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Wenn du weinst

[Vidoll] Jui und Rame sind normale Studenten und Freunde. Aber wer ist Rame wirklich? Wird Jui es rausfinden? Und was hat Ayano damit zu tun?
von

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Wird alles gut?

Oh mann...

diesmal hatt's ein bißchen länger gedauert, ich hatte Klausuren und konnte deswegen nicht weiterschreiben bzw. die Story abtippen. Hab jetzt innerhalb der letzten 4 stunden (mit Pausen) das ganze Kapitel abgetippt und bearbeitet.

Und ich habe festgestellt, dass diese story nichts für Leute ist, die ständig Action brauchen XDD

Dadurch, dass ich ja aus Juis Sicht schreibe, sind verdammt viele Gedanken etc. eingeflossen. Es ist das erste Mal dass eine Geschichte von mir durchgehend so tiefsinnig ist XDD

so ich bin sooo~~~~ müde XD

ich weiß nichts mehr
 

give me comments *begs*
 


 

3. Kapitel Wird alles gut?
 

„Kann es sein, dass du gar nicht sprechen kannst?“

Seine Augen erhielten einen leichten Glanz. Er nickte zaghaft.

Deswegen hat er nicht um Hilfe geschrieen, dämmerte es mir. Mich überrumpelte wieder eine starke Welle Mitleid - oder war es Zuneigung? Wahrscheinlich beides.

Ayano unterbrach meine Gedanken indem er mich vorsichtig antippte und noch einmal nach dem Block verlangte. Ich blickte ihm einen Augenblick lang in seine verwirrt schauenden Augen. Was er wohl dachte. Was er wohl über mich dachte. Ob er mich ebenso für ein Monster hielt wie Rame? Hielt er Rame für ein Monster? Oder sah nur ich in meinem besten Freund ein Monster, das auferweckt wurde?

Ohne noch einmal zu zögern gab ich ihm den Block. Er schrieb ein paar Sätze darauf und reichte ihn mir gleich wieder zurück.

„Ich weiß nicht was los ist, ich versuche zu sprechen, aber es geht nicht.“, hatte er darauf notiert.

Meine Lippen umspielte ein aufmunterndes Lächeln.

„Das ist bestimmt nur der Schock. Mach dir keine Sorgen, deine Stimme kommt sicherlich zurück.“

Just in diesem Moment drehte sich Rame neugierig zu uns herum.

Also hatte er uns doch die ganze Zeit heimlich beobachtet, wusste ich es doch!

„Er kann nicht reden?!“, fragte er plötzlich höchst interessiert. Ich verleierte meine Augen, dann schüttelte ich den Kopf und sah ihn an.

„Nein.“

Rame sah zu Ayano und inspizierte ihn eine Weile. Kurz darauf fiel sein Blick zurück auf mich. Dieser Blick sprach Bände. Er hätte es auch gleich aussprechen können, Ayano hatte es doch sowieso gesehen. Ich brauchte nicht weiter nachdenken und verstand gleich, dass er mich mit diesem Ausdruck in seinen Augen fragte wie lange es wohl noch dauern würde bis er endlich schlief. Ich zuckte nur resignierend mit den Schultern. Daraufhin drehte er sich sofort wieder um und sah weiter fern.

Arschloch.

Warum musste es auch so verzwickt sein?

Was sollte ich solange machen bis der Junge schlief? Es war als würde die ganze Welt hinter mir stehen und mich verachten. Verachten für das, was ich hier tat. Dass ich dem Jungen nicht wirklich helfen konnte. Noch nicht. Ich wollte nicht hier sein. Alles kam mir so fremd vor. Ja, selbst mein bester Freund war mir fremd.

„Äh… hast du vielleicht Hunger? Oder willst du noch was trinken?“, versuchte ich mein Gewissen ein wenig zu bereinigen und diese bedrückende Stille zu vertreiben.

Doch Ayano schüttelte nur kaum sichtbar mit dem Kopf und sah mich dann an.

Eine Ewigkeit lang – zumindest erschien es mir so – sahen wir uns einfach nur an. Erforschten gegenseitig unsere Augen, versuchten ihnen die Gedanken und Gefühle des Anderen zu entlocken.

Ayano senkte zuerst den Blick und nahm ein weiteres Mal den Block. Nachdem er wieder etwas darauf notiert hatte, schob er ihn zu mir hin.

„Ich weiß, dass etwas in dem O-Saft war. Werde ich jetzt sterben?“, stand auf dem Blatt.

Mir blieb fast das Herz stehen, als ich das las. Ich schaute ihn geschockt an. Trotz der Furcht, die dem Geschriebenen zu entnehmen war, strahlte er Fassung und Stärke aus. Es überraschte mich plötzlich so etwas an ihm zu sehen. Er hatte die ganze Zeit so verletzlich gewirkt. Ich hatte ihn für eine schwache, leicht einzuschüchternde Natur gehalten, doch ich hatte mich eindeutig geirrt. Er war alles andere als schwach. Er war viel mehr als das.

Da ich wahrscheinlich zu lange auf eine Antwort warten ließ, legte er seinen Kopf schief und sah mich fragend an. Diese kleine Bewegung von ihm brachte mich wieder auf den Punkt, so wie er es sicherlich beabsichtigt hatte.

Ich zwang mich einen klaren Kopf zu bekommen. Dieser Junge brachte mich total aus dem Gleichgewicht.

Doch ich wollte nicht, dass Rame mitbekam worüber wir sprachen. Er sollte nicht wissen, dass Ayano Bescheid darüber wusste, dass wir seinem Getränk etwas beigemischt hatten. Nein, nicht wir – ich. Ich war es gewesen, auch wenn Rame die Idee dazu geliefert hatte. Wurde ein Mörder nicht genauso hart bestraft wie sein Anstifter? War das hier nicht an sich dasselbe?

Ich schrieb meine Antwort ebenfalls auf den Block.

„Nein. Du wirst nicht sterben! Es waren nur Schlaftabletten. Ich kann niemanden umbringen.“

Ich wagte es nicht ihn anzusehen, als ich ihm den Block zurückgab. Es funktionierte einfach nicht, diese Schuld konnte ich nicht verdrängen. Die Schuld ihn in diese prekäre Lage gebracht zu haben. Ich fühlte mich schuldig – so verdammt schuldig! Es zerriss mich fast. Doch das schlimmste an der ganzen Sache war, es war nicht nur einfach so ein Gefühl. Ich war es wirklich. Ich war es mit jeder einzelnen Faser meine Körpers!

Ayanos Antwort war knapp und simpel: „Gut, so kann ich wenigstens schlafen.“

Du verfluchter Idiot! Wie kannst du das so hinnehmen? Wie kannst du das so einfach hinnehmen?!

Ich wollte ihn anschreien, ihn schütteln, damit er zur Vernunft kam. Wo war sein Überlebensinstinkt? Die Stärke, die ich erst vor ein paar Minuten in seinem Blick gesehen habe? Wo war sie hin? Kämpfe, Junge, kämpfe!

Doch ich konnte ihm nicht einmal ins Gesicht sehen. Stattdessen starrte ich auf seine blutverschmierten Hände mit denen er auch schon einige Abdrücke auf dem Papier hinterlassen hatte.

Alles in mir zog sich zusammen. Es war wie ein Krampf, der meinen Körper vollständig verspannte. Es tat mir weh, dass er selbst solchen Situationen etwas Gutes abgewann. Während ich mit der Wut und dem Schmerz in mir kämpfte, nahm Ayano noch einmal den Block, schrieb eine Nachricht und legte ihn mir auf die Knie.

Seine Hände zitterten. Er hatte immer größere Schwierigkeiten deutlich zu schreiben und ich brauchte einen Moment um zu entziffern was er geschrieben hatte.

„Wenn ihr mich nicht umbringt, mich aber auch nicht freilasst, kann ich dann davon ausgehen, dass ihr mich vergewaltigen wollt?“, er hatte einen kleinen Absatz gelassen. „Wenn ja, dann zögert nicht mich umzubringen! Ich sterbe lieber, als so weiterzuleben. Es würde mich zerstören. Also würde es so oder so keinen Sinn machen weiterzuleben, nicht wahr?“, wieder folgte ein Absatz. „Es macht mir nichts aus zu sterben, mach dir deswegen keinen Kopf. Es würde mir vieles erleichtern.“

Kaum hatte ich seine Worte gelesen, konnte ich nicht anders als ihn verloren anzustarren. Ich musste mich einfach überzeugen, ob das, was er geschrieben hatte, der Wahrheit entsprach, oder ob er nur bluffte.

Sein Gesichtsausdruck jagte mir Schauer über den Rücken. Sein Blick war fest entschlossen, er meinte es wirklich ernst. Das war es was er wollte – sterben.

Ich sah ihn verzweifelt an, ich konnte es nicht verstehen. Auch wenn er jetzt in einer solch miserablen Lage war, wie konnte er so einfach sein Leben aufgeben? Wieso machte es ihm nichts aus zu sterben? Würde jeder aus Angst geschändet weiterleben zu müssen, so einfach alles beenden wollen? Ich – an seiner Stelle – würde bis zu meinem letzen Atemzug weiterkämpfen, nur um zu leben. Würde ich das wirklich? Der Mensch konnte doch vergessen, oder nicht? Oder zumindest verdrängen – darin war ich besonders gut. Was hatte er erlebt? Es konnte doch nicht nur daran liegen, was jetzt gerade geschah. Es musste einfach noch einen anderen Grund dafür geben. Ich wollte, dass es noch einen anderen Grund dafür gab. Oder war er so stolz, dass er mit dieser Schande nicht weiterleben wollte?

Ich hatte meinen Blick von seinem Gesicht abgewendet und wollte ihm gerade eine neue Nachricht schreiben. Doch als ich aufschaute, bemerkte ich, dass er mittlerweile mit geschlossenen Augen und den Kopf an die Wand gelehnt dasaß.
 

Um mich zu überzeugen, dass er wirklich schon schlief, tippte ich ihn erst vorsichtig an und wartete auf eine Reaktion von ihm. Danach fuchtelte ich mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum. Keine Reaktion. Doch das konnte man ja auch vortäuschen. Wie oft hatte ich das schon getan, als ich am nächsten Morgen keinen Bock hatte mich mit irgendeinem der Mädels zu unterhalten. Sie stellten ja sowieso nur sinnlose Fragen oder erzählten dir zum tausendsten Mal wie toll es doch war. Oh ja, ich hatte schon verdammt oft vorgegeben zu schlafen.

Obwohl es mir schwer fiel, entschied ich mich etwas zu tun, das ihm wehtun musste. So weh, dass er eine Reaktion seines Körpers nicht verhindern konnte, denn so konnte ich sicher gehen, dass er es nicht faked. Ich sah ihn an und überlegte eine Weile, was ich tun konnte. Mit Widerwillen nahm ich letztendlich eine seiner Fesseln in die Hand und zog mit einem Ruck kräftig daran.

Vergib mir!

Keine Reaktion.

Ich atmete erleichtert auf. Um ehrlich zu sein, war ich überglücklich, dass er wirklich schlief. Für ihn und für mich. Was hätte ich getan, wenn er nicht geschlafen hätte und ich hätte ihm solche Schmerzen bereitet? Ich hatte es nicht aus Spaß getan und doch war es eine drastische Maßnahme gewesen. Doch er schlief. So war es besser, ich musste meine Gefühle endlich wieder ein wenig ordnen. Ich brauchte Luft zum atmen.

Langsam krabbelte ich vom Bett herunter und ging hinüber zum Fenster. Als ich Rame passierte gab ich ihm eine kräftige Kopfnuss.

„Hier, du Arschloch, der Kleine schläft jetzt.“ Da war er, der nächste Grund weswegen ich nicht endlich abschalten konnte. Rame, wie er leibt und lebt. Es wäre mir fast lieber gewesen er würde nicht leben. Oder er wäre gar nicht erst in mein Leben getreten. Oh, wie ich ihn verabscheute. Noch vor ein paar Stunden, war er einfach nur ein guter Freund gewesen. Und jetzt? Jetzt musste ich den Drang unterdrücken ihn grün und blau zu prügeln.

Rame sah mich überrascht und grimmig an, doch als er verarbeitet hatte was ich gesagt hatte, verwandelte sich sein Ausdruck in ein fröhliches Lächeln.

Da ist es schon wieder. Dieses herzallerliebste Lächeln. Ich wollte mich übergeben.

Ohne ihn zu fragen öffnete ich das Fenster und zündete mir eine Zigarette an.

Er stand auf und stellte sich neben mich.

„Gut. Dann kannst du ja jetzt gehen. Ich glaube ich hab mich mittlerweile ganz gut an ihn gewöhnt.“, sagte er mit seinem Lächeln, als ob es das normalste auf der Welt war, so über einen Menschen zu sprechen.

Ich unterdrückte die Wut und tätschelte ihm nur mit einem süffisanten Lächeln den Kopf.

„Vergiss es, Kleiner!“

„Aber…“

„Nichts aber!“, schnitt ich ihm das Wort ab und starrte in die Nacht vor seinem Fenster. Es ging ein ziemlich straffer Wind, der vereinzelt ein paar Regentropfen mit sich brachte.

Überall hörte man das Plätschern der Tropfen, die von den Bäumen auf die Wege fielen.

Es musste vorher stark geregnet haben, doch davon hatte ich nichts bemerkt.

„Jui…“, begann Rame wieder. „Ich wollte nur, dass du mit hochkommst um mir Rückendeckung zu geben und nicht um mir den Abend zu versauen!“

„Ich!? Ich versaue deinen Abend?! Ich halte dich nur davon ab, etwas zu tun das du verdammt bereuen wirst, mein Freund!“

„Ich will, dass du gehst Jui!“

„Weißt du wie scheißegal es mir ist was DU willst?! Vielleicht kapierst du so auch mal wie es dem Jungen geht, dir ist es ja auch scheißegal was aus ihm wird!“

„Jui, schrei nicht so rum!“, Rame schubste mich vom Fenster weg und schloss es hektisch. „Willst du, dass die ganze Nachbarschaft weiß was hier los ist?!“

„Wenn es dich endlich zu Vernunft bringt. JA!“

„Ich bin völlig vernünftig!“

„Das nennst du Vernunft? Einen kleinen Jungen zu vergewaltigen? Ihn am Ende noch umzubringen? DAS nennst DU Vernunft?!“, ich stockte. Rame sah mich wütend an, antwortete jedoch nicht.

„Ja, darauf weißt du auch nichts mehr! Toll! Du bis wirklich der Bringer, Rame! Vielleicht kapierst du endlich mal, dass wir nicht in einem billigen Film sind!“, ich packte ihn mit meiner freien Hand am Kragen und schüttelte ihn. „Das ist das wahre Leben und du willst wahrhaftig jemanden vergewaltigen! Werd dir darüber mal klar! Und jetzt hol warmes Wasser und Bandagen, bevor ich mich hier ganz vergesse!“, mein Griff löste sich wieder und ich schubste ihn grob nach hinten.

Rame starrte mich kurz wütend an, doch er hatte offensichtlich keine Argumente, die meine widerlegen konnten. Vor sich hin meckernd ging er ins Bad. Ich öffnete das Fenster wieder und widmete mich meiner halbabgebrannten Zigarette.

„Du verfluchter Wichser.“
 

Als Rame trotz Murren mit einer Schüssel Wasser und den verlangten Bandagen wieder aus dem Bad zurückkam, schnippte ich meine Kippe aus dem Fenster und schloss es.

Ich bedankte mich nicht. Warum auch?

Gerade wollte ich ihm die Schüssel aus der Hand nehmen, doch er wich mir aus.

„Was?“, zischte ich ihn an.

„Lass mich das doch machen! Dann kannst du nach Hause und Kraft tanken.“, sagte er wieder mit diesem netten Lächeln von nebenan.

Der lernte es auch nie. Für wie bescheuert hielt er mich eigentlich?

Ich konnte nicht anders und grinste ihn an. Er lächelte aus Reflex und in der Hoffung er hätte gewonnen zurück.

„Klar. Friede, Freude, Eierkuchen, nicht?“

„Alles in Buddha, wie du immer sagst.“ Er glaubte doch nicht etwa wirklich, dass ich mich so leicht abschütteln ließ.

„Dann kann ich ja auch gleich den Weihnachtsmann besuchen gehen. Vielleicht bekomme ich ja dieses Jahr mein Schaukelpferd!“

„Ach tu doch nicht so!“, sagte er in ernstem Tonfall. „Du bist doch sicherlich müde!“

Hallo?! Was sollte das denn? Dachte er, er könnte mich durch ein bisschen guten Willen und nettes Gelaber überzeugen, dass er ihm nichts tun würde. Mittlerweile traute ich ihm alles zu. Als ob ich dann einfach mal so gehen würde! Sicher!

„Weißt du was Rame. Das ist wirklich dein erbärmlichster Versuch mich loszuwerden.“

Ohne zu zögern nahm ich ihm Die Schüssel aus der Hand und stellte sie auf den Nachttisch.

„Du solltest wissen, dass man mich nicht so schnell loswird, wenn ich keine Lust habe.“

„Aber was willst du denn hier?“

Aber was willst du hier?! Was willst du hier?!?! Dich davon abhalten Ayano etwas anzutun, was denn sonst?!

„Du hast doch noch nie hier übernachtet. Weil du, wie du selbst gesagt hast, nur in deinem eigenen Bett gut schlafen kannst.“

Sag mal bist du wirklich so naiv oder tust du nur so, du Penner?! Ich hielt mich zurück ihm irgendetwas dergleichen an den Kopf zu werfen und antwortete stattdessen mit genau der gleichen Blauäugigkeit.

„Na dann wird’s mal Zeit, ne? Schließlich sind wir doch schon so lange befreundet.“

„Aber warum ausgerechnet heute?“

Treib es nicht auf die Spitze!

Ich machte mich daran Ayanos Fesseln zu lösen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte.

„Ach, weil ich ausgerechnet heute voll Bock drauf hab woanders zu pennen und wenn ich schon mal hier bin…“

Wenn du auf dumm machst, kann ich das auch, Pisser!

Endlich hatte ich die Hundehalsbänder gelöst und betrachtete sie einen Augenblick. So sahen sie noch viel fieser aus. Es war wirklich Wahnsinn was Menschen einander antun konnten.

Rame grummelte nur wütend hinter mir. Ich lächelte in mich hinein.

Schachmatt!

Vorsichtig nahm ich Ayanos Hände und wusch sie mit dem Waschlappen, den Rame mitgebracht hatte, sorgfältig mit warmem Wasser ab.

Er hatte sogar mitgedacht. Applaus.

Erst jetzt sah man wie tief die Wunden tatsächlich waren. Seine Handgelenke waren – um es genau zu bezeichnen – ziemlich zerfetzt. Es war eigentlich ein Wunder, dass keine seiner Pulsadern verletzt worden waren. Ich nahm die Bandagen, die Rame achtlos aufs Bett geworfen hatte und verband damit seine Handgelenke.

Da war der blöde Erste-Hilfe-Kurs ja doch zu was nütze.

Danach tauchte ich den Waschlappen noch einmal in das warme Wasser, das schon einen Rottouch hatte und wrang ihn aus. Ich strich Ayano sachte mit der linken Hand die schweißnassen Haare aus dem Gesicht, was mehr Verletzungen offenbarte als ich erwartet hatte.

„Oh man.“, seufzte ich.

Aus dem Augenwinkel sah ich wie sich Rame, der sich wieder vor dem Fernseher platziert hatte, zu mir umdrehte, eine Weile zu mir sah und sich dann wieder uninteressiert dem TV zuwandte.

Ich hielt Ayanos Haare weiter zurück und wusch ihm mit dem Lappen in der anderen Hand das Gesicht. Kaum war ich fertig warf ich den Waschlappen in die Schüssel und betrachtete ihn. Ohne Blut, Schmutz und Tränen war er noch schöner als ich dachte. Sein Gesicht war so feminin, dass ich plötzlich daran zweifelte ob er wirklich ein Mann war. Aber Rame hätte sich doch nie ein Mädchen bestellt oder? Nein. Er war stockschwul. Er hatte nie mit einem Mädchen geflirtet. Aber konnte ich mir da sicher sein? Was, wenn ich mich irrte? Vielleicht gehörte es ja zu seiner Maske, so zu tun als wäre er schwul. Vielleicht führte er ein Doppelleben. Aber was hätte er davon? Könnte man sich so verstellen? Er hatte ja Recht, ich hatte nie bei ihm übernachtet. Ich hatte keine Ahnung davon was er trieb wenn ich nicht dabei war. Da fiel mir ein, ich hatte noch nicht einmal wirklicj oft gesehen, dass er einen Mann geküsst hatte. Hatte er nur selten einen Mann vor meinen Augen geküsst, weil er wusste, dass ich es nicht sonderlich appetitlich finden würde? Obwohl ich mich nicht einmal darum geschert hatte, ob es ihn störte, wenn ich noch mitten in einem Club mit einem Mädchen rum machte. Vor seinen Augen.

Empfanden es schwule Männer genauso abstoßend jemanden zu sehen, der mit einer Frau rum machte, wie hetero Männer es umgekehrt empfanden?

Auf ein Mal keimte in mir der Drang auf mich zu überzeugen ob Ayano nun ein Junge war oder doch ein Mädchen. Ich zögerte nicht einen Moment lang und zog sein schwarzes T-Shirt hoch.

Einen weiblichen Busen hatte er schon mal nicht.

Dafür zogen sich über seinen schlanken, fast knochigen, Oberkörper scheinbar tausende blaue Flecke, Schürfwunden und anderweitige Quetschungen.

Ich keuchte erschrocken auf und zuckte zurück, ließ sein T-Shirt jedoch nicht los.

„Mannomann… wie viele solche lustigen Überraschungen warten denn noch auf mich?!“

, murmelte ich vor mich hin. Rame nahm keinerlei Notiz von mir.

Ich musterte seine Verletzungen, in der Hoffnung nichts Schlimmeres zu entdecken. Die rechte Seite seines Brustkorbes war fast vollständig in Grün- und Blautönen angelaufen. Man hatte ihn ganz schön zusammengeschlagen. Ich hoffte, dass es nur eine schlimme Prellung war und keine seiner Rippen gebrochen war. Aber ich war kein Arzt, ich hatte keine Ahnung, woran man das erkannte.

Diese Wunden mussten doch höllisch schmerzen und trotzdem hatte er sich nichts anmerken lassen, seit wir hier waren. Dieser Junge steckte wirklich voller Überraschungen.

Doch selbst wenn ein paar seiner Rippen gebrochen waren, so schienen die Verletzungen nicht lebensgefährlich zu sein. Sein Atem war zwar flach, jedoch ruhig, gleichmäßig und klang völlig normal. Außerdem hätte er doch sicher Blut gespuckt. Ich versuchte mich an den Erste-Hilfe-Kurs zu erinnern und war mir ziemlich sicher, dass es so war.

Jetzt hatte ich wirklich keine Lust mehr den letzten Schritt zu gehen um herauszufinden, dass er ein Mann war. Es war doch sowieso egal. Mädchen oder Junge, ich musste ihm helfen. Irgendwie.

Ich ließ das T-Shirt wieder sinken. Ich war müde. Müde von all den Dingen, die in so kurzer Zeit auf mich eingestürzt waren. Am liebsten hätte ich mich einfach schlafen gelegt, wäre am nächsten Morgen in meinem Bett aufgewacht und hätte gewusst, dass alles nur ein beschissener Traum war.

Ich stand vom Bett auf, hob Ayano vorsichtig hoch um ihn in eine angenehmere Schlafposition zu bringen und deckte ihn mit Rames Bettdecke zu. Mit einem leichten Lächeln sah ich auf ihn hinab und strich dann ein paar der blauen Strähnen aus dem Gesicht.

Oh man, du musst aufhören solche Gefühle in seiner Gegenwart zu haben. Du bist und bleibst Hetero. Basta!

Abrupt wendete ich den Blick von ihm ab und sah zu Rame, der mich blöd anstarrte.

„Na, über was hast du jetzt nachgedacht?“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht.

Ich warf ihm nur einen angewiderten Blick zu, doch er ließ sich nicht abschrecken.

Er stand vom Sessel auf und kam zu mir.

„Er ist verdammt süß, nicht wahr?“

Einen Moment lang, sah ich ihn nur kalt an.

„Leck mich doch! Er ist einfach nur ein Opfer. Ob süß oder nicht spielt ja wohl die geringste Rolle!“, er lächelte weiter.

„Es ist wirklich immer wieder faszinierend, wie sozial und mitfühlend du wirst, wenn man dich durchschaut, nur damit du das Gegenteil vortäuschen kannst.“

„Tja, darin bist ja wohl du der Meister von uns beiden!“

Er hatte mich wirklich durchschaut. Offensichtlich durchschaute er mich schon eine ganze Weile lang.

Seltsamerweise fühlte ich mich plötzlich nackt. Konnte man mich so leicht durchschauen? Oder hatte nur er es erkannt, weil er dasselbe Spielchen in einer weiterentwickelten Form spielte? Wie gut wusste er über mich Bescheid?

Noch immer grinste er mich an.

„Du kannst mich mal!“, sagte ich und drängelte mich an ihm vorbei. Ich nahm mein Schnapsglas und warf mich auf den Sessel, der vor dem Fernsehgerät stand. Gleich neben mir, auf dem Tisch, stand die Schnapsflasche und ich schenkte mir sofort nacheinander zwei Drinks ein.

Ich seufzte, legte den Kopf auf die Sessellehne und rieb mir die Schläfen.

Leise vernahm ich Rames Kichern.

„Was?“, knurrte ich ohne meine Position zu ändern.

„Du bis echt wie ein offenes Buch. Ich kann alle deine Reaktionen erahnen.“

„Aha…“

„Ach Jui, du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“

„Nerv mich nicht! Rück raus mit der Sprache.“

Wieder kicherte er.

„Anscheinend kann auch ich dir in manchen Sachen nichts vormachen.“

Langsam ließ ich meine Hände sinken und setze mich wieder ordentlich in den Sessel. Ich füllte mein Glas ein weiteres Mal und trank es aus. Dann sah ich Rame an.

„Was zur Hölle laberst du hier?“

„Ich mach dir einen Vorschlag.“

„Toll.“

„Du willst dem Jungen doch helfen? Egal wie, oder?“

Was wollte er?! Er ging mir penetrant auf den Sack.

„Und weiter?“

Rame kam zu mir und hockte sich neben den Sessel. Er sah mit einem ernsten Ausdruck zu mir hinauf.

„Du kannst ihm helfen.“

„Super.“, er überzeugte mich keineswegs. Was hatte er sich jetzt wieder ausgedacht?!

„Ich lasse ihn frei, wenn… wenn du mit mir schläfst!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  schmu
2006-06-12T09:03:54+00:00 12.06.2006 11:03
woah endlich schaff ich es mal ohne es zu vergessn ^^;
ich merke, ich werd alt %DDD~
also:

woah echt sehr gut *-* mir gefällt die story total und ich bin gespantn wie es weiter geht *-*
ich msus sagn, dann ich anfangs ein bisschen verwirrt war (2.teil - anfang) aber das hat sich dann gelegt XD
schreib schnell weiter ^-^~~~ xD
Von: Morwen
2006-06-12T00:01:57+00:00 12.06.2006 02:01
Hm... interessant. SEHR interessant. ^^
Aber für den Cliffhanger sollte man dich echt hauen. ^_~
Erkenntnisse des Tages (oder eher der Nacht...):
1. Ich mag Jui immer mehr. Der Junge ist mir wirklich sympathisch. ^^
2. Ich will wissen, wie es weitergeht... °°
Von: abgemeldet
2006-06-07T08:49:00+00:00 07.06.2006 10:49
.... aber sonst gehts dem Typen gut, oder???? Läuzft bei dem noch alles rund???! Jui pennt doch jetz nich ernsthaft mit dem, oder??? *entrüstung pur*
Aber die szenen, wie die zwei sich belöffeln, sind schon sehr geil! Hast ganze Arbeit geleistet, Mädchen... vor allem beschreibst du Details und Gedanken, auf die ich nie gekomm wär, die aber trotzdem perfekt in die SZene passen... und du hast behauptet, du wärst außer Übung... willst du schläge????
~*drück* Lex
Von:  Clipsy
2006-06-04T19:49:10+00:00 04.06.2006 21:49
sooo... will ich dir auch endlich mal einen kommentar schreiben!^^ hab mir ja ganz schön zeit gelassen... aber ich wollte deine ff nochmal an einem stück durchlesen, damit ich auch alles richtig verstehe!^^ und das hab ich jetzt auch endlich mal getan! ^o^

ich finde, es lässt sich alles sehr flüssig lesen. du hast einen schönen schreibstil und die ganze story ist ansich sehr gut durchdacht. ich meine, du schreibst sehr detailiiert, an manches hätte ich zB nie gedacht das zu erwähnen. und was juis gedanken angeht, wie du ihn dargestellt hast und wie sich seine meinung im laufe der story ändert, vor allem rame gegebüber, hast du auch sehr schön beschrieben und rübergebracht!^^

was mich nur immernoch etwas stutzig macht, ist die tatsache wie ayano in rames wohnung gekommen ist. es wurde ja anscheinend eingebrochen und das find ich etwas komisch. ok, es musste ja für die story sein, aber ansich wird doch kein stricher in die wohnung zum "kunden" gebracht, oder??? *am kopf kratz* ich meine, kommt das keinem irgendwie komisch vor? sie nehmen das ja einfach so hin, als wäre es -fast- normal... ich hoffe, das wird noch irgendwie zum schluss geklärt, wie ayano in die wohnung gekommen ist und vor allem, wie das alles passiert ist. und warum rame so kalt ihm gegenüber ist, fast so als hätte er es wirklich so geplant. (jedenfalls kommt mir das so vor.)

ansonsten bin ich mal gespannt wie's weiter geht und ob jui wirklich mit rame schläft - was ich aber irgendwie nicht hoffe! XD
Von: abgemeldet
2006-05-31T18:22:11+00:00 31.05.2006 20:22
ich mags so wies geworden ist.^-^ vor allem die gedanken von jui wenn er sich mit rame belöffelt...die sin sehr geil.XDDD

un das angebot am ende...das is ma sehr heftig!*_* der rame weiß scho wie ers macht...


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