufhin Reita einmal tief durchatmete und dann fortfuhr:

“Ich hab... also bin...äh... NE! Vergiss es.“

“Was bist du?“

“Nix.“

Aoi sah ihn erwartungsvoll an.

“... verliebt.“ Reita biss die Zähne zusammen. „Ja, verliebt! Verdammte Scheiße!“

Reita versuchte sich wieder zu beruhigen und sagte dann mit sanfter Stimme: „Und es ist schrecklich. Ich habe diesen Schmerz nicht mehr ertragen können und bin deswegen zu dir gekommen. Ich hatte gehofft, dass du mich, als mein bester Freund, davon ablenken könntest... Es war doch nicht geplant, dass dann so etwas passiert...“

Reita sah angestrengt zu Boden, um Augenkontakt zu vermeiden. „Ich wusste ehrlich nicht, dass du mehr für mich empfindest.“ Er wurde immer kleinlauter. „Ich hasse mich für das, was ich dir angetan habe...“ Die letzten Worte waren nur noch ein leises Murmeln.
 

Reitas Geständnis durchfuhr Aoi wie ein spitzer Pfeil und bohrte sich immer tiefer in sein Herz, bis dieses schließlich in tausend Teile zersprang und Aoi nichts anderes mehr als schwarze, todesähnliche Leere empfand.

Sein geliebter Reita hat ihn also nur benutzt?

Und liebt einen anderen?

Wie hatte er das alles nur verdient?
 

~
 

“WER ist es?“ wollte er wissen, „Kenne ich ihn?“

Reita schüttelte den Kopf. „Mehr kann ich dir nicht sagen.“

“Warum?“

“Ich will nicht, dass wegen mir wichtige Freundschaften zerbrechen, ich habe schon viel zu viel kaputt gemacht, damit ist jetzt Schluss.“ Reita lächelte dem Schwarzhaarigen kaum sichtbar zu und seufzte anschließend. Dann öffnete er die Tür der Herrentoilette, sah noch einmal zurück und verließ dann den Raum.
 

Wieder hatte er ihn einfach zurück gelassen. Aoi sackte in sich zusammen. Allein gelassen. Wie schon so oft. Doch diesmal war es anders. Diesmal hatte Reita Aois ganze Hoffnung mit sich genommen.
 

Das verschmutzte, kleine, kaputte Spielzeug, das keiner mehr haben will. Ja, so in etwa fühlte Aoi sich jetzt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (36)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Toffelchan
2009-02-02T17:44:20+00:00 02.02.2009 18:44
T_____________________________________T

sehr schön und traurig..
aoi tut mir so unendlich leid Q___Q

ich hätt gern noch weiter gelesen um zu wissen was aus dem armen aoi wird T^T
aber so is auch schön <3

*schnief*
*tasdchentücher suchen geh*
Von:  Kanoe
2008-04-28T13:37:21+00:00 28.04.2008 15:37
traurig aber sehr schön
Von: abgemeldet
2008-04-07T13:56:18+00:00 07.04.2008 15:56
mouu...
wie gemein!
T_T
*aoi patt*

ja, es ist gut geschrieben^^
und ich habs auch gerne gelesen
XD aber schade, dass sie kapis immer so kurz geworden sind...

denkst du, du machst noch ne fortsetzung?
o.o
*hungeblick aufsetz*
das wär soo toll!
>w<
XD un diesesmal sollen sie zusammenkommen...

ö.ö ehm.. in wen ist denn reita verliebt? XD
Von:  Yuku
2008-01-30T18:25:16+00:00 30.01.2008 19:25
Edit:
Zu Ende??
*tränen in den augen*
Wie fieeeßß!!
Q.q...
Nyaa... hab's gern' gelesen... ><""
~way~
DáYy+*~
Von:  Yuku
2008-01-30T18:23:58+00:00 30.01.2008 19:23
O...Q
Reita is ja so ein....
*schLuck*
*aoi in'n arm nehm*
*selbst fast heuL*
& dann noch dieser CLiffy ... oÖ"
Mach schnelL weiter!~
~way~
DáYy+*~
Von:  Yuku
2008-01-30T18:18:51+00:00 30.01.2008 19:18
Aoi...
*fLausch*
boah... Reita... <<"
*mrmL*
....
Warum ist das alLes immer so spannend??!
>///<
*weiterLes*
~way~
Von:  Yuku
2008-01-30T18:12:53+00:00 30.01.2008 19:12
O.O"
OMFG is das spannend...!
*hibbL*
Was ist mit Reita?? óò~
*zum nächsten kappi husch*
Von:  Yuku
2008-01-30T18:10:22+00:00 30.01.2008 19:10
*auf pcbiLdschirm starr*
Weiter!!
><"
*keks daLass*
*zum nächsten kappi hüpf*
Von:  Yuku
2008-01-30T18:03:41+00:00 30.01.2008 19:03
*_*
GaiiLL!!
*shniff*
Gemaiin...
*wilL weiter lesen*
-hrhr-
uû"
*nächstes kappi les*
~way~
DáYy+*~
Von:  samidare
2007-09-28T22:20:18+00:00 29.09.2007 00:20
äh... häh? schluss?!? ne, jetz, oder?
das geht doch net! cliffhanger hoch 23!
so schön geschrieben und dann so n abruptes ende....
hm... *aoi knuddel*
bitte noch fortsetzen!


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