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Little Mermaid - A Broadway Review

Autor:  FlynnRider

„Weit draußen im Meere ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume, und so klar wie das reinste Glas...“

Als Hans Christian Andersen 1836 sein Märchen „Die kleine Seejungfrau“ erstmals veröffentlichte, konnte er noch nicht ahnen, welchen Erfolg es in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten haben sollte und, dass die Heldin seines Märchens einmal die Bucht der dänischen Hauptstadt zieren sollte. 1901 schaffte es sein Märchen erstmals auf die Bühne und wurde als „Rusalka“ von Antonin Dvořák ein bis heute gern gespielter Klassiker im Repertoire der großen Opernhäuser der Welt.

1989, 153 Jahre nach seiner Entstehung, veröffentlichten die Walt Disney Studios einen Zeichentrickfilm, der in der Geschichte des Hauses die „Goldenen 1990er Jahre“ einleiten sollte: „The Little Mermaid“, zu deutsch „Arielle die Meerjungfrau“, lag weit über den Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden und verschaffte den Disneystudios nach den weniger erfolgreichen Filmen der letzten Jahre die ersten Oscars seit 1971 (in „Best Score“ und „Best Song“). Vieles dieses Erfolges ist dem Filmkomponisten und dem Songschreiber, den Broadway-Musikern Howard Ashman und Alan Menken zu verdanken, die bereits zusammen das erfolgreiche Stück „The Little Shop of Horrors“ auf die Bühne gebracht hatten. Es ist maßgeblich ihr Verdienst, dass die Adaption des Andersen-Märchens in die Tradition der Disney-Märchenklassiker der 30er-50er Jahre gestellt wurde: Ähnlich wie der Operetteneinfluss bei „Schneewittchen“ und die klassische Prokoview-Untermalung von „Dornröschen“ hatte „Arielle“ ein durchgehendes musikalisches Konzet, dessen Aufbau einem Bühnenmusical glich. Die Lieder halfen, den Charakteren Glaubwürdigkeit zu verleihen, schafften gute Übergänge für die einzelnen Szenen und brachten eine perfekte Betonung auf die Schlüsselszenen des Films.  Das Lied der Protagonistin, in dem sie ihre Wünsche und Sehnsüchte vorstellt, „Part of That World“, sowie die schmissige Ensemblenummer „Under the Sea“ und das Liebesthema „Kiss the Girl“  halfen, die Geschichte zu erzählen oder deren Facetten zu erweitern. Das Konzept ging auf und Disney begann, mit seinen Filmen auf dieses Konzept zu setzen. So folgte 1991 der Film „Die Schöne und das Biest“, dessen Erfolg derartig groß war (einziger Zeichentrickfilm mit einer Oscarnominierung für „Best Picture“ bis heute!), dass man es 1994 als Bühnenmusical auf den Broadway brachte und somit dem Disney-Imperium einen neuen künstlerischen Zweig zufügte – die Disney Theatrical Productions Ltd.

Der Erfolg von „Beauty and the Beast“ war derartig groß, dass sich weitere Stücke einstellten: Es folgten „The Lion King“, das 1998 mit dem begehrten Tony, dem Musical-Oscar, ausgezeichnet wurde und Elton Johns „Aida“ (2000).

„The Little Mermaid“ bot sich von seiner Geschichtsstruktur und seiner Musik mehr als gut für eine Bühnenadaption und somit sollte Arielle als zweite Disney-Prinzessin nach Belle den Sprung zum Broadway schaffen. Doch wie stellt man auf einer Bühne eine Unterwasserwelt dar?

Diesem Problem stellte sich Francesca Zambello, seit über 20 Jahren im Geschäft und eine der gefeiertsten Opern-Regisseurinnen, die erst kurz zuvor auch das Musical „Rebecca“ für das Wiener Raimund-Theater inszeniert hatte.

Zambello machte sich zur Aufgabe die Unterwasserwelt ohne Puppen wie bei „Lion King“ und die Meerjungfrau ohne Drähte und Seile zum Schwimmen zu bekommen. Die künstlerischen Vorbilder für ihre Bühnenwelt fand sie hierfür im Jugendstil, dessen schlichte und klare Eleganz sie mit dem durchleuchtenden Zauber venezianischen Glases zu paaren suchte. Die Welt Arielles sollte in ihrer Vorstellung wie ein zum Leben erwachtes Schmuckkästchen werden.

Schon 2006 tauchte im Internet die Workshop-CD der Preview des Stückes auf, das einige der neuen Songs enthielt, deren Musik wie im Originalfilm von Alan Menken stammte und deren Texte nun der Songwriter Glenn Slater übernahm. So singt Prinz Eric über seine Sehnsucht nach seiner schönen Retterin in dem Lied „Her Voice“, Arielle bringt ihre Sehnsucht nach Eric, die sie nicht aussprechen kann in dem Lied „If Only“ zum Ausdruck und Tritons donnernde Stimme warnt seine Tochter vor der „World Above“, während Scuttle  in „Positoovity“ seine Kenntnis über die Menschenwelt kundtut. Verantwortlich für das Buch zeichnet sich Doug Wright, seines Zeichens Tony- und Pulitzer-Preisträger und natürlich mussten einige Änderungen vom Originalplott vorgenommen werden. So ließ sich z.B. das Grande Finale nicht so auf der Bühne umsetzen und Ursula wurde zu Tritons Schwester, um ihr einen tieferen Hintergrund geben zu können. Ebenfalls erschien eine Szene, in der Eric unter den jungen Frauen seines Landes seine Retterin sucht und sie an ihrer Stimme erkennen will („One Step Closer“).

 

If only  http://www.youtube.com/watch?v=vkSI7VwiE2U&feature=related

Her voice  http://www.youtube.com/watch?v=KeG4ODZX4P0&feature=related

That world Above http://www.youtube.com/watch?v=p7N5AUH-jrw

 

Dann bemüte man sich mit dem Cast um eine adäquate Besetzung für ein derartiges Spektakel. So stellt Jonathan Freeman, der auch Jafar in „Aladdin“ seine Stimme lieh, Erics Kammerdiener Grimsby dar und die großen Broadway-Stars Norm Lewis (u.a. Javert in „Les Misérables“) und Sherie Rene Scott (Ur-Amneris in „Aida“) spielen die Parts von König Triton und der Seehexe Usula. Besondere Sorgfalt ließ man jedoch bei der Auswahl der kleinen Meerjungfrau Arielle selbst walten und schaffte es, eine wirklich unglaubliche Frau für diesen Part zu bekommen: Sierra Boggess, die kurz zuvor in Las Vegas als Christine im „Phantom der Oper“ für Aufsehen gesorgt hatte, spielt eine derartig überzeugende, sehnsüchtige und einfühlsame Meerjungfrau, dass es den Fans des Films bei „Part of Your World“ wirklich vor Glück die Tränen in die Augen treibt. Eine Cast-Aufnahme mit den Darstellern ist erst für Februar 2008 geplant, erste Einblicke sind jedoch über die Homepage des Musicals und über Clips auf Youtube erhältlich.

 

Disney http://disney.go.com/theatre/thelittlemermaid/

Youtube http://www.youtube.com/user/dinglehopper89

 

Im Sommer diesen Jahres wurde das Musical 6 Wochen lang in Denver previewt. Die Kritiken waren hierbei durchwachsen.  Vor allem das Kostüm-Konzept der Meermenschen, Röcke mit einem abstehenden Fischschwanz stieß bei Kritikern und Fans auf große Zwiegespältigkeiten: Die einen lieben sie, viele finden sie allerdings lächerlich. Ich selbst musste mich auch daran gewöhnen, bei längerem Nachdenken jedoch muss ich zugeben, dass auch ich diese Option für die einzig Richtige für ein Bühnenstück halte. Arielle & Co. müssen sich bewegen können und tanzen, Zambellos Option mit den Röcken ist somit viel ehrlicher als die illusionistische Vorstellung, die Beine eine komplette 2,5 Stunden-Show hindurch kaschieren zu können.

Denver Post-Kolumnist John Moore schrieb über die Denver-Fassung, dass zwar noch vieles zu tun sei bis zum Broadway-Debüt, dass aber auch in den anderen Previews von Disney noch nicht die Qualität der späteren New York-Premiere gehabt hätten. Er bezweifelt nicht, dass das Stück allein wegen der Beliebtheit des Originals ein großer Erfolg werden wird, den eins ist Fakt: Der Denver-Preview war der mit Abstand erfolgreichste, den Disney jemals hatte: Mit 47 komplett ausverkauften Vorstellungen und 95.000 verkauften Platzkarten.

Ob Arielle vor der Kritik in New York bestand haben wird, werden wir in den nächsten Wochen sehen. Die offizielle Premiere des Stückes sollte am 6.12. 2007 im Lunt-Fontanne-Theatre stattfinden, wurde aber aufgrund der Streiks der letzten Wochen auf den 10.01. 2008 verschoben. Solange gehen die New York-Previews weiter, die seit dem 3. November laufen.

 

Zum Schluss eine Einschätzung über das, was sich viele deutsche Fans fragen: Wie sehen die Chancen für eine Veröffentlichungen in Deutschland aus?

Bisher hat die Stella bzw. die Stage Entertainment alle Disney-Musicals bei uns veröffentlicht. So kamen wir in den Genuss eines bisher in Deutschland einzigartigen Stückes, des „Glöckners von Notre Dame“ und sogar das am Broadway nicht so erfolgreiche Stück „Tarzan“ soll nach einer Tour in den Niederlanden nächstes Jahr den Weg zu uns finden. Auf alle Fälle wurden die beiden aktuellsten Disney-Stücke „Tarzan“ und „Mary Poppins“ bereits in der Show „Best of Musicals 2007“ vorgstellt. Es ist fraglich, ob beim BoM 08 bereits Arielle uns ihre Aufwartung machen wird, aber die Chancen für eine deutsche Version stehen ziemlich gut. Doch was wird Arielle singen, wenn sie hier auf der Bühne steht? Die Texte der 1990er Synchro oder doch die der 98er Version? Ich denke leider, dass die zweite Option wahrscheinlicher ist, jedoch ist bisher kein Disney-Musical mit exakt den selben Texten wie die Filmversion auf die Bühne gegangen, da man sich an dem erwachseneren Publikum orientiert. Eine Bearbeitung durch Michael Kunze (u.a. „Wicked“, „König der Löwen“) halte ich auch für sehr wahrscheinlich, der nicht zuletzt mir seinen eigenen Stücken „Elisabeth“ und „Rebecca“ Feingefühl für Texte bewiesen hat.

 

Und somit warten wir noch den einen Monat und dann sehen wir endlich, ob Zambellos Rezept aufgeht und „The Little Mermaid“ der neue Stern am Musicalhimmel werden kann.

 

Our favourite princess swims to Broadway  let’s hope she won’t sink!

 

http://www.denverpost.com/littlemermaid/ci_6763729

http://littlemermaidbroadway.blogspot.com/

 

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Datum: 03.12.2007 20:38
Ein Spitzen-Review, mein Prinz! Informativ und kurzweilig. Gehen wir zum Casting, wenn das Musical nach Deutschland kommt? Bis dahin übe ich Rollschuhlaufen ^____^ *kiss*
Dein Fischmädchen
Yami kurisaku sasurai nagareboshi: Sailor Starhealer- Stage on!!!
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shhhh ~~ Water Tribe ~~ shhhhh
Datum: 04.12.2007 19:41
Oh, ja! Ich komm mit, Rollshuhlaufen muss ich ja nicht lernen... oder wir bringen es selbst auf die Bühne (gleich nach Wicked).
To die would be an awfully big adventure!

[img]http://yume.anime.de/sigs/nuriko-width-de.png[/img]


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