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Diego und Charlie

Fortsetzungsstory von "Zorro und Felidae"
von

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Die Chumasch/ Weißes Wiesel

Die Chumasch/ Weißes Wiesel
 

´Ruhiger Büffel´ lief mit mir weitere zwei Tage durch Prärie, Wald und Sumpf. Es war mörderisch heiß, aber ich riss mich zusammen.

„Wir sollten die Wege meiden, es ist zwar Waffenruhe, aber ich glaube du weißt wie einige sind.“, meinte er. Ich nickte nur, denn ich hatte noch zahlreiche Soldaten im Kopf, die nach Raymonds Sturz, sich noch Wochenlang wie die Raubritter verhielten. Also stapften wir weiter durch den Sumpf. Die Moskitos waren eine echte Plage. Nach unzähligen Kratzern und Stichen erreichten wir das versteckte Dorf in einem Wald. Hier standen etwa 35- 40 Tippis.

Jetzt kamen ein paar Kinder auf uns zugelaufen, die uns in einer fremden Sprache begrüßten. ´Ruhiger Büffel´ sagte etwas zu ihnen und sie nahmen mich bei den Händen und führten mich in ein Zelt. Dort saß ein Mann mit einem beeindruckenden Federschmuck:

„Guten Tag.“, sagte ich verlegen. Er sah mich kritisch an. ´Ruhiger Büffel´ betrat hinter mir das Tippi. Er sprach mit dem Häuptling, der mich weiterhin kritisch beobachtete. „So,“ sagte er, „du bist also die Squaw von Zorro. ´Ruhiger Büffel´ bringe sie zum ´Weißen Wiesel´.“

„Ich danke dir, großer Häuptling.“, sagte ich.

Mein Reisebegleiter brachte mich zu einem Tippi, das ein wenig abseits vom Dorf stand. Hier standen überall Gestelle, wo Pflanzen trockneten. ´Ruhiger Büffel´ betrat das Zelt und winkte mich herein. Es war dunkel, doch ich erkannte Diego, der auf dem Boden lag und schlief. Ich wollte zu ihm, aber es hielt mich jemand zurück. Ich blickte mich um. Ein ergrauter, grimmiger Mann starrte mich böse an. Jetzt beschimpfte er mich in seiner Sprache, hob die Hand. Doch ´Ruhiger Büffel´ hielt ihn davon ab. Er schimpfte jetzt seinerseits auf den Ergrauten ein. Ich wandte mich aus des Mannes Griff und setzte mich neben Diego. Erst jetzt sah ich, dass er total verschwitzt war.

„`Ruhiger Büffel´, habt ihr kaltes Wasser? Er braucht dringend Flüssigkeit, sein Fieber muss runter.“, sagte ich.

„Du hast hier gar nichts zu sagen. VERSCHWINDE AUS MEINEM ZELT !!!“, brüllte ´Weißes Wiesel´.

„Ich werde nicht gehen.“, sagte ich leise, um Diego nicht zu stören. Der Zorn in den Augen dieses Mannes war zum Fürchten, aber in jenem Augenblick hatte ich andere Sorgen.

„Du glaubst also mehr übers heilen zu wissen?“, fragte er höhnisch.

„Das glaube ich nicht im Geringstem, über Kräuter wisst ihr sicher viel mehr als ich. Aber das ist mir im Moment nicht wichtig. Erst mal muss Diegos Fieber runter.“ Ich schaute ´Weißes Wiesel´ ernst an.

„Ich werde Wasser holen.“, meinte ´Ruhiger Büffel´ und verließ das Zelt. Ich wandte mich wieder Diego zu und deckte die kleine Wunde auf:

„Habt ihr die Kugel entfernt?“, fragte ich. Doch ´Weißes Wiesel´ schüttelte den Kopf.

Ich besorgte mir, trotz heftigem Einspruch vom Medizinmann ein Messer, entfernte den Eiter und das Geschoss mit glühender Klinge.

„´Weißes Wiesel´ hast du ein Kraut, das man auf Wunden legen kann damit es besser heilt?“ Er starrte mich nur böse an.

„Bitte.“, bettelte ich. Widerwillig gab er mir seine Sachen. Ich kochte ein Tuch mit Pfefferminze ab und verband Diego damit. Die ganze Nacht befeuchtete ich seine Lippen und wechselte die Kompressen. ´Weißes Wiesel´ beobachtete mich kritisch. Ich mochte ihn nicht besonders, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.

*

„Charlie?“ Ich erwachte mit steifem Nacken: „Was tust du hier?“

„Diego, ich habe mir Sorgen gemacht, als ´Ruhiger Büffel´ mit dem Brief kam. Geht es dir wieder besser?“

„Ich fühl mich als hätte ich drei Stunden mit dir gefochten.“

„Na dann kann es ja so schlimm nicht mehr sein.“ Er lächelte. „Ich wechsele dir noch mal die Kompresse und dann schlaf.“ Er machte seine Augen zu und in wenigen Sekunden schlief er wieder.

´Weißes Wiesel´ grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. Ich sah ihn an:

„Du magst uns nicht besonders, habe ich recht?“, fragte ich.

„Was glaubt IHR, was ihr für ein Recht habt uns zu vertreiben.“, sagte er wütend.

„Wir haben kein Recht dazu, aber einige Menschen nehmen es sich einfach und stecken weitere mit ihrer Machtgier an. Ich empfinde es als Verbrechen, was mit euch und eurem Land geschieht.“

Ich denke nicht, dass er mir geglaubt hat, denn er stand auf und verließ das Tippi. Etwa 20 Minuten später betrat ´Ruhiger Büffel´ das Zelt.

„Wie geht es ihm?“

„Er wird’s überleben. Er braucht nur noch viel Schlaf.“

„Er weiß es bestimmt nicht, aber er hat während seiner Zeit hier viel im Schlaf gesprochen. Er rief immer wieder nach dir und auch nach Erik.“

„Sage mal, was hat eigentlich ´Weißes Wiesel´?“, fragte ich. ´Ruhiger Büffel´ sah mich an. Es sah aus als rang er mit sich selbst:

„Es ist in unserem Stamm nicht üblich von Toten zu sprechen, aber weil du ehrlich bist, werde ich es dir erzählen.“ Er atmete tief durch und begann: „Vor etwa 18 Monden war die Frau vom ´Weißen Wiesel´, die ein Leben unter ihrem Herzen trug, auf dem Weg in die Berge, um ihr Kind zu bekommen. Doch sie kam auch nach mehreren Sonnen nicht wieder. Er begann sie zu suchen. Er fand sie tot. Sie wurde erschossen. Jetzt gibt er allen Weißen die Schuld.“

„Entschuldige ´Ruhiger Büffel´ aber ich brauch frische Luft.“ Ich verließ das Tippi, sogleich rannten viele Kinder um mich rum. Ich begann mit ihnen Spiele zu spielen, die ich auch immer mit Erik spielte. Sie freuten sich sehr darüber. Dann schritt ´Weißes Wiesel´ auf mich zu:

„Lass sofort die Hände von unseren Kindern!“, brüllte er. „Ihr wollt sie doch nur zu euren Sklaven machen oder töten.“ Ich richtete mich auf und sah ihm fest in die Augen:

„Du machst es dir sehr leicht. Du denkst alle Weißen wollen euch vertreiben. Du machst dir nicht die Mühe welche kennen- und verstehen zulernen. Was ist mit Diego? Hat er euch nicht an einen Tisch mit diesem Kommandanten gebracht? Liegt er nicht dort im Zelt und kämpft um sein Leben für die Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf Leben hat?“

„Er hätte Sloat umbringen sollen!“, schrie er.

„Und was dann? Dann wären mehr Menschen gekommen, mit neuen Waffen. Es hätte nur ein weiteres Blutbad gegeben. Frieden ist das Wichtigste und außerdem: DIEGO IST KEIN MÖRDER !“, sagte ich laut. Ich drehte mich um und ging wieder ins Zelt:

„Warum so wütend?“

„Diego, du bist wach? Seit wann?“

„Seit eben, ich wurde von Wutgeschnaufe geweckt.“ Ich lächelte. „Was zum Geier machst du hier?“

„So eine Frage kann nur Zorro stellen. Was mache ich wohl hier.“, sagte ich: „Denkst du ich bleibe zu hause, wenn du hier verletzt im tiefsten Urwald liegst? Und schau mich nicht so an.“ Diego sah nicht gerade begeistert aus. Ich ging hin und küsste ihn:

„Das stimmt mich gnädiger.“, sagte er: „Hilfst du mir? Ich möchte ein wenig raus gehen.“

„Natürlich.“, sagte ich und wir verließen das Tippi.

„Oh, frische Luft, das tut gut.“ Im nu waren wir wieder von Kindern umgeben. Sie lachten und freuten sich, weil Diego wieder auf den Beinen war. ´Weißes Wiesel´ beäugte uns misstrauisch:

„Dieser Medizinmann macht mich nervös.“, sagte ich zu meinem Mann.

„Mir gegenüber war er auch nur gequält freundlich, aber ich mache ihm keinen Vorwurf. Er hat schon einiges hinter sich und ich weiß nicht, wie ich in seiner Situation reagiert hätte.“, meinte er.

„Ob sich das noch mal ändert?“, fragte ich.

„Nicht mehr in diesem Leben.“, vermutete er. Ich brachte Diego zurück ins Zelt. Die nächst Woche verbrachte er damit wieder einigermaßen fit zu werden. Die Entzündung hatte ihn doch sehr geschwächt und zwei Wochen nachdem ich angekommen war, verließen wir die Chumasch. Überhäuft mit Geschenken, wie ein Rehfell, Mokkasins, Spielzeug für Erik, Tabak und einer besonders schönen Friedenspfeife vom Häuptling. ´Ruhiger Büffel´ führte uns innerhalb von zwei Tagen zum nächsten Hafen: „´Ruhiger Büffel´", sagte ich als wir vor dem Schiff standen:

„Ich möchte mich herzlich für deine Bemühungen bedanken. Wenn deine Familie Sorgen hat, nehmt Kontakt zu uns auf. Wir helfen euch immer.“ Ich drückte ihn.

„Ich möchte dir auch danke sagen.“, meinte Diego und schüttelte ihm die Hand. Dann überreichte ´Ruhiger Büffel´ Diego seinen Kopfschmuck:

„Du hast mein Dorf und alle Menschen die ich liebe gerettet. Ich möchte das du ihn nimmst. Er wird dafür sorgen, dass der große Geist dich beschützt.“ Diego versuchte verzweifelt ihm das auszureden:

„Ich habe doch schon so viel bekommen.“, jammerte er.

„Nimm es, es ist sonst eine Beleidigung.“, sagte ´Ruhiger Büffel´ unverwandt. Tief ausatmend nahm Diego den Schmuck an. Wir verabschiedeten uns und betraten das Schiff.

„Seniorina Vega, juhu ich bin auch wieder da.“, rief ein Mann vom Buck des Schiffes...



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