Erschütternde Erkenntnisse von Varlet ================================================================================ Kapitel 23: Flucht ------------------ Zusammen mit Jodie betrat der FBI Agent das Restaurant. Er sah sich im Raum um und runzelte die Stirn. „Black ist noch nicht da“, sprach er zu Jodie. Jodie sah auf ihre Uhr am Handgelenk. „Wir haben ja noch ein paar Minuten“, murmelte sie sichtlich nervös. „Vielleicht braucht er noch etwas Zeit.“ „Kann sein“, gab Akai von sich. „Warte hier kurz“, fügte er hinzu und ging zu einem Kellner. „Ich habe einen Tisch für drei Personen reserviert. Der Name lautet Akai.“ „Einen Moment, bitte.“ Der Kellner ging an die Bar und blätterte im Reservierungsbuch. „Ah, da haben wir es ja“, murmelte er und ging zurück zu Akai. „Kommen Sie bitte mit.“ Shuichi winkte Jodie zu sich heran und folgte dem Kellner. Er setzte sich auf den Platz, von dem er am besten den Eingangsbereich beobachten konnte. Jodie setzte sich neben ihn. „Möchten Sie bereits etwas zu Trinken bestellen?“ Akai sah Jodie an. „Wasser?“ Die junge Amerikanerin nickte. „Bringen Sie uns bitte eine große Flasche Wasser und drei Gläser.“ „Selbstverständlich“, sagte der Kellner und ging. Jodie blickte Akai an. „Jetzt werde ich immer nervöser, je später er kommt…“ „Mach dir nicht zu viel Sorgen“, entgegnete der FBI Agent. „Wenn du dich unwohl fühlst, können wir es immer noch abbrechen.“ Jodie schüttelte den Kopf. „Wie schon gesagt…ich zieh es jetzt durch“, sagte sie. „Wenn ich während des Treffens feststelle, dass es mir nicht gut geht, breche ich ab, okay?“ „In Ordnung“, nickte der FBI Agent. Wenige Minuten später betrat James Black das Restaurant und sah sich um. „Da ist er“, gab Akai von sich. Er stand auf und nickte seinem Vorgesetzten zu. James ging zu den Beiden und musterte Jodie. „Oh mein Gott“, wisperte er. „Sie sehen…sehen…genau so…genau so aus wie…“ Er schluckte. Jodie stand auf und reichte ihm die Hand. „Hallo, ich bin Jodie Saintemillion“, stellte sie sich gezwungenermaßen vor. „Ich hab gehört, Sie haben bereits ein Bild von mir gesehen?“ Der Agent nickte. „Das habe ich. Aber in Natura ist diese Ähnlichkeit…“, murmelte er. „Bitte Entschuldigen Sie, ich hab mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin James Black, ich komme aus Colorado und bin für die ganze Operation verantwortlich. Agent…Dai hat die ganze Zeit in meinem Sinne gehandelt. Bitte setzen Sie sich doch wieder, meine Liebe.“ Die junge Amerikanerin nickte und setzte sich. „Bitte haben Sie keine falsche Scheu. Ich glaube, Sie haben bestimmt viele Fragen an mich.“ Jodie nickte. „Ich würde gern wissen, was damals passiert ist“, begann sie. „Ich meine…wie kam es, dass ich entführt wurde und hier aufgewachsen bin?“ Der FBI Agent seufzte leise. „Sie kommen gleich zur Sache…das haben Sie von Ihrer Mutter“, sagte er. „Nun gut, dann versuche ich es verständlich zu erklären“, fing er an. „Ihr Vater wurde als Ryan Matthews zum Leibwächter der Schauspielerin Sharon Vineyard. Wir hatten bereits damals vermutet, dass sie einen hohen Stellenwert in der Organisation hat und haben Ihren Vater daraufhin mit diesem Auftrag betraut. Mittlerweile wissen wir auch, dass die Schauspielerin ein amouröses Verhältnis zu Ihrem Vater anstrebte und wütend über dessen Ablehnung war. Irgendwann hat sie Ihren Vater mit Ihnen und Ihrer Mutter gesehen und beschloss Rache zu nehmen. Sie stattete Ihrer Mutter in Verkleidung mehrere Besuche ab und fand so heraus, dass Ihr Vater für das FBI arbeitete. Zudem nutzte sie ihre Besuche um den Haustürschlüssel zu entwenden und nachzumachen. Damit war es für sie ein Einfaches an dem Tag ins Haus zu kommen. Es ist der Tag an dem Sie nun Ihren Geburtstag feiern“, erzählte er. „Ihre Eltern hatten keine Chance gegen sie...“, fügte er deprimiert hinzu. Jodie schluckte. „Aber…aber warum hat sie…mich verschont und mitgenommen?“ „Die Schauspielerin wollte kein unschuldiges Kind umbringen. Aus diesem Grund hat sie Sie verschont und mitgenommen. Sobald Sie außer Reichweite waren, zündete sie das Haus an. Die Flammen loderten hell…und sie zerstörte alles, was man mit der Organisation in Verbindung bringen würde. Wahrscheinlich wollte sie durch die Flammen auch das Verbrechen an Ihren Eltern verschleiern. Wer weiß das schon genau…als ich ankam, war alles bereits viel zu spät gewesen. Aber es gab noch Hoffnung, denn die Spurensicherung fand nur zwei statt drei Leichen.“ Akai warf Jodie einen Blick zu. „Schon gut“, murmelte sie leise und legte ihre Hand auf seine. „Ich brauch die Antworten.“ Sie sah wieder zu Black. „Wie ging es danach weiter?“ „Das FBI hat sehr lange nach Ihnen gesucht. Zuerst in New York, dann in ganz Amerika und letzten Endes im ganzen Land. Für das FBI gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder Sie wurden entführt und weggebracht oder sie wurden getötet und weggebracht.“ „Und jetzt wurde ich gefunden“, murmelte Jodie. „Beim Feind meines Vaters.“ James nickte. „Was natürlich für das FBI ein doppelter Tritt in den Hintern ist.“ „Ich verstehe“, sagte Jodie leise. „Es war also eigentlich nur ein Zufall, dass man mich jetzt in Japan gefunden hat…“ „Ja, es war zwar bekannt, dass die Schauspielerin auch in Japan aktiv war, aber dennoch war es nicht möglich Sie zu finden. Und als Dai anrief und das Treffen ausmachte, konnte ich nicht anders. Jodie, wenn Sie die Organisation verlassen wollen, werden wir Ihnen dabei helfen. Und wenn nicht…“ „Wenn nicht, erschießen Sie mich dann?“, fragte die Amerikanerin. „Natürlich nicht.“ „Ich habe einige Sachen gemacht, die nicht zu verzeihen sind. Rein rechtlich gesehen, muss ich dafür bestraft werden.“ „Wir würden selbstverständlich einen Deal mit Ihnen aushandeln. Informationen gegen die Organisation und dafür erhalten Sie Ihre Freiheit.“ Jodie dachte nach. „Lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Entscheidung. So etwas trifft man nicht einfach so.“ „Dürfte ich noch ein paar Fragen stellen?“, kam es von Jodie. „Natürlich.“ Jodie lächelte. „Warum hast du mich damals wirklich gerettet, Vermouth?“ Die Schauspielerin schmunzelte. „Ich habe gewusst, dass du mich trotz Verkleidung erkennen würdest.“ Akai verengte die Augen und fuhr mit der linken Hand in seine Jackentasche. „Das würde ich an deiner Stelle lassen“, gab Vermouth von sich. „Natürlich habe ich vorgesorgt und meinen guten Freund Calvados mitgebracht. Wenn du es auch nur versuchst, wird er wahllos einen Gast umbringen.“ Shuichi zischte wütend und sah sich um. „Ist das alles nur ein Spiel für dich?“, wollte Jodie wissen. „Du kommst hier her, setzt dich gemütlich zu uns an den Tisch und willst reden?“ Die Schauspielerin zuckte mit den Schultern. „Dir ist doch klar, dass du der Organisation nicht entkommen kannst. Und wenn du es doch versuchst, bringen wir dich um.“ Sie sah zu Akai. „Deinen Freund vom FBI natürlich auch.“ Sie kicherte. „Schon eine gewisse Ironie, dass wir beide auf FBI Agenten hereinfielen. Allerdings hatte ich den Mumm gehabt ihn zu töten.“ Jodie schluckte. „Och bitte, Liebes, du hast doch die Geschichte gehört. Und dieses Mal habe ich dich nicht angelogen. Dein Vater hat sich tatsächlich als mein Leibwächter in mein Leben geschlichen. Weil er meine Avancen ablehnte, befeuerte mich dies umso mehr. Im Vergleich zu dir, habe ich allerdings sofort gehandelt und den Boss informiert.“ „Und deswegen meine Familie umgebracht“, wisperte sie. „Er musste eben für seine Lügen büßen. Deine Mutter war ein Kollateralschaden.“ „Und ich? Warum hast du mich damals wirklich mitgenommen?“ „Auch das war die Wahrheit, Jodie. Du warst noch ein Kind, unschuldig. Und auch wenn ich es wollte, konnte ich dich damals nicht in den Flammen zurücklassen. Also hatte ich keine andere Möglichkeit und musste dich mitnehmen. Eigentlich wollte ich dich ein paar Tage später irgendwo am Straßenrand aussetzen, aber der Boss forderte deinen Tod. Und weil ich so ein Gutmensch bin, schlug ich vor, dass du für uns arbeiten könntest. Natürlich hat er dem sofort zugestimmt.“ „Aber…sie haben nach mir gesucht“, kam es von Jodie. „Das haben sie. Sie haben jeden Stein nach dir umgedreht, aber wir waren natürlich besser und haben dich nach Japan gebracht. Es war ganz einfach.“ „Wie?“ „Du hast ein Beruhigungsmittel, eine schwarzer Perücke und Kontaktlinsen bekommen. Danach haben wir deine Leiche überführt und niemand hat etwas bemerkt. Mit der Zeit haben wir dir eingeredet, dass dich deine Eltern nicht haben wollten.“ „Aber…dann musste ich diese Aufträge machen, weil das Teil deiner Rache war?“ „Ich gebe zu, das war nicht so geplant“, entgegnete die Schauspielerin. „Der Boss hat die Entscheidung getroffen. Und seien wir mal ehrlich. Als Amerikanerin kannst du hier am besten deine Reize einsetzen.“ Jodie schluckte. „Ich dachte…wir wären so etwas wie Freundinnen…“ Vermouth verdrehte die Augen. „Och Gottchen“, fing sie an. „Am Anfang hatte ich Mitleid mit dir, auch als du die Aufträge bekommen hast. Aber weißt du, was mir geholfen hat, dich nicht zu mögen?“ Jodie sah sie stumm an. „Dein Fehler wäre auch mein Fehler gewesen. Ich durfte andauernd hinter dir aufräumen. Du dachtest, dass du alle Aufträge gemeistert hast, aber in Wahrheit war ich dafür verantwortlich. Und wenn der Boss von deiner kleinen Liaison mit dem Agenten erfährt, tötet er auch mich. Daher musste ich euch zuvorkommen.“ Sie lächelte. „Und ich dachte, ich bin so nett und erzähle dir vorher die ganze Wahrheit“, fügte sie süffisant hinzu. Shuichi sah sie ernst an. „Was ist mit meinem Boss?“ „Ach der? Das war einfach. Ich hab mich am Telefon als Du ausgegeben und das Treffen verschoben. Er hat nicht einmal daran gedacht, dass das eine Falle war.“ „Aber…“, gab Jodie leise von sich. „Wie hattest du davon erfahren? Ich hab extra bei dem Treffen mit Dai ein Störsignal dabei gehabt.“ Vermouth kicherte. „Ach du dummes Mädchen. Glaubst du wirklich, wir haben nur diese Methoden? Dein Handy und die Handys anderer Mitglieder haben eine bestimmte Software, die im Hintergrund alle Gespräche aufzeichnet. Auch die, die du führst, wenn du nicht telefonierst. Und sie hat noch einen weiteren Vorteil: Ein Störsignal kann ihr nichts anhaben.“ Jodie sah sie schockiert an. „Aber…aber…“ „Du hattest deine Chance gehabt deine Haut zu retten, Jodie, aber du hast leider versagt.“ Vermouth blickte zu Dai. „Hättest du ihn damals erschossen, hätte ich nie an deiner Loyalität gezweifelt. Jetzt ist es zu spät.“ „Und was hast du mit uns vor?“, wollte der FBI Agent wissen. „Weder du noch Calvados werdet uns hier erschießen. Für eure Verhältnisse wäre das doch zu auffällig.“ „Das stimmt. Spätestens wenn man euch identifiziert, werden Fragen aufkommen. Deswegen werdet ihr Beiden jetzt schön aufstehen und nach draußen gehen.“ Vermouth stand auf. „Oder soll ich ungemütlich werden?“ Jodie stand langsam auf. Shuichi tat es ihr gleich. Er suchte immer noch einen Ausweg. „Und jetzt bitte raus. Ihr geht vor.“ Jodie sah wieder zu Shuichi. „Tu was sie sagt“, entgegnete der Agent und ging langsam aus dem Restaurant. „So ist es brav“, gab Vermouth von sich. „Du hast einen Fehler gemacht, Vermouth“, sagte Shuichi ruhig. „Hm? Ach wirklich? Das seh ich nicht so.“ „Die Fenster des Restaurants befinden sich auf der anderen Seite. Dein Schütze müsste die Position wechseln und das ist mit einem Scharfschützengewehr so schnell nicht möglich.“ Er lächelte, drehte sich dann um und schlug der Schauspielerin mit der Faust ins Gesicht. „Normalerweise schlage ich keine Frauen, aber du siehst ja aus wie ein Mann“, fügte er hinzu. Shuichi nahm Jodies Hand und lief mit ihr zu seinem Wagen. Sekunden später fing Vermouth an auf die beiden zu schießen und ihnen nachzulaufen. Shuichi öffnete die Wagentür und stieg ein. Als Jodie neben ihm Platz nahm, fuhr er mit quietschenden Reifen los. Er sah zu ihr. „Alles in Ordnung? Bist du getroffen?“ „Nur ein Streifschuss“, murmelte Jodie und schnallte sich an. „Wo fahren wir hin?“ „Weg“, antwortete der Agent, aber die Schüsse ertönten immer noch. „Verdammt…die werden nicht Ruhe geben, bis sie uns haben“, murmelte er. „Fahr an den Hafen“, gab Jodie von sich. „Sie haben dort…zwei Lagerräume, die unbewacht sind. Den Code…kennen nur höhere Mitglieder, aber ich hab ihn…mal mitbekommen. Wir können dort den Wagen wechseln und…bestimmt finden wir auch etwas, um unsere Identität zu verschleiern.“ Akai nickte. „Und sie werden nicht auf die Idee kommen, dass wir direkt in ihre Arme fahren“, sprach er. „Du musst deinem Boss Bescheid geben“, kam es von Jodie. „Er muss ebenfalls verschwinden und vorsichtig sein.“ „Das mach ich gleich“, sagte Shuichi ruhig. „Seit zehn Minuten gaben sie keine Schüsse mehr auf uns ab.“ „Vielleicht haben sie uns verloren?“ Jodie sah nach hinten. „Niemand hinter uns.“ „Wir sollten trotzdem aufmerksam bleiben. Sie könnten uns trotzdem hier vermuten.“ Akai bog auf das Hafengelände. „Wo geht’s lang?“ „Du musst erst einmal gerade aus, dann an der zweiten Lagerhalle rechts und an der dritten Halle schließlich links.“ „In Ordnung.“ Akai sah besorgt zu ihr rüber. „Hältst du durch?“ „Klar“, antwortete Jodie. Gerade als Shuichi abbiegen wollte, wurde er von einem Wagen gerammt. Er driftete nach hinten und nahm den Weg geradeaus. Es fielen weitere Schüsse. Einer traf den hinteren Reifen. Shuichi krallte seine Hände ans Lenkrad und versuchte das Auto unter seiner Kontrolle zu halten. Als der zweite Schuss in den Reifen abgefeuert wurde, wurde es immer schwerer für den Agenten. Irgendwann verlor er doch die Kontrolle. Der Wagen überschlug sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)