Schicksalsband von Dudisliebling (Eine zweite Chance) ================================================================================ Kapitel 3: Das Bewerbungsgespräch --------------------------------- Kapitel 3 Das Bewerbungsgespräch    Izayois Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Bahn beobachtete, die sich langsam auf den Schienen fortbewegte. Ihre Hand lag auf ihrer Brust und mit der anderen umschloss sie diese und erschreckte sich förmlich, als sie daran dachte, das er sie beinahe dort berührt hatte. Wie konnte sie nur solche Gefühle verspüren, bei einem ihr völlig fremden Mann? Das müsste alles an diesem eigenartigen Traum liegen. Ihre Mutter würde doch nicht wirklich recht behalten, das dieser Traum sie führen würde. In welche Richtung auch immer.   Seufzend und mit wackeligen Beinen, ging sie zu der Bank, die sich dort befand und setze sich darauf. °Ich kann nie wieder mit der Bahn fahren°, schoss es ihr gequält durch den Kopf. Ein kleines schmunzeln schlich sich allerdings auf ihre Lippen. °Oder ich lasse einfach ein Gespräch mit ihm zu. Was soll schon passieren?°, dachte sie weiter und stellte sich das Gesicht des Mannes noch einmal vor. Es war maskulin und kantig. Erwachsen und nicht so Milchbubihaft, wie die Männer in ihrem Alter es hatten. Reif und erfahren eben. °Wie alt er wohl ist?° Dazu diese kleinen Narben und das satte und strahlende Gold, welches in seinen Augen schimmerte. Das silberne Haar war ebenso ungewöhnlich. °Ob das so gefärbt ist? Aber wer will schon graues Haar haben, wenn man noch jung ist?°, grübelte Izayoi und sah auf, als die nächste Bahn langsam zum Vorschein kam. Sie stand auf und setzte sich wie gewohnt in den letzten Waggon auf ihren Platz, der heute nicht besetzt war. Nach ein paar Haltestellen, steig sie wieder aus und machte sich seelisch auf das Donnerwetter gefasst, welches sie nun von ihrer Freundin zu erwarten hatte.  Leise und vorsichtig öffnete sie die Tür und trat in den Vorraum. Dort entledigte sie sich ihrer Kleidung und schlich durch die Gänge des Teehauses, zur Küche. Dort zischte gerade der kupferne Teekessel und sie ergriff den Henkel, um ihn vom Feuer des Gasherdes zu ziehen. „Puh gerade rechtzeitig", sprach sie zu sich selbst.  „Na auch endlich da?“, hörte sie die Worte ihrer Freundin, die finster lächelnd hinter ihr stand. Izayoi lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und sie wand den Kopf langsam zu Shiju. „G-guten Morgen", stotterte sie und Shiju holte tief Luft. „Wolltest du nicht früher kommen!?“, rief sie Laut und Izayoi musste sich sogar die Ohren zuhalten. Flehend warf sie sich auf die Knie und bat ihre Freundin um Verzeihung: „Bitte verzeih mir! Ich wäre ja pünktlich gewesen, aber ‚Er‘ war wieder in der Bahn"   Shiju wollte eigentlich sauer sein, doch als ihre Freundin von einem ‚Er' sprach, also einer männlichen Person, könnte sie nicht anders als ihre Ohren zu spitzen. „ER? Wer?“, fragte sie zuckersüß und neugierig kniete sie sich zu ihrer Freundin, welche ihr Gesicht hob und nun in das scheinheiligste lächeln auf Erden blickte. Es machte ihr Angst, wie ihre Freundin sie nun ansah und innerlich verfluchte sich Izayoi dafür, das sie ihn erwähnt hatte.  „Da ist ein Mann in der Bahn, der naja..“, begann Izayoi zu erzählen und stotterte am Ende mehr, als das ganze Worte ihren Mund verließen. Shiju bemerkte das. „Nun raus damit Izayoi!“, drängte sie und schüttelte ihre Freundin am Arm. „Es ist er“, antworte Izayoi nach längerem Gerangel und Shiju stoppte. „Er?“, fragte sie. „Nun sag schon, wen du meinst!“   Izayoi sah Shiju nun genau in die azurblauen Augen und hob die Augenbrauen so, dass sie einfach verstehen musste, wen sie meinte. Shiju erstarrte und hielt die Luft an. „Du meinst der Mann aus deinem Traum? Der mit dem silbernen Haar und den goldenen Augen?“, fragte sie mit überraschter Stimme, woraufhin Izayoi nur zögernd nickte. Gerade als Shijukara zum Kreuzverhör ansetzen wollte, kam eine ältere Dame die Tür herein und hob den Zeigefinger. „Hey ihr beiden, ihr sollt hier nicht rumsitzen und tuscheln! Marsch umziehen! In einer halben Stunde kommen die ersten Gäste und wenn wir Glück haben und ihnen alles gefällt, bekommen wir am Freitag den Chef, hier her ins Haus. Also Hopp Hopp!“, dirigierte die alte Frau und die jüngeren sprangen auf ihre Füße, um schnell in die Umkleide zu laufen.   „Ume hat hoffentlich nichts gehört", murmelte Izayoi als sie in den seidenen Stoff ihres grünen Kimonos schlüpfte. Shiju brannte förmlich vor fragen und ließ eine Tirade auf Izayoi ab, ohne auf ihre Worte einzugehen. „Meinst du er ist DER MANN aus deinem Traum? Wie heißt er? Wie alt ist er? Wo arbeitet er? Wann hast du ihn das erste Mal gesehen?“   Izayoi zog ihren Obi fest zusammen und seufzte tief. „Das kann ich dir nicht sagen", antwortete sie wahrheitsgemäß und sah ihrer Freundin in die erstarrten Augen. „Du hast nicht mit ihm geredet?“, fragte sie erschrocken. Ertappt nickte Izayoi und prüfte noch einmal schnell ihre Frisur, als Ume wieder das Zimmer betrat. „Hört ihr nun auf zu tratschen. Marsch an die Arbeit. Kunden begrüßen!“, scheuchte sie die beiden auf und Izayoi verschwand schnell zum Eingang. Ihr waren die ganzen fragen unangenehm.   Am Eingang angekommen öffnete sich gerade die Tür und Izayoi sah in die bronzefarbenen Augen eines jungen Mannes. Er hatte langes schwarzes Haar, welches er zu einem hohen Zopf gebunden trug. „Hallo, bin ich hier richtig im Teehaus Yashimoto?“, fragte er lächelnd und musterte Izayoi genau. Diese kamen die Blicke des jungen Mannes etwas zu genau vor, trotzdem lächelte sie und antwortete freundlich. „Guten Morgen“, begann sie und verneigte sich leicht. „Ja, Sie sind hier im Yashimoto Teehaus. Ich bin Izayoi und bewirte sie heute"   Der junge Mann strahlte freundlich. Izayoi erwiderte es und bat ihn freundlich die Schuhe auszuziehen und ihr zu folgen. In einem kleinen Raum, bat sie ihn sich zu setzen und schob die Tür zum Garten weit auf. Es war erst 10 Uhr morgens, aber schon brütend heiß.   „Ganz schön warm heute, nicht wahr?“, fragte die Stimme hinter ihr und sie sah zu dem jungen Mann. „Ja das stimmt“, antwortete sie und sah auf, als sich die Türe öffnete und Shiju eintrat. „Nousagi? Ich wusste gar nicht, dass du hier dein Vorstellungsgespräch hast“, redete sie ganz vertraut mit dem Gast. Verwirrt sah Izayoi zwischen den beiden hin und her. „Du kennst ihn?“, fragte sie dann und Shiju nickte. Kurz wurden ihre Wangen rot. „Er ist mein Freund, könnte man sagen"   Izayoi riss die Augen auf und ihr Mund stand weit offen. „Was? Das ist der Mann mit dem du in letzter Zeit aus warst? Du hast mir gar nicht erzählt, das ihr zusammen seit", plapperte sie los und besagter Freund grinste breit. „Durch die viele Arbeit, kam es einfach nicht dazu. Außerdem war es bis gestern Abend noch nicht sicher", murmelte Shiju und ihr Gesicht wurde immer roter.   Die Tür öffnete sich wieder und ein rundlicher Mann stand darin. „Hallo, sind Sie mein Bewerber?“, fragte er in den Raum und sah zu Nousagi, welcher sofort aufsprang und sich tief verbeugte. „Guten Tag Herr Nomi“, begrüßte er ihn förmlich und auch die Damen verneigte sich leicht. So begann also das Gespräch und die Damen bewirteten die beiden mit kühlem Tee und Gebäckstücken, die zwar nicht angerührt wurden, aber eben als kleine Aufmerksamkeit bereitstanden.   Shiju war sehr nervös und so ließ Izayoi sie viele Dinge holen, um sich immer mal wieder kurz zu beruhigen. Am Ende gab es erfreuliche Nachrichten. Nousagi durfte sein Glück in der Firma versuchen und freudig wurde eine Schale Sake eingenommen. Der rundliche Mann verabschiedete sich und wandte sich an Izayoi. „Ein wirklich toller Service. Am Freitag würde ich gerne wieder hierher kommen“   Izayoi freute sich. „Vielen Dank! Wir bieten am Freitagabend eine Tanzaufführung an. Wenn sie möchten, trage ich Sie dafür ein", bot sie lächelnd an und der Mann nickte. „Gerne. Da wird sich mein Vorgesetzter freuen. Also dann, bis Freitag. Passt es um 16 Uhr?“, fragte er bei seiner Verabschiedung und bekam wieder die Zustimmung der jungen Frau.   Nachdem der Mann gegangen war, hörte Izayoi wie Shiju und Nousagi sich über die gelungene Bewerbung freuten. Deswegen ließ sie die beiden allein und ging zum Terminplaner. Ume gesellte sich dazu und sah ihr über die Schulter. „Kommen die Herrschaften wieder?“, fragte sie neugierig und füllte gerade etwas Teepulver, in eine dafür vorgesehene Dose. „Ja am Freitag“, Lächelte Izayoi und Stutze. „Komisch.“ „Was ist denn, Izayoi-chan?“, fragte die ältere sofort nach. Izayoi zeigte auf das Buch. „Weißt du den Namen? Für heute, steht gar keiner im Buch", fragte sie nach. Ume klatschte in die Hände. „Achja, den habe ich vergessen einzutragen. Den Termin habe ich erst heute Morgen gemacht. Die Firma heißt Taisho. Trag es gleich ein, damit wir es nicht wieder vergessen" erklärte sie und zog kichernd von dannen.   Izayoi dagegen war wie zu Stein geworden. Dachte sie doch noch einmal, über den gerade genannten Namen nach. °TAISHO. Stand das nicht auch auf der Karte des Mannes aus der Bahn?°    ~    Zur selben Zeit in der besagten Firma, wo der Chef gerade das letzte Papier unterschrieb und damit seine Scheidungsänderungen machte. Seufzend schob er den Stapel Papier in einen Briefumschlag uns legte es auf den Stapel, der heute noch verschickt werden musste. Genervt warf er sich in seinem Stuhl und rieb sich die Schläfen. Es war gerade einmal Mittag und er hatte noch unsagbar viel Arbeit. Doch wie am Tag zuvor kreisten seine Gedanken immer wieder, zu der Begegnung in der Bahn. °Wieso ist sie nur geflüchtet?°, dachte er wieder einmal nach, °Ob sie wohl Angst vor mir hat?° Und fuhr sich über die vernarbten Wangen. °Ich starre sie sicher an, wie ein perverser°, schollt er sein Verhalten und wurde vom Klopfen an der Tür, aus den Gedanken gerissen. „Herein", bat er mit strengem Tonfall und sah zu der Person, die eilig eintrat. „Was gibt es Myoga?“, fragte Toga und der rundliche kleine Mann, kam auf seinen Chef zu. „Ich habe die Bewerbung des jungen Mannes angenommen“, begann er zu erzählen und legte eine Akte mit den Bewerbungsunterlagen vor Toga ab. „Sehr gut. Dann können wir Frau Shirata, beruhigt in die Mutterschaft schicken. So ein Glück“, bemerkte Toga und überflog kurz die Daten seines neuen Sekretärs. Myoga war zwar auch sein Sekretär, doch agierte er eher als rechte Hand und kümmerte sich um die Belegschaftsangelegenheiten. Frau Shirata kümmerte sich dagegen um die Zahlen und Dokumentation der Firmengeschäfte. Hoffentlich könnte der Neue, diese Aufgabe zur Gänze übernehmen. „Am Freitag werden wir noch einmal ins Teehaus gehen und sie können ihn Kennenlernen", erzählte Myoga weiter und Toga nickte. „In Ordnung. Vielen Dank Myoga", dankte Toga und Myoga verließ wieder den Raum.     Am Abend warf sich Toga auf die Couch. Er hatte die junge Dame leider nicht noch einmal getroffen. Doch morgen wollte er einen neuen Versuch starten! Dann wäre Mittwoch und die Woche schon fast vorbei. Er musste sie morgen endlich sprechen. Die Träume würden niemals aufhören, wenn er dieser Sache nicht nachging. Wer weiß, was ihm seine Träume damit sagen wollten? Es hatte auf jeden Fall mit dieser Frau zu tun, die er darin sah und die der Dame aus dem Zug bis aufs Haar glich. Langsam war er sich sicher, dass sie es sein musste und sein Geist, ihm von klein auf, auf diesen Moment vorbereitete. Das einzige was ihn so Beunruhigte, war die Situation seines Traumes.   Darin weinte sie bitterlich. So sehr sogar, dass die Tränen an seiner Hand hinabrannten. War das vielleicht ein schlechtes Omen? Sollte er sie vielleicht doch nicht treffen? War diese Begegnung vielleicht eher eine Warnung, sich von ihr fern zu halten? Toga schüttelte den Kopf und sah auf seine Schale, in der sich sein Abendmahl befand. Nein, er musste mit ihr reden und herausfinden was es mit dieser Frau auf sich hatte. Er musste wissen wer sie war!    ~    Shiju kam mit einer Einkaufstasche voll mit Lebensmitteln nach Hause. Stöhnend wuchtete sie sie auf die Küchenzeile und verschnaufte. „Diese Hitze tötet“, stöhnte sie und öffnete den Kühlschrank,  drehte sich um und holte einige Joghurtbecher aus der Tasche. Als sie sich jedoch wieder herumdrehte, wurde der Kühlschrank gerade geschlossen und ein junger Mann lehnte sich gelassen an die Schrankwand. „Hallo meine schöne“, begrüßte er sie und Shiju sah ihn nur entgeistert an. „Hey lässt du mich bitte die Einkäufe verstauen? Weg da", schimpfte sie etwas und schob den Mann zur Seite, öffnete die Türe wieder und stellte die Becher ab.   Zwei starke Arme umarmten die kleine Frau von hinten, als sie sich wieder aufrichtete. Schmunzelnd lehnte sie sich an seine Brust und schloss die Augen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du so bald zurück sein wirst", begann sie das Gespräch und der schwarzhaarige Mann mit Zopf lächelte und lehnte dann seinen Kopf an ihren an. „Ist doch gut, dass es schnell ging. Ich habe dich schon sehr vermisst", raunte er in ihr Ohr, was Shiju einen Schauer über den Rücken jagte. „Dann hast du ‚ihn' also endlich gefunden?“, fragte sie und der Mann nickte. „Ja, er war direkt vor unserer Nase. Er führt das Unternehmen, bei dem ich ab nächster Woche arbeite. Ich bin so gespannt, wie er so ist“, plapperte er über seinen Fund.   Shiju drehte sich in seinen Armen um und sah in die bronzefarbenen Augen des Mannes, der sie so liebevoll und glücklich ansah. „Ich freue mich so sehr Nousagi. Endlich können wir deinen Wunsch erfüllen“, sagte sie lächelnd und küsste ihn sanft auf seine Lippen. Nousagi dagegen zog sie enger an sich und ließ den Kuss leidenschaftlicher werden. Nach einigen Sekunden lösten sie sich und sahen sich in die Augen. „Ich danke dir für deine Hilfe, Liebste“, hauchte er auf ihre Lippen und Shiju lächelte. „Ohne mich wären wir doch nie so weit", prahlte sie und Nousagi begann zu lachen. „Wie immer! Du kleine Angeberin“, ärgerte er sie und Schlang die Arme fester um sie. „Was hätte ich nur all die Jahrhunderte ohne dich gemacht“, seufzte er und Shiju vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.      Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)